Wir kommen langsam ans Ende der Sonora-Wüste. Die Kakteen werden spärlicher und ab Ciudad Obregon sind wir in einem der produktivsten Landwirtschaftsgebiete Mexikos. Entlang der Strasse immer das gleiche Bild. Ob Haupt- oder Nebenstrasse, kaum ein Kilometer ohne eines oder mehrere blumengeschmückte Kreuze. Man könnte meinen, dass es keine Friedhöfe gäbe und die Mexikaner die Verstorbenen am Strassenrand beerdigen würden. Der Grund für die vielen Verkehrstoten liegt weniger am Zustand der Strassen und Fahrzeuge, sondern an der verwegenen Fahrweise der Mexikaner. Zur Verdeutlichung können wir den Highway MEX 15 beschreiben, eine bedeutende Nord-Süd-Verbindung. Zwei enge Fahrspuren in jede Richtung mit einem Graben dazwischen, bis auf wenige modernisierte Abschnitte kein Pannenstreifen sowie ein abfallendes Bord auf beiden Seiten. Wegen Bauarbeiten ist über mehrere Kilometer der Verkehr auf die andere Seite umgeleitet und damit nur einspurig mit einer Doppellinie in der Strassenmitte. Alle paar Hundert Meter ein 40 km-Limit- oder Überholverbotsschild. Weil alle massiv schneller fahren und ich nicht von ganzen Kolonnen überholt werden will, fahre ich mit 75 km/h. Trotzdem bin ich sogar für Busse und Lastwagen immer noch zu langsam und werde ständig überholt. Halsbrecherisch werden diese Überholmanöver trotz Gegenverkehr bis zum äussersten ausgereizt und jede noch so kleine Lücke wird ausgenützt. Irgendwann hilft dann auch das Vertrauen in den Rosenkranz am Innenspiegel nichts mehr.