Diary for On the road again


Gracefield – Senneterre QC

2013-06-11

Die verabreichten Medikamente haben schnell gewirkt und Hedy geht es bereits wieder ganz gut. Wir haben uns für eine nördliche Route bei der Durchquerung von Quebec entschieden, weil wir die Ost/West-Verbindungen im Süden schon in beide Richtungen befahren haben. Obwohl wir noch unglaublich weit weg vom nördlichen Ende der Provinz Quebec sind, ist bereits am Hwy 117 zwischen Grand Remous und Lac Simon auf einer Strecke von 220 Kilometern nicht eine einzige Ortschaft zu finden. Pro Stunde kreuzen uns maximal 30 Fahrzeuge, mehr als ein Drittel davon sind schwerbeladene Holzlaster.
Auf dem Campingplatz in Senneterre werden wir am späteren Nachmittag schon sehnlichst erwartet und freudig begrüsst. Schwärme von Mücken fallen über uns her und wollen sogar in Mund, Nase und Ohren eindringen. Jetzt wissen wir, warum wir als Imker verkleidete Leute gesehen haben. In rekordverdächtiger Zeit schliessen wir Strom und Wasser an und fliehen in den Trailer. Mit jeder Türöffnung sind unvermeidbar auch einige der Blutsauger drin. Im Laufe der Zeit kommt aber jeder mal bei uns vorbei und wir können ihn liquidieren. Richtig wütend werden wir erst, wenn der Quälgeist beim Todschlag einen Blutfleck hinterlässt, was leider öfters vorkommt als uns lieb ist. Es bedeutet, dass er uns bereits erwischt hat, ohne dass wir etwas gespürt haben. Mit den vereinzelt noch anfliegenden Viechern werden wir locker fertig und können das Nachtessen unbeschwert geniessen. Irgendwann so nach 9 Uhr wird es immer ungemütlicher. Zu jedem, den wir umbringen, kommen einige zur Beerdigung. Irgendwo muss ein beschädigtes oder zu grobmaschiges Gitter oder ein kleiner Spalt sein. Mindestens 100 haben wir zerdrückt und immer noch schwirren mindestens nochmals so viele umher. Wir trauen dem Dampfabzug nicht und verstopfen ihn mit Tüchern ebenso wie bei der Wasserleitung im WC, welche von unten durch ein nicht abgedichtetes Loch im Boden nach oben führt. Aber es gibt Dutzende von Möglichkeiten beziehungsweise Schlupflöcher, weshalb wir kurz vor der Verzweiflung sind.
Zu unserem Glück entspannt sich sich die Lage langsam dank der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit. Wir nehmen an, dass sich die Plagegeister irgendwo verstecken und bei Tagesanbruch mit neuem Elan wieder aktiv werden. Wir müssen dies auf uns zukommen lassen und genehmigen uns erst mal einen Espresso und einen grossen Single Malt und ziehen dann die Decke weit über die Ohren.