Diary for Chile 08


Jetzt gehts los!

2008-01-11 to 2008-03-01

Heute starten wir zu unserer Reise nach Chile. Die Rucksäcke sind gepackt. Die Spannung steigt: Was alles erwartet uns? Was werden wir sehen und erleben? Nach dem Flug (Zürich - Madrid - Santiago de Chile) über den Atlantik  wird uns sicher viel "spanisch" vorkommen!  Hasta la proxima!


Santiago

2008-01-12

Nach einem ca 13-stuendigen Flug ab Madrid landen wir puenktlich in Santiago bei 30 Grad Temperatur und wolkenlosem Himmel. Der Flug in den fruehen Morgenstunden ueber die Anden ist fantastisch. Peter`s 500 gr Greyerzer werden bei der Wareneinfuhr gleich beschlagnahmt. Grund: mangelnde Warendeklaration. Von Christiane und Ernesto Stucki werden wir herzlich empfangen. Fuer sie waere der Kaese bestimmt gewesen. In Ihrem Haus ausserhalb der Stadt werden wir sehr verwoehnt. Wir treffen Eduardo, unser Mann von Traucotour. Er hat einen grossen Teil unserer Reise organisiert. Gegen Abend dislozieren wir in unser Hotel in der Stadt. Obwohl wir fast stehend einschlafen, machen wir noch einen Spaziergang in der Altstadt, auf der Plaza des Armas. Dann aber sind die Batterien leer ......


Valparaiso

2008-01-13

Erstaunlich ruhig fuer eine Grossstadt ist in unserem Hotel-Quartier. Ein  erholsame Nacht macht uns wieder munter. Ein Zmorge mit frischen, aromatischen Erdbeeren und Kirschen ist eine guter Start. Mit Christiane und Ernesto (Schwiegereltern von Patrik Probst) fahren wir nach Vina del Mar und Valparaiso, dem Haen von Santiago. Hier an der Kueste, zwei  Autostunden von Santiago entfernt, hats Nebel und nur noch 17 Grad. Das aendert sich im Verlaufe des Tages, wenn die Sonne sich durchringt. Die Kuestenkordillieren machen diese klimatische Diferenz moeglich. Die Haeuser kleben oberhalb des Hafens an den Haengen. Die Hochhaeuser stehen am Strand. Je aermer die Leute sind, desto hoeher wohnen sie. Dem Meer entlang fahren wir zurueck und treffen auch auf den Badeort El Quisco mit modernen Gettos und auch (noch) Straenden fuer die Einheimischen. Hierhin faehrt man/frau aus der Grosstadt fuers Wochenende oder die Ferien. Nachdem dem obligaten Apero mit Pisco souer (Nationalgetraenk mit Traubenschnaps, Limonensaft, Zucker und  ev. Eiweissschnee) und Feigen frisch vom Baum bei Stuckis geniessen wir im Restaurant "Como agua para cholcolate" einen feinen Congrio (Sol). Uebrigens: Tafelkirschen muessen in Chile nicht gespritzt werden. Sie reifen aufabsolut natuerliche Art zur perekten Frucht.


Santiago

2008-01-14

Stadbesichtigung ist angesagt. Wachabloesung im Palacio de la Moneda (Regierungssitz). Es erstaunt mich, dass im Militaer auch Frauen sind und an diesem Spektakel mitmachen. Militaermusik mit Radezkymarsch, na san`s griesst. Mercado (Meeresfruechte), San Cristobal (Aussichtspunkt), Kirche San Fracisco (aelteste Kirche der Stadt) sind unsere weiteren Sehenswuerdigkeiten. Unterwegs lagern wir auf einer Parkbank Peters Knie hoch, damit er wieder weiterhinken kann. Peter ist tapfer und daeppelet brav mit. Auf der zweiten Fahrt in die Stadt reisen wir mit den Pendlern. Uebervolle Metro, heiss und mit dem Ruecken am Motorraum fahren wir ins Zentrum. Gemuese (vorallem herrliche Salate, meistens mit Avocado) und Fruechte gibts ueberall auf der Karte. Auch die Fruchtsaefte sind hervorragend. Am meisten schmeckt uns derjenige mit Hopfen ....  Wir leben sehr gesund. Durch unsern Mittelsmann Eduardo vernehmen wir per Brief im Hotelzimmer, das das Arica-Programm Aenderungen erfaehrt. Regenfaelle und Schnee in den letzten Tagen in den Anden haben gewisse Wege unpassierbar gemacht. Kurzfristig sinkt unsere Stimmung. Diesen Aerger schwenken wir mit einem gesunden Fruchsaft hinunter. Wir trinken ein gutes Glas feien chilenischen Wein. Also, lassen wir die Aenderung an uns herankommen. Wie heisst es hier so schoen: Mañana.


Arica

2008-01-15

Ferien - doch am 5.30 klingelt der Wecker...  Am Flughafen checken wir ein fuer den Flug nach Arica. Wir merken dass die Frau am Schalter mit Kolleginnen ueber uns spricht. Dem Gespraech (so ein Spanisch versteht ja niemand ..) entnehmen wir STAND BY. Peter rollt die Augen und schon klappt`s. Am Flughafen herrscht fast eine familiaere Atmosphaere. Vicuña-Tours organisiert fuer uns ab hier eine 5-taegige Tour ins Hochland. Wetterbedingt gibt`s Aenderungen. Harald, der ausgewanderte Schweizer iformieret uns ueber die Aenderungen, hat aber die Geographie nicht im Griff. Im Touristenbuero orientiere ich mich unter Zuhilfenahme aller Spanischkenntnisse bei einer sehr zuvorkommenden (und erst noch sehr sympatischen und schoenen ...) Chica ueber die genaue Verkehrslage. Das ganze Buero telefoniert und informiert. Die Strasse von Putre nach Salar de Surire ist unterbrochen. Als werden wir nach 2 Naechten in Putre in tiefere Regionen fahren. Auch fuer uns geht Sicherheit klar vor. In Arica besichtigen wir die Stadt (Kirche zT aus Metall von Gustave Eiffel) und steigen zum El Morro, einem Felsen hoch ueber dem Hafen, auf. Gute Uebersicht ueber Arica und Umgebung. Militaermuseum ueber die Kriege hier (Grenzgebiet Chile - Peru - Bolivien) in der Gegend. Am Stadtrand beginnt gleich die Wueste. Von Arica aus fuhr mal die Bahn nach La Paz. Sie soll in 2 Jahren wieder in Betrieb genommen werden. Der Bahnhof steht, die Perrons werden vom Bahnhofbuffet (ein schoenes Restaurant) belegt. Anschlagtafeln zeigen noch die Preise fuer Personen- und Containertransporte. Die Bahnhoftafel "Benvenido en Arica" ist mit dem Hinweis "Droge zerstoert den Menschen" ergaenzt. Nachtessen im Feuerwehrlokal, maessig aber sau guenstig. Ensalada chilena = Tomaten, gedaempfte Zwiebeln und viel Koreander. Und diesen kann ich weder riechen noch essen. So wie es aussieht, werde ich armer Erwin mich mit diesem Gewuerz einfach anfreunden muessen ...


Putre

2008-01-16

Wir starten mit einem 12 Plaetzer-Kleinbus: Der Fahrer Umberto, der Fuehrer Harald und wir zwei. Bei diesen Platzverhaeltnissen kann ich sogar meine saubere, aber noch feuchte Waesche ueber die Sitze ausbreiten. Durch das Tal des Lluta gehts westwaerts. Auch hier: wo bewaessert wird ist gruen, daneben beginnt die Wueste. Bevor wir Interessantes sehen, stinks saumaessig. Huehnerfarmen (no bio) links und rechts. Wir sehen die ersten Geoglyphen. Das sind zB Lamafiguren an den Berghengen. Sie dienten auf dem Weg vom Hochlan ans Meer und zurueck als Wegweiser. Wir fahren auf der Strasse Arica - La Paz mit dem starken Lasterverkehr, denn hier wird alles was die Bolivianer brauchen transportiert. Es gibt keine Tunnel, darum ist die Hoehe und Laenge der LKWs nicht beschrenkt. Da sind ja die Schweizer Brummis nur Lastwaegeli. In Poconchile besuchen wir die erste typische Kirche, wie sie im Hochland immer wieder anzutreffen sind. Sehr einfache Bauweise und oft mit irgend einem Erdbebenschaden. In der Hoehe von 2100 - 2500 m treffen wir auf Kandelaber-Kakteen. Das Wort sagt alles: 2 - 4 Mter hoher Pfosten und oben drauf einige "Blaetter". Wir sehen auch das erste Guanaco. Am besten ist, wenn wir immer von Lamas sprechen, denn die Tiere des Hochlandes hier zu differenzieren und definieren wuerde zu weit fuehren.Auf 3200 m kehren wir in einer Lastwagenbeiz ein. Eintreten, bestellen, Essen auf dem Tisch = 3 Minuten. Die Chauffeure fahren im Akkord, wir haben Ferien. Unterwegs neben wir noch mitten in der Wueste einen Boliviano mit. Er will auch nach Socoromo (zur Arbeit). Man spricht bei solchen Siedlungen von Dorf, was in unsern Augen natuerlich oft uebertrieben ist. Manchmal 10 - 20 Leute, einige halbzerfallene Haeuser, keine Infrastruktur, aber eine Kirche darf nicht fehlen. In diesem Dorf wird Oregano fuer ganz (?) Chile angebaut. Wir fahren in den Nebel hinein und erreichen am fruehen Nachmittag mit den ersten Regentropfen Putre auf 3500 m. Die Heizung im fuer diesen Ort sehr konfortablen Hotelzimmer ist willkommen. Es donnert, regnet und der Nebel ist wie zu Hause, nur viel dichter. Mit einem Hochlandbier machen wir das erste Hoehentraining. Der Himmel hat Erbarmen. Es herrscht nur noch Nebel, es ist nach dem Essen auf dem Rueckweg ins Hotel kuehl, fascht wie diheime.

Was auch noch zu eraehnen ist: Es ist Teil unseres Tagwerkes, Fuherer zu lesen, Karten zu studieren, Kameras zu laden, Fotos zu sortieren. Also wir haben trozt Ferien auch immer "Arbeit".

 

 

 


Lago Chungara

2008-01-17

12 Grad (ueber Null), fast wie zu Hause, kein Nebel, hohe Bewoelkung.Wir brechen auf zur Tour ins Hochland. Auf 4300 m (Las Cuevas) koennen wir die Tiere der Gegend nah beobachten. Sie sind sich Touristen (wir sind alleine) scheinbar gewohnt. Ratten, aehnlich wie unsere Chuengel, Enten, Voegel, Lamas, Alpaca. Erstaunlich, was hier auf dieser Hoehe noch alles lebt. Yareta ist ein Pflanze die Steine wie Moos ueberzieht und tiefe Wurzeln macht Diese werden zum Feuern verwendet und haben einen Heizwert wie Kohle. Aus den Blueten macht man Tee, der gegen Diabetes gut ist. Se non e vero e ben trovato.

Parinacota, abseits der Hauptstrasse auf 4450 m gelegen,  ist  einmal mehr ein Dorf das halb zerfallen ist und einige wenige, alte, harte Einwohner hat. Fuer uns ist es fast nicht vorstellbar, dass die Schule hier funktioniert. Die Kinder ruecken am Montagmorgen von weit her ein und kehren am Freitagnachmittag wieder zu ihren Familien zurueck. Auch eine kleine Kirche ist noch in Betrieb. Unsere Strasse (immer noch die, die nach La Paz weiterfuehrt) steigt auf 4700 m. Hier sehen wir die Laguna Cotacotani, leider vor dem im Nebel verdeckten Vulkan Parinacota. Wir erreichen den Lago Chungara, der hoechstgelegene See der Welt auf 4500 m. Das klassische Bild mit dem See und im Hintergrund der 6330 m hohe Parinacota bei blauem Himmel bleibt uns verwehrt. Petrus hebt die Bewoelkung nie ganz an. Es ist hieroben wesentlich waermer als in Putre, jedoch windiger. Was ich hier sehe, entspricht micht ganz meinen Vorstellungen. Immer wieder mache ich den Vergleich Schweiz - Chile, was hier auf dieser Hoehe waechst und lebt (inkl. Menschen) und wie zu Hause auf 4500 m nur Eis und Fels ist.

Als Trost bietet uns Harald eine Fahrt zu den Nevados de Potosi auf 5200 m  an. Ja, warum nicht. Wir fahren hinunter auf ca 3900 m, steigen auf einer saumaessigen Strasse im Schritttempo 30 Minuten an und erreichen eine Tafel mit"5200 m". Harald der Reiseleiter ist stolz. Doch wir merken gefuehlsmaessig und dank Peters Hoehenmesser, dass hier etwas faul ist. Auf der offiziellen Tafel mit 30 cm grossen Zahlen ist mit einem Filzschreiber klein "GPS 4790 m" geschrieben. Und das stimmt schon eher.

Da kommen 2 Schweizer und sagen den Chilenen, dass sie es (auch andernorts) mit der Hoehe nich so genau nehmen. Peter erklaert es ihnen sehr bestimmt, sodass die beiden (Fuehrer und Fahrer) nur noch nicken koennen.

Die Hoehendifferenz hat mir zugesetzt. Eine Tablette einwerfen und schon ist`s (fast) wieder gut. Coca-Tee und ein Tag ohne Alkohol tragen auch einen Teil zur Besserung bei.


Pisagua

2008-01-18

Wieder starten wir bei 12 Grad talwaerts, denn die Strasse Putre - Salir de Surire ist immer noch gesperrt. Durch das Tal des Rio San Jose, eine grosse gruene Oase, erreichen wir Arica. Von diesem Gebiet wird Arica mit Gemuese und Fruechten versorgt. Der Pazifik vor Arica ist sehr fischreich, doch 95% des Fanges werden zu Fischmehl verarbeitet und exportiert. Das Mittagessen gibts im RISTORANTE ANDEN, auf deutsch BAHNHOFBUFFET. Da keine Zuege mehr fahren, sind die Tische auf dem Perron unter dem halbzerfallenen Dach aufgestellt und erst noch weiss gedeckt.

Und nun ab auf die Panamericana, die Traumstrasse, die Alaska und Feuerland verbindet. Abseits dieser Strasse besuchen wir die Petroglyphen (Petro - Pietra) in Ofragia/Codpa. Das sind in Felsen geritzte Zeichnungen von mehr als 1000 Jahren. Von hier aus steuern wir dann unser Tagesziel Pisagua an, zwischen Arica und Iquique am Meer gelegen. Pisagua, dieses gottverlassene Dorf erreichen wir ca um 21.00 Uhr, 12 Stunden unterwegs, ca 8 davon nur im Auto. Weisch wie mued simmer acho? Do haemmer es grosses Bier verdienet ...

Die Panamericana (Route 5) ist nicht immer eine fadengerade Strasse durch die flache Wueste. Als Beispiel unser heutiges Hoehenprofil in Metern: 3500 (Putre) - 0 (Arica) - 1300 - 2330 - 1200 (Codpa) - 2330 - 100 - 1200 - 0 (Pisagua). Die Route 5 fuehrt durch Sand und Steine, tiefe Schluchten, waehrschafte Paesse und endlose Hochebenen,


Pica

2008-01-19

Wieder auf einer vernuenftigen Meereshoehe haben wir herrlich geschlafen. Unser Unterkunft ist ein selber gemachtes ("gebaut" waere uebertrieben) Haus. Mit dem was hier zur Verfuegung steht wurde immer wieder ein Zimmer angehaengt. Ein Haus mit wenigen Mauern und viel Holz. Auf jeden Fall flexibel im Falle eines Erdbebens. Der Ort ist "bekannt" durch das Gefaengnis, in dem Pinochet eine leitende Funktion hatte und Allende die Besichtigung verbot, bzw drohte, im Falle des Besuches, ihn zu erschiessen.

Pisagua war ein Salpeterhafen, profitierte von diesem Reichtum und hatte ein Spital, eine Stierkampfarena, ein Theater, eine Kirche, einen Bahnhof. All das zerfaellt immer mehr. Die Front des Theater wird gepflegt, der Rest ist rostiges Blech, der Innenraum und die Buehne koennte noch gebraucht werden, jedoch nicht SUVA-konform.

Wir wandern ca 3/4 Stunden oberhalb des Meeres zu einer Felsgruppe im Meer. Hier tummeln sich Dutzende von Seeloewen. Wir koennen sehen, wie diese unfoermigen Tiere in den Felsen klettern (ohne Steigeisen). Von weitem schon hoeren wir das Gebruell.

Wieder im Landesinnern, besuchen wir den Gigante de Atacama, eine ca 50 m hohe Figur am Abhang eines kleinen Berges. Es ist eine der Geoglyphen, die Erich von Daeniken sicher als Astronaut interpretieren wuerde. Auf der Fahrt von der Panamerica hierher beobachten wir Windhosen, die Sand in die Hoehe ziehen. In der weiten Ebene erscheinen sie wie der Rauch eines Feuers. Dazu kommt in der Mittagshitze wieder das Flimmern des Horizontes (Fatamorgana).

Der naechste Erich von Daeniken - Ort ist PINTADOS. Hier sind die Figuren auf einer Laenge von ca 3 km an den Berghaengen verteilt. Klar erkennbare Lamas aber auch abstrakte Figuren/zeichen. Waren es tatsaechlich zeichen fuer die Landung von Ausserirdischen oder Kunstwerke der Voelker, die fruher hier lebten? An diesem Ort gibts noch bzw. gabs einen Bahnhof (Salpeterabbau). Der Bahnhofvorstand, einziger und letzter Bewohner des Ortes ist vor 3 Jahren gestorben, 2 Gueterwagen stehen noch hier und warten darauf, von SBB-Cargo abgeholt zu werden ....

Auf der Weiterfahrt beobachte ich auf der Panamericana eine Strassentafel mit Distanzangaben. Santiago de Chile 1814 km. Und Santiago liegt ca in der Mitte des "langen" Landes. Pica auf ca 1300 m ist unsere naechste Station. Der Ort ist eine Oase in der Wueste und ua bekannt fuer die feinen Limetten, die im Pisco souer verwendet werden.

Ein Fest im Dorf, aber nicht wegen uns, wie wir anfaenglich meinten. Eine Buehne ist aufgebaut. Der Frauenverein ist eingeladen und belegt fast alle Sitzplaetze. Mit den ersten Toenen der Rockband reklamieren alle die Lautstaerke und halten die Ohren zu. Irgend etwas ist bei diesem Projekt wohlfalsch gelaufen.

Ich gebe mir Muehe, mit nicht zuvielen Fehlern zu schreiben. Doch, jede Tastatur ist wieder anders und vorallem, etwas klemmt immer. Und zu dem ist eine chilenische Tastatur nicht gleich wie die zu Hause. Also: Exguesi fuer die "Boecke".

 


Iquique

2008-01-20

Heute gehts ohne Zmorge los, So wie es am Meer verfallene Haefen gibt, gibts im Landesinnern verfallene Fabriken. Eine solche ist HUMBERSTONE bei Iquique. In diesen Anlagen lebten die Leute abgeschlossen von der Aussenwelt. Theater (mit Bordell), Schwimmbad, Markt, Laeden, eigene Waehrung, Wohnhaeuser und Schule. Beim Betreten dieser ausgestorbenen und teilweise zerfallenen Geisterstadt erinnere ich mich an den Besuch des KZ Dachau .... 

Am Mittag in Iquique verabschieden wir uns von unsern Fuehrern Harald und Umberto (Fahrer). Nun sind wir auf uns selber angewiesen. In dieser Grossstadt werden wir uns schon zurecht finden. Ihr muesst euch keine Sorgen machen. Wir wohnen im Hotel im 10 Stock (von 23) und haben eine gute Uebersicht ueber die Stadtentwicklung: Hochheuser, dann einfache Gebauede, dann die Huetten, dann die Wueste. Im Erdbebengebiet auf dieser Hoehe wohnen: Wir werden mit gepackten Rucksaecken neben dem Bett schlafen ....

Am Abend geniessen wir das turbulente Leben am Strand. Wieder ein Konzert, wieder nicht fuer uns. Ein wirklich feines Essen im Restaurant ESTACION (Bahnhoefli ..)beschliesst den Tag. Wir gehen zurueck ins Hotel und das Leben hier beginnt erst so recht. Aber eben, wir sind solide Schweizer mit einem exakten Tagesablauf.


Iquique

2008-01-21

Die ganze Nacht geht in dieser Stadt die Post ab. Musik, Autos, Alarmanlagen, menschliches Gefluche: Alles dringt bis zu uns in den 10. Stock. Heute muessen wir den Tag gut einteilen, denn das naechste Mal geschlafen wir erst um Mitternacht im Bus.

Das Museo Regional zeigt ua auch die Urspruenge der Stadt. Einmal mehr hat Salpeter eine Stadt reich gemacht und dann auch wieder in die Armut versinken lassen. Heute gehts dieser Grosstadt wieder gut und vorallem: sie lebt. Dies verdankt sie zu einem grossen Teil der Freihandelszone, der groessten in Suedamerika. Das Museo Naval, eigentlich das Interessanteste hier, ist leider geschlossen. Der Paseo Baquedano ist DIE Strasse: frei von Autos, ca 6 m breite Trottoir aus Holz, Haeuser im Kolonialstil, groesstenteils renoviert und viele Beizli. Der Abschluss bildet die Plaza Prat mit Brunnen und Theater (in Betrieb).

An dieser Prachtsstrasse geniesssen wir einen Jugo natural (Ananas, Bananen, Orangen), herrlich. Hier im Korbstuhl auf dem polierten Holztrottoir sitzen, zuschauen und zu hoeren. Ich fuehle mich Jahrzehnte zurueckversetzt: Blick auf Haeuser im Kolonialstil und das Theater, gemuetlich spazierendes und mit den Haenden sprechendes Volk, und Musik aus dem Lautsrecher unseres Restaurants. Leichte klassische Musik aus Europa wechselt sich ab mit lateinamerikanischen Liedern, die im 3/4 Takt gesungen und gespielt werden. Sie handeln von amor, amigo, adios, lejos, volver, vida, chica del bar, corazon.

Das Strandleben beobachten wir bei einem Austral Black Lager, das beste dunkle Bier das mir hier in Chile bis jetzt begegnet ist. Beim Nachtessen an der Plaza Prat werden wir sehr hoeflich bedient und sehr diskret, jedoch offensichtlich genug, uebers Ohr gehauen. Aber nicht mit uns. Statt 18000 lautet die Rechnung 2300 Pesos. Dem Kellner ist es peinlich, als wir ihn darauf aufmerksam machen. Das Trinkgeld kann er sich ans Bein streichen ....

Am Bustrminal besteigen wir den konfortablen Bus (semi cama) nach Calama. Puenktich um 23.30 Uhr gehts los, das 2er-Team Chauffeure in Krawatten und weissen Hemden. Der lange Tag , die Hitze , das feine Bier und das sueffige Halbeli Santa Rita lassen mich im Bus (bequemer und mehr Platz als im Flugzeug) bald einschlafen.

 

 


San Pedro de Atacama

2008-01-22

03.05 Uhr, Peter weckt mich, wir fahren in eine grosse Halle. Alle steigen samt Handgepaeck aus, fassen das Gepaeck, das im "Keller" des Buses mitreist, begeben sich zu langen Tischen. Hier legen wir all unser Gepaeck hin und warten ab, die Einheimischen sehr ruhig, wir Gringos leicht nervoes. Die Polizei durchsucht kurz den Bus und laesst den Chauffeur 50 m weiterfahren. Hinten kommen weitere Buse. Ein Mann im Uebergwaendli und Gartenhandschuhen schreitet den langen Tisch mit dem Gepaeck ab, drueckt jedes Gepaeckstueck, wuehlt ab und zu in einer Tasche. Mich spricht er an (vermutlich auf spanisch), ich zeige den Pass, er geht schweigend weiter und ich atme auf. Wir fassen das Gepeack, versorgen es wieder im Kellerund steigen in den Bus. 15 Minuten hat diese Kontrolle gedauert. Ich erinneremich an die frueheren Grenzuebertritte mit dem Zug am eisernen Vorhang.

Da Iquique eine Freihandelszone ist, haben wir hier das "richtige" Chile betreten. Und da kennen die Chilenen kein Pardon. Kontrolle von Mensch und Ware. Net witer froge, das isch eifach so ...

Umsteigen in Calama, 5/4 Stunden spaeter weiter und um 10 Uhr in San Pedro de Atacama. Wieder einmal bin ich an einem Ort, der mich auf der Landkarte schon immer faszinierte, sei es vom Namen her, seies wegen seiner Lage in der Wueste. Ich weiss es nicht recht, was es ist. Ich freue mich, hier zu sein. Mit dem Don Pedro in San Pedro. Wir sind in einem Dorf mit 1200 Einwohnern, die fast alle vom Tourismus leben. Die Strassen sind nicht geteert, haben Pfuetzen wenns regnet. Viele Touristen, eher juengere als wir. Neben Spanisch wiegt Englisch vor.

Und jetzt kommt die Chica vom Buero vom Internet-Kafi und sagt, sie werde in 10 Minuten den Strom abstellen. Also schreibe ich spaeter weiter ...

1 Stunde ohne Strom, kein Problem. Das ist hier ueblich. Wir buchen unsere fehlenden zwei Naechte (nach dem Altiplano) im Hotel. Das klappt. Bei Colquetour hat Peter von der Schweiz aus bereits eine 4-Tages-Tour zum Salar de Uyuni gebucht. Wir besprechen mit dem Chef unser Programm. Einmal mehr sind die Regenfaelle in Bolivienen ein Thema. Er zeigt uns Varianten auf. Morgen werden wir mit ihm das definitive Programm vereinbaren.

Um 16.00 Uhr starten wir zur Tour ins Valle de la Luna. In einem Kleinbus mit ca11 andern Touristen. Das ist fuer uns neu: Gruppenfeeling. Der Himmel ist bedeckt und bedrohlich schwarz. Auf der ersten kleinen Wanderung gibts kurz leichten Regen. Das ist wie verhext. Wo wir auftauchen gibts Regen, auch wenn es jahrelang zuvor nie regnete. Aber eben, bei solchen Troepfen muss es ja regnen.

Um 19.00 Uhr steigen wir in 1/2 Stunde zu einem Aussichtspunkt hoch wo wir einen super Blick auf das Valle de la Luna haben. Der Himmel ist bedeckt, doch scheint die tiefstehende Sonne wunderbar durch einen wolkenfreien Raum in diese Felsarena und laesst diesen Kessel leicht rot erscheinen. Im Talboden liegt wie Schnee das weisse Salz. Zwischendurch treibt der Wind in Boehen uns den Sand ins Gesicht (Peeling fuer den Mann). Es ist Vollmond, doch den sehen wir nicht. Trotzdem ist es bedingt durch das Salz, als wuerde nach dem Untergang der Sonne der Mond das Tal erhellen. Ein grandioses, eindrueckliches Erlebnis. Dieses Ereignis beobachten natuerlich taeglich mehrere hundert Touristen, die von San Pedro hergefuehrt werden.

Diesen Tag beschliessen wir mit einem guten Essen im neueroeffneten "Rest Art". Obwohl es schon 21.30 Uhr ist, sind wir die ersten Gaeste. Das Haus besteht seit 3 Monaten und muss noch um Gaeste kaempfen. Das bekommen wir sehr, sehr positiv zu spueren. Ein hervorragender Pisco Souer ist gratis. Seit wir in Chile sind ist der Pouletbedarf um 0,005 % gestiegen. Darauf sind wir stolz.

 

 

 

 


San Pedro de Atacama

2008-01-23

Am Vormittag sind wir zwei per Bike unterwegs.  Wir besuchen die Ruinen von Pukara und fahren weiter in die Teufelsschlucht. Sie ist im trockenen, mit gepresstem Sand gefuellten Bachbett weit hinein befahrbar. Einen weiteren Teil machen wir zu Fuss. Auf dem Weg ins Tal, schon ca 2 km nach San Pedro gilt es, erstmals den Fluss zu ueberqueren. Da das Wasser schmutzig ist, kann der Weg im ca 30 cm tiefen Wasser nicht erkannt werden. Trotzdem wage ich mich, im kleinsten Gang den Rio zu durchfahren. Guet gange, Solche Flussquerungen gabs total 12, die letzten dann vorsichtshalber zu Fuss.

Immer wieder muss ich Peter zum Wassertrinken auffordern. Er trinkt manchmal zuwenig, obwohl ich ihm ein gutes Vorbild bin. Er isch aebe mur z`ful zum Bruenzle.

Auf dem Heimweg um die Mittagszeit kamen dann die juengeren Biker uns entgegen. Sie standen ratlos vor dem Fluss und staunten nicht schlecht, als wir zwei alten Mannen ihnen zeigten, wie das gemacht wird. Wir hatten ja schon mehrfache Erfahrung. Daene hemmers wieder zeigt ...  Mit einem kurzen "Ciao" fharen wir weiter.

Am Nachmittag organisieren wir unsere Tour ins Altiplano. Es gibt Aenderungen. Aber auch hier geht Vorsicht vor. Die huebsche Maria Delgado von Colque Tour organisiert und erklaert uns die Tour. Wir koennten ihr noch laange zuhoeren oder besser gesagt zusehen.

 


Uyuni (Bolivien)

2008-01-24

Wir starten zu unserer 4-taegigen Bolivientour. Der chilenische Fahrer bringt uns in ca 70 Minuten aus ca 4300 m an die bolivianische Grenze. Kurz danach, an der Laguna blanca nimmt uns Marco (ein Bolivianer aus La Paz)  mit seinem Toyota 4 x 4 Landcruiser, 4,5 Liter, Jahrgang unbekannt (alt) in Empfang und jagt an diesem trueben Tag nordwaerts davon. Peter bittet Marco, etawas Gas wegzunehmen. Erster Halt Diesel vom Fass (auf dem Dach) einfuellen, zweiter Halt an der Laguna colorada 4200 m. Dank des gewittrigen Wetters erleben wir hier eine gewaltige Stimmung: schwarze Wolken, rotes Wasser, einzelne Sonnenstrahlen und Blitz und am Rand der Lagune leuchtet das weisse Borax. Und all das macht den vielen Flamingos nichts aus.

Nach ca der Haelfte der rund 300 km Piste setzt der Regen ein, teils sehr heftig. Hier zwei Muesterli unserer Fahrt.

Die Scheibenwischer sind defekt, der linke ist noch dran der rechte liegt ueber dem Armaturenbrett im Wageninnern. Am rechten ist eine Schnur befestigt. Diese verlaeuft ueber das knapp geoeffnete Seitenfenster ins Wageninnere. Hier zieht Marco den Wischer hoch. Ein Gummiband zieht den Wischer wieder in die Grundstellung zurueck. Und als die Kraft des Gummis nicht mehr ausreicht, stoesst Marco den linken Wischer mit dem rechten aus dem offenen Fenster in die Grundstellung. Chunnsch drus?

In einem Bach bleiben wir stecken. Das Wasser ist regenbedingt angestiegen. Ich oeffne die Tuer und sehe, das Wasser steht ca 10 cm unter unterhalb des Wagenbodenes. Der Motor hat zuviel Wasser erwischt. Peter und ich schauen uns fragend an, Marco bleibt ruhig. Mit dem Anlasser "huepft" das Auto rueckwaerts aufs Trockene, wo die Kerzen getrocknet werden. Und im zweiten, jedoch wesentlich sorgfaeltigeren Anlauf gelingt die Querung. Glueck gha.

Im stroemenden Regen erreichen wir erst nachts Uyuni. Die Strassen der Stadt sind voller grossen Pfuetzen. Wir sind auf 3670 m und haben trotz Regen noch 20 Grad warm. Wir befuerchten, dass unser weiters Programm nicht stattfinden kann. Znacht gibts im Restaurant "16. Juli", wo sich viele junge Tramper treffen, wieder sind wir altersmaessig wesentlich ueber dem Durchschnitt. Doch nun schlafen wir mal und erholen uns von dieser Schuettelfahrt. Fuer Peter reicht das Wasser nicht mehr zum Duschen. Das stoert ihn ueberhaupt nicht.


Colchani (Bolivien)

2008-01-25

Jedes Mal, wenn ich nachts wach war, regnete es immer noch. Beim Aufstehen hat sich der Regen endlich gelegt. Petrus hat tatsaechlich unsere Hilferufe gehoert. Die Sonne setzt sich immer mehr durch. Fuer Marco unsern Fahrer setzen wir uns bei seinem Chef fuer funktionierende Schweibenwischer ein. Waehrend er das erledigt, besichtigen wir den "Eisenbahnknotenpunkt" Uyuni. Der Bahnhofchef erlaubt einem Polizisten, uns das vorwiegend still vor sich hin rostende Rollmaterial zu zeigen. Die Spuren der glorreichen Zeiten sind noch sichtbar: Schlafwagen, Speisewagen, Dampflocks.

Mit geflickten Scheibenwischern fahren wir zum Einsenbahnfriedhof am Ortsrand. Hier stehen reihenweise, mit den Raedern im Sand versunkene, zum Teil auch zerlegte Dampfloks. Einem Fan alter Loks (wir sind es nicht) kommen hier die Traenen ...

In der Salzmine sehen wir ua die Verwendung von Salz als Baumaterial. Bloecke von ca 50 x 30 x 20 cm werden aufeinandergeschichtet und mit einem "Moertel" aus Salz und Wasser fixiert. Und das Ganze haelt.

Der Salar de Uyuni ist eine 12`00 km2 grosse Salzflaeche. Wegen des Regens ist sie hier mit ca 15 - 3 cm tiefem Wasser bedeckt. Durch dieses Wasser fahren wir 10 km zu einer "Insel" mit Restaurant. An den ganz seichten Stellen halten wir an und steigen aus (als Schweizer tragen wir Bergschuhe). Wasser und Salz soweit das Auge reicht. Auf dieser Insel bereitet uns Marco einen Zmittag zu, den wir mit einem dunklen (leider suessen ...) bolivianischen Bier "verfeinern". Hier treffen sich alle die gewaltigen 4x4-Chlaepfe mit ihren Gaesten (zum Teil bis 6, wahrend wir es uns zu zweit bequem machen koennen). Die Weite des Salars, bzw jetzt des Meeres beindrucken uns sehr.

Und wieder geht der Strom bald aus ...

Ich fuehle mich geehrt hier an diesem Punkt der Erde sein zu duerfen. Wer schon hier war, kann mir vermutlich nachfuehlen.

Mit dem intensiven Licht der tief stehenden Sonne fahren wir zurueck aufs "Festland" und sind gespannt, was uns in Sachen "Salzhotel" erwartet. Wir fahren weg vom Ort. Ausserhalb auf einer Hoehe am Rand des Salars steht unser Hotel. "Luna Salada" steht ueber dem Eingang, der zu einer SAC-Huette gehoeren koennte. Schade, den SAC-Ausweis habe ich nicht hier ...

Was sich dann aber beim Betreten bietet, stellt uns mehrmals den Schnauf (auf ca 3700 m) fast ganz ab. Das Hotel (und diesen Namen verdient es wirklich) ist aus Salzbloecken gebaut, seit einem Jahr offen, ein wahrer "Mirador" ueber den Salar. Ausser dem Badezimmer sind alle Boeden aus grobkoernigem, ca 5 cm hohem Salz belegt, auch im Restaurant, beim Empfang und in allen Aufenthaltsraeumen. Die Betten sind ebenfalls aus Salzstein (mit einer Matraze drauf).Wir sind erschlagen. Da es neu ist funktioniert noch alles. Ich hoffe sehr, dass es so bleibt und noch viele diesen traumhaften Ort geniessen koennen. Von der Gartenwirtschaft aus erleben wir den Sonnenuntergang ueber dem Salar. Nur im Himmel kann es schoener sein. Platz hats fuer ca 50 Gaeste, wir sind zu viert beim feinen Nachtessen.

Waehrend ich mit dem Kellner unter Zuhilfenahme aller meiner Spanischkennntinisse unterhalte, nimmt Peter mit einem Ohr am Gespraech am Nebentisch teil. Eine Deutsche laesst kein gutes Haar an Bolivien. Er meldet sich ab, bevor er eingreift. Schliesslich hats hier  auch wieder Dusch-Wasser fuer beide. Solid wie wir sind, ist bereits kurz nach 22.00 Uhr Nachtruhe. Und es ist wirklich absolut ruhig, kein Ton und durchs Dachfenster scheint der Mond.

 


Villa Mar (Bolivien)

2008-01-26

Wir fahren ueber Uyuni nach dem 30 km entfernten Pulacayo 4117 m, auf der Strasse Richtung Potosi. Wenn ich von  Strasse spreche, dann ist es ein Schotterbett, so wie es bei uns etwa bei Roemerausgrabungen zum Vorschein kommt. Und hier fahren auch Busse und LKW`s, eben bergauf im Schritttempo oder auch langsamer.

Pulacayo ist eine stillgelegte Mine. Einst lebten hier 32`000 Leute, heute sind es noch 500. Die Schmalspurbahn (1890 - ca 1960) fuehrte von hier ans Meer nach Antofagasta, damals noch zu Bolivien gehoerend. Eine Cooperative der Bewohner beutet hier noch in Handarbeit aus Idealismus Zink, Blei und Schwefel ab. Ein einheimischer Fuehrer (wie immer in der einen Backe Cocablaetter kauend) erklaert uns sehr viel und fundiert. In einem Herrschaftshaus lebten Nazis ua auch der Cerro de Lyon (Barbie) nach dem 2. Weltkrieg hier. Und trotzdem hat man ihn gefunden.

Wir fahren suedwaerts, auf der gleichen Strecke wie vorgestern im Regen. Nun sehen wir auch ueberall die Seen, die mit Regenwasser gefuellt sind. Bei strahlendem Sonnenschein jagen wir ueber die Piste. Marco lebt auf. Mehrere Meter hohes Lavagestein, das von der Witterung geformt wird und in grossen Bloecken oft in freier Landschaft steht, finden wir im Valle della Rocca und in der Cuidad Perdido.

Mit dem Sonnenuntergang erreichen wir Villa Mar 4100 m, einen sehr einfachen Ort, mit ebenfalls sehr einfacher Unterkunft (alte SAC-Huette mit Warmwasser und ab 20.00 Uhr mit Licht). Nach dem Essen ist das Programm zu Ende und wir sind noch frueher als gestern im Bett. Dank einem Generator haben wir Licht. Brauchen wir nicht, wir moechten schlafen. Der Generator droehnt und droehnt. Ruhig liegen, entspannen, sich nicht aufregen und tief durchatmen und versuchen den Laerm als Meditationsmusik akzeptieren zu koennen ...


San Pedro

2008-01-27

Bis drei Uhr laeuft der Generator auf vollen Touren, dann schlafe ich endlich ein. Puenktlich (und das ist sonst keine bolivianische Spezialitaet) gibts Zmorge und um 7 Uhr gehts los. Marco kaempft mit dem Schlaf, er hat keine Cocablaetter mehr. Ich bemuhe mich um eine Unterhaltung mit ihm und bitte Peter,  der neben ihm sitzt , ihn aus dem Augenwinkel zu kontrollieren.

Der Toyota kraxelt auf einem Bergweg auf einen Pass von 4700 m, alles sin problemos. Immer wieder begegnen uns Lagunen mit Boraxabbau. SA und SO haben die Arbeiter frei. Oft wuerden sie lieber arbeiten und Geld verdienen, sagt Marco. Was will man hier oben schon. Doch GAV-Vereinbarungen sehen eben diesen Arbeitsrythmus vor.

Wieder sind wir an der Laguna colorada (Red Lagun), diesmal jedoch beiwunderbarem Wetter. Flamingos (eine spezielle Andenart), rot die Lagune, weiss der Rand aus Borax,  im Hintergrund die schneebedeckten Vulkane und all das in einer grenzenlosen Landschaft. Doch die Stimmung bei Gewitter auf der Hinfahrt war ebenso faszinierend.

Marco scheint die Krise ueberwunden zu haben und jagt wieder wie gewohnt ueber die Pisten. Die Piste steigt und steigt, langsam glaube ich, dass er mit uns direkt in den Himmel faehrt. Doch nach einem Uebergang auf  4850 m  erreichen wir die Geysire SOL DE LA MANANA. Hier tritt Wasser und Dampf aus Loechern im Boden. Das glutheisse Innere unserer Erde ist hier sehr nah unter der Oberflaeche. Fuer uns Schweizer, die wir gerne auf Felsen stehen und nicht in einer Erbebenzone wohnen, ein komisches Gefuehl. Wir sind live in des Teufels Kueche dabei.

Ein letzter Hoehepunkt dieser Tour ist die Laguna verde. Sie ist wirklich gruen (wie manchmal der Vierwaldstaettersee im Urnerbecken), jedoch nur wenn der Wind uebers Wasser streicht. Der Wind laesst nach und die Farbe wechselt auf blau. Eine einzigartige Show der Natur.

Durch eine Vulkanlandschaft in rot, gruen, gelb, grau, braun und weiss erreichen wir die Laguna blanca,  Ende unserer Bolvientour. Ca 1000 km sind wir in diesen vier Tagen nicht gefahren, sondern geschuettelt, geschwommen, gejagt, geklettert  und geschleudert. Wir bedanken uns bei Super-Marco mit einem guten Trinkgeld sowie einem Sackmesser und dem Faserpelzpulli von Peter. Wir wuenschen ihm, dass er seine 2-monatige Tochter in La Paz bald wieder sehen moege. Er hat einen hervorragenden Job gemacht und uns sehr viel gezeigt.

Am Abend in San Pedro lassen wir es uns gut gehen, auch wir haben es verdient. Die ins Auge gefasste Tour morgen frueh auf den Tatio lassen wir sein, denn wir muessten um  4 Uhr schon wieder mit einm 4x4 losfahren.

 

 

 


San Pedro

2008-01-28

Heute ist ein Ruhetag angesagt. Trotzdem gibts natuerlich Einiges zu erledigen. Vor dem Zmorge weichen wir unsere Waesche ein. Einfaches Auswaschen reicht da nicht mehr. Mehrmaliges Spuelen ist ebenfalls noetig. Doch wir schaffen es. Alles hanegt am Baum vor dem Zimmer zum trocknen. Das geht bei knapp 30 Grad und leichtem Wind schnell. Da ich ein ordentlicher Typ bin, kommt Peter massiv unter Druck. Nun habe ich ihn aber soweit: er richtet die Tuben auf dem Nachttischli schoen aus, er stellt die Schuhe ordentlich neben das Bett, er haengt seine Kleider ordentlich am Buegel auf.

Die Busbillette nach Calama kaufen wir hier in einem Buero mit topmodernem Reservationssystem. Wir koennen die Plaetze im elektronischen Reservationsplan aussuchen. Das Ticket wird mit Platznummer, Bus, Datum, Preis ausgedruckt.  Und all das fuer eine Busfahrt von ca 1 1/2 Stunden. Die Abfahrt ist 08.51. On verra.

Mit grossem Zeitaufwand schafft es Peter, Fotos ins Netz zu stellen. Dies betrifft die Tage 16. (2 Fotos) / 18. / 19. / 20. (2 Fotos) / 23. / 25. (2 Fotos) . Peters Knie gehts heute so gut wie schon lange nicht mehr. Yogauebungen vor dem Zmorge lehnt er konsequent ab.

Heute kochen wir selber und essen auf dem gedeckten Sitzplats des Hotels. Zum Apero Cristal (Bier) aus der Buechse, zum Hauptgang Avocado natur mit dem Loeffeli, zum Dessert Trauben, Bananen und Orangen von Hand. Zu dem, dass ich den ganzen Einkauf besorgte muss ich auch noch die Kueche (2 Loeffeli und das Sackmesser abwaschen) machen.

Lob:Erwin hat wirklich sein ganzes Koennen gebraucht um diesen feinen Dreigaenger auf den Tisch zu zaubern. Ich habe seine Faehigkeiten wirklich unterschaetzt.

Peter  

 

Leider hat es das Reisebuero nicht geschafft (verlauert?), fuer uns den Besuch in der Kupfermine bei Calama zu buchen. Wir sind jedoch im Besitze von Insider-Infos, wie wir es doch noch schaffen werden.

Nach dem obligaten stuendigen Stromunterbruch bin ich mit meiner Berichterstattung wieder a jour. Wir freuen uns, dass sich soviele Daheimgebliebene fuer unsere Reise interessieren. Herzlichen Dank auch allen, die sich ueber getjealous bei uns melden.

Ich bin froh, jetzt dieses Internet-Lokal verlassen zu koennen. Es ist nicht die Hitze, es ist nicht das Bano die mich hinaustreiben. Es sind zwei deutsche blonde Tussi, die hier in einer fuer mich fast unertraeglichen Art und Weise (Mimik, Sprache, Lautstaerke, Inhalt, Intimitaet) uebers Internet telefonieren.

Um doch noch eine gewisse Regelmaessigkeit in unsern Alltag zu bringen, essen wir hier jeweils im gerade neben dem Hotel gelegenen, neuen, guten und preisguenstigen Restaurant BENDITO DISIERTO. Die heutige Menueauswahl ist sprachlich etwas anspruchsvoller als sonst. Nach dem ENSALADA CHILENO folgt der Hauptgang. Wir sind ueberrascht, dass Fisch auf dem Teller ist. Beim ersten Bissen Fisch schauen wir uns gegenseitig sehr erstaunt an. Spezielle Zubereitungsweise? Zweiter Biss: Nein, das kann`s nicht sein. Ich empfinde einen unertraeglichen Geschmack von Amoniak auf der Zunge. Der Kellner bringts in die Kueche. Der Bericht: es ist tatsaechlich Amoniak. Auf dem Transport im Kuehlwagen ist Amoniak von der Kuehlanlage in dieses Paket Fisch gelaufen! Wir machen keine weiteren Experimente und bestellen Huhn. Damit sind wir noch nie schlecht gefahren. Der Kellner entschuldigt sich und offeriert uns ein Glas Wein. Somit ist der gute Ruf des Restaurants gerettet.

 

 


Calama

2008-01-29

08.51 geplante Abfahrt des Busse. 08.53 faehrt er tatsaechlich. Das ist absolut puenktlich fuer Suedamerika. Wir sitzen im Doppelstoecker im Gringo-Deck (oben) mit herrlicher Aussicht. Unterwegs ertoent ein Hupsignal und es leuchtet eine rote Lampe mit dem Hinweis "100 km/h". Viermal (in 1 1/2 Stunden) kommt dieses Signal kurz. So sehen wir Passagiere, dass der Chauffeur kurz die zulaessige Maximalgeschwindigkeit ueberschritten hat.

Auf der Einfahrt in Calama sehen wir unser Hotel AGUA DEL DISIERTO am Stadtrand. Mit dem Taxi fahren wir ins Hotel. Ein Problem begleitet uns: Wie schaffen wir es, heute die Minen von Chuquicamata (kurz Chuqui) zu besuchen? Die Reception versucht, uns anzumelden. Leider alles komplet. Also fahren wir per Taxi in die Stadt um weitere Moeglichkeiten der Reservation zu versuchen. Wir erklaeren unser Problem dem Taxchauffeur. Wir kommen extra aus der Schweiz hierher um diese Mine zu besichtigen! Er macht kurz ein Telefon per Handy. Einige Erklaerungen (SUIZOS!) sind noetig und es klappt! Wir atmen auf, denn in Calama gibts sonstwirklich nicht`s Sehenswertes.

Die Mine liegt 15 km ausserhalb von  Calama. Er faehrt uns hin. Um 14.00 Uhr beginnt in dieser Geisterstadt die Fuehrung.

Vor ca2 Jahren ist die Umsiedlung abgeschlossen worden. Die Arbeiter wohnten mit den Familien in Chuqui. Hier gabs fuer die 15`000 Einwihner alles zum Leben: Einkaufs-zentrum, kleine Laeden, Kino, Theater, Sportplaetze, Kirche, Spital usw. Jetzt steht alles leer und die Haeuser sind immer noch sehr gepflegt. Die Mine gehoert der staatlichen Kupfergesellschaft CODELCO. Diese strebt die ISO-Zertifizierung an und die verlangt, dass die Arbeiter nicht bei der Mine wohnen duerfen (sehr starke Staubbelastung). Also sind die Leute nach Calama in recht schoene Einfamilienhaeuser umgesiedelt worden. In einigen Monaten soll ein Teil des Dorfes bereits mit Bergbauabfall ueberdeckt werden.

Diese Mine (Grube) ist ca 4,5 km lang, 3,5 km breit und 1 km tief. Aus diesem Loch wird das Material mit riesigen Lastern heraufgekarrt. Der Groesste nimmt 400 (vierhundert)  Tonnen auf`s Mal und ist ca. 1 1/2 Stunden unterwegs bis er oben ist. Das erzhaltige Gestein durchzieht das Gebiet in einer Ader. Ein Grossteil des Gesteins wird nur nach oben geholt, damit die Grube nicht einstuerzt. Es wird rund um die Uhr im 3-Schichten-Betrieb gearbeitet. Je Schicht sind ueber 1000 Arbeiter am Werk.

Die Produktion von Kupfer wird mittels Video und dann  vom Grubenrand aus erklaert. Paula die Fuehrerin sprich vorallem Spanisch. Am Schluss klaert uns ein Fuehrer sehr hilfsbereit in Englisch noch ueber die Unklarheiten auf. Es ist gigantisch, was hier in der Mine ablaeuft. Die Produzenten freuen sich ueber die wirtschaftlich bedingte grosse Nachfrage nach Kupfer. Die Preise sind hoch!

Calama (ca 2300) m liegt nur wenig tiefer als San Pedro. Die Temperaturen erreichen schon am Vormittag 30 Grad, doch in der nacht wirds angenehm kuehl (ca 13 Grad). Unser Hotel hat einen Pool. Also werden wir hier noch eintauchen, das erste Bad seid wir unterwegs sind.

 

 

 


Rapa Nui

2008-01-30

Sehr stimmungsvoller Sonnenaufgang ueber der bewoelkten Atacamawueste in Richtung San Pedro. Alexis ist mit chilenischer Puenktlichkeit vor dem Hotel zur Fahrt an den Flughafen bereit. Die nette Dame der LAN erwartet, dass wir unsern Boarding-Pass am neuen Automaten beziehen. Goht`s eigentlich no! Es stinkt ihr extrem, uns "von Hand" einchecken zu muessen. Ich glaube sie "schwimmt", denn hinter uns entsteht eine lange Schlange.

Wir fliegen nun nach Santiago und verlassen das Wuestengebiet Chiles. Nochmals ueberfliegen wir Wueste, Oasen, Pisten, Strassen, Seen und an den Bergspitzen kleine Schneeflecken. Jetzt, da wir diese Landschaften am Boden erlebt haben, schauen wir noch interessierter aus dem Fenster. In aller Ruhe lasse ich die vergangenen Tage Revue passieren. Meine Seele dankt fuer dieses Timeout.

In Santiago werden wir wider Erwarten von Christiane begruesst. Sie verkuerzt uns die Wartezeit massiv. Wieder duerfen wir ihre Gastfreundschaft geniessen. Zum Zmittag gibts ua auch Rotkraut und Spaetzli. Ein wenig Heimatgeschmack tut immer gut. Sie bringt uns wieder zum Flughafen und bleibt bei uns bis das Checkin erledigt ist. Sie will sicher sein, dass wir im richtigen Flugzeug sind. Das ist nicht ganz einfach, denn die Osterinsel ist ein inlaendische Destination. Unsere Maschine fliegt jedoch weiter nach Papeete (Thaiti) und das ist international. Also einchecken bei INTERNATIONAL und zum GATE NATIONAL gehen. Logisch!

Jetzt ist uns auch klar, dass eine "richtige" Maschine (B 737) nach Rapa Nui fliegt. Auf dem ca 5-stuendigen Flug (2 Stunden Zeitverschiebung) geniessen wir (vorallem Peter!) die auffallend grosse Beinfreiheit. Dieser Flug von 3800 km bringt uns also fast in die Suedsee. Unterwegs kein Land, kein Schiff, kein anderes Flugzeug. Nur Wasser! Wir fliegen wirklich in die Abgeschiedenheit, auf die sagenumwobene Osterinsel. Im Umkreis von rund 2000 km gibts von der 167 km2 grossen Insel aus kein Land. Rapa Nui heisst die Insel, Hanga Roa der Hauptort mit Flughafen. Andere Doerfer gibts nicht. Wir fliegen an ueber die Insel und muessen in einem 180 Grad bogen auf der leicht steigenden Piste landen. Die Hoehe sinkt und sinkt und immer noch nichts von Abdrehen. Weiss der Capitain was er macht? Ja! Auf ca 600 m dreht er ab, denn das genuegt auf dem offenen Meer vollkommen. Wir landen um 21.00 Uhr Ortszeit beim Sonnenuntergang. Mit einem Blumenkranz empfaengt uns Conny von unserer Agentur und bringt uns cu unserer Cabana (Bungalow). Ein kuehles Corona auf der Terasse mit Blick auf den Pazifik: Jetzt sind wir da, an diesem mystischen Ort!


Rapa Nui

2008-01-31

Vorweg etwas Geschichte. Wer keine Lust darauf hat kann den Abschnitt ueberspringen, wird jedoch nachher Muehe haben, den Berichten zu folgen.

Hier beruht viel auf Sagen, die effektiven Ueberlieferungen halten sich in Grenzen. Vermutungen, Moeglichkeiten, Ideen (auch Erich von Daeniken ist wieder ein Thema) nach dem Motto "so non e vero e ben trovato" wechseln sich mit einigen Fakten ab.

Am 6. April 1722 (Ostern!!) wurden die Insel von einm Hollaender entdeckt. Jedoch war er nicht der erste, der hier war. In der Zeit von ca 1680 - 1860 wurde der Chef der Insel (der Vogelmann) jedes Jahr. durch sportliche Wettkaempfe ermittelt. Er musste das Ei eines Vogels rennend und schwimmend ueber eine bestimmte Strecke ganz ans Ziel bringen. Wer das am schnellsten schaffte war dann der VOGELMANN und legte fuer seinen Clan grosse Ehre ein. Als Erinnerung wird jedes Jahr ein 2-woechiges Fest das TAPATI heisst gefeiert. Wir sind voll dabei: 1. - 16.2.2008 wird es ausgetragen.

Die bekannten Figuren/Koepfe von hier sind DAS Wahrzeichen der Insel. Es gab/gibt mehrere 100 von ihnen. AHUS ist der Altar bzw Sockel, MOAI ist die Figur und PUKAO ist die Krone. Die Figuren sind zwischen 2 und 20 Meter gross. Bis ca 1820 wurden alle von Menschen umgestossen (Kriegerein, Seefahrer). Viele von Ihnen sind in der Zwischenzeit wieder aufgestellt worden. Sie schauen (fast) ausnahmslos INS Land, also ZUM Volk. Ein Raetsel ist immer noch, wie die tonnenschweren Moais vom Steinbruch an ihre Orte auf der ganzen Insel transportiert wurden. Die erste Moais duerften ca 500 Jahre (nach Christus) gehauen worden sein. Noch heute sind im Steinbruch die nicht ganz fertigen Moais sowie das Lager der fertigen Moais sichtbar.

Nach dem Zmorge mit frischen exotischen Fruechten starten wir mit Hermann (ein deutscher Pensionaer) zur Halbtagestour. Endlich mal eine Gruppe, in der wir das Durchschnittsalter druecken! Wir besichtigen ua eine Hoehle am Meer mit Felsmalereien. Sie sind schlecht sichtbar, kommen aber auf der Digitalkamera sagenhaft zum Vorschein. Man wusste also schon frueher, in welche Richtung sich die Fotographie entwickeln wird ...

Wohnhaeuser im Boden, Kratersee als Suesswasservorrat, umgestuerzte Moais, "heilige" Orte der Ureinwohner sind weitere Stationen. Von Hermann erfahren wir auch, welche rasante Entwicklung im Tourismus die Insel durchmacht. Er glaubt, in wenigen Jahren sei die Insel zum Ruin "entwickelt. Auch wir sehen, wie Touristen die Altare betreten, die Orte nicht respektieren.

Bei der gemuetlichen Siesta auf unserer Terasse schafft es Peter, einen Plastic-Monoblock-Stuhl zu Schrott zu machen! Er faellt recht hart zu Boden. Ich bekomme einen Lachanfall, doch Peter findet es gar nicht lustig. Durch den Laerm kommt sofor unser Gastgeberpaar und bietet medizinische Hilfe an. Das ist zum Glueck nicht noetig. Ich empfehle Peter immer die Sicherheitsausruestung  (Warnweste und hohe Schuhe) zu tragen. Dann waere das Unglueck sicher nicht passiert ...

Ein Wanderung dem Meer entlang und ein feines Essen im AU BOUT DU MONDE lassen auch Peters Moral wieder steigen. Wir treffen ein junges Schweizerpaar, das von Thaiti her kommt und es auf Rapa Nui guenstig findet. Wir erleben hier jedoch saumaessige Preise, im Vergleich zum chilenischen Festland. Den Sonnenuntergang bei den Moais (10 Min von unserer Cabaña entfernt) erleben wir bei leichtem Regen. Wie koennte es auch anders sein: Peter und ich sind hier!

 


Rapa Nui

2008-02-01

Heute ist eine Tagestour, wieder mit Hermann angesagt. Wir beginnen mit den Sehenswuerdigkeiten an der Suedostkueste. Das sind meistens Altare mit/ohne Moais, Resten von Wohnhaeusern, heilige Staetten und alle haben mit der alten Geschichte von Rapa Nui zu tun. Hermann macht seine Sache sehr gut. Er weiss viel ueber die Sagenwelt dieser Kultur hier. Zu jedem Ort hat er neben der "offiziellen" Version immer seine eigene, die er sich im Gespraech mit Einheimischen erworben hat. Ich bemerke Zusammenhaenge mit Erich von Daeniken. Er fragt auch immer: Koennte es nicht auch anders gewesen sein. Klar, die wissenschaftliche Variante steht mal fix da und an der zu ruetteln ist sehr, sehr schwierig. Das weiss auch Hermann.

Der Hoehepunkt ist der Besuch von Rano Raraku, dem Steinbruch, wo die Moais aus dem Felsen gehauen wurden. Da gibts noch einen riesigen, ca 20 m hohen, halbfertigen Moai. Die Vorderseite ist in der ganzen Laenge fertig. Mit dem Ruecken ist er noch schraeg mit dem gewachsenen Fels verbunden. Ringsherum ein entsprechender Graben. Bald haette er abtransportiert werden koennen.

Wir fahren  zur Nordostkueste. Ein runder magnetischer Stein in Meerresnaehe ist nach der Geschichte von Rapa Nui der Nabel der Welt. Dieser Stein hat magische Kraefte, hilft zB bei Frauen, die nicht schwanger werden, bei schmerzenden Knien. Peter setzt sich zum Stein, beruehrt ihn, steht auf und hinkt davon, noch schlimmer als vorher. Er glaubt zu wenig daran. In Anakena sehen wir eine letzte Gruppe Moais. Als einzige sind sie von Palmen umgeben. Hier ist auch ein wunderschoner Strand mit weissem Sand und Palmen. Es ist der Einzige auf der ganzen Insel. Die Kueste ist im Normalfall felsig, schwarz (Lavastein), unzugaenglich, steilabfallend. Hier an diesem schoenen Ort geniesse ich mein allererstes Bad im Pazifik. Nichts von Kaelte: Wasser ca 24 Grad, Luft ca 30 Grad. Herrlich! Peter ergibt sich dem Trunk, denn er hat die Badehose vergessen.

Am Abend begeben wir uns zum Festplatz. Es hat wie an einem Dorffest bei uns verschiedene Beizli, Bars und Staende. Wir moechten um 19.30 Uhr einen Apero trinken. Nur auf draengen hin ist das moeglich, denn vor der offiziellen Eroeffnung, die der Buergermeister um 19.00 haette vornehmen sollen, gibts normalerweise nichts. Der Buergermeister trift ein und wird rundum verehrt. Peter schaut gut zu, wie er das macht, denn bald ist ja Peter auch Buergermeister (von Arth und Goldau)!

Beim einfachen, dafuer um so teureren Znacht werden wir vom nahestehen Grill regelrecht zu Rauchwuersten gemacht. Und dann setzen wir uns um 21.00 Uhr auf einen guten Stuhl in der Festarena vor die Buehne. Wir warten immer noch auf die Eroeffnung. Eine halbe Stunde spaeter fluechten wir vor dem aufkommenden Sturm und erreichen mit den ersten Regentropfen unsere Cabaña. Wir feiern das Fest mit einem (oder warens zwei, ich erinnere mich nicht mehr)  Bier aus unserem Kuehlschrank auf unserer Terrasse und schauen dem vorbeiziehenden Sturm zu.

Noch ein kleines Hygiene-Detail: In einfachen Gebieten (zB Altiplano, San Pedro, Rapa Nui) ist es verboten, jegliches WC-Papier in der Schuessel zu versenken. Da steht ein Kuebel daneben und da gehoert alles Papier (auch das gebrauchte!!) hinein.

 


Rapa Nui

2008-02-02

Heute starten wir zur geplanten Biketour zum Maunga Tereveka. Start wegen Regen verschoben auf ca am Mittag. Eine Stunde dem Meer entlang dann ca. 600 Hoehenmeter. Das Wetter wird immer schlechter. Wir besuchen unterwegs die einzigen Moais, die Richtung Meer schauen. Peter wird langsam saeuig und wirft mir SAC-Grind vor: Trotz schlechtem Wetter weiter auf den Gipfel. Mit einem frischen Ananassaft vom Bauernhof kann ich ihn etwas besaenftigen. Ohne viele Worte steigen wir weiter hoch. Auf dem Singletrail hinunter wird es naesser und naesser, dreckiger und dreckiger. Auf den letzten Kilometern vor Hanga Roa werden wir trocken und der Schlamm klebt wie Beton.

Wir begegnen unterwegs sehr wenigen Leuten (meistens Wanderer, vermutlich auch SAC-ler ... ).  Ein Gaucho auf seinem Pferd will uns Angst machen und die Weiterfahrt verbieten (bike prohibito!). Schlussendlich zeigt er Milde mit uns.

Auf der Terasse geniessen wir zuerst mal Schoggi (aus der Schweiz) und Bier. Peter wird langsam wieder zufrieden. Ich verspreche ihm, morgen keine Biketour zu machen. Jetzt ist Service mit Waschen, Duschen, Trocknen angesagt. Beim Anziehen der sauberen (langen) Hosen stellen wir beide fest, dass wir auf keinen Fall zugenommen haben, im Gegenteil, wir haben zuviel Gurt!

Zwischen 2 Regenfronten essen wir im Dorf einen feinen Fisch. Wiederum ist nichts mit Fest, es regnet. Nachts ziehen mehrere Wolkenbrueche ueber uns hinweg. Seit wir hier sind hat es jeden Tag mindestens einmal geregnet. Das hat nichts mit uns zu tun. Einheimische informieren uns, dass es am grossen Fest oft regnet ...

 


Rapa Nui

2008-02-03

Schon oft habe ich den Pisco souer erwaehnt. PISCO SOUER ist das Nationalgetraenk in Chile und besteht aus Traubenschnaps, Limettensaft, Zucker und Eiweissschaum. Und wenn die Limetten aus Pica stammen, dann ist der Drink perfekt. Und je nach Mischung faellt der Pisco souer sehr unterschiedlich aus.

Heute Sonntag besuchen wir die Messe im Dorf. Gemaess Reisehandbuch soll es etwas Spezielles sein. Wir sind enttaeuscht, denn es ist ein fast gleicher roemisch katholischer Ablauf wie bei uns, einfach auf spanisch. Erstaunlich, wie Bendedikt von Rom aus selbst hier sein Schema durchbringt. Etwas besonderes ist vielleicht hier, dass auch ein streunender Hund in der Kirche ist und im Kreuzgang am Boden mit Kinderrn spielt. Andere Kinder legen sich auf der Kirchenbank hin und hoeren das Wort Gottes in horizontaler Stellung. Gesungen wird wesentlich intensiver als bei uns. Ca 100 Personen sind dabei. Die Frauen tragen noch mehr als sonst Blumen im Haar.

Die dunkelhaeutige, einheimische Bevoelkerung von Rapa Nui ist stark "aufgehellt" durch Mischung mit "Weissen". Viele Weisse lassen sich hier nieder und sind im Tourismus taetig. Aus diesen Ehen entstehen dann Kinder, deren Hautfarbe mit Italienern und Spaniern verglichen werden kann.

Auf Rapa Nui leben die Pferde halbwild. Sie streunen wie die Hunde herum, gehoeren jedoch einem Besitzer. Die schlanken, manchmal mageren, jungen und alten Pferde sind ausnahmslos braun. Meistens wird ohne Sattel geritten. Ein galoppierendes Pferd auf der Hauptstrasse ist keine Seltenheit. Sie fressen wo es ihnen gerade passt, auch Blumen auf dem Friedhof.

In einer Bar auf dem Festgelaende trinken wir einen schlechten Pisco souer, haben dafuer aber die Gelegenheit, eine Gruppe Maenner mit Dauerfestkarte fuer Alkohol zu beobachten. Die Schnapsflasche steht auf dem Tisch, immer wieder werden die Glaeser gefuellt. Zwei unterhalten sich laut und intensiv, einer moechte auch etwas sagen, hat aber keine Chance, einer rutscht schlafend auf dem Stuhl immer weiter nach unten, ein anderer nickt sporadisch ein und meldet sich in den kurzen Wachphasen lauthals zu Wort. Diese Typen gibts an allen Festen rund um den Erdball.

Im AU BOUT DU MONDE auf der Terasse mit Blick ins Festgelaende gibts fuer Peter Camarones und fuer mich feine Pasta. Es hat wohl dunkle Wolken am Himmel, doch es regnet fuer einmal am Abend nicht. Also nichts wie los ans Fest!

Kurz nach 21.00 Uhr mit dem Sonnenuntergang geht das Spektakel los. Die Ansage erfolgt in Spanisch und Rapa Nui, der Sprache der Einheimischen. Maedchen und einige Buben im Alter von ca 7 - 20 Jahren, total ca 100, stehen leicht gekleidet auf der Buehne und tanzen und singen im Stile der Suedsee zur Musik der ca 25-koefpigen Volksmusikgruppe (Trommel, etwas aehnliches wie Ukulele, Haendeklatschen, Rhytmushoelzer). Die Leadsaengerin "laermt" (so empfinden WIR es) ins Mikrofon. Der Einfluss von Thaiti ist ganz klar. Bei einigen Liedern im 3/4 Takt glauben wir, eine Bandella aus dem Tessin zu hoeren.

Der Wettbewerb in BODY PAINTING geht an uns vorbei, denn die Taenzer erklaeren in Rapa Nui Sprache sehr effektvoll ihre Zeichnungen auf dem Koerper. Nach 2 Stunden ist der Zauber vorbei. Kein Tropf Regen!

Am Himmel ist die Milchstrasse sichtbar. Ganz klar leuchtet die zig-tausend Sterne. Schade, von Sternbildern verstehen wir nichts. Ein traumhafter Anblick, was sich da am Firmament praesentiert. Letzte Nacht in den CABANAS MANA NUI.


Santiago

2008-02-04

Reisetag mit Reuckflug von Rapa Nui nach Santiago. Vorgesehner Transfer um 09.15, Abflug um 11.45 Uhr. Effektiver Transfer um 11.00, Abflug um 16.15 Uhr. Die Maschine ab Papeete (Thaiti) hatte schon auf dem Hinweg Verspaetung. Die Sicherheitskontrolle am Flughafen ist sehr locker. Die wollen nur wissen, ob wir Freuchte haben. Die 1,5 Liter Wasserflasche in meinem Handgepaeck interessiert niemanden. Am Flughafen ist tote Hose, also "wandern" wir ins Dorf. Beim ersten Restaurant kehren wir ein und bestellen ein Bier. Es ist 5 Minuten vor Zwoelf, da haben wir ein Problem. Wir haben EINEN knallharten Grundsatz: Vor 12 kein Alkohol!! Wir haben Glueck, die Bedienung laesst sich Zeit und bringt das Bier nach zwoelf Uhr! Na dann, Pro(b)st!

Ruhiger Flug, bequeme Plaetze beim Notausgang in der Mitte der Maschine. Das sind sehr, sehr verantwortungsvolle Plaetze. Die Hostess erteilt uns persoenliche Beratung. Die "Requistos para usar un asiento de salida" (das neisst NICHT Schleudersitz) werden uns erklaert. Zusammengefasst heisst das: Die Anweisungen verstehen, Befehle der Besatzung ausfuehren, je nach aeusseren Bedingungen die zu Rettenden auf die Gefahren aufmerksam machen, den andern Reisenden beim Aussteigen helfen und die Not-Exit-Tuere oeffnen koennen. Ich kann keine Auge schliessen, denn die Sicherheit im Flugzeug steht und faellt mit meiner Wachsamkeit. 

Wir beide freuten uns auf den Herrenabend mit Ernesto (haette bei sich zu Hause den Grill in Betrieb genommen) und Eduardo in Santiago. Daraus wird nun leider nichts. Wir kommen um 22.45 Uhr in Santiago an (2 Stunden Zeitverschiebung). Super, unser Hotel (Holliday Inn) ist gleich gegenueber der Empfangshalle am Flughafen. Ein kuehles dunkles AUSTRAL (Bier) und ohne Znacht ab ins Bett, der Wecker ist auf 06.00 gestellt. Ich hoere kein einziges Flugzeug in der Nacht. Warum haben wir in Zuerich in Flughafennaehe keine solche Scheiben?

 


Puerto Ibanez

2008-02-05

Wieder einmal ein Zmorge mit Fruechten und Joghurt. Start um 08.25 Uhr nach Balmaceda mit Zwischenlandung in Puerto Montt. Das sind ca 1 1/2 und 3/4 Stunden Flugzeit. Neben mir sitzt Miguel aus Valparaiso, er ist 45, Kapitaen eines 200 m langen Frachtschiffes und fliegt zum Arbeitsbeginn nach Puerto Montt. Sein Einsatz wird ca 4 Monate dauern. Kupfer nach Peru und Brasilien, Getreide von Argentinien nach Chile. Er hat eine Besatung von 30 Mann/Frau (1. Offizierin!!) an Bord.

Wir sind im Norden von Patagonien angelangt. Am Flughafen in Balmaceda nehmen wir unser Mietauto (Nissan 4x4) entgegen. Um 12.30 Uhr starten wir zu unserer fast 2-woechigen Rundreise durch Chiles Sueden. Peter erlaubt mir, als Erster zu fahren. Die Route ist klar. Nach fuenf Minuten gibt mein Beifahrer den ersten Befehl: Links, auf die Schotterpiste. Na, also! Alles geht gut. Wir fahren die letzten Kilometer auf Asphalt. Nach den ca 100 km nach Puerto Ibanez gibts weiter suedlich nur noch Naturstrassen und Schotterpisten. Die Landschaft hat sich nun total geaendert. Berge, Taeler, Seen, Paesse gleich stark unserem gewohnten Bild der Schweiz.

In Puerto Ibanez , am Lago General Carrera gelegen, bei Wolf Staub und seiner chilenischen Frau sind wir in den Cabañas Shehen Aike sehr gut aufgehoben. Wolf gibt uns hervorragende Informationen ueber die Region. Unser Plan, mit der Faehre in 2 1/2 Stunden nach Chile Chico ueberzusetzen gelingt nicht. Die Faehre (nur ca 5 Autoplaetze) ist fuer 4 Tage ausgebucht. Also werden wir den Landweg westlich des Sees packen.

Bei einem Ausflug am Abend (natuerlich mit dem Auto) gelangen wir auf einen Berg (immerhin noch 30 Min zu Fuss) mit Aussicht auf einen Grossteil des vielarmigen (noch schlimmer als der Vierwaldstaettersee!) Lago General Carrera. Im Abendlicht erleben die verschiedenen Blau und Gruen des Sees. Bei dieser Fahrt schalte ich erstmals den 4x4 zu. Nach einigem "herumrutschen" auf der steilen Piste schaffe ich es doch noch.

Die "Swiss patato tortilla" ist Roesti. Die Heimat laesst gruessen! Dazu kocht Wolfs Frau ein wunderbares Lachsfilet, das beidseitig ueber den Tellerrand hinausschaut. Die reichliche Mahlzeit tut unserer etwas reduzierten Linie gut. Ein feines Glas Weisswein fehlt nicht.


Puerto Ibanez

2008-02-06

Von Wolf, dem Chef unserer Unterkunft SHEHEN AIKE in Puerto Ibanez (240 m) haben wir einen weiteren Tourentipp erhalten. Vor dem Start stellen wir fest, dass vorne links nicht mehr viel Luft im Pneu ist. Wir fahren troztdem bei bestem Wetter durch ein einsames Tal, abseits der Hauptstrassen nach Villa Cerro Castillo, das sind ca 30 km durch eine mit tiefen Schluchten durchzogene Hocheben vorbei an vielen wunderschoenen Bergseen. Wir fahren westwaerts gegen die Codelliera Castillo und immer vor uns die Spitze des Cerro Castillo (3083 m). Diese Spitze sieht aus wie die Fiamma im Bergell, jedoch groesser und hoeher.

Es ist gut zu wissen, dass hier auf der suedlichen Halbkugel die Sonne am Mittag im Norden (und nicht wie bei uns im Sueden!) steht. Das ist jetzt zur Sommerzeit nicht so bedeutungsvoll, denn am Mittag steht die Sonne gerade ueber uns. Doch fuer die Orientierung kann diese Feststellung sehr hilfreich sein.

Auf der Rueckfahrt nach Ibanez nehmen wir Autostopper mit. Peter ist nicht gerade begeistert. Ich erinnere ihn an unsere Jugend und an die Jugend unserer Kinder. Zuerst 2 Israeli (nur sehr kurz zu einer strategisch wichtigen Abzweigung) dann 2 einheimische Burschen fuer die letzte halbe Stunde (alle 2. Klasse auf der Ladebruecke).

Nach der Rueckkehr gibts Arbeit! Tanken in einem Hinterhof aus 5 Liter-Flaschen ist fuer uns etwas ungewohnt. Einkaufen in einem Mini-Super-Market. Er ist zwar geschlossen, doch macht der Chef fuer uns auf. Luftdruck vorne links immer  maessiger. Pumpen in der Gomeria beim blinden Clorindo, der das Ventil dicht macht. Todo bien, sagt er und will nicht einmal etwas dafuer.

Clorino war LKW-Fahrer und ist beim Schweissen ohne Augenschutz auf beiden Augen total erblindet. Er fuehrt eine Gomeria und macht eine hervorragende Arbeit.

Caszuela (Eintopf)  mit zartem Lamm ist heute das Nachtessen. Wolf und seine Frau haben nicht so Zeit zum Plaudern, denn Leute von der Regionalregierung sind da und teilen mit, dass seine Frau bei den Stadtratswahlen von Ibanez im Oktober als Praesidentin kandidieren kann/wird. Das ist fuer Peter (kandidiert ja bekanntlich in Arth) ein spezieller Moment. Er verzichtet vorerst darauf, Ratschlaege ueber das Verhalten im Wahlkampf zu geben.

 


Puerto Guadal

2008-02-07

Nun wissen wir`s: Das Rad vorne links hat definitiv platt! Den ersten Radwechsel schaffen wir in 20 Minuten. Das ist hervorragend fuer zwei Amateure mit Buerohaenden! Also sofort zu Clorindo und das Rad reparieren lassen. Der ist natuerlich um 07.30 Uhr noch nicht wach. Also fahren wir zum Hafen und spekulieren auf einen freien bzw abgesagten Platz auf der Faehre nach Chile Chico. Hier treffen wir ein junges Schweizer Paar, das mit Fahrraedern unterwegs ist. Die vollbringen eine gewaltige Leistung!

Fuer uns reichts nicht mehr. Der LKW mit Anhaenger, der zuletzt verladen wird, ist ca 2 m zu lang. Schade! Also steht uns der chilenische Landweg von ca 230 km Piste bevor. Doch dazu brauchen wir ein tip-topes Rad. Wir fahren zu Clondrino. Er ist wach und legt an unserem defekten Rad sofort Hand an.

Was wir nun erleben laesst Peter und mich erblassen und ist vermutlich die wichtigste menschliche Begegnung auf unserer Reise. Er pumt und stellt das ganze Rad in eine Wasserwanne. Mit den Lippen am Pneu sucht er das Loch. Er findet es und laesst das Hornstueck (!!!) im Pneu stecken, damit er auf der Innenseite das Loch spuert. Mit einfachen Hilfsmitteln zieht er den Pneu von der Felge ab. Er schleift die lecke Stelle, klebt einen ersten Flick drauf und entfernt jetzt das Hornstueck. Ein groesserer, zweiter Flickt kommt darueber. Pneu montieren, pumpen und nach 35 Minuten sind wir im Besitze eines einwandfreien Reserverades. Fuer seine Arbeit will Clorindo ca SFr 5.- (2000 Pesos). Natuerlich bekommt er mehr. Ob der Pneu wohl dicht ist?

Am Rio Ibanez fahren wir durch den Bosque muerto. Da stehen nur noch die verdorrten Staemme der grossen Baeume, umgeben von kleinem Jungwuchs. Hier ist eine riesige Flaeche Wald von der Asche eines Vulkanausbruches vor ca 20 Jahren zerstoert bzw erstickt worden. Langsam erholt sich die Natur und gruent wieder. Trotzdem sieht es ziemlich gespenstisch aus.

In Puerto Tranquillo beichtigen wir die bekannte "Catedral de Marmol". Mit dem Boot und Paolo sind wir 5/4 Stunden unterwegs und beischtigen diese Grotten aus Marmor vom Meer aus. Das Wasser hat Hoehlen herausgespuehlt, die mit kleinen Booten befahren werden koennen. Zum Teil stehen diese Steine auf ganz duennen Saeulen, als wuerden sie bald einstuerzen. Marmor ist in dieser Gegend nur hier vorhanden. Hoch ueber den Uferfelsen segelt ein Kondor, der erste, den wir sehen seit wir in Chile sind.

Die heutige Fahrt bei oft bedecktem Himmel fuehrt uns durch sehr unterschiedliche, abwechslungsreiche Landschaften. Aber einsam ist `s eigentlich immer, auch auf der Strasse. Trotzdem ist in jeder Kurve Vorsicht geboten, es koennte ja gerade hier einer kommen.

Im Dorf tanken wir (richtige Zapfsaeule!) und lassen den Luftdruck des Reservereifens pruefen. Perfekt! Der Reifen ist dicht, Clondrino sei Dank. Jetzt sind wir wieder vollwertig ausgeruestet.

Wir finden unsere vorreservierte Unterkunft TERRA LUNA etwas ausserhalb von Puerto Guadal, auf einer kleinen Anhoehe ueber dem Lago General Carrera. In der Schweiz haette ich Hemmungen mit dem Auto auf den letzten Metern steil hinunter zu fahren. Hier macht mir das nichts aus, denn Peter wir am andern Tag wieder hochfahren. In dieser Lodgeanlage sind wir in einem 3 Zimmer-Holzhaus im oberen Stock untergebracht. Unten hats 2 weitere Zimmer und einen gemeinsamen Aufenthaltsraum mit Terrasse. Und von ueberall her Seesicht! Wir treffen hier Schweizer und Deutsche, die individuell und auch in Gruppen reisen. Sie leisten sich wie wir dieses feine Haus. Wohin, woher, warum? Die ueblichen Fragen und Erfahrungsaustausche. Hier sind wir fuer 2 Naechte bestens aufgehoben!


Puerto Guadal

2008-02-08

Der Himmel ist bedeckt, die Sicht in die Berge maessig, graue Wolken hangen an den hohen Gipfeln, einige Regentropfen fallen, zwischendurch blinzelt die Sonne. Beim ausgibigen Zmorge beschliessen wir, heute "frei" zu machen. Schliesslich haben wir ja Ferien!

Nachdem die Faehre von P. Ibanez nach Chile Chico nicht klappte, versuchen wir es fuer die Rueckfahrt in der Gegenrichtung. Es klappt: am 13.2.08 (Mittwoch) sind wir gebucht.

Im Dorf von Puerto Guadal versuchen wir das Internet zu nutzen. Ausser einer Viertelstunde ist nichts mehr frei. In vielen Orten hier im Sueden ist Internet eben eingefuehrt worden (meist ueber Satelit). Die Bibliothek ist der oeffentliche Ort fuer die Benuetzung durch uns Touristen UND Einheimische. Und dieser Service ist in der Regel auf eine Stunde beschraenkt und gratis.

In der komfortablen Cabaña koennen wir uns auf der Terrasse breit machen, denn wir sind in unserem Haus alleine, nachdem die deutsche Gruppe abgereist ist. Die Waesche trocknet im Wind hervorragend. Am Nachmittag wirds etwas kuehler und die langen Hosen hangen immer noch feucht im Wind. Die Restfeuchtigkeit blasen wir mit dem Haarfoen aus den Hosen, sodass wir in schoen warme, lange Hosen umsteigen koennen.

Schon seit dem Morgen lockt mich der See und der Kieselstrand zu einem Bad. Der Anblick bei den sonnigen Abschnitten ist wunderbar, doch duerfte das Wasser kaelter sein, als es aussieht. Nach dem Rasieren entschliesse ich mich, in das kuehle Nass zu tauchen. Prrrrrrrrrrrrrrr! Ich schaetze 16 Grad das Wasser und die Luft 20 Grad, ohne Wind. Die Erfrischung ist perfekt, der Kreislauf auf Hochtouren, die Haut straff, die Augen weit offen.. Da bin ich gerade 20 Jahre juenger ...  Und was Frauen nicht verstehen koennen: Ein Bier ist mein Lohn fuer diesen Mut. Peter war nicht im Wasser und bekommt (im Moment) kein Bier. Einmal mehr lechzt er nach Pisco souer. Ich versuche vergeblich, ihm klar zu machen, dass das fuer sein Knie nicht gut ist ....

 


Tortel

2008-02-09

Auf gehts (faehrts) nach Sueden. 220 km Piste liegen vor uns. Wir sind erstaunt uber den guten Strassen, haben wir doch am Donnerstag weit noerdlicher viel schlechter Strassen befahren. Das Nord - Suedgefaelle trifft beim Strassenbau nicht durchwegs zu, bei den Doerfern und der dazugehoerigen Infrastruktur jedoch schon.

Am Lago Bertrand und dem Rio Baker fallen und die vielen Cabañas/Lodges auf. Gut zu wissen fuer die Rueckreise. Der Rio Baker ist der Ausfluss aus dem Lago Bertrand und muendet in Tortel in den Pazifik. Er ist der laengste Fluss Chiles.

In Cochrane (vielleicht der letzten Zivilisation?) werfen wir Karten ein, decken uns mit Wasser ein. Peter stellt die Ernaehrung um: Imodium und Coca Cola! Je suedlicher wir kommen hangen die Wolken tiefer. Die Vegetation wird ueppiger, die Baeume hoeher, die Baeche zahlreicher. Der Regenwald! Unsere Fuehrer sind veraltet, denn die Strasse ab Puerto Vagabundo nach Tortel ist noch nicht erwaehnt, obwohl sie seit 2003 in Betrieb ist. Frueher war Tortel nur ueber den Schiffsweg auf dem Rio Baker zweimal woechentlich erreichbar.

Unterwegs sehen wir ab und zu Velotouristen. 50 km vor ihnen, 50 km hinter ihnen: Kein Haus nur eine Holperpiste und ein stetiges Auf und Ab. Obwohl wir hier in Meersnaehe und fast auf Meereshoehe sind ist es keineswegs flach. Immer wieder sehen wir an den Berghaengen Gletscherzungen, die ca auf 1000 muM enden.

Tortel schlaegt nun wirklich alle bisher gesehen "Le Bout du monde"! Nachdem nun noch Regen einsetzt wird dieser Eindruck noch massiv verstaerkt. Das Dorf liegt an den steilen Felsen am Meer. Die Haeuschen (Huetten) sind auf Pfaehlen teils im Wasser, teils am Fels gebaut. Die Verbindungen im Dorf bestehen aus Holzpassarellen mit vielen Treppen, nicht ideal fuer alte Leute und Peters Knie. Die Kanalisation ist gut auszumachen. Farbige Plasticrohre fuehren von jedem Haus ins Wasser. Es ist feucht und schmudelig im ganzen Dorf. Der Parkplatz liegt 50 Meter hoeher und ist der einzige trockene Platz im Dorf. Das Dorf hat jedoch ua eine funktionierende Schule fuer die 8-jaehrige Schulzeit!

Wider unser Erwarten gibts hier viele Touristen. Man hat nicht auf uns gewartet. Die guten Unterkuenfte sind vergeben. Die letzte Moeglichkeit, eine Bude ueber dem Wasser, schlagen wir aus. Wir sehen vor, im Auto zu schlafen. Eine Cabaña 150 m vom Parkplatz entfernt, auf festem Grund ist die letzte Hoffnung. Es werden noch Leute erwartet. Hartnaeckig frage ich mehrmals nach, ob die Gaeste immer noch nicht eingetroffen seien. Um halb sechs habe ich die Besitzerin soweit. Sie will nicht laenger warten und gibt uns die wohl beste Unterkunft im Ort. Die angemeldeten Leute kommen nicht mehr. Wir sind froh, ein gutes, dichtes Dach ueber uns zu haben, denn der Dauerregen hat nun definitv eingesetzt. Das hoeren wir Dank des Blechdaches sehr gut.

Caleta Tortel heisst das Dorf, Tortel die Gemeinde, die eine Flaeche so gross wie die halbe Schweiz hat. Jetzt ist uns auch klar, woher die Tortelini kommen: Die Einwohner von Tortel heissen Tortelinos. Das Znacht war dann nicht Pasta, sondern Lachs, frisch vom Meer.

 


Cochrane

2008-02-10

Mehr oder weniger fest trommelt der Regen aufs Blechdach, Wir beschliessen, Tortel zu verlassen, auch deshalb, weil wir die Unterkunft nur fuer eine Nacht bekommen haben.

Variante 1: Nach Puerto Yungay, mit der Faehre um 14.00 Uhr uebersetzen und von hier dann noch 120 km nach O`Higgins, wo die Unterkunft fraglich ist.. Variante 2: retour nordwaerts zB nach Cochrane.

Vor der Abfahrt machen wir nochmals Knietherapie fuer Peter, d.h. wir schlenden bzw. hinken bis ans Dorfende und zurueck, Treppe rauf, Treppe runter und alles bei Regen. Die Therapie hilft leider nichts, weder dem Knie, der Moral noch dem Wetter.

Dauerregen, mal mehr, mal weniger, kein Zmorge, alles geschlossen (Sonntag, Tag des Herrn!). Die Variante ist klar: nordwaerts an die Sonne. Noch eine Stunde ist sau nass, dann noch feucht und eine Stunde vor Cochrane trocken und immer sonniger, Wetter fuer kurze Hose und T-Shirt.

Erstmald essen wir die in Chile typische Spezialitaet HUMIDAT. Das ist gut gewuerzter, gekochter Mais, kunstvoll mit Maisblaettern eingepackt und verschnuert. Das schmeckt uns sehr, sieht huebsch aus und fuellt unsere leeren Maegen (kein Zmorge!) hervorragend. Im "Ultimo Paraiso" bei Carlos und seiner Frau finden wir ein gutes Zimmer fuer eine Nacht.

Da es erst halb vier ist starten wir noch zum Lago Cochrane, natuerlich mit dem Auto. Nach 15 Min sind wir immer noch weit oberhalb des Sees. Die Sicht ZUM See genuegt mir, Peter will AN den See. Ich steige aus, geniesse von einem Felsen aus die Aussicht  und Peter der GRUEN - rote  Gemeindepraesidentskandidat macht noch einige Kilometer im 4 x 4. Er geniesst es, seinen Fahrstil pflegen zu koennen, ohne dass ich ihn korrigiere ... Auf dem Rueckweg nimmt er mich freundlicherweise wieder mit.

In Cochrane besuche ich noch einen Teil der Veranstaltung der Kraftwerk-Gegner. In Patagonien will man im grossen Stil die Wasserkraft nutzen und mit einer ca 2000 km langen Hochspannungsleitung die Energie nach Norden ins Zentrum (Santiago) bringen. Klar, gibt es da Widerstand. Patagonien ist sehr, sehr duen besiedelt und die Natur ist teilweise sehr kuemmerlich. Die vom Sueden "·opfern" ihre Landschaft fuer die Reichen vom Norden. 60% der in Chile produzierten Energie wird von den Kupferminen beansprucht. Meine Spanischkenntnisse reichen nicht aus, um ein oeffentliches Votum abzugeben. Auch in der Schweiz haben die Kraftwerke dem Tourimus nicht nur geschadet.

Die Beiz vom Mittag hat und versprochen, um 20,30 Uhr wieder zu oeffnen. Wir freuen uns aufs Essen, denn die Karte haben wir am Mittag schon studiert. Doch da steht: CERRADO. Eine andere Beiz finden wir spontan nicht. Der Baecker hat seinen LAden noch offen! Broetli, Schoggiguezli (Marke Nestle, von wem denn sonst?), Joghurt und Orangennektar ist unser Znacht auf einer Bank im Park. Und all das um 21.00 Uhr im T-Shirt und kurzen Hosen. Gegen 22.00 Uhr wirds langsam Nacht. So gut gegessen laesst es sich herrlich schlafen.

 

 


Puerto Bertrand

2008-02-11

Vor der Abfahrt in Cochrane: Ansichtskarten abgeben (kein Briefkasten), Tagebuch nachfuehren, Wasser und Cola (fuer Peter) kaufen. Du darfst dreimal raten ...

Am Zusammenfluss Rio Baker und Rio Nef stuerzt das Wasser ueber einen imosanten Wasserfall (aehnlich wie der Rheinfall bei Schaffhausen). Der Rio Baker fuehrt Wasser wie der Rhein bei Hochwasser in Basel, der Rio Nef wie die Aare bei Brugg.Diese Wassermassen fliessen ungenutzt suedwaerts. Dass da ein Energiepotenzial vorhanden ist wird uns bei diesem Anblick klar.

Carlos Tipp (Green Baker Lodge) kurz vor Puerto Bertrand funktioniert nicht. Ausgebucht! Oder will wan uns fuer nur eine Nacht nicht? In der Patagonia Baker Lodge (in unmittelbarer Naehe) klappts! Wunderschoener Ort, direkt am gruenen, ruhigen Fluss "Rio Baker".

Fuesse im Wasser baden, Bierbuechse im Wasser kuehlen (zweimal schwimmt mir die halbvolle Buechse davon ...), Blick flussaufwaerts auf die entfernten Berge mit tief herunterhaengenden Gletschern, einfach schauen und in Ruhe geniessen.. Peter nippt eher widerwillig an seinem Cola-Flaeschli.

Hier sind nur Fischer untergebracht. Fischen ist hier Sport (Pesca sin muerte). Die gefangenenFische werden leben wieder zurueck in den Fluss geworfen. Nur haben wir keinen einzigen gefangenen Fisch (Forellen) gesehen, obwohl wir im ganzen runf 2 Stunden diesem "Sport" zuschauten.

Ein Chilene schildert uns sein 1800 km Fahrt (ein Weg!) mit dem Auto von Viña del Mar (bei Santiago) bis hierher in 4 Tagen mit 3 Uebernachtungen unterwegs. Und das fuer 10 Tage Fischer-Ferien am Rio Baker. Er kommt jedes Jahr!

 


Puerto Guadal

2008-02-12

Nach der erholsamen NAcht am Rio Baker fahren wir bei bestem Wetter, jedoch starkem Wind, los. Der Blick in die Gletscher der Kuestenkordillieren ist imposanter als auf der Hinfahrt bei bedecktem Himmel.

Unsere heutiges Etappenziel ist nur 40 km vom gestrigen Entfernt. In der Umgebung von Puerto Guadal gibts zwei Sachen zum Besichtigen: Die Laguna Manga und die Mina Escondida.

Die Laguna Manga liegt in einer fast nicht erkennbaren Mulde, eine halbe Autostunde oberhalb Puerto Guadal. Zu Fuss erreichen wir das Ufer. Kaum machen wir einige Schritte sind wir wieder voll von kleinen "Kuegeli". Eine max ca 40 cm hohe Pflanze hat einen Stengel, der von oben bis unten kleine Kuegeli hat. Diese bleiben dann an unsern behaarten Beinen, an den Socken und Schuhbaendeln haengen. Einzelne fallen dann auch IN die Schuhe und stechen mit den kleinen Dornen enorm.

Die verlassene und versteckte Mine soll 2 km vom Ort entfernt sein, ist aber in Wirklichkeit 7 km wweg. Das letzte Strassenstueck ist eher ein WAnderweg. Mit franzoesischem Geld wurde hier bis in die 60er Jahre Blei, Zink und Kupfer abgebaut. Die Anlage steht still und ist dem Zerfall ueberlassen.

Und wieder naechtigen wir in der wunderschoenen Lodge Terra Luna. Hier entferne ich mit der Pinzette in muehsamer Kleinarbeit die hartnaeckigen Kuegeli und die munzig kleinen Stacheln aus den Socken (und nachher aus den Fingern!) Vor dem Haeuschen, an der Sonne mit Blick auf See und Berge ist das eine nicht soo unangenehme Arbeit.

Und wieder treffen wir heir eine 10er Gruppe mit einem Kleinbus. Diesmal sind es Franzosen und 2 Welsche. Woher (wie war`s)? Wohin? Das sind die ueblichen Fragen.


Puerto Ibanez

2008-02-13

Wie eigentlich immer starten wir um ca 9 Uhr. Einige Regentropfen fallen schon bei der Abfahrt. Leichter Regen begleitet uns auf der ersten Stunde Fahrt der total 112 km von Puerto Guadal nach Chile Chico. Die Strasse ist auf der 2. Haelfte neu angelegt  und fuehrt imposant an den und durch die Felsen, abwechselnd knapp ueber und dann wieder hoch ueber dem Lago Generl Carrera. Eine anspruchsvolle Fahrt, nur der Beifahrer kann die Landschaft fahrend geniessen.

30 km vor Chile Chico treffen wir wieder einmal auf eine Laguna Verde. Wider einmal, denn es gibt fast in jedem Ort eine Laguna Verde, und ueberall sind sie wirklich gruen. Hier jedoch sind wir nicht sicher, ob sie nicht von der Kupferverarbeitung gruen ist. In der Naehe liegt die Goldmine Cerro Bayo. Von hier aus ist die Strasse sichtlich besser und breiter, denn es verkehren LKWs zu den umliegenden Gebieten der Mine.

Die Mine ist seit 10 Jahren in Betrieb und bringt dem Grenzort Chile Chico entsprechenden Reichtum. Von total 4000 Bewohnern arbeiten 1000 Leute in der Mine und verdienen gut. Der Ort ist rechter sauber herausgeputzt, grosszuegige Strassen und Plaetze mit vielen Geschaeften. Hier ist auch eine Touristendrehscheibe. Grenzuebertritt nach Argentinien, ueber Puerto Guadal suedwaerts oder mit der Faehre hinueber nach Puerto Ibanez und dann nordwaerts.

Als erstes fahren wir zum Hafen und lassen unsere Reservation fuer die Faehre bestaetigen. Es klappt, wir bezahlen und haben endlich etwas schriftliches in der Hand. Wir parkieren moeglichst nah an der Faehre, die eben gerade anlegt. Sofort melden wir uns bei Boris, den wir vor ca einer Woche in Ibanez kennen lernten. Er ist Verladechef und ohne ihn laueft gar nichts. Bei sonnigem T-Shirt Wetter geniessen wir im Stadtpark feine hausgemachte Chroemli vom Beck (fascht wie diheime). Viel Essen wollen wir nicht, wir haben ja noch eine fast 3 stuendige Schiffahrt vor uns.

Eine Stunde vor Abfahrt beginnt der Verlad. Ich darf als erster aufs Schiff, rueckwaerts ueber die rutschige, steile Verladerampe. Selbst mit 4 x 4 schaffe ich es erst im zweiten Mal mit entsprechendem Anlauf. 3 Mann lotsen mich und legen Wert auf die Ausnuetzung jedes Zentimeters. 7 PWs, 1 Kuehllastwagen und ein Lieferwagen (schraeg auf der hochgezogenen Laderampe) haben Platz gefunden.

Die Kommandobruecke kann besichtigt werden. Der Steuermann ueberlaesst das Steuer uebungshalber jungen Burschen. Sie haben Muehe, geradeaus zu fahren und steuern einen Zick Zack Kurs. Im entscheidenden Moment uebernimmt der Steuermann wieder das Ruder. Jetzt beginnts heftig zu regnen. Wir richten uns im Auto gemuetlich ein. Tief haengen die Regenwolken und im stroemenden Regen fahren wir von der Faehre in wenigen Minuten zu unserer Unterkunft bei Wolf und seiner Frau.

WIr freuen uns auf den Znacht, denn Lamm vom Grill ist angesagt. Wir treffen Leute vom Terra Luna wieder. Es sind ua zwei Toefffahrer die mit einem Begleitfahrzeug unterwegs sind und heute das erste Mal total verschiffet wurden. Sie feuern in ihrer Cabana wie wild, damit ihre Klamotten wieder trocken werden. Beim gemeinsamen Znacht sind wir ueber das Lamm sehr enttaeuscht. Es duftet und schmeckt arg nach Schaf bzw altem Bock. Zum Glueck gibts noch Gschwellti und Salat dazu. Fuer die Buebe laesst die Fleischplatte von Montepulciano gruessen!

 


Puerto Aysen

2008-02-14

Nach der regnerischen Nacht (Blechdach!) fahren wir ohne Regen los. Die Wolken kleben tief an den Berghaengen. Auf dem ersten Pass (1140 m) ist`s recht frisch. Schneeluft? Heute ist`s locker fuer den Driver: alles Asphalt- und Betonstrasse. Auch unsere beiden Motorrad-Freaks Juergen und Matthias wirds freuen, denn sie fahren heute ca 350 km nordwaerte, wesentlich weiter als wir.

Coyhaique (Hauptort der Region) verdient zu recht wieder mal die Bezeichung "Sradr". Wir schlendern zu Fuss durch das Zentrum. Nichts von verschlafen, nein, hier lebts. Laeden, Banken, Imbissbuden, Marktstaende, Souvenirshops, Restaurants und spezielle Lokalen mit Kaffee (echt guter aus der professionellen Maschine!) und "Kuchen". Dieses Wort gehoert hier zum spanischen Wortschatz.

Ich beziehe Pesos aus einem Automaten. Bei der Notenausgabe glaube ich vor einem Haecksler zu stehen! Der Kasten gibt mir Noten, die nur noch 2/3 des Papiers haben. Am Schalter kann ich sie gegen "richtige" tauschen. Dem Parkplatzwaechter muessen wir im Rechnen kurz nachhelfen. 3 x 190 Pesos = 570, davon 200 bei Ankunft bezahlt, bleiben 370 zu bezahlen. Das begreift er erst, als ich im erklaere, dass daran auch sein Chef nichts aendern kann.

Wir fahren direkt nach Chacabuco, um zu klaeren, wo und wann morgen das Schiff (Katamaran) von "Patagaonia Express" nach der Laguna San Rafael faehrt. In Puerto Aysen in den Cabañas Taitao (auch Reisebuero) werden wir sehr gut empfangen. Im hauseigenen Restaurant essen wir den besten Fisch seit wir in Chile sind (und erst noch sehr guenstig). Der Chef teilt uns die geaenderte Abdfahrtzeit unseres Schiffes (9 statt 8 Uhr) mit. Da wir der Sache nicht so recht trauen, werden wir gleichwohl auf die fruehere Abfahrtszeit dort sein.


Puyuhuapi

2008-02-15

6.15 Aufstehen, 6.45 Fahrt zun Hafen, Zmorge gibts auf dem Schiff. Als erste sind wir am Hafen und harren der Dinge, die da kommen sollen. In einer weitentfernten Ecke der Hafenbucht erkennen wir unsern Katamaran (Schnellboot) in voller Beleuchtung. Er wird zu gegebener Zeit an die Landungsbruecke fahren.

Die Zeit zerrinnt und immer mehr Leute treffen ein. Um 8.45 trifft eine Dame von Patagonia Express ein und erklaert, dass der Motor des Schiffes defekt sei. Heute keine Abfahrt! Morgen, vielleicht Uebermorgen wird er repariert sein und muss vom Chef des Hafens abgenommen werden ...

Das toent sehr schlecht, ist doch diese Fahrt einer unserer Hoehepunkte in Chile. Nach einigen Zusatzinfos (andere Gesellschaft, Rueckerstattung) ist uns klar: Diesen Schiffsausflug koennen/muessen wir vergessen. Als geubte Suedamerika-Traveler nehmen wir das als Tatsache an, im Gegensatz zu einigen Chilenen, die lauthals, jedoch nutzlos protestieren.

Wie weiter. Der Ort hier bietet weiter nichts. Wir fahren einen Tag frueher als geplant nach Puyuhuapi ( 200 km mordwaerts). Da wir beide enttaeuscht sind, ist der erste Teil der Fahrt recht wortarm. Zuerst Asphalt, dann breite Schotterpiste und eine schmale Passstrasse (500 mueM), zum Schluss mehrere strube Baustellen.

Auf diesen schon fuer uns harten 200 km kreuzen wir 14 Velofahrer. Ein Einzelgaenger hat sein Kamerastativ (Selbstausloeser) auf die Strasse gestellt und faehrt laechelnd mit dem Velo darauf zu. Ob es ihm in Innern auch ums Lachen ist?

In Puyuhuapi im Casa Ludwig (unsere Unterkunft) sehen wir die beiden Toeffs parkiert. Warum sind die noch nicht weiter? Die Radaufhaengung am Begleitauto ist beschaedigt, das Auto nicht mehr fahrbar. Eine solche Panne ist in dieser abgelegenen Gegend (Bevoelkerungsdichte 1 Mensch je 1 km2!) keine Bagatelle und eine Angelegenheit von 2 Tagen.

Der Ort ist ein Etappenhalt fuer Touristen aller Art. 3 junge Israelis  machen sich eben auf, sich mit ihren schweren Rucksaecken an eine fuer Autostopp guenstige Stelle zu begeben. Die eine junge Frau latscht mit offenen Schuhe, die offenen Baendel nachschleppend. Sie tut mir leid, sie kann sich nicht buecken (Rucksack hinten, Rucksack vorn, Trinkflasche in der einen, Plasticsack in der andern Hand). Ich binde ihr die Schuhe. Leicht erroetet (vielleicht schaemt sie sich einwenig?) zieht sie dankend davon.


Puyuhuapi

2008-02-16

Puyuhuapi ist selber kein besonderer Ort, hat jedoch eine spannende Geschichte. Der Ort liegt an einer lange, schmalen, ruhigen Meeresbucht. 1935 kamen Sudetendeutsche aus Rossbach als erste Siedler hierher. Der Staat Chile schenkte jedem, der sich hier nierlassen wollte, 5000 Hektaren (50 Mio m2!!) Land. Der grosse geplante Nachzug von weiteren Sudetendeutschen wurde durch den 2. Weltkrieg in Europa verhindert. 1947 kamen gezwungen durch die Vertreibung weitere sudetendeusche Siedler hier an. Die Schiffsreisen ueber den Atlantik waren auf Monate, ja Jahre hinaus ausgebicht. Einzelne erreichten Chile per Flugzeug (Paris - Dakar - Recife - Santiago) und weiter mit dem Schiff suedwaerts. Luisa die Chefin unserer Unterkunft ist in unserem Alter und sprich als letzte hier im Ort noch perfekt deutsch. Sie ist hier geboren und lebt hier. Sie weiss viel zu erzaehlen und dorkumentiert uns Gaeste hervorragend.

Am Morgen regnets wieder einmal. Irgenwann muessen schliesslich die 3500 mm Jahresniederschlag zu Boden ..

Der Dauerregen setzt ein. Um 12.00 Uhr fahren wir zu den Termas, die 7 km suedwaerts an der Strasse am Meer liegen. Ein Kilometer vor dem Ziel wird gesprengt. Strasse gesperrt, auch fuer Fussgaenger! Um 14 Uhr soll die Strasse wieder frei sein.

Waehrend Peter im Kafi Rossbach in die Internetwarteschlange sitzt, besuche ich das Dorfmuseum, das aus einer alten Teppichweberbei besteht. Kein Eintritt, keine Aufsichtsperson.  Ich bin ganz allein da.  Wahrend ich gemuetlich im oberen Stock herumspaziere kommt eine Frau auf mich zu und meint, ich haette grosses Glueck. Warum? Sie hat das Museum abgeschlossen und ging davon. Rein zufaellig hat sie mich durch ein Fenster bemerkt, kam zurueck und hat mich "befreit". Schoen Glueck gehabt, denn das Museum oeffnet erst morgen wieder ...

Um 15 Uhr starten wir zum zweiten Versuch, die Terma zu besuchen. Unterwegs nehmen wir 2 deutsche Stopper mit. Das gibts doch nicht:Wir stehen in Puyuhuapi im Stau!! Noch ist die Baustelle nicht befahrbar. Noch eine weitere Stunde warten. Wir kehren wieder um, uebergeben die Stopper einem Fahrer, der wegen seines grossen Schiffanhaengers nicht wenden kann. Als gegenleistung nehmen wir seine Familie mit nach Puyuhuapi.

Endlich, der naechste Anlauf um 18 Uhr klappt. In den Termen ringen wir dem Regentag doch noch etwas Gemuetliches ab. Zwischenhinein im Kaltwasserbecken abkuehlen, das bringts! Zum dritten Mal in Folge ist Merluzza (sehr guter Fisch) unser Znacht. Auch Weisswein gibts in Chile hervorragenden!


Coyhaique

2008-02-17

Auf der Fahrt hoert der Regen auf und macht sogar eingien blauen Loechern Platz. Im Nationalpark Queulat unternehmen wir 2 kleine Wanderungen zum Ventisquero colgante und durch den Bosque encantado. Von beiden Zieln aus erblicken wir Haengegletscher, die leider leicht umnebelt sind. Imposant sind sie alleweil. Der Bosque ist ein !Marliwald" und erinnert stark an die Filme "Herr der Ringe".

Maximilian, Soziologiestudent aus Santiago bittet uns mit gefalteten HAenden am Strassenrand um Mitnahme auf die Passhoehe (540 Hoehenmeter). Da wir von der Hinfahrt her wissen was ihn erwartet, laden wir ihn samt Velo auf. Im Hochtal von Ortega (50 km vor Coyhaique) treffen wir auf eine Weite mit gruenen Wiesen, Rinderherden und modernen Landwirtschaftbetrieben.

Der Sommerabend ist klar, wolkenlos und kuehl. In der Stadt Coyhaique laeuft das Fest der "Pioneros". Musik, Tanz, Marktstaende, Essbuden und viele Familien mit Kindern. Pioniere nennt man hier wie in ganz Chile die ersten Siedler. Diesen Namen verdienen sie zurecht, denn es waren wirkliche Pioniertaten, sich hier niederzulassen und eine Existenz aufzubauen.

Wir sind einmal mehr froh, auch die heutige Strecke pannen- und unfallfrei gefahren zu sein.


Lago Todos Los Santos

2008-02-18

Eine Stunde zum Flughafen Balmaceda, Auto nach 1877,45 km (total 1 Platte) abgeben, Flug von 50 Min. nach Puerto Montt, Kleinbus in die Stadt (liegt am Meer), sofort Anschluss nach Puerto Varas ( 1 Stunde), das an einem See liegt.

Wann See, wann Meer? Ohne eine Kostprobe des Wasser stellt diese Unterscheidung sehr hohe Ansprueche an die Geographiekenntnisse und an das Kartenlesen. Chile hat tausende Kilometer von Pazifikkueste, hat hunderte von grossen und kleinen (Lagunen) Seen sowie eine gewaltige Menge von Inseln, die teilweise gar nicht bewohnt sind.

Hier in Puerto Varas treffen wir Christiane und Ernesto Stucki, die Schwiegereltern von Patrik Probst. Sie haben in Anbetracht der soeben eingetroffenen, neuen Gaeste Grosseinkaeufe getaetigt. Mit ihrem Auto erreichen wir nach einer weiteren Stunde Petrohue am Lago Todos Los Santos. Hier ist endgueltig fertig mit der Strasse. Grosser Umlad aufs Boot und in einer weiteren Stunde ostwaerts sind wir am wunderschoenen Platz, wo Stuckis ihr Ferienhaus haben.

50 Meter ueber dem See (ca 200 mueM) mit Blick auf den im oberen Drittel vergletscherten Vulkan Osorno (2660 m) steht das grosse, weisse, zweistoeckige Holzhaus. Ein absolut ruhiger, nur mit dem Schiff erreichbarer, einsamer Ort. Einmal im Tag wirds etwas lauter, dann naemlich wenn das Touristenschiff von/nach Bariloche (Argentinien) vorbeituckert.

Mit allen Besuchern zusammen sind wir eine 8-koepfige Grossfamilie. Stuckis verwoehnen uns schon am ersten Tag menschlich und kulinarisch nach Strich und Faden. Wir beide haben ein eigenes, grosses Zimmer im Nebenhaus. Hier wohnen auch Gloria (der gute Geist des Hauses) und Moses (der Mann fuer alles) zusammen mit ihren drei Kindern.

Heute ist in Bezug auf die Trasportmittel (Mietauto, Flug, Kleinbus, Personenwagen, Boot) wohl der vielseitigste Tag gewesen. Seit unserer Abfahrt in Coyhaique herrscht wolkenloses Sommerwetter. Die Sonne geht hinter dem Osorno unter und erleuchtet diesen im Minutentakt mit stets aendernden rot-orangen Farbtoenen. Ein IMAX-Film von bester Qualitaet und mit gewaltigem Szenario!

 

 


Lago Todos Los Santos

2008-02-19

Ernesto Stucki ist in Puntiagudo (Punti genannt) in ca 5 km Entfernung auf der andern Seeseite geboren. Sein Grossvater ist Schweizer und kam 1914 von den USA, wo er arbeitete, als Siedler nach Punti. Der Ort liegt am Fusse des gleichnamigen Vulkans Puntiagudo (2490 m). Die allerersten Siedler erreichten schon im vorletzten Jahrhundert an einem 1. November (Allerheiligen) diesen Ort. Und darum heisst der See "Todos Los Santos".

Heute weihen wir den neuen Gartengrill ein. Dazu wird ein halbwildes junges Schwein geschlachtet und zuerst am Spiess, dann auf dem Grill gebraten. Das geht lange, denn das Fleisch wird sorgfaeltig gegart. Patrik, Peter und ich besorgen den Dessert: Wildgewachsene Brombeeren mit Rahm! Das grosse Essen findet an einem langen Tisch (15 Personen) unter einem maechtigen, Schatten spendenden Baum statt. Mir kommts vor, als waers ein Film aus der guten alten Zeit.

Gegen Abend (nach dem Verdauen) erfrischen wir uns in der kleinen, hauseigenen Badebucht. Das tut gut und erfrischt herrlich. Wasser 20 Grad, Luft ca 25 Grad mit leichtem Wind. Der Pisco souer als Aperitiv darf nicht fehlen. Dazu spielen wir eine Runde Boule. Wir sind chancenlos (nicht wegen des Piscos) gegen die einheimische Familienmann-/frauschaft.

Der Sommerabend macht der klaren (fast) Vollmondnacht Platz. Und all das bei absoluter Ruhe und keinem fremden Licht.


Lago Todos Los Santos

2008-02-20

Die Morgentoilette findet am/im See statt. Das ist der ultimative Kick mit der maximalen Erfrischung und wirkt erst noch besser und laenger als jedes Deo! Peter und Ernesto rudern mit dem Padelboot nach Punti, wir andern fahren bequem mit dem Motorboot. Ernesto schildert uns das Leben im Dorf waehrend seiner Jugend. Die Bluetezeit des Ortes ist laengst vorbei. Ueberall sichtbar nagt der Zahn der Zeit. Schoene und wehmuetige Erinnerungen fuer Ernesto.

Das Seeufer ist an wenigen Orten und nur mit dem Schiff zugaenglich. Auf unserer Fahrt sehen wir diese einsamen Buchten. Sie sind von Wald (meistens nicht begehbar) umgeben, der jetzt im Sommer den wohltuenden Schatten spendet. Der Wald ist fast rings um den ganzen See und zieht sich die steilen Bergflanken hoch. Auf der Rueckfahrt padle ich mit Patrik ueber den See zurueck. Wieder einmal ein sportliche Betaetigung!

Am Abend sind wir auf der andern Seeseite bei "Nachbarn" zum Apero eingeladen. Im Sueden von Chile ist das Empfinden von Distanzen einmal mehr fuer uns Schweizer wesentlich anders. Zu diesen "Nachbarn" fahren wir eine gute halbe Stunde mit dem schnellen Boot und steigen noch 20 Min den Berg hoch. An wunderbarer Lage ueber dem See geniessen wir bei Albin (auch ein ausgewanderter Schweizer) das chilenische Nationalgetraenk (Pisco souer) zusammen mit feinen Lachshaeppchen.

Es ist auf der Rueckfahrt schon fast Nacht und sternenklarer Himmel. Und wieder leuchtet der Osorno als Wahrzeichen an diesem See. Wir essen um 21 Uhr. Das ist in Chile nichts Aussergewoehnliches. Unser Hungergefuehl hat sich daran gewoehnt, nicht schon um 6 Uhr aktiv zu sein.


Lago Todos Los Santos

2008-02-21

Ich bin sehr gespannt auf den heutigen Ausritt hoch zu Ross. Ernesto hat Saettel und Pferde in Punti organisiert. Ich habe meinen Hintern praeventiv mit Fusscreme gut eingestrichen. Meine letzte Reitlektion liegt ca 30 Jahre zurueck. 

Absolut ruhige Ueberfahrt nach Punti. Die 6 Pferde stehen bereit und sind auch gespannt, wer sie reiten wird. Peter kann wegen seines Knies nicht mitreiten. Das Satteln ueberlassen wir den Koennern. Einge kurze Erklaerungen ueber das Verhalten AUF (notfalls UNTER) dem Pferd und ab geht die Post. Mein Hengst Orion draengt, ich muss bremsen und ja nicht die Zuegel locker lassen. Die Harmonie von Ross und Reiter finden wir nicht.

Mir wirds bang beim Anblick der vorderen Pferde, die beim Queren des Flusses bis an den Bauch im Wasser sind. Und immer ist der Gedanke da: nur leicht im Steigbuegel einhaengen, damit ich bei einem allfaelligen Abwurf gleich liegen bleibe und nicht mitgeschleift werde ....

Alles geht gut! Nach der Mittagsrast (Picnic) bekomme ich ein gemuetlicheres Pferd, einen "Automatico". Er trottet den andern gemuetlich hinterher. Eine heisse Situation beim Kreuzen von mehreren Rindern meistern wir zwei bravouroes. Jetzt kann man schon eher von Harmonie Reiter/Pferd reden! Doch beim Traben happerts boes mit meinen Reitfaehigkeiten.

Die Kroenung dieses Reitabenteuers ist die Rueckfahrt am Nachmittag ueber den See. Der Wind kommt stark auf. Nach wenigen Meter schwappen die ersten Wellen ins Boot und bald darauf sind wir alle pflotschnass. So sind unsere Kleider, die massiv nach Ross "duften", auch schon halbwegs gewaschen. Den Rest erledigen wir nach der Ankunft im See.


Puerto Montt

2008-02-22

Wir (Angela, Patrik, Peter und ich) verabschieden uns von unserer Gastfamilie und fahren bei absolut ruhigem See mit dem Boot nach Petrohue. Es ist etwas Wehmut dabei, wenn ich diesen schoenen Ort und diese lieben Bekannten verlasse. Patrik bringt uns mit dem Auto nach Puerto Varas. Weiter mit Taxi bis vors Hotel in Puerto Montt (liegt am Meer).

Es ist wieder die erste "richtige" Stadt, seit wir im Sueden Chiles sind. Das ist offensichtlich: Stau auf der Strasse, Souvenirlaeden in Huelle und Fuelle, Touristen (viele Chilenen), kleine Tante-Emma-Laeden und Einkaufscentren, Restaurants und Cafes bei denen "Kuchen" angeschrieben ist. Hmmmh! Hierher kommen auch viele Touristen um per Schiff weiter in die Fjorde des Suedens aufzubrechen. Und nicht zuletzt ist die Stadt ein Anlegeort fuer Kreuzfahrtschiffe der sehr edlen Sorte.

Zwischen Petrohue und Puerto Varas liegt der kleine Ort Ensenada. Hier war "Stoeffi-National" mit seiner Frau Silvia vor kurzem zu Besuch. Irgendwie ueber viele Umwege soll er hier Bekannte haben. Der Besuch hat nur bei den aus der Schweiz staemmigen Chilenen fuer Aufsehen gesorgt. Fuer die uebrigen Chilenen ist auch er ein Tourist. Als Vertreter der Schwiz ist er ja bedeutungslos, vielleicht jedoch hat er hier SVP-Mitglieder geworben, sofern er dies mit seinen Spanischkenntnissen klar machen konnte.

Das Leben der Stadt spielt sich dem Strand entlang ab. Wir flanieren auf der Avenida Richtung Hafen. Das Meer laedt nicht zum Baden ein denn es schwimmt einiges an Guesel im Wasser. Unzaehlige Laeden reihen sich aneinander und verkaufen Lederartikel, farbige Stoffe, Schmuck, Holzsouvenirs usw. Es hat alles, was die Touristen wuenschen (sogar ein WC). Am Ende der Anlage ist der Fischerhafen mit vielen kleinen Fischlaeden unter einem grossen Markthallendach. Hier wird nicht nur gehandelt, hier wird auch noch gekocht. Da ist der Fisch und alles was aus dem Meer kommt frisch, guenstig und sicher auch gut.

Einer der Fischstaende heisst doch tatsaechlich "El Erwin"! Peter macht ein wuerdiges Foto mit mir und dem "richtigen" Erwin. Er freut sich und meint: "Du bist der erste Erwin, der aus Europa mich besuchen kommt". Wir beide Erwin fuehlen uns geehrt.

Erstmals haben wir im Hotel wieder einen Compi, der in Sachen Geschwindigkeit unsern Vorstellungen entspricht. Da ist klar, hier erledige ich meine Schreibarbeiten ueber die letzten Tage.

 


Puerto Montt

2008-02-23

Beim Blick mit den noch kleinen, verschlafenen Augen aus unserem Hotelzimmerfenster entdecken wir eine friedliche Invasion. Ein grosses, strahlend weisses Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker. Seitwaerts auf Wasserhoehe ist ein kleines Tor. Hier steigen die Passagiere in 4 kleine Motorboote und werden ins Hafengebiet gefahren. Hier schwaermen sie aus und belagern die viele Verkaufsstaende. Diese Leute heben sich im Touristengewuehl durch 3 Sachen ab und sind dadurch fuer die Verkauefer auch sofort erkennbar: gepflegtes, sauberes Outfit mit Hand- oder Fototasche / duften fein und frisch / sprechen meistens unverstaendlich englisch, also amerikanisch.

Vom Mirador im oberen Stadtteil haben wir einen schoenen Ueberblick ueber Puerto Mont. Wir suchen den Bahnhof (nicht mehr in Betrieb) vergebens, denn einmal mehr sind wir Opfer der schlechten Wegzeitschaetzung der Chilenen geworden. Aber eben, wer macht sowas schon zu Fuss! Die Info am Kiosk lautet auf 15 Minuten. Nach 35 Minuten ist noch nicht in Sicht. Wir fragen erneut. "Noch 3 Minuten" meint der Mann und erklaert weit drueben am Gegenhang wo es hingeht. Wir brechen ab und kehren zurueck in die Stadt.

Im Regionalmuseum ist die Besiedlung von Suedamerika das Haupttheama. Hier in der Naehe (Monte Verde) wurden Ueberresten gefunden aufgrund derer das Theama hier praesentiert wird. Man geht davon aus, dass vor ca 15`000 Jahren sich hier die ersten Menschen auf dem suedamerikanischen Kontinent niederliessen.

Da heute Samstag ist laueft natuerlich in der Stadt  (150`000 Einwohner) etwas. Die meistens Leute bewegen sich auf den Einkaufsstrassen und beim Mc Donald. Ein Strandfussballgruempelturnier mit der Uebergabe eines riesigen Pokals, Livemusikgruppe auf der Plaza de Armas sowie eine Autoshow (je groesser die ein- bzw. umgebaute Steroeanlage desto besser) sind die Hoehepunkte.

Beim Biereinkauf im Supermarkt laeuft alles falsch. Fuer 2 Buechsen brauche ich eine satte halbe Stunde. Zuerst stehe ich bei den vielen Leuten in der falschen Schlange. Hier ist nur mittels Rechnung zahlbar. Das sagt man mir aber erst, als ich mich in der Schlange bis zur Kasse vorgearbeitet habe. Also neu anstehen. Vor mir bezahlt eine Dame mit Check. Das gibt Probleme bei der Kasse. Das Geschaeft kann nicht abgeschlossen werden. Nach 5 Minuten druecke  ich 1000 Pesos fuer die beiden Buechsen der Kassierin in die Hand und verschwinde mit dem kuehlen Bier. Nach mir die Sintflut ....

Am Nachmittag trifft Patrik Probst ein. Er hat seine Frau Angi zum Flughafen gebracht und begleitet uns bis Dienstagmorgen.

Er hat einen heissen Tipp fuers Nachtessen mitgebracht. Wir sind am Meer und da gibts einen entsprechenden Znacht. Da ich kein Fan von Mariscos (Meersfruechte) bin, halte ich mich an den bewaehrten Merluza (Kabeljau). Vater und vorallem Sohn Probst geben sich den Spezialitaeten hin: Locos (Meeresschnecken), Chupe de marisco (Suppe aus Meeresfruechten), Centolla  (Koenigskrabben), Gambas (Garnelen), Jaibas (Krebse), Calamares (Tintenfisch). Mir genuegt der Blick in ihren Teller. Doch es muss gut sein, denn beide strahlen ..


Castro

2008-02-24

In Chile ist die Ozonbelastung etwa aehnlich gross wie in Australien. Dieses Ozonloch ist in Chile erkannt und beschaeftigt die Leute. Sonnenschutz vorallem fuer Kleinkinder ist wichtig. Sie sollten die ersten 2 Monate ueberhaupt nicht im Freien sein ...

Bei der Fahrt zum Flughafen reduziert der Taxichauffeur die Geschwindigkeit wegen "Nebel". Es ist starker Rauch, der wegen der Waldbraende ueber der Strasse die Sicht behindert. Aus diesem Grund mussten am fruehen Morgen sogar Fluege annulliert werden. Wir sind schon vielen Waldbraenden begegnet, hier jedoch haeufen sie sich. Offiziell sind es "kontrollierte" Feuer. In Tat und Wahrheit sind es meistens gelegte Braende. Das Ziel dieser Brandrodung ist, Land zu gewinnen.

Wir (zusammen mit Patrik Probst)) nehmen unser Mietauto (Toyoya Yaris) entgegen und verlassen das rauchende Festland sued-westwaerts. Nach einer guten Stunde Fahrzeit sind wir auf der Faehre, die uns vom Festland zur Insel Chiloe bringt.

Die Insel ist ca 200 km lang (Sued - Nord) und ca 50 km breit. Auf der Pazifikseite (Westen) ist die Kueste rauh und wenig erschlossen. Auf der Ostseite gibt`s Hunderte kleinerer und groesserer Inseln, die Chiloe vorgelagert sind. Nicht alle sind bewohnt. Von Nord nach Sued verlaueft hier auch die Panamericana, die durchwegs betoniert/geteert ist.

Ancud ist der erste Ort auf Chiloe, den wir besuchen. Ancud ist auch die erste Stadt, die die Spanier bei ihrer Ankunft gruendeten. Sehenswert ist das Museum, das einen verstaendlichen Ueberblick ueber die Geschichte der Insel gibt. Im Fuehrer kann ich lesen, dass Chiloe eine gruene Insel mit Bauernhoefen sei. Es ist jedoch alles eher braun wegen der grossen, seit Wochen andauernden Trockenheit.

Peter`s Ziel ist, auf keinen Fall mehr Imodium als ich zu gebrauchen. Doch heute morgen hat er den Gleichstand von 6 Tabletten nicht mehr halten koennen. Er liegt 2 Tabletten voraus und benoetigt noch weitere Medikamente, denn es scheint nicht nur an der Verdauung zu liegen, sondern auch im Bauch. Es ist schade, dass er den Finger nicht in den Hals stecken kann, denn das wuerde vermutlich helfen. Patrik besorgt Medikamente und ich huete den armen, auf der Parkbank im Schatten liegenden Peter. Er meint: "Mein Koerper rebelliert, weil er in einer Woche wieder arbeiten muss". Vielleicht hat er ja recht. Oder liegts an den Mariscos von gestern Abend?

In Castro, an einer schoenen Meeresbucht gelegen, beziehen wir im Hotel UNICORNO AZUL unsere Zimmer mit Meersicht. Peter erholt sich in der Horizontalen. Patrik und ich kaufen sein Nachtessen ein: Bananen, Cola und Wasser. Spaeter koennen wir Peter noch ueberzeugen, dass seine warme Mahlzeit nur aus Reis und Tee besteht.


Castro

2008-02-25

Die Insel Chiloe ist ein Ort der Maerchen und Sagen. Die Chiloten (Bewohner der Insel) sehen in der Landschaft Zwerge, Feen und andere Geister. Sie tauchen auf alten Zeichungen auch in unserem Hotel auf.

Wahrzeichen von Chiloe sind die Holzkirchen, deren 16 unter Schutz als Weltkulturguterbe der UNESCO stehen. Typisch hier sind auch die farbigen Holzhaeuser, die teilweise auf Stelzen ins Wasser gebaut sind. Die grellen Farben (meistens jedoch nur die strassenseitige Front) fallen auf uns sind fuer uns sehr ungewohnt. Da spielt es absolut keine Rolle, welche Farbe der Nachbar gewaehlt hat. Es gibt diesbezueglich keine Bauordung.

Auf dem Weg nach Quellon, fast an der Suedspitze der Insel gelegen, besuchen wir Chonchi. Dank der Baufaelligkeit der Kirche haben wir einen Einblick in die Holzkonstruktion, die sonst mit "Taefer" abgedeckt ist. Es gibt kein Fundament, die Saeulen sind massive Baumstaemme, die Verstrebungen aus dicken Holzbrettern. Zum Schutz gegen die Witterung wird aussen alles mit Blech "eingepackt" und farbig gestrichen.

Die Punta de Lapa in Quellon ist das Ende der Panamericana. Von hier aus gehts nur auf dem Wasserweg (Faehre) weiter suedwaerts. Hier ist der Kilometer 0. Die Stasse fuehrt nach Alaska und hat eine Laenge von 22`000 km! Vom Hafen aus sehen wir das Festland mit den schneebedeckten Vulkanen. Es scheint, als waeren sie bis ans Meer hinunter weiss.

Auf der Rueckfahrt machen wir nochmals in Chonchi Halt. Peter und Patrik machen noch einen Abstecher nach Queilen wahrend ich dem Treiben im Hafen von Chonchi zuschaue. In einem Hafen laeuft immer etwas, am Morgen etwas hektisch, am Nachmittag eher gemuetlich, zB Netze flicken, Bootsmotor ueberpruefen, Kisten fuer den morgigen Fang bereit stellen, Saecke mit Muscheln auf den LKW verladen.

Zuerueck in Castro bewundern wir die Schiffsbauer. Das Geruest des Schiffes ist fast fertig. Am Ufer liegt viel Holz, auch krumme Staemme, aus denen die erforderlichen, eben auch gebogenen Balken, gesaegt werden. Die sehr bekannten Stelzenhaueser vom Ort machen einen traurigen Eindruck. Wegen Ebbe stehen sie nicht im Wasser sondern im schwarzen Schlamm. Die Kirche im Ort ist von aussen gross aber nichts Besonderes. Innen jedoch ist es die schoenste Hozverkleidung, die wir bisher gesehen haben. Ab Band ertoent diskret leichte klassische Musik. Die Abendsonne scheint durch die bunten Fenster. Richtig einladend fuer einen besinnlichen Halt.

Christiane, Ingrid und Edi von unserer Gastfamilie am Lago Todos Los Santos sind fuer einen Abstecher auch nach Castro gekommen. Gemeinsam essen wir am Hafen. Ich versuche es wieder mit Fisch. Congrio (Seeaal) a lo pobre: Gebratener Fisch mit Spiegelei und viel gedaempften Zwiebeln oben drauf, garniert mit Pommes frites. Eine ungewohnte Kombination, aber sehr gut. Peters Menue ist klar: Reis! Er hat heute immer noch gelitten und hat weiterhin Schonkost.

 


Castro

2008-02-26

Wir verabschieden uns von Patrik, Christiane, Ingrid und Edi. Sie fahren wieder nordwaerts und haben heute ein anderes Programm. In ca 3 Tagen wollen sie mit dem Auto in Santiago ankommen.

Suedwestwaerts (ca 50 km) geht unsere Fahrt, entlang dem Lago Hullinco, nach Cucao am Pazifik, im Parque National Chiloe. Dieser kleine Ort ist 1960 auch vom Erdbeben und zusaetzlich von der dadurch entstandenen Flutwelle total zerstoert und wieder aufgebaut worden. Wir treffen immer wieder auf Rauchschwaden von Waldbraenden. Ueber der Kueste haengt Nebel. Brr! Es ist kuehl beim Aussteigen. In 2 km ereichen wir ueber Duenen zu Fuss das Meer, den Pazifik.

Wir wandern eine Stunde dem ca 200 m breiten Strand (Ebbe) entlang und auf einer staubigen Strasse zurueck. Die Sonne setzt sich durch, es ist angenehm warm, ohne Wind. Ueberall im Sand liegen Meeralgen. Das sind bis 8 m lange und 5 cm dicke "Schlaeuche". Das ganze sieht aus wie Plastik ist aber eine Pflanze. Die Algen werden zu Agar Agar verarbeitet. Dieses  natuerliches Geliermittel wird der Gelatine vorgezogen. Stiere streichen dem Sandstrand entlang und fressen von diesen Algen. Zum Glueck geben sie keine Milch!

Auf dieser Westseite der Insel zeigt Chiloe uns eine ganz andere (wildere)  Landschaft als auf der dem Festland zugewandten (milderen) Kueste.

Zurueck in Castro lassen wir die Rueckfluege bestaetigen. Alles OK, die Rueckreise kann beginnen. Auf der Plaza schauen wir dem Volk zu, Klein und Gross, Jung und Alt geniesst den wunderbar warmen Sommerabend. Auch wir zwei geniessen es, denn schon bald sitzen wir zu Hause in der Schweiz um diese Zeit in der warmen Stube!

 

 


Ancud

2008-02-27

Heute ist der letzte "Ferientag", morgen beginnt die Rueckreise. Auf der Hinfahrt haben wir mit Ruecksicht auf den Gesundheitszustand der Teilnehmer Ancud - Castro auf dem direkten Weg (Panamericana) nonstop gemacht. Deshalb fahren wir heute in der Gegenrichtung der Ostkueste der Insel entlang. Beim verlassen von Castro werden wir mit dem "klassischen" Anblick des Ortes belohnt: Farbige Haeuser auf Stelzen, die sich 1:1 im Wasser spiegeln.

Auf keinen Fall duerfen wir in Dalcahue die Kirche verpassen. Sie praesentiert sich uns mit ihren 9 Boegen als eine der schoensten und groessten Kirchen auf Chiloe. Auch sie gehoert wie die naechste Kirche, die von Tenaun, zum Weltkulturguterbe der UNESCO. Ab Delcahue fahren wir wieder mal nur Naturstrasse bzw Schotterpisrte. 50/60 km/h sind das hoechste der Gefuehle.Tenaun liegt abseits des Weges direkt am Meer. Die Kirche faellt auf durch ihre vor 2 Jahren renovierte blau-weisse Front auf. In Quemchi gibts keine sehenswerte Kirche, jedoch einen  Ort mit immerhin 1400 Einwohnern. Von hier gehts vorwiegend abseits der Kueste weiter nordwaerts. Linao und Manao sind weitere Orte an unserem Weg. Sie sind so klein, dass wir den Ortskern kaum feststellen. Am Strand von Linao sehen wir Algen, die zum trocknen ausgelegt sind. Bei diesem Anblick kann ich mir nicht vorstellen, dass dieses Zeugs (bewusst) gegessen wird. Bald nimmt die Schotterpiste ein Ende. Wir merken es sofort, dass wir wieder auf der Panamericana sind: Die Strasse ist geteert.

Unser Hotel Galeon Azul finden wir in Ancud problemlos. Wir kennen den Standort bereits von der Hinreise her. Wir koennen waehlen zwischen kleinem Zimmer mir guter und grossem Zimmer mit weniger guter Meersicht. Wir brauchen das grosse Zimmer um Auslegeordnung zu machen und fuer dien Heimreise zu packen!

Peter ist total begeistert von der Musik der Insel. Speziell der 3/4-Takt hat es ihm angetan. Wir haben Angaben fuer CD`s und finden tatsaechlich 2 davon in einem Lafen in der Stadt. 1000 Pesos kostet die Kopie, 4900 Pesos das Orginal. Der Fall ist klar: Kopien, dafuer jedoch gerade 2 CD`s.

Vom Mirador oberhalb der Stadt haben wir nicht nur eine gute Aussicht. Wir sehen auch, dass eine Regenfront sich naehert. Wir ziehen uns ins Hotel zurueck und sehen den ersten Regentropfen auf dem Bett liegend zu. 10 Tage habe wir keinen Regen mehr erlebt!

In der Markthalle von Ancud geniessen wir ein letztes mal eine Fischmahlzeit. Merluza ist ein sicherer Wert, das wissen wir nun als "fast" Einheimische! Nun gilt es langsam aber sicher die Rucksaecke fuer die Heimreise zu packen und die letzten sauberen, bequemen und schoenen Kleider fuer den Rueckflug bereit zu legen.

Sachte tasten wir uns wieder an die Heimat heran. Peter interessiert sich wieder fuers Geschaeft. SBB Cargo reorganisiert im Hinblick auf das Defizit 2007 wieder einmal. 400 Stellen Abbau, davon 150 auf der Zentrale und all dies bei gleichbleibender Leistung .Alle Jahre wieder! Vielleicht koennen wir "Buebe" auch schon bald den Letzten (Peter) in den Kreis der Pensionierten aufnehmen.

 

 


Santiago

2008-02-28

Einkaufen fuer den taegliche Bedarf ist fast in jedem kleinen Nest moeglich. Besteht ein Doerfchen aus 6 Haeusern, so ist sicher eines ein SUPERMERCADO. Der ist so angeschrieben, wirkt von aussen sehr klein, hat aber im geraeumigen Innern alles. Die Unterschiede bestehen im Angebot von Gemuese und Fruechte (je nach Gegend) und Alkohol (je nach Bewilligung). Diese SUPERMERCADO`s vergleiche ich mit dem bei uns frueher gaengigen Namen "Handlung".

Bedeckter Himmel, die Wolken hangen bis auf 100 m ueber dem Meer, keine Sonne. Richtiges Wetter fuer die Abreise. Mit der Faehre setzen wir von Chacao in 1/2 Stunde nach Pagua auf dem Festland ueber. Vom Faehrschiff aus sehen wir einzelne Seeloewen im Wasser. Auch ihnen ist`s zuwenig schoen. Sie tauchen sofort wieder ab.

Am Flughafen von Puerto Montt geben wir das Auto nach 888 unfall- und pannenfreien Kilometern ab. "Alles OK, jedoch sehr staubig", meint die Dame vom Vermietungsbuero. Die Chilenen ueberraschen uns bei der Gepaeckabfertigung: Handgeschriebene Etikette fuer 3 Fluege bis Zuerich!

Unser Flug von Puerto Montt nach Santiago ist eine Stunde verspaetet. Das reicht uns gleichwohl fuer den Anschluss nach Madrid. 90 Minuten Flug ueber anfaenglich leichte Bewoelkung und dann gute Sicht bis Santiago. Peter geht bereits mal durch die Zollkontrolle, ich "bewege" mich noch etwas vor der Kontrolle. Peter bekommt beim Zoll die Info, dass mit unserem Flug etwas nicht gut sei.

Bei der LAN (Chilenische Fluggesellschaft) sprechen wir vor. Maschine defekt, Flug gestrichen, mañana gegen Mittag weiss man mehr! Uff, mit dem haben wir gar nicht gerechnet. Wir "bohren"  weiter und warten. Mit uns sind in der Zwischenzeit auch viele andere Reisende an den LAN-Schaltern.  Das Resultat: Abflug FR 12.00 Uhr nach Madrid mit Anschluss nach Zuerich,  geplante Ankunft 11.05. An der Anzeige SALIDAS INTERNATIONAL ist unser gestrichene Flug immer noch als geplanter Flug  704 ab 19.45 aufgefuehrt ...

Und dann beginnt die Organisation im suedamerikanischen Stil. Gepaeck beziehen (ist ja bis Zuerich bereits abgefertigt), Hoteluebernachtung, Bustransfer. Um 17 Uhr erste Info, um 20 Uhr im Bus zum GRAND HOTEL PALACE mitten in der Stadt, das der Buschauffeuer nach mehreren Anlaeufen findet. Mit uns uebernachten noch weitere 60 Gestrandete hier.

An der Plaza genehmigen wir den Schlummertrunk und zwar im gleichen Restaurant, in dem wir am ersten Abend unserer Reise (12. Januar) auch waren. Wer haette das gedacht! Und die Kellnerin erkennt uns nicht .....

Die Verzoegerung ist fuer Peter sehr aergerlich (Termine). Fuer mich als Pensionierter kann ich gut mit der Mentalitaet "mañana" leben. Aufregung  bringt nichts, es isch eifach so. Punkt.

 


Santiago - Madrid

2008-02-29

Bei Grosseinkäufen gibts Rabatt, AHV-Rentner haben Vergünstigung, COOP gibt Superpunkte, Migros arbeitet mit Kumulus-Bonus. Heute haben wir unsern BONUS-TAG: 50 Tage Chile buchen, 1 Tag gratis in Santiago!

Nach einer nicht gerade ruhigen Nacht mitten in der Stadt holt uns die LAN um 9Uhr mit dem Bus ab. Es ist schon wieder hochsommerlich heiss in Santiago. Wir organisieren uns gut und sind als erste am Checkin (vor den andern ca 250). Gepaeck bis Zuerich OK, Boardingpass Madrid - Zürich nicht moeglich.

Nun harren wir der Dinge die da kommen. Pünktlich zur Boardingzeit werden wir gebeten, einzusteigen. Wir starten um 12.15 Uhr. Bis zuletzt koennen wir fast nicht glauben, dass wir puenktlich abfliegen. Wir glauben nicht mehr an alles, denn wir sind einwenig "mañana"-geschaedigt ...

Waehrend der 12 Stunden Flugzeit läuft immer etwas: zweimal Essenservice, dazwischen Sandwich + Brownie, Kleinkinder sorgen fuer Betrieb, mehrmals angurten wegen Turbulenzen, Kursänderung zum Umfliegen der Gewitter, elektronische Spiele (zB wer wird Millionär). Da lautet doch tatsächlich eine Frage: In welchem Land liegt der Vierwaldstädtersee? USA, Spanien, Ungarn oder Schweiz? Guet  Nacht!

 

 

 


Madrid - Zürich

2008-03-01

Um 4.30 Uhr landen wir in Madrid, die Maschine fliegt weier nach Frankfurt.

Die IBERIA gibt uns den Boeardingpass. Die Angaben über die Puerta (Gate) sind nicht identisch mit denen auf der Abfluganzeige. Wir irren zu Fuss und mit der Metro auf dem weitläufigen, riesigen neuen flughafen herum und machen dreimal die Sicherheitskontrolle mit. Wein und Honig geben wir bereits bei der ersten Kontrolle widerwillig ab. Schade ... hoffentlich schmeckts den Zöllnern. Die EU (Spanien) anerkennt die Sicherheitskontrolle in Santiago nicht. Das hingegen koennen wir sehr gut verstehen.

Es ist unser 11. Flug seit dem 11. Januar. Wir sind wieder in Europa: Die Dose Coca-Cola im Flugzeug kostet 2.50 EURO! Die letzte halbe Stunde Flug über das Schweizer Mittelland nach Zürich ist unruhig und die Maschine wir kräftig durchgeschüttelt. Es wird ruhig im Flugzeug und die ersten Kotztüten werden bereitgehalten. Unsere Hoffnung, in tieferen Lagen ruhige Luftschichten anzutreffen, wir zerschlagen. Nach dem Flug durch die Nebelschicht gibts zwar freie Sicht auf den Boden, doch der Wind stürmt weiter. Hoffentlich kommts gut mit dieser Landung!

Der Pilot findet die Piste, steuert auf die Mitte der Landebahn zu, setzt zwischen 2 Böen nicht hart auf und erntet von uns Gaesten den verdienten Aplaus.Stets haben wir vom frühlingshaften Wetter in der Schweiz gelesen und gehoert. Vom Sturmtief hat uns niemand erzählt.

Vom Empfangskomitee werden wir ganz herzlich empfangen. Danke euch allen, ihr habt uns die Heimkehr erleichtert.

Eine lange, interessante, abwechslungsreiche und manchmal auch abenteuerliche Reise ist zu Ende. Wir sind physisch wohl da, doch die Seele wird noch einige Zeit brauchen um anzukommen. Entschuldigt uns bitte, wenn wir die ersten Tage noch nicht ganz "da" sind! Vielleicht gelingt es uns, ein Stück der in den letzten Wochen gelernten Gelassenheit euch weiterzugeben.

Wir danken allen Menschen unterwegs, die zum Gelingen der Reise beigetragen haben, unsern Familien, Freunden und Bekannten, die mit uns Kontakt hatten und allen Lesern unseres Tagebuches, die trotz Arbeit uns in diesen Ferien begleiteten. Wir freuen uns, euch von unsern Erlebnissen persönlich zu erzählen.

Gracias y hasta luego!