Diary for On the road again


Eagle Plains / Bärenjagd um Mitternacht

2011-06-25

Beim Einchecken im Hotel sind wir darauf aufmerksam gemacht worden, dass letzte Nacht ein Bär um das Hotel gestreunt sei. Solche Warnungen bekommt man öfters und vergisst sie deshalb auch schnell wieder. Um Mitternacht will ich mir nochmals die Sonne am Horizont anschauen. Ich verlasse das Hotel durch einen Seitenausgang und muss zu diesem Zweck um das Gebäude auf die Rückseite laufen. Wie ich um die Ecke komme, sehe ich den Bären auf 100 Meter Distanz auf dem angrenzenden Campground an einem Pickup-Camper schnüffeln. Hinter mir öffnet sich eine Tür und ein Mann ruft mir zu, dass der Bär an seiner Türe und am Fenster gekratzt habe und dann mit einem vor der Tür liegenden Wanderschuh abgehauen sei. Ich nehme die Kamera aus dem Sack, aber bevor ich ihn im Fokus habe dreht er sich um und läuft in meine Richtung auf das Gebäude zu. Ich renne zurück um die Ecke zum Seiteneingang. Zuerst versichere ich mich, dass sich die Türe auch von aussen öffnen lässt. Dann überlege ich, was ich tun soll oder muss. Nebst Motorhomes hat es auf dem Campground auch noch ein paar Zeltler. Zudem bin ich zu aufgeregt oder abenteuerlustig, um mich ins Bett zu legen, wie wenn nichts gewesen wäre. Ich entscheide mich, in Deckung hinter den parkierten Fahrzeugen zu unserem Chevy beim Haupteingang zu rennen und in den Campground zu fahren. Wie ich losfahre, kommt auch noch eine Hotelangestellte mit ihrem Auto angefahren. Der Bär ist wieder im Campground und wie wir auf ihn zufahren, flüchtet er Richtung Highway. Wir wenden und müssen ein Stück zurückfahren, um auf den Highway zu gelangen. Dort sehen wir ihn auf der anderen Strassenseite. Die Angestellte steigt aus, bewaffnet mit einem Bärenspray. Wegen dem starken Wind verpufft der Strahl des Sprays und sie muss wieder ins Auto einsteigen. Der Bär rennt nun wieder über die Strasse zum Campground. Wir wenden und fahren zurück in den Campground. Dort angekommen flüchtet er wieder zum Highway. Die Angestellte bleibt dort und ich fahre zurück zum Highway. Wie ich einbiege sehe ich ihn noch, wie er erneut die Strasse überquert. Weil meine Jagdpartnerin oben im Campground geblieben ist, überlegt er es sich anders und verzieht sich seitlich in den Wald. Wie ich am anderen Tag vernehme, soll er morgens um 6 Uhr schon wieder im Campground gesichtet worden sein. Damit ist er endgültig zum sogenannten „Problem-Bären“ geworden und seine Tage sind somit gezählt. Üblicherweise kommt dann der Ranger und löst das Problem mit der Flinte. Wegen der Abgeschiedenheit dürfen sie ihn nach Rücksprache mit dem Ranger vielleicht sogar selber erschiessen.