Diary for WELTREISE 2023/24


Vorbereitungen laufen

2007-03-31

Mein Zwischenstand für die Vorbereitungen sieht wie folgt aus:

- Passbilder (18,00 €)
- Meldebescheinigung (5,00 €)
- Internationaler Impfausweis (2,05 €)
- Europäischer Führerschein (24,00 €)
- Internationaler Führerschein (16,30 €)
- Impfung Teil 1 (87,10 €)
- 10% Anzahlung des Programmpreises für STEP IN (217,90 €)
- Reiserücktrittsschutz 3% (65,37 €)
- Stornogebühren (19,80 €)
- Reisepass (59,00 €)
- Flug von Berlin nach Köln gebucht (36,08 €)

laufende Vorbereitungen:
- Anmeldung große Anwartschaft (54,00 €/Monat)
- Impfung Teil 2 (58,23 €)
- Auslandskrankenversicherung BKV (45,00 €/Monat)
- Visum beantragen (ca. 115,00 €)

noch bevorstehende Vorbereitungen:
- Reise nach Frankfurt buchen (ca. 35,00 €)
- Übersetzung der Zeugnisse/Urkunden (ca. 89,25 €)
- Kreditkarte besorgen
- Geld wechseln (ca. $90 Singapur Dollar, $310 Australische Dollar = 246,00 €)
- Konto belasten für laufende Versicherungen
- Sparguthaben-Überweisung kündigen
- Rest des STEP IN Reiseprogrammpreises bezahlen (1.961,10 €)
- Bewerbung / Lebenslauf schreiben
- Reiseutensilien kaufen
- Abschiedsparty organisieren

Nicht vergessen:
- Kopien Reisepass, Führerscheine, Impfausweis
- STEP IN Versicherungs-Verzichtserklärung abschicken


alleine reisen oder zu zweit

2007-04-01

Vielleicht sehe ich das auch zu eng, weil mir 5 Wochen vor Abreise die Muffe geht, aber auch schlechte Nachrichten gehören in ein Tagebuch.
Ich habe Probleme mit meinem Reisebegleiter. Als ich damals entschieden habe, nach Australien zu gehen, wollte ich unbedingt jemanden dabei haben, weil ich es mir alleine nicht zugetraut hätte. Ich war froh, jemand aus meinem Freundeskreis gefunden zu haben. Jetzt entpuppt sich dieser Freund als Alptraum. Er lässt mich mit der Planung und den Entscheidungen völlig allein. Schnell bekomme ich Zweifel, ob mein Freund da die beste Wahl war. Jedenfalls sollte man sich gut überlegen, wen man da mitnehmen will und ob man damit klar kommt, die Dinge allein in die Hand zu nehmen. Ich habe jedenfalls damit zu kämpfen. Die Frage ist jetzt, Reisen zu zweit oder doch lieber allein.


Schwierige Entscheidung

2007-04-05

Wer mich kennt, weiß, dass ich schwierige Entscheidungen hasse. Ich schiebe sie gern auf die lange Bank. Meine Bank ist jetzt aber leider nur noch 4 Wochen lang und ich muss schon in wenigen Stunden entscheiden, welche Route ich nun wähle. Seit 2 Tagen zerbreche ich mir den Kopf, über welches Land ich zurückfliegen möchte. Bali, Honkgong oder Bangkok. Während Bali eine super schöne Insel zum relaxen und erholen ist, ist Hongkong das krasse Gegenteil. Großstadt, Lärm und Hektik. Sicher auch viel zu sehen was Architektur angeht, aber was macht man da 14 Tage lang. Die Stadt wäre in 2-3 Tagen mit ihren sämtlichen Tempeln und Parks erkundet.
Also Bali. Da hat man seine Ruhe und kann Tagestrips auf Segelbooten chartern, die zu einsamen kleinen Inseln segeln.
Zu dumm nur, dass mein Reisebegleiter Hongkong favorisierte. Ich fragte ihn, ob er sicher sei, dass er Bali nicht möchte und er wunderte sich, weil doch Bali gar nicht auf der Liste stand. Siehe da, er hatte diesen Stopover völlig übersehen und ich war sehr froh, dass er sich umentschied. Ich bin allgemein froh, dass mein Reisebegleiter doch etwas Interesse an der Reise zeigt. Ich habe Hoffnung auf eine gemeinsame Reise.
Die zweite Entscheidung war Neuseeland. Wann, von Wo nach Wo, und von Wo nach Wo wieder zurück. Ich wollte unbedingt auf beide Inseln und so entschieden wir uns auf eine Ankunft in Auckland (Nordinsel) und Abreise in Christchurch (Südinsel). Damit haben wir 4 Wochen Zeit, beide Inseln zu bereisen.
Damit stand die Reiseroute fest und kann jetzt zu STEP IN gefaxt werden. So haben wir auch gleich 75€ gespart, weil nach dem 5. April Kerosinzuschlag dazugekommen wäre.


Packtest oder

2007-04-18

Ich wollte letztes Wochenende einen Packtest machen, um zu schauen, wieviel eigentlich reinpasst in den Rucksack. Steht zwar 50+10 Liter drauf, aber wer weiß denn schon, wieviel 60 Liter Kleidung wiegen.
Aus 2 Gründen bin ich beim Packen gescheitert. Grund 1 ist ganz klar. Ich bin eine Frau. Richtig, die Entscheidung, was will ich mitnehmen, beschäftigte mich den ganzen Tag und ich bin bis heute (Mittwoch) immer noch unschlüssig, was ich nun wirklich alles mitnehmen möchte. Grund 2 ist auch ganz klar. Ich bin eine Frau. Sobald ich vor dem Kleiderschrank stand, verfiel ich gleich in Nostalgie und probierte alte Klamotten an, um folgendes festzustellen:

1. die Mode hat sich geändert
2. ich bin nicht länger sondern breiter geworden in den jahren
3. ach hier liegt mein Lieblingsshirt, das habe ich schon ewig gesucht.

Das Packen habe ich somit wieder auf meine Bank geschoben, die ja jetzt keine 3 Wochen mehr lang ist. Einen zweiten Versuch werde ich aber sicher in Kürze starten.

Die Vorbereitungen schreiten übrigens voran und langsam kann ich ernten, was ich vor Wochen gesäht habe:

1. die Bank gesteht mir nach langen Überlegungen (was habe ich nur verbrochen) endlich eine VISA Karte zu
2. meine Singapur und Australische Dollar halte ich in Händen
3. mit meinen Girokonten bin ich online und kann ins Ausland transferieren.
4. der Flug nach Köln ist gebucht, Visum wurde bestätigt, letzte Impfung ist überstanden.

Meine Muffe hat sich auch etwas verflüchtigt. Hatte in den letzten 2 Wochen ein Tief, na nennen wir es mal mittlere Krise. So mittel bis groß war sie. Na sagen wir groß, wirklich riesig, eigentlich scheiß riesig. Diese quälenden Fragen kamen hoch wie:

1. was mache ich hier eigentlich?
2. Spinne ich? ich höre auf zu arbeiten. Wer macht das freiwillig?
3. Familie und Freunde ein ganzes Jahr nicht verfügbar. Scheiße. Ob das gut geht?

Die ersten 2 Fragen sind leicht und beruhigend beantwortet. Ich frage mich, was ich hier mache. Ich möchte mich weiterentwickeln und das kann beruflich nur förderlich sein.
Bleibt nur noch Familie und Freunde, aber da gibt es kein Mittel gegen. Da muss ich wohl durch. Ich versuche mich abzulenken, indem ich mir überlege, wie ich den Jetlag am Besten überstehen kann. Gibt ja tausend Tipps. Ich plane, mich an keine zu halten, nur um zu schauen, was passiert. Ich halte euch auf dem Laufenden.


1. Etappe (Nachtrag)

2007-05-04 to 2007-05-07

Da ich gefragt wurde, ob es eine 1. Etappe gibt und ob ich sie noch schreibe, hole ich dies hiermit nach. Meine 1. Etappe war, wie man auch auf meiner Map sehen kann der Flug nach Koeln. Strategisch sehr klug, 3 Tage vor einer grossen Reise schon mit dem Flieger zu fliegen, weil ich gezwungen war, rechtzeitig zu packen und (jedenfalls geht es mir so) waehrend des Fluges alle vergessenen Dinge aufzuschreiben, die einem immer gleich einfallen, wenn es zu spaet ist. So hatte ich in Koeln noch Zeit, eine Mehrverteilersteckdose zu kaufen und gerade noch zu checken, dass mein Eurostecker nicht passt und ich es mit Kakis Werkzeug passend machen konnte.
In Koeln findet jedes Jahr ein Feuerwerk statt. Das "Rhein in Flammen" und ich hatte das unverschaehmte Glueck, genau dieses Wochenende zufaellig in Koeln zu sein. Daher also packten wir alles fuer ein Picknick ein und machten es uns mit tausenden von anderen grillfreudigen Zuschauern am Ufer des Rheins gemuetlich. Ein toller Abend sag ich nur.
Am naechsten Tag ging es gleich weiter zum Nuerburgring (schreibt der sich so?).
Das erste Mal seit langem musste ich wenig an Australien denken. Zu viel Trubel war um mich herum und ausserdem fuehlte sich der Besuch bei meiner Schwester an, wie ein normaler Wochenendbesuch. Am Montag wurde es jedoch ernst und am Koelner Bahnhof hiess es dann von meinem 4. Familienmitglied Abschied nehmen. Auch hier erging es mir wie schon am Flughafen Tegel bei meinen Eltern so, dass, sobald ich mich verabschiedet hatte und mich umdrehte, ein paar Traenen kamen.

In Frankfurt am Main angekommen stieg ich ohne Problem gleich in den richtigen Bus ein, der mich zum Terminal 2 fuhr. Da fand ich auch ohne Probleme in der Halle eine groessere Menschenmenge und eine Frau, die ein Schild "Australia" in der Hand hielt. Aber irgendwie waren die Teilnehmer alle aelter als ich. Und es dauerte noch mal 2-3 Minuten, bis ich merkte, dass ich in der falschen Gruppe stand. Mein Gott, wieviele Gruppen fliegen denn heute nach Australien? Ich also mich wieder woanders hingestellt und nach 10 Minuten kamen dann auch schon 2-3 Leute meines Alters. So begann der erste Kontakt zu den Teilnehmern. Andreas und seine Freundin erreichten den Flughafen auch und so checkten wir gemeinsam ein. Jetzt gab es kein Zurueck mehr. Ich freute mich tierisch auf Australien. Endlich sollte mein Traum wahr werden. So richtig realisiert habe ich es erst, als ich 5 Tage spaeter vor dem Operer House in Sydney stand. Wenn Andreas und Andreas2 nicht dabei gewesen waeren, haette ich losgeheult vor Freude.


2. Etappe Singapur

2007-05-09

Gestern in ein super tolles Hotel "ParkRoyal" eingecheckt. Nach kurzer
Dusche (diese war noetig nach 11 h Flugzeit) sind wir abends noch um die Haeuser gezogen. Selbst um 22 Uhr war es noch schwuel warme 28 Grad. An den Linksverkehr musste man sich hier schon gewoehnen. An jeder Ecke, eigentlich 2 bis 3 Mal in der Strasse gab es Restaurants und kleine Imbisslaeden. Viele Leute waren noch unterwegs.
Bis um 23 Uhr haben wir uns versucht, muede zu laufen. Schliesslich sind es 6 Stunden, die wir umstellen mussten. Ein Telefongespraech vom Hotelzimmer klappte auch nach dem 3. Versuch. Eine tolle Aussicht vom 17. Stockwerk hatten wir. Am naechsten Tag gab es die Sightseeing Tour. Besuchten Tempel, Botanischen Garten und den Hafen natuerlich. Es war kurz aber ganz okay. Jetzt sind wir schon wieder am Flughafen und checken bald nach Sydney ein. Also dann bis Sydney.


3. Etappe

2007-05-11

3. Etappe
Endlich habe ich den australischen Kontinent erreicht. Australische Zeit 6 Uhr, deutsche Zeit 22 Uhr. Etwas unsicher stiegen wir als Letztes aus dem Flieger. Zu lange haben wir uns mit den Einreisebestimmungen beschäftigt und zum Schluss waren wir schließlich völlig paranoid. Gerüchte gingen während des Fluges rum, dass ein vergessener Apfel im Rucksack bei der Kontrolle Alarm auslöst und eine fette Strafe brummt. Wir malten uns aus, was sie mit einem machen werden, wenn jemand vergessen sollte, seine Kopfschmerztablette, Nagelschere (any kind of weapon – jede art von waffen [wobei wir dann noch paranoider wurden, weil wir plötzlich sogar Schnürsenkel und Nagelschere als Waffe sahen] oder alte Schuhe/Zelte (es ging um den Sand, der möglicherweise nach Australien eingeschleust werden könnte) anzugeben. Am Ende kreuzten wir alle „unsicher“ an und fragten drei Mal, was man unter schweren Medikamenten versteht. So wurden wir alle gründlich durchleuchtet und bekamen gleich unser Visum in unsere Reisepässe geklebt. Stress vorbei.
Gegen 7 Uhr trafen wir endlich im Hostel ein. Völlig übermüdet bekamen wir unser Bettzeug und Schlüsselkarte und leider auch unser Tagesablauf für den heutigen Tag, der vorsah, dass wir uns schon in 2 Stunden treffen sollten. Also nix mit hinlegen und schlafen. Die Zeit reichte gerade für eine Dusche, Sachen leise auspacken (Vierbettzimmer) und Frühstücken.
Im Laufe des Tages folgte eine Flut von wichtigen Informationen wie z.B.:

- Steuernummer beantragen, was man bei der Steuererklärung beachten sollte
- Auto kaufen, was man bei Steuern und Sicherheit beachten sollte
- Handy, welche Tarife gibt es zur Auswahl
- Bank, dein Konto eröffnen
- Memberchip-card, keine Ahnung mehr wozu, meine Aufnahmefähigkeit ließ etwas nach
- Irgendwas von Sehenswürdigkeiten, meine Aufnahmefähigkeit machte ein Nickerchen
- Arbeitsformular, hier ist es gut, wenn du die anderen Sachen schon hast (Steuernummer, Handynummer, Kontonummer, Memberchipkartennummer)

Nach dieser „Orientation“ war ich doch etwas eingeschüchtert. Es klang zwar alles so schön, aber kostet eine Menge und man weiß gar nicht so recht, ob man mit einer Wochenmiete von 100-175 Dollar (65-110 Euro) überhaupt über die Runden kommt. Was Reisen angeht werden wohl einige Träume platzen.

Noch am gleichen Tag gingen wir zur Bank und holten unsere Bankkarte ab, pardon, Andreas verbesserte mich gerade und meinte, „meine Karte“, da er das Pech hatte, keine mehr abzubekommen und seine erst am Montag erhalten wird. Nach dem Bankbesuch marschierten wir den langen Weg zurück zum Hostel. Es war bereits 17 Uhr und wir waren immer noch hundemüde. Trotzdem quälten wir uns noch zum Rechner und schrieben fleißig E-Mails nach Hause. Aber immer noch war nicht Schlafenszeit und ich versuchte noch bis 20 Uhr wach zu bleiben, damit ich keine Jetlagprobleme bekomme. Länger als 20:30 Uhr schaffte ich es nicht.


Hafen von Sydney

2007-05-12

Der zweite Tag war da schon viel stressfreier. Vormittags waren Andreas und ich im Work&Travel Center und füllten unser Arbeitsformular aus. Schnell noch Telefonkarte besorgt, damit ich endlich mein Handy aktivieren kann. Denn ich hatte die ganze Zeit keine Uhr oder Wecker. Dann wieder zurück zum Hostel. Den Weg kennen wir nun langsam auswendig. Die Stadt ist übrigens ganz nett. Laut, stressig, wie eine Großstadt eben sein sollte. Natürlich meldeten wir uns auch gleich bei der kostenlosen Citytour an. Eigentlich war es mehr eine Beachtour, weil wir hauptsächlich Küsten am Rande der Stadt lang fuhren. Aber es war gerade super schön, weil es viel mehr zu sehen gab. Leider konnte ich nur wenige Fotos machen, weil meine Batterien den Geist aufgaben (meine Wechselbatterien waren leider nicht aufgeladen – typisch, oder?). Aber ich habe vor, die Küste noch einmal lang zu laufen.

Abends haben wir in der Küche unseres Hostel Spagetti gekocht. Es gibt auch eine TV Lounge und Swimmingpool mit Sauna. Internet sowieso und diese sind sogar mit Web-Cams ausgestattet. Ich hätte mir also noch nicht mal eine in Singapur kaufen müssen.

Hafen in Sydney
Diesmal weckte mich ein bekannter Klingelton. Hach, wie sehr habe ich mein Handy vermisst. Nach dem Frühstück gingen wir wieder zur Company (Work&Travel Centrale) und regelten einige Dinge. Andreas hatte eine kleine Aussicht auf einen Job heute früh, aber leider wurde nichts draus und so machten wir das Beste draus und besuchten den Hafen. Es war eine sehr schöne Tour. Unter der Brücke hatten wir einen herrlichen Blick zum Opera House. Dort trafen wir übrigens Andreas aus Hamburg (ein weiterer Teilnehmer von Step In. Um Verwechslungen zu vermeiden Andreas2), der sich uns anschloss. Am Opernhaus angekommen schossen wir Fotos was die Speicherkarte hergab. Netterweise bekam ich eine Kamera von Andreas2, dessen Hobby wohl auch Fotografieren sein muss, da er schwer mit professionellem Equipment angereist war. Es machte tierischen Spass das Opernhaus zu fotografieren. Irgendwie konnte ich es nicht so richtig begreifen. Ich bin hier tatsächlich in Sydney, auf der anderen Seite der Welt. Mir war da schon etwas mulmig. Die Eindrücke kann ich diesmal nur sehr schwer beschreiben. Deshalb werde ich eine kleine Diashow vorbereiten. Solange müsst ihr euch mit den Highlights vorlieb nehmen.

Der Abend sollte aber erst noch beginnen. Ab 19:30 sammelte uns ein Bus zur Kneipentour ein. Natürlich durfte ich da nicht fehlen. Schließlich möchte man ja Kontakte knüpfen und die Leute kennenlernen. 5 Locations in 5 Stunden. Ein Bus fuhr uns quer durch die Stadt und dabei lief Rave, Trance Musik oder was auch immer. Auf jeden Fall hat sie die Stimmung eingeheizt. Es hat fett Spaß gemacht. Die 5. Lokalität habe ich leider nicht mehr geschafft. Sitze lieber hier in der Lounge des YHA und schreibe euch.

Fotos von der Citytour gibt es bald. Da warte ich nur noch auf 2 Fotos. Morgen haben viele vor, zum Strand zu gehen. Andreas und ich klinken uns da ein und ich kann endlich meine Beach-Tour nachholen. Ich kann euch jetzt schon tolle Fotos versprechen.

Wenn ich die letzten Tage zurückblicke ist ja eine Menge geschehen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir für ein Jahr in Australien bleiben werden. Am Mittwoch haben wir schon die erste Mitfahrgelegenheit Richtung Norden, wo es hoffentlich gutbezahlte Jobs und günstige Unterkünfte gibt. Unsere Fahrer steuern auf jeden Fall auch Zeltplätze an, was mir nur recht sein kann. Die sollen nämlich zum größten Teil nix kosten. Ich bin schon super gespannt.


Beach Tour

2007-05-13

Wie versprochen, besuchte ich die Küste südlich von Sydney noch einmal. Es hat eine kleine Ewigkeit gedauert, bis wir den richtigen Bus fanden. Ich hatte auch keinen blassen Schimmer, wie unsere Haltestelle zum Aussteigen hieß. Da fragte ich einfach den Busfahrer wo die beste Haltestelle für den Tarama Beach sei. Dies war der Strand, an dem wir unsere erste Citytour endlang machten und dessen Name mir noch in Erinnerung war. Im Lonely Planet stand beschrieben, dass man die Küste entlang spazieren kann. Unsere Haltestelle war schließlich am Bronte Beach, zwei Strände vor Tarama. Bis zum Ziel (Bondi Beach) waren es 3,5 km. Es machte tierischen Spaß, nah am Ufer und den spektakulären Felsformationen endlang zu klettern. Leider ging es an einer Stelle nicht mehr weiter und wir mussten den ganzen Weg wieder zurück zum Strand laufen. Diesmal gingen wir den gesicherten Weg, wo uns viele Jogger entgegenkamen. Bei dieser Aussicht würde ich auch gleich mit dem Joggen anfangen. Dieser Tag war wieder einmal ein Genuss für die Augen. Wir konnten uns von der Küstenlandschaft gar nicht satt sehen. Türkisblaues Wasser mit 2 Meter hohen Wellen. Jede Menge Surfer im Wasser. Abends gegen 16 Uhr geht hier langsam die Sonne unter und das grelle Tageslicht weicht einer orangefarbenen Abenddämmerung. Jetzt sehen die Felsen natürlich noch schöner aus. Richtig dunkel ist es bereits gegen 18 Uhr. Um diese Zeit trafen wir auch wieder mit dem Zug an der Central Station ein. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung zu unserem Youth Hostel. Die letzte Nacht haben wir dort heute. Morgen müssen wir für die nächsten 2 Tage eine andere Bleibe suchen.
Jetzt ist es 20 Uhr. Bald wollen wir noch mal zum Opern Haus, das tolle Gebäude bei Nacht fotografieren. Ich bin übrigens nach jedem Abend sehr gespannt, wenn ich meinen Laptop aufschlage und die Fotos des Tages herunterlade, die 8 besten Fotos heraussuche, um euch diese hier zu präsentieren.


Der “check out – check in” Tag

2007-05-14

Habe ich geschrieben, dass wir auschecken mussten? Also was wir nicht gecheckt haben war, dass wir am Tag des Eincheckens die erste Essensmarke verbraucht hatten, und nach dem Verbrauch der 5. Essensmarke dachten, unsere 5 Tage wären um. Falsch gedacht. Glück gehabt. Die Logik auf der Strecke geblieben? Hier noch mal ganz einfach: wir haben 5 Mal gefrühstückt, aber nur 4 Mal übernachtet. Der Stress mit einem günstigen Hostel suchen war erst einmal verschoben.

Beim Frühstücken trafen wir Ute. Gemeinsam gingen wir zur Company, wo wir noch einmal nach einem Job fragten. Wir hörten von anderen Step In Teilnehmern, dass sie alle noch keinen Job bekommen hatten. Mit dieser Aussicht habe ich nun auch mein Glück versucht und eine Sharron gebeten, mir dringend für heute oder morgen einen Job zu besorgen. Mit einem Sharronlächeln bin ich auch vertröstet worden und mit den Worten: wir rufen dich an, bin auch ich erfolglos davongetrottet. Wieder keinen Job für heute. Um den Tag noch zu retten, versuchten wir es wieder mit etwas Sightseeing. Diesmal ging es über die Sydney Harbour Bridge Richtung Kirribilli. Ein netter kleiner Stadtteil mit einer herrlichen Übersicht über Sydneys Skyline. Auf der Rücktour wollten wir mit der Fähre zurückfahren, aber das war doch ein wenig zu teuer und so fuhren wir mit dem Zug nach Hause. Zuvor jedoch machen wir noch einen Zwischenstop in der Company um E-Mails abzufragen. Da klingelte überraschend mein Handy. Es meldete sich die Company. Sofort wusste ich, was Sache war, sprang auf und rannte rüber zu Sharron. Sie fragte mich, ob ich schon mal in einem Café gearbeitet habe. „Yes, sure“ war meine Antwort. Jetzt konnte ich zeigen, was ich in Deutschland gelernt habe. Hierfür schon mal einen Riesendank an meinem Onkel Peter, bei dem ich das Kellnern auf dem Schiff gelernt habe. Ich wusste noch ein paar goldene Regeln:

- denk ja nicht, du hast alles geschafft und kannst dich ausruhen. Wer dumm rumsteht hat schon verloren. Es gibt immer was zu tun

- Schweres Geschirr auf dem Tablett immer am Körper. Wenn was umfällt, sollst du nass werden und nicht der Gast

Von der Company bekam ich einen Ausdruck der Zugverbindung, wie ich fahren musste und einen Stadtplan, wo das Café ist. Das Café war in einem privaten Krankenhaus auf der Nordseite von Sydney. Nur etwas weiter als wir heute gelaufen sind. Na das ist doch schon mal was. 17 Dollar die Stunde für 6 Stunden. Mit dieser Aussicht konnten wir mit ruhigem Gewissen eine Nacht im Hostel verlängern. Demnach checkten wir wieder für eine Nacht ein. Vor lauter Aufregung konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen. Habe sogar geträumt, dass ich zu spät zur Arbeit komme oder die Arbeit gar nicht erst finde. Na mal sehen.


Erster Job

2007-05-15

Ihr kennt mich ja, ich gehe immer auf Nummer sicher. So auch an diesem Morgen. Ich wollte nichts dem Zufall überlassen. Schließlich könnte die Bahn in Sydney auch so ihre Macken haben. Ich bin eine halbe Stunde früher mit dem Zug zur Arbeit gefahren. Traf dort Tim, mein Ansprechpartner. Ein nettes Café dachte ich mir, dass werde ich schon gebacken kriegen. Jeamie zeigte mir, wie man das Essen zubereitet. Sie zeigte mir die Geräte und bevor ich überhaupt im Kopf für mich übersetzen konnte, welche Geräte sie meinte, war sie mit ihrer Aufzählung schon drei Geräte weiter, sagte, welches Essen mit welchem Gerät zubereitet wird und erwähnte mit keiner Silbe, wie lange es dort bleiben sollte. Ich nickte brav, dachte mir, ich werd halt noch mal fragen, wenn es soweit ist und lief artig hinterher. Geschirrspüler war mir vertraut, ähnlich wie in Deutschland. Große Teller, mittlere Teller und kleine Teller hierher und die anderen kleinen Teller dahin. Wie. Moment mal. Ich sah mir die kleinen Teller an und stellte keinen Unterschied fest. Hilfe. Wo ist da der Unterschied? Ganz ruhig Conny. An den großen Kaffeeautomat musste ich zum Glück nicht. So machte ich in der ersten halben Stunde meinen ersten Beacon with tomato and cheese und brachte artig das Geschirr in die Küche. Tim kam irgendwann zu mir und meinte, wenn er ruft muss ich auch den Kaffee zu den Tischen bringen. Neben dem Kaffeeautomat türmten sich schon die Tassen und ich machte mich eifrig dabei. Nach einer Stunde kamen immer mehr Arbeiter in die Küche. Die eine übernahm (Gott sei dank) das Essenzubereiten, so dass ich mich voll auf das Abwaschen konzentrieren konnte. Ein anderer bereitete Sandwiches vor. Dann kamen noch mehr Arbeiter und ich fragte mich, ob das nicht Personalverschwendung wäre. Nach 2 weiteren Stunden war ich für so viel Personal dankbar. Jeder hatte seine Aufgabe und war vollauf damit beschäftigt, diese auch zu erfüllen. Ich kam mit dem Geschirrabräumen nicht hinterher, hatte zu tun mit abspülen und Geschirrspüler ein und ausräumen. Ich hatte vergessen, wie heiß es in der Küche immer ist, wenn man den Spüler öffnet. Jetzt brachten mir die Kellner auch schon das Geschirr in die Küche und ich hatte damit zu kämpfen, dem Typen am Kaffeeautomaten die Tassen nachzuliefern. Dann fragte mich Jeamie, ob ich mich langweile. Ich dachte, hallo? Sehe ich gelangweilt aus? Man muss ich einen lahmen Eindruck hinterlassen. Ich dachte, gleich kommt Tim rüber und sagt mir, dass es schön war mit mir zu arbeiten, aber ich dürfte gehen. Nein, dass würden sie nicht wagen. Nicht bei so viel Betrieb. Ich legte noch einen Zahn zu.

Da es ja nun ein Café in einem Krankenhaus war, kamen viele Patienten in ihren Nachthemden und Ärzte in ihren typisch blauen und grünen Uniformen, die man auch aus dem Fernsehen kennt. Nur etwas verwaschener. An einem Tisch unterhielt ich mich mit einem netten älteren Herrn, der zwischen 1963-66 schon mal in Berlin war, wo die Mauer schon stand. Er konnte gebrochen Deutsch und er meinte, mein Englisch wäre sehr gut. Mit diesen beflügelnden Worten schwebte ich in die Küche zurück. Endlich waren die 6 Stunden um und ich bekam von Tim meinen Arbeitszettel und eine Arbeitsbewertung. Naja es war mehr ein ankreuzen von Exzellent bis Schwach. Aber ich habe mich trotzdem über dieses Häkchen bei Excellent gefreut. Meine ganze Sorge über das lahme Arbeiten war umsonst. Nach der Arbeit war ich völlig ausgepowert. Nachts zuvor hatte ich ja nun kaum geschlafen. Die Jungs gingen ohne mich einkaufen und zauberten abends ein tolles Essen mit Stampfkartoffeln, Zucchini-Möhren-Erbsengemüse und Keule. Ich derweil schaffte es gerade mal die Fotos vom Vortag herunterzuladen und ein wenig zu schreiben. Wir ihr gemerkt habt, habe ich es nicht mehr ins Internet geschafft. Aber ich schreibe trotzdem jeden Tag einen kleinen Bericht und bei der nächsten Gelegenheit wird er wieder ins Netz gestellt. Da heute keine Sightseeingtour war, gibt es auch keine Fotos. Später werde ich an dieser Stelle mal Fotos vom Hostel reinstellen damit es nicht so nackig aussieht. Heute ging ich natürlich früh ins Bett. Nicht nur weil ich hundemüde war, sondern weil wir morgen früh definitiv auschecken müssen. Ich freu mich schon tierisch auf morgen, da wir endlich mit dem Auto Richtung Brisbane fahren wollen. Christian und Christina haben sich ein Auto gekauft und wir fahren mit und wollen auf Campingplätzen übernachten. Na mal sehen, was der Tag morgen so bringen wird.


Wir verlassen Sydney

2007-05-16

Um 10 Uhr checkten wir aus und parkten unsere Taschen in Utes Zimmer zwischen. Sie bleibt naemlich noch ein paar Tage im Hostel. Chris&Chris (in Zukunft C&C) meldeten sich um 11 Uhr und meinten, dass es mit dem Auto noch eine Weile dauern wird. In der Zwischenzeit holten wir endlich Andreas Bankkarte ab. Um halb vier machten wir uns mit all unseren Sachen auf dem Weg zu C&C nach Glebe Point, ein Stadtteil suedwestlich von Sydney. So ersparten wir C&C eine Autofahrt durch die Stadt. Ehe alles gepackt und im Auto verstaut war, war es schon halb sechs und es wurde schon dunkel. Uns war es egal. Keiner von uns wollte noch eine teure Nacht in Sydney bleiben. So liessen wir das Hostel-Luxusleben hinter uns und steuerten auf unser erstes Abenteuer zu. Welches uns nach nur einer knappen Stunde Autofahrt vielleicht schon ein Knoellchen einbrachte, weil wir ein Stueck Motorway fuhren und diese, wie wir spaeter erfuhren, Gebuehrenpflichtig war. Na das fing ja gut an.
Unser Ziel war ein Zeltplatz, welcher in unserem extra kaeuflich erworbenen Campingbuch angezeigt wurde. Nach 5 Stunden Autofahrt fanden wir gleich auf Anhieb! na das waere zu schoen gewesen. Natuerlich mit Verfahren und Irrfahrten fanden wir einen wegen Pestgefahr abgesperrten Platz vor. Super. Das faengt schon gut an. Wir haben uns aber nicht entmutigen lassen und fuhren weiter. Laut Karte fuhren wir dicht am Pazifik vorbei, von dem wir nix sehen konnten. Alles zu Dunkel. Auch der naechste Campingplatz liess sich schwer finden!… na das waere auch zu schoen gewesen. Wir fanden ihn erst gar nicht. So parkten wir vor einem Strandbad und studierten die vielen Verbotsschilder. Scheisse. Zelten Verboten. Strafe: 1000$. Tolle Aussichten. Aber das Strandbad befand sich in einem geschuetzten Gebiet und nur da war Campen verboten. Nicht aber auf dem Strandbad selbst. Wir gruebelten, ob wir es riskieren sollten. Da kam ploetzlich eine Patrollie und wir fragten einfach nach, ob Zelten erlaubt sei. Der Mann war ganz nett und deutete uns mit der Taschenlampe an, wo wir unser Auto parken und wo wir Zelten duerfen. Geschafft. Unser erstes Nachtlager im Strandbad. Wir hoerten die Wellen, sahen aber leider nichts. Wollten auch nichts mehr sehen. Wollten nur noch schlafen. Es war bereits gegen Mitternacht. Ich stopfte mich in meinen Schlafsack und schlief bei Wellenrauschen ein,… das war wirklich so.


Der erste Sonnenaufgang

2007-05-17

Es war kalt die Nacht und ich konnte kaum schlafen. Um 6 Uhr klingelte mein Wecker. Stimmt ja. Gestern vor dem zu Bett gehen hatten wir vereinbart, um 6 Uhr aufzustehen. Jetzt empfand ich es als scheiß Idee. Nix da, sagte ich mir und drehte mich noch einmal um. Irgendwann kam Andreas aufgeregt ins Zelt gerannt. Wann ist der bloß aufgestanden? Habe ich verschlafen? 6 Uhr war doch wirklich zu früh, also bloß nicht stressen. Doch Andreas weckte mich nicht, weil wir los mussten, sondern weil er einen fantastischen Sonnenaufgang am Strand beobachtete. Schnell holte ich meine Kamera und weckte die anderen. Endlich sahen wir auch unseren Strand im Hellen. Es war ein toller Ausblick. Am Horizont standen zahlreiche große Schiffe. Nachts hatten wir nur Lichter gesehen und dachten schon, es wäre das andere Ufer. Aber jetzt zeigte sich in der Morgenröte, dass es große Frachtschiffe auf dem Weg nach Japan oder Korea waren. Einige Jogger waren am Strand unterwegs. Hm. Hier wohnen müsste man. Hier macht Sport wirklich Spaß. Am Rande der Felsen entdeckten wir eine kleine unterspülte Höhle mit kleinem Zugang zum dahinterliegenden Strand. Wir ließen uns an diesem Morgen alle Zeit der Welt und erkundeten die wunderschöne Gegend.

Am Strandbad wieder angekommen schlossen wir gleich Freundschaft mit dem Besitzer. Wir kamen ins Gespräch, die üblichen Fragen, woher wir kommen, wie lange wir bleiben wollen. Er fragte uns, ob wir eine share haben wollen. Da er mit starkem Akzent sprach, verstanden wir ihn nicht. Er führte mich ins Gebäude und zeigte mir die Duschen. Ach shower meinte er. „that’s perfect“ sagte ich nur und gab ihm mit meinem breiten Grinsen zu verstehen, dass er unseren Tag gerettet hat. Stuart heißt übrigens der alte nette Mann und er trifft sich anscheinend jeden Morgen mit einen Haufen Rentnern zu einer Tasse Kaffee an diesem wunderschönen Strand. Als seine Kaffeerunde vorbei war, fragt er uns, ob wir auch eine Tasse Kaffee haben wollen. In diesem Moment ist Stuart zu meinem besten Freund geworden. Er zeigte uns seine Küche, wo Milch, Zucker und Tassen standen. Was hatte ich noch mal über das Hostel und unsere letzten Luxustage geschrieben? Vergesst es Leute. Dies war der Beginn eines neuen Luxuslebens. Zufrieden setzten wir uns draußen auf die Bank. Stuart deutete über die Bank: „seat of Knowledge“ – Sitz der Erkenntnis - stand über der Bank geschrieben. Wir mussten alle Lachen. An dieser Stelle saß seine Kaffeerunde heute Morgen. Es gab noch eine Bank darauf strand: „seat of higher learning“ – Sitz der höheren Erkenntnis. Ein echt nettes Plätzchen hier, dachte ich mir. Und wie zufällig wir diesen Ort gefunden haben. So schön werden wir es wahrscheinlich nie mehr haben. Ich sollte mich zum Glück täuschen.


Die Nacht im Dschungel

2007-05-17

Nach der tollen Nacht am Strand wollten wir auch einmal im Wald campen und hatten gehofft, ähnlich schöne Erfahrungen machen zu können. Diesmal fanden wir den Campingplatz auch tatsächlich so, wie er im Buch beschrieben war. Mitten im Wald zu campen ist nicht so lustig. Erst einmal kamen wir schon an, da war es fast dunkel auch wenn es erst gegen halb fünf war. Wald eben. Dann versuchte ich auf theatralische, astrein schaupielreife Art und Weise uns Feuerholz von den Campinggästen zu erbetteln. Wer kann einer herz zereisend fragenden Conny schon widerstehen. Unser zuvor eingekauftes Fleisch versuchten wir auf unserem neu erworbenen Gaskocher zu braten. Eigentlich eine tolle Sache, aber das Fleisch hat furchtbar geschmeckt. Es war seltsam gewürzt. Andreas zweifelte sogar, ob das wirklich Beef sein sollte. Und er ist unser Koch. Er muss es wissen. Mein schwer erarbeitetes Holz wollte nicht so richtig brennen, da mussten wir mit unseren 2 Taschenlampen (hier kommt meine MacLite zum Einsatz [Schleichwerbung muss sein]) das Abendessen zubereiten. C&C schälten Kartoffeln – nein Kamoffeln wie man in Bayern sagt – in dünne Scheiben. Dann hatten wir noch Toast und Wurst dabei. Nebenbei hörten wir Musik aus Christians PSP (Play Station Portable) und rätselten, ob man in Australien einen ganz anderen Sternenhimmel betrachtet, als auf der Nordhalbkugel. Im Großen und Ganzen war es schon ein gemütlicher Abend aber alle vermissten doch den Strand. Wir blieben nicht lange auf, machten noch schnell den Abwasch und C&C krochen wieder in den freigeräumten Kofferraum und wir in unser Zelt. Was am Strand die Wellen waren, sind im Wald die Geräusche der Waldbewohner. Sehr laut. Kalt war es zum Glück nicht ganz so sehr wie die Nacht zuvor am Strand. War es, wegen den 400 km, die wir jetzt nördlicher waren? Ich redete es mir zumindest ein. Gute Nacht.


Port Macquarie

2007-05-18

Wie gesagt, konnte ich wegen den fremden Geräuschen, die aus dem Wald drangen, nicht richtig schlafen. Außerdem war der Boden viel zu hart. So kroch ich als Erste aus dem Zelt und vertrat mir die Beine. Ich hatte mir den Campingplatz am frühen morgen irgendwie spektakulärer vorgestellt. So mit Nebelschwarten überzogen. Vielleicht setzte ich auch nur in den zweiten Morgen zu viele Erwartungen, weil wir einen perfekten ersten Morgen hatten. Hier war kein Stuart, der uns Kaffee machte. Duschen waren hier erst recht keine. Wir durften froh sein, dass wir Plums Klo und fliesendes Wasser hatten. Ich machte einen kleinen Spaziergang durch den Wald, nur für mich allein zum nachdenken. Ich wollte schauen, ob der Wald nicht doch etwas mehr hergab. Mehr Schönheit. Mehr Natur. Aber es blieb nur ein normaler Wald.
Nach dem Frühstück brachen wir auf. Unser Ziel für heute war Port Macquarie. Laut dem Lonley Planet ein sehenswürdiger Ort mit Koala Park. Den besuchten wir dummerweise auch. Ich weiß nicht mehr warum wir da unbedingt rein wollten. Vielleicht weil wir etwas sehen wollten, nicht immer nur Auto fahren wollten. Der Zoo war eigentlich schön gemacht. Man konnte Koalas sehen, sogar streicheln. Schlangen und kleine Krokodile sehen. Aber schließlich beim Streicheln der Kängurus (ich trau es mich gar nicht zu schreiben) im Streichelzoo, fiel es mir doch auf. Wir sind ganz arme Work and Traveller. Besuchen Australien für ein Jahr lang, gehen aber in einen Streichelzoo, um die einheimischen Tiere zu sehen. Oje. Ab sofort habe ich es mir zum Ziel gemacht, einen Koalabären und ein Känguru in der freien Wildbahn zu fotografieren.
Nach dem Parkbesuch gingen wir in die Stadt etwas Essen und in eine Bibliothek, um ins Internet zu gehen. Zum ersten Mal, seit wir in Australien sind, hatte es geregnet.
Da wir viel Zeit im Park und in der Bibliothek gelassen hatten, steuerten wir für heute nur noch die nächste große Stadt an, um einmal rechtzeitig unser Zelt aufbauen zu können. Die letzten beiden Male war es immer schon dunkel. In Coffs Harbour fanden wir zwar einen Zeltplatz, war uns aber zu teuer. Andreas fand auf der Karte wieder eine Surfschule am Strand und den steuerten wir auch an. Da wir keine Verbotsschilder in dieser parkähnlich angelegten Anlage fanden, bauten wir dort unser Zelt auf. Dieser Park war ein Traum für jeden Camper. Er war ausgestattet mit überdachten Sitzbänken, elektrischem Barbequegrill, fließendes Wasser, Klo und das wichtigste für uns Laptopjunkies, Steckdosen. Ein Schrecken für jeden Camper wäre gewesen, wenn nichts davon funktioniert hätte. Aber wir hatten Glück. Wir brutzelten uns Kartoffelchips, Spiegeleier und das letzte Fleisch von gestern. Wir hörten Musik über Rechner und waren rundum zufrieden. So machte das Campen wieder Spaß, dachte ich. Noch war ich naiv und wusste nicht, dass es bald ganz anders kommen sollte.


Auf nach Brisbane

2007-05-19

Unser morgendliches Ritual sieht übrigens wie folgt aus:
- Essen machen
- Abwaschen
- Selbst waschen
- Zelt abbauen
- Auto einräumen
Dafür brauchen wir 2 Stunden und ich habe das Gefühl, wir werden immer besser. Wenn wir jedoch am Strand übernachten, schauen wir uns natürlich den Sonnenaufgang an. Beim letzten Mal war ich leider etwas zu Spät und die Sonne war schon aufgegangen. Diesmal konnte ich miterleben, wie die Sonne sich hinter dem Horizont auftat. Sehr schnell. Und wieder diese wunderschöne Röte am Himmel. Ein perfekter Start in den Tag. Von Diggers Beach sollten es noch 400 km bis nach Brisbane sein.
Highlight an diesem Tag war nicht die Stadt Brisbane sondern Byron Bay. So Strandverwöhnt wie wir langsam wurden, zog es uns an diese berühmte Küste. Mit den Füßen gingen wir ins Wasser. Eine Traumtemperatur für diese Jahreszeit. Wir wollten es. Es war Pflicht. Schließlich war ich noch gar nicht und solange noch keine Saison für diese giftigen Quallen war, mussten wir ins Wasser. Das Wasser lockte uns förmlich. Andreas hatte als einziger seine Badehose aus dem Auto mitgenommen. Ich verschwendete keine Zeit mit umziehen und rannte so wie ich war mit langer Hose und T-Shirt ins Wasser. Die Wellen waren hoch und ich tauchte unter sie hindurch. Dabei spürte ich die Welle über meinen Rücken entlang bis zu den Zehenspitzen. Ich liebte es. Christian zog sich um und sprang mit einem Sprint hinterher. Ich genoss jede Welle. Immer wieder tauchte ich durch sie hindurch und ließ mich von der Welle durchspülen. Es war toll. Hätten wir doch bloß mehr als nur eine halbe Stunde am Parkautomaten bezahlt. So genoss ich jede von den 10 Minuten die ich im Wasser war. Ich denke, nein ich hoffe, dass wir in der Hauptsaison noch einmal hier her kommen können.
Nach diesem Spaß fuhren wir weiter Richtung Brisbane. Weitere Ausflüge gab es keine, weil wir nicht zu Spät in die Stadt eintreffen wollten. Es war ja Samstag und wir mussten noch Einkaufen gehen. Wir waren ca. halb fünf in der Stadt und suchten uns eine Unterkunft. Etwas Außerhalb gab es zwei kleine Hostels. 150 Dollar pro Person hätten wir für eine Woche bezahlen müssen. Ich frage mich bis heute, wie der weitere Verlauf unserer Reise verlaufen wäre, hätten wir uns für diese Unterkunft entscheiden. Aus irgendeinem Grund wollten wir aber in die Stadt fahren und schauen, ob es da noch günstigere Hostels gibt. Ab hier verließ uns glaube ich das Glück. Das YHA (Youth Hostel Australia) war ausgebucht. Irgendein Festival fand dieses Wochenende statt. Das zweite Hostel nebenan war teuer. Das letzte in der Straße kostete trotz Memberchip Karte immer noch 24 Dollar die Nacht. Eine Woche buchen ginge erst ab morgen. Uns war jetzt alles egal. Wir checkten ein und bezogen in unserem 6 Bettzimmer die Betten. Ich weiß nicht warum, aber ich war sehr unzufrieden und nicht wohl bei dem Gedanken, hier zu übernachten. Aber uns blieb nun mal keine andere Wahl. C&C wollten schließlich im Auto schlafen und mussten auch noch einen Platz finden. Mit dem Wissen, dass morgen Sonntag ist und wir schlechte Karten bei der Jobsuche haben werden, saß ich in einem zugemüllten Zimmer und versuchte an etwas Positives zu denken. Ich war den Tränen nahe, weil ich das Gefühl hatte nur Geld auszugeben, statt welches zu verdienen, in einem wunderschönen Land zu sein, aber all die tollen Dinge vielleicht nicht machen zu können, weil das Geld fehlt. Aber da fielen mir die Worte meiner Sekundärfamilie ein. Es ist nicht immer Sonnenschein. Es kann auch mal etwas schlecht laufen. Diese Zeiten sind wohl angebrochen. Ich versuchte mir einzureden, dass es dazugehört und nur Sonnenschein geben kann, wenn es geregnet hat. Meine Studienkollegin Katrin war ja auch noch da. Sie wohnt seit einiger Zeit in Brisbane. Auch wenn sie erst am Sonntag Nachmittag wieder zu Hause ist, dachte ich, wir könnten sie besuchen und dort vielleicht neue Kraft tanken, wenn wir vielleicht eine Nacht bei ihr unterkommen und im Internet nach Arbeit suchen könnten.
Abends gingen Andreas und ich noch etwas durch die Stadt. Ich war nicht sehr beeindruckt von Brisbane. Vielleicht sollte ich nicht so voreilig über die Stadt urteilen, aber ich war nicht traurig, meine Kamera nicht dabeigehabt zu haben.
Wir machten nicht mehr viel an diesem Abend. Kochten Nudeln und ich schrieb ein wenig auf meinen Laptop. Diese Nacht konnte ich noch schlechter schlafen. Ich dachte über diese ganze Aktion mit Australien nach. Mir fehlte diese Sicherheit, einen festen Ort zu haben. Irgendein Ort, den man belagern kann, bewohnbar machen kann, sein eigenen nennen kann. Hier ist man immer nur Temporär, ständig neu am Organisieren, am Suchen und Packen. Aber das war nun mal der Preis, wenn man nur mit Rucksack auf der anderen Seite der Welt herumreisen möchte. Der Wunsch nach Abenteuer, Natur und Landschaft war größer als mein Wunsch nach einer braven, organisierten Welt.


Weg von Brisbane

2007-05-20

Wir haben vielleicht nicht viel gesehen in Brisbane, aber irgendwie mochte ich diese Stadt nicht. Ich will wieder an den Strand. Natürlich gebe ich der Stadt irgendwann noch eine zweite Chance. Irgendwie gibt es verschiedene Meinungen darüber, warum wir die Stadt nach nur einem Tag verlassen hatten. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, ohne Job nicht weiterzufahren. Aber was soll man an einem Sonntag schon ausrichten können. Im Nachhinein wäre es eigentlich Ideal gewesen, sich die Stadt in Ruhe anzuschauen, aber unter diesen Umständen, kein Geld und kein Job, hatte ich auf nichts Bock. Wir fuhren Richtung Sunshine Coast, also weiter nach Norden. Hier spalten sich die Meinungen. Die einen wollten nur mal schnell zum Strand und irgendwo außerhalb von Brisbane übernachten. Die anderen, also genaugenommen nur ich, war froh, dass wir weiter nach Norden fuhren, weil die Wahrscheinlichkeit, dort oben eine Farm zu finden, viel größer war. Deshalb sagte ich nichts, als wir an diesem Tag immer weiter fuhren. Die Sunshine Coast war nämlich doch etwas weiter weg, als vermutet wurde. So endeten wir auf einem Campingplatz 100 km entfernt von Brisbane. Wir mussten 46 Dollar zusammen für eine Nacht bezahlen. Dafür hatten wir aber Dusche, Strom, Waschmaschine und meinen derzeit über alles geliebten elektrischen Barbequegrill. Das erste Mal glaube ich, dass wir vor fünf Uhr schon unser Zelt aufgestellt hatten. Wir fuhren noch schnell in die Stadt und kauften ein. Das taten wir eigentlich fast jeden Tag. Wurst, Toast, Milch und Kartoffeln. Irgendwann weiteten wir es aus und kauften Eier und Kaffe, Obst und Gemüse. Ich hatte mir angewöhnt, jeden morgen Cornflakes mit kalter Milch und etwas Obst zu essen. Das war in Sydney im Hostel schon so. Das gab es zum Gratisfrühstück dazu und ich merkte, dass ich lange satt war. Ich habe immer noch keine Schokolade gekauft. Nicht weil sie zu teuer wäre, ich kenne die Preise nicht einmal. Ich glaube ein Schokomuffin war die einzige Sünde, die ich mir bisher gegönnt hatte. Das war an einer italienischen Raststätte, wo wir noch keinen Kaffee hatten und wir uns nach langem einen Kaffee kaufen wollten. Der Kaffee war sehr klein. Ich wusste nicht, dass Macchiato wirklich nur dieser kleine Schuss Espresso mit kleiner Milchhaube war. Das ganze wurde auf italienische Art in diesem kleinen Espressotäschen serviert. Ihr müsst euch vorstellen, nach fast einer Woche will man endlich einen Kaffee trinken und dann bekommt man so eine Miniportion für 3$. Christina klärte mich HINTERHER auf, dass ich den Macchiato mit Latte hätte bestellen müssen. Gesagt, getan. Ich holte mir noch einen Kaffee und diesmal stellte ich mit einer ausladenden Geste dar, dass ich einen großen Kaffee mit viel Milch haben möchte. Von dieser Raststätte hatte ich auch meinen Schokomuffin. Von Andreas bekam ich 2-3 kleine Minischokoriegel. Ich meine, ich wollte eigentlich keine, aber wenn da neben dir jemand im Auto Riegel mampft, kann auch ich nicht mehr. Sonst war es wirklich nicht weiter schwer, an den Schokoladenregalen vorbeizugehen, wenn man eh schon knapp Geld in der Tasche hat.
Geld sparend denken, stellt sich bei mir langsam ein. Nach jedem Cafébesuch wird der Zucker mitgenommen. Bei McDonalds (besuchen wir wirklich nur in Notfällen) gibt es Salz und Pfeffer (Kaki, den Ketchup gibt es leider aus der Tube, der lässt sich schlecht mitnehmen. Aber danke für den Tipp mit dem Salz). Gut, auf dem Campingplatz hätten wir auch ohne Strom und nur 2 statt 4 Leute sagen sollen (ich fand es unfair, da die anderen beiden ja im Auto schliefen und nur Andreas und ich ein Zelt aufbauten). Steckdosen gab es nämlich an jeder Ecke auf dem Platz. Beim nächsten Mal eben. An diesem Abend gab es wieder Wellenrauschen, aber wir hatten irgendwie keine Lust zum Strand zu gehen. Ich glaube bei jedem war etwas die Lust raus und alle dachten nur daran, endlich einen Job zu bekommen. C&C hatten nach dem Autokauf keine 400$ mehr auf ihrem Konto. Wir standen alle unter Druck. Trotzdem machten wir noch immer unsere Witze und kleine Spässchen. Zum Beispiel wenn mal wieder einer wissen wollte, welcher Tag heute ist und als Antwort der eine Freitag“, der andere Samstag“ vermutete und Andreas der Meinung war, es wäre doch erst Donnerstag. Ja das Zeitgefühl geht schon ein wenig verloren. Datum und Wochentag weiß ich nicht so genau. Jetzt, wo wir Brisbane hinter uns gelassen haben, fühle ich mich doch ein wenig wohler. Ich versuchte diese Nacht neue Energie zu tanken und morgen Gas mit der Jobsuche zu geben. Mein Englisch reicht vollkommen aus um auch mal Smaltalk mit anderen Backpackern zu machen. Dabei muss ich nicht großartig nachdenken, was ich sagen will, sondern plappere auf Englisch einfach los. Nur wenn ich es sehr genau nehmen möchte mit den Zeitformen, komm ich ein klein wenig ins Stocken. Ansonsten kommt man immer mit Händen und Füssen klar.

Leute, noch mal zum Abschluss: ich vermisse euch alle. Ich bin immer neugierig, wie es allen geht. Danke für die vielen Nachrichten, die ihr mir im Block hinterlasst. Beim Lesen werde ich schnell emotional. Das ist dann immer meine einzige Schwäche an diesem Tag. Aber morgen wird es wohl noch etwas emotionaler.


Jobsuche

2007-05-21

Diese Nacht war es nicht ganz so kalt wie sonst. Wiederhole ich mich? Dann war die Nacht nicht ganz so hart wie sonst. Ich glaubte Andreas immer nicht, wenn er meinte, man gewöhne sich mit der Zeit dran. Das man im Schlafsack besser ohne Hose schlafen sollte, habe ich ihm sofort abgekauft. Mein Schlafsack leistet bis jetzt großartige Leistung. Ich möchte an dieser Stelle den netten Menschen aus dem Laden danken, der mich beraten hat. Aber ich hätte nicht so geizig sondern eine Nummer größer nehmen sollen. Grammsparer eben. An diesem Morgen waren wir nicht ganz so schnell mit dem Packen. Wir konnten unsere Auscheckzeit um eine Stunde verlängern und fuhren demnach erst gegen 11 Uhr los. Ziel des Tages: Internetcafé aufsuchen und Company wegen Arbeit anrufen. Sharron ist für uns der Inbegriff für Arbeit geworden. In den letzten Tagen hatten die Jungs einige SMS von Sharron bekommen, wo sie Arbeit für Sydney anbot. Wir gaben es auf, ihr am Telefon mitteilen zu wollen, dass wir nun in Brisbane sind und dort Arbeit suchten. Im Norden soll doch so viel Farmarbeit sein. Nachdem wir im Internetcafé einige Stellenangebote rauskopierten, telefonierten wir herum und fuhren zu einer Stelle sogar hin. Das war in einem Gewerbegebiet mit Anbindung zum Meer. Da wurde Fischcutterarbeit gesucht. Wir vier stampften selbstbewusst ins office und ich erklärte der Dame hinterm Schreibtisch, dass hier 4 entusiastic guys auf Arbeit warten. Die Frage, ob wir den Kopf von einem Fisch schneiden können, bejahten wir alle im Chor und nickten dabei, als hätten wir keine Ahnung davon. Die Dame hatte uns sofort durchschaut und hakte nach, ob wir das schon mal proffessional gemacht haben. Da mussten wir doch klein beigeben, aber sofort erklärten wir, dass wir schnell lernen können. Sie drückte uns 4 Zettel in die Hand, die wir ausfüllen sollten. Bei der Abgabe der Zettel hatte ich irgendwie ein Dejavú. Hatte ich da wieder so ein Sharronlächeln gesehen? Das war jedenfalls kein gutes Zeichen. Da wir diesmal nicht den gleichen Fehler machen wollten wie gestern, fuhren wir heut nicht ganz so weit weg. Genauer gesagt fuhren wir wieder zu diesem Zeltplatz zurück. Diesmal nahmen wir einen Platz ohne Strom und da nur Christian mit mir ins office gegangen ist, die anderen warteten im Auto, log ich und meldete nur 2 Besucher an. Christian ist Grund auf Ehrlich und er hatte gestern schon durchblicken lassen, dass er so etwas nie machen würde. Umso besser, dass er nichts mitbekam bei seinem mäßigen Englisch. Wieder 23$ gespart. Ich bin durch und durch schlecht, oder? An meinem Lieblingsplatz, neben dem elektr. Barbequegrill, forsteten wir unsere Arbeitsstellen durch. Ich rief bei den interessanten Stellen an und bei dem 4. Versuch klappte es dann. Auf einer Zitrusfarm suchte Jemand 10 Leute. Gute Chancen also, dort noch Arbeit zu bekommen. Ca. 300 km von unserem Ursprung entfernt, soll die Farm liegen. Das schaffen wir morgen dicke. Wir gaben uns fünf und endlich fiel der Druck von unseren Schultern. Endlich Arbeit. Jetzt konnten wir ruhigen Gewissens einkaufen und uns auf morgen vorbereiten. Im Supermarkt klingelte mein Handy und da ich zu langsam war (verdammte Voicemail. Ich krieg die nicht abgestellt), bekam ich wenige Sekunden eine Nachricht, das jemand eine Nachricht hinterlassen hat. Es war meine Mum. Ich hatte immer noch keine richtige Gelegenheit, zu Hause anzurufen. Seitdem wir unterwegs auf Arbeitssuche waren, gab es keine Gelegenheit dazu. Aber heute wollte ich so gerne zu Hause anrufen um von unserem Glück zu berichten. Nach dem Einkaufen schaute ich mich gleich mal auf dem Campingplatz nach eine Telefonzelle im. Nix da. Keine war weit und breit zu sehen. Traurig trotte ich zum Zelt zurück. Ich hatte da was im Auge. Eine kleine Träne kullerte. Was war denn jetzt los? War ich so traurig? Oder war es die Freude über den Job? Vielleicht beides. Ich brauchte eine Weile, um wieder runterzukommen.

An diesem Abend traf ich einen jungen Mann, der einen Lonely Planet auf Hebräisch bei hatte. Diese Dinger liegen aber auch überall rum. Schon im Hostel in der Billardlounge fand Andreas einen Loney Planet auf Englisch. Dies war das geheime Markenzeichen der Packpacker. Aber der LP auf Hebräisch faszinierte mich so sehr, dass ich ihn fotografieren musste. Tatsächlich fing dieses Buch von hinten an und die Schrift war so seltsam gedruckt, dass ich das Gefühl hatte, sie stehe auf dem Kopf. Der junge Mann musste lachen. Er hieß Mo, die Abkürzung von Mo- ich weiß nicht mehr. Er ist allein mit Auto unterwegs und arbeitete vorher als Lifeguard in Melbourne. Jetzt bereist er in aller Ruhe die Ostküste. Er erzählte mir, was er schon alles gesehen hatte. Toll dachte ich. Wir brettern wie die Wilden rauf nach Brisbane, dabei hätte man noch so viel mehr sehen können. Aber wir hatten ja auch kein Geld. Das sollte sich morgen hoffentlich ändern.

Wir plauschten noch eine ganze Weile, bis wir müde ins Zelt/Auto krochen. Endlich konnte ich durchschlafen.


Arbeit, Arbeit,

2007-05-22

Ich glaube wir hatten uns mal wieder selbst übertroffen. Um sechs standen wir auf und kurz nach acht waren wir mit dem Packen fertig. Auf nach Mundubbera, wo die Arbeit ruft. Wir waren relativ schnell da, waren ja auch nur 300km. Ich hatte noch eine kleine Wegbeschreibung von dem Typen am Telefon bekommen und die Namen „Ulle and Bob“ nach denen wir fragen können. Die Wegbeschreibung bestand eher als einzelnen Worten wie: 30 Foot high (ich tippte da auf eine Gebäude), Big Mondaroun, Caravan Park right, -> town ask for Ulle&Bob. Im Ort angekommen sahen wir auch gleich, was mit 30 Fuß hoch gemeint war. Ein Wasserturm. Um dort hinzugelangen fuhren wir tatsächlich an einen rechts liegenden Caravan Park namens „Big Mandarin“ vorbei. Auf Nummer sicher zu gehen fragten wir Jemanden auf der Straße nach Ulle&Bob“. Er kannte sie leider nicht. Gab es keine Nachnamen wollte er wissen? Da fiel uns auf, dass wir in diesem Nest gar keinen Handyempfang mehr hatten. Da fuhren wir zu einem Laden um zu telefonieren, aber vorher fragten wir, ob Ulle&Bob ein Begriff war. Und tatsächlich. Es stellte sich heraus, dass Ulle und Bob die Besitzer des Caravan Parks waren, an dem wir nun schon zum zweiten Mal vorbeigefahren sind. Also fuhren wir 300 Meter zurück in diesen Park. Im Office (eine überdimensionale Mandarine) fragte ich nach Ulle und die Dame hinterm Schreibtisch sagte verwundert, dass sei sie. Super. Jetzt hoffte ich, dass keiner vor uns da war und die 10 Positionen auf der Zitrusfarm weg waren. Und zum Glück war dies nicht der Fall. Ulle rief gleich beim Farmbesitzer an und meldete 4 aufgeregte junge Leute an, die scharf aufs Arbeiten waren. Unterkunft buchten wir gleich alle auf dem Caravan Park für eine Woche. Erst Mal. Jetzt war alles unter Dach und Fach. Wir haben es tatsächlich innerhalb von 2 Wochen geschafft, Arbeit zu finden. Mit voller Freude schlugen wir unser Lager auf und ich hatte endlich für mindestens eine Woche meinen Ort. Wir kauften uns in der Stadt Sonnencreme und ich einen Hut. Morgen wird es sicher heiß auf dem Feld und Ulle warnte uns davor, auf Hut, Kragen und Schuhe zu achten. Meines Erachtens hat sie das wichtigste vergessen, wie sich später herausstellte. Aber erst einmal waren wir vier wirklich froh über diese Arbeit. Wir hatten keinen Schimmer, wie die Bezahlung ist. War uns auch egal.
Ich weiß gar nicht mehr, wie wir diesen Abend verbracht hatten. Die Jungs hatten mit Bier angestoßen. Mehr weiß ich auch nicht mehr (das heißt jetzt nicht, dass ich zu betrunken war. Ich habe keinen Alkohol getrunken). Weil wir morgen schon um 7.15 Uhr auf Arbeit sein sollten, stellten wir den Wecker auf halb sechs und gingen früh schlafen.


Mandarinenfarm

2007-05-23

Kalt. Müde. Noch dunkel. So beginnt der erste Tag, den wir alle herbeigesehnt hatten? Scheiße ja. Trotzdem. Auf gehtÂ’s. Schließlich wollen wir alle Geld verdienen, damit wir weiter um Australien kommen. Dieser Tag war für Christian ein Besonderer. Wir wussten es schon seit einer Woche, dass er am 23.05. Geburtstag hat. Ich hatte ihm prophezeit, dass er zu seinem Geburtstag von mir eine Arbeit geschenkt bekommt. Und so war es auch. Andreas und ich sagten aber noch nix. Wir wollten abends auf seinem Geburtstag anstoßen. Erst einmal machten wir uns fertig für die Arbeit. Das bedeutet, wir packten 15 Liter Wasser ins Auto und schmierten uns Sandwiches. Unsere Farm liegt ca. 30 km außerhalb der Stadt. Die Landschaft kommt dem Outback schon sehr nahe. Zumindest glaube ich dass, ich war ja noch nie im Outback. Rote Erde neben der Strasse war doch aber ein Indiz, oder? Nach 20 Minuten waren wir angekommen. Im Office erwartete man uns schon. Noch schnell den schriftlichen Kram ausfüllen und schon konnte es losgehen. Der Chef begleitete uns raus zu den Feldern. Hier merkten wir, dass wir Mandarinen pflücken sollen. Da C&C aus Bayern kommen, sagen sie dazu Mandarinen brocken. Und irgendwie ist das bei mir hängengeblieben. Unsere Aufgabe war es, bins (einen Korb mit ca. 1m³ Volumen) mit Mandarinen zu füllen, der dann mit dem Gabelstapler abgeholt wird. Pro bin bekommen wir 50$. Wir müssen alle Mandarinen vom Baum holen, dürfen keine vergessen. Dann durften wir die Mandarinen beim Schneiden nicht beschädigen. Jeder zu lang geschnittener Ast an einer Mandarine könnte eine andere Mandarine im Korb durchbohren. Verletzt man die Haut der Mandarine mit dem Schneidegerät, so sollte man diese auch wegwerfen. Zu kurz geschnittene oder gar abgerissene Mandarinen durften auch nicht in den Korb. Diese Regeln zu befolgen war zwar nicht schwer, dennoch kam es vor, dass ich manchmal eine halbe Ewigkeit beim Schneiden einer Mandarine zubrachte, nur um diese nicht kaputtzumachen. Ich behandelte diese Früchte wir Rohe Eier, seit dem ich weiß dass ich allein 4 Stunden für nur einen bin brauche. Das heißt, wenn ich mich ran halte, schaffe ich gerade mal 2 bins am Tag. Nach Abzug der Steuern wären das $87. Also nicht gerade hammer viel. Aber immerhin. Um 12 Uhr machte ich erst einmal Pause und aß mein Sandwich. Auf dem Weg zurück in meine Baumreihe verlor ich leider mein Schneidegerät. „So lief ich den Weg zum Auto und wieder zurück. Ich Fluchte. Warum muss das immer mir passieren. In diesem hohen Gestrüpp finde ich das Ding nie wieder. Ich fragte Dennis, ein Arbeiter aus Neuseeland, der neben meiner Baumreihe arbeitete. Wir plauschten ab und zu mal und zeigten uns gegenseitig, wo einer noch Früchte am Baum übersehen hatte. Er half mir suchen. Nach 10 Schritten, ohne Scheiß, fand er das Ding. Zupfte es aus dem hohen Gras, als würde ein leuchtendes Reklameschild auf diese Stelle hinweisen. Ich war ihm sehr dankbar. An meinem ersten Arbeitstag wäre es sicher nicht sehr ermutigend, würde ich gleich ein 60$ teures Schneidegerät verlieren.
Ich überspringe mal die 9 Stunden Arbeit und komme gleich zu den Verletzungen, die wir uns alle bei der Arbeit zugezogen haben. Da waren zum einen Blasen an den Händen vom Schneidegerät. Dutzende von Kratzern an Händen und Armen (ich war die einzige, die Langärmlich war. Gott sei Dank.) Ich wusste gar nicht, dass diese zarte Frucht an Stacheln wächst. Muskelkater in den Schultern vom Tragen unserer Taschen. Wir waren alle total im Eimer. Andreas und ich schafften tatsächlich unsere 2 bins pro Mann. C&C schafften zusammen 3 bins. Ich bezweifle, diese Leistung kontinuierlich über 4 Wochen zu halten. Na mal sehen. Es war schon dunkel, als wir die 30 km zur Mandarine zurückfuhren. Dabei stand plötzlich eine Kuh mitten auf der Straße und ließ sich nicht einmal von unserem Gehupe beirren. Erst als wir um sie herum fahren wollten, machte sie Anstalten, direkt vor das Auto zu laufen. Na jedenfalls bewegte sie sich. Wir warteten ab, bis sie ganz von der Straße war. Jedenfalls fuhren wir völlig geschafft und auf drängen meinerseits in die Stadt und kauften noch ein. Ich besorgte schnell Torte und Geburtstagskerzen. Nach dem Abendessen schmuggelten Andreas und ich die Torte in die Küche, zündeten die Kerzen an und gingen singend zu unserem Zelt mit einem Happy Birthday to you. Christian freute sich sehr und wir 4 aßen die Torte gleich aus der Form. Dieser Tag war doch sehr erfolgreich. Ich hatte sogar ein Känguru zwischen den Bäumen herumhoppeln sehen. Das nächste Mal schaffe ich es vielleicht eins zu fotografieren. Ich war sehr zufrieden mit dem ersten Arbeitstag. Nur nicht mit unserer Platzwahl beim Zeltaufschlagen. Direkt neben der Küche. Das wäre ja noch in Ordnung, weil Kochen allein ja nicht gerade laut ist. Aber da drinnen ist auch ein Fernseher und Sport schauen die Australier total gerne. Besonders, wenn es um Rugby geht. Da wird brutal bis Mitternacht oder gar länger gejolt und gerufen. Neben der Küche steht ein großer Kühlschrank. Also was am Strand das Rauschen des Meeres ist, ist vom Kühlschrank der Generator. Also morgen ziehen wir hier um und suchen uns weiter hinten einen Platz. Jetzt erst mal will ich nur noch eins. Schlafen. Aber kaum machte ich die Augen zu, träumte ich von Krabbelfiecher und Spinnen, die über mein Gesicht laufen. Schlug ich meine Augen auf, nahm ich jede noch so kleine Bewegung war. Schrecklich.


Weitere Arbeitstage

2007-05-24 to 2007-05-26

2. Arbeitstag 24.05.07

5.30 Uhr. Welcher Idiot hat noch mal diese Zeit vorgeschlagen? Andreas. Ich könnt ihn Â…- nee. Zu müde. Ich schlaf weiter. Um sechs standen wir dann schließlich alle auf. Um halb acht standen wir schon auf dem Feld und gegen 12 Uhr hatte ich schon meinen ersten bin voll. Es hängen unglaublich viele Mandarinen an einem Baum. Ich brauche teilweise eine halbe Stunde, nur um die ganz unten hängenden Früchte zu ernten. Mit einer Leiter kommt man bis in die Baumkrone. Dort sehe ich oft dicke Fäden, und ich fragte mich, wer hier mit Bindfäden um sich schmeißt. Aber nein, das waren keine Bindfäden. Dieser dicke Faden war von einer Spinne. Hm. Wie groß mag dann die Spinne sein, die so dicke Fäde macht? Ich will ihr lieber nicht begegnen. Massig andere Fiecher sind mir stattdessen über die Hände gelaufen. Kleine Spinnen, Große Grillen, sogar ein nackiger Frosch. Ja ich weiß. Frösche sind nackig. Aber dieser sah auch noch so hautfarbig aus. Eben nackig. Einmal war ein rießen großes Spinnennetz genau zwischen zwei Bäumen. Und mitten drin natürlich eine fette Spinne. Ich könnte mit meiner Leiter das Netz kaputtmachen, dachte ich mir. Aber nein. Dann sitzt sie irgendwo im Baum und ich muss doch da rein. Lieber lass ich sie, wo sie ist und brocke drumherum. Die ganze Zeit beim Pflücken hatte ich sie im Auge und sie garantiert mich in ihre Acht. Die beiden Bäume konnte ich komplett ernten, ohne ihr Netz zu zerstören. Man kann ja nie wissen, wie viele Geschwister sie noch hat. Nachher verpfeift sich mich noch. Das wollte ich nicht riskieren.
Die Arbeit war bald geschafft. Andreas kam mir die letzten 10 Minuten noch helfen, damit ich meinen zweiten bin noch voll bekomme. Wenn der nicht voll ist, wird er zwar abgeholt, bekomme aber keine 50$ dafür. Ganz schön hart. Danach gingen wir C&C noch schnell ihren bin vollmachen. Wieder zusammen 7 geschafft. Zufrieden fuhren wir wieder in die Stadt und kauften unser Abendessen ein. Heute gönnten wir uns Pizza Hawaii. Das war sehr sättigend. Wir waren mal wieder hundemüde und machten uns wieder frühzeitig ins Zelt/Auto.

3. Arbeitstag 25.05.07

Heute haben 2 Deutsche zwei Reihen neben mir gearbeitet. Wir fragten sie, was sie von der harten Arbeit halten und sie meinten, diese Arbeit wäre ein Segen. Vorher hatten sie Cherry Tomaten pflücken müssen. Da gab es noch weniger Geld und die Arbeit war noch anstrengender. Hm. Glück gehabt mit unserer ersten Jobwahl.
Am Freitag wird nur bis 13 Uhr gearbeitet damit man noch die Gelegenheit hat, wichtige Angelegenheiten in der Stadt zu erledigen. Außerdem gehen die meisten am Freitag früher nach Hause, weil sie abends in den Pup gehen. Dementsprechend wird am Samstag nicht gearbeitet, dafür am Sonntag wieder. Wir fuhren (mal wieder) in die Stadt und schauten, ob wir schon Geld auf unsere Australische Bankkarte haben. Tatsächlich. Wir wurden für den Mittwoch schon bezahlt. Stichtag fürs Bezahlen. Ich zog mir meine ersten 50$ von diesem Konto. Bald brauche ich meine Kreditkarte nicht mehr. Wenn ich auf dem Feld arbeite, denke ich immer an all die Ausflüge, die ich gerne machen möchte. Surfers Paradise, Fraser Island oder die Whitsundays. Wenn wir einen Monat hier durchhalten, dann können wir so etwas bestimmt machen. Na mal schauen.

Arbeitsfreier Tag 26.05.07

Kein Klingeln. Kein „Wach auf Conny“ von Andreas. Einfach nur Ausschlafen. Gestern sind wir früh ins Bett gegangen. Ich glaube so gegen 21 Uhr. Es gab noch Fischstäbchen zum Abendbrot (40 Stück für 3.68$. Das günstigste Essen bisher). Dann so gegen 1 Uhr in der Nacht müssen wohl die Leute aus den Pups gekommen sein und in der Küche weitergefeiert haben. Es war jedenfalls tierisch laut. Wir spielten schon seit dem 2. Tag mit dem Gedanken, umzuziehen. Das taten wir heute auch. 2 Plätze weiter haben Camper gerade ihr Lager verlassen. Perfekt. Den Platz schnappten wir uns gleich. Strom war in der Nähe. Was will ich mit meinem Laptop und 10 Meter Verlängerungskabel mehr. Außer vielleicht einen elektr. Barbequegrill, denn den gab es hier aber leider nicht. Bevor wir packten, spielten wir Frisbee. Das erste Spiel, das wir uns gönnten. Nach dem Umzug und Stadteinkauf machten wir uns ans Abendessen ran. Es läuft ja immer so ab, dass die anderen Kochen und ich ein paar Zeilen schreibe, nach dem Essen wasche ich dann ab. Christina hilft mir meistens auch beim Abtrocknen. Heute kochten die Männer Steaks mit Pommes und Gemüse. Zum Trinken gab es Victoria Beer. Hier Rolf, der Schluck geht auf dich. Das VB schmeckt gar nicht mal so schlecht. Kann man öfters trinken. Heute Abend klappte es endlich mit dem Telefon, auch wenn wir ewig warten mussten, bis diese frei war. Scheint die einzige Telefonzelle in ganz Mundubbera zu sein. Ja, das war eigentlich auch schon alles. Ich weiß, es wird ein wenig langweilig. Was soll auch schon großartig hier draußen passieren. Schnell mal in die nächste Stadt fahren oder gar an die Küste wäre zu weit. Außerdem sind wir immer völlig K.O. nach der Arbeit. In der nächsten Zeit werden wohl meine Einträge etwas abgespeckter sein. Ich muss mir noch was mit meinen Fotos hier was überlegen, weil bei 40 Schluss ist und ich habe schon meine 40 Fotos voll gemacht. Also nicht wundern, wenn ich hier und da ein paar Ältere rausnehme. Habe ja alle Fotos noch mal auf meinem Laptop.


Verhandlungen

2007-05-29

Ich musste bei meiner Jugendweihe die Dankesrede halten. Das heißt, ich musste nicht, ich hatte mich dazu freiwillig gemeldet, weil es niemand machen wollte. Natürlich hatte ich eine riesige Angst. Ich konnte die Nacht vorher nicht schlafen, am Tag der Jugendweihe konnte ich an nichts anders als meine Rede denken und meine Rede selbst war stocksteif. Ich habe es nie bereut. Denn ich sagte mir, wenn ich das schaffe, schaffe ich alles. Der Gang zum Rednerpult würde mir heute nichts mehr ausmachen. Dafür aber der Gang zum Chef um nach mehr Geld zu fragen. Den ganzen Tag über haben wir darüber nachgedacht, und abends fragte mich Andreas, was ich nun dem Chef erzählen will. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Ich verschob es auf morgen mit der Ausrede, ich müsse eine Nacht drüber schlafen. Am nächsten Tag kam Christian an und fragte mich, ob wir jetzt zusammen zum Chef fragen gehen. Also gut. Wenn ich das schaffe, schaffe ich alles. Während wir so übers Feld zum Chef gingen, der gerade mit dem Gabelstapler die Körbe aus dem Feld holte, fragte mich Christian, ob ich schon mal verhandelt hätte. Ich dachte kurz an meinen Tunesienurlaub, wo ich permanent um meine Einkäufe verhandeln musste, aber das zählte ich nicht mit und so sagte ich nein. „Also was sind unsere Argumente?“, fragte ich Christian. „Die Farm neben an zahlt 70$ pro Korb und ist nur 4 km vom Caravan Park entfernt“, meinte Chris. „Was sagen wir, wenn er nicht drauf eingeht?“, fragte ich weiter. „Dann fragen wir, ob wir weniger Unterkunft zahlen und kostenlos Internet nutzen“, antwortete ich mir selbst. Los geht‘’s. Nach 8 Minuten war das Gespräch vorbei. Was hatten wir erreicht? Unser Chef redet mal mit seinem Boss (aha, das ist ja noch nicht mal der Chef), und wegen Unterkunft, wolle er auch mal fragen, weil es hier auf der Farm auch einen Campingplatz gab. Vielleicht wird er wieder aufgemacht. „Vielleicht“ und „mal fragen“ war nicht gerade meine Wunschantwort, andererseits, was sollte Scott (so hieß unser Chef nämlich) auch schon sagen. Ich sagte noch, dass er unbedingt seinen Boss fragen sollte, weil wir sonst hier alle weg gehen. Ich wusste, mit diesen Worten hatte ich Scott zumindest nachdenklich gemacht, weil zur Zeit wirklich alle Arbeiter weggehen und seine Mandarinen in den nächsten 4 Wochen geerntet werden müssen. 4 Stunden später kam Scott mit seinem Gabelstapler in meine Baumreihe gefahren und sagte: „Cornelia (oh, er kannte meinen Namen noch) ich habe mit dem Boss gesprochen und vielleicht geht er hoch auf 60$ statt 50$ pro bin. Aber es ist noch nicht ganz sicher“. Na immerhin hatte ich es geschafft, das der Boss bereit zum verhandeln war. Nach 2 weiteren Stunden kam er wieder in meine Reihe gefahren und erzählte mir, dass der Boss nicht mit dem Gehalt hochgeht, aber der Bonus steigt um 10$ auf 20 $ pro bin, den wir seit dem ersten Arbeitstag bis zum Ende der Mandarinenernte machen. Und das Ende sollte schon in 3 Wochen sein. Der Campingplatz auf der Farm wird jedoch nicht aufgemacht, weil letztes Jahr enorme Sachschäden verursacht wurden. Scheiß auf dem Campingplatz, dachte ich mir. Der Bonus hörte sich gut an. 40 bins im Monat bedeutet noch mal 700$ netto extra. Nicht schlecht.


Nase Voll

2007-05-30

Christian und Christina haben die Nase voll. Die Erhöhung des Bonus ist für sie nicht reizvoll genug gewesen. Sie wollen nächsten Mittwoch aufhören zu arbeiten und wieder an die Küste fahren. Ich war enttäuscht von den beiden. Wozu hatte ich mir dann die Mühe mit der Verhandlung gemacht? Jetzt müssen Andreas und ich überlegen, wie es nächste Woche ohne Auto weitergehen soll. Von anderen Deutschen (mittlerweile sind 7 weitere Deutsche hierher gekommen) haben wir gehört, dass nächste Woche 2 neue Deutsche mit Auto kommen, um auf dem Feld zu arbeiten. Mit denen könnten wir bestimmt mitfahren. Vielleicht reichen unsere Ersparnisse bis dahin schon für ein Auto. Dann müssen wir halt noch mal 2-3 Wochen arbeiten, um wieder etwas ansparen zu können. Hinter dem Mandarinenfeld liegt ein Orangenfeld, das geerntet werden muss. In der Stadt (eine 400m lange Straße) hängen einige Zettel aus, die Autoverkäufe anbieten. Besser wäre es jedoch, wenn wir in einer größeren Stadt nach einem Auto suchen. Da hätten wir eine größere Auswahl. Unser Wunschauto wäre ein Ford mit Fliesheck. So einen haben nämlich Christian und Christina. Da kann man die Rückbank nach hinten klappen und man hätte genug Platz im Kofferraum, um dort schlafen zu können. Dieses Auto bietet genauso viel Platz wie ein Van oder Bus, den sich viele kaufen. Aber ein Ford verbraucht weniger Spritt. Was wir nach Mundubbera machen wollen, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Andreas plant mit seiner Freundin im September eine Reise zum Ayers Rock. Sollte ich da mitfahren? Es wäre eine gute Gelegenheit. Ich meine warum nicht? Warum zweifle ich daran? Die Ostküste kann noch warten. Außerdem kommen meine Eltern ende Oktober nach Australien und fahren die Ostküste runter. Das wäre die Gelegenheit, mitzufahren. Fraser Island muss noch warten.


Regentag

2007-06-03

Ausgerechnet heute musste es während der Arbeit anfangen zu regnen. Wir starteten heute erst um 8 Uhr mit unserer Arbeit auf dem Feld. Meine Musik auf Anschlag brockte ich munter vor mir her und schaffte meinen bin in neuer Rekordzeit. Dreieinhalb Stunden. Ich hatte geplant, heute vielleicht einen dritten anzufangen. Bis Freitag darf man angefangene bins stehen lassen. Ich hätte jeden Tag etwas mehr an meinem dritten bin gebastelt und am Freitag, wo man nur bis Eins arbeitet, hätte ich 2 bins geschafft und wäre mit Andreas gleichgezogen. Aber der blöde Regen machte mir einen Strich durch die Rechnung. Um halb zwölf fing es richtig an zu regnen und Scott meinte, wir müssen die Arbeit einstellen. Wenn es naß ist, ist es gefährlich, auf die Leiter zu steigen. Und unangenehm ist es auch, wenn man sich durch die nassen Sträucher bewegt. So fuhren wir schon mittags nach Hause und verbrachten den restlichen Tag im Zelt. Schrecklich, nicht rauszukönnen. Andreas und ich zogen uns die letzten Folgen von Lolle und zwei Filme rein. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, den Tag so sinnlos verstreichen zu lassen. Andererseits tat es gut, mal nichts machen zu müssen. Wieder andererseits hatte ich mich gerade an die harte Arbeit gewöhnt und hätte heute viel geschafft. Scheiße. Wenn es morgen auch regnet und wir wieder nicht arbeiten können, muss ich mal kreativ werden. Die Arbeit zu Hause im Büro fehlt mir ein wenig. Entwerfen. Planen. Ich hatte schon überlegt, mal einen Campingplatz zu entwerfen. Dann mach ich hier einen Campingplatz auf und werde reich.


Tag nach Regen

2007-06-04

Es hatte zwar nicht mehr geregnet, trotzdem war noch alles viel zu naß, um weiterzuarbeiten. Wir warteten bis um neun, dann hatten wir das warten satt und fuhren in die Stadt um Kaffee zu trinken. Kaffee. Hm. Ich habe lange keinen mehr getrunken. Ich hatte mir abgewönnt, den ekligen instant Kaffee vor der Arbeit zu trinken, weil ich dann immer nur aufs Klo muss. Auf dem Feld etwas unpraktisch. Langsam habe ich die kleine Stadt in Mundubbera liebgewonnen. Eine Straße mit den wichtigsten Geschäften. Dabei ist kein Haus größer als ein Zweifamilienhaus. Sehr urig. Wir waren schon in fast jedem Geschäft. Zweimal. Die Post zum Beispiel, ganz oben an der Ecke wird von uns mind. Einmal die Woche besucht, um unsere Telefonkarte aufzuladen. Dann gibt es hier zwei kleine Supermärkte zur Deckung unserer alltäglichen Bedürfnisse. In einer gut sortierten Apotheke holen wir unsere Sonnencreme und Pflaster gegen Blasen. „Waynes World“ heißt ein Krims Krams Laden, den wir gerne besuchen, weil man dort bei jedem Besuch etwas Neues findet, was du gebrauchen könntest z.B. 10m Verlängerungskabel oder DVD Rollinge. Ein kleiner Werkzeugladen könnte uns mit Campingausrüstung versorgen. Noch haben wir aber ein Zelt. Ganz wichtig ist der von den Jungs so häufig angesteuerte Bottleshop. Dort kaufen wir Bier. Ich muss ja leider gestehen, dass ich jetzt wirklich jeden Abend ein Bier trinke. Aber nur gegen den Durst und weil ich mal was anderes als Wasser trinken möchte. Eine Videothek gib es hier auch. 4$ pro DVD scheint zwar teuer, darfst aber den Film eine Woche lang ausleihen. Klingt logisch, wenn ich 50km weit weg wohne und nur alle 4 Tage in die Stadt fahre. Gut, die Bibliothek wurde von uns noch nicht besucht. Auch noch nicht das Office, das Schwimmbad oder der Versicherungsladen. Ein Hospital gibt es, Feuerwehrstation und Polizei soll es hier auch geben. Schade nur, dass sie hier kein Kino haben. Dieses kleine Stars Hollow macht aber viele Aktivitäten wie z.B. Bowlingabend, Bludspenden, Filmabende usw. Ach diese kleine Stadt ist einfach der Hammer. Ich könnte hier bei den vielen Backpackern ein Internetcafe aufmachen und werde reich.


Nach dem Regen ist vor dem Regen

2007-06-05 to 2007-06-07

Regen. Kalt. Unangenehm. Es hatte wieder einmal in der Nacht angefangen zu regnen und deshalb sind wir wieder etwas später zur Arbeit gefahren. Um 16 Uhr fing es dann wieder an und wir fuhren enttäuscht nach Hause. Hatten wieder nur einen bin geschafft. Seit Sonntag geht das schon so. Am Samstag hatte ich Wäsche gewaschen (ihr habt richtig gelesen. Die Betonung liegt auf "ICH"). Ich wollte sie über Nacht trocknen lassen, aber da es ja in der Nacht regnete, war sie morgens wieder nass und als wir wegen neuem Regen wieder zum Campingplatz fuhren, war die Wäsche wieder nass. Das ging bis Dienstag so. Immer das gleiche Spiel. Gestern war es besonders schlimm. Unser Zelt drohte abzusaufen. Jetzt hatte ich bald andere Probleme als meine Wäsche auf der Leine. Wenn die Sachen im Zelt auch noch absaufen, hab ich gar nichts Trockenes mehr. Wir packten die Sachen in die Rucksäcke und legten sie ins kleine Zelt auf Christian und Christinas Wäscheboxen. Die Schlafsäcke packten wir zur Sicherheit in meinen PackSack. Andreas lieh sich einen Spaten und grub einen kleinen Graben vor dem Zelt, damit das Wasser nicht so sehr unters Zelt kommt. Ich dachte immer Zelte besitzen eine Art Spritz- oder Regenwasserzone von ca. 20cm, die Wasserabweisend ist. Aber gewisse Leute wollten es besser Wissen. Achselzuckend ließ ich Andreas mal machen. So ein Graben kann ja so falsch auch nicht sein.
Die Küche (ein offenes Häuschen mitten auf dem Campingplatz) war voll besetzt und alle versuchten, nicht so deprimiert auszusehen. Einige schauten Fernsehen, andere machten Essen, lasen Buch oder unterhielten sich einfach nur. Es kam mir vor wie in einer deutschen Jugendherberge, weil wir überwiegend (ca. 15) Deutsche waren. Ich konnte noch nicht mal Duschen, weil ich mein Handtuch vergaß, von der Leine zu nehmen. Langsam beginne ich diesen Ort zu hassen. Solange das Feld nicht abgeerntet ist, kriegen wir den Bonus nicht und dann hätte sich die Arbeit bis hierher nicht gelohnt. Ein Auto muss dringend her. Dann können wir im Auto schlafen und als erstes kaufe ich mir eine weiche Matratze. Mind. 10cm dick.
Es ist schon komisch. Immer will man das, was man gerade nicht hat. Als ich auf dem Feld, die Sonne im Nacken, einen Kampf gegen die Stacheln im Baum begann, wünschte ich mir mal für einen Tag regen, damit man zu Hause bleiben kann. Jetzt, nach drei Tagen regen wünsche ich mir Sonne und das Feld zurück. Hier kann man nichts machen. Langweilig. Lieber würde ich in der Zeit Mandarinen pflücken. Heute bringe ich meine Wäsche endlich in die Stadt zur Laudry, die haben Trockner. Und jede Wette mit Euch, dass morgen die Sonne aus Leibeskräften wieder scheint, nur um mich zu ärgern. Aber ehrlich gesagt wäre mir das ganz recht, wenn ich für nur drei Dollar einen Trockner betätigen muss, damit die Sonne wieder scheint.


Wochenrueckblick

2007-06-11 to 2007-06-15

Lasst euch berichten, das 4 Tage in Regen hängende Wäsche und nach 2 Versuchen, diese in einem Trockner zu trocknen, so angenehm riecht wie 12 Tage getragene Socken. Die Sonne ließ sich auch nicht wie gehofft mit 3 Dollar bestechen, sondern wartete noch 2 Tage. Nach diesem Horrorregen begann wieder die Zeit des Arbeitens. Das heißt für Andreas. Ich hatte noch keine Mitfahrgelegenheit. Christian und Christina waren am Packen, denn sie wollten wieder an die warme Küste. Es war etwas seltsam, die ganzen Sachen in das kleine Zelt von Andreas zu packen. Jetzt sind wir auf uns allein gestellt. In der Stadt musste ich erst einmal wichtige Lebensmittel einkaufen. Nachdem C&C am Samstag gefahren sind, merkten wir, was uns wichtiges eigentlich fehlt. Topf, Pfanne, Brett und scharfe Messer. Eine Pfanne habe ich aus dem Überbleibsel, der immer morgens nach dem Reinigen der Küche draußen auf einem Tisch entsteht, aufgegabelt. Es hatte sie niemand wieder mitgenommen und da dachte ich mir, die Pfanne könnte einen neuen Besitzer gebrauchen. Einen Topf leihe ich mir immer vom freundlichen Niederländer, der seit ca. anderthalb Wochen neben unserem Zelt wohnt. Mit ihm spreche ich immer englisch, weil er nur wenig deutsch versteht. Mal sehen, wie lange wir dieses Spielchen mit dem Leihen noch machen können. Für Sonntag habe ich nun wieder eine neue Mitfahrgelegenheit. Andreas fährt bei 2 Deutschen mit und ich fahre bei Jem und Julian mit, eine Australierin und ein Neuseeländer. Auch hier kann ich wieder mein Englisch während den Fahrten verbessern. Auf der Rückfahrt von der Farm hatten wir beinahe einen Zusammenstoß mit einer Kuh. Sie stehen oft nah an der Straße und wenn man langsam an ihnen vorbei fährt, passiert normalerweise nichts. Diese Kuh wollte aber mit uns um die Wette laufen und rannte zunächst neben uns her. Julian fuhr immer langsamer, weil die Kuh immer näher kam. Dann plötzlich entschied sich die Kuh, warum auch immer, just mal so eben die Straßenseite zu wechseln. Julian musste scharf bremsen, sonst hätten wir sie gerammt.
Am Montag auf dem Hinweg ist dann etwas anderes, nichts weltbewegendes, eher Witziges passiert. Es war nur eine Frage der Zeit, wann es passiert. Christian hatte es bisher immer rechtzeitig geschafft. Auch wenn wir ihn oft daran erinnern mussten. Man fährt ja so ca. 15 Minuten immer nur gerade aus zur Jovalan Farm. Nur ein sehr kleines Schild signalisiert nicht rechtzeitig, dass jetzt eine Stichstraße zur Farm kommt. Christian fluchte früher, weil er immer scharf bremsen musste, um die Straße nicht zu verpassen. Diesmal hat es geklappt. Nicht Christian sondern Julian verpasste die Straße. Ich fragte ihm, wie oft ihm das schon passiert wäre und er meinte, es wäre erst sein erstes Mal. Die Arbeit auf dem neuen Feld war abscheulich. Sofort wünschte ich mir wieder Regen. Die größeren Mandarinen waren viel schwerer zu durchtrennen. Die Bäume sahen aus, als hätte hier jemand schnell durchgepflückt. Es hingen nur sehr wenige Früchte daran. Ich brauchte eine Ewigkeit, um ein bin Vollzumachen. Neben meiner Reihe pflückte ein Franzose und er stöhnte. Ich fragte, was los sei und er zeigte mir, dass drei große Spinnen mitten im Baum hingen. Normalerweise bauen sie ihre Netze zwischen Zwei Bäumen, so dass man ganz gut drum herumpflücken kann. Aber diese drei fetten Exemplare hingen mitten im Baum. Ich sagte noch zu dem Franzosen, wenn er das überlebt, dann sei er der Beste. Er erwiderte nur, er sei sich da nicht so sicher, ob er der Beste sein möchte. Ich hingegen hatte keine Probleme. Meine Spinnen saßen hübsch zwischen den Bäumen und ließen sich nicht stören, während ich um sie herum zupfte und pflückte. Ja, wenn man da so oben auf der Leiter steht, blickt man über das gesamte Feld. Schon ein toller Ausblick. Manchmal, wenn ich besonders lange für das Pflücken einer Frucht brauche und sie mir dennoch abreist, setze ich mich ins Gras und esse sie. 9 Stunden Pflücken ist verdammt anstrengend. Damit ich aber nicht die Lust an der Arbeit verliere, nehme ich mir gern mal 10-20 Minuten eine Auszeit. Mein kleiner Discman leistet mir dabei Gesellschaft. Ich schließe die Augen und denke einfach an gar nichts. Herrlich erholend.

Dienstag ging es mir nicht so gut. Kopfschmerzen und Schulterschmerzen plagten mich. Ich blieb im Camp und Andreas fuhr alleine arbeiten. Was soll ich über diesen Tag berichten. Es geschah hier einfach nichts. Lieber möchte ich etwas über unser Abendessen schreiben. Dazu eine kleine Vorgeschichte. Andreas schlug einmal vor, Eierkuchen zu machen. Toll sagte ich, denn dazu brauchte man ja bekanntlich nicht viele Zutaten. Unser IGA (Supermarkt wäre übertrieben. Eher eine kleine Kaufhalle wie in der DDR. Ihr könnt euch vielleicht noch erinnern. K(l)eine Auswahl, leere Regale. Nach 8 Regalen kennst du den Laden in und auswendig.) jedenfalls suchten wir im IGA Apfelmus. Vergebens. An der Kasse wagte ich einen letzten Versuch, nur um hinterher sagen zu können, alles versucht zu haben. Die Frau an der Kasse ließ nicht locker und wollte genauer Wissen, was wir suchen. Ich erklärte ihr, was Apfelmus ist (sagte „apple“ und quetschte imaginär in die Luft einen Apfel „mus“). Sie wollte mehr wissen und fragte zu was man das isst. Ich wusste ja, dass die Amies Pencakes essen und hoffte darauf, dass es die Aussies auch tun. Sie kannten es. „Sehen Sie“, sagte ich. „Das sind bei uns Eierkuchen und ihr mögt es mit Ahornsirup und wir mit Apfelmus“. Sie pfiff die Chefin heran. ‚Oh neinÂÂ’, jetzt halten wir hier den ganzen Laden auf. Die Chefin suchte in den Reihen und zauberte nach einer Minute kleine Joghurtbecher aus dem Regal hervor. Aha. So etwas wie Fruchtbombe. Nehm ich.
Die Eierkuchen schmeckten lecker. Wie zu Hause. Hat Andreas wirklich gut gemacht.
Mittwoch war wieder früh aufstehen angesagt. Na eher für Andreas. Seit wir die Plätze getauscht haben, fährt Andreas jetzt bei Jem und Julian mit (Abfahrt 6.30 Uhr) und ich bei den 2 Deutschen (Abfahrt 7.30 Uhr). Abends wieder umgedreht, weil die Deutschen länger bleiben und Andreas lieber länger arbeiten will. Das Arbeiten auf dem Feld ist zwar körperlich immer noch schwer, aber seit dem Anschiss meiner Schwester komme ich besser damit klar. Ja da muss ich ein klein wenig ausholen. Als es so lange regnete und das Camp Zustände einer deutschen Jugendherberge annahm, verlor ich den Blick für den Grund meiner Reise durch diesen Kontinent. Überall sprach, hörte und spielte man deutsch. Nichts fühlte sich australisch an. Also wozu bin ich dann hier, war meine Frage. Meine Schwester schimpfte, warum ich Kniffel mit Deutschen spiele, deutsche Filme schaue und keine Kontakte zu Australiern knüpfe. Ich solle gefälligst in Australien das machen, wozu ich Lust habe. Ich hätte doch keine Verpflichtungen zu niemand. Nun ich sage euch, diese Freiheit ist ungewohnt. Jobs zu bekommen ist vom Papierkram ein Kinderspiel und da wöchentlich bezahlt wird, ist es kein Thema, schon nach 2 Wochen aufzuhören.
Mittwoch gab es auch nichts Neues. Nicht einmal etwas Chaosmäßiges. Vielleicht erwähnenswert, dass 2 Deutsche Mädchen das Camp verlassen haben und da am Tag zuvor 5 Deutsche einen Kurztrip nach Fraser Island machten, wird es hier immer weniger. Im Office hing ein Zettel aus, wo jemand ein Auto verkauft. Es ist genau das Auto, was wir haben wollen. Der Preis sank schon von 2400$ auf 1800$. Das können wir uns zwar noch nicht von unserem australischen Konto leisten, aber wir haben ja immer noch etwas von unseren 3000 EUR übrig. Das Auto stand auch auf dem Campingplatz und wir schauten es uns an. Sah ganz schön verbeult aus. Der Kühlergrill fehlte. Wir waren uns nicht sicher. Wir haben keinerlei Erfahrung mit Autokäufen. In den nächsten 2 Tagen fragten wir alle Leute, die wir hier kannten, was sie über Autokauf wissen und wo es besser wäre, ein Auto zu kaufen. Viele waren der Meinung, in Brisbane gäbe es die günstigsten Autos. Man kann über Internet oder Zeitung suchen. Da wir bis Montag frei haben, werden Andreas und ich hoffentlich zusammen die Zeit nutzen, und zusammen ein Auto suchen.


Wochenende

2007-06-16 to 2007-06-18

Am Freitag hatten wir nur bis 12 Uhr arbeiten müssen. Mit Jem und Julian und 3 anderen Koreanern pflückten wir das 3. Feld alleine leer. Es gab diesmal 65$ pro bin. Es ist eben so, dass wenn weniger Früchte am Baum hängen, du länger brauchst, um einen Korb voll zu machen. Andreas und ich schafften leider nicht ganz einen bin. Keine Mandarinen mehr an den Bäumen. Wir durften aber noch für 15.50$ die Stunde weiterarbeiten und die Baumreihen nach vergessenen oder grünen Mandarinen durchsuchen. Diese brauchten wir nur pflücken und auf den Boden werfen. Das taten wir 3 Stunden lang, bis wir alle Reihen durch hatten. Die anderen Deutschen befolgten meinen Rat und hatten sich in der Zwischenzeit auf einer anderen Farm nach Arbeit umgeschaut. Da bis voraussichtlich Dienstag nicht auf der Jovalanfarm gearbeitet wird, könnte man in der Zeit auf der Golden Mile Farm arbeiten. Gerüchten zu folge zahle man dort 100$ pro bin. Leider konnten wir selbst uns am Freitagnachmittag nicht mehr anmelden, da das Büro in der Golden Mile schon geschlossen hatte. Dies brachte uns ungewollt ein langes Wochenende ein. Am Samstag machten Andreas, der Niederländer (Morris) und ich einen kleinen Ausflug durch Mundubbera. Am Stadtrand gab es einen kleinen Bahnhof, der nicht mehr in Benutzung war, ein Rugbyfeld und einen Bowls Club. Andreas war wohl etwas genervt von der Langeweile und hatte sich irgendwann allein auf den Rückweg gemacht. Jedenfalls sahen Morris und ich ihn nur noch in der Ferne nach Hause gehen. Sehr Schade, denn kurz danach trafen wir einen älteren Herren, der sich gerade auf dem Feld des Bowls Club warm spielte. Dieses Spiel erinnerte mich an Boccia, wo man mit einer großen Kugel zu einem entfernt liegenden weißem Ball rollen muss. Als noch mehr ältere Herrschaften aus dem Club kamen, wurden wir gefragt, ob wir mitspielen wollen. Morris und ich versuchten unser Glück und stiegen mit ein. Es war schwieriger als es aussah, denn die Kugel war auf zwei Seiten etwas abgeflacht und auf einer Seite etwas schwerer. So muss man eigentlich die Kugel nicht ganz gerade rollen, weil sie sich mit der Zeit zur schweren Seite hin krümmt. Am Anfang noch froh darüber, eine Beschäftigung an diesem langweiligen Tag gefunden zu haben, wurde es mit der Zeit doch schrecklich langweilig. Doch Morris und ich hielten durch und gewannen auch hin und wieder ein Spiel. Nach anderthalb Stunden waren wir endlich erlöst. Hatte dieser Ort nur langweilige Spiele zu bieten? Golf gab es hier auch irgendwo in der Nähe, was ich mir ähnlich langweilig vorstellte. Bei so vielen jungen Leuten muss man doch etwas Spannenderes anbieten. Ich weiß. Ich eröffne eine Go Kat Strecke und werde reich.

Am Sonntag haben Andreas und ich uns zusammengesetzt um unsere nächsten Schritte zu planen. Eigentlich war es mehr das herausfinden, was jeder machen möchte und wie es ablaufen soll, wenn Andreas Freundin in 2 Monaten für 8 Wochen herkommt. Natürlich bin ich nicht sehr begeistert, 2 Monate lang das fünfte Rad am Wagen zu sein. So war es anfangs nicht geplant. Andreas möchte mit seiner Freundin am liebsten alles in dieser Zeit machen, Segeltour, Tauchkurs, Surfkurs, Jeeptour auf Fraser Island und nach Alice Springs fahren. Das sind die Sachen, die ich verteilt das ganze Jahr über machen wollte. Und die Aussicht, 2 weitere Monate arbeiten gehen zu müssen, um dafür das Geld zu haben, was nach dem Autokauf nicht sehr viel sein wird und wir deshalb vielleicht auf billigere Angebote zurückgreifen müssen, bereitet mir sehr viel Kopfzerbrechen. Ich stelle mir folgende Fragen:

- Welche Ziele habe ich noch in 4 Monaten?

- Ist das die Art des Reisens, die ich mir mit meinem Reisebegleiter vorgestellt hatte?

- Muss ich die gleichen Reisepläne verfolgen wie Andreas?

- Was mache ich stattdessen in der Zeit, wenn seine Freundin da ist?

Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig werden kann. Wieder muss ich überlegen, wie es weitergehen soll. Gibt es eigentlich nichts in meiner kleinen Connywelt, das auch einfach geht? Ich sehe mich ständig vor schwierigen Entscheidungen stehen. Dabei möchte ich doch nur:

- Australien umrunden und dabei die sehenswürdigen Orte besuchen

- Zwischendurch arbeiten, um die Reisekasse aufzubessern

Man muss beachten, welche Sehenswürdigkeiten zu welcher Zeit am Besten sind. Zum Beispiel sollte man zwischen Juli und August den Kakadu National Park, einer der Schönsten (Nähe Darwin), besuchen, weil es in der Zeit keine Stürme gibt. Das werden wir nicht schaffen.

Langsam habe ich das Gefühl, vollkommen unvorbereitet nach Australien gereist zu sein.

Wir suchten auch nach Angeboten für Autokäufe im Internet. Es gab viele in Brisbane und Umgebung. Es wäre also besser, noch einmal in die Stadt zurückzufahren (wie auch immer) und uns dort einige Autos anschauen. Etwas ungehalten über die momentane Situation, waren Andreas und ich etwas distanziert zueinander. Um die Spannung etwas aufzulösen, machten wir zusammen Eierkuchen. Ich wollte unbedingt wieder welche, da ich auch im IGA sogar ein großes Glas Apfelmus (hinterher springen dir die gesuchten Dinge immer ins Auge) fand. Andreas sagte mir, was ich alles brauche und ich machte meine ersten Eierkuchen ganz allein. Das war wieder einmal ein leckeres Abendessen.

Am Montag, immer noch ohne Arbeit, machten wir das Beste aus dem Tag und spielten Poker. Dieses Spiel ist international und wird hier von jeder Nation gespielt. Kanadier, Franzosen, Engländer, Australier, wie heißen die Leute aus Chile?, Neuseeländer und Deutsche. Heute spielten wir mit den Deutschen, die am Wochenende wieder von Fraser Island zurückkamen. Unnötig zu erzählen, dass ich gewonnen habe. In Deutschland habe ich mit meinem Berliner Team hart trainiert. Hierfür ein großes Dankeschön, für die vielen Pokerabende im Skiurlaub.


Heute war ein guter Tag

2007-06-19

„Heute war ein guter Tag“. Mit diesen Worten wünschte mir Andreas gute Nacht und kuschelte sich in seinem Schlafsack. Diese Worte von Andreas zu hören, erleichterte mich sehr. Es war wirklich ein guter Tag. Am Vormittag fuhr ich mit dem Holländer zu einer Farm und fragte nach Arbeit. Leider gab es keine und wir fuhren zu seiner Arbeit um dort zu fragen, ob ich mithelfen kann. Leider auch Fehlanzeige. So blieb mir nichts anderes übrig als zu warten, bis Morris fertig ist mit seiner Arbeit. Er musste die Äste von Weintraubenbäumen beschneiden. Er bot mir an, für 20$ die Äste um den Draht zu wickeln. Besser als nichts dachte ich mir. Da stand ich nun auf dem Feld. Der Wind blies durch die Bäume, die Wolken warfen schattige Flecken auf das Gras und das Rascheln der Blätter im Wind erinnerte mich an die Ostsee. Meerrauschen. So hörte es sich an. Kalter Wind und ab und zu Sonne. So fühlte es sich an. Ich fragte mich, warum ich mir so viel Stress mit Andreas und seiner Freundin mache? Weil ich meine eigenen Pläne in Gefahr sah, wenn Andreas erst einmal mit seiner Freundin herumreist. Ich bleibe schon nicht auf der Strecke. Ich kann warten. Ich muss nicht alles in 8 Wochen machen. Dafür habe ich doch noch meine Option, ein zweites Jahr zu bleiben. Da kann ich alles machen, was mir noch fehlt. Dieses Gefühl beruhigte mich. Jetzt kann ich die Reise mit Andreas etwas relaxter sehen.

Da wir jeden auf dem Campingplatz fragten, wo man arbeiten kann, gab es einige Resonanz. Andreas durfte einen Holzzaun am Rande des Campingplatzes bauen. Er machte es so gut, dass der Besitzer ihm freie Hand ließ. Auch unsere lieben Nachbarn hatten Mitleid (wieder einmal. Das letzte Mal hatten sie Mitleid, als C&C uns verließen und wir nur noch das kleine Zelt für uns und unsere Klamotten hatten. Sie liehen uns ein kleines Zelt, wo wir unser Zeug unterstellen konnten). Sie hatten auf ihrer Farm nach Arbeit für uns gefragt. Sie erzählten dem Boss, dass zwei der besten Pflücker für ein paar Tage Arbeit suchen. Morgen können wir anfangen. Für die Arbeit am Zaun verhandelten wir mit dem Besitzer um die Unterkunft. Wir brauchen für die letzten 2 Wochen nicht bezahlen. Juchhu, 160$ gespart. Und wenn wir länger bleiben, kann Andreas auch den Zaun weiterbauen. Jetzt war alles perfekt. Während unsere alte Farm auf bessere Markpreise wartet, können wir in der Zwischenzeit auf einer anderen Farm pflücken. Wenn mal schlechtes Wetter ist, kann Andreas am Zaun arbeiten. So verdienen wir etwas Geld und geben keines aus. Nicht schlecht. Wenn es jetzt noch Eierkuchen regnet, brauchen wir gar kein Geld mehr auszugeben.

Die Arbeit auf der neuen Farm war lustig. Wir durften mit dem Traktor selbst unsere Bins zu den Reihen fahren. Der Traktor hat doch tatsächlich 4 Gänge. Wozu eigentlich. Um zwischen Schneckentempo und Schrittgeschwindigkeit hin und her zu schalten? Egal. Es machte Spaß, dieses Teil zu fahren. Die Mandarinen sahen anders aus, als auf unserer letzten Farm. Noch etwas unreif und als hätte jemand beim Bemalen der Früchte nicht richtig den grünen Pinsel ausgewaschen. Überall noch grüne Stellen. Und wir durften nur die guten Früchte pflücken. Ich hasse diese Qual der Wahl. Welche Früchte sind gut und welche nicht. Schwere Entscheidung. Deshalb waren wir auch nicht besonders schnell beim Pflücken. Der Boss kam ab und zu bei uns vorbei und checkte die Lage. Ein klein wenig Smalltalk eben. Als er erfuhr, dass wir Architekten sind, gab er uns ein anderes Feld zum Pflücken. Hm. Ich hoffe, er hat in der Vergangenheit keine schlechten Erfahrungen mit Architekten gemacht. Dürfen wir jetzt wieder nur Bäume nach vergessenen Früchten suchen? Zum Glück war es nicht so und wir bekamen eine neue Sorte von Mandarinen. Es gibt zum Beispiel Imperials, die super lecker schmecken. Das ist die Sorte, wo man nach dem Schälen nur noch halb so viel in der Hand hält. Novas sind größere Mandarinen mit der etwas festeren Schale. Wir bekamen Novas. Diesmal war es leichter, sie von den unreifen Früchten zu unterscheiden. Viereinhalb Bins schafften wir am Ende. Wir waren so froh über die Arbeit, dass wir vergessen hatten, nach dem Preis zu fragen. Ich glaube, wir bekommen 40$ pro Bin. Abends fing es wieder an zu regnen. Das ist auch der Grund, warum wir heute nicht zur Arbeit brauchten. Warum auch immer, denn eigentlich regnet es heute nicht. Ist ja nicht so schlimm. Der Zaun wartet schon. Jetzt mach ich schnell für Andreas und mich Eierkuchen. Danach schaue ich noch mal im Internet zwecks Autokaufs.

Seid alle lieb von mir gegrüßt.


Nr. 5 lebt.

2007-06-22

Heute Morgen wollte unser Traktor nicht anspringen. Dabei haette ich doch das Glueck auf meiner Seite haben muessen, weil wir Trecker Nr. 5 hatten. Meine Lieblingszahl. Unser Boss Tom wechselte schnell die Batterie und floesste etwas Alkohol zu, schon erwachte der Motor. Nr. 5 lebt.
Hab ich euch schon erzaehlt, dass wir fuer die Arbeit neue Klipper und Taschen bekommen haben? Muessen wir gegen eine Gebuehr ausleihen, bekommen das Geld aber wieder zurueck, wenn wir das Equipment zurueckgeben. Dieses Geld wurde uns gleich von unserem ersten Lohn abgezogen. Unser Wochenlohnstreifen (immer von Donnerstag bis Mittwoch) bekamen wir heute (immer Freitag). Fuer diesen einen Tag in der Woche, also Mittwoch, haben wir nach Abzug der Tools und Steuern sage und schreibe 4.75$ verdient. Als die anderen Arbeiter das mitbekommen haben, lachten sie und meinten, dass wir sie ja jetzt alle auf ein Bier einladen koennen. Einer zeigte mir mal seinen Wochenlohn: 999,99$. Darauf sagte ich zu ihm, er koenne uns auf zwei Bier einladen. Tausend Dollar in einer Woche. Der helle Wahnsinn. Der Preis pro Bin ist seit Mittwoch auf 50$ gestiegen. Das war ein sehr guter Preis. Hier muessen wir nur selten die Leiter benutzen, die neuen Klipper sind sau scharf und man bekommt keinen Unterschied mit, ob man einen oder drei Aeste abschneidet. Da habe ich uebrigens immer Angst, den Unterschied zwischen drei Aesten und meinem kleinen Finger nicht mitzubekommen. Beim Pfluecken halte ich meistens meine Finger hinter die Frucht, damit ich sie gleich nach dem Schneiden in die Tasche schieben kann. Einmal hatte ich ganz kleine Novas am Baum haengen und da bin ich dann mit der Spitze des Klippers gegen meinen Daumen gekommen. Jetzt haben ungefaehr 30 Novas kleine rote Flecke. Wenn man gerade dabei ist, eine Wette zu gewinnen, hoert man nicht auf zu pfluecken. Andreas und ich wetten um das Kochen und Abwaschen, wer zu erst mit einem Bin fertig wird. Er hatte schon eine Tasche gepflueckt, als ich noch Musik auf meinen Laptop zusammenstellte. Mit Musik geht die Arbeit noch ein bisschen schneller. Ich wagte den Versuch, Andreas zu schlagen. Die drei Neunen auf diesem Lohnstreifen spornten mich ebenfalls an. Ich zischte davon und pflueckte, als haette ich nie etwas anderes gemacht. Nach 2! Stunden war ich fertig. Unglaublich. Normalerweise brauchen Andreas und ich zusammen fuer einen Bin gute zwei Stunden. Diese Farm war wirklich besser als unsere Letzte. Da brauchte ich doppelt so lang. Jetzt lassen sich auch die Tausend Dollar erklaeren. Man kann hier locker drei Bins schaffen und 150$ verdienen. Ich hoffe, unsere alte Farm laesst sich noch ein bisschen Zeit. Nachdem ich meinen zweiten Bin zum Drittel voll hatte, war auch Andreas endlich mit seinem Ersten fertig. "Ich haette gern Milchreis", sagte ich zu ihm.
5 Bins haben wir heute geschafft, haetten auch mehr gemacht, wenn Andreas Arm nicht schlapp gemacht haette und wenn unsere Reihe nicht schon zu ende waere. So tuckerten wir mit Nummer Fuenf holperig munter den Feldweg zurueck.
Was ich noch schreiben wollte: seit einigen Tagen steht ein Jeep auf dem Campingplatz der zu verkaufen ist und umgerechnet 2400EUR kosten soll. Andreas und ich sind schon ganz scharf darauf und haben zusammen mit unserem Nachbarn mit den Autobesitzern gesprochen. Unser Nachbar ist uns da eine gute Hilfe. Morgen versuchen wir einen Blick auf den Motor zu werfen. Kevin (Nachbar) versucht noch den Preis auf 2000EUR zu druecken, weil er sich gut mit Motoren auskennt. Ich bin schon ganz gespannt, ob wir das wirklich hinbekommen. Ich meine die ganze Registrierung usw.
Aber auch hier kann uns der Nachbar helfen. Ich halte euch auf den Laufenden.


Geplatzter Reifen

2007-06-23 to 2007-06-26

Ich weiß, noch so eine Mandarinengeschichte und ihr schlaft mir hier alle ein. Aber dem Alltag zum trotz gibt es heute wieder neue Dinge zu berichten. Zu allererst brauchte Nr.5 mal wieder einen Batteriewechsel. Tom schimpfte schon und meinte zu mir, ich hätte zu viele negative Energie. Tom redet, als hätte er 20 Bärte, aber wenn er flucht, versteht man ihn Glasklar. Er hat sehr viel Humor und er macht seine Späße mit uns.
Heute durften wir mal die Klipper in der Tasche lassen und die Früchte mit der Hand pflücken. Dadurch waren wir deutlich schneller und schafften an diesem Tag unglaubliche 7 Bins. Glaubt aber ja nicht, dass sei viel. Andreas und ich hatten jedenfalls keinen Grund uns darauf etwas einzubilden. Zwei Koreaner links von uns schafften 12 Bins und ein Koreaner alleine auf der rechten Seite pflückte 6. So und jetzt noch mal unsere Anzahl zum mitschreiben. S I E B E N. Sehr Armselig. Nur die Hälfte von dem, was die Koreaner pflücken. Scheiß schnell die Leute.
Wenn unsere Hänger voll sind, darf ich mit dem Trecker zum Ched fahren, wo sie abgeladen werden. Der Weg dort hin ist verdammt lang und ich fahre im vierten, den Benzinhebel voll auf Anschlag damit ich noch in diesem Jahrhundert ankomme. Das habe ich einmal gemacht und jetzt weiß ich es natürlich besser. Man sollte aus zwei Gründen langsam zum Ched fahren

- während des Holperweges schrumpft der Bin um ein zehntel. Schlecht für den Abnehmer
- der Bremsweg verlängert sich um ein klein wenig. Schlecht für die Reifen

Ich hatte mich total erschrocken, als ich auf die Bremse ging und nichts geschah, außer das ich munter weiterschlitterte. Ich war sehr erstaunt, dass ein Traktor mit so schwerer Last einen Bremsweg hinterlassen kann. Jedenfalls keinen, der 6 Meter lang ist. Ups. Tom kriegte sich nicht mehr ein vor lachen. Er wusste nicht, ob er staunen oder heulen sollte. Er lief meinen Bremsweg mit großen Schritten ab. Seine Worte waren wieder sehr klar und deutlich zu verstehen, was mir Sorgen bereitete. Ich glaube, langsam hat er mich ins Herz geschlossen.
Nach unserer zweiten Ladung machten wir Schluss für heute. Es war erst halb fünf. Wir wollten etwas früher nach Hause fahren, weil wir mit Kevin noch das Auto auf unserem Campingplatz anschauen wollten. Jedenfalls war ich froh, dass Andreas zum Schluss mit dem Trecker fuhr. Nicht weil ich Angst vor Tom hätte oder sonst was. Nein, diesmal war ich froh, nicht an etwas Schuld zu sein. Unser Reifen ist während der Holperfahrt geplatzt. Er war gestern schon ziemlich platt, worauf ich Tom auch hinwies, aber er meinte, der sei noch gut. Jetzt hat der Reifen vollends seinen Geist aufgegeben. Als Tom das sah, fiel sein Blick sofort auf mich. Na klar. Ich wieder. Aber Tom fackelte nicht lang und rollte einen Ersatzreifen heran. Der nicht passte. Und der Zweite nicht und der nächste auch nicht. Jetzt waren seine Worte für jeden Englischanfänger verständlich. Ich versuchte mit allen unschuldigen Gesichtsausdrücken, die ich besaß, Engelhaft auszusehen. Seine Flucherei bezog sich zum Glück auf den fehlenden Reifen. Jetzt wurde Nr.5 zerlegt und um einen Hänger kürzer gemacht. (Gut, dachte ich mir. Weniger Last. Noch schneller fahren. Und kürzere Bremswege).
Um 5 Uhr waren wir auf unserem Campingplatz und besuchten die Kanadier, die den Mitzubischi verkaufen wollten. Kevin sah sich den Motor an und stellte keine undichten Stellen fest. Dann machten wir eine Probefahrt. Der Wagen machte einen guten Eindruck. Leider brauchen die Jungs den Wagen noch 4 Wochen bis sie nach Brisbane zurück müssen. Andreas und ich hatten aber damit kein Problem. Wir können auch statt 2 noch 4 Wochen in Mundubbera bleiben. Arbeit gibt es hier noch genug. Etwas später am Abend kam Scott vorbei und erzählte uns, dass er zurzeit einen Campervan repariere und ihn dann verkaufen möchte. Also manchmal fliegen die Dinge einem förmlich zu. Noch ein gutes Angebot. Scott will nur die Reparaturkosten haben. Ein Van verbraucht zwar etwas mehr Sprit und ist langsamer, aber man hätte mehr Platz für einen Kühlschrank und Kochecke. Noch haben wir aber die Möglichkeit, einen Commodore oder Ford Falcon zu kaufen, nicht ganz aus den Augen gelassen. Na mal schauen, was noch für Angebote auf uns zu kommen.
Am nächsten Tag passierte nicht viel auf der Arbeit. Kevin und Debbie haben ihre Autoschlüssel im Auto stecken lassen und so mussten wir mit dem Bus zur Arbeit fahren. Bzw. Alle außer mir. Für mich war im Bus kein Platz mehr frei. Aber ich traf 2 Engländer, die auch auf der Farm arbeiteten und mich mitnahmen. Wir schafften jetzt jede Stunde einen Bin. Wir hätten die Koreaner vielleicht schlagen können, wenn es nicht wieder angefangen hätte zu regnen. Nein. Nicht schon wieder dachte ich. Um 13 Uhr mussten wir die Arbeit einstellen und zurück zum Ched fahren. Wir wussten, dass es in dieser Woche noch einmal heftig regnen wird, aber nicht, dass es so schnell anfangen würde. Selbst die Einheimischen staunen über so viel Regen. Sie meinen, es hätte seit 9 Monaten nicht mehr so geregnet. Mir ist klar, dass die Australier im Dreieck springen und sich über den Regen freuen, aber muss es ausgerechnet in diesem Jahr sein? Na ja. Ich will mich nicht beschweren. Letztes Jahr gab es glaube ich heftige Buschbrände.
Jetzt, einen Tag später, sitze ich hier in der Küche. Der Regen hat seit gestern nicht aufgehört. Wir haben spaßeshalber unseren Wasserkanister unter das tropfende Vorzelt gestellt. Das sind 15 Liter, die in wenigen Stunden gefüllt waren. Wir konnten das Ansteigen des Wassers im Kanister mit ansehen. Unglaublich. Wir halten uns mit Kaffee und Tee im Zelt warm. Natürlich müssen wir tierisch aufpassen, nicht gegen die Zeltwand zu stoßen. Die Außenhülle ist bereits klitschnass und tropft durch die Nähte gegen das Innenzelt. Da es nur kleine Tropfen sind, ist es nicht weiter schlimm. Aber stellt euch vor, man hockt in einem 2x2m Zelt und darf nirgends gegenstoßen. Langmachen ist also nicht. Nachts ist es besonders schwierig. Entweder komme ich mit meinen Füßen oder mit meinem Kopf dagegen. Ich verfluche Andreas dafür, warum ich kein großes Zelt kaufen darf. Ja ich weiß. Ich kann’s mir kaufen, wenn ich nur wollte. Aber es ist hier recht teuer und bald haben wir doch ein Auto. Dann brauchen wir kein Zelt mehr. Nur noch 4 Wochen. Das halte ich noch aus. Einen Vorteil hat der Regen jedoch (man möchte es kaum glauben). Es ist nachts nicht mehr so Arsch kalt. Als eines Nachts die Temperaturen unter 0 Grad waren, hielten wir es nicht mehr aus und wollten in der Stadt einen kleinen Heizer kaufen. Stellt euch vor, die waren Ausverkauft. Es gab nur noch große teure Dinger. Jetzt kann man den Schlafsack als normale Decke nehmen und man hat es trotzdem angenehm warm im Zelt. Seltsam dieses Wetter.
Nun ja. Jetzt machen wir erst einmal Essen. Haben uns gestern panierte Steaks gekauft. Das Gemüse ist hier zurzeit sehr teuer. Für 1kg Bohnen 10$. Am Stadtrand haben wir von einem kleinen Stand gehört, wo man günstig Gemüse kaufen kann. Dort holte Andreas 1kg Bohnen für 4$, etwas Brokkoli und Blumenkohl. Da steht nicht wirklich jemand, sondern man muss das Geld in eine Dose werfen. Ich habe schon öfters keine Stände am Straßenrand gesehen. Besonders vor einer Farm. Man kann dort die Früchte kosten. Ich finde das Land toll.
So ich mache jetzt Schluss. Andreas hat mich schon ermahnt. Lasst was von euch hören. Besonders jetzt an diesen langweiligen Tagen brauche ich etwas Lesestoff.


Ich fuehl mich gut

2007-07-07

Irgendwie habe ich es fertig gebracht, meinen letzten Wochenüberblick zu löschen. Ich muss also alles noch einmal schreiben. Nebenbei arbeite ich aber noch an einem Video. Deshalb kann es noch einige Tage dauern. Die Fotos sende ich schon mal.


Natur pur

2007-07-09

Hier möchte ich mich noch einmal für die Fotos von Mario bedanken. Er hat eine bessere Kamera und hier und da einfach eine bessere Auflösung von den kleinen Kreaturen. Auch ein Känguru ist dabei. Leider nicht mein in Wildnis fotografiertes Känguru.


Ich fuehl mich gut, trotzdem

2007-07-14

So nun hocke ich hier im Zelt, es ist kurz vor halb 10 Vormittags. Warum ich nicht auf Arbeit bin? Ach so. Ja, also ich habe mir erlaubt, nach 3 anstrengenden Tagen einen „Day off“ Tag zu machen. Außerdem schreiben sich die Berichte ja nicht von selbst. Verschwinden höchstens auf mysteriöse Weise. Und bevor ihr wieder denkt, das kann nur Conny passieren, möchte ich schnell hinzufügen, dass keine 5 Minuten nach mir dem Andreas das gleiche passierte. Er schrieb eine Mail und löschte sie aus versehen.
Keine Ahnung wo jetzt mein Bericht herumschwirrt, aber ich bin froh, noch eine alte Version aus dem Papierkorb gefischt zu haben. Nun gut, ich beginne also mit dem Tag nach dem Regen.
Nach 30 Stunden Non-Stop Regen hörte es in der Nacht zum Mittwoch endlich auf. Die Sonne ließ sich sogar blicken. Aber Arbeiten war heut nicht, weil es noch zu aufgeweicht und naß in den Feldern war. Ich nutzte den Tag und mistete unser Zelt aus. Ich habe Decken und Schlafsäcke zum Lüften aufgehängt und die Isomatten in die Sonne gelegt. Von unseren lieben Nachbarn lieh ich mir einen Staubsauger (die haben einfach alles) und machte erst einmal Klar Schiff im Zelt. Andreas baute derweil am Zaun weiter, um uns unsere freie Unterkunft und Internet für die nächsten drei Wochen zu sichern. Der Zaun kann sich absolut sehen lassen. Bob bekommt hier eine 1A hochqualifizierte deutsche Handwerksarbeit geliefert. Wir schauten uns in der Stadt auch mal Scotts Campervan an, den er uns verkaufen wollte. Aber wir hatten schnell kein gutes Gefühl bei der Sache und blieben lieber bei einem Stationwagon oder den Mitzubishi. Als Scott von unserer Entscheidung erfuhr scherzte er, er muss uns dann wohl seinen Ford Falcon verkaufen. Er wusste, dass wir diese Marke suchten und er hatte einen. Das wäre die beste Lösung meinte ich zu ihm. Aber erst einmal machte er uns mit der Neuigkeit glücklich, ab morgen wieder auf der Jovalenfarm picken zu dürfen. Jetzt ist der Bonus wieder ganz nah.
Am Donnerstag um 7 Uhr war Abfahrt bei den zwei Deutschen Mario und Sandy. Mit dabei war noch ein Australier Andrew. Nur wegen ihm sprechen alle Englisch im Auto. Das kann manchmal sehr lustig sein. Auf der Farm angekommen stellten wir fest, dass wir ganze 6 Leute waren. Und Andreas und ich waren am Längsten hier. Andere wie C&C oder Jem&Julian hatten sich frühzeitig aus dem Staub gemacht und somit auf den Bonus verzichtet. Ich war ein wenig stolz, dass ich bis zum Ende durchgehalten habe. Das Pflücken an sich war wieder einmal sehr anstrengend. Durch den Regen waren die Mandarinen sehr weich und plumpsten bei der kleinsten Berührung schon vom Baum. Also waren die Mandarinen für mich das Wertvollste, was ich in den nächsten drei Tagen pflückte. Jede Mandarine ist ein wichtiger Teil des Bins und jeder volle Bin bedeutet einen Bonus mehr. Mehr Geld bedeutet bald ein Auto und was das bedeutet, brauche ich euch nicht zu erzählen. Ohne Auto gibt es hier nämlich kein Entkommen aus Mundubbera.
Wenn ich auf dem Feld stehe, denke ich über 1000 Sachen nach. Was soll man auch sonst machen. Ich wollte eigentlich nicht darüber schreiben, aber Sharron hatte mir zu große Hoffnung gemacht, dass wahrscheinlich eh nix draus wird. Ich hatte ein Jobangebot per E-Mail bekommen. Gesucht wurden Kellner auf den Whitsundays in einem 5 Sterne Resort. Nach einigem Hin- und Herüberlegen (ich weiß, was überleg ich da so lange), habe ich meine Bewerbung an Sharron geschrieben und einen Tag später kam die Bestätigung. Sharron hat mich auf die Liste gesetzt und würde sich in ein paar Tagen melden. Jetzt träumte ich natürlich den ganzen Tag von dieser traumhaften Insel. Sonne, Sand, Strand, Meer. Alles was man im Urlaub haben möchte. Und ich könnte dort arbeiten. Unterkunft und Verpflegung gehen vom Gehalt ab. Also kann ich davon ausgehen, dass man genug verdient, um noch etwas rauszubekommen. Man kann mit dem Boot oder mit dem Helikopter zur Insel gelangen. Es gibt eine strenge Kleiderordnung (wurde mir auf einer 27 seitigen PDF Datei zugeschickt). Aber dem fühle ich mich gewachsen. Das Resort befindet sich auf Hayman. Geil, oder?
Plötzlich holte ein Schnitt in den Finger mich schmerzhaft in die Realität zurück. Ich habe es tatsächlich geschafft, mich ein zweites Mal in den Finger zu klippen. Und das ausgerechnet als mein Boss gerade neben mir stand. Er nannte mich immer „bloddy woman“, weil ich so schnell arbeite und immer so früh schon auf dem Feld bin (woran ja eigentlich Jem und Julian Schuld waren). Ich hasse diesen Ausdruck. Aber das kann ich jetzt wohl nicht mehr abstreiten. Jetzt fragt ihr euch sicherlich, ob es normal ist, sich mit dem Klipper in die Finger zu schneiden? Natürlich ist so etwas nicht normal. Aber hin und wieder passiert es auch den Anderen. Nach 3 Tagen schon hatten wir den Rest gepickt (denglisch für gepflückt/picking). Jetzt müssen wir nur noch bis Freitag warten, bis unser Bonus auf dem Konto ist. Jetzt heißt es wieder neue Arbeit suchen. Leider konnten wir nicht mehr zu TomÂ’s Farm zurück, weil dort keine Leute mehr gebraucht wurden. Also fragte Andreas bei Bob wieder nach Handwerksarbeit nach. Wir könnten sein Haus streichen, meinte er. Genauer gesagt die Küche. Ulle (übrigens „Julie“ ausgesprochen) zeigte uns ihr Haus. Von außen sah es nicht gerade toll aus. Aber von Innen war es hell und freundlich. Holzfußboden, Holzwände und sehr hohe Decken. Die Hälfte der umlaufenden Terrasse wurde als Kinderzimmer zugebaut. Am Besten, ich mache das nächste Mal Fotos.
Wir hätten vielleicht heute angefangen, wenn Scott nicht doch noch eine neue Farm für uns gefunden hätte. Irgendwie scheint uns hier auch die Arbeit zuzufliegen. Geld wäre das nächste Mal nicht schlecht *grins*. Also verschoben wir das Malern auf ein anderes Mal.
Aaron, ein echter Mundubberaeinwohner unseres Alters holte uns Dienstag um 7 Uhr ab und fuhr uns zur neuen Farm. Der Schreibkram war wieder das Gleiche und schnell ausgefüllt. Unser Vorarbeiter fragte Andreas und mich, ob wir zusammen arbeiten wollen. Ich meinte jedoch, wir arbeiten getrennt. Dann sagte er verdudst, wir müssen heute aber zusammen arbeiten. Hm. Na dann müssen wir heute wohl zusammenarbeiten. Was für eine Frage. Zitronen pflücken war heute dran. Eins kann ich euch zu Zitronen pflücken sagen. Kauft euch die pupigste Hose, pflückt Mandarinen und lauft durch Zitronenbäume. Ihr habt die ober super mega zerschlissensten Klamotten ever mit einem mandarin washed look. Die Bäume haben Stacheln wie Sau. Und was ist schon ein teures Parfum, wenn du hier den Lemonduft umsonst haben kannst. Die Bäume waren so hoch, als fühlte ich mich wie ein Hobbit. Auch die Zitronen an sich passten kaum in meine Hand. Meine Güte. Das sind Früchte hier. 50$ pro Bin gab es und jeder schaffte 2 Bins (mir fällt gerade auf, dass ich die ganze Zeit von Bins schreibe. Ich hoffe, ihr wisst noch, dass damit Körbe gemeint sind *dummfrag*?). Am nächsten Tag pflückten wir Mandarinen auf einer anderen Farm. „Ellendales“ wurde diese Sorte genannt. Mir egal wie die heißen, hauptsache die Bäume sind nicht so hoch. Das waren sie zum Glück nicht, aber heftig breit. Man kam mit der Leiter nicht mal bis in die Krone. Andreas musste Klettern, um heran zu kommen. Wenn er eine Tasche fertig hatte, gab er sie mir vorsichtig runter und ich gab ihm meine Leere. So ging es ein klein wenig schneller. Gut geprunnt (denglisch für geschnitten/prunning) wurden die Bäume aber nicht gerade. Die Äste wuchsen wie sie wollten. Dass es hier hart zur Sache ging, zeigte mir eine auf einem Ast aufgespießte Mandarine. Und dann gab es nur 28$ pro Bin. Was ich davon halten sollte, zeigten mir zwei Deutsche, Jochen und Tina, die mit dem Vorarbeiter schimpften und nach 3 Stunden die Farm wieder verließen. Auch Aaron fuhr nach einem Bin wieder nach Hause. Sogar ein Koreaner eine Reihe neben uns war nachmittags in seiner Reihe nicht mehr zu sehen. Hinterließ einen angefangenen Bin. Ein Koreaner, der frühzeitig aufhört. Verdächtig. Hm. Kann man da am Preis denn nichts machen? Ich ging zu Dennis (wieder da. Ihr kennt ihn schon. Er hatte mir damals an meinem ersten Arbeitstag auf der Jovalanfarm das Leben gerettet, als er meinen Klipper im Gras fand), was er von den 28$ hält. „Bloody damn shit”. Aha. Das war doch mal eine Aussage. Ich ließ den Boss heranpfeifen, um nach mehr Geld zu fragen. War ja jetzt geübt darin. Der Boss war wieder nur der Boss von dem Boss und ein harter Brocken. Aber ich konnte ihn weichklopfen und sage und schreibe 2$ herausschlagen. Und 2$ Bonus. Nein, dachte ich. 2$ Bonus. Da will ich verflucht sein und bis zum bloody finish hier bleiben. Scherz. Der Bonus ging mir peripher am Arsch vorbei. Scheiß auch auf die 2$ mehr pro Bin. Wir arbeiteten weiter. Die Bins wollten einfach nicht voll werden. Irgendwann dachte ich an die paar Mandarinen im Bin des Koreaners. ‚Nein, dass kann ich nicht machenÂ’, dachte ich. Ich fragte einfach mal Andreas, was er denn davon hält, die Mandarinen zu nehmen. “Hab ich schon“, war seine Antwort. Hm. Auch gut.
Am Donnerstag gegen Mittag mussten wir das Feld wechseln und sollten nun Hicksons pflücken. Eine andere Sorte von Mandarinen. Mir egal, wie die heißen, Hauptsache ich bekomme mehr Geld. Und so war es auch. Jetzt gab es 35$ pro Bin, obwohl wir nicht schneller oder langsamer waren. Das soll einer verstehen. Unser Nachbar war heute sehr redselig. Er redete ununterbrochen, nein er fluchte ununterbrochen. Jedes zweite Wort war „fuck“. Andreas zählte über 20 Mal „FuckÂ’s“ in einer Minute. Kein Schimmer, wovon der Mann da geredet hat. Der hat wohl gehört, wie viel Bonus es geben soll. Na ja.
Am Freitag zum Glück wieder nur Hicksons. Und wieder dieser fuck Nachbar. Langsam ging uns das tierisch auf den Keks. Wir arbeiteten schneller, damit wir das Geschwafel nicht mit anhören müssen. Auch eine Methode, sich bei der Arbeit zu motivieren. Um 15 Uhr war Schluss. Dennis (jetzt unser neuer Fahrer) wollte nach Hause. Völlig geschafft kamen wir bei der Big Mandarin an. Dort trafen wir auf Aaron, der uns mitteilte, dass er 2 Jobs in einem Ched als Packer hätte. Da es eine sehr schwere Arbeit sein soll, blieb ich beim picking und Andreas versuchte mal das packing.
Scott hatte in der Zwischenzeit ernsthaft über den Verkauf seines Autos nachgedacht. Jedenfalls hatte er seine Freundin überredet, den Van zu behalten. Jetzt haben wir mit Scott einen Deal. Er repariert den Van und verkauft uns dann den Falcon. Muss nur noch kleine Reparaturen daran gemacht werden. Klasse, oder? 2500$ soll er kosten. Umgerechnet sind das 1600 EUR. So oder so habe ich das Geld zusammen. Jetzt wollen wir noch bis ende Juli hier arbeiten und dann Alina in Brisbane vom Flughafen abholen. Dann geht es endlich Richtung Fraser Island und dann die Küste entlang rauf nach Cairns. Sollte es mit dem Job im Resort klappen, können die zwei mich in Arlie Beach absetzen und alleine weiterfahren. Na erst mal abwarten.
Nach einem erholsamen freien Samstag begann am Sonntag um 6 Uhr wieder eine neue Arbeitswoche auf dem Feld. Diesmal bin ich allein. Am Dienstag machte ich blau, ansonsten hielt ich ganz gut durch. Ich dachte viel an die Ostsee. Warum auch immer. Wahrscheinlich habe ich Sehnsucht nach Sonne, Sand und Strand. Hier hab ich ja noch nicht viel erleben können. Kaum einmal am Strand und ins Meer gesprungen, mussten wir schon wieder los. Ich redete mir ein, dass, wenn ich erst einmal wieder zu Hause in Deutschland bin, ich Sehnsucht nach dem einen oder anderen Strand in Australien haben werde.
Irgendwie kann ich es schwer glauben, seit fast 2 Monaten im Zelt zu leben. Man gewöhnt sich wohl an alles. Die letzten 2 Wochen werden auch noch vergehen und dann beginnt ein neues Abenteuer mit dem Auto. Ich bin schon ganz gespannt.
Hier auf dem Campingplatz ist es ruhiger geworden. Nachdem Tina und Jochen weitergezogen sind, haben auch 4 Berliner die Zelte abgebrochen. Natürlich haben wir unsere E-Mails ausgetauscht. Vielleicht trifft man sich noch einmal irgendwo auf der größten Insel der Welt.
So, dass sollÂ’s erst einmal von mir sein. Seid alle lieb gegrüßt von mir.
An meine WG Mitbewohnerin Sandra möchte ich noch alles Gute zum Geburtstag wünschen. Mein Handy erinnerte mich um 23:45 Uhr daran, dass du heute Geburtstag hast. Viel Glück und Erfolg in deinem Beruf und beste Gesundheit.


Haben wir ein Auto?

2007-07-19 to 2007-07-23

Der Deal mit Scott und dem Auto ist geplatzt. Nach einer Testfahrt und einem Check von unserem Nachbar Kevin, war uns der Preis zu teuer. Zu viele kleine Macken, darunter ein Ölleck, hatte das Auto. Da Scott nicht runterhandeln wollte, sagten wir schweren Herzens nein. Unsere letzte Chance war der Mitsubishi von den Kanadiern. Sie hatten den Campingplatz zwar schon lange verlassen, aber ich hatte mir die Telefonnummer notiert. Kevin hinterließ eine Nachricht auf deren Mailbox, dass wir immer noch an dem Auto interessiert wären. Vor einer Weile hing auch noch ein Zettel im Supermarkt. Da wollte jemand einen Falcon verkaufen. Da wir damals noch auf Scotts Auto zählten, war dieses Angebot nicht mehr relevant für uns. Aber jetzt holten wir uns die Telefonnummer und hofften, dass das Auto noch nicht verkauft wurde. Wieder rief Kevin für uns an und hinterließ eine Nachricht. Jetzt hieß es abwarten. Ein klein wenig traurig waren Andreas und ich schon. Aber Kevin half uns sehr bei der Autosuche, kannte sich etwas aus und wollte sich für uns etwas umhören. Noch war Saison für Zitrusfrüchte, aber bald wird hier alles abgeerntet sein. Dann müssen wir weiterziehen. Aber irgendwie mache ich mir da keine Sorgen drum. Wird schon alles gut gehen. Das Picken läuft zurzeit ganz gut. Wieder einmal haben wir das Feld gewechselt. Es macht schon eine Menge aus, wenn man anständige Bäume zum Pflücken hat. Das neue Feld war nicht so zugewuchert. Ich hatte einen guten Lauf und konnte einen vierten Bin starten, als plötzlich von den anderen Reihen die Arbeiter alle in meine Reihe kamen. Ich stellte fest, dass das Feld leer war und jeder noch schnell versuchte, seinen Bin vollzubekommen. Auf der Suche nach Mandarinen fanden sie schließlich meine Reihe und ich hatte keine Chance, sie zu verteidigen. Sie kamen aus allen Richtungen, „warfen“ ihre Leiter nach den Bäumen aus, kletterten in die Kronen und pflückten meine Früchte weg.
Teilweise 3-4 Leitern standen um einen Baum. Nach 10 Minuten war der Spuk vorbei. Offensichtlich hatten sie, was sie brauchten. Sie hinterließen einige Mandarinen in den Kronen, die ich mir mühselig erklettern musste, um wenigstens einen halben Bin vorweisen zu können. Schon komisch. Man denkt sonst, man ist hier ganz allein auf dem Feld, weil nix zu hören ist, und dann kommen plötzlich 20 Leute. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich im Notfall nicht alleine wäre.
Am Abend teilte mir Kevin mit, dass der Falcon immer noch zu verkaufen wäre und sogar noch auf dem Campingplatz sei. Das war doch mal eine gute Nachricht. Am nächsten Tag durften wir eine Testfahrt machen. Das Auto war um einiges Besser und auch Kevin gab uns grünes Licht. Wir handelten 2100$ aus und kaufen das Auto am Freitag. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie erleichtert wir waren. Endlich haben wir ein Auto. Mein erstes halbes Auto, was rechts fährt. Jippie.


Noch ne Woche in Mundubbera

2007-07-20 to 2007-07-30

Freitag 20.07.07

Ich war heute im Fightclub. Schauplatz: Ventnor Grove Farm. Gegner: Zitronenbäume. Die scheinbar harmlosen Lemons Schlagen, Kratzen, Hauen und Pieken. Mir fielen Früchte auf Kopf und Nase, Äste schlagen mir ins Gesicht, Stacheln pieken in die Finger, zerkratzen meine Arme. In anderen Ästen verfängt sich meine Jacke oder ich bleibe mit meinem Handschuh am Stachel hängen, während ich krampfhaft versuche, Früchte abzureißen. Reißt man nicht kräftig genug, kriegt man die Früchte nicht vom Stängel, reißt man zu stark, knallt man gegen den nächsten Stachel. So oder so ist es eine besch… Arbeit.

Highlight des Tages war natürlich unser Autokauf. Nach der Arbeit gingen Andreas und ich in die Stadt, trafen dort den Koreaner und zusammen gingen wir ins Concil Office und meldeten das Auto (auf meinen Namen) um. Danach fuhren wir zum Campingplatz zurück, wo wir dem Koreaner das schwer erarbeitete Geld zahlten. In den Tagen zuvor fragten uns die Nachbarn immer wieder, wer welche Hälfte vom Auto bekommt. ‚Natürlich bekomme ich die rechte Seite’, habe ich gleich geantwortet. Andreas wollte nichts außer dem Schlüssel. Als wir dem Koreaner das Geld zahlten, krallte Andreas sich gleich den Schlüssel. Zu dumm nur, das der Koreaner mir den Zweitschlüssel gab. Jetzt hat jeder von uns einen Autoschlüssel *grins*.

Samstag 21.07.07

Eigentlich war Samstag arbeitsfreier Tag, aber wir hatten es Ulle versprochen. Heute arbeiteten wir in ihrer Küche. Es waren Holzleisten an Boden und Mitte der Wand anzunageln. Es war eine angenehme einfacher Aufgabe. Wir konnten uns frei im Haus bewegen, durften Wasserkocher benutzen und ihren Kuchen essen. Ulle war in der Zeit in der Big Mandarin arbeiten. Zu Hause war nur ihre Tochter, die die ganze Zeit im Wohnzimmer Playstation spielte. Wir begannen so gegen 12 Uhr mit der Arbeit und nach 5 Stunden machten wir Schluss. Die Tochter zockte immer noch. Gott weiß, wie lang sie da noch saß.

Auch unsere Nachbarn hatten endlich ihren Caravan bekommen. Genau wie wir hatten sie beim Pflücken die gleiche Motivation. Geld sparen um mobiler zu sein. Jetzt bauten sie auf der anderen Seite unseres Zeltes neben ihrem Caravan ein neues Zelt auf und zogen um. Wir mussten sogar unser Zelt um einige Meter verschieben, weil sie so viel Platz zum Aufschlagen des Zeltes brauchten. Aber es machte uns nichts aus. Abends sitzen wir alle zusammen in ihrem großen Zelt, trinken Milo (gespr. „Mailo“ = Kakao) und unterhalten uns eine Weile. Andreas wird immer besser mit seinem Englisch, was mir gar nicht so gefällt, weil er immer viel zu viel erzählt *grins*.

Sonntag 22.07.07

5:30 Uhr. Der Wecker klingelt. Kein Bock auf Arbeit. Ich wusste, dass Dennis am Freitag nur bis Mittag arbeitete, weil er bis Sonntag irgendwo unterwegs war. Also wartet heute niemand um 6 Uhr auf mich. Ich drehte mich um und schlief weiter. Nach einem wunderschönen Ausschlafen und 3 Gänge Frühstück à la Andreas (erst Haferflocken, dann gebratener Schinken mit Ei, Toast, Tomaten und einer heißen Tasse Kaffee plus frisch gepressten Mandarinensaft, machte sich Andreas heute allein zu Ulles Haus auf. Ich derweil blieb auf dem Campingplatz und versuchte endlich meine Diashow zu einem Film zu schneiden.

Ich machte es mir gerade schön in der Sonne mit meinem Laptop gemütlich, als plötzlich zwei bekannte Gesichter über den Rand meines Lappies schauten. „Hallo, wir sind wieder da“, begrüßten mich Sandy und Mario. Vor, ich weiß nicht mehr Wochen verließen sie Mundubbera, nachdem auf ihrer Farm nichts mehr zu pflücken war und sie deshalb rausflogen. Sie hatten nur eine kleine Nachricht in unserem Zelt hinterlassen mit Handynummer und E-Mail Adresse und waren fort. Jetzt standen sie wieder vor mir. Sie erzählten mir, dass sie Tauchen waren und im Norden keine Arbeit zu finden sei. Da sie wieder Geld brauchen für ihre nächste Tour, riefen sie in der Big Mandarin an und fragten nach Arbeit. Es gab immer noch eine Menge zu pflücken, da andere Früchte reif waren. Also beschlossen sie, wieder zurückzufahren und hofften auch, dass wir noch auf dem Platz waren.

Highlight des Tages war aber das lang geplante Barbecue mit unseren Nachbarn und ein paar Freunden von ihnen. Es waren drei Koreaner, die, wegen ihren unaussprechlichen Namen, Romeo, Juliet und Liam genannt wurden. Ich machte einen Gemüsesalat, Kartoffelchips und Eiersalat. Die Koreaner machten 2 verschiedene Sorten von Reissalat und Kevin und Debbie steuerten Fleisch und Würste bei. Wir packten alles ins Auto und fuhren zum Barbequegrillplatz am Rande der Stadt. Es war ein tolles Beisammensein. Nachdem wir fertig waren, ist mir noch etwas Lustiges passiert. Da wir Tassen vergessen hatten, mussten Andreas und ich uns den Colabecher teilen. Er saß gerade auf der Bank, den Becher in der Hand und redete mit Kevin. Ich sah, dass nicht mehr viel im Becher war und wollte Cola nachgießen. Was ich auch tat. Es schäumte nur merkwürdigerweise viel zu sehr und Andreas, der meine Tat zu spät bemerkte, sagte, ich hätte gerade Cola in seinem Kaffee gegossen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich Kaffee eingegossen hatte. Um die Situation zu retten, nahm ich ihm den Becher einfach aus der Hand und kostete. Ich sage euch, ihr müsst unbedingt heißen Kaffee mit Cola probieren. Schmeckt gar nicht mal so schlecht. Auf jeden Fall ein gutes Aufputschmittel. Doppelter Koffeingehalt. Alle lachten auf dem Grillplatz über meinen Foupas. Kaum hatten wir die letzten Teller eingepackt, fing es an zu regnen. Aber als wir nach 5 Minuten wieder am Campingplatz ankamen, war der Schauer schon wieder vorbei.

Montag bis Mittwoch 23.07.-25.07.07

Heute vor 2 Monaten fingen wir hier in Mundubbera an zu arbeiten. Das heißt, wir sind seit zweieinhalb Monaten in Australien. Wahnsinn. Pünktlich um 6:30 Uhr stand ich wieder auf dem Feld und pflückte, was das Zeug hielt. Fast 4 Bins schaffte ich jetzt fast täglich. Hab auch einmal verschlafen. Der Wecker klingelte nicht und um 6 Uhr rief mich Dennis aus dem Zelt. 10 Minuten später und einen ekligen Zahnpastageschmack im Mund, weil nix gegessen, ging es wieder raus aufs Feld.

Highlight in dieser Zeit war meine gewonnene Auktion bei Ebay. Ich bestellte mir Makro und Teleobjektive für meine Kamera. Da Alina ja Anfang August nach Brisbane fliegt, soll sie es für mich mitbringen. Jetzt muss sie nur noch ihr Visum bekommen, dann kann sie auch wirklich fliegen. Ob ich noch das Unterwassergehäuse bestellen soll? Sandy und Mario hatten mir ihre tollen Tauchbilder gezeigt. Sie kauften eine Unterwasserkamera und die Fotos sahen wirklich gut aus. Aber das war nur eine Kamera mit Film und ich wollte so gern mit meiner Digi-Cam Unterwasserfotos machen, was das Zeug hält. Bei Ebay läuft zurzeit eine gute Auktion. Hm. Mal schauen.

Lowlight dagegen war unser Auto, das nicht mehr anspringen wollte. Ich war gerade in der Stadt, meine Adresse im Concil Office zu berichtigen, als es nicht mehr anspringen wollte. Ich lief zurück und mit Hilfe von Kevin und 4 starken Jungs, die anschoben, bekamen wir zumindest das Auto wieder in Gang und fuhren zum Campingplatz. Wir vermuteten, dass es an der Batterie lag. Zum Glück hatte Kevin alles da und wir konnten das Auto über Nacht aufladen.

Ach ja, Marion hatte am 25.07. Geburtstag. Auch das erinnerte mich an unseren ersten Arbeitstag, wo ich Christian damals zu seinem Geburtstag Arbeit versprach. Mario wurde 28 Jahre und zur Feier des Tages kaufte ich Kuchen, den wir abends in der Küche zu viert verputzten.

Donnerstag 26.07.07

5:30 Uhr. Ich stellte den Wecker auf dreiviertel. Dennis war wieder zurück und 5 vor 6 kam er ans Zelt. Ich sagte ihm, dass ich heute wieder einen Day off mache aber morgen ganz sicher wieder arbeiten werde.

Da Andreas auch frei hatte (es gab nix zum Verpacken, was er mir in die Schuhe schieben will, weil ich zu langsam oder gar nicht arbeite) gingen wir heute nach einem wieder einmal üppigen Frühstück ins Büro. Ihr habt richtig gehört. Unser Büro beschränkte sich zwar auf einem Tisch und 2 Campingstühle, aber wir hatten australisch blauen Himmel über uns. Wir entwarfen auf meinem Laptop einen neuen Spülschrank für Kevin und Debbie. Nachdem sie uns so oft geholfen und viel gegeben haben, wollten wir wenigstens bei dem Caravan helfen. Es wurde fast alles aus dem Caravan ausgebaut. Sitzecke, Kühlschrank, Spüle und Geschirrschrank. Jetzt wollten wir einen neuen Schrank für fridge, basin und cupboard bauen. Das Entwerfen hatte riesigen Spaß gemacht, wir kauften auch das Holz ein und machten uns über die Farbgestaltung Gedanken.

Highlight das Tages: Andreas verlorengegangene Geldbörse. Seit 2 Tagen war er schon auf der Suche danach. Jetzt musste er tief in seinem Hirn graben, wo er es zuletzt gesehen hatte. Wir suchten beide die Zelte und Auto ab, riefen bei Ulle an und fragten Kevin und Debbie. Aber kein Portemonnaie. Wir klebten Zettel in die Küche in der Hoffnung, ein ehrlicher Finder bringt es zurück. Aber wir glaubten nicht wirklich daran und so machten wir uns schon Gedanken, wie wir Karten und Führerschein neu beantragen können.

Highlight Nr.2 war die langersehnte E-Mail von Alina. Sie hatte endlich ihr Visum bekommen. Am 6. August kommt sie nach Brisbane. Andreas freute sich und wird jetzt schon die Stunden zählen. Ich zähle auch schon die Stunden, bis ich meine Objektive in der Hand halten kann.

Highlight Nr.3 (ich sollte diesen Tag danach benennen) war das Finden von Andreas Geldbörse. Wo? Kann ich euch sagen. Ich startete während wir im „Büro“ entwarfen eine Aufräumaktion im Zelt. Wieder alle Decken und Schlafsäcke aufgehängt und Zelt durchlüften. Ich räumte alles aus dem Zelt, um durchzusaugen. Andreas Rucksack war das Letzte, was ich anhob. Was lag darunter? Richtig. Die Geldbörse. Der letzte Ort, wo wir danach suchen würden. Kevin vermutete, es geschah, als wir unser Zelt verschoben hatten. Na ja.

Freitag 27.07.07

6:30 Uhr. Ich habe nicht verschlafen. Heute ist wieder Fightclub angesagt und der beginnt immer erst um 8 Uhr. Aber ich hielt durch und schaffte 3 ½ Bins was 175$ machte. Ganz stolz kam ich zum Campingplatz und erzählte, was ich verdiente. Andreas erzählte mir daraufhin, dass unser Auto einen neuen Startermotor brauchte. Kostenpunkt 200$. Da waren es nur noch 75$, die ich verdient habe. Keine 2 Kilometer gefahren und schon die erste Reparatur. Dieser Check, was jeder Autobesitzer machen muss, bevor er das Auto verkaufen will, war ja nicht gerade viel wert.

Habe heute im Internet auf das Unterwassergehäuse ein Maximalgebot abgegeben und hoffe, morgen eine positive Mail von Ebay zu erhalten.

Die Farbgestaltung für den Caravan ist Andreas und mir etwas zu wichtig geworden. Wir hatten unseren ersten großen Streit. Er war gegen mein Grün und ich war gegen sein Gegenmeingrünsein. Ich konnte ihm nicht klarmachen, dass nicht jedes Grün ein Krankenhausgrün sein muss. Er war einfach gegen grün. Letztendlich haben Kevin und Debbie das Wort. Und sie entschieden sich für mein Apfelgrün.

Samstag 28.07.07

3…2…1…meins. Da hatte ich es. Mein Unterwassergehäuse. Nagelneu zum halben Preis. Ich hoffe nur, es kommr noch rechtzeitig bei Alina an.

Absolutes Highlight war die Video-Sitzung mit meinem Bruder. Er hat endlich seine Web-Cam installiert. Das letzte Mal hatte er sie vergessen und wir konnten nur Audio mit einander reden. Was aber auch richtig cool war. Ich steh da in der Big Mandarin, Kopfhörer auf und rede mit dem Rechner. Alle haben bestimmt gedacht, ich hätt ne Macke. Dieses Mal klappte es nicht mit Audio sondern nur Video. Aber es war trotzdem toll. Ich konnte ihm die Big Mandarin von innen zeigen, was ja halbes Office, halber Verkaufsladen mit kleiner Computerecke ist.

Sonntag 29.07.07

5:30 Uhr. Richtig. Eine neue Arbeitswoche geht wieder los. Ich bin gespannt, was diese Woche alles passieren wird, ob Alina kommt und ich mein Unterwassergehäuse bekomme, ob das Auto repariert wird…. Wir werden bald sehen. Seit alle lieb gegrüßt und fest gedrückt. Ich vermisse euch noch immer fürchterlich.

PS: habe noch nichts von Sharron wegen den Whitsundays gehört. Kriegt sie halt keine Postkarte von mir.

Mein Versuch, einen Film aus meinen Fotos zu machen ist zwar gelungen, aber scheitert daran, dass ich auf meiner Webseite nur 10MB Platz habe. Mein Film ist 200MB groß. Noch fragen?


Liebe Helene, lieber Rolf

2007-08-01

ich sitz hier gerade nach einem ausgedehntem Frühstück mit frisch gepresstem Mandarinensaft, Tee und Erdbeermarmeladentoast relaxt im Campingstuhl, lass meine in Sonnenmilch eingeriebene Haut bräunen und tippe faul diese Zeilen an euch. So sieht mein Day off aus. Was? Schon wieder, meint ihr? Kommt Leute, ich habe ganze 3 Tage schwer hintereinander geschuftet. Jetzt sagen Rücken, Schulter und Kopf, dass ich mal wieder Pause brauche. Außerdem habe ich an vier Arbeitstagen schon 500$ verdient. Mein Tauchkurs wohlgemerkt. Nächste Woche möchte ich mir die nächsten 500$ verdienen, die für Ballonfahrt und Helikopterflug draufgehen sollen.
So jetzt wisst ihr im groben, wie es mir zurzeit geht und was ich so für die nächste Zeit plane.
Unser Auto ist repariert und ich hoffe, uns fällt bald etwas ein, mit was wir unsere Autohaube verzieren können. Etwas typisch Australisches muss her. Australien geht ja nun nicht mehr, haben C&C schon drauf. Auch die australische Flagge ist schon vergeben. Habe ich auch schon auf einem Ford Falcon gesehen. Ich werde wohl mal einen Aufruf auf dieser Seite starten. Alle, die eine tolle Idee haben, was man mit 2 Farben auf die Haube sprühen kann, immer her mit den Vorschlägen. Ich bin für alles offen.
Ich finde es immer wieder erfrischend, wenn ihr auf meiner Seite schreibt. Das gibt mir das Gefühl, meine Zeilen werden nicht nur achselzuckend aus Langeweile gelesen.
Als ich in Ulles Haus war, um die Holzleisten anzubringen, habe ich in einer Ecke eine Waage stehen sehen. Nach so vielen Anspielungen auf mein Gewicht, war ich doch sehr neugierig geworden, ob ich wirklich an den Ohrläppchen abgenommen habe. Es sind eher 5-6 Kilo runter. Es ist auch nicht gerade schwer hier in Mundubbera abzunehmen. Die Schokolade ist hier wahnsinnig teuer und wenn man dann vor dem 1m langen Regal steht, hat man nach 5 Sekunden die dünne Auswahl im Überblick und weiß eigentlich, dass man davon nix probieren möchte. Eine Tüte Chips kostet hier 4-5$ was ich verstehen könnte, wenn man dafür eine Tonne bekäme, aber die Tüten sind genauso groß wie in Deutschland. Der Kaffee ist hier auch unerschwinglich, weshalb man sich nur den billigen Instant Kaffee leisten kann. Der schmeckt dann aber auch so, als könne man gleich darauf verzichten. Lieber trinke ich auf britische Art und Weise Tee. Wenn Andreas und ich allerdings in der Stadt beim Bäcker uns doch mal eine Tasse Kaffee leisten, dann ist es ein Hochgenuss. Richtiger Kaffee kann soooo gut schmecken. Diesen Luxus leisten wir uns aber nur alle 2 Wochen. Meine Sünden beschränken sich derzeit auf Cola und Peanut Butter mit Brown Sugar. Das letzte Mal, als ich Peanut Butter probierte, war ich 16 Jahre und davor beschränkte sich meine Vorstellung vom Geschmack aus den Mimiken und Gestiken der amerikanischen Schauspieler im Fernsehen, wenn sie Peanut Butter aßen. Ich dachte, es wäre eine süße Nußcreme, ähnlich wie Nutella. Eine Nußcreme war es, nur ohne Zucker. Deshalb auch der braune Zucker. Seitdem mir Morris, der Holländer, es mir zeigte, bin ich verrückt nach dem Zeug. Ich glaube, das nehme ich mit nach Deutschland.
So was macht man noch nach 10 Uhr aufstehen, bis 11 Uhr frühstücken und bis 12 Uhr faul in der Sonne sitzen und schreiben? Ich lese nebenbei das Buch „Frühstück mit Kängurus“. Der Typ schreibt seine Reiseerlebnisse dreimal witziger als ich sie jemals denken würde. Ein tolles Buch. Außerdem versuche ich gerade eine Reiseroute für die nächsten 2 Monate zu planen. Wir wissen immer noch nicht ganz, wohin wir fahren wollen und welche Städte wir nun wirklich besuchen möchten. Der Loney Planet (in Zukunft LP) ist mir eine große Hilfe. Eigentlich eine zu Große, weil einem hier erst die Entfernungen dieses Kontinents klar werden und es schon etwas angsteinflößend sein kann. Mir ist, als würde ich eine Europatour planen. 12.000 km ist schon eine Hammer Strecke. Der LP beschreibt die Touren als Einsam, Schweißtreibend und Strapaziös. Soll man das wirklich in Angriff nehmen? Aus irgendeinem Grund möchte ich es trotzdem versuchen. Vielleicht weil ich gehört habe, dass Sandy und Mario, die schon ein halbes Jahr hier sind, es noch nicht von der Ostküste weggeschafft haben. Sicher werden sie auch noch ihre Strecke von Norden nach Süden fahren. Aber was ist mit der Westküste? Na mal schauen. Vielleicht nimmt man das im zweiten Jahr in Angriff. Das Visum für das zweite Jahr bekommt man mittlerweile ganz einfach. Immerhin habe ich schon 2 ½ Monate Farmarbeit sammeln können. 2 weitere Wochen werde ich mit Links schaffen.

PS: Haber gerade erfahren, dass mein Unterwassergehäuse bei Alina angekommen ist. Juchu. Danke Alina, dass du das alles mit nach Australien bringst. Ich freue mich schon und bin ganz gespannt auf deine Ankunft.


Too many day off`s

2007-08-02

Voll motiviert ging ich heut an die Arbeit. Leider gab es nicht mehr viel zu pflücken. Das Feld war um 15 Uhr leer. Und jetzt kommt’s. Morgen bekommen wir frei. Und da Samstag eh frei ist, habe ich gleich 2 Tage hintereinander frei. So war das eigentlich nicht gemeint mit den freien Tagen. Nun ja. So wirklich beschweren möchte ich mich nicht. Langsam wird’s langweilig mit Mandarinenpflücken. Bin schon ganz heiß auf Abenteuer und rumfahren.
Hab ganz vergessen zu schreiben, wer gestern wieder in der Big Mandarin aufgetaucht ist. Robert und Marlene. Zwei Berliner, die kurz vor Marion und Sandy abgereist sind. Sie fanden im Norden keine Arbeit und sind wieder umgedreht. Jetzt überwiegen wieder Deutsche auf dem Campingplatz.
Von unseren lieben Nachbarn bekamen wir ein weiteres Zelt für die Zeit, wenn Alina hier ist. Irgendwie sind alle hier gespannt auf den neuen Besuch, verständlich, da wir fast täglich davon erzählen. Ich hoffe, wir werden noch genug Zeit haben, das Auto vorzubereiten. Wie C&C möchte ich nicht mehr reisen. Ständig ein und auspacken. Das soll in Zukunft schneller gehen.
Ich weiß, ich habe mich telefonisch noch nicht gemeldet. Verzeiht mir, ich bin ja nicht so eine Plaudertasche am Telefon. Umso mehr bemühe ich mich, schriftlich alles festzuhalten. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell jemand meine Einträge liest. Kaum habe ich was Neues reingesetzt, und merke, da fehlt noch eine kleine Geschichte, wurde sie schon von einem ganz aufmerksamen Leser gelesen. Alina, Alina. Sitzt du neben den Rechner oder was? Ich find das hinreißend. Vielleicht können sich ja mal die anderen Leser in meinem Block offenbaren, damit ich nicht mehr das Gefühl habe, ich schreibe für 27 oder 43 Reads. Egal wer ihr alle seid. Seid lieb gegrüßt von mir. Ach und Schwesterchen, bitte schreib doch mal ne Mail.


Mundubbera auf wiedersehen

2007-08-13

Fremdgehen Freitag 03.08.07

Ich bin heut Fremdgegangen. Noch voll arbeitswütig und motiviert, suchte ich mir für den Freitag eine andere Farm, wo ich arbeiten könnte. Robert und Marlene arbeiten auf der Old Golden Mile, wo noch Pflücker gesucht werden. Jetzt weiß ich auch warum. Die Bäume dort waren schrecklich zugewachsen. Da ist der Fightclub nix dagegen. Ich habe mich trotzdem eingeschrieben und tapfer einen Bin gemacht. Zum Glück war gegen Mittag schon Feierabend. Einen Zweiten hätte ich ganz bestimmt nicht mehr geschafft. Da auch Sandy und Mario früher Schluss machten, setzten wir uns alle in die Sonne und tranken Kaffee.
Abends trafen wir uns alle in der Küche wieder. So zwischen 18 und 20 Uhr ist hier immer Hochbetrieb. Die Leute kommen aus ihren Zelten gekrochen, schleppen ihr Geschirr und Essen an. Die Kühltaschen werden aus dem Kühlraum geholt. Die Tische sind besetzt, der Fernseher läuft und alle Kochplatten sind in Betrieb. Es wird abgewaschen, geschnitten, im Ofen Essen warm gemacht. Alle sind hoch beschäftigt. Nach 20:30 Uhr, und es läuft kein Rugby im Fernsehen, ist es dann wie ausgestorben. Ein Chaos der Verwüstung erinnert nur noch, dass hier einmal hektisches Leben herrschte. Dies nutzten wir aus, um uns gemütlich am Tisch niederzulassen, die Glotze abzuschalten, Mucke anzuschmeißen, Bier rauszuholen und eine Runde Poker zu spielen. Es hat riesigen Spaß gemacht. Nach der harten Arbeit haben wir uns das wirklich verdient.

Albernheit Samstag 04.08.07

Was war an diesem Tag eigentlich so los? Kann mich gar nicht dran erinnern. Ich weiß nur, dass wir nachmittags mit den Deutschen Kniffel spielten und uns dabei halb kribbelig gelacht haben. Wir haben so laut gelacht, dass vorbeigehende Nachbarn grundlos mitlachten mussten. Es war einfach nur herrlich mal wieder die Lachmuskeln anzustrengen. Ein Junge aus Berlin hatte mal erwähnt, dass Mandarinenpflücken entweder zu Frustration oder Albernheit ausarten kann. Bei uns war es definitiv Albernheit.

Abfahrt von Andreas 05.08.-07.08.07

Seit gestern ist Alina schon unterwegs nach Australien. Morgen wird sie endlich in Brisbane landen. Andreas hat schon ein Hostel gebucht und wird bis Mittwoch in Brisbane bleiben. Ich bleibe hier und gehe weiterhin arbeiten. Heute arbeiten wir in Gayndah, eine Stadt östlich von Mundubbera. Jetzt beginnt die Saison der Murcotts, eine weitere Sorte der Mandarinen (Imperials, Novas, Tangelos, Ellendales, Hicksons, Murcotts. Was vergessen?). Ca. 23 Leute wurden mit dem Bus abgeholt. Eine Stunde dauert die Fahrt bis nach Gayndah. Um 7 Uhr begann die Arbeit. Es war immer noch sehr kalt am Morgen. Die Farm sah pikobello aufgeräumt aus. Der Rasen zwischen den Baumreihen war geschnitten. Man hätte beinahe Golf darauf spielen können. Die Bäume waren nicht so zugewachsen und mit der Leiter leicht erreichbar. Die Früchte waren der Traum. Groß und reif. Obwohl wir sie klippen mussten, brauchte ich nur 2 ½ Stunden für einen Bin. Und es gab 48 Dollar pro Bin. Letzte Woche hatte ich mir schon ein Verdienst von 500$ ausgerechnet. Ich wollte auf meinem Gehaltscheck unbendingt 1000$ stehen sehen. Ich stelle mit immer vor, das wäre mein Tauchkurs oder Fraser Island. Und nach dem heutigen Tag in Gayndah, nachdem ich 3 Bins geschafft habe, steigert das noch einmal meine Motivation, noch mind. 2 Wochen durchzuhalten. Da stört es mich nicht weiter, wenn ich mal die Leiter runterfalle. Ich saß da so im Gras, den Klipper in die Ecke werfend und ärgerte mich über meine eigene Dummheit, die Leiter nicht richtig aufgestellt zu haben. Zum Glück hat der Koreaner in meiner Nachbarreihe nix gemerkt und auch die französische Frau, die mir am anderen Ende meiner Reihe entgegenpflückte, kam nicht zur Hilfe. Gab ja nix zu helfen. Hatte mir nix weiter getan. Aber gut zu wissen, dass keiner zu Hilfe kommt. Hätte mir ja sonst was brechen können. Dann hätte ich ein paar Stunden da so rumgelegen, bis die französische Frau endlich mein Baum erreicht hätte. Nun ja. Das Feld war an dem Tag schnell fertiggepflückt und mein Bin wurde zum nächsten Feld gebracht. Wieder hatte ich die französische Frau als Nachbarin. Sie erkannte mich und fragte, ob ich diejenige sei, die von der Leiter gefallen wäre (ertappt) und ob alles okay wäre. Toll. Nach 3 Stunden fragt sie mich, ob alles okay wäre. „Meine Leiter hat eine Beule abbekommen, aber sonst ist alles in Ordnung“, hätte ich ihr am liebsten geantwortet. Aber ich wusste nicht, was Beule auf Englisch oder Französisch heißt, also winkte ich nur ab und machte mich weiter ans Pflücken. Diese Bäume waren nicht so gut. Teilweise Golfballkleine Mandarinen. Da dauert es besonders Lang, bis die Tasche voll wird. Schlecht geschnittene Bäume und Golfbälle sind das Schrecklichste, was man haben kann.

Ankunft von Alina 08.08-12.08.07

Es war ganz spät am Abend, als die beiden endlich zurückkamen. Ich lag schon im Zelt, als ich draußen zum hundertsten Mal ein Auto vorfahren hörte. Diesmal waren sie es und ich konnte Alina endlich in Empfang nehmen. Eine dicke Umarmung folgte. Da ich leider morgen wieder früh raus musste, war es auch schon alles für diesen Abend, aber sie bleibt ja nun für die nächsten 8 Wochen hier. Also entschuldigte ich mich und kroch wieder in mein 1Mann Zelt, dass ich von Debbie für die Zeit mit Alina hier bekam, und schlief fest ein, träumte von meinem Unterwassergehäuse, das nun endlich da ist, und natürlich vom Reisen.
Am nächsten Tag gab es nicht mehr viel zu pflücken in Gayndah, da das zweite Feld auch schon so gut wie leer war. Wieder hatten wir den Freitag frei bekommen und ich verfluchte langsam meine Day offs am Mittwoch. Aber es gibt ja hier so viele Farmen. Sandy und Marion pflückten noch auf der Jovalan Farm, die täglich neue Picker gewann, aber am nächsten Tag auch gleich wieder verlor. Also bin ich mit den beiden am Freitag mitgefahren und hoffte, das bloody Jim mich noch kennt und nichts dagegen hat. Wisst ihr noch, was ich euch über zugewachsene Bäume und Golfbälle schrieb? Das das die 2 schlimmsten Dinge wären, die man als Picker haben kann? Hier habe ich es bekommen. Zum Vergleich mal zu Gayndah: hier brauchte ich knapp 4 Stunden für einen Bin. Um 12 Uhr meinte Jim zu mir, ich könne ruhig einen zweiten Bin anfangen. Ich sagte nein, danke. Wenn man nach 2 Stunden merkt, der Bin wird und wird nicht voller, fängt die Demotivation an. Man macht mehr Pausen und automatisch wird man noch langsamer. Ein Teufelskreis eigentlich. Umgekehrt funktioniert es aber auch. Wenn man nach anderthalb Stunden einen fast vollen Bin hat, macht man keine Pause, weil es gerade so gut läuft und man denkt, heute könne man 4 Bins schaffen. Man pflückt motivierter und schneller. Schon komisch.
Also blieb es am Freitag mit nur einem Bin. Aber das war für meine 1000$ Dollar nicht mehr wichtig, denn seid Mittwoch begann bereits eine neue Arbeitswoche. Heute war Zahltag. Ich ging in die Stadt und zog mir meinen Kontoauszug. Und tatsächlich. Ich hatte sie geknackt. Endlich war ich über 1000$. Tauchkurs ich komme.
Am Samstag wollte ich mal einen Kuchen backen. Meine Philadelphiatorte muss nicht gebacken werden und daher ganz unkompliziert, dachte ich. Ich hatte in den letzten Tagen schon im IGA (irgendwann schreib ich euch mal, für was das steht) nach den Zutaten geschaut. Alles vorhanden bzw. hoffte ich, in Gayndah einen fertigen Tortenboden und Vanillinzucker zu bekommen. Und ich brauchte eine Backform. So ein Tortenrand wird es ja wohl in jedem Shop geben. Ich war in 2 Secondhand Shops, fand aber keine Backform. Im IGA gab es nur kleine Formen, die sau teuer waren. Einen Backrand, oder wie man die Dinger nennt fand ich erst gar nicht. Vannillinzucker war auch schwer zu finden. Ich suchte die Regale nach den kleinen Papiertütchen ab. Keine Chance. Ich fragte eine Aushilfe und sie führte mich zum Paprika und Pfefferregal. Tatsächlich gibt es Vanillinzucker in der gleichen Dose wie man auch die Gewürze bekommt. Wieder was gelernt. Fehlte nur Tortenboden. Mich beschlich das Gefühl, das die Australier irgendwie backfaul sein müssen. Oder Backgeil und die machen sich ihre Tortenböden selber. Nun ja. Dann muss ich eben den Boden selber machen. Statt Löffelbiskuits fand ich Butterkekse. Das wird auch gehen. Jetzt muss ich nur noch einen Mixer auftreiben. Ich dachte an Ulle. Ob sie mir einen Mixer ausleiht? Schließlich haben wir ihr im Haus geholfen. Ich fuhr mal rum. Tatsächlich bekam ich einen Mixer. Er schien aus dem 15. Jahrhundert zu sein, so groß und schwer war er. Ich hatte arge Bedenken, ob ich damit Sahne steifschlagen kann. Warum wollte ich nur diesen Kuchen machen? Ich hätte schon fast aufgegeben, wenn mir nicht noch eingefallen wäre, dass Alina morgen Geburtstag hat. Ich fragte noch nach einer Backform. Sie hatte keine. Also doch nicht Backgeil. Ich improvisierte mit einer quadratischen Auflaufform und Backpapier. Nach einer Reibe zu fragen, war etwas schwieriger, weil ich die Vokabel nicht kannte. Aber man kann ja Zeichensprache. Mit dem Mixer (praktisch ausgestattet mit Rührschüssel und Schneebesen) und Zubehör wagte ich den Versuch. Zuerst Sahne steif schlagen. Was hatte mir Ulle noch gesagt? Beim Mixen oben die Abdeckung runterdrücken, weil da schon was kaputtgegangen ist? Und es kann spritzen. Ich solle eine große Schüssel drüberhalten? Natürlich während ich die Abdeckung runterdrücke! Könnt ihr sehen, wie ich mir die Arme verrenke? Es war aber alles halb so schlimm. Es spritzte nicht und irgendwo was runterdrücken war leicht. Die Sahne ist mir übrigens hervorragend gelungen. Der Rest war ein Kinderspiel. Ab in den neuen Kühlschrank von Kevin und Debbie und hoffen, das Alina nicht allzu viel davon mitbekam.
Am Sonntag dann, nach einem weiteren Tag mit Golfbällen pflücken, freute ich mich schon auf das Abendessen. Unsere Nachbarn wollten für uns heute kochen. Nur war von Andreas und Alina weit uns breit nix zu sehen. Es wurde schon langsam dunkel, als die beiden endlich von ihrem Ausflug zurückkamen. Es war noch so warm draußen, dass wir unter dem Sternenhimmel im Kerzenschein zu Abend aßen. Es gab Känguru (an Rolf: mein Microsoft Word ist up to date), Kartoffeln, Karotten und Pumpkins (mir fällt das deutsche Wort einfach nicht mehr ein). Alina freute sich übrigens sehr. Zum Dessert gab es dann Kuchen und ich wurde gleich dazu verdonnert, bald wieder einen zu machen. Es war ein schöner Abend.
Ich habe ja noch gar nichts von unseren Reiseplänen erzählt. Andreas, Alina und ich bleiben bis Samstag. Danach wollen wir nach Fraser Island fahren und dort eine 3tägige Tour buchen. Danach geht es zu den Whitsunday Islands. Dort suchen wir uns eine passende Segeltour auf einem schönen Segelschiff aus und umrunden die Insel in 2-3 Tagen. Ab hier müsste sich unser Geld schon halbiert haben. Ab nach Cairns, vielleicht noch zwischendurch halt machen in Bowen, wo Jem und Julian arbeiten, dann nach Darwin. Dort in der Nähe (im Umkreis von 500 km. Das ist für australische Verhältnisse „in der Nähe“) gibt es einen Nationalpark. Dort werden wir sicher ein paar Tage bleiben. Dann geht es ab nach Süden zum Uluruh. Der liegt auch „in der Nähe“ von Alice Springs. Sicher bleiben wir hier auch 2-3 Tage. Ja und dann geht es auch schon wieder zurück an die Ostküste. Jetzt müsste es schon etwas wärmer sein und angenehme Wassertemperatur haben. Zeit zum Tauchen. So sehen die nächsten Wochen mit Alina aus. Im Oktober müssen wir wieder in Brisbane sein. Von dort fliegt sie wieder los. Einen Monat später landen auch hier meine Eltern. Was wir in der Zwischenzeit machen, wissen wir noch nicht. Mal schauen.


Dinggeschichten

2007-08-16

Probleme lösen sich manchmal von allein.
Letzten Mittwoch war eigentlich wieder Zeit für meinen Day off. Kopfschmerzen plagten mich. Aber Alina und Andreas wollten diesmal mitarbeiten und ich musste ihnen den Weg zur Farm zeigen. Andreas wollte nur bis Mittag arbeiten, weil er weiter an Kevins Caravanschrank bauen wollte. Ich pflückte also auf dem Feld und überlegte mir die ganze Zeit, ob ich auch mittags Schluss mache. „Aber was ist mit Alina? Kann sie mit Dennis zurückfahren? Oder sie macht auch einfach um 12 Uhr Schluss? Aber was ist mit weiteren 1000 Dollar? Das wäre eine gute Gelegenheit noch mal was zu verdienen. Ich halte durch. Ich pflücke bis zum Schluss“. Ein Ast schlägt mir ins Gesicht. „Ich hab kein Bock mehr. Ich hör auf. Um 12 mach ich Schluss“. Im nächsten Baum hängen Fußballgroße Mandarinen. „Geil. Ich bleib hier. Ich schaff noch einen Bin”. Im zweiten Baum hängen wieder Golfbälle. „Och Nö. Ich kann nicht mehr. Außerdem wollte ich heut gar nicht arbeiten. Also hab ich schon mal mehr geschafft, als eigentlich geplant war. Ich fahr mit Andreas mit“. Meine zweite Kopfschmerztablette beginnt zu wirken. „Jo hey. Ich fühl mich gut. Ich mach noch ‘n Bin. Dann schaff ich noch mal 1000$”. Ein Zweig pickst mir ins Auge. Nachdem ich 2 Minuten vor mir herfluchte und mein Auge aufhörte zu tränen, war ich drauf und dran, zu Andreas zu gehen und sofort nach Haus zu fahren. Dann kam Bruce vorbeigefahren und verkündete mir, dass wir heute um 2 Uhr abbrechen müssen, weil die Früchte zu schlecht währen. Also überwand ich mich und selbst Andreas blieb noch bis 2 Uhr.

Froschmotivation.
„Die Äste sind zu dicht. Ist doch voll scheiße hier. Warum pflücke ich diese kleinen Golfbälle? Ist doch voll ätzend. Alles blöd. Doof. Ich hasse alles“. Ein kleiner Frosch springt plötzlich auf ein Blatt. Ich schaffe es, ihn auf meine Hand zu pucksieren, und anschließend mit einer Hand meine Kamera aus dem Rucksack zu holen. Ich war so happy und aufgeregt, dass ich wieder bock auf’s Pflücken hatte. So ein kleiner Frosch hat meine miese Laune verscheucht.

Golfgeschichten.
Ich pflücke Mandarinen. Ich finde einen Golfball im Gras. Toll. Jetzt habe ich beides. Golfbälle an den Bäumen und echte Golfbälle im Gras. Verscheißern kann ich mich allein.


Abschied nehmen

2007-08-17

Freitag war unser letzter Arbeitstag. Ich ließ mir von der Ventnor Grove Farm meine Arbeitszeit aufschreiben (wichtig für das 2. Visum) und verabschiedete mich von Bruce und Dave, dem Gabelstaplerfahrer. Es waren zum Schluss noch sehr schöne Arbeitstage, weil wir, nachdem wir auf der einen Farm wegen zu schlechter Früchte aufhören mussten, zur Sandstone Farm wechselten und dort die Bäume besser waren. Dort fotografierte ich auch mein Känguru und einen Hasen.
Abends gingen wir groß aus. Gegenüber vom Caravan Park gab es ein Restaurant. Kevin und Debbie luden uns ein, als Dank für den Caravanschrank, den Andreas für sie baute. Mit dabei waren auch Romeo und Juliet (2 Koreaner, die schon beim BBQ dabei waren. Juliet nähte uns übrigens die Vorhänge für unser Auto), 3 weitere Koreaner und Mario und Sandy. Leider mussten Robert und Marlene lange Arbeiten und konnten nicht kommen. Es war ein sehr gemütlicher Abend zu zwölft. Ich bedankte mich bei Juliet für die Vorhänge und sie bedankte sich für die Philadelphiatorte, die ich extra für sie noch einmal machte. Müde und mit vollgeschlagenem Bauch machte ich mich dann ins Zelt. Etwas aufgeregt war ich schon. Endlich geht es mit dem Reisen los. Ich hätte nie gedacht, dass wir hier in Mundubbera so lange bleiben. Anfangs planten wir 4 Wochen ein. Dann sagten wir uns, bis Ende Juli, wenn Alina nach Australien kommt und blieben dann doch bis Mitte August. Viele Freunde sind gekommen und wieder gegangen. Manche sogar zweimal. Wir haben hier unser Auto gekauft und lernten nette Menschen wie Debbie und Kevin kennen, die von unseren deutschen Freunden unsere „Gasteltern“ genannt wurden.


Samstag

2007-08-18

Es war mir eigentlich schon klar, als Andreas meinte, er müsse noch etwas an Kevins Caravanschrank ändern. Das wird nix mit Abfahren heute. Den ganzen Tag werkelte Andreas herum und versuchte, diesen Schrank fertig zu bekommen. Also packten wir heute noch nichts ein. Ich brannte lieber Filme was das Zeug hielt. Robert und Marlene, die schon seit über 10 Monaten hier sind, haben eine beträchtliche Videosammlung angehäuft. Da wir uns mal deutsche, mal australische DVD’s ansahen, ließ sich mein Laufwerk nicht mehr auf den australischen Ländercode 4 umstellen (mein Bruder warnte mich vor. Ich wollte es nicht glauben, aber er hatte recht. Laptops stellen sich nur auf eine begrenzte Anzahl auf fremde Ländercodes um.). Aber ich wurde bestens ausgerüstet und mit der richtigen Software konnte ich es umgehen. Ich sicherte mir also ein paar Filme und organisierte das Packen schon einmal im Kopf. In der Big Mandarin aktualisierte ich noch schnell mein Diary und bekam gerade noch rechtzeitig mit, das Jemand eine Mitfahrgelegenheit nach Bundaberg suchte. Ein junger Mann war gerade dabei, einen Aushang zu machen, als ich zu Scott nebenbei sagte, dass wir nun erst morgen abfahren werden. So haben wir uns gefunden und ich konnte dem jungen Mann die freudige Mitteilung machen, er könnte den Aushang gleich wieder wegstecken. Bundaberg liegt zwar nicht direkt auf dem Weg nach Fraser Island, aber es ist die Küste und wir hatten es nicht eilig. Mario und Sandy wollten schließlich in einer Woche nachkommen und für einen Tag Wallwatching machen. Wir hatten also eine Woche Zeit, Fraser Island zu besuchen.
Nachdem ich unsere Benzinkosten vierteln und einen netten Chilenen glücklich machen konnte, war ich doch etwas froh darüber, noch einen Tag gewartet zu haben.


Abschied - Auf nach Bundaberg

2007-08-19

Es begann schon in der Nacht etwas zu regnen. Warum muss bei der Abfahrt immer schlechtes Wetter herrschen? Das ist fürs Zelte abbauen total Unvorteilhaft. Es regnete vormittags immer mal wieder für kurze Zeit. Ich schaffte es, in einer dieser Regenpausen die Zelte abzubauen. Andreas baute immer noch an der letzten Schublade rum. So war das Einpacken ins Auto Alina und mir überlassen. Um 14 Uhr waren wir endlich fertig. Nun knurrte uns der Magen und ich setzte noch schnell Milchreis an. Nachdem wirklich alles im Auto war, ging das Verabschieden los. Scott in der Big Mandarin, der uns zum Abschluss ein kleines Souvenir schenkte und uns für die Unterkunft etwas (eigentlich ne ganze Menge) Rabatt ließ. Dann die Deutschen, die wegen des Regens früher von der Arbeit kamen. Und von Kevin und Debbie natürlich. Um 15 Uhr, und es regnete in strömen, saßen wir 3 und der Chilene im vollgepackten Auto und fuhren Richtung Bundaberg. Endlich wieder Reisen, wild Campen, kalte Duschen, Rauschendes Meer und Sonnenuntergänge. Wenn ihr dachtet, mein Diary wäre in den letzten Wochen eingeschlafen, dann mache ich euch hiermit wieder wach. Jetzt kommt wieder Schwung in meinen Aussietrip. Und ich kann euch jetzt schon verraten, es werden wieder herrliche Geschichten zu berichten geben. Wie zum Beispiel die nächste Nacht.


Bagara

2007-08-20

Nach 3 Stunden Autofahrt erreichten wir im Dunkeln die Stadt Bundaberg, bekannt für Rum und Bier. Den netten Chilenen (ich weiß seinen Namen nicht mehr, weiß aber, dass er Ingenieur und 25 Jahre ist) setzten wir in einem Backpacker Hostel ab, dass früher einmal ein Gefängnis war. Danach bestellten wir uns noch eine Pizza in einer der vielen Imbissbuden an der Hauptstraße. Die große Frage war jetzt, wo schlafen wir heute Abend. Wir wollten kein Geld für einen Caravan Park ausgeben. Also dachten wir uns, wenn wir weiter außerhalb, näher an der Küste fahren, würden wir schon ein Fleckchen finden. Bargara hieß ein kleines Örtchen an der Küste und wir hofften, dort vielleicht wieder eine Surferschule oder Picknickplatz zu finden. Was wir fanden war eine Gegend mit vielen Villen und Resorts. Hier wohnten nur die Reichen. Natürlich war der Strand eine bebaute Promenade, wo das Campen verboten war. Wir kurvten noch eine Weile rum, bis wir an einer Steinküste einen Parkplatz ohne „Campen verboten“ Schilder fanden. Es hatte in der Zwischenzeit aufgehört zu regnen. Aber sehr windig war es und wir rechneten mit weiteren Regenschauern. Wir bauten Andreas Zelt auf, verstauten darin Rucksäcke, Essen, Geschirr und ich rollte meine Isomatte auf der Windgeschützten Seite im Zelt aus. Beim Zeltaufbau riss das Außenzelt ein wenig (10 cm) ein und wir hofften, dass es die Nacht noch irgendwie überstehen wird. Der Eingang ließ sich auch schon nicht mehr schließen. Die Reißverschlüsse waren einfach zu alt (15 Jahre). Aber es war warm im Zelt und ich machte es mir gemütlich. Noch die alten Campergeschichten von Pawel, Maik und Andreas im Gedächtnis, versuchte ich einzuschlafen. Kaum schloss ich meine Augen, fing es wieder an zu regnen und damit begann die schlimmste Nacht in meinem Leben. Wie gesagt, der Eingang ließ sich nicht schließen und so peitschte das Vorzelt gegen die Außenwand. Der Wind drückte das Außenzelt gegen das Innenzelt und das Innenzelt drückte gegen Alinas Koffer. Damit hatte das Wasser freie Bahn. Das Wasser sammelte sich an Alinas Koffer, tropfte bis zum Boden und es entstand eine Pfütze unter den Rucksäcken. Der kleine Riss wurde durch den Wind immer größer, sodass das Innenzelt nicht mehr geschützt wurde. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, was ich nun in diesem kleinen Zelt vollbrachte. Wir hatten noch einen Campingtisch ins Zelt gestellt, den ich jetzt versuchte, aufzustellen. Im Zelt natürlich. Draußen regnete es ja in strömen. Ich schaffte es tatsächlich, nicht nur den Tisch aufzustellen (der so lang war, dass etwas aus dem Eingang lugte), sondern auch meinen und Andreas Rucksack darauf zu hieven. Alinas Koffer und die Kisten mit dem Essen und das Geschirr zog ich weg von der Zeltwand in die Mitte. Ich lag übrigens an der einzig geschützten Zeltwand. Also noch mal zum Vorstellen: Am Fußende war der offene, ins Zelt reinregnende Eingang. Rechts von mir der Tisch mit der dahinterliegenden nassen, vom Wind eingedrückten Zeltwand. Am Kopfende war der lange Riss und es spritzte durchs ungeschützte Innenzelt. Ich wurde also nicht nur am Kopfende, sondern auch am Fußende nass. Ich versuche, mit angewinkelten Beinen und eingezogenem Kopf einzuschlafen. Meine Jeans, die ich vor dem Eingang vergessen hatte und nun schon klitschnass war, nutzte ich alle 2 Stunden, um die immer größer werdende Pfütze aufzuwischen und draußen auszuwringen. Meinen Laptop hatte ich mir schon lange auf meinen Bauch gelegt. Ich sehnte mir den Morgen herbei. Kurz vor Sonnenaufgang hörte es endlich auf zu regnen. Ich versuchte noch ein wenig zu schlafen, aber ich musste dringend aufs Klo. Also zog ich mich an und kletterte auf allen vieren durch die Tischbeine durch hinaus ins Freie. Eine vorbeigehende Frau mit ihrem Hund sah sich meinen unbeholfenen Ausstieg eine Weile mit an. Wusste sie, dass im Zelt noch ein Tisch steht? Egal. Wo ist das Klo?
Andreas war auch schon wach und zusammen begutachteten wir das Zelt. Wir wussten beide, dass es Zeit fürs Zelt wurde. Das war definitiv die letzte Nacht in diesem Ding. 3 Monate hatte es in Mundubbera durchgehalten und eine einzige Nacht an der Küste gab das Zelt den Rest. Wir machten noch die Strippen ab und warfen es in die Mülltonne. Dann erlebten wir ein Frühstück mit Kängurus. Andreas sah vom Weiten auf einem Feld sich zwei bewegende Gestalten und fragte mich, ob das Menschen seien. Aber dann merkte er, dass es zwei boxende Kängurus waren. Ein tolles Schauspiel. Alina suchte, und fand!, eine Mülltüte. Der Parkplatz war nur ein Parkplatz mit Pavillon, war aber ausgestattet mit einem Mülltütenspender. Alina zog an der Rolle. Sie dachte, wenn sie 2m herauszog, hätte sie auch eine 2m lange Tüte. In Wirklichkeit waren es viele kleine Tüten für Hunde AA. Wir mussten alle lachen. Jetzt hatten wir ungefähr 20 Tüten für Hundehäufchen. Das hangen wir ihr den ganzen Tag noch hinterher. „Wo mach ich die Mandarinenschalen hin?“. „In die Hunde AA Tüte“.
Nachdem, ihr wisst was jetzt kommt, „Einpacken“, genau, fuhren wir die Promenade entlang und schauten uns die dicken Villen an. An einem wunderschönen, traumhaften Strand vertraten wir uns noch kurz die Beine bis es wieder zurück nach Bundaberg ging. Hier schlenderten wir durch die Einkaufsstraßen und kauften ein neues Zelt, Stuhl und Boxen für Sachen ein. Es war ein herrlicher Tag. Andreas besorgte sich im Informationscenter noch einige Broschüren über Bundaberg und Umland. Es gab hier eine Rum Distillery, aber leider kamen wir zu spät und sie war schon geschlossen. Also machten wir uns wieder auf zur Küste. Diesmal steuerten wir Elliot Heads an. Ein kleines Örtchen weiter südlich und hofften, einen kostenlosen Campingplatz zu finden. Ohne großartig danach zu suchen (was selten vorkommt), fanden wir direkt vor dem Meer einen freien Campingplatz. Es gab hier öffentliche und private Duschen und Toiletten und ich fragte mich, ob man hier nun was für die Nacht zahlen muss oder nicht. Aber erst einmal suchte ich hier die Küche. Und da ich ja Frau bin, fragte ich gleich den erst besten Menschen auf dem Caravan Platz, wo denn hier die Küche sei. Irgendwie wollte mein Englisch aber nicht mehr so schnell umspringen und so stotterte ich was von kitchen. Der Mann fragte mich: „where’re you come from?“, und ich antwortete „from germany“. „Ah“, sagte der Mann, „das habe ich mir schon fast gedacht“. Das gibt’s doch nicht, dachte ich. Der erste Mensch, den ich hier anspreche, in einem Land so groß wie USA, war Deutscher. Klein ist die Welt. Er zeigte mir die Küche und ich machte mich gleich daran, Spagetti zu kochen. Ja, meine Kochkünste haben sich um ein weiteres kinderleichtes Gericht erweitert. Ich kann sogar die Sauce zubereiten. Hier mal eine Liste, was ich in Australien gelernt habe:

- Eierkuchen (in Mundubbera jetzt DAS Gericht)
- Milchreis (ohne auch nur ein Hauch von Anbrennen)
- Kotelette und Keule (nur ein Haufen Gewürze drauf und braten? Hätte ich das früher
gewusst. Easy)
- Pellkartoffeln mit Quarksauce (mein Lieblingsgericht bisher, weil ich nix schälen muss. Die Pelle wird mitgegessen. Zwiebel in die „Cour Cream“ und Salz und Pfeffer)
-
Ich weiß, das ist noch nicht viel und klingt total armselig, aber meine Mum kocht zu Hause einzigartige Gerichte. Sie experimentiert viel und kocht „nach Gefühl“. Keine gute Bedingung für einen Anfänger. Naja, jeder fängt mal klein an und ich kann andere Titel vorweisen wie Deutscher Meister oder Master of Arts.


Elliot Heads

2007-08-21

Nach einer ruhigen Nacht in meinem neuen Zelt erwachte ich. Wir verlegten unser Fruehstueck heute ans Meer. Auf einer Erhebung gab es einen Picknickplatz, von wo man ueber den Fluss schauen konnte, der gleich ins Meer muendete. Eine fantastische Aussicht. Ich kochte Ei und Speck auf dem BBQ Grill und Andreas machte Kaffee mit der von unseren Gasteltern geschenkten Kaffeemaschine (Made in W Germany). Nach dem hervorragenden Fruehstueck machten wir einen ausgedehnten Spaziergang am Strand. Andreas durchschwamm sogar den Fluss und ging am anderen Ufer (eigentlich eine kleine Insel vor dem Meer) an Land. Fuer 20 Minuten war er nicht mehr zu sehen. Als er zurueck schwamm, erzaehlter er uns, was er dort alles gesehen und gefunden hatte. Ausgestorbene grosse Fische und Muscheln mit bizarren Loechern. Einige Exemplare hatte er sogar mitgebracht. Zurueck am Zeltplatz bauten Andreas und ich das Zelt ab und Alina versuchte schon einmal, in die privaten Duschen zu kommen. Da wir nicht bezahlten, hatten wir auch keinen Schluessel. Es gab zwar noch oeffentliche Duschen, aber nur mit kaltem Wasser. Alina hatte Glueck, dass gerade Putzzeit war und die Putzfrau ihr die Tuer aufschloss. Ich musste eigentlich nur auf der Bank warten, die in einer Nische war. Man hatte die Tuer im Auge, sass aber selbst nicht im Blickfeld ankommender Gaeste. Eine aeltere Frau schloss gerade die Tuer auf als ich schnell von der Bank sprang, um "zufaellig" hinter ihr zu erscheinen. Drin war ich. Als ich mich unter die Dusche stellte, wollte ich schon reflexartig in die Knie gehen, bis ich merkte, dass diese Duschen, anders als in Mundubbera, 2m hoch waren. Der helle Wahnsinn. Endlich mal anstaendig hohe Duschen.
Nach dieser Erfrischung ging es auch schon wieder weiter mit dem Reisen. Heute wollten wir einen Nationalpark besuchen, der auf dem Weg nach Hervey Bay liegt, was letztendlich unser Ziel fuer Fraser Island war. Doch leider bemerkte ich zu spaet in der Broschuere, dass dieser NP nur mit einem Gelaendewagen befahrbar ist. Andreas fuhr bereits schon kilometerweit in den NP hinein. Die Kreuzung mit der fuer normale Autos unbefahrbaren Strasse zum Camping Platz kam und wir ueberlegten, ob wir es wagen sollten. Wir entschieden uns fuer weiterfahren, was sich als schlechte Entscheidung herausstellen sollte, da nach wenigen hundert Metern die StrassŸe durch ein grosses Tor gesperrt wurde. Es durfte nur fuer autorisiertes Personal geoeffnet werden. Also fuhren wir zurueck und versuchten es doch mit der unbefahrbaren Strasse. Diese Entscheidung sollte sich als noch duemmer herausstellen, da wir immer wieder drohten, mit dem Auto aufzusetzen. Es wurde uns zu heikel und wir beschlossen, wieder zurueckzufahren. Es wurde mittlerweile schon dunkel. Ich stieg aus dem Auto und lief vor dem Auto her, um Andreas um die Schlagloecher herum zu dirigieren, waehrend er versuchte, langsam den Weg rueckwaerts zurueckzufahren (umdrehen ging nicht und die Sicht durch den Rueckspiel war wegen Gepaeck versperrt). An einer guenstigen Stelle konnte Andreas wenden. Dabei waren wir sehr vorsichtig. Immer wieder schaute ich nach, ob das Auto ja nicht irgendwo aufsetzte. Mit ein bisschen winken hier, neu ansetzten da, hatten wir es bald geschafft. Wir nahmen die Situation mit Humor, lachten sogar, weil das natuerlich eine super Geschichte fuer mein Diary war. Wir fuhren gleich zum naechst besten Ort und mussten wieder im Dunkeln am Strand nach einem Parkplatz suchen. Wir hatten schon fast einen schoenen Platz gefunden, der zwar direkt an der Strandpromenade lag, wir uns aber einig waren, gleich ganz frueh am Morgen das Zelt wieder abzubauen, als ploetzlich am Strand eine dunkle Gestalt herumschnueffelte. Ein Hund oder ein Dingo. Egal, das hatte mir genuegt. Ich Zelte dann doch nicht hier. Also ab wieder ins Auto und doch zum Caravan Park. Zum Glueck gibt es die wie Sand am Meer. Das Office hatte schon geschlossen, war aber zugaenglich. Wir fuhren trotzdem rauf mit der Absicht, morgen bei der Abfahrt zu bezahlen *zwinker*


Woodgate Beach

2007-08-22

Das Zelt war schnell aufgebaut und das Abendessen war eine Mischung aus Unfall und Missverständnis. Andreas machte Süßkartoffeln und Alina wollte dazu die Quarksauce. Andreas, noch frisch verliebt, machte sich gleich daran, seine Freundin glücklich zu machen und schnitt eine Zwiebel, um sie in die Sour Cream unterzumischen. Ich wunderte mich sowieso über diese Konstellation (Süßkartoffeln und sauren Quark), sagte aber nichts weiter. Alina wollte aber nur den Quark, ohne Zwiebeln. Am Ende aßen wir alle Toast mit Sour Cream und Tomaten oder Zwiebeln darauf. Es war köstlich. Alina quetschte ihre Süßkartoffeln und mischte Sour Cream darunter. Andreas und ich aßen die Kartoffeln als Beilage dazu. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über diese Geschmacksverirrung. Dann pusteten wir die Kerze aus und gingen zu Bett.
Woodgate Beach ist bekannt für seinen 16km langen Strand, den wir uns natürlich am nächsten Tag anschauen wollten. Hier lässt es sich leben. In Deutschland wäre hier jeder Quadratzentimeter mit Decke oder Handtuch belegt und im Wasser würden sich hunderte von Menschen tummeln. Nicht hier. Fast Menschenleer. Die Temperaturen waren angenehm. Ein traumhaft unberührter Strand. Alina und Andreas machten einen kleinen Spaziergang und ich machte ein kleines Nickerchen. Die beiden beobachteten springende Delfine im Meer. Ich konnte es gerade noch so von weitem sehen. Na vielleicht habe ich mehr Glück, wenn wir um die Whitsundays segeln, tröstete ich mich selbst. Doch zunächst soll es nach Fraser Island gehen und damit nach Hervey Bay, wo wir die Tour buchen wollen. Also ab nach Hervey Bay. Leider war das Wetter nicht auf unserer Seite und es begann wieder zu regnen. Wir hörten, dass es für die nächsten 3 Tage so bleiben wird. Was nun? Wir klapperten 2 Campingplätze ab, wollten aber kein Geld dafür ausgeben. Ich war fürs zurückfahren nach Elliot Heads, zu dem kostenlosen Campingplatz von vor 2 Tagen. Die anderen waren mit einverstanden. Wir kauften noch schnell einen Vorrat an Essen, besuchten die Informationszentrale von Hervey Bay, um uns über Touren nach Fraser Island zu informieren, zu einem Autoverleih, der Touren anbot und uns näher darüber informieren konnte und zu einem Caravan Park, wo wir nachfragten, ob unser Auto dort parken darf, während wir auf Fraser Island sind. Wir hatten von Sandy und Mario erfahren, dass man auch über einen Caravan Park die Touren buchen kann und den Vorteil hat, dort sein Auto stehen lassen kann. Und wenn man Glück hat, bekommt man eine Nacht umsonst zum übernachten. Das klang gut. Ich ließ mir noch eine Visitenkarte geben, damit ich vorher anrufen und nach dem Wetter fragen kann. Dann rauschten wir auch schon ab Richtung Elliot Heads. Wieder einmal war es schon Dunkel als wir am Caravan Park ankamen. Der Regen schien um Elliot Heads einen Bogen zu machen, denn hier regnete es nur leicht und ab und zu. Noch ein guter Grund, die nächsten 3 Tage hier auf besseres Wetter zu warten.


Zurueck auf Elliot Heads

2007-08-23 to 2007-08-26

Es ist jetzt kurz nach 6 Uhr morgens. Ich sitze im Zelt und tippe diese Zeilen. Vor 10 Minuten bin ich vom heftigen Wind wachgeworden. Ja, ihr habt richtig gehört. Vom Wind. Der war so stark diese Nacht, das ich dachte, ich hebe gleich mit dem Zelt ab. Dazu regnete es wieder. Die Zeltwände kamen mir bedrohlich nahe. Von draußen hörte ich, wie Andreas das Auto noch mehr vor mein Zelt parkte, um mir Windschutz zu geben. Gestern beim Aufstellen hatten wir schon darauf geachtet und sogar den Tisch vor das Zelt gestellt. Aber es wurde immer schlimmer und das Gestänge vom Zelt drückte sich gefährlich ein. Die Heringe wurden teilweise herausgerissen und wir mussten sie wieder in die Erde verankern. Diese Nacht mit Andreas Zelt? Unvorstellbar. Ich war ganz froh über mein neues Zelt. Es war ein neueres Modell als das Zelt von C&C. Der Ladenbesitzer hatte nur noch ein Ausstellungsstück und da bot er mir das neue Modell für den Preis vom Alten an. 20 Dollar gespart. Glücksfall. Ich hatte also großes Vertrauen in meinem Zelt und versuchte noch etwas zu schlafen.
Mit der Morgensonne kam besseres Wetter und wir konnten wieder auf dem Picknickplatz Frühstück machen. Ich zauberte mit unserem kleinen Gaskocher Eierkuchen.
Der Rest des Tages war nichts weiter los.

Immer noch Elliot Heads Freitag 24.08.07

Spaziergang an der Esplanade. Wetter war immer noch schlecht.

Besuch in Bundaberg Samstag 25.08.07

Auto wollte nicht anspringen. Fragten in Bundaberg in der Infozentrale nach einer Werkstatt. „Michael“ telefonierte für uns herum und machte für Montag einen Termin klar. Schlenderten noch eine Weile in der Stadt herum. Trafen Romeo und Juliet. Sie bleiben jetzt für einen Monat in Bundaberg.
Es regnete noch einmal und ich bekam langsam Zweifel, ob wir jemals nach Fraser Island kommen. Ich fragte mich, ob Sandy und Mario schon unterwegs nach Hervey Bay zu ihrer Walwatchingtour sind. Sie wollten ja eine Woche nach uns Mundubbera verlassen. Zurück nach Elliot Heads.


Sonntag 26.08.07

Endlich blauer Himmel und keine einzige Wolke zu sehen. Wenn es morgen so bleibt, können wir endlich Fraser Island buchen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich gar nicht mehr so wild auf Fraser Island bin. In der letzten Woche haben wir fantastische Strände gesehen und spannende Erlebnisse gehabt (meine schlimmste Nacht betrachte ich eigentlich als meine Spannendste).
Langsam wird es langweilig auf dem Picknickplatz zu frühstücken. Heute wollten wir dem Meer ganz nah sein und stellten unsere Campingstühle direkt am Strand auf. Die Australier scheinen am Sonntag sehr aktiv zu sein. Hier wurde gefischt, was die Angel und das Netz hergab. Kinder spielten am Strand. Andreas baute eine Kleckerburg und die Kinder versuchten, eine nachzubauen. Ohne Erfolg. Sie spielten lieber mit einem Seestern, den sie an einer Schur befestigt hatten und ihn hin und herschleiften oder warfen einen armen Welpen immer wieder ins Wasser. Als ein Angler einen Fisch gefangen hatte, wurde der kleine Hund für 5 Minuten von seinen Qualen erlöst. Jetzt war der Fisch interessanter. Oder besser gesagt, der Fischkopf. Sie spielten damit herum. Ich versuchte den Seestern wenigstens mit der Schnur ins Wasser zu halten, damit er nicht austrocknet. Das sah ein kleiner Junge und sagte: „ThatÂ’s so sad. You kill the seastar“. Ich, sofort in meine Unschuldsmiene verfallend, lies den Seestern fallen und zeigte mit den Finger auf einen der Jungen: „It was not me. He killed it“. Aber irgendwie wollte er mir das nicht abnehmen.
Ein Passant kam dem Häufchen Sand interessiert näher. „WhatÂ’s that? A product of an animal?“, fragte er. “No”, antwortete ich ihm. “ThatÂ’s a product of a German architect”. Kennen die Australier etwa keine Kleckerburg? Er fragte sich, wie man diese Kleckertürme hinbekommt. Ich zeigte es ihm, indem ich eine Handvoll Sand aus dem Wasser holte und es aus meiner Hand tropfen ließ. „It takes a while“, bemerkte er, als er mein Klecks sah und dann zu Andreas Meisterwerk herüberschaute. Ja, das braucht ne Weile.
Nach dem Vormittag am Strang gingen Andreas und ich noch Kokosnüsse sammeln. Er hatte gestern schon eine gefunden, die wir heute aßen. Ich wollte auch eine Nuss öffnen und versuchte mich daran zu erinnern, wie es Tom Hanks in „Verschollen“ schaffte. Leider hatte ich keinen Schlittschuh, bloß ein Messer. Und selbst damit dauerte es eine Weile.
An diesem Sonntag ließen wir echt die Seele baumeln und taten nichts weiter. Morgen soll es wieder Richtung Hervey Bay gehen, wo wir einen zweiten Versuch mit Fraser Island starten.


Bundaberg-Burrum Heads

2007-08-27

Heute fuhren wir zur Werkstatt. Nach einer Stunde Verspätung (Termin war 8 Uhr) kamen wir zum K-Markt an. Die Inspektion sollte bis 17 Uhr dauern. Na ja, was sollt’s. Muss ja mal gemacht werden. Also zogen wir los und schlenderten noch einmal durch Bundaberg. Als erstes gingen wir direkt zum RACQ und beantragten eine Mitgliedschaft. Wenn wir eine Panne haben, kann uns schnell und kostenlos geholfen werden. Als zweites besuchten wir noch mal das Internetcafé und trafen dort einen Deutschen. Weil das Internet heute nicht funktionierte, heimsten wir noch den freien Kaffee ein und gingen zur Bibliothek. Der Deutsche gab uns den Tipp, es dort zu versuchen, weil es dort Wireless Lan gibt. Gesagt, getan. Und wenn man schon mal in einer australischen Bibliothek ist, schaute ich mir gleich mal ein paar Architekturbücher an. Gott bin ich ein Streber. Nein, hab mir bloß die Bilder angeschaut *grins*
Nachdem ich wieder up to date war, gingen wir in einen Spielzeugladen, wo ich mir einen Zauberwürfel kaufen wollte. Ich hatte schon den Eindruck gewonnen, die Australier spielen nicht gerne, weil ich selten Spielwaren in den Kaufhallen fand. Dieser Laden aber revidierte meine Meinung. Sie hatten sogar Siedler von Catan oder Carcassone. Ich fand zwei Exemplare des berühmten Rubik’s Cube (Zauberwürfel) und hatte nun die Qual der Wahl. Nehme ich das billige Imitat und riskiere weniger Spielspaß durch schlechte Beweglichkeit oder investiere ich viel Geld in das Original und riskiere, zu viel Geld auszugeben für die gleiche Qualität wie die billige Imitation. Seit ich den Film „The pursuit of happyness (in Dt. “Das Streben nach Glück”) gesehen habe, hat mich das Fieber wieder gepackt und ich wollte auch das Puzzle unter 5 Minuten lösen. Kaum zu glauben, dass der Rekord um die 16 Sekunden liegt. Ihr seht, die Beweglichkeit des Würfels ist mir sehr wichtig. Ich fragte den Verkäufer, ob ich beide testen dürfte. Leider konnte er sie nicht aus der Verpackung nehmen, hatte aber noch ein Exemplar des billigen Imitates hinten im Laden. Diesen durfte ich drehen und testen und entschied mich sofort für das Original. Eine gute Wahl. Nach dem Kauf packte ich den Würfel aus und machte einige Bewegungen. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich war Glücklich. Nun müssten wir nur noch Glück mit unserem Auto haben. Um halb fünf gingen wir zurück zur Werkstatt und fragten mal leise an. Der Mechaniker zeigte uns, was er alles am Auto für Reparaturbedürftig befand. Er schleuderte uns die Preise nur so um die Ohren. Hier 159$, da 440$. Da fand ich die neuen Scheibenwischer für 2$ noch echt am Besten. Er meinte, wir hätten wahrscheinlich ein Ölleck, fand aber doch noch die undichte Stelle. Das war ein aufatmen. Hätten wir wirklich ein Ölleck, müsste ein neuer Motor eingebaut werden. Und das kann teuer werden. Nun, im Großen und Ganzen konnten wir aber fürs erste mit dem Auto weiterfahren. Wir ließen uns noch eine Liste der wichtigsten Reparaturen geben und fuhren weiter Richtung Hervey Bay.
In unserem neu erworbenen Camp 4 Buch suchte ich schon einmal einen geeigneten Campingplatz. Dieses Buch ist wirklich Goldwert, weil neben Straßenkarte auch Campingplätze und Caravan Parks angezeigt werden. Und diese werden noch genauer beschrieben. So weiß man immer, ob es Duschen oder Strom auf den Plätzen vorhanden ist. Heute Nacht sollte es ein kleiner Campingplatz in der Nähe von Childers geben. In der Stadt angekommen, fragte ich eine Dame nach dem Platz und sie malten (Frauen ebend) mir eine Wegbeschreibung auf. Dort angekommen, fanden wir jedoch ein Sportplatz vor. Und es lief auch noch ein Fußballspiel. Ort und Name stimmten überein, konnten aber keinen Hinweis auf ein Campingplatz finden. Ich also wieder gefragt. Es stellte sich heraus, dass dieser Platz wirklich zum Campen benutzt wurde. Leider ist es seit 2006 nicht mehr erlaubt. Schade eigentlich. Wir hätten Duschen gehabt. Die Dame meinte auch, es wird hier abends nichts abgeschlossen und das Spiel wäre so gegen 20.30 Uhr vorbei. Es war erst sieben. Solange wollten wir nicht warten und fuhren weiter. Weiter südlich zeigte mir mein schlaues Buch einen weiteren Platz an. Burrum Heads.


Hervey Bay Mondfinsterniss

2007-08-28

Als wir in Burrum Heads aufbrechen wollten, mussten wir leider für die letzte Nacht noch bezahlen. Da mein Buch diesen Platz als „Bezahlung möglich“ markierte, weiß man nie, ob man nun für eine Nacht bezahlen muss oder nicht. Die Frau im Office ließ aber mit sich handeln und wir zahlten zu dritt nur 22$. Das war ganz okay, da wir Duschen und Strom hatten.
Hervey Bay war jetzt nun nicht mehr weit und wir erreichten die Küstenstadt so gegen Mittag. Im Pialba Caravan Park (in Zukunft CP) fragten wir nach der Fraser Island Tour nach. Es waren noch Plätze frei und es kann morgen schon losgehen. Also buchten wir und blieben für diese Nacht hier. Mussten nur 20$ Kaution für die Schlüssel bezahlen. Wir machten uns gleich daran, eine Einkaufsliste zu erstellen. Auf Fraser Island ist alles sehr teuer. Nach dem Einkaufen, es war schon abends, packten wir alles für den 3 Tagestrip ein. Und so nebenbei erwähnte Andreas, dass heute Mondfinsternis sei. Da sprang ich auf und kramte meine Kamera raus. Ganz klar, dass ich Fotos von diesem Spektakel machen muss. Es war wunderschön. Auch wenn ich ständig hin und herlaufen musste (meine Batterien machten schlapp und ich musste sie zwischendurch aufladen) sind mir ein paar Fotos gelungen. Schaut selbst.


Fraser Island Tag 1

2007-08-29

Der Tag fing nicht gut an. Als ich die Schlüssel im Office abgeben wollte, sollte ich noch 28$ für die Nacht bezahlen. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass wir gestern mit dem Typen von der Spätschicht ausmachten, dass wir die erste Nacht umsonst bekämen. Aber davon wusste der Mann von der Frühschicht nichts. Da ich gerade kein Geld bei mir hatte und wir gleich abgeholt werden sollten, verlegten wir die Sache auf Freitag, wenn wir zurückkommen. Das Auto durfte ich aber vor dem Office parken.

Dann kam der Typ von Aussie Track zu spät. Es wäre eigentlich kein Problem gewesen. Das kann ja mal passieren. Aber dies sollte noch eine ganz wichtige Rolle spielen. Als wir bei Aussie Track ankamen, wartete schon ein Deutsches Pärchen. Als es um die Versicherung des Autos ging, durften sich nur drei Leute eintragen. Da die Deutschen ihren Führerschein schon abgegeben hatten, war Andreas der Letzte. Ich wunderte mich, warum sie nur von drei Leuten den Führerschein sehen wollten und fragte nach, ob ich auch mit dem Auto fahren darf. „No. It’s not allowed“, war die knappe antwort. Ich durfte also nicht selber mit dem Auto fahren. Sehr seltsam für eine „Self Drive Tour“ wie wir sie gebucht hatten. Andreas beruhigte mich und meinte, das kriegen wir schon hin. Als wir alle zur Fähre fuhren, fragte Andreas die Deutschen, ob jeder Mal fahren kann. Da sagten die beiden Deutschen noch ja. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch froh gewesen, dass die Gruppe so klein war. Das bedeutete, ich müsste nur zwei Leute überreden, dass ich auch mal fahren darf. Auf der Fähre angekommen, dauerte es nun nicht mehr lang bis zur größten Sandbank Australiens.

Was war ich? Nicht mehr so wild auf Fraser Island? Ich nehme es zurück. Es war einfach klasse. Ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich kannte Fraser ja nur von einer Karte. Ich wusste, es gibt dort Straßen und Dörfer, einen langen Sandstrand, den man entlangheizen kann und hier und dort ein paar Seen. Also erst einmal gibt es keine Straßen sondern Sandwege im Dschungel. Fraser Island nur mir 4x4 Wagen befahrbar? Ganz richtig. Gleich nach dem anlegen der Fähre begannen die Sandwege. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als hätte jemand eine Sandspur mitten im Dschungel ausgeschüttet und hier und da ein paar Parktaschen gelassen, damit man entgegenkommende Fahrzeuge vorbeilassen kann. Es gibt hier nur einspurige Wege.

Von Dingos hatte ich schon gehört und in einem Video beim Autoverleih gesehen. Ich rechnete nicht damit, welche zu sehen. Aber keine 5 Meter gefahren, kam uns auf einer Schnurgeraden Strecke ein Dingo entgegen. Er stolzierte so selbstbewusst, als wolle er sagen: „Schaut her, fotografiert mich, ich habe noch andere Termine. Ich muss noch zu den Touristenbussen.“ Also zückten wir unsere Apparate und knipsten los. Danach sollte ich auf Fraser keinen Dingo mehr zu Gesicht bekommen. Dann fuhren wir weiter. Es ging Steil bergauf, wobei es mindestens auf einer Seite steil bergab ging. Ich kam mir vor, als führe ich durch die Dschungelversion der Alpen. Dann kamen wir an einen wunderschönen See. Der Sand war strahlend weiß und das Wasser türkisblau. Gut. Das hatte ich mir genau so vorgestellt. Das alles jetzt live zu sehen war sehr aufregend. Ich habe euch ein Video gedreht. Schaut doch mal drauf.

Nach 2 weiteren Seen, die nicht ganz so schön waren wie der erste (das ist doch meistens so, oder?), fuhren wir endlich an den Strand. Jetzt hieß es Gang 5 und los. Wir durften nicht durch Salzwasser fahren, mussten ab und zu auf Flüsse aufpassen, die ins Meer fließen (kann holperig werden, ist aber schweinegeil, wenn man durchfährt und alles spritzt) und fuhren um Felsformationen herum. Ich freute mich schon, morgen selbst einmal fahren zu dürfen. Wir erreichten Happy Valley (unsere Unterkunft) gegen Abend und packten erst einmal aus. Die Unterkunft war ausgestattet mit einer offenen Küche mit Tresen und gemütliche Sofas und Poeng Stühlen (diese Wippstühle aus IKEA). Mit offen meine ich aber richtig im Freien. Überdacht natürlich. Ich fand es richtig klasse hier. Hätte nur noch gefehlt, das die Dusche auch im Freien wäre, aber leider ist man hier nicht allein. Die Dusche war mit einem Timer ausgestattet, so dass man nur 5 Minuten duschen kann. Danach fließt kein Tropfen Wasser mehr für 2 Minuten. Die hab ich abgewartet und duschte gleich 2 Mal.

Da das Autofahren sehr anstrengend war, waren wir alle schon sehr kaputt. Außerdem müssen wir morgen um 6 Uhr losfahren. Bei Flut darf man den Strand nicht entlangfahren. Und die ist immer vormittags.


Fraser Island 2

2007-08-30

5:00 a.m. Der Vorteil, wenn man so früh raus muss ist, dass die Duschen frei sind und man den Sonnenaufgang erleben kann. Nach meiner 2x 5 Minuten Dusche schnappte ich mir meinen Kaffeebecher und lief runter zum Strand. Ich glaube, ich habe noch nie so lange auf den Sonnenaufgang gewartet. Bis auf die Tatsache, dass Sonnenaufgänge wunderschön sind, mag ich sie nicht, weil es immer so lange dauert. Aber das war von mir wohl immer ein Vorurteil. Wenn man 20 Minuten darauf wartet, bis sich die Sonne endlich mal zeigt, geht es danach rucki zucki. Zack, stand auch schon der Stern am Himmel. Das war auch gut so, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, wie spät es jetzt war. Schnell ging ich den Steg zu unserer Unterkunft hoch. Da stand auch schon unser Auto. Fertig gepackt und abfahrbereit. Die Deutschen haben es aber eilig heute. Ich konnte noch nicht einmal meine Kaffeetasse zur Küche bringen. Andreas war so frei und hatte meine Kameraausrüstung (ich liebe dieses Wort) in meinen Rucksack gepackt. Als ich ins Auto stieg, wurde gerade stark debattiert. Ich wusste erst nicht, worum es geht (wie so oft), merkte aber bald, dass es um mich geht (wie so selten). Nun waren die Deutschen dagegen, dass ich fahren möchte. Sie hätten wohl angeblich schon schlechte Erfahrungen mit Unfällen und Versicherungen gemacht. Da sie unterschrieben haben, wollten sie keine Mitschuld tragen, falls ich einen Unfall baue. Andreas hätte dann eben die Schuld auf sich genommen. Aber das stimmte sie nicht um. Auch nicht, als ich vorschlug, sie sollen eben mal für ne halbe Stunde am Strand warten, während Andreas mit mir ne kleine Runde dreht. Aber auch das war den Deutschen zu unsicher. Nun, ihr könnt euch vorstellen, wie frustriert ich war. Da bekommt man langsam keine Lust mehr aufs Selber Fahren. Jedenfalls nicht, wenn 4 ängstliche, unzufriedene und panische Augen auf dich gerichtet sind, wenn du gerade versuchst, mit 80 Sachen am Strand entlangzuheizen. Ich hätte es nicht genießen können. Aber irgendwie war ich nicht lange frustriert, nahm es locker, als wäre ich auf Droge. Alles egal. Die Gegend war so schön und ich saugte alles mit meinen Augen auf. Riesige massive Sanddünen, farbige Felsen und 75 Meilen purer Strand. Als Beifahrer muss ich mich auf nichts konzentrieren. Ich erlebte sogar mit, wie direkt vor uns ein Vogel daherflog, sich ins Wasser stürzte und mit einem Fisch in den Krallen direkt wieder über unser Auto hinweg flog. Und das während des Fahrens. Spätestens da vergisst man doch alles Schlechte, oder?

Wir besuchten Indian Heads. Eine Felsformation, die man besteigen kann und von oben eine herrliche Aussicht über das Meer hat. Das ist ein guter Aussichtspunkt, um Wale zu sehen. Ich war aber nicht an Wale interessiert, sondern fand das Klettern viel spannender. Ich wagte mich sogar bin an die Spitze des Felsens und kletterte noch auf einen großen Brocken, der von weitem schon so verheißungsvoll aussah. Ich kann’s nicht lassen. So etwas zieht mich magisch an. Nachdem ich mein Leben kurz riskiert hatte, ging es auch schon weiter zu den Campagne Pools. Klasse Name, oder? Das sind Felsen vor einer kleinen Einbuchtung, wo das Meer hineingespült wird. Das soll die einzige Stelle auf Fraser Island sein, wo man im Salzwasser baden darf (ich hab nicht ganz kapiert, warum. Goggelt es selbst heraus). Na auf jeden Fall sprudelt es wohl sehr, wenn das Wasser über die Felsen plätschert. Hab ein Movie gedreht. War schon ein klasse Schauspiel. Um weiterfahren zu können, sollten wir eigentlich noch auf Ebbe warten, fuhren aber schon etwas früher am Strand entlang. Wir machten einen Spaziergang über eine riesige Sanddüne und einen Zwischenstopp (mit Doppel “p“ sieht’s richtig scheiße aus, oder? Ist aber richtig) am Eli Creek. Hier steppte der Bär. Wo ein bekannter Fluss ins Meer fließt, kann man diesen entlang schwimmen. Das machten auch eine Menge Touristen. Ganze Tourenbusse machten hier halt, um BBQ zu machen. Eine nette Stimmung herrschte hier jedenfalls. Ich langweilte mich zu Tode, aber dass war nicht weiter schlimm. Welche Drogen hatte ich da gestern nur genommen?

Es ging weiter, an farbigen Felsformationen entlang zum berühmten Schiffswrack. Hier war ich richtig begeistert. Zwar schon auf einigen Fotos in Büchern gesehen, freute ich mich trotzdem, es endlich live sehen zu können. Aus allen Ecken schoss ich Fotos. Eine kleine Geschichtstafel beschrieb das Schicksal der „Maheno“. Ein böses Unwetter spülte sie in den 30ern an diesen Strand und seitdem liegt sie da. Früher wurden noch Hochzeiten darauf gefeiert, bis es immer mehr im Sand versank. Außerdem sieht sie auch nicht mehr ganz fitt aus, bzw. verfällt und rostet gefährlich dahin. Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass sie einmal 5 Stockwerke hoch war. Bald wird sie ganz verschwinden.

Nach der Schiffsbesichtigung wollten wir noch einen weiteren See besichtigen. Gott weiß warum, der stand noch nicht mal auf unserer Reiseroute, sind wir zu Fuß den 3.5 km langen Wanderweg gelaufen. Nach 2 km hatten wir schon richtig Sehnsucht nach dem See. Dann ging es scheinbar noch einen Kilometer parallel zum Strand entlang. Wehe der See ist nicht schön, dachte ich bei mir. Endlich weißen Sand unter den Füßen, stellten wir mit erstaunen fest, dass sich die Wandertour um Minus 100% gelohnt hatte. Nix Außergewöhnliches zu sehen. Es hätte auch ein stick normaler See in Brandenburg sein können. Wir nahmen es aber alle mit Humor, sahen das Positive an der sportlichen Betätigung (ist Wandern ein Sport?) und widmeten dem See eine Zigaretten lange Pause. Ab marsch, ging es wieder zurück. Am Auto angekommen, ging unsere Pechsträhne weiter. Beim Versuch, aus dem Wanderweg auszuparken, blieben wir im Sand stecken. Sämtliche Erinnerungen schossen mir jetzt durch den Kopf, die ich schon mit „Autosteckenbleiben“ erlebt hatte. Als ich noch Klein war, machten meine Eltern mit uns Kindern einen Familienausflug an einen Fluss. Es hatte Tagelang zuvor geregnet und wir freuten uns auf diesen Picknick im Freien. An das Picknick selbst kann ich mich kaum erinnern (außer, dass traditionell, wie immer, ein Ball in den Fluss fiel), aber die Schlammschlacht mit dem Auto war Spitze. Bei dem Versuch, auf der matschigen Wiese zu Wenden, blieben wir stecken. Zum Glück kam ein Auto vorbei und zum Pech blieb es auch stecken. Es war für uns Kinder super spannend, wie sich vier Erwachsene sich im Matsch suhlen. Ich glaube, damals kam ein Traktor vorbei und zog uns heraus.

Nun, auch wenn ich kein Kind mehr bin, fand ich die heutige Situation auch sehr spannend. Wir mussten Sand schaufeln und Auto schieben. Jetzt verfluchten wir die Idee mit dem See immer mehr. Aber wir hatten es bald geschafft und noch bevor es dunkel wurde (im Dunkeln zu fahren war verboten), kamen wir in Happy Valley an. Dort merkten aber die beiden Deutschen, dass sie ihre Flip Flops bei der ganzen Aktion vergessen hatten. Also fuhren wir noch mal schnell schauen. Im Dunkeln (hier waren die Deutschen komischerweise nicht so konsequent) suchten wir die Gegend ab und fanden schließlich nichts. Auch wenn wir umsonst gefahren sind, fand ich es noch mal schön, neben dem Beifahrersitz durch den Dschungel zu heizen. Kasper fuhr richtig flott und ich konnte mich auf sein Fahrkönnen verlassen. Wieder zurück, war ich wieder richtig knülle und ging früh ins Bett.


Fraser Island 3

2007-08-31

Die letzte Etappe sah nicht viel vor. Lake Mckenzie und Lake Wabby besuchen. Klingt einfach, oder? Nicht bei mir. Wir waren etwas in Zeitdruck. Erst wussten wir nicht, ob wir das Bettzeug mitnehmen sollen (bei Aussie Track sagte man uns nix) aber in der Unterkunft stand es auf einer Tafel geschrieben. Dann waren wir unsicher, ob wir am Strand entlangfahren sollten. Durch das Landesinnere dauert die Fahrt länger. Die Flut begann schon. Wir entschieden uns für den Strand (wieder machten die Deutschen eine Ausnahme). Wir verpassten die Ausfahrt zum Lake Wabby und fuhren viel zu spät ins Landesinnere. Also besuchten wir erst den Lake Mckenzie. Wieder fanden wir strahlend weißen Sand und türkisblaues Wasser vor. Andreas und ich unternahmen einen Spaziergang. Er wollte um den See laufen, was ich erst für einen Scherz hielt. Aber er meinte es ernst und so spazierten wir um den See. An einer Stelle haben wir geschummelt und sind eine Abkürzung durch den See gelaufen. So hatten wir aber eine halbe Stunde Fußweg gespart. Wir hatten keine Ahnung, wie spät es war und waren deshalb überrascht, als wir zurückkamen und es schon 12 Uhr Mittags war. Um 4 Uhr fährt die Fähre. Wir überlegten hin und her, ob wir den Lake Wabby noch schaffen oder nicht. Der Weg ließ sich schlecht abschätzen. Wir versuchten es trotzdem. Nach gut einer Stunde waren wir da. Man musste ungefähr einen halben Kilometer zum Aussichtspunkt laufen. Andreas und Alina blieben im Auto. Sie wollten nicht mitkommen. Ein Fehler. Großer, böser Fehler. Am Aussichtspunkt angekommen … halt, lasst mich mein Erlebnis in Slow Motion erzählen. Wir liefen durch den Wald einen kleinen Berg hoch. Vor uns sah ich einen Holzsteg und dahinter blauer Himmel. Mit jedem Schritt, den ich dem Steg näher kam, sah ich immer mehr, was hinter dem Steg zum Vorschein kam. Erst sah ich eine riesige Wasserfläche. Ich wunderte mich. Das war etwas zu viel Wasser für einen kleinen See. Es war das Meer. Nach weiteren Schritten sah ich vor dem Meer eine gelbe Wand von einer Sanddüne. So groß und so viel Sand habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Aber wo bitte schön soll der Lake Wabby sein? Jetzt stand ich schon auf dem Steg und kam der Brüstung immer näher. Da. Zwischen Sanddüne und Wald war ein kleiner grüner Fleck zu sehen. Lake Wabby. Eine fantastische Aussicht hatte man von hier oben. Leider auch ein langer Weg bis nach unten zum See. Aber die 1000 Meter nahm ich gern in Kauf. Wir rannten die Stufen hinunter und mühten uns über die Sanddüne. Ich war da. Der Kontrast zwischen der gelben Sanddüne und dem grünen Wasser war wunderschön. Ich schwamm eine kleine Runde und knipste wieder, was das Zeug hält. Vom Wasser aus konnte man am Besten sehen, wie steil die Sanddüne war. Man sagt, dass der See jedes Jahr um 3 cm kleiner wird. Die massive Sanddüne wächst und es gelangt immer mehr Sand in den See. Wieder etwas, was bald von Fraser Island verschwinden wird.

Nach der Erfrischung ging es wieder 1km bergauf zum Parkplatz. Wir waren gut in der Zeit und schafften es noch vor halb 4 zur Fähre. Das waren 3 Tage Fraser Island. Ich spiele mit dem Gedanken, irgendwann noch einmal eine Tour auf Fraser zu machen. Es gibt viele günstige Angebote. Man kann ja auch Zelten. Und da man das wichtigste gesehen hat, kann man vielleicht mehrere Tage im Landesinneren zelten und die Gegend zu Fuß erkunden. Ich fand Fraser super.


Tage dazwischen

2007-09-01 to 2007-09-07

Auf dem Weg zurück zum Pialba CP dachten Andreas und ich immer nur an den Typen, der uns die kostenlose Nacht versprach, aber jetzt Geld von uns haben wollte. Die ganze Zeit überlegten wir hin und her. Wir wollten ganz gern noch eine weitere Nacht dort bleiben, weil wir Sandy und Mario in Hervey Bay treffen wollten. Die beiden hatte ich sofort nach Fraser angerufen und gefragt, wo die beiden steckten. Als wir in Office kamen, erkannte uns der Typ sofort und meinte gleich, dass alles kein Problem sei. Ich hatte noch keine Silbe gesagt, da meinte er, die Nacht haben wir umsonst bekommen. Als ich fragte, ob wir noch eine Nacht länger bleiben können, gab er uns auch gleich die Schlüssel. Wir mussten nicht bezahlen. Da haben Andreas und ich uns umsonst die große Platte gemacht. Na ja. Warum sollte nicht hin und wieder was gut laufen.

Die Nacht verbrachten wir also noch in Hervey Bay. Am nächsten Tag besuchten uns Mario und Sandy und fuhren mit mir gleich zum Info Center, wo wir zusammen die Sailing Tour buchen wollten. In einer Woche wollen wir zusammen um die Whitsunday Island segeln. Das Boot ist nicht groß, es passen nur max. 11 Leute darauf, was uns sehr gefiel. Italienische Küche, Espresso und heiße Dusche wurde uns versprochen. Das klang super gemütlich. Ich stellte mir lustige Abende in der Kajüte vor. Na mal sehen.

Nachdem ich gebucht und angezahlt hatte, ging es wieder zurück zum CP und verabschiedeten uns von Mario und Sandy. Sie wollten morgen ihr Wal Watching Tour machen und wir wollten schon weiter fahren. Wir werden uns ja in einer Woche in Airlie Beach zum Segeln wieder treffen.

Nach langer Packerei brutzelten wir uns das Abendessen noch in Hervey Bay an der Strandpromenade bevor wir, schon um Dunkeln, noch nach Elliott Heads fuhren. Das waren gute 2 Stunden Autofahrt. Langsam kennt Andreas den Weg dorthin schon auswendig.

Nach Elliott Heads ging es nach Agnes Water und Town of 1770. Das sind eher kleine Städte und auch nur bekannt, weil dort viele Touren zum Tauchen starteten. Lady Musgrave Island zum Beispiel ist ein beliebter Ausflugsort bei Tauchern. Dort möchte ich gern meinen Tauchkurs machen. Die Städte sind wirklich sehr klein und so hielten wir uns nicht weiter auf. Wir suchten in der Umgebung nach einem Campingplatz. Laut dem Info Center soll es einen Günstigen im naheliegenden Nationalpark geben. „Woodman Beach“ lag wirklich mitten im Wald und der Weg dort hin schlecht befahrbar. Nachdem Andreas den Weg vorher ablief (wir wollten nirgendwo stecken bleiben oder wegen zu schlechter Straße umdrehen müssen wie letztes Mal), fuhr ich mit übervorsichtigen 2 kmh zum Campingplatz. Dort gab es kein Strom, nur Toiletten, aber fließendes Wasser. Nach dem Abendessen fing es leicht an zu regnen und in der Nacht ging’s richtig los. Von wegen der Regen ist vorbei.

In den nächsten Tagen besuchten wir Gladstone, übernachteten um und in Rockhampton. Da wir nicht mehr weit von Airlie waren, und wir noch 2 Tage Zeit hatten, gingen wir abends in Rockhampton aus. Ursprünglich wollten wir ins Kino gehen, aber sind in der irischen Kneipe hängen geblieben. Wir hatten uns vorher schick gemacht. Ich fühlte mich richtig zivilisiert. In der Kneipe gab es 2 Essen zu einem Preis. D.h. Andreas und ich bestellten uns tolles Essen und bezahlten nur 10$. Wir spielten noch etwas Billard nebenan. Ein ganz gemütlicher Abend. Auf dem Rückweg begann es wieder zu regnen, was am nächsten Morgen für das Zelt abbauen nicht so schön war. Immer noch regnend, trugen wir das Zelt in die Laundry (Wäscheraum). Dort konnten wir es in aller Ruhe saubermachen und einpacken.

Nördlich von Rockhamton liegen die Capricorn Caves, die wir besuchten. Doch vorher sahen wir auf dem Parkplatz zwei Kängurus stehen. Sie standen seelenruhig da, während ich an meiner Kameratasche hektisch nach meinen Objektiven kramte. Erst als ich 2-3 Meter vor ihnen stand, hoppelten sie weiter. War echt super. Eine Stunde lang wurden wir durch die trocknen Höhlen von Capricorn geführt und bekamen recht lustige Geschichten erzählt. Danach ging es nach einer weiteren Nacht am Sarina Beach nach Mackay, unsere letzte Haltestelle vor Airlie Beach. Dort waren wir kurz in der Bibliothek (wenn ich Bibliothek schreibe, heißt es automatisch, wir gingen ins Internet) sonst gab es dort nicht viel zu sehen. Lieber fuhren wir etwas außerhalb die Küste entlang und suchten uns wieder ein Schlafplatz. Seaforth sollte einen günstigen Campingplatz zu bieten haben. Es war sehr aufregend dort, weil wir abends Enten gefüttert und ein Oposum gesehen haben. Was auch immer ein Oposum ist (Andreas ruft, kreischt und springt immer ganz wild, dass ich automatisch alles fallen lasse und zu ihm stürze, auf der Hoffnung, was supi Tolles zu sehen. Dann stelle ich ernüchternd fest, dass es nur ein kleiner Spatz ist oder eben so ein Oposum Ding. Nur Andreas kann sich für die Tierwelt so dermaßen begeistern, dass man fast Mitleid mit ihm hat). Ich derweil freunde mich mit den Gästen des Campingplatzes an. Zum Frühstück zum Beispiel, als eine Seniorengruppe am Nebentisch aß, versuchte ich, mein Eurostecker aufzubrechen, da er kaputt gegangen war. Ich lud mein Laptop in einem anderen Eurostecker auf. Jemand parkte nämlich seinen MP3 Player zwischen und da war die deutsche Steckdose noch frei. Es gehörte einem Engländer, wie ich später bemerkte. Ein ganz netter Typ, der nix dagegen hatte, dass ich mich mit an seine Dose hing. Jedenfalls versuchte ich meine Dose zu öffnen, was die Senioren mitbekamen. Einer kam mir zu Hilfe. Wollte sein Glück versuchen. Bei der Dose, nicht bei mir. Er war ein Elektriker und holte seine Ausrüstung aus seinem Caravan. Ich mache ja gern viel Getöse um eine Kleinigkeit. Aber leider half gar nichts und so beförderte ich meinen bis dahin sehr treuen Eurostecker in die Tonne. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ein fehlender Eurostecker einem Entzug gleichkommt, oder? Ich zählte nun jede Minute der 3 Stunden, bis ich im Geschäft einen neuen fand. Das ist nicht Lustig und keinem zu empfehlen.

Nach Seaforth ging es aber nun endlich nach Airlie Beach. Es war Freitag und morgen sollte es losgehen. Im Whitsunday Wanderer Resort quartierten wir uns zu zweit ein (falls ihr euch wundert, warum nur zu zweit. Wir sparen ja wo wir können und schmuggeln Alina immer mit rein. Das spart meist 5-7$. Damit gleichen wir die Preiserhöhungen aus, die die Caravan Parks anscheinend seit Anfang dieses Jahres vornahmen). Mit Mario und Sandy, die kurz vor uns eincheckten, machten wir uns einen schönen Abend. Wir freuen uns alle auf die gemeinsame Segeltour um die Whitsundays und fragten uns, ob wir so viel Glück haben und Wale sehen werden.


Whitsunday Islands 1

2007-09-08

Um gemütliche halb zwei sollten wir uns am Hafen einfinden. So gemütlich war es für uns aber nicht, denn wir hatten zu tun, um pünktlich am Pier zu erscheinen. Taschen packen, Auto einräumen und Einkaufen waren wichtige Erledigungen. Unser Auto ließen wir auf dem Parkplatz des Hafens. Hier standen viele Backpacker Vans. Endlich am Pier angekommen, trafen wir auch Mario und Sandy. Im Hintergrund winkte ein junger Mann. Meint der mich? Oder freut er sich nur, weil er auch auf unserem Schiff segelt? Nein. Das ist der nette Engländer aus Seaforth. Das gibt es ja nicht. Australien ist wirklich klein. Der Engländer macht mit seiner Freundin die gleiche Segeltour wie wir. Weiter an Board waren ein deutsches Paar aus Stuttgart und zwei Mädels aus Amerika. Wir liehen uns alle Mann einen Stinger Suit (ä. Taucheranzug) und bezahlten noch den Rest der Tour. Da es damals beim Buchen hieß, man kann auch mit Karte zahlen, wollte ich mit meiner australischen Bankkarte zahlen. Gemeint war aber die Kreditkarte und so mussten Mario und ich bei dem Chef von der Segeltour mit seinem Auto in die Stadt fahren. Auf dem Weg zu seinem Auto fragte der Chef uns, ob wir saubere Klamotten anhaben und unsere Füße nicht schmutzig sind, da er ein nagelneues Auto hätte. Tatsächlich aber stiegen wir in eine Klapperchese. Ich musste so lachen, als Mario die Beifahrertür nicht aufbekam und der Chef mit einem (geheimen) Griff die Tür easy öffnete. Der Chef, ein typischer Australier Mitte dreißig, konnte ein paar Brocken English und war super lustig drauf. Leider kam er nicht mit aufs Boot. Nach dem bezahlen ging es zum Schiff. Außer wir elf Gäste waren noch der Koch und der Skipper mit am Board. Also eine recht kleine gemütliche Gruppe. Das Boot war recht klein und die Schlafkabinen noch kleiner. Ein Gemeinschaftsraum fehlte total. Bevor wir ablegten gab es erst einmal wie versprochen, italienische Küche zu essen. Bestellte Pizza. Als der Koch die Kartons öffnete und sie verteilt aufs Deck legte, fehlte überall im Karton schon ein Stück von den Pizzen. Die Crew war wohl hungrig geworden zwischendurch. Nach dem Essen sollte es aber nun endlich losgehen. Ab um die Whitsundays. Wir hatten schönes Wetter, etwas Wind und lustige Leute auf dem Schiff. Der Skipper legte Musik auf. Da er oft in meine Kabine musste (der Stromkasten war dort) machten wir irgendwann Witze darüber, dass er auch gern heute Abend mal bei mir reinschauen kann. Diese Anspielung, der Skipper und ich würden flirten, zog sich wie ein roter Faden durch die ganzen drei Segeltage. Aber ich machte meinen neuen Freunden nicht viel Hoffnung, dass da was läuft, da ich beim Skipper einen Ring am Finger entdeckte.

Am ersten Abend unserer Segeltour ging es so weit wie Möglich um die Hauptinsel der 74 Inseln der Whitsunday Islands. Wir sahen von weitem einen Wal. Die Reise fängt ja schon mal gut an, dachte ich mir. Wir legten vor einem Strand an, genannt „the second beach“. Beschwerden gingen herum, warum wir nicht zum „first beach“ fahren. Der Skipper meinte aber, der zweite Strand wäre schöner. Wir nahmen Wein mit an den Strand und machten es uns bei einem traumhaften Sonnenuntergang gemütlich. Danach holte uns der Skipper mit dem Schlauchboot wieder ab. Am Schiff angekommen, wartete schon das Abendessen auf uns. Garnelen mit verschiedenen Dipps als Vorspeise und Baramundi Fisch als Hauptgang ließen wir uns bei Laternenlicht auf Deck, unter freiem Sternenhimmel schmecken. Als wir alle so beisammen saßen, fragte Dominik, der Stuttgarter, plötzlich den Skipper, was der Ring an seinem Finger zu bedeuten hat. Alle waren gespannt auf die Antwort. Er meinte, es wäre ein Geschenk von seiner Mutter. Alle Lachten los und zwinkerten mir zu. „Da geht noch was“ waren Sandys Worte. Nach dem wunderschönen Abendessen und einer Tasse Kaffee gingen alle nach und nach ins Bett. Ich hatte die kleinste Kabine von allen. Zumindest hatte ich das Gefühl. In der Kabine zu stehen war ungemütlicher als eine 80x80 cm große Dusche. Das Bett war halb überbaut, sodass ich meine Beine ins Bett „hineinstecken“ musste. Zum Glück war es lang genug, d.h. wenn ich mich schräg legte, stieß ich nur knapp mit den Füßen an das Ende der Wand. Schaukelnd und schwankend schlief ich auf dem Boot ein.


Whitsunday Islands 2

2007-09-09

Heute segeln wir zu dem berühmten Whitehaven Beach und werden Schnorcheln gehen. Auf beides freute ich mich besonders. Den Whitehaven Beach kenne ich nur zu gut aus meinem Buch „Die Erde von oben“. Ich hoffe nur, dass man diesen Strand auch von einem Aussichtspunkt besichtigen kann. Auf das Schnorcheln war ich auch ganz scharf, weil mein Unterwassergehäuse zum Einsatz kommen darf. Ich hoffe, der Kauf hat sich gelohnt. Doch erst stärkten wir uns mit einem tollen Frühstück. Obstsalat mit Yoghurt, Espresso oder Tee, Croissants mit Marmelade oder Nutella. Dann setzte der Skipper die Segel und weiter gings um die Inseln zum Strand. Mit dem Schlauchboot zur Hauptinsel gebracht, machten wir uns auf den Weg zum Hill Inlet auf Tongue Point. Das ist ein berühmter Aussichtspunkt, der einen wunderschönen Überblick über den längsten Strand der Insel bot. Hier hatte ich meine „Erde von oben“ Perspektive über den Whitehaven Beach. Das Wasser strahlte in verschieden blauen Farben, der weiße Sand schlängelte sich Mittendurch. Traumhaft. Nur von hier oben sieht man die unterschiedlich tiefen und flachen Stellen im Wasser.

Nun sollte es direkt zum Strand gehen. Schließlich sind wir nicht den weiten Weg gesegelt und gelaufen, um nur den 26 km langen Strand von oben zu beobachten. Die Wassertemperatur war angenehm und fast jeder ging baden. Danach zeigte Andreas Mario und Sandy noch, wie man eine Kleckerburg baut. Das artete aus zu einem Wettkampf. Wer baut die größte Burg. Menschen werden eben nie erwachsen. Sie werden noch kindischer und bewerfen sich mit Sand oder machen alles wieder kaputt. Na Hauptsache, sie hatten ihren Spaß. Den kleinen Kindergarten an die Hand, gingen wir wieder zurück zum Boot. Dort wartete nämlich schon das Mittagessen auf uns. Wir schlugen uns die Bäuche voll und aalten uns in der Sonne. Plötzlich rief der Skipper, Wale voraus. Alle sprangen auf und zückten ihre Kameras. 300 Meter vor uns tauchte gerade ein Wal mit seinem Baby ab. Nach 10 Minuten tauchten sie wieder auf und nach 1-2 Mal Rückenflosse sehen, mussten wir wieder auf das auftauchen der Wale warten. Das Spiel wiederholte sich, bis wir dachten, die beiden Wale würden schon raus aufs Meer schwimmen. Doch dann drehten sie um und kamen unserem Boot immer näher. 200 Meter, wir knipsten wie wild. 100 Meter, wir klatschten wie wild, um sie noch näher heranzulocken. Diese riesigen Wale so nah zu sehen war absolut spannend und total bewegend. Meinetwegen könnte es für den Rest der Segeltour regnen oder ganz absaufen, ich hätte immer noch für die Reise schwärmen können. Alle Mann waren begeistert und riefen zum Skipper: „Und jetzt noch die Delphine bitte.“ Nach dem die Wale für immer abgetaucht sind, segelten wir weiter um die Hauptinsel zum Whitehaven Beach. Wir hielten unsere Augen offen.

An einer kleinen Insel gingen wir vor Anker. Jetzt bekamen wir unsere Instruktionen zum Schnorcheln. Bei der Frage, wer zum ersten Mal schnorchelt, war meine Hand die einzige in der Luft. Hm. Alle schauten den Skipper an und zwinkerten zu ihm: „she needs your help“. Ich tat sehr Hilfebedürftig. Aber er war wohl nicht der Schnorchelfan. Ich musste alleine Schwimmen gehen. Aber er gab mir seine Maske. Immerhin. Mit Kamera um den Hals ging es nun endlich zu den Korallen. Da ich wirklich noch nie in meinem Leben Schnorcheln war, d.h. die Welt unter Wasser mit offenen Augen betrachtet habe, war ich von dem tiefen Wasser etwas eingeschüchtert. Jeden Moment dachte ich, etwas kommt aus der Tiefe und will mir ans Bein. Als ich an der Korallenbank ankam, schwammen neugierige kleine Fische vor meiner Linse herum. Es waren nur kleine Fische, trotzdem hatte ich etwas Angst, wenn mir ein Fisch zunahe kam. Sie könnten ja giftig sein oder an meinen Fingern knappern, während ich versuche, sie zu fotografieren. Die Korallenbank war sehr schön. Nach jedem Foto sah ein noch schöneres Motiv. Ich war tief beeindruckt von der Unterwasserwelt.

Als wir wieder auf dem Schiff waren, meinte Mario, die Sicht wäre nicht so toll gewesen. Ich weiß ja nicht. Ich fand es fantastisch. Mario war schon in Ägypten tauchen und meint, dort wäre es noch schöner. Na wenn ich dieses Rief hier schon super fand, will ich nicht wissen, wie es in Ägypten aussieht.

Zum Abend ging es wieder an einen Strand. Der Skipper meinte, an diesem Strand fährt er zum ersten Mal und tauft ihn deshalb „the first beach“. Nur für uns. Dort gab es tolle Muscheln und ich hatte eine Handvoll schöner Exemplare gefunden. Eine Muschel fanden alle recht schön und der Skipper nannte sie die „Pussyshell“. Er meinte aber, wir dürfen nur ein Stück mitnehmen und ich müsse mich entscheiden. Einige hatte ich weggeworfen, konnte mich aber von 5 Stücken nicht trennen. Da steckte ich sie alle in meine Jackentasche. Als ich zum Schlauchboot zurückging, hörte man schon das klimpern in meinen vollen Taschen. Ich versuchte so unschuldig wie irgend möglich dreinzuschauen, aber es half nix. Der Skipper filzte mich. Er grinste nur, als er meine Muscheln in meiner Tasche fand und sagte: Do you think I’m stupid?“ Er ließ mir aber die Pussyshell. Alle im Schlauchboot fragten mich, warum ich die Muscheln nicht bei ihnen in die Taschen steckte. Aber ich meinte nur, ich wollte doch nur von dem schönen Skipper gefilzt werden.

Auf dem Schiff wartete mal wieder ein tolles Abendessen auf uns. Aber das Dessert war am Besten. Der Koch kochte Espresso und servierte uns Tim Tams mit Vanillesause. Er biss die gegenüberliegenden Ecken des Biskuits ab, tunkte es in die Schüssel mit dem Espresso, saugte ihn voll und dippte ihn schnell in die Sauce, bevor er ihn mit einem Happs in den Mund nahm. Jetzt versuchten wir es. Ich biss die Ecken vom Keks ab, fand noch, dass er nicht gerade super lecker schmeckte, weil er zu hart war, sog ihn voll mit Espresso und nahm ihn nach einem kurzen Dipp in den Mund. Der Keks zerging sofort auf der Zunge und man schmeckte den Kaffee. Ein Traum Leute. Sofort zu empfehlen. Am besten ihr besorgt euch noch heute diese Tim Tams und macht euch einen starken Espresso (mit Kaffee schmeckt es nicht ganz so gut. Haben wir später noch getestet). Extrem süchtig.

Nach dieser neuen Geschmackserfahrung machten wir es uns am Buck des Schiffes gemütlich und schauten uns auf meinem Laptop einen Film an. Es ging heute sehr spät ins Bett.


Whitsunday Islands 3

2007-09-10

Um 6 Uhr in der Früh stand ich auf. Eigentlich sollte es um 7 Uhr frühstück geben, damit wir um halb acht noch einmal tauchen gehen können. Aber es war noch mucks mäuschen still auf dem Boot. Ich setzte mich aufs Deck und schrieb ein paar Zeilen. Nach und nach fanden sich alle auf das Deck ein. Keiner wollte mehr so richtig ins kalte Wasser. Schade, dachte ich mir, weil ich jetzt so richtig Süchtig geworden bin. Andreas war der Einzige, der noch Lust hatte. Also los, meinte er zu mir und da ich den Skipper ja schon in der Hand hatte, tat er uns den Gefallen und fuhr mit uns zwei noch raus. Mit Kaffee im Schlauchboot fuhr er mit uns zu einer guten Stelle und entließ uns in die Unterwasserwelt. Es waren zwar nicht so viele Fische zu sehen, dafür waren die Korallen schöner. Die Fische schlafen wohl noch. Aber dann sah ich doch noch, wie sich Fische aufgefädelt wie an einer Schnur die Riffe entlangschlängelten. Als würden sie, wie im Film „Findet Nemo“ zur Arbeit schwimmen. Rush Our sozusagen. Fehlte nur noch die Ampel. Echt niedlich. Ich ließ die Kamera mal baumeln und genoss einfach nur die bunte Farbenwelt bevor es wieder zum Schiff zurückging. Der Koch hatte uns noch etwas vom Frühstück aufgehoben. Schade, dachte ich so bei mir, dass die Segeltour heute schon zu ende geht. Die Wale, die Strände und das Schnorcheln waren der Highlight gewesen. Eine Schildkröte konnten wir auch auf die Liste setzen, da uns gerade eine entgegenschwamm. Als wir so verträumt auf dem Schiff saßen, rief einer plötzlich etwas. Und dann sahen wir es alle. Ein Schwarm Delphine schossen mit Hochgeschwindigkeit von rechts auf unser Schiff zu. Zum Glück lag meine Kamera in der Nähe, die ich schon nach der Schildkröte beinahe in die Kabine bringen wollte. Als ich sie aus dem Unterwassergehäuse holte, wusste ich, dass die Delphine unser Boot schon erreicht haben mussten und vielleicht schon an uns vorbei sind. Ich hatte also nicht viel Zeit zum Überlegen, ob ich Fotos oder nicht gleich einen Film drehen sollte. Ich stellte auf Filmen ein. Als ich wieder auf das Wasser blickte, waren keine Delphine mehr zu sehen. Rechts nicht und Links auch nicht. „Vorne am Buck“, rief der Koch. Und tatsächlich. Sie schwammen in der Buckwelle, sprangen 2-4 Mal aus dem Wasser. Ich hielt meine Kamera voll drauf und konnte das Glück gar nicht fassen. Alle standen am Buck und beobachteten das Schauspiel mit. Als ich mich dann doch für ein Foto entscheiden wollte, waren die Delphine weg. 2-3 Fische nahmen reiß aus und der Rest der Gruppe schloss sich mit an. Weg waren sie. Der Koch kam auf mich zu und fragte mich, ob ich ihm ein paar Fotos per E-Mail schicken könnte. Wir plauschten noch eine Weile, denn es stellte sich heraus, dass er auch Architekt ist. Aber er mache das nur noch 3 Tage die Woche. Er arbeitete in einem großen Büro und die Atmosphäre hätte ihm dort nicht gefallen. Jetzt segelt er nebenbei. Er kommt ursprünglich aus Italien. Er meinte, ich solle ihm mein Resumé zumailen, vielleicht könne er mal nach einem Job fragen. Das Büro soll aber auf einer der Whitsunday Islands sein. Das wäre mir sogar lieber. Als wir am Hafen eintrafen, machten wir noch ein Abschiedsfoto. Die Leute auf dem Boot waren alle voll okay und es hat Spaß gemacht, mit ihnen diese Segeltour gemeinsam zu erleben. Wir tauschten noch E-Mails aus und dann ging jeder in seine Richtung. Alle wollten heute noch irgendwo hin. Wir steuern heute Bowen an. Eine kleine Stadt nördlich von Airlie Beach. Dort wollen wir Jem und Julian besuchen. Sie pflücken dort immer noch Tomaten. Mal schauen, wie es ihnen so geht.


Townsville

2007-09-11

Wir sind gestern noch nach Bowen zu Jem und Julian gefahren. Wir trafen sie im Caravan Park und quatschten abends noch nett. Da sie am nächsten Tag wieder zur Arbeit mussten, gingen sie früh zu Bett und wir verabschiedeten uns. Wir wollten morgen etwas ausschlafen und uns die Stadt Townsville anschauen. Unterwegs fanden wir noch einen „Autowracker“. Wir brauchten eine Antenne für unser Radio und einige Verkleidungen im Auto mussten mal ausgetauscht werden. Also hielten wir an dem Autofriedhof und suchten den Platz nach Fords ab. Wir fanden ein paar Teile und mussten noch nicht mal was dafür bezahlen. Jetzt aber weiter. Wir hatten nur noch knapp 3 Wochen, um nach Cairns und ins Outback zu fahren. Die Meinungen, was man sich ansehen soll und was nicht, waren bei allen Teilnehmern der Reise sehr unterschiedlich. Es gab Streitereien und Konflikte. Offensichtlich hatte man nicht vorher genau besprochen, was man sehen möchte und was nicht, bzw. wie lange man wo bleiben möchte. Und Andreas und Alina schienen ihre Reisezeit nicht einzuteilen oder zu planen. Was für mich an der Ostküste wie ein „Kriechen“ war, war für Andreas ein „Vorbeiziehen“. Was macht man nun, wenn das Reisen keine Freude mehr macht? Traurig überlegte ich, wie es in Zukunft weiter gehen soll. Ich hatte kein Gemeinschaftsgefühl. Warum muss alles so kompliziert ablaufen? Damals hatte ich Andreas 2 Mal besucht, um herauszufinden, was er alles in Australien sehen möchte. Da nichts von ihm kam, dachte ich, wäre es ihm relativ egal. Jetzt plötzlich war ihm diese Stadt sehr wichtig und überrumpelte mich mit Kirchenbesuch und Wandern. Es wäre kein Problem gewesen, wenn man das vorher besprochen hätte. Langsam sah ich die Reise nach Darwin gefährdet. Ich musste mit Andreas reden. Nach einem unangenehmen Gespräch schien sich die Wut aber verkrochen zu haben und alles war wieder okay. Wir erlebten noch einen schönen Abend in Townsville. Nach einer tollen Aussicht auf einem Berg ging es in die Queens Gardens. Ein schöner Garten mitten in der Stadt. Andreas hat seine Kirche bekommen, Pizza aßen wir am Strand und in einem Café gab es noch eine nette Tasse Kaffee für die zwei Kaffeejunkies. Dabei ist mir der Kellner aufgefallen. Ein süßer Blondschopf. Strubelhaare, groß und schlank. Während ich überlegte welchen Schauspieler er ähnlich sah, beobachtete ich, wie er Stühle hin und her schob, Bestellungen aufnahm und Kaffee brachte. Als er bei uns abräumte, bestellte ich die Rechnung. Ich sagte schon „Can I have the b…“ und musste überlegen, ob Rechnung wirklich „bill“ heißt. Habe schon lange nicht mehr was bestellt, fiel mir auf. Ach ich sage einfach „I want to pay, please“. Da unterbrach mich der süße Kellner schon: „the bill. Aber die Rechnung hätte es auch getan“.  Es stellte sich heraus, dass er auch Deutscher ist und genau wie wir herumreist. Ich musste nur lachen und war dankbar, dass ich keine lauten Bemerkungen über seinen Arsch gemacht hatte.

Nach dem Sonnenuntergang am Strand kauften wir noch schnell einen (zwei) Eurostecker, weil ich meinen in Hervey Bay im Internet Café vergessen hatte (bissl düsig von mir, ich weiß) und es gar nicht lustig ist, wenn man mit Laptop aber ohne Stecker unterwegs ist.

Heute sollte es wieder ein Schlafplatz auf einer Rest Area sein. Diese sind meist kostenlos und haben fast immer Toiletten. Wir fanden auch gleich Einen in Balgal Beach (das wird euch zwar nichts sagen, aber ich kann die Namen unserer Übernachtungen nicht vergessen. Jedenfalls nicht, wenn sie so heißen). Dort suchte ich den Platz erst einmal systematisch nach Steckdosen ab. Erst schaut man sich den Picknickplatz genauer an. Diese sind meistens überdacht und hin und wieder versteckt sich eine Steckdose unter dem einen oder anderen Balken. Wenn nichts zu finden ist, schaut man sich den BBQ genauer an. Manchmal sind sie mit Dosen ausgestattet. Wenn da nichts zu finden ist, bleiben noch die Toiletten. Wenn nichts im Inneren, hängt selten auf der Rückseite des Toilettenhäuschens ein Stromkasten. Wenn man Glück hat, ist dieser nicht mit einem Schloss versehen und wenn man ganz großes Glück hat, fließt Strom. Ich hatte absolutes Pech. Aber es gab einen kleinen Kiosk und am Sockel des Hauses fand ich doch noch funktionierende Steckdosen. Ran mit dem Laptop. Zufrieden baute ich mein Zelt auf und ging bald schlafen.


Wallaman Falls

2007-09-12

Die nächsten Tage fasse ich mal zusammen. Nicht, weil ich faul bin, oder mich an nichts mehr erinnern kann. Es würde mir immer etwas Kleines einfallen. Dafür ist das Reisen viel zu abwechslungsreich. Bisher ist uns immer etwas passiert. Nein, ich fasse es zusammen, um euch als Leser nicht zu verlieren. Ich würde hier noch so poplige Dinge schildern und daraus einen Hype machen. Aber das ist die Connywelt und das versteht nicht jeder. Nee, in Wirklichkeit bin ich wohl doch etwas schreibfaul geworden. Wie auch immer.

Bis nach Cairns brauchten wir noch einen Tag. Diesen fühlten wir aus mit Wanderungen. Ja man kann wirklich sagen, dass wir viel gelaufen sind an diesem Tag. Erst ging es um irgendwelche Sümpfe herum, die die Australier versuchen, wieder anzulegen. Australier haben es drauf, Dinge zu zerstören um etwas aufzubauen, um diese dann auch wieder zu zerstören, weil sie merken, dass alte hat ihnen besser gefallen. Komisches Völkchen.

Dann fuhren wir 50km Landeinwerts zu einem Wasserfall, der im Lonely Planet als „DER“ Wasserfall beschrieben wurde. Es soll der längste in Australien sein usw. Da dachte ich, müssen wir hin. Was wir zu Gesicht bekamen, war ein dünner Strahl Wasser, der weit oben von einem Felsen hinunterfiel. Wasserfall eben. Ich versuchte mir einzureden, dass es eben der längste freie Wasserfall auf diesem Kontinent ist, aber mehr Faszination war eben nicht drin. Ich muss da runter, dachte ich mir. Vielleicht sind die Dinge von unten auch manchmal faszinierend. Ich rannte also wie eine bekloppte einen 2km langen, steinigen, irre steilen, schlängeligen „Weg“ (ist schon stark übertrieben) nach unten, nur um völlig außer Atem, nach Luft ringend festzustellen, dass der „Weg“ an einem Holzsteg endet, und das Wasserloch unzugänglich ist. Große Klasse. Aber ich gab nicht auf und kletterte über Steine und Felsen zum Fluss. Ich glaubte, 2 Stunden damit verbracht zu haben, einen Weg durch den Fluss zum Wasserloch zu finden. Vielleicht waren es auch 2 Stunden, keine Ahnung, aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass ich es nicht geschafft habe. Das Wasser vom Wasserfall spritzte schon im Sprühregen verführerisch durch die Luft. Aber an das verdammte Wasserloch kam ich nicht ran. Zu steinig war das Gelände. Enttäuscht musste ich den Rückzug antreten. Na wenigstens hatte ich alles Versucht. Als ich mich umdrehte, um zurückzuklettern, bemerkte ich erst die vielen Leute, die hier und da versteckt hinter Felsen saßen und picknickten. Sie alle hatte ich auf dem Hinweg nicht sehen können. Jetzt aber merkte ich, dass meine verzweifelte Kletterei von 10-14 Augen beobachtet wurde.

Um meine Kletterei in ewiger Erinnerung zu behalten, habe ich unabsichtlich meine Kappe von meiner Linse verloren. Sie baumelt jetzt an irgendeinem Strauch oder liegt einsam zwischen zwei Felsen. Die Mühe, danach zu suchen, habe ich mir nicht gemacht. Schließlich hatte ich noch einen 2km langen Aufstieg vor mir. Letztendlich hatte mir das Klettern und Wandern mehr gefallen, als der Ausblick über Wasserfall und Tal. Nach dieser Kletteraktion und einer kalten Dusche ging es weiter Richtung Cairns. Die Suche nach einem Campingplatz ist manchmal schlimmer als ein Glücksspiel. In unserem „Camp 4“ Buch sind nicht immer die Einrichtungen eines Camping Platzes beschrieben und so kam es heute vor, dass wir Einen vorfanden, der ohne Licht war. Da wir aber noch kochen mussten, brauchten wir Licht. Also weiter zum Nächsten. Der hatte gleich gar nichts zu bieten. So etwas kann dann schon nerven. Wenn man dann so verzweifelt ist wie wir hilft nur eins. Ab an die Küste. Entweder findet man einen Caravan Park (wie Sand am Meer die Dinger) oder einen Plätzchen am Strand. Wir fanden unser Plätzchen in Hull Heads auf einem Camping Platz. Dieser schien gerade neu hergerichtet zu werden. Jedenfalls war der Preis recht günstig. Strom gab es auch. Was will ein Camper mehr.


Cairns

2007-09-13 to 2007-09-15

Cairns 13.09.2007

 

Heute erreichten wir endlich Cairns. Auf dem Weg dorthin fuhren wir an Bananenfeldern vorbei und kauften sogar welche am Straßenrand. Mandarinen, Birnen und Äpfel kauften wir dazu und mit einer Packung Vanilleeis hatetn wir alles, was man zu einem ordentlichen Obstsalat braucht. Da saßen wir nun auf Cairns wunderschöner Esplanade, tranken Kaffee mit Tim Tams und aßen unser Obstsalat. Gemütlich sag ich euch. Das hatten wir uns verdient.

Cairns Innenstadt ist wirklich hübsch und hat ein lebendiges Nachtleben. Wir wagten uns in die Menge und besuchten einen Night Market. Hier konnte man sich ab 7.90$ den Bauch mit Seafood vollschlagen, wenn man es geschafft hat, sich für einen der 20 Seafoodständen zu entscheiden. Es gab Souvenirstände, die im Großen und Ganzen alle das Gleiche anboten. Und es gab einen Gang mit jungen aufdringlichen Koreanern, die versuchten, dich in ein weißes Zelt zu zerren, um für 10$ bei dir Handanlegen zu dürfen. Ich verzichtete jedoch auf eine Massage. Langsam bekamen wir aber doch Hunger und wir versuchten unser Glück an einem der Seafoodständen. Ab 21 Uhr fielen hier die Preise auf 5$ und man kann sich alles auf den kleinen Pappteller auftragen, was der Magen verträgt und der Pappteller aushält. In Stapeln von Dingen war ich schon immer gut und so schaufelte ich mich fleißig einmal quer durch das Angebot. Garnelen, Chicken, Beef, Chips, Salat usw. Hat alles prima geschmeckt.

Wir schlenderten noch eine Weile durch die Straßen, buchten unsere Schnorcheltour im Great Barrier Reef und fuhren zurück zum Cairns Villa & Leisure Park, den wir uns noch vor dem Kaffee trinken gesucht hatten. Der war nicht weit weg vom Zentrum, recht günstig und besaß einen Pool, den wir natürlich testen mussten.

Da die Schnorcheltour erst in zwei Tagen losging, wollten wir morgen Cape Triblation besuchen. Das liegt nördlich von Cairns im Daintree (River)  National Park und sollte ein paar traumhafte Strände zu bieten haben. Ich war schon sehr gespannt.

 

Cape Tribulation 14.09.2007

 

Irgendwie sind meine Reisebegleiter heute nicht aus dem Tee gekommen und so war es schon Nachmittag, als wir Port Douglas erreichten, unsere erste Etappe unseres Tagesausfluges. Am 4 Mile Beach, ich war schon etwas von der Lahmarschigkeit genervt, wurde dennoch eine ausgedehnte Badepause eingenommen. Hinter Port Douglas ging es mit einer kleinen Fähre weiter Richtung Cape Trib. Die Straße führte an felsigen Küsten, durch den Regenwald und über Flüssen entlang. Schon eine tolle Landschaft. Spät erreichten wir unser Ziel. Den Cape Tribulation Beach. Leider war der Aussichtspunkt geschlossen. So blieb uns nur die kleine Wanderung durch den Wald zum Strand, aber der hatte es in sich. Wir wurden nämlich von einem Cassowary verfolgt. Diese straußänlichen Vögel können aggressiv werden. Am Anfang fasziniert von den Viechern, rückten sie einem aber ständig auf die Pelle. Erfolgreich konnten wir den Vogel aber abschütteln und kamen an einen der schönsten Strände den Queensland zu bieten hatte. Lange blieben wir aber nicht, da wir noch weitere Strände sehen wollten. Doch auf dem Rückweg stießen wir wieder auf diesen nervigen Cassowary. Diesmal kam er uns wirklich sehr nahe, sodass wir stehen bleiben mussten. Ich wäre vermutlich weggerannt, aber das ist der Letzte, was man in dieser Situation tun sollte. Nur stehen bleiben. Idiotisch, aber es funktionierte hin und wieder. Der Vogel kam auf wenige Zentimeter heran. Ich traute mich nicht einmal zu atmen, ja noch nicht einmal den Vogel anzuschauen. Selbst als mich Andreas rief, der hinter mir stand und beobachtete, wie nahe mir der Vogel mit seinem Schnabel kam, traute ich mich noch nicht einmal zu antworten. Das Vieh war auf Augenhöhe und ich bekam es schon ein wenig mit der Angst zu tun. Aber es geschah nichts und der Vogel ging weiter. Und zwar Richtung Andreas und Alina. Ich, nun in Sicherheit und weit weg hinter einer Biegung, beobachtete, wie der Vogel jetzt die beiden auf die Pelle Rückte. Verdammt nah schlich er um Andreas herum, der sich mit ihm drehte und so den Vogel immer im Auge hatte (nicht so ängstlich wie ich, die nach oben blickte und auf „alles wird gut“ hoffte). Es muss Andreas zu nahe gewesen sein, als der Vogel mit seinem Schnabel fast in seinem Gesicht hing. Da hob Andreas anwehrend die Arme vor die Brust und erschreckte damit den Vogel. Der machte einen Satz Richtung Alina und war mit einer weiteren Statue wohl total überfordert. Jedenfalls hatte sich Alina auch nicht bewegt und trotzdem gab der Cassowary ihr einen tritt in den Rücken. Das fand Andreas natürlich nicht so toll und motzte den Vogel aber so was von voll, dass ich wahrscheinlich bei diesem Anschiss im Boden versunken wäre. Stark untertrieben gab er ihm zu verstehen, dass er hier nicht willkommen sei, sich in seine Gefilde verziehen soll oder auf andere Art besser den Rückzug antreten sollte, wenn er überleben möchte. Jedenfalls war es ein astreiner Anschiss und der Vogel, völlig verwirrt jetzt, entfernte sich ein paar Schritte. Zeit genug um abzuhauen. Ja das war unsere erste Begegnung mit einem Cassowary. Wie in einem Bilderbuch. Was muss man tun, wenn man angegriffen wird. Stehenbleiben. Im Auge behalten und Arme in Abwehrposition. Haben wir ja jetzt alles durchgehabt.

Auf dem Rückweg machten wir noch für eine Kuchenpause Halt am Noah Beach und Thornton Beach. Auch sehr schöne Strände. Menschenleer und lang. Schon Dunkel ging es über den Daintree River wieder zurück nach Cairns. Ich fuhr die ganze Zeit. Die Küstenstraße war einfach toll und wie bei den Wallaman Falls fand ich fast die Fahrerei am Spannendsten. Und wie da so fahre, sehe ich im Seitenspiegel rotes und blaues Licht funkeln. Nach einigen Sekunden der Realisierung sagte ich zu Andreas: „O scheiße. Polizei ist hinter uns. Was nun?“ Was hatte ich falsch gemacht? Auf jeden Fall erst einmal anhalten. Ich habe am Stoppschild nicht gehalten. Das ist es. Aber wie konnte die Polizei das sehen? Es war weit und breit nix zu sehen gewesen? Ich hielt an und kurbelte die Fenster runter, in Gedanken schon auf der Suche nach meinem Führerschein. Der Polizist stieg tatsächlich aus (bis hierher hatte ich ja noch die Hoffnung, er meint nicht mich und würde vorbeifahren) und trat an mein Fenster. Ich habe nicht viel verstanden, was er wollte, aber das Pusteding hab ich gleich erkannt. Der Polizist fragte mich höflich, ob ich was getrunken hätte. Ich wollte ihm schon antworten, dass es nicht meine Schuld sei, sondern die Straßen so schlängelig sind, hab’s mir aber verkniffen, weil ich noch nicht ganz den Humor der Australier kenne. Natürlich hatte ich nichts getrunken. Pusten musste ich trotzdem. Von mir aus. Nach 3 Sekunden war der Spuk vorbei und ich durfte weiterfahren. Das war’s. Kein Führerschein, keine Fahrzeugpapiere. Nur pusten. Aber cool war es trotzdem. Wir kamen spät, aber gesund in Cairns an. Im Night Market hauten wir uns wieder für 5$ die Bäuche voll und fuhren dann zurück zum Leisure Park. Morgen sollte es losgehen. Zum Great Barrier Reef. Ich war schon sehr gespannt.

 

Upolo Cay im Great Barrier Reef 15.09.2007

 

Das Riff war einfach fantastisch. Ich glaube, ich mach keinen Tauchschein, sondern gehe lieber Schnorcheln. Das war voll irre. Um 7.45 Uhr war Reffpunkt am Pier D und um 8 Uhr startete der Katamaran Richtung offenes Meer. Wir fuhren an Green Island vorbei und benötigten zweieinhalb Stunden bis zum Upolo Cay. Unterwegs gab es Kaffee an Board, der uns erst einmal richtig wach machte. Das Schnorchelfieber hatte mich ja schon gepackt, als wir um die Whitsunday Islands segelten. Nun hatte ich auch keine Angst mehr vor dem tiefen Wasser oder den großen Fischen, die halb so groß wie ein Mensch an dir vorbeischwimmen. Kaum war ich mit Maske, Flossen und Kamera (ohne Wetsuit= Neoprenanzug diesmal, das Wasser war warm) im Wasser, sah ich einen eingebuddelten Rochen unter mir. Er lag versteckt im Sand und regte sich nicht. Perfekt für einen Schnappschuss. Ich schwamm durch das Riff und sah viele bunte Fische, Korallen, Seesterne, Seegurken und Wäschekorb große Muscheln. Nach anderthalb Stunden wurde eine Pause eingelegt und es gab einen Happen zu essen auf dem Schiff. Beim zweiten Schnorchelgang sah ich sogar eine Seeschlange und Nemo. Nach 2 Stunden ging es wieder zurück zum Schiff. Dort erwartete uns schon der nächste Snack mit einem Gläschen Sekt. Nicht schlecht diese Tour, dachte ich mir. Ein paar Mädels auf dem Schiff haben einen richtigen Tauchgang gemacht, der Rest war Schnorcheln. Die Tauchlehrerin war Deutsche und ich habe mit ihr auf dem Rückweg zum Hafen ein wenig geplauscht. Durch sie habe ich erfahren, dass es noch eine Architekturprofessorin an Board gibt. Mit ihr habe ich mich auch gleich unterhalten. Sie hielt letztes Jahr Gastvorlesungen an einer Uni in Neuseeland, fährt aber jetzt nach ihrem Australienurlaub wieder zurück nach New York, wo sie in Yale arbeitet. Nicht schlecht, dachte ich mir so nebenbei.

Am Pier D angekommen, verabschiedete ich mich von der Tauchlehrerin, die ich sehr um ihre nächste Veranstaltung auf dem Katamaran beneidete (Junggesellinnenabschied mit echtem Stripe) und wünschte der Yaleprofessorin noch einen schönen Urlaub. Ich schwang mir meinen Rucksack auf den Rücken und auf dem Weg zum Auto merkte ich es schon. Es brannte unangenehm auf meinen Rücken. Mit jeder Stunde wurde es schlimmer und ich wusste, ich bekam einen Sonnenbrand. Ich hatte vergessen, meinen Rücken beim Schnorcheln einzucremen. Und da ich diesmal keinen Wetsuit trug, knallte die Sonne natürlich erbarmungslos auf meinen Rücken. Im Wasser hatte ich nichts davon gemerkt. Abends wurde es richtig schlimm und die Nacht konnte ich nicht auf dem Rücken schlafen. Sehr unangenehm. Mein zweiter Sonnenbrand in meinem Leben.


Nach Darwin

2007-09-16 to 2007-09-24

Zurück nach Townsville 16.09.2007

 

Am nächsten Tag kaufte ich erst einmal eine After Sun Creme. Sie half ganz gut und ich konnte mich halbwegs gut ohne Schmerzen bewegen. Nach Cape Tribulation und Schnorcheln im Great Barrier Reef, hatten wir genug in Cairns gesehen und wollten uns für das Outback vorbereiten. Es gibt zwei Routen Richtung Darwin. Entweder von Cairns aus, ober von Townsville. Wir entschieden uns über Townsville in die öde Landschaft zu fahren und wollten in der Stadt unser Auto durchchecken lassen. Aber als wir in Townsville ankamen, gab es für die nächsten drei Tage keinen freien Termin in der K-Markt Werkstatt. Durch unseren letzten Check in Bundaberg, wussten wir, dass unser Auto keine ernsten Probleme hatte, also entschieden wir uns gegen das Warten und wollten in Darwin noch Mal versuchen, einen K-Markt aufzutreiben. Warum K-Markt fragt ihr euch sicherlich. Nun, die sind sehr zuverlässig und recht günstig. Man kann einen Ölwechsel mit Ölfilterwechsel, Benzinfilterwechsel und Luftfilterwechsel für 99$ machen lassen. Und das gibt es nur im K-Markt Autoservice. Zu anderen Werkstätten haben wir kein vertrauen. Zu oft wurden uns Horrorgeschichten erzählt, wie versucht wurde, Backpackern übers Ohr zu hauen mit überteuerten oder gar nutzlosen Reparaturen. Wir kauften noch Wasser und einen 20l Benzinkanister, tankten noch ein letztes Mal billig voll und ab gings über Mt. Isa Richtung Darwin.

 

Ab durchs Outback 17.09.-19.09.07

 

Unser Camp 4 Buch zeigte im Outback selten Caravan Parks an, und meistens nur noch kleine Rest Areas, also Parkplätze mit Campingdauer von 24 Stunden. Da wir (mal wieder) recht spät von Townsville starteten, kamen wir in der ersten Nacht nicht weit. Der zweite Tag war da schon besser. Wir duschten zwischendurch in Mt. Isa im Touristenzentrum (öffentliche Duschen), tankten, kauften etwas ein und weiter gings. Am dritten Tag schafften wir es zum Abendessen bis nach Katherine. Auf dem Weg hätten wir beinahe unser gesamtes Kartenmaterial verloren. Jemand hatte das Schachbrett mit den 2 Atlanten auf das Dach des Autos gelegt. Es war nicht unser erstes Mal, dass wir dadurch etwas verloren hatten. Andreas Handtuch wurde zum Trocknen aufs Dach gelegt. Es wurde nie wieder gesehen. Bei den Atlanten hatten wir noch ein Geräusch gehört. Irgendetwas war da, aber wir zuckten nur mit den Achseln und fuhren weiter. Nach 10 Minuten wussten wir, was das Geräusch war. Die Atlanten sind vom Dach gerutscht. Also wieder zurück. Wir fanden alles auf der Straße unversehrt wieder. Glück gehabt. Ab nach Katherine. Die letzte große Stadt vor Darwin wenn man so will. Wir wollten hier in einem Park gemütlich Abendbrot essen, dann noch 2 Stunden fahren und 50km vor Darwin auf einem Parkplatz übernachten. Leider gestaltete sich das Abendbrotmachen als sehr ungemütlich heraus. Im Park waren viele Aborigines unterwegs und quatschten dich an, klebten wie eine Klette an dir und Einer setzte sich sogar Unhöflicherweise mit an den Tisch. Er erhoffte sich etwas vom Essen abzubekommen. Als dann noch ein Zweiter hinzukam und unseren Topf vom Kocher anhob (sicher um zu schauen, was es zu essen gibt), war uns das zu viel und Alina und ich fingen schon mal an, alles ins Auto zu packen. Wir hatten nur Milchreis gemacht, was ganz gut war, weil wir den auch im Auto essen konnten. Als der Reis gut war, packte Andreas den Kocher ein und wollte samt Topf zum Auto gehen, wo wir schon auf ihn warteten. Das fand der Aborigine nicht so toll, und folgte uns. Er klang ziemlich verärgert, wir konnten nicht verstehen, was er sagte, aber er schien sauer zu sein, dass wir jetzt so einfach abhauen wollten. Er ließ Andreas noch nicht einmal ins Auto steigen. Er hielt die Fahrertür fest. Ich stieg aus dem Auto, um dem Aborigine zu zeigen, dass hier noch mehr Leute sind und er in der Minderheit ist. Ich winkte ihm zu, er solle doch mal zu mir kommen. Mein Ablenkungsversuch klappte und als der Aborigine um das Auto laufen wollte, konnte Andreas einsteigen und ich sprang auch mit einem Satz wieder ins Auto. Wir verriegelten die Türen. Das war nötig, weil der nervige Typ versuchte, meine Tür aufzumachen. Jetzt wäre alles gut gelaufen, wäre unser Auto angesprungen. Das gibt’s doch nicht. Ausgerechnet jetzt muss wieder unser Auto spinnen. Dieses Problem ist uns bekannt und ich wusste, irgendwie ist da ein Wackelkontakt drin und wir kriegen den Motor wieder an. Aber Andreas schaffte es nicht. Der Aborigine, der sein Essen schon hatte davonfahren sehen, schlug wie wild aufs Auto. Das war dem Andreas zu fiel und stieg mal so eben ganz ruhig (ich wäre vermutlich wie ein Wirbelsturm herumgetobt) aus. Ich weiß nicht, was die beiden geredet haben, aber ich nutzte die Ablenkung und sprang hinters Steuer um selbst den Motor zu starten. Nach mehrmaligen Versuchen sprang der Motor endlich an und ich konnte vom Parkplatz fahren. Andreas lief langsam Richtung Ausfahrt. Geschafft. Der Aborigine hat noch 1-2 Mal gegen das Auto getreten, aber dann gab ich Gas und wir waren weg. Schnell weg. Ganz schnell weg. Irgendwo auf einem Parkplatz, außerhalb von Katherine natürlich, aßen wir unseren Milchreis und waren noch total aufgeregt von der Geschichte. Für uns war das definitiv genug Abenteuer. Erst die Atlanten und dann das hier. Ich freute mich schon auf unser Nachtlager. Aber dann kam doch noch etwas Angenehmes, was den Tag rettete. Andreas nahm einen Tramper mit. Der lief da wohl ganz allein mit einem Koffer die Straße entlang. Wie sich herausstellte, war er mit Auto unterwegs nach Darwin zum Flughafen, weil er nach Sydney fliegen wollte. Doch sein Auto hatte eine Panne und so wusste er nichts anderes als seine Sachen zu schnappen und zu trampen. Welch ein Zufall, dass wir auch nach Darwin wollten. Es war mir unbegreiflich, wie wir da noch Platz für einen Koffer und einen Typen auftreiben konnten. Es war für mich schon gerade angenehm genug auf der Rückbank. Aber irgendwie haben wir es geschafft, alles unterzubringen und ab ging’s weiter in die Top Ends. Dann erzählt der Typ auch noch, dass sein Flieger in wenigen Stunden gehen soll. Hm. Was nun. Wir wollten ja heute nicht so weit fahren. Na das hat sich wohl erledigt. Dann fahren wir durch. Ich schlief zwischendurch ein und als ich aufwachte, waren wir schon kurz vor Darwin. Es war kurz vor Mitternacht. Der Typ lotste uns durch die Stadt zum Flughafen. Er war so froh, rechtzeitig den Flughafen erreicht zu haben, dass er sich tausend Mal bei uns bedankte und uns fürs Fahren und Unterkunft 60$ gab. Er wollte uns eigentlich 80$ geben, aber das war uns zu viel. 50$ wären absolut okay. Aber am Geldautomaten hat er mir 60$ gegeben. Fand ich ja voll nett von ihm. Damit hat er uns auch irgendwie geholfen. Denn jetzt, wo wir in der Stadt waren, mussten wir auf einen Caravan Park übernachten. Das Geld konnten wir gut gebrauchen.

Nach dieser guten Tat, blickten wir noch einmal zurück und musten schon schmunzeln, wie der Tag verlaufen ist. Erst die Atlanten auf dem Auto liegen gelassen, dann von einem Aborigine angegriffen worden und zum Schluss jemand Anderes den Tag gerettet. Cool.

Jetzt brauchen wir nur noch einen Caravan Park. Wir fanden 3, aber alle waren geschlossen und diesmal wollten wir nicht illegal auf Einem Schlafen. Nahmen nur in Einem eine Dusche und fuhren an die Küste. Neben einem Park fanden wir ein Fleckchen. Total übermüdet, weil jetzt schon weit nach Mitternacht, wünschten wir uns gute Nacht und schliefen in wenigen Sekunden ein. Cool, ich bin in Darwin.

 

20.09.07

Es ist immer komisch, wenn man am nächsten Morgen aus dem Zelt kriecht und erst jetzt sehen kann, wie die Umgebung aussieht. An diesem Morgen war es aber weniger die Umgebung, sondern die Menschen, die ich als erstes bemerkte. Es waren zwei Ranger. O backe. Jetzt gibt’s Ärger. Bestimmt darf man hier nicht zelten. Und schon gar nicht im Auto schlafen. Sie hatten Andreas schon aus dem Auto geklopft und nun standen sie da und unterhielten sich. Das waren aber zwei ganz nette Ranger, gar nicht streng und verwarnten uns nur. Gaben uns sogar eine Stadtkarte von Darwin. Wir erzählten ihnen zwar unsere Geschichte mit dem Typen und das wir deshalb so spät nix mehr finden konnten, aber das war gar nicht nötig. Das war die netteste Verwarnung, die ich je bekommen habe. Echt. Ganz dufte Leute.

Nach diesem frühen Schrecken waren wir nun schon auf den Beinen und suchten nach dem Frühstück einen K-Markt, um endlich unser Auto Warten zu lassen. Nachdem wir die halbe Stadt absuchten, fanden wir ganz in der Nähe wo wir heute übernachteten einen K-Markt Autoservice. Voller Hoffnung ging ich hinein. Doch der Mann schüttelte gleich den Kopf und meinte, nix geht in den nächsten 3 Tagen. Mist. Das dauert uns zu lange. Er empfahl uns noch eine andere Werkstatt, aber als ich da anrief, war auch diese voll beschäftigt. Also wieder nix mit einem Outback Check. Langsam scheißen wir drauf. Was soll’s. Ging bis hierher gut. Warum nicht bis zum Uluru. Nach der ganzen Rennerei wollten wir irgendwie nix mehr machen. Noch nicht mal die Stadt anschauen. Wir gingen lieber ins Kino und relaxten bei einem schönen Film. Danach suchten wir uns gleich einen günstigen Caravan Park und nachdem wir 2 oder 3 abgeklappert haben, fanden wir beim 4. Mal Einen Guten. Und als wäre Australien ein Kaff, trafen wir dort gleich mal ein Deutsches Mädchen aus Mundubbera. Auch nicht schlecht. Sie erzählte mir, dass C&C (ihr wisst doch noch, Christian und Christina) in Broome (Westküste) auf einem Perlenkutter arbeiten und fett Kohle verdienen. Nicht Schlecht. Etwas neidisch baute ich dann noch mein Zelt auf und das war’s für den Tag. Es war vielleicht gerade mal 16 Uhr, aber wir alle waren so hundemüde, dass wir sofort einschliefen. Kein Wunder bei der kurzen Nacht.

 

21.09.07

Aber heute. Heute besuchten wir Darwin. Eigentlich nur eine ganz kleine Stadt. Keine schöne Esplanade, wenig City und einen Hafen als Baustelle. Der Stadtspaziergang war daher relativ kurz. Das Längste, was dauerte, war der Weg zum Hafen. Dort sollte es Krokodilfleisch geben. Andreas und Alina wollten unbedingt eins kosten. Ansonsten war’s das schon und wir wollten nicht unnötig Zeit vertrödeln. Nach einem Einkauf fuhren wir in den Kakadu Nationalpark. Wir steuerten einen Caravan Park an, der einen wunderschönen Pool mit Bar in der Mitte hatte. Das ließen wir uns nicht nehmen und hüpften abends noch hinein. In der Camperküche stießen wir auf eine Gruppe Deutscher Studenten, die gerade auf einer Forschungsexkursion waren. Wir unterhielten uns noch ganz nett, teilten Gaskocher und Salat. War sehr gemütlich. Das war’s auch schon. Morgen sollte es erst so richtig losgehen.

 

22.09.07

Und es ging auch so richtig los. Wir sahen die berühmten Felsmalereien der Aborigines, beobachteten die Natur auf einem Plateau und sahen … noch mehr Felsmalereien. Am South Alligator River buchten wir eine Bootstour und schipperten den Fluss entlang. Hier sahen wir Krokodile, Adler und andere seltene Vögel. Das Wetter war genau richtig und die Fliegen waren auch nicht so schlimm, wie ich sonst überall hörte. Wir wollten noch einen Wasserfall besuchen, aber einige Wege sind nur für 4x4 WD (also 4 Ganggetriebe Autos) geeignet. Lieber fuhren wir noch so nah wie Möglich zum Litchfield Nationalpark heran. Dort sollen es schöne Wasserfälle geben und Wasserlöcher, in denen man baden kann. Wir schlugen unser Nachtlager in Batchelor auf.

 

23.09.07

Der Litchfield ist nicht so groß und die Wasserfälle kann man alle an einem Tag besuchen. Das Schöne daran ist, dass man sich nicht großartig umziehen muss, sondern von einem schönen Wasserloch zum nächsten fahren kann. Dieser Tag war ein richtiger Lümmeltag. Das hatten wir uns redlich verdient. Nach so vielen Wandertagen in der Hitze konnten wir Abkühlung vertragen. Und das hatten wir den ganzen Tag. Super schön.

Nach diesem tollen Tag wollten wir die Top Ends wieder verlassen und nun den Weg zurück nach Alice Springs fahren. Wir kamen abends an Katherine vorbei,  kauften schnell ein und fuhren noch ca. 50km weiter nach Süden, bevor wir unser nächstes Lager aufschlugen.

 

24.09.07

Es war leer. Das Kühlwasser. Es war leer und es tropfte verdächtig unter dem Auto. Andreas hatte, wie jeden Morgen, das Kühlwasser gecheckt. Es war leer. Er kippte noch ein Liter Wasser nach, aber dadurch tropfte es nur noch mehr. Mit dieser Sorge begann unser Morgen. Da wir nicht erkennen konnten, wo es leckte und wir keinen Blassen hatten, wie man so etwas repariert, wollten wir es nichts riskieren und sind noch mal die 50km zurück nach Katherine gefahren. In einer Werkstatt angekommen, wollte man von uns wissen, was denn dem guten Stück fehle. Na wenn wir das wüssten. Die Australier sind in den Werkstätten nicht so ganz Helle, möchten am Liebsten wissen, wo was kaputt ist. Scheinbar können sie nur reparieren. Nicht suchen. Ich schüttelte nur den Kopf (denn Dinge auseinanderbauen, auswechseln und zusammenbauen kriegt selbst mein Neffe hin). In der Zwischenzeit war komischerweise auch nix mehr zu sehen vom Leck. Kein Wasser tropfte mehr. Alles Trocken. Seltsam.

Auf der Suche nach einer anderen Werkstatt, fanden wir zufällig einen Ford Händler. Na unsere Marke. Super. Wir gleich hin mit unserem Ford und das Problem geschildert. Nach ein paar Stunden wolle man sich der Sache annehmen und mal schauen. Na toll. Aber wenigstens wurden wir persönlich in die Stadt gebracht, und wurden nach ein paar Stunden wieder abgeholt. Das Resultat: kein Leck gefunden. Das erste Mal wünschte ich mir, man würde was am Auto finden. Man fand aber nichts. Der Mechaniker hat für teures Geld alles getestet, was man beim Kühlwasser nur testen kann, aber hat nichts finden können. Wir waren etwas enttäuscht. Viel Geld für nichts ausgegeben. Etwas Ratlos standen wir mit dem Mechaniker da. Ob er für das Geld noch unser Ölleck reparieren kann, wollten wir wissen. Ja. Das kann er machen. Na wenigstens etwas. Leider dauerte das auch noch mal 2 Stunden. Also heute war nix mit Uluru. Der ganze Tag im Eimer. Und wegen was? Wegen nix. Und dann wollten die Leute auch noch 140$ für das Ganze. Nee, sagten wir. So viel können wir nicht zahlen. Und überhaupt wegen was auch. Sie ließen mit sich Handeln und schraubten die Rechnung auf 120$ runter. Na wenigstens etwas. Mürrisch bezahlte ich die Rechnung. Als wir vom Parkplatz fahren wollten, sprang der Motor mal wieder nicht an. Liegt das an der Stadt, oder was ist los. Wir lachten nur noch. Na mal schauen, was die von Ford dazu sagen, dachten wir uns und ich ging noch mal ins Büro. Der Typ rollte nur noch mit den Augen, als wollte er uns nur noch weg haben. So’n junger Hüpfer wurde herangepfiffen und der hüpfte auch gleich in unser Auto, fragte:“How is it going mate?“, rüttelte am Gangschalter, am Lenker, an der Handbremse, als wäre es ein Ritual beim Autostart und drehte den Schlüssel. Der Motor sprang an. „Easy“, dachte ich nur und musste grinsen. War ja klar. Musste ja auch funktionieren. Zu Schade auch. Jetzt machten wir aber, dass wir wegkamen. Ich weiß nicht mehr, wie weit wir kamen, aber Alice Springs schafften wir nicht. Eben Morgen. Jetzt wird es langsam eng. Alinas Flieger geht am 1. Oktober. Damit bleiben uns nur noch 6 Tage für Alice Springs, Uluru, Olgas und zurück nach Brisbane.


raus aus dem Outback

2007-09-25 to 2007-09-29

25.09.07

Endlich. Alice Springs. Es war noch etwas hell, als wir einen kleinen Stadtspaziergang machen. Wir kauften nur ein paar Kleinigkeiten ein. Da wir keinen Kühlschrank im Auto haben, halten Milch und Butter nur für einen Tag. Hier unten waren die Nächte zwar etwas kälter geworden, aber tagsüber war es trotzdem heiß. Als wir aus Alice Springs rausfuhren, es war jetzt schon Dunkel, um die letzten 450 km zum Uluru anzupacken, blitzte und donnerte es am Himmel. Ein Trockengewitter war genau über uns. Staub wurde aufgewirbelt und blies wie eine bedrohliche Wand gegen unser Auto. Sträucher fegten über die Straße. Ich bin im Film, dachte ich. Voll die runden, kahlen Büsche rollten quer über die Straße. Staubwolken wuchsen vor der Straße und wurden von den entgegenkommenden Autos angestrahlt. Ich sah mich morgen schon im Regen vor dem Uluru stehen. Das wäre ja was gewesen. Ich meine, wie viele Besucher können den Uluru schon bei Regen sehen. Bestimmt nicht viele. Aber dann wären der Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht so spektakulär. Ich war hin und hergerissen, was mir besser gefallen würde. Solange machte ich es mir auf der Rückbank gemütlich, beobachtete den blitzenden Himmel über mir und war doch super stolz, das hier alles erleben zu können. Nicht gekniffen zu haben, als es um die Planung für Australien ging. Egal, ob es morgen nun regnen und der Uluru nicht leuchten sollte. Ich war da. Ich weiß, für viele Australier ist dieser Uluru nichts besonders. Sie können sich nicht vorstellen, Tausende von Kilometern weit durch Etwas wie Nichts zu fahren, nur um da so einen Steinklumpen zu sehen. Das mag vielleicht nur ein Steinklumpen sein, aber für mich war es das echte Australien. Weg von der Zivilisation. Rein in eine Landschaft, die man nicht alle Tage sieht und weiter zu fahren, als manch ein Australier je in seinem Leben gefahren ist. Wir fuhren noch ziemlich weit heute. Kamen bis auf 50 km an dem Uluru National Park ran und fanden sogar einen Zeltplatz mit Dusche und Strom. Wir planten, morgen ganz früh aufzustehen, um rechtzeitig vor Sonnenaufgang am Uluru zu sein. Also so gegen halb 5 aufstehen.

26.09.07

Es war dann schon weit nach 5 Uhr als ich verwundert auf mein schweigendes Handy schaute. Es hatte nicht geklingelt. Oder ich hatte es überhört. Jedenfalls rührte sich im Auto auch nichts und das war’s wohl mit Sonnenaufgang. Das schaffen wir nicht mehr. Deshalb schlief ich noch ne Stunde und wachte mit einem komischen Geräusch erst wieder auf. Vielleicht wieder irgendein Tier, was auf der Suche nach Futter ist, dachte ich. Und so war es auch. Ein Emu lief auf dem Zeltplatz herum. Noch die Geschichte mit dem Cassowary im Gedächtnis, musste ich ihm kampflos etwas von meinem Frühstück abgeben. Ich hatte gerade einen Apfel geschält und Rühreier in die Pfanne gehauen, als es mir zu nahe kam und ich von 3 Metern Abstand zusehen musste, wie es sich an den Eierschalen und Apfelschalen hermachte. Na wenigstens war es nur Abfall. Als es zum nächsten Zelt trottete und ich sah, wie einfach die Leute das Vieh mit Armen beiseite schoben, merkte ich, dass Emus nicht gefährlich sind und angreifen. Mit dieser Erkenntnis wusste ich nun mein Frühstück zu verteidigen. Flink und routiniert packte ich mein Zelt ein. Das dauert keine 5 Minuten. Alles ins Auto zu packen dauert da schon länger. Alina und Andreas sind nicht gerade die Schnellsten, wenn es ums frühstücken und einpacken geht. Da wird auch kein Unterschied gemacht, ob man in 4 Wochen oder in 4 Tagen wieder zurück in Brisbane sein muss. Sind ja nur über 3000 km. Unsere Besichtigungstour begann mit Kata Tjuta, auch Olgas genannt. Die Karte zeigte mehrere Felsblocken und einen Wanderweg durch diese hindurch. Von weitem schon spannend, war der Wanderweg durch die Olgas schon ganz abwechslungsreich. Mal bestieg man teilweise Felsen, mal ging es durch Schluchten hindurch. An einem Aussichtspunkt angelangt, hatte man eine Wahnsinns Aussicht über eine Schlucht. Andreas wollte den kompletten Rundgang um die Olgas. Das bedeutete aber, das ich den Rundgang um den Uluru, der mind. 3 Stunden beansprucht, im Spurt wandern müsste. Unser Zeitplan wurde jetzt ziemlich eng. Der Rundgang um die Olgas versprach einiges, aber den um den Uluru möchte ich auf keinen Fall verpassen. Wir machten den Rundgang um die Olgas und ich versuchte einen Zahn zuzulegen. Aber was nützt die Eile, wenn man nur so schnell ist, wie das langsamste Glied in der Kette und so merkte ich nach 2 Stunden, dass der Rundgang um Uluru heut nicht mehr zu schaffen ist. Um wenigstens nicht völlig rasend an diesem schönen Ort vorbeizuziehen, versuchte ich noch etwas Spirit von Australien in mich einzusaugen. Die verschiedenen Blickwinkel über Tal, Schluchten und Felsen ließen meine Kamera auf Hochtouren laufen. Der Himmel war malerisch, ja schon fast künstlich blau. Keine einzige Wolke am Himmel. Nicht einmal Kondensstreifen von irgendwelchen Flugzeugen. Na dann auf zum Uluru. Man befindet sich auf einem Kontinent, der so groß ist wie Europa oder USA und eine Bevölkerungsdichte von 5 Menschen pro qm schon sprengen würde. Das alles so ziemlich im Herzen Australiens, wo die Städte 200 km entfernt liegen und die Tankstelle schon die halbe Stadt ausmacht. Landschaft bedeutet hier Straße durch Wüste und als richtiger Aussie gehört es sich, jeden Fahrer zu grüßen, der dir entgegenkommt. Was nicht oft vorkommt. Und nach Tagen der Hitze, Schweiß und öde Landstriche, erblickt man einen einzigen Berg. Eine einzige Erhebung. Einen Fels. Eine Abwechslung am Horizont, die sofort ins Auge sticht, Aufmerksamkeit erregt, eben alle Blicke auf sich zieht. Blass schimmernd in der Ferne. Uluru. So faszinierend, als würde dort in der Wüste der Eifelturm stehen. Allein, ohne Paris. Nur das der Uluru kein Bauwerk von Menschenhand ist, sondern von der Natur. Und das beeindruckte mich sehr. Der Ayers Rock sei doch nur ein Klumpen? Und ob er das ist. Der einzige weit und breit und wenn nichts da ist, womit man ihn vergleichen kann, ist er auch der Schönste. Ich glaube, die Faszination eines solchen Monolithen kann nur verstanden werden, wenn man zuvor durch das Outback gereist ist und die Augen sich an das Wenige dort gewöhnt haben. Denn dann ist so ein großer Klumpen mitten im Nichts was ganz tolles. Also ihr habt verstanden, was ich hier sagen will.Wir parkten unser Auto auf dem Sunset Parkplatz und beobachteten, wie die untergehende Sonne den Felsen in ein leuchtendes Rot taucht. Der Mond ging gleich, als gehöre es zum Naturschauspiel dazu, neben dem Uluru auf. Sehr spannend. Die Atmosphäre ähnelte einer Sonnenfinsternis. Hunderte von Menschen waren auf dem Parkplatz versammelt, um das Schauspiel mit anzusehen. Fantastisch. Als die Sonne untergegangen war, fuhren wir wieder zurück zum 50 km entfernten Zeltplatz. Morgen werden wir ganz sicher nicht den Sonnenaufgang verpassen. 

27.09.07

Und wir hatten es geschafft. Unglaublich, aber pünktlich standen wir auf dem Sunrise Parkplatz mit ungefähr noch 200 Koreanern. Sie saßen auf Campingstühlen, daneben jeder einen Picknickrucksack mit Frühstückspakete, die auch gleich verzerrt wurden. Auch Alina und Andreas machten es sich mit den Campingstühlen vor dem Geschehen gemütlich. Ich, auf der Suche nach einem besseren Überblick, ging den Parkplatz entlang. Ich fand eine tolle Lücke und beobachtete, wie das gleiche Schauspiel von gestern, nur rückwärts sich abspielte. Sonne rot, Uluru rot. Sonne geht mehr auf, Uluru mehr rot. Sonne aufgegangen und nicht mehr rot, Uluru nicht mehr spektakulär. Na ja das stimmt nicht ganz. Faszinierend war er immer noch. Ich war schon gespannt auf den Rundgang. Alina und Andreas machten sich daran, den Uluru zu besteigen. Ich respektierte die Kultur der Aborigines und kletterte nicht darauf. Ich packte meine Wasserflasche, stellte meine Kamera scharf und los ging es. 3 Stunden lief ich um den Uluru. An manchen Stellen durfte nicht fotografiert werden. Es waren Heilige Stätten der Aborigines, zum Bsp. Felsformationen oder Löcher im Berg. Es gab auch einige Wasserlöcher, die natürlich zu dieser Jahreszeit trocken lagen. Auf jeden Fall hat sich die Wanderung gelohnt und nur zu empfehlen. Es war sehr abwechslungsreich. Die Faszination des Uluru hinter uns lassend ging es auch schon wieder zurück nach Alice Springs. Wir hatten nur noch 3 Tage, um Brisbane zu erreichen. Es lagen noch 3000 km vor uns. Kurz vor Alice hatte ich wieder Handyempfang und auch gleich eine Nachricht von Mario und Sandy bekommen, die schrieben, dass sie es schade fanden, uns nicht in Alice Springs angetroffen zu haben und sie seien jetzt schon aus der Stadt raus auf dem Weg zum Uluru. Ich wollte Andreas gerade die SMS vorlesen, als uns ein sehr bekanntes Auto entgegen kam. Es waren tatsächlich Mario und Sandy.  Die beiden machten halt und drehten um. Da standen wir fünf am Straßenrand und hielten einen Plausch. Ich freute mich sehr die beiden wieder zu sehen. Wir redeten über unsere Erlebnisse in den letzten Tagen im Outback und auch sie hatten mal wieder die eine oder andere Autowerkstattgeschichte zu erzählen. Wir verabschiedeten uns wieder und machten weiter nach Alice. Wir wollten eine Abkürzung nehmen und den Plenty HWY nach Brisbane nehmen. Die Karte zeigte einen normalen HWY, der einspurig zu sein schien. Wir fuhren nach Alice noch 100 km den Plenty HWY entlang und bauten dann an einer breiten Straßenstelle das Zelt auf. 

28.09.07

Ich wachte mal wieder mit einem merkwürdigen Geräusch auf. Es hörte sich so ähnlich wie Hufen an. Als ich aus dem Zelt krabbelte, staunte ich nicht schlecht. Ratet mal, was da auf der anderen Straßenseite stand und mich anstarte. Diesmal kein Emu oder Känguru. Es waren ein paar Kühe. Sie kauten an einigen Grashalmen und blickten hin und wieder auf. Schließlich boten unser Auto und Zelt auch ein seltsamer Anblick. Ich war mir nicht sicher, wie viel ich mich Bewegen kann, um nicht eine Horde trampelnder Tiere loszureisen. Und die Kühe waren sich nicht sicher, in wieweit das Auto ihr Interesse wecken sollte. Ich fühlte mich aber nicht in Gefahr und die Kühe, die zwar interessiert die Straßenseite wechselten, blieben immer auf Abstand. Geheuer war meine Gegenwart mit Kamera den Kühen auch nicht und so zogen sie sich vollends in den Busch zurück. Na dann kann ich ja Frühstück machen. Obwohl der Tag so gut begonnen hatte, wurde er nur noch schlechter. Nachdem ich 50 km gefahren bin, fing der HWY an, holperig zu werden. Der Asphalt hörte auf und ein 4x4 Weg begann. Ich konnte nur noch 50 kmh fahren. Andreas meinte, die Straße sei noch 700 km lang. Das würden wir nie rechtzeitig schaffen bis nach Brisbane. Also trafen wir die schwere Entscheidung, wieder umzudrehen und den gleichen Weg zurückzufahren, wie wir gekommen sind. Über Mt. Isa. So musste ich erst über 100 km zurück fahren, um dann den Stuart HWY Richtung Norden zu fahren. Andreas und ich wechselten uns mit fahren ab. Im Dunkeln ereichten wir die Northern Territory/Queensland Grenze. Jetzt mussten wir die Uhren wieder eine halbe Stunde vorstellen. Es waren wieder viele Wallabies und Kängurus unterwegs und wir mussten vorsichtig fahren. Diese Tiere haben die Angewohnheit, nachdem sie die Straße sicher überquert haben, noch mal zurückzuspringen. Direkt ins Auto. Da hat man keine Chance, rechtzeitig zu bremsen. Sie stehen dann nur einfach da und regen sich nicht. Schon seltsam. Wir haben leider auch schon ein paar Zusammenstöße mit diesen Tieren gehabt. Aber hier draußen lässt sich das kaum vermeiden. Es sei denn, man verzichtet vollends auf das Fahren im Dunkeln. Aber das konnten wir uns nicht erlauben. 

29.09.07

Wir sind gestern ein gutes Stück vorangekommen. Ich glaube es waren 50 km vor Mt. Isa. Wir machten in Mt. Isa wieder am Riversleigh Fossil Centre halt zum Duschen. Dann ging es nach Cloncurry (121 km), wo wir den Stuart HWY verließen und  auf den Landsborough HWY bogen, auch Matilda genannt (nach der inoffiziellen Nationalhymne Waltzing Matilda). An einem Kaff namens McKinlay (108 km) machten wir nach einigen Schleifen fahren halt an einem Hotel, um aufs Klo zu gehen. Im inneren des Hotels bemerkte ich viele Fotographien an der Wand hängen. Sie alle zeigten den Schauspieler Paul Hogan aus dem Film Crocodile Dundee. Im Hintergrund der Bilder war oft dieses Hotel abgebildet und es dämmerte mir, dass hier wohl der Film gedreht worden war. Draußen bemerkte ich dann auch das große Schild „Walkabout Creek Hotel“ und im Camp 4 Buch war dieses Hotel sogar als Sehenswert markiert. Na so was. Ganz zufällig sind wir hier gelandet. Na jetzt kann ich wenigstens sagen, dass ich im Walkabout Creek Hotel war, wo Paul Hogan seinen Film drehte. Wir fuhren an Winton vorbei (238 km), wo sich das Waltzing Matilda Centre befand und nach Longreach (180 km), wo sich ein Quantas Museum befinden soll. Beides konnten wir wegen Zeitmangel leider nicht besuchen. Weiter den Landsborough HWY entlang, vorbei an Barcaldine (106 km), Blackall (107 km), Augathella (215 km), Morven (91 km) und suchten uns in der Nähe von Mitchell (89 km) einen Schlafplatz. Es muss schon so gegen Mitternacht gewesen sein. Ich schlafe meist abends schon im Auto wenn Andreas fährt. Dann bin ich am nächsten Tag ausgeschlafen und kann das Fahren übernehmen. Die letzten 524 km schaffen wir morgen ganz dicke nach Brisbane.


Ankunft Brisbane Teil 2

2007-09-30 to 2007-10-02

30.09.07 Wie geplant, fuhr ich heute Morgen. Die nächste Stadt war gleich Roma und ich musste tanken. Der Kurs war günstig und ich wollte volltanken. Die Tanke war mit einem Automaten ausgestattet, so dass man mit seiner Bankkarte tanken konnte. Erst musste man die Karte durchziehen, dann konnte man tanken. Als ich tankte, hörte es plötzlich auf zu pumpen. Es floss kein Sprit mehr. Nanu? Ob das Benzin leer ist? Oder stimmte was mit meiner Karte nicht? Mein Konto konnte natürlich auch leer sein. Aber natürlich hoffte ich, es lag an der leeren Tankstelle. Andreas tankte den Rest und wir setzten unsere Fahrt fort. Wir erreichten Brisbane so gegen 16 Uhr. Andreas und Alina hatten ihre Pläne für den letzten Abend gemacht. Leider kam ich in ihren Plänen nicht vor. Schade. Ich wäre so gerne ausgegangen. Sie checkten im City Backpackers ein. Das war ein Hostel, gleich neben dem Hostel, wo wir damals schon in Brisbane übernachteten. Mürrisch schloss ich mich der Gruppe an, obwohl „Gruppe“ etwas übertrieben ist. Schließlich wollte man ja getrennte Wege gehen. Beim einchecken funktionierte meine Bankkarte nicht und jetzt war es Gewiss. Mein Konto war leer. Am Automat holte ich es mir noch mal Schwarz auf Weiß. 4,45$. Keine 5$. Na Klasse. Auch Andreas Karte zeigte keine 16$ mehr. Da hob er 200$ von seinem Deutschen Konto ab. Ihr wisst noch? Ich wollte der Stadt eine zweite Chance geben. Damals, vor über 4 Monaten, war ich völlig entmutigt in diese Stadt gekommen, ohne Geld, nach Arbeit suchend. Das Zimmer war teuer und schmutzig. Heute bin ich wieder in die Stadt gekommen. Völlig entmutigt, ohne Geld, nach Arbeit suchend. Déjàvu? Ich auch. Zimmer teuer und nicht ganz so schmutzig, merkte ich schnell, Brisbane bringt mir kein Glück. Das Outback hatte unser letztes Geld gekostet. Und wieder machte die Sorge um Geld mir einen Strich durch die Rechnung. Ich wollte eigentlich am nächsten Tag einen unbekümmerten Stadtsparziergang machen. Stattdessen werde ich an nichts anderes mehr denken, als Geld und wie ich schnell daran komme. Die Registration unseres Autos läuft in 13 Tagen aus. Danach müssen wir es wieder für ein neues Jahr versichern. Kostet nur schlappe 635$. Zum Glück habe ich noch mein Konto in Deutschland. Der Notgroschen muss her. Ich hätte nie gedacht, dass die Reise durchs Outback so teuer sein würde. Na ja. Wer fährt auch 10.000 km in 14 Tagen. Unsere Ausgaben mal im Überblick:

- $ 1.900,- Benzin

- $ 320,- Auto/ RACQ/ Reparatur

- $ 417,- Essen

- $ 2.350,- Eintritt/ Touren

- $ 230,- Unterkunft

Summe: 5217,-$

Nicht mitgerechnet sind persönliche Ausgaben wie Souvenirs, Kinobesuche oder Klamotten. Die haben wir uns hin und wieder auch gegönnt. Im schlimmsten Fall rufen wir bei der Big Mandarin an und fragen nach Arbeit. Das wird schon. Da stand ich nun allein. Meine Klamotten schon im Hostel untergebracht. Es war noch nicht sehr spät. Rumsitzen wollte ich nicht. Da machte ich mich auf und lief allein durch Brisbane. Erst über die William Jolly Bridge nach South Brisbane. Hier am Fluß befindet sich eine tolle Esplanade. Man schlendert an der State Library entlang, die nahtlos zum Art Gallery Museum übergeht. Zwar Menschenleer, aber freundlich beleuchtet, bewunderte ich die schöne Architektur. Über die Victoria Bridge ging ich zurück in die City. Am Casino vorbei kommt man direkt auf die Queen Street Mall, eine Fußgängerzone. Dort machte ich es mir auf einer Bank gemütlich und beobachtete das bunte Treiben auf der Straße. Es waren viele Menschen unterwegs. Ich wünschte, ich würde zu ihnen gehören. Mich hier mit ein paar Leuten treffen und zu irgendeiner Kneipe gehen. Doch noch bin ich allein. Ob sich das ändern wird, sobald ich einen Job im Büro habe? Aber nur einen Job allein macht nicht Glücklich. Ich bräuchte neue Freunde, wenn ich hier in Australien länger bleiben möchte. Das alles ging mir durch den Kopf, während ich da so auf der Bank in Brisbane saß.

Abflug Alina 01.10.07

Ich checkte um halb 10 Uhr aus und machte mich noch im Internet des Hostels zu schaffen. Als ich da so saß und im Internet surfte, hörte ich hinter mir eine bekannte Stimme. Roberto? Tatsache. Es war Roberto, der Chilene, der von uns Eierkuchen lernte. Er erzählte mir, er sei vor einer Woche aus Mundubbera hier hergefahren und muss nun in knapp einem Monat zurück nach Chile. Er wolle sich aber um ein 2. Visum bemühen und versucht nun, alles von Australien aus zu regeln. Ich fragte, ob in Mundubbera noch Arbeit gäbe und er meinte ja. Super, dachte ich mir. Ich bereitete mich auf meinen Stadtspaziergang vor, verabschiedete mich von Alina und machte mich auf den Weg. Der Loney Planet offenbarte, dass man mit dem Fahrstuhl kostenlos auf das Dach des Rathauses fahren kann. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Zwar nicht das höchste Gebäude, hatte man trotzdem eine schöne Aussicht über die Stadt. Ich schlenderte am Fluss entlang Richtung Botanic Garden und Universität. Dort mischte ich mich unter die Studenten. Der Campus war sehr schön. Es gab viele Gebäude und dementsprechend viele kleine Plätze. Alle sehr unterschiedlich. In der Bibliothek versuchte ich mein Glück im Internet, konnte mich aber ohne Passwort nicht einloggen. Ich bat am Schalter um Hilfe. Man konnte auch über Wireless ins Internet gehen, aber mein Hot Spot am Laptop funktionierte nicht. Da bemühte sich der Typ am Schalter sehr darum, den Fehler auf meinem Rechner zu finden. Ich fand das toll, dass er sich Zeit dafür nahm. Schön wäre auch gewesen, wenn er den Fehler gefunden und reparieren konnte, aber leider war nichts zu finden. Vermutlich ein Hardwareproblem. Ich bedankte mich trotzdem bei ihm und wünschte noch einen schönen Tag. Nach der Uni wechselte ich wieder die Flussseite nach South Brisbane wo ich gestern schon war. Diesmal war die State Library offen und voller Menschen. Ich lief durch das Gebäude, das sehr luftig und offen gestaltet war. Man hatte das Gefühl, halb drinnen und halb draußen zu befinden. Ich liebe so etwas. Weiter ging es den Fluss entlang zum nächsten großen Gebäude. Es war ein Museum. Ich bin ja nicht so ein Museumsfan. Ich habe da so ein Klischee, dass jedes Museum in der Eingangshalle einen Dinosaurierskelett zu stehen hat. Und wie ich da so durch den Eingang des Museums gehe, was steht da? Richtig. Ein riesiges Dinosaurierskelett. Aber es war sehr interessant. Leider wurde es um 17 Uhr schon geschlossen. Danach spazierte ich wieder über die Victoria Bridge zur Queen Street Mall. Ich kam an ein Spielzeugladen vorbei, was mich regelrecht einzog. Ich liebe ja Spielzeug. Aber dieser Laden war der Hammer. Hier fand man alle Mergendisefiguren, die man in Comics, Romanen, Filmen und Serien finden kann. Von Batman bis zu den X-Men fand man hier wirklich alles. Sehr beeindruckend. Aber ich habe nichts gekauft. Um 21 Uhr war ich wieder zurück am City Backpackers und traf mich dort mit Andreas. Er hatte Alina zum Flughafen gebracht und nun überlegten wir zu zweit, wo wir diese Nacht schlafen wollen. Hatten ja nun kein Geld für ein Zimmer. Wir fuhren nach South Brisbane und parkten in einer ruhigen Wohngegend am Straßenrand. Wir packten die sperrigen Benzinkanister und Wassertank unters Auto, Räumten die Klamottenkisten auf die Fahrer und Beifahrersitze und schlugen die Rücksitze zurück. Mit der Matratze hatte man ein einigermaßen bequemes Schlafplätzchen. Morgen würden wir uns nach Arbeit umschauen müssen. Ich bin mal gespannt.

02.10.07

Ohne Schwierigkeiten wachten wir am nächsten Morgen auf. Man muss immer mit Rangern rechnen, die gegen das Auto klopfen können und dich höflich bitten, diesen Parkplatz zu räumen. Aber was sollte hier in Brisbanes Wohngegend schon passieren. Wir zogen uns an und fuhren wieder zurück zum City Backpackers, um dort im Internet nach Arbeit zu suchen. Aber erst frühstückten wir dort gemütlich. Das Hostel hatte eine schöne große Küche. Ich hatte gar keine Lust großartig im Internet nach Arbeit zu suchen. Warum nicht in Mundubbera anrufen? In einem Monat kommen meine Eltern eh nach Brisbane. Also können wir eh nicht so weit weg fahren. Ich holte die Telefonnummer von der Big Mandarin hervor und eins fix drei hatte ich Scott schon an der Strippe. Ich fragte ihn, ob es noch Arbeit in Mundu gäbe und er meinte gleich, für uns doch immer. Es werden immer noch Mandarinen gepflückt. Wir sind dabei, sagte ich ihm. Heute Abend wären wir in Mundu. Andreas war damit einverstanden. Er konnte eh nix mehr daran ändern. Also starteten wir mit voller Tankfüllung nach Mundubbera. Unterwegs in Gympie versorgten wir uns bei Aldi mit Essen. Und nach 2 Stunden waren wir in unserer alten kleinen Big Mandarin. Deutsche waren wie immer auch hier. Alles beim Alten also. Na dann kann ja ein weiterer Arbeitsmonat auf der Mandarinenfarm beginnen.


Zurueck in Mundubbera

2007-10-29

03.10.07

Wir hatten wirklich Geldbedürfnis. In weniger als 10 Tagen lief unsere Registration für unser Auto aus. Die Australier können ihr Auto alle 6 oder 12 Monate registrieren lassen und das kostet. Schlappe 635$ für ein Jahr. Also war unsere erste Sorge nicht etwa kein Geld für die Unterkunft (Augenzwinkern reicht bei Scott und du kannst später bezahlen), sondern kein Geld für das Auto. Da heute unser erster Arbeitstag war und wir wieder jeder 2 Bins für 50$ pickten, sah es doch realistisch aus, am nächsten Zahltag das Geld zusammenzubekommen. Aber einfach war das Pflücken auf der neuen Farm nicht. Der Vorarbeiter, Ty (was für ein Name. Und dann ist das noch so ein Typ mit Goldkettchen und goldene Stoßstangen an den Zähnen. Keine Ahnung, was das für ein Zahnschmuck sein soll), bemängelte zu grüne Früchte oder zu lang abgeschnittene Stängel. Alle 2-3 Stunden kam er kontrollieren und warf zu grüne Mandarinen wieder aus dem Bin. Andreas hatte dann auch noch eine doofe Reihe erwischt, wo überwiegend unreife Früchte hingen. Da hat man auch kein Bock, den Baum nach guten Früchten abzusuchen. Am 2. Tag schafften wir deshalb nur jeder 1 und dreiviertel. Andere Picker, die mit uns angefangen hatten, hörten heute wegen zu schlechter Früchte auf. Selbst Koreaner machten zu dritt nur 2 Bins und gingen schon um 10 Uhr nach Haus. Aber wir brauchten dringend das Geld. Also Zähne zusammenbeißen und durch. Am 3. Tag machten wir unseren zweiten Bin von gestern voll und den von unserem Nachbarn, der frühzeitig aufhörte und uns den Bin mit den Früchten überließ. Am Nachmittag wechselten wir den Block zu den Orangen. Diese waren zwar schlechter bezahlt (40$ pro Bin), aber hier sollten wir alle unreife Früchte picken. Das ging recht flott, da die Früchte ja auch größer waren. Also haben wir auch noch 3 Bins Orangen gemacht. Da es Freitag war, bekamen wir unser Geld für den Mittwoch. Erst wollte uns Ty noch 90$ für die Taschen und Klipper abziehen, was üblich war, aber er hat wohl gemerkt, dass wir noch für die Unterkunft bezahlen müssen. Außerdem hatte er nur noch uns als Picker. Der Rest hielt es unter seinen strengen Bedingungen nicht aus und kündigte. Da war er am 6. Tag, (4. und 5. Tag war Wochenende) ganz freundlich zu uns. Gab uns sogar eine richtig gute Orangenreihe. Andreas und ich waren so besessen aufs Arbeiten, dass jeder 4 Bins schaffte. Das lief aber auch super gut. Alle 2 Stunden hatte ich einen Bin voll. Da wird man süchtig und will immer mehr, immer schneller, immer nur arbeiten. Als Letztes verließen wir die Farm. Am 7. Tag schafften wir immerhin jeder 3 Bins und am 8. Tag waren es nur noch 2. Aber auch nur, weil es Nachts geregnet hatte und wir erst um 10 Uhr anfangen konnten. Trotzdem wurden wir nass, wenn wir zwischen den Bäumen nach Früchten fischen. Zum Glück hatten wir noch Wechselklamotten im Auto und um 12 Uhr (die meisten sind schon wieder gegangen) waren die Bäume trocken und wir pflückten weiter bis um 4 Uhr. Einmal wurde ich sogar gestochen. Ich wollte gerade meine Arme nach einer Frucht ausstrecken, als es mich am Oberarm erwischte. Ich dachte zuerst, es wäre eine Spinne und eine Giftige dazu, weil es schnell brannte und höllisch wehtat. Aber es war eine Biene, die ihr kleines Miniwarbenhäuschen verteidigen wollte. Andreas hatte es auch 1-2 mal erwischt. Da ist echt was los in den Bäumen. Heute haben wieder einige Picker aufgehört. Angeblich waren ihnen die Spinnen zu groß. Na wenn die wüssten, wie es damals auf der Jovalan Farm aussah. Dort wird ja nun nicht gegen Ungeziefer gespritzt. Ich sehe die Spinnen schon gar nicht mehr. Ich merke zwar die vielen Spinnenweben, wenn ich mit meinen Armen durch die Äste muss, aber sehen tue ich Keine. Ich sehe nur die Orangen und auf ihnen das Dollarzeichen. Und es hat sogar etwas sehr befriedigendes an sich, wenn man pflückt. Ist erst mal ein Baum kahl gepflückt, fühlt man sich irgendwie bereinigt. Jetzt könnt ihr euch vielleicht vorstellen, wie frustrierend es sein muss, wenn man wegen Regen nicht arbeiten kann. Das war nämlich am 9. Tag. Und ich dachte, wir hätten in Mundubbera mit dem Regen abgeschlossen. Am 10. Tag waren die Bäume zwar immer noch etwas nass und wir waren mit 2 Deutschen die 4 einzigen Picker auf der Farm, aber wir konnten arbeiten, auch wenn wir nur 3 Bins zusammen schafften. Heute war wieder Zahltag und auch der letzte Tag unserer Registration. In der Big Mandarin wurden wir von Ty Bar ausgezahlt. Knapp 480$ hatte jeder verdient. Mit dem Geld gingen wir gleich ins Concil Office und verlängerten unsere Registration um 12 Monate. In 14 Tagen wird mir die Plakette per Post in die Big Mandarin geschickt. Ein Problem weniger. Zufrieden gingen Andreas und ich noch zum Bäcker und genehmigten uns eine echte Tasse Kaffee, die wir uns am Anfang der Woche versprachen, falls wir noch Geld übrig haben. Jetzt war wieder Wochenende und bis Montag nix zu tun. Mit den zwei Deutschen, die mit uns zum Schluss noch auf dem Feld arbeiteten, David und Kerstin, freundeten wir uns an und spielten in der Küche Kniffel und Poker (Marlene und Robert hatten ihre Pokerchips, zu unserer Freude, hiergelassen). Dann besuchten David, Kerstin und ich den Burnett River National Park. Ich hatte es damals nicht geschafft, und Andreas war mit Alina allein zu ihrem Geburtstag dorthin gefahren. Und da es in den letzten Tagen ordentlich geregnet hatte, war ne Menge von dem Fluss zu sehen. Wir setzten uns auf ein paar Felsbrocken und quatschen einfach nur. Es war sehr entspannend. Wir wanderten noch etwas das Flussbett entlang und quatschten auch dort eine kleine Weile. Es ist immer wieder schön, Backpackergeschichten austauschen zu können. Wieder zurück in der Big Mandarin, zockten wir wieder Kniffel. Am Montag begann wieder eine neue Arbeitswoche. David und Kerstin wechselten ihre Arbeit und mussten nun auf Weinbergen die Blätter von den Weintrauben abreißen. Andreas und ich bemühten uns um einen neuen Job auf einer Steinfruchtfarm, aber vor Mittwoch gibt es dort noch nix zu tun. So mussten wir immer noch Orangen pflücken. Oder besser gesagt, wollten es, weil niemand auf der Farm zu finden war mussten wir ohne Arbeit zurückfahren. Da arbeiteten wir lieber an einen von Bobs Kabinen. Bob hat nicht nur Appartments und Caravans, sondern auch kleine Hütten auf seinem Patz zu stehen. Und in einer hatte Andreas im Bad schon gestrichen und den Fußboden gefliest. Jetzt sollten (oder eher mussten. Es wurde auch mal Zeit) die Schränke neu gestrichen werden. Ich empfahl ein passives Hellblaugrün. Andreas war sogar damit einverstanden. So wurde heute nur gestrichen. Als Dank lud uns Bob zum Abendessen ein. So gegen 19 Uhr zogen Andreas und ich unsere besten Klamotten (sagen wir eher, das Sauberste, was zu finden war zwischen unseren vielen Arbeitssachen) und fuhren zu Ulles und Bobs Haus. Mit dabei waren zwei ihrer Söhne. Wir unterhielten uns über die Unterschiede von Deutschland zu Australien und wir löcherten die beiden über die eine oder andere Kuriosität der Australier, die wir Europäer nicht verstanden. Es war ein sehr angenehmer und geselliger Abend. Am Dienstag gab es wieder Arbeit auf der Mandarinenfarm. Am Mittwoch musste ich allein arbeiten, weil Andreas die Kabine fertig bauen musste. Am Donnerstag durfte ich endlich auf die Steinfruchtfarm, Nektarinen pflücken. Der Vorteil, wenn man auf der Farm arbeitet, ist ja immer, dass man nebenbei die Früchte essen kann. Es war auch keine anstrengende Arbeit. Nur leider war heute der letzte Tag, wo man nach Stunden bezahlt wurde. Morgen ging es nach bins (bzw. lachs wurden die kleinen Körbe genannt). Das war mir dann zu wenig Geld und so suchte ich mir neue Arbeit. Auf den Weinbergen suchte man noch Pflücker und das wollte ich mal ausprobieren. Andreas war in der Zwischenzeit mit seiner Kabine fertig geworden und kam mit auf die Weinfelder. Da standen wir nun, um halb sechs Uhr morgens, an einer 80er Weintraubenbaumreihe. Andreas auf der einen, ich auf der Anderen Seite, zupften die Blätter vor den Reben ab und schnitten zum Schluss mit einem Schnipper die Enden der Reben ab. Als wir eine Reihe fertig hatten waren unglaubliche 4 Stunden vergangen. Das bekam man aber gar nicht so mit. Da um 14 Uhr schon Schluss gemacht wird, schafften wir nur 2 Reihen. Pro Baum bekommt man 55Cent. Da Andreas und ich uns aber eine Reihe teilten, hatte jeder von uns nur 80 Bäume gemacht, also nur 44$. Am Ende habe ich mal wieder auf rituelle Weise mein Schneidegeräte eingeweiht und mir in die Fingerkuppe geschnitten. Zum Glück waren meine beiden Aufseher in der Nähe und die Frau (es war ein Pärchen) ist nebenbei Krankenschwester. So wurde mein Finger fachmännisch (ist das eigentlich ein frauenfeindliches Wort? Wie heißt es emanzipiert? Fachfräuisch?) gesäubert und verbunden. Andreas merkte schnell, dass das keine Arbeit für ihn ist. Er ist zu genau mit den Blätterabreißen und braucht viel zu viel Zeit. Also arbeitete ich am Freitag allein auf den Weinbergen, während er bei den Steinfrüchten anfing. Heute schaffte ich doppelt so viele Reihen wie gestern. Und ich habe gehört, dass man nach 2 Tagen noch schneller wird. Um 2 Uhr wurde Feierabend gemacht (länger kann man in der Sonne sowieso nicht Arbeiten. Schließlich ist es hier bereits Frühling und es herrschen 24°). Wer die Tage mitgezählt hat, wird gemerkt haben, dass Freitag schon der 19. ist und somit mein Geburtstag. Wie geplant, fuhren Andreas und ich ins 160 km entfernte Bundaberg und besuchten seit langem mal wieder ein Kino. Von Kerstin und David bekam ich passenderweise eine Tüte bunter Popcorns geschenkt. Da ich Samstag nicht arbeiten musste, blieben wir auf Elliot Heads über Nacht. Am nächsten Morgen bummelten wir noch durch Bundaberg und kauften Klamotten ein. Am späten Nachmittag waren wir wieder in Mundubbera. Sonntag ging es wieder los mit arbeiten. Auf dem Weinberg kam mich oft der Aufseher besuchen. Wir hielten einen Plausch, er half mir bei der Arbeit. Ich fand`s gut, mal wieder Englisch zu reden. Schade, das die Arbeit am Mittwoch schon zu Ende ging. Es war eine gut bezahlte und weniger anstrengende Arbeit gewesen. Alle Arbeiter bekamen sogar noch einen Bonus, weil wir so schnell fertig waren. In 6 Wochen werden dann die Weintrauben gepflückt. Ich sag ja. In Mundubbera gibt es immer was zu tun. Kerstin und David, mit denen ich abends immer Kniffel bis zum umfallen spiele, haben noch auf meiner alten Ventnor Grove Farm Arbeit gefunden. Wieder Blätter von den Reben abzupfen. Leider war für mich kein Platz mehr frei. Machte aber nichts. In 5 Tagen hole ich sowieso meine Eltern vom Flughafen in Brisbane ab. Meine 1000$ habe ich zusammen. Es begann am Wochenende sowieso wieder an zu regnen und wechselte sich mit Trockengewitter ab. Ständig blitzte es am Himmel, aber es war nix zu hören. Manchmal gab es Stromausfall. So saßen wir oft in der Küche und spielten Spiele. 2 weitere Deutsche, Uli und Mandy, gesellten sich dazu und mit David und Kerstin spielten wir Kartenspiele. Uli arbeitet als Computermechaniker und ihm erzählte ich gleich mal mein Problem mit meiner Drahtlosnetzwerkkarte. Ich hatte ja schon in Brisbane versucht, es zu beheben und davor hatten sich Christian und Andreas 2 meinem Problem angenommen und sind gescheitert. Alle dachten ja, es läge am Treiber oder an einer kaputten Netzwerkkarte. Uli jedoch fragte mich, ob der Sendeempfang der Karte auf Minimum steht. Da schob ich ihm meinen Laptop rüber sagte, er gehöre ganz ihm. In nicht einmal 2 Minuten hatte er herausgefunden, was das Problem war. Die Drahtlosnetzwerkkarte war ausgeschalten. Er hat sie aktiviert und nun konnte ich zum ersten mal seit 5 Monaten meinen Hot Spot benutzen. Ich strahlte über das ganze Gesicht und bedankte mich tausend Mal bei Uli. Uli du bist mein Held. Am Montag besuchten Andreas und ich Peter. Andreas hatte Peter damals im Shed kennengelernt. Er ist Deutscher und arbeitet richtig in Australien. Er wohnt im Caravan Park nebenan in einer Kabine.


Allein auf Reisen

2007-10-30

Am Dienstag war es dann endlich soweit. Ich packte alles ins Auto, verabschiedete mich von Ulle, Bob, Scott, den Deutschen Backpackern und einigen meiner Mitarbeiter. Um halb 10 Uhr verließ ich dann die Big Mandarin und Mundubbera. Die Laptopmucke auf Anschlag und Fensterscheibe runter, fuhr ich frei wie ein Vogel durch einen wunderschönen Frühlingstag. Das Wetter war fantastisch, die Landschaft herrlich. Nach 2 Stunden erreichte ich Gympie. Ein Ort mit Aldi. Dort parkte ich mein Auto und ging erst mal richtig Einkaufen. Reis, Spagetti, Milch, Wurst usw. Alles, was man zum Kochen eben braucht. Als ich wieder losfahren wollte, sprang der Motor wieder mal nicht an. Das übliche Problem. Ich wackelte und rüttelte am Lenker, ganz wie es der junge Hüpfer damals bei FORD getan hatte. Aber diesmal rührte sich nix. Ich versuchte alles. Schlüssel rausziehen, Schlüssel wieder rein. Gang raus, Gang wieder rein. Mit angezogener Handbremse, dann ohne. Nix. Was nun. Da muss jetzt wohl echt der ADAC her. In Australien heißen die RACQ und wir sind für 62$ im Jahr Mitglied. Ich rief also beim RACQ an und schilderte mein Problem und wo ich steckte. Nach nicht mal einer halben Stunde kam auch schon ein Serviceauto von RACQ. Ich erzählte ihm das Problem und auch, dass wir deshalb schon einen neuen Startermotor einbauen mussten. Er gab mir ein Zettel, wo ich mein Name und Adresse ausfüllen sollte und probierte schon mal am Wagen herum. Ich wollte gerade mit Stift zum Namen ansetzen, als der Motor schon ertönte. Ich war doch sehr erstaunt. Hatte ich denn nicht alles versucht, damit nicht genau das hier passiert? Aber der Mann zeigte mir den Trick, wie er es in Gang brachte. Links unter dem Lenker war eine halboffen runterhängende Klappe, auf die er geklopft hatte. Es war wirklich nur ein Wackelkontakt und man muss darauf hauen. Er wartete noch, bis ich den Zettel ausfüllte und ob ich allein auch den Motor starten kann. Ich schlug also gegen die Klappe und der Motor sprang an. Super. Jetzt muss ich also keine Hampelfiguren im Auto vorführen, um den Wackelkontakt zu finden. Jetzt weiß ich, wo ich draufhauen muss. Ich bedankte mich bei dem Typen, war froh, das ich nix zahlen musste und zog weiter.

Gegen 16 Uhr kam ich in Brisbane an. Als erstes fuhr ich gleich zum Bahnhof, weil ich herausbekommen wollte, mit welchem Zug ich zum Flughafen fahren kann. Da das Parken am Flughafen sehr teuer sein soll und meine Eltern sowieso gleich dort ihren Mietwagen abholen, ist es besser, mein Auto hier stehen zu lassen und mit Zug zum Airport zu fahren. 13$ kostete eine Fahrkarte. Naja. Auch nicht viel günstiger. Ich parkte wieder vor dem City Backpackers, ging ohne einzuchecken duschen und wollte in der Küche Abendbrot zubereiten. Doch erst wollte ich am Laptop was schreiben. So parkte ich mein Essen in einem Regal. Es waren noch zwei Regale frei. Es stand zwar darauf, das man kein Essen dort abstellen soll, aber es war ja sonst nix frei und ich wollte sowieso in einer halben Stunde essen. Ich ging also nebenan, hängte mich an den Strom und schrieb los. Nach 20 Minuten knurrte aber mein Magen und so ging ich zurück zur Küche, um mir Abendbrot zu machen. Doch da war mein Essen schon weg. Ich blickte wieder in ein leeres Regal mit dem Zettel "Food Free Shelf" also Essenfreies Regal. Ich suchte die Küche nach meinem Essen ab. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich. Nehmen die das mit dem Essenfreiem Regal so ernst? Ich ging zur Rezeption, um zu fragen, wo man das Essen hinmacht, was man dort abstellt. Der Typ aber meinte nur, in dieses Regal stellt man Essen ab, was man nicht mehr haben will, was für alle praktisch ist. Na toll. Das hätten die aber auch anders schreiben können. Wie soll man denn darauf kommen, dass "Food Free Shelf" auch "Freies Essen im Regal" bedeuten kann. Auslegungssache. Nun ist mein Essen jedenfalls weg. Ich kenne doch die Backpacker. Die sind wie Geier, wenn es ums Essen geht. Ich musste an ausgleichende Gerechtigkeit denken, weil wir in Darwin im Caravan Park das gleiche machten. Dort stand auch eine Kiste mit Essen herum. Auch wenn es offensichtlich wirklich Reste waren. Nun ja. Was man nicht ändern kann, über das sollte man sich nicht lange ärgern. Ich war nur froh, dass ich nicht alles Essen aus dem Auto holte und in dieses "Food Free Shelf" stellte. Ich machte mich hungrig in die Stadt und schlenderte noch durch die Läden. Ich lief bis rüber zur South Bank. Abends ist es wirklich schön hier. Es war noch nicht 20 Uhr, die Bibliothek also noch offen und so probierte ich mein "neues" Hot Spot aus. Mein Drahtlosnetzwerk, mein "Ohne Schnurr" Zugang zum Internet. Ich liebe diese Technologie. Sie erlaubt es einem, mit dem Laptop von jedem Ort aus, wo man Internet frei empfängt, Schnurlos ins Internet zu gehen. Ich surfte also etwas herum und traf sogar meinen Bruder im Chat. Als die Bibliothek zumachte, hatte ich draußen immer noch Empfang. Aber leider kein Strom. Um 21 Uhr ging ich wieder zurück zum City Backpacker und machte es mir im Auto gemütlich. Matratze ausgeklappt und Vorhänge zu. Morgen werde ich endlich meine Eltern sehen.


Brisbane mit Eltern und Surfers Paradise

2007-10-31 to 2007-11-01

Um 5 Uhr konnte ich eh nicht mehr schlafen und zog mich um. Um kurz vor sechs fährt mein Zug. Um 7 Uhr sollten meine Eltern landen. Ich lief also zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug zum Flughafen. Ich traf um 6:24 Uhr ein, gerade noch rechtzeitig, um am Monitor festzustellen, dass der Flieger meiner Eltern schon im Landeanflug war. Wusst ich`s doch. Sie waren eine halbe Stunde zu früh. Zu Nervös, um mich an die lange Schlange beim Cafeshop anzustellen, saß ich im Wartebereich. Gestern hatte ich im Souvenir Shop eine Australische Fahne gekauft, die ich gleich schwenkend meine Eltern in Empfang nehmen wollte. Es kamen viele Passagiere aus der Schiebetür. Wo bleiben meine Eltern? Ich hoffe, sie hatten alles Wahrheitsgemäß angekreuzt und müssen keine Strafe zahlen. Da endlich kamen sie. Gleich erkannt, nahm ich meine Eltern herzlich in Empfang. Ein tolles Wiedersehen. Wir machten uns gleich auf dem Weg zum Autoverleih und nach einer halben Stunde saßen meine Eltern und ich schon im Auto und fuhren nach Brisbane. Erst mal zur Unterkunft. Meine Eltern hatten ganz in der Nähe der City, in Spring Hill, eine Unterkunft gebucht. Es war ein tolles kleines gemütliches Haus in einer ruhigen Umgebung. Es hatte im Untergeschoss einen schönen Hof mit BBQ (Barbecue), Einen Wäschehof und eine Terrasse im Erdgeschoss. Hier lässt es sich leben. Klamotten aufs Zimmer gebracht, fuhren wir gleich in die Stadt an den Fluss und genehmigten uns ein ordentliches, typisch Australisches Frühstück. Rühreier mit Speck. Wir erkundeten zusammen die Stadt zu Fuss, gingen in die Queens Street Mall einkaufen und machten Abends einen Abstecher an der South Bank, um schön Abend zu essen. Schließlich hatten wir Paps 50. und meinen 27. Geburtstag nachzufeiern. Eine tolle Aussicht über Brisbanes Skyline bei Nacht. Zufrieden fuhren wir mein Auto beim City Backpacker abholen. In einem Rutsch lotste ich meine Eltern im Schlepptau durch die Stadt zur Unterkunft. Während meine Eltern sich im engen Zimmer zurückzogen, machte ich es mir in meinem mittlerweile hübsch eingerichtetem Auto gemütlich. Morgen geht das Reisen mit meinen Eltern los. In 2 1/2 Wochen müssen wir in Melbourne sein. Da bin ich mal gespannt.

Surfers Paradise 01.11.07

Um meinen Eltern nur das Beste von Australien zu zeigen, war es ein Muss, nach Surfers Paradise zu fahren. Auch wenn viele Reisende berichten, es sei zugepflastert mit Hochhäusern am Strand. Aber gerade das reizte mich. Am Vormittag fuhren wir noch mal zurück zum Flughafen, um einen unnötigen Ballast loszuwerden, den wir seit dem Auto mit uns herumfuhren. 2 Kindersitze, die wir nicht bestellt hatten, waren mit an Board. Dafür ließen wir mein Auto noch bei der Unterkunft stehen und fuhren zu dritt zum Flughafen. Nach 10 Minuten hatten wir die Dinger los und holten mein Auto. Da ich noch tanken musste, verabredete ich mich mit meinen Eltern in Surfers Paradise im Touristeninformationscenter. Nach anderthalb Stunden kam ich dann in Surfers Paradise an (übrigens hieß dieser Ort früher anders und wurde wegen benötigter Dramaturgie in einem wohlklingenderen Namen umgewandelt. Und es hat funktioniert). Am Straßenrand sah ich zufällig meine Eltern und fuhr hinter ihnen, bis ich zufälligerweise in eine Abbiegerspur kam und nicht mehr wenden konnte. Ich fuhr die Straße entlang, auf der Suche nach dem Info Center, aber ich konnte es einfach nicht entdecken. Und von meinen Eltern weit und breit keine Spur zu sehen. Ich parkte kurz, um mich neu zu orientieren, als mich meine Eltern entdeckten. Wieder vereint. Auch sie konnten das Center nicht finden. Aber das war jetzt egal. Wir waren wieder zusammen. Auf zum Strand. Zu kalt oder vielleicht zu müde, blieben wir dem Wasser fern und hielten lieber ein Nickerchen. Nach erholsamen 2 Stunden wurde es für uns an der Zeit, für meine Eltern eine Bleibe zu suchen. Surfers Paradise ist nicht gerade billig. Da wies ich meine Eltern gleich mal in das Leben eines Backpackers ein und suchten ein Hostel. Das erste gleich ausgebucht, fing die Suche ja schon mal gut an. Aber hier hatten Backpackerhostel Hochkonjunktur und reihten sich nebeneinander. So schlenderten wir einfach zum Nächsten und checkten dort ein. Die Dame im Office war dann noch eine Deutsche, die hier seit 6 Jahren lebt. Zimmer gesichert, begaben wir uns noch in das Nachtleben von Surfers Paradise. Na sagen wir Abendleben. Meine Eltern sind ja auch nicht mehr so ganz jung. Aber es war trotzdem schön und zurück im Hostel trafen wir noch mehr deutsche Backpacker, mit denen, auch meine Eltern, gemütlich über das Reisen und Erleben plauschten. Es waren 3 nette junge Mädels aus Baden Württemberg. Sie waren sich nicht sicher, ob sie die lange Tour durchs Outback machen sollten, nur um einen roten Klumpen zu sehen. Ich berichtete ihnen von meinem Erlebnis, wie Schön ein Klumpen nach 3 Tagen öder Landschaft sein kann und sie waren umgestimmt. Nun wurde es langsam wieder Zeit für mein Auto. Meine Eltern gingen schlafen und ich fuhr die Straße runter, die in einer Sackgasse genau am Fluss endete und schlief auch bald ein. Morgen Kommt der Beste Strand ran. Byron Bay.


Byron Bay und The Entrance

2007-11-02 to 2007-11-03

Byron Bay 02.11.07

Dieser Tag war ein Beispiel pures Erholens. Byron Bay liegt nicht weit südlich von Surfers Paradise. Nach selbstgemachtem Frühstück im Hostel, waren wir noch vor dem Mittag angekommen. Zeit für ein Kaffeepäuschen. Anders als mit Andreas und Alina, ging es mit meinen Eltern ins Cafe. Sehr ungewohnt. Dann ging es aber richtig an den Strand und ins Wasser. Wieder stürzte ich mich in meine geliebten Wellen. Nach dem kühlen Nass wurde ein Nickerchen gehalten und danach fuhren wir rauf zum Leuchtturm. Was ich nicht wusste, man musste Parkgebühren zahlen. Und da wir noch nicht so schlau waren, nur mit einem Auto zu fahren, mussten wir noch für beide zahlen. Aber es hat sich gelohnt. Die Aussicht von dort oben war super schön. Auf einer Picknickbank breiteten wir uns aus und ich durfte nach alter Gewohnheit Strom für unseren Wasserkocher suchen. Zum Glück gab es hier noch ein kleines Museum, wo ich in einem der Räumlichkeiten den weißen Kocher heimlich anstecken konnte. Meine Eltern hatten in der Zeit schon Brote geschmiert. Jetzt kam noch schöner türkischer Kaffee dazu. Bauch vollgeschlagen wurde ein Spaziergang gemacht, der zufällig ein Gang zum östlichsten Punkt des australischen Festlandes war. Wieder bewunderten wir die tolle Aussicht, blickten aufs Meer hinaus, suchten den Horizont nach Walen ab, die (vor einigen Monaten) hier gut zu sehen sein sollen. Wir fanden keine und drehten wieder um. Jetzt sahen wir am Himmel schon blaugraue Wolken. Im Hintergrund blitzte es sogar schon. Also gingen wir zurück zum Auto und fuhren aus Byron Bay raus. Jetzt regnete es in strömen. Zuvor hatten wir uns die Stadt Grafton als nächsten Haltepunkt ausgesucht, um nach einer Bleibe zu suchen. Schließlich hatte sich der Tag so dahingeschlichen und nun war es schon weit nach Mittag. Es waren zwar nur 160 km bis nach Grafton, aber wegen dem heftigen Regen konnte man nicht so schnell fahren. Nach knapp 2 Stunden waren wir noch nicht in Grafton und so fuhren meine Eltern jetzt schon zu einem Motel. Es war auch gleich ein ganz Günstiges, wo man auch Frühstück bestellen (für meine Eltern ganz wichtig) und auch Abendessen konnte. An der Rezeption sagte man uns, dass wir nur noch Fish und Chips essen können, da es gleich um 21 Uhr ist und die Küche schließt. Ich blickte auf meine Uhr. Es war doch erst 8 Uhr? Hier wurde uns zum ersten Mal klar, das hier in New South Wales, eines von 8 Bundesstaaten von Australien, die Sommerzeit gilt. In Queensland, wo wir heute morgen noch waren, gibt es die Sommerzeit nicht und so war es uns nicht aufgefallen. Jetzt sind es nicht mehr 8 Stunden unterschied zu Deutschland, sondern schon 10, weil ihr dort ja schon die Winterzeit habt. Aufgeklärt bestellten wir noch Fish und Chips, die uns aufs Zimmer gebracht wurden. Dann machte ich es mir wieder in meinem Auto bequem und meine Eltern im Motelzimmer. Wir hatten beim Abendbrot besprochen, dass es als Nächstes so weit wie Möglich nach Sydney geht. Strandtage waren jetzt abgehackt und durch das schlechte Wetter konnte man eh nur Auto fahren. Na hoffentlich wird es abends wieder schön.

The Entrance 03.11.07

Meine Eltern. Wenn wir unterwegs sind, gibt es immer was zu erzählen. Wir haben uns mal wieder selbst übertroffen. Aber ich will von Anfang berichten.

Unser Morgen begann mit einem Frühstück, dass uns zum Zimmer gebracht wurde. Da wir noch jede Menge selbst Essen hatten, bestellten wir nur Toasts und Ei. Kaffee machten wir selber. Bald ging es auch schon weiter. Es war kein super Wetter und so ließen wir den Strand links liegen. Wir fuhren durch bis 12 Uhr, dann knurrte uns der Magen. In der Nähe von Taree fanden wir ein Motel mit Restaurant, dass offen und ausgestorben war. Keine Sau zu sehen. Da standen wir nun mitten in einem Restaurant, alles offen, aber ohne Personal. Ich konnte sogar bis in die Küche gehen und spielte ernsthaft für 10 Sekunden mit dem Gedanken, meinen Eltern etwas Leckeres zu kochen. Aber wie es nun mal so ist, wenn man zu lange darüber nachdenkt, zieht man weiter und sucht ein anderes Restaurant. Beim verlassen des Parkplatzes, fuhr mein Vater in die falsche Richtung. Es war ein guter Zufall, denn beim Wenden entdeckten wir ein „Café & Lunch“ Schild. Da es in keine genaue Richtung zeigte, fuhren wir, wie sollte es auch anders sein, in die falsche Richtung. Aber so konnten meine Eltern mal Landluft schnuppern und gleich Bekanntschaft mit dem „Verfahren“ machen, was mir mit Andreas und Alina schon so einige Male passierte. Aber wir fanden noch das richtige Haus. Wir aßen köstlichen Baramundi, wie es sich in Australien gehört (Fischspezialität), Salat mit Nüssen und Steak. Nach einer Tasse Kaffee zum Schluss ging es weiter. Wir wollten heute unbedingt so weit wie möglich nach Sydney kommen. Paps hatte was von einem Sonntagsmarkt unter der Harbour Bridge gehört, den man unbedingt erleben sollte. Und heute war schon Samstag.

Als wir weiter den Pacific HWY entlangfuhren, wurde mir einiges vertraut. Die Erinnerungen von der Fahrt nach Brisbane mit Christian und Christina wurden wach. Heute fuhren wir an Port Macquarie vorbei, wo wir damals den Koala Park besuchten, hielten in Newcastle zum einkaufen an, was wir damals auch machten. Auch an meinem so geliebten Caves Beach fuhren wir vorbei. Als wir dann noch an ein Schild, dass zu einem italienischem Kaffee verwies, vorbeifuhren, fiel mir wieder die Geschichte mit meinem ersten Latte Macchiato ein, der ja nur Macchiato und ohne Latte war und ich deshalb nur ein Tässchen Espresso bekam. Und dann hielten meine Eltern auch noch am Kaffee. Das fand ich cool. Auch wenn es geschlossen war.

Jetzt wurde es schon langsam Zeit, eine Unterkunft zu suchen. Gosford war unsere erste Stadt zum fragen. Leider mussten wir feststellen, dass ganz Gosford wegen eines Autorennens ausgebucht war. Also ab zur nächsten Stadt. Jetzt wurde es schon recht spät. Dann fuhren wir auch noch in die falsche Richtung. Dieses verflixte Dreieck. Ich benenne es wirklich nach dem Bermudadreieck. Es verschwinden zwar keine Leute, aber es bringt sie dazu, in die falsche Richtung zu fahren. Das ist uns damals mit Christian und Christina an der gleichen Stelle auch passiert. Nun fuhren wir wieder nach Norden, wo wir doch eigentlich nicht hinwollten. Aber das war uns jetzt egal, denn es wurde schon dunkel und die Hotels waren sau teuer. Dabei waren eine günstige Hotelkette für nur 59$, was leider auch ausgebucht war, dann ein zu teures Hotel und ein noch zu teueres Resort für 140$ (und der Typ an der Rezeption kam uns schon mit 20$ entgegen). Langsam waren wir gestresst und durch die Verfahrerei unsere Nerven strapaziert. So kam es, dass ich an einem Hotel hielt, meine Eltern aber weiterfuhren. So musste ich erst einmal meine Eltern suchen. Zum Glück fand ich sie schnell an einer Seitenstraße. Jetzt aber weiter. Beim verlassen der Seitenstraße fiel mir ein kleines Schild "B&B" auf. Das heißt Bed and Breakfast und bedeutet Bett und Frühstück. Meine Eltern ignorierten meine Winkerei komplett und fuhren weiter die Hauptstraße entlang. Nach 5 Minuten wurde wieder angehalten und Beratung gemacht. Ich erzählte ihnen von dem B&B Schild und nahmen es als letzte Chance in dieser Nacht noch eine Bleibe zu finden. Am "B&B" Schild angekommen, fuhren wir die Seitenstraße entlang auf der Suche nach dem passendem Häuschen dazu. Es kam und kam aber nichts. Und jetzt war die Straße auch schon zu Ende ohne ein weiterer Hinweis auf B&B. Das letzte Haus schauten wir uns daher genauer an. Da. An der Hauswand stand doch was. Ein Schild. Mutti und ich gingen frech durch die Gartentür zum Haus und klingelten. In dem Moment sah ich aber schon ein weiteres Schild mit "No Vacancy" also "Zimmer belegt". So ein Mist. Eine Frau öffnete uns die Tür und ich fragte sie, ob sie nicht doch noch irgendwo ein Plätzchen zum Schlafen hat oder zumindest weiß, wo es noch etwas gibt. Die Frau entschuldigte sich, dass sie nichts mehr hätte. Aber ihr Mann kann hinzu und meinte zu seiner Frau, dass sie doch hinten in der Veranda schlafen können. Die Frau ließ sich erweichen, bemerkte selbst die späte Stunde und war ganz nett zu uns. Ihr Mann erklärte uns, es sei nur eine kleine Veranda, aber man sei für sich. Ich fragte vorsichtig nach dem Preis und die Frau meinte auch noch 130$. Ich machte große Augen. Ups sagte ich zu ihr und sie bemerkte mein kleines Entsetzen. Was war unser Preislimit wollte sie wissen und ich meinte zu ihr "99". Maximal 100. Ich grinste etwas verschwitzt und sie lachte auch etwas. Na wir sollen uns doch erstmal die Bleibe anschauen. Es ging durch die Garage und ich dachte noch, was muss das für eine Veranda sein, wo man durch eine unaufgeräumte Garage muss. Durch 2 Türen gelangen wir endlich in die "Veranda". Nur das es keine Veranda war. Jedenfalls für meine Begriffe nicht. Das ist keine Veranda, das war ein komplettes Haus mit offener Küche zum Wohnzimmer und Essbereich, Eckbadewanne im beheiztem Bad durch wärmeabstrahlende Lampen. Meine Mum war begeistert. Kein Frieren, wenn man aus die Wanne kommt, und 2 große Zimmer mit Doppelbett, die so schön hergerichtet waren, als wären es Schlafzimmer im Weißen Haus. Die Frau "Jackie" zeigte uns den mannshohen Kühlschrank, Mikrowelle, Backofen. Hier gab es einfach alles. Dann sollten wir noch sagen, was wir an Essen bräuchten. Aber wir sagten ihr, das wir uns selbst versorgen können, wir hätten alles da für Abendbrot und Frühstück. Und ich schlafe ja sowieso im Auto. Aber das kam für Jackie nicht in Frage. Ich solle gefälligst im Haus schlafen und da wir ja versorgt sind, brauche sie uns ja nichts weiter bringen und 100$ wären ausreichend. Super. Wir hatten eine Bleibe. Wir legten los mit Abendbrot machen. Mutti warf die Toasts in den Toaster und Papa deckte Tisch. Nach einer Minute ging plötzlich ein Alarm los. Was war das denn? Wir standen mit zuhaltenden Ohren vor der Wand mit der elektrischen Alarmanlage. Kein Schimmer wie das Hightec Haus funktionierte. Überfordert drückten wir ein paar Knöpfe, aber nichts brachte das laute Piepen zum Schweigen. Nach einer Minute hörte das Piepen von allein auf. Jackie und Peter wurden offensichtlich nicht geweckt. Überall waren Rauchmelder im Haus angebracht. Auch Einer direkt über den Toaster. Also vermuteten wir, das der Toaster den Alarm ausgelöst hatte. Oder wir waren bei versteckter Kamera. Für den Rest des Abends versuchten wir jedenfalls so unauffällig wie Möglich zu wirken und nichts anzufassen, was elektrisch erscheint. Außer ein von diversen Musikanlagen. Ich wagte es, die bereits eingelegte CD abzuspielen. Nun klang das australische Staatsorchester durch das Wohnzimmer.

Wenn wir uns nicht Verfahren hätten und meine Eltern nicht in dieser Seitenstraße auf mich hätten warten müssen, hätten wir wahrscheinlich dieses hübsche Häuschen gar nicht entdeckt. Wir redeten noch lange über Zufälle, bevor wir schließlich den Tag beendeten und ins Bett gingen. Letzte Nacht noch von heftigen Regenschauern in der Nacht begleitet, merkte ich diese Nacht nichts von dem Sturmregen draußen. Lag wohl am Bett.


Zwischenbericht von Mama Moeller

2007-11-04

Liebe Leute,

heute ist der 15.11. und morgen geht es definitiv zurück nach Deutschland. Da Conny ihre Berichte absolut in chronisch schreibt, ist sie noch nicht auf dem Laufenden. Ist auch nicht so einfach, da wir ja ständig umherreisen und uns ganz viel ansehen. Dann muss sie laufend dolmetschen und wenn wir mal am Strand sind, fallen ihr auch schon die Augen zu oder sie sammelt Muscheln. Nur gut, dass wir nicht all zu oft am Strand sind, denn Muscheln sammeln macht süchtig. Eine ist immer schöner als die andere. Ich erzähle lieber nicht, wieviel wir mit  nach hause bringen werden.

Übrigens, seit der Luxus-Veranda hat Conny gemerkt, wie schön es ist, in einem richtigen Bett zu schlafen und so schläft sie seit dem mit im Zimmer. In den meisten Motel-Zimmern steht ein breiteres und ein normales Bett. Das mit den Betten muss ich erzählen (wer das noch nicht so kennt). Das breitere Bett besteht aus einer durchgängigen Matratze mit einem Laken. Darüber spannen die hier noch ein Laken, darauf eine Wolldecke (bis Kopfkissenhöhe) und dann wird das Laken umgeschlagen. Das alles wird auch wie ein Laken runtherum unter die Matratze gespannt. Dann kommt die Tagesdecke, die am Kopfende eingeschlagen ist. Unter dem Umschlag befinden sich die Kopfkissen, die nur halb so breit sind wie unsere. Man muss also erst die Kopfkissen rauspulen, Tagesdecke zurück schlagen und dann das Laken mit der Decke vorziehen. Meist zieht man dann nur so viel raus, dass man zu Bett gehen kann. Später pult man mühevoll mit den Füßen den Rest raus, da man sonst wie in einer Tüte steckt. Da wir nun keine 20 mehr sind, wird die Nacht dadurch immer etwas (anders) unruhig. Aber es ist völlig o.k., denn Conny wird so schnell nicht wieder die Chance auf ein richtiges Bett haben und sie wird sich wieder an ihre Matzratze im Auto gewöhnen.

Jetzt sind wir ja an der Westküste (redaktionelle Anmerkung: hier ist die Südküste von Australien gemeint) und hier ist alles viel teurer als an der Ostküste. Wenn wir noch ein Motel für 55 Dollar hatten, freuen wir uns hier schon, wenn wir mit Verhandlungsgeschick (Conny kann das ganz gut) auch mal "nur" 85 Dollar bezahlen müssen. Dafür liegt das Motel auch direkt am Hayway. Apropo: Freeways, was bei uns die Autobahnen sind, gibt es nur ganz wenige in Australien, da darf man dann auch schon mal 110 kmh fahren. Auf den Hyways sind höchstens 100 drin. Die sind so ähnlich, wie unsere Autostraßen. Es gibt Links- und Rechtsabbiegespuren und ! eine Fahrradspur!!.

Es gibt so gut wie an jeder Kreuzung Kreisverkehr oder Ampeln. Bei den Ampeln ist es das Gute, dass die nicht nur an Deiner Ecke stehen, sondern auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Da braucht man sich nicht den Hals verrenken, wenn man ganz vorne steht (na gut, das Problem kenn die Kleinen unter Euch nicht so)

Und die Zigaretten und der Alkohol sind sowas von verdammt teuer!! Also ein Sechserpack Bier kostet ca. 14 Dollar, das sind umgerechnet etwa 1,40 € pro 1/2-Lieter-Flasche. Das muss Detlef wirklich mit Genuss trinken und da wird kein Rest übrig gelassen und dann weggeschüttet. Zigaretten kosten auch so um die 14 Dollar die Schachtel (sind aber 30 drin). Da tut es mir um jeden Stop leid, den wir tun, denn den nutzt Detlef grundsätzlich zum rauchen. Und Stopps gibt es viele: Lookouts (Auskuck), Info-Points, Cafe u.s.w.  ja, Schokolade ist auch teuer, aber die kann man sich noch verkneifen.


meine Eltern in Australien

2007-11-05

Hallo Leute !

Grüße aus Down Under von Mama und Papa Möller.

Der Flug war nicht so stressig wie gedacht. Bis jetzt alles suuuper.

Von den Unterkünften war bisher alles vertreten: von Hütte bis Palast.

 

Der Verkehr aber katastrophal, nur Geisterfahrer. Aber ich trix die alle aus. Ich fahre links.

Wir waren schon im Pacific baden, und ein Trip nach Sydney einfach bombastisch. Heute eine Tour in die Blue Mountains leider hatten wir kein schönes Wetter, nur für kurze Zeit verflogen die Wolken und wir hatten herrliche Sicht, wie für uns gemacht zum fotografieren. War also auch erfolgreich!

Wir sind sehr gespannt, wie es weiter geht.

Grüße an Germany


auf nach Sydney

2007-11-06

Die erste Nacht seit Australien in einem flauschigem Doppelbett. Ich hatte mir schon oft Gedanken gemacht, wie ich mich wohl fühlen würde, wenn ich erst einmal mein Camperleben hinter mich lassen würde. Ich dachte, ich bekäme mehr Sehnsucht nach einem ordentlichem Bett. Aber so war es nicht. Habe mich wohl nach 5 Monaten Isomatte und 1 Monat Matratze (was einem Bett schon sehr nahe kommt) an alles gewöhnt. Es war aber trotzdem ein tolles Gefühl, aus einem Bett zu "steigen". Und das ganze in einer Villa ähnlichen Veranda. Habe das Frühstückmachen meinen Eltern überlassen. So lange wollte ich in dem Bett bleiben. Aber die Rühreier haben mich aus dem Bett gelockt. Nach dem Frühstück haben wir uns noch sehr bei Peter und Jackie für Übernachtungsmöglichkeit bedankt. Sie waren ja irgendwie Retter in der Not. Unser nächster Stopp sollte endlich Sydney sein. Gegen Mittag trafen wir in Paramatta ein, ein Vorort von Sydney. Dort informierten wir uns in einem Touristen Informationscenter über Unterkünfte. Ich telefonierte ein paar ab. Aber alles zu teuer. Wir suchten das kleine grüne Buch, dass ich aus dem Hostel in Brisbane habe mitgehen lassen. Dort stehen ein paar "Hostels mit Charme" drin. Wir fanden eine gute Adresse in Strathfield, ein weiterer Vorort von Sydney. Als ich anrief, war auch ein Doppelzimmer frei. Wir dachten, wir wären in 20 Minuten da, aber der Weg dorthin gestaltete sich schwierig. Zwei mal mussten wir nach der Strasse fragen. Der erste war ein Koreaner, der schlecht englisch konnte. Der zweite war da schon besser. Er holte aus seinem Auto sogar einen Stadtplan, um mit uns die Cooper Street, wo unser Hotel liegt, zu suchen. Nur um dann festzustellen, dass die Straße gleich um die Ecke liegt. Nun ja. Das einchecken war auch etwas seltsam. Ich wollte gerade die Haustür zum Hotel öffnen, als mir ein kleiner 5 Jähriger zuvorkam. Er öffnete die Tür und sah mich mit großen wachen blauen Augen an. "Ja wo ist denn deine Mama? Ich möchte gern ein Zimmer buchen". Er sagte zu mir: "Meine Mama ist da hinten. Du kannst in mein Zimmer." Dann sah er meine Mama an und meinte zu ihr: "Du darfst auch in mein Zimmer." Und zu meinem Papa: "Und du darfst auch in mein Zimmer." So ein kleiner Süßer. Als wir da so im Flur standen und nach der Rezeption suchten, kam ein Opa angeschlirft und meckerte mit dem Jungen, er solle nicht jeden Fremden die Tür öffnen. Wie sich herausstellte, war das Hotel eher ein Gebäude mit privaten Apartments. Und die Chefin war gerade nicht da. Hm. Das kam uns alles sehr komisch vor. Ich rief also noch mal die nette Frau an. Sie sei schon auf dem Weg, versicherte sie. Also warteten wir. Sie kam und zeigte uns das Zimmer. Alles war super, Küche mit Utensilien, Bad mit Dusche, Hof und Aufenthaltsraum. Na bleiben wir doch gleich zwei Tage. Sachen verstaut, mein Auto geparkt, fuhren wir zu dritt mit Auto der Eltern nach Sydney. Schließlich war Sonntag und wir wollten ja noch den Markt erleben. Dieser befand sich bei "The Rocks", ein Ort vor der Harbour Bridge (für alle Nichtenglisch wissende, das ist die super große, schöne Stahlbrücke. Ein berühmtes Bauwerk gleich nach dem Opern Haus in Sydney). Dort schlenderten wir übrigens gleich als nächstes hin. Für mich war es zwar nicht mehr so prickelnd neu, aber trotzdem immer noch schön anzusehen. Der Botanische Garten knüpft am Opern Haus an und so durchwanderten wir ihn auch noch kurz. Da meine Eltern ja nun nicht mehr die Jüngsten sind, ging es nach einer Pause wieder zurück durch die Stadt zum Auto. Aus der Stadt herausfahren war auch ein Abenteuer für sich. Zwei mal mussten wir Schleife fahren, weil wir nicht die Richtige Ausfahrt auf die Highwaybrücke fanden. So kann man auch eine Stadtrundfahrt machen. Aber letztendlich gut im Hotel angekommen, machten wir uns Spagettis zum Abendbrot. Die Mitbewohner in den Apartments waren alle sehr nett und unterhielten sich ab und zu mit meinen Eltern. Jedenfalls versuchten sie es. Meine Eltern können ja nur ganz wenig Englisch. Aber mit Händen und Füßen, Verrenkungen mit Armen und Beinen, wurde nach einer halben Stunde klar gemacht, dass heute schönes Wetter war.

Diese Nacht schlief ich mal wieder im Auto. Und in der Nacht begann es wieder an zu regnen.

Mit miesem Wetter begann also der nächste Tag. Ausgerechnet heute, wo wir einen Ausflug zu den Blue Mountains machen wollten. Die Blue Mountains (zu deutsch Blaue Berge) sind ja bekannt für die "tree sisters" (drei Schwestern), eine coole Felsformation, und für die vielen Eukalyptusbäume, die durch die aufsteigenden Öldunste in der Ferne Blau wirken.

Als wir aber durch die Berge fuhren, war die Sicht gleich Null. Man konnte keine 100 Meter in die Ferne sehen. So sahen wir noch nicht mal, das wir am "Echo Point", eine bekannte Aussicht über die "tree sisters", verpassten. Dann fing es auch noch zu nieseln an und wir wussten langsam nicht mehr, ob es sich noch Lohne, weiter zu fahren. Wir gaben uns dennoch einen Ruck und versuchten es noch mal. Zurück am Lookout beim Echo Point gingen wir zur Plattform von wo aus man einen herrlichen Blick über wolkenverhüllende Berge hatte. Schade, dachten wir. Nur ganz schwach konnte man ein paar Bergzüge im Hintergrund ausmachen. Wir wollten gerade die Plattform verlassen, als sich auf einmal der Nebel legt und die Berge zum Vorschein kam. Nicht zu glauben. Innerhalb von Sekunden wurde die Sicht zu den tree sisters frei. Klasse. Auch mehr vom Tal und die dahinterliegenden Berge konnte man etwas sehen. Da hat sich das Warten aber gelohnt. Leider war diese freie Sicht nicht von Dauer. So schnell die Wolken gingen, kamen sie wieder. Und in Sekundenschnell wurde alles wieder vom weißen Nebel verhüllt. Zufrieden gingen wir noch in ein Café. Dort konnten wir kurz mal kostenlos ins Internet gehen und ein paar Souvenirs kaufen. Das Wetter wurde leider nach dieser Pause nicht Besser. Es nieselte sogar wieder. Also machten wir uns wieder auf den Rückweg und fuhren zurück zum Hotel. Machten Obstsalat von unseren Zwischendurch eingekauften Früchten und aßen Milchreis. Es war im Großen und Ganzen ein relaxter, stressfreier Tag. Sicherlich für meine Eltern eine Wonne, da sie nicht wirklich lange Wanderungen machen können. Ich war nur froh, trotz schlechten Wetters die tree sisters gesehen zu haben. Morgen wollen wir hier auschecken und Vormittags uns noch einmal in Sydney herumtreiben.

 

Das taten wir auch. Gleich früh ging es los zum Fischmarkt. Eigentlich eher zufällig drüber gestolpert, weil wir (mal wieder) die falsche Ausfahrt genommen hatten und (was am ersten Tag in Sydney noch ganz schwer ging) auf der Ausfahrt aus der Stadt befanden, hatten wir kein Bock zum Umdrehen gehabt, sondern folgten lieber den Schildern zum Fischmarkt. Dort gab es alles was das Kochherz begehrt. Muscheln, Krebse, Austern, Fische in jeder zubereitbarer Form, Garnelen usw. Von dem Essen angesteckt, bekamen wir Hunger. Zum Glück gab es auch Steaks zu essen. Meine Eltern waren weniger Mutig. So war ich die Einzige, die etwas von dem Seeessen probierte. Frisch gestärkt versuchten wir aber noch einmal in die Stadt zu kommen, weil ich meiner Company einen Besuch abstatten wollte, um zu schauen, ob schon Post von der RACQ (wie ADAC) gekommen ist. Leider war nix da. Das Wetter war heute immer noch nicht auf unserer Seite. Wir wollten eigentlich noch zum Strand fahren, aber entschieden uns spontan um zur Weiterfahrt nach Canberra, der Hauptstadt von Australien. Wir besuchten vorher jedoch noch meine so gewünschte Ausstellung von dem Fotografen Yann Arthus-Bertrand, der fantastische Fotografien von oben aus der ganzen Welt macht. Sehr beeindruckend.

Gegen Mittag fuhren wir wieder zum Hotel, holten mein Auto ab und machten uns auf dem Weg zu unserem 3. Bundesstaat, dem Australien Capital Territory. Auf dem Weg dorthin klarte der Himmel auf und wir fuhren durch wunderschöne Landschaften. An einer Stelle war es besonders schön. Es war ein flaches Tal zwischen zwei Bergketten, dass so groß und so flach war, dass man in der Entfernung die Spiegelungen sehen konnte. Dort befand sich kein Gebäude, das Feld war eine Farbe, als könne man dort Millionen Fußballfelder aneinanderreihen. Die Wolken warfen ihren ganzen Schatten auf dieses Grün. Wann hat man schon mal die volle Größe und Exaktheit eines Schattens von einer Wolke sehen können. Wahnsinn. Wir machten kurz halt an einer Raststätte, um diese Aussicht auf uns wirken zu lassen. Ein Regenbogen machte die Aussicht perfekt bevor es weiter ging. Bald kamen wir in Canberra an und suchten die aus meinem Lonely Planet herausgesuchte "Victor Lodge", ein kleines gemütliches Hostel in Canberra. Es war noch ein Doppelzimmer frei, versicherte mir man am Telefon und so konnten wir diesmal sehr entspannt durch die schöne Hauptstadt fahren. Wir waren ja schon in Brisbane, die Hauptstadt von Queensland und Sydney, Hauptstadt von New South Wales. Jetzt kam eben noch die Hauptstadt von Canberra Australien Capital Territory dazu, was Gleichzeitig die Hauptstadt von Australien ist.

Wir besuchten an diesem Abend noch das Parlament House, gingen auch kurz rein. Ansonsten waren wir ganz schön Knülle von der Fahrerei und machten uns im Hostel wieder selbst Abendbrot. Vorher hatte ich noch die Waschmaschine angeschmissen (habe mit drei Ohrstäbchen der Maschine vorgegaukelt, es wären drei Dollar Münzen und konnte mit viel Geschick den Münzautomat umgehen. Kleiner Waschtrick unter Backpackern). Der Wäscheraum hatte auch noch einen Schleuder. Da war die Wäsche nach dem Abendbrot schon trocken. Ich schlief wieder im Auto auf dem Parkplatz vom Hostel.


3x 20 Minuten

2007-11-07

Für heute war ein Ausflug in den naheliegenden Nationalpark geplant. Vom Stadtrand aus waren es vielleicht nur 20 Minuten. Aber wegen schlechtes Kartenmaterial fanden wir lange den richtigen Weg nicht. Fuhren kreuz und quer durch das Australien Capital Territory. Hatte ich jedenfalls das Gefühl. Nach 20 Minuten merkten wir, dass wir in die falsche Richtung fuhren. Mussten sogar bei McDonalds eine Kaffeepause einlegen. Ich fragte noch einmal nach dem Weg und dann versuchten wir es noch einmal, die richtige Straße zum Nationalpark zu finden. Nach 20 Minuten hatten wir endlich das Gefühl, wir fahren richtig. Meine Eltern hatten ja noch kein Känguru gesehen und hofften hier in diesem Park eines zu entdecken. Und da sah ich auch gleich eins, das auf der Wiese lümmelte. Lag da einfach. Doch leider fuhren wir ziemlich schnell und meine Eltern hatten keine Chance mehr, es zu sehen. Leider sollte es das einzige Känguru sein, dass erblickt wurde.

Der Nationalpark sah von der Landschaft natürlich wunderschön aus. Die Bäume haben sich gut vom letzten Buschfeuer vor einigen Jahren erholt. Zwischenstopp waren die Gibraltar Falls, ein Wasserfall. Dort vertraten wir uns die Beine. Weiter ging`s zu einem Staudamm. Niemand war hier oben in den Bergen unterwegs. Es war still und schön. Ruhig lag der See hinter dem Damm. Eine friedliche Natur. Hier kann man es aushalten. Auf dem Rückweg hielten wir vergebens Ausschau nach Kängurus. Diesmal ging die Heimfahrt schneller. Wer sich drei Mal verfährt kennt sich aus. In der Victor Lodge machten wir eine Verschnaufpause. Ich glaube, heute Abend war der Besuch des Parlament Haus und nicht gestern. Da sind wir glaube ich nur vorbeigefahren. Die Stadt ist eigentlich ganz übersichtlich. Muss sie auch, wurde ja auf einem Reißbrett entworfen. Die wichtigsten Gebäude haben über eine enorme Distanz Sichtbeziehungen. Am nächsten Tag besichtigten wir gleich mal einige davon. Da waren noch das Alte Parlament Haus, Die große Bibliothek, in der wir auch kurz drin waren, und das War Memorial (Kriegsdenkmal). Dann suchten wir eine Straße nach einem Gebäude ab, dass ich bei der Herfahrt nach Canberra gesehen hatte und von der Architektur ganz spannend fand. Aber leider fanden wir es nicht mehr. Nun ja. Zu viel Zeit wollten wir auch nicht vertrödeln. 2 Tage Hauptstadt sollten uns reichen. Wir sehnten uns wieder an die Küste. Wir steckten unsere Köpfte in den Atlas und suchten mit dem Finger die beste Route aus. Da stießen wir auf "Eden", eine Küstenstadt. Was so heißt, muss besucht werden. Langsam vertrauten wir die Infocenter und fragten dort wieder nach einem Motel nach. Die nette Frau im Center war sogar so nett, und rief bei einem günstigen Motel in der Nähe an und buchte gleich mal für uns. Bei 59$ gab es kein zögern. Das Motel war sogar mit einem Pool ausgestattet, den Mum und ich gleich mal testeten. Papageien schienen hier auch zu Hause zu sein. Wir sahen eine Menge vor unserem Motelzimmer herumfliegen.

In Eden war es auch, wo ich mein "Bettgestell" fand. Ich hatte mir schon seit längerem überlegt, ein Bettgestell aus Holz zu bauen, damit meine Matratze besser mit Luft zirkulieren kann. Ausserdem könnte man den Klapptisch darunter verstauen, der sehr sperrig im Auto ist. In Eden hatte ich einen Holzhandel gesehen und wollte dort mal nach Holz fragen. Leider fand ich den Eingang des Handels nicht, stattdessen entdeckte ich einen Bauarbeiter, der gerade mit seinem Gabelstapler Holzpaletten herumfuhr. Das ist es dachte ich. Paletten ist das perfekte Gestell für mein Bett. Ich ging also zu dem Bauarbeiter und fragte, ob ich zwei Paletten für mein Bett haben könnte. "Für was?" fragte der Bauarbeiter erstaunt, als ich ihm von meiner Idee berichtete. "Für eine Unterkonstruktion", erklärte ich ihm. Er war super nett, half mir bei der Auswahl richtiger Paletten und sägte mir sogar eine Palette zurecht. Da er nichts für die Paletten haben wollte, konnte ich mich nur ganz lieb bei ihm bedanken, packte die Paletten in mein Auto und fuhr zurück zum Motel. In den nächsten Tagen werde ich mir überlegen müssen, wie ich die Paletten auseinander nehmen kann. Brechstange wäre nicht schlecht.

Das Motel in Eden hatte ein Doppelbett und ein Doppelstockbett, so dass ich heute nicht im Auto schlafen muss. Wir machten uns wieder selbst etwas zum Abendbrot. Das Zimmer ist praktischerweise mit Toaster und Wasserkocher ausgestattet. Manchmal auch mit Kochplatte. Und ich hatte in meinem Auto alles Geschirr, was man zum Kochen weiter benötigt. So geht Abendbrot machen ganz einfach.

Eden hat einige Sehenswürdigkeiten, die wir uns morgen anschauen wollten. Und ich kann euch jetzt schon sagen, dass wir was ganz fantastisches gesehen haben. Aber das schreibe ich euch erst in den nächsten Tagen. Also bleibt schön dran.


kauendes Känguru

2007-11-09

Meine Eltern waren immer noch etwas traurig, kein lebendes Känguru gesehen zu haben (nur Tote am Straßenrand). Koala wären ja auch nicht schlecht. Schließlich sind sie schon seit über eine Woche hier. Na sind ja noch ein paar Tage hier. Wird schon.

Nun, Eden hatte noch ein paar Sehenswürdigkeiten auf Lager. Zum Ersten einen Leuchtturm und zum Zweiten einen weiteren Leuchtturm. Unterschied: der eine ist alt, der Andere Neu. Was wir schon an Leuchttürmen besichtigt haben, sind wir diesem Bauwerk aber nicht überdrüssig geworden. Ganz im Gegenteil. Da, wo Leuchttürme sind, gibt es meistens eine wunderbare Landschaft, herrliche Klippen und das Gefühl der Freiheit. Ich ließ mein Auto wieder im Motel stehen und fuhr mit meinen Eltern mit. Klar, dass wir hier für eine weitere Nacht bleiben. Bei der Hinfahrt zum alten Leuchtturm haben wir uns etwas verfranzt. Hatten aber durch Zufall einsame Buchten gesehen. Da mussten wir gleich mal anhalten und Fotos machen. Dann wurde unsere Weiterfahrt wieder gestört. So ein dummes Auto hat uns an den Straßenrand gewunken. Grund: Paps war zu schnell gefahren. Ganze 25 km/h zuviel. Da konnte selbst die Polizistin kein Auge zumachen, so Leid es ihr aber auch wirklich tat. Es täte ihr ja Leid, aber bei 25 km/h muss sie nun einen Straffzettel geben. So leid es ihr tut. Ging nicht anders. Einen batzen Geld ging da flöten. 220$. Das tat der Polizistin aber auch wirklich, wirklich Leid. Die Australier sind schon ein nettes Völkchen. Nicht nur die Parkranger entschuldigen sich, wenn sie eine Verwarnung erteilen müssen. Auch die Polizisten leiden mit dir. Aber zu schnell ist eben zu schnell. Da nutzten auch meine Hundeaugen und diplomatisches Geschick nichts. Was will man da auch runter Handeln. 15 km/h für 120$ etwa? Es hatte uns noch eine Weile mürrisch gestimmt, weil es nicht hätte sein müssen und Mum das ganze auch noch hatte kommen sehen. Ihre Warnung "Da schau, der hat gerade Lichthupe gemacht. Will der was von dir?", wurde typisch Mann mit einem "ich seh hier nix" komplett ignoriert. Aber spätestens beim alten Leuchtturm waren alle Sorgen vergessen. Hier herrschte eine mysteriöse Atmosphäre. Schaut selbst auf die Fotos. Die Bäume sehen alle so merkwürdig aus. Stämme und Äste so Asch grau. Dann ein exakt senkrechter Wuchs. Irgendwie Ordentlich und Schön, aber eben auch geheimnisvoll und unheimlich. Natürlich alles absolut friedlich. Dann das Bauwerk. Klasse Motiv wie ich finde. Man konnte noch etwas weiter Wandern, einige Stufen runter zu einem Lookout (Aussicht). Hier hatte man eine freie Sicht über etwas Küste. An einer markanten Stelle sahen die Felsen merkwürdig verschoben aus. Eine Tafel wies darauf hin, wie sich über Millionen von Jahren die Felsen verschoben und

haben. Eine weitere Tafel erklärte, man könne zwischen Oktober und November hier Wale beobachten. Und im einem Moment glaubten wir auch, einen zu sehen. Es entpuppte sich aber als ein kleines Motorboot. Nun ja. Es war aber ein wirklich fantastischer Ausblick.

Ohne Kaffeepause (welch Wunder), ging es gleich mal weiter zum neuen Leuchtturm. Auf dem Weg dorthin sahen meine Eltern endlich echte und lebende Kängurus. Es war eine kleine Gruppe, die am Straßenrand standen. Schon von weitem hatten wir sie erblickt. Doch beim Fotografieren, hoppelten sie schon über die Straße in den Wald hinein. Es bleiben nur unscharfe und verwackelte Bilder.

Am Leuchtturm angekommen war mal wieder keine Menschenseele zu sehen. Die Wege zu den Leuchttürmen bauen immer so viel Spannung auf. Man sieht meistens die Leuchttürme nicht gleich. Erst auf dem Weg und durch hohe Büsche versteckt, wird langsam die Sicht auf eine Steilküste frei. Wir wanderten gerade durch 1.50 m hohe Büsche, da stand plötzlich ein kauendes Känguru vor uns. Da wir recht leise waren, sprang es auch nicht sofort weg. Paps konnte seine Kamera in Ruhe auspacken und los fotografieren. Immer näher kamen wir dem Känguru und es saß und kaute immer noch. Meine Eltern haben aber auch ein Glück. So nahe kam ich ein Känguru erst nach 4 Monaten Australienaufenthalt.

Die Steilküste war nicht so hoch und man konnte ohne große Probleme hinunter Steigen zum Wasser. Ich wanderte eine Weile am Wasser entlang, beobachtete die Wellen, wie sie an die Felsen schlugen und sprudelnd sich darüber ergossen. Fast wie auf Fraser Islands bei den Campagne Pools. Von hier unten hatte man eine viel bessere Perspektive zum Leuchtturm. Also ging ich zurück zu Paps, lieh mir seine Kamera aus (bei meiner waren die Batterien alle) und ging wieder runter zum Wasser. Ich suchte durch die Linse nach tollen Motiven, als sich irgendwas links von mir bewegte. Ich schaute erst gar nicht hin, registrierte im Augenwinkel nur die Bewegung, und konzentrierte mich voll und ganz auf das Fotografieren. Dann schaute ich aber doch und sah, wie ein Wal gerade sein Kopf aus dem Wasser lugte und wieder abtauchte. Alles klar. War nur ein Wal. Ein Wal? KRASS. EIN WAL. Ich fuchtelte vor Aufregung mit den Armen, um meine Eltern auf mich aufmerksam zu machen. Nun stellt euch folgende Szene vor. Eine aufgeregte, hüpfende Conny. Mit den Armen wild in die Luft rudernd. Immer wieder zum Wal blickend, ob er auch immer noch da ist. Ja, er war noch da. Also weiter winken. Schauen meine Eltern? Ist der Wal noch da? Während der Wal dort seine besten Kunststücke zeigte, aus dem Wasser sprang und mir mit einer Flosse zuwinkte, versuchte ich unten an den Klippen mit dramatischen Bewegungen die Aufmerksamkeit oben am Leuchtturm zu wecken. Dann endlich. Mein Paps sah mich. Jetzt muss ich ihm nur noch zu verstehen geben, was mich so zu diesen nervösen Spungübungen brachte. Ich zeigte natürlich aufs Wasser (mein Paps folgte seinem Ausgestreckten Arm in diese Richtung, und blickte abwechselnd zu mir, dann in meine zeigende Richtung und visierte an). Angepeilt. Geschafft. Er hat`s gesehen. Doch wo war Mum? Sie wanderte etwas abseits oben. Nun war es an meinem Paps, ihr zu signalisieren, was für ein tolles Schauspiel sich im Wasser abspielte. Würde er auch hüpfen? Aber ich hatte wohl die ganze Küstenspitze mit meinem Hüpfen und Winken erregt. Meine Mum suchte jedenfalls auch schon das Wasser ab. Ich kann euch sagen, ein springender Wal ist nicht leicht zu fotografieren. Nach 3 Sprüngen hatte ich gekonnt den richtigen Augenblick verpasst und eine platschende Wasserfontäne im Meer fotografiert. Ein Film muss her. Was für ein Glück, dass ich Paps gute Kamera hatte. Ich filmte drauf los. Der Wal schwamm um die Küste und ließ sich noch öfters sehen. Ein winkender Wal. Besser als bei den Whitsunday Islands. Da sind meine Eltern nur 10 Tage da und sehen gleich einen Wal. Und Kängurus. Hammer. Ich weiß gar nicht mehr, was wir noch alles an diesem Tag gemacht haben. Aber dieses Erlebnis gehört eindeutig zu dem besten Tag dieser Reise. Wir alle waren super Happy.

Nach dem kauendem Känguru und dem winkendem Wal, war unser Ausflug in Eden beendet. Wir fuhren in die Stadt etwas essen, aber dann war der Tag auch schon rum.

Am nächsten Tag checkten wir aus, besuchten noch schnell die Bibliothek, damit ich einen weiteren Bericht ins Internet stellen konnte und ab gings` wieder mit beiden Autos die Südostküste entlang. Ziel war der Ninty Mile Beach (Neinty Meil Bietsch gesprochen) das sind 90 Meilen Strand pur. 144 km also. Wer da kein ruhiges Fleckchen am Strand findet, dann weiß ich ja nicht. Lakes Entrance hieß dort die Stadt und war gleichzeitig der Anfang des 90 Meilen Strandes. Übrigens überquerten wir an diesem Tag auch die Grenze von New South Wales nach Victoria, ein weiterer Staat Australiens. Wir also Badesachen eingepackt und los ging es an den Strand. Das Wetter war auch richtig passend. Doch das Wasser war mir etwas zu kalt und so wanderten Mum und ich etwas umher, um Muscheln zu sammeln. Hier gab es ein paar wunderschöne Exemplare. Es muss wohl vor einigen Tagen Sturm gewesen sein. Jedenfalls wurde eine Menge aus dem Meer an den Strand gespült. Teile von Korallen, Seesterne, Muscheln natürlich, Schwämme, Quallen, Algen usw. Die Muscheln waren alle schöner als die andere. Bald waren beide Hände voll und man musste bei Paps zwischenlagern. Es war wirklich schwer, nicht jede Muschel mitnehmen zu wollen. So unterschiedliche Formen und Farben. Schwer, eine Entscheidung zu treffen. Beim dritten mal losziehen musste ich mich wirklich beherrschen, mein T-Shirt nicht als Beutel zu benutzen, sondern nur das zu tragen, was meine Hände schaffen. Es hat wirklich riesigen Spaß gemacht. Nun wollten wir aber eine Kaffeepause. Auf der Suche nach Strom, wollte ich meinen Eltern mal wieder auf Backpacker Art und Weise zeigen, wie man günstig Kaffee macht, aber leider hatte der naheliegende Caravan Park tausend nichtfunktionierende Steckdosen. Auch in der Stadt an der Esplanade hatte der Picknickplatz dort Tische und Bänke, aber keine Steckdose. Dann schummeln wir eben, kaufen den Kaffee auf der anderen Straßenseite und trinken ihn auf dem Picknickplatz. War auch ganz gemütlich. Danach wollten meine Eltern schon mal die Straße nach einem Touristencenter umschauen, um bald ein Zimmer zu buchen. Ich blieb zurück. Wollte mal die Straße entlang bummeln und mal schauen, ob ich Werkzeug kaufen kann. Als meine Eltern zurückkehrten,  waren sie nicht nur bei der Suche nach einem Infocenter erfolgreich sondern hatten (ganz ohne meine Hilfe) gleich ein Motelzimmer buchen lassen. Meine Eltern können eben auch, ohne viel Englischkenntnisse, was organisieren. Toll. Und es war auch ein billiges Motel dazu. Müssen ja jetzt schauen, wie wir 220$ einsparen. Ich war auch erfolgreich und konnte eine Pfanne und einen Zimmermannshammer kaufen. Mit dem Hammer kann ich hoffentlich die Holzpaletten zerlegen. Muss nur noch eine Säge her.

Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie das Motelzimmer damals aussah. Ist ja jetzt nun schon einige Wochen her. Aber ich glaube, es hatte zu dem Doppelbett wieder ein Doppelstockbett. Demzufolge habe ich diese Nacht nicht im Auto geschlafen. Abendbrot haben wir wieder selbstgemacht. Ich sag nur: Sparen. Mum kann mir, was Kochen und experimentieren angeht, echt noch was zeigen. Sie kann immer mit ganz wenig, tolles zaubern. Es war ein wunderbarer Abend. Ich fuhr mit mein Auto und Laptop durch die Stadt auf der Suche nach Internetempfang. Ich wollte schon aufgeben, fand aber an der Esplanade doch noch eine ungesicherte Leitung. Was für eine Technik staune ich da immer. Ich finde das Drahtloszeug so cool. Eltern machten auch einen Abendspaziergang und bei Sonnenuntergang traffen wir uns alle an der Esplanade wieder.

Der Abend war so schön, weil ich nicht abwaschen musste. Mum befreit mich von allen Aufgaben, damit ich meine Berichte schreiben kann. Aber so einfach ist das nicht. Man kann nicht einfach los schreiben. Ich muss doch erst darüber nachdenken, wie ich das alles in Worte verpacke. Meist fällt es mir beim Reisen ein, wenn ich im Auto Zeit habe, nachzudenken. Ich schreibe euch das nur, damit ihr wisst, wie meine Berichte so zu Stande kommen. Schließlich verwende ich nur die Besten Wörter, Redewendungen und Metaphern. Es gilt, eine Fangemeinde glücklich zu machen. Da schreibe ich nur das Beste.

Mum hat mit in den letzten Tagen viel erzählt, wer so alles an meine Berichte interessiert ist. Das sie sogar bis auf Rügen verfolgt werden. Das finde ich richtig cool. Ich kann das nicht oft genug schreiben.

Hier eine kleine Vorschau:

 


Raffaello Strand

2007-11-11 to 2007-11-13

Der 90 Meilen Strand hatte es uns angetan und heute sollte es zum anderen Ende gehen. "Seaspray" nannte sich das kleine Örtchen. Ganz klar, dass wir wieder Muscheln sammeln mussten. Die sind aber auch schön, sag ich euch. Wir waren aber erst Einkaufen. Auf dem Parkplatz eines Einkaufzentrums angekommen, musste Paps erst einmal ein Foto von uns machen. Es war 11.11 Uhr am 11.11. Das hatte ich fast vergessen. So etwas gibt es hier in Australien gar nicht. In diesem Einkaufszentrum gab es einen Elektroladen. Ich war ja schon lange auf der Suche nach einem Gerät, dass ich im Auto an meinem Zigarettenanzünder anschließen kann und 12V in 240V umwandelt. Das Autoradio funktioniert bei uns nicht (Code scheint falsch zu sein) und da möchte ich meinem Laptop mit Strom versorgen, damit ich unterwegs Musik hören kann. Ich wusste lange Zeit nicht, dass es so eine Technik gibt, bis ich so etwas in Kerstins und Davids Auto gesehen hatte. Das hätte ich mal früher wissen sollen. Das wäre unheimlich praktisch im Outback gewesen. Dann sah ich noch ein Gerät, dass ich auch liebend gern im Outback gehabt hätte. Einen Fridge. Das ist ein kleiner Kühlschrank fürs Auto, angeschlossen auch am Zigarettenanzünder (die Aussies wissen, was Camperherzen höher schlagen lassen). Ich hatte bisher immer große Fridges gesehen für 300-600$. Also Arsch teuer. Es gibt aber auch so kleine Dinger, wo man 2-3 Dosen und etwas Obst hineintun kann. Das bleibt bei 3 Grad etwas kühl. Und diese kleinen Fridges kosten nur 100$. Aber der Elektroladen hatte welche für 30$. Das ist doch eine Überlegung wert. Überlegen musste ich aber erst einmal beim "Inverter", so heißt das Stromteil, das 12v in 240V umwandelt. Die gibt es in 150 und 300 Watt. Preisunterschied 60$. Keine Ahnung, was da besser ist. Ach, ich geh lieber auf Nummer sicher und nehme das 300 Watt Teil. Da bin ich auf der sicheren Seite. Nach langer Beratung mit meinen Eltern (sie passen auf, dass ich keinen Plunder kaufe), kaufte ich schließlich meine langersehnten Autogeräte. Ich war total Happy, endlich nicht mehr von einer Steckdose abhängig zu sein.

So, nun aber ab zum Strand. Wieder Muscheln sammeln. Danach wurde es wieder Zeit für Kaffee, fanden aber mal wieder keine Steckdose, auch kein Café. Aber jetzt habe ich doch eine Steckdose in meinem Auto. Warum also nicht den Wasserkocher am Inverter anschließen? Dann kommt er gleich mal zum Einsatz. Wir hielten also an einer kleinen Raststätte und ich steckte alle Geräte zusammen. Nach 8 Sekunden fing mein Inverter aber an, laut zu piepen. Dann ging er aus. Was nu? Mein Zigarettenanzünder kaputt? Wir versuchten es in Paps Auto, aber da geschah das gleiche. Mein Inverter verkraftete den Wasserkocher nicht. Ich suchte den Kocher nach einer Wattanzeige ab. So ein Scheiß. 2400 Watt hat das Teil. Kein wunder, dass mein Inverter die Grätsche macht. Dabei hatte ich mich sehr auf das Gerät gefreut. Und nun ist es Futsch. Oder der Zigarettenanzünder ist Futsch. Das wäre wirklich schlimm. Da hatte ich so lange auf mein Strom warten müssen und jetzt ist der Anzünder kaputt. Kann ja nur mir passieren. Wenn ich schon mal was kaufe. Ich war traurig. Meine Eltern und ich überlegten, was da genau kaputt sein könnte. Aber wir hatten alle keine Ahnung von Autos und ich fürchtete schon den Gang in eine Autowerkstatt, wo ja alles hochqualifizierte Leute arbeiten und genau wissen wollen, was am Auto ganz genau kaputt ist. Ich könnte nur mit den Achseln zucken. Nun ja, gab es kein Kaffee. Nach Seaspray ging es weiter zum Wilsons Promontory National Park ("Prom"). Dort gibt es den südlichsten Festlandpunkt von Australien. Vorher suchten wir jedoch eine Unterkunft für diese Nacht in Yanakie. Alles ganz schön teuer hier. Ein Schildchen zeigte "Cabins". Das sind diese kleinen Wohnkabinen, die auch Bob auf seinem Caravan Park hat. Wir versuchten das mal aus. Es war auch super schön, nur kostete es 120$. Ich sagte dem Typen, dass unser Limit bei 100 liege und ob sich da was machen lässt. Er grinste schon, überlegte kurz und meinte, da müsse er erst mit seiner Frau reden. Na das ist schon mal ein Anfang. Er solle sich Zeit lassen, mit seiner Frau zu reden, meinte ich noch zu ihm. Die Kabine war recht schön und groß. Hatte sogar einen kleinen Kamin, Küchenzeile mit Wohnbereich und ein abtrennbares Schlafzimmer mit Bad. Und alles mit Terrasse vor einer großen Wiese mit schönem Überblick über die Landschaft. Nach einigen Minuten gab uns der Typ grünes Licht und ich machte den Schreibkram klar. Wieder etwas Geld gespart. Na wenn das Paps nicht zu schätzen weiß, was wir alles unternehmen, nur um seine Schulden wieder einzutreiben.

Da der Abend noch jung war, fuhren wir (mit einem Auto) zusammen noch in den "Prom". Die Landschaft war mal wieder sehr spannend und einige Aussichten über Strand und Küste waren bombastisch. Wir besuchten 2 Strände. Der eine schöner als der andere. Und am Whisky Beach fand ich den absoluten Traumstrand aus der Raffaello Werbung. Ich weiß nicht, ob die noch jemand kennt. Aber in der Werbung zeigten sie auch so einen super schönen Strand, mit Felsen an der Küste. Hier hatte ich meinen Raffaello Strand gefunden. Und dann heißt er noch Whisky Beach. Genial. Etwas oberhalb vom Strand gab es den "Norman" Lookout. Wieder eine tolle Aussicht über den Whisky Beach und Meer. Dort warteten wir auf den Sonnenuntergang. Es war super schön. Im Meer waren kleine Inselgruppen zu sehen. Für ein Fotomotiv genau richtig. Auf dem Weg zurück zum Auto sahen wir noch einen kleinen Hasen. Am Strand sahen wir schon ein Känguru und jetzt noch dieses kleine Häschen hier. Da die Sonne schon untergegangen war, wurden jetzt die Tiere aktiv. Paps für langsam die Straße entlang, vorbei an weiteren Kängurus, die am Straßenrand saßen. Jedes Mal, wenn wir an eines vorbeifuhren, rechnete ich mit einem Zusammenstoß wie im Outback. Aber anders als dort, scheinen die Tiere die Autos zu kennen und springen nicht unkontrolliert vors Auto. Dann watschelte noch ein Wombat die Straße entlang. Was war nur heute los? Langsam haben wir alle australischen Tiere gesehen. Und wir konnten sagen, dass wir nicht nur am östlichsten, sondern auch am südlichsten Festlandpunkt in Australien waren.

Sicher in der Kabine angekommen, machten wir uns wieder Abendbrot und gingen bald schlafen. Am nächsten Morgen konnte ich den Sonnenaufgang miterleben. Hatten ja eine tolle freie Aussicht von der Terrasse aus. Das war doch mal ein schöner Start in den Tag. Wie schon zu Hause an den Wochenenden, freute ich mich auch hier auf ein Frühstück mit meinen Eltern. Man ist da noch nicht so in Hektik, alles Langsam und Ruhig. Wir kommen Melbourne immer näher. Wir überlegten, was wir die nächsten 5 Tage machen wollten. Hinter Melbourne liegt noch die wunderschöne Great Ocean Road mit den spannenden Felsformationen wie die 12 Apostel oder die London Bridge. Man bleibt eben nur 2 Tage in Melbourne und hätte dann noch 4 Tage fürs Hinterland. Aber erst einmal sollte es heute nach Phillip Island gehen. Dort kann man Pinguine beobachten. Aber als wir dort ankamen, erzählte man uns, dass es erst gegen 18 Uhr losginge. Und dann war es noch zu teuer für uns. Nur um ein paar Pinguine zu sehen, wollten wir nicht so viel Geld bezahlen. Wir fuhren lieber weiter die Bucht unterhalb von Melbourne entlang zur Ostspitze. Hier fanden wir keine günstige Unterkunft und irgendwie überlegten wir, ob wir nicht gleich zur Great Ocean Road fahren. Eine Fähre fährt rüber zur Westspitze der Bucht und man umgeht den Umweg über Melbourne. Also tranken wir in Sorrento noch eine Tasse Kaffee (die Chefin vom Café war ganz nett und gab mir ihre Visitenkarte. Sie hatte mitbekommen, dass ich bald einen Job suche und ich könne, wenn ich keinen finde in Melbourne, bei ihr Kellner) und fuhren mit der Fähre rüber nach Geelong. Auf der Fähre machten wir uns Gedanken über meinen kaputten Zigarettenanzünder. Dann kamen wir auf die Idee, dass vielleicht die Sicherung durchgebrannt ist. Auf der Westseite der Bucht angekommen, schaute Paps gleich mal nach, wo die Sicherungen bei mir im Auto liegen. Ich wusste gar nicht, dass ein Auto auch Sicherungen hat. Dabei hatte ich die bunten kleinen Stecker zu Mass bei den Autozubehör gesehen. Und ich fragte mich immer, welcher Autofan sich diese kleinen Leuchtdioden ins Auto montieren soll.

Was Unterkünfte angeht, war die Südküste eindeutig teurer. Ein Backpackerhostel schien uns da die einzige Wahl. Es war nicht gerade das Bestgelegenste und Ruhigste Hostel, aber dafür ziemlich günstig. Nur 50$ die Nacht. Wir checkten für 2 Tage ein. Die Great Ocean Road ist ja nicht mehr weit und das würden wir an einem Tag schaffen und wieder zurückkommen. Aber als wir Abendbrot aßen, war es ein wenig zu laut für meine Mum. In einem Backpackerhostel ist eben viel los. Da kann schon mal der Fernseher laut sein. Aber Mum wollte unbedingt da raus und so checkten wir eben wieder aus. Das war unsere eine Stunde in dem Hostel. Abendessen uns wieder raus. So blieb uns nur wieder ein Motelzimmer für 107$. Da checkten wir nur für eine Nacht ein. Na ja. Ich hatte mir in der Zwischenzeit an einer Tanke eine neue Sicherung gekauft und war ganz wild darauf, mein Inverter im Auto anzuschließen. Als ich die Sicherung wechselte, ging mein Geräte dennoch nicht. So eine Kacke. Warum kriegt man alles ganz einfach kaputt, aber alles so schwer wieder ganz. Irgendwas muss direkt am Gerät was kaputt gegangen sein. Ich beschloss, das Gerät bei der nächsten Gelegenheit umzutauschen.

Ich war erst einmal froh, dass meine Eltern gut untergebracht sind und das Motelzimmer groß genug war, damit auch ich darin schlafen konnte.

Der Morgen begrüßte uns mit Nieselregen. Perfektes Wetter zum liegenbleiben. Zu dumm nur, wenn man aber geplant hat, heute zu reisen. Die Great Ocean Road wollten wir entlangfahren und bekannte Felsformationen wie die 12 Apostel oder London Bridge besuchen. Aber es musste ja erst mal regnen. Dementsprechend war die Sicht nicht so toll. Und noch etwas lag in der Luft. Mein Portemonnaie war weg. Ich wühlte und suchte mein Auto ab, aber fand es nicht. Mario Barth würde daraus bestimmt eine "typische Frauengeschichte" schreiben. "Wenn Frau etwas sucht". Schnell wurde mir klar, dass ich es irgendwo hatte liegengelassen. Ich war selbst über mich verwundert, dass ich gleich an das Klo im Backpackerhostel dachte, wo wir gestern für 1 Stunde eingecheckt hatten. Da es mir offensichtlich zum dritten Mal passierte, glaubte ich, es mal wieder an so einem Ort liegengelassen zu haben. Langsam kenne ich meine Macken. Aber nicht alles lief an diesem Morgen schief. Einige Dinge liefen durchaus gut. Mein Auto für eine Nacht im Motel stehen lassen, war für die Rezeption kein Problem. Damit hatten wir schon mal ein Problem weniger. Meine Eltern und ich planten die nächste Übernachtung hinter der Great Ocean Road und dann wieder zurück zu fahren. Das macht das Reisen mit einem Auto angenehmer. Das Backpackerhostel war auch nicht so weit weg und mein Portemonnaie lag (anscheinend abgegeben) am Tresen. Alles noch drin, außer Geld. Aber das liegt daran (und das sollte fairer Weise Mario Barth erwähnen), das ich meine Macken kenne und nie wirklich viel Geld in meiner Börse lasse. Wieder ein Problem weniger. Schön, wenn sich Probleme auflösen, kann der Tag nur gut sein. Hoffentlich löst sich auch bald mal was am Himmel.

Was die Great Ocean Road zu bieten hatte, erzähle ich im nächsten Bericht.


Abschied in Melbourne

2007-11-16

Bevor wir nach Melbourne aufbrachen, versuchte ich in der Stadt im Elektrogeschäft mein Inverter umzutauschen. Der ist ja durch das Anschließen des Wasserkochers (ich weiß, wie kann man nur)kaputtgegangen. Die Sicherung für den Zigarettenanzünder hatte ich schon ausgewechselt. Jetzt muss es nur noch mit dem Inverter klappen. Frau und kaputte Geräte und im Elektrogeschäft? Na ich brauche da nur doof kucken und ich werde geholfen. Natürlich habe ich "nur" meinen Laptop angeschlossen und da ist es eben passiert. Kaputt. Und weil ein Mann tun muss, was er tun muss, wird das Geräte auseinander genommen, Sicherung gewechselt (wo die Dinger aber auch stecken und durchbrennen können, man o man) und mir wieder zurückgegeben. Toll. Es ist wieder ganz. Jetzt bin ich wirklich multimäßig in meinem Auto ausgerüstet. Ging auch der ganze Vormittag drauf. Jetzt ging es aber auf nach Melbourne. Durch die Stadt haben wir uns relativ gut gemeistert. Mum hat Paps gelotst und ich brav in meinem Auto hinterher. Also alle falschen Wege mitgefahren, die meine Eltern falsch gefahren sind (*kopfschüttel*). Na ja so ist es, wenn man durch eine fremde Großstadt fährt. Da kann man beim Stadtplanlesen auch schon mal einen Tunnel mit einer "noch geplanten Straße" verwechseln. Nein, die gestrichelte Linie zeigt definitiv einen Tunnel voraus und schwups befand man sich auch schon auf einer gebührenpflichtigen Straße (*in den Lenker beiss*) und wie man die bezahlen muss, weiß der Geier (wie sich nach einem Monat herausstellte, per Post oder Online).

Diesmal hatte ich mir ein ruhiges und gehobenes Hostel im Vorort von Melbourne für meine Eltern gesucht. Doppelzimmer wurde gesichert und der Hafen von uns dreien unsicher gemacht. Nach dem Sonnenbaden ging’s wieder durch die Stadt, wobei wir uns mutig in den Linksverkehr wagten, aber plötzlich verunsichert wurden, weil man sich an einigen Kreuzungen links! einordnen musste, um nach Rechts abzubiegen. Das raffte mein Paps auch beim zweiten Mal nicht gleich, weshalb wir immer eine sehr lange Schlange hinter uns hatten. Der Hammer sage ich euch. Wenn man’s kann, dann funktioniert es aber. Hammer sind auch die Parkhauspreise. 10$. Aber das sieht man erst, wenn man schon so gut wie drin ist. Da bekommt man richtige Lust eine Ehrenrunde zu fahren und gleich wieder den Ausgang anzusteuern. Schafft man`s unter 2 Minuten, muss man nix blechen. Also Straßenrand parken und Parkuhren füttern. Wir besuchten den Queens Market, ein riesiger Markt, der, welch Abwechslung, schon geschlossen hatte. Na Morgen Vormittag haben wir ja noch Zeit, Souvenirs zu kaufen, bevor meine Eltern fliegen müssen.
So war der Abend schon mit Abendbrot und packen vertan. Ich schlief die Nacht wieder im Auto. Gott, wenn ich so was immer schreibe denke ich immer, wer macht so was freiwillig. Im Auto pennen? Aber ich empfinde es als puren Abenteuer und immer voll spannend. Und ich weiß, dass ich das ja nicht für immer mache. Bald ist man zu bequem dafür und bucht sich lieber ein Zimmer. So freue ich mich, so viele Erfahrungen machen zu können, wie es nur geht. Und ich habe ja Gardinen vor. Da sieht mich keiner im Auto. Und wer kommt schon darauf, dass jemand im Auto ist, das vor einem Hostel parkt. Seht ihr?

Am nächsten Tag ging es also zum letzten mal mit beiden Autos in die Stadt zum Queens Market. Diesmal geöffnet, schauten wir uns die vielen Obst, Gemüse und Souvenirshops an. Zu dritt tigerten wir los, suchten für unsere lieben Daheimgebliebenen kleine Geschenke. Es hat mir richtigen spaß gemacht, Muttis Geld auszugeben und gnadenlos mit den Händlern zu handeln. Zu einem Stadt schlenderte ich dreimal vorbei, weil es mir ein T-Shirt besonders angetan hatte, aber 25$ wollte ich nicht so schnell rausrücken. 20 waren mein Angebot, aber die Verkäuferin blieb hart. Naaa gut. Ich packte den armen Studenten oben drauf und den noch ärmeren Backpacker hinterher (das zieht immer, die haben bekanntlich nie Geld). Jetzt hatte ich sie etwas weich gekocht. 22 war mein letztes Angebot und ich tat dabei so, als würde es sich dabei um meine letzten Ersparnisse gehen. Da hatte ich sie. Meinem Seufzen kann eben niemand widerstehen. Das T-Shirt war meins. Juchu. Den ganzen Vormittag ließen wir im Queens Garden. Nach einem Happen Essen fuhren wir aber definitiv los zum Flughafen, denn zum Autoverleiher muss man ja auch noch. Und wieder das gleiche Spiel. Falsch Fahren und rauf auf eine gebührenpflichtige Straße (*kopf schüttel* *in den Lenker beißen*). Flughafen wurde doch irgendwie erreicht (letztendlich kommen wir immer an) und zwischen den hunderten von Autovermietungsfirmen und ihren hunderten Parkplätzen fanden wir nach nur 2 Mal herumfahren sage und schreibe 3! Parkplätze unserer Autofirma. Klar, dass man die schon mal übersehen kann. 2 Mal. Aber das wiederholte rumfahren hatte den Vorteil, dass man Tankstelle und McDonalds in der Umgebung ausmachen konnte, dass wir ja auch noch ansteuern mussten. Das Leihauto hatten wir gestern schon gewaschen und jetzt voll tanken. Es ist schon fast unheimlich, wenn was so reibungslos klappt. Nur bei der Gepäckaufgabe gab es eine kleine Verzögerung. Ein Ehepaar, das ich auf gar keinen Fall kenne, hatte offensichtlich den ganzen Queens Market geplündert und nun waren die Koffer zu schwer. Aus und Umpacken verzögerte so einiges. Nach drei Mal Souvenirs raus und rein, hatte dann auch die Frau am Gepäckschalter echt Mitlied mit uns und winkte uns nur noch durch. Hach, immer wieder spannend mit meinen Eltern. Da haben wir uns den teuren Flughafencafe aber verdient. Nun hieß es nur noch Abwarten und über die letzten 2 Wochen resümieren. Zwei Wochen immer ein anderes Hotel, anderer Ort, da war es schwer, alle Ereignisse für meine Geschichte richtig zusammenzubringen. Meine Eltern waren mir da echt eine große Hilfe. Auch wenn meine Berichte also nicht 100% von der Reihenfolge stimmen, so sind die Erlebnisse doch echt. Und ich schreibe sie auf, wie ich sie empfunden habe.

Für meine Eltern wurde es langsam Zeit zum einchecken und ich machte mich auch langsam auf den Weg. Zwei dicke Drücker, eine Träne zum Abschied und da gingen meine Eltern. Einen längeren Abschied hätte ich nicht ausgehalten. Für 2 Wochen hatte ich meine Eltern in Australien und es war super schön, sie hier gehabt zu haben. es hatte furchtbaren Spaß gemacht, mit ihnen durch die Großstädten Retoure zu fahren, um Motelzimmerpreise zu verhandeln, traumhafte Strände nach Muscheln abzusuchen, neben Leuchttürmen zu picknicken, auf einsamen Straßen einfach mitten durch Australien zu fahren. Unvergesslich werden das kauende Känguru sein, die schlafenden Koalafamilien den Bäumen, der winkende, springende Wal, Wombats, Hasen, Pinguine. Oder tolle Orte wie Brisbane, Surfers Paradise, Sydney und Canberra (bitte ohne `e` aussprechen), die alle mit lustigen Geschichten und verbunden sind. Es ist einfach super, einen Abschnitt meiner Australienreise mit meinen Eltern teilen zu können. Denn so können wir unsere Familientradition frönen und noch nach Jahren in einer Küche versammeln und uns an die Reisegeschichten erinnern. Einen Teil meiner Familie hier gehabt zu haben, regenerierte mich auch etwas vom Heimweh. Jetzt hatte ich wieder für die nächsten 6 Monate Familie "getankt". Das wird eine Weile reichen. Hoffe ich.

Jetzt war ich wieder allein. Saß bei McDonalds am Flughafen von Melbourne und überlegte nun, was ich als Nächstes machen soll. Wie soll ich nur an Arbeit kommen? Mein Laptop hatte ich aufgeschlagen und durchsuchte Internetseiten, die ich Tage zuvor gespeichert hatte, nach Jobangeboten. Ich nahm mein Handy und fing an, ein paar Telefonnummern zu wählen. Nach 4 Mal anrufen und 10 Minuten überlegen, wusste ich, was ich wollte. Ich schnappte mir mein Laptop und stieg ins Auto.

 


Conny und "Suchen" werden Freunde

2007-11-17

Gerade erst 2 Tage ist es her, dass ich Melbourne verlassen hatte und nun habe ich schon meinen ersten Arbeitstag erfolgreich hinter mich gebracht. Das nenne ich mal schnelle Planung. Aber ich fange mal von vorn an zu erzählen.

Ich stieg ins Auto, um mich noch mal in die City von Melbourne zu schlagen. Die Anrufe ergaben nicht wirklich viel. Es gab einige Jobs als Weintraubenpflücker, aber da es Freitag kurz vor 17 Uhr war, gab es frühestens Montag Arbeit. Und das Wochenende allein in einer Großstadt wollte ich nicht. Ich fuhr also zurück in die Stadt um ein Internetcafé zu suchen. Ich hatte nicht nur in den letzten Tagen Jobangebote herausgesucht, sondern auch E-Mails an Kevin & Debbie und Mario & Sandy geschickt. Ich wollte wissen, wo sie so stecken und ob es dort Arbeit gibt. Ich wollte nun nachsehen, ob jemand geantwortet hatte. Ich hoffte inständig, dass es bei Mario und Sandy Arbeit gab. Nachdem ich nach einer Stunde endlich Internetzugang hatte, dauerte es keine Minute und ich hatte meine Antwort, die ich mir gewünscht hatte. Bei Mario und Sandy gab es Arbeit.

Da war auch mein Bauchgefühl ganz zufrieden. Und obwohl es Freitag, mittlerweile 18 Uhr, und Mario und Sandy in Young sind und ich Morgen Nachmittag schon bei Ihnen sein sollte, zögerte ich keine Sekunde. Ich nahm mir 5 Minuten Zeit, im Autoatlas eine geeignete Strecke zu finden und begab mich sofort nach Young, eine 605 km entfernte Stadt bei Sydney.

Ich fuhr also 200 km, bis ich Müde war und parkte auf einer Raststätte. Die Holzpaletten, die ich ja immer noch im Auto hatte, stellte ich an die Seite und richtete mein Bett her. Es war eine Raststätte mit Toilette direkt am Highway, aber es fuhren nur selten Autos vorbei. Ich stellte den Wecker auf halb acht. Schon morgen werde ich in Young sein.

Der nächste Morgen war irgendwie verflucht. Ich konnte mein Handy nicht finden. Dabei hatte ich es gerade noch in der Hand gehabt. Hatte nur noch Zähne geputzt und alles in meinen Rucksack eingepackt. Ich wollte gerade auf den Highway rauffahren, als ich das Fehlen des Handys feststellte. Also parkte ich noch schnell am Rand und suchte. Und suchte. Und suchte. Kein Handy. Ihr denkt jetzt sicherlich, ich hätte es auf dem Klo liegengelassen. Falsch. Sowas mache ich nicht mehr. Aber natürlich habe ich das Klo trotzdem abgesucht. Zwei Mal. Bin den Weg, wo ich übernachtete und jetzt parkte, abgelaufen. Drei Mal. Habe es also auch nicht auf dem Autodach liegengelassen. Ich schaffte das Kunststück und brauchte eine dreiviertel Stunde, um mein Handy zu finden. Nur um beim dritten Mal festzustellen, dass es doch in meinem Rucksack war. Verflixt noch mal. Conny und das Suchen. Wir sind schon richtige Freunde geworden. Nach drei Mal tief Luft holen, stieg ich ins Auto und verließ endlich diese Scheiß Raststätte.

Nach 10 Minuten war meine Stimmung aber wieder positiv auf dem Höchstpunkt. Die Umgebung war mal wieder Atemberaubend. Da kann man nicht lange Sauer bleiben.

Ich nahm mir etwas Zeit, nach Young zu fahren. War hier und da noch einkaufen und tanken. Es ist immer ein Spiel, die günstigste Tankstelle zu erwischen. Die Preise können von Ort zu Ort ganz unterschiedlich sein. Also tankt man immer nur 10 Liter und hofft, die nächste Tanke ist billiger. Mein Kühlwasser ist auch immer noch undicht und ich muss öfters mal den Stand kontrollieren. Seit wir das Wollaby im Outback erwischt haben, tropft es in der Nacht. Und am Morgen ist es ausgelaufen. Aber solange man es nachkippen kann und beim Fahren nichts tropft, kann ich damit leben.

Es war schon gegen 14 Uhr und ich fuhr die letzten 100 km durch unberührte Natur. Wenn ich nicht schon um 15 in Young Mario und Sandy treffen müsste, würde ich hier alle 5 Minuten stehenbleiben und Fotos machen. So etwas tut mir immer wahnsinnig Leid, wenn ich keine Fotos machen kann. Ich könnte mir hier stundenlang die Natur anschauen. Ich hoffe wenigstens, diese fantastischen Augenblicke in meinem Gedächtnis zu behalten und nie wieder zu vergessen. Die Reise von Melbourne nach Young betrachte ich als absolute Freiheit. Ich mache mir um nichts Sorgen. Genieße einfach das ier und  Jetzt.

Aber jetzt heißt es ab nach Young zu Mario und Sandy. Treffpunkt war McDonalds und prompt parkte ich auch schon bei Mces neben einem bekannten Van. Da waren sie, meine Freunde. Bei einem Kaffee im Mces hatten wir uns wieder tolle Geschichten zu erzählen. Die beiden arbeiten schon eine Weile hier auf einer kleinen Kirschfarm. Sie erzählten mir von der netten kleinen Gruppe auf dem Campingplatz und das sie sich schon alle freuen, mich kennenzulernen. Na dann mal auf zur Farm.

Dort angekommen, lernte ich gleich die bunte Truppe kennen. Für eine Farm waren es ungewöhnlich wenig Arbeiter. 2 Französinnen, 1 Australier und 5 Deutsche. Na je kleiner desto gemütlicher.

Nun war ich also in Young und pflücke Kirschen. Auch eine ganz tolle Arbeit. Erst einmal ist sie nicht annähernd so anstrengend wie Mandarinen Pflücken. In einem Eimer passen max. 8 kg Kirschen. Das ist okay. Und wir brauchen keine Leiter, weil die Bäume klein genug sind. Leider war ich noch blutiger Anfänger, was Kirschen pflücken anging. Denn Kirschen ist was ganz anderes als Kirschen pflücken. Hier muss man viel mit den Fingerkuppen arbeiten. Das ist auch der Grund, warum mir am Ende des Tages die Finger sehr wehtaten. Die Stängel von den Ästen zu trennen war nicht ganz einfach. Man muss sie in die richtige Richtung ziehen, um sie "leicht" vom Ast zu trennen oder eben drehen, wenn es zu schwer geht. Und natürlich weiß man am ersten Tag noch nicht die richtige "Ziehrichtung" der Kirschen. Aber der Chef meint, das wird noch und in den nächsten Tagen wird man schneller. Na da hoffte ich doch sehr drauf. Jetzt machte ich aber immerhin schon über 100 Dollar am Tag. Es heißt, man pflückt nach Farbe oder man "strippt" den Baum. Farbe heißt, nur die guten pflücken und "strippen" heißt, richtig, den Baum "nackig" also alles pflücken. Natürlich dauert nach Farbe pflücken etwas länger. Aber ich dachte mir, das sei ja gar nicht so schlimm, weil ja der Farmer wirklich tolle Bäume hat mit voll die reifen Kirschen. Überall hingen voll die prallroten Früchte. Super Reif also. Ich pflückte also los. Nach 10 Minuten kam der Chef vorbei und schaute in meinen Eimer. Er sagte zu mir, ich solle nur die roten Kirschen pflücken. Die Grünen solle ich hängen lassen. War das gerade ne Verarsche?  Was für grüne Kirschen? Hier ist doch alles super rot? Ich sagte ihm, dass ich es nicht ganz verstehe. Er fischte zwei Kirschen aus meinem Eimer und zeigte eine helle und eine dunkle Kirsche. Wer kann denn schon ahnen, dass hHell für Grün steht und Dunkel für Gut? Ich nickte nur grinsend und machte weiter. Letzte Woche, erzählte mir mein Chef, waren die Früchte so groß wie Golfbälle. Und ich musste unweigerlich noch einmal grinsen. Jetzt wünschte ich mir mal Golfballgroße Kirschen. Das wäre doch echt cool, oder? Und wie ich da von Golfballgroßen Kirschen träumte, spürte ich etwas hartes unter meinem Schuh. Ich war auf etwas Weißem getreten. Etwas Rundem. Ähnlich wie eine kleine, harte, weiße Kugel. Und ohne Scheiß, ich fand doch glatt einen Golfball auf dieser Kirschfarm? Ich fühlte mich absolut und sowas von verarscht in diesem Moment. Was war nur los mit den Golfbällen? Sie verfolgen mich, habe ich das Gefühl. Schlimm genug, dass ich damals beim Mandarinenpflücken einen Golfball gefunden hatte. Nicht auch noch hier. Dabei hatte ich doch meinen Eltern schon meinen Golfball mitgegeben, damit ich ihn los bin. Nun, keine 2 Tage später, hielt ich wieder Einen in den Händen. So ein Anhängsel.


Nachtgedanken

2007-11-19 to 2007-11-28

Es ist jetzt 23:10 Uhr. Bei euch ist der Tag schon voll im Gange. Habt schon Mittag gegessen oder seit wieder an die Arbeit gegangen. Ich liege hier in meinem Auto. Seit einigen Wochen mein Schlafplatz. Heute habe ich Zeit gefunden, mein Bett zu bauen. Genauer gesagt eine Unterkonstruktion, damit die Matratze besser durchlüften kann. Alles was ich dafür brauchte, waren zwei Holzpaletten, Hammer, Säge und Brechstange. Ich hatte nach der Arbeit genug Zeit, da wir schon gegen halb eins Schluss machten. Ich konnte also in die Stadt fahren, um wichtige Dinge zu erledigen. Da war zum Beispiel die Brechstange kaufen. Im Laden noch gezögert, ob ich wirklich 9,40$ dafür ausgeben sollte, bin ich jetzt überaus froh, dieses Werkzeug gekauft zu haben. Das verschafft mir die Möglichkeit, weitere Holzpaletten zu zerlegen und daraus etwas zu bauen. Dann musste ich noch zu einem Autofriedhof. Ich brauchte ein neues Rücklicht. Heute morgen war ich mit meinem Auto rückwärts gegen einen kleinen Baum gefahren. Der stand da einfach im Weg. Es hatte laut gescheppert. Zum Glück war es nur Plaste. Keine Beule im Auto. Die Glühbirnen blieben sogar heil. Der Wechsel kostete mich 30$. Dafür reparierte man es mir an Ort und Stelle (Andreas wird also nie was mitbekommen) und ich konnte mich in der Zeit mit der Familie des Autofriedhofes anfreunden. Zurück zum Campingplatz (was eigentlich der Hinterhof des Farmers ist) machte ich mich gleich an die Paletten. Dabei hatte es merkwürdigerweise ein paar Mal geregnet. Nur ein paar Tropfen. Aber für einige Minuten. Es war deshalb so merkwürdig, weil die Sonne schien und Wolken am Himmel waren, nur keine direkt über uns. Aber der Regen störte mich nicht bei der Arbeit. Zum Abendbrot war ich fertig. Es ist wirklich gemütlich mit den anderen. Wir verstehen uns alle wirklich gut. Keiner wird ausgeschlossen. Wir sind hier 6 Deutsche, ein Australier und 2 Französinnen.  Jeder hat gleich viel zu sagen. Jeder hört mit Interesse zu und man kann seine Scherze über jeden machen, ohne Ernst genommen zu werden. Eine wirklich schöne Gemeinde. Dann bekam ich Abends noch einen Anruf von Kevin und Debbie. Ich hatte ihnen mitgeteilt, dass ich in Young Kirschen pflücke. Bei ihnen läuft die Arbeit mit den Blaubeeren nicht so gut und meinten, dass sie am Samstag nach Young kommen, um auch Kirschen zu pflücken. Das war eine ganz tolle Nachricht. Ich freue mich schon jetzt auf die beiden.

Am späten Abend beobachteten wir in der ferne am Himmel ein tolles Schauspiel. Man sah, wie es in den Wolken blitzte. Aber kein Donner war zu hören. Wir saßen alle auf der Veranda und sahen einfach zu, plauschten etwas nebenbei. Dann wurde es bald Zeit fürs Bett.

Jetzt liege ich hier, kann nicht schlafen, weil zum einen vom vielen Kirschen essen mein Bauch rebelliert, und zum Anderen eine Mücke meine Nachtruhe stört. Und solange ich die Mücke nicht gefunden habe, kann ich nicht schlafen, stattdessen etwas in die Tasten hauen. Seit einigen Tagen habe ich mich bei dem Gedanken erwischt, das Leben auf Reisen überdrüssig zu werden. Ich habe zwar noch einige Pläne hier in Australien, unter anderem noch ein weiteres Jahr hier zu verbringen, aber hin und wieder habe ich Sehnsucht nach einem richtigen Job. Ich vermisse die Architektur. Und Kirchen pflücken oder Mandarinen bringen sicher keine Pluspunke in der Bewerbungsmappe. Ich mache mir nur ein klein wenig Gedanken über meine Zukunft. Ob ich auch mal finden werde, was mir wirklich Spaß macht. Einige Einheimische scheinen Glücklich zu sein, mit dem was sie hier machen. Das führt wohl zu meinen jetzigen Gedanken. Denn ich merke, dass das alles hier nicht wirklich mein Ding ist. Natürlich möchte ich die eine oder andere Erfahrung nicht missen. Mein Englisch ist besser geworden, ich weiß jetzt, wie man eine Sicherung im Auto auswechselt, ich habe richtig Kochen gelernt, ich kann die Waschmaschine manipulieren und Zitrusfrüchte und Steinfrüchte pflücken. Ich habe die Freiheit, alles zu machen, was ich will. Trotzdem habe ich Angst, mich irgendwo in einem Architekturbüro zu bewerben. Komisch. Ich weiß noch nicht warum. Aber es ist gleich 12 Uhr Mitternacht, meine Mücke hab ich gefunden und in 5 Stunden muss ich wieder aufstehen. Zum Glück ist das Feld nur 10 Schritte entfernt.

 

Wechselhaftes Wetter   20.11. - 22.11.07

 

Und wieder ist ein Tag auf dem Kirschfeld vergangen. Temperaturen um 34° wurde vorausgesagt. Keine Wolke vor der Sonne wollte uns Schatten schenken. So mussten wir bis halb fünf in der knallen Sonne Arbeiten. Das schlaucht und hat mich ungemein Müde gemacht. Ich musste aber noch zwei Stunden warten, bis es halbwegs im aufgeheiztem Auto für ein Nickerchen auszuhalten war. Heute Abend wollten wir alle Pizza bestellen. Den ganzen Tag habe ich mich darauf gefreut. Es ist ein wirklich angenehmeres Arbeiten, wenn man sich auf etwas freuen kann. Und nett ist es auch, wenn alle gemeinsam draußen ihre Pizza mampfen.

Gestern war Sturm angesagt. Es war längst nicht mehr so heiß wie Tags zuvor und der Wind war eine schöne Abwechslung. Genau über meine Baumreihe hingen Leitungen, die im Wind vibrierten und ein unheimliches Geräusch verursachten. Da steht man nun zwischen den Bäumen, starker Wind, bedrohlicher Himmel, raschelnde Bäume, dunkel düsteres Summen über dir. Gleich würde es anfangen zu regnen. Nun war es ein Wettlauf mit der Zeit. Alle arbeiteten Schneller. Der Chef bekam langsam Angst um seine Kirschen und rief die Mädels aus dem Shed. Sie hörten auf, Kirschen zu sortieren und halfen uns beim Pflücken. Bis um viertel sechs standen wir bei starkem Wind (aber kein Regen) auf dem Feld. Das war heut wieder nix mit Bibliothek. Macht ja schon um 5 Uhr zu. Aber ich habe wenigstens 7 Plätze am Freitag vorbestellt. Da haben wir frei und bevor alle Pflücker in Young in die Bibo stürmen und die Rechner belagern, haben wir unsere Plätze gesichert. Nur wollte ich nicht bis Freitag warten. Wollte aber auch nicht 3,30$ die halbe Stunde im Waschsalon für Internet bezahlen. Da fuhr ich Abends noch mal mit Auto in die Stadt, telefonierte eine Weile mit meiner Mum und drehte noch ein paar Runden, um mit meinem Laptop einen drahtlosen Internetzugang zu empfangen. Dabei fand ich die "Big Cherries" (große Kirschen), das Pandon zur Big Mandarin. Nach 2 Minuten Herumfahrens fand ich tatsächlich einen ungesicherten Zugang und konnte doch noch einen Bericht auf meine Seite bringen. Die Straße merke ich mir.

Heute war es immer noch bewölkt. Aber keine 10 Minuten auf dem Feld, fing es leicht an zu nieseln. Ich hatte heute ganz wenig Bock auf Arbeit und hoffte auf mehr Regen. Aber es hörte wieder auf. Nach einer Stunde begann es wieder an zu Tröpfeln, aber meine Hoffnung wurde wieder nach 5 Minuten zerstört. Aber dann. Gegen halb 12 Uhr, ich begann gerade meinen siebten lug (englisch für Kiste. Ausgesprochen wie Lag), fing es richtig an zu regnen und wir alle beeilten uns, unsere Eimer zu leeren und schnellen Fußes das Trockene zu erreichen.

Jetzt sitze ich hier in unserer Gemeinschaftsküche, das auch gleichzeitig Aufenthalts- und Waschraum ist. Heute war Videoabend geplant. Auch etwas, worauf ich mich schon den ganzen Tag freute. Aber über 11 Stunden auf dem Feld arbeiten hat mich knülle gemacht und überlies meinen Rechner den Jungs. Sie schauten sich mit Begeisterung "James Bond - Casino Royal" an. Und einige fingen sogar noch einen zweiten Film an.

 

Freier Freitag                  23.11. - 28.11.07

 

Dustin ist es auch ganz lustig. Er spricht hervorragend Englisch, was bei uns eben Hochdeutsch wäre. Ich kann keine Spur von Aussie Slang bei ihm finden. Victoria ist schon 29 Jahre und eine Sozialarbeiterin. Klar, dass ich mich mit ihr verstehe. Sie erzählt rund um die Uhr und reist mit ihrem Auto allein. Die Französinnen sind ganz ruhige Mädels. Aber lieb und nett. Na und Mario und Sandy kennt ihr ja schon. Es war so schön, sie wieder zu sehen.

Zu Silvester wollen alle nach Sydney fahren und dort feiern. Zu schade, dass ich da nicht mit kann. Das wären mal Leute gewesen, wo ich gesagt hätte, mit ihnen würde das Feiern echt lustig werden.

Das Wochenende arbeitete sich so weg und Anfang der Woche rief mich Andreas aus Mundubbera an. Er war die ganze Zeit über dort geblieben und hatte für einen guten Stundenlohn Bobs Caravan Park repariert. Andreas meinte, bald beginnt hier die Weintraubenernte und wenn ich wollte, könne ich schon am Samstag anfangen. Müsste mich nur bald entscheiden. Tja, die Kirschernte geht hier sowieso bald dem Ende entgegen, also warum nicht zurück nach Mundu fahren? Immer dahin, wo es Arbeit gibt. Und zwei Mädels aus den Niederlanden, so berichtete Andreas, verdienten am Tag über 250 Dollar. Das war ein verdammt guter Grund zurückzufahren. Auch, wenn es mein drittes Mal bedeutet. Also rief ich Andreas an und sagte ihm, er könne mich auf die Liste schreiben.

Ja das ging schnell, oder? Keine 2 Wochen in Young und bald hieß es Abschied nehmen, um nach Mundu zu fahren. Auch wenn es mir schwer fiel, so früh meine Freunde zu verlassen, freute ich mich doch schon auf die Fahrt. Wieder allein durch Australien. Ein tolles Gefühl.

Bis Mittwoch arbeitete ich noch und am Donnerstag ganz früh verabschiedete ich mich von allen. Es verlief auch mal alles reibungslos. Kein Baum, der im Weg stand. Mein Freund "Suchen" blieb fern und ich fand auch mal eine günstige Tankstelle. Bis nach Mundubbera waren es 1200 km, wobei ich heute die Hälfte und morgen den Rest fahren wollte. Aber es lief eben richtig gut und von Müdigkeit war keine Spur. Ich fuhr durch bis über die Queenslandgrenze. Nach 700 km machte ich mir Abendbrot an einer Raststätte und genoss den Sonnenuntergang. Da ich immer noch Fit war, fuhr ich 200 weitere Kilometer, bevor ich es mir im Auto auf einem Parkplatz am Highway gemütlich machte. Egal wie lange ich morgen schlafen sollte, werde ich definitiv die 300 km auch noch schaffen.

Und entgegen meiner Erwartung wachte ich am nächsten Tag schon um 7 Uhr auf. Genauer gesagt war es sogar erst um 6 Uhr. Queensland hat ja keine Sommerzeit und so konnte ich eine Stunde zurückstellen. Dann fuhr ich wieder durch richtig tolle Landschaften. Kurz vor Mundubbera wurde die Straße nur noch Einspurig. Mein Handyempfang war weg. Man merkte, dass man zum Arsch der Welt fährt. Und da war ich. Halb Elf in Mundubbera. Back Again. Wieder zurück.


Guten Morgen Frosch

2007-11-29 to 2007-12-06

Wegen Weintrauben bin ich Hals über Kopf aus Young raus und zurück nach Mundubbera gefahren und nun musste ich feststellen, dass sich die Weintraubenernte um einige Tage verzögert hat. Es war zwar ganz schön, nicht gleich am nächsten Tag arbeiten zu müssen, aber noch einen Tag frei ist dann immer schon fast Quälerei. Was, ihr glaubt mir nicht? Ich rede hier von einem 2500 Seelendörfchen, dass eine 400 Meter Straße "Business Center" nennt. Ich rede hier von einem Campingplatz, dessen Office eine große Mandarine ist und das einzige Highlight der Fernseher in der Küche ist. Mit 4 verschiedenen Kanälen. Alles klar? Wir reden hier also von Langeweile pur. Da sage ich dann schon mal "ja" zum Melonenpflücken, obwohl ich genau weiß, dass dieser Job sau anstrengend werden wird. Die Melonenfarm war etwas außerhalb. Was nicht schlecht ist, da man 20 Minuten durch geile Natur fährt (meine Augen können sich nie satt sehen). Am Montag um 7 Uhr ging es los. Dennis und Christian waren mit dabei. Wir stampften also durch das zugewachsene Feld und versuchten mit den Fußspitzen, da man nichts außer Gras sah, die Melonen zu ertasten. Schaffte man es dann, eine Melone rechtzeitig zu ertasten (also kurz vor dem drauftreten), musste man das Ende der Melone ertasten und die Stängel begutachten. Waren sie Braun und vertrocknet, war die Frucht reif. War es noch Grün, war die eben noch nicht reif. Also ein permanentes Knien und wieder aufstehen. Alle 20 Sekunden waren unter den Grünen auch mal braune Stängel und so schnitt man die Frucht ab und brachte sie zum Traktor, der mit 4 großen Kartons bestückt war. 7 Stunden durchs kniehohe Gras stampfen, hinhocken und wieder aufstehen, schwere Melonen zum Traktor tragen (irgendwann haben wir eine Menschenkette gebildet und sie von Mann zu Mann geworfen, was ganz super klappte für 10 Minuten. Dann waren die Pflücker zu schnell oder zu langsam und bildeten keine Kette mehr. Warum auch immer) das alles war ziemlich anstrengend, aber ich hielt durch. Obwohl ich mich vor der Arbeit und in der Mittagspause eincremte, brannten meine Beine nach der Arbeit wie die Hölle. Und durch das Stampfen im Gras bekam ich schnell Muskelkater in den Waden. Ich kroch nur noch erschöpft ins Zelt und schlief erst mal für 2 Stunden. Da der Weintraubenjob sich wieder verzögerte (jetzt auf Donnerstag und heute war Montag), musste ich davon ausgehen, dass ich den Melonenjob noch ein paar Tage machen muss. Also auf ein Neues. Dienstag um 7 Uhr stampften wir wieder mit der Gewissheit durch das hohe Gras, dass es nur gut gegen den Muskelkater sein kann. Hin und Wieder, beim Drehen der Melonen, hockte schon mal eine "Redback" darunter. Eine Rotrückenspinne, die so ziemlich mit die Giftigste in diesem Land ist. Und ich muss ja nicht betonen, dass in Australien die tödlichsten Geschöpfe leben. Am Schönsten war aber der überraschende Anblick eines Frosches, der es sich auf einer Melone gemütlich gemacht hatte. Noch nicht ganz wach am frühen Morgen, blinzelte er mich an und blieb friedlich sitzen. "Guten Morgen Frosch", sagte ich da nur und lies ihn weiter von Fröschinnen träumen. Um 14 Uhr war wieder Schluss. Länger kann man es auch in der Hitze nicht aushalten. Abends trafen wir uns in Bobs Haus, dass eigentlich nur ein kleines Häuschen am Eingang des Caravan Parks war. Dort wohnten auch Dennis und die 2 Niederländerinnen, die schon Weintrauben pflücken können. Sie gaben an diesem Abend ihre Abschiedsparty, weil sie Mundubbera verlassen und weiterreisen wollten. Es gab reichlich zu essen, war gemütlich und was am wichtigsten war, eine Abwechslung. Das Schönste an dem Abend war aber ein Jobangebot, das Bob gerade über Telefon hereinbekam. Er fragte uns, ob wir in einer Saftfabrik für 21$ die Stunde, 12 Stunden am Tag, 2 Wochen lang, arbeiten wollen. Ich brauchte nicht lange zu rechnen, wie viel Geld das bedeutete. Und da man drei Leute suchte, sagten Christian, Dennis und ich gleich ja. Cool, wenn man so dicht an einer guten Quelle wohnt. In ganz Mundubbera und Umgebung rufen die Farmen und Firmen in der Big Mandarin an und fragen nach Arbeitskräften. Da ist es gut, Bob persönlich zu kennen. Ich rief noch am gleichen Abend die Melonenfarm an und sagte ab.

Am nächsten Morgen fuhren wir also los. Noch ganz naiv begannen wir um 6 Uhr die 12 Stunden Schicht. Die Maschinen standen draußen, teilweise unterdacht. Man erklärte uns, was zu tun sei. Es gab im Prinzip 3 Arbeitsstationen. An der Ersten wird das Zuckerrohr (gekaufter Restbestand aus Bundaberg) auf ein breites Fließband gekippt. Das muss man auf ein Fließband legen. Eine Maschine spaltet es. An der zweiten Station wird nun das gespaltene Zuckerrohr erneut auf ein Fließband gelegt. Eine weitere Maschine presst den Zucker aus dem Rohr. Fliegt dann wie Sägespäne hinten aus der Maschine heraus und fällt durch ein Gitter in große Bins. Die Reste des Zuckerrohrs, bzw. die Schalen muss man an der dritten Station vom Gitter kehren. Ganz leicht, wa? Dinge aufs Fließband legen. Dabei hatte ich vor dem Fließband doch so große Angst vor. In Young musste ich mal für 2 Stunden am Fließband arbeiten. Nur Zwillings- oder Mehrlingskirschen von den Stängeln trennen. Aber das war so schnell und stressig, dass ich nicht hinterherkam, meine Augen also dem Fließband hinterherhingen und beim Zurückschauen begann sich plötzlich alles Rückwärts zu bewegen. Man verlor das Gleichgewicht. Zum Glück war es hier nicht ganz so schlimm. Ich muss dem Zuckerrohr nicht hinterherschauen. Aber nach 2 Tagen träumte ich vom Zuckerrohr und hatte das Bedürfnis, nachts im Zelt die Decken wegzuschieben. Nun ja.

Der erste Arbeitstag verging natürlich wie in Zeitlupe. Ab 14 Uhr war man für jede Stunde froh, die angebrochen war. Der Arbeitsablauf war noch etwas langsam. Hin und wieder stoppten die Maschinen, weil sich Zuckerrohr verklemmte. Dieses Problem wurde am 2. Arbeitstag behoben, indem man die Schleudergeschwindigkeit der ersten Maschine erhöhte. Jetzt kam das gespaltene Zuckerrohr aus dem Rohr geschossen. Das führte natürlich dazu, dass jetzt mehr auf meinem Tisch lag und ich schneller arbeiten musste. Und ich wurde schneller. Ab den 3. Arbeitstag nannte man mich nur noch "the machine" (die Maschine). Christian an der ersten Maschine hatte seinen Spaß daran, Zuckerrohr nachzuladen. Er wurde auch ziemlich schnell. Aber hin und wieder, wenn mein Tisch sich lichtete und fast nichts mehr darauf lag, ging er zu mir und schaute, ob die Maschine wieder verstopft war. Dem war natürlich nicht so. Am 4. Arbeitstag wurden deshalb 2 weitere Arbeiter eingestellt. Jetzt ladeten 2 Leute Zuckerrohr nach und 2 Leute versuchten den Tisch "abzuräumen". Das waren ausgerechnet 2 Koreaner. Und wie schnell die arbeiten können, weiß ich noch zu gut aus der Mandarinenzeit. Aber hier wurden wir ja nach Stunden bezahlt und so war die Motivation der Koreaner wohl nicht so hoch. Jedenfalls arbeiteten sie nicht sehr schnell. Eine Koreanerin wurde von einem anderen Koreaner ersetzt. Dann wurde der 2. Koreaner krank und wurde von einem anderen Typen ersetzt. Das ich nicht mehr weiß, woher dieser Typ kam, lag wohl daran, dass er nach (nur) 2 Stunden gehen durfte. So unmotiviert war sein arbeiten. Das alles motivierte Christian und mich umso mehr. Wir hatten unseren Spaß auf der Arbeit. Das machte die Arbeitszeit kürzer.


Zuckerrohr spalten

2007-12-07 to 2007-12-17

Beim arbeiten habe ich wieder einmal viel Zeit zum Nachdenken. Wenn man eine 12 Stunden Schicht, 7 Tage die Woche, 2 Wochen lang haben wird, fällt einem so einiges ein, was man in der Freizeit alles vermisst. Denn Freizeit ist ziemlich knapp. Wenn man um 18 Uhr Feierabend hat (die Nachtschicht, die man morgens abgelöst hat, sieht man jetzt wieder), muss man noch schnell in die Stadt einkaufen fahren, bevor der letzte Laden zu macht (um 17:30 Uhr ist normalerweise Ladenschluss). Danach werden E-Mails gecheckt, bevor die Big Mandarine schließt, duschen bevor man kein Bock mehr auf irgendeine Bewegung hat und Abendbrot machen bevor man kein Bock auf irgendwas hat. Es ist meist schon halb 8 und um spätestens 22 Uhr sollte man sich ins Bett begeben, damit man morgen um 6 Uhr wieder auf Arbeit ist. Der Abend ist also recht kurz. Meist wird bei Bob ein Film angeschaut, nebenbei wird gegessen natürlich. So laufen die Abende ab.

Heute ist Sonntag, mein 5. Arbeitstag. Seit gestern starten wir den Arbeitstag mit dem Reinigen der Maschinen. Alles wird mit Wasser abgespült. Das dauert eigentlich nicht so lange, aber da vor 8 Uhr der Zuckerrohr nicht kommt, versuchen alle die 30 Minuten Reinigungszeit auf 2 Stunden zu strecken. Das ist nicht leicht, ohne beim nutzlosen Rumstehen aufzufallen. Es ist immer wieder lustig anzuschauen, wie kreativ einige sein können, nur um beschäftigt auszusehen. Es wird um jeden Besen gekämpft. Und das, wo uns doch noch 10 Stunden Arbeit bevorstehen. Heute morgen das gleiche Spiel. Aber um 7 Uhr war beim besten Willen nichts mehr zu putzen. Sogar das Unkraut um den Gully herum haben wir gezupft. Man könnte glatt von Boden essen. Unsere Chefs haben aber gesagt, dass sei okay, jetzt rumzusitzen. Bezahlt werden wir trotzdem. 18$ fürs nichts tun.

Wie gesagt, seit 2-3 Tagen denke ich eben über meine Freizeit nach und ich musste feststellen, dass mir ja wirklich das Puzzeln komischerweise mit am Meisten fehlt. Wahrscheinlich weil ich wegen Australien keine Gelegenheit dafür haben werde. Je weniger Zeit man nach der Arbeit hat, desto organisierter läuft der Abend ab. Und ich nutze jede freie Minute auf Arbeit, um zu schreiben (ich sitze mit Zettel und Stift da) und zu Entwerfen. Leider geht die Arbeit nur knapp 2 Wochen, habe fast das doppelte verdient in der Zeit, als beim Mandarinenpflücken. Vor Weihnachten werden wir fertig sein. Mir bleiben bis Neuseeland also noch 3 Wochen. Vielleicht gibt es noch etwas Weintrauben zu ernten. Das hatte sich ja alles um eine Woche verzögert. Oder Andreas und ich planen für Bob sein Hotel gegenüber der Big Mandarine. Bob hat da so einige Wünsche und Vorstellung. Man müsste nur über die Bezahlung verhandeln. Aber jetzt muss ich erst mal die 2 Wochen überstehen. Nun muss ich wieder arbeiten, denn unser Zuckerrohr wurde gerade geliefert.

 

6. Arbeitstag

Heute begannen wir erst um 9 Uhr. Irgendetwas musste an der Maschine gemacht werden. Es war herrlich, mal auszuschlafen. Geputzt wurde trotzdem. Ich glaube vor 12 Uhr fangen wir nicht an, richtig zu arbeiten. Ich nutze jede freie Minute zum Schreiben oder Entwerfen. Habe mal überlegt, was man während der Arbeit noch alles machen könnte. Besonders, wenn man an der letzten Station steht (eine 4. wurde hinzugefügt). Da steht man vor einem Trog und achtet darauf, dass das Zuckerrohr (verarbeitet) auch richtig durch ein Loch kommt und gegebenenfalls nachfüllen. Also nichts wobei man großartig nachdenken muss. Könnte man sich da nicht Hörspiele reinziehen? Zu dumm nur, dass ich keine Hörspiele von zu Hause mitgenommen habe. Mein MP3 Player tut`s auch nicht mehr. So ein Scheiß.

Meine Lieblingsstation ist die Zweite. Dort werden die gespaltenen Zuckerrohrhälften noch einmal auf das Fließband gelegt und durch eine Maschine geschleudert. Ich bin ziemlich schnell geworden, was sich bei den Arbeitern herumgesprochen hat. So musste ich gestern von meiner Station für einige Stunden abgezogen werden, weil die Weiterverarbeitung nicht hinterherkam. Stattdessen haben Christian und ich Drums (Tonnen) mit Zuckerwasser gefüllt. Das war eine super einfache Arbeit. Rumstehen und einen Schlauch festhalten. Easy (leicht).

Nachmittags ging es dann aber richtig los mit Zuckerrohr spalten. Die nächsten Tage werden dann wohl so ähnlich ablaufen. Früh putzen, rumsitzen und warten bis das Zuckerrohr geliefert wird und die Maschinen trocken sind.

 

7. Arbeitstag

Habe eine 70 Stundenwoche hinter mit und es wären 84 gewesen, wenn wir ohne Ausfälle gearbeitet hätten. Mir geht es erstaunlicher Weise ganz gut. Man gewöhnt sich wohl an alles. Am 2. Arbeitstag hört man schon auf, die Stunden zu zählen und man hat 12 Stunden Zeit sich zu überlegen, was man nach Arbeit alles organisiert bekommt.

...


Sylvester in Sydney

2007-12-17 to 2008-01-02

Ja wer gibt sich schon mit Sylvester in Brisbane ab. Was sollen wir denn da? Außerdem ist man nur einmal zu Sylvester der Datumsgrenze so nah. Da muss man sich auch das größte Feuerwerk der Welt anschauen. Da wir Weihnachten sowieso nicht in Mundubbera verbringen wollten, sondern lieber am Strand, überlegten wir, ob wir nicht gleich weiter die Ostküste nach Sydney runterfahren. Auch wenn ich am 3.1. wieder in Mundubbera sein und in der Saftfabrik arbeiten muss, kann man das durchaus schaffen. 1500km in 2 Tagen. Wäre nicht das erste Mal, dass ich durchfahren muss. Diesen Preis zahlten wir aber gern.

Der 17. Dezember war leider schon der letzte offizielle Arbeitstag. Also nicht ganz 2 Wochen konnten wir in der Saftfabrik arbeiten. Echt Schade, denn ich hätte jeden Cent brauchen können. Wir waren trotzdem irgendwie froh, diese Schichtarbeit hinter uns zu haben, weil sie einem schon irgendwie festhielt. So hatten Christian und ich schon die ganze Woche überlegt, was wir wohl als erstes machen wollen, wenn die Arbeit vorbei ist. Und klar, dass wir mit Christians neuem Auto, dass er (irgendwie) zwischen Smoko (Raucherpause) und Lunch (Mittagspause) geschafft hatte in die Werkstatt zu bringen und zu registrieren. Jetzt wollten wir für einen ganzen Tag an die Küste, mal weg aus Mundubbera. Hervey Bay ist die nächst große Küstenstadt. Die kenne ich noch von unserem Fraser Island Trip. Aber am letzten Arbeitstag schlug der Chef Christian und mir vor, am nächsten Tag noch mal zu arbeiten. Die Maschinen müssten alle gereinigt werden. Klar sagten wir nicht nein. Und Jason, unser Vorarbeiter suchte für den darauffolgenden Tag einen Babysitter. Klar sagten wir da ja. Und schon sahen wir unseren Trip davonfliegen. Aber Arbeit geht vor.

Ich checkte an diesem Abend noch E-Mails in der Big Mandarin. Und irgendwie sagte mir jeder, das ich doch zu Christians Donga (Zimmer) gehen soll, weil dort grad getrunken und gefeiert wird. Ich wurde praktisch zur Donga gezehrt und ehe ich mich versah, hielt ich auch schon einen Becher mit Wein in der Hand. Der Chef hat nämlich für alle Arbeiter Alkohol springen lassen. Für die Jungs gab es Bier und für mich eine Flasche Wein. Jason und ein Koreaner waren mit dabei. Und wie ich nun mal bin, und weil es seit langem der erste Trinkabend war, trank ich Wein. Ohne vorher was gegessen zu haben. Nach dem ersten Becher war mir das aber schon egal. Als ich den zweiten Becher angefangen hatte, sah ich meinen Fehler ein. Na sagen wir, ich sah ihn dreimal ein. Ich war betrunken. Nach 27 Jahren mein erstes Mal, das sich alles drehte. Und das nach anderthalb Becher Wein. Da morgen ja noch der Putztag war, hielt die Party nicht lange an und Andreas, Christian und ich gingen noch in Bobs Haus, etwas essen. Andreas machte aber irgendwas asiatisch Scharfes und ich bekam nix runter. Ich pfiff lieber Christian ran, der mich Gentlemanlike zum Auto begleitete, damit ich mir Handtuch und Duschzeug holen konnte. Die frische Luft tat gut. Allein wagte ich die Karussellfahrt zur Dusche und war froh, mich noch stehend in der Kabine wiederzufinden. Geschafft. Hier kann ich mich an drei Wänden festhalten. Im Zelt angekommen, wollte sich der Ausgang von diesem Karussell einfach nicht finden lassen und so musste ich wohl oder übel die Drehungen ertragen. Bald aber hatte ich großes Bedürfnis meinen Kopf aus dem Zelt zu halten. Drei Mal. Oje. Schade um den Wein.

Der Morgen kam und mit ihm der Kater. Aber ich trank viel und mit einer Kopfschmerztablette war halbwegs alles erträglich. Und zum Glück begann die Arbeit auch erst um 7.30 Uhr. Wir mussten auf Arbeit nur die Maschinen und Bins reinigen. Ich wollte schon mit dem Wasserschlauch anfangen, die Bins abzuspülen, da kam Jason mit einem tollen Gerät angerollt. Wasserdruck. Supi. Das machte einen heiden Spaß. Um 16 Uhr war dann Schluss. Jason erzählte uns noch, dass er doch keinen Babysitter brauche, weil er arbeiten muss und so planten Christian und ich unseren ersehnten Ausflug am nächsten Tag. Auf nach Hervey Bay. Obwohl es erst der 19. Dezember war, fühlte es sich wie Weihnachten an, weil wir so richtig shoppen gingen und Geld ausgaben. Im ersten Laden gaben wir zusammen schon 320$ aus. Das war schon der Special Preis. In Australien kann man ja Handeln. Ich hatte endlich einen neuen MP3 Player. Heute war ich richtig Happy. Dieser Tag war absolut mal überfällig.

Wir planten am 22. oder 23. loszufahren. Ich hätte die paar Tage noch sicher irgendwo arbeiten können, aber ich machte die restliche Woche blau. Christian wollte bis zum 22. sein Auto neu lackiert haben. Das zögerte sich letztlich bis zum 24. hinaus und so kamen wir erst gegen Einbruch der Dunkelheit am Rainbowbeach an. Wir fuhren aber noch etwas den Strand rauf zu einem Campingplatz, der absolut aufs Primitivste beschränkt war. Plumpsklo. Das wars. Kein Wasser, keine Picknickplätze, kein BBQ, kein Licht. Nur Dünen, Bäume und Strand mit Meer. Da hatten wir auch kein Bock mehr auf unsere Steaks mit Kartoffeln und Gemüse. Hauten nur müde Spagetti in den Topf und kippten den Rest Soße hinterher. Mit unseren Weihnachtsmützen, die wir unterwegs noch gekauft hatten, Topf Nudeln und Laptop gingen wir an den Strand und sahen uns einen Film an. Das war Heilig Abend. Es war ein schöner Strand, hatten Vollmond und so konnte man das Glitzern des Mondes im Meer beobachten. Das Wasser lockten Christian und mich noch zum Baden ein, aber dann war`s das auch schon.  Unser Heilig Abend.

Der erste Weihnachtstag war da schon etwas langweiliger. Wir trafen die zwei Dutch Girls im Hostel und checkten dort auch mal für eine Nacht ein. Immerhin gab es für nur 10 $ ein tolles Buffet. Da konnten wir so viel essen und trinken wie wir wollten. Am Abend versuchten wir noch eine Bar zu finden, aber wir fanden nur Hostels mit ein paar Leuten. Keine Stimmung, gar nichts. Da war man schon etwas enttäuscht. Am zweiten Weihnachtstag stieg die Langweile noch einmal. Die Girls entschieden sich mit uns nach Sydney zu reisen. Sie wollten erst nicht, weil ihr Van das nicht schaffen würde. Zu langsam und verbraucht zu viel Sprit. Bei Christian im Auto war noch genug Platz und so nahmen wir sie mit. Das hatte zur Folge, dass unsere Pläne nun etwas durcheinander gerieten, neue Pläne gemacht wurden und jemand dabei zu kurz kam. So ist das aber nun mal, wenn man zu 5. reist. Leider hielt die Spannung unter uns an und die Reise nach Sydney war nicht lustig oder spaßig. Deshalb spule ich gleich mal vor zum 30. um kurz über den Besuch der Blue Mountains zu berichten. Denn Christian und Andreas hatten sie noch nicht gesehen und ich hatte meiner Mutter versprochen, dort noch einmal diesen tollen Souvenirshop zu besuchen und eine Blue Mountain Tasse zu kaufen. Wir machten die Fahrt zu berühmten tree sisters mit Christians Auto. Das heißt, ständig bangen und beten, dass seine Karre auch anspringt. Wir kamen in einen Stau und da verregte der Motor. Ließ sich nicht mehr anspringen. Dann ging auch noch der Verkehr weiter. Alle überholten uns. Das war schon lustig. Aber wir schafften es zu den Blue Mountains und diesmal war herrlichstes Wetter. Christian, ein Dutch Girl, das auch noch mitkam und ich wanderten sogar bis zu den tree sisters. Danach besuchten wir ein Café. Natürlich das Café wo auch der Souvenirshop drin ist. Aber was musste ich erschrockener Weise feststellen? Obwohl Sonntag war, hatte alles auf, nur nicht mein geliebter Souvenirladen. Nein. Das gibt es doch nicht. Da komme ich von so weit her und dann hat der Laden geschlossen. Keine Tasse für meine Mutter. Aber wer mich gut genug kennt, der weiß, was jetzt kommt. Conny gibt sich nicht geschlagen. Ich fragte im Laden nebenan, wann der Souvenirshop wieder aufmacht und da bekam ich die Info, ich solle es im Café im Untergeschoss versuchen, weil dort der Besitzer des Shops arbeitet. Und da kenne ich ja nix. Machte mich auf dem Weg zu diesem Café, übte schon mal meinen Hundeblick, der sagt: "Ich bin um die halbe Welt gereist, nur um ihren Laden zu besuchen. Das dürfen sie mir nicht antun." Schluchzen wollte ich erst, wenn er keine Reaktion zeigt. Und das brauchte ich auch nicht. Dem Besitzer tief in die Augen geschaut, war er gewillt, für mich alles zu tun. Und schwups war der Laden in 10 Minuten aufgeschlossen. Das beste an der Sache war noch, dass er den Laden verkaufen wollte und es alles zum halben Preis gab. Da schlug ich gleich mehrmals zu, kaufte praktisch seinen Laden leer. Ich helfe ja gern. Und ich war richtig Happy. Im nachhinein musste ich über mich schmunzeln. Es war mal wieder typisch Conny, die so viel Welle um was macht. Aber es hat ja funktioniert. Mum, deine Tasse ist gesichert. Gleich doppelt *grins* Und auch das T-Shirt. In Rot. Und eins in Blau. Sowie die Termostasse und die Mütze. Und der Kugelschreiber. Ich sag ja, hab den Laden fast leer gekauft.

Dann spule ich mal weiter zum 31.12. vor. Geplant war ganz früh in die City zu fahren um sich gleich einen Platz auf "the Domain" (ein Park neben den Botanischen Garten mit dem besten Blick zur Harbour Bridge) zu ergattern. Aus verschiedenen Quellen hatten wir erfahren, dass man schon um 11 Uhr vormittags da sein sollte, wenn man noch einen Platz will. Leider wollten sich aber alle erst um 13 Uhr treffen. Das heißt, Mario&Sandy, Victoria, Christian, Andreas und ich. Als wir so gegen halb zwei bei "the domain" ankamen, stand schon eine lange Schlange vor dem Eingang. Na dann mal auf zum Ende. Und was wir da laufen mussten, war unmenschlich. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so eine lange Menschenschlange gesehen. Menschen mit Stühlen, BBQ Ausrüstung, Kühltaschen, Sonnenschirmen, Zelten, Tüten und Rucksäcken standen da in der Schlange. Nach 2 Minuten laufen und immer noch kein Ende in  Sicht, wurden wir schon ziemlich traurig. Ob wir überhaupt noch reinkommen? Wie lange sollten wir hier stehen? Um 21 Uhr wird keiner mehr reingelassen. Oder wenn 22.000 Menschen drin sind. Dann wird schon früher zu gemacht. Als wir schon dachten, das Ende wäre in Sicht, mussten wir feststellen, das die Menschenschlange den Berg hinunterging, eine Schleife machte und oben auf dem Berg weiterging. Das war sehr entmutigend. Aber wir stellten uns trotzdem an. Versuchten reinzukommen. Und es dauerte auch nur eine Stunde (bei der Menschenmenge dachten wir an 10) bis wir am Eingang angelangten. Erstaunlich schnell. Taschen wurden nach Alkohol und Gläsern kontrolliert. Und schwups waren wir drin. Ich spule mal noch weiter vor, denn wir fanden an der Spitze des Parks natürlich keinen Quadratmeter Grünfläche und suchten uns auf dem Rückweg ein nettes Plätzchen unter Bäumen. Dort hatte man eine relativ gute und freie Sicht auf die Harbour Bridge und nicht so viele Menschen an einem Fleck. Die Sicht auf die Brück war nämlich beschränkt. 10 Meter weiter standen schon wieder Bäume im Weg.

Da saßen wir nun. Halb drei. Die Jungs stellten sich schon mal wegen Bier an. Pro Nase bekommt man nur 4 Dosen und die wurden unverständlicherweise gleich geöffnet. Also muss man auch noch das Kunststück versuchen, mit 4 geöffneten Bierdosen sich durch eine Menschenmenge zu wühlen, ohne etwas dabei zu verschütten. Ich dachte eigentlich, wenn man erst mal hier drin ist, hat das Anstellen ein Ende. Aber Menschen standen wegen Liegestühle an, wegen Alkohol, wegen Bändchen, um sich für Alkohol anstellen zu dürfen (das Alter wurde kontrolliert. Eigentlich genial) und natürlich wegen Toiletten. Wir vertrieben uns also die Zeit mit Anstellen, Schlafen, Spielen, Trinken und Essen. Hin und wieder ging einer von uns an die Spitze von "the domain" um vielleicht doch noch einen Platz zu finden, aber es war hoffnungslos. Die Decken und Handtücher stießen Ecke an Ecke. Und wenn nicht, war es ein 20 Zentimeter breiter Streifen, um einen Durchgang zur Fressbude dahinter zu gewährleisten. Es war schon sehr Schade, nicht hier vorn an der Spitze mitmischen zu können. Aber 9 Stunden hier rumstehen war auch keine Option. Mir reichte es, mich einmal Abends durch das Getümmel zu kämpfen, zu sehen, wir gut alle drauf sind, zu sehen, wie viele Boote im Wasser vor der Harbour Bridge warteten, die Skyline von Sydney und wie sie sich im Wasser spiegelte. Das alles  behielt ich mir so lange wie Möglich im Gedächtnis. Diese Bilder möchte ich nie mehr in meinem Leben vergessen. Einmal dabei sein. Das zählt. Auch wenn man nicht richtig feiern kann. Man ist erst mal dabei. Denn Feiern konnten für nicht wirklich. Wir mussten einfach zu lange dort warten. Um 21 Uhr ging das Familienfeuerwerk los. Da erkannten wir schon unsere schlechte Lage. Wir konnten nicht wirklich viel sehen. Denn es waren drei Feuerwerke rings um die Brücke herum. Wir aber hatten nur eine freie Sicht. Die Brücke selbst. Aber egal. Wir sind dabei. Wir dürfen mit als erstes den Jahreswechsel feiern. Dürfen das größte Feuerwerk der Welt erleben. Das ist schon was. Auch wenn ich ohne meine Lieben bin. Das hier muss man einmal erleben. Und dann war es auch soweit. 24 Uhr und das Feuerwerk ging los. Erst die drei um die Brücke herum. Dann endlich über der Brücke selbst. Es war groß und spektakulär. Die Menschen staunten, hielten den Atem an, es war ein Ereignis von Menschen für Menschen gemacht. Als ob es nur für uns knallte. Dann stiegen Raketen über den Hochhäusern auf. Man wusste nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Es knallte und knallte. Immer wenn eine mächtige Fontaine über der Brücke losging, kam eine noch größere hinterher. Und noch Eine und noch Höher und noch Mehr. Es war eine Sinfonie der Sinne am Himmel. Man fühlte sich einzigartig in diesem Moment und den vielen Menschen so vertraut. Man wollte am liebsten alle umarmen und ein gesundes neues Jahr wünschen. Selbst als es vorbei war, fühlte man sich wie im Rausch. Wir gingen durch die feiernde Stadt zu Mario&Sandys Hostel zurück und tranken stießen noch mit Bier an. Wir plauschten noch eine Weile und beobachten das Nachtleben von Kings Cross, einem Stadtteil von Sydney. Aber dann machten Andreas, Christian und ich uns wieder auf dem Weg zum Bahnhof. Wir brauchten mindestens eine Stunde mit Zug, so weit Außerhalb hatten wir unseren Campingplatz. Auch wenn wir vielleicht nicht groß Party machen waren, oder Feiern konnten, was ich sehr vermisste, war ich doch froh, es einmal miterlebt zu haben. Nächstes Jahr feiere ich aber zu Hause bei Freunden im noch so kleinsten Kaff oder Kneipe. Das weiß ich jetzt schon.

Der 1.1.08 und wir hatten es überstanden. Um 17 Uhr fuhr ich mit den beiden Dutch Girls los. Wieder zurück zum Rainbow Beach, wo ihr Auto stand. Andreas ist mit Christian schon um 3 abgehauen. Wir Mädels fuhren abwechselnd die Nacht durch. Jeder mal 3-4 Stunden. So konnte jeder auch mal 6-8 Stunden Schlafen. Wir waren guter Laune. Am Vormittag den 2.1. kamen wir dann auch an. Ab hier trennten sich die Wege und ich fuhr weiter nach Mundubbera. In der Zwischenzeit hatte ich von den Jungs erfahren, dass sie mal wieder mit dem Auto stecken geblieben sind und es so schlimm war, dass sie wohl einen Tag irgendwo hängenbleiben werden. Kam ich abends eben allein in Mundu an. An der Big Mandarin angekommen begrüßten mich viele Menschen dort. Ich kannte sie zwar alle vom Sehen, aber nicht ihre Namen. Aber alle kannten meinen Namen. Seht ihr, so schlimm ist es schon geworden. Ich lebe praktisch auf diesem Campingplatz und alle kennen mich. Dennis kam an und brachte mir gleich eine Tasse Tee. Scott und Bob begrüßte ich im Office. Dann kam auch noch Roberto der Chilene aus der Küche gerannt, um mich zu begrüßen. Er war wieder da (Gott sei dank, das auch andere nach Mundu zurückkommen). Es war schon ein toller Abend, so viele Leute wiederzusehen. Ich kam fast gar nicht zum auspacken und Zelt einräumen. Ich hatte für einen Moment überlegt, warum ich nicht Sylvester hier mit all meinen Freunden gefeiert habe.

Nee. Sydney war schon cool. War die richtige Entscheidung.


Die letzte Woche in Mundu

2008-01-11

Hallo, da bin ich wieder. Mein erster Eintrag in diesem Jahr. Na gut, nicht ganz. Die anderen Berichte habe ich auch erst dieses Jahr fertig geschrieben. Aber hier berichte ich von meinen Erlebnissen aus dem neuen Jahr.

Wie geplant fing ich um 7.30 Uhr in der Saftfabrik an. Ohne groß rumzustehen half ich Jason gleich beim Eintüten der Drums (Tonnen) und Deckel säubern. Und ehe ich mich versah, stand ich auch schon an der Waage, Knopf und Schlauch in der Hand und füllte die Tonnen mit 190 kg Mangosaft ab. Meine Arbeit für die nächsten 7 Tage. Ich muss wohl immer ein sehr interessierten Eindruck hinterlassen haben, da man mir die Maschinen erklärte, wo was her kam und wo was hinging. Man merkte auch schnell meinen Ergeiz, mehr machen zu wollen als nur den Schlauch in die Hand gedrückt zu bekommen und auf die Waage starren. Bald durfte ich selbst die Waage einstellen (jede Palette wiegt unterschiedlich), die Tonnen zurecht schieben und selbst im Tank schauen, ob wieder genug Saft zum abfüllen drin war. Ich fand das alles ganz toll. Überall roch es nach meiner Lieblingsfrucht. Selbst meine Klamotten, Schuhe und Haare (beim Verfüllen blubbert es schon mal heftig). Eine Stunde vor Schluss wird wieder alles mit einem Wasserschlauch abgespült. Der Tank wird geleert (da fließt purer Mangosaft in den Abfluss. Aua) und gesäubert. Das war mein Part. Danach dachte ich, fertig zu sein, aber Jason winkte mich hinter die Fabrik wo die Abfälle landen. Leute, ab hier fängt man an, Mangos nicht mehr zu mögen. Vorher hatte ich das schöne Endprodukt der Mango gesehen. Saft. Hier hinter der Halle kommt der Rest der Mango an. Besser gesagt, alles was neben die Maschinen fällt. Jason gab mir eine Schaufel und meinte, ich solle mir einen schönen weichen Babybrei vorstellen *Jammer* Ich schaufelte drauf los. Jetzt war ich über meine geborgten Gummistiefel sehr froh.  Leute, ihr wollt nicht wirklich wissen, was ich da alles wegschaufeln musste. Um 16 Uhr war endlich Schluss.

Der 2. Arbeitstag verlief ähnlich. Jason und noch ein Junge, Cameron, halfen mir beim Abfüllen. Wir waren ein super Team. Jeder hatte seinen Part und unser Arbeitsablauf war sehr harmonisch. Jeder Chef wäre stolz auf unsere Arbeitsweise. Und wenn alles so flutscht, gut klappt, dann ist es egal, ob man "nur" irgendwelche Tonnen mit Saft abfüllt. Man hat Spaß daran. Wir schafften so 15 Paletten am Tag. Das sind 60 Drums. Das sind 11.400 kg Mangosaft. Hammer. Eine Stunde vor Schluss wurde wieder alles gereinigt und ich fürchtete mich schon vor dem Gang hinter die Halle. Aber diesmal war nicht viel Brei danebengegangen. Musste lediglich Mangoreste von den Wänden "hosten" (wieder so eine denglische Bezeichnung. Heißt soviel wie mit dem Wasserschlauch wegspülen). Ich genoss die leichte Arbeit im Freien. Da kam mein Chef mit einem Eiskalten Feierabendbier an und drückte es mir in die Hand. Endlich Wochenende. Leider keine Arbeit.

Wochenende. Diesmal besuchte ich und das muss ich hier erwähnen, die Videothek von Mundubbera (ja sowas hat die kleine business street). Und da stand Conny nun mitten in ihrem Element. Mein Schlaraffenland. Wir hatten uns nämlich vorgenommen, ein paar Filme auszuleihen. Christian und ich suchten ein paar aus, verkrümelten uns bei einer Affenhitze in seine "Donga" (Zimmer) mit Aircondition. Zusammen mit Andreas glotzten wir eben Film. Was soll`s. Man kann hier nur abhängen. Als es dunkel wurde bemerkte ich am Horizont tolle Wetterleuchten aufblitzen. Direkt über Mundubbera war der Himmel sternenklar. Nur drumherum war es bewölkt und man konnte die Lichtspiele um ganz Mundubbera beobachten. Da die Jungs nicht mitwollten, fuhr ich allein mit dem Auto aus die Stadt heraus, suchte mir ein dunkles Plätzchen und machte es mir mit Schlafsack auf dem Autodach gemütlich. So konnte man sich das Schauspiel am Himmel am besten beobachten. Einfach spannend.

Am Montag durfte auch Christian wieder in der Saftfabrik mit arbeiten. Diesmal füllten wir Orangensaft ab. Christian musste schlechte Früchte vom Fließband nehmen und ich war ganz allein an der Waage. Diesmal war der Saft hoch konzentriert und es wurden nur 10 Tonnen verfüllt. Die restliche Zeit vertrieben wir uns mit Gabelstapler fahren. Einige Tonnen von dem Zuckerrohrsaft wurden draußen vergessen und durch die Hitze ist der Saft gegoren. Dementsprechend sahen auch die Tonnen aus. Was eben so passiert, wenn sich was ausbreiten will. Na jedenfalls fuhr Christian die Tonnen hinter die Halle und ich schlitzte die Tüten auf, um den Saft zu leeren. War nicht gerade eine angenehme Sache, wie man auch auf den Fotos erkennen kann. Dann machten wir noch Paletten mit neuen Drums klar. Christian und ich wechselten uns mit Gabelstapler Fahren ab. Das war definitiv unsere Lieblingsbeschäftigung.

Am Freitag war leider schon frei, weil ein Kühlraum kaputt war. Na ja, dachte ich mir. Etwas Geld habe ich wieder verdient. Müsste für Neuseeland reichen. Am Dienstag geht ja unser Flieger. Wir hatten vor, am Montag nach Brisbane zu fahren, zum Qantas Office zu gehen um unsere Tickets abzuholen und gegebenenfalls noch mal nach neuen Terminen für meinen Abflug zu checken. In Sydney kam ja nicht viel heraus. Der 7. April war mir zu früh um schon nach Bali zu fliegen. Dann wollten wir uns auch noch um unser Auto kümmern. Kevin und Debbie waren uns da eine super Hilfe, denn Kevin bot uns an, unser Auto solange bei seiner Schwester unterzustellen. Er hatte mir in den letzten Tagen schon ihre Adresse gemailt. Klingt doch nach einem guten Plan oder? Na wartet, wenn ihr hört, wie es wirklich abgelaufen ist. Diese Geschichte erzähle ich euch im nächsten Bericht. Ihr werdet weinen. Garantiert.


7 Minuten

2008-01-12 to 2008-01-17

Planung

 

Die Planung bezieht sich auf unser Auto und wo wir es in der Zwischenzeit lassen können. Am Samstag hatte ich mal die Adresse von Kevins Schwester im Internet eingegeben. Ich wollte wissen, wo genau das in Brisbane liegt. Ich erschrak, als ich sah, das es ganz weit Außerhalb lag. Das hätte auch Fürstenwalde und Berlin sein können. Ich versuchte Kevin zu erreichen, um ihn zu sagen, dass es zu weit weg lag. Wir wüssten ja gar nicht, wie wir zum Flughafen kommen sollen. Kevin beruhigte mich und meinte, es fährt ein Zug zum Airport. Dauert nur ne halbe Stunde. Na gut. Da war ich wieder beruhigt. Ich hatte mein Auto schon in irgendeiner Hinterstraße von Brisbane gesehen. Ungesichert. Bei unserem Glück in einer Woche gestohlen oder abgeschleppt.

 

Abfahrt

 

Okay, wo fange ich an zu erzählen. Es verlief alles so hektisch und aufregend. Ereignisse überschlugen sich. Am besten ich beginne am Montag, dem Tag unserer Abreise aus Mundubbera. Erst einmal ist es schon Ereignis genug, dass wir aus Mundubbera abreisen. Eines, dass sich zu oft in der Vergangenheit wiederholte, ich weiß. Aber diesmal sollte es für immer sein, denn nach Neuseeland fange ich bei Sydney an zu arbeiten. Das weiß ich jetzt schon. Das Abreisen haben wir dann auch gaaaanz lange hinausgezögert. Geplant war, um 4 Uhr morgens abzureisen, um pünktlich um 8 Uhr in Brisbane für Andreas einen Termin im Krankenhaus machen zu können. Für sein 2. Visum braucht er eine medizinische Untersuchung und eine Röntgenaufnahme. Dann wollten wir um 6 Uhr fahren, weil das irgendwie dann doch nicht ganz so wichtig sei. Letztendlich weckte mich Andreas aber erst um halb sieben. Er versuchte über Bob einen Termin im Krankenhaus von Mundubbera zu bekommen. Um 8 Uhr wolle er mal hinfahren. Um 9 Uhr kam Andreas zurück, ohne eine Untersuchung. Falscher Arzt meinte er. Ich machte gerade Eierkuchen und so frühstückten wir eben noch bis 10 Uhr. Das war dann aber definitiv unsere Abfahrtszeit. Nicht schlecht oder? Von 4 Uhr auf 10. Ein neuer Rekord.

 

Fahrt

 

Es gibt da so eine Baustelle außerhalb von Mundubbera. Als wir damals mit Christian und Christina nach Mundu gekommen sind, wurde gerade die Straßenführung geändert und die Absperrung aufgestellt. Mit der Zeit schritt die Baustelle voran und man erkannte Fundamente für Pfeiler. Bald standen die Pfeiler und man erkannte, dass es ein Brücke werden sollte. Irgendwann wurde die Fahrbahn gebaut und ich scherzte damals, dass die Baustelle noch vor unserer Abreise fertig werden wird. Als wir heute Mundubbera verließen, stand zwar die Baustelle immer noch, aber die Brücke war im Prinzip schon fertig. Nur die Anbindung der Straße zur Alten wurde geteert. Wir waren also eine Brückendauer in Mundubbera kann man sagen. Da waren wir nun. Gemütlich fuhr Andreas ein letztes Mal die Strecke von Mundu nach Brisbane. Wir hatten es nicht mehr eilig, da Andreas den Arztbesuch ein anderes mal machen wollte. Trotzdem fuhr mir Andreas mit 90 kmh zu langsam und da drückte er etwas auf die Tube. Da war er dann irgendwann doch etwas zu schnell und so ne Leuchtreklame von Auto wollte kurz mal was, winkte uns an den Straßenrand. Ich schaute zu Andreas und er meinte 120. Alles klar, dachte ich mir. Macht dann 220$ für 20kmh zu schnell. Kam mir ja alles bekannt vor. Mein Paps kann da ein Lied von singen. Der Polizist wollte natürlich den Führerschein von Andreas sehen. Musste er erst mal im Vollgepackten Auto rauskramen. Dann die Frage vom Polizisten, wie lange wir denn schon in Australien sind, so ganz nach dem Moto ob wir denn nicht langsam die Vorschriften in diesem Land kennen müssten. Ehe ich die Monate zusammenrechnen konnte, überschlug Andreas schon und sagte 8 Monate. Dann die Frage vom Polizisten, wie lange wir hier noch bleiben. Ich überlegte noch ob es 3 oder 4 Monate sind, aber da sagte Andreas schon "till tomorrow". Bis Morgen? Ja klar, er hatte vollkommen recht. Schließlich fliegen wir morgen schon nach Neuseeland. Klar, dass wir da Australien verlassen. Das war die 220$ Antwort. Der Polizist winkte nur noch ab und meinte, wir sollten langsam fahren, wünschte uns eine sichere Weiterfahrt und das wars. Keine 220$ Strafe. Davongekommen. Wir wussten nur noch nicht, dass wir damit unser Glück überstrapaziert hatten.

Wir wiegten uns in absoluter Sicherheit. Sogar, als Andreas am Straßenrand doch noch seinen Koalabären entdecken konnte. Er wollte so unbedingt einen sehen und jetzt, am letzten Tag vor unserer Abreise, fand er einen einzigen! Im Baum sitzen.

In Brisbane angekommen, suchten wir gleich mal das Qantas Office. Es war viertel nach 3. Im Office bekamen wir unsere Elektronischen Tickets für Neuseeland und ich versuchte, meinen Aufenthalt in Aussie auf Ende April zu verlegen. Die Dame am Tresen war sehr darum bemüht, den besten Termin für mich zu finden, auch wenn es bedeutete, dass ich etwas draufzahlen musste. "Solange es mein Geldbeutel erlaubt, kein Problem", sagte ich zu ihr. Es hat zwar lange gedauert, aber am Ende hatte ich, was ich wollte. Am 26. April nach Bali und am 3. Mai nach Deutschland. Am 5. Mai um 5.50 Uhr werde ich in Frankfurt am Main landen. 2 Tage vor Ablauf meines Visums. Perfekt.

Zurück am Auto begann unser Alptraum. Wir hatten die erlaubte Parkzeit überschritten. Bis um 4 durfte man parken. Es war 10 nach vier und schon baumelte ein Strafzettel am Scheibenwischer. Verflixt schnell die Leute. Das ist ja schon fast unerhört. Und keine Politesse weit und breit in Sicht, dass man da vielleicht noch was aushandeln kann. Dabei wurde das Ticket sieben Minuten nach vier ausgestellt. Also doch eben erst. Na so teuer wird es ja nicht sein, dachte ich. Pustekuchen. Was glaubt ihr, will die Stadt Brisbane für 7 Minuten zu lange Parken haben? Meine Mutter schätzte auf 10$. Und das dachte ich auch. Aber es sind 120$ und da blieb mir doch etwas die Luft weg. Ich hoffte darauf, dass es nur Mahngebühren wären, wenn du die 10$ nicht rechtzeitig zahlst, aber nein. Für die scheiß verdammten 7 Minuten müssen wir 120$ berappen. Wir standen da am Auto und konnten es nicht fassen. Da kam ein Abschleppauto langsam vorbeigefahren und fragte uns, ob es unser Auto wäre. Na toll, dachte ich. Wären wir weitere 7 Minuten zu spät gewesen, wäre unser Auto auch schon abgeschleppt gewesen. Die haben es hier aber ganz schön eilig. Eilig stiegen wir dann auch ins Auto. Konnten ja nun nichts mehr machen. Und das alles ein Tag vor Neuseeland. Zum Glück, obwohl ich nichts glückliches daran finden kann, konnte man das Geld auch übers Telefon oder Internet bezahlen. Da sind die Australier ganz klasse drin. Alles kann man problemlos von überall aus bezahlen. Von diesem Tag an schwor ich mir, werde ich irgendwie versuchen, durch Preishandel im Urlaub meine 120$ zurückzuholen. Ich will mein Glück wieder zurück.

 

Auto abstellen

 

Da die 120$ uns jegliche Lust auf die Stadt nahm, fuhren wir gleich zu Kevins Schwester Pat. Ganz liebe Leute sage ich euch. Pat hat uns gleich mal einen Kaffee gemacht und Sandwiches geschmiert. Sie zeigte uns noch ihre tolle Puppensammlung im Erdgeschoss. Hammer. So viele Puppen habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Wenn man die letzte Puppe entstaubt hat, kann man glaube ich gleich wieder mit der Ersten anfangen. Pat ließ noch die Tür im Erdgeschoss auf so dass wir die Dusche nutzen und uns an dem Kühlschrank vergreifen dürfen. Diese Leute machten das alles für uns, obwohl sie selbst noch Besuch hatten. Wir hätten nämlich auch im Haus schlafen können. Aber ein letztes Mal in unserem Auto ging auch noch.

 

eintüten

 

Um kurz vor Sechs fuhr der Zug zum Flughafen und Pat hatte uns mit ihrem Auto zum Bahnhof gebracht. Musste ja nun alles im Regen sein. Bei Abfahrt ist immer Regen, dachte ich mir. Aber wenigstens lief alles (ungewöhnlich) glatt. Den Flughafen von Brisbane kannte ich ja nun schon auswendig. Habe ja meine Eltern hier abgeholt. Mit dem elektr. Ticket (eigentlich nur ein Stück Papier) ging auch alles glatt und Taschen waren mit 21 Kg (ich mal wieder, und dabei hatte ich nur die Hälfte eingepackt. Den Rest ließ ich im Auto) noch okay. Das Spannendste war mal wieder die Taschendurchleuchtung. Mein Reinigungsspray für die Kamera war nicht ordnungsgemäß eingetütet und ein Klebstoffstift in meiner Federtasche hatte ich total übersehen. Und hier frage ich euch mal gleich, wozu diese Tüten eigentlich dienen? Ich meine, ich bekomme ja meine Tasche wieder und könnte den ganzen Scheiß wieder aus der Tüte holen. Also wenn es nicht gerade eine nette Geste vom Flugpersonal ist, dich mit Tüten zu belästigen, nur damit keine Flüssigkeiten deine Tasche einsauen, wenn sie auslaufen, dann weiß ich auch nicht. Und was soll das mit dem 100ml Limit? Wenn 200 Menschen mit je 100ml Flüssigkeit in die Maschine steigen passiert da auch wirklich nix? Ach keine Ahnung.

Ich bekam jedenfalls einen bösen Blick von der Kontrollsuse, ich solle doch in Zukunft besser meine Tasche packen. Mit meinem Klebstoff und Reinigungsspray in der Hand machte ich mich davon und überlegte bei einer Tasse Kaffee, was 200 x 100ml flüssiger Klebstoff am Board anrichten kann.

Bald gings endlich in die Maschine. Recht klein, aber genug Beinfreiheit für einen 3 Stundenflug. Andreas verscheuchte gleich mal eine Frau von "SEINEM" Fensterplatz. Er saß nämlich noch nie am Fenster. Als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr gab es nämlich keine Fenster, sondern nur diese große Klappe, wo man raushüpfen musste. Frühstück bekamen wir noch und mit diesen Abfragezetteln konnte man uns auch viele Minuten beschäftigen.

Da wir gegen 9 Uhr Vormittags flogen, konnte man natürlich Neuseeland von oben sehen. Sah schon recht vielversprechend aus. Nach der Landung und Gepäckausgabe mussten wir wieder durch so eine Bio Security Schleuse. Wir hatten ja ein Zelt dabei und das wird hier genauestens untersucht. Und zwar 20 Minuten genau. Nachdem wir es wiederbekommen hatten, war es ein Desaster. Die verstanden ne Menge vom Durchsuchen und Auseinanderlegen, aber ganz wenig vom Wiederzusammenfalten. Na ja.

Wir machten uns gleich mit einem Bus auf dem Weg in die City von Auckland und suchten ein Hostel, wo wir für 2 Tage eincheckten. Wir wurden noch darauf hingewiesen, dass in 2 Tagen ein großes Festival stattfindet und hier dann alles ausgebucht sein wird. Festivals ist der Alptraum jeden Backpackers, der ein Hostel sucht. Aber so lange wollten wir ja auch nicht in Auckland bleiben. Ich konnte es irgendwie immer noch nicht glauben, dass wir in Neuseeland sind. Nun herrschen 12 Stunden Zeitunterschied zwischen hier und zu Hause. Jetzt bin ich wirklich auf der anderen Seite der Welt. Ich mach hier mal an der Stelle Schluss, auch wenn an diesem Abend noch was cooles passiert ist. Ach was, ich schreib euch das noch schnell. Als Andreas und ich durch die Straßen von Auckland gezogen sind, sind wir gleich mal der einzigen Person begegnet, die ich in Neuseeland kenne. Ute. Sie war damals in Sydney mit Andreas2 mit uns durch die Stadt gelaufen. Durch E-Mail hielten wir Kontakt und ich erfuhr, dass sie in NZ ist. Und hier trafen wir uns wieder. Ohne Absprache. Einfach so. Und ich dachte, Australien wäre schon klein.


Rabenschwarzer Tag

2008-01-22

Ich habe es noch nicht ganz verdaut, was mir heute in Auckland passiert ist. Ich wollte euch eigentlich eine weitere Caosgeschichte schreiben, wie wir zum Beispiel abgeschleppt wurden (200 Dollar im Arsch) und trotz Check in der Werkstatt nach einem Tag probleme mit den Bremsbelaegen hatten. Reparatur noch Mal 200 Dollar. Das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was heute passierte. Mein Laptop wurde aus unserem Auto geklaut. Scheiss auf den Laptop, aber jetzt sind viele Fotos und Geschichten weg. Adressen und sogar Projekte, die ich fuer Bobs Hotel gezeichnet hatte. Und natuerlich aergere ich mich ueber mich selbst. Das war noch meine Schuld. Die Fenster lassen sich im Auto nicht richtig verriegeln und als wir parken wollten und ich die Tuer schon verriegelt hatte, bin ich noch Mal durchs Fenster ins Autoinnere. Dabei muss uns wohl jemand beobachtet haben. Jedenfalls ist der Laptop samt Andreas seinem Handtuch verschwunden. Meine Kamera blieb im Auto. Jetzt kann ich natuerlich nicht mehr so schnell die Berichte schreiben. Habe auch keine grosse Lust mehr, ein Internetcafe aufzusuchen. Heute habe ich sowieso zu nichts Lust mehr. Der naechste Bericht dauert also erst mal.

Aber last euch noch sagen, wir kommen ganz gut mit unserem neuen Van durch die Berge. Die Landschaft ist schon toll. Morgen geht es nach Auenland, Frodos Haus besuchen. Die stehen noch in der Stadt Matamata (oder so). Danach gehts etwas wilder zu und wir wollen ein paar Hoelen besuchen.

Bis bald erst mal.


die ganze Geschichte des Pechs

2008-01-24

Ich muss den Verlust meines Laptos noch verdauen. Wenn ich daran denke, fallen mir immer wieder die zwei gleichen Bilder ein. Ein leerer Sitzplatz und das Fehlen des Kabels am Inverter. Meine Kamera lag zum Glueck noch auf dem Bett unter dem Schlafsack. Alle Taschen waren noch da, nichts wurde durchwuehlt. Handys lagen noch im Autofach. Der Typ, oder wer auch immer sich am Auto zu schaffen machte, wollte nur den Laptop. Schnell wurde mir folgendes klar:

  1. meinen Laptop sehe ich nie wieder. An einer Tuer klopfen und fragen, ob jemand meinen Lappie gesehen hat, wird diesmal nichts bringen. Oder darauf hoffen, das der Dieb ein schlechtes Gewissen bekommt, ist undenkbar.
  2. Filmabende kann ich zukueftig vergessen. Da heisst es Buch lesen oder Spiele spielen.
  3. Berichte nicht mehr vorschreiben bedeutet laenger im Internetcafe abhaengen.
  4. keine Projekte Entwerfen (armer Bob), keine Musik, keine Bilder mehr anschauen

Ueber die Fotos war ich am Meisten veraergert. Ich hatte zwar schon meinen Eltern eine Sicherheits-DVD mitgegeben, aber alles nach dem Urlaub meiner Eltern: die Kirschfarm und der Orangefarbende Himmel, die Saftfabrik mit dem Zuckerrohr, Sylvester in Sydney und der Flug nach Auckland waren weg.

Betruebt sass ich im Auto. Ich wollte nur noch weg aus Auckland. Seit einer Woche haben wir nur noch Pech. Etwas Glueck ja, aber es reichte nicht, um sich die Waage halten zu koennen. Und Balance ist mir wichtig. Im Studium gab es immer einen Kaffeeautomaten, der ab und zu mal das Wechelgeld fuer sich behielt, aber auch ab und zu mal etwas mehr zurueckgab. Das war okay. Aber hier in Neuseeland behielt die Maschine immer das Wechselgeld fuer sich. Schlimmer noch. Wir hatten das Gefuehl, als muessten wir immer draufzahlen. Seit wir hier ankamen, ja sogar noch vor unserem Abflug in Brisbane verfolgte uns das Pech. Wie gerne wuenschte ich mir das Problem mit dem zu lange Parken und 120 Dollar Strafe zurueck. Als wir naemlich in Auckland ein Auto kauften, wurde es gleich mal falsch durchgecheckt. Statt Oelfilterwechsel wurde nur eine Durchsicht gemacht. Folglich wurde das Oelleck, das durch den Wechsel repariert werden sollte, noch nicht gemacht. Wir mussten warten bis das dann endlich nachgeholt wurde. Dann fragte ich den Mechaniker von der Werkstatt, ob ich das Auto bei ihm ne Weile stehen lassen darf und er nickte. Am Abend dann zurueck in der Werkstatt angekommen, war unser Auto weg. Abgeschleppt. Nach 2 Anrufen erfuhr ich, wo man es sich wieder abholen konnte. Kosten: 200 Dollar. Klar, dass wir an den Abend so schnell wie moeglich aus der Stadt wollten. Am naechsten Abend dann wieder Pech. Die Bremsbelaege waren runter und man konnte schon Metal auf Metal hoeren. Ausserdem tropfte immer noch Oel unter dem Auto. Also wieder in eine Werkstatt. Dort mussten zum Glueck nur die Bremsbelaege ausgetauscht werden und nicht noch die Bremsscheiben (sind nach diesen Metalschleifgeraeuschen auch keinen Milimeter mehr gefahren. Folglich uebernachteten wir mitten auf dem Parkplatz eines Einkaufcenters). Das Oelleck wurde diesmal durch einen erneuten Oelwechsel wirklich repariert. Die Jungs in der ersten Werkstatt hatten einfach nur geschlammt. Reparaturkosten wieder einmal 200 Dollar.

Dann das aller Beste. Mein Laptop. Wie gesagt waren die Fensterverriegelungen kaputt und unser Auto somit unsicher. Also mein riesen Fehler war es, nach Abschliessen der Autotueren noch einmal durch das Schiebefenster die Tuer zu oeffnen, weil das Jemand gesehen haben muss. Ich wollte noch den Rechner mitnehmen, wie ich es immer mache, aber diesmal wollte ich nicht schon wieder mit meinem Rucksack durch die Gegend rennen. Haette ich es mal gemacht. Nun ja. Alles jetzt zu spaet.

Heute fanden wir endlich einen Autowrecker und konnten neue Verriegelungen fuer die Fenster finden. Kosten: 20 Dollar. Geht ja noch. Dafuer hatten wir auch ganz tolle 2 Tage hinter uns. Hier in Rotorua, im Zentrum der Nordinsel, gibt es viele Aktivitaeten. Wir machten Wildwasserrafting, was ich schon immer mal ausprobieren wollte. Hammer geil. Sind beim runtersausen eines 7 Meter Wasserfalles auch nicht gekenntert. Dafuer hat mich unser Aufpasser durch einen Trick ins Wasser geworfen. Ich durfte auch noch vorn im Boot sitzen und unter einen kleinen Wasserfall lucken. Fantastisch. Das alles hat uns so viel Spass gemacht, dass wir fuer den naechsten Tag gleich einen Slegeabout gebucht haben. Ich sag einfach nur super spassig. Schaut auf die Fotos. ein Fotograf hat diese waehrend unseres Flussreitens geschossen. Morgen gehen wir es wieder ruhiger an und besuchen einen Park, wo man heisse Quellen besichtigen kann und einen spuckenen Geischir (schreibt man das so?) beobachten kann. Ausserdem werden wir kleine Kiwis sehen. Die Voegel, nicht die Frucht. Und natuerlich echte tanzende Maoris. Muss man ja auch mal erlebt haben. Danach werden wir weiter sehen.

So, das war es erst mal bis hier her. Bis zum naechsten Erlebnis. Conny


Maoritanz

2008-01-27 to 2008-01-29

Wie gesagt, wollten wir es ruhiger angehen lassen und buchten mal eine Tour durch so einen "Heisse Quellen" Park. Mit enthalten war eine Tanzshow der Maori. Das war echt lustig. erst wurden wir in die Gebraeuche der Maoris eingewiesen. Was Guten Tag so heisst, oder wie man sich mit der Nasenspitze zweimal anstubst, um jemanden zu begruesen. Dann, um die Maori zu zeigen, dass wir wirklich in Frieden kommen, wurde ein Maori zu uns gesannt, der ganz hippelig und aufgeregt, taenzerisch und schreiend, ein Blatt auf den Boden warf und sich griemassendschneidend und mit seinem Stock hin und herwirbelnd, entfernte. Ich waere da vielleicht schon weggelaufen, aber man muss ja das Blatt aufheben, um zu zeigen, man komme als Freund. Diese Aufgabe wurde von unserem "Beschuetzer" uebernommen, den wir aus unserer Gruppe vorher waehlen mussten. Andere Maoris standen derweil vor ein Haus und bliesen durch ein Horn. Die, die Pech hatten und kein Horn hatten, mussten durch eine grosse Muschel blasen. Ueberraschenderweise kamen aber wohlklingende Klaenge heraus. Als Freund akzeptiert, durften wir endlich in die Huette. Aber erst, nachdem wir unseren Beschuetzer den Vortritt geben mussten. Und seiner Familie. Und seine Familie war nicht gerade klein. Der hatte seine ganze Busladung voller Senioren mit im Schlepptau. Nun ja. Im Haus Platz genommen, durften die ganz interessierten auch ganz vorn auf dem Boden sitzen. Und weil ich sehr sehr interessiert war, und ich es sowieso als ganz gemuetlich empfand, zerrte ich Andreas mit nach vorn. Nach dem ueblichen Bla bla, gings auch schon zur Sache und die Maoris begannen zu tanzen. Die Frauen hatten lustig Pommeln, die sie im Kreis rotieren liessen. Die Maenner nahmen die Show wohl nicht so ganz enrst, denn sie machten coole Grimassen, steckten ihre Zunge heraus oder rissen ganz gross ihre Augen auf. Dann begannen die Frauen mit den Pommeln gegen ihre Handflaechen zu schlagen. Hin und her, schnell und schneller. Und was ich da an Rhythmus erlebte, war der Hammer. Ich haette nicht gedacht, dass sich das so cool anhoeren kann. Ich war ja begeistert. Leider ging die 45 minuetige Show viel zu schnell zu ende. Danach blieb uns nur noch einen Rundgang im Park. War alles ganz relaxt. Hab auch einen echten Kiwi gesehen. Zwar in einem Kiwihaus hinter einer Scheibe, aber immerhin. Das Kiwi drueckte seine Begeisterung ueber unseren Besuch aus, indem es gegen die Scheibe machte. Toll. Auch sonst presentierte es sich nur mit seinem dicken Hintern. Ich wusste gar nicht, dass Kiwis so gross werden koennen (Fussballgross) und Eier legen, die so gross wie ein Emuei werden koennen.

Nach dem Tag in diesem Park machten wir uns zur naechsten Aktivitaet. Bungee Jumping. Der Beste Ort dafuer ist am See von Taupo. Wenn ihr mal ne Karte von der Nordinsel von Neuseeland seht, dann ist das der grosse See in der Mitte. Kaum zu verfehlen. Da ich vor 14 Jahren schon das Gefuehl des Springens ins Nichts erleben durfte, sprang Andreas allein. War nicht so sein Ding meinte er. Er bleibt wohl lieber beim Fallschirmspringen.

In Taupo blieben wir nicht lange, weil wir noch mal zurueck, weiter nach Norden zu einer bestimmten Hoehle wollten. Dort buchten wir eine Tour, wo man sich in eine Hoehle abseilen kann, Gluehwuermchen sehen kann, auf dem unterirdischen Fluss auf einem Schlauch fahren kann, durch Felsspalten klettern und die Hoehle wieder hinaufklettern kann. Die tour dauerte 5 Stunden. Die Fotos erklaeren mehr. Hab da was zu geschrieben. War auf jeden Fall eine super Erfahrung. Zum Geburtstag wuensche ich mir nur noch Touren, wo man sich in Hoehlen abseilen kann. Hammer.

Nach dieser Tour ging es zu einem Ort, wo Herr der Ringe gedreht wurde. Und zwar Mordor, dieser boese Berg. Wir wollten drumherum laufen. Da man aber schon ganz frueh starten sollte und wir erst gegen Mittag dort eintrafen, entscheid ich mich, doch noch mal zu den 100 km entfernten Hoehlen zurueckzufahren. Nicht, weil ich die tour noch mal machen wollte, sondern weil, Conny wie sie nun mal ist, ihr Ladegeraet dort vergessen hatte.

So trafen wir Abends in Whakapapa Village ein. Der naechste Tag war dann echt die Hoelle. Das erzaehle ich aber im naechsten Bericht. Ich sage nur 11 Stunden wandern. Das muss man ueberleben, sag ich euch. Aber Hammer. Hammer, Hammer.


Wandern + Wandern Teil 2

2008-01-31

Ja die Wandertour war schon ein echt Hammer Tag. Wir hatten uns die Route ausgesucht, weil dort Herr der Ringe gedreht wurde und es natuerlich sehr schoen sein soll. Das Problem an der Tour war die Laenge. "Schaffen wir das wirklich an einem Tag?" wollte ich von Andreas wissen. "Ja ja", war seine Antwort. "Hab ich mit Maik schon in 5 Stunden geschafft". "Aber der Wanderweg hat nicht um sonst 4 Huetten", merkte ich noch zweifelnd an. "Und hier auf dem Plan steht an jeder Huete Tag2, Tag3 und Tag4. Das wird da nicht um sonst stehen Andreas". Aber Andreas war fest der Meinung, wir schaffen die 5 Tagestour locker an Einem. Natuerlich waren wir auch gar nicht auf einen langen Marsch vorbereitet. Toast waren nur noch 3 Scheiben da. Wurst war schon lange alle. Nur noch Tuetenessen und 4 Aepfel hatten wir. So machten wir uns frueh morgens noch schnell die Suppe zum Fruehstueck, packten die 4 Aepfel ein und fuellten 3,5 Liter zu trinken ab. Das wars. Um 9 Uhr fuhr der letzte Shuttlebus zur ersten Huette (wir schummelten und uebersprangen den ersten Abschnitt der Tour). Dann ging es los. Der erste Abschnitt war in 3 Stunden geschafft. War auch echt anstrengend. Meistens ging es bergauf und zwar ziemlich steil. Ein richtiger Wanderweg war es ja nicht. Viel zu sehr ging es ueber Felsen und Steine. Wuerden nicht in regelmaessigen Abstaenden Holzpfosten den Weg markieren, wuerde ich mich hier oben in der kargen Landschaft verlieren. Hier oben, zwischen 1200 bis 1800 Meter, waechst hier eh nix hoeher als einen halben Meter. Das anstrengende Klettern hatte sich aber echt gelohnt, da die Aussicht schweinegeil war. Auf der einen Seite der maechtige Berg von Mordor (peinlich, ich weiss seinen richtigen Namen gar nicht) und auf der anderen Seite konnte man in ein Tal mit kleinen blauen Seen blicken. Ein Krater war auch dabei. Beim Abstieg zu den Seen bin ich dann auch gleich mal gestuerzt. Und ich hatte schon echt die Panik, mir einen Fuss zu verstauchen,

 

oder mir meine Kamera kaputt zu machen. Aber ich bin ja Conny und halte natuerlich meinen Finger zwischen Stein und Kamera. Resultat: Kamera Heil, Finger gestaucht. Linker Unterarm aufgekratzt, aber Fuesse waren Heil.Etwas lediert ging es nun weilter zur 2. Etappe. War auch sehr anstrengend, weil es wieder steil bergauf ging. Bei der 3. Etappe war es schon so gegen Ein Uhr. Da wir bis zur 4. Station nur 3 Stunden brauchten, dachte ich schon, ich schaffe das noch, aber dann gings los. Hier ein Ziehen und da der Fuss schwer. Mit der Zeit konnte ich dann beide Beine schon nicht mehr richtig heben. Ein kleiner Berg war dann schon die absolute Herausvorderung und musste danach mit einer 5 Minuetigen Pause verarbeitet werden. Das letzte Schild mit der letzten Etappe zeigte 5 1/2 Stunden Weg an. Oh mein Gott. Es war schon viertel nach 4. Und hier oben gibt es keine Strasse. Ich haette Andreas also nciht einmal vorschicken koennen, um mich abzuholen. Na ich bis die Zaehne zusammen und versuchte die wahnsinnstolle Abendsonne zu geniessen. Es ging mal an einem Bach vorbei, durch ein Stueck Wald (Peter Jackson haette hier seinen halben film drehen koennen glaube ich) und dann wiederdurch karge Landschaften. Dann konnte ich von weitem schon das Chateau sehen. Ein grosses Gebaeude an der Strasse, wo wir auf dem Parkplatzdahinter parkten. Noch eine Stunde. Zum Schluss musste ich fast alle 10 Minuten pausieren. Nicht, weil meine Fuesse zu sehr wehtaten. Mir war einfach schlecht. Ich hatte ja nur 2 Aepfel gegessen. Wasser hatten wir genug, da wir bei jeder Huette nachfuellen konnten, aber Essen gab es dort nicht. So quaelte ich mich echt die letzten Meter bis zum Auto, schloss auf und liess mich gleich mal ins Bett fallen. Mir war jetzt alles egal. Ich war so froh, dass ich es geschafft habe und ich nicht fuer 100 Dollar, wie der Fahrer noch frueh morgens im Bus noch meinte, das es kosten wuerde, dich irgendwo unterwegs aufzusammeln, bezahlen muss. Es wurde jetzt wirklich schnell dunkel, sind wir ja auch wirklich mit den letzten Sonnenstrahlen am himmel gewandert. Sage und Schreibe 11 Stunden waren wir ohne eine wirklich grosse Pause gemacht zu haben, unterwegs gewesen. Andreas fand noch eine kleine Tuettensuppe in der Kiste und machte sie mir. "Morgen gibt es dann ein richtiges Steak mit Ei", schwaermte er vor. Und das machten wir dann wirklich auch. Am naechsten Tag kaufte er fuer 50 Dollar ein und waehrend ich zur Polizei ging, um endlich meinen gestohlenen Lappie zu melden, machte er im Park nebenan lecker Fruehstueck.

Ich bei der Polizei, muss ich euch erzaehlen. Erst mal wollten die von mir wissen, warum ich jetzt erst komme. Klar, kann ich ja verstehen und sagte, was mir meine Mutter eine Stunde zuvor am Handy riet. "sag denen, du musstest den Verlust erst mal verkraften (was ja auch stimmt) und du einen Schock hattest (was ich mir gut vorstellen konnte)". Damit war das schon mal geklaert. Was wurde noch so gestohlen und was hatte es fuer einen Wert. Ausser meinen Lappie hatte der Dieb ja noch meinen alten mp3 Player gestohlen, das ich eigentlich nur noch als Kartenlesegeraet fuer meine Compactflash Karte nutzte. Ich sagte dem netten Polizist, das es keinen Wert mehr haette. Ich muesse da eher noch draufzahlen, wenn ich es loswerden wollte. Was es fuer eine Farbe hatte?, wollte er wissen. "Nach so vielen Kratzern wahrscheinlich schon eher grau als Bege", meinte ich. Ein blaues Handtuch wurde auch entwendet, wofuer ich dem Raeuber aber dankbar bin, weil es das Handtuch von Andreas war und das mal weg musste. Wo es passierte, wollte er auch noch wissen und da er keine Karte von Auckland hatte (Polizei? keine Karte von Auckland?) musste ich eine Skizze zeichnen, die ich gleich mal hammrmaessig aufs Papier zeichnete, was mit einem "cool" begutachtet wurde. Dann bekam ich endlich einen Schrieb fuer die Versicherung und durfte gehen. Geschafft.

Ja danach wurde erst mal Fruehstueck nachgeholt. Habe eine Blase und tierische Muskelkater. Andreas fuerchtete sich und meinte, ich solle nicht zu fies im Internet ueber ihn herfallen, weil er mich zu der langen Wanderung gezwungen hatte. Na ja. Ich sehe es eher als einen Punkt fuer mich. Die naechste Aktivitaet, die ich machen will, muss er halt mitmachen. So seh ich das.

Nach dem grossen Wandern passierte eigentlich nichts in den naechsten Tagen. Waren ja auch viel zu K.O. Wir fuhren einfach weiter bis nach Wellington und schliefen auf einem grossen Aussichtspunkt, wo man Nachts ueber die Stadt und den Hafen von Wellington blicken konnte. Am naechsten Tag bummelten wir noch durch die Stadt und buchten in einem Informationscenter die Ueberfahrt mit der Faehre nach Picton. Um 8 Uhr abends setzte die Faehre ab und wir kamen um halb 12 Uhr Mitternacht an. Es war ziemlich stuermisch in der Nacht. Trotzdem fuhren wir wieder einen Berg hinauf, um dort in einer Parkniesche und Baumen Windschutz zu finden. Dort verbrachten wir die Nacht. Am naechten Tag kamen wir nicht wirklich weit. Genauer gesagt blieben wir auf dem Berg, nur einen Lookout weiter und machten dort Picknick, Assen Mittag und spielten ein paar Spiele. Abends suchten wir in einem Hostel noch eine Waschmaschine, wo ich dann gleich mal Duschen konnte. Dann uebernachteten wir wieder dort oben auf dem Berg. Heute, einen Tag danach, haben wir uns etwas bewegt. Und zwar zum noerdlichen Teil der Suedinsel. Dort sollen es tolle Wandermoeglichkeiten geben, aber auch Kajak fahren. Wir versuchen jetzt, eine Tour mit Wandern und Kajakfahren zu verbinden. Aber die Wanderwege sind immer so lang. Ich bin da jetzt etwas vorsichtiger geworden.

Na mal sehen, was wir letztendlich machen. Ganz im Sueden gibt es auch noch mal eine tolle Gelegenheit, Kajak zu fahren. Ich muss mit meinem Geld etwas aufpassen. Ist schon so gut wie alle. Ich freue mich schon sehr auf das Ende der Reise hier in NZ. Es ist zwar sehr schoen, aber wenn man wenig Geld und zu wenig Zeit zum Reisen hat, weiss man nicht so recht, was man machen soll. Ich traeume auch schon total oft von zu Hause. Ich sehne mich wirlich danach. Nur noch 3 Monate. Ich zaehl hier echt schon die Wochen. Kann es kaum erwarten.


Wieder auf Wandertour + Wanderbericht

2008-02-07

Leider konnte ich erst mal nur die Fotos runterladen. Die Geschichte gibt es ein anderes Mal. Ich sage nur: wir konnten es mal wieder nicht lassen und sind gewandert. Diesmal waren wir kleverer und buchten gleich eine Dreitagestour mit Uebernachtung zwischendrind. Also kein 5 Tagesmarsch an Einem. Dafuer aber eine 2 Tages Kajaktour an einem Tag und zwei Tage wieder rumlatschen, bis die socken qualmen. Diesmal mit vollem Rucksack, weil im National Park ja keine Kochmoeglichkeiten gibt. Da haben die hier die fantastischsten Straende der Welt und schaffen es, Huetten auf den Wanderwegen aufzubauen, aber ohne Kueche. Also Zelt, Schlafsack, Geschirr und Essen mussten wir selber Schleppen. Arme Conny kommt da hoffentlich jetzt von euch. Ich hab mir echt den Wolf getragen. Aber habs ja ueberlebt. Schaut euch die Fotos an. Sagen sowieso mehr als Worte. Habe aber auch was dazu geschrieben.

Also wie gesagt, wollten wir eine mehrtaegige Tour mit Kajakfahren, wandern und uebernachten auf einem Campingplatz und Wassertaxi zum zurueckfahren buchen. Wir hatten abends extra alles schon eingepackt, damit wir ganz frueh zum Infocenter gehen koennen und gleich alles buchen und dann gleich los mit dem Kajak am Besten. Erst mal machte das Infocenter statt halb 9 erst um 9 auf und dann sagte uns die Dame hinterm Tresen, dass alle Kajaks schon um halb 9 raus sind. Also heute waere nix mit starten. Nach 2 Tagen rumhaengen in Picton hatten wir aber nicht schon wieder Lust auf rumhaengen. So fuhren wir ganz an die Nordspitze der Insel und besuchten einen Wasserfall, fuhren geniale Kuestenstrassen entlang und wanderten zu einem Strand mit den spannenden Felsformationen, die ihr auf den Fotos sehen koennt. Das tolle war wirklich das Ankommen am Strand. Noch von Duenen bedeckt, sah man nix, dann stand man auf der Duene und es erstreckte sich erst einmal eine Wueste voller Sand. Am Ende ragten schon die 2 Felsen aus dem Wasser, wobei der Eine 2 Loecher hatte und der andere eben noch ganz harmlos aussah. Bis wir dann weiter den Strand entlangliefen und wir irgendwann zurueckschauten. Donner war das ein geiler anblieck. Der ganze Strand war traumhaft und ich habe noch mehr Fotos, die ich so gerne zeigen wuerde. Auf dem Rueckweg merkten wir erst, wie viel Benzin wir verbraucht hatten und nun wurde es (dringend) Zeit zu tanken. Wir erreichten zum Glueck ein Ort mit mehreren Tankstellen, die aber schon geschlossen und nur mit einer speziellen Kundenkarte zu bedienen waren. Ich sah mich schon nach Hause laufen. Aber dann kam ein junger Mann auf die Tankstelle gefahren und wir fragten ihn einfach, ob er gegen Bargeld mal fuer uns tanken wuerde. Das hat er gern gemacht, weil er sowieso gerade Bargeld brauchte. Super. So konnten wir wieder beruhigt die Fahrt fortsetzen. Da sahen wir vor uns schon dicke Regenwolken  und die Berge hingen schon in fetten Nebelwolken. Und wir mussten da durch. Als wir in die Berge fuhren, hatte man nur noch eine Sicht von 25 Meter. Bald nur noch 10 und zum Schluss keine 5 Meter Sicht mehr. Und das alles bei den steilen Schlengelstrassen. Da regnete es auch noch. Aber wir schafften die Berge, der Nebel verschwand und wir erreichten den Parkplatz des Kajakverleihs, wo es morgen losgehen sollte. Da es immer noch regnete (hier war ich froh, heut nicht schon die Tour begonnen zu haben) mussten wir im Auto kochen. Kocher auf Beifahrersitz und Fenster halb runter, kochte Andreas leckere Bratkartoffeln. Ich machte es mir hinten auf dem Bett gemuetlich. Ich freute mich schon auf morgen.

Und der kam und endlich hatte ich meine langersehnte Kajaktour. Um halb neun sassen wir auch endlich im Kajak und konnten lospaddeln. Da der Weg ziemlich lang aussah und wir bis spaetestens um viertel nach 3 unsere Kajaks in der Zielbucht abgeben muessen, paddelten wir zuegig voran und fuhren nicht in jede Bucht hinein. eine kleine Insel vor uns sahen wir uns aber genauer an, weil wir dort die kleinen Pinguine und Robben sahen. Das war wirklich cool und Highlight unserer Kajaktour. Dann erreichten wir unsere Zielbucht viel zu frueh. Da machten wir uns noch mal auf und paddelten zur naechsten Bucht die voll schoen war. Das ist das Foto mit den vielen roten Kajaks. Es waren ein paar Menschen hier, aber trotzdem hatte man das Gefuehl, allein am Strand zu sein. Ich haette hier uebernachten koennen. Doch leider mussten wir zurueck zur anderen Bucht, weil dort das Kajak eingesammelt wird und man uns unsere Rucksaecke vorbeibringen wollte. Das konnten wir vorher mit der Company klaeren, sonst haetten wir alles im Kajak quetschen muessen und das wollten wir nicht. Am Strand fanden wir auch unsere Rucksaecke und nach einem Sonnenbad machten wir uns auf. Unser heutiger Campingplatz war noch ein Stueck weg und wir mussten laufen. War aber echt nicht weit und der Campingplatz war direkt am Strand hinter Duenen. Voll das Paradis hier. Traffen gleich mal 2 nette Leute mit denen wir Mr. X gespielt haben. War echt unterhaltsam. Vor dem naechsten Tag hatte ich etwas Angst, da wir jetzt mit vollem Gepaeck wandern mussten. Mindestens 4 Stunden. Auf der Strecke waren 2 Abschnitte, die nur bei Ebbe passierbar waren und man trotzdem durch das Wasser warten musste. Aber es war toll. So lief man nicht nur durch Wald sondern auch mal am Strand entlang. Es gab ein einziges Cafe auf der Strecke, das wir natuerlich gleich besuchten, auch wenn es schweine teuer war. Ein Eiscafe war das Mindeste, was ich mir verdient hatte. Dann endlich hatte ich auch den 2. Campingplatz erreicht. Es wird uebrigens kontrolliert, ob du bezahlt hast. Da war es gut, alles im Voraus gebucht zu haben. Wir mussten uns um nichts mehr kuemmern. Nach dem vielen Laufen war ich schnell muede und so ging ich frueh ins Bett. Am 3. Tag wollten wir schliesslich auch noch mal laufen bevor es mit einem Wassertaxi zurueck geht. Darauf freute ich mich schon sehr, weil ich da nicht laufen oder paddeln muss, sondern mit Boot fahren kann. Aber erst mal noch mit ganzem Gepeack die letzte Bergspitze erklimmen. Andreas wollte da unbedingt lang. Und wir waren wirklich am hoechsten Punkt dieser Inel. Hatte ich jedenfalls das Gefuehl. Nur Bergauf. Meine Beine wurden schwerer und schwerer. Kaeme da nicht doch hin und wieder eine tolle Aussicht, die dich von den Socken haut, waere das Wandern eine Folter fuer mich gewesen. So war es doch ein schoenes Erlebnis, so durch die unberuehrte Natur zu streifen. Wenn man durch den Wald geht und sich den Strand naehert, kann man schon durch die Baeume eine tuerkise Wand des Wassers sehen. Schon toll. Dann geht es auch noch am Strand direkt entlang. da kann man Pause machen und sich sattsehen. Tausend Fotos schiessen. Was auch immer. Fast 5 1/2 Stunden waren wir wieder an diesem Tag unterwegs. Am Ende hatten wir aber noch etwas Zeit zum Baden bevor das Wassertaxi kam. Mit diesem sind wir dann endlich wieder zurueckgefahren. Da hatte man eine spritzige Bootsfahrt auch noch inklusive. Der Fahrer war auch noch so nett und hielt in der Bucht an, wo wir 2 Tage zuvor unsere Kajaks abgeladen hatten. Andreas suchte naemlich seinen MP3 Player und vermutete, es dort am Strand verloren zu haben. Aber er fand ihn dort nicht und wir mussten davon ausgehen, dass jemand von den Kajakleuten ihn aus der Tasche geklaut hatten. Die letzte Hoffnung war noch, das Andreas dem MP gar nicht mithatte, sondern im Auto liegenlies. Die ganze Rueckfahrt hatten wir ueberlegt. Da es das letzte Wassertaxi war, wurde es gleich von einem Traktor aus dem Wasser gezogen. So fuhren wir, noch im Boot sitzend, vom Traktor auf einem Haenger gezogen, zum Taxistand zurueck, dass gluecklicherweise gleich neben dem Kajakverleih war. So mussten wir nicht allzuweit laufen. Am Auto angekommen suchte Andreas gleich das Auto nach seinem MP ab, aber fand nix. Also doch geklaut. Aber dann fand er ihn doch in seiner 2. Hosentasche und alles war wieder gut. So konnten wir uns in aller Ruhe die Imbissbude vornehmen, die vor dem Verleih stand. Wir hatten ja nicht wirklich viel zu Essen mit gehabt und heute auf unserer letzten Wandertour nur ne Konserve Pflaumen gegessen. Sonst nur getrunken. Was auch okay war. Aber jetzt kam doch der Hunger durch und ein Burger musste her.

Im Grossen und Ganzen waren die 3 Tage doch sehr sehr schoen. Mal nicht gefahren sondern nur gelaufen und so die Landschaft erkundet. Das war echt toll, weil man mehr Zeit zum fotographieren hat und sowieso mehr Zeit um die Eindruecke zu verarbeiten. An jedem Strand, wo wir pausierten, musste ich immer an zu Hause denken und wuenschte mir meine Familie her, weil man das Hier gesehen haben muss. Ich war dann immer etwas traurig, das hier allein zu erleben. Meine Mutter meinte spaeter am Telefon, als ich ihr von meiner Tour berichtete, das ich Deutschland dann langweilig finde. Aber ich denke, solange ich die Dinge mit Familie oder Freunde teilen kann, wird es nicht langweilig, sondern um so schoener. Ich sehe hier vielleicht die traumhaftesten Straende, aber bin hier im Prinzip allein. Da kann es auch supi geil sein an einem pupigen Strand in Deutschland mit Freunden zu sein und es wird ein unvergessliches Erlebnis. So oder so.

Aber egal. Ich freue mich auch wieder auf Deutschland.


Reisefotos

2008-02-10 to 2008-02-11

Sind nach der grossen Wandertour im Abel Park mal nur Auto gefahren und ich habe dabei mal aus dem Fenster fotografiert Seht selbst, was dabei herausgekommen ist.

Viel habe ich nicht zu berichten, da wir nur kurz in Christchurch Flyer fuer unser Auto gemacht haben. Wollen es ja bald wieder verkaufen. Danach gings weiter nur mit Autofahren. Sind jetzt an den beiden Gletschern, Franz Josef und Fox. Voll cool.

bis dann.


Delle im Deckel oder Ups, das war meine Schuld

2008-02-12

Hi liebe Leser.Wir sind gestern Abend noch zum naechsten Gletscher gefahren. Der Fox Gletscher. War ja nicht mehr weit. Da mussten wir erst mal im Regen auf dem Parkplatz kochen. Seit 2 Tagen haben wir nun so ein doofes Wetter.  Der Franz Josef Gletscher war zwar schon beeindruckend, aber es war eben schlechte Sicht und wegen dem schlechten Wetter waren einige Tracks bis zum Gletscher geschlossen, so dass man nicht nahe herankam. Aber wir wollten es am naechsten Tag am Fox Gletscher noch einmal versuchen. Doch erst mal kochen unter der Kofferraumklappe. Das war auch recht witzig. Wir beschwerten sie mit Bierdosen und Milch, damit sie etwas geneigt bleibt. Es tropfte sonst herein. Dabei fiel auch noch ne Dose runter, genau auf dem Topfdeckel, der jetzt ne schoene Beule weg hat. Und da Andreas und ich ja uns immer ueberlegen, was so die Ueberschrift fuer meinen neuen Eintrag sein koennte, fanden wir: Delle im Deckel“ ganz lustig.Dann hat mich aber der Blitz getroffen, als Andreas sagte: „Ups, das war meine Schuld.“ Und jetzt bin ich hin und hergerissen.

Dann bekamen wir Abends im Auto noch eine SMS. Jemand hat Interesse an unser Auto. Da konnte ich dann gar nicht schlafen.

Heute wie gasagt aber zum Fox Gletscher. Auch ne coole Sache. Vor allem, weil es aufhoerte zu regnen. Es schien als wuerde es ein toller Tag werden. Aber trotzdem packte ich mich vor der Wanderung warm ein. Was fuer ungefaehr eine Stunde gut war, aber dann gingen wir nicht mehr durch den Wald sondern voll unter der prallen sonne. Der Gletscher war auch richtig toll. Wie eben dreckiges Eis eine Faszination auf Menschen haben kann. Aber genug nun vom Gletscher. Ihr wollt ja auch mal wieder eine spannende Geschichte hoeren. Nicht immer die langweiligen Landschaftskomentare. Auf dem Weg zur naechst groesseren Stadt (150 km) machte unser Van schlapp. Er wollte einfach nicht mehr so schnell ueber die Berge. Wir vermuteten, der Keilriemen ist kurz vor dem Verrecken. Wir tuckelten, noch 60 km von der Stadt entfernt, mit 40 kmh die Berge hoch. Ich dachte, gleich reisst der Keilriemen. Und dann schluckte er natuerlich viel Benzin, so dass wir auch noch bangen mussten, nicht noch wegen Sprittmangel stehen zu bleiben. Wir "krochen" schon foermlich den letzten Berg hoch und liesen uns im Leerlauf zur naechste Tanke (zum Glueck gleich mit Werkstatt) rollen. da tankten wir gleich mal 5 Liter. Die Werkstatt hatte aber viel zu tun und der Mechaniker verwies uns auf die grosse Stadt, die ja jetzt nur noch 15 km weit weg war. Also auf, dachten wir uns. Das schaffen wir auch noch. Und so wie wir die Tanke verlassen hatten ... was geschah? Das Auto sauste wieder die Berge hoch, als waere nix gewesen. War dann wohl doch nur Benzinmangel. Keine Ahnung. Aber einen Schrecken hatten wir trotzdem. Nun ja. Der Typ, der an unser Van interessiert war, meldete sich auch. Der kriegt nur sein Auto nicht verkauft und vorher kann er eben unser Van nicht kaufen. Na mal schauen. Wir haben ihm gesagt, er hat noch etwas Zeit, wir sind noch ne Woche auf der Insel.

So das wars fuer heute. Zieht euch die Bilder rein. Gruss Conny


Alles Scheisse

2008-02-19

Ja alles ist etwas eingeschlafen, weil wir seit einer Woche im Prinzip nichts mehr in Neuseeland machen. Wir versuchten in Christchurch unser Auto zu verkaufen. Klapperten alle Hostels in der Stadt ab und haengten Flyer aus. In den Hostels stappeln sich schon Buecherweise die Verkaufsanzeigen. Deprimierend. Ich habe in der letzten Zeit so viele deprimierende Sachen erlebt, dass es mich echt deprimiert, sie hier aufzuschreiben. Auch wenn es nun mal zum Reisen dazugehoert, will ich da erst mal nix neues auf meine Seite bringen. Ich will nur endlich zurueck nach Australien und etwas Geld verdienen, damit ich mir wenigstens auf Bali etwas goennen kann.
Unser scheiss Auto sind wir fuer 1500 Dollar los. Hatten es ja mal fuer 3300 gekauft. Lief nicht gerade so, wie ich mir das vorstellte. Aber nun ja. Kann ich nicht mehr aendern.
Heute gehen wir einen Saufen. Frustsaufen. Haengen nun bis zu unserem Abflug im Hostel rum. Die Haelfte vom Autoverkauf kann ich im Prinzip gleich wieder Andreas geben, weil mein Geld ja schon vor 2 Wochen ausging. Den Sueden konnte ich nicht mehr richtig sehen, weil die Zeit ablief. Und ohne Geld konnte ich eh nix machen. Schon deprimierend, wenn man durch eins der schoensten Laender reist. Der naechste Urlaub läuft da organisierter ab und vor allem treffe ich wieder meine eigenen Entscheidungen. Neuseeland war mir da echt eine Leere. Wenn ich nach Hause komme, Leute, dann weiss ich mehr ueber kaputte Autos bescheid, als mir lieb ist.

Warum alles Scheisee ist:

- Auto undicht, es regnet rein

- Keilriemen verursacht schlimme Geraeusche im Auto. Fuehrt zu Angstzustaenden bei Berg und Talfahrten. Fuehrt zu:

- mehr Oil- u. Benzinverbrauch in den letzten Tagen. Fuehrt zu hohen Tankrechnungen

- Die Erkenntnis: wir haben gar keinen Luftfilter im Auto: schlimm fuer Motor.

- mussten uns in den letzten 4 Wochen 3 Mal Starthilfe geben lassen, weil Batterie leer war

- das Diagramm des Barometers hat was zu bedeuten. Ein Strich nach unten: ganz schlimm. Da fuhr einer mit dem Auto rueckwaerts, um die Kilometeranzeige zu manipulieren

- Testfahrt sollte man selber machen und nicht dem Verkaufer ueberlassen. Er kennt sein Auto am Besten

- keine Zeit und schon gar kein Geld fuer einen Helikopterflug, Besuch zum Mt. Cook oder eine 2. Kajaktour durch das beruehmte Fjordland.

Ich bin dann froh, was aus Deutschland zu hoeren. Echt klasse, dass die Koelner Jugend mal zeigen konnte, was sie drauf haben und ihren Frust herausgespielt. Na wenn das nicht die Sponsoren anlockt. Die Koelner haben ja schon einmal bewiesen, dass sie den Spiess umdrehen und aus einer beinahen Niederlage einen Sieg herausholen koennen. Ich kann das Anfeuern der Fans schon bis nach NZ spueren. Toll.


Viel besser jetzt

2008-02-19

Man ich hatte gestern aber auch gleich ein schlechtes Gewissen gehabt, als ich den schlechten Bericht ins Netz stellte. Vor allem, weil der Abend noch ganz lustig war. Deshalb entschied ich mich fuer einen Positivbericht. Nachdem ich alles Schlechte mal von mir gegeben hatte (und es ging mir wirklich besser hinterher) wollte ich euch nicht damit stehen lassen. Denkt nicht, ich sitze nur noch mit schlechter Laune rum. Nee, nee. Wie gesagt, mein schlechtes Gewissen plagte mich, nachdem ich soviel negatives aufgezaehlt hatte. Da vielen mir auch die guten Dinge ein.

Zum Beispiel am 90 Meilen Strand langheizen. Da durfte ich das Fahren am Strand nachholen, was ich auf Fraser Island wegen 2 ueberkorrekte Deutsche nicht machen durfte. Und ich fuehlte mich puddel wohl.

Super schoen war auch der Tag in dem Termal Reservoir. Die Maoritaenze hatten mir sehr gefallen. Ich lernte "Kia ora". Das heisst: Hallo/viel Glueck/alles Gute auf Maori. Andreas tanzte den "haka" Tanz, der uebliche Kriegstanz der Maori. Seitdem sage ich zu den Holzschnitzereien der Maorimasken immer Hakafresse. Beim Kriegstanz strecken die Maori ja auch ihre Zungen heraus, machen grosse Augen und es sieht eben wie eine Hakafresse aus. Seitdem mein Lieblingswort. Die Frauen, und da versuchte ich mich auch, durften den "poi dance" machen. Poi ist ein gewebter Ball, den man mit einer befestigten Strippe herumwirbeln und auf die Handflaechen schlagen kann. Die Maorifrauen hatten den Dreh raus und machten es alle so schnell, dass daraus ein richtig cooler Rhythmus entstand.

Ich fand unseren white water rafting klasse. Wildwasserfahren auf dem Fluss wollte ich schon immer mal ausprobieren. Auch wenn ich etwas Angst hatte vor den Komandos, war alles halb so wild. Vorn im Boot mal in den Wasserfall lucken, Titanic spielen, 7Meter Wasserfall runterrauschen oder ueber Board geschupst zu werden, hat die Laune gesteigert.

Jetzt weiss ich auch, warum der eine Ort `Waitomo" heisst. `tomo" ist Maori fuer Loch/Hoehleneingang und dort haben wir uns Abseilen lassen, waren black water rafting also unteriridisch auf dem Fluss gefahren und haben tolle Gluehwuermer gesehen.

Der Tongariro Crossing Track. Das wird wohl das Erste sein, woran ich mich an meinem NZ Urlaub erinnern werde. War total genial. 40 km in 11 Stunden. 6 davon waren qualvoll. Aber alle 11 waren trotzdem unvergesslich. Eine ganz andere Welt dort in den Bergen. Meine bisher besten Eindruecke seit meiner ganzen Reise. Uluruh kommt da nicht heran.

Auf der Suedinsel haben wir zwar weniger Aktivitaeten gehabt, haben aber schoenere Landschaften gesehen. Mein zweiter Wandertrack mit vollem Gepaeck hatte ich auch gemeistert. Bin ich stolz drauf. Die geile Kajaktour mit den Pinguinen und Robben, einsame Traumstraende. Das alles bot uns der Abel Tasman National Park. Ein toller Fleck Erde. Die spritzige Bootstour mit dem Wassertaxi war auch ein Hammer.

Wir fuhren an tolle Orte vorbei wie z.B. die 2 Bergpaesse "Lewis" und "Arthur", sahen die Gletscher "Franz Josef" und "Fox" und besuchten Staedte wie Auckland, Rotorua, Taupo, Wellington, Christchurch, Dunedin und Queensland.

In der gesamten Reisezeit brauchten wir drei Mal Starthilfe wegen leerer Batterie (jetzt weiss ich, was ich im Falle einer leeren Batterie machen kann. Auto einen Berg herunterrollen, oder zu einer Tankstelle gehen und nach so einem Ding fragen, was man an die Autobatterie anklemmen kann.). 2 Mal wurden wir von der Polizei in der Nacht gestoert. Davon einmal, wo wir den Parkplatz verlassen mussten und einmal wegen nichts. Die wollten nur schauen, ob alles in Ordnung ist, weil sich Jugendliche herumtrieben und sich in der Gegen heisse Autorennen lieferten. Wovon ich nix mitbekommen hatte, sondern eher von tollen Autorennen traeumte. Ich bin da eher vom Klopfen des Polizisten aufgewacht.

Ja und gestern war eben noch ein toller Abend. Andreas und ich entdeckten in der Kueche einen alten Spieleautomaten und spielten wie die kleinen Kinder alte Computerspiele aus den 80`ern. Das Frustsaufen war nach dem Ablassen meines Frustes im Netz schon etwas abgeschwaecht. War auch ganz gut so, denn die Coktails hier in NZ sind auch abgeschwaecht. Haette ich noch 2 Zutaten mehr gehabt, haette ich dem Barkeeper aus seinem "St Paul" einen Swimmingpool gemixt. So war der "St Paul" nur ein halber Swimmingpool. Vodka, blue curacau und Ananassaft. Sag ich ja. Nur die Haelfte. Wir wollten uns auf unser Zimmer zurueckziehen, als uns ein Franzose in die Kueche auf ein Bier einlud. Wir sassen da zu viert und unterhielten uns richtig gut. Die Franzosen konnten vor lachen kaum Bier trinken, als wir unsere Storys mit unseren vielen Pannen erzaehlten. Seit dem sehe ich das alles auch nicht mehr so eng.

Ja Leute, ihr seht, ich kann nicht lange traurig sein. Mir geht es wieder gut. Ich werde auch wieder weiter schreiben. Hab euch alle lieb. Conny


bald

2008-02-20 to 2008-02-24

Danke, fuer dein Verstaendnis Marko.

Es ist wirklich in den letzten Tagen frustrierend gewesen. Erst haben Andreas und ich uns so sehr gefreut, den Laptop von Kevin jeden Abend fuer ein paar Stargate Folgen nutzen zu duerfen. Seit Neuseeland hiengen wir wirklich hinterher. Dann hatte ich schon etwas am Bericht gebastelt, als durch ein Kabelbruch nichts mehr ging. Kevin sahs gerade mit Laptop im Stuhl und beim Vorbeigehen hab ich ausversehen das Kabel aus seinem Laptop herausgerissen. Danach war die Batterie leer und nix lies sich mehr starten. Nach einer Woche dann endlich die Rettung. Ein neues Kabel konnte gekauft werden. Preis: 6 bins. Ich schreibe euch in 3 Tagen alles. Von den letzten Tagen in Neuseeland, ueber 2 Gameltage bei Kevins Schwester Patt bis zur Apfelfarm in Batlow (400km SW von Sydney). Das werden wieder ganz tolle, lustige und komische Geschichten werden. Versprochen. Und Fotos gibt es dann auch wieder.


Deutschland, ich komme.

2008-02-25 to 2008-03-15

Hi liebe Leser (wer auch immer hier so rumliest),

ich weiss, ich wollte schon frueher schreiben, aber aus irgendeinem Grund, der sich nicht wirklich analysieren lies, hatte ich keine grosse Lust, den letzten Bericht zuende zu schreiben. Keine Ahnung, woran es lag. Internet hatte ich zur Verfuegung. Zeit hatte ich auch. Ich hatte auch was Lustiges parat. Aber die letzten 2 Wochen waren etwas nachdenklich und ernst. Ich blickte mehr nach vorn, als an Geschehenisse zurueck. Nachdem ich noch mal in Sydney war, um Andreas abzusetzen, denkt man an seine Reise und was man alles sehen wollte und was nun daraus geworden ist. Das ist zwar auch eine Art zurueckschauen, aber ich dachte gleichzeitig daran, was ich noch alles in meiner kurzen Zeit in Australien sehen und machen kann, um eben nicht in Deutschland erst erkennen zu muessen, was man verpasst hat. Also begann ich einen Plan zu schmieden. In der ersten Woche auf der Apfelfarm hatte ich genuegend Geld verdient, um meine Schulden zu bezahlen, die ich waehrend der Neuseelandreise machte. In der zweiten Woche nahm ich mir vor, genuegend Geld zu verdienen, um noch einmal eine Reise mit dem Auto zu machen. Naemlich nach Adelaide. Diese huebsche Stadt liegt in South Australia, ein Staat, in dem ich noch nicht war. Und von Batlow, der beruehmten Apfelstadt, sind es gerade mal 1023km bis dort hin. Ein Katzensprung fuer australische Verhaeltnisse. Natuerlich plagten mich auch etwas Zweifel, weil dann mein Geld wieder alle waere und ich fuer meine letzte Station, bevor ich nach Hause fliege, eine Woche Bali, wieder neues Geld braeuchte. Und wie immer, wenn ich Zweifel habe und meine inneren Stimmen sich nicht einigen koennen, rief ich meine Eltern an, um ihre Meinung einzuholen. Nun, mit meinen Eltern verhaelt es sich so, und ich weiss das, sonst wuerde ich sie nicht um Rat fragen, raten sie mir immer zu dem, was ich im Herzen eigentlich doch gerne will, nur mein Verstand noch was zu melden hat. Deshalb rufe ich sie ja an, weil ich noch eine andere Stimme brauche, die gegen die Vernunft stimmt. "klar, mach das" waren die Worte meiner Eltern. Dafuer liebe ich sie. Machen ihren Job echt gut. Also klotzte ich ran, um meinen Traum zu realisieren. Nur gut, dass ich dafuer schon vorgelegt hatte und am Freitag 7 Bins pflueckte, bevor der freie Samstag kam. Andreas setzte ich am Samstag in Sydney ab und fur noch am gleichen Tag nach Batlow zurueck, um am Sonntag um 6:30 wieder auf dem Feld stehen zu koennen. Ich pflueckte, was das Zeug hielt und mein MP3 Player gab mir den noetigen Rhythmus und Geschwindigkeit, dies 9 Stunden lang durchzuhalten. Zum ersten Mal schaffte ich 8 Bins und begann sogar noch einen 9ten. Das machte 190$ (120€)an einem Tag. Montag das Gleiche. Dienstag wegen schlechter Reihen nur 6 3/4. Dafuer am Mittwoch wieder 8. Ich war der beste Picker auf der Farm. Am Donnerstag musste ich schon nach 3 Bins aufhoeren. Grund: Apfelfarm war ratzekahl gepflueckt. Eins der Nebenwirkungen, wenn man so schnell war. 500$ brauche ich fuer meine Tour nach Adelaide. 900$ hatte ich jetzt verdient. Aber noch kein Grund, ueberstuerzt aufzubrechen. So ganz Risikofreudig bin ich ja nun auch wieder nicht. Bali schwirrte noch in meinem Kopf herum und so 1-2 Dinge wollte ich dort auch erleben. Kostet natuerlich auch Geld. Lee, der freundliche Farmer von der Apfelfarm, gab mir noch was fuer einige Tage Arbeit. So half ich am Freitag noch etwas, restliche Aepfel einer anderen Sorte zu pfleucken. Das wird nach Stunden gezahlt, was echt gut ist, weil ich dann nicht auf Hochdruck arbeiten muss. Mein Naken wurde seit letzter Woche so sehr in Anspruch genommen, dass einige Wirbel schmerzten (dies wurde gleich von Kevin unter die Lupe genommen, was zur Folge hatte, das er mir eine Creme verpasste, die so sehr brannte, das mir Traenen kamen. Halleluja Hossa.) Ich arbeitete mit Daryl zusammen. Eine Neuseelaenderin, die seit Jahren schon in Australien arbeitet. Es war echt lustig, weil zusammen mit Lee wir uns ueber Gott und die Welt unterhielten. Politik, Geschichte, Bibel (Grund war Ostern und warum es diesmal im Maerz war. Keiner hatte da so richtig Ahnung, was um so lustiger war.) und andere Dinge wie Kindererziehung, Generationsprobleme usw. Ich brachte Daryl ein paar Deutsche Woerter bei (sie wollte das deutsche Gegenstueck zum australischen "dude" oder "mate" wissen. Kumpel fiel mir da nur ein. ). Samstag bis Dienstag habe ich frei bekommen, weshalb ich Abends mal etwas laenger auf war und mir ColaRum genehmigte, den ich von Lee als Dankeschoen fuer die gute Apfelernte bekommen hatte. Kevin schlug einen Filmeabend vor, was ich echt klasse fand. Wir schauten uns so ein 70er Jahre alten "Angstfilm" mit Michael Douglas an. Ich sage bewusst "Angstfilm" und nicht Horrorfilm. Denn wir reden hier von den 70ern. Seitdem hat sich in Sachen Horror ja viel geaendert, wie wir wissen. Ich war echt stolz, weil ich so gut wie alles auf englisch verstand. Heut ist Samstag, mein erster von drei freien Tagen. Ich war beim Arzt und lies mir ein Rezept fuer Malariatabletten verschreiben (Schwesterchen, darfst jetzt beruhigt sein. Bali kann nun kommen). Ich war auch noch kurz im Infocenter, was ich noch schnell erzaehlen will. Seit dem ich da bei unserem ersten Besuch eine tolle Halskette gesehen hatte, wollte ich mir eine als Andenken kaufen, nur hatte ich da noch kein Geld. Heute wollte ich sie mir endlich kaufen, musste aber feststellen, dass ich mich wohl beim Preis versah. So blieb nur eine kleine Variante der Kette als Entschaedigung. Ist aber auch okay.

Ihr seht, ich habe durch Arzt und Kette wieder mal Geld ausgegeben und deshalb bleibe ich noch bis Freitag und helfe Lee noch auf der Farm bei einigen Reparaturen aus. Wenn ich so weitere 100$ am Tag mache, muesste das Geld dann echt reichen und ich kann nach Adelaide fahren. Nach Adelaide werde ich mich auf dem schnellsten Weg wieder auf nach Queensland begeben. In diesem Staat ist naemlich mein Auto registriert und es waere besser, es dort auch wieder zu verkaufen. Ausserdem liegt dort eine kleine Stadt in Queensland, die ich nur zu gut kenne. Diese Stadt hat einen Caravanpark mit einer grossen Mandarine. Na, erkannt? Richtig? Ich werde mich wieder zurueck zu dem Ort begeben, wo alles anfing. Munubbera. Dort werde ich hoffentlich in den letzten 3 Wochen mein Auto los und noch mal etwas Geld verdienen, bis ich dann am 22. April nach Sydney fahre. Dort moechte ich noch einige Freunde treffen, bevor ich endlich nach Bali und somit Richtung Heimat fliege. Das sind meine Plaene.

Ich freue mich schon tierisch auf die Ankunft und bin wils darauf, euch weitere Geschichten zu erzaehlen, die in meinen Berichten zu kurz kamen. Deutschland, ich komme.


Aufbruchstimmung

2008-03-20

Heute ist mein letzter Arbeitstag gewesen und ich bin wegen Adelaide nun schon echt aufgeregt. Morgen solls losgehen. Mein Zelt habe ich schon eingepackt, Auto ist statklar. Die letzten paar Tage waren voll genial. Am Sonntag, meinem 2. freien Arbeitstag nutzte ich die Zeit, mein Auto aufzuraeumen. Am Abend dann gab es ein kleines Abschiedsessen mit Kevin&Debbie und ein paar Koreanerfreunde. Da lernte ich 2 Koreaner, Jayman und Zisa kennen. Der Abend war super relaxt. Und mal wieder machten Kevin und ich einen Filmeabend.Am Montag dann reisten Kev&Deb schon mal ab. In einigen Tagen faengt fuer sie in Mundubbera ihre Farmarbeit an. Ein Winke winke und da war ich nun allein. Es war schon etwas komisch, nun ganz allein auf dem Caravanpark zu sein. Erst dachte ich, es wird tierisch langweilig werden. Aber da irrte ich mich. Montag, so war es abgesprochen, wollte ich fuer meine neuen Freunde kochen. Ich machte meinen beruehmten Milchreis, denn damit kriege ich ja alle Koreaner rum. In der Kueche schwirrten sie um den Topf herum und hier und da probierten sie sogar etwas davon. Es war ein schoener Abend und ich verstand mich super gut mit den beiden. Und wer jetzt denkt, ich muss auf Filmeabende verzichten, der irrt. Jayman hat auch einen Laptop und den bauten wir in meinem Kofferaum auf. Da sassen wir nun, zu dritt vor meinem Kofferaum und sahen uns eine Komoedie an. Das war ein toller Abend.Am Dienstag dann endlich Arbeit. Leider war kein Kevin da, der mir morgens immer Kaffee machte. Deshalb war ich noch total verschlafen auf der Farm. Meine Aufgabe war es, zusammen mit Daryl die Baume zu stutzen. Nennt sich pruning hier. Am Anfang gings noch etwas langsam, weil ich natuerlich keine Ahnung vom Baeume beschneiden hatte und unsicher war, welche ich nun abschneiden soll. Aber am 2. Tag gings richtig gut und selbst Daryl war super zufrieden mit meiner Arbeit. Die Arbeit war echt geil. Daryl und ich quatschten die meiste Zeit. Lieblingsthemen waren Kunst oder Fernsehen. Da macht die Arbeit gleich viel mehr Spass.Am Dienstag bin ich mit Jayman und Zisa in die naechst groessere Stadt Tumut gefahren. Ich musste meine Malariatabletten abholen (scheiss teuer die Dinger), ein paar Vorraete kaufen und volltanken. Ist ja kurz vor Ostern und die Benzinpreise werden in den naechsten Tagen sicher steigen. Wieder 200 Dollar ausgegeben. Meine Ersparnisse schrumpften somit auf 400 Dollar. Fuer meine Tour nach Adelaide und zurueck nach Mundubbera brauche ich aber mindestens 500 Dollar.  Aber ich hatte ja noch einige Arbeitstage vor mirNun wollten die Koreaner fuer mich kochen und es war echt koestlich, was sie zubereiteten. Fuer diese Nacht bekam ich Jaymans kleinen tragbaren DVD Player zum Fernsehn schauen. Das war echt klasse, weil was soll man sonst im Zelt machen, wenn man kein Licht zum lessen oder so hat. Man ist schon sehr eingeschraenkt, wenn man herumreist und nicht viel Platz hat.Der Mittwoch ging auch schnell vorbei. Am Abend machten die Koreaner alle einen Barbeque und ich war mit eingeladen. Es war richtig nett mit den Koreanern. Denkt man gar nicht, weil sie sonst immer so verschlossen sind und unter sich bleiben.Heute, Donnerstag, war nun mein letzter Arbeitstag. Es began um 12 Uhr schon an zu regnen und wir mussten fruehzeitig aufhoeren. Da mir Lee aber schon am Vormittag mein Geld gab, durfte ich das Geld komplett behalten. Dafuer werde ich Lee mal ein Bier springen lassen. Wieder 470 Dollar verdient. Macht dann gute 800 Dollar. Das muesste reichen.Jo, und jetzt sitz ich hier in der winzigen Bibliothek von Batlow und schreibe euch dies. Ich hoffe, in den naerchsten Tagen irgendwo Internet zu finden, um euch von meinem Trip zu erzaehlen. Na im aller schlimmsten Fall schreibe ich dann aus Mundubbera. Ich hoffe echt, ich krieg da mein Auto verkauft. Arbeit sieht da eigentlich ganz gut aus. Hab heute schon mal auf einer Farm telefonisch angefragt und ab den 3. April soll es Arbeit geben. Laeuft also alles.Die letzten 5 Wochen laufen und ich bin schon richtig gut drauf wegen Deutschland.Ich hoffe nur, alles klappt wie geplant. Auto verkaufen, nach Sydney kommen, Bali reisen. Alles eine Frage des Geldes und der Planung. Wird noch echt spannend zum Schluss. Na ich wer das auch noch packen. LG Conny


Guter Start in den Tag

2008-03-21 to 2008-03-22

Endlich ist er da. Der Abfahrtstag. Und alles lief sogar richtig gut. Meine "nicht vergessen" Dingliste konnte ich mehr als abhacken. Ich hatte wirklich an alles gedacht. Auch das Oel habe ich im Auto gecheckt. Auch wenn es etwas wenig war und ich kein Oel im Auto zum Nachfuellen fand, fand ich immerhin 2 Flaschen von der Fluessigkeit, die man braucht, damit die Lenkung/Steuerung besser ist. Na ihr wisst bestimmt nicht, was ich meine. Aber wie der Zufall so will, brauchte Jayman fuer sein Auto genau das Zeug. Und da ich ja 2 Flaschen hatte, gab ich ihm eine ab. Und Jayman hatte auch was im Ueberfluss, was ich gut gebrauchen konnte. Einen 20L Benzinkanister. Unseren hatten wir damals Christian geschenkt, weil unsere Outbackreise ja nun hinter uns lag. Da wusste ich ja noch nicht, dass ich noch mal ne Tour mache. Und das mit dem Kanister hatte mir keine Ruhe gelassen. Ich war schon am ueberlegen, ob ich mir noch mal einen Kanister kaufe oder nicht. Schliesslich ging eine Route genau durchs Otback. Ich haette es auch ohne Kanister riskieren koennen, aber hier haette ich wahrscheinlich die sichere Route gewaehlt und den Highway genommen. Aber als ich den roten Kanister neben Jaymans Auto stehen sah und er ihn nicht mehr brauchte, hat sich ja die Frage erledigt. Ausgeruestet mit 20L Benzinkanister, 15L Wasserkanister, 11L Limonade und 6 Flaschen Butangas fuer meinen kleinen Campingkocher konnte es nun endlich losgehen. Abfahrtszeit war 10:30 Uhr. Eine Stunde spaeter als geplant. Die Autofahrt an sich war echt okay. Ich musste durch eine Fruchtfliegenfreie Zone, das heisst, man darf dort keine Fruechte mitnehmen. Ich sah auf meine 5 Pfirsiche. Shit. Ich schaffte 3 davon zu essen. Die anderen landeten im Busch. Dann wurde ich aber doch noch kontrolliert und man nahm mir meine Zwiebeln. Warum auch immer. Vielleicht fehlten dem Aufseher gerade noch Zwiebeln fuer sein Abendbrot. Keine Ahnung. Na jedenfalls musste ich keine Strafe zahlen. Hoechststrafe ist hier naemlich 11.000 Dollar. Dann ging die Sonne unter und es war hoechst unangenehm, ihr entgegen zu fahren. Meine Sicht war fast 0. Die Landschaft wechselte auch mal von wenig zu nichts und dann wieder zu wenig. Dadurch hatte man aber den schoenen Himmel ueberall, der sich nun orange faerbt. Einige Staubwirbel hier und da, paar Staeucher huschten auch ueber die Strasse. Was eben im Outback so klassisch ist. So gegen 22 Uhr machte ich dann endgueltig halt. Ich bin 80km an Adelaide herangekommen. Aber bevor es nach Adelaide geht, besuche ich das Barossa Valley. Absolut bekannt fuer Wein. Wie dieser Tag gelaufen ist, schreib ich bald. Fotos seht ihr aber schon in meiner Fotogallerie.


Outback total

2008-03-22

Ja ich mache gerade halt am Rande des Outbacks. Habe 2 wunderschoene Tage in und um Adelaide erlebt. Zuerst das Barossa Valley. Mein Foto zeigt euch, wo das ungefaehr in Australien liegt. Wenn man australischen Wein sucht, dann findet man hier die Nummer 1. Urspruenglich wurde es ja von deutschen Siedlern gegruendet. Hier im Barossa Valley sieht nichts aus, was an Australien erinnert. Eher an Spanien oder Italien. Wunderschoene kleine Doerfer, Weinberge im Hintergrund. Da gab es so viel zu sehen, dass ich erst einmal in einem Strassencafe gemuetlich fruehstueckte. So richtig mit Croissants eben. Lecker. Danach erkundete ich die Gegend auf eigene Faust, bin die Hinterdoerfer entlanggefahren und habe wunderschoene Weinberge gesehen. Dann kam ich auch noch an einen Staudamm vorbei, wo man an einem Ende reden und am Anderen alles hoeren konnte. Deshalb heisst sie auch die "Wispering Wall", die Fluesterwand. Und es funktioniert wirklich. Nicht schlecht bei einer Entfernung von 144 Metern. Man versteht jedes Wort Glas klar. Die Gegend war so schoen, das ich erst gegen Abend in Adelaide eintraf. Es war Ostersamstag und was fuer ein Glueck, wurde extra dafuer eine Strasse zum parken umgewandelt, am rande der Stadt. Und das fuer umsonst. Ich brauchte also nur die Strasse entlang Richtung Stadtmitte laufen und befand mich in der besten Strasse von Adelaide. Die schaute ich mir am naechsten Tag genauer an. Und weil eben Ostern war, gab es einen Markt. Dort schlenderte ich entlang und was sah ich da. Einen Tatoostand. Ein Tatoo waere echt nicht schlecht und da ging ich doch mal rein. Und hab mir doch glatt auch was ausgesucht. Und auch raufmachen lassen. Kostete nur 5 Dollar. Ihr duerft wieder aufatmen. War nur ein Airbrushtatoo, also ein raufgespruehtes, was wieder abgeht. Aber die tolle Redback (Spinne) auf meinem Unterarm kommt echt gut. Dann kaufte ich mir noch so ne Rockerbraut Lederarmbanduhr. Bin jetzt voll Easy Ryder Wild ausgestattet. Jo dann war es ja Zeit fuer einen Stadtspaziergang, der aber irgendwie ganz anders verlief, als ich geplant hatte. Bin bei dem Uni Gelaende haengengeblieben und hab mir den wahnsinnsgeilen Campus angeschaut. Der Student, der hier studiert, muss ein sehr sehr gluecklicher Student sein. Ein toller Campus. Und dahinter gleich ein riesiger Park, dahinter der Zoo, daneben ein kleiner Fluss. Gott, was will ein Student mehr. Und weil jetzt schon Ostersonntag war, sah ich viele Leute im Park. Ich muss ja sagen, die Adelaidaner wissen, wie man Ostern feiert. Alle ausgeruestet mit Campingstuehlen, Tischen, Spielen, Decken usw. Adelaide hat bestimmt auch ganz glueckliche Bewohner. Da ich also durch den Campus zu diesem Park kam, besuchte ich auch gleich den danebenliegenden Botanischen Garten (Die haben hier echt alles). Da gab es so viele schoene Dinge zu sehen, dass ich meine Kamera mal mit allen Funktionen ausprobierte, was sie so hergab. Wenn ich in Mundubbera bin, lade ich euch die Bilder runter. Dann schaut einfach und geniesst. Der Botansiche Garten war echt der Hammer und die Stadt an sich auch. Natuerlich. Und da Adelaide so ziemlich am Ozean liegt (ja, die Adelaidaner muessen verdammt gluecklich sein), fuhr ich auch noch an den Strand, sammelte ne Stunde lang Muscheln und machte mir Abendbrot beim Sonnenuntergang. Einfach herrlich. Die 2 Tage haben sich echt gelohnt. Bin echt froh, doch noch diese Tour gemacht zu haben. Aber das hat auch gereicht und am naechsten Tag setzte ich meine Tour nach Mundubbera fort. Ueber 2000 km liegen vor mir und ich dachte schon, es wird wieder super langweilig werden, wenn ich durch das Outback fahre. Na wartet ab, was ich euch beim naechsten Mal erzaehle. Es war alles andere als Langweilig. Ich sage nur Sturm und Ueberflutung. Richtig geil. Bis bald. Conny


Letzter Reisetag

2008-03-23 to 2008-03-26

So ich sitz jetzt hier in einer Bibliothek. Fast jede Stadt, und hat sie noch so wenig Einwohner, hat eine Bibo. Das finde ich so toll an diesem Land. Natuerlich ist dann auch jede Bibo mit Internet ausgestattet. Diese hier sogar kostenlos. Ich weiss gar nicht so recht, wie spaet es jetzt ist. Durch das viele fahren durch verschiedene Bundestaaten komme ich mit der Zeit etwas durcheinander. Von Sydney zu Adelaide ist es ne halbe Stunde Zeitunterschied. Von Sydney zu Brisbane wegen Sommerzeit ne Stunde. Ich weiss nur nicht mehr, ob es ne Stunde mehr oder weniger ist. Ach hier ist ja ne Computeruhr. Da haben wir es ja. 11:42 Uhr. Also eigentlich muesste ich es heute nach Mundubbera schaffen. Die letzten 2 Tage durchs Outback waren sehr Abwechslungsreich. Glaubt man ja fast nicht, weil es nichts im Outback gibt. Alle 200km mal 2 Haeuser am Strassenrand. Die Fahrerei war auch langweilig. Ich freute mich eigentlich nur auf die Nacht und auf die Millionen Sterne. Aber leider war es am Himmel bewoelkt. Da sah ich sogar ne richtig grosse Wolke so ungefaehr 100km vor meiner Nase vorbeiziehen. Es war noch hell, aber ich konnte es blitzen sehen. Ne schoene Gewitterwolke wie aus dem Lehrbuch. Oben aufgetuermt, unten regenschauer. Mittendrin blitze. Zieht so vor mir her. Hintendran Regenbogen. Gehoerht ja dazu. Dann wurde es langsam dunkel und mehr Blitze waren am Himmel zu sehen. Ich war so fasziniert vom Geschehen, dass ich erst spaeter merkte, das ja alles vor mir lag und ich da ja lang fahre. Als die Sonne richtig untergegangen war, konnte man es ueberall blitzen sehen. Ich war umzingelt von Gewitterwolken. Ich hatte alles. Blitze vertikal, horizontal, grelle Blitze, blasse Blitze. Na blass eben, wie soll ich sagen, als waeren sie hinter einer Leinwand, und der Himmel erhellt sich fast gleichmaessig. Difus eben. Da musste ich doch mal an einer Raststaette anhalten und mir das Gewitter anschauen. Es regnete nicht, donnerte nicht. Alles ganz ruhig. Nur blitzen tuts ueberall. Da dachte ich, ich koennte noch bis zur naechsten Raststaette fahren, weil es war noch nicht ganz so spaet, fuhr dann aber richtig in den Regen rein. Ich schaffte es aber heile bis zum naechsten Parkplatz. Da standen auch schon richtig viele Camper Vans. Ich musste so an die Geschichte in dem Buch "Fruehstueck mit Kaengurus" denken, wo es hies, wenn sich mind. 3 Leute im Outback treffen ist es schon eine Massenbevoelkerung. In Australien leben ja ueber 86% der Bevoelkerung an der Kueste. Wir haben hier auf dieser Raststaette soeben die Statistik gespraengt. In der Nacht hatte es noch ein paar Mal geregnet, weshalb ich nicht so richtig schalfen konnte. Dementsprechend schlief ich am naechsten Tag etwas lange. Ich dachte, ist schon in Ordnung, immerhin hoere ich draussen keinen Campervan fahren. Alle scheinen auch ausschlafen zu wollen. So gegen 9 Uhr hoerte ich dann aber doch ein ppar Stimmen draussen. Das werden jetzt die Camperleute sein, die sicher aufbrechen, also werde ich mich auch mal aus dem Auto begeben. Ich mach da so die Tuer auf und sehe keinen einzigen Camper Van mehr auf dem grossen Parkplatz. Was geht denn hier ab. Ich drehte mich um zu den Stimmen, die ich immer noch hoerte. Sie kamen von der Putzkolonne. Ach herje. Ups. Ich machte, das ich da wegkam.

Der zweite Tag durchs Outback war etwas schleppend. Ich kam durch keine grosse Stadt, so musste ich hier und da etwas teures Benzin kaufen. Mein Benzinkanister brauchte ich auch auf. Normalerweise kostet Benzin 1,34 Dollar (80 Cent), aber hier im Outback schon mal  $1,53. Na ja. Da ich von der letzten Raststaette so schnell weg bin, hatte ich noch nicht gefruehstueckt. Das holte ich auf einer anderen Raststaette nach. Da parkte ich vor einem grossen Campervan und kochte mir Kaffee. Mein kleiner Kocher ist ja schnell aufgebaut und mein Wasserkanister versorgte mich mit Wasser. Da ging ein aelterer Mann mit seinem Hund gassi und wir plauschten so eine kleine Weile. Dann ging er wieder. Ich machte mir gerade Marmeladentoast, als die Frau mit dem Hund noch mal vorbnei kam und mir eine Tasse Tee anbot. Da sah sie aber schon, dass ich schon gut versorgt war. Ich fragte aber hoefflich, ob sie ein Schluck Milch haette, da meine wegen dem Gewitter schlecht wurde und da lud sie mich in ihr Campervan ein. Schenkte mir sogar eine ganze Packung Milch. Cool. Hach es war schoen. Da lies ich auch die Zeit und kam erst recht spaet wieder weiter. Ich bedankte mich fuer die nette Einladung und Milch und fuhr weiter. Unterwegs, ach eigentlich gestern beim Gewitter schon, knipste ich meine letzten Bilder voll. Doch dieser Tag war so schoen und ich fuhr durch verschiedene Stufen der Landschaft, da musste ich ein paar Bilder loeschen, um neue machen zu koennen. Ich sah viele Tiere diesmal unterwegs. Ziegen, ein Emu, Pferde, Schafe, Kaengurus, Voegel und einmal erwischte ich fast eine Schildkroete auf der Fahrbahn. Bei der Schildkroete drehte ich um, um mich zu vergewissern, ob noch alles an ihr dran war. So kroch da immer noch froehlich vor sich hin. Knips und ein weiteres Foto war gemacht.

Ja dadurch kam ich eben sehr langsam voran. Und Mundu liegt noch 500km vor mir. Ich hoffe, da kann ich dann alle meine Bilder runterladen. Ihr hoert bestimmt noch von mir. LG Conny


1 Woche + 1 Tag Mundubbera

2008-03-26 to 2008-04-03

Hm, lang nicht gemeldet. Habe echt ne krasse Woche hinter mir. Hatte ja so meine Befuerchtungen, ob ich in Mundubbera auch Arbeit finde und mein Auto verkaufen kann. Die ganze Fahrt ueber nach Mundu hatte ich darueber nachgedacht. Hatte ja nix zu tun im Auto. Zweifel kamen wieder hoch. Angst. Na ja das Uebliche, wenn ich nach Mundu fahre. 200 km vor Mundu machte ich noch mal Rast in einer kleinen Stadt und ging ins Internet. Da erreichte mich eine Nachricht vom lieben Christian, dass ich morgen in der Juice Factory arbeiten kann, wenn ich noch heute ankomme. Na das war doch mal ne coole Nachricht. Und gleich faerht man mit einer ganz anderen Stimmung. Ich kam so gegen 19 Uhr an, also schon dunkel und keine Lust mehr, das Zelt aufzubauen. Aber Dusche musste echt sein, nach 5 Tagen reisen war das mehr als noetig. Ja und da blieb mir nicht viel Zeit an dem Abend. Noch ein Film mit Christian in seiner Donge und das wars. Ab ins Auto. Am naechsten morgen startete Matilda wieder nicht (Christians Auto, hat er immer noch). So mussten wir den Ford nehmen. Um 7:30 Uhr gings dann schon los voll mit arbeiten. Ich musste Schraenke sauber putzen. Leichte Arbeit also. Ich freute mich, auch die anderen wiederzusehen. Cameron, mit dem ich damals den Saft abfuellte. Gavin, mein damaliger Boss, Barry, der andere Boss. Margret, die Buerotante, Jason, der mir die Stargatefolgen brannte. Na so alle eben. Sie hatten alle von meinem Laptopverlust gehoert (Christian dieser Schwaetzer), aber ich erzaehlte ihnen lieber die vielen Geschichten vom Abschleppen, Strafzettel oder leere Batterie. War schon lustig.
Um 4 Uhr war ein erfolgreicher Arbeitstag um und da konnte ich endlich mein Zelt im Caravanpark aufbauen. Ach ja, Bob hatte ich noch am Abend in der Big Mandarin angetroffen. Der wusste wohl schon, dass ich kommen werde (Christian ist echt ne Quasselstrippe). Da hatten wir noch einen netten Plausch. Heute traf ich dann Ulle an und sie freute sich, mich wiederzusehen. Quatschten auch ne Weile, also ging die Zeit auch schnell um. Und wieder war es Zeit zum schlafen und ich hatte noch nicht das Gefuehl, Zeit zum durchatmen gehabt zu haben. Aber ich will nicht meckern, immerhin hab ich Arbeit. Die war am naechsten Tag dann sowas von langweilig (faule Zitronen vom Fliesband nehmen), dass ich dann in der Tat Zeit zum Durchatmen hatte. Und zum gaehnen. Na ja mir fehlte der Kaffee.
Ich freute mich schon auf das Wochenende, weil ich dann Zeit haette, mich um den Autoverkauf zu kuemmern. Leider waren doch nicht so viele Backpacker im Caravanpark da wie ich annahm. Ausgebucht waren nur die Caravans und Donges. Es war echt nix los auf dem Platz. Sogar in der Kueche, wo sonst der Baer steppt abends, war dunkel und ruhig. Na meine 2800 Dollar kann ich wohl vergessen, die ich fuer das Auto haben wollte. Ich waere ja schon mit 2000 Dollar zufrieden. Aber wir wollen mal noch nicht die Hoffnung aufgeben. Habe ja noch 4 Wochen Zeit.
Jetzt kam aber alles anders. Gavin hatte fuer Christian und mich Arbeit am Wochenende. Wir sollen die Maschinen, die wir damals zum Zuckerrohrspalten benutzten, auf eine Palette stellen und zusammenpacken. Sie werden wieder nach Kanada geschickt. Und dafuer muessen sie vorher noch gereinigt werden. Also nix von wegen freies Wochenende. Wir wars auch recht. Mehr Kohle. Und das Verpacken hat echt viel Spass gemacht. Das war ne richtige Puzzlearbeit, denn keiner wusste so genau, welche Kartons zu welchen Geraeten gehoehren. Christian und ich waren da ein gutes Team und haben zusammen das Beste daraus gemacht. Und ich fahr ja voll darauf ab, irgendwas auseinanderzunehmen. Also die Fliesbaender, Schutzbleche von den Maschinen usw. Die Teile, die angerostet waren, mussten wir mit der Drahtbuerste reinigen und mit einem Oelspray behandeln. Das habe ich gemacht. Christian war lieber scharf aufs Strippen. Gemeint waren die Gurte, die man festschnuerrt, wenn man mit dem ganzen Verpacken der Palette fertig war. Wir waren so stolz auf unser Werk, dass wir es sogar fotographierten (bescheuert, ich weiss). Wir gaben uns echt dolle Muehe und hatten diese Folienrolle, die man um die Palette wickeln kann, damit auch alles so schoen neu verpackt aussieht. Leider hatten wir, nachdem alles festgestrippt war, ein Teil vergessen. Genau, ihr wisst was jetzt kommt. Die Folie wieder ab. Aber hey. Hat echt Spass gemacht, es noch mal zu verpacken. Dies war mein bester Arbeitstag ueberhaupt glaube ich. Wir liessen dafuer sogar das Rodeo sausen, welches wir eigentlich besuchen wollten. Wir waren echt Arbeitsgeil.
Und am Sonntag gings dann weiter mit Maschinen putzen. Nebenbei duddelte das Radio und es war ein klasse Gefuehl so ganz allein in der riesigen Halle arbeiten zu koennen. Unsere Bosse hatten grosses Vertrauen zu uns und das gefiel mir. Um so mehr strengten wir uns an, auch alles ordentlich zu machen. Am Montag sahen sich Barry und Gavin unsere Werke an. 3 Paletten und eine Holzkiste verschraubt. Sie waren maechtig beeindruckt. So sauber und ordentlich verpackt hatten sie die Maschinen noch nicht mal aus Kanada bekommen.
Doch das war kein Grund, uns eine richtig tolle Arbeit zu geben. Schaufeln. Draussen wird ein Bereich vergroessert und da wird der Boden um 10cm niedriger gegraben, weil er betoniert werden soll. Es wurde schon eine grosse Flaeche geebnet, nur eben wo Rohre aus dem Boden verliefen, musste noch der Sand abgetragen werden. Na Sand kann man ja nicht sagen. War total harter Schotter. Mit der Brechstange konnten wir nur 2cm tief den Boden lockern. Also es war sehr anstrengend und ich fuehlte mich wie in einem Strafgefaegnis. Aber das meisterten wir alles noch vor der Smoko. Und weil wir das so schoen gemacht hatten, durten wir am anderen Ende weiter machen. Da fehlte noch ne grosse Fleache. Und Christian durfte gleich mal ein tiefes Loch Schaufeln, weil dort ein neuer Abwasserkananl instaliert werden soll. Wir beide hatten mit steinhartem, lehmigen Boden zu kaempfen. Das alles in der Sonne. Schweine Heiss. Und das dauerte den ganzen Tag. Aber um 15:30 Uhr machten wir Schluss und Gavin spendierte uns alle ein kaltes Feierabendbier. Auch wieder so typisch Australisch. Bier ist auf der Arbeit erlaubt. Keiner fragt, wie du nach Hause kommen sollst. 3 Biere sind naemlich erlaubt, und man darf noch fahren. Aber erst mal denkt man gleich als Deutscher: was? Bier? Aber ich muss doch noch fahren. Mir war auch nicht wohl bei dem Gedanken, also trank ich nur eins. Australisches Bier ist ja zudem auch nicht so stark wie Deutsches. Nach dem anstrengendem Tag wollten Christian und ich dann doch nicht gross feiern. Er hatte naemlich Geburtstag. Wir verschoben es auf den naechsten Tag. Aber da konnten wir auch nicht so gross feiern, weil uns Cameron zum BBQ einlud. Das war recht spontan, und die lieben Freunde im Caravan Park, die nun schon wie eine kleine Clique waren, hatten einen Geburtstagskuchen mit Kerzen besorgt und konnten sie doch nicht anzuenden, weil wir eben zum BBQ fuhren. Da gab mir Tescha (ein Cliquenmitglied) den Kuchen samt Kerzen mit und meinte, ich soll ihn dann dort ueberreichen. Doch irgendwie lief alles an dem Abend bei Cameron ganz ausser Plan. Seine Brueder wollten mit Christians Auto ne Runde drehen und wie Matilda eben so ist, blieb sie mitten in der Stadt stehen. Und der Kuchen war immer noch drin. So fuhren wir abends zurueck und ich musste Tescha mitteilen, dass es nicht geklappt hatte. Aber es war ja noch nicht so spaet und da holten wir es nach. Und das war richtig schoen. Christian freute sich sehr ueber den Kuchen und alle halfen beim Kerzen anzuenden. Wir sangen alle Happy Birthday und taten so, als waere heute noch gestern. War noch ein toller Abend.
Jo, da war er dann auch schon. Der Mittwoch. Mein letzter Arbeitstag in der Fabrik, denn am naechsten Tag sollte es mit picken losgehen. Es war zum Glueck keine Loecher mehr zu graben, nur ne kleine Flaeche vom Unkraut befreien. Ich schnitt lieber den ganzen Tag die Ummantelung von dicken Draehten durch. Es handelte sich naemlich um Kupferdraht und Kupfer ist ja sehr teuer. Man bekommt hier in Australien fuer 100kg $500 (300 Euro). Ich legte voll los und war den ganzen Tag nicht zu stoppen. Gavin sah, wie schnell ich Draht fuer Draht schnappte und er suchte gleich alles Draht zusammen, was die Fabrik so hergab. Am Ende schaffte ich 80kg Kupfer von den Maenteln. Ich schnitt mir auch nur einmal in den Finger (und auch nur, weil das eine Kabel so verdreht war), aber dafuer 4-5 Mal in meinen Oberschenkel. Nicht ernst. Und meine Arbeitshose fliegt eh in die Muelltonne, bevor ich fliege.
Nach der Arbeit gab es wieder ein nettes Feierabendbier und alle sahsen zum Schluss noch in der Fabrik und erzaehlten noch was. War echt nett. Gavin meinte zum Schluss noch zu mir, ich soll mich melden, bevor ich fliege, damit wir abends noch in den Pup gehen koennen. Hach, richtig nett die Australier.
Ja und das war dann schon meine Woche. Ums Auto konnte ich mich also nicht so richtig kuemmern. Habe nur Mundpropaganda gemacht und jededem und alles erzaehlt, das ich mein Auto verkaufen moechte. Aber zum Glueck kommt Marko ja noch im April nach Australien fuer ein Jahr und den habe ich gleich mal mein Auto schmackhaft gemacht. Der hat auch voll Interesse und freut sich sogar den grossen Falcon uebernehmen zu koennen. Da bin ich ja wieder um eine Sorge weniger.
So und jetzt bin ich auch schon an Heute angelangt. Mein erster Picking Tag. Grapefruits durfte ich pfluecken. Maechtig grosse Fruechte sage ich euch. Musste manchmal mit beiden Haenden anpacken, so gross waren die. Leider waren keine Bin-Preise bekannt und so musste ich davon ausgehen, dass man vielleicht so 20$ pro Bin bekommt, weil durch die Groesse man ja schnell einen Bin zusammenkriegt. Das hiesse, mindestens 6 oder 7 sollten es schon sein. Ich machte aber vorsichtshalber 9 und einen Halben fuer Morgen als Vorsprung. Na da bin ich ja gespannt wie es morgen werden wird.
Jetzt kennt ihr meine Woche und einen Tag in Mundu. Habe alte Leute wiedergetroffen und auch Neue kennengelernt. Und so langsam fuehlt es sich heimisch an und ich will eigentlich gar nicht nach Hause fliegen. In Batlow und Adelaide war ich so wild darauf, meine Familie und Freunde wiederzutreffen, dass meine Vorfreude verbraucht ist und ich dann wieder Zeit hatte darueber nachzudenken, wie es dann sein wird, wenn zu Hause der Alltag einkehrt. Ich will nicht daran denken. Wahrscheinlich sehne ich mich dann wieder nach Australien. Ich weiss ja nun, wie das Reisen so geht und alles ist so leicht, wenn es um Arbeit geht. Klar hat man erst Bammel, wenn eine Saison vorbei ist, aber irgendwie hatte es ja immer geklappt. Und jetzt kennt man schon so einige Orte, wo es Arbeit gibt. Mundubbera, Young und Batlow ist schon mal ein netter Anfang. Und dann koennte man endlich mal anfangen, sich in einem Buero zu bewerben. Wenn alles so einfach in Aussie ist, dann sollte das nicht weiter kompliziert sein. Ja und so denke ich doch darueber nach, weiter in australien zu bleiben. Gar nicht erst nach Hause fliegen. Ach nein, das wuerde ich nie machen. Natuerlich komme ich erst mal nach Hause und dann werde ich weitersehen. Ich muss ja meine ganzen Souvenire verteilen und mal Hallo sagen (nach einem Jahr). Dann freue ich mich schon sehr auf die Hochzeitvorbereitungen meiner kleinen Schwester, zocken am PC mit Bruderherz bis die Maus auseinander faehlt, mit Eltern wieder zusammen fruehstuecken im Garten, Grosseltern zeigen, das die verlorengegangene Enkelin nach Hause gefunden hat, Freunde umarmen, Spieleabend machen. Ja sowas halt. Nur noch 4 Wochen. Juchu.


Endphase

2008-04-14

Hi treue Leser,
Ich weiss grad nicht, was ich aufschreiben soll. Ich koennte davon erzaehlen, wie ich Marko in der 200km entfernten Stadt Bundaberg abgeholt habe. Das ich ihn dabei um eine Stunde verpasste und in der Hauptstrasse nach ihm suchen musste. Aber in Wirklichkeit gehen mir grad ganz andere Dinge durch den Kopf. Mein Auto bleibt ja in Mundubbera, also kann ich nicht nach Sydney zum Flughafen fahren. Ich muss irgendwie sehen, wie ich vom Arsch der Welt zumindest an den Rand des Arsches komme. Da ich fuer Marko von Brisbane nach Bundaberg einen Zug buchte, habe ich mir auch einen nach Brisbane gebucht. Und von dort ist es ganz einfach, nach Sydney zu fliegen. Schwupps ist man in einer Stunde da. Hat man nicht so den Trouble mit 1000km fahren und Benzin usw. Ich hatte mir schon von verschiedenen Airlines Billigfluege herausgesucht. Aber ich suchte immer noch nach einer noch guenstigeren Loesung. Da fielen mir noch die Bonusmeilen von Qantas ein, die ich schon gesammelt habe fuer den Herflug nach Australien. Schon fuer einige Punkte kann man kostenlos quer durch Australien fliegen. Also warum nicht das versuchen? Dumm war nur, dass ich meine Mitgliedsnummer nicht mehr wusste. Ohne die kann ich nix einloesen. Also rief ich bei Qantas an und fragte nach. Und es klappte. Einige Angaben zu meiner Person reichten und man gab mir die Nummer. Damit bin ich ab ins Internet und schaute auf mein Punktekonto. 10,000 Punkte hatte ich schon zusammen. Und fuer 8,000 kann ich schon nach Sydney fliegen. Muss da nur die Steuern zahlen (40$) ODER ich loese meine Punkte von den Fluegen nach Neuseeland ein, komme auf 14,000 Punkte und muss keine Steuern zahlen. Klingt natuerlich besser, wa? Ich muss nur ein paar Tage warten, bis meine neuen Punkte berechnet werden (und hoffen, dass ich auf 14,000 komme). Und das wars dann. Schwupps koennte ich buchen. Nur warten. Und das ist das Schlimmste in den letzten Tagen. Das Warten. Das Arbeiten auf dem Feld macht hin und wieder noch Spass. Hab Marko gleich am naechsten Tag seiner Anreise aufs Feld gescheucht. Mandarinen sind jetzt dran und wir klippen die Fruechte wieder. Das ist ein grosser Unterschied. Da macht man noch 9 Bins mit Pampelmusen und am anderen Tag schafft man nur 2 mit Mandarinen. Auch wenn man fuer einen Mandarinenbin jetzt 74$ bekommt, ist es doch etwas deprimierend, am Tag nur 2 zu schaffen. Und dann muss man noch darauf achten, nur die Guten zu pfluecken und die Gruenen noch dranzulassen. Aber na ja. Was macht man nicht alles, um Geld zu verdienen. Auf dem Feld in bruehtender Hitze um einen Baum herumpfluecken. Sich durch Spinnweben wuehlen, um noch an die letzte kleine Golfballmandarine zu gelangen. Durch Marko erlebe ich gerade, wie naiv und ahnungslos man am Anfang seiner Reise noch war. Ach 3-4 Bins schafft man locker. Das 3-4 Monate durchhalten und schon rollen die Dollarzeichen und man beginnt sich das Reisen so einfach vorzustellen. Doch bald merkt man, dass man nur 1-2 Bins schafft, die Arbeit einem nach 1-2 Wochen schon ankotzt, der Dollar nicht rollt und durch Miete, Essen und Benzin, mehr Ausgaben hat, als man zu Beginn annahm. Realitaet. Altag. Sorgen. Aengste. Auch in Australien. Probleme. Herausforderungen. Neues erleben. Neues verarbeiten. Lernen und klarkommen. Den Mut aufbringen und diese Reise antreten heisst nicht, die Huerde geschafft zu haben. Es heisst, den Mut gehabt zu haben, an den Start zu gehen. Die Huerden kamen erst danach. Und was fuer Huerden. Die der Zwischenmenschlichen Beziehung war am schwierigsten. Eine Erfahrung, die unerwartet kam. Schreibe ich gerade in Raetseln? Ja das passiert. Denke gerade ueber verschiedene Erfahrungen nach, die ich in Australien machen musste. Ich verbuche sie unter "wieder was gelernt" oder "Erfahrung musste auch mal gemacht werden". Noch habe ich etwas daran zu knabbern, merke, wie es mich praegt und veraendert. Also seit nicht verschreckt, wenn eine andere Conny nach Hause kommt. Entweder verwandle ich mich wieder zurueck, oder ihr gewöhnt euch daran.

So, es sind jetzt 3 Tage verstrichen und mein Punktekonto bei Qantas ist nur auf 11,000 gestiegen. Also kein ganz so kostenloser Flug fuer mich. Aber immerhin was gespart.
Nun steht meiner Reise nichts mehr im Weg. Sydney ist durchdacht und vollendet. Muss nur noch in die Tat umgesetzt werden. Ich freue mich komischerweise schon auf die Lümmelnacht auf dem Flughafen. Vielleicht werde ich euch alle am Telefon belästigen. Perfekte Zeit zum telefonieren. Irgendwie werde ich schon die Zeit herumbekommen.
Es gibt nicht mehr viel, was ich noch schreiben könnte. Ich werde bis zum 24.04. Farmarbeit verrichten um noch etwas Geld zu verdienen. Abschiedsfeier sind schon am Wochenende geplant. Am Freitag treffe ich mich mit meinen ehemaligen Kollegen aus der Saftfabrik und trinken Feierabendbier zusammen. Samstag gehts mit Kevin und Debbie ins Restaurant. Sonntag bis Mittwoch wird gearbeitet und überlegt, was alles in meine Zeitkapsel kommt, die ich hier in Mundubbera vergraben möchte, was ich dann am Donnerstag machen möchte. Ja und Freitag in aller Früh bringt mich Marko nach Bundaberg, wo mich der Zug nach Brisbane bringt. Das wird der Anfang meiner Heimreise sein. Ich freu mich drauf.
LG CONNY


das letzte Mal und das erste Mal

2008-04-25

Bin gerade auf dem Flughafen von Brisbane. Jetzt wird es endlich ernst und meine Reise Richtung Deutschland beginnt. Die letzten 2 Wochen waren schon komisch. Besonders dann die letzte Woche, wo ich dann erst so richtig realisierte, alles wird jetzt zum letzten mal sein. Der letzte Tag in der vorletzten Woche, die letzte Woche arbeiten, das letzte mal mit dem Auto auf der linken Seite fahren usw. Marko hatte sich gleich als erstes ein Autoradio gekauft. Da hatte ich zum ersten Mal Musik aus den Boxen vernommen. Also war nicht alles das letzte Mal, sondern auch das Erste. Ich war auch das erste Mal in der Stadt in dem teuren Klamottenladen. Marko brauchte unbedingt kurze Hosen und ist gleich in den Laden gegangen, wo ich noch nie war. Und in Mundubbera kann man die Laeden eigentlich schon fast an den Fingern abzaehlen. Ich habe, seit ich von Adelaide wieder zurueck in Mundubbera war, tolle Freunde gefunden. Mit ihnen habe ich am Donnerstag abend dann meinen Abschied gefeiert. Sie schenkten mir ein cooles Armband und ein paar echt tolle Erinnerungsfotos aus Mundubbera. Die Fotos waren eine superklasse Idee und ich hab sie im Handgepaeck immer bei mir. Am Donnerstag abend habe ich dann auch meine Zeitkapsel vergraben. Eine kleine Erinnerung, falls ich irgendwann mal wieder nach Aussie fliegen sollte. Oder meine Kinder. Oder die Kinder meiner Kinder. Na eben sowas halt. Jetzt wird entgueltig Abschied von Australien genommen. Die letzte aufregende Landschaft habe ich bei der Zugfahrt erleben duerfen. Ab sofort heisst es nur noch auf den Flughaefen herumluemmeln. Und dann ab nach Bali, wo das herumluemmeln fortgesetzt wird. Joa, das wird bestimmt auch schnell vorbeigehen. Also bis bald in Deutschland.Conny

Ah, da hier bisher nur einer gelesen hat, fuehre ich diesen Eintrag mal fort. Ich bin gerade am Flughafen von Sydney. Habe nachts doch keinen am Telefon belaestigt (ausser Eltern) weil ich viel zu Muede war. Den anderthalbstuendigen Flug von Brisbane nach Sydney habe ich im Flieger auch ordentlich verschlafen. So wie ich platzgenommen hatte, doeste ich ein und musste jedesmal vom Personal geweckt werden, wenn mir was zu trinken angeboten wurde oder ich meinen Sitz wieder hochstellen sollte. Naja. Ich kam dann auch erst gegen viertel 12 Mitternacht vom Domestic - Flughafen weg. Der internationale Flughafen lag ja etwas ausserhalb. Und dort suchte ich gleich eine Schlafmoeglichkeit auf. Schlafen auf einem Flughafen wird wohl auch zu den Dingen gehoeren, die ich zum ersten und gleichzeitig zum letzten Mal gemacht habe. Es ist wirklich nicht sehr bequem. Aber ich habs ueberstanden und fand auch gleich am naechsten Morgen eine Toilette mit Dusche. Hab ich gleich mal genutzt. Und jetzt muss ich nur noch 3 Stunden rumkriegen bis mein naechster Flieger geht. Ich hoffe, in Bali wird mich jemand abholen, weil ich keinen Schimmer habe, wo ueberhaupt mein Hotel ist und wie es richtig heisst. Also wenn ich das geschafft habe, dann bin ich total froh. Ich sehne mich nach einem weichen Bett.


Conny in Bali

2008-04-26

Nun ja, da habe ich es endlich geschafft und habe doch glatt in den letzten Tagen halb Australien noch mal umrundet. Der Flug von Brisbane im Norden bis nach Sydney in der Mitte der Ostkueste, ging es von dort aus tatsaechlich ueber Melbourne im Sueden nach Bali. Ich schaute recht verdutzt die Tafel auf dem Flughafen an, als ich das sah. Auf meinen Tickets war davon keine Silbe zu erlesen. Erst dachte ich ja, es gibt wohl auch ein Melbourne in Bali, aber mein Vorgaenger am Check-in Schalter war genauso darueber verunsichert und fragte am Schalter nach. Es geht tatsaechlich ueber einen kleinen Zwischenstop in Melbourne erst nach Bali. Na ich hatte nichts dagegen. Mir ist auch dieser Flughafen schon vertraut.

Ich checkte gleich mal mit 7.5 kg Uebergewicht ein, wobei mir die nette Dame 1.5 kg wegstrich und 2 weitere Kilos auf mein Handgepaeck verteilte. Trotzdem musste ich noch 60 Dollar berappen. Und von Bali nach Deutschland wird es wohl richtig teuer werden. Wir starteten verspaetet und der Flieger hatte einen Mangel an Flugpassagieren, weshalb ich es nicht verstand, warum man mir einen Platz im Mittelgang verpasste. Ich setzte mich einfach um ans Fenster. Nach einer Stunde landeten wir in Melbourne und es daemmerte mir, dass ich mit der gleichen Maschine nach Bali fliegen werde und meinen Sitzplatz behalte. Und so war es auch. Diesmal war der Flieger voll mit Passagieren. Nix mehr mit umsetzen. Und wieder flog ich mit der Billigfluggesellschaft Jetstar wo man alles bezahlen muss. Aber jetzt kaufte ich mir so einen tragbaren DVD Player. 7 Stunden ohne Film kann ich nicht aushalten. Was sind da schon 12 Dollar. Ich ueberstand den langen Flug also mit 2 Filmen und einigen Musikvideos, als wir in Bali um kurz vor 23 Uhr landeten. Ich bewegte mich sehr langsam mit meinem Gepaeckstueck Richtung Ausgang, weil dort schon eine Menge Leute mit wedelnden Namensschildern auf ihren Hotelgast warteten. Ich wusste ja nicht, ob das mit meinem Abholservice geklappt hat und schaute verstohlen nach den Namensschildern. Erleichtert fand ich doch tatsaechlich meinen Namen und der Typ nahm auch gleich mein Rucksack, wollte keinen Ausweis oder Buchungsbestaetigung sehen, die ich vergessen hatte, auszudrucken. Na klappte auch so alles. Es war jetzt schon Mitternacht und ich fragte den Fahrer, wie lange wir bis zum Hotel fahren. Zweieinhalbstunden, meinte er. Ich jappste kurz, als ich das hoerte. Na das wird ne lange Fahrt. Das Erlebnis, in Bali mit dem Auto unterwegs zu sein, erzaehle ich euch mal live in aller Ruhe. Das ist auf jeden Fall eine Geschichte wert, die jetzt hier aber mein Buget im Internet sprengen wuerde. Jedenfalls sind balinesische Fahrer ungeduldig und nicht gerade aengstlich im Strassenverkehr. Schnell war mein Fahrer auch unteregs und so waren wir zum Glueck schon nach anderthalb Stunden im Hotel angekommen. Mein Rucksack wurde gleich vom Sicherheitspersonal in mein Zimmer getragen. Der Weg zum Zimmer ging durch einen Aussenbereich (mit ueblem Geruch in der Luft) und Gartenbereich vorbei. Kurz vor dem Pool ging es direkt in mein Zimmer. Cool. Also kein Emfangsbereich oder Treppensteigen. Einfach nur Garten, Pool und Huette. Das wars. Im Zimmer roch es zum Glueck wieder normal. Ohne Umschweife wurde ich im Zimmer alleingelassen und ich machte mich sofort Bettfertig. Hach, was fuer ein Wort. Bettfertig. So richtig mit Bett. Das Zimmer an sich war gross und gemuetlich, trotz Fliesen ueberall. Aber das Klo war der Hammer. Darin fuehlte ich mich wohl. Es hatte keine Decke. Man konnte also direkt bis zur Dachhaut schauen. Es gab eine kleine Holzlamellentuer zur Poolseite, die zwar verschlossen, aber nicht verglasst war. Eine sehr schoene Beziehung zum Aussenbereich. Auch die Dachhaut war nicht komplett mit den Waenden verbunden und so hatte ich jedes Mal beim Betreten des Bades das Gefuehl ein Stueck nach Aussen zu gehen. Ich liebte diese Beziehung so sehr, das ich die Badtuer zu meinem Zimmer offen lies (so Mum, nun kennst du die Geschichte mit dem Supertollem Klo *grins*).

Natuerlich war ich hundemuede und schlief gleich bis morgens um vierttel 10 Uhr. Da war ich etwas in Eile am Morgen, weil ich ja nicht wusste, wo der Speisesaal ist und wann kein Fruehstueck mehr serviert wird. Beim verlassen meines Zimmers begegnete ich gleich ein Junge vom Personal, der mich auf einen geschlossenen Korb auf meiner Terasse hinwies. Mein Fruehstueck. Im Korb. Also kein Speisesaal. Mir egal. Hauptsache was zu essen. Also verbrachte ich den Tag in meinem Hotelzimmer. Den ganzen Tag. Machte nur einen kurzen Spaziergang zum Meer, der sehr steinig und schmutzig war. War nicht gerade eine tolle Urlaubsanlage. Dafuer war die Strasse nicht voller Laeden, wo man von aufdringlichen Ladenbesitzern hineingezogen wird. Alles sehr ruhig hier. Abends ging ich noch in ein Restaurant (mein Hotel hatte selbst keines und langsam fragte ich mich, ob es nur aus dem Pool, ein paar Zimmern und dem Tauchladen an der Strasse besteht). Ich bestellte mir ein typisches Reisgericht, liess es mir einpacken, denn alleine dort wollte ich nicht essen, lieber im Zimmer. Auf dem Weg dort hin, sprach mich gleich jemand vom Tauchladen an. Ob ich Cornelia sei und morgen tauchen gehe. Jupp, meinte ich und so machten wir schon mal die Tauchklamotten klar. Ich rechnete mir die Tage so aus, dass ich nach 2 Tauchtagen nur noch 4 Tage rumkriegen muss, wovon der letzte ja eh schon mit Packen und zum Flughafen fahren verplant war. Ich wollte nur noch die Woche schnell rumkriegen. Ich sehnte mich nach Hause.

Der Tauchkurs sollte morgen frueh um 7:30 Uhr beginnen und was ich da erlebte, erzaehle ich euch morgen, weil das auch ne Hammer Geschichte war.


Tauchtag

2008-04-28 to 2008-05-03

Ich weiss, ich bin schon längst zu Hause, aber ich schulde mir und vielleicht auch euch noch die letzten Berichte aus Bali. Ich hatte ja schon viel auf meinem Hotelzimmer geschrieben und bin nur am so laaaaangsamen Internet gescheitert. Also hier jetzt und in voller Kürze meine letzten Tage auf Bali.

Hatte ich noch zum Ende meines letzten Berichtes geschrieben, dass ich schnell die Tage hier rumkriegen will? Jetzt habe ich aber doch einen Grund gefunden (sogar 2), nicht so schnell nach Hause zu wollen. Heute war mein erster Tauchtag und ich hatte mir nicht so viel vom Tauchen auf Bali versprochen. Sagen wir, vom Tauchen schon, obwohl ich da etwas nervös war, aber ich stellte mir keine supertollen Korallenriffe wie das Great Barrier Reaf vor. Der Weg vom Hotel zum Meer bestach aber schon durch seine wahnsinns Kürze. Eine kurze Kennenlernstrecke mit dem Tauchlehrer, der auch Deutscher war. Sören war sein Name und wir hatten nur eine Stunde zuvor im Pool geübt. Ich lies mir alles auf Deutsch erklären, weil ich das Fachkaudawelsch in Englisch nicht verstanden hätte. Aber so schwer war das Üben im Pool gar nicht. Das hatte ich mir tierisch kompliziert vorgestellt. Aber letztendlich waren es sogar nur 2-3 Übungen. Der Rest wird von meinem Begleiter, einem balinesischen Jungen, für mich geregelt. Und dann ging es ja schon zum Meer. Den Strand kannte ich schon von gestern. Sehr steinig und schmuzig. Hier glaubte man nun wirklich nicht daran, wunderschöne bunte Korallen zu finden. Meine ersten Atemzüge im Meer waren für mich schon Aufregung genug. So steinig und schwarz am Strand, ging es auf dem Grund des Meeres weiter. Ja gut, ein paar bunte (und angsteinflössend große) Fische, ganz nett, aber nichts aufregendes. Mit der Atmung kam ich klar, mit der Tiefe konnte ich auch umgehen (na so schwer war es ja auch nicht, weil ich den Grund ja direkt vor der Nase hatte. War eben was ganz anderes vom Strand aus zu starten und nicht von einem Boot aus.). Das Regeln meiner Tauchtiefe übernahm mein kleiner balinesischer Freund hinter mir (auch Buddy genannt) wofür ich ihm sehr dankbar war, weil ich gar nicht damit klar kam. Nur mit dem Druckausgleich in meinen Ohren hatte ich Anfangs noch Probleme. Aber ein kleines "Oh, da stimmt was nicht" wackeln mit der Handfläche und aufs Ohr zeigen, reichte aus, und mein Tauchbuddy pumpte mir etwas Luft in meine Weste und ich stieg auf. Somit war ich die erste Zeit vollauf damit beschäftigt, den Druck auf meine Ohren herzustellen, nicht ständig mit meinen Fingern an der Ausrüstung rumfummeln zu wollen und nicht zu hastig zu atmen. Schließlich wollte ich einen guten Eindruck hinterlassen, der Tauchlehrer schien nämlich super nett zu sein. Na und dann reichte ein Blick nach vorn und ich war in die Unterwasserwelt verliebt. Eine riesige Wrackwand erschien auf einmal vor mir. Sie ragte aus der blauen Tiefe. Ich sah sie so plötzlich und unerwartet, dass ich mich schon fragte, wo denn meine Augen die letzten 5 Minuten waren (vielleicht beim Tauchlehrer, naja). Ein riesiger Schwarm Fische schwamm um mich herum. Mein Tauchbuddy  führte mich ganz nah an das Schiffswrack. Es war überseht von Korallen und so voller Leben. Wir schwammen also um den Bug herum und dahinter konnte man schwach in der Ferne kleine Bewegungen warnehmen. Ein weiterer großer Fischschwarm. Silbernd schimmerten sie. Ich hatte sie genau vor mir direkt im Licht der Sonne. Und wir kamen näher und näher. Ich rechnete jederzeit mit einem ausschwärmen oder auflösen der harmonischen Formation, aber anscheinend wurde ich in ihrer Choreografie geduldet. Hier und da sah ich andere Taucher, aber das Wrack ist 120 Meter gross und man rückt sich kaum auf die Pelle. Mein Tauchlehrer Sören war auch nur sehr selten in meinem Blickfeld und so gewann ich immer mehr den Eindruck, das hier ganz alleine zu machen. Ein Loch im Wrack begeisterte mich sehr. Dahinter schwammen Fische und ich erlebte immer mehr die tiefe des Raumes. Jetzt wollte ich es wissen und schwam auf das Loch zu. Ich rechnete eigentlich mit einem Wink meines "buddys", aber er lies mich machen und so schwamm ich durch mein erstes Hindernis. Toll. Ich war nun vom Tauchen absolut begeistert. Nach einer kleinen Frühstückspause ging es auch schon mit dem 2. Tauchgang weiter und diesmal besuchten wir den Korallengarten. Hier nahm ich meine Kamera mit und fotografierte wunderschöne Anemonen.

Als ich zurück im Tauchcenter war, überredete man mich zu einer Tagestour am nächsten Tag. Ich sagte zu, hatte aber nicht wirklich grosse Lust dazu. Das blieb auch so am nächsten Tag aber ein seltsamer Traum wollte mir unmissverständlich klar machen, dass ich hier auf Bali nicht nur abhängen kann. Ein paar Reisfelder und Tempel müssen sein. Schliesslich kommt man nicht so schnell wieder nach Indonesien. Also ab aus dem Bett und den Tag mit gute Laune Musik aus dem DVD Rekorder des Fernsehrs gestartet. Um 7 Uhr stand pünktlich mein Frühstück auf der Terrasse und um 8:30 Uhr ging's dann los. Hm, ich bemerkte niemand anderes, als ich in das Auto einstieg. Mache ich die Tour mit dem Fahrer ganz allein? Na mir ist es egal. Sich für 40 Euro einen ganzen Tag mit dem Auto herumschauffieren zu lassen ist doch cool. Dachte ich jedenfalls am Anfang. Am ersten Wasserpalast, dem Tirta Gangga, war ich noch so unwissend, und nahm mir einen Erzähler, der mir was zur Anlage erzählen sollte. Aber sein Englisch war sehr schlecht und er erzählte ne Menge, nur nicht was über die Anlage. Dann wusste ich nicht, das er in meiner Tagestour nicht dazugehört und musste ihn auch noch bezahlen. Beim nächsten Mal nehme ich mir keinen Guide, dachte ich mir. Wir fuhren eine lange Strecke mit dem Auto bis wir einen Tempel erreichten. Dort musste ich mir Kleider ausleihen. Unverschämmt. Ausgerechnet heute muss dort in dem "big tempel" eine Zeremonie stattfinden. Also wieder Geld bezahlen, was mich immer mehr aufregte. Dann musste ich auch noch allein die steile Strasse zum Tempel hinaufgehen und natürlich hupen dich die vielen Rollerfahrer an, weil sie dich ja mitnehmen wollen bis hoch. Ja ja, dachte ich mir. Und dann wieder Geld haben wollen. Nein, ohne mich, mach ich nicht mit. Ich betrachtete den steilen Weg als Frustabbau. Aber kaum war der Frust weg, kam neuer dazu. Nämlich oben angekommen, kamen die Guides schon in Scharen. Ich lehnte dankend ab, wollte mir nicht schon wieder diesen Stress antun, vollgelabert zu werden und eh wenig zu verstehen. Aber ein junger, gutaussehender Guide ließ nicht locker und meinte, wenn ich in den Tempel will, muss ich einen Guide haben, sonst käme ich nicht in alle Bereiche. *stöhn*. Man eh, dat is ja richtig schlimm hier. Ja gut, sagte ich zu ihm, aber nur, wenn du mir nicht die Ohren vollquatscht. Ich kenne die Geschichte zu dem Tempel bestens aus dem Internet. Also zogen wir los, aber nicht mit ihm, sondern der Guide rief seinen Freund. Jetzt war ich etwas verwirrt. Er wollte doch mit mir durch die Tempelanlage gehen, warum holt er jetzt seinen Freund, der nebenbei ziemlich alt aussieht und auch so klein. "Du gehst nicht mit mir?", fragte ich ihm. "Nein. Mit meinem Freund gehen", hieß es da nur und da dämmerte es mir, das ich ausgetrickst wurde. Zu glauben, dass ich einen gutaussehenden Guide eher zustimmen würde verstand ich in dieser Situation aber dennoch nicht. Ich wollte ja wehement Keinen aber er hat ja sehr deutlich gemacht, dass ich einen brauche. Also ist es nicht egal, wem man da letztendlich durch die Anlage schleifen muss? Und dann fing der neue Guide auch schon an zu labbern und ich brachte es dann nicht mehr übers Herz, ihm von seiner Rederei abzubringen. So ging die Besichtigung des Tempels genervt weiter. Dann diese Frauen überall, die dir Postkarten verkaufen wollten. Eine kam mir wirklich hinterher und als sie merkte, dass ich nicht will, fragte sie "aber später?". "Ja später" sagt man doch da abgenervt, so wie ich auch, und dann kam tatsächlich die Frage von der Frau: "später versprochen? Musst du mir versprechen." Und das darf ich doch schon als frech auffassen, oder? Ich meine bei aller Liebe und Respekt zu der fremden Kultur, aber ich kann mir nicht vorstellen, das die Menschen in Bali so drauf sind. Das ist mir gegenüber einfach nur respektlos. Da drehte ich mich zur Frau um (sie machte einen stummen japs nach hinten. Sie rechnete wohl nicht mehr mit einer Reaktion meinerseits) und sagte zu ihr, dass ich nix versprechen werde. Und da wars ganz still um sie. Ich habe mir ja schon bei den Wasserfrauen eine Reaktion überlegt, wenn sie mich fragen, ob ich wasser kaufen möchte und ich (ganz doll, lieb und nett) 3x dankend ablehne, und dann trotzdem noch dreimal gefragt werde, einfach mal zu sagen: "na was habe ich mir nur dabei gedacht, kein Wasser zu wollen. Ich habs mir gerade anders überlegt." Oder ich müsste mich mal so richtig auslassen und empört darüber sein, warum man mir kein Wasser verkaufen möchte. Punkt. Normalerweise bin ich da schon etwas in Verarschlaune, besonders im Ausland, wo du die Leute nur einmal im Leben siehst, aber heute war ich ja schon etwas angenervt und da ist es schwierig, den Hebel auf Lustig umzustellen. Naja, aber das ich der Postkartenfrau so einen kleinen Schrecken einjagen konnte, hob doch etwas meine Laune und so schlenderte ich bald zufrieden durch alle Tempel und fragte lieber den Guide aus, was der Schmuck zu bedeuten hätte, oder für was die Farben und Symbole stehen. Na wer ist jetzt genervt von uns beiden? *grins* Als alles gesehen war, ging es zum Glück wieder mit dem Auto ne lange Strecke rauf in die Berge. Das Fahren war erholsam. Der nächste Stop war oben in den Bergen bei einem Restaurant, dass eine wahnsinns Aussicht über Vulkan und See hatte. Hier genoss ich das Panorama und vergass, dass ich hier wieder teures Geld fürs Essen lassen muss.


Abflug

2008-05-04

Die Tagestour war am Ende noch angenehm, weil ich keine Guides abwimmeln musste und ich so in voller Ruhe die Sehenswürdigkeiten besichtigen konnte. Pünktlich um kurz nach 18 Uhr waren wir dann wieder im Tauchcenter und ich traf Sören beim Internet. Da fasste ich nun allen Mut zusammen und fragte ihn, ob wir nicht zusammen Abendessen gehen wollen. Und er sagte auch gleich zu. Wunderbar. Kein Essen mehr einpacken lassen und alleine im Hotelzimmer essen müssen. Und weil auch er Gesellschaft suchte, gingen wir nun jeden Abend essen und erzählten uns die Pannen aus unseren Reisen. Er war nämlich auch schon in Australien und Neuseeland. Richtig amüsiert haben wir uns und ich war sehr über seine Gesellschaft erfreut. Doch alles Schöne hat ein Ende und am letzten Tag verpassten wir uns sogar knapp, uns Tschüs zu sagen, weil ich außerplanmäßig eine halbe Stunde früher zum Flughafen musste. Aber zum Glück wusste ich, wo sein Rucksack im Tauchcenter stand und hinterließ ihm meine Mail Addy.

Die Fahrt zum Flughafen war echt lang und auch ich war sehr über die großen Menschenmengen in den Touri-Städten überrascht. Am Check-in Schalter habe ich meinen großen Rucksack ohne Probleme durchbekommen (23,1kg). Na ja, einmal musste ich nur lügen. An der Kontrolle (ungewöhnlich, eine schon vor dem Schalter anzutreffen, oder?) fragte man mich, ob ich ein Feuerzeug im Rucksack habe. Und eine Millisekunde nach meinem "Ja" verfluchte ich mich schon für meine Ehrlichkeit, weil ich genau wusste was jetzt kam. Ich sollte es auspacken. Und mein Rucksack war doch schon in meinem PackSack verschnürt. Nun hatte ich aber kein Bock so tief zu graben, suchte vortäuschend in der oberen Tasche und meinte dann, das Feuerzeug hätte ich doch nicht eingepackt. Damit war die Sache vom Tisch. Dann hat die Check-in Tante auch ganz genau meine Aufenthaltstage gezählt und gemerkt, dass ich einen Tag drüber war. Sie konnte ich noch davon überzeugen, das es doch um Mitternacht war und man den einen Tag doch nicht zählen kann. Aber dem großen Typen beim Ausreiseschalter konnte ich nix vormachen. Dort wurde angeboten, ins Büro zu gehen um die Sache zu klären, aber ich hatte Angst, ich würde dann meinen Flieger verpassen und ich wollte doch so gern nach Haus. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon total grummelig, weil ich anscheinend die Einzige von den Passagieren war, die nicht wusste, das man 150.000 Rupie zum Ausreisen zahlen musste (ja nach Neuseeland nun das zweite Land mit Ausreisegebühr). 20 Dollar Aussiegeld weg. Und nur die Strafe für so einen blöden Tag, der noch nicht mal ein Tag war, sondern 5 Minuten vor Mitternacht. Kostenpunkt: 25 Dollar. Ich gab dem Typen einen 20$ Schein und schüttete ein paar Münzen auf den Tisch. "Nein, keine Münzen", war sofort seine Reaktion und ich meinte nur "nicht mein Problem". Da winkte er nur ab und es blieb bei 20 Dollar.
Und immer diese vielen kleinen Zettel, die man mir in den Reisepass steckt, herje. Ich packte mal alle in meine Bauchtasche, womit ich ein tolles Schauspiel der Panik in den Augen einer armen Kontrolleurin auslöste, die beim Durchblättern meines Passes in heller Aufregung geriet. Übelst suchend schaute sie abwechselnd den Pass und mich an, sagte aber nichts. Nun, weil das so köstlich mitanzusehen war, ließ ich sie noch ein paar Sekunden zappeln (Sadistisch, ich weiß), bis ich diesen grünen Zettel hervorholte, den sie offensichtlich so dringend suchte (und schaute gleich so unendlich erleichtert aus).
Na ja und dann die letzte Zollkontrolle und die Typen, die so durstig sind und allen das Wasser wegnehmen. Mein Erlebnis der Abreise.
In Deutschland endlich gelandet, begrüßte ich, klar, stürmisch meine Familie. Das war ja eine unendliche Folter, dort auf das Gepäckstück zu warten, wenn man doch genau weiß, dass man seine Familie, die man so gut wie ein Jahr nicht mehr gesehen hatte (bis auf meine Eltern für 2 Wochen) nur eine Glastür entfernt, getrennt war. Als ich durch die Tür ging, standen überall wartende Menschen, dass ich überhaupt so gar keinen Überblick hatte. Ach, dachte ich mir. Geh einfach weiter. Der nächstbeste, der stürmisch in deine Arme springt, wird einer von deiner Familie sein. Was nach 2 Sekunden auch geschah. Und mit der Begrüßung begann ein unendlich schöner langer Tag in Köln. Frühstück, Biergarten usw. Ich war absolut froh, wieder bei meiner Familie zu sein.


San Francisco

2008-11-22 to 2008-11-23

San Francisco? Wo is`n das? Wat gibt`s da zu sehen?

Bevor ich nicht selbst in einer Stadt war, kann ich bestimmte Sehenswürdigkeiten, die man aus Film und Fernsehn kennt, nicht zuordnen. Auch geografisch setzen sich alle Puzzelteile, die sich bei Reisevorbereitungen angesammelt haben erst vor Ort zusammen. Jetzt liegt es an euch, mir folgen zu können, wenn ich euch versuche zu beschreiben, was es alles Tolles hier zu sehen gab.

Ich fang mal mit dem Leichten an. Jeder wird wissen, das in San Francisco die Golden Gate Bridge steht. Warum Gold? Weil dort eine Meeresenge ist, die in der Zeit des großen Goldrausches von tausenden Goldsuchern mit Schiffen durchquert wurde und somit Goldenes Tor genannt wurde. Die Brücke besuchten wir noch am gleichen Tag als wir aus Deutschland losflogen. Dies war schon am Abend und auf dem Foto erkennt man, dass es leicht nebelig war, aber am nächsten Tag wurde sie ausgiebig mit Auto umfahren und von mehreren Aussichtspunkten der Stadt beobachtet. Manchmal hat das Verfahren und Verfransen mit dem Auto eben auch etwas Gutes.

Desweitern, und das wusste ich nicht, liegt vor der Stadt die kleine Gefängsinsel Alcatraz, benannt von einem spannischen Segler, der wohl viele nistende Tölpel auf der Insel gesehen haben muss und sie nach diesen Vögeln Isla de los Alcatraces nannte. Uns reichte der Blick aus der Ferne, der, wie man auf dem Foto sehen kann, aus verschiedenen Standpunkten der Stadt sehr interessant wirken kann.

San Francisco nahm für mich immer mehr Gestalt und Persönlichkeit an, als wir nachmittags einen langen Spaziergang unternahmen, um die makaberen Straßengefälle und die damit verbundenen Aussichten (oder sollte ich besser sagen Auf -und Absichten) gemütlich wahrnehmen zu können. Wer kennt sie nicht, die spannenden Verfolgungsjagten aus gewissen Fernsehserien, wo die Autos abschüssig die Straßen entlangfliegen, wieder und wieder aufsetzen, oder die romatischen Szenen eines verliebten Pärchens, die ihr Verliebtsein mit einer Runde Cable Car beginnen und  sich abends in ihr viktorianisches Häuschen zurückziehen.

San Franciscos Architektur ist nicht ganz ohne. So kam mir das spitze Gebäude irgendwie schon immer bekannt vor und nun, ohne mit Namen und Fakten zu langweilen, wird die Skyline mir nicht mehr so fremd sein.

Das war heute ein sehr intensiverTag, den wir zwischendurch mit Essen und Shoppen gehen ausgefüllt haben. Am Hafen gab es ganz traditionell Meeresfrüchte, und Paps kaufte sich seine erste "Tüte" Alkohol auf dieser Reise. Meine Mum ist immer ganz stolz, wenn sie schon ganz allein einen Cappuchino und ein Kaffee auf englisch bestellen kann (in einem Vollständigen Satz!). Und mein Paps verliert immer die Ruhe, wenn es darum geht, in einer Großstadt einen Parkplatz zu finden und wenn Möglich ganz nah am Hotel, dass die Damen auch ja nicht so weit laufen müssen. Da gerriet man schon leicht in Verwirrung, wenn man vor lauter Verbotsschilder (zwischen 6 und 8 Uhr wegen Reinigung auf der einen Straßenseite immer Mo, Mi, Fr und So und auf der anderen Straßenseite immer Die, Do, Sa) den Überblick verliert, nach langer Suche, endlich einen Platz findet (und ihn doch wieder verlassen muss, weil eben auf der falschen Seite), bei dem vielen Gefälle nicht sofort rückwärts in eine Parklücke fahren kann, weil man hat ja Automatik, die Handbremse nirgends findet und schon gefährlich dicht vor einem Auto steht. Das sind so die Happenings, die wir beim Reisen so lieben und hassen und sowieso dazugehören.

Morgen soll es aber weniger Großstadt, weniger Geld ausgeben, mehr Landschaft und mehr Fahrerei geben. Denn dann fahren wir die Westküste Kaliforniens Richtung Los Angeles entlang, die ja schon fast an der mexikanischen Grenze liegt.

Vielleicht sieht man uns dann schon in T-Shirt und kurzer Hose vor Hollywood stehen.

Gruß, eure Conny


Arizona

2008-11-27 to 2008-11-29

Nach San Francisco und Los Angeles nun endlich im wilden Westen der USA.


Slowenien

2009-05-30 to 2009-06-06

Ich bin schon zurück aus meinem Urlaub aus Slowenien und versuche ein kleines Resume zu schreiben. Es gibt erstaunlich wenig zu berichten. Es liegt wohl daran, dass der Urlaub gut organisiert war und somit große Pannen ausblieben. Gern würde ich euch eine kleine Chaos Conny Geschichte schreiben, aber mir fällt da wirklich nichts ein. Das soll aber keines falls bedeuten, dass der Urlaub langweilig war. Spannung pur gab es bei meiner ersten Kajakfahrt. Traumhaft schöne Wanderungen an Flüssen und durch Wiesen, Wälder und Felder raubten mir den Atem. Regen in der Nacht raubten mir den Schlaf. Einkäufe in Italien raubten mir mein Geld aus der Tasche. Noch am Abend unserer Ankunft, mir war etwas schlecht vom Schlängelbergfahren, schlossen wir Freundschaft mit einer Campingfamilie indem wir sie von ihrem Platz vertrieben. Sie hatten ein vorzügliches Plätzchen an einer Feuerstelle, auf der wir es abgesehen hatten. Da sie aber sowieso umziehen wollten, halfen wir doch gern und schleppten Kinderfahrräder, Liegestühle und Schlauchboot mal so eben quer über den Zeltplatz. Es blieb noch Zeit für ein Feuerchen, praktisch als Einweihung für unseren so genial eroberten Schlafplatz und so verzehrten wir die warmgemachte Gulaschsuppe. Ob wir davor oder danach das große Vorzelt aufbauten, spielt keine Rolle. Ebensowenig das ausräumen des Buses, das Einräumen des Vorzeltes und das Zubettgehen. Ich schlief mit Andrea im Bus während Carsten sein kleines Igluzelt hatte, welches mich unweigerlich an das 15 Jahre alte Zelt von Andreas erinnerte. Es war genauso unpraktisch und wirkte so klein. Ich war selbst darüber erstaunt, wie viele Tipps ich dem Carsten beim Aufbauen seines Zeltes geben konnte. Australien hinterließ wohl ihre Spuren.

Der erste Morgen. Urlaubsreif ausgeschlafen. Vorbildlich gefrühstückt. Und ich meine Vorbildlich, denn das Kaffeemachen sei hier ausführlich erklärt. Erstens hatte Andrea, wie so vieles, eine super Kaffeekanne mitgebracht. Die funktioniert nach dem Prinzip dieser Espressokannen. Wasser wird in der Kanne gekocht und es schießt nach oben durch den Kaffeesatz. Durch den durchsichtigen Deckel konnte man sehen, wann der Kaffee die richtige Farbe hatte. Allein schon die 1.5 l große Kanne war der Knaller. Aber ungewollt hatten wir auch eine Termoskanne von zu Hause mitgenommen und so stand einem ausgedehnten Frühstück nichts mehr im Wege.

Der erste Tag begann mit einer leichten Wanderung. Irgendwo am Rande von Bovec ausgesetzt, zogen wir in die Berge, die Bovec zu umzingeln schienen. Die Stadt lag in einem sehr flachen Tal, was deshalb so interessant ist, weil die steilen Berge so plötzlich auf das flache Tal stoßen und somit die Landschaft zu einem Hinkucker macht. Wirr führte uns Andrea von einem Wanderweg zum nächsten und wieder zurück. Das ging so dreimal, bis wir Andrea in einen steilen Abhang schupsten. Na ja. Ich wollte sie gern schupsen, haben wir aber doch nicht gemacht. Am Ende wurden wir ja auch belohnt und wir kamen zu einem Wasserfall. Carsten, unser studierter Geologe, erzählte uns packende Geschichten über Gesteinsformationen, Entstehungen und Ablagerungen – könnte ihm heute noch zuhören. Wir wanderten auch durch ein klitze kleines Dorf, an Wiesen vorbei, wo ein Mann vor seiner Hütte Feldarbeit verrichtete. Alles schien so malerisch. Absolut nicht mit der Wanderung im Tongario Nationalpark in Neuseeland zu vergleichen. Hier war ich mitten im Grün. Hier hätte ich meine Arme ausbreiten und mit meinen Fingern über das hohe Gras streichen können.
Kitschig schön – aber wahr. Schon nach 4 Stunden waren wir am Auto zurück und auf dem Campingplatz hatte ich 2 Blasen an der Ferse zu verarzten. Danke Wanderschuhe. Dabei hatte ich sie das Wochenende zuvor eingelaufen ohne Probleme.

Der dritte Tag, ich überspringe mal einen, ist ein Bericht wert, weil wir es wagten ins 8 Grad kalte Wasser zu steigen. Trotz Neoprenanzug behagte uns die Vorstellung nicht, damit 3 Stunden auf dem Wasser zu sein. Nach der Grundeinweisung von Lehrer Matz ging es zum Fluß, der zwar karibisch türkis aussah, aber sich nicht so anfüllte. Alle hatten wir Angst davor, die Eskimo-Rolle üben zu müssen. Matz hatte es an Land so bildhaft erklärt, dass man sich gut vorbereitet fühlte. Die ersten Paddelschläge im wackligen Kajak und wir rauschten davon. An geeigneten Stellen übten wir das Rückwärts- und Vorwärtsdrehen. Dann kam Stelle mit dem „hold the line“ – Haltet die Linie. Das war recht lustig. Matz wollte uns beibringen, wie man „hinaus und hineinpaddelt“. Gemeint ist das zum Rand hinauspaddeln, wo die Strömung des Flusses ruhiger ist uns sogar etwas Flussaufwärts fließt. Und das Hineinpaddeln. Man sollte in einem Winkel von 45 Grad in die Strömung wieder hineinfahren, drehen, Stromabwärts, wieder drehen und sofort wieder hinauspaddeln. Matz machte vor und wir machten es alle nicht ganz so gut nach. Wir übten und übten. Matz machte wieder vor und wieder vor. Irgendwie sah es bei ihm so leicht aus. Ich hasste ihn dafür. Dabei kann er ja nix. Aber die Art, wie er es machte. So ruhig, ohne hast, ja einmal sogar ohne Paddel. Und wir Anfänger paddelten drauf los „nicht so aggressiv“ oder „Paddel wie ein Mann“ waren Matz’ Rufe. Wir waren verwirrt. Drehen ist im Prinzip so einfach. Einfach in die Richtung schauen und mit dem Oberkörper drehen, wo man hin will. Willst du Stein ausweichen? Einfach wegschauen und drauflos paddeln. Ich fand es so lustig bei meinen Kameraden, wie angestrengt sie in die Richtung schauten und prommt in die andere Richtung fuhren. Das Kajak will eben nicht immer so wie man will. Das musste ich selbst erfahren, als ich dann einmal doch kenterte. Ich hing Kopfüber im Wasser. Wieder hoch kommen? Unmöglich. Was jetzt? Es war seltsam. Zuerst natürlich kaltes Wasser. Kaltes türkisblaues Wasser. Das Flussbett schien tief. Ich sah keine Steine. Trotzdem beugte ich mich schnell nach vorn. Es könnten ja Steine von vorne kommen, hörte ich Matz noch aus der Trockenstunde hören. Ich suchte am vorderen Ende meiner Spritzdecke nach der Schlaufe. „No panic. You have enough time to get out“ kamen wieder Matz’ Worte. Ich wiederholte immer und immer wieder seine Worte und wollte ja alles richtig machen. Ich sah die Schlaufe direkt vor mir, griff langsam danach, zog ordentlich daran und kam schließlich an die Oberfläche. Kinderspiel. Astreiner Ausstieg. Doch irgendwie fingen meine Probleme erst an. Durch die so festgeschnürte Rettungsweste konnte ich keine ordentlichen Atemzüge holen. Unter Wasser noch völlig ruhig, japste ich nach Luft wie wild. Dann hatte ich doch etwas falsch gemacht und mein Paddel losgelassen, was man auf keinen Fall tun sollte. Matz war erbarmungslos und lies mich auch noch nach meinem Paddel schwimmen. Aber da musste ich wohl durch und mit dem Paddel war es wesentlich einfacher ans Ufer zu kommen. Meine Taufe war bestanden. Die erste halbe Eskimorolle geschafft.

Ich bin jetzt doch wieder zum Mehr Schreiben angeregt und würde die nächsten Tage weiter schreiben. Da fallen mir doch noch ein paar tolle Geschichten ein. Zum Beispiel die kleine unermüdliche Hanna. Die Begegnung anderer Kajakfahrer, das Regenwetter und die damit verbundenen Probleme und natürlich das Frusteinkaufen. Italien. Weitere tolle Landschaften. Die gemeine Schönheit.
Aber Fotos gibt es wie immer gleich. LG Conny


Suedfrankreich

2009-09-25 to 2009-10-10

War schön.


Spazierfahrt durch meine neue Heimat

2009-12-02 to 2010-03-06

Ich bin mal eine Runde mit meinem Fahrrad die Gegend abgefahren und dabei ein paar Schnappschüsse gemacht. Ich finde, meine neue Heimat kann sich auch im Winter sehen lassen.

 

 


Fahrsicherheitstraining in St. Peter Ording

2010-07-17

geiler tag


Ich bin überhaupt nicht in dieser Landschaft

2010-08-21 to 2010-08-22

Meine Planung für den diesjährigen Urlaub war eine schwere Geburt. Erst wollte ich mit dem Fahrrad nach Norwegen. Zwischendurch gab es die Option, vielleicht mit den Eltern nach Florida zu fliegen. Mein Blick auf das Konto machte mir aber endgültig klar: dieses Jahr geht es nicht ins Ausland. Also bleibe ich beim Reisen mit dem Fahrrad. Eine Verschiebung meiner Urlaubswochen machte dann auch endgültig eine "Vielleicht-Segeltour" in den Niederlanden zu nichte.
Operation "Fahrradtour" kann starten. Es sollte nach Bayern zu meiner Freundin gehen. Zusammen wollten wir je nach Lust und Laune spontan in den VW-Bus steigen und abwarten, wohin es uns verschlägt. Bis nach Bayern mit dem Fahrrad wäre aber eine zu lange Distanz. Also entschied ich mich für die Kombi Rail&Ride. Diese Entscheidung führte wiederum zu der Planung, dass ich für einige Tage in meine alte Heimatstadt fahre und dann erst weiter nach Bayern reise. Mit Zug. Damit es aber nicht ganz und gar zu einem "Zug-Urlaub" wird, wollte ich wenigstens mit dem Fahrrad losfahren und nach Heide radeln, bis ich dann mit dem Zug nach Füwa tingel. 30km bis nach Heide würden 2h mit dem Fahrrad bedeuten. Das klingt zwar recht wenig und wer mich kennt, fragt sich, was ist los mit mir. Aber Leute, vergesst bitte nicht, an der Küste weht ein anderer Wind.
Lange Rede kurzer Sinn. Am Sonntag gegen 7:40 Uhr setzte sich mein Fahrrad in Bewegung. Fahrradtaschen, Rucksack, Karte. Ich fühlte mich gereit. Doch Leute, irgendwie war an diesem Tag der Wind mein geringstes Problem, obwohl damit auch schon alles anfing.

                                                             ES GEHT LOS - 22.08.2010

7:50 Uhr. Ich bin seit 10 Minuten mit dem Fahrrad unterwegs. Mein Ziel ist der Bahnhof von Heide. Meine Gedanken kreisen darum, ob ich schon meine erste Reiseetappe in den Satz setze und damit mein Urlaub zu einem Desaster wird. Sonst sind meine ersten Sorgen das erreichen des Anschlusszuges. Jetzt ist es überhaupt das erreichen des Bahnhofes. Um 10:03 Uhr soll der Zug in Heide losfahren. Ich trete in die Pedale und versuche doch irgendwie, meine Kräfte einzusparen. Ich komme gut vorran. Meine Augen starren nach vorn, doch sehen tue ich das verpassen des Zuges oder andere negativen Szenarien. Dann komme ich am Eidersperrwerk vorbei und ich muss oben auf dem Deich weiterfahren. Der Wind kommt straight von vorn. Ich schalte von 4 auf 3. Dann von drei auf 2. Irgendwann macht der Weg eine leichte Kurve und der Wind kommt nicht mehr ganz so krass. Wie die Landschaft aussieht, kann ich nicht sagen. Ich weiss es schlicht nicht, da ich nicht da bin. Ich bin überhaupt nicht in dieser Landschaft. Ich bin total isoliert in meinen Gedanken.

Ich komme in Wesselburen an. Das ist die hälte der Strecke und leider habe ich auch die hälte meiner Zeit verbraucht. Nun wird es eng, denn die Fahrradstrecke nach Heide zeigt 15 km an und ich habe nur noch 1 h. Das schaffe ich nicht. Schnell fahre ich zum Bahnhof und schaue, wann der Zug hier fährt. Das Absteigen vom Fahrrad tut gut. Der Zugfahrplan ist kurz. Laut plan müsste ich 45 Min. warten um dann 5 Min. vor meinem Zug anzukommen. Dann kann ich auch gleich weiterfahren. Ich suche mir auf der Fahrradkarte eine Strecke aus, die 6 km parallel zu den Schienen verläuft. So könnte ich jederzeit im nächsten Dorf doch noch zusteigen, sollte die Zeit zu knapp werden.

Jetzt fahre ich alle 5 Minuten 2km und nach 6 km waren erst 15 Minuten vorbei. Jetzt bin ich mir wieder ganz sicher, das ich es locker schaffe. Nun dringt auch etwas Landschaft durch und ich habe ein Auge für die Umgebung. Irgendwann komme ich in den Vorort von Heide und bald bin ich im Zentrum. noch 20 Minuten und ich brauche nur noch den Bahnhof suchen. Nach drei mal im Kreis fahren und einmal Fragen finde ich endlich den Bahnhof. Noch 8 Minuten. Zeit für einen Kaffee. Mit dem heißen Styroporbecher in der Hand schiebe ich das total überladene Fahrrad in den Zug und wiege mich in Sicherheit. Eine Sicherheit, die nur bis nach Hamburg hält. Und ich dachte schon, das Erreichen meiner ersten Etappe wäre die Schlimmste. es sollte noch verrückter werden.

                                                   "DU KOMMST HIER NET REIN"

Hamburg Hauptbahnhof. Es ist voll. Zum Glück habe ich knapp 20 Minuten Umsteigezeit. Vielleicht noch Zeit genug für einen zweiten Kaffee? Ich glaube, ich bin mit der Rolltreppe hoch. Ich suchte die Anzeigetafeln nach den Gleis-Nummern ab. Irgendwann kam ich nicht weiter, weil ein großer Menschenandrang mir den Weg versperrte. Ach herje, denke ich, und überlegte kurz, mir jetzt hier am Stand einen Kaffee zu holen und abzuwarten, bis sich die Menschenmasse gelegt hat. Doch ein kurzer Blick auf meine Uhr und ich erschrak. Ups, nur noch 8 Minuten, bis mein Zug fährt. Es ist wirklich voll, nur Menschen und alle wollen die eine Treppe runter. Im Tip-Top Schritten geht es vorran. Nur jetzt keine Panik. Kurz denke ich an die Massenpanik bei der Loveparade. Hoffentlich verliert hier keiner die Nerven. Ich kann mich an nichts festhalten und muss so die Treppe mit dem Bike runter. Einige Jugendliche wagen den Versuch, auf die aufwärtsfahrende Rolltreppe runterzulaufen. Auch wenn es sehr langsam geht, scheinen doch alle gesittet unterwegs zu sein. Endlich bin ich am Fuße der Treppe angekommen. Noch 3 Minuten. Schnell laufe ich zu einem Wagen mit Fahrrad-Abteil. Kaum öffnet sich die Tür, rufen mir die Fahrgäste entgegen: Alles voll. Du kommst hier nicht rein."Soetwas habe ich noch nie erlebt. Langsam bekomme ich Angst. Beim nächsten wagon, und ich war schon ziemlich am Ende des Zuges, war es nicht besser. Stehende Fahrgäste im Gang und ein großer Fahrradanhänger versperren mir den Weg. "Wenn du die Reisetaschenabmachst, passt dein Fahrrad noch rein", sagte ein Mann. Kurz überlegte ich, warum nur mein Fahrrad reinpassen sollte und das ich ohne Taschen nicht fahren würde, aber dann verstand ich und schnallte meine Taschen ab. Kaum war die letzte Schnalle gelöst, wurde mein Fahrrad genommen, über den Anhänger gehieft und in die tiefen des Zuges verfrachtet. Meine Taschen gab ich an eine Kette weiterer Helfershände weiter. Und schwupps war ich im Zug. Meine Güte wat'n Stress. Das ich nun keinen Sitzplatz bekomme, ist mir herzlich egal. Ich und mein bike sind im Zug, nur das war wichtig.


Zweites Visum für Australien 2012

2012-04-14

Hallo liebe Leser,

ich freue mich schon wie damals, hier wieder über meine Reiseaktivitäten zu berichten. Lange habe ich für den zweiten Versuch gebraucht. 3 Jahre wenn man so will. Jetzt ist die Zeit und das Geld da. Und auch das zweite Visum genehmigt. Ich reise wieder nach Australien. Für die neuen Leser unter euch, ich war 2007-2008 mit dem Work&Holiday Visum ein Jahr dort. Jetzt fliege ich wieder hin. Aber etwas ist anders. Ich habe zwar das zweite, sehr selten benutzte, aber gültige Work&Holiday Visum bekommen, werde aber im Prinzip nur Reisen. Gearbeitet habe ich seit 2008 in Deutschland. Zwei Jahre habe ich meinen Urlaub aufgespart. Jetzt kann ich für 5 Wochen eine Auszeit nehmen. Und irgendwie, das muss ich schon sagen, ist die Aufregung beim zweiten Mal längst nicht mehr so intensiv wie beim Ersten. Klar bin ich aufgeregt und ich freue mich, aber mit Ellin habe ich eine sehr entspannte Reisepartnerin gefunden und wir sind super relaxt, ganz nach dem Motto "mal schauen wie es wird". Also schaut mal, wie es wird. Bis bald in Australien. Am 06.05. lande ich in Perth. Am 10.06. reise ich wieder ab.


Es geht los

2012-05-03

Hab grad mal geschaut, wann genau mein Flieger geht. Da ich ja über ein halbes Jahr gebucht hatte, kamen so einige Flugänderungen zwischendurch. Jetzt scheint es sich eingependelt zu haben. Ich fliege Zehn nach Zehn morgens in Hamburg los. Samstag. Ich kann jetzt kaum noch schlafen. Morgen werde ich packen. Denkt ihr, ich bin so jemand, der groß im Voraus packt? schon lang nicht mehr. Meine To Do Liste ist noch lang, aber meine Erledigt Liste ist noch länger. Angst, etwas zu vergessen habe ich nicht. Man vergisst immer etwas. Normal. Also mache ich mich jetzt nicht verrückt. Ärgern kann ich mich später. Wann ich zurückkomme? Am 11.06. Vormittags in Hamburg. Aber bis dahin lesen wir uns hier noch öfter. Bis Perth sag ich schon mal. Dann freue ich mich, euch von unserem Auto zu erzählen, dass wir bereits gekauft haben. Und Fotos kommen dann auch endlich. LG


Ankunft

2012-05-06 to 2012-05-07

Ungewoenlich von mir, so spaet zu schreiben, ich weiss. Aber in den ersten zwei Tagen haben wir sehr viel erledigen muessen und abends haben wir es uns bei Stephan gemuetlich gemacht. Stephahn ist ein Deutscher, der seit 87 in Australien lebt und uns beim Auto Kauf geholfen hat. Schon am Flughafen mussten wir keine 10 Minuten warten und er holte uns freundlicherweise ab. Er wohnt ca. 1h ausserhalb von Perth. Da wir ja am Sonntag gelandet sind, mussten wir bis Montag mit dem Einkaufen warten. Aber dann haben wir gleich zugeschlagen. Erst Einkaufen fuer 2 Personen. $375, soviel habe ich noch nie in einem Supermarkt gelassen. Soll aber auch fuer 5 Wochen reichen. Als Zweites mit unserem Auto zum Autohandler den Kaufvertrag unterschreiben. Dann gleich zur KfZ-Anmeldung. Da kam ich mir vor wie beim Arbeitsamt. Nummer ziehen. Eine Stunde warten. Dann ging alles recht schnell. Registriert. Fertig. Es war kurz vor 4. Jetzt nach Perth mit dem Zug um mein begehrtes Visum zu holen schaffen wir nicht mehr. Also sind wir noch zum BCF gefahren. Ich sag nur Camping Store. Riesen gross. Das ist ja mein Schlaraffenland. Habe Schlafsack gekauft. 50% reduziert. Ein super Teil. Und Leichte Schuhe. Hab ja nur meine schweren Wanderbotten und meine Joggingschuhe mitgenommen. Jetzt bin ich Schuhtechnisch fuer alle Situationen ausgeruestet. Von Stephan haben wir naemlich noch riff/boots bekommen. Waaserschuhe wenn wir Schnorcheln gehen. Wir haben sowieso von Stephan viel Equipment bekommen. Flossen, Taucherbrille, Pfannen, Toepfe, Geschirr, Kocher, Gas, usw. Von Staphans Kumpel Dave bekamen wir auch Swags. Typische Australien/Schlafsaecke. Mach ich demnaechst Fotos. Nach dem BCF war der Tag fuer uns gelaufen und wir fuhren schon im Dunkeln wieder von Midland nach Chittering, wo Stephan mit seinem Sohn wohnte. Am Dienstag, also heute, haben Ellin und ich uns aufgeteilt. Ich nach Perth, mein Visum holen, sie blieb in Midland und kuemmerte sich ums Auto. Neue Reifen, etwas mit der Kofferaumklappe musste repariert werden, Equipment sortieren, 4WD fahren ueben. Ich bin von Midland mit dem Zug nach Perth gefahren. 30 Minuten, dann war ich auch schon fast beim Australian Government. Hab dort die Nummern gesehen und den Automaten. Alles klar, wieder Nummer ziehen. Ich wusste noch nicht, ab ich mein Visum wirklich bekomme, oder nicht. Ellin hatte mich wohl auch schon per E-Mail angemeldet und am Flughafen hatte ich nicht wie damals in Sydney, den Aufkleber fuers Visum bekommen. So bangte ich noch ueber 30 Minunten, bis endlich meine Nummer kam. Der Bearbeiter hat ziemlich oft und sehr unsicher in meinem Pass geblaettert. Doch kein Visum? Ich fragte, ob etwas nicht stimmte und merkte schon, wie meine Stimme dabei etwas zitterte. Ich wollte doch so gern dieses 2. Visum in meinem Pass. Das gibt es nicht so oft und weil doch jetzt fast jeder Backpacking in Australien macht, wuerde ich mich wenigstens etwas von ihnen unterscheiden. Double-Backpacker wuerde ich sagen. Bloed oder kindisch, keine Ahnung aber mir war das Visum sehr wichtig. Und der Typ bleatterte ich sah links von ihm schon die Maschinen, die die Aufkleber auf Rolle hatte und nur auf das Bedrucken wartete. Und dann ging der Drucker los und ich wusste, jetzt bekome ich mein 2. Visum. Juchu. Das kann nicht jeder sagen. Ich blickte auf die Uhr und bemerkte, gerade mal 5 Minunten vergangen. Unglaublich. Ich ging aus dem Gebaeude und keine 5 Haeuser weiter kam ich am RAC vorbei. Das ist wie ADAC in Deutschland. Das war auch noch auf unsere Liste. $159 klingt zwar viel, aber im Outback abgeschleppt zu werden kann doppelt so viel kosten. Also rein und Mitglied geworden. Schnell und einfach. Ich war jetzt wild auf Schopping und begab mich in die Mall von Perth. Auslandssteckdose gesucht, Stativ gekauft (meins ist beim Flug kaputt gegangen), SOUVENIER-Schops , jaa. Ich war echt platt vom Laufen heute und froh, als mich Staphan um 5 Uhr vom Bahnhof abgeholte hatte. Um 6 Waren wir wieder bei ihm zu hause und jetzt schreibe ich hier alles auf. Morgen soll es endlich nach Newman gehen. Ca. 1200 km noerdlich von Perth. Dann beginnt erst so richtig das Reisen durch das Outback. Ich bin gespannt. Liebe Gruesse, Conny


Ende der Kimberley Tour 1 von 2

2012-05-10

Leute Leute, ich kann euch sagen. Was fuer eine Tour bisher. die erste woche ein zittern und bangen um unser auto. wir verloren motoroel. nicht toll. und die australia haben es ja nicht so eilig, dinge zu reparieren. zum glueck hatten wir noch Stephan, der uns fuer die ersten 2 tage sein haus zur verfuegung stellte und uns mit allerlei camping kram versorgte. ihn riefen wir an und er managte gleich alles. kurz zu erwaehnen sei, das wir bereits in Newman und somit viele hunderte Kilometer weg von Stephan waren. aber Stephan kennt ne menge leute und so war sein rat, wir sollen an die Kueste fahren und seinen Kumpel Jason treffen. das haben wir auch gemacht und er konnte uns wirklich helfen. Fehler am auto war eine simple sache. wir waren super erleichtert. jetzt konnte der 4WD Spass beginnen.Und das hat vielleicht Spass gemacht. rauf zu den Mitchell Falls und ne runde mit dem heli geflogen. fantastisch. unterwegs haben wir viele nette leute getroffen. auch mehrmals. wir fallen mit unserem gruenen holden richtig auf. und wenn ich in einem Fluss oder einer Hoehle wieder hinterher haenge und Ellin weit voraus, kommen mir wildfremde Leute entgegen und fragen; "Are you Conny?" Ellin schickt immer Nachrichten an Leute und so weiss ich, wo sie gerade ist, ob ich mich beeilen muss oder wann sie mich vom Parkplatz abholen kommt, wenn unser Auto mal wieder eine Panne hat. So wie heute. Ellin trempte in die naechste Stadt und organisierte einen Mechaniker. Gott war ich froh, das ich in Perth damals gleich Mitglied bei RAC wurde. Vergleichbar mit ADAC in Deutschland.2 Wochen schoene Gelaendefahrten und nicht einmal im Fluss oder auf einer total unfahrbaren Strasse haengengeblieben. Und am Abend auf dem Campingplatz, wir kochten schon unser Essen, machte es einfach "plong" im Auto und wir entdeckten Glasbruchstuecke unter dem Auto. Leute, wieder einige Vokabeln, die ich nicht auf Englisch lernen wollte. Aber dieses "draining Water Separator" das man hin und wieder entlueften muss, wenn man viel durch Wasser faehrt, ist einfach kaputt gegangen. Wir vermuten, es war auch ein Steinschlag etwas schuld. Der Mechaniker hat soetwas jedenfalls noch nie gesehen.Jetzt geht es auf zur Tour 2 von 2. Die Kueste. Schnorcheln, Schwimmen usw. Vielleicht habe ich dort mehr Glueck mit Internet. In den Kimberleys haette ich 10 Dollar feur ne halbe Stunde bezahlen muessen.  Seit lieb gegruesst und ja, keine Sorge, ich werde zurueckkommen. Auch wenn hier der Julian und Jonny schon recht schnucklig aussahen mit ihren Workouts direkt neben unserem Campingplatz.Laengst habe ich hier nicht alle tolle Geschichten geschrieben, die uns wiederfahren sind. Kurzgeschichten;Anja, eine aeltere Dame in den Kimberleys mit Hilfe von Suchtrups (Ellin war daran beteiligt, ich war nix ahnend beim Kochen) wiedergefunden.Ellins Kamera auf der Motorhaube nach 30 Min 4WD fahren entdeckt (erste Wahrnung)Ellins Kamera nach 60 Min auf dem Dach entdeckt (Ellin, nix mehrf das Auto packen).weiteres spaeter ...


Anfang von Teil 2 von 2

2012-05-28 to 2012-06-08

Ich muss noch etwas hinzufuegen. Etwas, dass noch zum ersten Teil gehoehrt. Der Karijini Nationalpark. Dieses Erlebnis lag uns beiden noch am Herzen. Bisher haben wir fast alle unsere Ziele erreicht. Karijini NP sollte eigentlich unser erstes Erlebnis werden. Jedoch war da das Oelleck unterm Auto und wir mussten Hals ueber Kopf in die Werkstatt fahren und damit vorbei am Nationalpark. Jetzt, auf unserer Ruecktour, haben wir noch mal einen kleinen Umweg gemacht und waren 2 tolle Tage dort. Was fuer ein Glueck, denn es war fuer mich bisher der schoenste NP. Viel Kletterei in Schluchten und durch kaltes Wasser gehen. Es hat tirischen Spass gemacht.

Jetzt sind wir aber endlich am Meer und beginnen unsere Kuestentour zurueck bis nach Perth. Exmouth heisst unser erster Halt. Gleich mal einen Tour gebucht zum Schwimmen und Schnorcheln mit den riesigen Walhaien. Ich bin ja gespannt, ob wir welche zu sehen bekommen. Aber ein ausgebuchter Nationalpark bedeutet wohl, hier ist was los.

Leider wieder keine Fotos. Unglaublich, aber die Westkueste ist schon etwas anders als die Ostkueste. Ich habe auch wenig Zugang zu Strom, daher kann ich nichts auf meinem Laptop vorbereiten. Ich werde die Bilder wohl zu Hause nachladen muessen.

Ich freu mich schon, euch hier von meinen Erlebnissen mit dem Walhaien zu berichten. Wir verbringen den ganzen Tag auf dem Meer. Diesmal creme ich mich ordentlich ein und bekomme nicht, wie damals beim Schnorcheln in Cairns, einen Sonnenbrand.

Bis in wenigen Tagen wieder. See ya.


zu Ende

2012-06-10

Meine Reise geht zu Ende. Schade. Es waren fantastische 5 Wochen in Australien. Meine Mosqito-Stiche verheilen, meine Braeune ist beneidenswert, sogar etwas Gewicht verloren. Ich bin gerade in Singapur gelandet und super froh, dass ich trotz Gepaeckuebergewicht von 10 kg nichts weiter tun musste, als das Zelt mit zum Handgepaeck nehmen. Musste kein Aufschlag zahlen. Glueck gehabt. Ich bin ganz gespannt, ob jetzt die zweite Kontrolle auch easy ablaeuft. Bei der Ersten hatte ich ja glatt meinen Laptop in der Schale vergessen. Ich natuerlich zurueckgeduest und gefragt, ob hier ein Laptop rumliegt. Eine lustige Frau hat ihn geholt, mich vorher aber gefragt, wie er aussieht. Ich habe ihr den grossen schwarz/weissen Aufkleber mit der Welt drauf beschrieben. Dann zeigte sie auf ein Land und wollte wissen, welches es ist. Ich meinte zu ihr, Neuseeland, Suedinsel. Sie lachte und ihre Kollegen hatten schon laengst grinsen muessen. Na hauptsache, ich hatte meinen Laptop wieder. Waere komisch, so ein zweites Mal ohne Laptop aus Australien zu kommen. Herje.

So, die schoene Zeit ist vorbei, ich lande, mit etwas Verspaetung, am Montag Vormittag in Hamburg. Mal schauen, wie warm es dort ist. Hier laufe ich jedenfalls mit Top rum.

See ya, Conny


Hochwasser Einsatz in Magdeburg

2013-06-07 to 2013-06-09

07.06.2013

Es ist fast Mitternacht. Ich liege auf einem Feldbett in einer Turnhalle. Meine Einsatzkleidung von der DLRG liegt bereit. Es hat sich langsam abgekühlt. Nur wenige Betten stehen hier. Ein Abteil neben an stehen die Feldbetten dicht an dicht. Wir sind heute in Schönebeck gegen 22:30 Uhr angekommen. Die Fahrt von Heide bis Magdeburg war die Hölle. Stau auf der Autobahn. 2-3 Stunden lang ging es nur im Schritttempo voran. Vorbei an Militär-Konvois ohne ende. Heute werden wir nicht mehr zum Einsatz kommen. Meine 5 DLRG Kollegen und ich sind als Reserve eingeteilt worden. Nachdem wir die Feldbetten aufgebaut, getrunken und gegessen hatten, gab es eine kleine Einsatzbesprechung mit weiteren Kollegen. Ich war tief beeindruckt von den vielen Leuten von der DLRG mit ihren Fahrzeugen und natürlich Booten. Wir sind hier die Wasserrettung. Ich habe gehört, dass heute Nacht noch Taucher eingesetzt werden sollen. Für was weiss keiner so genau. Die Lage sei sehr ernst, niemand sei aus Luxus hier. Man rechnet mit einer Evakuierung von mehreren tausend Menschen, wenn hier der Deich bricht. Schon in Magdeburg konnte ich eine Querstraße mit Hochwasserabsperrung erhaschen und das Wasser erblicken, das langsam die Straße hochzukriechen scheint. Jetzt ist es live und keine Bilder mehr im Fernsehen.

Jetzt höre ich Funksprüche und ein Ruck von jemanden. Aber der Rest scheint zu schlafen. Die lüftung pustet und hier und da schnarcht es. Ich werde gleich vorsichtig meine Ohrstöpsel raussuchen und dann versuchen zu schlafen. Morgen und vor allem Sonntag soll es hier sehr ernst sein. Ich hoffe, die Deiche halten.

08.06.2013

Es ist 6:11 Uhr neuer Tag. Ich habe gut geschlafen. Meine Kollegen neben mir sind schon auf und ziehen ihre Einsatzkleidung an. Ich mache mich daran, auch fertig zu werden. Ich schnappe mir meine Kamera und mache draussen von der morgendlichen Friedlichkeit einige Fotos. Niemand zu Sehen. Alle Fahrzeuge in Reih und Glied geparkt. Irgendwie alles ruhig und leer hier. Ich gehe zum Schulgebäude, wo wir gestern abend gegessen hatten. Noch niemand hier. Zurück zur Turnhalle treffe ich einige DLRG's. Frühstück soll es erst um halb sieben geben. Tatsächlich gab es halb acht frühstück. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil wir bisher nichts getan haben als nur essen, schlafen und wieder essen. Langsam verfluche ich mich auch, da ich langsam merke, wieviel ich eigentlich zu Hause vergessen habe. Kein Handtuch, Duschgel, Kam. Dafür waren die Ohrstöpsel schon mal goldwert.

Jetzt ist es neun und wir warten hier immer noch. Bereit. Wartend.

11 Uhr Vormittag und es kommt die Ansage, Einsatzbereit im Fahrzeug zu sein. Bis hierher hatten wir ein kleines Volleyballspiel organisieren können. Die einzige Bewegung bisher. Nun hocken wir gespannt im Fahrzeug. Nach 20 Minuten nichts tun probieren wir unsere Wasserwesten an, suchen Handschuhe zurecht. Gegen 12 Uhr rücken wir dann endlich geschlossen als "Schleswig Holstein" Zug aus. Konvoistärke ca. 15 Fahrzeuge mit Taucher und Boote. Wir fahren gefühlt einen großen Bogen durch irgendwelche Ortschaften. Wasser sehen wir keines. In Zuchau angekommen, stellen wir uns auf einer Wiese unser Lager auf. Dann gibt es Essen. Eine sehr knappe Lagebesprechung soll und deutlich machen, wie Ernst die Lage sein, der Deich schon seit 8 Uhr morgens über der geschätzten Einbruchzeit ist und es dann ca. 1.800 Menschen zu evakuieren gilt. Keine Silbe darüber, wohin die Leute evakuiert werden sollen, welche Dörfer betroffen sind, absolutes Fragezeichen bei mir. Ich suche mir meinen Sinn des hierseins indem ich andere Kollegen frage. De beste Antwort ist, dass wir hier enorm viel Sicherheit produzieren und alles dafür tun, das der Deich hält. Klingt gut, denke ich mir und mache mich auf ins Ruhezelt, weil ich von der Sonne und vom Essen enorm geschafft bin.

Ich schaffe es irgendwie bis 18 Uhr die Zeit totzuschlagen, Verzeihung, ich schaffe es, Sicherheit zu produzieren und gegen den Einbruch des Dammes zu kämpfen. Eine neue Lagebesprechung mit weiteren unbeschreiblich viel nichtssagendes zur Lage. Mir wird langsam klar, ich bin eine Spielfigur in einem Spiel, die umhergeschoben wird, dahin, wo Experten meinen, da könnte was passieren. Und weil was passieren könnte und man nicht Schuld sein will, das man daran nicht gedacht hat oder nicht nach Verstärkung gerufen hat, wird noch mehr Verstärkung gerufen. So werden wir gegen 22 Uhr abgelöst. Naja, für Ablösen soll es ein fachlichen Begriff geben, den kann ich mir aber nicht merken, klingt aber sehr änlich, und bedeutet auch das Gleiche. Wartend im Konvoi auf geschlossene Abfahrt bekomme ich die Bemerkungen meiner erfahreneren Kollegen mit. "Weiss der da vorne nicht, das man seine hintere Sirenenleuchte bei einem Konvoi nicht anmachen soll?" wir müssen öfters anhalten wegen irgendwelche vergessene oder verlorengegangene Kennzeichenbeleuchtung, was bei meinen Kollegen "Plack" auslöst, "Krebs im Kopf" verursacht oder "schlimme Pusteln im Gesicht" produziert. Die Heimfart gestaltet sich derart langsam, weil man unbedingt jetzt noch "Stolz wie Bolle" mit der Kamera ein Video vom Konvoi aufnehmen will, das ich ernsthaft besorgt um meine Kollegen bin.

Gegen 23:30 Uhr kommen wir in der Schule an wir konnten stolz verkünden, den Deich gehalten zu haben. Aber nicht lange und wir bekommen mit, wie der nächste Zug ausrückt, weil hier in der Nähe ein Deich geprochen und Menschen evakuiert werden müssen. Wir jedoch bleiben hier. Es rückt ein weiterer Zug aus Deutschland ein und ca. 35 Leute bauen ihre Feldbetten in der Turnhalle auf. Jetzt ist auch unser Abteil voll.

09.06.2013

Es ist 7 Uhr morgens und von draussen höre ich kurz Sirenen aus der Ferne. Ich frage mich, woher ich weiss, wann es für uns nun ernst wird, wer uns überhaupt bescheid gibt und ob es hier soetwas wie einen Plan gibt. Sicher gibt es einen Plan aber davon bekomme ich wenig mit. Wieder merke ich, wie ich es hasse, nicht über die Lage informiert zu sein, nicht zu wissen, was zu machen ist, wenn es Los geht. Sirenen heulen auf und jedes Mal will ein Impuls in mir losrennen und den nächstbeseten suchen, der mir sagen kann, was ich jetzt machen soll.

Es ist 9 Uhr und wir bekommen mit, dass die Sirene von heut morgen bedeutete, der Damm ist gebrochen und unsere Ablöse hatte zu tun. Schön.

Es ist 12 Uhr und wir erfahren weiter, dass wir seit um 8 Uhr avergeblich angefordert wurden, aber das bei uns nicht ankam. Es heisst jetzt, die Lage kann sich alle 5 Minuten ändern, aber wir fahren auf jeden Fall noch zum Ort um zu evakuieren. Es wird nur noch nach dem Zettel gesucht, das uns das Ausrücken erlaubt.

Es ist gleich 13 Uhr und wir warten immer noch. Es heisst, wir sollen uns bereit halten. Haha, das tun wir schon seit wir wach sind. Ich bin schon agro und merke, ich bin für diesen Stress einfach nicht gemacht. Andere denken da änlich.

Wir gehen essen und manche munkeln, das heute nichts mehr geht, wir unsere Feldbetten umsonst eingepackt haben. Wir wollten nämlich direkt am Einsatzort ein eigenes Lager aufbauen, um schneller vor Ort zu sein. Pünktlich kurz vor Essensaufnahme heisst es wieder Abfahrt und wir gehen wieder zurück zu den Fahrzeugen. Kaum haben uns in den Bulli gequetscht, da heisst es durch Funk "Abbruch". Wir stöhnen alle und fühlen uns verschaukelt. Dann also doch essen. "Hat der Soldat nichts zu tun, soll er ruh'n" so oder änliche Sprüche höre ich es oft von meinen männlichen Kollegen.

Aber dann. Es heisst wieder Abfahrt. Wir bleiben in Schönebeck und werden zu einer Kita gerufen. Taucher machen sich bereit und wir ziehen unsere Westen an. Dann laufen wir zu Fuß Richtung Kindergarten. Dort sehe ich einen weißen "Teppich" voller Sandsäcke auf einer großen Wiese. dahinter Wasser. Nach kurzer Ansage und Einweisung vom THW (hier werden klare Aufgaben erklärt, perfekt) geht es ab in die Helferkette um Sandsäcke zu verteilen. Mehrere Menschenketten haben sich gebildet und legen Sack an Sack auf den künstlichen Deich. Endlich helfen. Es werden mit Gabelstapler Palletten voller Säcke angefahren, später auch große LKWs. Nach 2 Stunden rücken wir wieder ein um neue Aufgaben zu bekommen. Wir bekommen auch wenig später tatsäch wieder einen Einsatz. Wir sollen zurückfahren und dort weiterhelfen, weil dort jetzt richtig viele Sandsäcke geliefert wurden und man jeden Helfer braucht. Auf der kurzen Fahrt dorthin merke ich was für eine kurze Distanz es nur bis zu unserem Lager ist. Wir packen also wieder mit an. Wir lachen, singen, albern herum, haben Spass mit unseren Sandsäcken und freunden uns mit den "Lokals" an. Hin und wieder werden Wasserflaschen anstelle der Säcke durchgereicht. Wer Pause braucht, hunger hat oder auf die Toilette muss, geht in die kita. Dort wird essen verteilt. Jetzt ist es 21:10 Uhr und ich habe ein neues T-Shirt, Jeans, neue Socken und Halbschuhe an. Ich fahre mit Kollegen aus Husum wieder nach Hause. Meine Finger tun sehr weh. Vom Greifen der Sandsäcke wahrscheinlich. Ich finde es nicht schade, wieder nach Hause zu fahren, obwohl ich schin gerne weitergeholfen hätte. Aber auf die Leute, die uns die Einsätze zuordnen, habe ich kein Vetrauen mehr. Zu groß ist bei mir die Angst, wieder 24 Stunden irgendwo auf irgendetwas warten zu müssen.


Heute Dubai, morgen Perth, übermorgen Mackay

2013-06-21

Jetzt stehe ich endlich am Flughafen. Soeben erreichte mich eine E-Mail vom Australian Government, das ich jetzt ein elektronisches Touristenvisum habe. Das hatte ich gestern auf die schnelle im Internet ausgefüllt. Eben komme ich aus dem Globetrotter in Hamburg. Hab noch schnell Geschenke für Alex und Kevin besorgt. Die lete Gelegenheit, vielleicht doch noch Schuhe und Isomatte zu kaufen. Aber nein, ich will nicht mehr Geld ausgeben.

Um 15:25 Uhr geht der Flieger. Es ist jetzt gerade mal 12 Uhr. Selbst ich kann also jetzt nichts mehr falsch machen. Noch nicht mal Tickets kann ich verlieren, denn die hat Jule. Wir müssen uns nur noch begegnen, aber der Flughafen Hamburg ist mit 2 Terminals recht übersichtlich. Heute soll's nach Dubai gehen und nach knapp 3 h Aufenthalt gehts weiter nach Perth. Da das aber noch nicht annähernd unser Reiseziel ist, welches die Whitsunday Islands an der Ostküste sind, müssen wir noch mal 4 h nach Brisbane fliegen. Dort angekommen sind wir aber immer noch nicht ganz am Ziel. Nachdem wir den ganzen Tag dort auf dem Flughafen verbringen werden, müssen wir noch für 85 Minuten Richtung norden nach Mackay fliegen. Erst dort werden wir von Jules Bruder Constantin und seinem Freund Christian mit meinem alten Rodeo abgeholt. Zu viert fahren wir dann noch 140 km nach Airlie Beach, wo der Alex und hoffendlich unsere vier Mitsegler auf uns warten. Nachdem Jule und ich also in 2 Tagen 4 Mal in ein Flugzeug ein- und ausgestiegen sind, 30 h Flug und 2 h Autofahrt absolviert haben, wollen wir am 24. Juni für eine Woche segeln. Ich hoffe, dann endlich im Urlaub angekommen zu sein.


Sailing around the Whitsunday Islands

2013-06-21 to 2013-07-12

Acht Leute, ein Boot, eine Woche. In Airlie Beach macht man damit ganz klar, eine Segeltour um die Whitsunday Islands im Great Barrier Rief. Nach Airlie zu kommen war gar nicht so einfach. Geplant war, das uns die Jungs, Christian und Constantin in Mackay abends abholen. Doch schon in Brisbane mussten wir erfahren, das sie ein Autoschaden hatten und abgeschleppt werden mussten. 100 km vor Mackay. Jule und mir blieb nichts anderes übrig, als uns ein Auto zu mieten. Zum Glück ist Constantin schon weit in den Norden getrampt, sodass wir ihn auf den Weg nach Airlie nur noch aufsammeln mussten. Christian blieb beim Auto und kam nicht mit zum Segeln.Geschätzt 22 Uhr kamen wir endlich an dem Ort an, wo es morgen in der früh losgehen sollte. Im Base Backpacker Hostel eingecheckt, lernten wir die restliche Truppe kennen. Mara, Maike, Eugenia und Karsten. Alex, unser zukünftiger Skipper kam auch noch kurz rum und erzählte uns, wie es morgen ablaufen soll.Ich will hier kurz die Highlights unserer Traumsegeltour erzählen:An unserem ersten Abend haben wir gleich mal unser Ziel verfehlt. Statt in der Bucht vor Hayman Islands, fanden wir mit Verspätung gerade mal die Bucht vor Hook Island. Der Constantin hatte schon während der Fahrt seine Angelroute ausgefahren und nun, wir waren schon alle unter Deck, schnappte ein Fisch zu und acht Leute standen nun unwissend suchend vor diversen Büchern um herauszufinden, welcher Fisch uns da ins "Netz" gegangen war. Unsicher, ob es nun ein chinaman fish war, also eine giftige Sorte, fuhren wir mit unserem Beiboot samt Fisch zum Nachbarboot. Dort verlangten wir nach dem Skipper, der gerade, als ich meine Taschenlampe aus meiner Tasche kramte, um ihm Licht zu machen, aus der Pistole geschossen sagte: chinaman fish. Echt Schade.Am zweiten Tag war Schnorcheln angesagt. In so traumhaft klingende Buchten wie Butterfly Bay, Luncheon Bay usw. steckten wir unsere Köpfe unter Wasser und waren hin und weg von der bunten Fisch und Coralenwelt. Unser Skipper Alex trieb uns dabei an den Rand einer Felsklippe, wo wir, bei dem unbeholfenden Versuch, aus dem Wasser zu steigen, uns alle die Arme, Hände und Beine an den scharfkantigen Felsen aufschramten. Da standen wir fünf Mädels auf dem Felsen mit blutüberströmten Armen und Beinen. Das war wohl unsere Segel/ Schnorchel-Taufe.Der dritte Tag verlief zum Glück weniger Spektakulär. Ich habe mir nur bei einer Nachtwanderung zum Lookout auf der Whitsunday Island ca. 20 Sandflies ( Mückenstiche) eingeheimst. Diese alle an meinen Händen wohlbemerkt, weil ich schon Langärmig unterwegs war, aber das nur am Rande. Ich glaube an diesem Tag mir auch eine schlimme Verbrennung zugezogen zu haben. Die Mara hatte gerade heißen Tee zubereitet und stieß mit der noch heißen Kanne gegen meinen Musikantenknochen. Nun sind meine Verletzungen perfekt. Schnittwunden, Mückenstiche und Verbrennung.Der vierte Tag war ein fauler Strandtag am Whiteheaven Beach, wo ich aber immerhin viele Stachelrochen sehen konnte. Schwammen in der Bucht einfach so rum. Natürlich waren wir noch einmal zum Lookout gewandert aber insgesamt sind wir an diesem Tag nicht weit herumgesegelt, warum wir deshalb auch nur um Esk Island zum Südende des Whiteheaven Beach segelten und kurz vor der Solway Passage vor Anker gingen.Der fünfte Tag war wieder etwas Tolles. Heute war viel segeln angesagt und wir erreichten zwischendurch Geschwindigkeiten von 7-8 Knoten mit hoher Schräglage. Zum Glück ist unter Deck alles so konstruiert, das kein Geschirr aus den Schränken fällt, kein Wasserkanister von der Arbeitsplatte rutscht, ja noch nicht mal der Teekessel vom Herd, da der Herd so konzipiert ist, das er in die Schräge mitschwenkt. So konnten wir unbesorgt zu den weiter südlichen Inselgruppen, nämlich zu Lindemann und Shaw Island rasant segeln. Vor Lindemann ankerten wir in der Gap Beach und unternahmen eine Wanderung zum Mount Oldfield. Von hier oben hatte man eine fantastische Aussicht über die Großen Inseln und über das Resort auf dieser Insel. Auch unseren nächsten Übernachtungsort späten wir hier aus. Es sollte eine schmale Bucht in der Neck Bay sein, wo man von einem Strand zum gegenüberliegenden Strand wandern kann. Das trauten sich aber nur Alex und ich. War auch echt viel Gestrüpp, hohes Gras und viel Krabbelviecher dabei. Ich sah hier zwei Mal eine riesige Spinne mit knöchrigen langen Beinen und einem totenkopfähnlichen Körper. Nach groben googeln glaube ich, ist es eine Seidenspinne, genauer vielleicht die Nephila pilipes gewesen.Am Abend noch eine dramatische Aktion mit Constantin. Er wollte zum Angeln mit dem Beiboot in eine Bucht fahren und kam irgendwie nicht weit, weil der Motor auf einmal streikte. So mussten wir hilflos mit ansehen, wie er mit dem Paddel zurück zum Boot padeln musste. Wir riefen ihn zu, spornten ihn an. Natüchlich übertrieben wir die Aktion, denn Constantin hatte keine Mühe, zu unserem Boot zurückzukommen. Trotzdem schaffte er es an diesem Abend tatsächlich vom Boot aus einen Fisch zu fangen. Oder sagen wir, er schaffte es nur halb. Ein großes Tier schnappte ihm die Hälfte weg. Der Rest hing noch am Hacken. Ein Chinaman Fisch übrigens.Tag sechs ein weiterer traumhafter Schorcheltag. Wir segelten wieder zurück Richtung Norden (unser Segelradius bzw. erlaubnis reichte nur bis zu Shaw Island), durch die Solway Passage zu den Haslewood Islands. Dort schnorchelten wir um eine kleine Insel komplett herum. Ich war hin und weg von diesen vielen Korallen. Hier sah ich zum ersten Mal einen Hai. Er schwamm etwa 5 Meter unter mir und ich war total begeistert. Ich entschied mich nicht für das wegschwimmen sondern für das hinschauen und Fotos machen. Alex erklärte mir hinterher, das ich einen Weißspitzen-Riffhai gesehen habe. Mit ca. 1,5 Metern länge habe ich hier wohl schon ein sehr großes Exemplar gesehen. Sie werden "nur" 1,60 meter lang. Die Insel bleibt geheim, ich verrate sie hier nicht, denn sie ist noch nicht mal in dem Segelbuch als "besonderer Schnorchelplatz" hervorgehoben. Was mich ein wenig wundert, denn hier konnte man direkt vom Beiboot steigen und losschnorcheln. Und ich habe hier auch einen blaugepunkteten Stachelrochen gesehen. Der entschied sich aber, nachdem er mich bemerkt hatte, fürs wegschwimmen.Übernachtet haben wir aber weiter nördlich vor Border Island in der Cateran Bay. Hier gab es noch mal eine kleine Gelegenheit zu schnorcheln. Wir hangen unsere naßen Badesachen auf, wobei Mara eine Bikinihose ins Wasser fiel. Wir saßen alle auf Deck, als es passierte und Mara rief nur: "schnell, gibt mir das Dings ich muss die Hose rausholen, schnell doch schnell". Da keiner mit "Dings" etwas anfangen konnte, dauerte es natürich, bis wir alle begriffen, was sie wollte. Sie wollte den langen Hacken. Bis wir den Haken geholt hatten, schwamm die Hose schon unter das Boot. Ich stand am ende des Bootes und sah die Hose wieder hervorschwimmen. Bis man mir jedoch den Haken gereicht hatte, war sie schon aus meiner Reichweite. Also sprang ich in das Beiboot. Doch bis ich im Beiboot war, war die Hose wieder aus der Reichweite. Paddeln ging hier nicht, weil das Beiboot mit tausend Schleifen an das Boot befestigt war. Ging also nur Schwimmen, aber da war die Hose schon nicht mehr zu finden. Alex und ich suchten noch mit dem Beiboot die Gegend ab, aber weg war sie. Übrigens war die Bikinihose nicht unser einziges Opfer. Einer verlor eine Socke und am Ende der Tour zählten wir ein großes Handtuch weniger.Der siebte und vorletzter Tag war wieder mehr segeln und weniger schwimmen angesagt. Wir segelten durch die Hook Passage und wollten ursprünglich im Cid Harbour in der Sawmill Bay vor Anker gehen, um auf den Whitsunday Peak zu wandern und später mit dem Beiboot ins Dugong Inlet zu fahren. Doch leider war der Wind zu schwach und wir hätten eine Menge Zeit verloren. Man darf hier nur zwischen 8 und 16 Uhr segeln. Davor bzw. danach muss man einen Ankerplatz gefunden haben. Also segelten wir zur South Molle Island, wo man von einem Resort aus zu einer kleineren Wandertour auf einen Berg unternehmen konnte. Es gab eine tolle Aussicht. Das Resort war recht gut gepflegt aber geschlossen bzw. Nur für kleine Backpackergruppen geöffnet, die hier nur für eine Nacht bleiben.Am letzten Tag ging es gleich gegen 8 Uhr los. Um die North Molle Island segelten wir zurück zum Abel Marina Point, wo das Boot aufgetankt werden musste. Wir verbrauchten glaube ich ca. 32 Liter Benzin, etwas Gas und 250 Liter Trinkwasser (und die schätzungsweise 80 Liter Trinkwasser aus unseren eingekauften Wasserflaschen). Das Boot wurde von der Cumberland Charter Yacht inspektiert und für in Ordnung befunden. Wäsche und Müll wurden abgegeben und unsere Habseligkeiten trugen wir zum Hafen. Das wars mit der Olivetta. Es hat viel Spaß gemacht.Wir blieben übrigens alle noch für eine Nacht in Airlie Beach im Hostel. Sachen Waschen, Essen kaufen und ausruhen war angesagt. Abends gingen wir noch alle zur "Lagoon" einen Grillplatz am Strand und trafen uns mit Skipper Alex. Zusammen grillten wir Burger und machen schönen Salat. Ein Abschiedsabendessen. Ab jetzt wird mit dem Auto weitergereist.


Island - Ein Urlaub mit Folgen

2016-07-24 to 2016-08-01

Vorwort

Seit einigen Jahren stand Island schon auf meiner Reiseliste. Filme wie Interstellar und Oblivion wurden hier gedreht. Doch zu kalt war letztes Jahr der deutsche Sommer und da ins kalte Island fahren? Da sehnt man sich doch nach Sonne. Lieber in die warme Schweiz. Da konnte ich bei bestem Wetter Wandern und sogar Klettern gehen. Doch dieses Jahr wollte ich es durchziehen, suchte im Internet nach Angeboten. Urlaubsreif war ich schon lange. Das Jahr begann schon nicht optimal. Erst der obligatorische Schnupfen, den ich auffällig seit einigen Jahren immer zum Jahresbeginn bekomme und dann viele Verletzungen und Ausfälle im Sport. Krankengymnastik und Massagen peppelten mich wieder auf. Aber so ganz sollte die Urlaubsfreude nicht aufkommen. Die Arbeit saugte mich aus und nur das Training für den Triathlon hielt mich über Wasser. Für mehr reichte die Kraft nicht. Keine Lust mehr auf Urlaubsvorbereitungen. Island mach ich nächstes Jahr, dachte ich und sammelte die Reisekataloge wieder ein. Fahre ich lieber spontan mit dem Auto nach Italien. In die Vatikanstadt wollte ich auch schon immer. Doch bei der Hotelssuche merkte ich, das mir das schon wieder zu viel wurde. Welches Hotel ist das Günstigste, Bestgelegenste, Bestbewerteste. "Arggg" ich bin doch so schlecht im Entscheiden. Dann doch lieber wieder Island?

24.07.2016 - Buchen und Abflug

Schwupps, und dann habe ich drei Wochen vor meinem Urlaub gebucht. Eine Woche Island wird wohl reichen. Abflug diesmal von Berlin. Ich parkte mein Auto in irgendeiner Straße und fuhr mit dem Bus zum Flughafen. Der Flug ging recht spät, so kurz vor Mitternacht. In Berlin war es eine Affenhitze ca. 28 Grad. Daher hatte ich etwas Klamotten ins Handgepäck gesteckt. Im Flieger hab ich dann leider etwas zu spät die lange Hose angezogen. Ich bekam sofort Schnupfen. Kurz nach Mitternacht und einer Stunde Zeitverschiebung landete ich in Kevlavik. Nach einer Stunde Warten am Gepäckband war es dann offensichtlich. Mein Gepäck kam nicht an. Damit hatte ich ja nun gar nicht gerechnet. Sonst kommt mein Gepäck doch immer auf dem Rückflug nicht an. Zum Glück stand der Reiseleiter von unserer Reisegruppe "Wikinger Reisen" auch schon am "Lost and Found" Schalter. Er telefonierte rum und ich hatte das Gefühl, da kümmert sich jemand. Eh alle so die Vermistenanzeige aufgaben und sich den Gepäckverlust quittierten, vergingen ca. 2h. Und eh wir dann mit einem Bus nach Reykjavik fuhren, war es schon vier Uhr morgens. Das Gute bei dem Ganzen war, das wir die Nacht in einem Hotel schlafen konnten statt wie normal auf dem Zeltplatz. Wie sich nämlich herausstellte, war der "Wikinger Reisen" Reiseleiter nicht unser Reiseleiter sondern für eine weitere Reisegruppe aus Düsseldorf und von dieser Gruppe sind einige Passagiere gar nicht erst angekommen. Der Typ tat mir echt leid. Erst sein Gepäck nicht da und dann einige von seiner Gruppe nicht da. Nun ja. Ich war jedenfalls froh über die schnelle flexible Umplanung und kostenlose Hotel-Vouger sodass wir (drei Frauen aus meiner Reisegruppe hatten auch ihr Gepäck nicht bekommen) in einem Hotel untergekommen sind. Um 5 Uhr lag ich geduscht im Bett und schlief ein.

25.07.2016 - Schoppingtour und Golden Circle

Um 8 Uhr war Frühstück und um 9 Uhr sollten wir Evelyn, unsere richtige Reiseleiterin treffen, die uns dann zu einem Outdoorladen fahren sollte, um ganz schnell das Nötigste einzukaufen. Tja und das war schon ein lustiges Hin und Her. Vier Frauen in nur 2h in einem Laden das Nötigste für ein Wander&Campingurlaub kaufen? Und das mit heftigen Schnupfen? Irgendwie haben wir das tatsächlich geschafft für alle Schlafsäcke, Thermounterwäsche, Wanderhose und Wandersocken zu kaufen. Etwas Campinggeschirr besorgte Evelyn und ich kaufte noch schnell eine neue Speicherkarte für meine Kamera, da meine alte irgendwie seit dem Flug kaputt war. Das Bezahlen war noch etwas problematisch und zog sich ungewollt in die Länge, aber ich glaube nach gut 3 Stunden waren wir endlich aus dem Laden raus und konnten als geschlossene Reisegruppe unsere Reise in die Thorsmörk antreten. Erst jetzt im Bus nahm ich die anderen 7 Teilnehmer war. Die Armen. Die mussten während unseres Shoppingausfluges durch Reykjavik tingeln.

In einem sehr strammen Zeitplan fuhren wir nun den "Golden Circle" ab. Die Sightseeingtour in Island.  Zuerst der geschichtsträchtige und tektonisch "gespaltene" Ort Þingvellir. Dann Gysire und dann noch ein Wasserfall, der mich am Meisten beeindruckte. Am Ende der Tour stand uns dann noch eine ca. 3 stündige Busfahrt in die Thorsmörk bevor. Dies war auch gefühlt das Ende der Zivilisation und der Beginn der absoluten Natur. Denn die Fahrt ging größtenteils durch ein Flussbett des Gletscherthales "Krossa" und war nur mit einem speziellem Allradbus passierbar. Auch einige Flüsse mussten wir durchqueren. Am Ende kamen wir dann aber schließlich im Zeltlager an und uns empfing auch schon herzlich unsere Köchin Ilona mit einem warmen Essen. Es war mitlerweile schon 20 Uhr, aber immer noch taghell. Da wir alle großen Hunger hatten, aßen wir erst und machten danach unsere "Vorstellrunde". Jeder stellte sich kurz vor und erzählte was von sich. Es war sehr schön, von jedem eine kleine persönliche Geschichte zu hören, so merkte man sich nicht nur gleich den Namen besser sondern hatte gleich ein Gefühl, als würde man sich schon seit mehreren Tagen kennen. Gegen 23 Uhr war es immer noch taghell und jetzt erreichte uns endlich ein Anruf von der Fluggesellschaft "airberlin". Es hieß, das unser Gepäck gegen 10 Uhr am nächsten Tag da wäre. Aber leider konnte nicht geklärt werden, ob man uns das Gepäck auch ins Zeltlager soweit ab von normal befahrbaren Straßen bringen wird. Mit diesem Unwissen ging man ins Bett. Schade.

26.07.2016 - Der erste Wandertag in Island

Auch am nächsten Tag konnte das Bringen unseres Gepäck nicht geklärt werden, aber das Nötigste hatten wir ja und so wanderten wir mit Regenhose und Thermounterwäsche im Rucksack los. Der erste Wandertag ging mit der Flussüberquerung und mit der Suche nach der mobilen Brücke los. Der ausgeschilderte Wanderweg war dann gefunden und hinauf ging es auf den Berg. Eine tolle Aussicht auf das Gletscherthal hatte man. Und in der Ferne konnte man sogar die Gletscher sehen. Es war wirklich wunderbar sonniges Wetter. Am Ende der Wanderung kamen wir wieder am Flussbett unten an und besuchten noch ein anderes Zeltlager. Hier gab es eine Fotodokumentation über ein Unwetter mit Überflutung des Lagers vor einiger Zeit. Autos und Busse standen unter Wasser. Kaum vorstellbar das es an diesem Ort so krass aussah.

27.07.2016 - Ein Sturz mit Folgen

(Nachtrag)

"Darf ich aus dem Fenster schauen?"

Was an diesem Tag passierte, sollte mein bisher Seltsamstes Erlebnis in einem Urlaub gewesen sein. Nicht unbedingt das Schlimmste, obwohl es körperlich eine sehr schmerzliche Erfahrung war. Am 27.07. bin ich beim Wandern auf einem Vulkan, was ich nebenbei bemerkt nicht zum Ersten mal gemacht habe (ich erwähne nur kurz die 10 stündige Alpine Crossing in der Vulkanlandschaft des Tongariro Nationalpark auf Neuseeland und den daraus resultierenden einwöchigen Muskelkater in den Beinen) - ja also ich bin gestürzt. Jetzt ist es raus. Ich bin auf den gerölligen steilen Abhang ins Trudeln gekommen und fiel im vollen Lauf der Länge nach hin. Ich schlug hart mit dem Gesicht auf. Puh. Mein Schädel dröhnte und hämmerte. Mein Gesicht, Stirn und besonders die Nase fühlten sich taub an. Ein freundlicher Wanderer eilte herbei. Meine erste Frage war: Blute ich? Er schaute auf meine Stirn, verzog leicht sein Gesicht und ich wunderte mich, warum er so lange überlegen musste, denn auch wenn alles taub war, fühlte es sich blutend an. Doch er inspizierte meine Stirn sorgfälltig und meinte dann "No-not really". Was? Ich blute nicht? Ich fragte noch mal nach denn es fühlte sich nach einem starken Blutstrom an. "Just a little bit". Ich konnte es gar nicht glauben, tastete an Stirn und Nase, schaute in die Sonnenbrille meines Helfers doch im Spiegel der Brille konnte ich nur ein paar kleine Kratzer erkennen. Und als ich dann endlich Begriff, dass mir nach diesem krassen harten Aufprall nichts passiert war, nahm ich die anderen Helfer war. Meine Reisegruppe hatte sich nun versammelt und gaben mir meine Mütze und Sonnenbrille zurück. Hatte ich beim Sturz verloren. Mein Bein pochte ebenfalls, aber auch da waren nur Schürfwunden zu sehen. Ich konnte mich komplett bewegen, hatte mir nichts gebrochen. Was für ein Glück. Das waren meine intensivsten Erinnerungen an diesem Sturz. So krass, so hart, so kurz vor - au Backe, das wird gleich höllisch wehtun und dann einfach dieses große Glück.

Doch leider war die Geschichte damit nicht zu Ende. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte war, das mein Urlaub damit gelaufen war. Ich sollte noch ein paar Schritte gehen können, meine Reiseleiterin Evelyn stützte mich und half mir beim Abstieg, aber nach kurzer Zeit schwoll mein Bein stark an und ich konnte nicht mehr auftreten. Es gab noch Überlegungen, wie ich humpelnd vom Berg runter kommen soll aber der Wanderweg hatte ein paar sehr enge, anstrengende Passagen und der Abstieg noch ca. 2h lang. Da half alles nichts. Ohne professionelle Hilfe komme ich nicht vom Berg. Evelyn gab der Rest der Reisegruppe die Order, allein zum Camp zu gehen. Patricia blieb noch da. Es wurde Proviant getauscht, mein Rucksack genommen. Dann setzte Evelyn über ihr Nottelefon den bis dahin so lang überlegten finalen Notruf ab. Es war schon eine komische Situation. Da überstehe ich einen Sturz bruchfrei und dann sitze ich wegen einer Schwellung am Bein auf einem Berg fest. Die Hemmung, das Nottelefon zu benutzen war daher auch verständlich und auch mein Wille, es doch irgendwie ins Camp zu schaffen sehr groß. Aber es kam mir diese eine leerreiche Übung bei meiner Ersthelferausbildung in den Hinterkopf, in der es hieß, bei einem Hämatom am Bauch sofort ins Krankenhaus. Auch wenn ich keinen blauen Fleck am Bauch hatte so war es doch im Prinzip das Gleiche und ich hatte Angst, das etwas im Bein so schlimm verletzt war, das es nach innen blutete. Und das bedeutet nichts Gutes. Ich wollte mein Glück daher nicht überstrapazieren und sprach mich auch deutlich für den Notruf aus. Ich glaube mit meiner Aussage hatte ich Evelyn auch den kleinen nötigen Mut gegeben, es zu tun. Tja und dann blieb uns nur Abwarten. Sitzend, Bein in Schonlage, mit Wasser kühlend. Nach 2 Stunden kam die erste Frau eines Bergungstrupps den Wanderweg hinauf. Sie trug Krücken bei sich. Nachdem sie mein Bein dick angeschwollen sah legte sie die Krücken gut gemeint beiseite und es wurden ein paar Funksprüche ausgetauscht. Weitere junge Kerle des Bergungstrupps kamen den Berg hinauf. Sie machten ein Handyfoto von meinem Bein und funkten wieder etwas in die Ferne. Die nächste Entscheidung wurde getroffen und ein Helikopter gerufen. Auch nicht schlecht, dachte ich so bei mir. Durch die DLRG hatte ich genügend Einsätze mit Helikoptern erlebt und auch schon selbst bei einer Straßenabsperrung geholfen und dadurch die Landung eines Helis aus erster Reihe miterlebt, aber das wegen mir mal ein Helikopter landen muss, hätte ich nicht gedacht. Bis der Heli aus Reykjavik kam, dauerte es auch noch mal eine halbe Stunde. Als ich dann das Geräusch von Rotorblättern hörte kamen mir unerwartet die Tränen. Der Urlaub ist endgültig vorbei und das Geräuch machte es mir zum ersten Mal deutlich. Dann landete das rote Koloss und wie aus dem TV vertraut sprangen zwei Leute mit einer Trage raus. Und schwupps bekam ich Ohrhörer auf. Patricia machte auf meinem Befehl Fotos von dem ganzen Geschehen und dann verabschiedeten wir uns. Zack trug man mich in den Heli und ich war auch irgendwie erleichtert und froh, wie alles entschieden wurde denn viele Fragen, z.B. wie komme ich von diesem Berg runter oder was ist mit meinem Bein werden nun beantwortet.

Die weiteren Erlebnisse sind ebenfalls intensive Erinnerungen die ich wohl nie wieder vergessen werde. Zum Bsp. der nette Pilot im Helikopter mit seinem Zettel und Stift, auf dem ich per Smiley-Skala meine Schmerzen darstellen sollte. Und meine Zettelnachricht an ihm zurück, ob er mich von der Trage abschnallen könnte damit ich während des Fluges aus dem Fenster schauen darf. Seine Geste, ob ich mich nicht auch hoch auf den Sitz setzen möchte und mein idiotisches Abwinken, es ginge schon. Ich kann mich sogar daran erinnern, das ich beim Landen an meine Krankenkarte dachte, die ich zufällig in meiner Handytasche bei mir trug. Ein Relikt aus DLRG-Diensten. Der Pilot dachte, ich will ein Foto machen und machte dann schließlich Eines von mir. Den Wechsel von der Heli-Trage auf die Krankentrage und wie selbstverständlich ich das verletzte Beim am Hosenstoff hochzog um es auf die Trage zu hiefen. Eine längst vergangene Tätigkeit, die ich als Kind oft machen musste, als ich nach einem Beinbruch das Bein eine zeitlang nicht belasten konnte. An die Dinge im Krankenhaus möchte ich mich lieber nicht so gern erinnern. Warten im Krankenzimmer. Diverse Ärzte kamen, sahen sich mein Bein an, machten auch Fotos (meine Schwellung sah auch echt bombenmäßig aus). Röntgen. Telefonieren. Warten auf die Diagnose. Dann gab es ein Pflaster und ich wurde entlassen, da kein Bruch vorlag. Nachdem ich der Krankenschwester klar machen konnte (war ich froh, das die Isländer sehr gut englisch können) dass ich nirgends hingehen kann, bekam ich Krücken und für die erste Nacht einen Sesselplatz auf dem Flur. Na wenigstens Etwas. Zum Glück hatte ich noch mein Handy und als Patientin kostenlosen Zugang zum WLAN. Der Reiseveranstalter "Wikinger Reisen" setzte sich mit mir in Verbindung und man versuchte die nächsten Schritte zu klären, mich schnellstmöglich nach Deutschland zu bringen. Ich hatte auch Kontakt zu Evelyn, die sich darum kümmerte, das mein Reisepass von der Bergungsgruppe zur Polizeistation in der nächstliegenden Ortschaft gebracht wurde und von dort sollte man es mir nach Reikjavik ins Krankenhaus bringen. Eine Angelegenheit deren Schwierigkeitsgrad man vor mir eine lange Zeit verheimlichte, also zumindest solange, bis man mir schließlich schonend am Telefon beibringen musste, dass man zurzeit nicht genau weiß, wo sich mein Reisepass befindet, da sich die Spur bis zum Krankenhaus verloren hat. Aber ganz ehrlich unter uns. Ich war von den Schmerzmitteln etwas ... na sagen wir, ich war unbekümmert und gut drauf, dass ich mir über die Konsequenzen eines verloren gegangenen Reisepasses im Ausland keinen einzigen Gedanken verschwendete. Ganz nach dem Moto, der muss ja irgendwo sein und taucht wieder auf. Außerdem klang alles, was ich am Telefon hörte, sehr nach Bestreben und Bemühen an. Auf dem Flur mit Dauerlicht war es nicht sehr Gemütlich, aber ich nahm was ich kriegen konnte. Nachdem ersteinmal alle wichtige Telefonate, SMS Nachrichten und E-Mails versendet wurden (ich hatte meinen Reisepass vor Antritt der Reise zu Hause  eingescannt und als PDF als E-Mail abgespeichert, was für das Krankenhaus jetzt sehr hilfreich war), konnte ich mein Handy einer vertrauenswürdigen Krankenschwester zum Aufladen geben. Ich hatte so das Gefühl, das ich morgen einen frischen Akku benötigen würde.

28.07.2016 - Krankenhaus

Ich konnte am nächsten Morgen auch etwas bewirken und einen weiteren Tag im Krankenhaus herausschlagen. Die Wunde hatte sich nämlich verändert, Schmerzen wurden schlimmer und ich ließ bei den Ärzten nicht locker. Man nahm mir meine Besorgnis ab und ein CT wurde angeordnet. Diesmal gab es ein richtiges Krankenbett und warmes Essen sowie einen wohltuenden kühlen Verband. Auch das CT zeigte keinen Bruch, aber man wolle eine Blutvergiftung ausschließen und mich so einen Tag beobachten. Was für ein Aufstieg. Vom Flursessel zum Krankenbett. Mein Reiseveranstalter hatte somit einen Tag mehr Zeit zum Organisieren. Auch mein Reisepass tauchte wieder auf. Zwar nicht im Krankenhaus aber bei einer Polizeistation im Stadtzentrum. Ein Flug wurde gefunden, jedoch erst in zwei Tagen. Doch war mir klar, dass ich definitiv morgen schon das Krankenbett frei machen muss. Ich konnte auch nicht einfach wieder zurück zu meiner Reisegruppe. Die Thörsmörk ist nicht gerade ein Ort wo täglich Busse hinfahren. Die Unterkünfte und Hotels waren aufgrund irgendeines Festivals so gut wie ausgebucht oder sehr teuer. Es wurde mir aus völliger Verzeiflung noch den Campingplatz in Reikjavik für eine Nacht angeboten was ich aber gerne (auch für die restliche Tour) annahm. Es war der gleiche Campingplatz wo meine Reisegruppe die erste Nacht in Island verbrachten und demnach von Wikinger Reisen schon ausgestattet war. Also für mich gab es da keine Diskussion, denn ich hatte die Hoffnung, dass ich dann meine Reisegruppe wiedersehen und mit ihnen den letzten Tag gemeinsam in Reikjavik verbringen kann. Es waren ja eh nur noch drei Tage bis zum eigentlichen Ablug und meine Reisegruppe sollte ja auch schon am nächsten Tag aus der Thörsmörk zurückkommen. Also lehnte ich den früheren Flug vom Reiseveranstalter ab und bat um den Platz auf dem Campingplatz. So verbrachte ich den Tag noch komplett im Krankenhaus und man organisierte mir für den nächsten Tag ein freies Zelt auf dem Campingplatz. Mit meiner Reiseauslandskrankenversicherung hatte ich auch Kontakt aufgenommen (eingescannte Reisedokumente sind schon was Gutes in dieser Situation), und wir konnten auch diesen Teil klären. Hier wurden Dinge angesprochen, an die ich gar nicht dachte, wie z.B. sollte ich mir eine Bestätigung für eine Flugtauglichkeit geben lassen und Krankenhausrechnung erfragen. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass man sich sehr Bemühte und ich gut aufgehoben war.

29.07.2016 - Campingplatz

Heute gings raus und ich zahlte die Krankenhausrechnung. 26.000 isländische Kronen. Umgerechnet ca. 150€. Konnte ich selber mit meiner Kreditkarte zahlen. Ich fuhr mit Krücken im "Gepäck" mit Taxi zur Polizeistation. Problemlos erhielt ich meinen Reisepass. Kurz noch bei einer Apotheke angehalten, um mein Rezept für die Schmerzmittel einlösen. Quittung schön einpacken. Der Campingplatz lag auch nicht sehr weit weg und mittels einer tollen Wegbeschreibung vom Reiseveranstalter fand ich den gesonderten Platz mit den Wikinger Reisen Zelten. Man teilte mir mit, dass ein Helfer schon mein Gepäck vom Flughafen zum Zeltplatz brachte und meine restlichen Sachen aus der Thörsmörk auch. So fand ich nicht nur ein beschildertes Zelt mit meinem Namen dran vor, sondern auch mein komplettes Reisegepäck einschl. einer persönlichen Nachricht von meiner Reisegruppe mit Genesungsgrüßen. Da kamen mir ja wieder die Tränen. Sie hatten mir sogar ein volles Glas mit Island-Sand eingepackt. Hatte ich mal erwähnt, das ich Sand aus meinen Urlauben mitnehme und da haben Sie dran gedacht. *schnief*. Was nicht alles passiert war. Und ich fühlte mich trotz der kurzen Zeit so verbunden mit dieser Gruppe und wollte sie unbedingt wiedersehen. Diesen Tag zu überstehen war noch deutlich einfacher als der Nächste. Ich hatte viel zu tun und mit den Krücken war ich nicht gerade schnell unterwegs. Den Duschraum suchte ich als Erstes auf. Im Krankenhaus konnte ich ja nur Katzenwäsche machen und die Klamotten trug ich seit drei Tagen. Die wenigen Schürfwunden in meinem Gesicht hatten Schorf gebildet und nach dem Duschen und eincremen löste sich der Schorf komplett sodass fast gar nichts mehr im Gesicht von meinem Sturz zu sehen war. Einzig ein gelbliches Veilchen unter meinem Auge war zu sehen. Ein sogenanntes Brillenhämatom, ein Anzeichen für einen Aufprall auf Stirn und Nase, was mir später eine Ärztin in Deutschland erklärte. Das ist auch so eine Geschichte die irgendwie nicht enden wollte. Wenn ich bis hierher auf dem Campingplatz dachte, das jetzt Alles heilen würde und der Schorf schon abfällt, dann war ich genauso blauäugig wie der isländische Arzt, der meinte, meine Schwellung wäre in 10 Tagen wieder vorbei. So einfach war es leider nicht aber das wusste ich ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich versuchte also den ersten Abend allein zu überstehen. Aber so lange allein war ich gar nicht. Zuerst lernte ich den Bringer meines Reisegepäcks kennen. Der nette Mann sah nämlich noch mal nach mir und er war so weitsichtig und organisierte mir für den Abflug in zwei Tagen einen Rollstuhl am Flughafen. An soetwas hätte ich gar nicht gedacht, aber war eine super Idee, was mir da auch ein paar wirklich gute Annehmlichkeiten beim Einchecken bescheren sollte. Dann kam eine andere Reisegruppe aus einer mehrtägigen Gletschertour zurück und ich konnte gemeinsam mit ihnen im Gemeinschaftszelt Abendbrot essen. Ein Mann zeigte mir seine schönen Fotos von der Gletscherlagune und da wusste ich, dass ich unbedingt noch mal nach Island zurückkehren muss um mir diese tollen Nationalparks auch anzuschauen. Somit verging der Abend recht flott und in Gesellschaft. Die Nacht im Zelt war nicht so angenehm. Mein Bein tat wieder weh. Ich hatte nichts zum Kühlen und in Schonlage liegend fühlte ich mich lästigerweise eingeschränkt.

30.07.2016 - Wiedersehen der Reisegruppe

Der nächste Tag war da schon etwas langweiliger. Die Gruppe war wieder weg und ich konnte mit den Krücken höchstens zum naheliegendenden Botanischen Garten humpeln. Puh. Zum Glück war das Wetter die ganze Zeit über herrlich. Ich hab da den ganzen Nachmittag in einem Cafe rumgelummert und die Zeit totgeschlagen. Bin dann irgendwann zurück zum Campingplatz gehumpelt und lungerte da noch eine Weile rum. Bis zum frühen Abend wartete ich. Als ich mich gerade aufmachte, um zum Zelt zurückzuhumpeln, bekam ich ein Anruf. Es war Evelyn die fragte, ob ich in 20 Minuten am Haupteingang sein könnte. Man wäre gleich in Reikjavik und auf dem Weg zu einem Besichtigungsturm und man würde mich schnell aufsammeln und mitnehmen. Das war eine tolle Idee. So stand ich wartend am Eingang und als der Reisebus dann endlich um die Ecke fuhr, war ich so froh, die anderen endlich wiederzusehen. Im Bus wurden sofort alle Infos ausgetauscht und ich bekam auch tolle Geschichten von den anderen zu hören. Und der Besichtigungsturm (ich glaube es war eher ein Wasserwerk mit Aussichtsplattform) war eine willkommene Abwechslung. Das war wirklich eine gute Idee von meiner Reiseleiterin Evelyn, mich mitgenommen zu haben. Das verkürzte die Wiedersehenszeit enorm. Zurück auf dem Campingplatz konnte ich dann endlich auch mit meiner Reisegruppe wieder gemeinsam Abendbrot essen.

31.07.2016 - Ein völlig geschaffter Tag in Reikjavik

Der letzte Tag in Island war ein Städtetag in Reikjavik und jeder fuhr unabhängig von einander mit dem Bus ins Zentrum. Da ich von allem ja etwas länger brauchte, fuhr ich erst gegen Mittag in die Stadt. Dort wollte ich mich mit Charlotte in einem Museum treffen, aber leider hatte es geschlossen. Evelyn klingelte durch und fragte, ob ich Lust hätte, in ein Cafe zu gehen. Gemeinsam mit Charlotte trafen wir uns also in dem Cafe. Danach war ich schon sehr geschafft und Evelyn, die sich sehr gut in der Stadt auskennt, zeigte mir ein Hotel, wo ich mich im Foyer setzen und mich etwas ausruhen konnte. Wir wollten uns nämlich noch alle abends zum Pizza Essen treffen und ich wollte in der Stadt bleiben bis zum Pizzaessen. Nach dem Essen war ich völlig platt und ich fuhr mit dem Bus wieder zum Campingplatz, auch wenn ich den schon nicht mehr sehen konnte. Und da ja die Sonne in Island kaum untergeht, hatte man noch einen schönen langen Abschiedsabend. Einige flogen schon etwas früher, andere später. Mein Flug ging sehr früh morgens also ging ich auch bald in mein Zelt auch wenn ich wusste, dass es wieder keine angenehme Nacht zum Schlafen werden würde.

01.08.2016 - Ärztemarathon

Der nächste Morgen war der Beginn eines sehr langen Tages. Am Flughafen in Keflavik stand wie versprochen ein Rollstuhl für mich bereit und ich musste mit meinen Krücken nicht die ellenlangen Flure zum Gate humpeln. Selbst beim Sicherheitscheck hatte ich meine eigene Reihe. Der Rollstuhl war echt eine große Entlastung. Im Flieger bekam ich leider keinen Platz mit mehr Beinfreiheit, aber immerhin durfte ich mich umsetzen in eine freie Reihe und ich konnte mich mit Hilfe meines Schlafsacks halbwegs gemütlich machen. Ich hatte schon Tage zuvor mit meiner Familie telefoniert und man wollte mich gleich nach der Landung in Berlin am Flughafen abholen. Meine Mutter hatte zum Glück Zeit bzw. war krankgeschrieben und hatte einen Arzttermin. Sie besorgte mir gleich einen Arzttermin mit. Gegen 8 Uhr morgends landeten wir und ich verabschiedete mich herzlich von meiner restlichen Reisegruppe. Wir hatten natürlich Kontaktnummern ausgetauscht und wollten uns bald alle mal wieder sehen. Da ich ja noch mein Auto in Berlin hatte, war es abgemacht, dass meine Mutter mit dem Zug kommt, aber leider viel der Zug aus und meine Mutter brauchte eine halbe Stunde länger mit dem Taxi. Das Autoabholen ging dann aber wenigstens problemlos und so schafften wir es pünktlich nach Hause zum Arzt um 10 Uhr. Meine arme Mutter. Eigentlich hatte sie einen Termin, aber nun musste sie auf mich warten, denn ich bekam gleich mehrere Termine bei unterschiedlichen Ärzten. Zum Glück hatte Fürstenwalde ein großes Ärztehaus bei uns gleich um die Ecke und ein Arzttermin war im gleichen Haus. So konnte ich gleich nach der Mittagspause um 13 Uhr zum nächsten Arzt, der herausfinden sollte, ob ich Trombose habe. Hier wurde ein Ultraschall von meinem Bein gemacht und ich konnte zum ersten Mal sehen, was sich da alles angesammelt hat. Der Arzt hat versucht, mir das ganze zu erklären, aber so richtig verstanden habe ich es nicht. Irgendeine obere Schicht hat sich beim Sturz von der unteren Schicht gelöst und verklumpt sich oder so ähnlich. Keine Ahnung. Ich war nur froh, das ich keine Trombose hatte. Trotzdem bekam ich eine riesige Packung Spritzen, die ich jetzt 10 Tage langen jeden Tag nehmen muss. Meine Ärztin zeigte mir, wie ich mich spritzen muss und damit war ich jetzt eingewiesen. Um 15 Uhr hatte ich dann noch ein Termin beim Chirurgen. Auch in dem Ärztehaus. Der hatte tolle Salben, die angenehm kühlten und auch gut gegen meine blauen Flecke waren, die sich ja nun nach den Tagen ausbreiteten. Das Rumlaufen auf dem Campingplatz hätte ich mal lassen sollen. Den letzten Arzttermin schaffte ich nicht mehr an diesem Tag, konnte aber gleich am nächsten Tag durchgeführt werden. Hier hatte nämlich meine Ärztin mein Brillenhämatom erkannt und daher sofort ein Schädel-CT angeordnet. An soetwas habe ich gar nicht mehr gedacht, aber immerhin war ich ja auch hart mit dem Gesicht aufgeschlagen und um innere Verletzungen auszuschließen (Ärzte gehen gern auf Nummer sicher), gab es eben dieses CT. Puh, dass war wirklich der längste Tag meines Lebens. Eben noch in Island gewesen und nun in Deutschland einen Ärztemarathon durchlebt. Gefühlt war es ein kleiner Sturz mit großen Folgen und Umstände. Die nächsten Tage verbrachte ich noch zu Hause aber ich konnte nicht ewig bei meinen Eltern bleiben und irgendwann musste ich ja auch wieder nach Hause nach Süderholm. Mein Vater hatte da übrigens eine total tolle Idee als es darum ging, wie er mich nach Hause fahren sollte. Ich sollte mal bei meinem AvD (seit ich mal meine Autoschlüssel in Lübeck verloren hatte, war ich Mitglied), anrufen und dort nachfragen, ob man mich fahren kann. Und tatsächlich ginge es. Ich bräuchte nur eine Fahruntauglichkeitsbescheinigung von Arzt, dann würde man mich mit meinem Auto nach Hause fahren. Das war echt super und völlig kostenlos. Endlich mal wieder etwas Glück. Und so staunten wir nicht schlecht als am nächsten Morgen zwei Leute mit einem großen Kombi auftauchten um mich abzuholen. Es war zwar nicht geplant, dass zwei Leute fahren, aber nun waren sie da und ich konnte im Kombi mein Bein natürlich viel komfortabler lagern und hatte viel Platz. Der zweite Fahrer fuhr mit meinem Auto hinterher. Echt klasse die vom AvD. Nach einer fünfstündigen Autofahrt war ich dann endlich bei mir zu Hause. Eine Arbeitskollegin besorgte mir am ersten Tag noch einen Einkauf aber danach schaffte ich es auch allein. Mein Hausarzt staunte da auch nicht schlecht, als ich ihm mein "Ei-Bein", so nannten wir es jetzt, zeigte. Hier hörte ich zum ersten Mal den Begriff "organisiertes Hämatom" und mein Arzt sagte, man könne es nur durch aggressives Abwarten behandeln. Also war meine Aufgabe, agressiv abzuwarten und fleißig Stützstrümpfe zu tragen. Das Abwarten sollte tatsächlich 8 Wochen dauern. Erst dann ging das Ei langsam weg. In Summe schätze ich, waren es drei Monate bis mein Bein wieder normal war. Mit der Reisegruppe hatte ich noch lange Kontakt und nach einem Jahr traf ich einige tatsächlich noch einmal in Berlin. Einige würden auch gern noch einmal nach Island und wer weiß, vielleicht trifft man sich da wieder.


Kanada 2017

2017-08-07 to 2017-08-22


Infos für eine Weltreise sammeln

2017-09-29

Nun ist es soweit. Ich muss hier raus aus dem Dorf. Die Weltreise wird in Angriff genommen. Vorbereitungen laufen. Reisepass wurde frisch erneuert (schreckliches Passfoto). Ersparnisse laufen bereits seit 12 Monaten á 600€ und sollen noch weitere 12 Monate laufen. Derzeit wird die Wohnung ausgemistet (muss das Zeug ja irgendwo unterbringen. Freunde fragen?) Wäre toll, wenn ich ein Stück bei jemanden mitsegeln könnte (Kontakt zu Skipper aufgenommen). Eine Weltumsegelung wäre auch möglich. Nennt sich "Barfußroute" (klingt nice). Blauwasserseminar evtl. besuchen? Homepage von Bobby Schenk "aufsaugen". Vielleicht mal vorher ein Probesegeln mit der ARC-Regatta - Mitsegeln bei der Atlantic Rally for Cruisers? Wäre dieses Jahr schon drin.

Mal quer durch Afrika wäre auch ne schöne Route. Viele schwärmen ja von dem Land.
Bis Mitte 2018 habe ich noch viel Zeit zum Planen. Erst einmal sparen.

Aber durch das Sparen merke ich schon jetzt, wie schwer es tatsächlich ist, wenig zu konsumieren. Und das in einer Gesellschaft, die nur auf Konsum ausgerichtet ist. Jeden Tag fahre ich nach der Arbeit an 3 Supermärkten, 2 Tankstellen, ein Baumarkt und ein Elektromarkt vorbei. Davor und darin befinden sich jeweils Backshops und Imbissbuden. Und meine Strecke ist keine 3km lang. Schwer, sich keine neuen Gartenmöbel zu kaufen, oder einen neuen Fernsehr. Zu Hause wird auch nichts mehr verändert bzw. nur noch ausgemistet. Alte Bücher weg, DVDs verkaufen, Glasbausteine bei EBay reinstellen.

Mein Sport rückt mehr in den Vordergrund. Wenn ich nicht konsumieren kann bzw. will, muss etwas anderes her. Mehr bewegen, weniger Auto fahren, Sprit sparen (heißt am Ende Geld sparen). Ach ja, mein Auto. Das verkaufe ich auch. Macht noch mal 5000€.

Natürlich informiere ich mich auch über Weltreisen, wie man sich in der Zeit versichert, was das überhaupt kostet, mit wem ich vielleicht mitreisen kann. Es gibt tatsächlich Yachten, die Etappen zum mitsegeln anbieten. Macht man alle Etappen mit, kommt man auch um die Welt. Aber schweineteuer. 13 Etappen á 3000€. Da müsste ich schon bei Wer wird Milionär die 32.000€ Marke knacken. Beworben habe ich mich schon (kleine Randnotitz für mich: schreibe mal ne schöne herzzerreißende Story, dann kommst du vielleicht in die engere Auswahl).

Okay, außer ausmisten, sparen und informieren kann ich zurzeit nicht machen. Aber seltsam ist es schon. Seitdem ich mich für diese Auszeit entschieden habe, und das bedeutet natürlich, dass ich den Job kündige, Wohnung aufgeben werde (oje, und mit 37 Jahren indirekt wieder bei den Eltern einziehen werde) und nach der Rückkehr wieder von vorn beginnen muss, sind die Zweifel nicht mehr da. Ich werde bis 65 Jahre mind. arbeiten müssen. Danach ne Weltreise ist dann doof. So ein Rollator an der Seite ist ja beschwerlich. Und ein neuer Job kann auch nicht schaden. Neue Erfahrungen sammeln. Fähigkeiten ausbauen, andere Projekte kennenlernen.

Mein engster Freundeskreis weiß über mein Vorhaben bescheid. Der größte Teil findet es gut. Einige haben Angst (Was? Atlantiküberquerung? Du bist dann ja nur am segeln, nix zu sehen für ne ganz lange Zeit.) Ja. Muss man mir nicht sagen. Kenne ich. Lange Reisen und lange nix sehen. Australien war da so ein Klassiker. Aber genau darin liegt meine Stärke. Also kein Problem. Und schlimmer als 5 Tage die Woche für 9-10 Stunden am Tag arbeiten, das seit 8 Jahren. Kommt schon, was ist schlimmer.

Soviel zum Thema Infos sammeln. Als Nächstes kommt sicher eine genauere Planung mit wagem Zeitraum, zwischendurch kommen bestimmt auch Zweifel (wenn die Zweifel kommen, und sie werden kommen, mich bitte ermutigen) und dann kommt das "GO".


Zwischenstand Weltreise: Sportbootführerschein-See (SBF)

2018-01-31 to 2018-09-03

Nun muss hier mal ein Update her. Es hat sich viel getan seit meinem letzten Eintrag. Meine Wohnung und mein Auto, ebenfalls die Arbeit habe ich noch. "Wer wird Milionär" hatte sich zwischendurch gemeldet, aber bin nicht in die engere Wahl gekommen. Aber ausgemistet habe ich ein wenig, etwas in die Kücheneinrichtung investiert und durch den Sport habe ich innerhalb von 7 Montaten 7 Kilo abgenommen. Auch nicht schlecht.

Für meine Reisepläne hatte ich in der Zwischenzeit viel recherchiert und tatsächlich auch jemanden gefunden, der mit mir eine Weltumsegelung machen würde. Wir hatten uns letztes Jahr 2x getroffen und uns darüber unterhalten. Welche Route, welches Boot usw. Hier wurde mir klar gemacht, das es schon gut wäre, Segelerfahrungen zu haben. Also war ich auf der Suche nach Segelkursen, Segelvereine usw. Man sagte mir, dass man am Besten in einer Jolle segeln lernen würde. Doch die meisten Vereine bieten nur Kurse für Kinder an. Verdammt. Dann laß ich durch Zufall, das Heide ein Sportverein mit Segelsparte hat und sogar den Motorbootführerschein auf einer Segelyacht anbietet. Den Kurs habe ich mir natürlich sofort geschnappt. Ich konnte es kaum noch aushalten, als der Kurs am 31.01.2018 begann. Und natürlich sehnte ich die praktischen Übungen mit der Segelyacht herbei. Segeln. Ich lerne endlich Segeln. Im Mai waren wir mit der groben Theorie durch und mir wurde klar, ich lerne eigentlich nicht segeln sondern wie man mit dem Motor ein Segelboot steuert. Aber mir war es egal. Der erste Schritt wurde getan. Und bald war das Wetter super, um mit den praktischen Übungen zu beginnen. Hier wurde mir auch schnell klar, dass Segeln wie eine Fremdsprache ist. Alles auf dem Boot hat einen bestimmten Begriff, den ich noch nie zuvor gehört habe. Schon allein das Ablegen des Bootes heißt "Eindampfen in die Vorspring". Ein Manöver, das wir für die Prüfung können müssen. Knoten, Vorfahrtsregeln, Signale usw. Aber ich habe es geschafft und sowohl Praxis als auch Theorie am 02.06. in Kiel bestanden.

Und irgendwann zwischendurch kam dann das Gespräch. Das Gespräch mit der Chefin. Wie würde sie auf meinen Ausstieg reagieren? Zumal es mir in der Zwischenzeit immer schwerer fiel, die Arbeit und meine neuen Freunde zu verlassen. Und je mehr Praxiserfahrung ich beim Segeln sammeln konnte, desto mehr Respekt bekam ich vor einer Weltumsegelung. Ich wollte nun nicht mehr für immer die Arbeit verlassen (die Projekte wurden zunehmend interessanter) aber ich wollte trotzdem zumindest für ein halbes Jahr eine Auszeit. Ich könnte ja in Etappen um die Welt reisen. Alle 2-3 Jahre ein Stückchen weiter rum. Also schlug ich meiner Chefin vor, das ich eine Auszeit für 3-6 Monate haben möchte, was sie grundsätzlich okay fand, jedoch gefiel ihr die Dauer nicht so gut. Wir einigten uns auf 2 bis 3 Monate über die Winterzeit. Es überraschte mich positiv, dass meine Chefin mich "ziehen" ließ. Aber sie weiß wohl, wie anstrengend die letzten 2 Jahre in der Firma für mich waren. Aber gut. Nun musste ich mir eine Etappe überlegen.

Da kam mir die Idee der ARC-Rallye. Die Idee hatte ich zu Beginn schon mal. Eine Rallye mit vielen Segelbooten über den Atlantik. Das dauert nicht so lang, wäre dieses Jahr noch machbar und ich würde mit professionellen Skippern unterwegs sein. Juchu. Ein neuer Plan war geboren. Ich suchte im Internet nach Skipperteams, die eine ARC-Rallye zum Mitsegeln anboten und schrieb ca. 4-5 Teams an. Ich hätte nicht gedacht, das viele Törns für diese Regatta bereits ausgebucht waren. Am Anfang noch etwas Muffensausen, wollte ich jetzt unbedingt einen Platz haben. Nach ca. 4 Wochen hatte ich aber tatsächlich einen freien Platz ergattert. Genial. Und komischerweise meldete sich wieder mein Muffensausen. Aber egal, nun steht es fest. Ich segle über den Atlantik von Gran Canaria bis in die Karibik. Und weil der Törn nur 4 Wochen dauert, buchte ich gleich noch 2 Wochen Karibiktörn hinterher. Ich werde am 21.11. nach Gran Canaria fliegen und das Skipperteam begrüßen. Am 25.11. ist Startschuss und Schlussziel ist Saint Lucia, bis spätestens am 21.12. Es starten ca. 200 Boote und viele werden die klassische Route direkt oder über die Kapverden nach St. Lucia nehmen. Am 22.12. gibt es sogar eine Siegerehrung. Am 23.12. geht es dann mit dem gleichen Boot weiter um die karibischen Inseln. Hier lasse ich die Seele baumeln, werde tauchen oder schnorcheln oder was auch immer machen.

So, das war mein Update. Hat sich also einiges entwickelt. Aber so ist es nun mal. Eine Idee keimt auf, entwickelt sich, Einflüsse von außen kommen hinzu und verändern hier und da eine Kleinigkeit. Aus einer Weltreise und für immer weg aus Heide ist nun mit der besser gewordenen Arbeit und lieb gewonnenen Freunden ein Kompromiss mit einem Etappensegeltörn geworden. Das ist mir sogar lieber als die Weltreise.


Ich verlasse Heide

2018-11-12 to 2018-11-17

Seit einer Woche habe ich schon Urlaub aber bis jetzt noch keine Spur der Erholung. Zu viel musste ich noch organisieren. Außerdem habe ich ganz pünktlich zum Urlaub auch meinen mittlerweile berühmten Schnupfen bekommen. Der hat echt nicht lange auf sich warten lassen. Schon am vorletzten Arbeitstag ging es mit Halsschmerzen los und machte mit Naselaufen über das Wochenende erbarmungslos weiter. Da half das beste Erholungswochenende bei meinem Bruder auch nichts.

Aber ich hatte vor Abreise noch diverse Dinge zu erledigen. Zuallererst musste ich meine ganzen Online-Bestellungen diverser Segelklamotten zurückschicken. Ich könnte einen halben Roman darüber schreiben, wie ich, angefangen mit einer 4-Jacken Anprobe in Hamburg (und es passte so herrlich keine) vor drei Monaten, bis zur letzten Anprobe letzten Montag schreiben. Diese Anprobe damals in Hamburg offenbarte mir, dass es wohl nicht so einfach werden wird, die passende Jacke (geschweige denn Hose) zu finden. Aber Ölzeug war nun mal Pflicht an Bord.

Ich hatte nun wenig Lust, mich jedes Wochenende durch Hamburgs Stau zu wühlen (ich behaupte ja, in HH gibt es gar keine rush hour. Ich nenne es whole rush day). So bestellte ich große Ladungen unterschiedlicher Segel-Jacken, Hosen, Handschuhe, Bordhosen usw. bei compass24, wetsuit, waveinn, bergfreunde und andere abenteuerlich klingende Online-Portale. Mit dem Ergebnis, dass ich hoffnungslos überfordert war mit dem Kram. Einige Sachen waren so unterschiedlich vom Material her, dass ich unsicher wurde. Jetzt musste ich doch in die Tiefen der Stoffe und Materialien (und hauptsächlich ihre Abkürzungen) eintauchen und quälte google mit Fragen wie: was ist PU? 

Am Ende gab ich auf, warf alles in die Kartons und fuhr zu meinen Segel-Freunden nach Bunsoh um mir Rat zu holen. Hier wurde taktisch und sachlich aussortiert. Alle Jacken ohne Handwärmetaschen flogen raus, scheiß Kaputze weg, zu leichtes Material weit weg. Ich musste mich hinknien, aufstehen, hochgreifen, an Seile ziehen, eben den Segelalltag nachspielen. Und nach und nach wurde es im Karton organisierter und ich bekam eine Ahnung von Segelklamotten. Zumindest in der Trockenübung.

Mit gestärktem Wissen wurde ich dann Mutiger und bestellte diesmal gezielter. Die Bezeichnung "Offshore" ist hilfreich bei der Suche nach geeigneten Hochseeklamotten. Damit waren die ganzen Coastal, Binnen, Küsten, eben Schönwettersachen raus. Bleibt nur noch HPX, MPX und GTX zu unterscheiden, wobei einige Hersteller echt hartäckig blieben und die Unterschiede nirgends sonderlich erklärten. Man konnte nur am Preis erahnen, das HPX der ganz krasse Scheiß ist und GTX so das Gemütliche unter Hochsegeln. Eine andere Segelfreundin gab den Tipp weiter, dass Goretex echt gut ist und 3-Lagen Laminat das Beste, was es in der Kombination wasserdicht, winddicht und atmungsaktiv, gibt.

Ich entschied mich also für eine MPX Offshore Goretex Jacke, musste aber feststellen, das es die auch in "Offshore Race", "Pro", toll ist auch "pro race" und "lite" gab. In vier verschiedenen Farben und in unterschiedlichen Größen. Eine "Race" war in L zu klein während die "Pro" in L zu groß war. Einfach fantastisch. Und die Version "lite" warb mit 15% "leichter" und kürzten die Jacke unten gefühlt um 10 cm und machten die Ärmel kürzer. Ja so bekommt man eine Jacke auch leichter. Na ja jetzt könnt ihr vielleicht verstehen, warum ich so viel bestellt und probiert habe, bis ich die richtige Jacke hatte. Bei den Hosen gab es zum Glück nicht so viele Unterschiede, dafür haben gleich zwei richtig gut gepasst und ich musste mich entscheiden.

So hatte ich in einer Woche schon mal 5 Pakete, wobei eins gleich wieder zurückgeschickt wurde, weil man mir die falschen Bootsschuhe geschickt hatte. Jeder Blinde konnte doch sehen, dass hier jemand ganz andere Schuhe verschickt hat. Wie kann das denn angehen, dachte ich so, ohne zu wissen, dass ich bald ein änliches Problem beim zurückschicken von vier Paketen mit fast gleichen Klamotten haben werden sollte. Ich kam da echt ins Rudern.

Ja so begann meine Urlaubswoche. Krank und verwirrt, welcher Artikel in welches Paket musste. Dienstag hatte ich dann noch einen Zahnarzttermin in Garding. Gegen 15 Uhr. Vorher wollte ich es jedoch wagen, meine Versicherungen auf den Kopf zu stellen und zu wechseln. Da hatte ich endlich mal Zeit für soetwas und doch habe ich mir wohl den ungünstigsten Zeitpunkt für soetwas ausgesucht. Ich bin für zwei Monate nicht da und kann keine Post checken. Muss also alles perfekt laufen. Nach dem Versicherungstermin und vor dem Zahnarzt hatte ich noch gute 2 Stunden Zeit und das war dann die Zeit für den Friseur. Das zum Thema, warum sind meine Haare ab. Ja nein. Das hat schon echt was Praktisches. Die wenigen Segeltage in Maasholm haben mir gezeigt, wie windig es auf See sein kann und das es die Hölle wäre, die langen Haare irgendwie zusammenzuhalten. Außerdem wollte ich schon lange wieder eine Kurzhaarfrisur und jetzt schien der perfekte Zeitpunkt zu sein. Vielleicht etwas zu kurz für mein Geschmack aber nach 8 Wochen sind es ja wieder einige Zentimeter mehr.

Mittwoch hatte ich dann endlich mal Zeit zum Wäsche waschen, Probepacken (14,5 kg Zwischengewicht) und leider auch das ganze Geschirr abwaschen, nachdem ich es aufgegeben hatte, meinen Geschirrspüler zu reparieren. Muss das halt bis nächstes Jahr warten. Reiseapotheke checken, elektrische Geräte aufladen (bei mir kommt immer echt was zusammen: Powerbank-unerläßlich, Solarpaneel mit integriertem Akkuvorrat-geniales Teil, Stirnlampe mit rotem Leselicht-neueste Errungenschaft, Systemkamera mit 4 Akkus-alle über das Solarpaneel wiederaufladbar-kein Foto geht verloren, Sportuhr-zum Spaß, und natürlich Handy, Ipad und MP3-Player (ich bin old school).

Eine Zugfahrt nach Hause habe ich auch noch gebucht. Schließlich fliege ich von Berlin aus nach Gran Canaria und da wäre es von Vorteil, bei meinen Eltern nahe Berlin zu sein. Mir war extrem mulmig, mit der Bahn zu fahren, ich bin da ein gebranntes Kind (Zugverspätungen, Ausfall, Bombendrohung, Personenschäden, Gleiswechsel, in den falschen Zug steigen, Lok fällt aus, Ersatzlok fällt aus - ich könnte ewig was aufzählen), aber leider hatte ich keine passende Mitfahrgelegenheit gefunden. 

Der Donnerstag ging ratz fatz vorbei. Ich hatte ungewönlich lange geschlafen (nachdem ich geträumt hatte, das meine Bude nach meinem Urlaub ausgeraubt wurde) hab mich wohl gesund geschlafen, denn jetzt war mein Schnupfen fast weg, nur noch Husten und ich konnte endlich mal wieder zum Sport gehen. Auch da kam meine neue Frisur gut an, was mich sehr freute. Ich wagte mich weiter ans Packen und nun kam ich schon auf 17,5 kg. Ich hatte ein gutes Gefühl, bis ende der Woche nicht die 20 kg Grenze zu überschreiten.

Freitag war auch recht durchgetaktet. Geburtstags/Abschieds/Helferessen mit Heiner in Alex Kitchen. Gott sei Dank, er hat mich auch gleich wiedererkannt. So langsam gewöhne ich mich an meine neue Frisur. Schade, dass ich nicht so viel Zeit hatte, aber ich musste danach noch zur Versicherung, die letzten Unterschriften und Vetrag abschließen. Zur Schneiderei war ich auch, um noch schnell meine neue und gleich eingerissene Bordhose nähen zu lassen (Wahnsinn, dass ich sowas nicht kann. Meine Omas würden die Köpfe schütteln). Noch Mal Apotheke, Hustenbonse holen. Will schließlich auf dem Boot niemanden die Nachtruhe stören. "Einzugs/Umzugskuchen" bei Freunden vorbeibringen und noch schnell schauen, welche Wände eingerissen werden können. Schickes Haus übrigens. Noch mal Versicherung, zwei weitere Verträge machen (lief grad so gut, dachte ich, dann habe ich gleich alles hinter mir) und natürlich zur Schneiderei, die genähte Hose abholen (bei dem Typen war ich vor zwei Jahren schon mal, um eine Hosennaht zu nähen. Der ist echt schnell, sehr gut und unverschämt billig). Zu guter Letzt holte ich mir noch spezielle Angel-Fischhandschuhe bei einer Freundin ab (Danke). In meiner Whatsapp-Gruppe liefen nämlich gerade Backtipps und Angelfragen herum und um nicht hilflos zu wirken bot ich meine Hilfe bei dem Angelkram an. Und promt fragte man mich, ob ich noch Handschuhe besorgen könnte, da die Fische so glitschig und damit so schwierig zu verarbeiten wären. Ich dachte da erst an Einweghandschuhe, die wir bei der DLRG auf dem KTW immer mit dabei haben, aber leider hatte ich keine connections mehr zu meiner Ortsgruppe (Schade, aber irgendwie auch nicht schade). Doch es sollten "Anglerhandschuhe" sein, wohl was Spezielles und wie sich zum Glück herausstellte, befindet sich unter meinen Freunden ein Angler, der mir welche ausleihen konnte. Ich sag euch, als ich die Handschuhe sah und man mir die Funktionen erklärte, war ich total begeistert von den high-tech Teilen. Damit wäre ich die Fischqueen an Bord. Davon muss ich mal ein Foto machen, wenn wir unseren ersten Fisch geangelt haben.

Ja das war dann schon der Freitag. Ach ja, bei meinem Nachbar/Vermieter war ich auch noch. Ein kleines Dankeschön übereichen, weil man auf mein Auto gut aufpasst und meine Blumen gießt. Und das man überhaupt ein Auge auf meine Wohnung wirft, was ich, wie ich finde, unbezahlbar ist. Meine Tasche war jetzt gepackt und wog 21,5 kg. So ein Mist. Das konnte ich ja nun gar nicht gebrauchen. Limit überschritten. Nun ja, habe ja noch den ganzen Samstag Vormittag um zu entscheiden, was hier bleiben soll. Was ich am Samstag dann auch tat, mit dem Ergebnis, das mir Dinge aufgefallen sind, die ich noch nicht eingepackt hatte. Fazit: 22,5 kg Endgewicht. Verdammt. Ich lass die Tasche lieber in Ruhe. Meine Wohnung verlasse ich in einem tadellosen Zustand. Die war noch nie so picko bello aufgeräumt wie an diesem Samstag. Ich war sogar ein klein wenig stolz darauf. Normalerweise, und gerade wenn ich noch mal Dinge umpacke, verfällt das Wohnzimmer doch wieder in ein kleines Chaos. Aber hier hingen keine Sachen mehr am Wäscheständer, Kaffeetasse war abgetrocknet und im Schrank. Kühlschrank abgetaut, Steckdosen raus, Waschmaschine der Wasserhahn abgedreht, Müll raus usw. Sowas schaffe ich selten alles. Aber diesmal ging es ja für längere Zeit weg und da lohnt sich dieser "Aufwand" bzw. auch "Ruhe" in die Wohnung zu bekommen. Schließlich möchte ich nach meinem Urlaub wie in der IKEA-Werbung einfach nur ins Bett fallen und mich zu Hause fühlen.

Apropo "fühlen". Darüber habe ich noch wenig geschrieben wie ich mich jetzt eigentlich so fühle. Hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Nun, die Zeit werde ich bald haben. Und in einer Woche werde ich wieder berichten.

Noch was zum Schluss. Mein letzter Zug hatte 12 Minuten Verspätung, während der Zug auf dem Nebengleis komplett ausfiel. Das nur kurz am Rande zur Verläßlichkeit der Bahn. Aber egal. Hauptsache ich bin jetzt bei meinen Eltern angekommen.

Viele Grüße, Conny


Start

2018-11-25

Die App zum runterladen, wo ich bin:

YB Races

Dann "ARC 2018" suchen und hinzufügen (ziemlich weit oben in der Liste).  Einfach verfolgen (nicht ARC+ oder ARC+ St. Vincent) am Besten "chancel" drücken. In der Teamliste unser Boot suchen (SKIATHOS) und schauen, wo wir sind. Viel Spaß.

Wir starten in 8 Minuten. Alle sind bereit. Wir tummeln uns vor der Startlinie. Wenden hin und her. Ich bin aufgeregt. Konnte meinen neuen Blog für diese Woche nicht beenden. Es war einfach viel zu tun mit Vorbereitung.

Ich muss gleich Schluss machen. Wir sind bereit für den Atlantik. 21 Tage. Auf geht’s.

Hier noch schnell meine letzten gespeicherten Eindrücke:

21.11.2018

Abflug von Berlin Tegel. Die letzten 4 Tage bei meinen Eltern in Fürstenwalde bestanden mehr oder weniger aus unerträglichem Abwarten. Ich habe das Gewicht meiner Tasche noch etwas optimiert. Dank der ausgeliehenden Damentasche von meiner Mutter kann ich nun dort die 2,5 kg Übergewicht umverteilen. Habe auch noch den allerletzten Flug gebucht. Paris-Hamburg. Mir ist dann bei den ganzen Gepäckbestimmungen aufgefallen, dass ich nur bei diesem Hinflug so "reduziett" fliege. Auf den Rückflügen darf ich dann 23 kg statt 20 kg Hauptgepäck und 8 kg statt 6 kg Handgepäck mitnehmen. Also 5 kg Souveniers sind sicher.

Nun endlich ist der Tag des Abfluges. Schnell und zuverlässig ging es mit Bahn und Bus zum Flughafen. Einchecken. An Bord gehen. Anflug von Nervosität kommt hoch. Ich hatte zum Glück redselige Nachbarn auf den Nebenplätzen. Es war ein älteres Ehepaar (der Flieger nach Las Palmas ist voll damit). Der Mann ist früher auch gesegelt und wir beide haben herausgefunden, das wir das gleiche Buch von Dava Sobel "Längengrad" gelesen haben und uns beide die Uhren von Harrison im Royal Greenwich Observatory ansahen. Klein ist die Welt. Die Zeit verging schnell. Landung. Gepäckband. Hier passieren mir ja bekanntlich die ersten Pannen. Aber heute habe ich Glück und mein Gepäck kam an. Am Gepäckband lernte ich auch gleich einen weiteren Crewmitglied kennen. Christian aus Berlin. Da Kathy große Verspätung hatte und mittlerweile ein weiteres Crewmitglied, der Jens, ankam, fuhren die Jungs schon mit dem Taxi vor. Ich kam mit Kathy nach.

Unser Taxi konnte uns bis zu unserem Steg fahren. Wir kannten unseren Liegeplatz über eine E-Mail. Am Boot angekommen, trafen wir dann endlich den Rest der Crew. Noch ein Christian - der Skipper, Rolf - der Schweizer, Maximilian - der Freund von Christian und dann noch Frank, der ja schon seit Hamburg! Mit der Skiathos unterwegs ist. Abends sind wir zur Willkommensparty gegangen. Hier waren sehr viele Segelleute in Verkleidungen unterwegs. Was für ein buntes Völkchen diese Segler.

In der Nacht hatte es schon zu Regnen begonnen. Man konnte es in der Koje gut hören, aber trotzdem habe ich gut geschlafen. Der Platz ist natürlich nicht luxuriös aber absolut ausreichend für so eine Tour. Ach ja. Viele, und ich eingeschlossen, konnten sich ja nicht so richtig vorstellen, wie es so mit acht Leuten auf einem 14,5x4,5 m Boot unter Deck funktioniert. Im hinteren Teil des Bootes gibt es zwei Kojen mit je zwei Liegeflächen nebeneinander. Irgendein seltsames aufgespanntes Segel trennt die Schlafplätze. Soll wohl bei Seegang verhindern, das man hin und herrollt. Es gibt einige Verstaumöglichkeiten, Leselichter, eine Steckdose und zwei kleine Fenster zum Öffnen. Hätte ich jetzt das ganze Bootsvokabular drauf, hätte ich Schapps, Bilgen usw, gesagt, aber dann hättet ihr mich auch nicht mehr verstehen können. Kathy und ich konnten uns hier hinten eine Koje an Backbord sichern. Die Toilette ist draußen im sogenannten Salon. Hier ist die Küche, Essecke, Funkplatz. Im vorderen Teil gibt es wieder zwei Kajüten mit je zwei Kojen übereinander. Ein weiteres WC befindet sich ganz am Ende und ist von beiden Kajüten zugänglich. Man muss aber immer duch eine der beiden Kajüten durchgehen, um ins WC zu kommen. Draußen an Deck (das Cockpit) gibt es kein Tisch, wie ich es sonst immer kenne. Schade. Ich hatte die Vorstellung, das wir hier abends immer zusammen essen. Aber das ist hier anders, da wir eine Atlantik-Rally segeln und hier Tag und Nacht gesegelt wird. Es wird später einen Wachenplan geben mit zwei Zweier und eine Dreier Wache. Ich habe noch nicht ganz raus, wie der Rhythmus ist. Ich glaube, eine Wache dauert vier Stunden und in zwei Stunden wird einer ausgewechselt. Ja das war so im Groben das Boot. Heute konnten wir wegen Regen eben nicht viel machen. Es gab noch etwas Programm von der ARC, was wir uns am Hafen (und zum Glück in einer Regenpause) ansahen. Hier wurde ein Rettungsmanöver mit Helikopter demonstriert. Das war schon spannend. Abends kam dann das Thema Bordkasse. Hier zahlt jeder Schritt für Schritt etwas ein, je nachdem, wieviel verbraucht wird. Jens macht die Kasse, was er bisher sehr gut macht. Wir gehen demnach alle gemeinsam Essen und aus der Bordkasse wird gezahlt. Was gibt es noch zu erklären? Ach ja. Weil ja Schlechtwetter war, holte jeder gleich sein Ölzeug raus. Hier mussten Kathy und ich feststellen, das wir die gleiche Hose, Jacke und Bordschuhe haben (ohne Scheiß). Sogar die gleiche Mütze haben wir, nur eine andere Farbe. Und sie berichtete mir, dass sie auch mind. 14 Pakete bestellt hat. Das beruhigte mich, dass es nicht nur mir so ging mit den Segelklamotten. Da also nun jeder mit Gummistiefel und Ölzeug im Hafen rumlief, schien es ziemlich normal zu sein, mit Klamotten rumzulaufen, die für den Ozean gemacht sind.

 

23.11.2018

Noch knapp 46 Stunden bis zum Start. Alle sind jetzt am Routieren. Die Wartezeit ist definitiv vorbei. Alle haben auf das Ende des Regens gewartet, der uns seit unserer Ankunft vor 2 Tagen begleitete. Heute ist endlich Sonnenschein und der Steg ist lebendig wie nie zuvor. Decks werden gereinigt. Einkäufe zu den Booten getragen, Beiboot aus-und wieder eingepackt. Andere halten gerade eine Crewbesprechung an Deck. Ich höre Bohren in der Ferne. Auch wir reparieren hier und da Kleinigkeiten. Nachdem wir gestern die ultimative Aufgabe gemeistert haben (in totaler Gruppenarbeit), unsere komplette Einkaufsliste zu erstellen (hat 5 Stunden gedauert. Wir mussten sogar nach 3 Stunden unterbrechen, um uns mit Kaffee und Kuchen zu stärken), ist ein Teil von unserer Gruppe mit dem Mietwagen los, und kauft jetzt alles ein. Dabei ist ein Fahrer ständig unterwegs, zwei ständig am Einkaufen und vier bleiben an Bord und laden aus bzw. ein. Dabei wird akribisch notiert, wo wieviel alles verstaut wird. Hier bin ich froh, wenigstens die simpelsten Begriffe schon zu kennen. Oder wisst ihr auf die Schnelle was mit "Salon-Achtern-Bilge-Backbord" gemeint ist? Das wäre im Salon im hinteren, linken Fußboden. Warum man dort nun die Eier verstaut hat, bleibt mir ein Rätsel.

Die siebenköpfige Crew plus Skipper ist, was man so nach 2 Tagen einschätzen kann, ganz in Ordnung. Lustig, jung und voller Elan. Die Hälfte ist noch unter 40 Jahren, was wohl sehr ungewöhnlich sein soll. Zwei sind unter 50, nur der Skipper und ein Crewmitglied sind älter. Eine Vorstellungsrunde gab es offiziell nicht, aber ich meine, wir haben ja drei intensive Wochen Zeit zum Erzählen. Es gibt schon eine Art Crewzusammenhalt (zarghaft ausgedrückt). Einige von uns haben sich das ARC 2018 Polo-Shirt gekauft und nun wollen wir alle Eins am Starttag tragen und dem Skipper eins spendieren. Bisher stattfindene Partys haben wir in Gruppe besucht und das heißt auch schon was.

24.11.2018

Noch 28 Stunden bis zum Start. Und wir haben immer noch nicht alles eingekauft. Jetzt müssen wir uns wirklich ranhalten, weil wir noch Schiffseinweisung machen wollen, ausklarieren (beim Zoll abmelden), die großen Sachen verstauen im vorderen Bootsteil (hat bestimmt wieder einen speziellen Namen, den ich wieder vergessen habe), weitere Netze für unsere nächste Obstladung usw. aufhängen. Die Sonne ist voll auf unserer Seite. Das Obst und Gemüseputzen geht zügig, da es schnell trocknen kann. Wir tauchen alles in Essigwasser und spülen es klar ab. Kein Einkaufskarton kommt mit an Bord. Viel zu riskant wegen Ungeziefer. Außerdem kommt unmengen an Verpackung zusammen. Wir haben von allen Bananen, Äpfeln, Apfelsinen, Avocados, Melonen, Ananas, Mandarinen die Aufkleber abgemacht. Von der Einkauscrew bekamen wir zu hören, das die Verkäufer in Lidl schon nervös wurden, als man das Obst Palettenweise und alles, was da war, mitnahm. Die Äpfel waren dabei wohl nicht ganz einfach. Wir konnten sie nicht einfach pro Palette (wir kauften 7 Stiegen) an der Kasse kaufen. Nein. So doch nicht. Muss man doch abwiegen. Auch wenn auf der Stiege 1 kg draufstand, mussten die Äpfel in Tüten gepackt und abgewogen werden. Mit Hygienehandschuhen. Und gemeinsam mit drei Mitarbeitern. Nach dem Wiegen wurden die Äpfel wieder in die Stiege gepackt und zurück blieb ein Haufen Plastiktüten. *seufz*. Anders ging es einfach nicht, um große Mengen zu transportieren. Und falls bei euch in der Tagesschau eine Nachricht kommt, das es kein Aufbackbrot auf ganz Gran Canaria gibt, dann waren wir das. Auch kein glutenfreies Aufbackbrot. Sorry Karin. Mach lieber im nächsten Jahr dort wieder Urlaub. Andere Crews haben sich übrigens beliefern lassen, aber das hätte doch nur halb so viel Spaß gemacht. Übrigens, während unserer Gemüseputz Aktion trafen wir Menschen, die nach einer Mitsegelgemeinschaft gefragt haben. Wahnsinn. Das Fernsehen war auch da, aber nicht wegen uns sondern da wandert wohl wieder irgendjemand aus Deutschland aus.


Die ersten 12 Tage

2018-11-26 to 2018-12-07

Leben auf einem Segelboot während einer Atlantiküberquerung
Nach 12 Tagen durchgängigem Dauersegeln bin ich bereit, über das "Leben" auf einem Segelboot zu schreiben. Zuerst das Wichtigste. Wir fahren eine Rally, soll heißen, es geht hier schon um die Wurst und daher um Geschwindigkeit. Das ist ein echter Wettkampf mit Start- und Zielline, Startzeiten und Klassifizierungen. Die Atlantik Rally for Cruisers (ARC) ist eine Art Volkslauf unter den Segelregattern. Es ist keine Kreuzfahrt und kein Partyboot. Das muss Jedem klar sein. Wir segeln hier über den Atlantik 5.278 km in möglichst kurzer Zeit, was zwischen 16 und 21 Tage dauern kann. Wir stoppen nicht, fahren Tag und Nacht durch. Den Motor machen wir nur im Leerlauf an um Strom zu laden für den Kühlschrank, Licht usw. und nicht um schneller zu sein. Außerdem gibt es Strafzeiten für jede gefahrende Stunde unter Motor. Das wollen wir alle tunlichst vermeiden. Ist alles aufgeladen, wird der Motor nach ca. 2h ausgemacht und das Segelboot kurz "angeluvt". Diese Aktion dauert ca. eine Minute. Wenn überhaupt. Danach geht es schnurr stracks weiter auf unserem Kurs nach Westen. Wind und Geschwindigkeit sind uns sehr wichtig. Persönliche Spitzengeschwindigkeiten vom Fahrer werden in einer Liste unter Deck festgehalten. Das spornt an. Zurzeit liegt der Rekord bei 10,4 Knoten.
Täglich stöpselt der Skipper sein "Iridium" an. Satelitentelefon mit Antennenkabel. Das Telefon sieht aus wie unsere Handys aus erster Generation. Dicker Brocken mit einer Nupsi-Antenne. Immer zur gleichen Zeit des Tages ruft der Skipper E-Mails ab, in der wichtige Informationen über die Wetterlage stehen. Windstärken zwischen 18 und 25 sind super. Alles darüber ist schon ziemlich stark, darunter voll öde. Da wir die Passatroute segeln, kommt der Wind kontinuierlich von hinten, was super ist, da wir die Segel nicht so oft umstellen müssen. Wir segeln in der sogenannten "Butterfly" Stellung. Zwei Vorsegel, eins Steuerbord (genannt Genua) an einem Spinnakerbaum (kurz Spibaum) und eins an Backbord, die Fok (oder auch Kutterfok genannt, da es ein Schwerwettersegel ist). Die Crew hat da mit dem ausbaumen der Genua eine coole stabile Konstruktion gebaut, selbst der Skipper hat soetwas noch nicht gesehen. Kann man aber machen. Wir alle hoffen, damit zu gewinnen. Natürlich. Mit dem täglichen Wetterupdate bekommen wir auch GPS-Daten von unserem Schwestern/Konkurrenzschiff die "Sunrise" und andere ARC teilnehmende Schiffe, von denen wir wissen, das sie in der Nähe sind. Die Daten übertragen wir in ein selbstgezeichnetes Gitternetz und können so unser Vorankommen dokumentieren. Gemeinsam so ein Ziel und unseren täglichen Erfolg vor Augen zu haben, hält die Crew zusammen. Habe ich jedenfalls das Gefühl. Einzig der Skipper bremst uns in unserem Enthusiasmus. Das Zweitwichtigste, um schnell voranzukommen, ist eine gute Crew mit guten Nerven. Was sonst. Da zwischendurch mit starken Böen zu rechnen ist, muss besonders nachts sehr konzentriert gesegelt werden. Das Bedarf einer gut ausgeschlafenen Wache. Wir segeln in Rotationswache. Hatte ich schon mal erwähnt. Aber jetzt verstehe ich das System und finde es ganz gut. Wir sind in drei Wachen aufgeteilt. In Wache 1 sind Frank, Kathy und ich. Da ich die Einzige ohne Segelerfahrung bin (das finden alle übrigens krass mutig von mir, was mich ein wenig einschüchtert), sind wir die einzige drei-mann Wache. Seit meiner nächtlichen Übersteuerungsaktion segle ich nur noch am Tage bei mäßigem Wind, bin aber immer mit dabei, da ich Wachführerin bin und den Skipper bescheid geben muss, wenn irgendetwas nicht stimmt. Wache 2 sind Jens und Rolf. Beide haben natürlich schon Segelerfahrung. Wache 3 sind unsere Jüngsten und Unerschrockenen. Christian und Max. Die Einzigen, die sich vor dem Tripp schon kannten und ein eingespieltes Team abgeben. Sie sind mit Kathy wohl die ambitioniertesten Segler unter uns, die "Reffen" (Segel kürzen/einholen) schrecklich finden und am Liebsten jede Stunde am Segel "rumzumpfen" würden, nur um noch den letzten halben Knoten aus dem Wind zu kitzeln. Wache 3 haben wir es wohl zu verdanken, dass die "SKIATHOS" dieses Jahr mal schneller ist als die "SUNRISE". Die kam nämlich immer vor der Skiathos in St. Lucia an. Tagsüber wird in 3h routiert. Tagwache geht von 7-10 Uhr10-13 Uhr13-16 Uhr und 16-19 Uhr. Nachtwache in 4h Rotation von 19-23 Uhr23-03 Uhr und 03-07 Uhr. So bekommt jede Wache mal eine andere Zeit in der Tages- und Nachtschicht. Ich habe mich schon daran gewöhnt. Der Skipper ist übrigens keiner Wache zugeordnet, ist aber ständig dabei und segelt auch ab und zu mit. Schließlich macht es für Könner ja großen Spaß. Da wir in Las Palmas fast 5 Tage Zeit hatten, uns kennenzulernen, funktionieren wir zusammen schon recht gut. Schließlich lebt man knapp 3 Wochen zusammen auf einem Boot. Da kann man sicht nicht aus dem Weg gehen. Nach gut einer Woche gab es zwar Beschwerden wegen des Abwasches, wurde aber schnell mit einer Abwaschliste unter den Wachen geklärt. Auch gut. Meiner Meinung nach wäre das nicht nötig gewesen, da ich finde, jeder hat so seine Qualitäten und mag gern Kochen oder Backen, Fische fangen, Frühstücksobst schneiden, die Crew mit frischem Kaffee versorgen oder Helfen beim Deckschrubben, Klo putzen usw. Aber der Abwasch ist und bleibt wohl für alle eine Hassaufgabe. Nachvollziehbar, wenn man auf dem schaukelndem Boot und mittels eines Fußpedals Salzwasser pumpen muss, um zu spülen. Man kann sich nicht festhalten und knallt immer mit der Hüfte irgendwo gegen. Wir dürften alle in diesem Bereich bereits blaue Flecke haben. Somit komme ich zum nächsten wichtigen Punkt, wenn man erfolgreich und gut gelaunt über den Atlantik segeln möchte. Essen und Trinken. Viele von uns haben in den ersten Tagen zugegeben, dass sie sich mit so viel Obst und Gemüse, was wir alles eingekauft haben, noch nie so gesund ernährt haben auf diesem Boot. Da allen klar war, dass es nicht ewig so sein wird, haben wir es wirklich jeden Tag genossen, Obst zum Müslifrühstück zu essen. Egal ob Äpfel, Apfelsinen, Mandarinen, Bananen, Mangos, Ananas, Avocados, Papayas oder Melonen. Wir hatten alles. Dabei sortierten wir täglich in den Hängenetzen das verdorbene Obst und Gemüse aus. Die Zitronen überraschten uns alle am Meisten, weil die Hälfte sofort anfing zu schimmeln. Dazu gibt es mehrere Theorien. Angefangen von Qualitäsverlust bereits beim Einkaufen bis zur schlechten Trocknung nach unserer Waschaktion. Unter Deck ist so gut wir keine gute Luftzirkulation. Zum Glück hörte das große Schimmeln auf, nachdem die Hälfte aus dem Netz war. Die Möhren wurden auch von Tag zu Tag unansehnlicher und am Ende überlebten viele nicht und flogen über Bord. Aber wir machten immer das Beste beim Kochen daraus.
Es gibt pro Tag mind. eine warme Mahlzeit und zwei Zwischensnacks wie Oliven, Brot mit Guacamole (Avocadocreme, kannte ich nur vom Namen her, aber noch nie gegessen. Sehr lecker), Möhrensalat, Gurkensalat, Mouse au Chocolat, Apfelmus (selbstgemacht. Hatten es mit der Apfelmenge etwas übertrieben), Kuchen oder Kekse, geschmierte Brote (nach einer Woche backten wir Brot selber), Omlett usw. Da ich über unseren Nussvorat verfügen darf, mische ich abends 5-6 verschiedene Nussarten in eine Box zusammen (Wir haben uns den Luxus erlaubt, 23 kg Nüsse für 350€ einzukaufen. Der Lidl-Mitarbeiter staunte wohl nicht schlecht). Wer keine Nüsse mehr sehen kann, kann Chips oder Kracker mampfen. Wir haben wirklich an alles gedacht. Eigentlich kochen wir immer ziemlich aufwendig aber ich kann beobachten, dass gutes Essen wichtig ist. Gerade nach einer anstrengenden Wache. Empfohlen wird übrigens mit Ölzeug zu kochen um bei starkem Seegang schlimme Verbrühungen zu vermeiden, falls doch mal was umkippt. Ist uns schon mehrmals gelungen. Ich sage nur Chili und hoher Seegang. Gutes Essen ist wichtig und hebt die Stimmung, lässt uns nicht kolabieren. Obwohl, ich konnte an mir schon so ein Kolaps erleben. Es war nach ca. 10 Tagen als das Wetter noch wärmer wurde und die Sonne Einem richtig zu schaffen machte. Ich fühlte mich, als würde ich nichts anderes mehr tun als nur Kochen, Segeln, Schlafen und Abwaschen. Ich meine, es auch bei dem Einen oder Anderem gehört zu haben. Zu Beginn der Woche konnten wir es noch nicht so lange unter Deck aushalten (der Seegang war am Anfang echt eine Herausvorderung für unser Befinden. Jetzt können wir schon länger unter Deck sein und sogar Bücher lesen oder wie ich, mal was schreiben). Außerdem gab es immer mehr Dinge, die nervten. Bei mir waren es die ständigen Kopf- und Hüftstöße oder der doofe Klodeckel, der bei großen Seitenwellen gegen die Wand knallt (*kopfschüttel*). Der Mangel an Ausstattung unter- und insbesondere auf dem Deck wo man keine Flaschenhalterungen hat. So kam es nämlich, das uns nach und nach die Wasserflaschen in eine, während der Fahrt unerreichbare Nische unter dem Steuerrad fielen. Seit dem nennen wir es "Friedhof der Wasserflaschen". Nach 12 Tagen Dauersegeln haben wir uns arrangiert und konnten einige Dinge sogar verbessern. Nun gibt es einen 8L Wasserspender an Deck und eine selbstgebastelte Schale aus einem leeren Wasserkanister für unsere kleinen Wasserflaschen. Der Skipper hatte ne coole Idee für das Klodeckelproblem, scheiterte aber daran, jemanden zu finden, der es für ihn macht. Schade jedenfalls. Ich will in Gänze damit ausdrücken, das man sich an Bord schon einrichten muss, um auf den nicht ganz risikofreien Törn Spaß und Freude zu haben. Unsere Wache 1 hat sich zu einer richtigen Clique geformt, die nach der letzten Tagesschicht jetzt gern unten im Salon bei Kerzenschein ein Gläschen Wein trinkt und den Tag ausklingen läßt. Oder nach der Mittagsschicht klettern wir zusammen auf Bootsdeck und schnallen uns mit unserer Sicherheitsleine an den Mast. Dabei kommen sehr persöhnliche Gespräche zu stande, wie ich es so nicht erwartet hätte. Ich habe das Gefühl, wir passen alle gegenseitig auf uns auf. Sei es "zieh dir lieber die Rettungsweste an" oder "Was ist los mit Jens? Geht es ihm gut?".
Hauptbeschäftigung ist und bleibt aber das Segeln und auch wenn wir keine Segel umstellen müssen, müssen wir bei zu starkem Wind die Segel reffen (einholen). Das ist kein großer Aufwand falls ihr das denkt. Da werden Shots (Seile) gekurbelt um das Vorsegel auf eine Rolle zu wickeln. So wird die Segelfläche reduziert und man wird langsamer. Die ganze Kurbeltechnik hatte mich schon immer bei einem Segelboot fasziniert. Man kann praktisch alles vom Cockpit aus steuern. Tagsüber arbeite ich an meine Segeltechnik und versuche, weniger rumzueinern und bei großen Wellen rechtzeitig gegenzusteuern. Ich bin immer wieder vom Segeln begeistert. Ein überwältigendes Gefühl, wenn dich die Wellen anheben, dich zur Seite kippen und du beim gegensteuern auf der Welle surfst. Noch vor einer Woche hatte ich riesige Angst zu kippen, aber das soll ja bekanntlich nicht so einfach sein.

13 Tage auf See.
Die Abwaschliste funktioniert besser als ich dachte. nun türmen sich keine großen Berge mehr in der einzigen Bordspüle. Da hatte ich mich wohl geirrt. Heute wurde wieder das Deck gesäubert, das Sonnensegel gespannt, das Klo und der übel müffelnde Kühlschrank gereinigt. Ich bekam wieder einen Vorrat an Nußtüten zum mixen. Und immer wieder die Frage: Wo ist die SUNRISE? Wo sind wir? Wo die anderen? Wie wird das Wetter? Wie stark wird der Wind? und natürlich auch: Wann kommen wir in St. Lucia an? Wie viele Tage noch? Welchen Tagesschnitt sind wir gefahren? Wir haben nun keine 1.000 Seemeilen mehr vor uns, heißt, wir sind schon über 1.800 Seemeilen gesegelt. Unglaublich. Wenn wir nicht gerade mit Segeln, Kochen, Abwaschen und Schlafen beschäftigt sind, erleben wir die schönsten Dinge an Bord. Heute z.B. haben wir Delfine bei der jagt gesehen. Schwammen in wechselnen Vormationen vor unserem Boot blitzschnell hin und her. Deutlich konnte man ihre hellgrauen Körper im blauem Wasser erkennen. Ein Delfin schwamm sogar mit einem kleinen Delfin zusammen. Ein hübsches Schauspiel. Einmal in einer Nachtwache flog eine Taube gegen unser Cockpit und plumpste auf die Heckbank. Sie war wohl etwas benommen, hatte auch etwas Durchfall, machte es sich eine kleine Weile gemütlich. Kathy rollte eine Nuss zu ihr rüber. Dann mussten wir wegen heftiger Windböen reffen und danach war die Taube weg. Wir bilden uns ein, dass es "Birdy" gut geht. Auch die Sternschnuppen sind immer wieder faszinierend und man kann wirklich viele in der Nacht beobachten. Wenn der Sternenhimmel völlig frei von Wolken ist, hat man ein schönes Panorama. Milchstraße, der Orion, Mars und Venus. Nur selten können wir noch blinkende Flugzeuge sehen. Hier ist eben nicht gerade die Hauptflugstrecke. Was auch immer wieder für Aufregung sorgt ist, wenn wir auf dem Bordcomputer ein Schiff entdecken. Man erhält dann den Bootsnamen und Größe des Schiffs, ob es segelt oder unter Motor läuft und ob wir auf Kollisionskurs geraten würden. Da wir eine komplette Liste der ARC Teilnehmern haben, können wir so herausfinden, ob wir gerade einen Gegner in der Nähe haben.
Unsere Ankunftszeit in St. Lucia schätzen wir in 6 Tagen. Würde auch passen. Haben für die ersten 1.000 Seemeilen auch 6 Tage gebraucht. Und jetzt sind es keine 1.000 mehr die vor uns liegen. Ich weiß noch nicht genau, wie wertvoll diese Reise für mich in meinem Leben sein wird. Für alle ist es die erste Atlantiküberquerung. Auch wenn alle anderen schon Segelerfahrung hatten, sagen doch einige von uns, dass es hier auf dem Atlantik schon ein anderes Segeln ist mit den großen Wellen und den Wind von hinten. Besonders nachts. Für mich ist es nicht nur eine Reise von A nach B. Es ist auch kein Urlaub. Es ist ein Ziel, eine Aufgabe, die ich mir gestellt habe und ein Erlebnis zugleich. Ein selbstgewählten, nicht einfachen Weg, den ich im Leben gehen möchte. Wer denkt, so eine Segelfahrt ist langweilig, darf sich gerne bei finsterer Nacht und Regen, bei sturmartigen Böen für 30 Minuten ans Steuer stellen. Bei 8-9 Knoten Fahrt und bereits gerefften Segel. Das ist Konzentration pur. Was heißt das alles nun in Nicht-Seesprache? 1 Knoten (kn) sind eine Seemeile (sm) pro Stunde. 1 Seemeile sind 1,852 km. Eine Windstärke von 20 kn, wie wir sie durchschnittlich von achtern (hinten) haben, können wir durchschnittlich 6,6 kn pro Stunde fahren. Unsere Gesamtstrecke von Las Palmas bis St. Lucia sind ca. 2.850 sm also ca. 5.278 km. Das macht über den Atlantik ca. 432,6 Stunden oder besser gesagt, 18 Tage. So unsere derzeitige Prognose.
Ein Wunsch ist mir auf der Reise schon in Erfüllung gegangen. Mein Wachkollege Frank hat mir noch mal eine Goldmakreele gefangen, die ich unter Anleitung ausnehmen durfte. Ich kann nicht genau sagen, warum ich es unbedingt machen wollte. Ich glaube, ich wollte auf diesem Törn zum ersten Mal etwas machen, was ich vielleicht wohl auch nie wieder machen werde. Es bleibt für immer eine schöne Erinnerung.

Es sind nun 14 Tage auf dem Ozean. jetzt ist St. Lucia zum greifen nah. Es gab Grund zu feiern. Die weiteren 1.000 Seemeilen sind geschafft und wir liegen deutlich mehr als einen Tag vor der SUNRISE. Zur Feier des Tages spielten wir Musik über den Bordlautsprecher. Wir setzten uns einfach über den Skipper hinweg. Es herrscht heute eh gerade nicht viel Wind. Uns kommen die 5,5 kn wie "dümpeln" vor was der Skipper nicht gerne von uns hört, da er es immer noch für schnell empfindet. Ich empfinde eine gewisse Strenge beim Skipper der uns immer wieder in unserem Spaß bremst. Aber ich kann die Vorsicht natürlich auch verstehen, besonders wenn man selbst noch nie so lange an einem Stück unterwegs war (was mich etwas wundert) und auch zum ersten Masl über den Atlantik segelt (noch mehr Verwunderung) und die Wellen nicht kennt. Bei der Wetterabfrage vor zwei Tagen kam noch die Info vom Schönicke-Skipperteam, dass wohl ein Regattaschiff mit einem Wal kollidierte. Wassereinbruch und Ruder defekt. Notsignal. Sowas kann eben auch passieren.

Da wir bald in St. Lucia sind, veröffentliche ich diesen Beitrag zuerst, auch wenn ich schon viele Tageshighlights erlebt und aufgeschrieben habe. Zum Beispiel "Respekt vor den Wellen" oder als ich nachts übersteuerte und dachte, ich hätte das Segel eingerissen. "Fischtag" oder wie Frank es schaffte, zwei Fische zu verlieren und doch noch zwei Goldmakrelen fing. "Wachtag" oder andere Alltäglichkeiten, die auf einem schaukligen Boot nicht mehr so einfach sind. Und dann lasse ich die Stories natürlich noch mit tollem Bildmaterial anreichern. Wie z.B. die tollen Sonnenauf- und untergänge, Kochen und Essen auf dem Boot usw. Jetzt erst einmal schließe ich den Reiseblog hier. In spätestens einer Woche gibt es mehr. Bis dann. Eure Conny


Kleine Zwischengeschichten

2018-11-29 to 2018-12-02

29.11.2018 Waschtag und Kochen

Ich habe mich erfolgreich, ohne über Bord zu gehen, bei voller Fahrt mit ca. 7-8 Knoten auf dem Segelboot gewaschen. Heute ist Waschtag. Die Wache war günstig. Von 7 bis 10 Uhr morgens war unsere Wache. Ich durfte auch Segeln. Die Wellen kommen ziemlich direkt von hinten. Wenn die Welle dich überholt, dann surft man darauf. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. So hoch und dann wieder so tief. Ganz weiche Bewegungen. Leicht am Steuerrad drehen, wenn überhaupt. So langsam habe ich Gefühl fürs Steuern bekommen. Trotzdem ist es für mich tierisch anstrengend. In der letzten Wache ( von 19-23 Uhr) war es mir zu dunkel (Sonnenuntergang gegen 19 Uhr und bewölkt) und die Segel hatten eine andere Segelstellung. Kathy und Frank mussten ran. Vor zwei Tagen war für mich das Segeln so anstrengend, dass ich mir wieder den Nacken und die Schultern zu sehr vergespannte. Das kostete mich ein Tag Kopfschmerzen. Jezt versuche ich so locker wie möglich zu segeln, was wie gesagt, nicht immer einfach ist. Aber heute war alles super und zur Erfrischung gab es zwei Eimer Meerwasser, frisch "geangelt" vom lieben Jens, der mir dabei half, den Eimer über den Kopf zu halten. So ein Eimer bei voller Fahrt ins Wasser zu halten erfordert auch etwas Aufmerksamkeit. Der Skipper sieht es dabei nicht gern, wenn der Eimer nicht an der Reeling angebunden bleibt. Taucht man nämlich zu tief ein, kann es sein, dass der Eimer dir aus den Händen rutscht. So eine Kraft hat das Wasser. Die Erfrischung tat so gut. Ich wasche mich mit einer Ökoseife. Die wurde empfohlen. Hat hier auch jeder an Bord. Gestern habe ich mit der Seife auch ein paar T-Schirts im Eimer gewaschen. Es funktioniert wunderbar. An der Reeling schön aufhängen und nach wenigen Stunden ist alles trocken. Sieht der Skipper übrigens auch nicht gern. Wir Duschen und Spülen alles mit Salzwasser. Sogar Kartoffeln und Spagetti kochen wir mit eindrittel Salzwasser. Für die Hände haben wir so ein Hygienegel auf Alkoholbasis gekauft. Funktioniert super. Das Süßwasser aus dem Bordtank wird nur zum Kochen benutzt. Hier war es von Vorteil, dass wir alles Obst und Gemüse im Hafen geputzt haben. Jetzt braucht man nur zugreifen und losschnippeln. Heute wurde auch das Deck "geschrubt". Bei hohem Wellengang klappt das mit dem Müll über Bord werfen nicht immer so gut. Ebenso das Essen im Cockpit. Gestern ist uns beim Kochen bei einer großen Böe der Chili Topf vom Herd gerutscht. Normalerweise gibt es dafür Klemmen, damit soetwas eben nicht passiert, aber die waren wohl bei dem Skipper funktionsuntüchtig. Da lief dann eben die Hälfte hinter dem Herd und alles musste aufgewischt werden bzw. da wo wir rankamen. Es gab nämlich eine Nische, wo das Chili in eine nicht sehr gut zu erreichende Nische hinlief. Diese Nische blieb unter uns und wir verschwiegen es, nannten es höchstens die "Chilihölle. Später ist der Kathy beim Nachschlagholen fast ihr ganzes Chili aus der Schale gefallen, als wieder eine Böe kam und sie gegen die Toilettentür knallte. Drei gestapelte Schüsseln, die zum Abwasch bereitstanden, flogen in die Spüle und Eine zerbrach dabei. Die Skippertasse hat seinen Hänkel verloren. Das Segelboot hat wirklich schon ein paar krasse Bewegungen drauf. Gegessen wird eigentlich immer oben im Cockpit also über Deck. Auch wenn hier ein Tisch praktisch wäre und ich ihn wirklich vermisse, können wir ihn sonst nicht gebrauchen. Zum Zubereiten wird unter Deck geschnippelt, den Müll über Deck geworfen (außer Plastik natürlich), das Essen in Schüsseln portioniert nach oben gebracht. Hält man sich für längere Zeit unter Deck auf, wird einem etwas flau im Magen. Deshalb sitzt hier kaum jemand, obwohl es wirklich ein schöner gemütlicher Salon ist. Zum Abwaschen findet sich auch immer irgend jemand. Es gibt keinen speziellen Plan wie der Wachplan. Es machen fast alle mal mit. Es klappt meistens.

Die verloren gegangene Kurbel

Ach ja und dann muss ich noch von der verlorengegangenen Kurbel erzählen. Manchmal müssen wir die Segel umstellen, den "Baum" oder auch "Bullenstamm" genannt, reinholen. Das Vorsegel "vieren" und die Fok auch. Ich habe noch nicht so ganz verstanden wo beim Vorsegel, Fok und Genua der genaue Unterschied ist. "Vorsegel" ist jedenfalls der Oberbegriff. Und wenn man zwei davon hat, so wie wir, dann kommt es auf die Größe an. Das größere Vorsegel heißt dann Genua und das kleinere die Fok, oder in unserem Falle die Kutterfok (ein sehr straphazierfähiges Segel). Dabei gibt es auch noch 100% oder 90% Fok. Damit ist die Länge zum Hauptsegel gemeint, aber hier wird es schon sehr speziell. Jedenfalls wollten wir umbauen und ein Manöver fahren. Beim einholen der Fok nutzt man die Winch und eine Kurbel. Aus irgendeinem Grund kam mir eine Shot (Seil), vermutlich war es Eine vom Bullenstamm) in den Weg, das sich unter die Kurbel klemmte und aus der Winch hob. Die Wahrscheinlichtkeit, dass irgendeine Shot herumwirbelt und sich unter die Kurbel verfängt ist gleich null und das man das Pech hat, eine ausgeleiherte Kurbel zu haben noch weniger, aber uns ist es passiert und ich stand zufällig an der Kurbel, also ist sie mir über Bord gefallen. Kostet 180€. Ich darf noch froh sein, dass es die Billigste war.

30.11.2018 Respekt vor den Wellen

Während der Nachtwache habe ich das Ruder übersteurt und das Vorsegel viel ein. Das war ein riesen Schreck für mich, denn ich dachte, das Segel wäre eingerissen. Große Wellen drückten das Boot hin und her und ich hatte Mühe, den Kurs zu halten. Bin ja totaler Anfänger und habe es noch nicht so ganz drauf. Man muss aufpassen und immer gegensteuern, sonst machen die Wellen mit dir was sie wollen. Der Wind ist ständig in Bewegung und dreht auch schon mal. Das Vorsegel und den Wind muss man also auch im Auge behalten und nicht nur den Kompass. In der Nacht ist es besonders schwierig, Kurs zu halten, da man den Horizont nicht sieht und man nicht merkt, wie weit man vom Kurs abkommt. Wenn das Vorsegel droht, einzufallen, muss man rechtzeitig gegensteuern. Dieses "rechtzeit" kann ich noch nicht so gut erkennen bzw. steuere wohl noch zu viel gegen und dann brauche ich eine Weile, um wieder auf Kurs zu kommen. Dabei schlagen die Segel heftig hin und her. Das ein Vorsegel einfällt passiert schon mal besondern wenn man bereits dicht mit dem Wind am Kurs fährt und dann von einer Welle getroffen wird oder der Wind dreht. Bei meinem Versuch, wieder zurückzusteuern um das Vorsegel wieder aufzurichten, schlägt es dann ziemlich laut. Dieses Schlagen mag der Skipper gar nicht. Enorme Kräfte wirken da auf das Segeltuch ein, das in unserem Falle noch an einem Spibaum (Spinnaker) am Mast angehängt ist. Das ist ein waagerechter Balken der unten am Ende das Segel stabil halten soll. Wenn das Vorsegel hin und herpeitscht, weil man rumeiert so wie ich, dann ist es nicht so gut fürs Material. Da kann auch schon mal ein Segel oder eine Shot reißen oder der Spibaum aushaken. Zum Glück hatte ich aber nicht so viel Pech und alles blieb heile. Trotzdem waren die großen Wellen, der starke Wind, das Steuern, die Dunkelheit und natürlich die große Last der Verantwortung zu viel für mich und übergab das Steuer an meinen Kollegen Frank. Der beruhigte mich mit den knappen Worten: "komm runter und beruhige dich. Hast nix falsch gemacht". Der Skipper, der den Vorfall unter Deck bemerkte, kam hoch und schimpfte etwas, zog die Shots fest und die Aktion war wieder unter Kontrolle. Wir waren wieder auf Kurs. Die Crew schlief. Bis zum Ende der Nachtwache wollte ich nicht mehr ans Steuer. Ich schlief auch schlecht diese Nacht. Das ging mir eine Weile nicht mehr aus dem Kopf. Viele Fragen kamen hoch wie: Habe ich mir zu viel zugemutet? Bin ich total naiv zu glauben, ich könne hier ohne Segelerfahrung nachts über den Atlantik fahren? Was machen wir, wenn tatsächlich ein Segel reißt? Schaffen wir es trotzdem über den Atlantik? Meine Unbekümmertheit war total dahin. Jetzt machte ich mir bei jeder großen Welle und Schräglage sorgen und fürchtete, mit dem Boot zu kippen. Auch am Tage beschäftigte es mich. Ich wollte diese Last loswerden und sprach mit meiner Wache 1, ob es okay wäre, wenn ich nur noch am Tage segle und nachts einfach nur mit an Deck bin. Sie verstanden meine Sorge und waren einverstanden. Mit den Anderen sprach ich über meine Befürchtung des Kenterns und hier erklärte man mir, dass es bei diesen Wellen unwahrscheinlich wäre zu kippen. Wundersamerweise beruhigte mich das schon und ich konnte mich in den nächsten Nächten entspannen. So langsam gewöhnte sich dann auch mein Körper an das viele Schaukeln und ich bekam meine Verspannungen in den Griff. Die hatte ich nämlich schon nach der ersten Nachtwache und tags darauf plagten mich schon die bekannten Kopfschmerzen. Max hatte mir gezeigt, dass er sich die Schaumstoffrückenlehne einer Sitzbank ins Bett legt um sich diese zwischen sich und der Wand zu klemmen. Das war keine schlechte Idee. So rollte man nicht zu sehr im Bett hin und her. Das versuchte ich dann auch mit meinem Kopf und baute mir aus Kissen und Klamotten eine Art Kopfstütze. Das funktionierte ganz gut und ich bekam nicht mehr so häufig Verspannungen.

02.12.2018 Fischtag

Wir haben unsere ersten Fische gefangen. Juchu. Eine Woche haben wir darauf gewartet. Hin und wieder zappelte und surrte die Ankel von Frank schon, jedoch riß sie jedesmal. Zu groß waren wohl die Fische oder oder zu schwach die Angelschnurr. Heute klappte es endlich. Pünktlich zum ersten Advent. Während unserer 7 Uhr Wache. Ich fuhr gerade die letzte Schicht. Die Angel zappelte und alle liefen mit ihren Handys zum Heck während ich am Steuer die Augen auf Segel und Kompass behalten musste. Nachdem der Fisch an Bord war, konnte ich mit Jens wechseln, der die nächste Schicht begann. Kaum hatte Frank begonnen, den Fisch auszunehmen, zappelte wieder seine Angel. Wieder ein Fisch. Wir waren begeistert. Leider verhankte sich die Leine beim Einholen mit Franks zweiter Angel und die Schnurr riß ab. Verdammt. Erst dieses Glück mit dem ersten Fisch und dann Pech mit dem zweiten. Dabei würden sich zwei Fische für uns Acht gut tun. Und siehe da, kaum hatte Frank den Verlust seiner zweiten Beute akzeptiert, surrte die zweite Angel. Wahnsinn. Wieder ein Fisch. Da war wohl ein Schwarm hinter uns. Langsam zog Frank die Angel ein, erschlug den Fisch mit einer Keule und nahm ihn aus. Es waren zeei Makrellen. Sie wurden entschuppt, gewaschen, filitiert und in den Kühlschrank verfrachtet. Aus den Fischresten köchelt gerade eine Fischsuppe unter Deck. Ein toller Geruch. Vorher spülten wir ordentlich das Cockpit mit Meerwasser und reinigten es. Es war ein tolles Erlebnis, dass ich nicht mehr so schnell vergessen werde.


Die letzten Seemeilen

2018-12-13 to 2018-12-17

Leute, ich liege in einem Bett. In einem richtigen Bett. Mindestens 1,40 m breit. Und es fühlt sich gut an. Keine enge Koje mehr. Kein hineinkrauchen, sich am Fenster dabei festhalten. Und vor allem kein Geschaukel, keine Rückenschmerzen, viel Luft, kein Schwitzen. Heute, nach genau 4 Wochen, habe ich meinen Atlantiktörn beendet und bin für drei Tage in eine Unterkunft gezogen. Das war eine spontane Idee, die ich vor 5 Tagen hatte und bin super froh darüber. Ich musste einfach mal runter vom Boot. Aber es fühlt sich auch merkwürdig an. Fühlte sich schon seit einigen Tagen so an. Da hatte ich es wohl noch nicht so realisiert, aber jetzt merke ich langsam, was für tolle 18 Tage es auf See waren. Ich vermisse das Segeln, das gemeinsame Kochen, die Gespräche, die nächtlichen "Was bin ich" spiele mit meiner Wache. Kein "wie weit noch?", "Wie schnell waren wir heute?" oder "Wo ist die SUNRISE?". Seit wir in St. Lucia angekommen sind, konnten wir jederzeit von Bord gehen. Konnte jeder machen, was er wollte, essen und trinken, was er wollte, so lange feiern wie er wollte. Und einige von der Crew haben wirklich gefeiert was das Zeug hielt. Dabei haben wir uns mit dem Feiern an unserem ersten Abend direkt nach Ankunft in St. Lucia etwas schwer getan. Die letzte Etappe war schon ein Kraftakt. Wir hatten die Nacht zuvor und am letzten Tag Pech mit dem Wind, was unsere Ankunftszeit um einige Stunden nach hinten warf und somit in den Abend fiel, wo es dunkel wurde. Dann zogen auch noch Wolken auf und es regnete. Der Wind drehte oft und wir konnten den idealen Kurs nicht mehr halten. Es wurden die Segel hin und hergestellt. Es gab auch Meinungsverschiedenheiten über Wendemanöver. Die Jungs, Christian und Max aus Wache 3 wollten eine Halse fahren und besprachen alles. Dann, als es praktisch losgehen sollte, wollte der Skipper ein anderes Wendemanöver fahren. Da wurde es kurz laut auf dem Boot. Am Ende muss natürlich gemacht werden, was der Skipper sagt, aber wir haben nicht verstanden, warum er sich bei der Vorbesprechung nicht durchsetzte. Dieses Problem gab es häufig auf dieser Tour. Der Skipper hatte wohl so seine eigene Vorstellung, über den Atlantik zu segeln und das hatte nicht viel mit Geschwindigkeit zu tun. Ihm war es egal, wo die Sunrise liegt und ihm war es unbehaglich, schneller als 8 Knoten zu segeln. Wenn wir bei 5 bis 6 Knoten von "Rumdümpeln" sprachen, meinte er nur, das wäre kein Dümpeln, das wäre immer noch schnell. Es fühlte sich so an, als bekäme man Stützräder angebaut, obwohl man keine mehr braucht. Oder wie eine Bestrafung, wenn das Vorsegel wieder eingerollt wurde um uns ja nicht unseren Spaß beim Segeln zu gönnen. Der Skipper segelt lieber so wie der Wind kommt und nimmt schon mal große Kursabweichungen in Kauf. Soetwas bedeutet einen halben Tag Verlust. Das alles war sehr frustrierend für uns. Und das dann auch noch am letzten Abend kurz vor dem Ziel. Ich merkte sicherlich eine gewisse Aufregung bei den Jungs in Wache 3. Wir waren ja nur noch wenige Seemeilen vom Ziel entfernt. Sie bemängelten aber, das gewisse Vorbereitungen vom Skipper fehlten und daher einiges selbst in die Hand nahmen. Was wiederum dem Skipper nicht gefiel. Als Sportlerin mit viel Ergeiz konnte ich es einfach nicht verstehen, wie ein Skipper uns so ausbremst. Ich fragte mich tatsächlich, ob er auf der Ostsee nicht besser aufgehoben wäre. Jedenfalls nicht auf einer Atlantik-Rally. Aber nun gut, so war es eben. Wir machten das Beste daraus und versuchten, in Stimmung zu bleiben. Wir waren dabei, als Christian sich die Funksprüche auf einen Zettel aufschrieb, um "ganz professionell" zu klingen wenn wir uns vor dem Ziel ankündigen sollten. Auf dem Navi-Display tauchten viele Boote um uns auf, sogar die Salamander, die in Las Palmas noch genau neben unser Boot lag. Man muss sich das mal vorstellen. 170 Boote fahren los, segeln 18 Tage lang quer über den Atlantik, wo man über Tage kein Boot sieht und dann trifft man fast zeitglich mit seinem Nachbar im Ziel ein. Klein war die Welt. Die letzten 25 Minuten vor dem Ziel waren daher super spannend. Christian funkte unter Deck während wir alle oben im Cockpit saßen und über das Handfunkgerät seinen einstudierten Funkspruch hörten: "ARC finishline - ARC finishline - ARC finishline, this is SKIATHOS - SKIATHOS - SKIATHOS" usw. Als Antwort kam ein freundliches Hallo zurück und das wir uns noch mal melden sollten, wenn wir um Pigeon Island (Inselspitze vor Rodney Bay) rum sind, da momentan ziemlich viel los ist vor dem Ziel und jetzt fast in 5 Minutentakt ein Boot durchs Ziel segelt. Und es war auch viel los. Laute Party-Musik war zu hören. Viele blinkende Lichter zu sehen. Als wir um die Inselspitze rum waren, wurde jetzt etwas aufgeregter die zwei Zielbojen gesucht, die die Ziellinie markieren sollte. Im Dunkeln war alles viel schwieriger zu erkennen. Ein Schlauchboot tauchte plötzlich neben uns auf und machte Fotos mit Blitzlicht von uns. Da wir die Zielbojen nicht wirklich erkennen konnten, fragten wir über Funk nach, welches von den vielen Lichtern die Zielbojen sind und ob wir noch auf Kurs sind. Ich sollte, sobald wir übers Ziel sind, unsere genaue Zeit aufschreiben, die dann über Funk bestätigt werden sollte. Hach, wir waren alle so aufgeregt so kurz vor dem Ziel. Und Die Zielbojen waren einfach zu schlecht zu erkennen, da sie sich von den vielen anderen Booten und den Lichtern vom Festland kaum unterschieden. Auf dem Navi-Display konnte ich unseren Kurs verfolgen, ich saß als Einzige unten am Funktisch. Zettel und Stift bereit. Auf dem Display hatte der Skipper die Ziellinie markiert und ich konnte erkennen, das wir leider kurz vor der Linie vorbeifuhren. Was für ein Drama. So hatte ich mir das Finish nicht vorgestellt. Doch dann kam endlich der erhofte Funkspruch: SKIATHOS, this is ARC-finish line. Congratulations. You made it. You are welcome in St. Lucia. Ich notierte mir sofort die Uhrzeit. 23:20:08 UTC. Das war lokale Zeit 18:20 Uhr. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Ich ging an Deck und Christian funkte die Ankunftszeit an die ARC. Danach waren wir überglücklich, es endlich geschafft zu haben. Für diesen Moment hatten wir uns extra das "Ankunftsbier" zurückgelegt, was Jens noch extra beschriftet hatte, damit sich ja keiner vorher daran vergriff. Es wurde angestoßen, wir gratulierten uns gegenseitig, schlugen ab, einige Umarmten sich. Einfach toll. Danach waren wir etwas ratlos. Was nun? Wo geht es jetzt lang? Wo ist der Hafen? Müssen wir irgendwo ankern? Oder bekommen wir einen Liegeplatz im Hafen? Wie tief ist es hier noch? Wo gibt es untiefen so dicht vor der Küste? Der Skipper hatte die aktuelle Seekarte von der Insel auf sein ipad runtergeladen. So konnten wir wie ein Navi den Zielhafen suchen. Es gab auch Infomaterial mit Kartenausschnitte von der ARC. So hatten wir eine Vorstellung vom Hafen und wo welche Stege sind. Trotzdem hatten wir es komischerweise geschafft, vor der falschen Hafeneinfahrt zu warten. Zum Glück gab es sowieso etwas Betrieb im Hafen und die ARC bat uns über Funk, noch 5 Minuten zu warten. Diese Zeit nutzten wir, um schnell zur richtigen Hafeneinfahrt zu fahren, nach dem Motto: Ups, hat keiner gesehen. Dann bekamen wir die Liegeplatznummer durchgefunkt. D15. Wir fuhren in Schleichtempo durch die Hafeneinfahrt zu den Docks. Dabei versuchte Max vorn am Boot mit Taschenlampe zu signalisieren, wo es Hindernisse gibt, damit der Skipper besser fahren konnte. Hier gab es einige kleine Bootsstege von privaten Villen, die hier in die Bucht ragten. Dann erreichten wir Steg D und sahen auch bald eine rote Taschenlampe, die uns unseren Liegeplatz anzeigte. Fantastisch. Man erwartete uns bereits. Es waren ARC-Helfer, die uns beim Anlegen des Bootes halfen. Und dann endlich. Nachdem das Boot fest war, brach noch mal richtig Freude aus und wir bekamen den ersehnten Rum-Punch als Willkommensgetränk und ein Präsentkorb überreicht. Und Fotos wurden gemacht. Wahnsinn. Hier wurde jedes Boot einzeln gefeiert und begrüßt. Ich war überrascht. Von Bord zu gehen und festen Boden unter den Füßen zu haben war ein komisches Gefühl. Es fühlte sich an, als würde man zum ersten Mal die Erdanziehungskraft spüren. Es zog Einem förmlich an den Füßen. Schwere Beine. Ich hatte ein Schwanken erwartet beim Gehen aber das blieb aus. Einige blieben auf dem Boot, andere standen auf dem Steg und ließen im Gespräch die Ereignisse Revue passieren. Was haben wir hier geleistet? Fragen kamen auf wie z.B. haben wir alles richtig gemacht? Hätten wir früher ankommen können? Wo gab es Schwachpunkte? Wie verrückt war diese Reise? Würde man soetwas noch einmal machen? Es kamen Antworten wie: ja, man hätte es auch ein Tag früher geschafft, wenn ... oder Die Entscheidung war richtig, jene Entscheidung nicht nötig, dieses Manöver unverständlich. Ich spührte Unzufriedenheit. Man versuchte aber auch, nicht alles schlecht zu reden. Wir sind alle gesund angekommen. Das Boot war heile, was nicht selbstverständlich ist, da wir unterwegs von einem Boot hörten, die ein Mastbruch erlitten. Unsere Vorräte haben absolut ausgereicht, wir haben nur 2 Motorstunden zu verzeichnen und verbrauchten nur drei von vier Gasflaschen. Ein Süßwassertank war noch komplett voll. An diesem Abend gingen wir "zarghaft" und getrennt in die Marina. Frank und ich zuerst, da wir nicht länger auf Unentschlossene warten wollten. Schließlich traf man sich dann doch nach und nach an einem Bierstand.

Die Tage darauf war die Stimmung unter der Crew ganz gut, nur die vom Skipper nicht so. Da es keine richtigen Anweisungen von Skipper gab, machte jeder im Prinzip was er wollte, was dem Skipper nicht gefiel. Er war von der Sorte Mensch, die immer was auszusetzen hatten, egal was man machte. Wenn man ihn was fragte, wusste er immer nichts. Fragte man ihn nichts, schimpfte er, warum man ihn nicht fragte. Und wenn es doch mal Anweisungen gab, begannen diese immer mit den Worten: wer Lust hat, könnte jemand mal das Deck schrubben. Man kann sich ja denken, wie das Ergebnis war. Es ist nicht so, das wir nun gar nichts machten. Wir machten schon viele Dinge selbständig. Hatte ich jedenfalls den Eindruck. Schließlich lag uns allen daran, eine gute Zeit zu verbringen. Und so versuchte auch ich in St. Lucia die Tage im Hafen das Boot und die strengen Regeln des Skippers zu entfliehen. Keiner, der mir sagte, ich solle mir Schuhe an Deck anziehen, die Schuhe, über die man stolpern könnte, nicht liegen lassen, die Wasserflaschen nicht liegen lassen, die Rettungsweste nicht im Salon auf die Bank legen, das Handtuch draußen nicht an die Reeling hängen (man würde die Aussicht versperren), die schreckliche Musik nicht so laut machen oder bitte ganz ausmachen, denn das hält ja kein Mensch aus. Während der Wache sollte man nicht mit dem Steuerman reden, er soll sich schließlich aufs Segeln konzentrieren. Ach ich könnte herrlich so weiter aufzählen. Ich hatte mal kurz unser Konkurenzschiff, die SUNRISE am Steg besucht, um zu erfahren, wie es denen so während der Reise ergangen war. Ich hörte bei Einem heraus, dass er sich sehr über zwei Frauen aufregte, die wohl permanent geschnattert und gelacht hätten. Was muss das für ein Geschnatter und Gelache sein, dass man sich nach 10 Tagen darüber beschwerte und das zur Diskusion bringen muss. Dagegen waren die Befindlichkeiten unseres Skippers noch ein Klaks dagegen.

Nachdem jeder ein Tag lang auf St. Lucia gemacht hat, was er wollte, war es erstaunlich, das wir am zweiten Tag uns gemeinsam zu einer Inselrundfahrt aufmachten. Kathy und ich hatten am Vorabend in der Marina am Taxistand mit einem Fahrer verhandelt. Wir besprachen die Route, Zeit und 40€ pro Nase. Die Autofahrt über die Insel war erschreckend, denn überall war es schmutzig, zusammengezimmerte Hütten an den Straßen und daneben immer 1 bis 2 Autowracks. Die Tour war trotzdem super. Der dritte Tag auf St. Lucia war wieder ein Solotag für jeden. Ich wanderte zum Strand und genoss den Tag. Abends sind wir noch mal gemeinsam Essen gegangen, denn Max hatte Geburtstag und wir schenkten ihm eine St. Lucia Flagge mit besten Grüßen und Unterschriften von der ganzen Crew. Am letzten Tag segelten wir dann in die Marigot Bay, eine sehr sehenswerte und beliebte Bucht unter den Seglern. Dort machten Kathy und ich noch eine Kajak-Tour während die anderen eine Rum-Distilerie besuchten. Das war unser letzter Abend auf St. Lucia. Am nächsten Tag segelten wir nach Martinique wo Kathy noch am selben Abend abflog und der Rest der Crew am nächsten Morgen. Ich war gespalten in meinen Gedanken. Ich fühlte großes Glück, so eine nette Crew kennengelernt zu haben. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Törn auch wieder so nette Leute kennenlernen darf und dass es keine Streitigkeiten mit dem Skipper gibt. Es wird der Chef von Skipperteam und seine Frau persönlich sein, die uns durch die Karibik segeln werden. Na ich bin gespannt. Ich bin bereit. Schnorchel, Taucherbrille, Flossen und Unterwasserkamera liegen jetzt ganz oben in der Reisetasche während Gummistiefel, Ölzeug und Fleecejacke ganz unten liegen. Ich werde bald wieder berichten. Liebe Grüße von mir.


Auf in die Karibik

2018-12-24 to 2019-01-05

Am 23.12. reisten im Laufe des Tages zwei neue Crewmitglieder an. Damit waren wir mit dem Skipper und seiner Frau schon zu fünft. Ganz spät abends sollten noch die restlichen drei anreisen, aber da lag ich schon in der Koje. Nachdem meine alte Crew abgereist war, zog ich für drei Tage in die Unterkunft. Dort traf ich ein nettes deutsches Pärchen, die mich im Auto zum Einkaufen mitnahmen. So war ich gleich mal verpflegt. Einen Wanderausflug machten wir auch und an einem Abend wurden wir alle vom Hausgastgeber zu einer Weihnachtsfeier seines Nachbarn eingeladen. Es waren drei schöne abwechslungsreiche Tage, bevor ich wieder zur etwas hinterwälderischen Marina bei Fort-de-France fuhr:

Nun, zwei Tage später, warte ich, dass wir endlich ausklarierende können. Ein bürokratischer Akt, der nun mal dazugehört, wenn man mit dem Boot in unterschiedliche Länder fahren möchte. Und hier in der Karibik ist es besonders mühsam, da es hier so viele Inselstaaten gibt. Man kann im Voraus ausklarieren und hat dann 24h Zeit, die Insel zu verlassen. Leider hat unser Skipper es gestern versäumt bzw. hatte nur im Büro nachgefragt, ob es morgen, am 1. Weihnachtsfeiertag auch besetzt sei. „Ja ab 9 Uhr“ war die Aussage und darauf haben wir uns fälschlicherweise verlassen. Die Sunrise war da etwas schneller. Klarierten noch am 24.12. aus und fuhren noch am selben Tag los während wir gerade mit dem Einkaufen begannen.

Nun ist es bereits halb 11 und weitere Skipper stehen vor dem geschlossenem Büro. Ich klapperte alle Türen des kleinen Häuschens ab. Zwei waren sogar offen, also ein Anzeichen, das ein Mensch hier heute anwesend war. Leider kein Mensch in Sicht. Der Versuch, jemanden über Funk in der Marina zu erreichen, endete mit einer einseitigen Durchsage über einen Außenlautsprecher. Auch ein telefonischer Versuch endete mit einem nicht erhörtem Klingeln innerhalb des Büros. Nun war es dem anderen Skipper zu bunt und wollte zur Polizei. Denn wenn man ohne ordentlich auszuklarieren im nächsten Land einklarieren will, kann es großen Ärger geben. Also ab zur Polizei und da ausklarieren. Ungeduldig wartend. Wir hatten den 24.12. mit Einkaufslisten erstellen, Einkaufen und Verstauen verbracht. Warum auch hier wieder die Crew es überlassen wurde, eine Einkaufsliste zu erstellen, bleibt mir ein Rätsel. Da geht immer sehr viel Zeit für Diskussionen drauf. Dabei werden immer die gleichen Fragen gestellt. Wieviel Wasser pro Person, welche Gerichte sollen gekocht werden, was und wieviel wird dafür benötigt, wer trinkt wieviel Bier, wer Wein, Rum Punch, Gin Tonic. Dann kommen die Säfte und da werden alle Sorten aufgezählt von Ananas Saft bis hin zum Tomatensaft. Dann weitere unzählige Softgetränke, das man sich am Ende fragt, ob man dann noch 2 Liter Wasser am Tag benötigt. Mit dem Knabberzeug ist es das Gleiche. Da werden so viele Wünsche geäußert und die Menge immer mal 14 Tage gerechnet, ohne zu berücksichtigen, das es kaum jemand schafft, die Gummibärchen, Nüsse, Salzstangen, Kekse, Kuchen, Chips und Kräcker in gleicher Menge pro Tag und das zwei Wochen lang zu essen. Da lob ich mir immer die Reiseleitung der 7 tägigen Kanutour auf dem Yukon-River in der kanadischen Wildnis. Da waren es 14 Personen und hier wurde niemand gefragt. Wir mussten uns um nichts kümmern, uns keine Gerichte ausdenken. Wer Alkohol haben wollte, musste es sich selber dazu kaufen. Ansonsten hatte alles wunderbar funktioniert. Aber nun gut. Ist wohl von Reiseleiter zu Reiseleiter unterschiedlich.

Endlich kam der Skipper mit ausklarierten Unterlagen zurück. Die Hafengebühr viel wegen Abwesenheit des Hafrnmeisters aus. Es war nun kurz vor 12 Uhr. Unser heutiges Ziel war zum Glück nicht weit weg. Es war die mir bekannte Rodney Bay in St. Lucia. Diesmal konnte ich die Einfahrt eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang miterleben. Die fette Musik blieb aus. Ein kleines Wummern hörte man dennoch. Wir Ankerten, blieben an Board. Kein Einklarieren. Kein Essen gehen. Wir kochten selbst. Die Bordkasse wurde geschont. Das gefiel mir.

Der Plan für den darauffolgenden Tag stand auch schon fest. Das gefiel mir auch. Ein langer Segeltörn wurde gewünscht. Ein Klacks für mich. Ziel: 85 sm, die Sandy Island bei Carriacou.

26.12.2018

Wir haben nicht ganz unser heutiges Segelziel erreicht, sind aber sehr zufrieden. Wir sind ca. 30 Seemeilen an Sandy Island herangekommen und Ankern nun vor Bequia. Auch hier wummert Musik. Es scheint das typische Karibikfeeling zu den Weihnachtstagen zu sein. Heute haben wir wirklich viel erlebt. Einen Wal haben wir gesehen, einen Katamaran überholt. Ich durfte ans Steuer und beim Einholen des Großsegels stand ich diesmal vorn am Mast, was sonst immer die Jungs aus Wache 3 übernahmen. Es ist wirklich schön vom Skipper zu lernen und alle Manöver werden ganz easy ohne lautes Schreien, ohne große Hast und ohne, das groß auf dem Boot herumgelaufen werden muss, durchgeführt. Gefragt wird vorher oder nachher, aber nicht währenddessen. Übrigens wurde vor Törnbeginn abgemacht, das es erst Alkohol gibt, wenn man ankert. Das fand ich super. Dann freut man sich um so mehr und der Skipper macht wieder eine große Schüssel Rum Punch. Jetzt freue ich mich schon sehr auf das viele Schnorcheln, dass uns die nächsten Tage bevorsteht. Hoffentlich sehe ich auch wieder so viele bunte Fische wie damals beim Segeltörn um die Whitsunday Islands.

03.01.2019

Nun bin ich wieder in der Rodney Bay von St. Lucia, wo einst unser Atlantiktörn vor 5 Wochen endete. Morgen geht es zurück nach Martinique. Seit ich die Crew der Sunrise in den Tobago Cays zu Silvester traf, beschleicht mich das Gefühl, etwas in der Karibik zu verpassen. Sie zeigten mir Ihre Törnfotos. Sie scheinen mehr erlebt zu haben als wir. Es ist tatsächlich so, dass wir nicht viele Landgänge machen sondern tagsüber segeln, nachmittags oder abends Ankern und dann vielleicht noch etwas Schwimmen vor dem Kochen. Ich versuche jede Möglichkeit zum Schnorcheln zu nutzen, aber wenn ich nach der Meinung des Skippers frage, ob man draußen vor dem Riff der Tobago Cays gefahrlos Schnorcheln kann, bekomme ich furcht einflößende Geschichten zu hören, dass mir das Risiko zu hoch erscheint. Leider habe ich erst am Ablegetag in einem anderen Reiseführer gelesen, dass es ungefährlich sei dort zu Schnorcheln und es der beste Tauch- u. Schnorchelspot sei in der Karibik und sogar Jacques-Yves Cousteau davon schwermte. Tja, jetzt wisst ihr in etwa, wie ich mich gefühlt haben muss, so kurz vor so etwas Schönem gewesen zu sein. Mir fehlt diese Idylle, die man sich von der Karibik vorstellt. Hier herrscht großer Tourismus. In den Buchten liegen dicht an dicht viele Yachten. Die Einwohner kommen mit ihren selbst gezimmerten Booten angetuckert und wollen Eis, Diesel, Wasser, Schmuck, Fisch oder Brot verkaufen. Der Preis ist hoch, sogar noch höher wenn man in Euro zahlt und die Einwohner kein Münzgeld annehmen. Hier bin ich wirklich sehr verärgert über unseren Skipper der uns hätte empfehlen müssen, vorher Geld in EC Dollar umzutauschen. Auf den bewohnten Inseln ist es kein Problem, mit Karte zu zahlen oder nach Bedarf, Geld umzutauschen, aber vom Boot aus ist es schwierig zu bezahlen. Man kommt auch schwierig auf eine Insel bzw. es ist jedes Mal mit Aufwand verbunden, das Beiboot (Dingy) klarzumachen. Man muss den sau schweren Motor ständig vom Boot ins Dingy bekommen. Das Dingy selbst muss auch vom Boot zu Wasser gelassen werden. Ich bin schon mal direkt vom Boot zur Insel geschwommen. Man muss nur aufpassen, dass man von den anderen hereinfahrenden Booten oder vorbeiflitzenden Dingys gesehen wird. Ist man, wie auch immer, mit den vielen anderen Segeltouristen im Wasser, sucht man vergebens nach bunten Korallen. Hier ist alles bereits zerstört. Große Fische sieht man sehr selten. Die Tobago Cays sind auch eher eine sehr überschaubare Inselgruppe und ich kann mir sehr gut vorstellen, das sich vor 50 Jahren hier vielleicht nur 5 Boote am Tag begegneten. Jetzt sind es eher 50 und die Buchten wirken so winzig. So bleibt mir nur das Segeln zu genießen, was wirklich großen Spaß macht. Ein Sonnensegel wäre noch wünschenswert, aber das gibt die Konstruktion des Bootes nicht so gut her wie andere Boote. Da ich jetzt viele andere Bootstypen gesehen habe, scheint es immer ein Kompromiss zwischen Komfort und Effizienz zu geben.

04.01.

Heute wird ein letztes Mal gesegelt. Diesmal haben wir uns mit dem Ablegen etwas Zeit gelassen. Letztens ging es morgens viel zu schnell los mit Segel setzen, dass wir viele Dinge nicht berücksichtigten. Zum einen war nicht alles „Klar Schiff“. Das heißt, alle Dinge gut verstauen, nichts rumliegen lassen, was beim Segeln „am Wind“ umherfliegen und kaputt gehen kann. Zum anderen war die Backschaft noch nicht richtig fertig. Da wurde in der Küche noch gearbeitet. Das war echt nicht in Ordnung und hatte auch Folgen. Eine Auflaufform aus Glas flog durch die Küche, hätte beinahe noch ein Crewmitglied getroffen und zerbrach in tausend Stücke. Dann hat der Skipper einen Topf mit Essen vom Herd genommen (aus einem nicht nachvollziehbaren Grund störte es ihm dort) und stellte es ins Cockpit, bis irgendwann jemand darüber stolperte. Das ärgerte dem Skipper erst recht. Nun ja. Sowas erlebt man auch an Bord. Jedenfalls war uns das eine Leere und heute achteten wir wieder mehr auf uns alle. Da wurde einem schlafenden Crewmitglied in der Sonne schon mal eine Mütze auf dem Kopf gesetzt. Mir wurde, nachdem ich über etwas Seekrankheit klagte, das Steuer überlassen, damit ich mich auf etwas konzentrieren konnte. Es half. Der Skipper checkte Kurs und stellte die Segelstellung ein. Wir segelten nun mit knapp 8 Knoten am Wind mit ordentlicher Schräglage. Wir überholten eine Segelyacht ordnungsgemäß auf der Luv-Seite und visierten das nächste Boot an. Dann refften wir sogar aus, d.h. das komplette Großsegel raus. Mehr Segel, mehr Fläche, mehr Geschwindigkeit. Aber auch noch mehr Schräglage, was mir immer noch nicht behagte. Kurz vor Martinique holten wir noch ein weiteres Segelboot ein und dann zogen wir wieder ein Reff rein. Machten aber immer noch locker 7 Knoten. Bald sahen wir die roten und grünen Fahrwassertonnen, die uns den sicheren Weg in den großen Hafen von Le Marin anzeigte. Anders als in Deutschland sind hier die Farben anders herum. Hier muss man die roten Tonnen Steuerbord lassen und die Grünen Backbord. Auch hier im Fahrwasser konnte ich gleich wieder die Vorfahrtsregeln anwenden. Das rückwärts Einfahren an den Steg habe ich natürlich dem Skipper überlassen. Hier lagen die Boote dicht an dicht und unsere Lücke war gerade so breit genug, das jedes Boot auf beiden Seiten noch Platz für die Fender hatte. Und dann war der Segeltörn vorbei. Ein komisches Gefühl. Ich war aber schon erleichtert. Bei mir setzte schon seit Tagen Heimweh ein. Seit 6 Wochen schlafe ich nun in einer Koje und teile mir ein kleines Boot mit 7 ganz unterschiedlichen Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen. Manchmal fiel es mir schon schwer, so viele Menschen um mich herum zu „ertragen“. Bei einigen Gesprächsthemen verzog ich mich schon mal auf die entfernteste Ecke des Bootes um Ruhe zu finden. Zum Glück wurde abends nicht immer bis tief in die Nacht auf Deck geschnattert. So waren die Nächte wirklich erholsam. Morgens gab es auch immer genügend Zeit zum Aufstehen, frühstücken, eine kleine Runde Schwimmen oder mit der Handdusche am Heck duschen. Der große Vorteil, wenn man in der Karibik segelt, ist die legere Kleidung. Man ist schnell angezogen. Man braucht so wenig. Kein Haarstyling, einfach Sonnenhut auf. Schmuck ist eh nicht gern gesehen. Schuhe erst an Deck anziehen. So herrlich unkompliziert. Und man ist überall schon da. Kein Packen oder irgendwohin fahren um sich etwas anzuschauen. Man ist bereits dorthin gesegelt und dann geht’s ab mit Schwimmen und Schnorcheln. Einfach vom Boot ins Wasser und umgedreht. Nach dem Trocknen Handtuch und Bikini an die Reeling hängen. Am nächsten Tag hängst alles wieder bereit.

Ich fahre aber endlich gern wieder nach Haus. Wahrscheinlich werde ich in den nächsten Tagen realisieren, was ich alles in der Karibik und beim Segeln vermissen werde. Jetzt vermisse ich jedoch mein Bett, saubere Kleidung und Ruhe vor Crewmitgliedern.


Segeltörn Italien-Korsika 2019

2019-05-10 to 2019-05-20

Wenn ich bedenke, wie wenig Vorfreude ich auf den Segeltörn hatte und wie sehr ich jetzt davon schwärme, da liegen Welten zwischen. Eine Woche vor Törnbeginn wollte sich keine richtige Lust bei mir einstellen. Zu sehr enttäuscht war ich noch von der wenig bis keine abwechslungsreiche Karibiktour. Aber der Flug war schon gebucht und den netten Schweizer Markus wollte ich nicht enttäuschen. Wir hatten uns auf dem Karibiktörn kennengelernt und er bot mir damals schon an, mir mal ne Woche das Segeln beizubringen. Diese Einladung nahm ich gern an. Packen ging auch schmerzlos. Schließlich werden wir den ganzen Tag Segeln und so viele Segelklamotten besitze ich nicht. Da ich nicht wusste, wie warm es in Pisa sein wird, nahm ich noch Bikini mit. Überflüssig wie sich später herausstellte. Am Freitag den 10. Mai flog ich mit gewohnter Verspätung gegen 11:30 Uhr in HH mit stop over in München los und fasste Fuß auf dem Aeroporto gegen 16:30 Uhr. Überraschend nicht so warm war es in Italiens Provinzhauptstadt Pisa. Kalt wäre auch gleich übertrieben aber es war eben auch nicht schön warm wie man es sich um diese Jahreszeit in der Toskana vorstellt. Da Markus noch weitere Gäste nächsten Samstag erwartete, fuhr ich gleich nach der Landung zur Marina, die 20 Min. außerhalb der Stadt liegt. So hatte ich noch eine Woche Zeit mir zu überlegen, was ich mir nach der Segelwoche in Galileo Galileis Geburtsort alles anschauen kann. Mein Rückflug war ja erst am Montag geplant. Nach einer kleinen Verirrung am Zentralbahnhof fand ich endlich die richtige Busstation und war nun doch voller Vorfreude, bald wieder ein Segelboot betreten zu dürfen. Markus empfing mich auch schon an der Haltestelle in der Marina und schon ging es los mit einem "Anleger Bier" auf seinem Segelboot. Markus hat seinen Traum war gemacht und lebt, nachdem er in Frührente gegangen ist, seit einigen Monaten nun komplett auf seiner Yacht. Er hat in der Schweiz alles aufgegeben. Bald folgt ihm auch seine Lebensgefährtin und gemeinsam wollen sie nur noch herumsegeln. Er erzählt mir, dass es ihm noch nicht gelungen sei, völlig "runterzufahren" und nicht mehr an Arbeit zu denken. Ich plane, mir meine Arbeit ab sofort nicht immer so wichtig zu nehmen und öfters mal abzuschalten. Damit werde ich ja jetzt beginnen. Nach einer groben Wochenplanung, Strecke, Zwischenziele und Wetter bzw. Windcheck gings auch schon am nächsten morgen los und nach einem ordentlichen Frühstück segelten wir gleich eine große Strecke mit 40sm zur Insel Capraia. Der Wind kam nicht wie angekündigt und so mußten wir die ersten Stunden mit Motor fahren. Zum Ende hin kam dann aber schön Wind und so durfte ich die letzten zwei Stunden segeln. Im Hafen übernahm dann Markus das rückwärts reinfahren. Ich sollte das Festmachen übernehmen. Leider war ich noch völlig überfragt, was mir der Hafenmeister da zuwarf. Luvleine, Springleine, Mooringleine? Was mit Markus eben noch besprochen wurde, was beim Anlegen zu tun ist, war aus meinem Kopf. Oh je. Aber ich schaute zu und versuchte mir alles zu merken. Geschafft. Landstrom einstöpseln. Anlegerbier. Vorspeise Salat. Das Segeln und die frische Luft hat mich müde gemacht.


Island - Die erste Reise mit einem Wohnwagen

2019-08-02 to 2019-08-18

Stimmt das überhaupt? Meine erste Tour mit einem Camper? Ich muss echt nachdenken, weil ich in all den Jahren wirklich viel und unterschiedlich gereist bin und unluxeriös in Zügen, auf Segelbooten und in Autos oder auf gastfreundschaftlichen Sofas übernachtet habe. Übernachtungen auf Flughäfen lasse ich mal weg. Aber ich glaube es stimmt und diesmal habe ich mir zum ersten Mal den Luxus gegöhnt und einen Wohnwagen gemietet. Ich habe schon öfters an das Reisen mit Wohnwagen gedacht, aber es hatte sich bisher nicht wirklich ergeben. Einmal in Australien war ich fast soweit, einen Camper zu mieten um damit die Westküste zu bereisen, aber dann hatte meine Freundin eine überraschend zufällige Bekanntschaft in Perth, die uns ein 4x4 Allradfahrzeug zum Kauf anbot. Oder meine Freunde wollten lieber ein Ferienhaus mieten und den ganzen Urlaub dort verbringen. Die stehen halt nicht so auf Camping. Aber diesmal fand ich zwei Freunde, die sich auch vorstellen konnten, mit einem Wohnwagen zu verreisen. Und Island ist ja nun voll touristisch und bietet eine Menge an und hat überall gute Campingplätze.

Wie manche treue Leser hier vielleicht wissen, ist es nicht meine erste Reise durch Island. 


Wann wird der Traum wahr?

2021-11-25

Wann wird der Traum zur Wirklichkeit? Wann macht man ihn wahr? Eine Weltumsegelung erfordert eine lange Planung. Also wann weiß man, wann es ernst wird? Ist es das Nächte lange recherchieren im Internet? Das Suchen auf „Hand gegen Koje“? Wohl kaum. Ist es das Suchen nach einem Segelpartner auf „joinmytrip“, der den gleichen Traum hat und zusammen es wahr machen lassen will? Vielleicht ein Anfang. Ist es die Prüfung zum Motorboorführerschein, die dich das erste Mal Knoten lernen und eine Yacht anlegen lässt? Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Oder ist es die Überquerung des Atlantiks, die du aus Trotz zur nervenden Arbeitswelt gebucht hast. Wenn man erst einmal in die Ecke gedrängt wird und keinen anderen Ausweg aus dem öden langweiligen Leben findet, dann wird man bereit. Bereit zu mehr. Zu dem nächst höheren Schritt.

Die Atlantiküberquerung war eigentlich ein Rückschritt und doch ein Anfang. Ich wollte schon um die Welt segeln aber wusste noch nicht, wie ich es finanziell umsetzen soll. Auch, wie ich es mit der Arbeit regeln soll, die ich im Grunde gern mache. Die Angst trieb mich um, noch mal von vorn beginnen zu müssen. Freunde, Job, Wohnung. Dazu war ich damals noch nicht bereit und so machte ich 2018/2019 nur eine kleine 2-monatige Auszeit.

Doch der Traum verschwand nicht. Er verblasste nicht, ließ mich weiter träumen. Und dann, eines Tages, sprach ich es aus. Sprach es an einem Abendessen mit meiner Chefin und einer Kollegin im privaten Umfeld an. Ich deutete eigentlich nur an. Und meine Kollegin sprach es aus. „Du willst für eine lange Zeit verreisen“ wiederholte sie. „Ja“ sagte ich. „Aber nicht für ein Jahr?“ fragte sie. Und da musste ich die Wahrheit sagen. Wollte nicht herumdrucksen. Wollte nicht verbergen was ich im Geheimen mir schon länger wünschte. „Doch“ war meine befreiende Antwort. Für meine Chefin war es gut, dass ich erst frühestens in drei Jahren los wollte. So konnte sie im Voraus für die Besetzung auf Arbeit planen. Ich war einfach nur baff, dass es offensichtlich möglich war, den Job danach zu behalten. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Vielleicht insgeheim gehofft aber ich plane eher immer mit dem Schlimmsten. Dieser Abend machte mir den Weg frei. Frei von Angst. Mein Job, meine Freunde, ja vielleicht auch meine Wohnung kann ich behalten.

Es dauerte noch ein weiteres halbes Jahr, bis ich mir auch finanziell halbwegs sicher war, dass ich mir ein Ticket bei Clipper Race around the world leisten konnte. Denn mit denen wollte ich um die Welt segeln. Das war klar.

Doch wahr wird der Traum noch lange nicht. Jetzt beginnt die echte Bewährungsprobe. Habe ich bisher nur „rumgequatscht“? oder lasse ich auch Taten folgen? Der Traum könnte immer noch zerplatzen? Also wann wird es ernst? Wenn ich mich bei Clipper Race endgeldlich anmelde? Meine Bewerbungsunterlagen ausfülle und abschicke? Ein live Interview führe und den Vertrag unterschreibe? Wenn ich das erste Mal das Zweifeln überstehe weil es hier um verdammt viel Geld geht? Habe ich erst einmal mehr Geld auf dem Konto als je zuvor, kommen bei mir immer Zweifel und ich beginne zu überlegen, was man noch alles Schöne mit dem Geld machen könnte. Zum Glück fallen mir grad keine Dinge ein und für ein Haus reicht es 5-mal nicht.

Also wann wird der Traum wahr? Sicherlich erst, wenn ich im September 2023 mit beiden Beinen auf der Yacht stehe und zum Abschied winke. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Und seit einigen Tagen wurde er noch länger. Ich habe nämlich erfahren, dass die Trainingsplätze im Frühjahr schon alle ausgebucht sind. Verdammt. Und jetzt wird es ernst. Ich spüre Zweifel. Da sind sie wieder. Die Fragen. Was mache ich da? Bist du bescheuert? Ob ich wirklich bescheuert bin, erzähle ich euch demnächst. Ich werde berichten