Diary for On the road again


Basel-Frankfurt-Calgary-Olds

2009-07-15

Abreise

Heute war früh aufstehen angesagt. Um 06.30 h flogen wir mit der Lufthansa via Frankfurt nach Calgary. Wie immer auf Langstreckenflügen mit dem Kranich haben wir vorzüglich gespiesen und auch getrunken. Davon sind wir dann auch ein wenig müde geworden (siehe Fotos).  Nach der Landung mussten dann nur noch die über 100 Kg (einhundert) im Mietwagen verstaut werden (bin gespannt, was da alles zum Vorschein kommen wird). 

Anschliessend ging es mit dem Mietwagen nach Olds. Nach einer knappen Stunde sind wir von unserer Host-Family für die nächsten 14 Tage, Clivia und Beat Graf, auf ihrer kleinen Farm (www.rosehip.ca) freundlich empfangen worden.


The Prairie Rosehip

2009-07-16

Für die nächsten 14 Tage sind wir in der „Prairie Rosehip B&B“ bei Clivia und Beat Graf bestens untergebracht (www.rosehip.ca). Es ist eine kleine, hübsche Farm und extrem ruhig gelegen, 100 km von Calgary und 8 km von der nächsten Ortschaft Olds entfernt, mit Panorama-Sicht in die Rocky Mountains. Zum Frühstück gibt es selber gebackenes Brot, Eier in allen Variationen von glücklichen Hühnern usw. Von hier aus werden wir die Händler zwischen Calgary und Red Deer abklappern.


Wir suchen einen Trailer

2009-07-17 to 2009-07-18

Die letzten Tage haben wir uns bei den grösseren Händlern zwischen Red Deer und Calgary nach einem Trailer umgesehen. Es gibt unzählige Hersteller und jeder hat eine Vielzahl von Modellen. Zudem stehen dem Erstkäufer noch mehr Optionen als bei einem Personenwagen zur Verfügung. Jedes Fahrzeug unterscheidet sich wieder vom anderen und wir müssen uns klar werden, was wir wirklich brauchen und was für uns unnützes Zeugs ist (z.B. Eiswürfelmaschine oder „Pseudo-Cheminée). Nach 3 Tagen haben wir genug und brechen die Besichtigungs-Tour ab. Wir reduzieren alles auf 3 neuwertige Occasionen und 3 fabrikneue 2008 Modelle. Nächste Woche wollen wir diese 6 Trailer genauer unter die Lupe nehmen und mit dem Händler über den Preis diskutieren.


Cochrane

2009-07-19

Wir besuchen den Bruder einer Freundin von Hedy in Cochrane AB. Lotti und Ruedi leben seit 41 Jahren glücklich in Kanada.


Lichtblick bei der Trailer-Suche

2009-07-20 to 2009-07-21

Zuerst besuchen wir die 2 Händler mit unseren Favoriten, einem 33 und einem 34-feet-Trailer und erleben die erste böse Überraschung. Wegen dem Gewicht müssten wir sicherheitshalber einen sogenannten 1-ton-Truck haben, und zwar einen mit Doppelbereifung hinten, wird uns erklärt. Wir schauen uns so ein Ding an und erschrecken (fast 2.5 Meter breit). Solange der Trailer angehängt ist würde das ja noch gehen, weil dieser ebenso breit ist. Wollen wir mit dem Truck aber auch in die Städte wird es mit dem Parkieren mühsam. Aus Vernunftgründen entschliessen wir uns für den kleineren 31.5-feet-Trailer. Der hat jetzt halt nur 2 statt der gewünschten 3 oder 4 Slide-Outs. Wir rufen den Händler in Calgary an, um das Fahrzeug für uns bis morgen zu reservieren. Und jetzt die zweite böse Überraschung, er ist bereits reserviert. Allerdings macht uns der Verkäufer Mut. Die Option laufe am Mittwoch ab und der potentielle Käufer habe bis jetzt bereits Absagen von 5 Banken bekommen. Bei einem Händler in Red Deer steht das genau gleiche fabrikneue 2008 Modell, allerdings CAD 12'000 teurer. Der Verkäufer will beim Preis keinen Cent runter und so fällt uns der Entschluss leicht, bis am Mittwochabend zu warten und zu hoffen, dass der andere das Geld nicht zusammen bekommt. In der Zwischenzeit besuchen wir die ersten Auto-Händler.


Ein Truck fehlt uns auch noch

2009-07-22

Wir gehen zu weiteren Truck-Händlern und finden einfach keinen akzeptablen Power-Diesel. Am Nachmittag erhalten wir die freudige Botschaft, dass die Option auf den Trailer mangels Finanzen nicht eingelöst werden konnte. Wir vereinbaren einen Termin für den nächsten Tag.


Our new home

2009-07-23

Wir schauen uns den Trailer nochmals gut an und schliessen dann den Kaufvertrag ab. Auf dem Dach lassen wir uns noch eine Satelliten-Schüssel montieren. Alle anderen für uns wichtigen Dinge sind vorhanden. Jetzt brauchen wir nur noch das Zugfahrzeug.

Zum Trailer folgende technische Details. Es ist ein Citation 31.5 RLS. Länge 10,6 m, Breite 2,5 m, Höhe 3,7 m. Gewicht beladen max. 6,2 Tonnen. Frischwasser-Tank 231 L. Heisswasser-Tank 61 L. Kühlschrank und sep. Tiefkühler mit aut. Umschaltung von Gas auf elektrisch. 3-Flammen Gaskochherd. Backofen. Mikrowelle. Heizung Gas + elektrisch. Klimaanlage. LCD-TV, DVD, Sourround Sound, Antenne + Satelittenschüssel. Geheizter Unterboden und Tanks. Queen-Size-Bed. Toilette mit Wasser-Spühlung. Duschkabine. Elektr. Stützen. Thermopane-Fenster. Aussendusche etc.


Immer noch keinen Truck gefunden

2009-07-24

Die Suche nach einem Truck ist für uns technische Banausen alles andere als einfach. Bei der Wahl des richtigen Trucks ist das Gewicht des beladenen Trailers, das Gewicht auf der Kupplung bezw. auf der Achse des Trucks und das Gesamtgewicht Truck und Trailer nebst anderen Faktoren zu berücksichtigen. In Frage kommen Fahrzeuge von GMC/Chevrolet, Chrysler/Dodge oder Ford. Obwohl in die gleichen Klassen eingeteilt, bestehen nicht unerhebliche Unterschiede bei den zulässigen Gewichten der einzelnen Hersteller. Und um es noch komplizierter zu machen, gibt es auch noch jahrgangsabhängige Abweichungen. Schnell merken wir, dass die Autoverkäufer auch in Kanada nicht ehrlicher sind als anderswo. Einer tut so als ob er rechnen würde und will uns dann weismachen, dass es höchst gefährlich sei, unseren Trailer mit einem 3/4-ton-Truck zu ziehen. Sollten wir damit noch in die Rocky Mountains wollen, „o my god“. Und wenn wir dann noch Seitenwind haben. Er verzieht dabei sein Gesicht zu einer furchterregenden Grimasse. Eine schauspielerische Glanzleistung! Selbstverständlich hat er keinen 3/4–ton, dafür aber einen „Monster-Truck“ im Hof stehen!!!


Wir haben die Zugmaschine gefunden

2009-07-25

Bei den Händlern stehen Dutzende Pickup-Trucks. Leider sind es aber zu über 80 % Benziner und wir wollen einen Diesel. Zudem sind viele dieser Diesel beruflich genutzt und damit schon optisch erkennbar stark beansprucht worden. Wir möchten eine 2-3 jährige Occasion mit nicht mehr als 100'000 km. Nachdem wir von hier bis Red Deer nichts passendes gefunden haben, müssen wir nun die Suche nach Calgary ausweiten. Im Internet finden wir einen GMC-Händler mit 6 in Frage kommenden Dieseln. Dort angekommen sind 3 bereits weg, einer hat eine zu lange Brücke, einer ist leicht erkennbar von einem Handwerker gebraucht worden und der letzte war ein Mietfahrzeug und innen nach 2 Jahren schon stark abgenutzt und leicht schmuddlig.
Leicht frustriert machen wir uns auf den Weg zum nächsten GMC-Händler.
Auch der hat nur einen einzigen passenden Truck. Ein Chevrolet Silverado 2008 mit 67'000 km. Leider nicht in der gewünschten Farbe (weiss oder silber), aber dies wird jetzt zur Nebensache. Optisch sieht er innen wie aussen wie neu aus. Er ist mit Leder, Holz und jeglicher Elektronik ausgestattet. Wir erklären dem Verkäufer, dass wir dies alles gar nicht brauchen und der Preis über dem Budget liege. Er kann da nichts machen, geht aber netterweise zum Chef. Dieser kommt, fragt was wir machen wollen und will die Unterlagen zu unserem Trailer. Er ist selber ein leidenschaftlicher Camper und erklärt uns, dass er nur verkaufe wenn er sich vergewissert habe, dass es das richtige Fahrzeug für den Kunden sei. Er rechnet eine Weile und bestätigt uns dann, dass dieser 3/4-ton für unseren Trailer ausreiche. Vom angeschriebenen Preis geht er dann noch CAD 2'300 runter. Sind wir ihm sympathisch oder will er eine „Schwarte“ loswerden? Wir haben von dieser Sucherei die Schnauze voll und schliessen mit ihm ohne lange zu überlegen einen Vorvertrag ab und bezahlen ein Deposit von CAD 500.--. Am Montag bringen wir dann den Bank-Check und übernehmen den Truck.


geruhsamer Sonntag

2009-07-26

Müde vom Abklappern der Händler erholen wir uns heute, schreiben den Reisebericht der letzten Tage, und büscheln unsere Pendenzen und die vielen Unterlagen.


Wir haben nun auch Versicherung und Plates

2009-07-27

Nicht jede Versicherung nimmt Kunden mit einem Touristen-VISA. The co-operators hingegen schon. Also nichts wie hin. Über eine Stunde vergeigt Angela mit uns und offeriert dann CAD 3'073 für den Truck und CAD 2'400 für den Trailer, ergo insgesamt CAD 5'473. Uns erschreckt insbesondere die hohe Prämie für den Trailer, weil die Haftpflicht bereits in der Truck-Prämie enthalten ist. Der schadenfreie Verlauf unser Schweizer-Auto-Versichungen könne auch nur begrenzt berücksichtigt werden. Netterweise gibt sie uns aber noch den Hinweis, dass 300 Meter von hier ein Broker sei, welcher verschiedene Versicherungen vertrete. Also gehen wir zu Diane bei der Western Finance Group. Nachdem wir ihr unsere Aufenthaltsituation geschildert haben meint sie, dass sie nur eine Insurance-Company habe, welche uns versichern würde. Es sei eine sogenannte High-Risk-Company. Wir rechnen mit dem schlimmsten. Nach etwa 15 Minuten konfrontiert sie uns mit der Prämie, CAD 2'175 und 874, insgesamt CAD 3'049. Ohne zu zögern schliessen wir sofort den Vertrag ab und bezahlen. Jetzt noch schnell zur Bank für den Check und ab nach Calgary zum Truck-Händler. Unser Truck steht noch in der Werkstatt, weil die Air-Condition repariert werden muss. Möglicherweise reiche die Zeit heute nicht. Wir schliessen trotzdem mit ihm den „bill of sale“ ab. Diesen brauchen wir auch, um die Nummernschilder zu bekommen. Wir fahren zur nächstgelegenen „Registrie“ und haben innert einer Viertelstunde unsere „Plates“ für den Truck und auch für den Trailer.
Zurück beim Dealer ist wider erwarten die Klimaanlage repariert und wir können, nachdem die Plates montiert sind, glücklich und zufrieden mit unserem Truck nach Olds fahren.


Kupplung montieren

2009-07-28

Unsere Lokomotive haben wir heute noch schnell in eine kleine Werkstatt in Olds gebracht, um eine Hitch (Trailer-Kupplung) und Running Boards zu montieren. In den Zwischenzeit sind wir einkaufen gegangen. Unser Haushalt braucht ja noch die verschiedensten Gegenstände, von A wie Abwaschbürste bis Z wie Zapfenzieher. Das gewünschte Bettzeug haben wir am Freitag schon in Calgary gefunden und gekauft. Am späteren Nachmittag war unser Truck abholbereit und so bringen wir noch schnell unser Mietauto (nach 2'200 km) in Calgary zurück.


5th-Wheel abholen in Calgary

2009-07-29

Noch schnell auf die Bank einen Check holen und ab nach Calgary zu Guarantee RV, um unser neues Home zu übernehmen. Nach einer über 2-stündigen Instruktion, welche wir (da leicht vergesslich) mit dem Camcorder festhalten, und nach Erledigung der Formalitäten geht es los. Erstmals mit so einem schweren Ding und ohne eine einzige Fahrstunde habe ich, obwohl der Truck genug Power hat, das Gefühl, die 6 Tonnen hinter mir würden mich wechselweise zurückziehen oder stossen. Beim ersten kräftigeren Bremsen erschrecken wir gewaltig. Die Hitch verschiebt sich auf der Ladefläche zuerst nach vorne und dann nach hinten. In Olds stellen wir dann fest, dass sie jetzt in einer anderen Position, d.h. nicht mehr genau über der Hinterachse eingerastet ist. Anscheinend war sie bei der Montage in der erforderlichen Position nicht richtig fixiert worden und keiner hat dies bemerkt. Wir hängen den Trailer ab, schieben die Hitch in die richtige Stellung, und kontrollieren natürlich, ob sie eingerastet ist.


Abschied vom Rosehip

2009-07-30

Heute gilt es Abschied zu nehmen von unserer Host-Family, Clivia und Beat Graf und ihren Söhnen Elias und Jonathan. Wir hätten es schlicht und einfach nicht besser treffen können als bei ihnen. Nebst einer tollen Unterkunft konnten wir auch noch von vielen wertvollen Informationen profitieren. Zuerst machen wir aber mit Elias noch eine Probefahrt. Er ist technisch äusserst versiert und gibt mir viele nützliche Tipps. Unter dem Armaturenbrett ist die Trailerbremse montiert. Während der Fahrt stellt er sie mit viel Fingerspitzengefühl so ein, dass der Trailer ganz leicht stärker bremst als der Truck. Und dann gibt es da auch noch einen Schiebeschalter (nur für extreme Situationen), mit welchem man die Trailerbremse unabhängig vom Bremspedal betätigen kann.
Weil vorgestern nicht das gesamte Running-Board montiert werden konnte fahre ich nochmals in die Werkstatt. Das Material ist immer noch nicht eingetroffen und ich muss morgen erneut kommen. Wir entschliessen uns, für die kommenden 2 Tage in den nächstgelegenen Campground zu dislozieren. Mit dem Einrichten des Trailers haben wir noch genug zu tun. Zudem haben wir noch lange nicht alle notwendigen Utensilien, um darin gemütlich und bequem leben zu können. Und Kühlschrank, Tiefkühler sowie die Bar sind auch noch leer!!!


unser Chevy

2009-07-31

Für die technisch interessierten heute ein paar Details zu unserem Truck. Es ist ein Chevrolet Silverado 2008 LTZ, 4x4 zuschaltbar, 6,6 Liter V8 Duramax Turbo-Diesel, 365 PS, 895 Nm, 6-Gang-Automatik, Crew-Cab, short Box, Leergewicht etwa 2,8 Tonnen, Länge 5,8 Meter. Zum Sprit-Verbrauch äussere ich mich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt! Hinten kleben wir noch ein Schweizer-Kreuz drauf. Schliesslich war der Firmengründer Louis Chevrolet ja ein Schweizer.

Eingerichtet sind wir jetzt fast komplett. Hedy hat ihr Bügeleisen und ich meinen Printer gefunden. Es fehlt noch die Espresso-Maschine (bis jetzt haben wir erst eine gesehen). 
 


Olds - Drumheller

2009-08-01

Jetzt geht unsere Reise erst richtig los. Wir fahren 145 km auf einen Campground in der Nähe von Drumheller.

Anschliessend machen wir in der Umgebung eine Besichtigungstour und kommen erst um etwa 18.00 zurück und entschliessen uns etwas später, nicht zu grillieren sondern die Steaks in der Pfanne zu kochen. Unser Platz ist leicht erhöht und wir sehen auf etwa 30 Camper runter. Viele sind an der Vorbereitung für ihr Barbecue, haben die Tische schon gedeckt und das Fleisch teilweise schon auf dem Grill. Eine dunkle Wolke zieht auf, aber niemand schenkt dem Beachtung. Und dann kommt ohne Übertreibung innerhalb von 30 Sekunden ein Sturm. So stellen wir uns einen kleinen Hurrican vor. Ein paar Minuten vorher noch Sonnenschein und jetzt fast schwarz. Der trockene Sand wird aufgewirbelt und schon fliegt alles herum. Die bereits gedeckten Tische werden vom Sturm abgeräumt. Campingstühle, Zelte, Blachen und andere leichtere Gegenstände fliegen herum. Weil der Wind voll in unsere Slide-Outs bläst, fahren wir sie ein. Bis wir alle Fenster und Dachluken geschlossen haben, ist auch schon Sand im Wagen. Nach etwa 10 Minuten ist der Spuk vorbei und es blitzt und regnet nur noch. Wir sind happy, dass unser Dinner nicht vom Wind verweht wurde!


Drumheller

2009-08-02

Wir bleiben noch eine 2. Nacht in Drumheller, weil wegen einem Feiertag ein verlängertes Wochenende ist und die Campgrounds ziemlich voll sind. Drumheller ist bekannt durch die Funde von Dinosaurierfossilien sowie das Tal des Red Deer River mit skurillen Gesteinsformationen (Hoodoos).


Drumheller - Medicine Hat

2009-08-03

Kein Städtchen auf dem Weg nach Medicine Hat. Schöne, aber mit der Zeit eintönige 250 km nur mit Landwirtschaft, d.h. Getreideanbau und ab und zu Alberta Beef auf der Weide.


Medicine Hat - Mortlach

2009-08-04

Weitere 350 km Richtung Osten auf dem Trans-Canada-Highway. Weiterhin die gleiche Landschaft. Unterschied zu gestern nur, dass es fast den ganzen Tag regnet. Unterwegs in Chaplin Salzabbau an einem Salzsee. 700 Km seit Olds sehr dünn besiedeltes Gebiet. Auch auf dem Trans-Canada Highway nur wenig Verkehr. Tempomat auf 110 stellen und am Ziel bremsen! Übernachtung in Mortlach.


Mortlach - Regina

2009-08-05 to 2009-08-06

Ankunft heute in Regina, der Hauptstadt der Provinz Saskatchewan. Typische nordamerikanische Stadt, innert hundert Jahren von 4'000 auf 200'000 Einwohnern. Wir bleiben gleich 2 Nächte, weil wir ausserhalb Reginas ein sehr schönes Plätzchen für unseren Trailer gefunden haben.

Viel bietet Regina nicht, aber der Wascana Center ist sehenswert. Es ist ein 9,3 km² grosser Park, der sich um den Wascana Lake erstreckt und ein grosses Angebot an Freizeitaktivitäten aufweist.


Regina - Sidney

2009-08-07

Landschaftlich wie gehabt und nach 350 km sind wir bereits in Manitoba und möchten in Brandon übernachten. Wegen dem Wochenende sind die einzigen 2 Campgrounds bereits voll. Wir müssen 65 km weiterfahren bis Sidney. Gut, dass wir vorher angerufen haben und den letzten noch freien Platz reserviert haben. Sehr schön und ruhig gelegen in einem kleinen Wäldchen. Problem nur, dass ich rückwärts zwischen vielen Bäumen und anderen Hindernissen in meinen Platz reinfahren muss. Nach dem 2. Versuch kommt der Nachbar. Er sei Truck-Fahrer und könne dies gerne für mich übernehmen. Ich nehme das Angebot dankend an!


Sidney - Portage la Prairie

2009-08-08 to 2009-08-09

Kurze Fahrt bis Portage la Prairie. Hier waren wir 1990 mit den Junioren von Basel Regio an den World Junior Curling Championship. Wir besuchen die Curlinghalle und frischen schöne alte Erinnerungen an den äusserst erfolgreichen Auftritt unserer Boys (sind jetzt auch schon 40!!) auf. Da das Wetter immer noch mies ist, bleiben wir im Städtchen und wollen nach vielen Jahren wieder einmal „Pizza Hut“ mit einem Besuch beehren. Klassischer Fehlentscheid, vom Salat über die Pizza bis zur Bedienung alles regelrecht lausig. Das nächste Mal wieder Boston Pîzza.

Wir bleiben noch eine 2. Nacht an diesem idyllischen Plätzchen in einem Wald nahe Portage. Das Wetter ist nach 3 Tagen wieder sonnig und so machen wir am Nachmittag einen Ausflug zum Lake Manitoba. Es ist nicht einer der „grossen Seen“, trotzdem ist er fast 100 mal so gross wie der Thunersee.


Portage la Prairie - Winnipeg

2009-08-10 to 2009-08-11

Ein paar Kilometer ausserhalb von Winnipeg schlagen wir unser Lager für die nächsten 2 Tage auf. Um einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen, besteigen wir den Tourist Bus (offeriert von der City Winnipeg). Gelegen am Assiniboine und Red River weist Winnipeg einen gewissen Charme auf und ist sicher einen Besuch wert. Speziell erwähnenswert „The Forks“. Hier sitzen wir dann am späteren Nachmittag in einer Gartenwirtschaft und stellen nach etwa einer halben Stunde fest, dass an gewissen Tischen geraucht wird. Bisher durfte im Abstand von ein paar Metern zur Gartenwirtschaft nicht geraucht werden. Jetzt erst fällt uns auf, dass diese Bar „Muddy Waters Smokehouse“ heisst! Uns gefällt es so gut, dass wir etwas länger sitzen bleiben. Und dann ist es so spät geworden, dass wir uns entschliessen, hier auch noch unser Nachtessen einzunehmen. Hedy bestellt Chili con carne und ich riskiere nach über 30 Jahren erstmals wieder einen Burger. Und siehe da, wider Erwarten schmeckt mir der Burger und Hedy ist mir ihrem Chili auch sehr zufrieden.

Am 2. Tag dann 2-stündiger Boots-Ausflug auf dem Red River, Walking in der Corydon Avenue, Legislative Building etc.


Steinbach ON

2009-08-12

Nicht weit von Winnipeg bleiben wir für eine Nacht in Steinbach MB in einem Campground an einem kleinen Badesee. Steinbach ist ein schmuckes Dorf, gegründet 1874 von Mennoniten. Seit Tagen haben wir in den Campgrounds entweder keine oder nur eine schwache Wireless-Verbindung. Hier ist es wieder nicht besser und wir suchen ein Internet-Café, um den Reisebericht der letzten 10 Tage ins www zu stellen. Mitch von der örtlichen Information schickt uns in eine Gärtnerei mit Café/Gelateria. Dort gäbe es nicht nur ein schnelles Internet sondern auch noch richtigen Espresso und Capuccino. Sie sei vor langer Zeit für 6 Monate in Bienenberg bei Liestal gewesen und wisse seither, dass ein einziger Espresso mehr wert sei als 3 grosse Becher nordamerikanischen Filterkaffee. Recht hat sie. Sogar ein Italiener würde diesen Espresso loben. Und gekostet hat er nur bescheidene CAD 1.79!
(aktueller Kurs 1 CAD = 1 CHF)


Kenora ON

2009-08-13

Gestern war mit 35° der bisher heisseste Tag. Nachts dann zwei heftige Gewitter. Wir schauen den Blitzen zu, wie sie den Campground taghell erleuchten. Sturmwinde peitschen den Regen an unseren Trailer. Wir fahren das grosse Slide Out ein, weil der Wind voll in die Slide Toppers (Store über dem Slide Out) fährt. Heute morgen dürfen wir mit Genugtuung feststellen, dass unser Mobi den Härtetest bezüglich Dichtigkeit bestanden hat.

Durch den Süden der Prairieprovinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba nur Ebenen mit Getreibeanbau und Viehzucht. Nach mit der Zeit langweiligen 1'500 km kurz vor der Provinz Ontario ändert sich Geologie und Vegetation schlagartig. Leicht hügelig, meist bewaldet und ein See nach dem anderen fühlen wir uns wie in British Columbia. Wir fahren bis Kenora ON, einem Feriendorf, wo wir wegen der Ferienzeit nur noch ein bescheidenes Plätzchen an der Hauptstrasse finden.


Tomahawk Resorts, Sioux Narrows ON und Innenleben Trailer

2009-08-14 to 2009-08-15

In Kenora hält uns nichts zurück und wir fahren zügig weiter. Nach bereits 65 km stossen wir auf ein wunderschön gelegenes Resort mit Cottages, R.V. Park, kleiner Hafen und Sandstrand (www.tomahawkresort.com) am Lake of the Woods nahe der Ortschaft Sioux Narrows. Der Lake of the Woods weist eine Fläche von 4390 km² auf und hat 14'552 bewaldete Inseln! Hier wollen wir 2 Tage bleiben.

Leider ist der 2. Tag verregnet. Gute Gelegenheit, die vielen Fragen zum Innenleben unseres Trailers zu beantworten. Wir produzieren einen kleinen Movie, welchen ihr unter „our Movies“ geniessen könnt.

Nachtrag 
Getjealous akzeptiert nur Files bis 11,2 MB.
Unser Movie mit einer Dauer von 4 Minuten hat jedoch 88 MB.
Ihr könnt den Film herunterladen bei:
www.mydrive.ch
Benutzer: Hedy.Holzer
Passwort: Nordamerika
(Gross-/Kleinschreibung beachten!!!)
File „Innensicht_Trailer.MP4“ downloaden
Zum Abspielen des Movies muss eventuell zuerst der „VCL Media Player 1.0.1“ installiert werden (gratis erhältlich bei http://www.videolan.org/)


Quetico Provincial Park, Atikokan

2009-08-16

Wir fahren weiter Richtung Thunder Bay, durch schöne Mischwälder und vorbei an unzähligen Seen. Leider nur regnet es ständig. Die Gegend ist sehr einsam, ab und zu ein Camp für Fischer (ist uns zu langweilig) oder Kanuten (ist uns zu anstrengend) oder Forstwirtschaft (ist mit Arbeit verbunden). Nach spätestens 150 km möchten wir unseren Camper für eine oder zwei Nächte an einem der schönen Seen parkieren. Nach 320 km der erste Campground und der ist erst noch voll. Der Besitzer gibt uns den Tipp, es 20 km weiter im einem Provincial Park zu versuchen. Inzwischen ist es bereits 19.00 Uhr, es giesst wie aus Kübeln, aber wir finden im Quetico PP ein gediegenes Plätzchen im Wald am French Lake zum übernachten.


Kakabeka Falls

2009-08-17 to 2009-08-20

Das Wetter ist wieder sonnig. War ja auch langsam Zeit, bevor wir das sogenannte Sunset Country mit seinen über 100'000 Seen (kein Witz) verlassen. Für heute nehmen wir uns nicht mehr so viel vor. Nach eineinhalb Stunden biegen wir ab in den Happy Land R.V. Park bei den Kakabeka Falls, rund 30 km vor Thunder Bay. Unterwegs überschritten wir bereits die 3. Zeitzone, haben jetzt Eastern Standard Time (EST) und nur noch -6 Stunden zur MEZ.

Am nächsten Tag schauen wir uns die Kakabeka Falls noch von der anderen Seite an und besichtigen anschliessend Thunder Bay. Tolle Lage in einer grossen Bucht des Lake Superior, dem grössten der 5 sogenannten „grossen Seen Nordamerikas“. Von Westen ziehen immer mehr Wolken auf, schlechte Aussichten für die nächsten Tage.

Am Mittwoch fahren wir auf den Mount McKay und stellen uns die Aussicht auf Thunder Bay und die Bucht bei schönerem Wetter vor.

Da die Wetterprognose bis Samstag auch für die nächsten 600 km nicht besser ist und wir zudem hier eine schnelle Internet-Verbindung haben bleiben wir noch einen 4. Tag. Wir fahren nur kurz zum Liquor Store, um unsere Bar wieder aufzufüllen. Bei diesem Scheisswetter ist ein guter Whisky nötig für’s Gemüt. Den ganzen Tag hocken wir bei strömendem Regen im Trailer und surfen, mailen, lesen, spielen Karten oder telefonieren mit Skype. Hedy will uns mit einem speziellen Nachtessen belohnen, Steaks und erstmals ein Kartoffel-Gratin. Die Gratinform war wider erwarten doch nicht hitzebeständig (das kommt davon, wenn man im „One Dollar Shop“ einkauft). Mit einem Knall zerspringt die Form in mehrere Teile, auf dem Rost liegen die Kartoffeln und am Boden des Backofens der Rahm. Wir fluchen kurz über uns und diesen Chinesen-Ramsch, versuchen zu retten was noch zu retten ist und schmeissen wütend die Kartoffeln in eine Bratpfanne.


Pass Lake

2009-08-21 to 2009-08-22

Es regnet immerhin nicht mehr, aber nach wie vor weht ein kalter Wind. Wir fahren bis Pass Lake und buchen einen Platz für 2 Tage im Mirror Lake Resort. Am Nachmittag eine kleine Wanderung am Eagle Canyon. Dieser wird von 2 Hängebrücken überspannt, wobei die eine die längste Suspension Bridge in Kanada sein soll. Weil es stark windet, macht das Überqueren doppelten Spass!

Heute Samstag bei sonnigem Wetter ein Ausflug nach Silver Islet auf der Sibley Peninsula. Hier wurde 1868 das dazumal grösste Silbervorkommen gefunden.


Neys

2009-08-23 to 2009-08-24

Nachdem wir letzte Woche wenig gefahren sind legen wir für heute 225 km zurück durch wunderschöne, einsame Landschaften dem Superior Lake entlang. Wir stoppen für 2 Tage in einem bewaldeten Campground nahe Neys.

Am Montag unternehmen wir einen Ausflug in den Neys Provincial Park und fahren dann nach Marathon ON zum Shoppen. Per Zufall stossen wir auf die Original-Pyrex-Formen. Damit sollte es nicht mehr passieren, dass wir das Kartoffel-Gratin im Backofen zusammenkratzen müssen.


Wawa ON

2009-08-25

Wir verschieben uns weiter in Richtung Sault Ste. Marie und stoppen für eine Nacht im Wawa R.V. Resort. Von dort besuchen wir noch kurz die in der Nähe gelegenen Magpie High Falls. Im Gegensatz zum Frühling sind sie zu dieser Jahreszeit nicht sonderlich spektakulär.


Batchawana Bay

2009-08-26 to 2009-08-27

Weil die Internet-Verbindung hundsmiserabel ist und ich meinen Reisebericht schon wieder nicht aktualisieren kann fahren wir weiter. Gestern 200 km und heute schon wieder 165 km. Mehr als wir eigentlich wollen, aber es hat einfach keinen Campground dazwischen und dann kommen meistens mehrere hintereinander. Halb so schlimm, die Landschaft ist abwechslungsreich, die Strassen sind gut und es hat sehr wenig Verkehr. 50 km in Mitteleuropa sind anstrengender.

Donnerstag - Das Wetter hat sich schon wieder verschlechtert und die Prognose für die nächsten Tage ist noch mieser. Wir fahren kurz an die Batchawana Bay, bringt aber nicht viel bei dem Wetter.


Sault Ste. Marie ON

2009-08-28

Zum Frühstück gibt es 2 Spiegeleier, Speck, Bratkartoffeln (für Hedy Western-Omelett), Toast und Kaffee. In der Cafeteria des Campgrounds für insgesamt CAD 12.14. Da rentiert es sich nicht mehr, das eigene Geschirr schmutzig zu machen. Anschliessend verschieben wir uns nach Sault Ste. Marie und schlagen ausserhalb unser Lager im Glenview Campground auf. Sault Ste. Marie wird durch den St. Marys River durchtrennt, welcher den Lake Superior mit dem Lake Huron verbindet. Der nördliche Teil der Stadt liegt in Ontario/Canada und der südliche in Michigan/US. Wir besichtigen die Soo Locks, welche die 6.5 Meter Höhendifferenz zwischen den Lake Superior und dem Lake Huron ausgleichen. Die längste Schleuse auf der US-Seite ist über 400 Meter lang. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts wurde hier die erste Schleuse errichtet. Heute sind die Soo Locks die meistfrequentierten Schleusen der Welt.


Sault Ste. Marie ON

2009-08-29

Seit bald 24 Stunden schüttet es ununterbrochen. Unser Trailer steht noch auf trockenem Untergrund aber einer der Nachbarn steht inzwischen in einem kleinen See. Wir sind wieder einmal zum Surfen und Mailen verdammt. Zur Aufmunterung fahren wir abends in die Stadt zu Arturo, einem richtig guten Italiener und lassen uns kulinarisch verwöhnen. Wie es sich gehört zum Finale ein Espresso und ein Grappa. Hedy anerbietet sich (der Rotwein hat ihr vermutlich Mut gemacht), uns nach Hause zu chauffieren. Sie fährt erst zum zweiten Mal mit unserem Chevi und sie macht es so perfekt, dass ich auf den 10 km nichts zu meckern habe.


Sault Ste. Marie ON

2009-08-30

Das Wetter wird wieder freundlicher. Wir besuchen das Bushplane Museum in Sault Ste. Marie. Sehenswertes kleines Museum mit etwa 30 alten Wasser-/Löschflugzeugen. Viel historisches auch zur Waldbrandbekämpfung in Kanada.


St. Joseph Island

2009-08-31

Heute ein Ausflug auf die St. Joseph Island, welche im Kanal zum Lake Huron liegt. Rund 45 x 24 km schönste Landschaft und der Küste entlang ein wenig Tourismus.


Sault Ste. Marie ON

2009-09-01

Heute war Car-Wash angesagt. Der Schmutz der vergangenen 5'000 km (davon über 3'000 mit dem Trailer) musste runter. Der Chevi war derart dreckig, dass wir zwei mal shamponieren und mit Hochdruck abspülen mussten. Morgen geht es über die International Bridge in die USA. Hoffentlich inspiziert der Zöllner unsere Vorräte nicht, insbesondere die Traubensäfte und das Feuerwasser.


Sault Ste. Marie MI

2009-09-02

Zügig über die International Bridge nach Sault Ste. Marie Michigan an den Zoll. Der Zöllner schaut kurz in die Pässe und weist uns an, auf der Seite zu parkieren und ins Gebäude zu gehen. Zwei freundliche Beamte am Schalter stellen nach dem altbekannten Identifikationsprozedere ihre Fragen zu den Vorräten - Fahrzeug gemietet oder gekauft - was hat es gekostet – wow, ist ja soviel wie ein Haus kostet - was hast Du gearbeitet - da hast du aber viel Money gemacht (hihi) - wie lange wollt ihr in den USA bleiben etc. Ich erzähle etwas über unsere Reisepläne der nächsten Monate. Die zwei sind begeistert und wünschen uns alles Gute für unseren Trip. Nach rund 10 Minuten sind wir 12 USD leichter wieder draussen mit der Aufenthaltsgenehmigung bis zum 1. März 2010. Erleichtert fahren in einen Campground direkt am St. Mary River, machen anschliessend eine 2-stündige Bootstour und besichtigen die Schleusenanlagen auf der amerikanischen Seite.


Munising MI

2009-09-03

Wir geniessen das zur Zeit schöne Herbstwetter bei angenehmen 23° Celsius. Faszinierend, wie mit jedem Tag mehr Farbe in die Wälder kommt. Von Sault Ste. Marie fahren wir 190 km auf der Interstate 28 bis nach Munising MI. Die ganze Strecke enorm dünn besiedelt und kein Verkehr. Links und rechts schöne Wälder und vereinzelt ein Landwirtschaftsbetrieb. Der grösste Ort unterwegs ist Newberry mit 2'500 Einwohnern.


Marquette MI

2009-09-04

Entlang dem Lake Superior an schönen Küstenlandschaften und menschenleeren Sandstränden vorbei geht es heute bis Marquette. Der Ort hat auch nur rund 3'200 Einwohner. Bedingt durch die schöne Lage bietet die Ortschaft und die nähere Umgebung dem See entlang eine gute touristische Infrastuktur. Erfreulicherweise stossen wir zufällig auf eine Bäckerei mit einem richtig guten Brot.

PS. Sieht auf der Karte nur so aus, wie wenn wir wieder zurück in den Westen fahren würden. Wir machen einen Abstecher zu Jim Rittenhouse. Mehr dazu später. Von da an geht es dann endgültig Richtung Süden.


Bei Debbie + Jim Rittenhouse in Republic MI

2009-09-05 to 2009-09-07

Das Labor-Day-Weekend haben wir auf Einladung von Jim Rittenhouse in seiner Log Cabin in Upperpeninsula Michigan am Michigamme River verbracht. Jim habe ich Mitte 2006 bei der Gründung von Rondo-Pak in Norristown PA kennengelernt. Der Michigamme River ist ziemlich breit, hat wenig Strömung und viele Buchten, so dass man meinen könnte, es sei ein See. Mehr ist eigentlich nicht zu sagen, die Bilder sprechen für sich. Jim’s bewaldetes Grundstück ist am Fluss etwa 120 Meter breit und über 500 Meter lang. So etwas kostet hier den Bruchteil einer durchschnittlichen Einfamilienhaus-Parzelle in der Schweiz. Debbie und Jim haben eine grosse Familie. 12 Personen waren in den 5 Schlafzimmern, 2 in einer Blockhütte und nochmals 6 am gegenüberliegenden Ufer bei Debbie’s Vater und Bruder untergebracht. Jim verspricht, dass wir hier den ganzen Tag essen, trinken und Spass haben. So ist es dann auch. Für den Fun stehen mindestens je 3 Quads, Motocrossmaschinen, Schneebobs und dann noch Boote vom Kajak bis zum 9-Plätzer-Ausflugsboot rum. Wir unternehmen verschiedene Boots-Touren und als Höhepunkt eine Ausfahrt mit den Quads durch den Wald über Stock und Stein. Am Dienstag morgen verlassen wir sie mit vielen tollen Erinnerungen an diese 3 Tage.


Cedar River MI

2009-09-08

Bei weiterhin wunderschönem Herbstwetter und 24° C fahren wir in südöstlicher Richtung 200 km in den J.W. Wells State Park in Cedar River MI am Lake Michigan. Als einziger der fünf grossen Seen liegt er vollständig in den USA. Mit einer Oberfläche von 58'000 km² ist er fast 1½ mal so gross wie die Schweiz.


Door Peninsula WI

2009-09-09 to 2009-09-10

Wir überqueren die Grenze zu Wisconsin und fahren auf die Door Peninsula, einer Halbinsel im Michigansee. Ungewohnt für uns nach der letzen Zeit ist die ganze Küste sehr belebt. Viele Wohlhabende aus Chicago haben hier ein Ferienhaus (auch Al Capone hatte hier eines, und erst noch mit unterirdischem Eingang in ein weit verzweigtes Tunnelsystem). Wir bleiben für zwei Tage in einem schönen Campground bei Sturgeon Bay WI. Am Donnerstag fahren wir bis ans Ende der Halbinsel nach Northport.


New Glarus - Monroe WI

2009-09-11 to 2009-09-12

Kurz entschlossen ändern wir beim Nachtessen die Route und beschliessen einen Abstecher in westlicher Richtung nach New Glarus WI. Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte in Glarus eine Hungersnot. Die Regierung beschloss, in den USA Land zu kaufen und Auswanderungswillige zu finden. Rund 200 Leute reisten 1845 via Rotterdam mit den Schiff nach New York. Auf Umwegen gelangten schlussendlich 150 Personen nach Wisconsin und gründeten dort New Glarus. 1861 zerstörte ein Grossbrand in Glarus 593 Häuser und machte rund 3'000 Einwohner obdachlos. Die Bewohner von New Glarus spendeten daraufhin (16 Jahre nach der Auswanderung) mehr Geld, als sie von ihrem Heimatkanton als Starthilfe erhalten hatten. Auch heute geht es dem Ort vermutlich nicht schlecht, weil man sich touristisch gut vermarktet und auch Schweizer Sponsoren hat (u.a. Victorinox, Nestle, Novartis). Zwar kann kaum mehr einer deutsch, aber die Tradition wird sehr gepflegt. Es gibt Wilhelm Tell und andere Festspiele, Trachtengruppen, Jodlerchörli etc. und die Kinder lernen in der Schule „es Burebüebli mag i nid“.

In der 16 Meilen entfernten Gemeinde Monroe leben ebenfalls viele Schweizer Auswanderer, allerdings aus anderen Kantonen. Dies daher, weil bis weit ins 20. Jahrhundert in New Glarus nur Glarner Auswanderer aufgenommen wurden. Sehenswert in Monroe ist die „Turner Hall“, erbaut 1868 und nach einem Brand am Labor Day 1936 im Emmentaler-Stil bis 1938 wieder aufgebaut. Der Ratskeller ist Restaurant und Museum zugleich. Voller Stolz zeigt man uns Vitrinen zur Geschichte des Clubs und dass es eine Turnerin aus Monroe bis an die Olympiade 1952 in Helsinki geschafft hat. Sehr originell auch das Baumgartner’s, Käseladen und Restaurant in einem.

Weitere Informationen unter:
www.en.wikipedia.org/wiki/New_Glarus
www.swisstown.com/
www.turnerhallofmonroe.org


Lake Geneva

2009-09-13 to 2009-09-14

Es scheint so, dass viele Schweizer Pioniere in Wisconsin eingewandert sind. 120 Km nach New Glarus machen wir Halt für 2 Tage in einem State Park an einem „Lake Geneva“. Es ist Sonntag, wunderbares spätsommerliches Wetter, und nirgends bisher solch ein Rummel. Stossstange an Stossstange geht es durch das Städtchen und am See entlang. Viel Action auch am und im Lake. Rührt sicher daher, dass Chicago nur rund 80 Meilen von hier entfernt ist.

Am Montag ist dann wesentlich weniger Rummel. Wir fahren rund um den Lake Geneva. Dies ist leicht möglich, da er viel kleiner ist als unser Genfersee. Und dann noch einen kleinen Abstecher zum Lake Como. Nicht weit von hier gäbe es auch noch einen Lake Zurich, den überlassen wir grüsszügig den Zürcher Touristen.


Joliet IL

2009-09-15

Jetzt geht es Richtung Chicago. Wir wollen einen Plätzchen nicht zu weit von der City. Den Toll-Highway lassen wir aus und nehmen eine regionale Schnellstrasse. War ein Fehlentscheid, weil wir jetzt 50 km durch die Agglomeration fahren und alle 500 Meter eine Ampel haben. Und dann müssen wir den gewünschten Campground (mit Internet) auch noch suchen. Wir finden ihn doch und es stellt sich heraus, dass er von der Empress Hotel und Casino übernommen wurde und den Namen geändert hat. Zu guter Letzt funktioniert auch das publizierte Wireless seit der Übernahme nicht mehr. Zur Strafe und um unseren Ärger abzubauen wollen wir nach dem Nachtessen das Casino schädigen. Gelingt nicht ganz, aber mit nur USD 20.-- Verlust und Gratis-Drinks gehen wir nach eineinhalb Stunden Zocken wieder entspannt zurück in den Camper.


Chicago, Chicago

2009-09-16 to 2009-09-18

Heute geht es nach Downtown Chicago. Wir suchen unterwegs nach einer Touristen-Info, insbesonders, weil wir seit Tagen kein Internet hatten und uns über Bahn- oder Busverbindungen in die City informieren möchten. Wir finden einfach keine und am Ende sind wir mitten in Downtown. Wir kurven in der City rum, halten wenn es geht mal an um ein Foto zu schiessen, machen 2 Versuche in ein Parkhaus reinzufahren, scheitern aber schon am Balken an der Einfahrt, weil unser Chevi zu hoch ist. Da steht wohl 6’3’’ steht auf dem Balken und ich sehe, dass dies nicht reicht, weiss aber nicht wie viel es sein müsste, um vielleicht beim nächsten Parkhaus Erfolg zu haben. Da wir den Chevi in Kanada gekauft haben verfüge ich nur über Angaben im metrischen System. Wäre nicht schlecht, wenn ich dies mal in foot und inch umrechnen würde. Nach etwa 2 Stunden oder etwas weniger haben wir endlich einen Parkplatz gefunden.
Der erste Eindruck, wenn man in die Stadt reinfährt, speziell dem See entlang in den Wacker Drive, ist überwältigend. Und man meint Frank Sinatra zu hören mit seinem Song „Chicago, Chicago, that toddling town“.
Die Stadt ist 1871 durch einen Grossbrand weitgehend zerstört worden. Namhafte Städteplaner und Architekten haben am Wiederaufbau mitgewirkt und die heutigen Strukturen geschaffen. Auch die Gebäude der letzten Jahrzehnte sind architektonisch mehrheitlich hochinteressant.

17.09.09 Donnerstag
Die Touristen-Info haben wir gestern zu Fuss doch noch gefunden. Wir fahren heute bis Forest Park, parkieren dort für USD 5.00 den ganzen Tag und fahren mit der Metro in die City für USD 2.25 (die ersten 20 Minuten Parking in Chicago kosten meist schon mehr als USD 10.00). Mit dem Chicago Double Decker „Hop on, Hop off“ geht es dann durch Downtown Chicago. Am späteren Nachmittag dann noch in den Sears Tower und dort aufs Sky Deck, einem kürzlich erstellten Glasboden auf über 412 Metern Höhe.

18.09.09 Freitag
Weil uns Chicago so gut gefällt geht es gleich nochmals auf dem gleichen Weg in die City. Mit dem Ausflugsboot auf dem Chicago River durch die City und durch die Schleuse in den Lake Michigan. Und dann spazieren in den Häuserschluchten sowie auf dem Wacker Drive dem River entlang, die vielen alten teilweise doppelstöckigen Eisen-Brücken bestaunend. Dabei fasziniert einem auch das Verkehrssystem dieser Stadt. Da eine U-Bahn und dort eine Hochbahn auf Stahl-Stelzen über der Strasse. Und dann wieder eine Strasse und im Untergrund nochmals Strassen samt Kreuzungen und allem drum und dran. Und dies alles neben oder sogar unter teilweise recht alten Gebäuden.


Chicagoland Raceway, Joliet IL

2009-09-19

Wir wissen nicht, ob wir nochmals in die Stadt fahren wollen und beschliessen, zuerst zum 8 Km entfernten Chicagoland Raceway zu fahren. Könnte ja sein, dass dort ein NASCAR oder sonst ein attraktives Rennen stattfindet. Dies ist nicht der Fall, aber wir bleiben trotzdem den Rest des Tages dort hängen. Im Oval des Rundkurses sind nebst sonstigem Zeugs für Autofreaks rund 1'000 Oldtimer, Fun-Cars und sonstige aufgemotzte Fahrzeuge zu bestaunen. Diese PS-Monster fahren dann auch noch 3 Runden hinter einem Pace-Car in 40-er Gruppen durch den Nudeltopf. Hedy zählt und kommt auf über 20 Gruppen. Nicht immer entspricht der Geräuschpegel auch der Leistung des Motors. Aber jeder hat ein Nummernschild und wir sehen auch wie sie zur Rennstrecke an- und wieder wegfahren. Erschreckt uns nicht mehr, weil wir schon früher festgestellt haben, dass alles, was mit einem Motor angetrieben wird, auch auf öffentliche Strassen darf. Einem MFK-Prüfer in der Schweiz würden die Haare zu Berge stehen!


Michigan City, IN

2009-09-20 to 2009-09-21

Den Grossraum Chicago mit seinen über 9 Mio Einwohnern lassen wir hinter uns und schon sind wir in Indiana. Es geht alles wieder viel weniger hektisch zu und her, weil die Gegend dünn besiedelt ist. Zum Nachtessen gab es gestern einen richtigen Wurstsalat mit Klöpfern (Cervelat für die Nicht-Basler) von der Metzgerei Hösli in New Glarus. Die Klöpfer waren sehr gut, schmeckten aber doch nicht ganz gleich wie zu Hause. Wir vermuten, dass dies nicht an den Gewürzen liegt sondern daran, dass der Metzger hier bei diesen tiefen Fleischpreisen weniger Schlachtabfälle und dafür mehr Fleisch verwurstet!

Wir bleiben noch einen Tag in Michigan City und fahren in den Indiana Dune State Park. Ein letztes Mal am Lake Michigan bevor es dann Richtung Lake Erie geht.


Angola, IN

2009-09-22

Nach 190 Km bei schwachem Verkehr auf dem Highway übernachten wir in Angola, Indiana. Unterwegs finden wir die bisher günstigsten Marlboro Light (das Laster sind wir noch nicht los) für USD 4.78 und kaufen gleich 4 Stangen. Wir haben auch schon USD 7.40 bezahlt in Michigan. Die Preisdifferenz rührt daher, dass jeder Bundesstaat eine eigene Tabaksteuer hat. Die tiefste Steuer hat (Stand 2008) South Carolina mit 7 Cent je Päckchen und die höchste New Jersey mit 257 Cent. Einige Counties und Cities wollen auch noch mitverdienen an den Rauchern und erheben noch eine additional tax, zwischen 1 Cent in Alabama und USD 1.50 in New York City. Erschwerend kommt noch dazu, dass der Händler seinen Verkaufspreis selber festlegen kann. Das führt dann dazu, dass im nächsten Laden oder Tankstelle eine Stange manchmal über USD 10.00 billiger zu haben ist. Schon mehrmals erlebt, also genügend Vorrat haben und immer wieder schauen oder fragen.


Port Clinton und Marblehead Ohio

2009-09-23 to 2009-09-24

Heute sind wir bis nach Port Clinton auf der Marblehead Peninsula am Lake Erie, dem südlichsten der 5 grossen Seen, gefahren. Unterwegs haben wir die Grenze zu Ohio überschritten und sind somit bereits im 5. Bundesstaat der USA angelangt. Die Halbinsel ist eine beliebte Feriendestination. Zu dieser Jahreszeit ist allerdings nicht mehr viel los. Ein Vergnügungspark mit gigantischen Bahnen hat zum Beispiel bereits geschlossen.

Das schöne für uns an diesen Ferienorten ist, dass man, wie in grösseren Städten auch, nicht nur diese immer wieder gleichen Verpflegungs-Buden, sondern richtig gute Spezialitäten-Restaurants finden kann. Wir sehen im Navi ein „Japanese Steakhouse“, überlegen kurz und kommen zum Schluss, dass dies nur ein Tepannyaki sein kann. Also gehen wir uns das mal anschauen. An der Bar nehmen wir einen Aperitif und dazu ein Tuna-Sushi. Das Sushi überzeugt uns restlos und wir bleiben zum Nachtessen. Wir haben Glück und sitzen mit einem netten Ehepaar und ihren erwachsenen Kindern am Tepannyaki. Der Japaner zieht seine Show ab und wir haben es alle sehr lustig. Das Lokal ist in jeder Beziehung dem Sakura in Basel ebenbürdig. Einzige 2 Unterschiede wären, dass die Portionen auch hier amerikanisch gross sind und der Preis etwa 30% tiefer ist.


Portersville und Slippery Rock PA

2009-09-25 to 2009-09-26

Es herbstet immer mehr und die Abende werden langsam kühl. Da wir noch die Rondo-Pak in Norristown besuchen wollen, müssen wir noch fast 800 Km westwärts fahren, bis wir dann endgültig Florida ansteuern können. Deshalb geben wir heute wieder einmal Gas und fahren 280 Km bis Portersville in Pennsylvania. Vorbei an Cleveland und Youngstown durch eine ländliche Gegend mit kleineren Ortschaften. Tempomat auf 100 stellen und die Gegend geniessen!

Der erste Regentag seit genau 4 Wochen. Der den Campground angrenzende Moraine State Park sowie den Lake Arthur lassen wir deshalb aus und fahren in ein benachbartes Dorf. Wir haben etwas mitbekommen von einem Village-Fest und einem Brewfest in Slippery Rock. Das Angebot an den Verkaufsständen entspricht etwa demjenigen des Dorfmarktes in Arlesheim. Wir verziehen uns deshalb relativ schnell in die Brauerei ( www.northcountrybrewing.com/welcome.htm ). Dort degustieren wir dann verschiedene Biersorten, bis Hedy zum Aufbruch drängt. Passend zum Wetter will sie Raclette machen mit dem Käse, den wir in New Glarus eingekauft haben. Die Raclette schmecken wunderbar. Kleiner Makel nur, dass wir im Weinkeller keinen Westschweizer Weisswein haben und mit einem Sauvignon blanc Vorlieb nehmen müssen.


Somerset PA

2009-09-27

Es hat die ganze Nacht geregnet und auch jetzt am Morgen immer wieder heftige Regenschauer. Wir hängen in einem kurzen Regenunterbruch unseren Trailer an den Truck und fahren 150 km weiter zum Pioneer Park in Somerset PA. Ein wunderschöner Campground an drei kleinen Seen in herbstlichem Wald.


Somerset - Hershey PA

2009-09-28

Das Wetter ist weiterhin sehr wechselhaft und kühl. Wir geben den Pferden die Sporen und fahren auf Highway 76 über die Appalachen, einem bewaldeten Mittelgebirge. Schöne herbstliche Wälder und sonst eigentlich nichts sehenswertes und deshalb fahren wir gleich 250 km bis Hershey PA.


Hershey Chocolate

2009-09-29

Hershey, auch Chocolatetown der USA genannt, ist nach ihrem Gründer Milton S. Hershey benannt. Er kam als Sohn Schweizer Auswanderer (ursprünglicher Name Hersche) 1857 in der Nähe des heutigen Hershey zur Welt. Er ist sowohl als Unternehmer wie auch als Philanthrop in die Geschichte eingegangen. Seine Biographie ist mehr als lesenswert unter
www.de.wikipedia.org/wiki/Milton_S._Hershey
www.en.wikipedia.org/wiki/Milton_S._Hershey
Das Unternehmen macht heute 5 Milliarden Umsatz im Jahr und die Fabrik in Hershey, Pennsylvania ist die grösste Schoggi-Fabrik der Welt ( www.hershey.com ).

Am Abend besuchen uns Dottie und Bill English (Controller in der Rondo-Pak) und wir gehen zusammen gut und gemütlich essen beim Italiener.


Hershey - Harrisburg - Hershey

2009-09-30

Kurz nach der Einreise in die USA haben wir bei Wells Fargo ein Konto eröffnet und USD aus der Schweiz transferiert. Als Adresse haben wir diejenige von Bill verwendet. Jetzt haben wir endlich unser Plastikkärtchen und können damit an jedem ATM (Bancomaten) Geld beziehen oder Einkäufe machen. Seit der Einreise mussten wir einmal mit unserer Schweizer VISA-Karte USD 500.-- am Geldautomaten beziehen und das hat sage und schreibe CHF 24.85 an Gebühren gekostet!
Nachdem wir die ATM-Karte am Automaten aktiviert und auch Noten rausgekommen sind gehen wir zu Walmart. Anstatt mit dem gewünschten Cellphone (Handy) laufe ich mit neuen Turnschuhen aus dem Laden. Das Angebot der unzähligen Telefongesellschaften mit unterschiedlichsten Abonnementen veranlasst uns, zuerst mit Bill Rücksprache zu nehmen. Anschliessend fahren wir ins 16 Meilen entfernte Harrisburg, der Hauptstadt von Pennsylvania. Nette Kleinstadt am Susquehanna River mit schönen älteren Gebäuden, vielen Museen und Parks. Zum Abschluss genehmigen wir uns ein Guiness bezw. ein Bier in einem Irish-Pub.


Lancaster - Strasburg PA

2009-10-01

Stationiert sind wir seit heute Mittag in Lancaster. Lancaster County ist eine Hochburg der Amish People. Die Amischen spalteten sich Ende des 17. Jahrhunderts unter Führung ihres Gemeindeleiters Jakob Ammann im Kanton Bern von den Mennoniten ab. Da sie zunehmend Feindseligkeiten und Verfolgungen ausgesetzt waren, wanderten sie ins Elsass, und von dort in süddeutsche Gebiete bis in die Pfalz aus. Ein Grossteil von ihnen wanderte alsdann im 18. Jahrhundert nach Pennsylvania aus. Von hier aus wurden auch viele andere Bundesstaaten von Amischen besiedelt. Heute leben etwa 25'000 Amische in Lancaster County. Ihre Sprache untereinander ist das Pennsylvaniadeutsch, ein pfälzischen Dialekt des 18. Jahrhunderts. Ihre Mitgliederzahl verdoppelt sich etwa alle 20 – 25 Jahre, da Familien mit 12 und mehr Kindern keine Seltenheit sind. Weitere Informationen unter http://de.wikipedia.org/wiki/Amische.

Wir besichtigen das Railroad Museum in Strasburg, ein hübsches Museum mit vielen Lokomotiven und Rollmaterial der Pennsylvania Railroad. In der Nähe stossen wir auch noch auf ein originelles Motel, 53 alte Bahnwagen in Hotelzimmer umgebaut. Auf der Strasse begegnen wir den ersten Amischen mit Pferd und „Dachwägle“ (siehe Bilder).


Lancaster - Bird-in-Hand - Intercourse

2009-10-02

Zuerst geht es heute an den Farmers Market in Lancaster. Dort decken wir uns ein mit Spezialitäten (Brot, Käse etc,), die wir sonst nicht jeden Tag finden. Und dann gleich noch an den Farmers Market in Bird-in-Hand, etwas kleiner aber auch ganz nett. Da und dort stehen wir einfach nur auf der Strasse und staunen, wie sich Amische mit Pferd und „Wägle“ auf zum Teil sehr stark befahrenen Strassen neben PW’s, Reisecars und 60-Tönnern fortbewegen.
Das einfache und vorallem andersartige Leben dieser tief religiösen Menschen zieht natürlich auch viel Tourismus an. Zu unserem Erstaunen mischen die Einheimischen da kräftig mit. Überall liegen Flyer auf und teilweise hat man auch schon eine Homepage. Sie bieten Buggy-Rides, Farm-Besichtigungen, B&B, selbst hergestellte Esswaren und Handarbeiten etc. an. Wie weit dieser neue Wohlstand ihr Leben verändern wird ist fraglich. Zwischen konservativen und liberalen Amischen dürfte dies zu Verschiebungen und Konflikten führen. Die Kommerzialisierung ihres Lebensstils wird immer mehr zu einer Show aus Museum, Zoo und Zirkus verkommen.


Lancaster - New Holland - Lititz

2009-10-03

Mit Bill English besuchen wir eine Amish-Farm mit einem B&B-Gästehaus. Einmal mehr fällt uns auf, dass es im und um die Bauernhöfe hier fast pingelig sauber ist. Mit Mr. Stoltzfus versuchen wir ein paar Sätze in Deutsch. Von unserem Hochdeutsch versteht er ein wenig, vom Basler Dialekt gar nichts. Uns geht es auch so, von seinem Pennsylvaniadeutsch verstehen wir höchstens mal ein einzelnes Wort. Anschliessend fahren wir zu einer Pferde-Auktion. Etwa 200 Amische und Old Order Mennoniten (lehnen ebenso jeden Fortschritt ab wie die Amish People) versteigern in einer grossen Scheune ihre Pferde. Diese benötigen sie nicht nur um ihre Dachwägle zu ziehen sondern auch für die Feldarbeit, da die Konservativen unter ihnen jeglichen technischen Fortschritt ablehnen. Sowohl die Amischen wie auch die Old Order Mennoniten sind in kleinen Gemeinden organisiert, welche darüber entscheidet, ob und was elektrifiziert oder motorisiert werden darf. In gewissen Gemeinden ist sogar ein Personenwagen erlaubt, er muss aber inklusive der Stossstange schwarz sein. Auf Fotos in der Scheune müssen wir verzichten, dafür können wir draussen eine schöne Ansammlung von 1-PS-Gefährten ablichten.
Im Zentrum der Ortschaft Lititz sehen wir an einem Haus eine Gedenktafel von John A. Sutter, Gründer von Sacramento. Dies muss doch Johann Suter (General Sutter) aus Rünenberg BL sein. Anscheinend hat er hier die letzten 9 Jahre vor seinem Tod gelebt, nachdem er als Folge des Gold Rush seinen riesigen Grundbesitz in Kalifornien verloren hatte.
Zum Nachtessen sind wir bei Dottie und Bill eingeladen und parkieren unseren Trailer über Nacht auch gleich bei ihnen.


Hatfield PA

2009-10-04

Wir verlagern uns 150 Km weiter westwärts nach Hatfield. Von hier aus wollen wir dann in den nächsten Tagen Rondo-Pak und Philadelphia besuchen. Inzwischen haben wir endlich ein US-Mobile. Die Swisscom-Handys schalten wir jetzt aus, da uns das zu teuer kommt auf die Länge.


Hatfield - Norristown - Pottstown

2009-10-05

Kurzer Besuch bei Bill in der Rondo-Pak. Da er im Monatsabschluss steckt wollen wir ihn nicht länger aufhalten und fahren nach Pottstown in den Outlet-Center.
Ein Paradies für Hedy. Stundenlang könnte sie hier in den etwa 100 Läden die Regale und Kleiderständer durchwühlen. Ohne dass wir eigentlich etwas brauchen kaufen wir halt doch so einiges ein wegen den verlockenden Preisen, zum Beispiel bei Tommy Hilfiger 2 Hemden und 1 Pullover für nur USD 70.--.


Hatfield - Valley Forge - Pottstown

2009-10-06

Unangemeldet überraschen wir in Bridgeport Lisa und Andy Endlich. Andy hat dort im Februar ein kleines, nettes Restaurant/Take away eröffnet. Sie freuen sich sehr über unseren Besuch und laden uns spontan zum Nachtessen bei ihnen zu Hause ein. Auf dem Weg dorthin besuchen wir Valley Forge National Historic Park. Es ist für die USA ein geschichtsträchtiger Platz, weil hier die Truppen von George Washington 1777/78 im Unabhängigkeitskrieg ihr Winterlager aufgeschlagen hatten. Die Restrukturierung seiner Armee in diesem Lager führten zum Wendepunkt und Sieg im Krieg gegen die Briten.


Bridgeport - Blue Bell - Hatfield PA

2009-10-07

Herbstliche Sturmwinde in unserem bewaldeten Campground. Internet-Zugriff haben wir nur beim Office im Freien unter alten Bäumen. Da macht es keinen Spass, unseren Reisebericht endlich wieder zu aktualisieren und die Post und anderes zu erledigen. Wir rufen Andy an, ob wir bei ihm im Restaurant aufs Internet kommen. Gottseidank bejaht er und wir blasen das Morgenessen ab und gehen zu ihm zum Lunch. Wir speisen richtig gut und haben erst noch eine Highspeed-Leitung. Anschliessend machen wir etwas, das schon lange nötig war. Wir besuchen seit wir hier sind erstmals einen Coiffeur. Waschen/Schneiden und für Hedy noch ein wenig Farbe. Das Ergebnis entspricht vollauf unseren Erwartungen. Die Überraschung kommt mit der Rechnung. USD 63.-- total für uns beide.
Auf dem Heimweg ins Camp kommen wir an einem auffallenden Gebäudekomplex vorbei, angeschrieben mit Normandy Farm, Hotel & Conference Center. Mal nicht eines, dieser immer gleichen und architektonisch langweiligen 08.15-Hotels. Und bei Normandie denken wir natürlich auch ans Essen. Wir biegen ab und wollen uns dies ansehen. Es ist ein grosser Bauernhof von 1877, welcher geschickt umgebaut und mit weiteren Gebäuden ergänzt worden ist. Und ein renomiertes Restaurant
hat es tatsächlich (www.normandyfarm.com/coleman-restaurant.asp). Wir würden 13 Gault Millau vergeben. Was wir beim Coiffeur eingespart haben reicht exakt für Apero, 3-Gang-Menu und Wein. Da lacht doch unser Rentner-Portemonnaie und René, unserem Coiffeur, kommen die Tränen wenn er dies liest.


Norristown - Philadelphia - Hatfield

2009-10-08

Am Montag kamen wir zu spät in die Rondo-Pak, die Produktion hatte schon Feierabend. Also gehen heute nochmals vorbei und anschliessend mit Bill zum Lunch. Und dann fahren wir nach x-Tagen endlich mit dem Chevi nach Philadelphia und finden auch gleich einen Parkplatz. Der erste Eindruck von der Stadt ist nicht gerade berauschend. Und diese Liberty-Bell hat für die Amerikaner eine andere Bedeutung als für uns. Da haben wir schon schönere Glocken gesehen, ohne dass wir über eine halbe Stunde Schlange stehen mussten. Wir spazieren in Old Philly und gehen noch an den Reading Terminal Market, wo wir Brot mit einer richtigen Kruste finden. Nach 4 Stunden und einem Bier kehren wir wieder Heim. Gutes Wetter vorausgesetzt kommen wir morgen nochmals, machen eine Rundfahrt mit dem Doppeldecker und evtl. noch eine Bootstour auf dem Delaware River. Mal sehen, ob wir unsere Meinung zu Philly dann ändern.


Oak Grove Park, Hatfield PA

2009-10-09

Herbstlich unfreundliches Wetter und wir bleiben deshalb zu Hause. Hedy macht auf „Waschtag“ und ich surfe und ärgere mich immer wieder über das langsame Wireless.


Philadelphia

2009-10-10

Entgegen unseren Erwartungen hat es auch heute nicht weniger Verkehr Richtung Downtown Philadelphia als Werktags. Wir parkieren nahe „Penn’s Landing“ und machen dann eine Stadtrundfahrt mit dem Trolley. Unterwegs steigen wir aus beim Museum of Art und der City Hall. Und weil uns der Reading Market gefallen hat, holen wir dort noch Frischprodukte. Da es relativ kühl ist lassen wir die Bootstour aus. Für einmal sind wir gleicher Meinung, Philadelphia muss man nicht unbedingt gesehen haben.


Hatfield PA - College Park MD

2009-10-11

Nach 7 Tagen im Oak Grove Park in Hatfield ist eine Dislokation fällig. Zumal es hier vor allem morgens uns abends empfindlich kühl wird. Vorbei an Baltimore gondeln wir 230 km bis College Park, knapp 20 km vor Washington DC. Wir fahren im Cherry Hill Park auf unseren Platz und Hedy kontrolliert im Trailer die Lage mit der Wasserwaage. Wir legen auf einer Seite ein Brettchen unter die Räder, fahren drauf und lassen die elektrischen Stützen (Jacks) runter. Dann koppeln wir den Trailer ab. Hedy geht wieder in den Trailer und schreit: Rauch kommt aus dem Kochherd. Ich renne aussen zum Propantank und drehe den Hahn zu. Dann gehe ich nach innen und stelle fest, dass es nach Gummi oder verbranntem Kabel stinkt. Ich mache den Feuerlöscher bereit, renne wieder nach draussen und schliesse den Wasserschlauch an. Jetzt sehe ich, dass aussen Rauch aus einem Staufach kommt. Ich reisse die vordersten Dinge raus, ziehe den Strom-Hauptschalter aus und öffne den Deckel zum Batterieschacht. Dicker Rauch kommt mir entgegen. Nach einer Weile sehe ich die Bescherung (siehe Fotos).
Wir beobachten das Ganze mit griffbereitem Feuerlöscher und Wasserschlauch und stellen nach einer Weile fest, dass sich die Kabel wieder abkühlen. Ich begebe mich zum Office, um technische Hilfe anzufordern. 2 „RV-Spezialisten“ können sie mir empfehlen. Dummerweise ist nicht nur Sonntag, sondern auch gleich noch ein Holiday-Weekend, d.h. der Montag ist Feiertag. Mehr als auf ein Tonband zu sprechen liegt nicht drin. Da ich unter diesen Umständen den Trailer nicht an das Stromnetz anschliessen will und uns die Sache generell zu unsicher ist, mieten wir uns für diese Nacht auf dem Campground ein freistehendes Parkmodel (Container-Appartement). Unser Fleisch etc. können wir dort in den Tiefkühler legen.


College Park MD und die geschmolzenen Kabel 1. Teil

2009-10-12

Wir studieren die Garantie-Dokumente und suchen den nächstliegenden GeneralCoach-Händler. Er ist über 200 Meilen von hier entfert. Im Office erfahren wir, dass der erste Techniker zurückgerufen hat und mitgeteilt habe, dass er bis Donnerstag ausgebucht sei. Anstatt rumzuhängen fahren wir schnell zum zweiten, weil er nur ein paar Kilometer von hier entfernt ist. Anstatt einem Werkstattbetrieb finden wir ein grosses Wohnhaus mit Garagenanbau vor. Von der Tochter erfahren wir, dass ihr Vater mangels Aufträgen ab Oktober immer in Florida sei. Was sonst noch an Arbeit anfalle erledige ihr Mann nach der Arbeit. Ich hinterlasse meine Telefonnummer und den Standort unseres Trailers. Wir haben irgendwie ein ungutes Gefühl und beschliessen, auf eigene Faust nach einer richtigen Werkstatt Ausschau zu halten. Unterwegs bekommen wir seinen Anruf, dass er um 3 Uhr auf unserem Platz sein könne. Wir kehren um und pünktlich erscheint er mit einem Siemens-Servicefahrzeug. Er schraubt die ersten Verkleidungen weg und stellt fest, dass auch dort geschmorrte Leitungen sind und eventuell komplett neu verkabelt werden müsse. Wir überlegen, wie lange so was dauern wird und was das für Konsequenzen nach sich zieht. Unterdessen schraubt er von aussen weitere Zwischenwände auf, testet die Kabel mit irgendwelchen Messgeräten (sorry, bin ein technischer Banause) und teilt mit, dass es nicht ganz so schlimm sei und er die Reparatur selber vornehmen könne. Auslöser seien die elektrischen Stützen und deren Sicherung habe versagt. Von jetzt an reisst er die Kabelstränge auseinander, zwackt gewisse Kabel ab und schliess andere provisorisch wieder an. Ich weiss zwar nicht immer, was er macht aber ich sehe, wie er arbeitet und das gibt mir immer mehr Vertrauen in seine Arbeit. Nach 2 Stunden schliesst er den Trailer an das externe Stromnetz an. Dann setzt er alle Geräte in Betrieb und prüft weiter. Nachdem alles einwandfrei funktioniert sagt er uns, dass wir vom Parkmodel wieder in unseren Trailer umziehen können. Er erstellt noch eine Liste mit dem benötigten Material und teilt uns mit, dass er morgen um 3 Uhr wieder da sei. Mit Generalcoach, dem Hersteller unseres Trailers, wolle er Kontakt aufnehmen betreffend Übernahme der Reparaturkosten.


Washington DC und geschmolzene Kabel 2. Teil

2009-10-13

Im Campground ist eine Bus Station und so sind wir mit Umsteigen auf die Metro innert 50 Minuten mitten in Washington. Es fällt immer wieder auf, dass in den Hauptstädten eines Landes mehr Geld liegt als sonst wo. Für Besucher der Ostküste ist Washington ein „Must“. Alles grosszügig angelegt, schöne Parks, viel historisches, monumentale Gebäude und unzählige sehenswerte Museen. Wir kaufen eine 2-Tages-Karte für den Double-Decker-Bus und fahren einen Teil der Strecke ab. Steigen mal aus und beim nächsten wieder ein und dann müssen wir zurück, weil wir mit unserem Techniker abgemacht haben.
Wir kommen kurz nach 17.00 und Earl ist mit einem Kollegen seit 2 Stunden am neu verkabeln. Da liegt Material rum, dass es einem in Bezug auf die Kosten Angst und Bange werden könnte. Von Generalcoach hat er noch kein o.K. betreffend Kostenübernahme. Eindeutig klar sei aber, dass die elektrische Stütze falsch abgesichert war. Zum Teil müssen die Kabel bis zu den Geräten im Trailer ersetzt werden. Um 20 Uhr hängt er den Trailer ans Stromnetz und prüft nochmals alles. So professionell und sauber wie er gearbeitet hat wären wir enttäuscht gewesen, wenn etwas nicht funktioniert hätte. Die Überraschung kommt erst mit dem Arbeitsrapport den ich unterschreiben muss. Alles zusammen mit neuer Batterie und sonstigem Material USD 950.--. Er ist sicher, dass er sein Geld auch aufgrund der Fotos, die er gemacht hat, von Generalcoach erhalten wird.


Washington DC - Cherry Hill Campground

2009-10-14 to 2009-10-15

Erneut mit der Metro gehen wir nach Washington DC und fahren mit dem Double-Decker den Rest der Route ab. Dazwischen besuchen wir das Air & Space-Museum. Einfach grandios, da könnte man sich tagelang aufhalten zwischen der Spirit of St. Louis und der Mond-Landefähre. Leider wird das Wetter von Stunde zu Stunde schlechter und wir verdrücken uns deshalb für einen Drink in eine katalanische Tapas-Bar. Den Tapas können wir natürlich nicht widerstehen und damit hat sich die Frage, ob auswärts oder zuhause Essen schon beantwortet.

Am Donnerstag regnet es ununterbrochen und saukalt (8° tagsüber und 4° nachts) ist es auch noch. Wir gehen kurz einkaufen und verkriechen uns für den Rest des Tages im Trailer. Es war noch nie so kalt und wir erinnern uns, dass wir nicht nur über die Klimaanlage warme Luft reinblasen können sondern auch noch eine Bodenheizung haben. Jetzt wird es gemütlich warm.


Cherry Hill Park - geschmolzene Kabel 3. Teil

2009-10-16

Die Wetterprognose ist auch für die nächsten Tage sehr schlecht und wir beschliessen deshalb, uns weiter südlich zu verschieben. Wir hängen den Trailer an, ziehen das Stromkabel aus und staunen. Nichts geht mehr. Die elektrischen Stützen können wir nicht einfahren. Also rufen wir Earl an und der kann erst nach Feierabend um 15.00 hier sein. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als noch einen Tag hier zu bleiben. Earl erscheint pünktlich und findet die Ursache relativ schnell. Ein Kabel ist falsch angeschlossen. Von unserem Nachbarn haben wir erfahren, dass die Trailer immer nur mit einer Batterie ausgeliefert werden, in der Box aber 3 – 4 Stück Platz haben. Er empfiehlt uns, den Kasten zu füllen. Ich konfrontiere Earl damit und er meint, dass eine Batterie genüge. Wenn wir allerdings länger auf einem Platz ohne Stromanschluss seien, wären 3 Batterien schon viel besser. Da eine Batterie nur USD 90.-- kostet bestelle ich bei ihm noch 2 Stück. Zum Schluss testen wir alles nochmals, mit und ohne Anschluss am Stromnetz.


geschmolzene Kabel 4. Teil - Richmond VA

2009-10-17

Heute wollen wir nun endgültig weiterfahren. Wir hängen den Trailer wieder an und wollen das Stromkabel der Trailerkupplung in die Dose auf der Ladebrücke des Trucks einstecken (benötigt für Trailerbremse, Licht, Blinker etc.). Geht nicht rein und wir schauen den Stecker an und sehen, dass er teilweise geschmolzen ist. Wir schauen uns an und müssen laut lachen. Ich rufe Earl an und innert 3 Minuten ist er hier, weil er wegen einer Reparatur bereits im Campground ist. Er geht schnell einen neuen Stecker holen und wechselt ihn aus. Das Kabel ist gut, er habe dies beim Auswechseln der Kabel im Trailer am Dienstag festgestellt. Anscheinend war der Stecker weniger hitzebeständig als die Kabel. Wir testen und messen wieder und stellen fest, dass zwar alles funktionert, die Batterie vom Truck her aber nicht geladen wird. Nach 10 Minuten ist auch das behoben. Während er den Rapport ausfüllt machen wir uns startbereit und wollen wegfahren, solange er noch hier ist. MAN KANN JA NIE WISSEN!!!!!

Inzwischen sind wir nach 180 Km in der Nähe von Richmond VA angelangt. Alles funktioniert und wir sind zuversichtlich, dass jetzt wirklich der hinterste und letzte Defekt beseitigt ist.


Richmond Virginia

2009-10-18 to 2009-10-19

Richmond ist die Hauptstadt des Bundesstaates Virginia. Trotz rund 200'000 Einwohnern hinterlässt es einen etwas verschlafenen, provinziellen Eindruck. Liegt vielleicht auch daran, dass wir in einem der Südstaaten sind. Alles ein wenig gemächlicher wie auch im Süden Europas. Virginia ist natürlich allen Tabak-Geniessern ein Begriff (heute Marlboro light für USD 3.90 gekauft).
Die Stadt Richmond ist nicht uninteressant, insbesonders die Monument Avenue. Eine mehrere Kilometer lange Prachts-Allee mit Denkmälern und faszinierenden Backstein-Villen, errichtet Ende des 19. Jahrhunderts.
Weil wir wegen dem schlechten lange Wetter nicht grillieren konnten, gehen wir ins „Texas de Brazil“, einer empfehlenswerten Churrascaria. Sehr gediegenes Lokal und für amerikanische Verhältnisse relativ teuer. Karte muss man keine studieren, es gibt nur das Menu mit einem sehr reichhaltigen Salat-/Vorspeisen-Buffet und über 20 Sorten Fleisch vom Spiess bis zum Abwinken.


Chesapeake + Virginia Beach VA

2009-10-20

Weitere 178 Km Richtung Süden bis Chesapeake VA. Der Campground hat wieder mal kein Wireless, dafür liegt er am nächsten zu Norfolk. Zuerst besuchen wir aber Virginia Beach, mit 438'000 Einwohnern die grösste Stadt Virginias. Der östliche Teil am Atlantik ist ein typischer Badeort mit vielen grossen Hotels dem 45 Km Sandstand entlang. Man nennt ihn auch „longest pleasure beach of the world“.


Norfolk VA

2009-10-21

Im Hafen von Norfolk gehen wir auf die USS Wisconsin, ein ausgemustertes Schlachtschiff, welches Ende des 2. Weltkrieges in Dienst genommen und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach modernisiert wurde. Für uns Landratten ist das ein echt imposanter, riesiger schwimmender Stahl-Koloss. Norfolk ist der grösste Marinestützpunkt der Welt und ist Heimathafen der Atlantik-Flotte der US Navy. Rund 70 grosse Kriegsschiffe liegen am Pier. Mit dem Ausflugsboot kann man (mit grossem Sicherheits-Abstand natürlich) dem Pier entlang fahren und sich von dieser Armada beeindrucken lassen. Auf der Navy-Base leben inklusive der Angehörigen rund 17'000 Menschen. Damit wir ein wenig Bewegung haben gibt es noch einen grossen Spaziergang durch Downtown und Historic District. Wir stellen fest, es ist eine schöne Stadt dank dem vielen Geld der Navy!


Norfolk - Portsmouth VA

2009-10-22

Wir hoffen, näher an die Kriegsflotte zu kommen und machen noch eine Tour durch die Base mit dem Bus. Grosser Security-Check beim Eingang samt Pass-Kontrolle. Hat aber den positiven Nebeneffekt, dass ich für die Navy ein Senior bin und nur den halben Preis bezahlen muss. Jetzt kommen wir etwas näher an die Schiffe, zum Beispiel den Flugzeugträger Dwight D. Eisenhower, dürfen aber leider nicht fotografieren. Auch Portsmouth auf der gegenüberliegenden Seite des Elizabeth River statten wir noch einen Besuch ab, ist aber nicht weiter erwähnenswert, nicht mal der German Bier Garden (rühmt sich, dass er 250 Biere aus der ganzen Welt habe und dann nicht mal ein Ueli-Bier). Aus Trotz nehmen wir dann kein deutsches sondern ein 1664 aus dem Elsass.


Chesapeake VA - Chocowinity NC

2009-10-23

Chris, den wir in Andy’s Place getroffen haben, ist Trucker und hat uns die seiner Meinung nach schönste Route nach Florida beschrieben. Wir erinnern uns an ihn und biegen nach Norfolk ab auf die 17 South. Schon bald überqueren wir die Grenze zu North Carolina. Abwechselnd schöne Wälder, Getreide-Farmen und Baumwoll-Plantagen. Sehr wenig Verkehr unterwegs und wir können die Landschaft geniessen. Nach 180 Km stationieren wir uns für 2 Tage in Chocowinity in einem schönen Camp mit Kanälen und Bootsanlegestellen.


Aurora - Bayview - Washington - Chicowinity NC

2009-10-24

Heute fahren wir mit dem Chevi dem Pamlico River entlang. Bei Aurora geht es mit der Fähre 30 Minuten ans gegenüberliegende Ufer nach Bayview und von dort nach Washington NC (Die Hälfte der Bundesstaaten hat eine Ortschaft namens Washington). Die Gegend ist dünn besiedelt und macht einen armen Eindruck. Die meisten Gebäude sind in einem erbärmlichen Zustand. Am besten sehen noch die Kirchen aus, von welchen es in jedem Dorf weit mehr als Restaurants hat. Nicht weiter verwunderlich, wir befinden uns ja im sogenannten Bible Belt (Bibelgürtel). Man bezeichnet damit einen grossen Teil der Südstaaten der USA wegen ihrem evangelischen Protestantismus.


Chocowinity - New Bern NC

2009-10-25

Wir fahren auf der US 17 weiter und nach 50 Km gehen wir bereits wieder in einen Campground. An der Strecke liegt New Bern, die zweitälteste Stadt in North Carolina, und da drängt sich ein Besuch ja fast auf.


New Bern NC

2009-10-26

New Bern hat rund 27'000 Einwohner und ist 1710 von einem Christoph von Graffenried aus Bern gegründet worden. Anders als zum Beispiel in New Glarus ist nichts bernerisches oder schweizerisches mehr vorhanden. Mit einer einzigen Ausnahme. Das Wappen entspricht genau dem Wappen der Stadt Bern, nur dass man hier den roten Bärenpenis weggelassen hat. In der Ortschaft begegnet man diesem Stadtwappen fast auf Schritt und Tritt. Bekannt geworden ist New Bern eher durch einen Apotheker, welcher 1898 in seiner Apotheke Pepsi Cola erfunden hat.


Whrightsville-Beach NC

2009-10-27

Heute fahren wir auf der US 17 weiter nach Wrightsville-Beach nahe Wilmington an der Atlantik-Küste. Viel erwähnenswertes unterwegs gibt es da nicht, deshalb mal etwas zum Einkaufen, speziell Lebensmittel. Nebst Einkaufszentren wie z.B. Walmart, welche überall vertreten und in etwa auch überall das gleiche Sortiment haben, gibt es auch immer wieder für uns neue, regionale Anbieter. Nachdem wir unseren Trailer abgestellt und einen Ausflug zum Wrightville Beach mit einem Bier abgeschlossen haben, müssen wir auf dem Heimweg noch Milch posten. Wir stoppen bei „The fresh market“, welcher wohl Milch haben wird. Riesengross und eine tolle Präsentation der Produkte wie die anderen auch, hat dieser Laden zusätzlich noch viele Delikatessen, die wir nicht jeden Tag finden. Als wir rauskommen haben wir unsere Tüte Milch und sind USD 178.00 leichter.


Wilmington NC

2009-10-28

Wilmington ist mit 75'000 Einwohnern eine der grösseren Städte in North Carolina. Sehenswert ist die 1 Km lange Promenade dem Cape Fear River entlang mit dem Schlachtschiff USS North Carolina auf dem gegenüberliegenden Ufer sowie die historische Innenstadt. Wobei an dieser Stelle mal zu erwähnen ist, dass wir Europäer schnell enttäuscht sind, weil wir uns andere geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten gewohnt sind. Im ganzen Land überall Schilder mit Historic dieses und Historic jenes. Mal ist es ein Haus von einem Unabhängigkeitskriegs-General, mal ein Truppenlager vom Sezessionskrieg (Blockhaus 3 x 4 Meter), mal eine Brücke, mal ein Fabrikgebäude oder eine Farm. Meist sind die Dinge nicht viel mehr als 100 Jahre alt und kaum 200 Meter Fussmarsch wert.


Wrightsville Beach - Myrtle Beach

2009-10-29

Kurz nach der Grenze in South Carolina die ersten Läden mit verlockenden Alkohol- und Zigaretten-Preisen. South Carolina ist der Staat mit den tiefsten Steuern für „Suchtmittel“. Marlboro light z.B. für USD 3.60. Beim Eingang zum Schnappsladen ein Schild mit dem Hinweis auf 10 % Discount, obwohl die angeschriebenen Preise bereits günstig sind. Nehme 3 Flaschen und die nette Ladeninhaberin überrascht mich damit, dass sie mir 20 % Discount gebe. Auf das hin gehe ich nochmals zurück zum Regal und nehme noch eine 4. Flasche Feuerwasser. Unser Nachtlager schlagen wir in Myrtle Beach auf. Dazu morgen mehr.


Myrtle Beach

2009-10-30

Myrtle Beach zieht sich dem fast 100 km langen sogenannten „Grand Strand“ entlang mit grossen Hotels und Campgrounds mit zum Teil über 1'000 Stellplätzen. Dahinter an der Hauptstrasse Restaurants, Bars, Sport-, Fun- und sonstige Freizeitsangebote. Zum Glück ist die Ferienzeit vorbei. Nicht vorstellbar, was da wohl in der Hochsaison abgeht. Obwohl ich mich eigentlich nicht mehr ärgern will und muss schafft es dieser Apache Campground, weil man Free Wireless verspricht und dann USD 9.50 für 24 Stunden verlangt. Und dann packt mich sogar richtige Wut, weil die Verbindung kotzlangsam ist und etwa alle 15 Minuten abbricht und neu aufgebaut werden muss.


Myrtle Beach - Mt. Pleasant SC

2009-10-31

Seit dem Grenzübertritt in die USA gehen wir in Mt. Pleasant, einem Vorort von Charleston SC, zum 3. Mal in einen KOA-Campground. KOA ist ein Franchise-Unternehmen mit ein paar Hundert Campgrounds in Nordamerika und hatte für uns das Image, zu teuer zu sein. Kaum auf dem Platz müssen wir feststellen, dass wie auf den 2 vorhergehenden KOA alles enorm grosszügig und extrem gepflegt angelegt ist und das Personal sehr aufgestellt und hilfsbereit ist. Als Höhepunkt dann noch das Wireless, relativ schnell, ohne Verbindungsunterbrüche und erst noch gratis. Gestern haben wir für den Platz mehr bezahlt und zusätzlich noch 9.50 für das Internet.
Auf einem Spaziergang im Campground begegnen wir dann noch Irene und Pius aus Luzern. Von Montreal herkommend sind sie ebenfalls auf dem Weg nach Florida. Sie kommen kurz zu uns für ein Glas Sauvignon blanc und laden uns für morgen bei ihnen im Camper zum Apéro ein.


Charleston SC

2009-11-01

Heute machen wir einen lohnenswerten Ausflug nach Charleston SC, eine gepflegte und attraktive Südstaaten-Stadt. Im Hafen gehen wir noch in die USS Clamagore, einem Untersee-Boot aus dem 2. Weltkrieg. Und dann noch auf die USS Yorktown, einem Flugzeugträger, welcher zu einem Museum ausgebaut worden ist. Im Innern des Schiffes gibt es 6 Routen mit engen und steilen Treppen rauf und runter bis zum Muskelkater in den Waden.
Irene und Pius haben uns für heute zum Apero eingeladen. Dabei bleibt es dann nicht, weil sie für uns noch ein Fondue machen. Das Fondue schmeckt vorzüglich, der Wein etc. ebenfalls, und wir plaudern von unseren Erlebnissen bis tief in die Nacht.


Mt. Pleasant SC - Isle of Palms

2009-11-02

Das Fondue haben wir gut verdaut, nur der letzte Whisky gibt uns noch zu schaffen. Wir sind deshalb heute nicht besonders unternehmungslustig und gehen nur kurz einkaufen und dann noch schnell zur Isle of Palms, weil man dort mit ein wenig Glück Delphine sehen könne. Und tatsächlich sehen wir von einer Brücke unter uns 4 Delphine.
Zum Nachtessen haben wir Irene und Pius zu einem Stück Fleisch vom Grill mit Kartoffelgratin eingeladen. Es kommt wie es kommen musste, ein Fläschchen und noch eins etc. Ein toller Abend mit zwei „glatte Cheibe“. Wir hoffen sehr, dass sich unsere Wege in Florida oder sonstwo nochmals kreuzen werden.


Mt. Pleasant - Point South SC

2009-11-03

120 km weiter südlich stoppen wir im KOA Point South bei Yemassee SC. Hedy ist von den vergangenen 2 Abenden leicht angeschlagen und geschwächt und legt sich nochmals ins Bettchen. Bis zum Nachtessen hat sie sich aber glücklicherweise wieder erholt und der Brummschädel ist verflogen.


Point South - Beaufort - Port Royal - Savannah GA

2009-11-04

Angrenzend an den Campground hat es einen kleinen See. Auf den Unterlagen des Campgrounds wird davor gewarnt, dass Alligatoren die Hunde attackieren könnten. Wir fragen uns, ob dies ein Joke sei und machen einen Spaziergang dorthin. Tatsächlich schwimmen dort einige dieser netten Tierchen. Wir sehen aber nur wie sie Luft holen und schätzen aufgrund der Kopfgrösse, dass sie nicht viel mehr als 1 Meter lang sind.
Anschliessend machen wir noch eine Rundfahrt von Point South nach Beaufort – Port Royal – Savannah GA. Fast 200 Km sind wir gefahren und sehenswert ist einzig Savannah in Georgia. Speziell attraktiv ist die Riverfront am Savannah River mit alten Lagerhäusern sowie die dahinter liegende Altstadt mit liebevoll restaurierten Häusern.


South Point GA - Brunswick GA

2009-11-05

Auf der Interstate 95 fahren wir von Beaufort 190 km südwärts in etwas mehr als 2 Stunden bis Brunswick in Georgia. Unterwegs hatten wir gehofft, vor dem Verlassen von South Carolina nochmals ein paar günstige Liqour-Stores und Zigaretten-Läden zu sehen. Dem war aber nicht so und vielleicht könnte es daran liegen, dass diese Genuss- oder Sucht-Mittel in Georgia ebenfalls günstig sind. Wir werden es bald erfahren. Auf einem gerade erst eröffneten und noch jungfräulichen Campground beziehen wir unseren Platz für 2 Tage.


Brunswick - St. Simons Island - Jekyll Island

2009-11-06

Via Downtown Brunswick gehen wir mit dem Chevi auf eine Rundfahrt auf die „Golden Isles of Georgia“. Mit dem Auto kann man aber nur auf St. Simons Island und Jekyll Island fahren. Wie die Inselgruppe zu ihrem Namen gekommen ist wissen wir nicht, aber er passt. Die Inseln setzen sich wohltuend von den Ferienorten der letzten 2 Wochen an der Atlantikküste ab. Anstatt Massentourismus sehen wir einige wenige First-Class-Resorts und sonst nur Ferien-Villen in grossen, gepflegten Parks. Und mit Happy-Hour ist auch nichts, ganz im Gegenteil, wir müssen suchen bis wir ein Lokal finden, wo wir uns ein Feierabend-Bierchen genehmigen können.


Brunswick GA - St. Augustine Beach FL

2009-11-07

Unser Reiseziel Florida für die Wintermonate haben wir heute nach rund 13'000 km, davon 7'500 mit dem Trailer, wohlbehalten und glücklich erreicht. 4 kanadische Provinzen und 13 Bundesstaaten der USA liegen hinter uns und hier möchten wir nun überwintern. Für ein paar Tage bleiben wir in St. Augustine an der Atlantikküste bei zur Zeit angenehmen 26° Celsius. St. Augustine liegt knapp unterhalb dem 30. Breitengrad etwa auf der Höhe von Cairo.


St. Augustine FL

2009-11-08 to 2009-11-09

St. Augustine wurde 1565 vom spanischen Admiral Pedro Menéndez de Avilés gegründet. Es ist die älteste durchgehend besiedelte von Europäern gegründete Stadt der USA. Viele gut erhaltene Gebäude aus der bewegten 450-jährigen Geschichte machen den Ort zu einem Touristen-Magneten. Wir sind froh, dass jetzt nicht Hochsaison ist.
Je weiter wir südwärts gekommen sind, umso mehr machen sich spanische Einflüsse bemerkbar, auch kulinarische. Dies inspiriert und verführt uns zu einer Paella marisco. In Florida hat es so viele Einwohner spanischer Abstammung, dass wir nicht überrascht sind, dass die Paella so gut schmeckt wie in Katalonien.


St. Augustine - Sanford FL

2009-11-10

Von St. Augustine fahren wir 135 km weiter bis Sanford, kurz vor Orlando. Die Strecke ist fast durchgehend beidseitig bewaldet. Wir bestaunen auf dem ganzen Weg die Arten-Vielfalt. Ein paar Tausend Kilometer sind wir entlang Mischwäldern gefahren und jetzt ist dieser Wald durchsetzt mit Palmen und anderen tropischen Gewächsen. Einfach faszinierend.


Orlando Area

2009-11-11 to 2009-11-15

Ein paar Kilometer von hier in Lake Mary hat es eine Sprachschule der Inlingua. Wir werden daher für 5 Wochen sesshaft und drücken ab nächstem Montag während 4 Wochen die Schulbank, um unsere Sprachkenntnisse zu verbessern. Da es in dieser Zeit nicht mehr viel an Erlebtem zu berichten gibt begnügen wir uns bis Weihnachten mit dem Verfassen eines Wochen-Berichts.

Auf einem Event-Kalender der Stadt Orlando haben wir gesehen, dass AC/DC am nächsten Donnerstag in der Amway Arena auftreten. Es ist das Heim-Stadion der NBA-Basketballer Orlando Magic sowie anderer Vereine. Das Stadion liegt nur eine knappe halbe Autostunde von hier entfernt und deshalb sind wir kurzerhand dorthin gefahren und haben uns Tickets besorgt. Und dann auch noch ein Ticket für einen reservierten Parkplatz, kaum 200 Meter vom Haupteingang, für (man glaubt es kaum) USD 10.--. Solche Dinge lieben wir doch an den USA.

Am Samstag Nachmittag haben wir in Downtown Orlando entlang dem Lake Eola ein „Food & Wine Fest„ besucht. Viele Stände mit Köstlichkeiten der besten Restaurants der Area, stündliche Kochshow’s mit renommierten Cook-Chefs, Wein-Degustationen und Live-Konzert im Park. Überraschend für uns, wie viel Publikum dieser Anlass angezogen hat. Amerika scheint kulinarisch doch noch nicht ganz verloren zu sein. Wir nehmen da ein Häppchen und dort noch eines und um 18.00 Uhr waren wir satt und mussten das Nachtessen ausfallen lassen.


Orlando Area und AC/DC-Konzert

2009-11-16 to 2009-11-21

Seit Montag haben wir täglich 4 Lektionen von 09.00 – 13.00 Uhr. So bleibt uns noch genug Zeit für Shopping (Hobby Nr. 1 der Amerikaner), die Gegend zu erkunden, oder das Nichtstun zu geniessen. In unserem Campground ist es extrem ruhig und um 22.00 herrscht bereits Totenstille. Nicht verwunderlich, es hat fast nur Dauermieter in fortgeschrittenem Alter auf diesem Platz. Für die Fortbewegung innerhalb des Camps wird von den meisten ein Golf-Cart benutzt. Teilweise nimmt man den auch, um den Hund Gassi zu führen.

In der Gegend um Orlando hat es unzählige kleine Seen, Flüsschen und Kanäle. Am Dienstag Nachmittag machen wir einen Ausflug zum Wekiva River, einer idyllischen Flusslandschaft mit einer dichten subtropischen Vegetation und vielen Tieren (Ottern, kleine Alligatoren, Schildkröten, Ibisse und andere Vögel).

Mittwoch Nachmittag fahren wir knapp 30 Kilometer nach Mount Dora. Es ist nur ein „Hügelchen“, aber mit sagenhaften 51 Metern über Meer die vermutlich höchste Erhebung in dieser Gegend.

Am Donnerstag Abend dann das mit Hochspannung erwartete Konzert von AC/DC. Von unserem Parkplatz bis zum nächsten Eingang in die Amway Arena sind es etwa 100 Meter. Das Publikum ist bunt gemischt, jung bis sehr alt, Rocker bis Banker etc. Über den Auftritt dieser doch auch schon älteren Herren und die Show wollen wir nicht viele Worte verlieren, es war erstklassig. Einzig die Lautstärke war für unsere Ohren einige Dezibel zu hoch. Aber das haben wir so erwartet und von zu Hause Watte mitgenommen. Wir schreiben lieber noch etwas über die Amway Arena (eröffnet 1989) und vergleichen sie mit der St. Jakobhalle. Es ist ebenfalls eine Multifunktionshalle mit einer Kapazität von bis zu 18'000 Zuschauern, also rund doppelt so gross wie die St. Jakobhalle. Ebenerdig ist sie fast rundherum verglast mit von innen zu öffnenden Türen mit Drückschienen. Von den Tribünen geht man über kurze Treppen entweder hinauf oder herunter, durchquert das Foyer und ist nach 20 Metern im Freien. Die Halle entleert sich somit auch im Notfall innert kürzester Zeit. Gestaunt haben wir auch über die Sitze. Wir haben einen Platz in der mittleren Preiskategorie (USD 46.00) genommen, Plastikschalen erwartet und dick gepolsterte Sessel vorgefunden. Wir hätten uns problemlos noch ein paar Stunden ohne Rückenschmerzen und Verspannungen wohl gefühlt darin.

Im Nachbardorf gibt es ein neueres Areal mit vielen Läden, Restaurants, Kino, Bars und Boulevard-Cafés. Wir haben schon zweimal auf dem Nachhauseweg für einen Drink dort angehalten und auf einem Plakat gesehen, dass am Freitag um 21.30 h in einem grossen Pub eine „Beatles-Imitations-Band“ auftritt. Gegenüber dem Pub ist ein Japanisches Steakhouse. Wir finden, dass sich das doch gut kombinieren lässt, und setzen uns zum Diner an den Hibachi-Grill. Vorzüglich gespiesen gehen wir anschliessend in den Pub. Das Lokal ist proppevoll und wir entdecken in der hintersten Ecke der Bar noch 2 freie Stühle. Sollte die Band nichts taugen, wollen wir schnellstens einen Lokalwechsel vollziehen. Und dann kommen 4 Guys gesetzteren Alters, gestylt bis zur Pilzkopf-Perücke, und spielen alle Songs der Beatles aus deren Anfangszeiten. Kein Synthesizer oder sonstige Elektronik, nur Schlagzeug, 3 Gitarren und Verstärker, so wie es Ende 50-er, Anfangs 60-er Jahre üblich war. Das Publikum ist genau so verzückt wie wir und sogar die 20-jährigen wippen heftig im Takt mit. Da zeigt es sich wieder einmal, dass diese Musik zeitlos ist.


Orlando / endlich gibt es zu Hause einen richtigen Espresso

2009-11-22 to 2009-11-25

Ganze 4 Leute besuchen morgens bei Inlingua die Englisch-Sprachschule, wobei eine Dame aus Quebec Einzelunterricht nimmt. Nachdem ich mich letzten Montag bereits nach der ersten Lektion darüber beschwert habe, dass der Wissensstand der verbleibenden 3 zu weit auseinander liege, hat mir die Schulleiterin versprochen, auf diesen Montag eine neue Klasse zu eröffnen. Dies ist nun geschehen und da keine Neueintritte erfolgt sind geniesse ich für den Moment für USD 225.-- die Woche Einzeluntericht. Hedy ist jetzt mit einer älteren Türkin zusammen im 2. Beginner-Level. Fatma ist bereits seit 6 Monaten hier an der Schule. Hut ab, dass sie sich assimilieren will aber die nächste Stufe wird sie vermutlich nie schaffen. Sie redet mehr mit den Händen als mit dem Mund.

Auf unserem Weg von Kanada hierher haben wir immer wieder Ausschau gehalten nach Espresso-Maschinen. In den grossen Shopping-Malls sehen wir 20 und noch mehr Filtermaschinen und zwischen 0 und nie mehr als 2 Espresso-Maschinen. Und dann haben wir zum Teil im Laden nicht mal die Kapseln für die Maschine gefunden. Wir haben uns jeweils gefragt, wie das dann erst in einem anderen Landesteil ist oder ob wir mit der Maschine auch gleich Kapseln für ein ganzes Jahr kaufen sollen. Am Mittwoch haben wir nun eine kleine Espresso-Maschine mit Kolben für USD 70.-- gekauft. Nichts berauschendes, kein Mahlwerk und nix Elektronik, aber wir haben ja Zeit, neben der Maschine zu stehen und On und dann Off zu drücken. Und dann haben wir auch noch Kaffee in Portionen-Beutel (ähnlich Teebeutel) gefunden, welche man in den Kolben legen kann. Und wenn wir die mal nicht finden, müssen wir halt den Kolben stopfen. An Bohnenkaffee hat es in den Läden immer eine riesige Auswahl aus allen Anbaugebieten. Man kann sich so selber eine Mischung zusammenstellen und die Bohnen anschliessend mahlen, so wie es unsere Mütter im Konsum oder in der Migros anno dazumal auch gemacht haben. Langer Rede kurzer Sinn, der Apparat macht einen wunderbaren Espresso mit einem schönen, kompakten Schäumchen. Jetzt fehlen uns nur noch die Espresso-Tassen. Da werden wir wohl ein kleines, speziallisiertes Fachgeschäft aufsuchen müssen. In den Einkaufszentren hat es nur diese 3 und noch mehr Deziliter fassenden Kübel, mit welchen die Amis den halben Tag rumlaufen.


Orlando / Thanksgiving und black Friday

2009-11-26 to 2009-11-28

Am Donnerstag war „Thanksgiving“ und am Freitag „black Friday“. Black Friday ist quasi der Startschuss zum Weihnachtsgeschäft. Die Grossverteiler versuchen die Leute mit Lockvogel-Angeboten in die Läden zu locken. Unsere Teacherin hat uns davor gewarnt, am Freitag einkaufen zu gehen. Letztes Jahr hätten vor einem Walmart in New York 700 Leute gewartet und als die Türen geöffnet wurden sei ein Angestellter zu Tode getrampelt worden. Auf einem lokalen News-Sender sehen wir am Donnerstag abend, wie die Leute vor dem Einkaufscenter campieren und auf die Ladenöffnung warten. Und am Freitag bemerken wir beim Vorbeifahren bei Sears einen überfüllten Parkplatz. Sowas haben wir noch nie gesehen, weil die Parkzonen immer massiv überdimensioniert sind und kaum mal halbvoll sind.

Vorgestern haben wir im 10vor10 einen Bericht gesehen, wonach bei den Reisebüros das USA-Geschäft hervorragend laufe. Wegen dem tiefen Dollar-Kurs würden viele zum shoppen mal schnell nach New York oder sonst wohin in die USA fliegen. Nebst dem derzeitig historisch tiefsten Wechselkurs zum CHF oder EUR muss aber auch festgehalten werden, dass der US-Dollar im Inland sowohl bei Dienstleistungen wie auch bei Konsumgütern über eine sehr hohe Kaufkraft verfügt. Bei unserem Wocheneinkauf staunen wir an der Kasse immer wieder, wenn wir für einen halbvollen Einkaufswagen mit 40 – 50 Artikeln (ohne alkoholische Getränke) kaum mehr als 100 Dollar hinblättern müssen. Nur weniges kostet soviel oder sogar mehr als in der Schweiz. Sehr viele Artikel oder Dienstleistungen kosten hingegen nur 40 – 60 %. Wenn der Wechselkurs die Kaufkraft ausgleichen müsste, wäre der USD zum CHF über 1.50.


Movies vorhanden!

2009-11-29

Unter "Our Movies" haben wir 4 Kurzfilme vom Innenleben unseres Trailers gespeichert.


Orlando Area / Fondue / Hooters

2009-11-30 to 2009-12-05

Am Montag hat es in der Schule noch ein paar Neueintritte gegeben. Hedy ist jetzt in einer 4-er und ich in einer 2-er Klasse. Von Tag zu Tag stellen wir zwar kleine Fortschritte fest, aber man lernt halt doch nicht mehr so leicht wie mit 20.

Das Wetter ist täglich schlechter geworden, von 30° am Dienstag auf 13° runter und abends noch einiges weniger. Von Freitag Morgen weg schüttet es dann auch noch ununterbrochen bis Samstag Mittag. Freitag Nachmittag finden wir, das sei doch richtiges „Fondue-Wetter“. Anfangs Woche hatten wir nämlich beim Einkaufen per Zufall eine Fondue-Mischung gesehen und konnten nicht widerstehen. Das Fondue-Set haben wir auf Anhieb bei Sears gefunden. Blöderweise hatten sie aber keine Brennpaste. Nochmals das gleiche Läden-Abklappern wie bei den Espresso-Tassen. Im 5. Laden werden wir dann endlich fündig. Das Fondue (Swiss Made Fertig-Fondue) schmeckt fern von zu Hause ganz gut. Inzwischen haben wir in einem Laden sogar eine Käse-Mischung gefunden. Um nun ein echtes Fondue zu machen fehlt uns nur noch der Kirsch. Da werden wir wohl noch ein paar Liquor-Stores durchwühlen müssen. Wir wollen uns aber bezüglich Einkaufen nicht beschweren. Unter anderem schätzen und geniessen wir das grosse Angebot an Gemüse und Früchten, speziell Südfrüchte. Dank kurzen Transportwegen kommen diese in reifem Zustand in die Läden und sind zum Teil spottbillig, diese Woche zum Beispiel haben wir eine grosse Ananas, wunderbar saftig und süss, für 99 Cent gekauft.

Auch hier weihnachtet es sehr, die bunt dekorierten Vorgärten und Häuser sind nicht zu übersehen. Farblich und auch sonst schreckt man vor gar nichts zurück. In unserer Nachbarschaft hat einer seinen Auto-Unterstand mit Girlanden in allen Farben verziert. Es schaut aus wie ein Nachtclub-Eingang auf der Reeperbahn in Hamburg-St. Pauli.

Die Restaurant-Ketten lassen wir eigentlich immer links liegen. Bei Hooters (www.hooters.com) haben wir am Samstag Nachmittag eine Ausnahme gemacht. Wie das Essen schmeckt wollten wir nicht wissen, aber die Bedienung lässt McDonalds und Konsorten alt aussehen, einfach lecker! Einziger Makel, teilweise sieht es verdächtig nach Silikon aus. Draussen auf dem Parkplatz von Hooters findet ein Treffen von Verrückten mit ihren Monster-Trucks statt. Der Speaker sucht Freiwillige, welche bereit sind, bei einem Burnout 100 Dollar ihrer Pneus zu opfern. Kein Problem, einige sind vermutlich nur deswegen gekommen und rubbeln ordentlich Gummi runter (siehe Movie).


Orlando / Twelve Oaks RV Resort Christmas Parade

2009-12-06 to 2009-12-13

Auch im Sunshine-State scheint die Sonne nicht immer. Die ganze Woche hatten wir kaltes, regnerisches Wetter, was unsere Unternehmungslust arg gedämpft hat. Nebst dem Schulbesuch gibt es deshalb nichts spezielles zu berichten. Am Samstag ist das Wetter dann besser geworden und wir haben den Wekiva Springs State Park besucht. Gesehen haben wir eine üppige Vegetation aber leider keine Tiere. Schwarzbären, Waschbären, Kojoten, Rotwild und sogar Krokodile sollte es hier im Park haben, gezeigt hat sich aber nichts davon.
Sonntag abend dann wieder einmal etwas typisch amerikanisches. Nach Einbruch der Dunkelheit fand eine Parade mit bunt dekorierten Golf Carts durch den Campground statt. Anschliessend wurden alle Camper in einen Mehrzwecksaal zu Kakao und Cockies eingeladen. Um die Unkosten zu decken wurden dann noch Lose verkauft. Wir nehmen auch ein paar und Hedy gewinnt den Hauptpreis, USD 40.00 in bar. Eigentlich schade, sie hätte sich das für Las Vegas aufsparen und dort in einem Casino den grossen Pot abräumen sollen.


Orlando Area

2009-12-14 to 2009-12-19

Am Montag haben wir uns mit der Sprachschule den Harry P. Leu Garden, ein botanischer Garten in Orlando, angeschaut. Am Ufer des Sees sahen wir einen regungslosen Alligator. Nach etwa 5 Minuten waren wir 8 Personen uns einig, dass er aus Kunststoff ist. Als wir schon weggehen wollten, hat er sich doch noch bewegt und wir haben somit unseren ersten Gator in Florida gesehen.

Ab Dienstag ist das Wetter von Tag zu Tag schlechter geworden. Heftige Regenstürme und dann eine Kaltfront von Norden. Tiefpunkt dann Samstag Nacht mit noch 4 Grad. Man erzählt uns, dass so etwas sehr selten vorkomme in Florida. Das hoffen wir doch sehr.


Kennedy Space Center, Cape Canaveral

2009-12-20 to 2009-12-23

Am Sonntag scheint wieder die Sonne und wir fahren deshalb nach Cape Canaveral ins Kennedy Space Center. Die Anlage ist riesig und mehr als nur sehenswert. Das Ticket ist 2 Tage gültig innerhalb von 7 Tagen, weshalb wir am Dienstag gleich nochmals gehen.
In Orlando hat es über 30 kleine Seen welche durch Kanäle verbunden sind. Zum Abschluss unserer Sprachschule machen wir am Montag im Winter Park mit unseren Lehrerinnen und Mitschülern eine Bootstour. Im Gegensatz zu Kanada und dem Norden Amerikas erinnern uns die Seen hier etwas an die Schweiz. Kein freies Grundstück mehr, dem See entlang eine Villa neben der anderen.


Merry Christmas

2009-12-24

We wish you a Merry Christmas and a very very Happy New Year.


Christmas

2009-12-25

Viele Restaurants sind am Christmas Eve geschlossen. Wir haben daher beschlossen, zu Hause zu bleiben und uns wie typische Schweizer ein Fondue-Chinoise zu machen.
Am Christmas Day ist es einmal mehr kalt und regnerisch. Nicht mal shoppen ist möglich, da alle Einkaufszentren geschlossen sind, was sehr selten vorkommt.


Kissimmee und Ankunft Steffen-Family

2009-12-26

Nach 6½ Wochen in Sanford dislozieren wir nach Kissimmee, südlich von Orlando.
Hier sind alle grossen Vergnügungsparks wie Sea World, Disney World, Universal Studios etc. angesiedelt.
Um 20.00 Uhr wollen wir unsere Freunde aus Seltisberg auf dem Airport abholen. 2 Stunden vorher rufen sie uns an, weil sie immer noch in Washington DC stecken. Wegen dem Sprengstoff-Attentäter auf einem Flug von Amsterdam nach Denver herrscht auf allen US-Airports das totale Chaos und die Beamten hyperventilieren. 3 Pässe haben sie zurückbekommen und mit Esti’s Pass ist eine Beamtin verschwunden. Nach 2 Stunden erhält sie kommentarlos ihren Pass zurück. Dumm nur, dass inzwischen der Flieger nach Orlando weg ist. Sie stehen jetzt am Umbuchungsdesk und vor ihnen stehen bereits etwa 200 Personen, denen das gleiche passiert ist. Glücklicherweise klappt es doch noch und sie bekommen die benötigten 4 Plätze und landen kurz nach Mitternacht in Orlando.


Naples und Marco Island

2009-12-27 to 2009-12-29

Mit der Steffen-Family fahren wir an die Westküste Floridas nach Naples und Marco Island. Die Gegend ist bei den gut betuchten Amerikanern sehr beliebt als Winter- oder auch Ganzjahres-Domizil. Die meisten Häuser auf Marco Island befinden sich entlang von Kanälen und haben einen eigenen Bootssteg. Wir schauen uns noch das Haus an, in welchem Marc’s Eltern einige Jahre gewohnt haben und treffen einen Cousin von ihm, welcher in Naples lebt.


Sea World Florida

2009-12-30

Den ganzen Tag verbrachten wir im Sea World. Die Hälfte der Zeit haben wir wohl mit „Schlange stehen“ verloren. Über die Festtage sind alle Parks hoffnungslos überfüllt. Bei jeder Attraktion oder Show stehen wir mindestens 45 Minuten an, und dies bei einem Eintrittspreis von USD 84.00 pro Person. Bei den 2 grossen Achterbahnen sind es sogar 75 Minuten, was verständlicherweise Noemi und Cedric sehr frustriert. Gesehen haben wir die Delphin-, Seelöwen- und die Orca-Show. Jede der dreien war faszinierend und hat uns für die Warterei einigermassen entschädigt.


Silvester im KOA Kissimmee FL

2009-12-31

Da jede halbwegs attraktive Lokalität oder Veranstaltung am Silvester übervoll und überteuert ist und der Wetterbericht einen warmen Abend verspricht, feiern wir bei uns auf dem Campground mit Steffen’s. Scampi, Salmon und Rindsfilet vom Holzkohlengrill mit Kartoffelgratin, Salaten und dazu natürlich ein paar gute Tropfen. Was will man mehr. Wir verbringen zusammen einen tollen Abend und wir alle sind im Nachhinein froh, dass wir uns selber organisiert haben.


Premium Outlet in Kissimmee FL

2010-01-01

10 km von unserem Campground entfernt ist ein Premium Outlet. Nach etwa 5 Kilometern stehen wir hoffnungslos im Stau. Es geht nur noch schrittweise vorwärts. Nach einer Stunde und verbleibenden 2,5 Kilometern haben wir schon so viel Zeit verplempert, dass wir jetzt auch nicht mehr umkehren wollen. Zudem haben sich unsere Frauen doch so sehr darauf gefreut. Nach 2 Stunden sind wir am Ziel angelangt und laden unsere Frauen aus. Mark und mir war es vorher schon und jetzt erst recht nicht mehr nach Shopping zu Mute. Wir gehen mit Cedric auf eine Go-Kart-Bahn und dann in eine Bar zum Gerstensaft. Verpasst haben wir im Outlet nichts. So wie alle Zufahrtsstrassen waren auch die Läden rammelvoll und unseren Frauen ist der Spass am Regale und Kleiderständer durchwühlen ganz schnell vergangen (und somit war der Shopping-Trip auch nicht so kostspielig!).
Eigentlich war ja auch geplant, dass wir mit Esti und Mark ab und zu einen Jass klopfen. Nach 6 Tagen haben wir endlich Zeit für einen heiteren Jass-Abend bei ihnen im Hotel. Esti hat es bewundernswert und ohne einen Seufzer akzeptiert, dass ihr ausgerechnet Mark zugelost wurde. Das Schlussresultat wird frühestens in 20 Jahren publiziert.


Kissimmee und Abreise Steffen's

2010-01-02

Nachdem wir uns am frühen Morgen von Steffen’s verabschiedet haben, fahren wir gleich wieder zurück in unseren Trailer. Zwar scheint die Sonne, aber es bläst ein eisiger Wind. In der kommenden Nacht soll die Temperatur sogar auf 0 Grad Celsius fallen. Seit 7 Wochen ist es nun meistens kalt und/oder regnerisch. Dieses Wetter sei hier und für diese Jahreszeit absolut ungewöhnlich, hören wir immer wieder. Wir gehen nächsten Winter trotzdem oder erst recht nach Kalifornien.


St. Petersburg Madeira Beach

2010-01-03 to 2010-01-04

Von Kissimmee fahren wir 150 Km an die Westküste nach St. Petersburg. Der Ort liegt auf einer Halbinsel in einer grossen Bucht südlich von Clearwater bezw. südwestlich von Tampa.

Am Montag besuchen wir zuerst die City von St. Petersburg. Die Stadt hat uns erfreut, bis wir an einem schönen Park mitten im Zentrum der Stadt vorbeispaziert sind. Sämtliche Parkbänke waren von Clochards und deren Habseligkeiten überstellt. Da es zur Zeit vor allem Nachts sehr kalt ist, lagen massenhaft Decken und anderes wärmendes Zeugs rum, welches irgendwo requiriert und hierher geschafft wurde.
Wir gehen auf direktem Weg zum Auto und fahren auf eine rund 50 Km lange, der Küste vorgelagerte sehr schmale Inselkette, welche über mehrere Brücken und Dämme mit dem Festland verbunden sind. Auf der Meeresseite meilenweit sehr saubere, weisse Sandstrände. Da die Temperatur weit unter dem statistischen Mittelwert liegt, sind die Strände natürlich menschenleer. In der Bucht zwischen Festland und Inseln ist fächer-/fingerartig viel Land aufgeschüttet worden (siehe Google Earth „Treasure Island FL“). Jeder Hausbesitzer verfügt somit über einen Bootssteg hinter dem Haus.


Clearwater FL

2010-01-05

Vom Campground ist es nicht weit bis Downtown Clearwater, eine moderne und gepflegte Stadt mit leicht über 100'000 Einwohnern. Anschliessend fahren nochmals rüber auf die Inseln. Wegen dem kalten Wind ist natürlich nichts los. Die schönen Strandbeizen und die offenen Bars in den Marina’s sind mangels Kundschaft geschlossen.


Sunshine Skyway

2010-01-06

Via Sunshine Skyway fahren wir 200 Km südwarts bis St. James City auf Pine Island. Tagsüber strahlend blauer Himmel und eisige Kälte, fast wie ein schöner Wintertag in den Bergen. Nachts ist es an gewissen Orten für ein paar Stunden sogar unter Null Grad Celsius. Die Farmer fürchten um ihre Orangen, da diese den Frost nicht vertragen. Seit Jahrzehnte sei es im Januar nie mehr so kalt gewesen wie jetzt. Im Campground treffen wir Irene und Pius aus Luzern, welche wir vor 2 Monaten in South Carolina kennengelernt haben. Sie laden uns spontan zu Raclette ein. Den ausgezeichneten Käse haben sie bei einem deutschen Metzger in Port Charlotte eingekauft. Vor dem Raclette degustieren wir noch ein „Wienerli“ von dieser Metzgerei. Welten im Vergleich zu diesen „Franks“ und „Wieners“ im Supermarket. Dort müssen wir morgen unbedingt hin.


Port Charlotte FL

2010-01-07

Speziell sehenswert ist Port Charlotte nicht aber der Metzger ist die Reise wert. Nebst diversen Wurstwaren hat die Metzgerei auch noch ein grosses Sortiment an europäischen Spezialitäten wie z.B. importierte Käse, Knorr-Suppen, Maggi oder Aromat. Nur das gewünschte Fleisch für das Chinoise mit den Luzernern hat er nicht. Per Zufall sehen wir an der gleichen Strasse nochmals eine Metzgerei. Einfach crazy, hunderte von Meilen nur die Supermarket-Fleischabteilung und dann innerhalb von 200 Metern gleich 2 Metzger.
Nach dem Chinoise ist es fast logisch, dass mit richtigen Innerschweizern die Jasskarten auf den Tisch kommen. Wir benutzen diese Gelegenheit gerne und mit der nötigen Portion Glück können wir die zwei „Chatzestrecker“ am Schluss sogar besiegen. Wobei das Resultat eigentlich nebensächlich war, weil wir gut gegessen und getrunken und riesigen Spass hatten bis spät in die Nacht.


Pine Island FL

2010-01-08 to 2010-01-09

Pine Island ist im Gegensatz zu anderen Orten an dieser Küste noch dünn besiedelt und hat sehr wenig Tourismus. Kein Hotel und weniger als 10 Restaurants sehen wir auf dieser Insel. Wir schätzen die Ruhe und fahren zum Einkaufen gerne die paar Kilometer bis zum Festland.

Am Samstag regnet es wieder einmal den ganzen Tag. Richtiges Wetter, um mit den Luzernern einen gemütlichen Jass zu klopfen. Dazwischen fahren wir zum Nachtessen in ein feines Fischrestaurant. Beim Jassen hat der Wind gedreht. Heute knöpfen sie uns die vor 2 Tagen gewonnenen Dollars wieder ab.


Sanibel Island und Captiva Island

2010-01-10

Heute scheint die Sonne mal wieder und wir fahren auf die Fort Myers/Cape Coral vorgelagerten Inseln Sanibel und Captiva. Gewohntes Bild an dieser Küste. Entlang den natürlichen oder künstlichen Wasserwegen Häuser, Villen oder Rentner-Resorts.
Vom Meer her bläst ein eisiger Wind und wir sind verpackt wir beim Skifahren (siehe Foto)! Auf Sanibel hätte es noch ein sehenswertes „National Wild Life Refuge“. Aber zum Wandern ist es uns einfach zu kalt.


Naples FL

2010-01-11 to 2010-01-12

Mit dem Trailer dislozieren wir 115 Km weiter südwärts nach Naples. Von hier aus ist es nur noch eine halbe Autostunde bis nach Everglades City und von dort zu den Alligatoren.

Platz gefunden haben wir im Silver Lakes RV & Golf Resort. Eine ausserordentlich gepflegte Anlage rund um kleine Seen und Golfplatz. Wir buchen gleich für eine Woche, obwohl der Preis natürlich dem luxeriösen Charakter des Resorts entspricht (USD 82.50/Nacht). Ist aber nicht aussergewöhnlich hier in Florida. Von Januar bis März kosten fast alle Plätze das 2-3 fache wie andernorts in den USA oder Kanada.


Everglades FL

2010-01-13

Das Wetter ist wieder etwas besser geworden und wir gondeln mit Iréne und Pius entlang Sumpflandschaften in die Everglades. Dort muss man unbedingt mit einem Airboat eine Ausfahrt durch die Mangroven-Wälder und Sümpfe machen. Unterwegs sehen wir auch 3 mal Alligatoren und viele Vögel. So ein Airboat-Trip ist schon etwas spezielles und wir steigen nach einer Stunde begeistert vom Boot.
Zum Nachtessen lassen wir uns im Da Vinci in Marco Island verwöhnen. Anschliessend noch ein Schlummertrunk (oder 2?) im Irish Pub nebenan bei toller Live-Musik. Heute darf/muss Hedy wieder einmal nach Hause fahren!


Silver Lakes RV & Golf Resort, Naples FL

2010-01-14 to 2010-01-15

Donnerstag und Freitag ist wieder einmal Einkaufen und relaxen angesagt. Wenn wir keinen Spezialitäten-Laden finden, gehen wir zu Publix. Die besten Backwaren, Fleisch und sonstige Frischprodukte finden wir immer hier. Der Hit ist die Charcuterie-Abteilung. Wir wollen ca. 1½ cm von der Leberwurst und wir bekommen zuerst eine 3 mm Scheibe zum degustieren. Und dann möchten wir noch 4 dünne Slice vom Pfefferschinken und erhalten zuerst wieder eine fast tellergrosse Tranche zum Versuchen. Das Zvieri haben wir jetzt schon fast gehabt!


Schieber im Silver Lakes RV & Golf Resort

2010-01-16

Erstmals im neuen Jahr können wir auch abends noch draussen sitzen. Wir nutzen die Gelegenheit und spielen mit Irene und Pius nochmals einen Schieber. Zwischendurch gibt es noch ein feines Käse-Fondue mit echtem Baselbieter-Kirsch. Fast logisch, dass da die Rammel beim Jassen gewinnen müssen.


Naples FL

2010-01-17

Bei unserem ersten Besuch zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir von Naples nicht viel gesehen. Wie die ganze Region hier ist auch die Stadt sehr gepflegt und schon fast mondän. Besonders attraktiv ist Old Naples mit vielen verlockenden Restaurants. Anziehend auch der kilometerlange, weisse Public-Beach.


Everglades FL

2010-01-18

Es geht weiter auf der US 41 etwa 100 km durch die Everglades. Die Everglades reichen vom Lake Okeechobee bis an die Südspitze Floridas. Ein Teil (6'100 km²) dieses Feuchtgebietes ist als Everglades-Nationalpark geschützt. Im Kanal entlang der Strasse massenhaft Alligatoren. Bei einem Boardwalk sonnen sich sogar etwa 15 Stück innerhalb von 250 Metern. Der grösste dieser Gators ist schätzungsweise 3,5 Meter lang. (siehe Movie)


Miami Dade FL

2010-01-19

Um diese Jahreszeit sind die Campgrounds recht gut belegt. Wir hatten nicht vorreserviert und gestern nur einen Platz ohne Strom und Wasser bekommen. Heute sieht es nicht besser aus. Keine Stornos, weshalb wir uns entschliessen morgen umzuziehen. Ein paar Kilometer weiter in Florida City reservieren wir ein Plätzchen, und erst noch mit Wireless.


Florida City

2010-01-20 to 2010-01-21

Vor der Abfahrt besichtigen wir noch den angrenzenden Larry & Penny Thompsen Memorial Park in Miami Dade, einen gefälligen County-Park. Nach der Dislokation nach Florida City schauen wir uns den Fruit & Spicy Park in Homestead an. Der Park bietet tropische Frucht- und Gewürzpflanzen aus allen Kontinenten. Leider sind wir zu einem unglücklichen Zeitpunkt hier. Die Kältewelle der letzten Wochen hat vielen Gewächsen schwer geschadet.

Donnerstag verbringen wir bei schönstem Wetter auf dem Campground und planen unseren Trip nach Key West. Man hat uns abgeraten, mit dem Trailer dorthin zu fahren, weil der letzte Campground weit vor Key West liegt. Nach reiflichen Überlegungen lassen wir den Trailer stehen und buchen mitten in Key West ein B&B. Weil die Insel sehr klein ist, kann so alles zu Fuss erreicht werden. Und es gibt nach dem Nachtessen und Schlummertrunk auch keine Diskussion, wer jetzt nach Hause fahren muss.


Overseas Highway nach Key West

2010-01-22

Die Florida Keys erstecken sich von der Südspitze Floridas auf einer Länge von 290 km in den Golf von Mexico. Wir fahren auf dem Overseas Highway, dem südlichsten Abschnitt des U.S. Highways No. 1, bis zur letzten noch auf dem Landweg erreichbaren Insel. Die Inseln sind über 42 Brücken miteinander verbunden. Die längste ist die „Seven Mile Bridge“. Nach rund 200 km erreichen wir Key West, 6 km lang und 3 km breit (klein, aber oho).


Key West FL

2010-01-23

Key West ist schon sehr speziell. Es ist für uns die „unamerikanischte“ Stadt, die wir je gesehen haben. Dies liegt wohl daran, dass Havanna näher ist als jede andere Stadt der USA. Der Liberalismus von Key West hat schon zu Zeiten von Ernest Hemingway oder Tennessee Williams Aussteiger und Exzentriker angezogen. Vielsagend auch das Landesmotto: "Die Linderung der Weltspannung durch die Ausübung von Humor.
Und dann hat es auch noch Hotels, welche explizit nur Männer oder nur Frauen beherbergen. Bevor man sich in einer Bar hinsetzt sollte man sich vergewissern, ob man wirklich in dieses Lokal passt!


Conch Republic

2010-01-24

1982 wurde von den US-Grenzbehörden auf dem Overseas Highway eine Kontrollstelle errichtet, um illegale Einwanderung und Drogenschmuggel zu bekämpfen. Die Stadtregierung verlangte die Entfernung der Kontrollstelle, weil sie Einnahmenausfälle beim Tourismus befürchtete. Nachdem die Klage abgewiesen wurde erklärte Key West die Unabhängigkeit von den USA und rief am 23. April 1982 die „Conch Republic“ aus. Der Bürgermeister wurde zum Premierminister ernannt. Anschliessend erklärte die Conch Republic den USA den Krieg. Eine Minute später folgte die bedingungslose Kapitulation, verbunden mit dem Wunsch nach 1 Milliarde USD für den Wiederaufbau. Dies ist nicht der einzige Narrenstreich, den man mit der Regierung in Washington gespielt hat. Letztendlich dürften derartige Aktionen wohlüberlegt sein und dem Schelmenstaat die gewünschte Publicity bringen.

Seit 1982 wird jedes Jahr am 23. April der Unabhängigkeitstag gefeiert. Der Generalsekretär stellt auf Wunsch für USD 99.-- nirgends anerkannte Pässe der Conch Republic aus und ab USD 900.-- oder gratis für verdienstvolle Bürger gibt es sogar einen Diplomaten-Pass. Die Spassrepublik unterhält zudem Botschaften in Frankreich und Finnland.


Key West FL

2010-01-25

Berühmt ist Key West auch für seine Sonnenuntergänge. Nahezu ohne jegliche Luftverschutzung oder störende Hochhäuser ist der Sunset ein reines und ungetrübtes Spektakel, welches jeden Abend Tausende von Menschen am Ufer der Westküste fasziniert. Anschliessend flanieren die Leute durch die Duval Street, vorbei an vielen guten Restaurants und stimmungsvollen Bars. Unser Favorit ist Sloppy Joe’s, gute Live Music und ein beschwingtes Publikum.


zurück nach Florida City

2010-01-26 to 2010-01-28

Es geht wieder zurück zu unserem Trailer nach Florida City. Nach 4 Tagen Key West ist es auch gut so, es ist abends immer etwas später geworden als gewöhnlich. Die gemütlichen Bars auf dem Nachhauseweg haben uns immer wieder zum Hinsetzen verführt. Die nächsten 2 Tage müssen wir ausruhen und höchstens an meinem Geburtstag der Tiki Bar im Campground einen Besuch abstatten.


Miami

2010-01-29

Erstmals durchstreifen wir Miami, eine Metropole mit vielen Gesichtern. Ströme von Einwanderern aus der Karibik, Südamerika, Schwarzafrika etc. haben Miami zu einem Schmelztiegel verschiedenster Kulturen und Ethnien gemacht. Eine schöne Skyline, grosszügige Hafenanlagen mit vielen Kreuzfahrtschiffen, Stadtteile wie „little Havanna“ oder „little Haiti“, in welchen fast ausschliesslich spanisch gesprochen wird oder dann Miami Beach, „Scheiaweia“ bis zum Sonnenaufgang. Auch die Kunst- und Kulturszene ist weltbekannt. Kurz und bündig: eine sehr facettenreiche Grossstadt.


Rodeo in Homestead FL

2010-01-30 to 2010-01-31

Nur einige Kilometer von unserem Camp findet ein bedeutendes Rodeo statt. Da wir sowas noch nie Live gesehen haben, lassen wir uns das natürlich nicht entgehen. Wir werden nicht enttäuscht und werden 3 Stunden mit viel Spektakel bestens unterhalten. Bei nächster Gelegenheit werden wir wieder an ein Rodeo gehen.


Kreuzfahrt auf die Bahamas

2010-02-01

Am Pier in Key West hatten jeden Tag Kreuzfahrtschiffe angelegt. Die Manöver dieser schwimmenden Ungetüme im Hafen faszinierten und machten uns neugierig. Im Internet informierten wir uns letzte Woche über die bestaunten Schiffe. Dabei sind wir am Donnerstag auf die „Norwegian Sky“ gestossen, welche heute in Miami ausläuft und fast zum halben Preis noch freie Kabinen anbietet. Da wir noch nie auf einer Kreuzfahrt und auch noch nie auf den Bahamas waren buchen wir sofort. Bei einem anschliessenden 2. Buchungsversuch stellte sich dann heraus, dass wir uns die letzte freie Kabine mit Balkon ergattert hatten. Heute 17.00 Uhr wird der Anker gelichtet und am Freitag morgen sind wir wieder in Miami. Unterwegs wird in Freeport, Nassau und Great Stirrup Cay angelegt.


Freeport, Grand Bahamas Island

2010-02-02

Gestern Nachmittag hat es stundenlang gegossen wie aus Kübeln. Auf dem Highway zum Port Miami ist keiner über 50 km/h gefahren. In der Stadt hat die Kanalisation das Wasser teilweise nicht mehr geschluckt. Auf den letzten 200 Metern vom Parkhaus zum Schiff haben wir uns dann noch nasse Füsse und Hosen geholt. Das Boarding verlief gut organisiert und speditiv. Mitgebrachter Alkohol wurde konfisziert, weil man die Tickets billig verkauft und dann mit der Konsumation an Bord in die schwarzen Zahlen kommen muss. Mein Schlummer-Whisky in der kleinen, farbigen San Pellegrino-Flasche wird aber nicht entdeckt.
Weil dies unsere 1. Kreuzfahrt ist und wir kurzfristig und uninformiert gebucht hatten, lassen wir uns zuerst an der Reception darüber aufklären, was im Ticketpreis enthalten ist. Wie vermutet ist das Essen inbegriffen und beim Besuch eines Spezialitäten-Restaurants wird ein Zuschlag auf der Bord-Rechnung belastet.
Abends war die See immer noch unruhig und der Kahn hat auf alle Seiten geschwankt. Durch die Gänge sind wir gelaufen wie Betrunkene. Schlecht geschlafen haben wir auch aber immerhin sind wir nicht seekrank geworden.
Früh am Morgen legen wir in Grand Bahama Island an. Die Anlegestelle ist einige Kilometer von Freeport entfernt. Wir hatten deshalb den Ausflug „Grand Bahama Island Highlights“ gebucht. Bei den ersten 2 Stopps stehen ein paar Souvenir-Bretterbuden. Auf den Strecken dazwischen nichts, aber wirklich rein gar nichts sehenswertes. Beim 3. Stopp immerhin ein paar nette Restaurants und Bars. Hätten wir dies gewusst, wären wir auf direktem Weg mit dem Taxi dorthin gefahren und das eingesparte Geld hätte für ein paar Drinks gereicht!


Nassau, Providence Island, Bahamas

2010-02-03

Das Wetter hat sich gebessert. Wir haben wunderbar geschlafen und als wir aufwachen, sind wir schon im Hafen von Nassau auf der Insel New Providence. Auf den von der Reederei organisierten Ausflug verzichten wir und wollen auf eigene Faust etwas unternehmen. Auf dem Pier vertrauen wir uns einer farbigen Eingeborenen mit einem Kleinbus an. Sie lege Wert auf zufriedene Gäste und die Zeit für die Rundfahrt spiele für sie keine Rolle. Zu Siebt fahren wir los und stellen schon bald fest, dass wir uns richtig entschieden haben. Sie schleppt uns weder in Souvenir-Läden noch zu einem der vielen Juweliere, um eine Provision abzuholen. Bei einer kleinen Bäckerei hält sie nach Rückfrage an uns an, weil dieser eine lokale Spezialität herstelle. Wir verkosten einen fabelhaften Rum-Cake und würden am liebsten für Familie und Freunde bei unserem Besuch im März einen kleinen Cake mitbringen. Geht leider nicht, weil in die USA keine Lebensmittel eingeführt werden dürfen.
Die Stadt ist sehenswert, sehr farbenfroh und lebhaft. Nebst den Sehenswürdigkeiten, Villenviertel oder dem pompösen Hotel Atlantis Paradise Island zeigt sie uns bewusst auch die andere Seite der Bahamas. Armenviertel, in welchen die Autowracks auf der Strasse oder sogar im Vorgarten einfach stehen gelassen werden. Man kommt sich vor wie in Schwarzafrika.
Das Leben an Bord ist sehr angenehm und die Menus in den verschiedenen Restaurants munden gut oder sogar sehr gut. Das Freizeitangebot ist vielfältig aber nicht immer gratis. 100 Minuten surfen im Internet zum Beispiel kosten USD 55.00!!!


Great Stirrup Cay, Bahamas

2010-02-04

Unser schwimmendes Hotel hat heute morgen früh vor Great Stirrup Cay angelegt. Die Norwegian Cruise Line ist Eigentümerin der kleinen Insel. Eigentlich hätten wir heute morgen gerne die 2-stündige Führung durch das Schiff hinter die Crew-only-Türen mitgemacht. Als wir am Reservation-Desk den Preis von USD 55.00 pro Person vernehmen geht uns gleich der Laden runter und wir kehren wieder um.
Mit Booten werden die Passagiere auf die Insel gebracht. Am wunderschönen Strand kann man sich am reichhaltigen Barbeque-Buffet bedienen. Sämtliche Wassersport-Möglichkeiten werden angeboten. Aber alles ausser Baden im Meer ist einmal mehr kostspielig.
Abends feiern wir im gediegenen französischen Spezialitäten-Restaurant Hedy’s morgigen Geburtstag. Duo de foie gras canard et magret de canard, Escargot bourgogne, Poulet périgorde, Côte d’agneau und zum Abschluss französische Weichkäse. Was will man mehr?


zurück in die USA

2010-02-05

Pünktlich um 07.00 Uhr wird im Hafen von Miami angelegt. Es bleibt genug Zeit zum Packen und Frühstücken, da man erst um 10.00 Uhr das Schiff verlassen muss. Das einzig Billige an Bord war der Alkohol- und Tabakwaren-Shop. Zigaretten sind derart günstig, dass wir gleich 5 Stangen gekauft haben mit der Überlegung, dass man uns am Zoll 3 davon wegnehmen kann und wir immer noch nichts verloren haben. Das Einreise-Prozedere in die USA verläuft wie geschmiert. Vertrauenswürdig, wie wir aussehen, schaut man uns einmal mehr nicht in Koffern und Taschen.


Lake Okeechobee

2010-02-06 to 2010-02-09

Nach 2½ Wochen in Florida City ist es Zeit, den Trailer anzukoppeln und weiter zu ziehen. 170 Km nordwärts finden wir ein wunderschönes Plätzchen in Pahokee, direkt am Lake Okeechobee. Der See hat eine Fläche von 1'890 km², dies entspricht der Fläche aller Schweizer Seen zusammengezählt. Allerdings ist er nur 4 Meter tief. Seine Abflüsse spielen für den Wasserhaushalt der Everglades eine wichtige Rolle.
Die Region ist sehr dünn besiedelt. Landwirtschaftliche Betriebe, insbesondere Zuckerrohranbau prägen das Landschaftsbild. Es ist auch weit und breit nichts los oder speziell sehenswert. Das ist auch gut so, um uns ein paar Tage von den doch anstrengenden letzten 2 Wochen zu erholen. Am Mittwoch geht es dann weiter nach Daytona. Dort werden wir dann wieder genug Action haben im und um den Daytona Speedway.


vom Lake Okeechobee nach Daytona Beach

2010-02-10

Von der tollen Lage auf einem Damm mit Sicht auf den See hatten wir die letzten 4 Tage nicht viel. Die ganze Zeit ein eiskalter Nordwind, welcher uns manchmal fast weggeblasen hat. Wir fahren heute 300 km nordwärts nach Daytona. Die Wetterprognose sieht dort aber auch nicht besser aus. Ganz Florida leidet unter einer Kältewelle.


Daytona Beach KOA, Port Orange FL

2010-02-11 to 2010-02-12

Seit den Weihnachten folgt mit kurzen Unterbrüchen eine Kältewelle der anderen. Die Temperaturen sind in ganz Florida zum x-ten Mal im Bereich der historischen Tiefstwerte. An einigen Orten ist es Nachts sogar unter 0° Celsius. Im Freien laufen wir mit Pullover und Skijacke herum. Normal für diese Jahreszeit wären Tagestemperaturen von etwa 25° C!!!


Daytona 300

2010-02-13

Heute ziehen wir auch noch die warme Curling-Unterwäsche, 2 Paar Socken, und was wir sonst noch an warmem Zeugs haben, an. Der Daytona Speedway ist eine der ältesten Rennstrecken der USA. Der 1959 eröffnete Tri-Oval ist 2,5 Meilen bezw. 4 Kilometer lang und bietet Sitzplätze für 168'000 Zuschauer. Das heutige Rennen geht über 120 Runden/300 Meilen. Mit Rundendurchschnitten von über 300 km/h und weniger als einer Wagenlänge Abstand zum Vordermann ist für Spektakel gesorgt. Nicht verwunderlich, dass von 44 Startern nicht viel mehr als die Hälfte das Ziel erreichen. Trotz allem sind diese NASCAR-Rennen für die Fahrer eine der sichersten Rennserien, weil die Strecken und die Fahrzeuge hohe Sicherheitsstandards erfüllen müssen.


Daytona 500

2010-02-14

Wiederum eingepackt wie an ein Skirennen geht es heute an das Daytona 500. Das 500 bezieht sich auf die Anzahl zu fahrender Meilen. Der Speedway ist so gut wie ausverkauft und wir sehen von unserem Platz über die ganze Strecke. Das ganze Drumherum ist schon ein spezielles Erlebnis. Der Pfarrer, welcher die Strecke und die Fahrer segnet, dann gesungene Nationalhymne mit anschliessenden Düsenjägern über der Arena. Auch die Army wird nicht vergessen. Man dankt und rühmt die Soldaten und Veteranen, welche für das glorreiche Amerika ihr Leben riskieren. Um 13.30 wird endlich gestartet und nach ein paar Safety-Car-Phasen wird das Rennen nach zwei Dritteln für 1½ Stunden unterbrochen. Wegen dem vielen Regen in der letzten Zeit und der Kälte ist im Asphalt ein Loch mit einem Durchmesser von 1 Meter entstanden. Nachdem das geflickt ist werden die Motoren wieder gestartet und weitergefahren. Eine Viertelstunde später erneuter Unterbruch aus gleichem Grund. Die Sonne ist bereits am untergehen und wir schlottern immer mehr. Wir verziehen uns deshalb in die nächstgelegene Bar und geniessen die letzten 30 Runden an der Wärme mit einem Irish-Coffee.


Daytona Beach

2010-02-15 to 2010-02-16

Wir bleiben noch 2 Tage in Daytona, weil wir ausser dem Speedway noch nichts gesehen haben. Daytona Beach ist auch bekannt wegen dem 37 Km langen schönen Sandstrand. Auf dem harten Sand sind bis zum Bau des Daytona Speedway im Jahre 1959 Autorennen ausgetragen worden. Bei gutem Wetter soll der Beach ein Rummelplatz mit vielen Verkaufständen sein. Wir sehen nur ein paar Spaziergänger sowie Bequeme, die mit dem Auto den Strand befahren. Das war es schon, auch für hartgesottene Wasserratten ist es zu kalt.


von Daytona Beach nach Fort Pierce

2010-02-17

Wolkenloser Himmel aber weiterhin dieser eisige Nordwind. Wir verschieben uns 200 km südwärts nach Fort Pierce, eine Kleinstadt am Atlantik.


Fort Pierce FL

2010-02-18

Die Kälte stört uns nicht mehr so sehr. Wir haben unser Heim „olympia-gerecht“ geschmückt und fiebern mit unseren Olympioniken in Vancouver. Glücklicherweise hat dieser Campground auch noch Kabel-TV-Anschlüsse an jedem Platz, sodass wir über 100 Sender bekommen. Ab 11.00 Uhr wird auf einigen Sendern nonstop berichtet, allerdings mit den altbekannten nervigen Werbeunterbrüchen. Die Amis sind sozusagen bei jedem Wettkampf dabei, sodass wir auch unsere Schweizer Cracks zu sehen bekommen. So wie gestern Abend im dramatischen Curlingspiel Schweiz-USA (siehe Bild).


Fort Pierce FL

2010-02-19 to 2010-02-20

Die TV-Übertragungen aus Vancouver lassen uns nicht mehr viel freie Zeit. Ein kleiner Ausflug ins Zentrum von Fort Pierce liegt gerade noch drin. War im nachhinein auch nicht zwingend, da das Städtchen nicht viel zu bieten hat.


Lion Country Safari in Loxahatchee FL

2010-02-21

Wir verschieben uns Richtung Miami, weil wir von dort am 28. Februar einen Flug nach Basel gebucht haben. Unterwegs legen wir noch einen Stopp ein für 3 Tage beim Lion Country Safari in Loxahatchee, nahe Palm Beach. Der Park ist 2009 als drittbester Zoo der USA ausgezeichnet worden. Das spezielle ist, dass man mit dem eigenen Auto durch das sehr weitläufige Gelände fährt. Über 900 Tiere bewegen sich völlig frei darin. Einzig die 2 Elefanten sind durch einen Wassergraben abgeschottet und die etwa 12 Löwen sind in einem Gehege. Unser Trailer steht im Campground etwa 200 Meter von den Löwen entfernt. Wir hören das Gebrüll der Löwen-Männchen und fühlen uns dabei wie anno dazumal im Zelt-Camp im Masai Mara.


Palm Beach FL

2010-02-22

Heute erkunden wir Palm Beach und weitere Orte an der Küste und den vorgelagerten Inseln. Es ist wohl die mondänste Region, die wir bisher in Florida zu sehen bekommen haben. Entlang dem Meer unzählige Super-Villen in der Preisklasse von 20 Mio aufwärts. Im Gegensatz zu allen anderen Orten in Florida sehen wir hier keine Verkaufsschilder vor den Häusern. Überall sonst standen 5 – 10 % der Häuser und Villen zum Verkauf. Entweder hat die Wirtschaftskrise bei Besitzern solcher Objekte noch keine Opfer gefordert oder, was eher anzunehmen ist, diese Leute verkaufen ihr Anwesen diskreter.


Lion Safari Park in Loxahatchee FL

2010-02-23

Nachdem wir bereits vorgestern den Lion Country Safari Park besucht haben fahren wir heute gleich nochmals 2 Mal durch den Park. Einem Ranger-Fahrzeug sehe ich an, dass die seitlichen Beschädigungen nicht von einem anderen Fahrzeug sondern von einem Nashorn stammen müssen. Dies hätte ich besser für mich behalten sollen. Als ein Rhino gemütlich auf unseren Chevy zutrottet und erst 3 Meter vor Hedy’s Türe abdreht, ist sie nahe einem Herzstillstand.


Florida City

2010-02-24

Wir verschieben uns nochmals nach Florida City in der Agglomeration von Miami. Vor 3 Wochen waren wir schon mal auf diesem Campground stationiert und können hier Truck und Trailer für wenig Geld im Storage abstellen, wenn wir für 3 Wochen nach Basel fliegen. Beim Einparken in unseren Platz muss ich mit dem Trailer hintendran auf der Wiese ausholen. Es hat viel geregnet hier in den letzten Tagen und ich bin erstmals richtig froh um den zuschaltbaren 4-Rad-Antrieb, Differentialsperre und Geländegänge. Die 6 Tonnen auf 4 Rädern hätte ich sonst nicht mehr aus dem aufgeweichten Boden bekommen. Ein neugieriger Nachbar hat das Ganze aufmerksam beobachtet. Nachher meint er, dass ich glücklich sein müsse, einen 4x4 zu haben.


Miami Beach und Key Biscayne

2010-02-25

Es ist endlich wieder mal angenehm warm und wir fahren nach Miami Beach und Key Biscayne. Am prominenten Strand ist noch nicht viel los und Key Biscayne werden wir eventuell nochmals besuchen, wenn wir Ende März wieder hier sind und falls Roger bis dann gesund ist und am ATP-Turnier teilnehmen kann.


Miami Area / Reisevorbereitung

2010-02-26 to 2010-02-27

Die verbleibende Zeit bis zum Abflug verbringen wir mit Einkaufen und Reisevorbereitungen. Wir waren nun 7½ Monate unterwegs und die Zeit ist wie im Flug vergangen. 20'000 Kilometer und unzählige Erlebnisse liegen hinter uns. Obwohl uns das Wetter in den letzten 2 Monaten nicht gut gesinnt war, ist es uns nie langweilig geworden.


letzter Bericht bis Ende März

2010-02-28 to 2010-03-22

Heute fliegen wir für 3 Wochen nach Basel und freuen uns auf das Wiedersehen mit unserer Familie und Freunden. Gleichzeitig freuen wir uns aber auch darauf, nach der Rückkehr Ende März auf die Fortsetzung unserer Reise an die Ostküste Kanadas nach Nova Scotia und Neufundland. Der Schreiberling hat jetzt Ferien und die nächsten Berichte erscheinen Ende März.


back in the USA

2010-03-23

Müde sind wir am frühen Abend in Miami gelandet. Nicht wegen der Reise, sondern weil die letzten 3 Wochen recht anstrengend waren. Fast täglich 2 Einladungen oder Treffen mit Familie und Freunden überlastete unsere Verdauungsorgane immer mehr und vom Alkoholpegel wollen wir gar nicht erst reden!
Nach einer einstündigen Fahrt zum Campground finden wir unser Home so vor, wie wir es vor 3 Wochen verlassen hatten. Erschöpft, aber glücklich und zufrieden, legen wir uns früh ins Körbchen.


Flamingo / Everglades Nationalpark

2010-03-24

Nach dem Auffüllen von Kühlschrank und Tiefkühler packt uns schon wieder die Unternehmungslust. Wir fahren ein letzes Mal in den Everglades Nationalpark bis nach Flamingo. Durch die Hurrikane Katrina und Wilma im Jahre 2005 ist der Ort massiv beschädigt worden. Vieles ist seither nicht wieder aufgebaut worden. Eigentlich hätten wir uns die 70 km bis Flamingo sparen können. Der Höhepunkt war bereits nach etwa 20 km bei Royal Palm bezw. der Anhinga Trail. Dichter Mangrovenwald und eine vielfältige Tierwelt begeistern hier den Besucher.


Wildwood FL

2010-03-25

Seit unserer Rückkehr nach Miami haben wir schönes Wetter mit Temperaturen bis 28° Celsius. Nach 3½ Monaten Florida zieht es uns jedoch nordwärts. Wir fahren 500 km bis Wildwood, nördlich von Orlando. Statt Palmen oder Sumpfland bietet die Landschaft jetzt Nadelwälder oder Weiden mit Rindern.


Monticello FL

2010-03-26

Es geht weiter auf der Interstate 10 westwärts bis Monticello. Seit wir von der IS 95, welche in den Norden geht, abgezweigt sind sehen wir fast keine Camper mehr. Es scheint so, dass fast alle in den Frühling fahren wollen. Florida hat keine klimatischen 4 Jahreszeiten. Der Nordwesten ist subtropisch und der Rest tropisch. Somit hat Florida nur eine Regen- und eine Trockenzeit.


Tallahassee FL

2010-03-27

Tallahassee liegt im sogenannten „panhandle“, an der Grenze zu Georgia. Auch hier ist das Klima noch subtropisch. Da wir nicht weit vor der Stadt campieren, statten wir der Hauptstadt von Florida einen kurzen Besuch ab. Eine nette, saubere Stadt mit 170'000 Einwohnern, aber nichts spektakuläres.


De Funiak Springs

2010-03-28

Nach weiteren 250 km Richtung New Orleans übernachten wir in De Funiak Springs in einem sehr schönen Camp am King Lake. Abgesehen von einigen wenigen grösseren Orten waren die letzten 800 Km entlang dem Golf von Mexico sehr dünn besiedelt. Wälder, Wiesen und öfters ein überfahrenes Tier am Strassenrand. Da sehen wir die zerfetzten Lastwagenreifen doch noch lieber.


Mobile AL

2010-03-29

Wir verlassen Florida und überqueren die Grenze zu Alabama und dürfen die Uhren wieder eine Stunde zurückdrehen. Die Differenz zur MEZ beträgt jetzt minus 7 Stunden. Wir stationieren uns für 2 Tage in Mobile, einem der grössten Seehäfen im Süden der USA. Die Stadt ist 1702 von französischen Siedlern gegründet worden und zählt heute fast 200'000 Einwohner.


Dauphin Island

2010-03-30

Wir machen eine Rundfahrt um die Mobile Bay. Auf Dauphin Island fahren wir aus der Ortschaft Richtung Strand und meinen, eine Winterlandschaft vor uns zu haben. Der Sand ist fast so weiss wie Schnee. Mit der Fähre geht es dann auf die gegenüberliegende Landzunge nach Fort Morgan und zurück nach Mobile.


Gulfport MS

2010-03-31

Wegen den Oster-Feiertagen haben wir vor einiger Zeit den Campground in New Orleans vorreserviert. Wir haben seit Miami zuviel Gas gegeben und müssen eine gute Autostunde vor New Orleans in Gulfport, Mississippi, nochmals einen Stopp einlegen. Der Ort ist 2005 vom Hurrikan Katrina bezw einer 6,7 Meter hohen Flutwelle fast vollständig zerstört worden. Anziehungspunkt für Touristen sind die feinen, weissen Sandstrände am Golf von Mexico. An den Stränden ist zu dieser Jahreszeit noch nicht viel los. Die Parkplätze der vielen Casinos der Küste entlang sind hingegen recht gut belegt!


New Orleans - French Quarter

2010-04-01

Wir sind in New Orleans, der „Wiege des Jazz“ angekommen. Der Campground liegt sehr zentral und das berühmte French Quarter, auch „Vieux Carré“ genannt, ist zu Fuss in 10 Minuten zu erreichen. Wir machen eine erste Erkundungstour und freunden uns mit der Cajun-Küche an. Rund um die legendäre Bourbon-Street findet allabendlich eine Riesen-Party bis in den Morgen statt. Live-Musik verschiedenster Stil-Richtungen aus den Bars und Discos sorgen auch auf den Strassen für Unterhaltung. Viele Clubs haben für die jüngeren Jahrgänge auf Rock ’n’ Roll umgestellt. Es finden sich aber doch noch einige Lokale mit fabelhaften New Orleans- oder Dixieland-Bands.


New Orleans - Sightseeing-Tour

2010-04-02

Mit einem Sightseeing-Van machen wir zu fünft eine Tour durch und um New Orleans. Nach dem Hurrikan Katrina am 29.08.05 bezw. dem Bruch zweier Kanalwände am darauffolgenden Tag stand das Wasser in tieferliegenden Stadtteilen bis zu 7,6 Meter hoch. Diese Quartiere wurden und werden auch in Zukunft nicht wieder aufgebaut. Teilweise liegen sie bis zu 1,6 Meter unter dem Meeresspiegel. Da die Stadt auf Schwemmland des Mississippi-River gebaut ist, senkt sich der Grund bis zu 8 mm jährlich. Eine erneute Besiedlung würde früher oder später wieder im Disaster enden. Man schätzt, dass von den evakuierten Einwohnern etwa 100'000 bis dato nicht in die Stadt zurückgekehrt sind. Da es sich grösstenteils um sozial Benachteiligte gehandelt hat, schaffte die Stadt auch keine Anreize für Rückkehrer und entschied sich für eine geringere Bevölkerungsdichte. Im Zentrum der Stadt sind die Schäden längst beseitigt. Der Tourismus ist eine zu bedeutende Einnahmenquelle.
Durstig und hungrig verbringen wir den Abend wieder im French Quarter.


New Orleans - French Quarter

2010-04-03

Von den unzähligen Restaurants in jeder Preislage im French Quarter bieten sicher die Hälfte kreolische und Cajun-Gerichte an. Da wir es auch nicht gewusst haben, erklären wir kurz die Begriffe. Als Kreolen bezeichnet man in Louisiana Nachfahren französischer und spanischer Kolonisten. Die Cajuns sind französichstämmige Nachkommen der Akadier, welche Mitte des 18. Jahrhunderts von den Briten aus Nova Scotia vertrieben wurden.
Die Creole-Küche orientiert sich an der klassischen französischen Küche, während die Cajun eher einfach und derb ist. Es existieren viele gemeinsame Gerichte und die Kochstile vermischen sich auch immer mehr. Gewürze spielen eine wichtige Rolle, speziell die in Louisiana erfundene Tabascosauce oder Chili und Cayennepfeffer. Wir haben inzwischen einiges versucht und waren nie enttäuscht.


New Orleans - Easter Parade

2010-04-04

Ein letztes Mal noch ins French Quarter. Es ist Easter Parade angesagt und da zeigt sich richtig, wie schrill und aufgekratzt die Leute hier sind. Nochmals Flusskrebse und Shrimps Louisiana-Style und dann ins Jazz-Lokal, bevor es morgen nordwärts Richtung Memphis geht.


Natchez MS

2010-04-05

Das Mississippi-Delta ist mit 28'600 Km² eines der grössten Flussdeltas der Welt. Und täglich bringt der Fluss weitere 1 – 1,5 Millionen Tonnen Material in den Golf von Mexico.
Vorbei an Baton Rouge, der Hauptstadt von Louisiana, fahren wir auf der US 61, auch „Blues Highway“ genannt, bis Natchez MS. Wir übernachten am Ufer des Mississippi im River View RV Park. Nachdem wir noch kurz das Städtchen angeschaut haben beschliessen wir, morgen weiterzufahren bis Vicksburg MS.


Natchez Trace Parkway nach Vicksburg MS

2010-04-06

Von der US 61 biegen wir ab auf den Natchez Trace Parkway und fahren 50 Km durch eine parkähnliche Landschaft, welche jetzt im Frühling ihre ganze Pracht entfaltet. Zurück auf die US 61 geht es heute bis Vicksburg MS am Zusammenfluss von Mississippi und Yazoo. Dort besuchen wir noch das Coca Cola-Museum, äusserst provinziell und keinen Umweg wert! 1894 soll hier das erste Coca Cola in eine Flasche abgefüllt worden sein.
Von den für den Mississippi typischen Raddampfern haben wir seit New Orleans nur 2 gesehen. Beide am Ufer fest verankert und zu Casinos umgebaut. Bei unserem nächsten Halt in Greenville soll es sogar 3 davon haben. Wir geben die Hoffnung aber noch nicht auf, eine romantische Abendfahrt mit Dinner und Blues-Band zu erleben.


Lake Village AR

2010-04-07

Auf den ganzen Weg bisher dem Mississippi entlang sahen wir riesige Anbauflächen mit Baumwolle und Soja. Ab und zu das Haus eines Farmers, welches auch schon bessere Zeiten erlebt hat. Und immer wieder erbärmliche Baracken-Siedlungen der Landarbeiter, ausschliesslich Afroamerikaner, welche in dieser Region zwei Drittel der Bevölkerung stellen. In den 145Jahren seit dem Sezessionskrieg haben sich die Lebensbedingungen nicht wesentlich verbessert. Es verwundert uns nicht weiter, dass der Bundesstaat Mississippi das wirtschaftliche Schlusslicht der USA ist. Wir bleiben 2 Nächte auf dem gegenüberliegenden Ufer von Greenville in Lake Village, Arkansas.


Greenville + Leland MS

2010-04-08

Greenville und das ein paar Meilen entfernte Leland liegen mitten im Herzen der Blues Region. Auch hier bietet sich ein deprimierendes Bild. Jedes 3. kommerzielle Gebäude oder Lokalität steht leer. Teilweise sind diese zur Vermietung ausgeschrieben oder auch nicht, weil man aufgrund des Zustands keinen Mieter mehr finden wird. In der Main-Street sehen wir neben verwaisten Läden zwei Versicherungsbrooker. Vermutlich auch nicht mehr lange, weil es bald nichts mehr zu versichern gibt. Fast nur Banken, Kirchen, City Hall und Court House sind in einem guten baulichen Zustand. Selbst einst herrschaftliche Häuser werden mit vernagelten Türen und Fenstern ihrem Zerfall überlassen. Viele Wohngebäude werden wohl nicht mehr manchen Sturm überstehen. Das einzig sehenswerte in Leland sind Wandmalereien zum Thema Blues. Der Blues hat ja auch eine melancholische Komponente und deshalb ist es irgendwie verständlich, dass er in dieser Gegend entstanden ist. Der einträglichste Wirtschaftzweig in Greenville mit seinen 36'000 Einwohnern dürften wohl die 3 Casinos sein!


Memphis, Tennessee

2010-04-09

Wir fahren 260 Km bis Memphis in den Graceland Campground. Elvis-Fans wissen natürlich sofort, was Graceland ist. Dazu später mehr. Zuerst fahren wir in die Stadt zum Nachtessen in die Beale Street. Die Straße gilt als Heimat des Blues sowie Geburtsstätte des Rock'n'Roll und ist das Vergnügungszentrum von Memphis mit einigen guten Blues-Lokalen. Diese haben wir auf der ganzen Strecke von New Orleans hierher in allen Ortschaften vermisst.


Memphis TN, Graceland

2010-04-10

Da wir schon hier sind besuchen wir natürlich Graceland, Wallfahrtsort für Elvis-Fans. Obwohl er schon 33 Jahre tot ist, kommen immer noch über 600'000 Leute jährlich um sein Anwesen und Ruhestätte anzuschauen. Besichtigt werden kann sein Wohnhaus, Nebengebäulichkeiten, Flugzeuge und seine Autos etc. Der Rundgang mit Audio-Tour ist sehr informativ und zeigt viel interessantes über ihn und seine Karriere. Alles ist perfekt organisiert und ganz speziell beeindruckend für uns ist das Marketing. In den etwa 15 Souvenir-Läden gibt es fast nichts, welches nicht mit seinem Namen verziert zu kaufen wäre, bis hin zur grossen Harley-Davidson-Maschine. Nicht mal beim FC Barcelona haben wir ein derartiges Fan-Artikel-Sortiment gesehen.
Abends kommen wir dann endlich zu unserer Mississippi-Flussfahrt mit einem Schaufelraddampfer. Die Band spielt statt dem erhofften Blues fast nur Rock'n'Roll. Das Dinner ist dafür besser als bei der Basler-Rheinschifffahrt. Zum Schlummertrunk geht es dann nochmals in die Beale Street.


Nashville TN

2010-04-11

Lockere und gemütliche 360 Km an einem schönen Sonntag-Nachmittag quer durch Tennessee und wir sind in Nashville angelangt. Es ist nicht nur die Hauptstadt des Bundesstaates Tennessee sondern auch der Country Music. Sie wird deshalb auch als „Music City USA“ bezeichnet.


Nashville TN

2010-04-12

Eine blaue und eine grüne Route mit klimatisierten Bussen führen die Touristen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ein- und Aussteigen wo man will und erst noch kostenlos. Da fühlt man sich als Tourist doch gleich willkommen. Highlight von Nashville ist der Broadway. In mehr als einem Dutzend origineller Lokale gibt es bereits am Nachmittag Live-Country-Music. Die Clubs sind meist kleine Museen mit Sammlerstücken der berühmtesten Country-Musiker der letzten Jahrzehnte. Auch hier wie schon in Memphis oder New Orleans haben wir nirgends Eintritt bezahlen müssen. Auch die Preise der Drinks sind nur halb so hoch wie in europäischen Discos. Die Bands spielen ohne Gage und hoffen auf Tips der Gäste sowie Umsätze mit den eigenen CD’s. Dies hebt das Niveau, weil die musikalischen Schwächlinge schnell von der Bühne sind bezw. nicht leben können von ihren Darbietungen.


Cumberland Falls - Corbin KY

2010-04-13

Die Achse New Orleans – Memphis – Nashville ist wohl die musikalischte Strecke der USA. Jetzt zieht es uns aber wieder raus in die Natur und in ruhigere Gegenden. In Corbin Kentucky, auf dem Cumberland-Plateau der Appalachian Mountains finden wir dies. Die Appalachen sind erdgeschichtlich älter als der Atlantik und ihre europäische Fortsetzung sind die Grampian Mountains in Schottland und nördliche Bergketten Skandinaviens.


Corbin KY - KFC-Museum

2010-04-14

In Corbin stossen wir auf ein kleines Museum eines Harland D. Sanders. Er hat hier ab 1930 eine Tankstelle betrieben und seinen Kunden Hühnchen zubereitet und im Wohnzimmer serviert. Später eröffnete er dann ein Restaurant und ein Motel. Daraus ist dann das Franchise-Unternehmen „Kentucky Fried Chicken“ mit 12'300 angeschlossenen Betrieben entstanden. Die Würzung der Hühnchen mit 11 Kräutern und Gewürzen ist seither unverändert und soll so geheim sein wie die Coca-Cola-Rezeptur. Wir werden bei Gelegenheit doch mal so ein Huhn von KFC degustieren.


Milton, West Virginia

2010-04-15

An der Westseite der Appalachen fahren wir in nordöstlicher Richtung auf dem Hal Rogers Parkway via Ashland nach Milton, West Virginia. Der Highway durch dieses Mittelgebirge führt uns durch hübsche, frühlingshafte Wälder. Es geht fast immer rauf und dann wieder runter, wie auf einer Achterbahn. Wir überqueren noch die Grenze zu West Virginia und stoppen in Milton WV.


Charleston WV

2010-04-16

Wir fahren in das nahegelegene Charleston, der Hauptstadt von West Virginia und mit 51'000 Einwohnern auch die grösste Stadt dieses Bundesstaates. West Virginia ist im Verlauf des Sezessionskrieges entstanden, weil sich nordwestliche Countys von Virginia und der Konföderation abgespalten haben und der Union (Nordstaaten) beigetreten sind.
Der Ort wird uns in guter Erinnerung bleiben. Auf dem Farmers Market finden wir nämlich nach längerer Zeit wieder einmal französischen Rohmilchkäse. Und es kommt noch besser, als wir 200 Meter weiter eine Bäckerei mit wunderschönen europäischen Brotwaren entdecken. Beim Dessert abends stellen wir mit Freude fest, dass die gekauften Brote genau so gut sind wie diejenigen von unseren Lieblingsbäckereien in der Region Basel. Zum Glück haben wir noch etwas für den Tiefkühler eingekauft.


Flatwoods WV - Sutton Lake

2010-04-17

In Flatwoods WV gehen wir für 2 Tage auf einen zu einem Hotel gehörenden, ruhig gelegenen Campground. Trotz Wochenende sind wir nur zu viert auf dem Platz. Wir sind zwar in einer Ferienregion aber zu dieser Jahreszeit ist hier noch gar kein Betrieb. Da wir sehr früh dran sind machen wir noch einen Abstecher zum traumhaften Sutton Lake. In der Ortschaft Sutton sehen wir ein Cafe Cimino Country Inn. In einem Reiseführer hatten wir vorgängig schon gelesen, dass es eines der 10 besten Restaurants in West Virginia sein soll. Die Grosseltern sind von Süditalien ausgewandert und die Familie hat bis heute ihre kulinarischen Traditionen beibehalten. Inzwischen steht auch der Sohn des Besitzers am Herd und sie kochen immer noch authentisch italienisch/mediterrane Köstlichkeiten wie zu Zeiten von Grossmutter Cimino.


Burnsville Lake WV

2010-04-18

Ein kurzer Ausflug zum Burnsville Lake und der Rest des Tages ausruhen. Schliesslich ist heute Sonntag!!!


Cumberland MD

2010-04-19

Und weiter geht es westwärts bis kurz nach Cumberland MD in einen bezaubernden Statepark. Zu dieser Jahreszeit ist der Parkeingang noch unbemannt und man sucht sich selber einen Platz, füllt das Registration-Form aus, steckt das Geld in ein Couvert und wirft es ein. Die Dollars sind schon im Couvert als ich im letzten Moment noch bemerke, dass man ab 62 nur die Hälfte bezahlen muss. Das Alter hat ab und zu auch seine Vorteile.
Beim Vorbeifahren auf der US 64 hatte uns das Städtchen Cumberland einen netten Eindruck gemacht. Wir fahren hin und schauen uns das in mehrheitlich roten Backsteinen gebaute Stadtzentrum an. Um etwas anständiges zu kochen ist es relativ spät geworden, dies ist aber halb so schlimm, weil wir eine Holzofen-Pizzeria gesehen haben.


Gettysburg PA

2010-04-20

Im Rocky Gap Statepark könnte man locker noch ein paar Tage verweilen. Wir haben aber schon Termine mit Andy und Bill vereinbart und fahren deshalb weiter bis nach Gettysburg in Pennsylvania.


Gettysburg - Battlefield

2010-04-21

Gettysburg ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort für die Vereinigten Staaten von Amerika. Hier fand vom 1. – 3. Juli 1863 die entscheidenste Schlacht im amerikanischen Bürgerkrieg, auch Sezessionskrieg genannt, statt. Wir fahren die signalisierte Auto-Route kreuz und quer durch das Battlefield vorbei an Hunderten von Denkmälern, Statuen und Gedenktafeln, welche an die an der Schlacht beteiligten Truppeneinheiten und deren Generäle erinnern sollen. Die historische Bedeutung für die USA zeigt sich auch daran, dass jährlich 2 Millionen Besucher dieses Schlachtfeld besuchen. Auf der Tour sind auch einige Busse mit Schülern unterwegs, teilweise sogar aus entfernten Bundesstaaten. Bei Stopps an speziell bedeutungsvollen Punkten scheint es uns, dass die Jungen fast noch weniger fasziniert sind von dieser bluttriefenden Chronik als wir. Es ist irgendwie bedrückend und so reizvoll wie ein Spaziergang durch einen Friedhof.


Lancaster County - Stoudtburg Village

2010-04-22

Wir kreuzen wieder die Route von Anfangs Oktober und stationieren uns in Narvon im Lancaster County. Hier sind wir wieder im Gebiet der Amish People (siehe Berichte von 01. - 03.10.09) und zentral gelegen, um Andy und Bill sowie die Rondo-Pak zu besuchen.
Bei Adamstown bemerken wir noch Stoudtburg Village, ein neu errichtetes Dorf mit etwa 30 Häusern. Im Verkaufsprospekt lesen wir: „A unique bavarian style village“. Einem Bayern würden wohl die Nähte an der Lederhose platzen bei diesem Anblick.


Narvon - Pottstown PA

2010-04-23

Jetzt wäre es wieder einmal vorteilhaft gewesen, eine Reservation zu machen. Die Amish ziehen viel Tourismus an und an Wochenenden sowieso. Für „Big Rigs“ hat es zuerst nur einen Platz für eine Nacht gehabt. Der Manager hat dann aber was umdisponiert und uns einen anderen Platz ab heute freigemacht. Allerdings ist es ein „Back in“, und wir dürfen wieder einmal unter engen Verhältnissen im Wald das rückwärts Einparken üben. Ging bereits wesentlich besser als auch schon! Zum Nachtessen sind wir bei Lisa und Andy in Pottstown eingeladen. Sie verwöhnen uns mit einem knusprigen, goldbraun gebratenen Turkey.


Lake in Wood Resort, Narvon PA

2010-04-24

Auch bei den Bundesstaaten gibt es ein grosses Gefälle zwischen reich und arm.
Nachdem wir 20 Staaten durchquert haben sehen wir die Löcher im Staatshaushalt bereits im Strassenbelag. Entsprechend dem Verkehrsaufkommen haben reichere Staaten 4 Fahrspuren und Pennsylvania hat 2 und diese sind erst noch in einem erbärmlichen Zustand. Fast so schlechte Strassen sahen wir bisher nur in Mississippi, dem wirtschaftlichen Schlusslicht der USA.
Seit unserer Rückkehr vor einem Monat hatten wir fast nur schönes Wetter. Jetzt hat es halt wieder einmal gedreht und es regnet pausenlos. Richtiges „Shopping-Wetter“ und dann zum Feierabend-Bier ins „O’Donnell’s Bowmansville Inn“ im Nachbardorf.


Lake in Wood Resort, Narvon PA

2010-04-25

Wir bleiben bei diesem Wetter zu Hause und erwarten Lisa, Andy und Dylan zum Dinner. Der Regen versaut uns das Grillieren und so gibt es halt Fleischvögel und Polenta. Und weil wir so viel zu Erzählen haben, vergessen wir ein Erinnerungsfoto zu schiessen, was uns am nächsten Morgen sehr ärgert.


Narvon - Norristown PA

2010-04-26

Der Rondo-Pak in Norristown statten wir natürlich auch einen Besuch ab und gehen mit Bill English zum Mittagessen. Und dann in eine Chevrolet-Vertretung, weil der Bord-Computer seit 10 Tagen hartnäckig daran erinnert, dass der Diesel-Filter ersetzt werden muss. Auf dem Heimweg geht es dann nochmals zur Happy-Hour ins „O’Donnell’s Bowmansville Inn“. Ein grosses Draft für USD 2.-- und dazu noch ein Körbchen frischer Popcorn.


Andover NJ

2010-04-27

Wir verlassen Pennsylvania und bleiben für eine Nacht im Panther Lake Resort in Andover, New Jersey. Hedy sucht und findet für morgen einen Campground in Jersey City, Liberty Harbor Marina & R.V. Park. Wo dieses Jersey City ist weiss ich nicht aber wir werden es ja sehen.


Jersey City

2010-04-28

New York wollte ich ja eigentlich umfahren aber Hedy liebt im Gegensatz zu mir diese Stadt. Ich merke langsam, wo dieses Jersey City liegt und dass sie mich gelinkt hat. Die Fahrspuren werden immer enger, die Löcher im Asphalt immer grösser und Hedy immer bleicher. Wir kommen aber wohlbehalten an und stellen fest, dass die Lage an der Liberty Harbor Marina in Jersey City fast nicht besser sein könnte. Sicht auf Manhattan und die Freiheitsstatue und quasi vor der Haustüre die Anlegestelle der Fähren an die Wall Street sowie nach Liberty Island und Ellis Island. Den Platz kann man allerdings nicht als Campground bezeichnen. Es ist nicht mehr als ein Parkplatz mit Strom- und Wasseranschluss und dies für USD 60.-- pro Nacht.
Wir schauen uns dann noch Jersey City an, den Liberty State Park und geniessen die Skyline von Manhattan im Abendlicht.


Manhattan

2010-04-29

Weil wir noch nie dort waren fahren wir mit der Ferry zur Ellis Island und dann zur Liberty Island. Anschliessend mit der Fähre nach Manhattan zum World Financial Center und spazieren dann via Ground Zero in den Broadway. Langsam weiss ich, warum ich New York City einfach nicht liebe; es gleicht einem Bienenhaus. Die rush hour hat begonnen und man wird fast überrannt oder erdrückt. Alle stürmen zur nächsten U-Bahn, Busstation oder Ferry und wollen so schnell wie möglich raus aus diesem Moloch. Weil wir kein Taxi bekommen gehen wir zuerst mal in ein Pub. Mit Glück finden wir dann eines zum Times Square. Dieser Teil Manhattans mit den riesigen Leuchtreklamen ist immer wieder faszinierend. Nach dem Nachtessen geht das Drama von vorne los. Tausende von Yellow Cabs, aber alle schon besetzt. Endlich hält einer, aber von einer Fahrt nach Jersey City will er nichts wissen, weil er die Lizenz dazu nicht habe. Zwischenzeitlich stoppen auch 3 nicht beschriftete Fahrzeuge, aber die wollen USD 60.00 für eine knapp ½-stündige Fahrt und die Kerle am Lenkrad sind uns erst noch suspekt. Wir sind kurz vor dem verzweifeln, als wieder eines dieser „wilden“ Taxis anhält. Es ist ein neuwertiger, grosser BMW und der Fahrer macht uns einen seriösen Eindruck. Könnte ja sein, dass er bis vor kurzem Banker bei Lehman Brothers war! Er will auch 60 USD, geht dann aber runter bis auf 52 USD. Gut, dass er nicht weiss, dass wir notgedrungen auch 60 bezahlt hätten. Unterwegs will er alles über uns und unsere Reise wissen. Bei unseren Erzählungen flippt er fast aus, gibt überschwänglich seine Bewunderung für uns kund und schickt uns beim Abschied im Campground noch 3 Kusshändchen hinterher!


North Stonington CT

2010-04-30

Hedy würde gerne noch ein paar Tage bleiben aber mir hat es nach den ersten 2 Stunden schon gereicht. Um dem Verkehrschaos zu entweichen nehmen wir einen Umweg in Kauf, fahren zuerst westwärts via I-78 auf die I-95, überqueren den Hudson über die George Washington-Bridge, und umfahren so die City. Für die rund 50 Meilen auf der I-95 bis zur Grenze nach Connecticut bezahlen wir insgesamt USD 35.00 an Toll-Fees. Eigentlich eine Frechheit, da man für die Benutzung dieses Highways beim derzeitigen Zustand anstatt zu bezahlen eine Belohnung bekommen müsste. Von der Grenze weg kostet es nichts mehr und die I-95 kann wieder als Strasse bezeichnet werden. Connecticut scheint nicht permanent vor den Bankrott zu stehen wie New York.
In North Stonington CT, nahe dem Touristenort Mystic, stationieren wir uns auf einem hübschen, ruhigen Campground.


Mystic Seaport

2010-05-01

In Walfangmuseum Mystic Seaport kann ein Fischerdorf aus dem 19. Jahrhundert und verschiedene restaurierte Walfangschiffe besichtigt werden. Bis zum Sägewerk von 1930 ist alles vorhanden, um die aus Holz gebauten Schiffe originalgetreu zu renovieren. Speziell sehenswert ist die „Charles W. Morgan“, das einzige noch erhaltene hölzerne Walfangsegelschiff seiner Art auf der Welt. Bei unserem Besuch ist sie zur Überholung auf Trockendock. Das Schiff lief 1841 zur Jungfernfahrt aus via Kap Hoorn in den Pazifik. Nach fast dreieinhalb Jahren kehrte der Segler in seinen Heimathafen New Bedford MA zurück, beladen mit 381'552 Liter Walöl und 1,09 Tonnen Walknochen. Mit dem Erlös der Fracht dieser 1. Reise waren die Baukosten bereits gedeckt. In den folgenden 80 Jahren folgten weitere 36 Reisen, bis sie 1921 ausser Betrieb gesetzt wurde.


Newport, Rhode Island

2010-05-02

Wir verschieben uns 70 Kilometer weiter bis nach Newport in Rhode Island. Wegen einer Police Parade und nicht signalisierten Umleitungen hilft uns das Navi auch nicht mehr weiter und wir müssen den Weg zum Campground selber finden. Von dieser Parade haben wir nichts gewusst und wie sich später herausstellt, haben wir da vermutlich etwas verpasst. Im Laufe des Nachmittags fahren wir ins Städtchen, schauen uns um und kehren dann in einem Irish Pub ein. Alsdann hören wir draussen Pfeiffen und Trommeln und ein Grüppchen kommt ins Lokal und verteilt sich an der Bar. Bei uns steht der Tambourmajor und wir kommen mit ihm ins Gespräch. Nach der Antwort auf die obligate Frage: „where do you come from“ schreit er ganz aufgeregt über den Tresen zu seinen Kollegen, dass wir von Basel seien. Schnell klärt sich dann auf, dass sie zu den Ancient Mariners of Guilford Connecticut (www.ancientmarinersct.com) gehören und die Swiss Mariners Basel ein „brother corps“ von ihnen sind. Seit etwa 1970 besuchen sich die Corps alternierend jedes 2. Jahr. Sie schwärmen enthusiastisch von Basel und der Basler Fasnacht. Der Tambourmajor war schon 10 mal in Basel und plant, mit ein paar Corpskollegen nächstes Jahr erneut an der Fasnacht teilzunehmen. Sollte rein zufällig jemand von euch einem dieser netten Kerle an der Fasnacht begegnen, offeriert ihm bitte ein Bier, sie haben uns heute auch eingeladen dazu. Ihr wichtigstes Accessoire nebst dem Instrument ist der Mug (Bierkrug), welcher stets griffbereit am Gürtel hängt.


Newport, Rhode Island

2010-05-03

Newport, gegründet 1639, ist eine attraktive Hafenstadt mit viel Tourismus auf Aquidneck Island in der Narragansett Bay. Bekannt ist Newport auch für Dutzende von repräsentativen Sommerresidenzen, welche der New Yorker Geldadel im 19. Jahrhundert hier errichtet hat. Viele davon sind heute Museen und können besichtigt werden. Nach x Generationen und Erbteilungen konnten die Erben irgendwann den Unterhalt nicht mehr finanzieren. “The Breakers” als Beispiel hat 70 Räume auf 6’000 m² und die Baukosten betrugen anno 1895 inflationsbereinigt USD 150 Mio.


Brewster MA

2010-05-04

Den nächsten Stopp legen wir in Brewster, Massachusetts, ein und sind bereits wieder in einem anderen Bundesstaat. In den 7 New-England-Staaten geht es rassig von einem zum nächsten, weil die Staaten mit Ausnahme von Maine alle wesentlich kleiner sind als die Schweiz. Wir erkunden noch die Umgebung und sehen an der Strasse, weit ausserhalb der nächsten Ortschaft, ein Schild “Boulangerie”. Wir staunen, weil die Gegend zweifelsfrei englischsprachig ist und biegen ab, weil wir neugierig sind. Wir staunen nochmals, als wir in den Laden eintreten. Herrliche Brote und Patisserie finden wir dort. Ganz speziell das Speck-Brot, welches auch im Elsass nicht besser wäre. Jetzt fehlt uns nur noch ein Gläschen Gewürztraminer dazu.


Cape Cod + Provincetown MA

2010-05-05

Wir fahren bis ans Ende der Cape Cod Halbinsel nach Provincetown, auch P-Town genannt. Hier ist im Jahre 1620 die “Mayflower” mit 102 sogenannten Pilgervätern aus Mittelengland gelandet. Ziel der Mayflower war eigentlich Nord-Virginia, aber Stürme auf der 2½-monatigen Reise haben sie stark vom Kurs abgebracht. Nach ein paar Tagen stellten sie fest, dass der sandige Boden sie nicht ernähren konnte. Sie segelten deshalb auf die andere Seite der Bucht und gründeten dort die Siedlung Plymouth. Die Halbinsel bekam ihren Namen Cape Cod wegen der Unmenge an Kabeljau in den Gewässern der Umgebung. Wegen der reizvollen Landschaft ist Cape Cod zu einem beliebten Ferienziel im Sommer geworden.


Middleboro MA

2010-05-06

Unser Home verschieben wir nach Middleboro, kurz vor Boston. Den Rest des Tages ärgere ich mich mit meinem Laptop rum. Das Problem scheint an der Grafikkarte zu liegen. Mit Analyse- und Reparatur-Tools die Kiste wieder zum Laufen zu bringen ist aber schwierig, wenn auf dem Bildschirm die meiste Zeit nichts mehr lesbar ist.


Boston MA

2010-05-07

Der Laptop will immer noch nicht richtig funktionieren und ich gebe schnell auf, weil draussen schönes Wetter ist und wir deshalb nach Boston fahren. Die Stadt ist mehr als nur einen Besuch wert. Es ist eine der ältesten und kulturell reichsten Städte Nordamerikas. Sie macht einen sauberen und gepflegten Eindruck auf den Besucher. Viele sehr attraktive Gebäude sowie ganze Strassenzűge mit gut erhaltenen Backsteinbauten aus dem vorletzten Jahrhundert faszinieren uns. Zweifellos dűrfte auch Boston wie alle Grossstädte schäbige Quartiere oder Vororte haben, aber diese umgehen wir nach Möglichkeit.


Plymouth MA

2010-05-08

Der Laptop will jetzt gar nichts mehr anzeigen. Wir finden bei Google in Bridgewater, einem Nachbarstädtchen, einen PC-Doktor und fahren gleich hin. Ich nehme die Kiste aus der Tasche und schon sieht er das Übel. Mit dem Auswechseln der Grafik-Karte sei das Problem nur kurzfristig beseitigt. Der HP-Pavillon sei eine Fehlkonstruktion, weil er zu heiss werde. Dies ist auch mir bekannt, weil einige Monate nach dem Kauf gewisse Serien zurűckgerufen wurden, weil ein Gerät in Brand geraten ist. Nur die Grafik-Karte auswechseln geht auch nicht, weil diese im Motherboard integriert ist. Und somit wären schon Kosten von USD 200 da und in ein paar Tagen oder mit Glűck erst in ein paar Wochen komme das nächste Problem, weil andere Komponenten von der Hitze ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden. Fűr die USD 200 bietet er mir ein Occasions-Notebook an, konfiguriert und Programme sowie Daten vom alten Harddisk rűberkopiert. Ich schlage ein und vereinbare mit ihm, dass wir morgen um die Mittagszeit wieder kommen. Anschliessend fahren wir nach Plymouth an die Kűste. Hier ist 1620 die Mayflower mit den „Pilgrim Fathers“ gelandet. Im Hafen kann ein Nachbau der Mayflower besichtigt werden.


Bridgewater - Notebook ersetzt

2010-05-09

Kurz nach 12 Uhr sind wir wieder bei unserem PC-Doktor. Chris ist nicht da, aber sein Kollege ist mit dem Rűberkopieren fast fertig. Wir bringen dann nach und nach die einzelnen Programme zum Laufen. Weil mein Laptop fűr einen Exchange-Server konfiguriert war, bereitet uns Outlook am meisten Ärger. Einfach bewundernswert, wie Aaron mit einer Engelsgeduld alles versucht, um meine Outlook-Daten auf dem Laptop zu finden (leere standardmässig verwendete Ordner) und von Exchange in ein anderes Format zu konvertieren. Es klappt nicht ganz aber immerhin habe ich am Schluss meine etwa 300 Kontakte drin und auf die alten E-Mails muss ich halt verzichten. Um 17 Uhr verabschieden wir uns und geben von uns aus mehr als die ihm von seinem Kollegen eingebrockten USD 200. Wieder zu Hause muss ich dann in den Programmen weitere Einstellungen ändern, z.B. Sprache. Műhe bereitet mir auch das US-Keyboard, welches keine Umlaute kennt und die Sonderzeichen auf anderen Tasten hat.


Boston MA

2010-05-10

Wir haben wieder Sonnenschein und fahren nochmals nach Boston. Vom Prudential Tower geniessen wir vom 50. Stockwerk die Aussicht über Boston. Der Prudential Tower war 1964 das höchste Gebäude der Welt ausserhalb von New York. Heute gehört er nicht einmal mehr zu den 50 höchsten Gebäuden der USA. Aus 213 m Höhe faszinieren uns die riesigen alten Backstein-Quartiere noch mehr als von unten gesehen. Neben Chigaco ist dies bisher die sehenswerteste Grossstadt der USA für uns.


Dummerston VT

2010-05-11

Es geht heute wieder weiter in nordwestlicher Richtung bis nach Brattleboro in Vermont. Mit rund 24'000 km² ist Vermont einer der kleinsten Bundesstaaten der USA und hat 624'000 Einwohner. Der einst komplett bewaldete Staat wurde von den Siedler zur Gewinnung von Ackerland bis 1850 zu zwei Dritteln gerodet. Viele Landwirte erlagen jedoch den Verlockungen des Wilden Westens oder der aufkommenden Industrialisierung des Ostens und zogen weg. Die Natur holte sich das Terrain zurück und heute ist Vermont wieder zu 75% bewaldet.


Brattleboro VT

2010-05-12

Die Amerikaner sind gar nicht immer so puritanisch, wie man ihnen nachsagt. Brattleboro geriet 2007 ins internationale Scheinwerferlicht, weil öffentliche Nacktheit bis zu diesem Zeitpunkt explizit erlaubt war. Anfangs der neunziger Jahre existierte sogar ein Breast Fest, bei welchem Frauen oben ohne durch die Stadt liefen (i love this town). Nachdem diese Situation von angereisten Nudisten ausgenutzt worden war, störten sich immer mehr Einwohner daran und beschlossen an der Bürgerversammlung 2007 ein Verbot der public nudity für die wichtigsten Strassen sowie im Umkreis von 250 feet von Schulen.
Und dann gibt es eine weitere Anekdote zu den Bürgern von Brattleboro. Sie haben an der Bürgerversammlung 2008 eine Anweisung an die Polizei verabschiedet, den amtierenden Präsidenten George W. Bush und seinen Vize Dick Cheney wegen Verfassungsbruchs festzunehmen (i love this town even more).


White River Junction / Woodstock VT

2010-05-13

Weil der gewünschte Campground in den White Mountains, nahe dem Mt. Washington, erst am 14. Mai öffnet, legen wir noch einen Zwischenstopp in White River Junction VT ein. Am Nachmittag dann ein Ausflug dem Ottauquechee River entlang durch eine reizende Fluss-/Waldlandschaft bis nach Woodstock (ist nicht das berühmte Woodstock mit dem Rockfestival).


White Mountains, New Hampshire

2010-05-14

Die Bundesstaaten der USA sind wesentlich autonomer als die Kantone der Schweiz. Dies sehen wir Travelers vor allem an den Strassenverkehrsgesetzen, aber auch an den sehr unterschiedlichen Rauchverboten oder Umgang/Verkauf von Alkohol etc. Wir müssen uns immer wieder neu orientieren, was erlaubt bezw. verboten ist und was nicht. Zum Beispiel rechtsabbiegen bei Rot oder telefonieren am Steuer. Wir sind seit heute in New Hampshire und hier gibt es keine Schilder „Buckle up – it’s the law“. Der letzte Gesetzentwurf zu einer Gurtpflicht ist 2009 wegen den Republikanern gescheitert, welche darin einen Verstoss gegen das Landesmotto (Live free or die) sahen.
Unseren Trailer parken wir für die nächsten 3 Tage in den White Mountains, welche einen Viertel von New Hampshire bedecken. Die oft schneebedeckten Granitberge sind ein Teil der Appalachen und charakteristisch sind ihre abgerundeten Gipfel und tiefe U-förmige Täler. Die Gegend ist bei Wintersportlern sehr beliebt.


White Mountains, New Hampshire

2010-05-15

Der Mount Washington ist mit 1917 Metern die höchste Erhebung in den Neuengland-Staaten. Der Gipfel ist den ganzen Tag im Nebel und wir hoffen auf besseres Wetter morgen und fahren deshalb nur rundherum. Viele nette, kleinere Feriendörfer entlang unserer Route und vereinzelt Skilift- und Sesselbahn-Anlagen an den Hügeln. Dies liest sich jetzt abschätzig, aber im Vergleich zu den Alpen sind es halt schon Zwergberge. Logischerweise sind die Abfahrten sehr kurz, aber teilweise doch recht steil und somit absolut keine „Idiotenhügel“.


Mount Washington Cog Railway

2010-05-16

Für uns ist der Mount Washington angesichts seiner doch eher bescheidenen Höhe ein meteorologisches Phänomen. Der Gipfel auf 1917 Meter ist eine der kargsten und windreichsten Gegenden der Erde. Hier wurde, abgesehen von Tornados, mit 372 km/h die höchste je gemessene Windgeschwindigkeit registriert. Im Winter oder sogar schon im Herbst kann es im Tal deutlich über 0 °C sein und auf dem Gipfel minus 40 °C.
Auf den Berg fährt die 1869 eröffnete, älteste Dampf-Zahnradbahn der Welt, die Mount Washington Cog Railway. Mit 37% Steigung wird sie nur von der 20 Jahre jüngeren Pilatus-Bahn übertroffen. Die kleinen Loks schieben jeweils einen Wagen mit 56-70 Passagieren den Berg hinauf. Bergab (Wagen und Lok sind nicht miteinander verkoppelt) wird der Wagen vom Wagenbremser manövriert. Die Lok bremst sich allein, hauptsächlich über die Dampfkolben. Leider kommt heute keine der 7 alten Dampfloks zum Einsatz sondern eine Diesellok, weil der Kohlepreis massiv gestiegen ist. Der Ausflug auf den Berg ist aber trotzdem ein Mega-Erlebnis. Gut, dass wir zugewartet haben, da heute weder Wolken noch Nebel die Aussicht trüben. Auf 700 Metern über Meer haben wir noch 17 °C und auf 1900 Metern bläst uns ein grausam kalter Sturmwind fast wieder vom Gipfel runter.


Canaan ME

2010-05-17

Auf dem Weg zum Acadia National Park überqueren wir die Grenze zu Maine und legen in Canaan ME für eine Nacht einen Stopp ein. In den letzten 2 Wochen sind wir leicht von der kürzesten Strecke nach Nova Scotia abgewichen, weil wir jeden der 6 Neuengland-Staaten besuchen wollten. Einerseits haben wir somit alle 29 Bundesstaaten östlich des Mississippi mit unserem Besuch beehrt und andererseits wäre auf unserer Karte auf der Trailer-Türe ein hässlicher weisser Fleck geblieben und wir hätten einen unbenutzten Kleber gehabt.


Acadia Nationalpark - Cadillac Mountain

2010-05-18

Nahe Bar Harbor, auf dem Mount Desert Island, stationieren wir uns für 2 Tage. Der grösste Teil der Insel sowie weitere kleine Inseln gehören zum Acadia-Nationalpark. Mit 2,5 Mio Besuchern pro Jahr gehört der Park zu den 10 meistbesuchten Nationalparks der USA. Da die Wetterprognose für morgen den ganzen Tag Regen verspricht, fahren wir noch kurz auf den 466 Meter hohen Cadillac Mountain. Vom höchsten Punkt hat man eine spektakuläre Rundsicht über den Park, Bucht und umliegende Inseln. Bei Sonnenaufgang sollen sich oft hunderte Schaulustige auf dem Gipfel aufhalten, um die ersten Sonnenstrahlen der USA zu sehen.


Bar Harbor ME

2010-05-19

Es ist kalt und regnet ununterbrochen wie angekündigt. Halb so schlimm, weil es bereits morgen wieder sonnig und 12 Grad wärmer sein soll. Wir verlängern aus diesem Grund unseren Aufenthalt hier um einen Tag.


Acadia Nationalpark

2010-05-20

Wir sind froh, den Besuch des Parks auf heute verschoben zu haben. Die zerklüftete und von der Brandung umtoste Felsküste war es wert, auf Sonnenschein zu warten. Auch die landeinwärts von den Gletschern der letzten Eiszeit geformte Landschaft mit traumhaften Seen fasziniert uns sehr. Wenn es uns nicht so sehr nach Newfoundland ziehen würde in der Hoffnung, noch vorbeiziehende Eisberge zu sehen, würden wir noch ein paar Tage hier bleiben.


St. Stephen, New Brunswick - der Zoll durchsucht unseren Trailer

2010-05-21

Weil Zigaretten in Louisiane wegen den unterschiedlichen Tabaksteuern kaum halb so viel kosten wie im teuersten Bundesstaat, haben wir uns vor 6 Wochen einen grossen Vorrat angelegt. Gestern hatten wir uns im Internet informiert, wieviel an Alkohol und Zigaretten in Kanada eingeführt werden darf. Statt den erlaubten 20 Päckchen hatten wir noch etwa 65. Hedy ist dann auf die Idee gekommen, diese unter der Matratze auf der Kopfseite zu verstecken. Ich habe den Vorschlag dämlich gefunden, mir aber keine weiteren Sorgen gemacht, da wir seit mindestens 25 Jahren an keinem Zoll durchsucht worden sind. Am Zollübergang angekommen werden unsere persönlichen sowie die Fahrzeugpapiere überprüft und wir müssen detailliert Fragen zu den mitgeführten Waren beantworten. Alsdann werden wir aufgefordert, unser Fahrzeug in Lane 4 abzustellen und mit den Papieren zur Immigration zu gehen. Wir glauben, den Zoll überstanden zu haben, und was jetzt komme sei nur noch Papierkram. Die Beamtin am Schalter schaut wieder unsere Papiere an und stellt Fragen zu woher und wohin die Reise führen soll. Sie bittet uns dann hinzusetzen, bis sie im Computer unsere Personalien überprüft habe. Nach 10 Minuten ruft sie uns und teilt uns mit, es sei alles in Ordnung und wir bekämen die Papiere zurück, nachdem man noch unseren Truck und Trailer inspiziert habe. Jetzt wird es uns aber richtig mulmig in der Magengegend. Wir müssen alle Türen aufschliessen und die Slide-Outs rausfahren. 2 Beamte ziehen die Handschuhe an und schicken uns aus dem Trailer auf die andere Strassenseite. Wir sind todsicher, ertappt worden zu sein und weil die 2 Schnüffler nicht mehr aus dem Trailer rauskommen haben wir jede Menge Zeit, uns Gedanken zu machen bezüglich Konsequenzen und darüber zu diskutieren. Was für Ausreden wollen wir bringen, was kostet das an Steuern und Busse für versuchten Schmuggel, kann man uns vielleicht sogar die Einreise verweigern und was sind wir doch für Schlaumeier mit diesem dussligen Versteck. Nach gefühlten 30 Minuten kommen die 2 raus und später stellen wir dann dank unserem Ordnungssinn fest, dass sie sämtliche Schränke und Schubladen durchwühlt haben. Theatralisch teilt uns die Beamtin mit, dass der überall gefundene Alkohol zusammengezählt (Bier/Wein/Spirituosen) das erlaubte Quantum bei weitem übersteige. Uns fällt, gottseidank unhörbar, ein riesiger Stein runter und ich frage höflich, was da an Liquor-Tax noch zu berappen sei. Grosszügig lächelnd verzichtet sie darauf, gibt uns die Papiere und wünscht uns eine gute Reise. Der Kreis hat sich geschlossen, d.h. das Versteck war derart idiotisch, dass es bereits wieder genial war.


Saint John River

2010-05-22

Gestern sind wir nach unserem Abenteuer am Grenzübergang noch bis nach St. Martins an der Bay of Fundy weitergefahren. Die Bucht ist 220 km lang und 60 km breit und befindet sich zwischen New Brunswick und Nova Scotia. Hier findet zweimal täglich der gewaltigste Gezeitenwechsel der Welt statt. Auf dem heutigen Ausflug nach Saint John sehen dort ein weiteres Phänomen. Der Saint John River ändert, wie noch ein paar andere in die Bay of Fundy mündende Flüsse, bei Flut seine Fliessrichtung. Zweimal täglich fliessen sie dann einige Kilometer weit wieder landeinwärts.


Fundy Nationalpark und Hopewell Rocks

2010-05-23

Trotz langem Wochenende ist in der Region noch nicht viel los. Für einige Betriebe geht die Saison erst Anfangs Juni los. Wir verschieben uns ein Stückchen weiter durch den schönen Fundy National Park bis nach Hopewell Cape. Ein eindrückliches Erlebnis ist der Spaziergang bei Ebbe zwischen den Hopewell Rocks. Die auf- und abströmenden Wassermassen haben eine bizarre Landschaft von Höhlen und Steinskulpturen aus dem Fels gewaschen. Fast unvorstellbar, dass in 6 Stunden bei Flut der Wasserpegel bis zu 11 Meter höher sein kann als bei Ebbe.


Bay of Fundy

2010-05-24

Wir fahren nochmals zu den Capewell Rocks. Wo wir gestern nachmittag am Strand zwischen den Felsen spaziert sind, steht das Wasser jetzt einige Meter hoch. Ursache für diesen gewaltigen Tidenhub ist die trichterförmige Beschaffenheit der Bucht sowie deren Länge. Bis das Wasser bei Ebbe aus der Bucht abfliessen kann, kommt schon die nächste Flut. Mit jeder in die Bucht einlaufenden Gezeitenwelle aus dem Atlantik wird die in der Bucht hin und her laufende Gezeitenwelle synchron verstärkt. Die aufgeschaukelte Welle führt im hintersten Teil der Bucht zu einem Unterschied bei Ebbe und Flut von 16 – 21 Metern.


Tatamagouche Nova Scotia und der 1. Plattfuss

2010-05-25

Die Wetterprognose ist für die ganze Ostküste schlecht aber wir fahren trotzdem weiter bis nach Tatamagouche auf einen netten Platz direkt am Meer. Nachdem wir ausgestiegen sind stellen wir fest, dass wir am Trailer einen halben Plattfuss haben. Das muss auf den letzten 300 Metern Schotterstrasse passiert sein. 10 Minuten später ist der Reifen komplett platt. Es kann eigentlich nur ein kleines Loch sein und wenn wir Glück haben, lässt sich der Finken flicken. Der Besitzer des Platzes ruft gleich die einzige Garage im Dorf an. Die können aber nicht kommen, weil ihr Truck kaputt sei und wir sollen mit dem Trailer zu ihnen fahren. Dazu haben wir im Moment absolut keine Lust, weil es regnet und stürmt.


Pictou und Tatamagouche, NS

2010-05-26

Es stürmt nach wie vor und zudem ist es auch noch bitter kalt. Um den Plattfuss kümmern wir uns deshalb heute nicht weiter. Vor Monaten haben wir im Walmart so eine Dose gekauft, mit der man einen Reifen wieder aufpumpen kann. Das Zeugs werden wir dann morgen vor der Wegfahrt reinsprühen und hoffen, dass genug in der Büchse ist für einen so grossen Reifen. Wir fahren zum Einkaufen und besuchen kurz das Hafenstädtchen Pictou. Einzig sehenswertes ist die „Hector“, eine authentische Nachbildung des Dreimasters, welcher 1773 die erste Gruppe schottischer Highlanders hier an Land brachte. Auf dem Heimweg suchen wir eine Bar oder Pub für das Feierabend-Bier und stossen zufällig in Tatamagouche auf ein altes Bahnhofsgebäude von 1887 und antike Bahnwagons, welche geschmackvoll zu Hotelzimmern sowie Restaurant und Bar umgebaut wurden.


Tatamagouche - Antigonish NS

2010-05-27

Voller Hoffnung schliesse ich die Dose an den Reifen. Die Dose entleert sich zwar komplett, aber die Felge ist immer noch am Boden. Wir auch, aber jetzt kommt uns Gary, der Platzeigner, mit einem mikrig kleinen Kompressörchen zu Hilfe. Angeschlossen am Zigarettenanzünder liesse sich der Reifen damit wieder pumpen. Äusserst skeptisch starren wir auf das surrende Gerät und den Reifen. Nach 5 Minuten sehen wir hocherfreut, dass sich da was bewegt und nach 20 Minuten ist der Reifen tatsächlich gepumpt. Wir geben Gary unsere letzten Basler Läckerli und fahren ganz schnell los, weil es 12 Km sind bis zur Garage in Tatamagouche. Gut dort angekommen können sie sich erst in 2 Stunden um unseren Reifen kümmern, welcher immer noch ganz leicht Luft verliert. Wir nutzen deshalb die Zeit für den längst fälligen Coiffeurbesuch. Als wir dann an der Reihe sind kommt aus, dass sie keine Pneus flicken können und auch nur PW-Reifen an Lager haben. Immerhin können sie uns das Reserverad montieren. Damit können wir nun sorglos weiterfahren bis nach Antigonish, einem Zentrum schottischer Kultur in Nova Scotia. Das demontierte Rad können wir dann in den nächsten Tagen reparieren oder ersetzen, damit wir wieder ein Reserverad haben.
Nachsatz: Von dem „Kompresserli“ waren wir so begeistert, dass wir uns am Nachmittag bei Canadian Tire für 50 CAD gleich eines gekauft haben. Sollten wir es nie gebrauchen, ist es uns auch recht!


Antigonish NS

2010-05-28

Im Laufe des Nachmittags zeigt sich wieder mal die Sonne. Wir flanieren durch Antigonish und erkunden die nähere Umgebung. Viel los ist zur Zeit nicht und wir sollten vielleicht Anfangs Juli nochmals kommen, wenn während einer Woche die Highland Games stattfinden. Dann ziehen Dudelsack-Musik, Paraden und schottische Sportwettkämpfe mit Steinwerfen und Baumstammschleudern Besucher aus aller Welt an.

PS: Movies aktualisiert!


Fleur-de-lis Trail

2010-05-29

Über den Canso Causway, einem aufgeschütteten Damm, fahren wir von Nova Scotia auf Breton Island. Alsdann geht es 150 Km der Ostküste entlang auf dem Fleur-de-lis Trail durch eine fast unbesiedelte Gegend bis nach Louisbourg. Die reizende Landschaft wird uns leider durch den erbärmlichen Strassenzustand vermiest. Auf dem grösseren Teil der Strecke hat es so viele Wellen, Rippen und Schlaglöcher, dass man unmöglich allem ausweichen kann. Nach solchen Rumpelpisten muss man dann immer daran denken, Kühlschrank- und Kasten-Türen nur ganz langsam zu öffnen, da einem deren Inhalt entgegen kommen könnte.


Fortress of Louisbourg NS

2010-05-30

Louisbourg war einer der wichtigsten Stützpunkte der Franzosen in Nordamerika und der Hafen gehörte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem der 4 belebtesten Häfen der Neuen Welt. Die Stadt wurde dann 1758 während dem siebenjährigen Krieg von den Briten erobert und 1760 bis auf die Grundmauern geschleift. 1961 entschloss sich die kanadische Regierung zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm besonderer Art, dem Wiederaufbau der alten bourbonischen Festungs- und Hafenstadt. Bis heute ist etwa ein Drittel der Fortress of Louisbourg anhand Originalplänen, insbesonders aus dem französischen Staatsarchiv, wieder aufgebaut worden.


New Harris NS

2010-05-31

2 Gruppen von Auswanderern aus dem 17./18. Jahrhundert prägen das kulturelle Bild von Cape Breton speziell. Einerseits die Akadier, welche wie die Québéqois, jedoch stark abweichend von diesen, ein altes französisches Dialekt sprechen. Und andererseits die Hochlandschotten, welche vereinzelt noch gälisch (eine keltische Sprache) reden. Gut für uns, dass beide Gruppen auch englisch sprechen können. Und dann gäbe es mit einem Bevölkerungsanteil von knapp 4% noch die Mi’kwaq-Indianer. Diesen sind wir noch nicht begegnet und wenn, können sie sicher auch englisch. Von Louisbourg fahren wir in nord-westlicher Richtung bis New Harris, ein paar Kilometer vom Fährhafen nach Neufundland entfernt. Unterwegs konnten wir im 3. Anlauf bei einem Pneu-Service noch unseren kaputten Reifen flicken lassen, sodass wir jetzt wieder ein Reserverad am Trailer haben.


North Sydney NS

2010-06-01

Das aktuelle Wetter wie auch die Prognose für die nächsten Tage ist sehr schlecht. Trotzdem wollen wir nicht weiter warten und fahren zum Ferry-Terminal in North Sydney, um für morgen die Überfahrt nach Channel-Port aux Basques in Neufundland zu buchen. Obwohl noch sehr wenige Touristen unterwegs sind ist die Fähre für die nächsten 3 Tage ausgebucht. Damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet. Wir überlegen kurz und buchen dann für den nächsten Montag. Anstatt erst nach der Rückkehr von Neufundland fahren wir den Cabot Trail, eine Rundfahrt im nörd-westlichen Teil der Cape Breton Island, in den nächsten 5 Tagen.


Cape Breton Highlands Nationalpark - South Harbour

2010-06-02

Heute fahren wir in den Cape Breton Highlands Nationalpark bis nach South Harbour. Der Nordosten von Cape Breton zwischen Atlantik und St. Lorenz-Golf gelegen ist sehr abwechslungsreich. Raue Küstenformationen, dichte Wälder, windzersauste Tundren, Moore, Seen und Wildnisgebiete zwingen uns immer wieder zu einem kurzen Halt. Höhepunkt wäre jetzt noch ein vor der Kamera vorbeispazierender Elch oder ein Schwarzbär. Das bleibt uns leider versagt.


Meat Cove NS

2010-06-03

Gut, dass wir den Trailer in South Harbour stehen gelassen haben. Auf dem Weg zur Nordspitze von Cape Breton geht es entlang von Buchten und Hügeln permanent rauf und runter. Die letzten 8 Kilometer bis Meat Cove ist die Strasse unbefestigt und die Löcher kann ich nicht mehr umfahren, derart viele hat es in der ganzen Strassenbreite. Dafür entschädigt uns die Landschaft nach jedem Felsvorsprung oder Hügel mit einem neuen faszinierenden Panorama.


Cape Breton Highlands Nationalpark - Chéticamp

2010-06-04

Dutzende von Aussichtspunkten hat es durch den Cape Breton Nationalpark und der Küste entlang nach Chéticamp. Leider sehen wir rein gar nichts, weil es leicht regnet, neblig und wolkenverhangen ist. Ausser einem Schwarzbären, der 50 Meter vor unserem Auto die Strasse überquert. Das ging aber so schnell, dass es nicht reicht für ein Bildchen. In Chéticamp schlägt das Herz des frankophonen Cape Breton. Zum Nachtessen versuchen wir es mit akadischen Spezialitäten. Es ist eine bescheidene Küche, hauptsächlich Eintopf-Gerichte mit Fisch, Geflügel oder Fleisch sowie Kartoffeln und Gemüse. So könnte im 18. Jahrhundert der Speisezettel in der Normandie und der Bretagne, woher die Akadier ausgewandert sind, ausgesehen haben. Diese „cuisine paysanne“ ist sicher kein kulinarisches Highlight, schmeckt aber gut und ist immer noch viel besser und auch gesünder als die Ami-Küche des 21. Jahrhunderts. Jedenfalls sehen wir keine richtig fettleibigen Leute.


Cape Breton Highlands Nationalpark - Chéticamp

2010-06-05

Strahlender Sonnenschein und wir fahren deshalb nochmals 50 Km zurück in den Cape Breton National Park. Schon bald sehen wir am gegenüberliegenden Hang eine Bärin mit 3 Jungen. Und dann läuft auch noch ein Elch über die Strasse. Allerdings in 300 Metern Entfernung und wir ärgern uns kurz, dass er nicht warten konnte, bis wir näher sind. Ein paar Kilometer weiter sind wir im richtigen Moment zur Stelle und können eine Elchkuh in weniger als 20 Metern Distanz beim Äsen beobachten. Zurück in Chéticamp ist es Zeit für das Kulturprogramm, akadische Fiedelmusik. Sie ähnelt stark der schottischen/irischen Folkmusic. Und dann gehen wir wieder einmal Lobster essen. An der ganzen Atlantikküste seit Massachusetts scheint es ein Überangebot an Hummer zu geben. Im Laden kostet er ob lebend oder gekocht 7 – 10 Dollar das Pfund.

 


North Sydney NS

2010-06-06

Schon bald nach der Ankunft der ersten Siedler Anfangs des 17. Jahrhunderts gab es permanent Konflikte und Kriege zwischen Briten und Franzosen. Nach dem siebenjährigen Krieg verlor Frankreich mit dem „Pariser Frieden“ 1763 endgültig sämtliche Kolonialgebiete im Nordosten Amerikas an die Briten. Abgetrennt vom Mutterland wurden die Akadier fortan von den Engländern vertrieben oder zurück nach Frankreich deportiert. Viele fanden Mitte des 18. Jahrhunderts Zuflucht im damals spanisch besetzten Louisiana oder in Quebec. Einige kleine Gebiete in Maine, New Brunswick, Nova Scotia und Newfoundland blieben aber bis heute akadisch, bzw. frankophon. Auf die Sprache dieser „Acadiens“ waren wir sehr gespannt. Im Gegensatz zum Quebecois ist sie rein vom Klang her sofort als Französisch erkennbar. Wortschatz, Redewendungen, Satzstellung und Aussprache sind jedoch sehr abweichend von dem uns gewohnten Französisch. Wir können uns aber besser verständigen als in Quebec. Bedingt durch die sehr kleinen Sprachgebiete ist oft nicht ein neues Wort erfunden worden wie z.B. im français québécois, sondern die englische Bezeichnung übernommen worden. Beispiel: je vous rappelerai/je vous phonérai back. Das Übel mit den Anglizismen gibt es halt nicht nur in der deutschen Sprache!
Von Chéticamp fahren wir heute wieder zurück nach North Sydney, da wir für morgen die Fähre nach Neufundland gebucht haben. Die schöne Landschaft unterwegs kommt leider nicht zur Geltung, weil es erneut neblig ist und leicht regnet.


mit der Fähre nach Neufundland

2010-06-07

Nach einer 6-stündigen Fahrt mit der Fähre von North Sydney NS sind wir in Channel-Port aux Basques auf Neufundland angekommen. Die Insel ist rund 2,6 mal so gross wie die Schweiz, hat 480'000 Einwohner und über 100'000 Elche. Auf dem einzigen Highway wollen wir in den nächsten Wochen (mit ein paar Abstechern) von der West- an die Ostküste nach St. John’s fahren. Dort endet dann auch der Trans-Canada Highway nach 7'600 Km vom Pazifik zum Atlantik.


Channel-Port aux Basques - Rose Blanche

2010-06-08

Entlang den Table Mountains, welche wir gestern wegen Regen und Nebel nicht gesehen haben, fahren wir nochmals zurück nach Channel-Port aux Basques und von dort der Küste entlang nach Rose Blanche. Auf der einen Strassenseite raue Küstenformationen, an denen pausenlos die Brecher zersteuben. Dutzende Schiffe sind an dieser Küste schon bei Sturm an den Felsen zerschellt und liegen auf dem Grund der Cabot Strait. Auf der anderen Strassenseite, 10 – 50 Meter über Meer, faszinierende Wälder und viele kleine Seen. Und ab und zu in einer Bucht wieder ein einsames Fischerdorf. Zu Hause angelangt sind wir kurz erstaunt darüber, dass wir 190 Km gefahren sind. Aber 70 wunderschöne Bilder auf dem Chip beweisen, dass sich der Ausflug gelohnt hat.


Doyles - Stephenville NL

2010-06-09

Wir fahren weiter auf dem Trans-Canada Highway und begegnen nur alle paar Minuten einem anderen Fahrzeug. Die grösste Gefahr auf den Strassen in Neufundland scheinen die Elche zu sein. Schilder an der Strasse weisen immer wieder auf die Anzahl Unfälle hin und andere Camper mahnen uns ebenfalls zur Vorsicht. Einer sagt sogar zu Hedy, sie solle mir die Schlüssel wegnehmen, falls ich nachts Autofahren wolle. Mit einer Schulterhöhe bis 2.30 Meter, einem Gewicht bis 800 kg und ihrer Unberechenbarkeit ist jeglicher Kontakt mit ihnen riskant. In Kippens bei Stephenville stationieren wir uns für 2 Tage.


Port au Port Peninsula

2010-06-10

Unser heutiger Ausflug auf die Port au Port Peninsula geht der Küste entlang durch eine abwechslungsreiche Landschaft. An der French Coast befand sich früher das bedeutendste Fischereizentrum Frankreichs in Nordamerika. In ein paar kleinen Dörfern sprechen die Nachfahren noch heute ein altertümliches Französisch. In Stephenville füllen wir in einem Super-Market noch unsere Vorräte auf, weil wir in nächster Zeit wohl nur kleine Dorfläden sehen werden.


Stephenville - Norris Point NL

2010-06-11

Es geht weiter nordwärts. Bei Deer Lake biegen wir vom Highway ab auf die Northern Peninsula. Von hier führt die Route auf dem Viking Trail 650 Km bis St. Anthony und später auf der gleichen Strasse auch wieder zurück, weil es nur diese gibt. Einen ersten Stopp legen wir zwischen Norris Point und Rocky Harbour am Gros Morne National Park für 3 Tage ein.


Western Brook Pond

2010-06-12

Der Gros Morne Nationalpark gehört zum UNESCO Weltnaturerbe. Dicht bewaldete Berge, glasklare Seen und schroffe Felsformationen ergeben eine Szenerie von beeindruckender Vielfalt. Wir unternehmen eine 2-stündige Bootstour auf dem Western Brook Pond. 600 Meter hohe Felswände umschliessen den schmalen, von Gletschern gefrästen Fjord und Wasserfälle stürzen schäumend in die Tiefe. Nach der letzten Eiszeit verlor der Fjord die Verbindung zum Meer. Heute ist er mit einem der reinsten Süsswasser der Erde gefüllter See.
Wegen dem Wochenende haben wir die Tickets bereits gestern gekauft. Heute morgen noch verspach der Wetterbericht Sonne für den Nachmittag. Sie zeigt sich jedoch erst Abends und wir frieren deshalb auf dem Schiff bei Nebel, Wind und leichtem Regen. Den Meteorologen können wir nicht böse sein, da sich das Wetter mehrmals täglich abrupt ändern kann. Nach den 3 Km zurück zum Parkplatz sind wir wieder aufgewärmt.


Norris Point NL

2010-06-13

Zur Zeit empfangen wir nur einen einzigen TV-Sender und wir glauben es kaum, der bringt jedes Spiel der Fussball-WM Live und erst noch ohne Werbeunterbrüche. Weil das Wetter im Laufe des Tages immer besser geworden ist, fahren wir zwischen zwei Spielen nach Norris Point und geniessen das Panorama der Baie Bonne Bay bei einem Bier.


Rocky Harbour - St. Anthony NL

2010-06-14

Der Wetterbericht für die nächsten 2 Tage verspricht Regen und wir fahren deshalb die 350 Km bis fast ans Ende der Halbinsel am Stück. Die Strasse führt durch eine der abgeschiedensten Regionen Neufundlands. Es geht der Westküste entlang an kleinen Fischerdörfern vorbei und dann durch das unbewohnte Innere der Peninsula bis kurz vor St. Anthony an die Ostküste.


St. Anthony NL

2010-06-15

Leider bewahrheitet sich die Wetterprognose. Es regnet, stürmt und ist saukalt. Gottseidank empfangen wir wiederum CNC und können die Spiele der Fussball-WM sehen. Einziges Highlight heute ist eine Elchkuh, welche mit ihrem Jungen durch den Campground spaziert. Nach dem letzten Match wollen wir doch noch etwas unternehmen und fahren nach St. Anthony. Auf dem Satellitenbild haben wir vorbeziehende Eisberge gesehen und vielleicht sehen wir ja einen. Nach 10 km im Kampf gegen den Wind an der Küste angekommen sehen wir kaum 100 Meter weit. Entweder kann man die Autotüre fast nicht öffnen oder der Wind reisst sie einem aus der Hand. Wir verzichten auf die geplante Weiterfahrt nach L’Anse aux Meadows zu der Wikinger-Siedlung und kehren zurück nach Hause und machen uns, passend zum Wetter, ein Käse-Fondue.


l'Anse aux Meadows

2010-06-16

Nach dem WM-Match gegen die Spanier fahren wir 30 Km nach L’Anse aux Meadows und wollen dort im „The Norseman“, einem der besten Restaurants Neufundlands, bei einem gediegenen Nachtessen den glorreichen Sieg unserer Tschütteler feiern. Zuerst möchten wir uns aber noch die Siedlung der Wikinger anschauen, welche schon 500 Jahre vor Kolumbus und anderen Seefahrern in Amerika waren. Leider ist das Wetter wie gestern schon an der Küste noch scheusslicher als in unserem Campground. Der Thermometer zeigt noch 2° und aus Regentropfen werden erste nasse Flocken. In L’Anse aux Meadows angekommen sehen wir in der Bucht unseren ersten Eisberg. Er ist nur sehr klein aber wir trösten uns damit, dass 90% der Masse unter der Wasseroberfläche liegt und er somit doch nicht so winzig ist. Bei diesen Verhältnissen haben wir keine Lust aus dem warmen Auto zu steigen und fahren unverrichteter Dinge wieder nach Hause.


l'Anse aux Meadows

2010-06-17

Das Wetter ist wesentlich besser geworden, aber es bläst immer noch ein heftiger Wind. Die für heute geplante 3-stündige Wal- und Eisberg-Bootstour verschieben wir deshalb, bis wir in Twillingate an der „Iceberg-Alley“ sind. Ehrlich gesagt haben wir Angst davor, dass es uns Landratten bei diesem Seegang schlecht wird auf diesem kaum 15 Meter langen Schiff. Stattdessen sehen wir uns in L’Anse aux Meadows die rekonstruierte Wikinger-Siedlung an und gehen dann zum Dinner ins Norseman. Wir entscheiden uns beim Hauptgang für „Surf and Turf“, Lobster und Karibu-Steak. Speziell in guter Erinnerung wird uns das Caribou bleiben, sehr zart, aromatisch, und ohne den typischen Wild-Geschmack. Auf dem kurzen Heimweg zwischen 21.00 und 21.30 sehen wir insgesamt 7 Elche beim Aesen am Strassen- bzw. Waldrand. Tagsüber sieht man sie kaum, weil sie sich im Wald ausruhen. Morgens und abends sind sie dann im freien Gelände auf Futtersuche.


Deer Lake NL

2010-06-18

Von den „Newfies“ sagt man, dass sie die Ostfriesen Nordamerikas seien. Die meisten Witze stammen jedoch von ihnen selbst. In den letzten Monaten haben uns mehrmals Amerikaner oder Kanadier geschwärmt davon, dass die Newfies sehr liebenswürdig, gastfreundlich und hilfsbereit seien. Nach 2 Wochen können wir dies bestätigen. In einer abgelegenen Gegend haben wir uns nach Diesel erkundigt und ein anderes Mal hatten wir ein kleines Problem mit der Klimaanlage. Beide Male wurde spontan zum Telefonbuch gegriffen und dann rumtelefoniert, um uns zu helfen. Vom nördlichsten Punkt auf der Northern Peninsula sind wir heute zurückgefahren bis nach Deer Lake.


Grand Falls-Windsor NL

2010-06-19

Newfoundland wird auch als Insel der Fischer bezeichnet. Nachdem Giovanni Caboto, italienischer Seefahrer in Diensten der englischen Krone, die Insel 1497 wiederentdeckt hatte, berichtete er nach seiner Rückkehr vom unermesslichem Fischreichtum in diesen Gewässern. Man taucht einen Korb ins Meer und zieht ihn randvoll mit Fischen wieder heraus. Von da an waren in den Sommermonaten ganze Flotten von spanischen, portugiesischen, englischen und französischen Fischern vor Newfoundland. An den Küsten entstanden schon bald Betriebe zum Trocknen und Verarbeiten der Fänge. Dass die guten Zeiten für die Fischer schon lange vorbei sind, sieht man in all den vielen Dörfern den Küsten entlang. Von Deer Lake ging es heute durch schöne, einsame Landschaften bis nach Grand Falls-Windsor. Was das „grand“ im Ortsnamen soll, ist uns nicht bekannt. Der bescheidene Wasserfall jedenfalls rechtfertigt es kaum.


Grand Falls-Windsor - Gander

2010-06-20

Nach nur 100 Km bleiben wir für 2 Nächte in Gander, einem unscheinbaren Städtchen mit gegen 10'000 Einwohner. 1938 wurde in Gander ein Airport eröffnet, welcher in den folgenden zwanzig Jahren zu einem der weltweit grössten und bedeutensten wurde. Im Zweiten Weltkrieg starteten von hier alle amerikanischen und kanadischen Bomber und sonstigen Militärmaschinen Richtung Europa. Den Transatlantikfliegern der Nachkriegszeit ist dieser Airport ein Begriff, weil hier und in Island ein Tankstopp eingelegt werden musste. Die letzte Generation der Propellermaschinen und dann die Düsenjets schafften es Nonstop über den Teich und ab Mitte der 60er-Jahre nahmen die Flugfrequenzen rapide ab. Letztmals kam Gander ins internationale Scheinwerferlicht, als nach den Anschlägen vom 11.09.2001 der Luftraum über den USA gesperrt und 39 Passagierflugzeuge hierher umdirigiert wurden. Eine der wenigen positiven Nachrichten in diesen Tagen bezog sich auf die unglaubliche Gastfreundschaft der Bevölkerung Gander’s, welche die 6'500 gestrandeten Passagiere und Crew-Mitglieder innert kürzester Zeit untergebracht und verpflegt hat.


Gander NL

2010-06-21

Wenn man schon in Gander ist muss man natürlich das North Atlantic Aviation Museum besuchen. Es ist eher etwas provinziell aber für Aviatik-Fans sicher ein Muss. Hauptthema sind die ersten Atlantik-Überquerungen via Newfoundland nach Europa (tragischerweise oft auch nur Versuche) zu Zeiten Lindberg’s und anderer Flugpioniere. Im Weiteren kann man Hunderte von Dankschreiben nach 9/11 von gestrandeten Passagieren, Crew-Members, Fluggesellschaften etc. anschauen. Nebenbei erwähnt hat die Lufthansa zu Ehren der Bürger von Gander und Halifax eine ihrer Maschinen auf diese Städte getauft (erstmals Orte ausserhalb Deutschlands).


Gander - Twillingate NL

2010-06-22

Die Newfies haben Jahrhunderte lang von Fischfang und Holzwirtschaft gelebt. Vor einigen Jahren hat die kanadische Regierung wegen der starken Überfischung der einst reichen Fanggründe die Fangquoten drastisch reduziert. Tausende von Fischern wurden arbeitslos und ohne die Ausgleichszahlungen der Regierung wären die meisten Fischerdörfer nicht mehr lebensfähig. Neufundlands Hoffnung sind die vor der Küste gefundenen riesigen Ölfelder und der Tourismus. Noch gibt es keine Pauschaltouristen und die Insel ist immer noch ein Geheimtip für Individualisten und Naturliebhaber. Von Gander sind wir heute bis Twillingate an der Iceberg-Alley gefahren. Morgen sollte das Wetter schön sein und wir hoffen, auf der Bootstour Wale und Eisberge aus der Nähe zu sehen.


Twillingate NL

2010-06-23

Dass zur Zeit keine Eisberge von Grönland her an der Küste vorbeiziehen, haben wir bereits auf dem Satellitenbild im Internet gesehen. Meine Frage nach der Chance Wale zu sehen, wird vom Bootsbetreiber als gut bezeichnet. Eigentlich habe ich auch keine andere Antwort erwartet. Da das Wetter sehr schön ist begeben wir uns aufs Boot. An Bord halten alle mit Feldstecher oder blossem Auge krampfhaft nach allen Seiten Ausschau. Nichts zu machen, es zeigt sich in den 2 Stunden kein einziger Wal. Dann halt ein anderes Mal. Abends dann der nächste Flop. Weil heute unser Hochzeitstag ist, blieb die Küche zu Hause geschlossen. Wir gehen in ein nettes Restaurant mit Panorama-Sicht über die Bucht, was das Beste an diesem Lokal war. Crevetten, Reis und 2 Gemüse aus dem Steamer ohne auch nur eine Spur von Gewürzen. Der Koch hat seinen Beruf wohl in einer Spitalküche gelernt.


Twillingate - Newtown - Gambo

2010-06-24

Wir verzichten vorderhand auf Eisberge und Wale und entscheiden uns zur Weiterfahrt. Unterwegs legen wir in Newtown, einem fotogenen Fischerdorf, einen Stopp ein. Wir übernachten bei Gambo in einem Provincial Park im Wald. Abends spazieren wir noch zum Middle Brook River und schauen den Lachs-Fischern zu. Die Tage sind jetzt extrem lang. Zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang vergehen keine 8 Stunden.


Gambo - Trinity

2010-06-25

Es geht zügig weiter auf die Bonavista Peninsula bis Trinity. Nur noch etwa 300 Einwohner leben in diesem attraktiven Dorf. Im 18. Jh. war es eine geschäftige Hafenstadt mit Schiffsbau und bedeutenden Import- und Export-Gesellschaften. Mit 50 interessanten alten Gebäuden ist der Ort ein kanadisches Schatzkästchen. Das halbe Dorf steht unter Denkmalschutz und es ist heute eher ein Museum- als Fischerdorf.


Cape Bonavista

2010-06-26

Heute steht ein Ausflug ans Ende der Halbinsel bis Cap Bonavista auf dem Programm. Der Hauptort und die Halbinsel tragen den Namen Bonavista zu recht. Die Landschaft ist äusserst reizvoll. Unterwegs schauen wir uns noch Port Union an. Der Ort ist 1908 von einer Gewerkschaft gegründet worden. In der restaurierten Factory wird die Gewerkschaftzeitung „The Fisherman’s Advocate“ gedruckt. Mehr als die Zeitung wird die Union den verarmten Fischern wohl kaum bieten können.


Marystown NL

2010-06-27

Die Küstenlinie Neufundlands ist enorm zerklüftet mit unzähligen Buchten, Fjorden und Halbinseln. Wir fahren von der Bonavista weg auf die andere Seite der Insel auf die Burin-Peninsula. Einmal mehr eine karge und fast unbewohnte Landschaft. Einzig interessantes unterwegs ist bei Mooring Cove die Montagestätte für Ölförderplattformen. Der Campground in Marystown passt zur kargen Gegend, aber wir haben keine Wahl und bleiben halt für eine Nacht.


Fortune NL

2010-06-28

Wir fahren weiter bis Fortune und der Campground ist schon wieder eine Enttäuschung. Sehr primitiv und neben anderem erneut kein Internet. Als Alternative bliebe nur der WalMart-Parkplatz. Dort hat es aber keinen Stromanschluss und den brauchen wir, um im TV die Fussball-WM zu verfolgen. Wohl oder übel bleiben wir hier stationiert, weil wir morgen einen Abstecher machen werden nach Frankreich!!!!


Fortune-Saint-Pierre et Miquelon

2010-06-29

25 Km südlich von Neufundland liegt die Inselgruppe St. Pierre et Miquelon, eine „Collectivité d’outre-mer“ Frankreichs. Die Inseln sind das letzte Überbleibsel der einst fast halb Nordamerika umfassenden Kolonie Nouvelle-France. Ganzjährig bewohnt sind nur die Inseln Miquelon-Langlade und die viel kleinere Hauptinsel St. Pierre mit der gleichnamigen Hauptstadt. Auf den insgesamt 242 km² leben rund 6'500 Einwohner, wovon knapp 90% in St. Pierre. Mit dem Flugzeug von Europa aus erreichbar sind die Inseln nur via Halifax oder Montreal, weil die Landepiste nur eine Länge von 1800 Metern aufweist. Gesprochen wird ein sehr gut verständliches Französisch und bezahlt wird mit Euros oder Carte bleu. Wir fahren mit der täglich nur einmal verkehrenden Fähre von Fortune in Neufundland rüber und bleiben für 3 Tage. Truck und Trailer müssen wir zurücklassen, weil die Fähre nur Personen befördert. Was uns auf der Whale-watching-Tour versagt blieb, erleben wir jetzt. Eine Gruppe von 4 Walen zieht 200 Meter neben unserem Boot vorbei. Etwas später sehen wir dann auch noch Delphine.


St. Pierre

2010-06-30

St. Pierre et Miquelon ist ein Kuriosum, nicht nur auf der Landkarte. Trotz der Lage innerhalb den kanadischen Hoheitsgewässern fühlt man sich wie in Frankreich. Die Häuser in der Hauptstadt sind eng zusammengebaut und die Gassen schmal. Insgesamt gibt es 114 Km befestigte Strassen, eine Tankstelle und 5'000 Autos. Das Städtchen könnte auch irgendwo in Frankreich sein. Kulturell ist man Frankreich viel näher als Nordamerika. Auf dem Dorfplatz wird Petanque gespielt, Fast-Food-Betriebe gibt es keine, dafür ein paar richtig gute Restaurants mit französischen Spezialitäten.


St. Pierre

2010-07-01

Entgegen der Wetterprognose hat es gestern den ganzen Tag geregnet und heute ist dicker Nebel aufgezogen. Das ist das typische Wetter hier, rau und windig. Die Temperatur liegt in den Sommermonaten zwischen 10 und 20° und der Jahresdurchschnitt beträgt 5°.
Auf der Insel sind permanent etwa 30 Gendarmen, welche aus Frankreich für jeweils 3 Jahre hierher entsandt werden. Ob dies eine Belohnung oder eine Strafversetzung ist wissen wir nicht.
Der Bootsausflug nach Miquelon macht bei dieser Sicht keinen Sinn, ebenso wie der kürzere Trip auf die Ile-aux-Marins. Wir erkunden deshalb das Städtchen zu Fuss und klappern die Läden ab nach französischen Spezialitäten. In den letzten 3 Wochen war das Angebot in den Dorfläden der armen Fischerdörfer abgesehen von fangfrischem Fisch und Hummer sehr dürftig. Wir werden fündig, kaufen diverse echt französische Weichkäse, fois gras und endlich wieder mal richtiges Brot.
Kanada hat verständlicherweise latente Ansprüche auf diese Inseln in ihrem Hoheitsgebiet. Auf friedlichem Weg ist aber nichts zu machen. Die seit Jahrhunderten hier lebenden Basken, Bretonen und Normannen sind mit dem Status quo zufrieden, mindestens so lange wie sich Frankreich grosszügig zeigt bei den Subventionen.


St. Pierre - Fortune

2010-07-02

Zum Abschied von St. Pierre zeigt sich die Sonne doch noch. Da die Fähre erst im Laufe des Nachmittags ablegt, wiederholen wir die bereits vorgestern gemachte Insel-Rundfahrt und schlendern anschliessend nochmals durch den Ort. Die Fotos der vergangenen 2 Tage können wir mehrheitlich löschen, da die bunten Häuser erst jetzt richtig zur Geltung kommen.
Nebenbei erwähnt hat St. Pierre eine Kirche und etwa 10 Restaurants/Pubs. In den Dörfern auf dem Festland ist das Verhältnis oft genau umgekehrt. Dies rührt daher, dass hier 90% im gleichen Verein sind.


Fortune NL

2010-07-03

Wir bleiben noch einen Tag in Fortune, weil wir einen guten TV-Empfang haben und schauen die Viertelsfinals der Fussball-WM. Zwischen den 2 Spielen machen wir einen ausgedehnten Spaziergang entlang einer sehr schönen Flusslandschaft beim Campground.


Fortune - St. John's

2010-07-04

Eigentlich wollten wir heute auf dem Baccalieu Trail bis Bay de Verde fahren. Weil Hedy seit Tagen Magen-/Darm-Probleme hat, disponieren wir unterwegs um und fahren nach St. John’s, der Hauptstadt Neufundlands. St. John’s ist wohl der einzige Ort auf der Insel, den man als Stadt, bezeichnen kann. Das medizinische Angebot ist hier sicher wesentlich besser als in den Fischerdörfern oder Provinzstädtchen.
Im Pippy Campground sehen wir die „Coasters“ mit über 40 Oldtimern, welche sich hier besammeln. Sie machen alle 10 Jahre eine Coast to Coast-Reise, 7'700 Kilometer von St. John’s bis Victoria auf Vancouver Island.


Emergency General Hospital St. John's

2010-07-05

Hedy’s Bauchschmerzen werden heftiger und wir fahren deshalb in die Emergency des General Hospitals. Wie befürchtet läuft alles genau so ab wie in einer Notfallstation der Schweiz. Nach der Registrierung warten wir 3½ Stunden. Dann wird sie aufgerufen in die Behandlung und wartet nochmals 1½ Stunden bis der Arzt kommt. Jetzt geht es endlich zügig vorwärts. Röntgen, Blut- und Harnanalyse und der Befund steht fest. Sie hat einen Gallenstein und glücklicherweise ist nichts entzündet. Nach exakt 6 Stunden im Spital holen wir in der nächsten Apotheke die verschriebenen Medikamente.


St. John's

2010-07-06 to 2010-07-07

St. John’s ist in vielerlei Hinsicht eine überaus attraktive Stadt. Wir verlängern deshalb im Campground bis zum nächsten Montag. Heute und morgen ist sowieso nicht viel zu unternehmen, weil es kalt und regnerisch ist. Halb so schlimm, da wir nachmittags die Halbfinals der Fussball-WM anschauen. Zwischendurch gönnen wir dem Chevy neues Oel und gehen wieder einmal ausgiebig einkaufen.


Petty Harbour

2010-07-08

Wir erkunden die Umgebung von St. John’s von Pouch Cove bis Petty Harbour. Landschaftlich ist es eine sehr reizvolle Küstenstrecke mit felsigen Buchten und zahlreichen malerischen Fischerdörfern.
Der Heimweg führt natürlich via Water Street und George Street, der Flaniermeile von St. John’s.


St. John's

2010-07-09

Auf unserem grossen Spaziergang durch die Innenstadt besichtigen wir auch noch „The Rooms“. Das Museum bietet nebst verschiedenen Ausstellungen viel interessantes zur Entwicklung Neufundland seit der Besiedlung durch maritime Indianer bis in die Neuzeit. Von der Terrasse bietet sich zudem eine phantastische Sicht auf die Bucht und die Stadt, welche den Eintrittspreis bereits fast wert ist.
Die grösste Bevölkerungsgruppe in St. John’s stellen die Nachkommen irischer Einwanderer. Man sieht es auch an den Restaurants und zahlreichen irischen Pubs. Uns gefällt das Erin’s Pub am besten. Beide Male, als wir dort waren, hat das Publikum für Unterhaltung gesorgt. Auf den mitgebrachten Instrumenten wird enthusiastisch irische Folklore gespielt und gesungen. Im Laufe des Abends ändert die Besetzung immer wieder, weil jemand geht oder kommt. Es sind aber immer etwa 10 Personen da, welche mit Herzblut musizieren.


St. John's - Signal Hill Tattoo

2010-07-10

St. John’s hat seit der Gründung vor fast 500 Jahren eine wechselvolle Geschichte erlebt. Umkämpft von allen europäischen Kolonialmächten, Überfälle durch Piraten sowie verheerende Brände haben die Stadt mehrfach fast komplett zerstört. Wegen der nur 200 Meter breiten Hafeneinfahrt, welche beidseitig durch riesige Felsen geschützt ist, konnte die Stadt aber nur auf dem Landweg erobert werden.
Auf einem der Felsen schauen wir uns bei der Queen’s Battery das Signal Hill Tattoo an. Es ist ein historischer Zapfenstreich mit farbenprächtigen Uniformen. Wir sind leicht erstaunt, weil wir die gespielten Märsche fast alle kennen, da sie auch zum Repertoire der Basler Fasnachts-Cliquen gehören.


St. John's

2010-07-11

Wir fahren nur kurz zum „Team Gushue Highway“ um zu sehen, wie Olympia-Sieger in Newfoundland geehrt werden. Wahrscheinlich gab es noch nicht viele neufundländische Olympiasieger, sonst müssten bald weitere Highways gebaut werden. (Für Nicht-Curler: Brad Gushue und sein Team gewannen 2006 in Turin das Olympia-Turnier).
Anschliessend schauen wir das Finalspiel der Fussball-WM und ärgern uns gleich zweimal. Einerseits, weil wir uns nach fast 120 Minuten schon auf ein Penalty-Schiessen gefreut haben (welches nach dem Spielverlauf nicht ungerecht gewesen wäre). Andererseits, weil unsere Tschütteler als einzige die Spanier besiegt haben und trotzdem schon nach der Vorrunde ausgeschieden sind. Da wäre doch mehr möglich gewesen!


St. John's - Brigus

2010-07-12

Nach 8 Tagen in St. John’s müssen wir weiterziehen, da wir in 3 Tagen die Fähre von Argentia auf das Festland gebucht haben. Hedy geht es inzwischen wieder sehr gut. Der Stein ist weg und sie ist quickfidel und kann wieder mit Freude Essen und Trinken. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch für die vielen Genesungswünsche.
In Brigus bleiben wir für 2 Tage. Der Fischerort mit alten Häusern, Steinmauern und kleinen Gärten erinnert ein wenig an englische Küstenstädtchen.


Brigus NL

2010-07-13

Wir schauen uns Brigus und die Umgebung an. Abends bechern wir wie gestern mit Johnny, dem Besitzer des Campgrounds. Ihn kann man als neufundländisches Urgestein bezeichnen. Er ist als Allrounder auf Grossbaustellen sowie Hardrock-Bassist in der ganzen Welt herumgekommen und jetzt wieder in seinem Geburtsort gelandet. Mit seiner Harley hat er auch den ganzen Kontinent abgefahren. Er weiss viel zu erzählen und wir amüsieren uns blendend mit ihm.


Argentia NL

2010-07-14

Morgen geht es mit der Fähre wieder zurück nach Nova Scotia. Wir verschieben uns deshalb nach Argentia in die Nähe des Fährhafens. Am Nachmittag schauen wir uns noch das Hafenstädtchen Placentia an. Vom Fort Royal auf dem auf Castle Hill bietet sich eine schöne Sicht über die Placentia Bay.
Nachdem wir 2 Wochen lang keinen Elch mehr gesehen haben, kommt quasi wie zum Abschied noch einer am Campground vorbei. Damit nicht genug, nach dem Eindunkeln spaziert auch noch eine Elchkuh mit ihrem Jungen durch das Camp.


Argentia NL - North Sydney NS

2010-07-15

Nach 5½ Wochen verabschieden wir uns von Neufundland mit vielen tollen Eindrücken. Trotzdem möchten wir hier nicht leben. Viel zu viel Regen, Nebel und Wind in einer zwar oft entzückenden, aber kargen und wilden Landschaft. Da wir jetzt an der Ostküste sind, dauert die Rückfahrt mit der Fähre nach Nova Scotia einiges länger als auf dem Hinweg. Das Schiff ist 180 Meter lang und schon recht betagt. Die Einrichtungen und auch das Speiseangebot sind mehr als nur bescheiden. Der Preis mit CAD 810.- ist hingegen alles andere als bescheiden. Immerhin haben wir wunderschönes Wetter.


North Sydney - Dunvegan

2010-07-16

Morgens um 06.00 Uhr sind wir nach 15-stündiger Fahrt in North Sydney angekommen. In der vorreservierten, spartanischen Koje konnten wir immerhin ein paar Stunden schlafen. Wir hätten lieber im Trailer geschlafen, das ging aber nicht, weil das Fahrzeug-Deck vor Ablegen des Schiffes geschlossen wird.
Wir sind gleich weitergefahren auf den südlichen Teil der Cape Breton Insel bis Dunvegan, nahe Inverness. Die Ortsnamen verraten es, wir sind wieder einmal bei Highland Scots.


Glenora Inn & Distillery

2010-07-17

Inverness ist eine ehemalige schottische Bergarbeitersiedlung. Ausser dem Badestrand ist das einzig sehenswerte die ein paar Kilometer entfernte Glenora Distillery. Es ist die einzige Single Malt Whisky-Brennerei in Nordamerika. Wir nehmen an einer Führung teil und bekommen am Schluss auch ein kleines Schlückchen. Allerdings sind die Bedingungen für eine Degustation ungünstig. Ein kühles Blondes würde uns bei der derzeitigen Hitze mehr erfreuen. Ob der gekaufte 10-jährige den stolzen Preis von CAD 80.- wert ist, wissen wir jetzt noch nicht. Das kühle Bier genehmigen wir uns dann in Inverness im Hoff Pub.


Mabou & Hoff Pub

2010-07-18

Wir fahren nur kurz nach Mabou an den Farmers Market. Wie geahnt hätten wir uns dies ersparen können. Kaum 20 Verkaufsstände mit ein paar wenigen lokalen Produkten. Wegen der Hitze haben wir schon wieder Durst und kehren erneut im Hoff Pub ein. Den Rest des Tages geniessen wir wie gestern im sehr schönen Campground und strecken die Beine.


Dunvegan - Sherbrooke NS

2010-07-19

Es geht 200 Km weiter bis Sherbrooke, einem kleinen Hafenort am St. Mary’s River. Wir finden einen hübschen Campground an einem kleinen, idyllischen See. Der Platz gefällt uns so gut, dass wir spontan für 3 Nächte bezahlen.


Sherbrooke Village NS

2010-07-20

Die Attraktion des Ortes ist Sherbrooke Village mit etwa 30 historischen Gebäuden aus der Zeit um 1860. Wir haben schon so viele kanadische und amerikanische „Ballenbergs“ gesehen, dass wir meistens ohne Halt vorbeifahren. Da die Gegend sonst nichts bietet gehen wir halt wieder einmal in so eine „history Town“. Im Gegensatz zu anderen Museumsdörfern sind hier die Häuser nicht von irgendwo her zusammengetragen und wieder aufgebaut, sondern am Standort restauriert worden. Einige Häuser sind noch bewohnt und die Läden und Werkstätten sind in Betrieb wie anno dazumal und sorgen für eine lebensechte Atmosphäre.


Sherbrooke NS

2010-07-21

Seit 14 Tagen haben wir warmes bis heisses Sommer-Wetter und geniessen es, endlich wieder draussen grillieren und essen zu können. Nach der mittaglichen Hitze mieten wir uns ein Kanu und paddeln auf dem kleinen See vor unserer Haustüre. Hedy hat Richtungsprobleme wie beim Rückwärtsfahren mit dem Trailer. Trotzdem schaffen wir es zentimetergenau zurück an den Bootsteg.


Sherbrooke - Upper Sackville NS

2010-07-22

In Upper Sackville, rund 30 km von Downtown Halifax entfernt, stationieren wir unseren Trailer. Da wir in den letzten Wochen recht viel auf Achse gewesen sind und die Standorte in kurzen Abständen gewechselt haben, wollen wir hier 10 Tage bleiben. Zudem ist Ferienzeit und das soll auch für uns gelten!


Halifax NS

2010-07-23

Halifax ist die Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Provinz Nova Scotia. Sie hat 140'000 und die Nachbarstadt Dartmouth am gegenüberliegenden Ufer der Bucht 85'000 Einwohner. Wir machen eine erste kurze Entdeckungstour durch Halifax. Als erstes erfreuen uns die grossen Einkaufszentren, wo wir wieder einmal ein vielfältiges Angebot an Frischprodukten vorfinden, z.B. Käse, Fleisch und krustiges Brot.


Halifax NS

2010-07-24 to 2010-07-25

Diese Woche ist Pride Week und heute findet im Zentrum von Halifax die grosse Pride Parade statt. In einem farbenprächtigen Umzug präsentieren sich Behörden, Parteien, Kirchen, Verbände und Vereine bis zu den Gay-Organisationen. Letztere scheinen den öffentlichen Auftritt besonders zu geniessen.
Am Sonntag regnet es fast den ganzen Tag und wir bleiben deshalb zu Hause.


Fisherman's Cove

2010-07-26

Wir fahren auf der Halifax gegenüber liegenden Seite der Bucht nach Fisherman’s Cove. Der kleine, malerische Fischerort ist schon über 200 Jahre alt. Am Pier kann man fangfrischen Fisch und Hummer kaufen. Auf dem Weg zurück besuchen wir noch das Shearwater Aviation Museum in einer Luftwaffenbasis. Zu sehen gibt es ein Dutzend liebevoll restaurierter Flugzeuge und andere Memorabilia der Luftwaffengeschichte.


Halifax NS

2010-07-27 to 2010-07-29

Seit ziemlich genau einem Jahr sind wir nun unterwegs und jetzt sind auch mal ein paar Service-Arbeiten fällig. Am Dienstag bringen wir den Chevy in eine GM-Vertretung, weil bei 100'000 Km ein grosser Service gemacht werden muss.
Am Mittwoch geht es dann mit dem Trailer in die Werkstatt. Das wichtigste beim momentanen Wetter, nämlich die Klimaanlage, funktioniert nach kaum 10 Minuten wieder. Die anderen 3 Kleinigkeiten können mangels Ersatzteilen nicht repariert werden. Wir werden eine Citation-Vertretung aufsuchen müssen.
Weil uns Halifax ausgezeichnet gefällt, zieht es uns immer wieder in die Innerstadt. Wir bummeln dann auf dem Harbourwalk und den dahinter liegenden, schön restaurierten Strassenzügen. In einem der vielen Strassencafés setzen wir uns jeweils hin und geniessen den Blick aufs Wasser oder das lebhafte Geschehen auf und neben der Strasse.


Peggy's Cove

2010-07-30

Pünktlich sind wir auf dem Citadel Hill, um das Abfeuern der Kanone um 12.00 h nicht zu verpassen. Ein kurzer Knall und dann marschiert noch ein Trommler und ein Dudelsackspieler auf. Etwas enttäuscht fahren wir weiter nach Peggy’s Cove. Auf den über 400 Mio. Jahre alten, von Gletschern und Brechern glattgewaschenen Granitblöcken, steht der wohl bekannteste Leuchtturm Kanadas. Das niedliche Fischerdorf ist ein beliebtes Motiv für Maler und Fotografen.
Peggy’s Cove hat für die Schweiz eine traurige Berühmtheit erlangt. Am 02.09.98 stürzte hier SR 111 infolge eines Kabelbrands ins Meer. Ein Denkmal sowie Gedenktafeln erinnern an dieses tragische Ereignis.


Halifax NS

2010-07-31

 Halifax ist immer wieder einen Besuch wert. Zum x-ten und vorläufig letzten Mal fahren wir nochmals in Zentrum. Wegen dem Wochenende und dem prächtigen Wetter ist am Harbourwalk noch mehr los als an anderen Tagen. Zuerst durchstöbern wir den Brewery Market und kaufen Gemüse sowie knuspriges Brot von einem französischen Bäcker. Anschliessend schlendern wir die Waterfront rauf und runter und geniessen das bunte Treiben entlang der Bucht. Längere Zeit schauen wir einem Wettkampf für Feuerwehrleute aus dem ganzen Land zu. Die Firefighter müssen in voller Montur einen sehr schweren Parcours, inklusive etwa 50 Treppenstufen rauf und runter, absolvieren und zum Schluss eine 75 kg schwere Puppe aus der Gefahrenzone schleppen. Nach 90 – 120 Sekunden im Ziel angekommen werden sie von Helfern in Empfang genommen, welche sie blitzschnell von Helm, Sauerstoffmaske und Flasche befreien, den feuerfesten Anzug aufreissen und sie mit Wasser versorgen.
Zum Abschluss des Tages spendiert das Casino Nova Scotia um 22.00 Uhr noch ein grosses Feuerwerk auf dem Wasser. Somit haben wir auch ein wenig 1. August gehabt.


Halifax - Lunenburg NS

2010-08-01

Auf dem Lighthouse-Trail fahren wir der Küste entlang weiter südwärts bis nach Lunenburg. Die Siedlung wurde von deutschen und Schweizer Protestanten gegründet. Zwischen 1751 und 1753 haben 1700 Auswanderer hier eine neue Heimat gesucht. Angelockt dazu wurden sie vom englischen König Georg II., welcher ein Gegengewicht zum französischen Einfluss in Quebec und Neu-Schottland schaffen wollte. Pro Person wurde ihnen 25 ha Land, Material für den Hausbau, Haushalts- und Landwirtschaftsgeräte sowie 10 Jahre Steuererlass angeboten.


Lunenburg NS

2010-08-02 to 2010-08-03

Den ersten Siedlern in und um Lunenburg bot die felsige Gegend nur einen kargen Lebensunterhalt als Farmer. Man wandte sich also vermehrt dem Fischfang zu und die Lunenburger erwarben sich bald den Ruf als hervorragende Seeleute und Schiffsbauer. Noch heute kommen alte Segelschiffe von weit her für Ausbesserungsarbeiten, weil es hier noch Segelmacher und Zimmerleute hat, welche die alte Kunst des Holzschiffbaus beherrschen.
Weltberühmt ist Lunenburg für seine Holzarchitektur und die Bemalung der Häuser in kräftigem blau, gelb, grün oder rot. Der Kern des Städtchens ist 1995 ins Inventar des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden. Dies lockt von Jahr zu Jahr mehr Touristen in den 2'800 Einwohner zählenden Ort. Der Tourismus dürfte inzwischen mehr Arbeitsplätze bieten als Fischfang und Schiffsbau. Viele der alten Kapitänsvillen mit reich verzierten Erkern, Türmchen und Balustraden haben als Restaurant oder Pension eine neue Verwendung gefunden.


Shelburne NS

2010-08-04

Die zerklüftete und von unzähligen Buchten zerschnittene Südküste Nova Scotias ist zusammen mit den tückischen Wetterverhältnissen vielen Seefahrern zum Verhängnis geworden. Das Küstengewässer wird als Schiffsfriedhof bezeichnet, da auf dem Meeresgrund über 3'000 Wracks liegen sollen. Für die Küstenanwohner bedeutete das Bergen des Strandgutes ein willkommenes Zubrot.
Wir bleiben für eine Nacht in Shelburne, einem kleinen Hafenstädchen. Der Ort ist 1783 von königstreuen Loyalisten gegründet worden, welche in den Wirren der amerikanischen Revolution hierher geflohen sind. Einige Jahre später waren es bereits 16'000 Einwohner und damit war es die viertgrösste Stadt Nordamerikas. Ausbleibende Subventionen der britischen Regierung und das ungewohnte, raue Klima an der Küste führten schon bald zum nächsten Exodus. 1816 zählte Shelburne weniger als 400 Seelen.


Yarmouth NS

2010-08-05

Hummer war um 1900 noch ein Arme-Leute-Essen an der Ostküste zwischen Labrador und North Carolina. Den Kindern auf Prince Edward Island gab man ein Hummersandwich mit auf den Schulweg. Heute ist der Hummerfang in Kanada stark reglementiert. Die Fangsaison beträgt je nach Region zwei bis sieben Monate. Gefangen werden darf er nur mit auf dem Meeresboden ausgelegten Fallen aus Holzlatten und einem Netzwerk sowie einem Köder drin. Sowohl im Laden wie auch im Restaurant ist Lobster immer noch preiswert. Lebend aus dem Aquarium mit einem Gewicht von 1½ Pfund kostet er als Hauptgericht nicht mehr als ein gutes Steak. Seit die Fischbestände wegen Überfischung stark abgenommen haben, ist die Hummer-Population mangels natürlichen Feinden wieder gestiegen. Über 10'000 Hummerfischer an Kanadas Atlantik-Küste fangen pro Jahr 30 – 40 Millionen Lobster. Die meisten sind zwischen 1 und 2 Pfund und vereinzelt bis zu 15 Pfund schwer. Das Rekord-Exemplar, gefangen 1977 in Nova Scotia, wog 44 Pfund und war fast 1,2 Meter lang. Seit ich dies weis, laufe ich in gebührendem Abstand zum Meer dem Strand entlang, weil ich auf eine Begegnung mit diesem gepanzerten Rambo gerne verzichte.
Auf dem Weg nach Yarmouth besichtigen wir in Pubnicos das „Village Historique Acadien“. Das liebevoll rekonstruierte Museumsdorf vermittelt einen guten Eindruck des akadischen Lebensstils.


Yarmouth - Digby NS

2010-08-06

Neben Lobster liefert das Meer an der Ostküste auch viele Scallops (Jakobsmuscheln). Im Hafen von Digby steht die grösste Scallops-Fangflotte der Welt und das hübsche Hafenstädchen rühmt sich damit, dass ihre Scallops die besten seien. Jedes Jahr findet hier ein mehrtägiges Festival statt, die „Digby Scallop Days“. Per Zufall sind wir im richtigen Zeitpunkt hier, da das Fest noch bis am Sonntagabend dauert. Nachdem wir uns im Campground installiert haben, machen wir gleich einen Spaziergang zum Hafen. Hedy verspeist dort mit Hochgenuss einen von einem Fischer angebotenen rohen Scallop. Sie meint, er schmecke sogar noch besser als gekocht und nimmt noch einen zweiten. Es gibt aber auch andere Passanten, welche den Bissen runterwürgen und deren Mimik nicht auf einen Genuss hindeutet. Ich verzichte deshalb auf diese Erfahrung.


Digby NS

2010-08-07

Anscheinend gehört zu jedem grösseren Fest oder Veranstaltung eine Parade durch das Zentrum. Seit Florida ist es bereits die fünfte, die wir sehen. Stets ist es ein kunterbunter, amüsanter Umzug mit fröhlichen Leuten entlang der Route.
Nach dem Nachtessen klopft noch einer an unsere Trailertüre. Er hat im Dorf unseren Chevy mit den Schweizerkreuz gesehen. Da wir auf der Ladebühne eine Anhängerkupplung haben, hat er uns im Campground vermutet und jetzt auch gefunden. Wir plaudern ein Weilchen und schon sind wir für morgen nachmittag um 4 Uhr zum Apero bei ihm eingeladen.


Digby Neck + Einladung bei Maja + Kurt

2010-08-08

Wir unternehmen einen Ausflug zum Digby Neck, einer 74 km langen Nehrung mit malerischen Fischerdörfern an einsamen Küstenstrichen. Zu Long Island und Brier Island am Ende des Neck geht es nur noch mit der Autofähre. Hin und zurück kosten jeweils bescheidene CAD 5.--.
Pünktlich sind wir bei Maja und Kurt aus Rapperswil zum Apero. Schon bald stellen wir fest, dass sie auch schon ein Nachtessen vorbereitet haben. Es gibt Pouletschenkel vom Grill und das ist nicht gerade meine Leibspeise. Aber ohne ihnen schmeicheln zu wollen, es ist das beste Poulet, welches ich je gegessen habe. Wenn ich auf einer Speisekarte solche Schenkeli sehen würde, ich würde sie gleich bestellen. Abgesehen vom feinen Essen verbringen wir mit ihnen einen tollen Abend. Sie sind schon viel in der Welt herumgekommen und nun schon seit 12 Jahren in Kanada. Vor einem Jahr haben sie hier in Digby ein riesiges Grundstück mit einem alten Haus erworben. Im Moment sind sie immer noch am renovieren aber soviel sieht man schon jetzt; wenn es fertig ist, haben sie ein richtiges Bijou. Nach 2 Stunden mit ihnen kommt es uns so vor, wie wenn wir dieses Pärchen schon seit Jahren kennen würden. Sie sind erfrischend unkompliziert, aufgestellt und weltoffen.
Nach dem feinen Essen gehen wir gemeinsam an die Marina und genehmigen uns noch ein Fläschchen. Dabei erfreuen wir uns am Feuerwerk, welches zum Abschluss der Digby Scallop Days über der kleinen Bucht gestartet wird.


Digby - Annapolis Royal NS

2010-08-09

Als wir am Freitag vom Highway in die Ausfahrt gefahren sind, hatte ich etwa 30 Schrecksekunden. Die Ausfahrt führte zirka 300 Meter leicht abwärts an eine Querstrasse mit Stopsignal. Glücklicherweise wollte ich schon früh das Tempo reduzieren und stellte mit Schrecken fest, dass die Trailerbremse nicht funktioniert. Die sechs ungebremsten Tonnen hinter uns schoben uns dann bis einen Meter vor dem weissen Strich an der Querstrasse. Zuerst habe ich ganz tief durchgeatmet und bin dann auf die Seite gefahren. Der Stecker zum Trailer war richtig eingesteckt und die Bremslichter am Trailer leuchteten beim Bremsen auch auf. Mehr konnte ich nicht machen und fuhr dann vorsichtig das letzte Stück bis zum Campground. Zufälligerweise war am Nachmittag ein RV-Spezialist im Camp. Er stellte sofort fest, dass die Bremsen am Trailer rein mechanisch funktionieren und wir am Montag zu ihm in die Werkstatt kommen sollen.
Heute fahren wir hin und in Kürze ist das Problem erkannt und repariert. Im Motorraum des Chevy hat sich bei einer Kabelverbindung eine Schraube gelockert und eine Überhitzung der Sicherung verursacht.
Anschliessend fahren wir ins Städchen in die nächste Werkstatt. Hedy ist bei einer Zahnfüllung ein Stück abgebrochen. Die nette Assistentin schiebt sie zwischen 2 fixe Termine und setzt sie dem Zahnarzt gleich auf den Stuhl. Nach 45 Minuten verlassen wir mit dem geflickten Beisserchen die Praxis.
Nachdem alles wieder funktionsfähig ist, können wir die Reise fortsetzen und fahren bis Annapolis Royal.


Annapolis Royal

2010-08-10

In der geschützten Bucht von Annapolis gründeten die Franzosen 1605 Port Royal, 2 Jahre vor der ersten permanenten Siedlung der Engländer in Virginia. 100 Jahre lang war es dann die Hauptstadt der französchen Akadie, bis es von den Engländern eingenommen und in Annapolis Royal unbenannt wurde. Der hübsche und gepflegte Ort hat einiges an historischem Flair aus dieser Zeit bewahrt.


Annapolis Royal - Shubenacadie NS

2010-08-11

Ende Mai waren wir schon einmal an der Bay of Fundy, aber auf der anderen Seite. Jetzt sind wir schon fast am Ende der Bucht an der Cobequid Bay, wo der Tidenhub am grössten ist. Wir bleiben für 2 Tage am Shubenacadie River. Es ist einer dieser Zuflüsse in die Bucht, welche bei Flut die Fliessrichtung ändern und einige Kilometer landeinwärts fliessen. (siehe Erläuterungen zu diesem Phänomen in den Berichten vom 22.-24.05.10)


Shubenacadie River

2010-08-12

Wir stehen bei Ebbe am Shubenacadie River und staunen nur noch, wie urplötzlich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 28 km/h die von der Bucht einlaufende Flut schäumend flussaufwärts drängt. Aus einem harmlosen Flüsschen wird ein reissender Strom, aber in der entgegengesetzten Richtung. Durch die unzähligen Sandbänke bilden sich Strudel und Wellen von bis zu 3,5 Metern. Innert 3½ Stunden steigt der Pegel bis zu 16 Meter bei Voll- oder Neumond. Ein einmaliges Naturschauspiel!


Shubenacadie - Spencer's Island

2010-08-13

Wir reisen der wildromantischen Küste des Minas Channel und der Chignecto Bay entlang. Vorbei an schönen Wäldern, vereinzelten Bauernhöfen und riesigen Blueberrie-Feldern, auf welchen die Ernte in vollem Gange ist. Bei Spencer’s Island kommen wir über eine Kuppe und erblicken fasziniert einen kleinen Campground auf einer winzigen Landzunge. Insbrünstig hoffen wir auf den verbleibenden 300 Metern bis zum Office, dass es für uns noch ein freies Plätzchen hat, obschon Wochenende ist. Sehr frustriert nehmen wir zur Kenntnis, dass sie nur noch für diese Nacht einen freien Platz für einen „big rig“ haben. Unsere anscheinend sichtbare Enttäuschung ist dem Besitzer-Ehepaar nirgends recht. Sie gehen gemeinsam die Reservationen durch und werweisen hin und her, wie sie das Problem lösen könnten. Zu unserer Freude finden sie dann einen kleineren Camper, welchen sie umplazieren können, sodass wir 3 Tage bleiben dürfen.


Advocate Harbour + Cape d'Or

2010-08-14

Ein kleiner Ausflug in die nähere Umgebung führt uns nach Advocate Harbour und Cape d’Or. Schroffe Küsten und dahinter eine sanftmütige Landschaft. Die Bilder sprechen für sich!


Spencer's Island NS

2010-08-15

Einmal mehr bestaunen wir aus nächster Nähe, dank dem schönen Plätzchen quasi vor der Haustüre, die Riesengezeiten. In diesen Tagen beträgt der Tidenhub fast 10 Meter. Genau 6 Stunden und 25 Minuten beträgt die Zeitdifferenz zwischen Ebbe und Flut.


Confederation Bridge

2010-08-16

Über die Confederation Bridge, 1997 fertiggestellt und 13 km lang, fahren wir auf Prince Edward Island. Das imposante Bauwerk, welches 1,4 Milliarden gekostet hat, verbindet P.E.I. an der engsten Stelle der Northumberlandstrasse mit der Provinz New Brunswick bezw. dem Festland. Es ist weltweit die längste Brücke, welche über ein zufrierendes Gewässer führt.
Oft sind wir in den vergangenen Wochen komisch angeschaut worden, wenn wir in Bezug auf unsere Reisepläne von „Prince Edwards Island“ gesprochen haben. Wegen ihrer Vorliebe (oder Unsitte) für Abkürzungen kennen Nordamerikaner diese Insel nur als „P.E.I.“. Es ist die kleinste Provinz Kanadas mit 5'660 km² und 136'000 Einwohnern. Mit 24 Menschen pro km² ist P.E.I. die mit Abstand dichtest besiedelte Provinz Kanadas. (Es ist aber immer noch weniger als Graubünden mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte der Schweizer Kantone).


Woodstock PE

2010-08-17

Wir verschieben uns westwärts nach Woodstock und bleiben im reizenden Mill River Provincial Park für die nächsten 3 Tage. P.E.I. wird auch als „Garten im Golf“ oder „Kanadas Dänemark“ bezeichnet. Unsere ersten Eindrücke bestätigen dies vollumfänglich. Fast ausnahmslos schönste Farmen und dazwischen schmucke Wohnhäuser. Ob einfach oder luxeriös, immer mit einem sauberen Umschwung, schönen Blumenrabatten und gepflegtem Rasen und Sträuchern.


Südwesten von P.E.I.

2010-08-18

Die Insel hat ein mildes Klima, weil sie eingebettet ist in den St. Lorenz-Golf und durch Neufundland und Nova Scotia von den Atlantikstürmen geschützt ist. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass wir noch nirgends an der Ostküste so viel Agrarflächen gesehen haben. Rund 40% davon ist mit Kartoffeln bepflanzt. P.E.I. deckt damit den kanadischen Bedarf an Patatos zu einem Drittel. Auf unserem Ausflug zum Südwesten der Insel besuchen wir in O’Leary ein wirklich sehenswertes Museum zur Herkunft und Verbeitung dieser Knollenfrucht.


Nordwesten von P.E.I.

2010-08-19

Auf unserem Trip zur Nord-/Westküste stossen wir wieder auf etwas noch nie gesehenes. Nach Stürmen sind die Strände von Seetang übersäht. Für die Fischer ist dies ein lukratives Nebengeschäft. Sie sammeln mit Pferdefuhrwerken oder Kleinlastern dieses Irish Moss genannte Gewächs ein. Aus der grünbraunen Meerespflanze wird ein wertvoller Extrakt gewonnen, welcher als Stabilisator und Emulgator in vielen Lebensmitteln, Getränken und Kosmetika Verwendung findet. In früheren Zeiten haben die Einheimischen dieses Irish Moss bei Missernten auch als Gemüseersatz verspiesen. Im Interpretive Centre in Miminegash informieren wir uns ausführlich über diese Pflanze. Dann wollen wir es im dazugehörenden Seaweed Pie Café genau wissen und bestellen mutig den Seaweed Pie (Seetang-Kuchen). Er ist luftig, leicht und sehr erfrischend. Gut, dass wir gleich 2 Stück bestellt haben, sonst hätten wir noch Probleme mit der Verteilung gehabt oder nachbestellen müssen.


Woodstock - Charlottetown

2010-08-20

Wir verschieben uns mit dem Trailer 200 km der Nordküste entlang ins Zentrum von P.E.I. nach Charlottetown. Es ist eine wahnsinnig abwechlungsreiche Fahrt. Grünes Hügelland, Farmen, Badebuchten, Ferienanlagen, malerische Fischerorte, Sandsteinklippen, Wälder und Teiche abwechselnd in kurzen Abständen. Wir legen Zwischenstopps ein wie noch selten.


Charlottetown

2010-08-21

Charlottetown ist die Hauptstadt von P.E.I. und hat 36'000 Einwohner. Sie macht einen eher verträumten, provinziellen Eindruck. Die Stadt ist 1720 von den Franzosen als Port-La-Joye gegründet worden. Nach der Übernahme der Insel durch die Briten erhielt die Hauptstadt ihren heutigen Namen. Das Stadtbild wird geprägt von einigen markanten Gebäuden und Kirchen aus viktorianischer Zeit. Zu Recht ist Charlottetown stolz darauf, dass 1864 im Province House der Grundstein für die kanadische Konföderation gelegt wurde.


Panmure Island und Pow-Wow

2010-08-22

Unser Sonntagsausflug geht der Südostküste entlang bis nach Panmure Island. In einem Event-Calendar hatten wir etwas gelesen von einem dort stattfindenden „Pow-Wow“. Wir hatten natürlich keinen blassen Schimmer, was das sein könnte. An einem Ice-Cream-Stand in Panmure spricht uns ein Kanadier an und fragt, ob wir Deutsche seien und ob wir das Pow-Wow besucht hätten. Er beschwört uns daraufhin regelrecht, unbedingt umzukehren und nach etwa einem Kilometer links in einen nicht ausgeschilderten Waldweg zu fahren. Es finde dort ein Fest der hier ansässigen Abegweit, einer Gemeinde der Mi’kwaq-First Nation statt. So etwas würden wir nicht so schnell wieder sehen und jeder sei herzlich willkommen. Wir befolgen den Rat, finden den richtigen Waldweg im 3. Anlauf und schon sind wir mitten drin in einem farbenfrohen und klangvollen indianischen Volksfest.


Charlottetown - Cymbria PE

2010-08-23

Für das kulturelle und historische Angebot von Charlottetown reicht ein Tag. Und dann hat es noch ein paar originelle Pubs, teilweise mit Live-Music und einige nette Boulevard-Restaurants. Rein kulinarisch betrachtet bietet sich aber nichts aufregendes. Im weiteren haben wir auch auf diesem Campground seit nunmehr einer Woche keinen Internet-Zugriff. Der Entscheid zur Weiterfahrt fällt uns deshalb leicht. Wir fahren nochmals an die Rustico Bay, an welcher wir am Freitag mit den Trailer nur vorbeigefahren sind.


Cymbria/Rustico Bay

2010-08-24 to 2010-08-26

Im Cymbria-Campground haben wir endlich wieder eine gute Verbindung zur grossen weiten Welt. Gierig stürzen wir uns auf die News der letzten Woche und unsere E-Mails. Relativ schnell ist aber die Informationssucht befriedigt und wir fahren zum PEI National Park und um die Rustico Bay. Es gefällt uns so gut, dass wir nach 2 Tagen den Aufenthalt in diesem grosszügig angelegten und sehr ruhigen Campground verlängern. Am Donnerstag bleiben wir zu Hause, weil es fast den ganzen Tag regnet. Es ist der erste Regentag seit mehreren Wochen mit schönstem Sommerwetter und Temperaturen zwischen 22 und 28°.


St. Peters Bay

2010-08-27

Ein letztes Mal auf P.E.I. wechseln wir den Standort und verschieben uns entlang der Nordküste ostwärts nach St. Peters. Dass wir gerade hier Station machen, ist des Namens wegen natürlich nicht zufällig. Wie nicht anders zu erwarten treffen wir auf eine abwechslungsreiche, reizende Landschaft an der St. Peters Bay.


East Point - Fortune - St. Peters Bay

2010-08-28

Wir umrunden auch noch den letzten Zipfel von P.E.I., die Nordost-Küste. Malerische Fischerdörfer, Tümpel und Marschgebiete, gewaltige Dünen und weisse, pulvrige Sandstrände säumen unseren Weg. In Fortune kehren wir im Inn at Bay Fortune zum Nachtessen ein. Es soll eines der besten 25 Restaurants in Kanada sein. Was Dekor und Ambiente entspricht ist der erste Eindruck für ein Lokal der gastronomischen Spitzenklasse eher enttäuschend. Was dann aber auf den Tellern aus der Küche kommt, überzeugt umso mehr und alles erst noch zu moderaten Preisen.


St. Peters Bay PEI - Moncton NB

2010-08-29

Über die Confederation Bridge geht es zurück aufs Festland. Die Hinfahrt war gratis, sowohl über die Brücke wie auch mit der Fähre. Kostenpflichtig ist erst die Rückfahrt, vermutlich um die Einreisenden nicht schon bei der Ankunft auf P.E.I. zu erschrecken. In unserem Fall mit Truck und Trailer waren CAD 56.50 an Brückenzoll abzuliefern. Weiter geht es durch akadisches Siedlungsgebiet bis nach Moncton, mit 65'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt der Provinz New Brunswick.


Moncton NB

2010-08-30

Mit seinem grossen frankophonen Bevölkerungsanteil ist Moncton das Zentrum der L’Acadie. Ein nettes, sauberes Städtchen, jedoch ohne irgend etwas speziell sehenswertes.


Moncton - Fredericton NB

2010-08-31

Auf dem Highway 2 fahren wir weiter Richtung Fredericton durch eine unbesiedelte Gegend. Beidseits der Strasse nur Wald und kein einziges Haus. Nach 120 Km ist es uns verleidet und wir verlassen den Highway und fahren auf einer Nebenstrasse dem St. John River entlang.
Links eine schöne Flusslandschaft und rechts Landwirtschaftsbetriebe oder Siedlungen machen die Reise gleich abwechslungsreicher.


Fredericton NB

2010-09-01

Fredericton (50'000 Einwohner) ist der Regierungssitz der Provinz New Brunswick. Viel interessantes gibt es nicht zu sehen und darüber sind wir schon fast froh, weil es drückend heiss ist. Beim gemütlichen Schlendern durch die City suchen wir den Schatten, aber der Schweiss läuft uns trotzdem runter. Laut Wetterdienst sind es 32° und wegen der hohen Luftfeuchtigkeit wird ein „Feels Like-Wert“ von 40° angegeben.
Auf den Tischen der Strassencafes sehen wir seit längerer Zeit wieder einmal Aschenbecher. Es scheint uns so, als ob hier eine tolerante Gesellschaft leben würde!


Fredericton - Grand Falls NB

2010-09-02

Der Hurricane Earl kommt mit Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h der Ostküste entlang und soll am Samstag in Nova Scotia und New Brunswick aufs Festland treffen. Wir haben sowieso geplant, uns bis zum Wochenende 400 km westwärts zu verschieben, sodass uns dieser Sturm nur am Rande mit Regenfällen tangieren wird. Entlang dem breiten und fruchtbaren Tal des St. John River fahren wir bis Grand Falls. Der 23 Meter hohe Wasserfall im Dorf ist an sich nichts spezielles, ausser man kann sich bildlich vorstellen, wie das Wasser bei der Schneeschmelze bis zu den Bäumen am Canyonrand steht.


Grand Falls NB - Rivière-du-Loup QC

2010-09-03

Weiter geht unsere Fahrt via Edmundston nach Rivière-du-Loup. Unterwegs überqueren wir die Grenze zur Provinz Quebec. Es ist die flächenmässig grösste Provinz Kanadas. Sie hat fast gleich viele Einwohner wie die Schweiz, ist aber 37 mal grösser, wobei fast alle im Süden der Provinz leben. Es ist die einzige Region Nordamerikas mit einer französischsprachigen Mehrheit. Volksabstimmungen über eine Trennung von Kanada und Gründung eines eigenen Staates sind 1980 und 1995 knapp gescheitert. Während in der Konföderation Kanada wegen den Quebecern auch Französisch eine offizielle Amtssprache ist, ist es in Quebec ausschliesslich Französisch. Als Besucher ist man dann leicht brüskiert, wenn von Strassenschildern bis zu Informationstafeln an historischen Stätten alles nur noch in französisch beschriftet ist. Der Anglo-Kanadier wird wohl mehr als nur brüskiert sein.


Rivière-du-Loup QC

2010-09-04

Schon in der ersten Ortschaft in Quebec erlebt man so etwas wie einen umgekehrten Kulturschock. In den Dorfzentren sieht man Boucherie, Boulangerie und eventuell sogar eine Patisserie. Wir haben die Qual der Wahl bei den knusprigen Brotsorten und unseren Lieblings-Rohmilchkäse. Alle kulinarischen Gelüste konnte das tolle Angebot aus dem Meer an der Ostküste halt auch nicht befriedigen. Im weiteren gibt es Restaurants, in denen gespiesen und genossen und nicht nur der Hunger gestillt wird. Wo die Leute anderenorts kaum sitzen und schon das Hauptgericht bestellt haben, nimmt man hier zuerst einen Ricard. Und zum Abschluss einen Espresso mit Digestif, während die übrigen Nordamerikaner die Rechnung schon während dem Hauptgericht bezahlt haben und mit den Speiseresten in der Styroporschachtel längsts gegangen sind. Schön zu sehen, dass die Québécois auch nach Generationen das „savoir vivre“ nicht verloren haben.


Rivière-du-Loup - Quebec-City

2010-09-05

Dem St. Lorenz-Strom entlang fahren wir nach Quebec-City. Auf den fruchtbaren Uferterrassen reiht sich bis zu den bewaldeten Hügeln ein Bauernhof an den anderen. Dazwischen nette Dörfer, welche von der Optik her auch irgendwo im Norden Frankreichs sein könnten. Der Hurrican Earl hat sich, bevor er aufs Festland gekommen, ist massiv abgeschwächt. Uns bringt er ein wenig Regen und Wind sowie massiv tiefere Temperaturen.


Ville de Québec

2010-09-06

Québec ist immer wieder einen Besuch wert. Die 400-jährige Metropole ist trotz rund 500'000 Einwohnern liebenswert provinziell geblieben. Es ist eine der schönsten Städte auf dem Kontinent und die einzige nördlich von Mexico mit einer Stadtmauer. Innerhalb dieser Mauern befindet sich Vieux Québec, wo sich auch der Tourismus konzentriert. Aufgeteilt in Unterstadt (basse ville) am Ufer des Saint-Laurent und Oberstadt (haute ville) auf dem Cap Diamant, findet man eine kompakte Altstadt mit gepflegten Häusern aus dem 17. – 19. Jahrhundert vor. Beim Bummeln durch die verwinkelten Gassen, teilweise auf runden Pflastersteinen, fühlt man sich wie in einer alten europäischen Stadt.


Ville de Québec

2010-09-07

Am Rand der Oberstadt mit majestätischer Sicht auf Basse-Ville und den Sankt-Lorenz-Strom steht das Wahrzeichen von Québec. Château Frontenac, ein kolossaler Hotelkomplex mit 618 Zimmern und Suiten, ist eines der meistfotografierten und schönsten Hotels der Welt. Gebaut wurde es von der Canadian Pacific Railway, welche im Anschluss an den Bau neuer Eisenbahn-Strecken zahlreiche luxuriöse Hotels in Kanada errichtet hat.


Ville de Québec - Umgebung

2010-09-08

Trotz regnerischem Wetter machen wir einen Ausflug auf die Ile d’Orleans. Die 191 km² grosse und komplett unter Denkmalschutz stehende Insel liegt wie ein Pfropfen im Mündungstrichter des St.-Lorenz-Stromes. Nach Ankunft der ersten Siedler zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde dieses Eiland als Erstes urbar gemacht. Der fruchtbare Boden wird nach wie vor landwirtschaftlich intensiv genutzt. Auf dem Rückweg nach Québec stoppen wir kurz am Chute Montmorency. Mit einer Höhe von 83 Metern übertrifft er die Niagara-Fälle um einige Meter. Die Wassermenge ist nur ein Bruchteil des Niagara aber es reicht, um uns von der Gischt durchnässen zu lassen.
Und dann geht es wieder in die Altstadt von Québec und erneut fällt es schwer, sich bei der grossen Auswahl an reizenden Lokalen für eines zu entscheiden.


Québec-City - Montréal

2010-09-09

Eigentlich hätten wir gerne noch einen Abstecher zum La-Mauricie-Nationalpark gemacht. Wir waren 2003 dort und der Park hat uns wahnsinnig gefallen. Die Wetterprognose ist aber so schlecht, dass wir darauf verzichten müssen. Wir fahren deshalb die 300 km nach Montréal am Stück. In einer Stadt lässt sich auch bei schlechterem Wetter etwas unternehmen und wenn es nur shoppen ist.


Montréal

2010-09-10

Montréal liegt auf der 500 km² grossen Insel Ile-de-Montréal im Sankt-Lorenz-Strom im Mündungsbereich des Ottawa-River. Mit 1,6 Mio Einwohnern ist es die zweitgrösste Stadt Kanadas. Rund ein Viertel der Bevölkerung Quebecs lebt hier.
Bis Anfangs der 1970-er Jahre war Montréal das Wirtschaftzentrum und die Rue St.-Jacques war Kanadas Wall-Street. Als Folge der separatistischen Strömungen und vor allem der Inkraftsetzung der französischen Sprachgesetze verliessen die anglophonen Finanzinstitute und weitere Unternehmen die Stadt in Richtung Toronto. Von diesem Aderlass hat sich die Stadt weitgehend erholt, die wirtschaftliche Führungsposition innerhalb Kanadas konnte jedoch nicht mehr zurückgewonnen werden.


Montréal

2010-09-11

Im Gegensatz zum sehr frankophonen Québec-City ist Montréal eine multikulturelle, pulsierende Metropole. Ein Stadtzentrum lässt sich kaum ausmachen. Jeder Stadtteil hat wegen den dort lebenden Einwanderern ein anderes Gesicht und ein eigenes Zentrum. Architektonisch sehenswertes und bodenlos hässliches stehen eng nebeneinander. Abrissbirnen und unfähige Städteplaner haben bis in die 1960-er Jahre unübersehbar gewütet. Uns gefällt die Altstadt mit Vieux-Montréal und Vieux-Port am besten. Enge Gassen mit Kopfsteinpflaster, Hufgeklapper der Kutschen und nette Lokale in altem Mauerwerk machen diesen ältesten Stadtteil richtig romantisch.
Wir fahren auch noch auf den Mont Royal, weil man von dort eine grandiose Sicht über die Stadt hätte. Gesperrte Strassen und Umleitungen wegen einem morgen stattfindenden Velorennen vergällen uns den Spass. Zudem sind Unmengen von Pedaleuren am Trainieren an diesem Hügel. Bergauf habe ich noch die Übersicht. Bergab jedoch gelten die 50 km/h innerorts anscheinend nur für mich und ich befürchte, dass einer von hinten auf die Ladebrücke fliegt, wenn ich Abbremsen müsste. Erwähnen muss ich bei dieser Gelegenheit auch, dass die Strassen Montréals über weite Strecken in himmeltraurigem Zustand und die Schlaglöcher berühmt und berüchtigt sind.


Montréal

2010-09-12

In der Nähe von Little Italie und French Quarter finden wir den Marché Jean-Talon. Unter einem offenen Lagerhallendach befinden sich 200 oder mehr Verkaufsstände mit frischem Gemüse, Obst und Feinschmecker-Delikatessen. Da wir morgen die Provinz Québec verlassen, können wir uns beim Einkaufen kaum zurückhalten. Wer weiss, wann wir das nächste Mal ein derartiges Angebot an Rohmilch-Käse, Charcuterie und knusprigen Broten finden werden. Regelrecht happy kehren wir in der Rue St-Denis, der studentischen Kneipenmeile des frankophonen Teils Montréals, in einer Mikro-Brewery ein und geniessen ein würziges Blondes. Nebenbei erwähnt wissen wir nicht mehr, wieviele solcher Kleinbrauereien wir in Nordamerika schon besucht haben. Fast jedes Städtchen hat eine und immer muss man froh sein, noch ein Sitzplätzchen im dazugehörenden Restaurant zu finden. Das uniforme Einheitsbier der Grossbrauereien scheint auch in Nordamerika nicht das allein seligmachende zu sein.


Montréal - Ottawa

2010-09-13

Wir fahren weiter und überqueren die Grenze zur Provinz Ontario. Je näher wir Ottawa kommen, umso mehr fällt uns auf, dass wieder rücksichtsvoller und weniger aggressiv gefahren wird. Die Quebecer haben einen eher europäischen Fahrstil und unterscheiden sich halt auch in dieser Beziehung von den übrigen Bewohnern des Kontinents. Dafür muss man ihnen zugute halten, dass sie rückwärts Einparken können. Die anderen Nordamerikaner geben auch bei grossen Parklücken meistens nach drei erfolglosen Versuchen entnerft auf und fahren weiter.


Ottawa ON

2010-09-14

Selbst für kanadische Verhältnisse ist Ottawa eine junge Stadt. 1855 hatte sie noch 10'000 Einwohner und 1857 ist sie von Queen Victoria überraschend zur Hauptstadt bestimmt worden. Vermutlich war die Lage an der Sprachgrenze dafür entscheidend. Heute ist Ottawa eine kulturelle Metropole mit über 800'000 Einwohnern. Hauptsehenswürdigkeit neben vielen bedeutenden Museen ist der beeindruckende Parlament Hill. Die diversen Regierungsgebäulichkeiten sind im Stil der britischen Neugotik mit Ähnlichkeiten zu Westminster zwischen 1860 und 1867 erbaut worden.


Ottawa ON

2010-09-15

Auf dem gegenüberliegenden Ufer des Ottawa-River und mit mehreren Brücken verbunden liegt die Schwester-Stadt Gatineau. Sie gehört bereits wieder zu Québec. Für Nachtschwärmer sei dort viel mehr los als in Ottawa. Mir bleibt das versagt und ich muss mich auf den Besuch des Canada Aviation Museums beschränken. Von den kanadischer Flugpionieren über Buschpiloten und ihren fliegenden Kisten bis zu den in Kanada gebauten Jets und Düsenjägern ist alles vorhanden.
Und dann ziehen uns auch die Märkte immer wieder magisch an. Hier ist es der Byward Market und zu unserer Entzückung hat es auch Läden mit wunderbaren Brotwaren und Patisserie, italienische und französische Wurstwaren sowie französichem Rohmilchkäse. In der Umgebung des Byward Market findet man auch viele gute Restaurants und gemütliche Pubs.


Ottawa ON

2010-09-16

Die meisten Wälder sind zwar noch grün, aber von Tag zu Tag sieht man mehr gelbe und vereinzelt auch schon rote Blätter. Das Wetter ist in letzter Zeit merklich kühler und regnerischer geworden.
Zu Hause gibt es zum Nachtessen einen Wurstsalat. Die Würste haben wir noch in Montréal gekauft, weil sie ausgesehen haben wie Cervelat. Und jetzt dürfen wir feststellen, dass sie auch haargenau so schmecken. Wir sind schon zu weit weg um noch eruieren zu können, ob der Metzger seinen Beruf in der Schweiz erlernt hat oder die Cervelats anhand eines Rezeptes kopiert. Nach dem ersten Bissen ärgern wir uns grün und blau, weil wir vor dem Laden nicht einen dieser „Klöpfer“ ausgepackt und angebissen haben. Wir hätten nämlich rechtsumkehrt gemacht und unseren Tiefkühler gefüllt.


Ottawa - Barry's Bay ON

2010-09-17

Jetzt haben wir genug Grossstädte gehabt für eine Weile. Wir fahren westwärts weiter durch eine von Weidewirtschaft geprägte Landschaft. Je näher wir zum Algonquin Provincial Park kommen, säumen nur noch schöne Walder und Seen unseren Weg. An der bezaubernden Barry’s Bay bleiben wir für eine Nacht.


Barry's Bay - Barrie ON

2010-09-18

Die Strasse führt 60 km durch den Algonquin Provincial Park und es ist wie 2003, als wir schon mal hier waren. Bei dem trüben und regnerischen Wetter kommen die Reize des Parks einfach nicht zur Geltung. Anstatt eine Nacht im Park zu verbringen, fahren wir deshalb weiter bis nach Barrie am Lake Simcoe. Gestern haben wir unseren Reiseplan insofern geändert, dass wir nicht bis nach Thunder Bay fahren und dort in die USA einreisen, sondern bei Windsor/Detroit die Grenze überqueren werden.


Barrie - Waterloo ON

2010-09-19

Von Barrie geht die Reise weiträumig an Toronto vorbei bis nach Waterloo in der Nähe von Kitchener. Komplett können wir dem Grossstadtverkehr trotzdem nicht ausweichen. Toronto hat 2,5 Mio Einwohner und die Greater Metropolitan Area 8 Mio. In der Aglomeration von Toronto sind in den letzten 30 Jahren Städte mit 100'000 und sogar über 200'000 Einwohnern entstanden. Eigentlich schade, dass in diesem wunderschönen und riesigen Land fast jeder Vierte Kanadier hier wohnen muss oder will.


St. Jacobs ON

2010-09-20

Ein paar Kilometer von Waterloo entfernt ist mennonitisches Siedlungsgebiet. Als in Pennsylvania um 1800 das Siedlungsland knapp und teurer wurde, sind sie mit Planwagen hierher gezogen und haben das Land urbar gemacht. Ein Drittel von ihnen, die konservativen Alt-Mennoniten, lehnen noch immer jeglichen technischen Fortschritt wie Elektrizität, Autos oder Maschinen kategorisch ab.
In der Laundy des Campgrounds kommt Hedy mit Bob Hall ins Gespräch. Er hat 1969/70 eine Saison in Ambri-Piotta gespielt. Ich lerne ihn dann auch noch kennen, weil er mit Mannschaftsfotos und Schweizerkarte bei uns vorbeikommt. Er zeigt uns auf der Karte, wo er überall in der Schweiz Meisterschaftsspiele bestritten hat und schwärmt davon, dass dies für ihn die schönste Zeit als Hockey-Profi gewesen sei. Er bedauert noch heute, dass er wegen Knieproblemen schon nach einem Jahr zurück nach Kanada musste. Bei Diskussionen mit Freunden betreffend den Quebecern und der Zweisprachigkeit Kanadas benutze er die Schweiz immer wieder als Beispiel, wie dieses kleine Land sogar 4 Sprachen und keine Probleme damit habe. Wir lassen ihn in diesem Glauben!


Waterloo - Stratford - Wyoming ON

2010-09-21

Auf Nebenstrassen fahren wir zum Südzipfel des Lake Huron nach Wyoming ON. Ein äusserst abwechslungsreiches Agrar-Sightseeing entlang grossen Getreidefeldern oder Viehzucht-betrieben, modernen Grossbetrieben oder antiquierten Bauernhöfen.
Unterwegs legen wir einen Halt ein in Stratford an einem Flüsschen namens Avon. Bezeichnenderweise ist der Ort von einem Shakespeare-Fan gegründet worden. Seit über 50 Jahren findet das Stratford-Festival statt. Über 500 Aufführungen auf 4 Bühnen locken jedes Jahr über eine Million Besucher nach Stratford. Zu unserer Überraschung stossen wir in der Main Street auf einen Käseladen mit einer schönen Auswahl an französischem Rohmilchkäse.


Wyoming - Oil Springs - McGregor ON

2010-09-22

Letzter Halt vor dem Grenzübertritt in die USA in McGregor, nahe Windsor ON. Unterwegs schauen wir uns das Oil Museum in Oil Springs an, wo 1858 erstmals in Nordamerika kommerziell Erdöl gefördert worden ist. Dieser erste „oil rush“ in Amerika verhundertfachte in kürzester Zeit die Landpreise im ehemals Black Creek genannten Ort.
Kindheitserinnerungen veranlassen uns zu einem weiteren Stopp in Dresden ON bei der „Uncle Tom’s Cabin Historic Site“. Die 3 alten Holzhütten sind die CAD 12.50 Eintrittsgeld nicht wert und wir sind schnell wieder draussen. Später müssen wir dann auch noch erfahren, dass Onkel Tom’s Hütte, welche Harriet Beecher Stowe zu ihrem weltberühmten Roman inspiriert hat, in Maryland steht.


McGregor ON - Wapakoneta OH

2010-09-23

Die Einreise in die USA über Sault Ste. Marie vor einem Jahr verlief wesentlich zügiger. Hier muss man das Fahrzeug abstellen und die Schlüssel einem Beamten übergeben. Aus dem Kühlschrank nimmt man uns den Lauch, 2 Tomaten und eine Pepperoni. Drinnen werden dann unsere Papiere studiert, Fingerabdrücke überprüft und Interviews geführt. Dazwischen im Befehlston hinsetzen und wieder warten, bis man aufgerufen wird. Endlich meinen wir das Ganze überstanden zu haben und jetzt kommt die Beamtin damit, dass wir uns nur 6 Monate pro Jahr in den USA aufhalten dürfen und etwa 4 Monate davon aufgebraucht seien. Die Auskunft der Botschaft in Bern, wonach wir mit unserem Visa bei jeder Einreise wieder 6 Monate bleiben dürften, sei falsch. Wir setzen die Leidensmiene auf und jammern, dass sie unseren grossen Traum abrupt beenden würde. Sie erbarmt sich und fordert uns zum hinsetzen auf. Dann werden wir, vermutlich von ihrer Chefin, aufgerufen und das Interview zu Reiseplänen, Trailer und Finanzen geht von vorne los. Letztendlich gewährt sie uns aber mit einem grossmütigen Gesichtsausdruck den Aufenthalt bis zum 22. März, wofür wir uns höflich bedanken und (nach 40 Minuten) ganz schnell verschwinden.
Dass mehr Last- als Personenwagen die Grenze passieren ist nicht weiter verwunderlich. Obwohl die meisten Dinge in den USA wesentlich billiger sind, fährt kaum ein Kanadier zum Einkaufen rüber. Nebst der mühsamen Einreise in die USA kann er bei der Rückreise auch darauf wetten, dass die kanadischen Zöllner sein Fahrzeug durchsuchen.


Jackson Center OH, Airstream Factory

2010-09-24

In Jackson Center OH nehmen wir bei Airstream an einer Factory Tour teil. Deren Trailer werden äusserlich fast unverändert seit über 70 Jahren hergestellt und sind zu einem Kult-Objekt mit einer grossen Fan-Gemeinde geworden. In einer schätzungsweise 10'000 m² grossen Halle fertigen 130 Mitarbeiter momentan 23 Trailer pro Woche. In besseren Zeiten waren es auch schon 45 Stück. Die Tour ist sehr interessant aber alles andere als beeindruckend. Wenn man einen Industriebetrieb nach europäischen Massstäben erwartet, muss man nach wenigen Schritten in der Halle feststellen, dass man sich in einer grossen Werkstatt befindet. Nicht nur das Aussehen der Trailer, auch die Produktionsmethoden haben sich kaum verändert.


Wapakoneta OH - Indianapolis IN

2010-09-25

Wir fahren weiter auf der IS 75 bis Dayton und dann westwärts nach Indianapolis. Unübersehbar hat seit Quebec die Anzahl der „Schnell-, Viel- und Billig-Fressbetriebe“ zu Lasten kultivierter Speiselokale kontinuierlich zugenommen. Parallel dazu sieht man auch immer mehr Übergewichtige bzw. Fettleibige. Aber wen wundert das schon!


Indianapolis - Pam and Jim

2010-09-26

Gestern Abend waren wir bei Pam und Jim, einem Cousin von Mark, zum Dinner eingeladen. Jim ist Professor an einer der renommiertesten Kinderkliniken und ist schon als einer der 10 besten Fachärzte Amerikas ausgezeichnet worden. Die Kontaktaufnahme erfolgte mit 2 E-Mails und einem kurzen Telefonat. Sie begrüssen uns mit Küsschen links und rechts, als wenn wir zur Familie gehören oder uns schon lange kennen würden. Ganz nach dem Motto: dein Freund ist auch mein Freund. Ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft machen diesen Abend für uns unvergesslich.


Indianapolis IN

2010-09-27

Indianapolis ist auch wieder eine Stadt, welche von ein paar Tausend innert 150 Jahren auf 800'000 Einwohner gewachsen ist. Sie ist die Hauptstadt des Bundesstaates Indiana und nach dem Vorbild Washingtons erbaut. Alle Zufahrtstrassen führen sternförmig zum Mittelpunkt, dem Monument Circle. Eine nette und saubere Innerstadt ohne spezielle Highlights. Berühmt ist Indianapolis eigentlich nur wegen seinem Speedway und dem alljährlich am Memorial Day stattfindenden Indi 500.


Indianapolis Motor Speedway

2010-09-28

Leider sind wir zum falschen Zeitpunkt im Indianapolis Motor Speedway. Aber wer weiss, vielleicht sind wir auch mal Ende Mai hier, wenn das Rennen auf der weltweit ältesten noch genutzten Rennstrecke gefahren wird. Reizen würde es uns schon, einmal das „Gentlemen, start your engines“ und das Dröhnen der Motoren im 4-Km-Oval zu erleben. Einen Besuch war es trotzdem wert wegen dem Hall of Fame Museum, welches Rennsport-Freaks viel Interessantes zur 100-jährigen Geschichte von Indi 500 bietet. Einzigartig sind auch die über 75 Oldtimer bis zum Siegerwagen von 1911.


Indianapolis - neue Bereifung für den Trailer

2010-09-29

Wenn man sich in den Läden, vorallem Warenhäuser und Bekleidungsgeschäften, nach der Herkunft der Waren informiert, gibt es uns immer wieder zu denken. Die Regale sind voll mit Billig-Waren aus Fernost. Am schlimmsten sind die „1-Dollar-Shops“, dort kommt fast alles aus China. Bereits in den Lebensmittelgeschäften sieht man Waren aus dem Reich der Mitte. Kürzlich zum Beispiel dünne, weisse Spargeln im Glas.
Heute ist der Zeitpunkt gekommen, die Reifen an unserem Trailer zu ersetzen. Aus einem Prospekt hatten wir einen Anhaltspunkt von USD 300.-- pro Stück für die gleichen Goodyear-Pneus, welche jetzt montiert sind. Bei einem grossen Händler lassen wir uns eine Offerte machen. Als der Angestellte mir den Preis von USD 650.-- für 4 Stück nennt ist mir sofort klar, dass es sich nur um Chinesen-Finken handeln kann. Er versucht mir zu erklären, dass zur Zeit nichts anderes verfügbar sei auf dem Pneumarkt. Ich will oder kann es nicht glauben, bis er mir auf dem Bildschirm seine pendente Bestellung von November letzten Jahres zeigt. Er warte jetzt seit 10 Monaten auf einen verbindlichen Liefertermin von Goodyear. Da fahren Abermillionen von Trailern auf Amerikas Strassen und bei der Bereifung ist man auf die Chinesen angewiesen. (Könnte auch sein, dass Goodyear in Form eines Joint Venture an diesem chinesischen Werk beteiligt ist).
Wie lange dauert es wohl noch, bis Burger, Ketchup und Coke aus China bezogen werden?


Indianapolis IN

2010-09-30

Wie in anderen Bundesstaaten gibt es auch in Indiana einige kuriose Gesetze, welche nie an die Neuzeit angepasst wurden. Beispielsweise dürfen Fussgänger, welche eine Überlandstrasse überqueren, kein Schlusslicht tragen. Noch obskurer ist dieses: Befindet sich ein Mädchen unter 17 Jahre ohne Schuhe und Strümpfe im Auto eines über 18 Jahre alten männlichen Fahrers, so ist der Tatbestand der Vergewaltigung erfüllt. Also aufgepasst Jungs, dein Girlfriend darf alles ausziehen, nur Schuhe und Stümpfe muss sie unbedingt anbehalten!


Indianapolis Zoo

2010-10-01

Auf Empfehlung besuchen wir den Indianapolis Zoo. Auch für europäische Massstäbe ist er eher klein. Gemütlich spaziert hat man in 2 – 3 Stunden den Parcours absolviert. Angelegt ist er sehr naturnah mit nur wenig Gitterstäben und Maschendraht. Sehenswert ist auch die Delphin-Vorführung, nicht so spektakulär und auf grosse Show gemacht wie in den Vergnügungsparks, aber nicht minder eindrucksvoll. Die Trainerinnen stehen ausserhalb des Beckens und zeigen den Delphinen mit Arm- und Kopfbewegungen, welche Figur sie schwimmen und/oder springen sollen. Die Delphine sind eifrig bei der Sache und können es kaum erwarten, den nächsten Befehl zu bekommen. Vielleicht auch nur, weil es jedes Mal eine Belohnung gibt.


Indianapolis - Kanadagänse

2010-10-02

Ein spezielles Naturschauspiel bieten zur Zeit die Kanadagänse. Sie sind genau wie wir unterwegs in südlichere Gefielde. Wegen dem schönen Herbstwetter und guten Futterplätzen haben viele in der Region einen Zwischenstopp eingelegt. Jeweils Morgens früh und bei Sonnenuntergang fliegen sie in grossen Verbänden über unseren Campground. Sie halten sich nachts auf Gewässern auf, fliegen morgens zu ihren Nahrungsgründen und kehren abends zum Gewässer zurück. Meist fliegen sie in einer V-Formation in geringer Höhe mit lautem Gequake, welches der Orientierung dient.


Indianapolis - Eagle Creek Park

2010-10-03

Ob kleines Städtchen oder Mega-Metropole, überall gibt es in Nordamerika in und ausserhalb der Ortschaften sehr gepflegte Parks. Sie verfügen meist über viele Annehmlichkeiten für die Bevölkerung wie Picknick-Plätze mit Grillstellen, Kinderspielplätze, Wander- und Bikerwege, Kayaking und vieles mehr. Vor allem in der Nähe der Picknick-Plätze sind immer genügend Parkplätze vorhanden (sonst würde ja keiner kommen). Die Eintrittspreise sind bescheiden und Familien mit Kindern können für ein paar Dollar eine Jahreskarte erwerben. Übernachtet werden darf in diesen Parks nicht, aber manchmal ist noch ein Campground angegliedert.


Indianapolis - Indiana University Hospital

2010-10-04

Einige haben sich vielleicht gefragt, wieso wir unsere geplante Route geändert und schon so früh südwärts gefahren sind und warum wir jetzt so lange in Indianapolis hocken. Nach dem Besuch der Notfallstation in St. John’s NL am 5. Juli und der erfolgreichen Gallenstein-Behandlung hatte Hedy immer wieder leichte Schmerzen in dieser Bauchgegend. Mitte August sind die Schmerzen heftiger geworden, sodass wir am 25. August die Notfallstation in Charlottetown PE aufgesucht haben. Nach 13 Stunden warten auf einen Arzt haben wir um 3 Uhr morgens das Spital mit einem anderen Rezept verlassen. Nach Absetzen der Medikamente waren die leichten Schmerzen in Form eines Drücken/Ziehen wieder da. Immer mehr hatte sie auch Blähungen und unregelmässigen Stuhl. Inzwischen war uns klar, dass sie einen Spezialisten braucht und wir in einer Notfallstation am falschen Ort sind. Mangels Connection zu Fachärzten hatten wir bereits darüber nachgedacht, für eine gründliche Untersuchung kurzfristig in die Schweiz zu fliegen. Unser lieber Freund Mark hat uns dann den Kontakt hergestellt zu seinem Cousin Jim, Professor an einer der renommiertesten Kinderkliniken der USA. Jim wiederum hat dann für Hedy bei einem Gastroenterology-Professor am Indiana University Hospital in Indianapolis einen Termin arrangiert. Am letzten Montag wurden dann Bluttests und eine Ultraschall-Untersuchung vorgenommen. Nachdem die Resultate keine Anhaltspunkte für eine Erkrankung ergaben, musste sie sich heute einer Magen-Spiegelung unterziehen. Dabei wurde eine Entzündung der Magenschleimhaut, verursacht durch Helicobacter pylori, festgestellt. Wir warten jetzt angespannt auf die Analyse der entnommenen Gewebeproben. Zwischenzeitlich wird am Donnerstag noch eine HIDA (Scan Nuclear Medicin Study) gemacht, um sicher zu gehen, dass die Gallenblase richtig arbeitet und nicht Auslöser der Entzündung ist. Kommt bei der Gewebe-Analyse nichts weiteres zum Vorschein, kann der Helicobacter medikamentös behandelt werden mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von über 95 %. Arbeitet die Gallenblase nicht richtig, muss sie operativ entfernt werden. Und dann gibt es natürlich noch jede Menge weiterer Eventualitäten. Wie sind guten Mutes mit ein klein wenig Hoffen und Bangen, dass wir unsere Reise bald fortsetzen können.


Indianapolis IN

2010-10-05

Obwohl der gestrige Befund mit Magen-Entzündung und Verdacht auf Helicobacter Pylori nichts erfreuliches ist, entwickelt Hedy eine Aktivität wie schon lange nicht mehr. Irgendwie scheint sie erleichtert, dass nach wochenlanger Ungewissheit die Ursache für ihre Beschwerden gefunden wurde. Ihr Stimmungshoch zeigt sich darin, dass sie kurz nach dem Morgenessen die Putzwut überkommt.


Indianapolis IN

2010-10-06

Indianapolis ist eine recht grosse Stadt mit über 800'000 Einwohnern. Trotzdem könnte man nach einem Tag weiterreisen, ohne etwas verpasst zu haben. Wir müssen noch bleiben und suchen deshalb jeden Tag nach Sehenswürdigkeiten und Events in der Region. Da wir eine Vorliebe für Märkte haben, fahren wir ins Zentrum an den City Market. Das Beste neben dem frischen Gemüse aus der Region ist die wohltuende Nackenmassage für USD 10.--.


Indianapolis - Indiana University Hospital

2010-10-07

Zu unchristlicher Zeit (07.30 h) sind wir für die HIDA (Scan Nuclear Medicin Study) im University Hospital. Nach Injektion einer Flüssigkeit liegt Hedy eineinhalb Stunden lang auf einem unbequemen Brett in der Röhre, um die Funktion der Gallenblase zu testen. Wir hoffen, dass das Resultat bald vorliegt.


Indianapolis IN

2010-10-08

Die Analyse der HIDA liegt schon vor. Die Entleerung der Gallenblase ist äusserst schwach. Gleichzeitig bekommt sie einen Termin für Montag Morgen bei einem Chirurgen. Daraus schliessen wir, dass die Gallenblase operativ entfernt werden soll.


Indianapolis - O'Reilly Raceway

2010-10-09

Gestern haben wir alle Analysen an Medgate geschickt, um eine „second opinion“ zu bekommen und die Frage gestellt, ob die Operation auch ein paar Monate aufgeschoben werden könnte. Heute kommt der Bescheid, dass es Hedy überlassen sei, wann sie den Eingriff vornehmen lassen wolle. Man macht sie aber darauf aufmerksam, was alles geschehen könnte, weil sich die Gallenblase nicht richtig entleert. Wir kommen zum Schluss, dass die sofortige Operation wohl das kleinere Übel ist. Zudem steht uns auf unserer Reise nicht überall diese Spitzen-Medizin zur Verfügung, wie hier am Indiana University Hospital. Jedenfalls sind wir jetzt vorbereitet auf das Gespräch mit dem Chirurgen am Montag.
Nebst dem Indi Speedway gibt es im Westen der Stadt noch den O’Reilly Raceway. Hier findet vor allem Drag Racing (Beschleunigungsrennen) statt. Obwohl heute nur eine regionale Veranstaltung auf dem Programm steht, ist es für uns doch sehr beeindruckend. Die Dinger gehen ohne Übertreibung wie aus der Kanone geschossen weg. Der Schnellste schafft die Viertelmeile (402 Meter) in knapp 6 Sekunden mit einer Endgeschwindigkeit von 400 km/h. Die Top Fuel Klasse der Nation Wide Series, welche hier nicht am Start waren, brauchen noch 4½ Sekunden und erreichen über 500 km/h. Das sparen wir uns für ein anderes Mal auf.


Indianapolis - Indian Summer

2010-10-10

Seit 3 Wochen haben wir wunderschönes Herbstwetter mit Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad. Das Farbenspiel der Wälder ist von Tag zu Tag lebhafter und intensiver geworden. Die stärkere Färbung gegenüber europäischen Wäldern ist auf die höhere Anzahl von Baumarten zurückzuführen. Über 800 Arten, davon 70 Eichen, in Nordamerika gegenüber 51 Arten, davon 3 Eichen, in Europa.


Indianapolis - keine Operation

2010-10-11

In der Erwartung, dass der Professor für Chirurgie am University Hospital das Skalpell schon in der Hand hat, gehen wir an den vereinbarten Termin. Sehr ausführlich und sogar mit Handskizzen der inneren Organe erläutert er uns die Funktion der Gallenblase. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hedy’s momentanen Probleme nach der Entfernung der Gallenblase beendet seien, betrage höchstens 75%. Er empfiehlt ihr abzuwarten. Ernsthafte gesundheitliche Risiken gebe es keine. Falls erforderlich könne die Gallenblase heutzutage von jedem x-beliebigen Spital innert einer Stunde ambulant laparaskopisch entfernt werden.
Wir vertrauen dem Herrn Professor und beschliessen, morgen die Pferde vor den Wagen zu spannen und Richtung wilder Westen weiterzuziehen.


Indianapolis - Granite City IL

2010-10-12

In nächster Zeit werden wir Gas geben müssen, weil es bis Arizona noch etwa 2'500 Km weit ist. Unterwegs werden wir in New Mexico auf über 2'100 Meter über Meer kommen und im Oktober hat es dort auch schon geschneit. Ab St. Louis wollen wir der Route 66 folgen, oder was von ihr noch übrig geblieben ist. Heute fahren wir bis Granite City IL, kurz vor St. Louis MO.


St. Louis MO

2010-10-13

St. Louis liegt am Mississippi und der Fluss bildet auch die Grenze zwischen Illinois und Missouri. Infolge Wegzugs von der Stadt ins Umland hat sich die Bevölkerungszahl seit 1950 von 850'000 auf 350'000 reduziert. Zurück blieben verwahrloste Quartiere mit Ruinen. Wahrzeichen und wohl auch einzige wirkliche Sehenswürdigkeit der Stadt ist die Gateway Arch, das Tor zum Westen. Zur Aussichtsplattform an der Spitze des Bogens führt ein sehr spezielles Aufzugssystem. Acht aneinandergereihte, kugelförmige Mini-Kabinen mit je 5 Plätzen bringen die Passagiere auf 192 Meter. Die Sicht auf die Stadt und das Umland ist atemberaubend.


St. Louis - Springfield MO

2010-10-14

Wir verzichten vorderhand auf die Route 66, weil sie ab St. Louis meist der IS 44 folgt und wir für die 370 km bis Springfield mehr als die doppelte Zeit benötigen würden. Zudem ist es sicher nicht das schönste Teilstück von „America’s Mainstreet“. Unterwegs besichtigen wir die Meramec Caverns, eine 400 Mio Jahre alte Kalksteinhöhle. Auf dem 1 Meile langen Rundgang bietet jeder Raum wieder andere faszinierende Formen von Stalaktiten und Stalagmiten.


Springfield MO

2010-10-15

Springfield ist mit 150'000 Einwohnern die drittgrösste Stadt im Bundesstaat Missouri. Wenn die 66 nicht durch die Stadt führen würde, hätte man auf der Umfahrungsstrasse nichts verpasst. Viele leerstehende Geschäftlokale und Gebäude machen das an und für sich nette Stadtzentrum trostlos. Wie wir schon oft in kleineren Städten festgestellt haben, spielt sich das Leben immer mehr entlang den Ausfallstrassen ab und die City verödet langsam.


Springfield MO - Tulsa OK

2010-10-16

Die Route 66 von Chicago nach Santa Monica wurde ab 1926 gebaut, meist indem man bereits bestehende Strassen miteinander verband. 1938 war die ganze Strecke über 2'448 Meilen bzw. fast 4'000 Kilometer asphaltiert. Lange Zeit war sie dann die bedeutenste Ost-West-Verbindung. Mit dem Bau des Interstate Highway Systems nach dem 2. Weltkrieg wurde die kurvenreiche Route 66 immer bedeutungsloser. 1985 wurde ihr der US-Highway-Status von der zuständigen Behörde entzogen.
Von Missouri führt die 66 noch ein kurzes Stück durch Kansas und schon sind wir in Oklahoma. Wegen der Fahrt auf Nebenstrassen kommen wir spät in Tulsa an und müssen feststellen, dass wir uns beim Campground vergriffen haben. Er gehört zu einem Casino, hat 400 Plätze für Camper und entspricht mehr einem Parking-Lot als einem Camp. Wir fahren deshalb am anderen Morgen gleich weiter, zumal Tulsa touristisch wenig bietet.


Tulsa - Oklahoma City

2010-10-17

Erstmals in Oklahoma kommen wir an einer Tourist-Info vorbei und können uns mit Material, insbesondere zur Route 66 durch Oklahoma eindecken. Zu unserem grossen Erstaunen lesen wir, dass man nicht der Strassenbeschilderung folgen solle, weil man auf die Interstate 44 um die Stadt Tulsa rum geleitet werde, während die Old Route 66 durch die Stadt führe. Kommt dummerweise zu spät für uns, weil wir bereits auf der IS 44 sind.
Durch die unendlich scheinende Prärie geht die Fahrt weiter bis nach Oklahoma City.


Oklahoma City

2010-10-18

Mit dem „Louisiana Purchase“ kauften die USA von Napoleon mehr als ein Viertel der Fläche der heutigen USA, zu dem auch das heutige Oklahoma gehörte. Etwa 12'000 Indianer lebten zu dieser Zeit vom Landbau und Bisonjagd in dieser Gegend. Da das Land für die Weissen nicht attraktiv war, wurde 1830 mit dem „Indian Removal Act“ die gesetzliche Grundlage geschaffen, die „five civiliced Tribes“ (Cherokee, Choctaw, Chickasaw, Creek und Seminole), mit 50'000 Ureinwohner gewaltsam hierher umzusiedeln. 1838 zogen auf dem berüchtigten „Trail of Tears“ 17'000 Indianer nach Oklahoma, wovon ein Viertel den Marsch nicht überlebte. Das Versprechen, dieses Land von Siedlern freizuhalten, währte nicht lange. Mit der Ausrottung der Bisons wurde den Indianern die Lebensgrundlage entzogen und 1875 wurde die indianische Selbstverwaltung aufgehoben. Die Prärie war nun frei für die Viehherden aus Texas, welche auf verschiedenen Trails zu den Bahnstationen das Land durchquerten. Die Siedler vom Osten her waren auch nicht mehr aufzuhalten und die Regierung erklärte einzelne Landesteile zu besiedelbarem Land. Auf ein Startsignal hin gingen am 22. April 1889 über 50'000 Siedler von Kansas, Arkansas, Missouri und Colorado ins Rennen, um die Prärie in Besitz zu nehmen (great land run). Oklahoma City war am Morgen noch eine Bahnstation der Santa Fe Railroad mit einem Postamt und am Abend eine Zeltstadt mit 10'000 Menschen.
Die Hauptstadt ist nicht speziell sehenswert. Ein Kuriosum ist das Capitol, welches auf seinem Gelände eine eigene Ölquelle besitzt.


Oklahoma City - El Reno OK

2010-10-19

Bevor wir weiterfahren schauen wir in Oklahoma City noch im „Outdoor World“ rein. Der Einkaufscenter bietet eine riesige Auswahl an Freizeit-Artikeln. Auch wenn man nichts braucht und kein Shopping-Fan ist, macht ein Rundgang durch den sehr kreativ gestylten Laden viel Spass. Nach knapp 100 Km verlassen wir den Highway bereits und bleiben für eine Nacht in El Reno.


El Reno OK - Amarillo TX

2010-10-20

Auf den 2'488 Meilen durchquert die Route 66 acht Bundesstaaten und drei Zeitzonen. Heute kommen wir bereits in den fünften, Texas. Ich werde jetzt die Baseball-Mütze für eine Weile auf die Seite legen und den Stetson anziehen. Texas ist der zweitgrösste Bundesstaat der USA, ungefähr so gross wie die Schweiz mit Deutschland und Italien zusammen. Wir fahren die 350 Km bis Amarillo auf der IS 40, weil die 66, abgesehen von ein paar Abstechern zu Ortschaften, immer als Service-Road, mal links und mal wieder rechts, direkt neben dem Highway verläuft. Wir kommen so etwa drei mal so schnell vorwärts wie auf der engen und holprigen 66. Die „High Plains Western Prairie“ ist eine schier unendliche, baumlose und dürre Hochebene. Ab und zu mal ein Dorf oder eine Farm mit noch lebenden Beefsteaks auf der Weide.


Amarillo TX

2010-10-21

Amarillo, The Yellow Rose of Texas, ist die Hauptstadt des Viehhandels. Übers Jahr werden hier über 300'000 Rinder gehandelt respektive das, was einmal auf den Tellern der Steakhouses oder bei McDonalds zwischen Brötchen landet. Die Old Route 66 führt mitten durch die Stadt, aber wenn man auf der IS 40 bleibt und Amarillo umfährt, hat man auch nichts verpasst. Ausgenommen wahrscheinlich Dienstags, wenn die Viehauktion stattfindet. Aber wegen den Rindviechern bleiben wir nicht noch 4 Tage hier, weil wir sicher noch mehr davon zu sehen bekommen.


Amarillo TX

2010-10-22

Obwohl sehr touristisch aufgemotzt gehen wir trotzdem zum Nachtessen in die Big Texan Steak Ranch. Wir nehmen aber nicht die Spezialität des Hauses, das 72 oz. (2 Kilogramm!!!!) Sirloin-Steak mit Baked Patato, Brötchen, Salat und 3 Fried Shrimps. Wer es schafft, dies alles innerhalb von 60 Minuten zu verschlingen (verspeisen kann man dem ja nicht mehr sagen), muss nichts bezahlen. Wer scheitert, bezahlt für das Menu 72 USD. Für diejenigen, welche ein akuter Lebensmittel-Husten überkommt, steht der Eimer unter dem Tisch schon bereit. Einige hundert Fresskünstler haben es in den letzten 50 Jahren geschafft, darunter auch ein paar Schweizer. Die Hall of Fame führt als jüngsten einen 11-jähriger Knaben und als älteste eine 69-jährige Oma. Der aktuelle Rekord steht bei unglaublichen 8’52“. Und dann gab es 1966 noch Klondike Bill, ein Profi-Wrestler, welcher innerhalb dieser 60 Minuten gleich noch eine 2. Portion verdrückte.


Amarillo TX - Tucumcari NM

2010-10-23

Kurz nach Amarillo ein erster Halt an der berühmten Cadillac Ranch. Eine Künstlergruppe hat 1974 in einem Maisfeld an der IS 40 zehn alte Cadillacs mit der Kühlerhaube voran eingegraben. Das Kunstwerk soll die Freiheit symbolisieren, welche das Automobil mit sich brachte.
Das Panorama ändert sich nicht, weiterhin eine einsame und ausgetrocknete Landschaft. Eintönig und trotzdem faszinierend. Wir überqueren die Grenze zu New Mexico und bleiben für eine Nacht in Tucumcari, mit 6'000 Einwohnern der erste grössere Ort seit Amarillo. Entlang der Route 66 durch Tucumcari stehen Dutzende verlassener und teils zerfallener Motels, Tankstellen usw. und zeugen von einer blühenden Vergangenheit.


Tucumcari - Santa Fe NM

2010-10-24

Auf der IS 40, einer der bedeutensten Ost/West-Verbindungen, sind unterdessen mehr Lastwagen als andere Fahrzeuge unterwegs. Und die Strasse ist auf den 900 Km seit Oklahoma City fast unmerklich aber kontunierlich angestiegen, topografisch betrachtet eine riesige schiefe Ebene. Von 360 Metern über Meer sind wir jetzt in Santa Fe auf 2'130 M.ü.M. angelangt. Die Stadt liegt in den Sangre de Cristo-Mountains, einem Ausläufer der Rocky Mountains. Nördlich von Santa Fe befinden sich beliebte Wintersportgebiete mit Transportanlagen bis auf 3'600 Meter.


Santa Fe NM

2010-10-25

Santa Fe wurde 1610 Sitz des Gouverneurs der Provinz Nuevo Méjico des Vizekönigreiches Neuspanien und ist somit die älteste Hauptstadt in den USA. Die Stadt ist bereits auf den ersten Blick wegen ihrer Architektur anders als jeder grössere Ort in den USA. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts muss jeder Neubau im traditionellen Pueblo-Baustil (Adobe-Bauweise mit luftgetrockneten Lehmziegeln) errichtet werden. Im Weiteren ist Santa Fe einer der bedeutensten Orte der amerikanischen Kunstszene. Erstklassige Museen und über 200 Galerien mit indianischen und spanischen Kunstwerken locken Besucher aus aller Welt hierher.


Ausflug nach Taos

2010-10-26

120 Km nordwärts dem Rio Grande entlang fahren wir nach Taos. Wir möchten hier das Taos Pueblo besichtigen, die wahrscheinlich älteste durchgängig bewohnte Siedlung der USA. Leider ist einer der 150 Bewohner verstorben und die Indianer lassen deshalb heute keine Besucher rein. Wir wollen nicht die gleiche Strecke nach Hause fahren und verhauen uns dabei gewaltig. Erst nach etwa einer Stunde und der Überquerung eines Passes auf 2'900 Metern über Meer merken wir, dass die gewählte Route doppelt so lang ist wie der Hinweg. Angesichts der faszinierenden Landschaft wäre dies nicht weiter schlimm, wenn nur die Sonne am Horizont nicht so schnell verschwinden würde.


Santa Fe NM

2010-10-27

New Mexico wurde im mexikanisch-amerikanischen Krieg 1846-48 annektiert und 1912 ein Bundesstaat der USA. Über 50% der Bevölkerung sind hispanischer oder indianischer Abstammung. Dies merkt man auch am kulinarischen Angebot mit vielen authentischen mexikanisch/spanischen Lokalen. Wir fahren kurz zu den in der Nähe gelegenen Ausgrabungsstätten des Pecos National Historical Parks, bevor wir die City weiter erkunden.


Santa Fe Ski Area

2010-10-28

Wir fahren zur Santa Fe Ski Area, nur 24 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die gut ausgebaute Strasse führt zur Talstation auf unglaubliche 3'154 Meter über Meer. An den Hängen staunen wir über die Tannen- und Birken-Wälder, welche bis zu den Bergspitzen auf über 3'600 Meter gedeihen. Auf Anregung eines Freundes treffen wir Ann und Will zum Dinner in einem authentischen mexikanischen Restaurant. Die zwei haben bis vor einem Jahr während zehn Jahre in der Region Basel gelebt und bei einem Pharma-Multi gearbeitet. Will schwärmt immer noch von „Ueli-Bier“, „schmaler Wurf“ sowie „Brauner Mutz“, wo der Wirt während der gesamten Fussball-WM am Stammtisch vor dem Gross-Bildschirm einen Stuhl für ihn freigehalten habe.


Santa Fe - Sky City NM und Acoma Pueblo

2010-10-29

Auf der Route 66 durchqueren wir Albuquerque, wobei sich bestätigt, dass die Stadt nicht weiter sehenswert sei. In Sky City, einem Indianer-Kasino mit Campground, stationieren wir unseren Trailer und fahren alsdann zum Acoma Pueblo. Auf dem 120 Meter hohen Mesa (Tafelberg) leben seit frühen prähistorischen Zeiten Indianer des Acoma-Stammes. Den noch heute dort lebenden 15 Familien wollte die Regierung eine Strom-Leitung bauen, was diese jedoch dankend ablehnten. Wenn man die Geschichte über das Volk der Acoma liest, wird einem unweigerlich übel. Was die Spanier bei der Eroberung des Pueblos 1599 und in den Jahren danach im Namen Gottes und im Auftrag der Krone angerichtet haben, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten. Sogar das mildeste Tierschutzgesetz würde ihre Taten noch als übelste Barbarei qualifizieren.


Sky City - Gallup NM

2010-10-30

Von Sky City geht es weiter auf meist über 2'000 Meter durch eine atemberaubende Landschaft, entlang Mesas (Tafelbergen), Indianerreservaten und immer wieder Casinos. Da die Reservate nicht den Gesetzen der jeweiligen Bundesstaaten unterstehen, können die Indianer auf ihrem Stammesterritorien legal Casinos errichten. Inzwischen betreiben etwa 220 von 562 anerkannten Stämmen über 400 Casinos in 28 Bundesstaaten. Von den gesamten Casino-Umsätzen der USA entfallen etwa 45 % auf Indianer-Casinos. Mangels Touristen sind die Casinos hier im Mittleren Westen wesentlich kleiner und bei weitem nicht so profitabel wie solche in Kalifornien oder Florida.
Unterwegs kreuzen wir die „Continental Divide“, die Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik.


Gallup NM

2010-10-31

In Gallup an der Route 66 befindet sich das 1937 eröffnete, berühmte El Rancho Hotel & Motel. Weil in der Region viele Western gedreht wurden, liest sich die Gästeliste des El Rancho wie das Who’s Who der Hollywood Stars alter Zeiten. Barkeepern zufolge sei der Alkohol-Umsatz bei Anwesenheit gewisser Schauspieler massiv gestiegen. Der beste Gast soll Eroll Flynn gewesen sein, welcher auch mal hoch zu Ross in die Bar geritten sei.
Sehenswert in Gallup ist auch der Red Rock Park mit einer beeindruckenden Rodeo-Arena, umgeben von den roten Felsen.


Gallup NM - Chinle AZ

2010-11-01

Von New Mexico überqueren wir die Grenze zu Arizona und sind schon kurz darauf in der Navajo Nation. Das Reservat ist 1868 durch einen Vertrag mit der Bundesregierung entstanden und ist somit älter als Arizona, welches erst 1912 als Bundesstaat aufgenommen wurde. Auf einem Gebiet von 67'000 km² (das 1,7-fache der Schweiz) leben über 250'000 Navajo- und Hopi-Indianer in einer Sandsteinwüste zwischen Arizona, New Mexico und Utah. Sie geniessen einen hohen Grad an Autonomie mit Steuerhoheit, eigenen Gerichten und Polizei. Auch was den Alkohol betrifft ist es sehr trocken hier. Er ist weder in Läden, Hotels noch in Restaurants erhältlich. Trotzdem ist das Autofahren nicht ungefährlich, vor allem Nachts. Die Navajo haben nichts eingezäunt und lassen Kühe, Pferde, Schafe, Ziegen und Hunde frei laufen. Die Konsequenz daraus liegt dann unübersehbar an den Strassenrändern. Das Land ist reich an Bodenschätzen, verfügt jedoch über keine industrielle Verarbeitung. Die Arbeitslosenrate liegt deshalb bei 40% und über die Hälfte lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Nebst unzähligen Touristenattraktionen, wie z.B. das Monument Valley, ist das Land auch sonst von ausserordentlicher Schönheit. Kantige Mesas, Felsklippen, gelb/braune Plateaus im Wechsel mit blassgrünen Tälern. Vom Beifahrersitz kommt auf jeder Kuppe oder Hügel ein langgedehntes „wauh“.
Seit Wochen geniessen wir ein wunderschönes Spätherbstwetter. Tagsüber bis 22° warm und kalten Nächten um den Gefrierpunkt. Am Tag wolkenlos und türkisblau und nachts ein klarer, heller Sternenhimmel, wie wir ihn ausser im Planetarium noch kaum je gesehen haben.


Canyon de Chelly National Monument

2010-11-02

Die Sprache der Navajo ist äusserst komplex und für alle anderen Völker und Stämme vollkommen unverständlich. Die US-Streitkräfte haben sich dies ab 1942 im Pazifik-Krieg zu Nutze gemacht und Navajo-Sprecher im Funkverkehr eingesetzt. Ergänzt durch in der Navajo-Sprache nicht vorhandene, vor allem technische Ausdrücke, entstand so der Navajo-Code. Trotz enormen Anstrengungen ist es den Japanern bis zum Kriegsende nicht gelungen, den Code zu knacken.
Von Chinle fahren wir zum 340 km² grossen Canyon de Chelly National Monument. Archäologische Funde deuten darauf hin, dass der Canyon bereits 2500 v.Chr. zeitweilig von nomadischen Stämmen bewohnt wurde. Vor etwa 1000 Jahren bauten Pueblo-Indianer erste Häuser am Fuss der Felswand und einige Meter darüber in Felsnischen.
Die Schönheit des Canyon zu beschreiben ersparen wir uns und lassen die Bilder sprechen.


Painted Desert und Petrified-Forest-Nationalpark

2010-11-03

Auf der Weiterfahrt nach Holbrook folgen schon bald die nächsten Highlights. Zuerst durchqueren wir Painted Desert (bemalte Wüste). Sie erstreckt sich über 250 km vom Osten des Grand Canyons bis ins Tal des Black Creek. Die vielfältigen Farben rühren von den unterschiedlichen, geschichteten Gesteinsarten her. Im südlichen Teil der Painted Desert befindet sich der Petrified-Forest-Nationalpark (versteinerter Wald). Das 215 Millionen Jahre alte verkieselte Holz sowie Fossilien sind im Laufe der Zeit infolge Erosion durch Wind und Wasser freigelegt worden. Auf den 884 km² des Parks und auch ausserhalb liegt eine Unmenge an bis zu 1 Meter dicken Stämmen und Bruchstücken herum. Es ist weltweit die bedeutenste Lagerstätte für versteinertes Holz.


Holbrook AZ

2010-11-04

Als Sehenswürdigkeit bietet Holbrook eigentlich nur das 1950 erbaute, an der Route 66 gelegene Wigwam-Motel. Ein paar originelle, alte Saloons wären auch noch erwähnenswert. Allerdings ist Vorsicht geboten vor torkelnden Indianern, da Holbrook ausserhalb des Reservats liegt und wieder Alkohol verfügbar ist.


Holbrook - Flagstaff AZ

2010-11-05

Unterwegs von Holbrook nach Flagstaff werfen wir noch einen Blick in den Meteor Crater. Vor ungefähr 50'000 Jahren schlug hier ein Meteorit mit einem Durchmesser von 50 Metern und einem Gewicht von 300'000 Tonnen ein. Die Aufprallgeschwindigkeit soll über 40'000 km/h betragen haben. Die freigesetzte Energie entsprach der Sprengkraft von 20 Millionen Tonnen TNT. Der wegen dem Wüstenklima weltweit am besten erhaltene Meteoriten-Krater weist eine Tiefe von 180 Metern und einen Durchmesser von 1200 Metern auf. Sehr eindrucksvoll, was so ein kleiner Himmelskörper beim Aufprall auf die Erde anrichten kann.
Bei der Fahrt auf der Route 66 durch Flagstaff entscheiden wir uns, für eine Nacht hier zu bleiben, weil das Städtchen ganz nett ist.


Flagstaff - Williams AZ

2010-11-06

Wir lassen den Trailer in Williams stehen, um morgen von hier mit der Grand Canyon Railway in den Park zu fahren. Die 2¼-stündige Fahrt zum Grand Canyon Village soll sehr abwechslungsreich sein. Auf den Flug mit dem Helikopter durch den Canyon müssen wir verzichten, da dies zu dieser Jahreszeit nicht mehr angeboten wird. Gleichzeitig buchen wir eine Nacht im El Tovar und wollen dann am nächsten Tag mit dem Zug wieder zurück nach Williams fahren. Beim Spazieren durch das Städtchen lernen wir Elisabeth und Fredy aus Pratteln kennen. Sie sind ebenfalls auf einer grossen USA-Reise und so haben wir uns viel zu erzählen.


Williams - Grand Canyon

2010-11-07

Die Fahrt mit dem Zug hält nicht ganz, was sie versprochen hat. Seit man die Dampfloks ausser Betrieb gestellt hat und mit Dieselloks fährt, hat die Strecke viel von ihrer Romantik verloren. Nach der Ankunft reicht die Zeit bis zum Sonnenuntergang, um mit dem Pendelbus ans West- und Ostende der Route zu fahren und dazwischen bei jeder Station in den Canyon zu schauen und mit dem nächsten Bus wieder weiterzufahren. Durch die Farbenvielfalt der sehr unterschiedlichen Gesteinsschichten ergibt sich je nach Lichteinfall und Intensität ständig ein anderer faszinierender Ausblick. Nicht umsonst zählt der Canyon zu den grössten Naturwundern dieses Planeten. Bei rund 5 Millionen Besuchern pro Jahr kommen viele davon mehr als nur einmal hierher, weil man jedes Mal von neuem überwältigt ist von diesem Meisterwerk der Natur.
Seit unserem letzten Besuch 1981 gibt es mehr Parkinglots, aber kaum mehr Hotels und Restaurants im Village. Vielleicht will man zum Schutz der Natur das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten auch nicht mehr erhöhen. Jedenfalls warten wir, obwohl Nachsaison ist, 1¼ Stunden auf einen Tisch für das Nachtessen, haargenau gleich wie wir es schon vor 29 Jahren erlebt haben.


Grand Canyon - Williams AZ

2010-11-08

Das Wetter hat drastisch umgeschlagen. Ein heftiger, eisiger Wind bläst uns fast in den Canyon und die Sonne zeigt sich nur sporadisch zwischen den fetten Wolken. Wir laufen trotzdem zu einigen Aussichtspunkten, nur schon um zu staunen, wie sich die Felsformationen mit der veränderten Beleuchtung anders präsentieren.
Gestern vor der Abfahrt in Williams gab es eine Gun-Fight-Show und heute auf der Rückfahrt wird der Zug von vier Banditen gestoppt und überfallen. Was die Bahnbetreiber doch nicht alles veranstalten, um den Touristen etwas Abwechslung zu bieten auf der Fahrt durch die öde Landschaft. Uns hätten die offerierten Drinks und Snacks auch gereicht.
Am späteren Abend fängt es an leicht zu schneien. Jetzt hat uns der Winter eingeholt und es wird endgültig Zeit, in den Süden oder Westen zu flüchten.


Williams AZ

2010-11-09

Obwohl es bitter kalt ist und der Thermometer nächste Nacht sogar auf minus 9 Grad fallen soll, bleiben wir noch einen Tag in Williams. Wir haben genug zu tun mit den vielen Fotos der letzten Tage und dem Schreiben unseres Berichtes. Zudem hatten wir keine Internet-Verbindung und da sind auch noch ein paar Mails zu beantworten. Wobei dies fortlaufend abnimmt, weil wir nach 15 Monaten Abwesenheit immer mehr in Vergessenheit geraten.


Williams - Seligman AZ

2010-11-10

Kurz nach Ash Fork verlässt die Route 66 den Highway und es beginnt mit 165 Meilen das längste originale Teilstück. Von vielen „Roadies“ wird es nicht zu Unrecht als schönster und romantischster Abschnitt bezeichnet. Nach knapp 70 Kilometer fahren wir in Seligman bereits wieder in einen Campground. Seligman ist der Geburtsort der historischen Route 66. Hier befindet sich auch der Barber-Shop des legendären Angel Delgadillo, welcher jahrelang mit den Behörden um den Erhalt der Route 66 gekämpft hat und heute als deren Vater oder Retter bezeichnet wird. Er dürfte einiges über 80 Jahre alt sein, will Haare schneiden bis er 100 ist und soll auch ein Meister im Erzählen von Geschichten zur Route 66 sein. Sein Coiffeur-Salon ist Teil eines Souvenir-Shops und Angel sitzt bei unserem Besuch zusammengekauert und fast apathisch auf einem Stuhl. Kein Besucher getraut sich ihn anzusprechen oder ihn darum zu bitten, sich für ein gemeinsames Bild vor der Kamera zu posieren.


Seligman - Kingman AZ

2010-11-11

In Seligman wie auch auf diesem gesamten Teilstück der 66 sind viele alte Tankstellen, Motels und Restaurants kreativ und so richtig schön kitschig wieder hergerichtet worden. Auch wenn man nichts kaufen will, sollte man unbedingt in die Souvenir- und anderen Lokalitäten eintreten. Sie sind fast ausnahmslos auch ein kleines Museum mit Gegenständen und Bildern aus der Glanzzeit der Route 66. Und für die Fans und Sammler sind sie eine wahre Fundgrube. So auch der General Store in Hackberry auf dem Weg nach Kingman.
Zu all den Reminiszenzen an vergangene Zeiten entlang der Strasse sorgt auch die Bilderbuch-Landschaft für Abwechslung am laufenden Band.


Sitgreaves Summit + Oakman AZ

2010-11-12

Gestern haben wir uns bei der Vorbeifahrt am Flughafen noch gefragt, wieso bei einem solchen Provinznest hundert oder noch mehr Jets stehen können. Da die Luftfeuchtigkeit auch am Rand der Mojave-Wüste extrem tief ist, werden von den Fluggesellschaften nicht benötigte oder zum Verkauf stehende Maschinen hier abgestellt.
Wir hatten geplant, morgen über den Sitgreaves Summit nach Needles CA zu fahren. Die Passstrasse ist jedoch nur für Fahrzeuge mit einer Gesamtlänge von maximal 40 feet zugelassen und wir kommen mit unserem Gefährt auf gegen 50 feet. Wir fahren deshalb mit dem Chevy die halbe Strecke bis Oatman und zurück nach Kingman und übermorgen von Needles nach Oatman und zurück. Auf der Fahrt zur Passhöhe müssen wir einsehen, dass es mit unserem Trailer wirklich nicht machbar ist. Die Strasse ist eng, uralt und hat ein paar heikle Haarnadelkurven. Lohnenswert ist die Fahrt durch die gebirgige Landschaft auf jeden Fall, nicht nur wegen der Wild-West-Kulisse von Oakman. Wir freuen uns bereits, von der anderen Seite her nochmals bis Oakman zu fahren.


Kingman AZ - Needles CA

2010-11-13

Wir umfahren auf der IS 40 die White Mountains mit dem Sitgreaves Pass. Von Kingman auf 1070 M.ü.M. geht es flott runter bis auf 150 M.ü.M. in der Mojave-Wüste. Pro 100 Höhenmeter steigt die Temperatur um etwa 1 Grad bis auf 22 Grad in Needles. Richtig angenehm, wenn man wochenlang selten über 10 Grad und Nachts sogar unter Null hatte. Kurz vor Needles überqueren wir den Colorado River und sind in Kalifornien angelangt.


Sitgreaves Summit + Oakman AZ

2010-11-14

Wie vorgestern begründet fahren wir nochmals zurück auf der Route 66 auf den Sitgreaves Summit. Die felsigen und steilen Black Mountains am östlichen Rand der Mojave-Wüste mit den Yuccas am Fuss der Berge sind die Fahrt auf den Pass auch von dieser Seite her wert. Erneut spazieren wir durch das Goldgräber-Städtchen Oakman, welches fotogen von imposanten Felsformationen umgeben ist. 1915 ist hier Gold gefunden worden und innert eines Jahres schnellte die Einwohnerzahl auf über 3'500. Dass der Ort nicht, wie viele andere im Südwesten, zu einer Ghost-Town verkommen ist, liegt an seiner Lage an der Route 66 und dem aufkommenden Tourismus. Neben den heute 128 Einwohner leben auch ein paar Dutzend wilde, freilebende Esel von den Touristen, welche in den Läden gepresste Heubällchen und Karotten für deren Fütterung kaufen können. Die Esel sind anno dazumal von den Mineuren und Goldsuchern als Packtiere eingesetzt und bei der Schliessung der Minen zurückgelassen worden. Sie haben sich dem Tourismus ausgezeichnet angepasst und benehmen sich auf der Strasse, wie wenn sie ihnen gehören würde und sie wüssten, dass Autos und Motorräder Bremsen haben und ihnen den Vortritt lassen.


Lake Havasu City

2010-11-15

Wir machen einen Ausflug zum Lake Havasu, einem Stausee des Colorado-River. Die gleichnamige Stadt ist erst nach dem 2. Weltkrieg entstanden und hat heute über 56'000 Einwohner. Sie ist während den Sommermonaten eine beliebte Feriendestination, vor allem für Wassersportler und Angler. Im Winter sind dann wegen dem milden Klima fast nur Pensionierte aus dem Norden Amerikas und Kanadas anzutreffen. Bekannt ist die Stadt auch wegen der London Bridge, welche der Stadtgründer 1968 der City of London abgekauft hat. Die Brücke wurde anschliessend Stein um Stein abgetragen, nummeriert, per Schiff nach Amerika transportiert und in Lake Havasu City wieder aufgebaut. Der Ort zählt zu den TOP-100 Wohnadressen der USA. An der hübschen Seen-/Flusslandschaft mit der umgebenden Bergkette könnte man für eine Weile bleiben. Wer weiss, vielleicht kommen wir irgendwann nochmals hierher, dann aber mit dem Trailer.


Needles - Barstow CA

2010-11-16

Auf der Route 66 fahren wir von Needles etwa 240 Km quer durch die Mojave-Wüste nach Barstow. Im Gegensatz zum Sommer mit Tagestemperaturen zwischen 40 und 50 Grad haben wir jetzt angenehme 26 Grad. Über weite Strecken verläuft die Bahnlinie nahe der sixtysix. Dort ist sogar mehr Verkehr als bei uns auf der Historic Route. In Abständen von 15 und manchmal sogar nur 5 Minuten kommt ein fast unendlich langer Güterzug. Hedy hat sich bei einem die Mühe gemacht und 167 Wagen gezählt. Die meisten Züge haben vorne drei Dieselloks und am Schluss nochmals zwei. Das Ende des Zuges ist am Horizont fast nicht mehr erkennbar. Etwa 80 Km vor Barstow verläuft die Route 66 direkt neben der Interstate 40. Es sieht und fühlt sich auch so an, wie wenn seit dem Bau der IS 40 vor Jahrzehnten der Belag der 66 nie mehr erneuert worden wäre. Bei der ersten Gelegenheit wechseln wir von der Rumpelpiste rüber auf die IS 40.


Calico Ghost Town

2010-11-17

Einige Kilometer von Barstow entfernt in den Calico Mountains schauen wir uns Calico Ghost Town an. Gegründet 1881, nachdem im Berg Silber gefunden wurde, hatte der Ort schon bald 1200 Einwohner, 500 Minen, 22 Saloons, ein China Town und einen Rotlicht-Bezirk. Als ab Mitte der 1890er Jahre der Silberpreis immer weiter fiel, zogen nach und nach alle Einwohner weg und im Jahre 1907 war Calico eine verlassene Geisterstadt. Walter Knott (Knott’s Berry Farm) hat den Ort 1951 gekauft und wieder aufgebaut. 1966 hat er Calico dem San Bernardino County geschenkt und heute ist es ein County Regional Park.


Barstow CA

2010-11-18

Wir bleiben noch in Barstow, weil die Wetterprognose für unsere weitere Route zur Küste einen Kälteeinbruch prophezeit. Zudem ist auch wieder einmal ein „Putztag“ fällig. Und dann sind auch ein paar Kleinstteile am Trailer zu ersetzen. Wir fahren zu Walmart und die erstbeste Verkäuferin führt uns zielstrebig zu den Halogen-Lämpchen und händigt uns die richtigen aus. Die anderen benötigten Dinge führt Walmart nicht und sie empfiehlt uns Home Depot. Dort angekommen werden wir am Eingang schon von einem Verkäufer angesprochen, ob wir etwas suchen und er uns helfen dürfe. Wir laufen ihm auf direktem Weg mindestens 100 Meter hinterher und haben das Birnchen für die Aussenbeleuchtung in der Hand. Dann geht es weiter und im Vorbeilaufen übernimmt der Verkäufer der Plumbing-Abteilung die Führung und schon sind wir am richtigen Regal und haben den 1 Zentimeter grossen Dichtungsring für den Wasseranschluss. Nicht vorstellbar, wieviel Zeit und Nerven es uns gekostet hätte, diese mickrigen Dinge in solch grossen Läden auf eigene Faust zu finden. Auch nach 15 Monaten beeindruckt uns diese Aufmerksamkeit und der Dienst am Kunden immer wieder aufs Neue. Wir haben 10 USD ausgegeben und sind bedient worden, wie wenn wir für Tausend oder mehr Dollars eingekauft hätten.
Barstow ist ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt und die IS 40 und IS 15 kreuzen sich hier. Durch die Stadt führt zudem die Route 66. Trotzdem bietet der Ort mit über 23'000 Einwohnern nicht mal kulinarisch etwas spezielles. Am ehesten liesse sich noch ein guter Mexikaner finden.


Barstow - San Bernardino CA

2010-11-19

Ein letztes Stück durch die Mojave Wüste und dann verschmilzt die Route 66 mit der IS 15 und es geht über den Cajon Pass. Das Wetter wird immer trostloser und auf dem Pass sind wir in den Wolken und sehen nichts von den schönen San Bernardino Mountains. Den Berg runter ist die Strasse bereits 4-spurig. Auch daran sieht man, dass wir wieder in dichter besiedeltes Gebiet kommen.


San Bernardino CA

2010-11-21

Die Sonne scheint wieder und die San Bernardino Mountains zeigen sich bereits im Winterkleid. Über die Hälfte der über 200'000 Einwohner von San Bernardino sind Latinos und Schwarze und die Armutsrate ist bedenklich. Teilweise sieht es mehr nach Müllhalde als nach Wohnquartier aus. Das erwähnenswerteste zu San Bernardino ist wohl, dass hier 1948 McDonalds gegründet und das erste Lokal eröffnete wurde.


San Bernardino - Van Nuys, Los Angeles

2010-11-22

Nach Hunderten von Meilen durch dünn besiedeltes Gebiet und Wüste müssen wir uns im Grossraum Los Angeles wieder an „heavy traffic“ gewöhnen. Man schätzt, dass sich von den 17 Mio Einwohnern der Agglomeration mindestens 90% mit dem Auto fortbewegen. Eine Weile geht es noch auf der Route 66, bis sie wieder unterbrochen ist und wir auf den Highway wechseln müssen. Zum Pier in Santa Monica, dem Ende der „mother road“, wollen wir mit dem Trailer sowieso nicht fahren, weil weit und breit kein Campground ist. Also wechseln wir auf die US 210 und fahren bis Van Nuys, da dies wohl der am nähesten gelegene Campground zu Hollywood und Beverly Hills ist. Dort angekommen wollen wir gleich für eine Woche buchen und werden erst mal enttäuscht. Der Platz ist ausgebucht und der nächstgelegene, 4 Meilen von hier, sei ebenfalls voll. Am Donnerstag ist Thanksgiving und wir haben dem nicht die nötige Beachtung geschenkt und vorreserviert. Der Frust steht uns vermutlich ins Gesicht geschrieben. Jedenfalls bekommt die nette Lady Bedauern mit uns und bittet um einen Moment Geduld. Sie geht nach hinten zu ihrem Gatten und kommt mit einem grosszügigen Angebot zurück. Sie hätten noch 2 nebeneinanderliegende kurze Plätze, und dort könnten wir unseren Trailer quer über die 2 Plätze stationieren. Und dies erst noch zum Normalpreis von 27 USD und ohne Feiertagszuschlag.


Santa Monica Pier

2010-11-23

Dem Routenverlauf der „Motherroad“ im Ballungsgebiet Los Angeles zu folgen ist schier unmöglich. Die „Historic-Route-66“-Schilder werden immer rarer oder sie fallen im allgemeinen Schilderwald nicht mehr auf. Zudem ist der Verlauf x-mal verlegt worden, sodass heute wohl niemand mit Sicherheit weiss, wo sie wirklich mal durchgeführt hat. Immerhin ist das Ende der 66, der Santa Monica Pier, bekannt und den finden wir leicht.


Kulinarisches aus Los Angeles

2010-11-24

Die Wüste haben wir auch kulinarisch gesehen hinter uns und heute ist sogar ein lukullischer Glückstag für uns. Zuerst finden wir einen deutschen Metzger mit Fleischkäse, Lyonerwurst, Wienerli, Cervelat etc.. Nebst vielen anderen guten Sachen finden wir bei ihm auch Thommy Mayonnaise. Nestle ist zwar überall präsent, nur die Thommy haben wir noch nirgends gesehen. Der Metzger aus Heidelberg empfiehlt uns dann noch bei Ueli Hügli, Swiss Chef Restaurant at San Remo, essen zu gehen.
Zuerst fahren wir aber noch an den Farmers Market in Los Angeles. Dort finden wir bei einem Händler französische Rohmilch-Käse. Wir schlagen zu und kaufen Brie de Meaux, Reblochon, Epoisses sowie Raclette-Käse. Und dann kann ich noch auswählen zwischen Pernod und Ricard. In keinem Liquor-Store haben wir bisher einen Aniséé bekommen und hier gleich deren zwei.
Im Pueblo de Los Angeles, dem alten spanischen Stadtteil, ist nichts mehr los, weil wir zu spät dran sind. Wir machen uns auf den Heimweg und kehren beim Swiss Chef zum Apero ein. Wunderfitzig schauen wir uns natürlich die Speisekarte an. Hedy lockt die Bernerplatte und mich das Bü-Bü-Bündnerfleisch. Misstrauisch wie ich nun mal bin will ich zuerst wissen, ob es nicht ein alter, ausgetrockneter Mogge ist. Der Chef holt gleich ein „Versucherli“ und das ist derart gut, dass wir zum Nachtessen bleiben und ich eine grosse Portion Bündnerfleisch als Hauptgericht bestelle.


Walk of Fame

2010-11-25

Kaum sonstwo in den USA ist das Strassennetz derart überlastet wie im Grossraum Los Angeles. Sechsspurig geht es im Schritttempo Richtung City und auf der Gegenfahrbahn dasselbe Bild. Und das fast rund um die Uhr. Soviele wie raus fahren kommen auf der Gegenseite wieder rein. Alternativen in Bezug auf öffentliche Verkehrsmittel gibt es kaum. Und schon gar nicht die Busse, weil diese ebenfalls im Stau stecken. Heute ist Thanksgiving und wir benötigen für die gleiche Strecke nur noch 20 Minuten statt mehr als eine Stunde wie gestern und vorgestern.
Ein absolutes Muss ist natürlich der Walk of Fame am Hollywood Boulevard. Seit 1960 sind 2'421 Prominente mit einem Stern geehrt worden. Der einzige Stern, der an einer Hausfassade plaziert wurde, ist jener von Muhammad Ali weil er nicht wollte, dass Leute ohne Respekt vor ihm auf seinem Namen herumtrampeln. Die ganze Strecke abgelaufen und alle Namen gelesen haben wir natürlich nicht. Aber den vermutlich einzigen Stern für einen Basler, Arthur Cohn, haben wir gesehen.


Pueblo de Los Angeles und Chinatown

2010-11-26

Die Region ist ein regelrechter Schmelztiegel von Rassen und Kulturen. Das Bild von der Strasse haben wir uns durch demographische Statistiken bestätigen lassen. Nicht-hispanische Weisse stellen nur noch knapp einen Drittel an der Gesamtbevölkerung. Grösste Gruppe sind die Hispanics und Latinos mit 45% gefolgt von Weissen, Asiaten und Schwarzen. Für den Besucher ist diese Vielfalt an Kulturen jedenfalls sehr abwechslungsreich, und das nicht nur kulinarisch gesehen.


Universal Studios Hollywood

2010-11-27

Es fällt schwer, sich bei all den vielen Attraktionen in und um Los Angeles zu entscheiden. 4 – 5 Millionen Besucher jährlich können sich kaum irren und so entscheiden wir uns heute für die Universal Studios. Und wir bereuen es nicht. Kulissen-Städte, ganze Strassenzüge wie Wisteria Lane aus Desperate Housewifes und verschiedene Shows sorgen für einen unterhaltsamen Tag. Besonders eindrücklich sind die 3D-Filme wie King Kong und Terminator 2 sowie der 4D-Movie Shrek. Da wird Nebel in den Saal geblasen, Wasser versprüht und die Sitze rütteln, um die Effekte zu verstärken. An einem Werktag ist es fast und am Wochenende total unmöglich, alle Attraktionen an einem Tag zu erleben.


Getty Center und Hollywood Christmas-Parade

2010-11-28

Der Öl-Tycoon und Kunstmäzen Jean Paul Getty hat der Stadt und der Allgemeinheit über 50'000 Kunstwerke hinterlassen. Besichtigt werden können diese in der Getty Villa in Malibu und im 1997 eröffneten Getty Center in LA und zwar kostenlos. Nur eine Parkgebühr ist zu entrichten. Vom Parking geht es dann mit der Museumsbahn den Berg hoch. Der Besuch lohnt sich auch für Nicht-Kunst-Interessierte. Einerseits wegen der Architektur des Gebäudekomplexes und anderseits wegen den wunderschönen Gärten. Und nur schon das Panorama von der Terrasse über die Stadt bis zum Meer ist den Besuch wert.
Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir zum Hollywood-Boulevard an die Christmas-Parade. Der farbenprächtige, fast 2 Stunden dauernde Umzug leidet stark unter dem kalten Wind. Die anfänglich dichten Zuschauer-Reihen lichten sich nach einer Stunde immer mehr und am Schluss sind 80% bereits in die Wärme geflüchtet.


Universal Studios Hollywood

2010-11-29

Schon öfters haben wir festgestellt, dass man Eintritts-Tickets über das Internet zu besseren Konditionen bekommt als an der Tageskasse. Ein weiterer Vorteil ist, dass man nicht an der Kasse anstehen muss und gleich reinspazieren kann. Bei den Universal Studios gab es zum gleichen Preis wie an der Kasse einen zweiten frei wählbaren Tag geschenkt. Den ziehen wie heute ein, weil es am Samstag nicht für alle Attraktionen gereicht hat. Auch der heutige Besuch lohnt sich, und nicht nur wegen der 30-minütigen Waterworld Stunt Show. Aufgrund der aufwendigen Technik und den actionreichen Elementen gehört sie weltweit zu den besten Stunt-Shows.


Malibu + Santa Monica Mountains

2010-11-30

Da uns das Getty Center so gut gefallen hat, fahren wir noch zur Getty Villa in Malibu, um die Antikensammlung und auch die Villa des 1976 verstorbenen Jean Paul Getty anzuschauen. Der Nachbau der Villa dei Papiri in Herculaneum ist ab 1997 bis auf die Grundmauern abgetragen und erdbebensicher wieder aufgebaut worden. Nach 9-jähriger Bauzeit für die Villa und weitere Gebäulichkeiten sowie Kosten von 275 Millionen USD ist das Museum 2006 wiedereröffnet worden. Erstaunt ob solchen Summen suche und finde ich im Internet den Finanzbericht des Getty Trusts für 2010 von KPMG. Die Stiftung hat ein Vermögen von über 7 Milliarden USD, wobei die Kunstwerke wohl kaum zum Marktwert eingesetzt sind. Ist zwar sehr interessant, aber ich hätte mir vielleicht doch besser die Öffnungszeiten angeschaut. Dann hätte ich nämlich gesehen, dass das Museum am Dienstag geschlossen ist. So fahren wir halt durch Malibu und sind etwas erstaunt, dass der Ort so gar nicht unseren Vorstellungen von einem mondänen Badeort entspricht. Hinter dem schmalen Küstenstreifen mit eher bescheidenen Gebäuden beginnen schon die Hänge der Santa Monica Mountains. Unkoordiniert verstreut am Hang mit traumhafter Sicht auf die Bucht sehen wir sowohl pompöse Villen wie auch gewöhnliche „Häuschen“. Durch die erstaunlicherweise nur sehr dünn besiedelten, jedoch sehr schönen Santa Monica Mountains geht es auf einer kurvigen Bergstrasse zurück nach Hause.


Van Nuys - Lake Elsinore

2010-12-01

Die Wetterprognose für die nächsten 10 Tage ist nicht erfreulich. Tagestemperaturen von 15 Grad und ab 16.00 Uhr schon unter 10 Grad, weil die Sonne bereits kurz nach 17.00 Uhr untergeht und um 18.00 Uhr stockfinstere Nacht ist. Weiter nördlich in San Francisco, wohin wir eigentlich wollten, auch noch Regen jeden 2. Tag. Wir flüchten deshalb in den Süden Richtung Yuma AZ, wo es um die 25° warm ist. Am Lake Elsinore legen wir für 3 Tage einen Stopp ein.


Durch die Santa Ana Mountains nach Capistrano Beach

2010-12-02

Wir unternehmen einen Ausflug durch die landschaftlich reizenden Santa Ana Mountains an die Küste nach Capistrano Beach. Wie schon in Santa Monica oder Malibu ist auch hier der Strand menschenleer. Der kühle Wind vertreibt auch die abgehärtetsten Wasserratten.


Lake Elsinore

2010-12-03

Lake Elsinore und der gleichnamige Ort war in den 1920er Jahren bei den Schönen und Reichen aus Hollywood ein sehr beliebter Residenz-Ort. Der Pegelstand des Sees war jedoch stets grossen Schwankungen unterworfen. Mitte der 1930er- und in den 1950-er Jahren war er trocken und 1980 zerstörten massive Überschwemmungen nach tagelangem Regen die am Ufer liegenden Gebäude. In den 1980er-Jahren sind dann die längst notwendigen Korrekturmassnahmen bei Zu- und Abfluss realisiert worden. Der Geldadel aus der Filmmetropole war aber schon längst weg und heute ist es ein Wohn- und Ferienort für Mittelständler.


Lake Elsinore - Ocotillo Wells

2010-12-04

Und es geht weiter südostwärts der Wärme entgegen. Von Lake Elsinore führt die Fahrt durch eine gebirgige Gegend und durch den Anza-Borrego State Park bis Ocotillo Wells. Der Ort ist bei Off-Roadern sehr beliebt. Mit Motocross-Maschinen, Quads oder Buggies vergnügen sich hier vor allem an den Wochenden Hunderte von Offroadern in der Sandwüste.


Ocotillo Wells - Yuma AZ

2010-12-05

Je mehr wir uns der Grenze zu Mexiko nähern, umso mehr Fahrzeuge des Grenzschutzes sehen wir patroullieren. Dann folgen auf der Gegenfahrbahn auch noch Kontrollposten, an denen jedes Fahrzeug und deren Insassen kontrolliert werden. Eine Weile führt die IS 8 direkt der Grenze entlang und bei den Algodones Dunes meinen wir in der Sahara zu sein. Riesige Sanddünen, auf welchen sich wiederum Off-Roader austoben. Einige Meilen weiter sind wir in Arizona und fahren in Yuma ins Westwind RV & Golf Resort für etwa eine Woche. Yuma ist der Ort in den USA mit den meisten Sonnenschein-Stunden pro Jahr. Tagestemperaturen von zur Zeit 26° sind für uns gerade richtig, um mal ein paar Tage auszuspannen und Ferien zu machen.......................


Yuma AZ

2010-12-06 to 2010-12-11

Das Yuma County hat etwa 190'000 Einwohner bei einer Fläche von einem guten Drittel der Schweiz. In den Wintermonaten beherbergt die Gegend über 80'000 Snowbirds aus dem Norden der USA und Kanada. Vor allem in und um die Stadt Yuma hat es Dutzende von Resorts mit zum Teil über 1'000 Bungalows und Standplätzen für Camper. Ein vielseitiges Sportangebot und täglich wechselnde Aktivitäten halten die Leute bei Laune, so dass die meisten jedes Jahr wieder hierher kommen. Gleich den ganzen Winter möchten wir aber doch nicht in so einem auf 55+ Gäste ausgerichteten Campground verbringen. Trotz allen Annehmlichkeiten und sehr freundschaftlichen Kontakten fühlen wir uns doch ein wenig wie in einem Altersheim.


Yuma - Cloud-Museum

2010-12-12

Ausserhalb von Yuma gibt es das Cloud-Museum, welches zu grossen Teilen mehr einem Schrottplatz als einem Museum gleicht. Johnny Cloud, der Besitzer, führt uns auf seinem Hof durch seine Sammlung von 75 Ford Modell T (auch Tin Lizzy genannt) und etwa 40 weiteren Fahrzeugen aus den 1920er-Jahren. Die meisten davon sind in unrestauriertem Zustand und der Lack auf der Carrosserie ist schon längst weg. Trotz dem verblichenen Glanz und der fortschreitenden Korrosion ist es eine eindrückliche Kollektion und immer noch oder erst recht fotogen.


Yuma AZ - Colorado River

2010-12-13 to 2010-12-16

Yuma liegt am Colorado River, dem bedeutensten Fluss im Südwesten Nordamerikas. Trotz dünner Besiedlung in seinem Einzugsgebiet ist er einer der am intensivsten genutzten Flüsse weltweit. Über Kanäle werden auch die grossen Städte Los Angeles, San Diego, Phoenix und Tucson versorgt. In Yuma ist vom einst stolzen Fluss, welcher in seinem Mittellauf mehrere Canyons entstehen liess, nicht mehr viel zu sehen. Und Yuma ist mit lediglich 81 mm Niederschlägen pro Jahr für die Bewässerung grosser Gemüse-, Orangen- und Dattel-Palmenplantagen ebenfalls auf den Colorado angewiesen. Durch die extreme Wasserentnahme entlang des Flusslaufes bis zur mexikanischen Grenze ist das Mündungsgebiet im Golf von Kalifornien die meiste Zeit des Jahres trocken.


Yuma AZ

2010-12-17 to 2010-12-20

San Diego im Westen, Long Beach in Nordwest oder Las Vegas im Norden, das wären jetzt unsere Zieldestinationen. Überall ist es aber deutlich kälter als hier in Yuma und zudem regnet es auch noch. Sonnenschein und Temperaturen von über 20° nehmen uns den Entscheid ab, noch ein paar Tage in Yuma zu bleiben.


Yuma AZ - Blythe CA

2010-12-21

Nach 2 Wochen in Yuma ist es an der Zeit, uns wieder in Bewegung zu setzen, zumal wir nach den Weihnachten Freunde aus der Schweiz in Los Angeles erwarten. Da es an der Küste immer noch regnet fahren wir nicht wie ursprünglich geplant via San Diego, sondern dem Colorado River entlang an der Grenze zu Arizona und California nach LA. Die 150 Km bis zum Tagesziel in Blythe CA führen durch Wüstengegenden mit schroffen Felsgebirgen. Einmal mehr im Grenzgebiet zu Mexico kommen wir unterwegs in eine Strassenkontrolle. Nervöse Drogen-Spürhunde schnüffeln den Wagen entlang und ein Beamter klassifiziert die Insassen nach ihrer Rasse. Sieht man aus wie ein „Caucasian“ im amerikanischen Sprachgebrauch, wünscht er sehr höflich einen wunderschönen Tag. Wer die Gesichtskontrolle nicht besteht, wird zu weiteren Abklärungen auf die Seite gebeten. Der einzige Ort unterwegs ist Quartzsite AZ, berühmt wegen den Mineralien aus den umliegenden Bergen. Im Januar und Februar kommen 1,5 Millionen Besucher an die hier stattfindenden Mineralienbörsen. Im weiteren campieren im Winter Tausende bzw. ein mehrfaches der Einwohnerzahl von Quartzsite rund um den Wüstenort. Die weniger gut betuchten stehen mit ihren Campern in der Wüste ohne Strom und Wasser für eine Saisongebühr von USD 160.-.


Blythe CA

2010-12-22

Mit unserer Routenwahl haben wir richtiggehend „Schwein“ gehabt. Im TV berichten die News- und Wettersender pausenlos von den Unwettern im Süden Kaliforniens, vor allem an der Küste zwischen San Diego und Santa Barbara. Stürmische Winde, Überschwemmungen, weggespülte Häuser, unterspülte Strassen, Schlammlawinen, Evakuierungen und die Ausrufung des Notstandes durch Noldi Schwarzenegger für gewisse Gebiete. Hier in Blythe sind wir am Rand des Sturmes. Immer wieder kommen rabenschwarze Wolken aber der Regen und die Winde sind erträglich. Abends um 10 Uhr ist alles weg und wir geniessen einen schönen Sternenhimmel.


Blythe - Palm Desert CA

2010-12-23

100 Meilen durch die Colorado Desert und ein einziger Ort unterwegs. Desert Center mit ein paar Gebäuden, wobei die Hälfte erst noch leer steht und dem Ruin überlassen wurde.
Bei Indio haben wir dann den Eindruck, in eine riesige Oase in der Wüste zu kommen. Dank dem Wasser des Colorado Rivers gedeihen Gemüse- und Obstplantagen bestens. Palmen gesäumte Alleen und viele Resorts und Residenzen in pingelig gepflegten parkähnliche Anlagen erfreuen unser Auge. Es folgt eine Ortschaft nach der anderen. Indian Wells, Palm Desert, Cathedral City, Palm Springs und weitere. Das Coachella Valley ist 76 Km lang, 24 Km breit und relativ dicht besiedelt. Es ist eine der Regionen mit dem grössten Bevölkerungswachstum in den letzten Jahrzehnten.


White Christmas in Palm Springs

2010-12-24

Man glaubt es kaum, aber auch wir haben hier in der California Wüste im Coachella Valley Weisse Weihnachten.

Mit der Palm Springs Aerial Tramway fahren wir auf den Mount San Jacinto auf 2'597 M.ü.M. Von der Wüste bis zur Bergspitze werden 5 Vegetationszonen durchquert. Die Standfläche in der Rotair-Kabine dreht sich pro Fahrt zwei Mal um die eigene Achse. Etwas stoltz sind wir dann schon noch, als wir aus dem Lautsprecher vernehmen, dass die gesamte Anlage aus der Schweiz geliefert und von Schweizern aufgebaut worden sei. Oben angelangt kommen wir erst richtig ins Staunen. Es liegt mehr als ein halber Meter Schnee und die Temperatur ist von 20° auf 4° gefallen.


Coachella Valley

2010-12-25

Palm Springs und die umliegenden Städte im Coachella Valley sind mit über 350 Sonnentagen im Jahr für ihr warmes und trockenes Klima bekannt. Deshalb haben viele Bewohner der küstennahen Grossstädte einen Zweitwohnsitz im Tal. Im Winter finden sie hier Sonne und Wärme und im Sommer Hitze und saubere Luft. Dazu kommen auch noch viele „Snowbirds“ aus dem Norden sowie jährlich 1,6 Millionen Touristen. Das Tal ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, die Infrastruktur ist hervorragend und zudem sind unzählige touristische Attraktionen Süd-Kaliforniens in 1 – 2 Autostunden erreichbar. Dass es eine wohlhabende Gegend ist sieht man auch daran, dass es im Tal über 200 Golf-Plätze gibt, einer schöner als der andere.


Palm Desert - Pomona CA

2010-12-26

Wir verlegen uns nach Pomona in der Agglomeration von Los Angeles. Übermorgen werden wir Steffen’s bei der Camper-Vermietstation treffen und sie dann hierher lotsen.


Steffen`s vom Sälti sind wohlbehalten angekommen

2010-12-28

Um 10.00 Uhr sind wir bei Road Bear in Agoura Hills und begrüssen Mark and Family. Die Instruktion haben sie bereits hinter sich und wir können gleich starten. Wir fahren mit ihnen zum Campground in Pomona und dort gehts es dann zum Futter und Tranksame einkaufen und sich anschliessend im Motorhome einrichten.


Pomona - Twentynine Palms CA

2010-12-29

Wir verschieben uns 200 Km nach Twentynine Palms am Nordeingang zum Joshua Tree Nationalpark. Von Pomona weg schüttet es wie aus Kübeln bis wir in die Mojave Wüste kommen. Innerhalb von 3 Kilometern sind wir aus dem Unwetter im Sonnenschein und ein prächtiger Regenbogen begrüsst uns vor den Little San Bernardino Mountains.


Joshua-Tree-Nationalpark

2010-12-30

Der Joshua-Tree-Nationalpark am Übergang von der Mojave zur California Desert hat eine Fläche von über 3'000 km². Der Park ist nach der Josua-Palmlilie benannt, welche ihren alttestamentarischen Namen von durchziehenden Mormonen erhalten hat. Die wie Kakteen aussehenden Pflanzen gehören zu den Liliengewächsen und können 18 Meter hoch und bis zu 900 Jahre alt werden. Im weiteren ist der Nationalpark für seine faszinierenden und spektakulären Gesteinsformationen bekannt.


Twentynine Palms - Palm Desert

2010-12-31

Von Twentynine Palms fahren wir wieder ins Coachella Valley nach Palm Desert. Wir suchen und finden für das Sylvester-Dinner ein gepflegtes japanisches Restaurant und geniessen die Show am Teppanyaki und das vorzügliche Essen. Das neue Jahr begiessen wir dann zu Hause mit echtem französischem „Chlöpfmoscht“. Leider drinnen im Trailer und nicht unter den Palmen, weil es draussen nachts saukalt ist.


Palm Springs CA

2011-01-01

Das neue Jahr fängt ausgesprochen gut an für uns alle. Nach dem Kater-Frühstück machen wir unsere Frauen glücklich und bringen sie in die El Paseo, der exklusivsten Einkaufsstrasse des Valleys. Mark, Cedric und ich besuchen derweil das Palm Springs Air Museum. Hocherfreut stellen wir dort fest, dass das Museum zur Feier des Tages einen Helikopter-Flug rund um Palm Springs zu einem tollen Spezialpreis offeriert. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und heben gleich ab.


Palm Springs - Oceanside CA

2011-01-02

Wir verabschieden uns von der Mojave-Wüste und überqueren die Santa Rosa und San Jacinto-Mountains nach Oceanside am Pazifik. Ein Warnschild am Fuss des Gebirges verunsichert uns und zwei ortskundige Damen am ersten Ausstellplatz raten uns von der Überquerung der Bergkette mit unseren grossen Campern ab. Speziell der Santa Rosa Summit sei sehr steil mit vielen engen Kurven. Wir schlagen die gut gemeinden Ratschläge in den Wind und siehe da, für uns als Passstrassen gewohnte Eidgenossen ist dieser Berg keine Herausforderung. Sogar Mark als Motorhome-Newcomer schafft die Haarnadel-Kurven mit Links. Belohnt werden wir durch eine faszinierende Sicht auf das Coachella Valley und später durch eine schöne Berglandschaft mit Kiefern und Wacholder.


Oceanside CA

2011-01-03

Das Wetter meints es nicht gut mit uns und so gönnen wir unseren Frauen nochmals ein Shopping-Erlebnis und laden sie bei einem Outlet in Carlsbad ab. Wir Männer geniessen derweil den Nachmittag auf der Piste einer Indoor-Go-Kart-Bahn. Nach über 3 Stunden haben sie uns immer noch nicht angerufen und so fahren wir zurück und locken sie mit einem Nachtessen beim Mexikaner aus dem Outlet.


Oceanside - Long Beach CA

2011-01-04

Auf dem Pacific Coast Highway führt unsere Fahrt durch Laguna Beach, Newport Beach und Huntington Beach nach Long Beach. Bei so viel „Beach“ ist es nicht verwunderlich, dass diese Küste auch kalifornische Riviera genannt wird. Über wunderbaren Stränden kleben elegante Villen wie Schwalbennester an den Hängen und künden vom Wohlstand ihrer Bewohner, sofern sie von der Wirtschafts- und Immobilienkrise nicht aus ihren Prachtsbauten vertrieben wurden.


Long Beach - Knott's Berry Farm

2011-01-05

Bei der grossen Auswahl an Vergnügungsparks rund um Los Angeles entscheiden wir uns für die Knott’s Berry Farm, weil sie nur eine halbe Autostunde von unserem Campground entfernt ist. Knott’s bietet vielleicht nicht die absolut spektakulärsten Bahnen, aber um unseren Adrenalin-Spiegel ans Limit zu bringen reicht es allemal. Vor allem die GhostRider-Holzachterbahn schüttelt uns mehr durch als uns lieb ist.


Abschied von Steffen's

2011-01-06

Für Esti, Mark und Cedric sind die Ferien leider schon wieder vorbei. Trotz vorgängiger Skepsis, sich mit so einem grossen Gefährt im verkehrsreichen Grossraum Los Angeles zu bewegen, haben sie ihren Entscheid für das Motorhome und gegen das Hotel keinen Moment bereut. Nachdem sie sich installiert und den Kühlschrank gefüllt hatten, haben sie sich bereits nach der ersten Nacht darin heimisch gefühlt. Camperferien waren für sie das erste, aber sicher nicht das letzte Mal. In den 9 Tagen unterwegs hatten wir viel Spass und haben einiges erlebt und gesehen. Sie werden zu Hause sicher mehr zu berichten haben als nach 10 Nächten im Hotel. Zum Abschied fahren mit Ihnen zum Vermieter und bringen sie dann zum Airport.


Long Beach - Queen Mary

2011-01-07

Die Queen Mary setzte auf ihrer Jungfernfahrt 1936 neue Massstäbe für Seereisen. Sie war für viele Jahre das grösste, schnellste und luxuriöseste Passagierschiff. Zwischen Southampton und New York beförderte sie durchschnittlich 3'000 Passagiere und Besatzungsmitglieder auf der 5-tägigen Reise, darunter auch unzählige gekrönte Häupter und Hollywood-Stars. Mit Ausbruch des II. Weltkrieges war die Herrlichkeit zu Ende und das Schiff wurde grau bemalt und als Truppentransporter eingesetzt. Insgesamt wurden über 800'000 Soldaten an die Kriegsschauplätze und wieder zurück transportiert. Nach Kriegsende brachte sie dann noch 22'000 Soldatenbräute und deren Kinder in die USA. Sie wurde alsdann der Cunard-Line zurückgegeben und nach einer 10-monatigen Generalüberholung nahm sie ihren Dienst als Passagierdampfer wieder auf. Mit dem Aufkommen der Düsenjets war ihre Zeit auf See endgültig abgelaufen. 1967 wurde sie nach 1001 Atlantik-Überquerungen stillgelegt und die Stadt Long Beach erwarb das Schiff. Seither dient die Queen Mary am Pier als Hotel und Museum.


Long Beach - Aquarium of the Pacific

2011-01-08

Jederzeit eine Visite wert ist das Aquarium of the Pacific in Long Beach. Nebst rund 12'500 Meeresbewohnern erwartet den Besucher auch viel Lehrreiches zur maritimen Flora und Fauna. Gegliedert nach verschiedenen Themenbereichen werden auch die Konsequenzen der Umweltverschmutzung und der Erderwärmung leicht verständlich dargestellt. Leider interessieren sich die Leute fast ausnahmslos für die 150 Haiarten und die putzigen und farbenprächtigen Fische in den naturnah hergerichteten Aquarien.


Long Beach - Venice Beach

2011-01-09

Der berühmte Venice Beach ist nicht das Revier der Schönen und Reichen, aber ganz unterhaltsam. Auf etwa 3 Kilometern herrscht ein buntes Treiben auf der Strasse, vor allem an Wochenenden. Zwischen Palmenstrand und Häuserzeilen mit Läden und Strassenlokalen tummeln sich Musikanten, Artisten und schräge Möchtegern-Entertainer. Ein weiterer Strandabschnitt ist der „Muscle Beach“, welcher Sportbegeisterten mit seiner vielfältigen Infrastruktur paradiesische Verhältnisse bietet.


Long Beach - Harbour

2011-01-10

Long Beach ist gemessen am Warenumschlag der grösste Hafen der USA und weltweit auf Platz 10. Erwartet haben wir, dass etwa jedes zweite Schiff im Hafen unter chinesischer Flagge fährt. Dem ist nicht so aber vielleicht sind ihre Frachter, wie viele andere auch, in Panama registriert oder die Amerikaner lassen sich die Waren für ihre Malls nicht bringen, sondern holen sie in China selber ab.
Im kleinen Fischerhafen tummeln sich etwa ein Dutzend gut genährte Seelöwen. Sie fordern lautstart am Pier ihren Anteil am soeben eingebrachten Fang des Fischers in Form der nicht verwertbaren Fische und Schlachtabfällen.
Am späteren Nachmittag fahren wir noch kurz an den südöstlichen Stadtrand ins Viertel Naples, das sich über drei durch Kanäle voneinander getrennte Inseln ersteckt. Es ist eine idyllische und sehr teure Wohngegend mit hübschen Häusern und vertäuten Booten entlang dem Rio-Alto-Kanal.


Newport Beach CA

2011-01-11

Wir verbringen den Tag an der Küste des Orange County und besuchen Huntington Beach und Newport Beach. Feine Sandstrände mit Palmen wechseln sich mit dicht bebauten Zonen und riesigen Yachthäfen ab. Newport Beach wird durch das dreifache des nationalen Pro-Kopf-Einkommens sowie einer aussergewöhnlichen Küstenlage chakterisiert. Die Balboa-Peninsula schottet die grosse Bucht mit mehreren aufgeschütteten Inseln gegen das offene Meer ab. Die durch die Wohngebiete verlaufenden Wasserstrassen, kleinen Brücken und engen Strassen erinnern stark an Venedig. Die Stadt hat 86'000 Einwohner und in der Bucht liegen etwa 9'000 Boote vor Anker. Bei einem Hochwasser hätte es nebst allen Bewohnern auch noch für die Haustiere genügend Platz auf den Schiffen.


Long Beach - San Diego

2011-01-12

Wir hängen den Trailer an und fahren der Küste entlang südwärts nach Chula Vista auf einen sehr schönen KOA-Campground. Chula Vista ist eher ein Aussenquartier von San Diego als eine eigenständige Stadt, trotz über 200'000 Einwohnern. Unter anderem haben uns auch die aktuellen Tagestemperaturen von über 20° hierher in die Nähe zu Mexico gelockt.


San Diego

2011-01-13

Ein erster Ausflug in die Stadt und wir erleben bereits den Reiz von San Diego. Nicht umsonst wird sie auch America’s Finest City genannt. Von der in der San Diego Bay gelegenen Coronado-Halbinsel mit bezaubernden Stränden und exklusiven Villen bewundern wir die Skyline am gegenüberliegenden Ufer. Zum Schluss schlendern wir durch das historische Stadtzentrum, dem Gaslamp-Quartier mit viktorianischen Strassenzeilen und vielen exquisiten Restaurants und Geschäften.


San Diego Zoo

2011-01-14

Der reizend angelegte San Diego Zoo geniesst weltweit einen hervorragenden Ruf, insbesonders wegen seiner Arterhaltungsprogramme und der Aufzucht bedrohter Tierarten. Nebst 800 zum Teil sehr selten zur Schau gestellter Tierarten in Gehegen, welche den natürlichen Lebensraum so genau wie möglich nachbilden, ist auch die üppige Pflanzenpracht des Tierparks eine Augenweide.


San Diego - Balboa Park

2011-01-15

Der sich über 485 Hektaren erstreckende Balboa Park im Herzen der Stadt zählt zu den beliebtesten Attraktionen von San Diego. 1915 fand hier eine Weltausstellung zur Einweihung des Panama-Kanals statt. Die zu diesem Anlass errichteten pompösen Gebäulichkeiten im Stil der spanischen Renaissance des 17. Jahrhunderts beherbergen heute 15 Museen. Benannt ist der Park nach dem spanischen Entdecker und Eroberer Vasco Nunez de Balboa, welcher 1513 als erster Europäer den Pazifik erblickt hat.


Küste San Diego County

2011-01-16

Zwischen Orange County und der mexikanischen Grenze erstreckt sich die 112 Kilometer lange Küste des San Diego County mit fantastischen Sandstränden und beliebten Ferienorten. Von Point Loma fahren wir der Küste entlang zu den Sunset Cliffs, Ocean Beach, Mission Beach und Belmont Park. Wochenende und strahlendes Wetter haben viel Volk hierher gelockt. Überall ist Hochbetrieb und wir finden jeweils nur mit Mühe einen Parkplatz, um die Strandpromenade bei einem Spaziergang zu geniessen.


San Diego Bay

2011-01-17

Eine Tour mit einem Ausflugsboot durch die San Diego Bay darf man sich einfach nicht entgehen lassen. Alleine das Panorama ist das Geld schon wert. Als Zugabe noch 200 Seelöwen, die Pazifik-Flotte der US-Navy, Kreuzfahrtschiffe, Museums-Flugzeugträger USS Midway und vieles mehr.


San Diego

2011-01-18 to 2011-01-20

In San Diego fühlen wir uns so wohl, dass wir unseren Aufenthalt um ein paar Tage verlängern. Dies nicht nur wegen dem prächtigen Wetter mit Temperaturen um die 22°, sondern weil die Region in jeder Hinsicht auch viel zu bieten hat. Und einiges besucht man auch gerne ein zweites Mal, wie z.B. den Harbour Drive.


San Diego

2011-01-21 to 2011-01-22

Langsam wird es Zeit, die Küste zu verlassen und uns wieder in das Landesinnere zu verschieben. Wir besuchen noch La Jolla im Norden von San Diego, dem wohlhabensten Ort in der Agglomeration. Und weil es uns so gut gefallen spazieren wir nochmals durch die Quartiere Gaslamp und Old Town.


Chula Vista - Wellton AZ

2011-01-23

Von San Diego bezw. Chula Vista fahren wir in Richtung Tucson Arizona. Die Besiedlung wird schon bald immer dünner und alle paar Meilen hat der Highway eine Spur weniger. Nach 40 Kilometern geht es bergauf bis auf 1'250 Meter in die Laguna Mountains. Beeindruckend in dieser felsigen Gebirgskette sind die Halden mit riesigen, runden Steinen. Wie schon so oft auf Highways gibt es leider keine Möglichkeit, einen Stopp einzulegen und ein gutes Bild zu schiessen. Auf dem Pannenstreifen anzuhalten kann in dieser Gegend schnell kostspielig werden, weil wegen der nahen Grenze zu Mexico viele Streifenwagen der Highway- und Border-Patrol unterwegs sind. Nach Pine Valley geht es rassig runter bis auf Meereshöhe in die Colorado-Wüste. Vorbei an El Centro und Yuma schlagen wir in Wellton unser Nachtlager auf.


Wellton - Gila Bend AZ

2011-01-24

Hunderte von Kilometern nichts als Wüste. Von der Colorado-Desert führt die Strasse nahtlos in die Sonoma-Desert. Auf dem Highway sind mehr Trucks als Personenwagen unterwegs. Ab und zu mal ein trostloses Wüsten-Kaff oder auch nur ein paar schäbigen Hütten. Oder eine weiträumig zerstreute Ansammlung von lottrigen Campingfahrzeugen, welche ohne Anschlüsse an Strom und Wasser in der Einöde überwintern. Der Staat Arizona lässt dies für ein Saison-Permit von USD 80.-- zu.


Gila Bend - Tucson AZ

2011-01-25

Von Gila Bend nehmen wir die letzten 200 Km bis nach Tucson unter die Räder. Weiterhin eine öde Wüste mit Kakteen und Sträuchern, unterbrochen durch Ranches mit Tausenden von Rindern und riesigen Futter-Anbauflächen. Das benötigte Wasser wird wohl auch über Kanäle oder Pipelines vom Colorado-River hierher geleitet.


Tucson - Saguaro National Park

2011-01-26

Zweigeteilt an der Ost- sowie der Westseite von Tucson liegt der Saguaro Nationalpark. Seinen Namen hat der Park vom Kandelaber-Kaktus Saguaro. Diese riesigen Kakteen können 15 Meter Höhe und ein Gewicht von 8 Tonnen erreichen. Wir besuchen den Westteil sowie das sich angrenzend befindliche Arizona-Sonora Desert Museum, eine Kombination von Zoo, Museum und botanischem Garten mit Schwerpunkt Sonora-Wüste. Präsentiert werden 1300 Pflanzenarten und mehr als 300 verschiedene Wüstentiere in ihrem natürlichen Lebensraum. Ein „must to see“ wenn man in Tucson ist.


Tucson - Mission San Xavier del Bac & Titan Missile Museum

2011-01-27

Im Reservat des Papago-Stammes befindet sich 20 Km südlich von Tucson die Mission San Xavier del Bac. Die Mission ist 1692 vom Jesuiten-Pater Eusebio Kino gegründet worden und die Kirche wurde zwischen 1783 und 1797 errichtet. Es ist das älteste noch erhaltene und bis heute genutzte europäische Gebäude in Arizona.
25 km weiter südlich in Sahuarita schauen wir uns ein Überbleibsel aus dem kalten Krieg an. Von 1963 – 1987 waren hier 18 Titan II Interkontinentalraketen mit Nuklear-Sprengköpfen in verbunkerten, unterirdischen Silos stationiert. Sie waren immer betankt und nach Eingang des Startbefehls im Kontrollzentrum hätten sie nach nur 58 Sekunden ihre verhängnisvolle Reise angetreten. Weitere je 18 Abschuss-Silos befanden sich in Arkansas und Kansas. 1987 waren alle Silos gesprengt mit Ausnahme dieses hier, welcher zum „Titan Missile Museum“ und zur Historic Landmark wurde.


Tucson - Pima Air & Space Museum

2011-01-28

Mit Gloria und Bruce besuchen wir das Pima Air & Space Museum in Tucson. Bruce haben wir im Juni letzten Jahres in St. Pierre et Miquelon kennengelernt. Als Architekt ist er viel in Nordamerika herumgekommen. Er hat unsere Reise aufmerksam verfolgt und uns immer wieder per Mail mit nützlichen Informationen versorgt. Das Aviatik-Museum mit über 300 Flugzeugen, davon vielen Raritäten, ist weltweit eines der grössten.


Tucson - Gem & Mineral Show

2011-01-29

Zur Zeit findet in Tucson die dreiwöchige Gem & Mineral Show mit Exponaten aus aller Welt statt. Gloria und Bruce führen uns durch das riesige Gelände mit geschätzten 1'000 Händlern. Wenn die schönsten Mineralien doch nur nicht so gross und schwer wären. Sie liessen sich in der Schweiz locker für ein mehrfaches des Preises verkaufen.


Old Tucson Studios

2011-01-30

Dem Besucher fällt schnell auf, dass in Tucson nur einige wenige mehrstöckige Gebäude stehen. Die City mit 550'000 Einwohnern bedeckt deshalb eine Fläche von der Grösse des Kantons Basel-Landschaft. Land ist in dieser riesigen Wüste ja genug vorhanden, weshalb kein Grund besteht, in die Höhe zu bauen.
Westlich von Tucson befinden sich die Old Tucson Studios. Seit 1939 sind hier Szenen zu unzähligen Blockbustern wie „Rio Bravo“ oder TV-Serien wie „Bonanza“ oder „High Chaparral“ gedreht worden. Die errichteten Gebäude sollen Tucson in den 1860er Jahre entsprechen.


Tucson - AMARC

2011-01-31

Am letzten Tag unseres Tucson-Aufenthalts machen wir noch eine Bustour in die Davis-Monthan Airforce Base bezw. dem angrenzenden Aerospace Maintenance and Regeneration Center. Einmal mehr staunen wir auf unserer Reise über die gigantische Kriegsmaschinerie der USA. 4'400 Luftfahrzeuge im Gesamtwert von 33 Milliarden USD stehen hier auf einer Fläche von über 10 km². Teils werden sie wegen derzeitigen Nichtgebrauch hier eingemottet oder dann zu Ersatzteilen für andere Maschinen zerlegt. Nicht verwunderlich, dass die Air Force der grösste Arbeitgeber in Tucson ist.


Tucson - Phoenix AZ

2011-02-01

Nach ein paar sehr erlebnisreichen Tagen ziehen wir weiter nach Phoenix. Die Hauptstadt des Bundesstaates Arizona ist flächenmässig eine der grössten Städte Amerikas. Es ist auch eine der am schnellsten wachsenden Metropolen der USA. Gegründet 1881 wuchs die Bevölkerungzahl von 5'540 im Jahre 1900 bis 1950 auf 107'000. Aktuell sind es bereits über 1,6 Millionen und im Grossraum Phoenix leben sogar über 4,3 Millionen Menschen. Das Stadtgebiet mit den Vororten ist grösser als die gesamte Nordwestschweiz mit den Kantonen BS, BL, AG und SO.


Phoenix/Scottsdale AZ

2011-02-02

Ausser einigen bemerkenswerten Museen und einer sehr gepflegten und architektonisch sehenswerten City bietet Phoenix nicht allzu viel. Am ehesten lohnt sich ein Besuch des Vororts Scottsdale. Er gilt als „Beverly Hills der Wüste“ und ist eine der luxuriösesten Destinationen der USA. Wie Tucson hat auch Phoenix über 300 Sonnenschein-Tage im Jahr. Einheimische schildern uns, dass es hier 8 Monate wie im Himmel und 4 Monate wie in der Hölle sei. Dies deshalb, weil in den Sommermonaten die Tages-Temperatur selten unter 38° und oft gegen 50° betrage.


Phoenix - Kingman AZ

2011-02-03

Vom Campground im Vorort Mesa im Ostteil der Stadt fahren wir Richtung Las Vegas. Nach unglaublichen 80 km durch städtisches Gebiet verlassen wir im Nordwesten die Metropolregion Phoenix und sind wieder in der einsamen und fast unbewohnten Sonora-Wüste. Erwähnenswert unterwegs bis zum Tagesziel Kingman wäre neben der einmal mehr faszinierenden Wüstenlandschaft und den markanten Gebirgsketten einzig das hübsche Städtchen Wickenburg. Vor Kingman geht es nahtlos von der Sonora- in die Mojave-Wüste über. Es erstaunt uns immer wieder, wie riesig die Wüstengebiete im Südwesten der USA sind. Wir schätzen, dass es etwa der 10-fachen Fläche der Schweiz entsprechen könnte.


Kingman - Las Vegas

2011-02-04

Durch die Mojave-Wüste bis zum Hoover-Dam wird die Landschaft immer faszinierender. Seit 3 Monaten führt die US 93 nicht mehr über die Staumauer sondern via Bypass auf einer imposanten Brücke über die Colorado-Schlucht. Der Colorado ist die Staatsgrenze zwischen Arizona und Nevada. Die Zufahrt zum Hoover-Dam ist nur noch von der Nevada-Seite her möglich. Nach der Brücke zweigen wir ab auf die alte Strasse und fahren über die Staumauer. Mit unserem Trailer finden wir nur einen Parkplatz ganz weit weg und nicht mal für ein paar Fotos können wir bei der Staumauer kurz anhalten. Wir fahren deshalb weiter nach Las Vegas und werden nächste Woche nochmals hierher fahren. Unser Campground liegt direkt neben dem Circus Circus Hotel. Einige Attraktionen am Las Vegas Strip lassen sich so gut zu Fuss erreichen.


Las Vegas - Stratosphere Tower

2011-02-05

Ich habe Glück und bekomme trotz Wochenende noch einen Tisch im Stratosphere Tower Top of the World Restaurant für Hedy’s Geburtstagsessen. Das Restaurant dreht sich innerhalb einer Stunde einmal um seine Achse. Allein die Sicht aus 280 Metern über die nonstop pulsierende Stadt ist den Besuch wert, aber auch das Diner und das Ambiente werden dem Anlass gerecht. Auf der obersten Plattform befand sich bis vor kurzem die höchstgelegene Achterbahn. 3 andere „Adrenalin“-Bahnen sind aber noch in Betrieb und von einer Plattform lässt sich der höchste Sky-Jump der Welt erleben. Wir verzichten darauf, weil wir das feine Nachtessen behalten möchten.


Las Vegas - Fremont Street

2011-02-06

Wir finden rein nichts, was uns an unseren Aufenthalt anno 1981 erinnern würde. Bis wir heute in der Fremont Street in Downtown auf das Golden Nugget sowie eines der früheren Wahrzeichens der Stadt, den Cowboy „Vegas Vic“ stossen. Die 1994 gebaute Überdachung der Fremont Street erdrückt den armen Kerl fast.


Hoover Dam

2011-02-07

Der Hoover Dam ist zwischen 1931 und 1935 errichten worden mit dem Hauptzweck einer kontrollierten Wasserabgabe für Arizona, Nevada und Kalifornien. Vor dessen Bau machten abwechselnd Überschwemmungen und Dürreperioden den Siedlern das Leben schwer. Und dann wird auch noch eine Menge Strom produziert. In Las Vegas dürfen die Lichter ja nie ausgehen. 46 Millionen Besucher pro Jahr wollen sich 24 Stunden am Tag amüsieren und unterhalten werden. Auch sonst hat Las Vegas dem Hoover Dam viel zu verdanken. Tausende von am Bau beteiligten Arbeitern verbrachten ihre Freizeit im 50 Km entfernten Wüstenkaff Las Vegas, wo innert kurzer Zeit immer mehr Bars und Casinos entstanden.
Von der neuen 270 Meter hohen Colorado-River-Bridge bietet sich eine tolle Sicht auf die Staumauer und den Lake-Mead-Stausee.


Lake Mead

2011-02-08

Es ist heute unfreundlich kalt und somit ideal zum shoppen. Ich mache Hedy eine Freude und lade sie für ein paar Stunden bei einem Premium Outlet ab. Weil ich für sowas extrem wenig Ausdauer habe macht es ihr ohne mich viel mehr Spass. Und darüber zu schreiben oder oder sogar Fotos von durchwühlten Regalen und Kleiderständern zu schiessen, würde den Hausfrieden gefährden. Ich komme deshalb nochmals auf den gestrigen Ausflug zum Hover Dam beziehungsweise den Stausee Lake Mead zurück. Es ist der grösste künstliche See der USA und er untersteht als Erholungs- und Naturschutzgebiet dem National Park Service. Letztmals 1999 war der Stausee voll und aktuell ist der Pegel 30 Meter unter dem Höchststand und das Wasservolumen ist in diesem Zeitraum um 40 % geschrumpft. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei anderen Stauseen im Südwesten wie dem Lake Powell. Ursache dafür ist eine Dürreperiode seit 2000, eine weiterhin ungebremste Zuwanderung sowie die Bewässerung immer grösserer Agrarflächen. In Las Vegas werden seit einiger Zeit keine Bewilligungen für Swimmingpools mehr erteilt und zudem wurden noch 3 Wasserinspektoren eingestellt, welche gegen die Wasserverschwendung vorgehen sollen. Mehr als einen winzigen Zeitgewinn bringen diese Massnahmen auch nicht. Entspannung über einen längeren Zeitraum würden wohl nur ein paar niederschlagsreiche Jahre bringen oder Las Vegas wird wieder zum trostlosen Wüstenkaff. Noch können wir uns am wunderschönen See und seiner Umgebung erfreuen, fragt sich nur noch wie lange!


Las Vegas

2011-02-09

Von den weltweit 13 grössten Hotels mit jeweils über 3'500 Zimmern befinden sich 10 davon am Las Vegas Boulevard, auch Las Vegas Strip genannt. Allein diese 10 Hotels bieten 47'000 Zimmer an. Zusammen mit unzähligen weiteren grossen Hotels verfügt die Stadt über 130'000 Hotelzimmer. Bis zur Reception muss in der Regel zuerst die Spielhölle durchquert werden. Dem Gigantismus sind keine Grenzen gesetzt, jedes Hotel und Casino will die anderen mit noch spektakuläreren Bauten oder verrückteren Shows überbieten. Auch wenn nicht alles echt ist, wie zum Beispiel der Marmor am Caesars Palace, so sind die knapp 7 Kilometer Strip doch sehr beeindruckend.


Las Vegas - LOVE

2011-02-10

In Sachen hochkarätigem Entertainment von Magie über Sport bis Musik setzt Las Vegas immer wieder Massstäbe. Allerdings haben wir diese Woche Pech, was unsere Favoriten betrifft. An Megastars ist einzig Cher hier oder verblasste Grössen wie Barry Manilow. Es fuxt uns schon ein wenig, dass Guys wie Clapton oder Santana erst im März kommen. Wir trösten uns damit, dass in 7 Casinos ganzjährig eine Vorführung des Cirque du Soleil läuft. Schnell haben wir uns entschieden, im Mirage die Show LOVE zur Musik der Beatles zu besuchen. Um es kurz zu machen, wir waren derart begeistert, dass wir in einem anderen Casino noch eine weitere Show des Cirque du Soleil sehen wollen.


Las Vegas - KA

2011-02-11

Las Vegas ist ein Ort ohne Zeit. In den Casinos ist immer Nacht, kein Tageslicht der Wüste erhellt die Räume. Und draussen wird durch die Lichtreklamen die Nacht zum Tag. Viele Hotels sind Themen oder Städten nachempfunden wie das Venetian, Paris, New York-New York, Caesars Palace oder Luxor. Und fortwährend staunt man darüber, wie da auf engstem Raum architektonische Meisterwerke, aber auch Kitsch, aneinander gereiht wurden. Erwähnenswert sind auch die Parkanlagen der Hotels. Einige bieten meist stündlich dem Publikum kostenlos Sehenswertes wie Wasserfontänen mit Musik, Vulkanausbruch oder Piraten-Show.
Da die Anlagen der Hotels und Casinos sehr weitläufig sind, hat man bis zum Sonnenuntergang schnell ein paar Kilometer abgespult. Mit jedem Tag schmerzen uns die Füsse und vor allem der Rücken wegen dem unregelmässigen Tempo immer mehr. Umso mehr schätzen wir dann einen bequemen Sessel. Nach dem Nachtessen können wir uns im Fauteuil des Theaters im MGM Grand entspannen und „KA“ des Cirque du Soleil geniessen. Auch diese Show entzückt uns sehr.


Las Vegas - City of Entertainment

2011-02-12

Wo Licht ist gibt es halt auch Schatten. Und Las Vegas hat sehr viel Licht. Von offizieller Seite ist man seit langem bemüht, das Image von Sin City (Stadt der Sünde) nach City of Entertainment zu ändern, um die Stadt auch für Familien attraktiver zu machen. Gelungen ist dies nur teilweise. Wir sind sehr überrascht über die Angebote der Rotlichtbranche in den doch sonst so puritanischen USA. Da wird grossflächig Werbung für Topless-Shows oder Gentlemen-Clubs gemacht. Und auf der Strasse will man mir ständig Werbeflugblätter von Escort-Girls in die Hand drücken. Las Vegas ist halt in vieler Hinsicht sehr speziell und einmalig. Wo sieht man sonstwo so viele Wedding-Chapels (Hochzeits-Kapellen), Stretch-Limousinen, Spielsüchtige und Silikonbusen.
Sehr empfehlenswert ist die Aussichts-Plattform auf dem Mini-Eifelturm beim Hotel Paris. Die Sicht auf den Strip aus 160 Metern ist vor allem Nachts grandios.


Las Vegas

2011-02-13

Seit Freitag sind wieder auffällig mehr Leute auf dem Stip unterwegs. Viele Amis fliegen zum Spass oder zum Zocken für ein verlängertes Wochenende mal schnell nach Vegas. Dies zeigt sich auch an den Passagierzahlen (über 40 Millionen) des Airports, welcher weltweit zu den 15 Grössten zählt. Für uns geht es morgen in umgekehrter Richtung raus aus dem Trubel. Nach über einer Woche in dieser nonstop pulsierenden City zieht es uns wieder in ruhigere Gefielde.


Las Vegas - Barstow CA

2011-02-14

In Las Vegas mit all den Hotelpalästen und teilweise immensen Parkanlagen mit pompösen Seen und Wasserspielen vergisst man leicht, dass man sich mitten in einer Wüste befindet. Wir fahren auf der IS 15 aus der Stadt und auf einen Schlag nur noch Sand und vereinzelte dürre Sträucher soweit das Auge reicht. Jetzt wird man sich wieder bewusst, dass man soeben eine riesige, künstliche Oase verlassen hat.
Über 200 Km führt die IS 15 nun durch die fast unbewohnte Mojave-Wüste nach Barstow. Unterwegs bei Primm stehen die letzten 3 Casinos an der Grenze von Nevada zu Kalifornien. Wie immer bei der Einreise in Kalifornien wird man dann an einem Kontrollposten noch nach Gemüse, Früchten, Brennholz und Waffen gefragt. Wir befürchten schon, dass der Beamte wie auch schon in die Früchteschale und den Kühlschrank schauen will und uns dann etwas wegnimmt. Mit unserer Deklaration von Tomaten und grünem Salat gibt er sich zufrieden.


Barstow - Mojave CA

2011-02-15

In Barstow waren wir Mitte November schon mal für 3 Tage, als wir auf der Route 66 hier vorbei kamen. Wir fahren deshalb heute gleich weiter bis nach Mojave. Seit wir vor dreieinhalb Wochen in San Diego weggefahren sind und inzwischen über 1'500 Kilometer durch Wüstengegenden zurückgelegt haben, hat sich die Landschaft kaum verändert. Nicht dass es langweilig wäre, aber ich weiss einfach nichts mehr zu Flora und Fauna zu schreiben. Ausser wir würden mal einer Klapperschlange begegnen. Auf solche Bekanntschaften können wir aber auch ganz gut verzichten.


Mojave CA

2011-02-16

Bekannt ist Mojave mit knapp 4'000 Einwohnern nur wegen dem Flugplatz. Dieser wird von den Fluggesellschaften rege für die Zwischenlagerung von nicht benötigten Flugzeugen genutzt. In der Regel werden Beschriftung und Logo überdeckt, damit keine Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Lage der betreffenden Gesellschaft möglich ist. Die Anzahl der hier zwischengelagerten Maschinen schwankt sehr stark und ist ein guter Indikator für die ökonomische Situation der Luftverkehrsbranche. Seit einigen Jahren wird der Airport auch von verschiedenen privaten Raumfahrtunternehmen als Testgelände genutzt. Hier startete 2004 die „SpaceShipOne“ zum ersten privat finanzierten bemannten Weltraumflug.


Mojave - Valencia CA

2011-02-17 to 2011-02-18

Ein letztes Stück durch die Mojave-Wüste, vorbei am Rosamund Lake und der Edwards Air Force Base, bis es dann nach Palmdale durch die San Gabriel Mountains in Richtung Pazifik geht. Nach mehreren „sandfarbenen“ Wochen erfreuen wir uns am satten Grün der Hänge und den Nadel- und Laubbäumen. Wir bleiben 2 Tage in Valencia, einem Stadtteil von Santa Clarita. Die Stadt gehört bereits zur Los Angeles Metropolitan Aera. Bis zur City von LA sind es jedoch immer noch 55 Kilometer.


Valencia - Santa Barbara

2011-02-19

Wir umfahren LA im Norden durch die Santa Susana Mountains, einer sehr reizenden, hügeligen Landschaft bis ans Meer in Santa Barbara. Die Stadt mit gegen 100'000 Einwohnern wird wegen ihres Mittelmeerklimas als Hauptstadt der „American Riviera“ bezeichnet. Diese klimatischen Bedingungen machen die Gegend auch für viele Prominente attraktiv, weshalb der durchschnittliche Hauspreis doppelt so hoch ist wie übrigen Kalifornien. Neben den Touristen bringen auch die über 20'000 Studenten der Universität, einem Teil der „University of California“, viel Leben und Aktivität in die Stadt.


Santa Ynez Valley - Solvang

2011-02-20

Vor 2 Tagen haben wir vernommen, dass Vito Saracista, Sohn des Wirte-Ehepaars vom Restaurant Arlesiènne in Arlesheim, hier in Santa Barbara sein Englisch aufbessert. Mit ihm machen wir einen Ausflug ins Santa Ynez Valley. Das Tal mit über 70 Winerys gehört seit einiger Zeit zu den aufstrebenden Weinbaugebieten. Sehr sehenswert im Santa Ynez Valley ist das Städtchen Solvang, welches von dänischen Auswanderern gegründet wurde. Durchgängig im dänischen Fachwerkhausstil erbaut, zieht es viele Touristen an und wird als „dänische Hauptstadt von Amerika“ bezeichnet. Zum Nachtessen bei uns zu Hause gibt es Fondue chinoise à discretion. Diese Menuwahl deshalb, weil Vito mit seiner Gastfamilie die absolute Niete gezogen hat, wovon wir uns nach Besichtigung seiner „Zelle“ überzeugen konnten. Für die 3 Hausbewohner gibt es, ohne etwas vorher oder nachher oder einem Salat dazu, eine kleine Pizza oder 8 Pouletflügel. Gekocht wird gar nie und ab und zu „vergisst“ der Gast-Vater sogar, für seine „Gäste“ ein Nachtessen einzukaufen und im Kühlschrank herrscht eh immer gähnende Leere. Wie Fleisch schmeckt wusste er schon bald nicht mehr und uns macht es Spass zu sehen, wie Vito das Chinoise geniesst und davon schwärmt, dass es das beste Fleisch sei, das er je gegessen habe.


Santa Barbara CA

2011-02-21

Die Mission Santa Barbara ist eine von spanischen Franziskanermönchen errichtete Missionsstation. In der Zeit von 1769 bis 1823 sind zwischen San Francisco und San Diego in Abständen von 48 Kilometern (Tagesritt) 21 Missionen gegründet worden. Ihr Zweck war die Bekehrung der indigenen Bevölkerung sowie die Besitznahme der Gebiete für die spanische Krone. Da alle im gleichen Stil gebaut sind können wir uns die Besichtung der übrigen 20 Missionen ersparen. Sehenswert in Santa Barbara ist das County Courthouse mitten in der Stadt. Vom Glockenturm des Prachtbaus geniesst man einen wunderbaren Blick über die Stadt bis zu den Santa Ynez Mountains und den Santa Cruz Inseln. Zum Nachtessen gehen wir mit Vito zum Teppanyaki. Noch jedes Mal haben wir beim Japaner Fleisch und anderes stehen gelassen, weil die Portionen für uns zwei immer viel zu gross sind. Heute haben wir mit Vito einen dankbaren Abnehmer.


Santa Barbara - Morro Bay

2011-02-22

Wir verschieben uns in Richtung San Francisco bis zur Morro Bay. Beim Wahrzeichen des Ortes, dem Morro Rock bei der Hafeneinfahrt, stationieren wir uns auf einem netten Campground am Meer. Die Besteigung des Felsens ist strengstens verboten, da es ein Schutzgebiet für Wanderfalken ist.


San Simeon - Hearst Castle

2011-02-23

Bei San Simeon besichtigen wir das auf einem Hügel der Santa Lucia Mountains gelegene Hearst Castle (www.regal360.com/clients/hearst/hearstcastle) mit majestätischer Sicht auf den Pazifik. Der Medien-Tycoon William Randolph Hearst baute sich hier zwischen 1919 und 1946 ein Phantasieschloss und 3 Gästehäuser mit insgesamt 165 Zimmern. Stilistisch liess sich der Bauherr von altgriechischen und römischen Tempeln, mittelalterlichen Kirchen, mediterranen Palazzos bis zu Neuschwanstein inspirieren. Ausgestattet wurden die Räume mit Kunstwerken und Antiquitäten aus aller Welt. Hearst kaufte fast wahllos alles zusammen und liess auch ganze Suiten aus spanischen Palästen aus- und hier wieder einbauen. Auf dem über 1'000 km² (kein Tippfehler!) grossen Besitz mit 20 Km Meeresanstoss befanden sich auch der grösste Privat-Zoo, Flugpiste, Pferderanch und vieles mehr.
An der Küste ergötzen wir uns an Kolonien mit Tausenden von See-Elefanten. Zur Zeit ist „Sex at the Beach“ angesagt. Der Februar ist Paarungszeit und für die Bullen ist das harte Arbeit. Sie sind entweder am Kämpfen mit Rivalen, am Verschnaufen oder am Kopulieren.


Prismo Beach - San Luis Obispo

2011-02-24 to 2011-02-25

Das erlebnisreichste war heute wohl die Fahrt auf dem Prismo Beach den Oceano Dunes entlang, über 7 Kilometer hin und wieder zurück. Erstmals nach 19 Monaten habe ich ein Fahrzeug mit diesen nervösen Blau- und Rotlichtern am Heck. Statt den erlaubten 15 sei ich mit über 30 Meilen gefahren, was er (versteckt in den Dünen) gemessen habe. Nach Prüfung der Personalien lässt er mich nach freundlichen Belehrungen zum Sinn von Tempolimiten und einem mündlichen Verweis ohne Busse ziehen.
Weshalb das Städtchen San Luis Obispo ein beliebter Touristenort ist, bleibt uns ein Geheimnis. Das Beste ist wohl das ab 1958 entstandene Madonna Inn, ein Hotel mit 110 individuell eingerichteten Themen-Zimmern. Alles ist derart kitschig, dass es bereits wieder schön ist.
Am Freitag Morgen verschieben wir die Weiterfahrt nach Monterey, weil für den ganzen Tag Regen und Wind angesagt ist. Bei diesen Konditionen wäre es ja schade, da dieser Abschnitt der CA 1 der Küste entlang landschaftlich sehr reizvoll sein soll.


Morro Bay - Moss Landing

2011-02-26

Wie gut, dass wir noch einen Tag auf besseres Wetter gewartet haben. Der rund 100 Km lange Küstenhighway No. 1, auch Big Sur genannt, ist einer von 120 National Scenic Byways. Die Fahrt auf der 1937 fertiggestellten Strasse an der spektakulären Steilküste ist atemberaubend. Zum Schutz von Flora und Fauna sind grosse Teile zu State Parks oder sogar Wilderness Areas, der strengsten Kategorie von Schutzgebieten der USA, gemacht worden. Mit etwas Glück lassen sich Seeottern, Seelöwen, Grauwale oder sogar Kondore beobachten.


Monterey CA

2011-02-27

Monterey ist eine nette Kleinstadt an der gleichnamigen Bucht. Bis Mitte der 1950er Jahre war sie einer der bedeutensten Fischerei- und Walfanghäfen an der Westküste. Von besonderer Bedeutung war die Sardine, bis die Fangquoten infolge Überfischung drastisch zurückgingen. Die Gebäulichkeiten der Fischverarbeitungs- und Konservenfabriken werden inzwischen als Boutiquen, Souvenirshops oder Restaurants genutzt. Dank dem 17-Mile-Drive auf der Monterey-Halbinsel finden auch viele Touristen den Weg in die Stadt.


17-Mile Drive

2011-02-28

Der 17-Mile Drive auf der Monterey Peninsula ist berühmt wegen der spektakulären Küste und den Zypressen- und Kieferwäldern. Die Rundfahrt bietet fantastische Ausblicke auf Brandung, Küstenflora und den Del-Monte-Forest. Imposante Anwesen zeugen davon, dass die Halbinsel auch bei Wohlhabenden inmitten den geschützten Naturschönheiten als Domizil sehr umworben ist. Attraktiv und beliebt sind auch die Country-Clubs und die Weltklasse-Golfplätze.


Moss Landing - San José

2011-03-01

Die Region ist geprägt von grossen Gemüse- und Früchte-Plantagen. Am Strassenrand decken wir uns ein mit erntefrischen Erdbeeren und vielen anderen gesunden Dingen. Zum Beispiel für einen Dollar 10 kleine Artischoken oder 5 Avocados. Wir verschieben uns mit dem Trailer bis nach San José, am Südzipfel der San-Francisco-Bay. Nachdem wir uns installiert haben fahren wir zur HP Pavillon Arena, weil Eric Clapton morgen Abend dort auftritt. Das Konzert ist glücklicherweise nicht ausverkauft und wir bekommen noch 2 Tickets.


San José

2011-03-02

San José ist eine unscheinbare und für die Meisten wohl unbekannte Stadt, obwohl die Einwohnerzahl demnächst die Millionen-Grenze überschreiten wird oder bereits überschritten hat. Es ist die drittgrösste Stadt Kaliforniens nach Los Angeles und San Diego und somit grösser als San Francisco. Sie wird auch als Hauptstadt des Silicon-Valleys bezeichnet und ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der USA. Sauber und ganz ansehlich zeigt sich das Zentrum und mit der Strassenbahn sogar ein wenig europäischem Touch.
Abends besuchen wir dann das Konzert von „Slowhand“ Eric Clapton. Sehr beeindruckend waren seine virtuosen Soli auf unterschiedlichen Gitarren. Das Publikum kam jedoch nicht in Stimmung, weil er zu viel Blues und Balladen spielte. Von seinen grossen Hits bringt er nur einige wenige und auch diese nicht in einer rockigen Version. Alles in allem die richtige Musik bevor man ins Bett geht oder schon drin ist.


San José - Sacramento

2011-03-03

Wir verschieben uns nach Sacramento, der Hauptstadt des Bundesstaates Kalifornien. Hier begann 1848 der kalifornische Goldrausch und in der Umgebung finden sich noch viele Überreste aus dieser Zeit. Sacramento ist eine Partnerstadt von Liestal. Was das für eine Bewandnis hat, erzählen wir dann später.


Folsom - Amador - Sutter Creek - Jackson

2011-03-04

Wir erkunden die Umgebung von Sacramento. Zuerst geht es nach Folsom, berühmt wegen dem Gefängnis und natürlich Johnny Cash, welcher hier 1968 ein legendäres Konzert für die Gefangenen gab. Der Mitschnitt des Albums „at Folsom Prison“ kam auf Platz 1 der Country-Charts. Auf der Weiterfahrt folgt Goldgräber-Nostalgie in hübsch hergerichteten Städtchen wie Amador, Sutter Creek oder Jackson.


Sacramento - Sutter's Fort

2011-03-05

Sacramento wurde von Johann August Suter aus Rünenberg BL gegründet. Er floh 1834 vor seinen Gläubigern nach Amerika und kam nach diversen Zwischenstationen, wo er zum Teil wieder Schulden hinterliess, 1839 nach Kalifornien. Er kolonisierte im Sacramento-Tal ein Gebiet von der Grösse des Kantons Baselland, welches er vom mexikanischen Gouverneur erhalten hatte. 1841 baute er Sutter’s Fort und nannte seine Besitzung Neu-Helvetien. Im gleichen Jahr erwarb er von Russland die Kolonie Fort Ross und bis 1848 beherrschte er den grössten Teil von Kaliforniens Norden, weshalb er auch als Kaiser von Kalifornien tituliert wurde. Nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg fiel Kalifornien 1848 an die USA und Sutter wurde US-Bürger und zum Major-General ernannt. Ebenfalls 1848 wurde bei Sutter’s Mill Gold gefunden und es gelang ihm nicht, dies geheim zu halten. Im darauf folgenden Goldrausch wurde sein Imperium von Zehntausenden von Goldgräbern überschwemmt. Recht und Ordnung brach vollständig zusammen und Sutter verlor all seinen Besitz. Immerhin ist sein Ruhm noch nicht verblasst. Unter seinem späteren Namen John Augustus Sutter ist er noch vielerorts sehr präsent. Ein County, Ortschaften und Strassennamen sind nach ihm benannt und Historic Landmarks sowie Museen zeugen von seiner geschichtlichen Bedeutung für Kalifornien.


Old Sacramento + California State Railway Museum

2011-03-06

Sehr attraktiv ist Old Sacramento mit 53 Gebäuden aus der Goldgräberzeit. Beim Spazieren durch die Arkaden auf den alten Holzplanken könnte man sich wie im Jahre 1860 fühlen, wenn die Boutiquen, Souvenirshops und Restaurants nicht wären. Hier befindet sich auch das California State Railway Museum, welches den Ruf als eines der besten Eisenbahnmuseen der USA geniesst. Nebst der geschichtlichen Dokumentierung der Erschliessung des Westens durch die Eisenbahn zeigt das Museum auch die ersten Lokomotiven und Bahnwagen, welche in Kalifornien im Einsatz standen.


Sacramento - Pacifica

2011-03-07

Die letzte Dislokation mit unserem Trailer, bevor wir Kalifornien für ein paar Wochen in Richtung Schweiz verlassen. Wie wir über die Bay Bridge fahren und den ersten Blick auf San Francisco werfen, erschrecken wir doch leicht. Bis zuoberst an den Hängen ist die Stadt sehr dicht überbaut. Wir sind aber sicher, dass im Gegensatz zum Beispiel zu Las Vegas, noch vieles so ist wie vor 30 Jahren. Wäre auch schade, weil wir ganz tolle Erinnerungen an SF haben. Zuerst geht es für heute aber in den Süden der Stadt auf einen Campground an der Steilküste bei Pacifica.


San Francisco

2011-03-08 to 2011-03-09

San Francisco fasziniert uns von Neuem mit Sehenswürdigkeiten in Hülle und Fülle. Eines der Wahrzeichen ist nach wie vor die Golden Gate Bridge. Wie viele Brücken sind doch in den vergangenen 74 Jahren gebaut worden und sie ist immer noch eine der schönsten und imposantesten.


San Francisco

2011-03-10 to 2011-03-11

Die Stadt ist auf insgesamt 42 Hügeln gebaut. Die City würde sich ganz gut zu Fuss erkunden lassen, wenn diese Hügel nicht so verdammt steil wären. Wir sind froh, dass es die 1873 in Betrieb genommenen Cable Cars noch gibt. Sie ist die letzte Kabelstrassenbahn der Welt und sie schafft Steigungen, wo alle anderen Bahnen auf Zahnrad umstellen müssen.


San Francisco - Chinatown

2011-03-12

Nach New York hat San Francisco die grösste Chinatown der USA mit etwa 80'000 Bewohnern. Das dicht besiedelte Quartier wird auch „goldenes Getto“ genannt, weil sich hinter den farbenprächtigen Fassaden Armut und engste Wohnverhältnisse verbergen. Die Besucher kommen fast alle vom Süden her via Chinatown Gateway und flanieren durch die Grant Avenue. Viel interessanter ist aber der Nordteil im Bereich Washington/Stockton Street, wo Fische, Fleisch und Gemüse verkauft werden. Hier sind wir von „Einheimischen“ umzingelt und fühlen uns wie in einer südchinesischen Stadt. Wir verstehen auch nichts mehr, weil ausschliesslich kantonesisch oder Mandarin gesprochen wird.


Wir sind reisebereit

2011-03-13

Die Koffern sind gepackt und in einer Stunde geht es zum Airport. Ab Montag Nachmittag sind wir dann für 4 Wochen in der Region Basel und Reiseberichte gibt es in dieser Zeit keine. Mit Ausnahme vielleicht etwas zur Basler Fasnacht mit ein paar Pictures für unsere kanadischen und amerikanischen Friends.


Basler Fasnacht (Carnival of Basel)

2011-03-14

What are the main events, and when?
Fasnacht lasts exactly three days, from 4.00 a.m. on Monday morning to 4.00 a.m. on Thursday. It is always held in the week after Ash Wednesday, and most of the action is concentrated in the city centre.

Morgenstreich
The three-day event traditionally kicks off with an early morning procession, the Morgenstreich, which starts at 4 a.m. on Monday morning. This is a procession of about 200 illuminated canvass lanterns decorated with paintings and rhymes that make fun of a particular “subject” - a local event from the past year. After the city's streetlights are switched off, these lanterns are paraded through the darkened streets, accompanied by the cliques with their drummers and piccolo players. The bars and restaurants serve the three dishes traditionally associated with Fasnacht: Mehlsuppe (a hearty broth made from flour and onion), and onion and cheese pies.

Processions
There are two main processions, starting at 1.30 p.m. on Monday and Wednesday. More than 10,000 masked carnival members parade along a set route through the city centre displaying their “sujets” or special carnival topics, accompanied by the sound of drums, piccolos and “Gugge” music. They travel by foot, on carnival floats or horse-drawn carriages, carrying lanterns and many other comical accessories. People in the procession throw confetti and distribute oranges, yellow mimosa and many other things to the spectators along the route. Most groups also hand out their own colourful sheets of paper (“Zeedel”) which make fun of local events and personalities in verse form, written in the unfathomable local Basel dialect.

Schnitzelbänke
On the Monday and Wednesday evening, more than 100 groups of Schnitzelbank singers tour the city's bars and restaurants, reciting their verses on local topics from the past year. The melodies vary, but the playful and ironic content is always written in the local dialect. The central point is usually only touched on indirectly, and the real object of ridicule only becomes apparent towards the end.

Tuesday and the exhibition of the lanterns
Tuesday is a day for children, with no main procession but rather groups of adults and children in costume wandering at random around the streets, some of them playing instruments. The highlight of Tuesday evening is the Exhibition of the Lanterns on Münsterplatz, where over 200 lanterns provide an impressive illuminated display under the shadow of the cathedral.

Gugge concert
On Tuesday evening, the city centre's streets are mainly filled with the “Gugge” music of the brass bands. The musicians gather from 8 p.m. onwards on Marktplatz, Barfüsserplatz and Claraplatz to play their deafening, discordant but often very catchy tunes. They then disperse through the streets, forming groups that spectators like to tag along with, and march through the centre playing their music into the small hours

The “Gässle”
The “Gässle” is special for the residents of Basel and visitors too. It simply refers to the custom of wandering through the narrow lanes and alleyways of Basel's old town, marching to the hypnotic beat of the small and large troupes of piccolo players and drummers, enjoying both new and old carnival compositions, and falling into a sort of reverie for a few hours that is entirely in the spirit of this unique festival.


Basler Fasnacht (Carnival of Basel)

2011-03-15

The origins of Basel's Fasnacht are rather obscure, partly because of the terrible earthquake of 1356 which destroyed large parts of the city and many official archives.
The earliest records date back to Ash Wednesday in 1376, when a jousting tournament on the Münsterplatz was the scene of a row between citizens of Basel and some knights. The argument escalated into a blood bath and the local citizens chased off the noblemen, killing four of them in the process. Retribution was harsh: 12 citizens were beheaded and Emperor Charles IV placed a ban on the city, which meant the city was no longer afforded the protection of the Holy Roman Empire. This fateful day went down in the annals of Basel's history as the “Böse Fasnacht” and is the oldest record of Fasnacht activities.

It took many centuries for Fasnacht to develop into the festival we are familiar with today. Here are a few milestones showing how the event has developed through the centuries:

1529 It was agreed that Fasnacht should take place between the Monday and the Wednesday following Ash Wednesday.

1529 Oldest historical document describing the trading and selling of masks and disguises ("Fasnachtsantlit") by painters and shopkeepers.

1712 Drum concert held on Petersplatz with 70 drummers taking part.

1715 The city council imposed a ban on the “highly perilous custom” of wearing masks, on penalty of “corporate punishment or death”.

1798 Ban imposed on processions and drumming.

1802 The first “orderly” procession is organised.

1808 Custom of "Morgenstreich" introduced, starting 5 a.m.

1832 First mention of Schnitzel songs (Schnitzelbänken), carrying on the tradition of the satirical and sardonic street ballads of the 16th century.

1835 Morgenstreich brought forward to 4 a.m. and huge Fasnacht procession by the “Quodlibet” society.

1845 Naked torches banned as a fire precaution. Handheld lanterns used instead.

1860 A giant lantern carried on the Morgenstreich for the first time.

1910 On March 21st 1910 the Basel Tourist Office decides, in collaboration with the carnival societies "Quodlibet" (from Grossbasel) and "Wurzengraber" (from Kleinbasel), to create a neutral committee. From carnival 1911 on this “Fasnachts-Comité” acts as the official organisation committee and contact point for all questions concerning Basel Fasnacht.


Basler Fasnacht (Carnival of Basel)

2011-03-16

The Carnival of Basel (German: Basler Fasnacht) is the biggest carnival in Switzerland and takes place annually between February and March in Basel. It has been listed as one of the top fifty local festivities in Europe.
The Basler Fasnacht starts on the Monday after Ash Wednesday at precisely 4:00 a.m with the so-called Morgestraich. The carnival lasts for exactly 72 hours and, therefore, ends on Thursday morning at 4:00 a.m. During this time the Fasnächtler (the participants) dominate the old town of central Basel, running free in the streets and restaurants. Basler Fasnacht is often referred to as die drey scheenschte Dääg ("the three most beautiful days").
Unlike the Carnival celebrations held in other cities on the Rhine (such as those in Cologne, Mainz and Düsseldorf), the Basel Carnival displays a clear separation between participants and spectators.


Back in the USA

2011-04-12

Nach einem ruhigen 11½-stündigen Flug sind wir müde in San Francisco mit 1 Stunde Verspätung gelandet. Kurz vor dem Boarding in München musste noch das Gepäck und das Catering in eine andere Maschine umgeladen werden, weil eine Cockpit-Scheibe einen Riss hatte. In San Francisco sind wir reibungslos durch den Zoll und die Immigration gekommen. Unser „Home“ haben wir tadellos vorgefunden, nur der Tank des Chevy ist „verdächtig“ leer. Es sieht so aus, wie wenn jemand den Diesel aus dem Tank gesaugt hätte. Jetzt legen wir uns aber zuerst ins Körbchen und kümmern uns morgen darum.


San Francisco

2011-04-13

Wahrscheinlich habe ich mich geirrt und die Tankanzeige hat gestern beim Starten gleich auf „pit-stop“ geschaltet. Nachdem der Chevy sein Futter bekommen hat füllen wir noch Kühlschrank und Tiefkühler für uns auf und fahren dann auf dem 49-Mile Scenic Drive auf den Twin Peaks. Von diesem Hügel geniesst man eine phantastische Sicht auf San Francisco und die Bay.


San Francisco Bay

2011-04-14

Unverzichtbar ist ein Trip mit der Fähre oder einem Ausflugsboot durch die Bucht von San Francisco. Wir entscheiden uns für die Fähre, vorbei an Alcatraz und der Golden Gate Bridge, nach Sausalito. Nur schon die Sicht auf die City ist das Geld für das Ticket wert. Den Rest des Nachmittags spazieren wir in der Downtown, dort wo es noch flach und nicht so anstrengend ist wie in den steilen Hügeln. Alte Bankgebäude, Hotels und elegante Department Stores stehen hier neben modernen Wolkenkratzern. Das städtebauliche Patchwork hat auch seinen Reiz.


Pacifica - Petaluma

2011-04-15

Es zieht uns aus der Agglomeration von San Francisco in eine ruhigere Gegend. Station machen wir in Petaluma, im Süden des Wine Country. Nachdem wir den Trailer in einem schönen, bewaldeten Campground abgestellt haben, fahren wir nach Sonoma zur ersten Weingutbesichtigung und Degustation. Diese läuft anders ab als wir es gewohnt sind. Meist muss man einen „Flight“ für 10 Dollar kaufen und kann dann 5 Weine verkosten.
Die ersten Reben in Sonoma wurden 1823 von den Franziskanern für ihren Messwein angepflanzt.


Napa Valley

2011-04-16

Gewerbliche Weinbaubetriebe entstanden im Napa Valley erst vor rund 150 Jahren. Nach Rückschlägen wie Reblausplage und Prohibition gehören viele der Weine aus Napa, Sonoma und Russian River seit über 40 Jahren zu den Weltbesten. Auf den Weingütern herrscht wegen dem Wochenende zum Teil Jahrmarkt-Stimmung.


Wine Country

2011-04-17

Begünstigt wird der Weinanbau durch ein mildes, mediterranes Klima. Die flachen, fruchtbaren Täler auf Meereshöhe liegen zwischen sanften Hügeln. Nebst Weinbau ist der Tourismus für die Region die zweitwichtigste Einnahmenquelle. Das Weinbaugebiet ist hinter Disneyland die beliebteste Touristenattraktion Kaliforniens mit 4,7 Millionen Übernachtungen pro Jahr. Auch kulinarisch bietet das Wine Country bemerkenswertes. Wie überall, wo gute Weine gekeltert werden, sind auch die Kochkellen-Künstler bestens vertreten.


Calistoga CA

2011-04-18

Für den nördlichen Teil der Weinbauregion sind wir in Petaluma schlecht positioniert. Wir verschieben deshalb unser Home in den Norden des Napa Valleys nach Calistoga. Ausserhalb der Ortschaft sehen wir uns einen Petrified Forest und einen Geysir an. Die zwei mal je 10 Dollar pro Kopf hätten wir uns ersparen können. In Arizona haben wir einen wesentlich beeindruckenderen versteinerten Wald gesehen und grössere Geysire sollten wir im Yellowstone noch zu sehen bekommen.


Napa Valley

2011-04-19

Auch in Kalifornien lässt sich mit Wein viel Geld verdienen. Nebst einigen eher bescheidenen Weingütern mit Zweckbauten sehen wir auch unzählige topmoderne und architektonische Prunkbauten. Baumgesäumte Zufahrten zum Anwesen, Parkanlagen fast wie in Versailles, grosszügige Picnic-Plätze, Kunst-Museen, Ausstellungen und vieles mehr sollen die Besucher auf das Weingut und zum Verweilen locken. Die Krone gehört wohl dem Besitzer von Castello di Amorosa bei Calistoga. Er hat nach umfangreichen Studienreisen durch Südeuropa in 14-jähriger Bauzeit ein toskanisches Kastell aus dem 13. Jahrhundert mit 107 Räumen auf 8 Stockwerken nachgebaut. Von der Zugbrücke über Rittersaal, Schlosskapelle bis zur Folterkammer ist alles originalgetreu vorhanden.


Russian River + Alexander Valley

2011-04-20

Eine Schlechtwetterfront zieht über die Region und die Prognose verspricht bis nach den Ostern viel Regen. Wir machen trotzdem einen Ausflug ins Russian River und ins Alexander Valley. Auch hier sehen wir nur pingelig gepflegte Weinberge ohne das kleinste Unkräutchen zwischen den Rebstöcken.


Clear Lake

2011-04-21 to 2011-04-22

Wir verschieben uns durch eine reizende, hügelige Landschaft nach Lakeport am Clear Lake. Geologische Forschungen haben ergeben, dass es einer der ältesten Seen in Nordamerika ist. Dem See entlang fahren wir durch eine Ortschaft namens Lucerne. Ausser der Welcome-Tafel findet sich jedoch kein weiterer Bezug zu Luzern oder der Schweiz. Weder eine Fahne noch Luzerner-Pastetli noch sonst etwas Helvetisches.


Lakeport/Clear Lake - Grass Valley CA

2011-04-23

Vom Clear Lake geht es heute runter auf Meereshöhe, quer durch das Tal des Sacramento River. Dann wieder hinauf in die Sierra Nevada Mountains nach Grass Valley, einer Kleinstadt mit 11'000 Einwohnern. Der Ort war einst die grösste Goldgräberstadt im Norden des Gold Country. Der Zustrom englischer Minen-Arbeiter aus Cornwall ermöglichte mit ihrem Know-how den unterirdischen Abbau von Gold, als andere Minen den Betrieb längst eingestellt hatten.


Nevada City CA

2011-04-24

Nevada City, 4 Meilen von Grass Valley entfernt, wurde ab 1849 zur Zeit des Kalifornischen Goldrausches besiedelt. Nach seiner Blütezeit in den 1860er Jahren geriet der Ort in Vergessenheit. Ein Jahrhundert später dann das Comeback mit Galerien, Restaurants und Bars mit Goldgräberflair. Der malerische Ort lockt heute die Besucher wieder in Scharen an.
Zurück in Grass Valley wollen wir zum Nachtessen ins Swiss House. Im Internet haben wir die Speisekarte mit Bündnerfleisch, Raclette, Bratwurst und anderen Schweizer Spezialitäten gesehen. Obwohl heute Abend offen sein müsste, findet sich weder im Internet noch an der Türe ein Hinweis auf die geänderte Öffnungszeit über Ostern. Wir tragen es mit Fassung, aber 3 Amerikaner ärgern sich mit gutem Grund masslos. Sie haben vor 3 Wochen angerufen und gefragt, ob am Oster-Sonntag offen sei. Von weit her sind sie nun gekommen, weil sie Swiss Food lieben, und poltern an der Türe (siehe Bild). Gut, dass wir die Ortschaft bald wieder verlassen, sonst müssten wir wohl das Schweizerkreuz am Chevy überkleben.


Grass Valley - Empire Mine Historic State Park

2011-04-25

In Grass Valley besichtigen wir die berühmte Empire Mine, welche bis 1956 in Betrieb war und seit 1975 ein California Historic State Park ist. Das weitverzweigte Schachtsystem hat eine Länge von 600 Kilometern und führt bis in eine Tiefe von 3'300 Metern. Während der über 100-jährigen Betriebszeit sind rund 165 Tonnen Gold gefördert worden. Zum aktuellen Markwert wären dies über 8 Milliarden USD.


Grass Valley - South Lake Tahoe

2011-04-26

Unser nächstes Highlight wäre der Yellowstone Nationalpark. Seit Tagen schauen wir uns die 10-Tages-Wetterprognose an und der Frühling will einfach nicht kommen. Immer das gleiche, Schneeschauer und Temperaturen knapp über oder unter dem Gefrierpunkt. Wir verschieben uns deshalb nur in kleinen Schritten Richtung Yellowstone. Heute fahren wir bis zum Lake Tahoe und über dem Donner-Pass (2'215 M.ü.M.) kommt es uns so vor, wie wenn wir in die Winter-Ferien fahren würden. Beidseits des Highways liegt noch sehr viel Schnee für diese Jahreszeit. Später erfahren wir, dass die Schneemenge in diesem Winter um 167% über dem langjährigen Durchschnittswert lag.
Grandios dann die Sicht auf den Lake Tahoe. Er liegt auf 1'900 M.ü.M., umrandet von Kiefernwäldern in einer romantischen Gebirgslandschaft. Bei seinem Anblick wundert man sich nicht, dass auch sehr viele nicht-amerikanische Touristen den Weg hierher finden. Seit unserem letzten Besuch vor 30 Jahren ist entlang dem Ufer des Sees sehr viel gebaut worden. Dank der Verwendung von natürlichen Materialien und meist nicht mehr als 2-geschossig gebaut, wirkt die bezaubernde Landschaft nur ganz selten verschandelt. Die Ostflanke bzw. ein Drittel des Sees gehört zu Nevada, der Rest zu Kalifornien. Die Wasserqualität soll nahe der von destilliertem Wasser kommen.


Squaw Valley

2011-04-27

Von South Lake Tahoe fahren wir im Gegenuhrzeigersinn rund um den See und dann via Tahoe City nach Squaw Valley, dem wohl bekanntesten Skiort in dieser sehr schneesicheren Region. Hier fanden 1960 olympische Winterspiele statt (Gold für Yvonne Rüegg und Roger Staub im Riesenslalom). Es ist bis heute der kleinste Ort, dem jemals Olympische Spiele zugesprochen wurden. Auch 50 Jahre später ist Squaw Valley im Vergleich zu Wintersportorten in den Alpen eher winzig. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb können wir uns gut vorstellen, dass ein Winterurlaub hier sehr erholsam sein kann. Und mit 33 Transportanlagen und 177 Abfahrten bis zu 5 Km Länge in allen Schwierigkeitsgraden wird dem Gast nebst anderen Aktivitäten genug Abwechslung geboten.


Carson City

2011-04-28

Heute steht ein Ausflug nach Carson City auf dem Programm. Obwohl es seit 1864 die Hauptstadt des Bundesstaates Nevada ist, macht Carson City einen verträumten, provinziellen Eindruck. Mit 58'000 Einwohnern ist es nur die neuntgrösste Stadt Nevadas. Ab 1859 ergossen sich Tausende von Abenteurern in die Gegend wegen den Gold- und den grössten Silberfunden der Geschichte. Nevada trägt deshalb auch den Beinamen „The Silver-State“. Heute trifft man die Glücksritter in den Casinos, von welchen es wie überall in Nevada auch hier einige hat.
Nachdem der Silber- und Goldrausch vorbei war und dann auch noch die transkontinentale Eisenbahn weiter nördlich über den Donner-Pass gebaut wurde, verlor Carson City viele Arbeitsplätze. Erst 1960 wurde wieder die Einwohnerzahl von 1880 erreicht.


South Lake Tahoe - Reno

2011-04-29

Wir dislozieren unser Home 100 Km weiter bis nach Reno. Zuerst dem östlichen Lake Tahoe entlang, dann über eine bewaldete Bergkette und anschliessend 800 Höhenmeter steil runter ins fruchtbare Carson Valley und dann ins Tal des Truckee River. Vor langer Zeit war Reno, was das Glücksspiel betrifft, das nördliche Gegenstück zu Las Vegas. Inzwischen hat Reno dem Besucher im Vergleich zu Las Vegas sehr wenig zu bieten. Wen es wegen der Spielsucht nicht in ein Casino zieht oder in eine Heiratskapelle geschleppt wird, der kann Reno umfahren, ohne viel verpasst zu haben.
Das Glücksspiel ist in Nevada während der grossen Depression 1931 aus wirtschaftlichen Überlegungen legalisiert worden. Hier ist auch sonst einiges erlaubt, was anderswo in den USA zum Teil sogar streng verboten ist, so auch die Prostitution. Es soll sogar Bordelle mit einem eigenem Flugplatz geben. Meine Recherchen in dieser Sache schliesse ich jetzt aber ab!


Reno - Cinco de Mayo

2011-04-30

An diesem Wochenende wird „Cinco de Mayo“, der mexikanische Nationalfeiertag, gefeiert. Vermutlich deshalb jetzt schon, weil der 5. Mai hier kein Feiertag und somit nicht arbeitsfrei ist. Beachtliche 29 % der Bevölkerung von Reno sind mexikanischer Abstammung. Insgesamt leben in den USA rund 30 Millionen „Mexican Americans“, die meisten davon im Südwesten. Dazu kommt noch eine unbekannte Zahl an illegalen Einwanderern. Sie sind fast ausschliesslich im Dienstleistungssektor, Landwirtschaft oder der Industrie tätig. Nicht selten gibt es Probleme mit anderen Volksgruppen, weil sie diesen alle Jobs im Billig-Lohn-Bereich wegnehmen.
Bei einer Ansammlung von Mexikanern wie bei diesem Cinco de Mayo fällt uns auf, dass es unter ihnen fast noch mehr massiv Übergewichtige gibt wie unter den europäisch-stämmigen Amerikaner. An der mexikanischen Küche kann dies eigentlich nicht liegen. Eher daran, dass ihnen das amerikanische Fast-Food noch weniger bekommt als anderen Rassen.


Virginia City

2011-05-01

Ein sehr lohnenswerter Ausflug von Reno aus ist das 35 Kilometer entfernte Virginia City. Schon der Name weckt Erinnerungen an Bonanza und andere Western. Fast der gesamte Ort steht als Historic District unter Denkmalschutz. Unweigerlich kommt Nostalgie und Wild-West-Romantik auf. Viele der Häuser im viktorianischen Stil sind renoviert worden und man spaziert auf alten, hölzernen Gehwegen von Saloon zu Saloon oder Souvenirshop. Der Ort hatte in seiner Blütezeit 30'000 Einwohner, über 100 Saloons und 5 Tageszeitungen. Fast 40 Jahre florierte das Leben hier, bis die Silberader erschöpft war. Heute leben noch knapp 1'000 und in der Saison 1'500 Leute in Virginia City, vorwiegend vom Tourismus.


Reno NV

2011-05-02

Zu den vorgestern beschriebenen billigen mexikanischen Arbeitskräften ein aktuelles Beispiel. Unser Chevy hatte dringend eine Reinigung nötig. Wir fahren zu einer mittelgrossen Car Wash mit etwa 25 Angestellten. Der Preis für Handwäsche, Innenreinigung und von Hand wachsen ist so verlockend, dass ich gleich das ganze Programm buche. Zeitweise sind bis zu 3 Mexikaner gleichzeitig innen oder aussen an der Arbeit. Nach genau 45 Minuten sieht unser Truck wieder fast wie neu aus. Berappt habe ich dafür USD 26.--. Da muss man ja blöd sein, wenn man sich die Hände selber schmutzig macht.


Reno - Winnemucca NV

2011-05-03

Wir machen uns ostwärts auf den Weg Richtung Salt Lake City auf der Interstate 80. Die öde Steppenlandschaft, durchzogen von felsigen Bergketten, wird sich auf den nächsten 850 Km kaum wesentlich ändern. Brauchbare Alternativen gibt es keine, da der nächste Highway, ob im Norden oder im Süden, über 200 Km entfernt ist. Und abwechslungsreicher sind diese Strecken kaum, da das Great Basin, ein Gebiet grösser als Spanien, so oder so durchquert werden muss. Das Great Basin (Grosses Becken) ist ein eigenständiges Gewässersystem, aus welchem es keine Entwässerung zu einem Ozean gibt.
In Winnemucca schlagen wir das Nachtlager auf. Zuerst gehen wir aber auf Empfehlung zum Nachtessen ins „The Martin Hotel“, ein baskisches Lokal. Für wenig Geld geniessen wir in diesem einfachen Family-Restaurant ein Dinner, wie wir es im Baskenland nicht besser serviert bekamen.


Winnemucca - West Wendover NV

2011-05-04

Weiter durch das Great Basin und vorbei an Stein- und Sandwüsten, Canyons, Salzseen und –pfannen, schneebeckten Gipfeln und ab und zu einem Flüsschen fahren wir 370 Km bis nach West Wendover, direkt an der Grenze zu Utah. Auf dem gleichen Weg, aber in umgequerter Richtung, zogen ab den 1840er Jahren Tausende von Siedlern mit ihren Planwagen nach Kalifornien. Nebst den Goldfunden lockte das noch weitgehend unbesiedelte und fruchtbare Land im Westen. Bis die Eisenbahn in diese Region vorstiess, nahmen geschätzte 250'000 Menschen auf der Suche nach einer besseren Zukunft fast unvorstellbare Strapazen auf sich. Nebst Tausenden von verendeten Tieren erreichten auch viele Siedler ihr gelobtes Land nicht, weil sie unterwegs verdurstet, verhungert, erfroren oder an Erschöpfung gestorben waren. Da haben wir es heute schon viel einfacher. Für die gleiche Strecke, welche wir heute im klimatisierten Auto in 10 Minuten zurücklegen, benötigten die Pioniere einen ganzen Tag.


Great Salt Desert / Bonneville-Speedway

2011-05-05

Wie bei jedem Grenzübergang zum Nachbarstaat stehen auch in West Wendover ein paar Casinos. Und immer bereits auf den ersten Metern. Hier ist sogar der Parkplatz auf Utah-Territorium und der Casino-Eingang unmittelbar an der Grenzlinie. Überhaupt kann man sich fragen, ob Nevada mehr Spielautomaten oder Einwohner hat. Die Slot-Machines hängen bis in den hintersten Winkeln und nicht nur in Casinos und Bars.
Wir fahren ein paar Meilen zur östlich von Wendover gelegenen grossen Salzwüste, welche durch Austrocknung des prähistorischen Lake Bonneville entstanden ist. Dort befindet sich der Bonneville-Speedway, welcher wegen seiner Ebenheit und Dimension für unzählige Geschwindigkeits-Weltrekordversuche seit bald 100 Jahren genutzt wird. 1997 wurde hier erstmals die Schallmauer mit einem Land-Fahrzeug durchbrochen (1'228 km/h). Wir sind noch zu früh da, weil diese Veranstaltungen erst im Sommer stattfinden, wenn der Salzsee komplett trocken und hart wie Beton ist.


West Wendover NV - Salt Lake City UT

2011-05-06

Zuerst fahren wir knapp eine Stunde durch die Grosse Salzwüste und dann durch eine öde Steppen-Landschaft. Anschliessend dem Südufer des Grossen Salzsees entlang zum Campground in Salt Lake City. Die Stadt ist die kirchliche, kulturelle und politische Hauptstadt von Utah und Zentrale der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, besser bekannt als Kirche der Mormonen. 1847 wurde Salt Lake City von etwa 150 Mormonen gegründet. Sie sind ins noch unbesiedelte Utah ausgewandert, weil sie im Osten diskriminiert und verfolgt worden sind. Von den aktuell 2,8 Millionen Einwohnern Utah’s sind 70 % Mormonen. Eine von vielen Eigenheiten ist die Polygamie, welche zwar seit 1890 vom Staat und auch der Kirche verboten ist, in abgelegenen Gegenden Utahs aber immer noch anzutreffen ist.
Die Tempel-Anlagen sind das Zentrum von Salt Lake City. Besichtigt werden können sie nur auf Voranmeldung. Es sollen Führungen in 30 Sprachen angeboten werden. Vom Campground aus gibt es stündlich einen kostenlosen Shuttle-Bus, bezahlt von der Mormonen-Kirche. Wundert uns nicht weiter, da wir wissen, dass die Mormonen sehr missionarisch unterwegs sind. Sorgen machen wir uns deswegen keine und werden trotzdem hingehen. Mit der zum Teil obskuren Religionslehre ihres Gründers Joseph Smith werden sie uns nicht beeindrucken.


Great Salt Lake / Antelope Island

2011-05-07

Der Great Salt Lake ist 120 Km lang und 45 Km breit. Sein Salzgehalt übertrifft den der Ozeane um das siebenfache. Die grösste der 10 Inseln im Grossen Salzsee ist Antelope Island, welche über einen 11 km langen Damm mit dem Auto zu erreichen ist. Die gesamte Insel ist ein State Park und beherbergt neben Antilopen, Hirschen und Dickhornschafen auch 550 – 700 frei lebende Bisons. Die Freude an der grandiosen Landschaft und die Lust auf einen Spaziergang wird uns immer wieder von Schwärmen winzig kleiner Mücken verdorben, sodass wir jeweils die Flucht ins Auto antreten müssen.


Salt Lake City / Tabernacle Choir

2011-05-08

Jeweils Sonntag Morgen findet ein Auftritt des „Tabernacle Choir“ im Temple Square der Mormonen statt. Wir nehmen das Angebot des freien Eintritts und des Shuttles hin und zurück wahr und besuchen die Veranstaltung, welche live im TV übertragen wird. Auf welchem Sender wissen wir nicht, aber wahrscheinlich haben die Mormonen einen eigenen. Der Salt-Lake-Tabernacle ist ein ovaler Kuppelbau für 5'000 Leute, eröffnet 1867, mit einer ausgezeichneten Akustik. Berühmt ist auch die sich darin befindliche Orgel mit 11'623 Pfeiffen. Der knapp 300-köpfige gemischte Chor zusammen mit dem hervorragenden Symphonie-Orchester war das frühe Aufstehen um 7 Uhr wert. Beim Verlassen des Tabernacle stehen die Missionarinnen bereit für Führungen in verschiedenen Sprachen durch den Temple Square. Besichtigt werden kann alles mit Ausnahme des Tempels. Dieser ist ausschliesslich Mitgliedern der Mormonen-Kirche vorbehalten. Erinnert einem an die Kaaba in Mekka.


Salt Lake City

2011-05-09

Seit 24 Stunden regnet es ununterbrochen. Das gibt Hedy Gelegenheit, endlich wieder ein paar Portionen Spätzli zu machen. Und ich schreibe halt nochmals etwas zu den Mormonen. Sie haben 13 Millionen getaufte Mitglieder, davon leben 8'000 in der Schweiz.
Dem Religionsgründer Joseph Smith ist von Gott über Jesus, Apostel und Erzengel sozusagen alles erschienen, was im religiösen Universum Rang und Namen hat. Ab 1823 auch mehrmals ein Engel namens Moroni, Sohn des Propheten Mormon, mit goldenen Schrifttafeln. Diese hat Smith ins englische übersetzt und daraus ist dann das Buch Mormon als Heilige Schrift der Mormonen entstanden. Leider hat der gute Engel die Schrifttafeln nach der Übersetzung wieder an sich genommen! Nebst unzähligen nicht belegten Thesen bzw. Erfindungen des Autors wird im Buch Mormon auch beschrieben, wie Nordamerika bereits zweimal von Mormonen besiedelt worden sei. Das erste Mal durch die Jarediten nach dem Turmbau zu Babel. Sie seien jedoch ausgestorben, bevor eine zweite Einwanderungswelle zustande kam. Diese erfolgte dann nach der Zerstörung Jerusalems. Die Auswanderer hätten sich dann in Nephiten und die vom Glauben abgefallenen Lamaniten aufgeteilt. Im 5. Jahrhundert n.Chr. seien die Nephiten bei kriegerischen Auseinandersetzungen komplett vernichtet worden. Die Lamaniten seien dafür von Gott mit einer dunklen Hautfarbe bestraft worden. Von dieser Volksgruppe sollen auch die Indianer abstammen. Habakuk hoch zehn!


Salt Lake City / Garden City UT

2011-05-10

Kurz nach Salt Lake City geht es auf der Interstate 80 steil bergauf in die Wasatchkette. Vorbei an Park City, wo einige Wettbewerbe der Olympiade 2002 stattfanden, und dann durch Hochtäler zum Tagesziel Garden City am Bear Lake. Auf den 240 Km ist Evanston die einzige Ortschaft mit 10'000 Einwohnern, derart dünn besiedelt ist diese Region. Die Vegetation ist immer noch steppenartig und eignet sich anscheinend nur für Viehzucht. In den ebenen Tälern zwischen den Bergketten leben ein mehrfaches an schwarzen Rindviechern als Menschen.


Bear Lake

2011-05-11

Der Bear Lake (etwas grösser als der Neuenburgersee) ist im Sommer eine beliebte Feriendestination, besonders für Angler. Speziell ist das Farbenspiel des Sees. Je nach Tageszeit bzw. Lichteinfall zeigt er sich in allen Tönen zwischen Blau und Grün. Die Winter im Bear Lake Valley sind schneereich und der See gefriert zu.


Garden City UT - Jackson WY

2011-05-12

Bald nach Garden City sind wir in Idaho, dem Kartoffelstaat der USA. Wir durchqueren jedoch nur die südöstliche Ecke Idaho’s und sind nach 70 Km im Bundesstaat Wyoming, der Heimat der Cowboys. Je näher wir den Teton Mountains kommen, ändert sich die Vegetation kontinuierlich von Steppe zu einer alpinen Landschaft mit Nadelwäldern. Auf der ganzen Strecke bewegen wir uns in Höhenlagen zwischen 1'700 und 2'350 M.ü.M. Über 2'000 Metern liegt noch sehr viel Schnee für diese Jahreszeit. Im Jackson Hole Valley angekommen müssen wir leider feststellen, dass die Bergbahnen, trotz der noch reichlich vorhandenen weissen Pracht, den Betrieb bereits eingestellt haben. Das Skigebiet fasziniert insbesondere die guten Skifahrer, weil es einige der schwierigsten Abfahrten Nordamerikas bietet.


Jackson Hole Valley

2011-05-13

Weil die Luftseilbahn auf den Rendezvous-Mountain (3'185 m) bereits still steht, fahren wir halt auf den Teton Pass, um einen Blick von oben auf das schöne Jackson Hole Valley zu werfen. Zurück in Jackson bekommen wir wegen der Schneemenge in den höheren Lagen das Wild auch im Talboden zu sehen. 5 Rehe wollen die 4-spurige Strasse bei dichtem Verkehr am Ortsausgang überqueren. Nach einigen erfolglosen Versuchen bringen aufmerksame Autofahrer den Verkehr zum Stillstand, sodass die Rehe unbeschadet auf die andere Strassenseite kommen. Kurz nach Sonnenuntergang spaziert dann noch ein junger Elch durch den Campground an unserem Trailer vorbei.


Jackson Hole Valley/National Elk Refuge/Moose Wilson Road

2011-05-14

Das adrette Städtchen Jackson mit knapp 9'000 Einwohnern lebt hauptsächlich vom Tourismus. Im Winter ist es das Zentrum der diversen Ski-Resorts im Jackson Hole Valley. Und im Sommer ist es Durchgangsstation für Millionen von Besuchern des Grand-Teton-Nationalparks und des Yellowstone-Nationalparks. Ausserhalb der Ortschaft, noch vor den berühmten Parks, gibt es für Naturfreunde bereits viel sehenswertes. Zum Beispiel das National Elk Refuge oder die Moose Wilson Road.


Jackson Wyoming

2011-05-15 to 2011-05-16

Wyoming's Stärke ist seine ungeheure Landschaft mit hohen Bergen über 4.000 Meter, tiefen Schluchten, reinen Flüssen und Seen, Pinienwäldern, Tropfsteinhöhlen und heissen Quellen. Mit 563'000 Einwohnern ist es der bevölkerungsärmste Bundesstaat der USA. Dabei ist er etwa 6 Mal so gross wie die Schweiz. Die Bevölkerungsdichte kann man sich gut so vorstellen, wie wenn man die Einwohner der Stadt Winterthur auf die ganze Schweiz verteilen würde. Anders gesagt bietet Wyoming viel Raum, aber auch Einsamkeit.

Das Wetter meint es immer noch nicht gut mit uns. Es ist trüb und die Berge sind dicht verhangen. Wir bleiben darum bis mindestens Dienstags, weil auf unserer Weiterreise für längere Zeit nur noch Nester mit ein paar Häusern kommen werden. Die Kamera nehmen wir gar nicht in die Hand. (Diese Anmerkung deshalb, weil die angehängten Bilder vor 2 bzw. 3 Tage aufgenommen wurden).


Jackson - Moran Junction

2011-05-17

Trotz weiterhin mieser Wetterprognose fahren wir der Ostseite des Grand-Teton-Nationalparks entlang nach Moran Junction. Auf die Wetterfrösche war mal wieder kein Verlass. Ab und zu haben wir sogar Sonnenschein und die angekündigten Schneeschauer kommen erst am späteren Nachmittag.


Grand Teton Nationalpark

2011-05-18

Auch bei winterlichen Verhältnissen ist die 100 Km Rundfahrt durch den Grand-Teton-Nationalpark ein Erlebnis. Den Namen hat der Park von der zerklüfteten Teton-Bergkette, welche sich ohne ein Vorgebirge direkt aus der Ebene des Jackson Valleys 2'000 Meter erhebt. Höchste Erhebung mit 4'198 Metern ist der Gipfel des Grand Teton. Die bezaubernden Bergseen Jackson-Lake und Jenny-Lake sind noch immer mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Das Shuttle-Boot zum anderen Ufer des Jenny-Lake hätte am 15. Mai seinen Betrieb aufnehmen sollen. Der harte Winter bzw. verspätete Frühling hat für uns den Vorteil, dass sich das Wild noch in den tiefen Lagen aufhält.


Moran Junction - Fishing Bridge Yellowstone

2011-05-19

Der Warterei auf den Frühling überdrüssig fahren wir halt doch in den Yellowstone bis zu einem Campground in Fishing Bridge. Wir bewegen uns in Höhenlagen zwischen 2'200 und 2'500 M.ü.M. bei immer noch sehr winterlichen Verhältnissen und Unmengen an Schnee. Einige Strassen sind immer noch geschlossen. Tagestemperaturen zwischen +7° und -3° bringen die Schneemassen einfach nicht zum Schmelzen. Seit über 40 Jahren sei nie mehr so viel Schnee gefallen. Insgesamt sollen es über 600 Inches bzw. 15 Meter gewesen sein. Vereinzelt sehen wir grüne Wiesen, welche den Anschein machen, wie wenn dort eine Bodenheizung installiert wäre. Dazu im nächsten Bericht mehr.


Yellowstone Nationalpark

2011-05-20

Im Yellowstone Nationalpark finden sich 10'000 heisse Quellen, darunter 300 Geysire. Der Park liegt auf einem vor rund 640'000 Jahren entstandenen Supervulkan. Dessen Magmakammer ist 60 km lang und 40 km breit. Das von den Bergen herabfliessende Wasser versickert im porösen Lavagestein, wird in der Magmakammer erhitzt, und tritt in heissen Quellen und blubbernden Schlammlöcher oder schiesst in Geysiren wieder an die Erdoberfläche. Geologische Veränderungen in den letzten Jahrzehnten lassen einen Ausbruch in den nächsten Jahrtausenden als wahrscheinlich erscheinen. Der Yellowstone-Vulkan ist der grösste bekannte potenzielle Auslöser einer globalen Naturkatastrophe. Sein Ausbruch würde zu mehreren Jahrzehnten mit eiszeitartigem Klima führen, was weltweite Missernten und Hungersnöte nach sich zöge. Bis es soweit ist, können wir uns noch an dem Naturspektakel mit heissen Quellen und aus Ritzen und Spalten aufsteigendem Wasserdampf erfreuen.


Fishing Bridge - Gardiner MT

2011-05-21

Im Jahre 1872 begründet ist der Yellowstone der älteste Nationalpark der Welt. Mit fast 9'000 km² ist er ein Stück grösser als der Kanton Graubünden. Der Park bietet Lebensraum und auch Schutzzone für sehr viele Wildtiere. Speziell die Bisons verdanken ihr Überleben den Gründern des Parks. Von den geschätzten 25-30 Millionen Bisons im 16. Jahrhundert bei der Ankunft der ersten Europäer waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fast alle ausgerottet. Die letzten noch frei lebenden Bisons befanden sich bei der Gründung des Parks in dessen Gebiet. Von einem Tiefstand 1902 mit noch 23 Tieren hat sich die Population im Yellowstone wieder auf etwa 5'000 Tiere erholt.

Wir ziehen heute weiter nach Gardiner am Nordeingang des Parks. Dort soll der Frühling schon angekommen sein. Kurz vor der Wegfahrt spazieren dann noch 3 Bisons haarscharf am Trailer vorbei. Jetzt kapieren wir die Warnungen der Park-Ranger, dass man vor dem Verlassen des Campers immer zuerst nach rechts und links schauen soll, ob sich nicht ein Bär oder Bison in unmittelbarer Nähe befinde


Yellowstone Nationalpark

2011-05-22

Wir sind dem Winter entflohen und geniessen einen wunderschönen Frühlingstag im Norden des Parks. Äusserst eindrücklich ist das weitläufige Gebiet mit vulkanischen Aktivitäten bei den Mammoth Hot Springs. In östlicher Richtung nach Tower-Roosevelt, bis die Strasse wegen Unterhaltsarbeiten gesperrt ist, begegnen wir vielen Wildtieren. Auf der Rückfahrt, quasi als Krönung des Tages, zeigt sich noch ein Fuchs und dann ein Schwarzbär, den wir 15 Minuten lang auf weniger als 100 Metern Distanz bei der Futtersuche beobachten können.


Gardiner - Helena MT

2011-05-23

Es ist wieder Zeit für einen grösseren „Gump“. Wir fahren fast 300 km bis nach Helena, der Hauptstadt des Bundesstaates Montana. Wie alle „Mountain States“, durch welche die Gebirgskette der Rocky Mountains verläuft, ist auch Montana nur sehr spärlich besiedelt. Etwas grösser als Deutschland und weniger als 1 Million Einwohner. Der Name Montana, welcher aus dem Spanischen bzw. Lateinischen stammt, sagt auch schon alles aus über die Topographie. Über weite Strecken ist es eine eigentliche Panorama-Fahrt durch eine fast unbewohnte, bezaubernde Bergregion. Mit Ausnahme der Interstate 90, welche vom Atlantik zum Pazifik quer durch Montana führt, zeigt sich die dünne Besiedlung auch am Verkehrsaufkommen auf den Hauptstrassen. Auf den ersten 85 Kilometern bis Livingstone begegnen uns kaum 2 Dutzend Fahrzeuge.


Helena MT

2011-05-24 to 2011-05-26

Wir hocken in Helena und warten auf besseres Wetter, um in den Glacier Nationalpark zu fahren. Obwohl es seit 1875 die Hauptstadt von Montana mit 28’000 Einwohnern ist, entsteht bereits nach dem ersten Augenschein der Eindruck eines bescheidenen Provinznestes. Kulinarisch sieht es auch nicht besser aus. Um unsere verregnete Moral aufzubessern, suchen wir ein nettes Lokal und finden mit Mühe einen richtig guten Italiener. Wobei mal gesagt werden muss, dass italienische Restaurants in den USA sehr populär sind, aber selten mitteleuropäischen Massstäben gerecht werden. Auf der Karte dominieren oft Pasta, Lasagne und Pizza und im weiteren hat man sich dem angelsächsischen Geschmacksempfinden angepasst. Die Gewürze bleiben im Regal und alles schmeckt notabene wie aus einer Spitalküche. Olivenöl und Balsamico findet sich eventuell in der Küche aber nicht auf dem Tisch. Die lauwarmen und schwammigen Brötchen kommen aus dem Supermarkt und dazu wird eine gesalzene Butter aufgetischt. Eine Espresso-Maschine hat man nicht und von Grappa hat man noch nie etwas gehört. Selbst wenn mit „authentic italien“ Reklame gemacht wird, ist äusserste Vorsicht angebracht. Authentisch war es meist vor langer Zeit, als noch die Nonna mit Grosspapa den Laden geführt haben. Die 3. Generation weiss noch wie man „italian“ schreibt und wenn’s hoch kommt, wo Italien liegt. Meiden sollte man auch die Kettenbetriebe mit Italian Food. Da sitzt vielleicht ein Italo-Amerikaner im Verwaltungsrat, aber in der Küche findet man kaum einen waschechten Italiener. Mit dem Lucca’s haben wir einen Glückstreffer gelandet. Von den knusprigen Panini mit Garlic-Mousse und Balsamico-Dip, über eine Schüssel Salat mit einem rassigen Dressing, zu den richtig scharfen Gamberi auf Angelhair-Pasta bzw. einem äusserst würzigen Fisch-Risotto, bis zum Espresso und Grappa, ist alles absolute Spitze. Für diese lukullische Glückseligkeit berappen wir samt einer Flasche Ripasso USD 90.- plus Trinkgeld.


Helena - St. Mary/Glacier Nationalpark

2011-05-27

Der Warterei auf ein wenig Sonnenschein überdrüssig fahren wir halt los zum Glacier Nationalpark. Auf den 320 Kilometern legen wir 4 Mal einen Stopp ein in einem Städtchen. Das grösste hat 1’800 Einwohner. Man glaubt es kaum, aber es sind die einzigen Ortschaften unterwegs mit über 100 Einwohnern. Und es ist auch nicht so, dass der Weg eine Sackgasse in den Nationalpark wäre. Die US-89 führt nämlich zu einem Grenzübergang nach Kanada. Die letzte Ortschaft vor St. Mary ist Browning im Reservat der Blackfeet-Indianer. Ein nicht nur schäbiger, sondern auch noch schmutziger Ort. Rund um die Behausungen dieser Blackfeet sieht es nach Autofriedhof und Schrottplatz aus. Wie in vielen Reservaten steht auch in Browning ein Casino. Sie sind eher Fluch als Segen für die Indianer, weil sie ihr weniges Geld verspielen und die Profite der Casinos wohl in andere Taschen wandern. Einige dieser Indianer-Casinos haben wir uns in der Vergangenheit auch von innen angeschaut. Bis zu drei Viertel der Gäste an den Slot-Machines und Spieltischen sind Indianer. Die Männer sehen leicht versoffen aus und die Frauen sind knüppeldick.


Glacier Nationalpark

2011-05-28 to 2011-05-29

Über Nacht hat es geschneit und am Morgen schüttet es und zudem bläst ein eiskalter Wind. In der Hoffnung, dass es im Laufe des Tages eigentlich nur besser werden kann, fahren wir trotzdem in den Park. Das Highlight, die Strasse quer durch den Nationalpark über den Logan-Pass, ist wegen Unterhaltsarbeiten bis mindestens Mitte Juni nicht befahrbar. Und genau diese, „Going-to-the-sun“ genannte Road war vom Namen her unser Hoffnungsschimmer, dem Scheisswetter zu entfliehen. Am Nachmittag zeigt sich die Sonne dann doch ab und zu und wir sehen auch viele Wildtiere. Als Highlight des Tages läuft ein Bär vor unserem Auto über die Strasse und 500 Meter weiter können wir im Unterholz eine Bärin mit ihrem Jungen beobachten.

Am zweiten Tag im Park kommen wir wiederum nicht weit. Jede Zugangs-Strasse ist bereits nach ein paar Meilen gesperrt. Der harte und lange Winter hat überall zu Verzögerungen bei den Saison-Vorbereitungen und Instandstellungen der Besucher-Infrastruktur geführt.


St. Mary MT - Calgary AB

2011-05-30

Auf den geplanten Abstecher in den Waterton Nationalpark müssen wir leider verzichten. Wir haben diesen wunderschönen Park vor Jahren in den Ferien schon mal besucht. Er grenzt auf der kanadischen Seite an den Glacier NP und bildet mit diesem ein grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet. Auch im Waterton regiert immer noch der Winter und fast alles ist noch geschlossen. Wir fahren deshalb nach Calgary, wo die Wetterfrösche sonniges und warmes Wetter versprechen. In Richtung Kanada wird die Topographie immer flacher. Statt Viehzucht beherrscht immer mehr grossflächiger Getreideanbei das Landschaftsbild.


Calgary

2011-05-31

Mindestens etwas Positives haben alle Grossstädte. Ob Waren oder Dienstleistungen, alles ist vorhanden, man muss es nur finden. Nach Hunderten von Kilometern durch Provinznester entsteht dann schon ein Glücksgefühl, wenn man sich die Auslage in einem Delikatessen-Laden anschaut. Unser Kühlschrank und Tiefkühler ist jedenfalls für eine Weile wieder gut bestückt.

In Calgary erschrecken wir jedes Mal, wie die Stadt seit dem letzten Besuch wieder gewachsen ist. Bedingt durch die riesigen Ölvorkommen in Alberta haben viele Konzerne der Mineralöl- und Gasindustrie ihren Hauptsitz in Calgary. Als Folge des Ölbooms sind die Immobilienpreise und die Lebenshaltungskosten die höchsten im Land. Negative Begleiterscheinung des Wachstums ist das Verkehrssystem. In der Rush Hour sind die Hauptachsen hoffnungslos verstopft und man kommt kilometerweit nur im Schritttempo vorwärts.


Rocky Mountains / Canmore / Kananaskys

2011-06-01

Kaum in Kanada zieht es uns bereits in die Canadian Rockies. Vom Campground aus sehen wir sie in etwa 50 Kilometer Entfernung. Wobei wir gestehen müssen, dass es für den Trip noch einen zweiten Grund gibt. In Canmore, einem schmucken Ferienort, gibt es die Valbella Meats. Die Metzgerei ist 1978 von einem Schweizer gegründet worden, hat heute über 25 Mitarbeiter, und beliefert bis nach Vancouver die renommiertesten Hotels und Restaurants. Die Produkt-Palette und die Qualität der Erzeugnisse entspricht der einer Schweizer Metzgerei. Nur dass das „Bü-Bü-Bündnerfleisch“ wegen den tiefen Fleischpreisen halb so viel kostet wie in der Schweiz.


Olds AB

2011-06-02 to 2011-06-03

In Olds angekommen werden natürlich viele schöne Erinnerungen wach. Von hier sind wir vor bald 2 Jahren zu unserer Reise aufgebrochen. Wir besuchen Beat und Clivia Graf und ihre Söhne, welche uns Camper-Grünschnäbeln damals viele wertvolle Ratschläge bei der Evaluation von Truck und Trailer gegeben haben.

Unserem Chevy spendieren wir nach 69'000 Km neue Finken. Eine beachtliche Kilometerzahl, vor allem wenn man noch berücksichtigt, dass er davon während 37'000 Km einen 6-Tonnen-Trailer ziehen musste.


Olds - Edmonton AB

2011-06-04

Richtung Rocky Mountains nach Banff und Jasper sind wir vor Jahren in den Ferien schon gefahren. Noch nie waren wir jedoch in Edmonton, weshalb wir uns für diese Strecke entscheiden. Edmonton ist die Hauptstadt von Alberta. Neben Calgary ist sie auch das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Provinz. In etwas mehr als 100 Jahren ist sie zu einer Grossstadt mit 800'000 Einwohnern geworden. Und sie wächst ungebrochen weiter wegen den nordöstlich der Stadt gelegenen Athabasca-Ölsänden. In einem Gebiet von 140'000 km² befinden sich die weltweit zweitgrössten Erdöl-Reserven nach den Ölfeldern in Saudi-Arabien. Der Abbau ist aus Umweltschutzgründen äusserst umstritten.


Fort Edmonton Park

2011-06-05

Dass es in Edmonton keinen Sightseeing-Bus gibt, sagt wohl schon genug aus über die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Besuchenswert ist sicher Fort Edmonton Park, der Nachbau eines Forts der Hudson’s Bay Company, mit wiederaufgebauten Gebäuden aus der Gründungszeit der Stadt.


Edmonton AB

2011-06-06 to 2011-06-07

Ein Superlativ ist die West Edmonton Mall mit einer Fläche von 500'000 m² und 23'000 Parkplätzen. Es soll das grösste Einkaufszentrum der Welt sein. Neben 800 Geschäften locken 110 Restaurants, 26 Kinosäle, sowie Freizeiteinrichtungen wie Eishockeyfeld, Vergnügungspark, ein riesiges Wellenbad und vieles mehr jährlich 22 Millionen Besucher an.


Edmonton - Whitecourt AB

2011-06-08

Bis Inuvik oder Fairbanks in Alaska sind es auch auf dem kürzesten Weg noch über 3'000 Kilometer. In der nächsten Zeit ist folglich „Kilometer fressen“ angesagt. Bis zum Tagesziel Whitecourt gibt es nichts speziell sehenswertes. Landwirtschaftsbetriebe, Wälder, und ab und zu ein kleines Nest, welches mit seinem Angebot an Unterkunft, Verpflegung und Auto-Dienstleistungen von den Durchreisenden lebt.


Whitecourt - Grande Prairie AB

2011-06-09 to 2011-06-10

Die Gegend ist immer spärlicher besiedelt. Nur noch vereinzelt eine Ranch oder Farm und sonst Wald und nochmals Wald. Das Bild ändert sich erst nach 300 Km vor Grande Prairie mit grossen Landwirtschafts- und Industriebetrieben. Es ist die letzte Ortschaft mit über 25'000 Einwohnern auf den nächsten 2'500 Km bis Fairbanks in Alaska. Wir suchen deshalb noch einen Coiffeursalon für den überfälligen Haarschnitt und finden einen Laden mit viel Personal und wenig Kunden. Kaum Platz genommen realisieren wir, dass wir in einer Coiffeurschule gelandet sind. Alles halb so schlimm, weil die Ausbildnerin den letzten Schliff vornimmt. Wir sitzen etwas länger als gewohnt auf dem Stuhl, dafür kostet es nur etwa halb soviel wie sonst. Beim Verlassen des Salons schauen wir nochmals genau hin und sehen dann, dass er mit „Hair Academie“ beschriftet ist.

Die Tage werden immer länger. Sonnenuntergang ist erst um halb Elf und schon bald werden wir die Mitternachtssonne sehen.


Grande Prairie AB - Fort St. John BC

2011-06-11

Wir fahren weiter über Dawson Creek und von hier braucht man für lange Zeit kein GPS mehr. Vom Highway zweigen nur noch Waldwege ab.

In Dawson Creek befindet sich Meile 0 des Alaska Highway und in Delta Junction endet er nach 2'288 Km. Gebaut wurde diese erste Strassenverbindung nach Alaska aus strategischen Gründen im Jahre 1942 innerhalb von knapp 7 Monaten unter Leitung des US-Militärs. Die exponierte Lage Alaskas und die Furcht vor einer japanischen Invasion führten zu einem Wegerechts-Abkommen zwischen den USA und Kanada. Die USA übernahmen die Baukosten und Kanada stellte das Baumaterial zur Verfügung. Anfänglich war die Schotterpiste für den zivilen Verkehr gesperrt.


Fort St. John - Fort Nelson BC

2011-06-12

Rund 90 % des Alaska Highways liegen auf kanadischem Territorium. Nach dem 2. Weltkrieg ging dieser Teil in kanadischen Besitz über. Seit vielen Jahren ist die gesamte Strecke asphaltiert und grosszügig ausgebaut und verbreitert worden. Infolge veränderter Streckenführung und Begradigungen ist der Highway 60 Km kürzer geworden gegenüber der ursprünglichen Strecke.

In Fort Nelson, der ersten Ortschaft nach 380 Km, schlagen wir unser Lager auf. Wenn man hier vorbeifährt, muss man sich das Heritage Museum anschauen. Vom kleinsten Utensil aus dem Haushalt bis zu riesigen Maschinen hat der Besitzer querbeet alles gesammelt. Entstanden ist ein Sammelsurium aus den letzten hundert Jahren zwischen Museum und Schrottplatz.


Fort Nelson - Muncho Lake BC

2011-06-13

Unterwegs die erste Abzweigung vom Alaska Higway, welche nach Yellownife und zum grossen Sklaven-See führt. Hin und zurück wären es über 3'000 Km. Und ein Drittel davon ist nicht geteert. Wir verschieben diesen Abstecher auf ein anderes Mal. Die Landschaft wird immer abwechslungsreicher mit grossen Bergen und kleinen Seen. Am Weg liegt keine Siedlung, welche man als Ortschaft bezeichnen könnte. Auf der Strasse begegnen uns auf den 250 Km kaum mehr als 100 Fahrzeugen. Dafür sehen wir erneut viele Tiere entlang dem Highway. Das Tagesziel Muncho Lake ist eine reizende Lodge im Blockhausstil am gleichnamigen See mit Campground und Tankstelle. Apropos Tankstelle, von CAD 1.06 pro Liter Diesel in Edmonton sind wir inzwischen bei CAD 1.90 angelangt. Der Grund dafür sind höhere Steuern in British Columbia gegenüber Alberta sowie die Abgeschiedenheit.


Muncho Lake BC - Watson Lake YT

2011-06-14

Weitere 270 Km durch schier endlose Wälder. Vereinzelte Gras- oder Wasserpisten für Kleinflugzeuge und der Alaska-Highway sind die einzigen Verbindungen dieser Region zur Zivilisation. Dafür erlebt der Traveller eine paradiesische, weitgehend unberührte Natur. Ausser Grizzly und Braunbär sind uns wohl alle hier ansässigen Tiere über den Weg gelaufen.


Watson Lake - Teslin YT

2011-06-15

Watson Lake ist wegen dem „Sign Post Forest“ genannten Schilderwald bekannt. Was 1942 mit dem Ortsschild eines heimwehkranken Soldaten begann, ist zu 50'000 Orts-, Strassen- und anderen Schildern von Touristen aus aller Welt angewachsen.

Die Hälfte des Alaska Highway haben wir hinter uns. Die Strasse führt auf dem 60. Breitengrad bzw. der Grenze zwischen BC und YT hin und her. Beim 7. Mal sind wir dann endgültig im Yukon. Die nördlich des 60. Breitengrades und westlich der Hudson-Bay gelegenen Yukun, Northwest-Territories und Nunavut sind nicht Provinzen, sondern Territorien. Der Unterschied besteht darin, dass die 10 Provinzen über einen hohen Grad an Autonomie verfügen, während die Bundesregierung in den 3 Territorien viele Verwaltungsaufgaben selbst wahrnimmt. Wird wohl damit zusammenhängen, dass die Territorien extrem dünn besiedelt sind und einen hohen Anteil an Ureinwohnern, heute „First Nation“ genannt, haben.


Teslin - Whitehorse YT

2011-06-16

Mit dem Klondike-Goldrausch (1896-1898) stieg die Einwohnerzahl im Yukon sprunghaft auf über 100'000. Etwas langsamer ging es dann bis 1921 wieder auf 4'000 runter. Heute hat das Yukon Territorium 34'000 Einwohner auf der 11-fachen Fläche der Schweiz. Theoretisch wäre also genug Platz für 100 Millionen Menschen. Das subarktische Klima mit sehr langen Wintern und Temperaturen bis -60° lockt jedoch nicht viele hierher.

Ein letztes Stück bis nach Whitehorse, wo dem Fahrer nach über 2'000 Km seit Edmonton ein verlängertes Wochenende zum relaxen gegönnt wird.


Whitehorse YT

2011-06-17 to 2011-06-19

Zwei Drittel der Einwohner Yukon’s leben in Whitehorse und Umgebung. Die Stadt ist einen Umweg wert, aber fast nur wegen den guten Einkaufsmöglichkeiten. Lohnenswert sind Ausflüge in der näheren Umgebung wie Thakini Hot Springs, Miles Canyon oder Schwatka Lake.


Whitehorse - Carmacks YT

2011-06-20

Nach Whitehorse zweigen wir vom Alaska Highway rechts ab auf den Klondike Highway in Richtung Dawson City. Das Teilstück Tok-Whitehorse des Alaska Highways werden wir dann auf dem Rückweg von Alaska befahren. Der erste Ort nach fast 200 Km ist Carmacks, aber auch das ist nur eine bescheidene Ansammlung von ein paar Häusern.
Um Mitternacht ist es draussen immer noch hell. Und dabei sind wir noch weit vom Polarkreis entfernt.


Carmacks - Dawson City YT

2011-06-21

Eher eintönige 350 Km durch endlose Wälder. Vor Dawson sieht man dann die Hinterlassenschaft der Goldgräber. Wie eine Spur der Verwüstung säumen Schuttkegel die Ufer entlang dem Klondike und anderen Flüssen. Mit Ungetümen von Maschinen, Dredge genannt, wurden die Flussbetter auf der Suche nach goldhaltigem Gestein regelrecht umgepflügt.


Dawson City YT

2011-06-22

Dawson City setzt sich wohltuend von anderen Orten ab, welche einer wie der andere etwa gleich aussehen. Das Städtchen am Zusammenfluss von Klondike und Yukon River versprüht Goldrush-Romantik. Erst recht wenn es regnet, weil die Strassen in Dawson weder geteert noch einen Kiesbelag haben. Schnell wird die Fahrbahn zu Morast und deshalb sieht man kein auch nur einigermassen sauberes Fahrzeug im Ort. Die hölzernen Gehsteige wie anno dazumal begünstigen den Fussgänger nur bedingt. Spätestens bei der nächsten Kreuzung ist die Strasse durch dem Schlamm zu überqueren.


Dawson City - Eagle Plains

2011-06-23

Von Dawson müssen wir auf dem Klondike Highway 40 Km zurückfahren bis zur Abzweigung zum berüchtigten Dempster Highway. Es regnet stark und wir entscheiden uns, den Trailer beim Campground an der Kreuzung stehen zu lassen. Wir packen das Notwendige ein für 3 Nächte im Hotel. Nach 8 Km ist Schluss mit Asphalt und die Strasse ist wegen dem Regen sehr glitschig. Nach wenigen Kilometern sind wir bereits heilfroh, dass wir uns so entschieden haben.

Mit dem Bau des 738 km langen Dempster wurde 1958 begonnen und nach politisch und finanziell bedingten Unterbrüchen ist er erst 1979 bis Inuvit fertiggestellt worden. Es war die erste Strasse in Kanada, welche den Polarkreis überquert. Herausfordernd für die Ingenieure war weniger die Topographie, sondern die Permafrostböden. Die Strasse musste auf ein dickes Kiesbett gelegt und mit Schotter bedeckt werden, damit sie nicht einsinkt.

Nach 100 Km und der Überquerung der ersten Bergkette haben wir das Regenwetter hinter uns gelassen. Die Strasse ist jetzt trocken und sehr staubig. Meistens geht es jetzt mit 80-100 km/h vorwärts. Aber immer konzentriert, weil unvermittelt wieder ein paar hundert Meter mit Rippen und Schlaglöchern kommen können oder in der nächsten Kurve Sand und loser Kies liegt. Jedenfalls kommt der 4-Rad-Antrieb jetzt voll zur Geltung.

Nach 370 Km bzw. halber Strecke übernachten wir in Eagle Plains. Auch einige hartgesottene Biker, welche am Stück bis Inuvit fahren wollten, steigen entkräftet von ihren Motorrädern, gehen ins Hotel oder schlagen das Zelt auf. Hier befindet sich auch die erste Tankstelle und eine bescheidene Werkstatt für notdürftige Reparaturen.


Eagle Plains YT - Inuvik NT

2011-06-24

Bei km 405 überqueren wir erstmals im Leben den Polarkreis. Von jetzt an geht die Sonne für ein paar Wochen nicht mehr unter. In Inuvit sind es genau 57 Tage. Vom 6. Dezember bis zum 6. Januar ist dann dunkle Nacht während 24 Stunden. Bei Km 465 ist die Grenze zwischen dem Yukon und den Northwest Territories erreicht. Dann geht es mit der kostenlosen Fähre über den Peel River und 70 km später über den Mackenzie River. Die Finanzierung der Fähren kommt dem Staat billiger als Bau und Unterhalt einer Brücke. Von Mitte Oktober bis Anfangs Juni muss der Betrieb der Fähren eingestellt werden. Für einige Wochen ist dann der Highway nicht befahrbar, bis die Flüsse gefroren sind und die Eisschicht auch für die schweren Laster dick genug ist. Im Frühjahr ist er wieder ein paar Wochen gesperrt, bis das Eis aufgetaut und die Fähren verkehren können. Es geht vorbei an den einzigen zwei kleinen Siedlungen am Dempster, Fort McPherson und Tsiigehtchic. Die Strasse ist teilweise so gut, dass sogar 120 km/h drin liegen. Immer wieder kommen jedoch ruppige Abschnitte. Hängt alles davon ab, wie weit die Unterhaltsequipen die Winterschäden schon beseitigen konnten.

In Dawson in der Tourist-Info der Northwest Territories hat man uns gesagt, dass eine Hotelreservation nicht nötig sei. In Inuvik angekommen sind die 5 Hotels komplett ausgebucht wegen einer Grossveranstaltung der First Nations. In einem B&B finden wir glücklicherweise noch ein freies Bett. Inuvik ist nicht gerade eine Reise wert aber ganz nett. Der Ort hat 3'500 Einwohner und infolge Zuwanderung wegen der Öl- und Gasindustrie sind die Inuvialuit und Dene inzwischen in der Minderheit.


Inuvik NT - Eagle Plains YT

2011-06-25

Heute geht es den gleichen Weg wieder zurück. Wir freuen uns sogar darauf, diese faszinierenden Landschaften ein zweites Mal zu geniessen. Auf den 738 km führt der Dempster über 3 Gebirgsketten und jedesmal ändert sich die Vegetation. Obwohl der Dempster zweispurig ausgebaut ist, wird in der Mitte der Strasse gefahren. Die Seiten sind meist leicht abfallend und mit viel Sand und Kies bedeckt. Entgegenkommende Fahrzeuge sieht man oft schon von weit her wegen der Staubwolke. Einziges Ärgernis sind die Sattelschlepper, welche das Tempo beim Kreuzen nicht reduzieren. Auf Abschnitten mit loosem Gravel ist man seinen 6 Achsen mit 22 grossen Rädern schutzlos dem seitlichen Steinhagel ausgesetzt. Sich in Deckung bringen kann man nicht aber die Geschwindigkeit muss man drastisch senken, weil man in seiner Staubwolke die ersten 200 Meter nicht weiter als bis zur eigenen Motorhaube sieht. Zum Glück kommt nur etwa jede Stunde einer. So einen Laster zu überholen ist auch etwas noch nie erlebtes. Er bemerkt mich, denkt aber nicht im Traum daran, den Fuss vom Gas zu nehmen. Dafür schaltet er den sich an der Fahrertür befindlichen und nach hinten gerichteten Scheinwerfer ein und signalisiert mir so, dass ich durch seine Staubwolke freie Fahrt habe.

Nach einem erneut erlebnisreichen Tag kommen wir glücklich in Eagle Plains an und übernachten im Hotel. Glücklich deshalb, weil der Dempster berüchtigt ist als Reifen- und Windschutzscheiben-Killer.


Eagle Plains / Bärenjagd um Mitternacht

2011-06-25

Beim Einchecken im Hotel sind wir darauf aufmerksam gemacht worden, dass letzte Nacht ein Bär um das Hotel gestreunt sei. Solche Warnungen bekommt man öfters und vergisst sie deshalb auch schnell wieder. Um Mitternacht will ich mir nochmals die Sonne am Horizont anschauen. Ich verlasse das Hotel durch einen Seitenausgang und muss zu diesem Zweck um das Gebäude auf die Rückseite laufen. Wie ich um die Ecke komme, sehe ich den Bären auf 100 Meter Distanz auf dem angrenzenden Campground an einem Pickup-Camper schnüffeln. Hinter mir öffnet sich eine Tür und ein Mann ruft mir zu, dass der Bär an seiner Türe und am Fenster gekratzt habe und dann mit einem vor der Tür liegenden Wanderschuh abgehauen sei. Ich nehme die Kamera aus dem Sack, aber bevor ich ihn im Fokus habe dreht er sich um und läuft in meine Richtung auf das Gebäude zu. Ich renne zurück um die Ecke zum Seiteneingang. Zuerst versichere ich mich, dass sich die Türe auch von aussen öffnen lässt. Dann überlege ich, was ich tun soll oder muss. Nebst Motorhomes hat es auf dem Campground auch noch ein paar Zeltler. Zudem bin ich zu aufgeregt oder abenteuerlustig, um mich ins Bett zu legen, wie wenn nichts gewesen wäre. Ich entscheide mich, in Deckung hinter den parkierten Fahrzeugen zu unserem Chevy beim Haupteingang zu rennen und in den Campground zu fahren. Wie ich losfahre, kommt auch noch eine Hotelangestellte mit ihrem Auto angefahren. Der Bär ist wieder im Campground und wie wir auf ihn zufahren, flüchtet er Richtung Highway. Wir wenden und müssen ein Stück zurückfahren, um auf den Highway zu gelangen. Dort sehen wir ihn auf der anderen Strassenseite. Die Angestellte steigt aus, bewaffnet mit einem Bärenspray. Wegen dem starken Wind verpufft der Strahl des Sprays und sie muss wieder ins Auto einsteigen. Der Bär rennt nun wieder über die Strasse zum Campground. Wir wenden und fahren zurück in den Campground. Dort angekommen flüchtet er wieder zum Highway. Die Angestellte bleibt dort und ich fahre zurück zum Highway. Wie ich einbiege sehe ich ihn noch, wie er erneut die Strasse überquert. Weil meine Jagdpartnerin oben im Campground geblieben ist, überlegt er es sich anders und verzieht sich seitlich in den Wald. Wie ich am anderen Tag vernehme, soll er morgens um 6 Uhr schon wieder im Campground gesichtet worden sein. Damit ist er endgültig zum sogenannten „Problem-Bären“ geworden und seine Tage sind somit gezählt. Üblicherweise kommt dann der Ranger und löst das Problem mit der Flinte. Wegen der Abgeschiedenheit dürfen sie ihn nach Rücksprache mit dem Ranger vielleicht sogar selber erschiessen.


Eagle Plains- Klondike River Lodge

2011-06-26

Es folgt der wahrscheinlich schönste Teil des Dempster durch die phantastische subarktische Tundra. Die letzten 100 km durch die Tombstone Mountains fahren wir leider wie bei der Hinreise von einem Gewitter zum nächsten. Am Klondike angekommen sind wir uns einig, diesen Dempster würden wir mindestens bis zum Arctic Circle bei der erstbesten Gelegenheit wieder befahren. Die landschaftliche Schönheit ist einfach umwerfend.

Zum Zustand des Dempster Highways hätte ich eigentlich nichts schreiben müssen. Die Bilder unseres Autos sagen genug dazu aus.

Bis auf einen Abgas-Sensor, welcher verursacht durch die Erschütterungen oder den Dreck eine Fehlfunktion anzeigt, sowie einem 3 cm grossen Steineinschlag in der Windschutzscheibe, hat unser Chevy die fast 1’500 km Dempster heil überstanden. Wir haben von anderen Fahrern gehört, dass sie sogar zwei Reifenschäden hatten. Wenn wir ihn morgen gewaschen haben, könnten wohl noch ein paar Lackschäden zum Vorschein kommen. Aber auch dies schmerzt uns nicht weiter. Das Erlebte ist es mehr als wert.

Wie abwechslungsreich der Trip war zeigt sich auch daran, dass Hedy erst heute merkt, dass wir vor 3 Tagen Hochzeitstag hatten. Den hat sie im Gegensatz zu mir noch nie vergessen.


Dawson City YT

2011-06-27 to 2011-06-28

Vom Klondike River Campground verschieben wir uns 40 Km weiter in den Bonanza Gold RV Park in Dawson City. Dort darf Hedy das machen, worauf sie sich schon seit 3 Tagen freut. Nämlich den Chevy mit dem Hochdruckreiniger vom Dreck des Dempters befreien.

Ein absolutes Muss in Dawson ist die Fahrt auf den Midnight Dome. Weil der Berg so heisst sind wir um 23.30 nochmals oben gewesen. 550 Meter über der Stadt geniesst man eine schlichtweg atemberaubende Panoramasicht auf den Zusammenfluss von Klondike und Yukon River sowie auf Dawson.


Dawson City - Yukon River Ferry

2011-06-29

Am Dorfende von Dawson hört der Klondike Highway auf. Dann geht es mit der kostenlosen Fähre über den Yukon auf den „Top of the World-Highway“. Glaubt man dem Wetterbericht, so soll heute der schönste Tag dieser Woche sein. Kurz nach 10 Uhr morgens stehen wir in der Spur für die Camper, mindestens einen halben Kilometer von der Fähre weg. Es scheint so, wie wenn alle auf diesen sonnigen Tag gewartet hätten. Wir befürchten, dass es wohl 1 Uhr wird, bis wir am anderen Ufer sind. Die zwei Spuren rechts von uns sind für kommerzielle Fahrzeuge wie Lastwagen und Touristen-Busse sowie Personenwagen. Je weiter wir vorrücken müssen wir feststellen, dass diese privilegiert werden. Und auch, dass die Fähre, zumindest heute, dem Ansturm nicht gewachsen ist. Jedenfalls schaffen es maximal 2 Camper auf die Fähre und manchmal auch keiner. Und dazwischen muss die Fähre mal aufgetankt oder das Schotterbord geflickt werden. Dann kommt auch noch ein Unterbruch, weil ein Trailer beim Übergang vom Schotterbord zur Fährenrampe wegen den Kratern aufschlägt. Ich koche mehr und mehr, weil auch ein Flug an die Ostküste nicht länger gedauert hätte als diese 300 Meter Flussüberquerung. Nach sieben Stunden haben wir es endlich geschafft. Zur Weiterfahrt ist es jetzt zu spät, weil der Grenzübergang Canada-USA um 19.00 Uhr geschlossen wird. So bleiben wir notgedrungen am gegenüber liegenden Ufer von Dawson in einem sehr schönen Provincial Campground im Wald.


Dawson City YT - Chicken AK

2011-06-30

Bei der Wegfahrt aus dem Campground werfen wir noch einen Blick auf das gegenüberliegende Ufer. Heute käme man gleich auf die erste Fähre. Das Wetter entspricht leider der Prognose. Ab und zu aber doch ein kurzer Sonnenstrahl zwischen den dichten Wolken. Der „Top of the World“ führt auf Bergkämmen über 105 Km bis zum US-Grenzübergang und bietet ein spektakuläres Sightseeing über die endlos scheinenden Wälder. An der Grenze zu Alaska werde ich vom Beamten nach mitgeführten Waffen, Hunden oder Katzen gefragt. Das war es dann schon und ich musste nicht mal aussteigen. Wenn doch nur jede Einreise in die USA so einfach wäre. Vielleicht geht man auch davon aus, dass spätestens in 3-4 Monaten die Kälte jeden Camper wieder südwärts vertreiben wird. War die Naturstrasse bis hierhin in einem gut zu befahrenden Zustand, so wird sie von jetzt an hundsmiserabel. In den folgenden 70 Km bis Chicken geht es noch mit 25 km/h weiter. Oft sind die Schlaglöcher so dicht aufeinander, dass man sie nicht mehr umfahren kann. In Chicken erfahren wir dann, dass die Regenfälle der letzten Wochen schuld daran sind und die Strasse sogar für ein paar Tage geschlossen werden musste.


Chicken - Tok AK

2011-07-01

Chicken liegt am Tailor Highway, auch Top of the World genannt, auf halbem Weg zwischen Dawson City und Tok. Zehn Jahr vor dem Klondike-Goldrush haben hier schon ein paar Hundert Goldschürfer ihr Glück gesucht. Weil sie den indianischen Namen Ptarmigan (Alpenschneehuhn) nicht aussprechen konnten, nannten sie das Dorf einfach Chicken. Heute leben etwa 50 Leute hier und im Winter noch 6. Einen Halt wert ist der skurille Ort ganz sicher.

Auf der Weiterfahrt bekommen wir etwa 40 km vor dem Tagesziel Tok richtige Probleme. Der Bordcomputer meldet „engine power is reduced“ und auf einen Schlag habe ich geschätzte 250 PS weniger. Wir konsultieren die Betriebsanleitung und finden heraus, dass der Diesel Partikel-Filter verschmutzt ist. Anscheinend das Resultat der Staub- und Schlammpisten auf dem Dempster und dem Top of the World. Nach 10 Minuten starte ich den Motor und habe wieder volle Leistung. Die Freude währt nicht lange, da der Computer nach ein paar Kilometern die Leistung erneut reduziert. Das gleiche Spiel wiederholt sich 6 Mal, bis wir endlich in Tok ankommen.


Tok AK

2011-07-02 to 2011-07-04

Tok ist der Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg ins Innere Alaska’s. Der 1'400 Seelen-Ort ist eine Dienstleistungsgemeinde für die Durchreisenden. Alles ist entlang dem Highway angesiedelt, so auch die 3 Reparaturwerkstätten. Und jede sieht so vertrauenserweckend aus wie diese auf dem Bild. Immerhin hat Willard’s als einziger im Dorf den Computer, um die Daten unseres Bordcomputers zu scannen. Schnell hat er die Ursache gefunden, ein defekter Abgas-Sensor sowie der Partikel-Filter. Letztendlich habe ich das ungute Gefühl, dass der Bordcomputer die Leistung reduziert, weil die gesetzlich vorgeschriebenen Abgaswerte nicht mehr eingehalten werden. Die benötigten Ersatzteile sowie die Regenerier-Apparatur für den Partikel-Filter hat nur die GM-Werkstatt und zudem sei es wahrscheinlich ein Garantiefall, und deshalb müsse der Chevy sowieso in eine GM-Vertretung. Und die nächste befindet sich im 320 km entfernten Fairbanks. Damit nicht genug, es ist auch noch ein Holiday-Weekend. Am Montag ist Unabhängigkeitstag und bis Dienstag ist alles geschlossen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als hier ein verlängertes Wochenende zu verbringen. Halb so schlimm, weil der Wetterbericht, egal in welche Richtung wir fahren würden, nichts Gutes verspricht.


Tok - Fairbanks AK

2011-07-05

Nach unzähligen Telefonaten hin und her teilt mir der Strassenhilfsdienst mit, dass diese Reparatur unter Garantie falle und deshalb der Transport nicht übernommen würde. Ich versuche der Dame zu erklären, dass dies mit der Garantie nicht sicher sei und frage leicht entzürnt, wofür ich denn 2 Jahre lang bezahlt habe und verlange zum Schluss den Supervisor. Nach einiger Zeit meldet sie sich wieder und offeriert den Transport nach Fairbanks, allerdings ohne Trailer. Wir packen das Notwendigste für eine Übernachtung im Hotel ein und warten und warten. Um 18.00 Uhr kommt der Abschleppdienst endlich und um 23.00 Uhr checken wir nach 320 km in der unbequemen Führerkabine des antiquierten Abschlepptrucks mit Rückenschmerzen im Hotel in Fairbanks ein. Allerdings hätte es noch einiges später werden können, weil das Hotel komplett ausgebucht ist. Der Concierge hat bereits das 3. Hotel am Draht, welches ebenfalls ausgebucht ist. Bei seinem Kollegen am Desk nebenan checkt ein Ehepaar ein und auf einem Ohr bekomme ich etwas mit von Doppel-Reservation. Ich mische mich ins Gespräch und anerbiete, das freie Zimmer sehr gerne zu nehmen. Am anderen Morgen beim Frühstück sagt dann die ältere Lady zu uns, sie habe gewusst, dass wir kommen würden, und deshalb habe sie doppelt gebucht. Wir amüsieren uns gemeinsam und geben ihr noch Tips für ihre nächstjährige, 3-monatige Europa-Reise. Sie schwärmt von unserem Eisenbahn-Netz und wir empfehlen ihr den Glacier-Express.


Fairbanks - Tok AK

2011-07-06

Immer mehr haben wir das Gefühl, dass die Uhren in Alaska langsamer laufen. Als Termin haben wir 08.00 Uhr vereinbart und den Chevy bereits gestern Abend vor die Werkstatt-Einfahrt gestellt. Als wir um 10 Uhr eintreffen steht er noch am gleichen Platz vor dem Tor. Alle Lifte seien bis jetzt belegt gewesen, aber es könne nicht mehr lange dauern. Um 1 Uhr ist es dann soweit und wir können losfahren zurück nach Tok. Erfreulich immerhin, dass alles bis auf 100 USD auf Garantie gegangen ist. Wir benutzen die Gelegenheit wieder einmal in einer Stadt zu sein für einen Grosseinkauf.

Ein paar Meilen vor Fairbanks sollte man in der Ortschaft North Pole einen Halt einlegen. Die Attraktion ist das Santa Claus House, ein wunderschön kitschiger Laden mit Weihnachtsartikeln.

Sowohl die Hinfahrt nach Fairbanks gestern Abend wie auch die Rückfahrt heute sind trotz der grossen Distanz sehr kurzweilig. Die Landschaft ist abwechslungsreich und hin und wieder grast auch ein Elch am Strassenrand.


Tok - Paxson AK

2011-07-07

Von Tok aus führen die Strassen nordwärts nach Fairbanks, westwärts Richtung Anchorage oder südwärts in den Yukon. Zurück in den Yukon wollen wir noch nicht, in Fairbanks waren wir gestern und so bleibt nur der Tok-Cutoff nach Gakona. Dort biegen wir dann ab nordwärts bis nach Paxson. Von hier zweigt der Denali Highway ab und deshalb ist Paxson in jeder Landkarte eingezeichnet, obwohl es nicht ein Ort ist. Man trifft auf ein grosses Gebäude, als Lodge bezeichnet, in welches seit wohl 30 Jahren nicht ein einziger Dollar investiert wurde. Im weiteren findet sich eine Zapfsäule, ein paar bewohnte Baracken und etwa ein Dutzend Stellplätze für Camper. Und ringsherum Schrottfahrzeuge und sonstiger Gerümpel. Immerhin war die Fahrt bis hierher eine Augenweide.


Paxson - Denali Highway

2011-07-08

Wir lassen den Trailer in Paxson stehen und fahren bis zur Alpine Creek Lodge in der Mitte des Denali Highways. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir dann den restlichen Teil von der anderen Seite her befahren. Obwohl die Strasse ungeteert ist bis auf etwa 30 km, ist es den Abstecher wert. Die Landschaft ist unglaublich schön und bis auf 3 Lodges unbesiedelt.


Paxson - Fairbanks AK

2011-07-09

Via Delta Junction fahren wir auf dem Richardson Highway bis nach Fairbanks. Vor allem der erste Teil bis Delta Junction ist eine Panoramafahrt voller landschaftlicher Schönheit. Nicht mal die Trans-Alaska-Pipeline, welche über 1'287 km von der Prudhoe Bay an den eisfreien Verladehafen in Valdez führt, kann die Gegend verschandeln.


Fairbanks/Chena River

2011-07-10

Fairbanks ist mit 35'000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Alaska’s. Mitten durch die Stadt fliesst der Chena River, auf welcher wir eine Fahrt mit einem Raddamper unternehmen. Die Villen entlang des Ufers haben nicht nur ein Boot, sondern teilweise auch noch ein Kleinflugzeug vor dem Haus. Ob Sommer oder Winter, ihre Piste ist der Chena River. Im Sommer wird mit Schwimmern und im Winter mit Kufen gestartet und gelandet.


Chena Hot Springs

2011-07-11

Eine Fahrstunde von Fairbanks befinden sich die Chena Hot Springs. Nebst Innen- und Whirl-Pools gefällt uns der naturnah angelegte Aussenpool sehr. Für 10 USD kann man sich im etwa 40° warmen Wasser entspannen, was wir uns nicht entgehen lassen. Es soll schon vorgekommen sein, dass auch ein Elch Spass an einem heissen Bad gehabt haben soll. Und siehe da, eine Elch-Kuh mit ihrem Jungen zieht am Pool vorbei. Ich freue mich schon auf ein einmaliges Motiv, aber der blöde Elch will nicht zu Hedy ins warme Wasser.


Fairbanks/Fountainhead Antique Auto Museum

2011-07-12

Ausser ein paar besuchenswerten Museen bietet Fairbanks kaum etwas. Ein Muss für Liebhaber alter Autos ist das Fountainhead Antique Auto Museum. Rund 70 Fahrzeuge mit Jahrgängen zwischen 1896 bis zum II. Weltkrieg in liebevoll restauriertem Zustand sowie viele historische Fotografien der ersten Autos in Alaska sind zu bewundern. Weltweit einmalig ist der Everitt 1911 wegen dem smarten Chauffeur und der adretten Lady.


Fairbanks - Denali NP

2011-07-13

Bis 1867 war Alaska im Besitz des Russischen Reichs. Infolge der prekären finanziellen Situation Russlands nach dem Krimkrieg verkaufte Zar Alexander II Alaska für 7,2 Millionen US-Dollar an die Amerikaner. Nach heutigem Geldwert entspricht dies einer Summe von 1,7 Milliarden US-Dollar. Die Öffentlichkeit und auch viele Parlamentarier verstanden nicht, wie man für dieses weit entlegene Gebiet so viel Geld ausgeben konnte. Der Spott traf vor allem Präsident Johnson (Johnson’s Eisbärengarten) und Aussenminister Seward (Seward’s Gefriertruhe). Es dauerte über ein Jahr, bis der Kaufvertrag von beiden Kammern ratifiziert wurde. Neben der strategischen Bedeutung machten die in den folgenden Jahrzehnten entdeckten riesigen Bodenschätze den Erwerb zum Schnäppchen. Nur schon das in einem Monat durch die Trans-Alaska-Pipeline fliessende Erdöl ist mehr als 2 Milliarden US-Dollar wert.

Auf den geplanten Trip an die Prudhoe Bay müssen wir vorderhand verzichten. Die Wetterprognose für die nächsten 10 Tage verspricht nichts Gutes und deshalb machen die 670 km Schotterpiste keinen Sinn. Wir fahren aus diesem Grund von Fairbanks wieder südwärts bis zum Denali Nationalpark.


Denali Nationalpark

2011-07-14

Der Denali ist einer von 8 Nationalparks in Alaska. Insgesamt bedecken diese eine Fläche von der 4-fachen Grösse der Schweiz. Mit über 400'000 Besuchern pro Jahr ist der Denali der am meisten frequentierte. Ab Meile 15 geht es ausschliesslich mit den Park-Bussen weiter auf einer Schotterstrasse. Weil für heute Sonnenschein vorhergesagt wurde, haben wir uns gestern Abend noch die Tickets für den 11-Stünder bis zum 85 Meilen entfernten Wonder Lake besorgt. Doch statt Aufhellung und Sonne ab 12 Uhr wird es immer schlimmer. Wolkenverhangene Berge, Nebel und Regen dominieren die Szenerie. Wir können nur träumen davon, wie faszinierend die Landschaft doch bei Sonnenschein wäre. Tröstlich immerhin, dass sich die Wildtiere auch bei diesem Sauwetter zeigen. Wir sehen 4 Gryzzlis, Wölfe, einen Fuchs, Elche, Karibus, Schneeschafe, Erdhörnchen und eine Spitzmaus.


Denali Village/Denali NP

2011-07-15 to 2011-07-16

Die Wetterfrösche irren erneut. Statt dem prognostizierten Regen ist es nur leicht bewölkt und meistens sonnig. Wir fahren oder laufen auf den ersten 15 Meilen hin und her und spähen nach Wild. Unsere Geduld wird belohnt. Nach unzähligen Elchen seit Neufundland im letzten Sommer sehen wir auf kurze Distanz endlich ein Männchen mit stattlichen Schaufeln. Wir sind überwältigt bei seinem Anblick und kurz sprachlos. Der Alaska-Elch ist der grösste seiner Art. Die Männchen erreichen eine Schulterhöhe bis 2,3 Meter und ein Gewicht bis 800 kg. Sein Geweih kann eine Spannweite bis zu 2 Meter haben. Im Januar/Februar stossen sie dieses ab und bis zur Brunft wächst es wieder nach.


Denali - Talkeetna AK

2011-07-17 to 2011-07-18

Wir fahren weiter südwärts auf dem Parks Highway nach Talkeetna. Von hier aus starten die Expeditionen zum Mount McKinley. Mit 6'194 Metern ist er der höchste Berg in Nordamerika. Er gilt als einer der klimatisch extremsten der Erde wegen dem schlechten Wetter, orkanartigen Stürmen und extrem tiefen Temperaturen. Er befindet sich im Denali Nationalpark und sein heutiger offizieller Name ist nicht mehr McKinley sondern Mount Denali. Um ihn in voller Grösse zu sehen, braucht es eine gehörige Portion Glück. Meistens ist er von einer dicken Wolkenschicht umgeben. In den letzten 5 Tagen hat er sich uns weder von Norden, Westen noch vom Süden her auch nur ansatzweise gezeigt.

Nachdem wir den Berg auch in unseren Ferien 2002 nicht gesehen haben, schwindet unsere Hoffnung immer mehr. Wir bleiben trotzdem noch einen weiteren Tag in Talkeetna. Das Wetter wird jedoch immer schlechter und die ganze Nacht regnet es stark. Wir finden uns damit ab und stellen uns darauf ein, Morgen früh weiterzufahren.


Flug zum Mount McKinley

2011-07-19

Sonnenschein und nur ein paar kleine Wolken begrüssen uns nach dem Aufstehen. Wir fahren schnell an den Fluss, von wo aus wir eine gute Sicht zum Mount McKinley haben. Zum ersten Mal sehen wir ihn in voller Pracht. Ohne zu zögern beschliessen wir zu bleiben und buchen im Dorf den nächsten verfügbaren Rundflug. Um 13.30 geht es mit einer DeHavilland Otter los. Da die Maschine über keine Druckkabine verfügt, kann sie natürlich nicht bis auf Gipfelhöhe fliegen. Spielt auch keine Rolle, da die Umgebung des Berges das Spektakuläre ist und nicht der Gipfel. Wir sehen Vorgebirge mit Schluchten, welche tiefer als der Grand Canyon sind. Und Gletscher, soweit das Auge reicht. Der grösste, Ruth Glacier, ist 50 km lang und bis zu 1'150 Meter dick. Al, unser Bush-Pilot, steuert die Maschine in einer Seelenruhe knapp über Kreten, dreht kurz vor einer hohen Felswand eine Kurve, sticht in den nächsten Canyon rein, dass es eine wahre Freude ist. Das Fliegen hat er von seinem Vater gelernt und das ist rund 60 Jahre her. Weil in den letzten Tagen viel Schnee gefallen ist, müssen wir auf die Gletscherlandung verzichten. Auf dem Gletscher sehen wir zwei Flieger, welche es versucht haben, und jetzt im Neuschnee nicht wieder starten können. Hell begeistert ob dem Erlebten landen wir nach fast eineinhalb Stunden in Talkeetna und möchten am liebsten gleich nochmals zum McKinley fliegen.


Talkeetna - Anchorage

2011-07-20

Immer noch benommen von den gestrigen Eindrücken des Mount McKinley fahren wir auf dem George Parks Highway südwärts nach Anchorage. Auf den Ausstellplätzen halten wir an und werfen nochmals einen sehnsüchtigen Blick zurück auf die Alaska Range und den McKinley.


Anchorage

2011-07-21

Von den 710'000 Einwohnern Alaskas lebt die Hälfte in der Metropolregion Anchorage. Das interessanteste an der Stadt ist wohl der Lake Hood, nicht weit vom Stadtzentrum und direkt neben dem internationalen Flughafen gelegen. Rund um den kleinen See hat es im und am Wasser Kleinflugzeuge wie andernorts Boote im Yachthafen. Mit durchschnittlich 190 Bewegungen pro Tag ist „Lake Hood Seaplane“ die Wasserpiste mit der weltweit höchsten Anzahl von Starts und Landungen.


Anchorage - Soldotna AK

2011-07-22 to 2011-07-23

Von Anchorage fahren wir dem Cook Inlet entlang auf die Kenai Halbinsel. Einmal mehr eine äusserst fotogene Landschaft. Die Kenai Peninsula ist das beliebteste Ausflugsziel der „Alaskans“. Und weil Wochenende ist, finden wir nur noch mit Mühe einen freien Platz auf einem Campground in Soldotna. Zudem findet auch noch der „Progress Day“ mit Parade durch die Main Street sowie weitere Festivitäten statt. Die Veranstaltungen leiden jedoch unter dem nass-kalten Wetter, sodass nirgends Stimmung aufkommt.


Soldotna - Homer AK

2011-07-24

Für den Süden der Kenai Peninsula verspricht der Wetterbericht ein wenig Sonnenstrahlen und so verschieben wir uns ans Ende der Halbinsel. In Ninilchik, einem etwas heruntergekommenen Fischerdorf, legen wir einen Stopp ein und spazieren durch den 1847 von einem Russen und seiner Familie gegründeten Ort. Am Ende des Homer Spit, einer 6 km langen und sehr schmalen Landzunge in die Katchemak Bay, stationieren wir uns für die nächsten 3 Tage.


Homer Spit

2011-07-25 to 2011-07-26

Die gesamte Kenai Halbinsel und ganz speziell Homer ist ein Paradies für die Sportfischer. Jeder bringt einen ordentlichen Fang nach Hause und keiner muss verstohlen in die Fischabteilung des Supermarktes schleichen. Homer nennt sich wohl zu Recht die Hauptstadt des Heilbutt-Fischens. Die unzähligen Charter auf dem Homer Spit bringen jeden Nachmittag ausschliesslich stolze Angler mit bis zu 200 Pfund schweren Halibut zurück. Dann werden ihnen die Fische fachmännisch filetiert, verpackt und auf Wunsch nach Hause verschickt. Wir machen es uns bequemer und lassen uns den fangfrischen Halibut in einem der vielen Fischrestaurants auf dem Homer Spit servieren. Als Sehenswürdigkeit muss natürlich der Salty Dawg Saloon (zu deutsch: salziger Kumpel) erwähnt werden. An Wänden und Decke der originellen Bar hängen Tausende von signierten Dollar-Noten. Am späteren Nachmittag ist die Stimmung am besten, wenn die Hobbyfischer ihren Fang begiessen.


Homer - Cooper Landing

2011-07-27

Da nur eine Strasse durch die Kenai Halbinsel nach Homer führt, geht es jetzt knapp 500 Km auf dem gleichen Weg wieder zurück. Macht nichts, da man diese faszinierende Landschaft gerne von der anderen Seite nochmals sieht. Bei Cooper Landing fliesst der Russian River in den Kenai River. An beiden Flüssen tummeln sich vom Ufer aus oder im Wasser stehend die Fliegen-Fischer. Viel lieber würden wir ein paar Gryzzlys beim Fische fangen beobachten.


Cooper Landing - Seward AK

2011-07-28

Ein lohnenswerter Abstecher führt uns an die Ostseite der Kenai Halbinsel nach Seward. Das hübsche Städchen liegt an der schönen Resurecction Bay, welche von Schneebergen und Gletschern umgeben ist. Wegen der Bilderbuch-Szenerie legen auch viele Kreuzfahrtschiffe hier an. Von Seward aus ist ab 1904 die Alaska Railroad bis Fairbanks sowie ein paar Nebenstrecken gebaut worden. Heute verkehren auf dem Streckennetz fast nur noch Panoramazüge für die Touristen in den Sommermonaten. Kurz vor Seward bestaunen wir den imposanten Exit-Glacier. Die Eiszunge, die man von unten her sieht, ist jedoch nur ein kleiner Teil des riesigen Harding-Icefields.

Seward ist übrigens nach dem Aussenminister benannt, welcher 1867 mit den Russen den Kaufvertrag für Alaska ausgehandelt hat. Damals hatten auch die USA noch fähige und vor allem weitsichtige Politiker!


Seward - Portage Valley/Whittier

2011-07-29

Wir fahren weiter ins Portage Valley nach Whittier. Eine Besonderheit ist der Portage Glacier Highway, weil er durch einen 4 Km langen einspurigen Tunnel führt, welcher sowohl dem Strassenverkehr wie auch der Eisenbahn dient. Jede halbe Stunde ändert sich die Fahrtrichtung. Das Portage Valley und auch die Bucht von Whittier sind eine Augenweide. Bezaubernde Berge mit Gletschern wo man hinschaut.

Heute ist ein ganz besonderer Tag für uns, was wir nicht mit kalifornischem Chlöpfmoscht, sondern echtem Champagner feiern. Vor genau 2 Jahren sind wir in Calgary mit unserem „Häuschen“ losgefahren. Inzwischen haben wir 78'000 Km, wovon 42'000 mit dem Trailer, zurückgelegt. Dies ohne grössere Probleme und vor allem unfallfrei. Verleidet ist es uns auch noch nicht und wir schmieden bereits Pläne für den nächsten Winter. Könnte sein, dass wir noch ein wenig Spanisch lernen wollen!!!

Auf das Risiko hin, dass unser lieber Freund Hans M. aus M. motzt (man sieht Euch immer beim Essen und Trinken) publizieren wir trotzdem wieder einmal Bilder unserer Gaumenfreuden. Hans möchte ganz sicher noch Details. Bitte sehr: Moet & Chandon zum Apero, Montana Lamb-Rack perfekt gegrillt über Alaskan Pine-Wood an Nappa Valley-Red Wine-Sauce, Suisse-Style Kartoffelgratin and young Alaskan-Vegetables. Als Begleiter eine Bottle argentinischem Malbec. Erntefrische Blueberrys with Jamaican-Vanilla-Icecream zum Ausklang. Italian-Espresso und Scotish-Single Malt zum Verdauen. Helvetisches Schnarrchen bis zum Sunrise!


Portage Valley - Palmer AK

2011-07-30

Erneut den gleichen Weg zurück, vorbei an Anchorage bis nach Palmer. Dort machen wir noch einen Abstecher zum Hatcher Pass und der Independence Mine, einer ehemals ergiebigen Goldmine. Trotz trübem Wetter bietet sich uns auf dem Hatcher Pass ein spektakuläres Panorama.


Palmer - Destruction Bay

2011-07-31 to 2011-08-02

Von Palmer geht es auf dem Glenn Highway bis Glennallen und von dort auf dem Tok Cutoff weiter. Bei Tok biegen wir dann wieder auf den Alaska Highway ein. Die ersten 200 Km sind der wohl schlechsteste Abschnitt des Alaska Highways. Weil sich die Strasse unregelmässig abgesenkt hat, fährt es sich wie auf einem grossen Waschbrett. Und wie wenn das noch nicht genug wäre auch noch grosse Schlaglöcher. Die Landschaft ist genau so abwechslungsreich wie das Wetter, mehrmals am Tag wieder etwas anderes. Auf den 850 km in diesen 3 Tagen wird es uns jedenfalls nie langweilig.


Destruction Bay YT - Haines AK

2011-08-03

Ein kurzes Stück noch auf dem Alaska Highway und dann zweigen wir bei Haines Junction ab auf den Haines Highway. Wunderschöne Landschaften mit borealen Nadelwäldern, Tundra und mächtigen Bergketten mit Gletschern bestaunen wir auf dem Weg nach Haines. 50 Km vor Haines kommen wir einmal mehr problemlos durch die Grenzkontrolle von Canada nach Alaska bzw. USA.


Haines AK

2011-08-04

Haines ist neben Skagway der einzige Ort am Alaska Panhandle, einem etwa 700 Km langen Küstenstreifen entlang British Columbia, welcher auf dem Landweg erreichbar ist. Das kleine Städtchen bietet rein gar nichts, ausser dass es in einer attraktiven Bucht liegt. Den Besuch war es für uns mehr als wert, weil zur Zeit die Lachse vom Meer in den Chilkoot River kommen, wo sie von den nimmersatten Bären bereits im Mündungsgebiet des Flusses in die Bucht freudig empfangen werden. Wir fahren oder laufen fast den ganzen Tag dem Fluss entlang und ergötzen uns an diesem Naturschauspiel.


Haines AK - Whitehorse YT

2011-08-05

Züruck bis nach Haines Junction und dann biegen wir wieder in den Alaska Highway ein. Da das Wetter im Umkreis von mehreren Hundert Kilometern sehr schlecht ist und sich unterwegs nichts aufdrängt, fahren wir die 420 km bis Whitehorse gleich am Stück. Ab und zu kommt doch mal ein Sonnenstrahl zwischen den Wolkendecken auf die faszinierende Landschaft.


Whitehorse YT

2011-08-06 to 2011-08-08

Monatelang trifft man keine Schweizer und hier in Whitehorse fast an jeder Strassenecke einen. Und erst recht auf dem Campground, weil er von einem Schweizer betrieben wird und angrenzend auch noch ein Schweizer Restaurant ist. Im Städtchen finden wir endlich mal einen Glaser, welcher uns die Innenscheibe einer Doppelverglasung am Trailer ersetzen kann, welche vor Wochen schon auf einer Rumpelpiste in Brüche gegangen ist, weil ein Fauteuil schlecht plaziert war. Dann ist auch wieder einmal ein Grosseinkauf fällig und innen und aussen muss Truck und Trailer geputzt werden. Am Montag Abend begrüssen wir Paulette und Philippe auf dem Airport, welche durch gemeinsame Bekannte auf uns aufmerksam geworden sind. Mit 10-stündiger Verspätung sind sie von Zürich mit der „Edelmais-Air“ müde aber wohlbehalten gelandet.


Whitehorse YT - Skagway AK

2011-08-09

Mit Paulette und Philippe fahren wir, nachdem sie ihren Pickup übernommen haben, nach Skagway. 35 Km vor Skagway ist wieder einmel ein Grenzübergang Canada-USA. Sowohl beim Top-of-the-World ins Innere Alaskas wie auch an den Küstenort Haines ging dies wie geschmiert und sogar ohne Papierkram und Stempel in den Pass. Und hier an dieser Sackgass-Strasse nimmt man es wieder sehr genau inklusive Fingerprint und Augenscan. Alles bestanden und man gewährt uns ein 6-Monats-Visa für diesen Dead-End-Ort. Wir begreifen nichts mehr.


Skagway AK

2011-08-10 to 2011-08-11

Paulette und Philippe haben für 6 Uhr morgens die Fähre nach Haines gebucht und verlassen uns schon wieder. Wir bleiben noch in Skagway und werden uns wieder einmal bewusst, wie schön es doch ist, zeitlich unabhängig zu sein. Skagway hat 850 Einwohner und lebt ausschliesslich vom Tourismus. Täglich legen ein paar Kreuzfahrtschiffe im Hafen an und überschwemmen den Ort mit bis zu 10'000 Kreuzfahrern. Wenn die Cruiser am späteren Nachmittag mit ihren Shopping-Säcken aufs Schiff zurückkehren, ist Skagway wieder wie ausgestorben. Dass hier fast jedes Kreuzfahrtschiff anlegt, liegt auch am Angebot an Excursionen, z.B. einer nostalgischen Eisenbahnfahrt mit der White Pass and Yukon Railway.


Skagway AK - Stewart BC

2011-08-12 to 2011-08-15

Seit zwei Tagen regnet es und die Aussichten für die nächsten Tage sind nicht besser. Geplant hatten wir, mit den Schiff nach Juneau, der Hauptstadt von Alaska, zu fahren. Auf dem Landweg ist sie nicht erreichbar, aber bei diesen Bedingungen bringt die lange Schiffsfahrt nichts. So fahren wir halt auf dem Klondike Highway wieder zurück zum Alaska Highway. Kurz vor Watson Lake biegen wir auf den Cassiar Highway ab. Er verbindet über eine Strecke von 724 Km den Yellowhead mit dem Alaska Highway. Jetzt sind wir in den einsamsten Gegend von British Columbia angelangt. Mit 300 Einwohnern ist Iskut das mit Abstand grösste Dorf unterwegs. Bei Meziadine zweigen wir auf den Stewart Highway zum Portland Canal ab. Je näher wir dem Pazifik kommen, desto mieser wird das Wetter. Tief hängende Wolken, Nebel und Regen vermiesen uns die Sicht auf die beidseitigen Bergketten und die Gletscher. Vom Bear Glacier, einer Zunge des Cambria Eisfeldes, bekommen wir gerade noch den unteren Teil zu sehen. Nach 4 Tagen und 1'150 Kilometern sind wir in Stewart erneut in einem Regenloch angelangt.


Stewart BC

2011-08-16

Stewart ist ein verblühtes und verschlafenes Nest in einer abgelegenen, nichtsdestotrotz sehr attraktiven Umgebung. Von den ehemals über 10’000 Einwohnern sind nach der Schliessung der letzten Mine 1984 noch 500 übrig geblieben. Für den nördlichsten eisfreien Pazifikhafen Kanadas gibt es keine wirtschaftlich bedeutende Verwendung mehr. Fährschiffsverbindungen durch den Portland Canal, einem 148 km langen Fjord, gibt es auch keine. Einzig die 65 km lange Verbindung zum Cassiar Highway bringt noch ein paar Touristen wie uns hierher.


Salmon Glacier

2011-08-16

Regen und Nebel zum Trotz fahren wir die 37 km von Hyder auf der Schotterpiste zum Salmon Glacier. Am einfachsten schafft man dies mit der höchstmöglichen, noch verantwortbaren Geschwindigkeit. So bekommen Fahrzeug und Insassen nur noch die grössten Krater zu spüren. Am Schluss führt die Strasse am dem Salmon Glacier gegenüberliegenden Hang entlang. Rechts eine Felswand und links eine mehrere hundert Meter tiefe Schlucht. Hedy ist jedenfalls überglücklich, als wir am Aussichtspunkt angelangt sind. Aber auch sie ist der Meinung, dass es den Höllenritt wert war. Die Sicht auf den fünftgrössten Gletscher Kanadas ist schlicht atemberaubend. Wie schön sein Anblick doch erst bei Sonnenschein wäre!

Von hier aus würde die Strasse noch etwa 30 km weiter zu einem anderen Gletscher führen. Unser Offroad-Bedarf ist jedoch für den Moment gedeckt und wir kehren um.


Hyder AK

2011-08-17

3 km nach Stewart führt die Strasse über die Grenze nach Alaska und nach weiteren 14 Km, ohne Grenzstationen oder Beschilderungen, ist man wieder in British Columbia, wo die Gravelroad nach weiteren 70 km in den Bergen der Coast Mountains im Nirgendwo endet. An der Grenze bzw. dem Dorfeingang zu Hyder verwandelt sich die Asphaltstrasse in eine furchterregende Naturstrasse, die übelste Schotterpiste, die wir im Norden befahren haben.

Hyder ist in jeder Beziehung ein Unikum. Es ist der einzige Ort der USA, in den man ohne Einwanderungs- und Zollkontrollen einreisen kann. Nur auf kanadischer Seite hat es ein Zollamt, weil die Alkoholsteuer in British Columbia wesentlich höher als in Alaska ist. Je nach Jahreszeit hat die Geisterstadt zwischen 96 und 60 Einwohner. Sie bezeichnet sich selbst als „The friendliest Ghost Town“. Kaum ein Gebäude ist jünger als 50 Jahre und mehr als die Hälfte der Einwohner verfügt über ein Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. Dies alles hat sich eigentlich schon auf den ersten Metern nach dem Grenzübergang in den Kratern der Strasse gezeigt.

Nach Hyder kommen fast nur Touristen wegen dem 10 km entfernten Fish Creek am Salmon River. Hier laichen von Juli bis September Chum- und Pink-Lachse. Für die Gryzzlies und Schwarzbären ist dies wie ein gedeckter Tisch. Sie können sich hier das nötige Polster für den Winterschlaf anfressen. Gestern und heute sind wir 4 Mal hierher gefahren und haben jedesmal mindestens einen Bären aus nächster Nähe beobachten können.


Stewart - Hazelton BC

2011-08-18

Nach dem gestrigen Trip nach Hyder haben wir nun Alaska und den Yukon endgültig verlassen. Von jetzt an geht es südwärts durch British Columbia. Zurückblickend bleiben uns viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse und als einzig Negatives (neben ein paar Lackschäden am Auto von den Gravel Roads) das Wetter. In den 2 Monaten hatten wir keine 14 Tage mit Sonnenschein. Der Thermometer steigt zwar in den Sommermonaten selten über 25° und noch seltener über 30°. Diesen Sommer kam das Quecksilber jedoch nur ganz selten auf 20°. Dichte Wolkendecken, Nebel, kalte Winde und immer wieder tagelanger Regen haben uns geplagt. Auf einige geplante Exkursionen mussten wir deshalb verzichten. Die kurzen Hosen haben wir nie gebraucht, dafür die Windjacke und manchmal sogar die dicke Winterjacke. Gegrillt und draussen gegessen haben wir ganze 3 Mal. Der Herbst kann eigentlich nur besser für uns werden.

Von Stewart fahren wir wieder zurück bis Meziadine auf den Cassiar Highway. Bei Kitwanga biegen wir ostwärts in den Yellowhead Highway ein. Am Weg liegen einige Siedlungen der Gitxsan mit eindrücklichen Totempfählen. Sie erzählen bildlich die Geschichte eines Stammes, Familie oder eines tapferen Menschen.


Hazelton - Smithers BC

2011-08-19 to 2011-08-20

Seit wir auf den Yellowhead Highway eingebogen sind fällt uns auf, dass die Ortschaften in BC, im Gegensatz zu vielen Orten in Alaska oder dem Yukon, sehr adrett und sauber sind. Rund um die Wohnhäuser sehen wir fast nur gepflegte Rasenflächen und schöne Blumenbeete. Selbst die indianische Bevölkerung hat keinen Schrott und Müll auf ihrem Umschwung. Im weiteren säumen wieder grosse Landwirtschaftsbetriebe die Strasse und nicht mehr nur Wald und nochmals Wald. Zudem erstaunt uns, dass selbst kleine Orte mit kaum Tausend Einwohnern und einer dementsprechend bescheidenen Infrastruktur über eine Curlinghalle mit mindestens 2 Rinks verfügen.


Smithers - Vanderhoof - Prince George BC

2011-08-21 to 2011-08-24

Nach einem Zwischenhalt für eine Nacht in Vanderhoof fahren wir weiter nach Prince George, dem geographischen Zentrum von British Columbia.

Prince George ist mit 70'000 Einwohnern die grösste Stadt der Provinz, welche nicht nahe der US-Grenze liegt. Sie ist das Versorgungszentrum für den dünn besiedelten Norden und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Von Seattle/Vancouver kommend stellt der Highway 97 die Verbindung zum Alaska Highway in Dawson Creek her. Und westwärts führt der Yellowhead Highway nach Prince Rupert, einem bedeutenden Fähr- und Fischereihafen. In Prince George bleiben wir 3 Tage, obwohl die Stadt nicht viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Aber Shoppen, Coiffeur, Putzen etc. braucht halt auch seine Zeit.


Prince George - Quesnel BC

2011-08-25

Quesnel entstand ab 1861 im Zuge des Cariboo-Goldrush als wichtiger Versorgungsposten für die Goldgräber. Heute ist die holzverarbeitende Industrie der grösste Arbeitgeber der 10’000-Einwohner-Stadt. Täglich wird die Ladung von 90 Lastern mit Anhänger aus den umliegenden Wäldern zu Brettern, Spanplatten oder Pellets verarbeitet. Nach knapp einem Jahrhundert Raubbau gibt es nur noch wenige Urwälder in British Columbia. Ohne den Widerstand von Umweltschutzorganisationen und den Indianern wären auch diese kahlgeschlagen worden. Immerhin ist die Holzindustrie heute zur Wiederaufforstung der abgeholzten Wälder verpflichtet. Wohl um das schlechte Image etwas aufzubessern rühmt sich die Fabrik in Quesnel auf grossen Info-Tafeln, dass sie die Schadstoff-Emissionen in den letzten 18 Jahren um 90% reduziert habe.

Wir plazieren uns ausserhalb Quesnel auf einem schönen Campground am reizenden Dragon Lake.


Barkerville BC

2011-08-26

Barkerville ist eine ehemalige Goldgräberstadt im Cariboo Country. Zwischen 1862 und 1870 bereisten über 100'000 Menschen die Carboo Wagon Road. Sie suchten ihr Glück in den Bächen und Bergen der Umgebung von Barkerville. Ihren Namen hat sie vom englischen Goldsucher Billy Barker, welcher hier 1862 fündig wurde. Binnen weniger Wochen nach seinem Fund zogen Tausende Glücksritter hierher. Billy Barker wird dies wenig gekümmert haben. Er hatte sich bereits den ergiebigsten Claim gesichert und schürfte insgesamt 37'500 Unzen Gold. In ihrer Blütezeit war Barkerville die grösste Stadt westlich von Chicago und nördlich von San Francisco. Um 1900 waren die Goldgräber weg- oder weitergezogen und der Ort wurde zur Geisterstadt. Nach einer kurzzeitigen Wiederbelebung infolge der Weltwirtschaftskrise 1929 mit stark steigenden Goldpreisen entvölkerte sich Barkerville erneut. 1958 beschoss die Provinzregierung, den Ort zu restaurieren und die Geschichte jedes einzelnen Hauses aufzuarbeiten. Heute vermitteln die etwa 125 Gebäude einen informativen Einblick in die Zeit des Cariboo Goldrush.


Horsefly Lake

2011-08-27 to 2011-08-30

Von Quesnel fahren wir weiter zum Horsefly Lake, wo wir ein paar Tage bei Stephan und Monika Schläpfer auf ihrem Campground verbringen. Monika ist ein paar Häuser weiter von Hedy’s Elternhaus in Stüsslingen aufgewachsen. Sie besitzen hier an paradiesischer Lage mit 700 Metern Seeanstoss am idyllischen Horsefly Lake einen RV Park und Cabins (http://www.cariboocountryinn.com/). Zu ihrem Resort gehört auch noch die Double C Ranch mit 100 Rindern, Pferden und anderen Tieren. Ob man einfach nur ausspannen oder vielfältige Aktivitäten und Abenteuer in der noch weitgehend ungezähmten Natur sucht, hier ist man ob Sommer oder Winter am richtigen Platz.

Wir geniessen ein paar erholsame Tage und fahren zwischendurch nach Lac la Hache zum Garlic Festival, auf holprigen Waldwegen zum Quesnel Lake und auf die Viewland Mountains zum Blueberry-Pflücken. Und jeden Abend spaziert ein Mule Deer (Maultierhirsch) gemütlich an unserem Trailer vorbei.


Horsefly Lake

2011-08-31 to 2011-09-04

Uns gefällt es so gut am Horsefly Lake, dass wir noch ein paar geruhsame Tage anhängen. Das Wetter meint es endlich wieder einmal gut mit uns und wir geniessen den Spätsommer weit weg von ausgetretenen Touristenpfaden. Auf einsamen Gravel Roads durch den Wald fahren wir zum Quesnel Lake und alten Goldgräberstädtchen. Mit dem Boot machen wir Ausflüge auf dem Horsefly Lake, einem 50 km langen und selten über 2 km breiten See. Aufs Wochenende kommen noch Kim und Felix, die Kinder von Monika und Stephan nach Hause. Mit 2 Booten geht es zum Sonntagspicknick in die Wildnis fast am anderen Ende des Sees.


Horsefly Lake - Clinton - Whistler BC

2011-09-05 to 2011-09-06

Am Horsefly Lake könnten wir es locker noch länger aushalten, aber weiter südlich bis Whistler verspricht der Wetterbericht für die nächsten Tage ebenfalls Sonnenschein. Wir hängen daher den Trailer an und machen uns auf den Weg dorthin. Unterwegs bleiben wir für eine Nacht in Clinton. Von dicht bewaldet ändert sich die Vegetation immer mehr in dürre Prairie. Im Regenschatten der Coast Mountains fallen nur sehr wenig Niederschläge. Die einzigen grünen Flächen sind intensiv bewässert worden. Die Region um Lillooth ist die trockenste und heisseste Region Kanadas. Temperaturen von 40° sind im Juli und August nicht selten. Von Hatch Creek zweigen wir ab auf den Highway 99, auch „sea to sky“ genannt. Nach Lillooth führt die Strasse in die Coast Mountains. Von jetzt an geht es steil rauf und runter bis zu einem Gefälle von 15%. Wie die schweren Laster muss ich im 1. Gang einen nicht endend wollenden Berg runter. Dies führt dazu, dass sich kurz vor der Talsohle der Computer meldet, weil das Getriebeöl zu heiss sei, und mir mit irreparablen Schäden droht. Nach einer 30-minütigen Pause hat sich das Öl soweit abgekühlt, dass wir ohne weitere Probleme nach Whistler weiterfahren können.


Whistler BC

2011-09-07

Die Strasse vom 125 km entfernten Vancouver nach Whistler ist erst Anfangs der 1960er-Jahre gebaut worden. Die Fortsetzung des Highways 99 ostwärts bis Cache Creek bzw. zum Cariboo Highway ist sogar erst in den 80er-Jahren durchgehend asphaltiert worden. 1966 nahmen die ersten Lifte in Whistler den Betrieb auf. Von da an wurde der Ort immer beliebter und letzter Höhepunkt war die Olympiade 2010 in Vancouver, weil hier die alpinen und nordischen Wettkämpfe stattfanden. Die Einwohnerzahl ist inzwischen auf fast 10'000 gestiegen. Wie in den prominenten Wintersportorten der Alpen können es sich die Einheimischen und die im Tourismus beschäftigten Leute immer weniger leisten, hier zu wohnen. Die exorbitanten Wohnkosten zwingen sie, ihren Wohnsitz ins 30 km entfernte Pemberton oder anderen Orten zu verlegen.


Whistler BC

2011-09-08

Ein absolutes „Must“ ist die Fahrt mit der Seilbahn vom Mount Whistler zum Blackcomb Peak. Die „Peak 2 Peak Gondola“ hat die größte freie Spannweite aller Luftseilbahnen (3'024 Meter zwischen 2 Stützen) und die höchste Höhe über Grund (436 Meter). Gebaut wurde die Bahn 2007/8 von der Doppelmayr/Garaventa-Group. Auch die vier Tragseile mit einem Gewicht von je 90 Tonnen und das Zugseil mit 80 Tonnen kamen aus der Schweiz. Auf dem Blackcomb Peak ist bis im August Skifahren auf dem Gletscher möglich.


Whistler BC

2011-09-09 to 2011-09-10

Obwohl Whistler relativ schnell gewachsen ist, ist es nicht mit gewissen Olympia-Retortenstädten in den Alpen zu vergleichen. Alles ist grosszügig angelegt und fügt sich auch bezüglich verwendeter Materialien und Farben harmonisch in die Landschaft. Keine überdimensionierten Hotelkomplexe und trostlose Betonbauten, sodass wir uns gleich wohlfühlen hier. Erstaunt sind wir über das Angebot an Sommersport-Aktivitäten. Speziell für die Mountain-Byker gibt es vom Mount Whistler runter eine Unmenge an Abfahrten in allen Schwierigkeitsgraden. An sonnigen Tagen fahren Tausende mit der Gondel oder dem Sessellift den Berg hoch und dann waghalsig runter. Dank den Bykern haben die Notfall-Ärzte und Knochenschlosser vermutlich einen Ganzjahres-Job in Whistler.


Whistler - Nanaimo BC

2011-09-11

In Horseshoe Bay fahren wir in die Fähre nach Nanaimo auf Victoria Island. Mit einer Länge von 450 km und 100 km Breite ist es die grösste Insel in British Columbia. Von den 750'000 Bewohnern leben die meisten im Süden zwischen Nanaimo und Victoria. Beliebt ist Vancouver Island wegen dem für kanadische Verhältnisse äusserst milden Klima. In Victoria steigen die Temperaturen selten über 30° oder fallen unter 0°. Schnee fällt meist nur sehr wenig und jeder dritte Winter sogar keiner.


Nanaimo BC

2011-09-12 to 2011-09-13

Von Nanaimo aus machen wir Ausflüge nach Port Alberni und Cathedral Grove. Einige alte Wälder auf Victoria Island sind zum Glück nicht den Motorsägen der Holzfäller zum Opfer gefallen. Die Douglasien in diesem Provincial Park sind bis zu 800 Jahre alt, haben einen Umfang bis 9 Meter und sind über 70 Meter hoch. Bei starkem Wind soll das Betreten des Parks äusserst gefährlich sein.


Nanaimo - Victoria BC

2011-09-14

Auf dem Weg nach Victoria kommt man an Chemainus vorbei. Ein Halt und kurzer Spaziergang durch das, im wahrsten Sinne des Wortes, malerische Städtchen ist sehr empfehlenswert. Über 50 Wandgemälde mit Motiven aus der Gründerzeit zieren die Gebäude des hübschen Ortes. Entstanden sind sie ab Anfangs der 1980er-Jahre, nachdem das Sägewerk als grösster Arbeitgeber den Betrieb einstellte. Die Freiluft-Gallerie soll seither dank dem anziehenden Tourismus zur Gründung von über 300 Kleinbetrieben wie Shops, Gallerien und Restaurants geführt haben.


Victoria BC

2011-09-15 to 2011-09-22

Der Ursprung von Victoria liegt in einem 1843 errichteten Handelsposten der Hudson’s Bay Company. Namensgeberin war die britische Königin Victoria. Seit Gründung der Provinz British Columbia ist Victoria deren Hauptstadt. Der Ballungsraum umfasst neben der eigentlichen Stadt Victoria noch weitere 12 Gemeinden, die zusammen 330000 Einwohner zählen. Wir lieben diese Stadt seit dem ersten Besuch vor 14 Jahren. Hier verschmilzt altehrwürdige britische mit europäischen und asiatischen Traditionen. Spuren dieser kulturellen Einflüsse finden sich in vielen alten Gebäuden wie dem Capitol, Empress Hotel oder der ältesten Chinatown Kanadas, einst eine verbotene Stadt voller Rätsel mit Opiumhöhlen und geheimer Zusammenkünfte. Victoria ist ein kosmopolitischer Ort voller Kontraste inmitten einer spektakulären Landschaft mit bezaubernden Ausblicken auf Meer und Berge.


Whale Watching Victoria

2011-09-23

Wir versuchen es wieder einmal mit einer Whale-Watching-Tour und hoffen, dass wir dieses Mal wenigstens eines dieser Meeressäugetiere zu Gesicht bekommen. In den Gewässern im Süden der Vancouver Islands leben ganzjährig 2 Populationen von Orca-Walen mit insgesamt etwa 80 Tieren. Möglich macht dies die Kuroshio-Meeresströmung (Japan-Strom), welche für das milde Klima in Victoria verantwortlich ist und reichlich Plankton herbeiführt, was wiederum zu einer grossen Artenvielfalt und enormen Fischbeständen führt. Die ersten Orcas sehen wir schon bald aber immer in gehörigem Abstand. Es kommt bereits leichter Frust auf aber dann ziehen 2 Bartenwale am Schiff vorbei. Der Tag ist gerettet beim Anblick dieser Kolosse, welche geschmeidig und fast lautlos am Boot vorbeiziehen.


Victoria BC

2011-09-24 to 2011-09-26

Wir sind mit unserem Home direkt am Wasser stationiert und können so die Aktivitäten in der Bucht aus nächster Nähe verfolgen. Kreuzfahrtschiffe, Fähren, Wassertaxis und sonstige Boote bis zum kleinsten Kajak wechseln sich in der Benutzung der Wasserfläche mit den Wasserflugzeuge ab. Nebst Sightseeing-Flights wird im 20-Minuten-Takt mit 18-plätzigen De Havilland Twin Otter die Bucht in Downtown Vancouver angeflogen. Unseren Aufenthalt haben wir bereits 3 Mal verlängert, so gut gefällt es uns hier. Und heute verlängern wir gleich nochmals, weil es regnet und stürmt. Die Überfahrt mit der Fähre aufs Festland würde unter diesen Bedingungen keinen Spass machen.


Victoria - Vancouver BC

2011-09-27

Von Sidney im Norden Victorias gehen wir mit der Autofähre zurück aufs Festland. Die Ferry mit einer Kapazität für 470 Fahrzeuge und 2'000 Passagieren wird in unglaublichen 20 Minuten ent- und wieder beladen. In den folgenden 1¾-Stunden schlängelt sie sich zwischen reizenden Inseln in der Georgia Street zur Anlegestelle in Tsawwassen. Von dort fahren wir nach Burnaby, einem Vorort von Vancouver, wo wir uns für die nächsten Tage stationieren.


Vancouver BC

2011-09-28 to 2011-09-30

Vancouver wird regelmässig zu einer der 3 Städte mit der höchsten Lebensqualität gewählt. Warum dies so ist, realisiert man als Besucher recht schnell. Die Stadt liegt inmitten einer faszinierenden Naturkulisse, profitiert von einem für kanadische Verhältnisse sehr milden Klima und wird von einer weltoffenen, multikulturellen Bevölkerung bewohnt.

Im Norden der Stadt erheben sich die North Shore Mountains mit 3 beliebten Wintersport-Stationen. Diese lassen sich in einer halben Autostunde von Downtown erreichen. Zu gewissen Jahreszeiten könnte man am Morgen Surfen und am Nachmittag Ski fahren. Vom Grouse Mountain geniesst man eine atemberaubende Rundumsicht auf Bucht und Stadt sowie an klaren Tagen bis zum Vulkan Mount Baker im US-Bundesstaat Washington.

Jedes Mal, wenn wir in Vancouver sind, zieht es uns magisch nach Granville Island. Das restaurierte Hafenviertel mit den ehemaligen Industrieanlagen beherbergt seit den 1970-er Jahren Galerien, Künstlerwerkstätten, kulturelle Lokale sowie den berühmten Public Market. Dem riesigen Angebot an Frischwaren sowie Köstlichkeiten aus aller Welt können wir natürlich nicht widerstehen.


Vancouver BC

2011-10-01 to 2011-10-02

Seit der ersten Besiedlung in den 1860er-Jahren wächst Vancouver in horrendem Tempo. Die City hat heute über 600'000 Einwohner und der Regionaldistrikt Metro Vancouver 2,25 Millionen. In den letzten 3 Jahrzehnten kamen die Zuwanderer hauptsächlich aus Asien und nicht mehr aus Europa. Heute leben in Vancouver 30 % Chinesen und weitere 15 % aus anderen asiatischen Ländern. Dies ist auch am Strassenbild der Quartiere ersichtlich, welche stark von den jeweiligen ethnischen Gruppen geprägt sind. Mehr als die Hälfte der Ansässigen haben inzwischen eine andere Muttersprache als Englisch.


Vancouver BC

2011-10-03 to 2011-10-05

Unübersehbar sind leider auch die Schattenseiten des Wirtschaftsbooms sowie der Zuwanderung vermögender Asiaten, vor allem aus Hongkong. Infolge der stark gestiegenen Wohnungsmieten sind in der Metropolregion 100'000 Menschen latent von Obdachlosigkeit bedroht. Über 2'000 leben bereits auf der Strasse nebst einer nicht unbedeutenden Zahl von Drogenabhängigen und Kleinkriminellen. Ein recht trostloses Bild bietet die stark befahrene Hastings Street zwischen Downtown und Chinatown, wo sie mit ihren wenigen Habseligkeiten in einem Supermarkt-Einkaufswagen auf dem Gehsteig leben. Bei diesem Anblick verziehen wir uns lieber in einen der unzähligen schönen Parks und Gärten (Gesamtfläche insgesamt 1'300 Hektaren im Stadtgebiet), bestaunen die vielen architektonisch interessanten Gebäude und grosszügigen Sportstätten oder schlendern durch die geschäftige Robson Street oder die lebhafte Gastown.


Vancouver BC - Everett WA

2011-10-06

Wir beobachten, wie Kanadagänse und auch andere Zugvögel südwärts ziehen und so wird es auch für uns Zeit, in wärmere Gegenden zu dislozieren. Bei Douglas/Blaine wollen wir die Grenze in die USA überqueren und sind gespannt, was uns dieses Mal erwartet. Zuerst wie immer Schlüssel abgeben und mit den Papieren zur Immigration gehen. Dort stehen wir eine halbe Stunde in der Schlange und bekommen dann problemlos wieder ein Visa für 6 Monate. Unterdessen hat ein Officer unseren Trailer inspiziert und kommt mit 4 Tomaten und ein paar Kartoffeln zurück. Leider müsse er diese konfiszieren, weil sie nicht in der Originalverpackung seien. Und zudem hätten wir eine Kiste mit Brennholz im Trailer, was seit dem 1. August nicht mehr in die USA eingeführt werden dürfe. Das Holz sei deshalb nach Kanada zurückzubringen. Wir stellen uns ein wenig ungeschickt an, was den Rückweg aus dem weitläufigen Zollgelände nach Kanada betrifft, und kurzerhand lotst uns ein Fahrzeug der Border-Control zurück nach Kanada. Entgegen unseren Befürchtungen erfolgt die Wiedereinreise ohne Formalitäten, weil der kanadische Beamte von seinen Kollegen auf der anderen Seite bereits vorinformiert war. Beim nächsten Campground nach 3 Kilometern laden wir das Holz ab und machen so einem anderen Camper eine Freude. Jetzt steht nach mehr als 2 Stunden unserer Einreise in die USA nichts mehr im Wege.


Boeing-Werk in Everett

2011-10-07

Wir haben uns im Norden von Seattle in Everett stationiert und hier befindet sich das grösste Werk von Boeing. Ein Besuch mit Führung durch das Gelände drängt sich daher fast auf. Die Montagehalle ist mit 39,9 Hektaren sowohl flächenmässig wie auch von der Kubatur her die grösste Industriehalle der Welt. 30'000 Mitarbeiter bauen hier aus mehr als einer Million Einzelteilen die 747 Jumbo, 777 und 787 Dreamliner zusammen. Am Ende der sechs Montagestrassen ist jeweils ein Tor in der Dimension eines Football-Feldes, aus welchem die Flugzeuge zur angrenzenden Piste für die letzten Tests geschoben werden. Leider ist die Tour viel zu schnell beendet. Ich könnte stundenlang oder noch länger die Entstehung dieser Grossraumflugzeuge bestaunen.


Seattle WA

2011-10-08

Seattle steht wohl etwas zu Unrecht im Schatten von anderen Grossstädten an der Westküste. Die Stadt ist wunderschön gelegen zwischen dem Puget Sound und dem Lake Washington. Das Stadtbild wird geprägt durch steile Hügel, üppiges Grün der Parks sowie Buchten, Seen, Flüsse und Kanäle. Im weiteren herrliche Berge in der nahen Umgebung und in der Ferne der schneebedeckte Mount Rainer, ein zur Zeit schlafender Vulkan.

Seattle verfügt über alle Annehmlichkeiten einer großen Metropole. Speziell gefällt uns die Aussicht vom Space Needle sowie der 3,5 Hektar grosse Pike Place Market, der Seele von Seattle mit einer Unmenge an Geschäften, Farmern, Handwerkern und Strassenkünstlern.


Seattle - Silverlake WA

2011-10-09

Auf dem Weg nach Portland legen wir einen Halt ein in Olympia, der Hauptstadt des Bundesstaates Washington. Ausser dem imposanten Capitol gibt es kaum etwas sehenswertes und wir fahren deshalb gleich weiter nach Silverlake. Von hier aus wäre es nur noch ein kurzer Weg bis zum Mount St. Helens, einem aktiven Vulkan. Er ist Teil des pazifischen Feuerrings und weist eine besonders hohe Exposionsenergie auf. Bei seinem letzten Ausbruch 1980 schrumpfte er um 400 Meter auf jetzt 2'549 Meter, weil der Berggipfel hangabwärts rutschte. Leider ist der Vulkan wetterbedingt weder heute noch in den nächsten Tagen zu sehen, weshalb wir uns morgen nach Portland verschieben werden.


Silverlake WA - Portland OR

2011-10-10 to 2011-10-11

Kurz vor Portland überqueren wir die Staatsgrenze zu Oregon. Neben landschaftlichen Reizen lieben Durchreisende diesen Bundesstaat auch, weil er keine lokale Umsatzsteuer hat und die Geschäfte deshalb mit Tax-free werben können. Eine weitere Besonderheit ist, dass Selbstbedienung an Tankstellen gesetzlich verboten ist. Weshalb dies so ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Ungeschickter als die anderen Amis werden die Oregon’s wohl kaum sein.

Am Dienstag fahren wir ein Stück ostwärts dem Columbia River entlang. Bei den Multnomah Falls kapitulieren wir vor den ständigen Regengüssen und machen rechts um kehrt.


Portland OR

2011-10-12

Oregon ist 6 Mal so gross wie die Schweiz und von den 3,8 Mio Einwohnern leben über die Hälfte im Grossraum Portland. Eigentlich hätten wir nach dem ersten Eindruck von Portland gleich weiterfahren können, aber bei unserem Chevy ist ein grosser Service überfällig. Wir nutzen den Aufenthalt für ein paar aufgeschobene Einkäufe, wie neue Espressomaschine, Matrazenüberzug, Bar und Weinvorrat auffüllen etc.. Im weiteren machen wir noch eine Fahrt durch die Stadt mit dem Sightseeing-Bus, aber auch dies bringt kein touristisches Highlight zum Vorschein. Dafür eine erschreckend grosse Zahl an Obdachlosen, welche auf dem Troittoir und in den Parks dahinvegetieren.


Portland - Pendleton OR

2011-10-13

Nach den letzten Vororten von Portland ist die Gegend bis zum Tagesziel Pendleton nur noch sehr dünn besiedelt. Der Highway 84 führt die ersten 250 Km dem Columbia-River entlang. Nach der Region Portland beziehungsweise dem äusserst fruchtbaren Willamette Valley und dem vom Columbia-River durchtrennten Kaskadengebirge sind wir wieder in der Prärie, der nordamerikanischen Ausprägung der Steppe. Deren Merkmale sind Winterkälte und sommerliche Trockenheit, was die karge und baumlose Graslandschaft erklärt.


Pendleton OR - Boise ID

2011-10-14 to 2011-10-15

Die Prärie-Landschaft ändert sich auch über Hunderte von Kilometern nicht. Einzig, dass nach der Grenze zu Idaho riesige Flächen für Viehzucht und Getreideanbau genutzt werden. Machbar ist dies in der trockenen Steppe nur dank intensiver künstlicher Bewässerung. Mit 7 Einwohnern pro km² ist auch Idaho nur sehr dünn besiedelt.

In Boise, der Hauptstadt von Idaho, bleiben wir 2 Nächte. Die Stadt macht einen provinziellen Eindruck trotz über 200'000 Bewohnern und dem dreifachen davon in der Metropolregion. Das imposante Capitol ist, wie in vielen anderen Bundesstaaten auch, demjenigen in Washington DC nachempfunden. Erwähnenswert wäre noch eine kleine, gepflegte Innenstadt mit ein paar älteren Gebäuden. Das war es dann auch schon.


Boise - Twin Falls - Heyburn ID

2011-10-16

Wir fahren zügig weiter, weil es auf unserem Weg nach Arizona in Utah noch auf über 2'000 Meter geht und wir nicht vom Winter beziehungsweise plötzlichen Schneefällen überrascht werden möchten. Bei Twin Falls verlassen wir den Highway kurz und machen einen sehr lohnenswerten Abstecher zum Snake River Canyon und den Shoshone Falls. Der Wasserfall wird auch „Niagara of the West“ genannt. Die Wassermenge entspricht zwar bei weitem nicht derjenigen der Niagara Falls, dafür ist der Fall 14 Meter höher.


Heyburn ID - Salt Lake City UT

2011-10-17

Nochmals 300 Km durch die Prärie und wir sind in Salt Lake City, dem Zentrum der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage. Über die Hälfte der Einwohner von Salt Lake City sind Mormonen und in ganz Utah sind es sogar 70 %. Mit dieser Mehrheit nimmt die Gemeinschaft der Mormonen zwangsläufig auch Einfluss auf politische Entscheidungen trotz verfassungsrechtlicher Trennung von Kirche und Staat, was immer wieder ein heftig diskutiertes Thema ist. Als Besucher merkt man von der Dominanz der Mormonen und ihrem eigenartigen Glauben kaum noch etwas. Sogar Verkauf und Konsum von Alkohol sind in den letzten Jahren stark liberalisiert worden, was wir zu schätzen wissen.


Bingham Canyon Mine / Kennecott Utah Copper

2011-10-18

Ein paar Meilen südwestlich von Salt Lake City besuchen wir die beeindruckende Bingham Canyon Mine, eine der grössten Kupferminen der Welt. Im Tagebau werden pro Jahr 275'000 Tonnen Kupfer gefördert. Nebst anderen Mineralien fallen dabei auch noch 400'000 Unzen Gold und 4 Millionen Unzen Silber an. Mit einer Breite beim Kraterrand von 4'400 Metern und einer Tiefe von 1'200 Metern ist es die grösste von Menschenhand geschaffene Grube. Seit 1906 sind hier über 19 Millionen Tonnen Kupfer produziert worden, soviel wie in keiner anderen Mine weltweit.


Salt Lake City - Moab UT

2011-10-19

Auf den fast 400 Km bis Moab wird die Gegend immer karger und trockener. Nach der Steppe folgt eine Halbwüste und je weiter wir in den Süden von Utah kommen nur noch eine riesige Wüste mit vielen felsigen Erhebungen. Moab ist ein lebhaftes, nettes Städtchen am Colorado River. Es ist Ausgangsstation für den Besuch diverser Parks und hat sich zudem einen Namen gemacht bei Outdoor-Aktivisten. Nebst River-Rafting, Touren mit Jeeps oder Quads, ist es das Mekka der Mountainbiker durch die grossartige Landschaft des „Red Rock Canyon Country“.


Arches Nationalpark

2011-10-20

Hundert Millionen Jahre Erosion durch Wind und Wasser haben dazu beigetragen, dass sich der Arches Nationalpark der dichtesten Konzentration von natürlichen Steinbögen (Arches) rühmen kann. Verantwortlich für deren Entstehung ist eine Kombination aus unterirdischen Salzlagern, heterogenem Sandstein und weiteren Faktoren. Insgesamt gibt es im Park über 2'000 Arches und immer wieder entstehen neue Bögen und alte werden durch Wetter und Umwelteinflüsse zerstört. Es sind aber bei weitem nicht nur die Steinbögen, die diesen Nationalpark äusserst attraktiv für einen Besuch machen. Innerhalb der 30'000 Hektaren hat die Natur noch viele andere phantastische Sandsteingebilde geschaffen.


Dead Horse Point State Park und Canyonlands-Nationalpark

2011-10-21

Nicht weit von Moab befinden sich mit dem Dead Horse Point State Park und dem Canyonlands Nationalpark zwei weitere besuchenswerte Hotspots. Aus 1'730 m Höhe entzückt uns die Aussicht auf den 600 m tiefer gelegenen Colorado River, welcher hier eine 180°-Kehre macht. Der Name Dead Horse Point ist auf die Nutzung durch Cowboys und Pferdediebe im 19. Jahrhundert zurückzuführen. Weil das Hochplateau mit der restlichen Hochebene an seiner engsten Stelle nur 27 Meter breit ist, wurden die Mustangs hier zusammengetrieben und auf einfache Weise der Fluchtweg versperrt. Die nicht für die Zucht geeigneten Pferde wurden zurückgelassen und verhungerten oder verdursteten.

Im Canyonlands-Nationalpark haben der Colorado und der Green River tiefe Einschnitte in das Colorado-Plateau geschnitten. Die Rundfahrt auf der „Island in the Sky“-Hochebene bietet viele spektakuläre Aussichten auf die tiefer gelegenen White Rim und die Flussläufe.


Columbia River / Castle Valley / La Sal Mountains

2011-10-22

Nachdem wir die Parks der Umgebung besucht haben, machen wir eine Rundfahrt dem Columbia River entlang und dann ins Castle Valley und an den La Sal Mountains vorbei zurück nach Moab. Es ist unglaublich, was es auch ausserhalb oder zwischen den Parks an von der Natur geschaffenen Meisterwerken zu bewundern gibt. Nach dem Castle Valley ändern sich Geologie und Flora schlagartig. Die Strasse führt uns von 1'300 M.ü.M. aus der kargen Wüste innert wenigen Kilometern auf 2'500 M.ü.M. zu den La Sal Mountains mit Nadel- und Birkenwäldern. Und dann geht es wieder steil runter in die Wüste nach Moab.


Moab UT - Cortez CO

2011-10-23

Wir fahren weg von Moab und werden schon nach wenigen Kilometern zu den ersten Stopps gezwungen. Beim Anblick von Wilson Arch oder Church Rock tritt man unweigerlich beim erstbesten Turnout auf’s Bremspedal. Nach Monticello führt die US-491 südostwärts aus der Wüste wieder in die Prärie und in den Bundesstaat Colorado. Von Cortez aus ist es morgen nicht mehr weit bis zum Mesa Verde Nationalpark.


Mesa Verde Nationalpark

2011-10-24

Der Mesa Verde NP liegt im Südwesten von Colorado und ist seit 1978 ein Weltkulturerbe der UNESCO. Seit dem 6. Jahrhundert wurde der Mesa Verde (grüner Tafelberg) von den Anasazi, einem vorkolumbianischen Bauernvolk, besiedelt. Ab dem frühen 12. Jahrhundert errichteten die Anasazi in den Schluchten der Mesa Verde unter überhängenden Felswänden bis zu 4-stöckige Wohnkomplexe. Von den etwa 600 Felsbehausungen (Cliff Dwellings) sind rund ein Dutzend grössere Siedlungen. Die bedeutenste ist Cliff Palace mit rund 200 Räumen sowie 23 Kivas (Zeremonien- und Versammlungsräume). Gegründet 1906 war es nach Yellowstone der zweite US-Nationalpark und der einzige unter heute 59 Parks, welcher zum Schutz einer archäoligischen Stätte errichtet wurde.


Cortez CO - Monument Valley

2011-10-25

Der erste Teil der heutigen Etappe kommt uns langweilig vor, was aber nach den Naturschönheiten der letzten Tage nicht weiter verwunderlich ist. Einen kurzen Halt legen wir bei Four Corners ein. Hier treffen Utah, Colorado, New Mexico und Arizona am einzigen Vierländereck der USA aufeinander. Der Punkt liegt im Gebiet der Navajo Nation und sie kassieren 3 USD pro Kopf, um die Plattform zu betreten. Das Kassenhäuschen ist weit genug weg vom Vierländereck, sonst würden wohl viele für das Gebotene den Eintrittspreis nicht berappen.

Bei Bluff UT wird es dann wieder einzigartig mit gigantischen roten Sandsteinfelsen. So geht es dann spektakulär weiter auf der Scenic Route US-163 bis nach Goulding’s im Monument Valley.


Goosenecks State Park

2011-10-26

Weil es stark bewölkt und gewitterhaft ist, verschieben wir den Trip durch das Monument Valley auf Morgen. Stattdessen fahren wir nach Mexican Hat und zweigen ab zum Goosenecks State Park. Der San Juan River hat hier über 8 km Flusslänge in mehreren Schlaufen innert einer Luftline von 1,6 km einen 300 Meter tiefen Canyon gegraben. Unglaublich, was es hier zu bestaunen gibt und im Gegensatz zum gestrigen Four Corners erst noch gratis!


Monument Valley

2011-10-27

Eigentlich hat man ja auf der Scenic Route 163 schon enorm viel von dieser typischen Western-Landschaft zu Gesicht bekommen. Trotzdem sollte man die 17 Meilen-Rundfahrt durch das Mystery Valley auf der holpriger Naturstrasse nicht auslassen. Die über 300 Meter hohen Felssteingebilde sind es mehr als wert. Man erwartet jeden Moment, dass John Wayne im Galopp um den Felsen geritten kommt, verfolgt von einer Horde Tomahawk-schwingender Indianer. Und um den nächsten Felsen die US-Kavallerie, in welcher der Trompeter zum Angriff bläst. Gibt es leider nur im klassischen Western, für welche diese atemberaubende Landschaft unzählige Male als Kulisse dienen durfte. Und je nach Tageszeit beziehungsweise Lichteinfall sieht alles wieder anders aus und fasziniert von neuem. Noch nie hatten wir am Ende des Tages so viele Bilder auf der Kamera.


Monument Valley - Sedona AZ

2011-10-28

Das Monument Valley liegt auf der Grenze zwischen Utah und Arizona und so sind wir nach ein paar Kilometern im Bundesstaat mit den grössten Indianerreservaten angelangt. Und da Arizona bis 1848 zu Mexico gehörte, ergibt dies eine bunte Mischung aus Indianer-Kultur und spanischem Erbe. Nach Flagstaff gehen wir nicht auf die IS-17, sondern nehmen die 97A durch das Verde Valley. Der Name sagt eigentlich schon vieles aus. Nach mehreren Etappen durch Prärie und Wüste freuen wir uns, wieder einmal durch einen sattgrünen Wald mit Platanen und Zypressen zu fahren. Zu verdanken ist dies einem Fluss namens Oak Creek, dem wir bis zum Tagesziel Sedona im Oak Creek Canyon folgen. Der reizende Ort zeichnet sich aus durch ein ganzjährig mildes Klima und die Naturschönheiten der Umgebung, was jährlich 2 – 3 Millionen Besucher hierher lockt.


Sedona - Phoenix AZ

2011-10-29 to 2011-10-31

Seit dem Monument Valley ist es 1'300 Höhenmeter runter gegangen auf 330 M.ü.M. in die Sonora Wüste. Gleichzeitig ist die Temperatur kontinuierlich auf 30° angestiegen. Es fühlt sich für uns jedoch an wie 35°. Dies liegt vielleicht auch daran, dass wir schon seit langem nicht mehr so warm hatten und uns zuerst daran gewöhnen müssen. Viel speziell sehenswertes gibt es in Phoenix nicht und so geniessen wir den Sonnenschein und akklimatisieren uns an das Wüstenklima in Fountain Hill, einem sehr exklusiven und ruhigen Vorort im Nordosten der Stadt.


Phoenix - Tucson AZ

2011-11-01 to 2011-11-02

Die sehr stark befahrene IS-10, auf welcher wir im Februar nordwärts gefahren sind, umgehen wir und fahren auf der US-79 via Florence nach Tucson. Dank schwachem Verkehrsaufkommen auf dieser Landstrasse ist es der gemütlichere Weg und es bieten sich auch genügend Turnouts, um anzuhalten und ein Foto zu schiessen. In Tucson bereiten wir uns auf die nächsten Wochen vor, kümmern uns um VISA, Autoversicherung sowie Zahlungsmittel. Innert 3 Stunden haben wir Botschaft, Versicherung und Bank besucht und können morgen gut vorbereitet über die Grenze.


Tucson AZ - Puerto Penasco, Mexico

2011-11-03

Heute führt die Reise über eintönige 360 km durch die Sonora-Wüste, welche weit nach Mexico hineinreicht. Etwas Abwechslung ergibt sich dann am Grenzübergang Lukeville/Sonoyata. Bereits nach ein paar Sekunden öffnet sich der Schlagbaum und der Zöllner winkt uns durch. So einfach haben wir uns die Einreise nicht vorgestellt. Trotzdem parkieren wir und laufen zurück zum Zollamt, weil wir einen mexikanischen Stempel im Pass möchten. Leicht irritiert von unserem Wunsch erklären uns die freundlichen Zöllner, dass dies in der Grenzzone nicht nötig sei. Sollten wir allerdings länger als 7 Tage in Mexico bleiben wollen, brauche es ein VISA und dieses würde 24 Dollar kosten. Mit einem Einzahlungsschein werden wir über die Strasse zur Bank geschickt zur Begleichung. Offensichtlich misstraut der Staat seinen Beamten beim Inkasso. Wieder zurück mit der Bankquittung wird uns ein 6-Monats-Visa ausgestellt und „buen viaje“ gewünscht.


Puerto Penasco

2011-11-04 to 2011-11-09

Puerto Penasco, von den Amerikanern meist „Rocky Point“ genannt, ist eine Stadt mit rund 57'000 Einwohnern am Golf von Kalifornien, einem Nebenmeer des Pazifik. Die Bevölkerung lebt vom Fischfang und vom Tourismus. Weil der Ort nur 100 km von der US-Grenze entfernt ist, sind die kilometerlangen, sauberen Sandstrände beliebte Ferien- und Wochenendziele für Jung und Alt aus Südkalifornien und Arizona. Deshalb auch der Nickname „Arizonas Beach“. In den Wintermonaten wird Puerto Penasco von Rentnern aus dem Norden der USA und Kanadas bevölkert, welche hier einen Zweitwohnsitz haben oder auf einem der 14 Campgrounds überwintern. Momentan ist noch Zwischensaison, was sich an fast leeren Restaurants sowie der sonstigen touristischen Infrastuktur unschwer erkennen lässt. Über das Wochenende besuchen uns Bruce und Gloria, Freunde aus Tucson, welche hier ihren Camper stationiert haben. Ausser am Freitag, als ein heftiger Sandsturm tobte, geniessen wir das sonnige Wetter bei angenehmen 23° und Abends am Strand den Sonnenuntergang bei einem Margarita. Hier werden wir eine Weile bleiben, die Beine strecken und uns von der mexikanischen Küche mit fangfrischen Fischen und Meeresfrüchten verwöhnen lassen.


Rocky Point Rally 2011

2011-11-10 to 2011-11-13

Ab Donnerstag ist es aus mit der Ruhe in Puerto Penasco. Es rattert, knallt und dröhnt ohrenbetäubend durch den Ort. Tausende von Bikern, vor allem Harleys aus den USA, verwandeln den Ort wie jedes Jahr um diese Zeit zum Mekka für Motorrad-Freaks. Das Zentrum der Stadt wird für 4 Tage zu einer einzigen Party-Zone und die Strassen dienen der Präsentation der Motorräder. Schon am frühen Nachmittag fliessen Bier, Tequila und Margaritas in Strömen und wir machen uns im Laufe der Abende jeweils Sorgen, dass der Übermut mit Burn-outs und anderen Kapriolen zu Unfällen führen könnten. Sehr beeindruckend ist die ausgelassene Stimmung insofern, dass wir nirgends auch nur die kleinste Aggressivität bemerken, trotz dem ausgiebigem Alkohol-Konsum. Da haben sich ein paar Tausend gute Freunde zu einem riesigen Fest versammelt. Letztendlich dreht sich alles um sehen und gesehen werden, wobei ganz klar die liebevoll gepflegten Maschinen die Hauptdarsteller sind. Die Biker-Bräute müssen sich zwangsläufig mit Nebenrollen abfinden. Einige verschaffen sich die ersehnte Aufmerksamkeit, indem sie auf Wunsch des Publikums und unter lautstarkem Gejohle die T-Shirts hochziehen und IHRE „Töfflampen“ zeigen.


Puerto Penasco / Las Conchas

2011-11-14 to 2011-11-18

Seit 20 Jahren wird in Puerto Penasco kräftig investiert, um Nordamerikaner als Feriengäste hierher zu locken oder ihnen ein Ferien- oder Altersdomizil schmackhaft zu machen. Nördlich der Stadt sind viele grosse Hotels und Ressorts errichtet worden und südlich geschätzte 20 Kilometer dem Meer entlang Appartmenthäuser und Villen-Viertel. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat inzwischen zu einem abrupten Ende der Bautätigkeit geführt. Viele Objekte stehen leer und an jeder 4. Villa hängt das Verkaufsschild eines Maklers. Im weiteren verschandeln halbfertige Bauten die Landschaft. Gewisse Zonen von Las Conchas sehen schon bald aus wie Geisterstädte. Inzwischen kommen auch bereits bezogene Gebäude wieder auf den Markt, weil die Besitzer den Verleider bekommen haben mit der Umgebung und der unzulänglichen Infrastruktur. Nur schon die Zufahrtsstrassen, sofern man diese unebenen Sandpisten so bezeichnen kann, sind eine Zumutung. Wenn es ausnahmsweise mal regnet, dürfte es sogar mit einem Geländefahrzeug schwierig sein, nicht im Dreck stecken zu bleiben.

Es scheint so, dass sich auch die Politiker von den Investoren einlullen liessen. Für 60 Millionen US-Dollar, einer doch recht stolzen Summe für eine mexikanische Kleinstadt, ist ein Flughafen gebaut worden. Vor etwa 3 Jahren eingeweiht wird er bis dato noch von keiner Fluggesellschaft angeflogen.


Viva Mexiko

2011-11-19 to 2011-11-20

Am Sonntag wurde der Tag der Revolution gefeiert, welche von 1910 bis 1920 gedauert hat und Volkshelden wie Pancho Villa und Emiliano Zapata hervorgebracht hat. Es scheint so, dass die ganze Stadt auf den Beinen ist. Jedenfalls dauert die Parade auf der Hauptstrasse dreieinhalb Stunden. Wir halten tapfer bis zum Ende durch, auch weil seit dem letztem Wochenende mit den Bikern nichts mehr los war im Ort. Nebst der Farbenpracht der Kostüme fällt uns bei so einem Menschenauflauf das tiefe Durchschnittsalter der mexikanischen Bevölkerung auf. Kaum aus der Schule haben die jungen Frauen bereits ein Kleinkind im Arm. Bis die Mitteleuropäerin ihr erstes Kind bekommt, ist die Mexikanerin schon bald Grossmutter. Da wundern wir uns nicht mehr, dass sich die Bevölkerung Mexikos in den letzten hundert Jahren mehr als versiebenfacht hat von 15 auf 110 Millionen. Zum Vergleich hat sich die Wohnbevölkerung der Schweiz im selben Zeitraum nur etwas mehr als verdoppelt. Und dabei ist die Auswanderung bezw. Flucht mehrerer Millionen über die Grenze in die USA sowie die hohe Zuwanderung in die Schweiz noch gar nicht berücksichtigt.


Puerto Penasco

2011-11-21 to 2011-11-24

Für einen längeren Aufenthalt in Mexiko braucht es ausser in den Sonderzonen Baja California und dem Bundesstaat Sonora ein Permit für die Einfuhr eines Fahrzeugs. Da wir uns inzwischen entschieden haben, über Sonora hinaus weiter südlich zu reisen und das Risiko nicht eingehen wollen, dass das Fahrzeug bei einer allfälligen Kontrolle konfisziert wird, fahren wir zurück an den Zoll in Sonoyata. Der sehr freundliche Zöllner erklärt uns in Spanisch und wenigen Brocken Englisch, dass wir 20 Meilen auf der MEX-15 in Richtung Caborca fahren müssen bis zu einem Checkpoint und dort auf dem Office der Banjercito die erforderliche Bewilligung erwerben könnten. Nach Prüfung aller persönlichen Ausweise sowie jeglichen Truck- und Trailerpapieren haben wir nach rund einer Stunde die „Permiso de Importacion Temporal“ und die Sticker auf der Scheibe. Auch hier sind wir von der Freundlichkeit der Beamten überrascht.

Am Mittwoch besuchen uns Yvonne und Daniel, welche mit einem Landrover Defender auf grosser Reise sind (www.morgenfahrt.ch). Wir haben uns in Cortez AZ kurz mit ihnen unterhalten und 2 Tage später waren sie dann im Monument Valley auf dem gleichen Campground wie wir. Auf Anhieb haben wir uns sehr gut verstanden und viel Zeit zusammen verbracht bei einem guten Dinner und einem Gläschen oder zwei. Für die nächsten Tage haben sie die gleichen Pläne wie wir, weshalb wir die folgenden Etappen bis Guaymas in einem kleinen „Schweizer Konvoi“ fahren werden.


Puerto Penasco - Santa Ana SON

2011-11-25

Von Puerto Penasco fahren wir via Caborca nach Santa Ana. Ein Ende der Sonora-Wüste ist immer noch nicht in Sicht. Eine öde Landschaft und ab und zu hübsche Kakteen, eine felsige Gebirgskette, ein armseliges Dorf und auffallend viele Kreuze mit Blumen entlang der Strasse. Dazu in einem späteren Bericht mehr. In Santa Ana bleiben wir für eine Nacht in einem der Umgebung entsprechenden, sehr bescheidenen Campground. Das ältere mexikanisch/amerikanische Besitzer-Ehepaar kompensiert dies jedoch mit einer rührenden Herzlichkeit.


Santa Ana - Guaymas SON

2011-11-26

Weitere 300 Km durch die Sonora-Wüste bringen wir heute hinter uns. In Hermosillo, der Hauptstadt des Bundesstaates Sonora, fahren wir ohne Halt durch. Wir werden auf dem Rückweg hier einen Stopp einlegen. Die MEX-15, eine wichtige etwa 2'000 Km lange Nord-Süd-Verbindung, führt durch die Stadt und der Strassenbelag ist teilweise in erbärmlichen Zustand. Nebst vielen Löchern und sonstigen Unebenheiten hat sich von den schweren Lastern die Fahrspur stellenweise um 15 bis 20 Zentimeter gesenkt und die ist Strasse zu einem Waschbrett geworden.

Je näher wir Guaymas und dem Meer kommen, wird die Landschaft immer reizender. Niedrige Bergketten in der Küstenregion und eine Vegetation mit mehr als nur Kakteen und dürren Sträuchern entzücken uns nach der schier endlosen und trostlosen Wüste. Im Playa de Cortes RV Park lässt sich die faszinierende Umgebung aus der Gartenanlage des Hotels wunderbar geniessen.


Guaymas SON

2011-11-27 to 2011-11-28

Guaymas ist eine lebhafte Hafenstadt mit etwa 130’000 Einwohnern. Sie wirkt auf den Besucher nicht so gross, weil Buchten und Berge die Stadt auf natürliche Weise in verschiedene Ortsteile aufteilen. Die Shrimp- und Fischindustrie ist der bedeutenste Wirtschaftszweig. Entlang dem Ozean mit vielen verträumten Buchten ist alles auf Tourismus ausgerichtet.


Guaymas - San Carlos SON

2011-11-29

Nachdem Daniel und Yvonne gestern ihre Reise in Richtung Yucatan-Halbinsel fortgesetzt haben, sind gleichentags 4 weitere Camper abgereist. Nach einer Nacht, mutterseelenalleine auf dem grossen Campground, kommen wir uns einsam und verlassen vor. Auch im angrenzenden Hotel Playa de Cortes mit dem wunderschönen Garten, Swimmingpool und Restaurant mit Bar ist seit Sonntag niemand ausser Personal zu sehen. Wir verschieben deshalb unser Home 20 Km weiter in den Totonaka RV Park in San Carlos. Dieser Campground ist immerhin zu einem Drittel belegt. Und falls wir zu faul zum Kochen sind, hat es an der Promenade dem Ozean entlang ein paar gute Restaurants mit Fischspezialitäten.


San Carlos SON

2011-11-30 to 2011-12-03

Rund 450 Km von der US-Grenze weg ist es an der Zeit, mal etwas über die Sicherheit in Mexiko zu schreiben. Das Thema ist in den vergangenen 2 Jahren im Zusammenhang mit Reise-Erfahrungen und –Plänen mit Nachbarn auf den Campgrounds öfters zur Sprache gekommen. Grundsätzlich gibt es nur zwei Meinungen dazu. Die Mehrheit der Kanadier und Amis rät eindringlich davon ab, Mexiko zu bereisen. Amüsanterweise sind alle, die uns davor warnen, noch nie oder seit 25 Jahren nicht mehr in Mexiko gewesen. Alle anderen drängen uns fast dazu, Mexiko zu besuchen. Sie versprechen einem, dass man nach dem ersten Mal regelmässig wieder hingehen werde, weil die Mexikaner sehr gastfreundlich und liebenswürdig seien. Selbstverständlich gäbe es Zonen, die man meiden müsse. Das Gefahrenpotential sei in amerikanischen Städten auch nicht kleiner. Da dürfe man auch tagsüber nicht in jedes Quartier oder Vorort.

Seit einem Monat sind wir nun im Mexiko und haben uns jedenfalls noch nirgends unsicher gefühlt. Am gefährlichsten scheint uns der Strassenverkehr zu sein, weil das Gesetz des Stärkeren gilt und Verbotsschilder offensichtlich nur der Strassendekoration dienen. Dazu ein anderes Mal mehr.


San Carlos - Huatabampito SON

2011-12-04

Wir kommen langsam ans Ende der Sonora-Wüste. Die Kakteen werden spärlicher und ab Ciudad Obregon sind wir in einem der produktivsten Landwirtschaftsgebiete Mexikos. Entlang der Strasse immer das gleiche Bild. Ob Haupt- oder Nebenstrasse, kaum ein Kilometer ohne eines oder mehrere blumengeschmückte Kreuze. Man könnte meinen, dass es keine Friedhöfe gäbe und die Mexikaner die Verstorbenen am Strassenrand beerdigen würden. Der Grund für die vielen Verkehrstoten liegt weniger am Zustand der Strassen und Fahrzeuge, sondern an der verwegenen Fahrweise der Mexikaner. Zur Verdeutlichung können wir den Highway MEX 15 beschreiben, eine bedeutende Nord-Süd-Verbindung. Zwei enge Fahrspuren in jede Richtung mit einem Graben dazwischen, bis auf wenige modernisierte Abschnitte kein Pannenstreifen sowie ein abfallendes Bord auf beiden Seiten. Wegen Bauarbeiten ist über mehrere Kilometer der Verkehr auf die andere Seite umgeleitet und damit nur einspurig mit einer Doppellinie in der Strassenmitte. Alle paar Hundert Meter ein 40 km-Limit- oder Überholverbotsschild. Weil alle massiv schneller fahren und ich nicht von ganzen Kolonnen überholt werden will, fahre ich mit 75 km/h. Trotzdem bin ich sogar für Busse und Lastwagen immer noch zu langsam und werde ständig überholt. Halsbrecherisch werden diese Überholmanöver trotz Gegenverkehr bis zum äussersten ausgereizt und jede noch so kleine Lücke wird ausgenützt. Irgendwann hilft dann auch das Vertrauen in den Rosenkranz am Innenspiegel nichts mehr.


El Mirador, Huatabampito Sonora

2011-12-05 to 2011-12-07

Noch näher am Ozean kann man sich nicht mehr stationieren. Wir schauen den Pelikanen zu beim Fischfang und sehen im Abstand von 150 Metern vom Ufer eine Gruppe Delphine vorbeiziehen. Ausgerechnet jetzt haben wir die Kamera nicht griffbereit. Hinter uns befindet sich ein sehr einfaches, aber kulinarisch gesehen gutes Restaurant mit fangfrischen Scampi und Fischen, neben uns mal drei und nächste Nacht nur ein Camper und vor uns x-Kilometer feinen Sandstrand, fast für uns alleine. Hinter dem El Mirador-Areal die Polizeistation und das Rote Kreuz, welche in dieser einsamen Gegend ängstlichen Naturen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln könnten. Und als einziges Geräusch das Rauschen des Ozeans. Die Tagestemperatur liegt knapp über 20° und jeden Abend gibt es einen faszinierenden Sonnenuntergang zu bestaunen. Wenn nur dieser kalte Wind nicht wäre, welcher zur Zeit von Alaska kommend das Wetter entlang der Westküste beeinflusst.

Weil es so idyllisch ist, sind aus den geplanten 2 Übernachtungen jetzt 4 geworden. Wir haben zwei Mal verlängert, auch weil wir hier ein funktionierendes WiFi haben und am Mittwoch das Spiel des FCB gegen ManU im Liveticker verfolgen konnten. Kurz nach dem Match finden wir im Internet die ersten Clips mit den Toren und Interviews mit den FCB-Helden und feiern diesen grandiosen Sieg mangels echtem Champagner mit einem ebenso feinen Chlöpfmoscht aus dem Napa-Valley.


Huatabampito - El Fuerte SIN

2011-12-08

Bis zu einer weit entfernten Gebirgskette ist das Land topfeben. Riesige Flächen werden mit modernsten Anlagen bewässert und bearbeitet. Wir sehen nur Grossbetriebe und dazwischen Ansammlungen von Bruchbuden der Landarbeiter. In El Fuerte parken wir unser Home im Hotel & RV Bugambilias, schon wieder als einzige Gäste, und wollen morgen früh mit der Ferrocarril Chihuahua Pacifico, kurz CHEPE genannt, durch den Copper Canyon nach Creel fahren. Die sympathische Kleinstadt El Fuerte mit einer netten Plaza wurde 1564 von den Spaniern gegründet. Hier soll 1795 Don Diego de la Vega zur Welt gekommen sein, welcher später als „El Zorro“ (span. Fuchs) Berühmtheit erlangte. 2007 enthüllte der Tourismusminister des Bundesstaates Sinaloa im Innenhof der Posada del Hidalgo ein Denkmal zu seinen Ehren. In Tat und Wahrheit ist „El Zorro“ die Erfindung eines US-Journalisten in einem 1919 veröffentlichten Groschenroman und berühmt wurde die Figur durch Filme und Comics. Das Denkmal und das kleine Museum sind für das Hotel Posada del Hidalgo zumindest ein guter Marketing-Gag.


El Fuerte SIN - Creel CHI

2011-12-09

Die CHEPE verbindet Topolabampo am Pazifik mit der Grossstadt Chihuahua im gleichnamigen Bundesstaat. Die Strecke misst 673 Kilometer und führt durch 86 Tunnels und über 37 Brücken. Nach ersten Ideen im Jahre 1861, den mittleren Westen der USA von Kansas City auf kürzestem Weg bis zum Pazifik für Gütertransporte zu erschliessen, wurde ab 1897 mit dem Bau begonnen. Das letzte Teilstück von Creel nach San Pedro wurde erst 1961 fertiggestellt. Wir begnügen uns mit dem attraktivsten Teil der Strecke von El Fuerte nach Creel durch den Copper Canyon. Die 275 Km mit einer Fahrzeit von 7½ Stunden reichen uns vollauf. Auf den ersten Blick und im Vergleich mit den anderen Tarifen ist die Fahrt in der 1. Klasse im Salonwagen recht teuer. Nach Umrechnung der Pesos und dann erst recht im Vergleich zur SBB sind die knapp 70 Franken für diese lange Reise sogar äusserst günstig. Weil wir sehr früh aufstehen mussten, nehmen wir das Frühstück im Speisewagen ein. Etwas gar speziell sind die Spiegeleier, welche mit einer landestypischen scharfen Sauce bekleckert sind. Das ist vor allem so früh am Morgen nicht gerade mein Ding, aber nachdem das Gröbste entfernt ist, schmecken die Eier wie sie sollten. Zuerst fährt die Bahn durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft mit dichten Wäldern oder entlang von Flüssen in Canyons. Dann geht es steil bergauf durch viele Tunnels und zwei 360°-Kehren bis auf 2'400 M.ü.M. Wir haben 3 Klimazonen durchquert und kommen nicht mal müde von der langen Fahrt kurz vor Sonnenuntergang in Creel an.


Creel CHI - El Fuerte SIN

2011-12-10

Heute geht es die gleiche Strecke wieder zurück nach El Fuerte und es wird uns erneut nicht langweilig. Auch wenn der Zug nicht mehr von Banditen überfallen und die Passagiere ausgeraubt werden, wie es 1993 einige Male geschah. Seither begleiten schwer bewaffnete Sicherheitskräfte den Zug und es gab keine Überfälle mehr. Die Barranca del Cobre ist ein Teil der Sierra Madre Occidental, welche ein Sechstel der Fläche Mexikos einnimmt. Geformt wurden die Canyons in den letzten 15 Millionen Jahren durch 3'000 Vulkane, zehntausende von Eruptionen sowie der nachfolgenden Erosion durch Wind und Wasser. Mit einer Länge von über 900 Meilen sind die Canyons vier Mal so lang und mit 1'800 Metern auch tiefer als der Grand Canyon. Letzterer ist dafür geologisch interessanter, weil er über 40 verschieden alte Gesteine aufweist und der Copper Canyon nur über 4 oder 5. Da die Bahnstrecke nicht nach touristischen Aspekten gebaut wurde, hat man ausser in Divisadero nirgends eine Sicht in die Canyons, wie man sie von unzähligen Aussichtspunkten am Grand Canyon kennt. Um mehr von diesem Naturwunder zu sehen, müsste man wohl eine gröbere Trekking-Tour mit Maultieren unternehmen.


El Fuerte - Las Glorias SIN

2011-12-11

Zurück in El Fuerte waren wir letzte Nacht erneut alleine im Hotel & RV Bugambilias. Via San Blas, Los Mochis, Guasave fahren wir nach Las Glorias wieder ans Meer. Wen wundert es noch, wir sind auch im Mr. Moro Hotel and RV Resort wieder mutterseelenalleine. Da das Restaurant einen guten Ruf geniesst fragen wir den Besitzer, ob überhaupt und wie lange es abends offen sei. Dies würden wir bestimmen, meint er locker. So kommt es dann, dass wir entgegen der Erwartung, dass vielleicht noch andere Gäste aus dem Dorf kommen würden, einsam im grossen Outdoor-Restaurant das Dinner einnehmen. Die 4 Beschäftigten sind trotz der frustrierenden Leere im Lokal motiviert, uns zwei zufrieden zu stellen. Sie bringen frischen Fisch und Scampis mit diversen Beilagen auf den Tisch und mit Bier, Wein und grosszügem Trinkgeld kommt die Quinta auf USD 26. Da lohnt es sich kaum noch, an den eigenen Herd zu stehen.


Las Glorias SIN

2011-12-12 to 2011-12-14

Da Las Glorias nur ein kleines Nest ist, fahren wir zum Einkaufen in die 50 km entfernte Kleinstadt Guasave. Zudem feiert heute ganz Mexico „Nuestra Senora de Guadelupe“ (Tag der Jungfrau von Guadelupe), einem der höchsten katholischen Feiertage. Bis wir Morgenmuffel endlich in Guasave sind und die Prozession gefunden haben, sehen wir gerade noch das Ende mit den Pferdeärschen.

Ausfälle in der Versorgung mit Strom und Wasser kennen wir schon von den USA. In Mexiko sind sie noch häufiger und dauern auch wesentlich länger. Hatten wir in San Carlos über 24 Stunden kein Wasser, weil die Hauptleitung brach, so kam jetzt über einen Tag lang kein Strom nach Las Glorias. Nicht genug damit, funktionierte anschliessend das WiFi nicht mehr. Auch mein Ratschlag an den Besitzer half nichts, dass er alle Computer und auch die Modems reseten solle. Beim nächsten Besuch im Office verspricht er, den Provider zu kontaktieren. Wir ärgern uns nach mehr als einem Monat nicht mehr über solche Sachen und amüsieren uns über die Gelassenheit der Mexikaner. Die Frage nach dem wie lange wird jedes Mal mit einem freundlichen Lächeln, einem Schulterzucken und „mañana“ beantwortet. Mañana heisst auf deutsch morgen, bedeutet bei den Mexikanern aber irgendwann!!!! Am letzten Abend kommt dann noch ein junges Paar aus der Grossstadt Seattle, welches die Einsamkeit an diesem langen Beach zu schätzen weiss und gleich einige Tage bleiben will. So sind wir nicht mehr ganz alleine mit den 3 streunenden Hunden. Eines der bedauernswerten Viecher biedert sich richtig gehend an und begleitet und beschützt uns auch beim spazieren gehen auf Schritt und Tritt.


Las Glorias - Celestino Gasca SIN

2011-12-15 to 2011-12-16

Die letzten Kilometer von der Autopista 15 an den Beach von Celestino sind eine echte Challenge. Der Reiseführer empfiehlt, bei KM 75 auf einen Feldweg einzubiegen, weil dieser Weg kürzer und besser unterhalten sei. Dumm nur, dass nichts beschildert ist und wir uns bei der ersten Verzweigung für die falsche Seite entscheiden. Wenden wäre sogar mit einem PW schwierig und so bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterzufahren und zu hoffen, dass wir bald wieder auf eine richtige Strasse kommen. Und siehe da, wir haben Schwein und biegen wieder in die Mex 15 ein. Jetzt müssen wir halt die Ausfahrt zur Ortschaft Celestino nehmen. Von dort geht es erneut auf so etwas wie einen drittklassigen Feldweg, von welchem der Reiseführer, wie es sich jetzt zeigt, zu Recht abgeraten hat. Hedy wird immer stiller, sitzt wie hypnotisiert da und verpasst deshalb ein Foto zu schiessen von meinem Kampf mit der Fahrbahn. Jedenfalls überwinden wir mit unserem 6-Tönner hintendran auch diese ausgefahrene Sandpiste und kommen zu 4 RV-Parks. Die ersten drei sind wie ausgestorben oder geschlossen und beim letzten stehen immerhin 5 Camper. Wie schon andernorts beklagt sich der Gastgeber, dass nebst der schlechten Wirtschaftslage die Angstmache der amerikanischen Behörden und der Presse die Amerikaner von Reisen nach Mexiko abhalte. Am nächsten Tag stellen wir fest, dass der nahegelegene Campground Villa Tortugas trotz geschlossenem Tor geöffnet gewesen wäre. Bei dieser mit grossem Abstand schönsten Anlage bisher in Mexiko werden wir auf dem Rückweg trotz der miserablen Zufahrt höchstwahrscheinlich einen Halt einlegen. Hedy dürfte beim zweiten Mal nicht mehr in einen Schockzustand fallen und in der Lage sein, den Horrortrip auch fotografisch festzuhalten.


Celestino Gasca - Mazatlan SIN

2011-12-17 to 2011-12-23

Nach einer kurzen Fahrt sind wir in Mazatlan, wo wir über die Feiertage bleiben wollen. Die Stadt ist kaum 200 Jahre alt und hat über 400'000 Einwohner. Sie verfügt über den grössten Handelshafen Mexikos sowie Anlegeplätze für Kreuzfahrtschiffe sowie Autofähren zur Baja California. Im weiteren ist sie ein beliebtes Touristenziel für mittelständische Amerikaner und Kanadier. Entlang dem etwa 20 Kilometern langen und sauberen Sandstrand reihen sich Hotels, Appartementhäuser und 9 Campgrounds. In der Peripherie der Strandpromenade ist im Guten wie im Schlechten alles vorhanden, was der Massentourismus halt so mit sich bringt. Jetzt schätzen wir wieder einmal das grosse Angebot an guten Restaurants, quirligen Bars und das bunte Treiben entlang dem Malecon. Das „Besinnliche“ hatten wir ja bereits in den letzten 14 Tagen auf den einsamen Plätzen in kleinen Dörfern am Meer. Und wenn es uns doch zu lebhaft und laut wird, können wir uns immer noch in unseren Trailer zurückziehen, welcher im Cerritos RV Park in einer ruhigen Zone steht. Dort sind wir fast die Jüngsten, wie überall im Winter auf den Campgrounds im Süden. Tagsüber ist es sehr geräuscharm und kurz nach Sonnenuntergang herrscht Totenstille. Ausgenommen es bellt mal ein Hund. Von diesen sogenannten treuen Begleitern haben viele Amerikaner bis zu 3 Stück, oft winzig kleine, quasi Bonsai-Hündchen.


Merry Christmas and a Happy New Year

2011-12-24

Allen Besuchern unseres Blogs wünschen wir aus Mexico frohe Festtage und ein glückliches neues Jahr.


Mazatlan

2011-12-25 to 2012-01-02

Ausserhalb der Strandzone bietet Mazatlan nicht viel sehenswertes. Am ehesten noch die Old Town mit einigen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, engen Gassen und einer Kathedrale von 1856. In der Altstadt findet wir erstmals in Mexiko eine Bäckerei, welche diesen Namen auch verdient. Die Mexikaner sind halt keine Brotesser. Zu jeder Mahlzeit gehören Tortillas aus Mais oder Weizen. Was die Amerikaner zwischen zwei Brotscheiben klemmen, rollen die Mexikaner in die Tortilla. Nur dass es hier besser gewürzt ist und auch nach etwas schmeckt.

1'200 Km sind wir jetzt von der US-Grenze weg, aber so richtig angekommen im wahren Mexiko sind wir noch nicht. Wir werden deshalb die nächsten 12 – 14 Tage einen 2'000 Km-Trip ins mexikanische Hochland unternehmen und die alten Kolonial- und Silberstädte besuchen. Den Trailer werden wir hier in Mazatlan stehen lassen und in Hotels übernachten. Dies, weil die Strassen zum Teil steil und kurvig bis auf 2800 M.ü.M. führen und es für grosse Campingfahrzeuge nur noch wenige Campgrounds gibt.


Mazatlan SIN - Sombrerete ZAC

2012-01-03

In der ersten Stunde geht es dank wenig Verkehr auf der MEX 40 recht zügig ostwärts. Das ändert sich dann schlagartig, als die Strasse ins mexikanische Hochland führt. In diesen Hundert Kilometern geht es von 200 bis auf 2'800 M.ü.M. durch eine bergige Landschaft. Der Strasse ist zwar in gutem Zustand, jedoch relativ schmal. Auffallend ist auch, dass es weder Tunnels noch Brücken gibt. Es geht rauf und runter und eine Kurve folgt der nächsten und kaum einmal geht es 200 Meter geradeaus. Und ständig haben wir wieder Laster im Kriechgang vor uns oder Sattelschlepper, welche in den engen Kurven die ganze Strassenbreite beanspruchen. Überholen ist nur mit gütiger Mithilfe beziehungsweise Signalisation durch den Lastwagenfahrer möglich. Wer sie gefahren hat weiss, weshalb sie „El Espinazo del Diablo“ (Wirbelsäule des Teufels) heisst. Nach 3 Stunden haben wir es geschafft und ich bin sehr froh darüber, weil ich nach den über 1'000 Kurven bald Schwielen an den Händen bekommen hätte. Nun geht es flott vorwärts auf dem Plateau und vorbei an El Salto und Durango zum Tagesziel Sombrerete. Weil wir für die 450 Km 7 Stunden gebraucht haben, müssen wir das Hotel im Dunkeln suchen. Nach Rumkurven in den dunklen und engen Gassen sowie 3 Mal fragen finden wir es endlich und stellen fest, dass wir schon mal daran vorbeigefahren sind und es wegen der Dunkelheit nicht gesehen haben.


Sombrerete - Zacatecas

2012-01-04

Nachdem wir gestern zu spät angekommen sind, schauen wir uns Sombrerete bei einem Morgenspaziergang an. Die Stadt ist im 16. Jahrhundert von den Spaniern gegründet worden, weil bedeutende Silbervorkommen in den Bergen der Umgebung gefunden wurden. Wir bekommen in diesem lebhaften Ort in den meist sehr engen und gepflästerten Gassen einen ersten Eindruck des kolonialen Städtebaus. Am frühen Nachmittag sind wir in Zacatecas und fahren gleich zur Station der Teleferico, welche vor über 30 Jahren von Garaventa Goldau gebaut wurde und vom Cerro de Grillo zum gegenüber liegenden Hügel Cero de la Bufa führt. Die Aussicht von oben auf Zacatecas ist schlichtweg sensationell. Vom engen Talkessel dehnt sich die Stadt auf alle Seiten die umgebenden Hügel hoch. In diesen sind riesige Vorkommen an Silber und anderen Mineralien entdeckt worden, welche die Stadt reich gemacht haben und was sich auch an den prachtvollen Gebäuden im Zentrum unschwer erkennen lässt.


Zacatecas

2012-01-05

Das auf 2'440 M.ü.M. gelegene Zacatecas gilt als eine der schönsten Kolonialstädte Mexikos. Viele prunkvolle Gebäude zeugen vom Reichtum der berühmtesten aller mexikanischen Silberstädte. Beeindruckend auch die vielen Kirchen, vor allem die Kathedrale mit ihren üppigen Ornamenten und Figuren an der Fassade. Der Innenraum ist hingegen enttäuschend schlicht, da der Kirchenschatz in den Reformkriegen des 19. Jh. abhanden kam. Das Ende des 18. Jh. erbaute Äquadukt El Cubo führte bis 1920 Wasser ins Zentrum. Neben dem letzten noch erhaltenen Teilstück des Äquadukts befindet sich das luxuriöse Hotel Quinta Real, welches architektonisch einmalig in die alte Stierkampferena San Pedro integriert worden ist. Das gesamte Stadtzentrum mit seinen unzähligen Gassen präsentiert sich als kompaktes Denkmal spanischer Kolonialarchitektur ohne sogenannte Bausünden der Neuzeit. Auch die Sauberkeit ist beeindruckend, so wie sich das für ein Weltkulturerbe der UNESCO auch gehört. Das Spazieren durch die gepflästerten und meist steilen Gassen macht unendlich Freude, bis sich die Waden langsam übersäuern. Jetzt ist es an der Zeit, sich endlich mal hinzusetzen und ein Cerveza zu bestellen.


Zacatecas - San Luis Potosi

2012-01-06

Auf dem trocken Hochplateau mit der Hauptvegetation Yucca, Agaven und Kakteen und auf Höhen zwischen 1'800 und 2'400 Metern fahren wir weiter nach San Luis Potosi, ebenfalls eine der alten Silberstädte. In den letzten Jahrzehnten ist sie zur einem Industriezentrum mit vielen internationalen Firmen geworden und die Einwohnerzahl ist auf über 1 Million angestiegen. Auffallend im Stadtzentrum sind die vielen alten Kirchen und gepflegten Plazas. Potosi strahlt jedoch bei weitem nicht die stilistische Kompaktheit und den Reiz aus wie Zacatecas. Neben prunkvollen Kolonialbauten stehen leider sehr oft Gebäude aus neuerer Zeit. So reicht uns der Nachmittag, um das wesentliche gesehen zu haben.


San Luis Potosi - San Miguel de Allende

2012-01-07

Eine unveränderte semiaride Landschaft und so schreiben wir mal was über die „Topes“ in Mexico. Am Ortsanfang bei ausnahmslos jeder Ortschaft fängt es an mit diesen meist sehr hohen Schwellen und oft kommt alle 100 Meter die nächste. Anscheinend ist es das einzige wirksame Mittel, welches die Mexikaner veranlasst, den Fuss vom Gaspedal zu nehmen. Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass Anwohner selber eine errichtet haben. Meist sind sie signalisiert, manchmal aber auch nicht, was vor allem Nachts sehr ärgerlich und höchst unangenehm ist. Auf Schnellstrassen sehr verbreitet sind die zwar nicht hohen, aber in kurzen Abständen folgenden Schwellen. Bei zu hoher Geschwindigkeit schütteln sie einem gewaltig durch. Wohl deshalb werden sie „Vibradores“ genannt.

In San Miguel de Allende angekommen sind wir augenblicklich von der Stadt begeistert. Und dies, obwohl wir unsen Chevy über Kopfsteinpflaster durch enge und steile Gassen quälen müssen, weil wir das gewünschte Hotel im Gassengewirr nicht finden. Nach einiger Zeit resignieren wir, auch weil wir die Posada de la Aldea gesehen haben. In diesem zu einem Hotel umgebauten ehemaligen Frauenkloster werden wir sicher gut schlafen.


San Miguel de Allende

2012-01-08

Der Ort wurde 1542 von einem spanischen Franziskaner-Mönch gegründet. Die Stadt ist sehr geschichtsträchtig und wird auch als Wiege der Unabhängigkeit bezeichnet. 1826 wurde sie umbenannt zu Ehren einer ihrer berühmtesten Söhne, General Ignacio Allende, welcher im Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier eine wichtige Rolle einnahm. Heute ist die zum Weltkultur der UNESCO erklärte Stadt ein beliebter Treffpunkt für Künstler aus aller Welt. Wegen dem milden Klima auf 1'900 M.ü.M. haben sich viele nordamerikanische Pensionäre und Aussteiger hier niedergelassen. Auch einige Panamericana-Travellers sind in San Miguel de Allende quasi stecken geblieben und sesshaft geworden, weil sie dem Charme dieser in warmen Erdfarben gehaltenen Stadt erlegen sind.


Atotonilco - Dolores Hidalgo - San Miguel de Allende

2012-01-09

Von San Miguel de Allende machen wir einen Ausflug in den nahegelegenen Wallfahrtsort Atotonilco und nach Dolores Hidalgo, der sogenannten Schmiede der mexikanischen Unabhängigkeit. Miguel Hidalgo, mexikanischer Priester, Gelehrter und Revolutionär, rief hier am 16. September 1810 auf der Schwelle der Kirche zum Aufstand gegen die spanischen Besatzer auf. Der als Schrei von Dolores bezeichnete Aufruf hallte durch das ganze Land und löste den Unabhängigkeitskrieg aus, welcher erst 1821 die spanische Herrschaft über Mexiko beendete. Miguel Hidalgo wie auch Ignacio Allende erlebten diesen Triumpf nicht mehr, da sie bereits 1811 festgenommen, von der spanischen Inquisition verhört, verurteil und hingerichtet wurden.


San Miguel de Allende - Santiago de Querétaro

2012-01-10

Da wir nach einer knappen Stunde bereits in Santiago de Querétaro sind, reicht uns der Rest des Tages für die Besichtigung des historischen Zentrums. Wahrzeichen der ebenfalls auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes stehenden Stadt ist ein imposantes Aquädukt. Da die Franziskaner-Mönche hier ihr mexikanisches Hauptquartier hatten, ist die Dichte an Kirchen noch grösser als anderswo. An den prachtvollen Kolonialbauten zeigt sich der ehemalige Reichtum der Silberstadt. Querétaro nimmt in der mexikanischen Geschichte eine bedeutende Rolle ein. Die Pläne zum Unabhängigkeitskrieg 1810-1821 gegen die Spanier wurden hier geschmiedet. In den 1860er Jahren besetzten die Franzosen unter Kaiser Napoleon III. das Land und inthronisierten den Habsburger Maximilian I. als Kaiser von Mexiko. 1867 wurde er verhaftet und zusammen mit 2 Generälen in Querétaro standrechtlich erschossen, was die französische Intervention endgültig beendete. Heute ist Querétaro eine schnell wachsende Industriestadt mit über einer Million Einwohner in der Metropolregion. Sie wird als eine der sichersten Städte mit der höchsten Lebensqualität in Mexiko eingestuft.


Santiago de Querétaro - Guanajuato

2012-01-11

Die Strassen zwischen den Metropolen sind in gutem Zustand und das Verkehrsaufkommen ist eher gering, sodass man zügig voran kommt. Ganz anders ist es in den Ortschaften, vor allem in den alten Kolonialstädten. Da quält sich der Verkehr Stossstange an Stossstange durch enge Strässchen und Gassen. Fast alles ist nur im Einbahnverkehr befahrbar und wir müssen heillos aufpassen, weil uns das Navi öfters zu einem fatalen Abbiegen in eine Einbahn verleiten will. Erschwerend kommt dazu, dass sie nicht mit den international üblichen Schildern, sondern mit einem kleinen Pfeil irgendwo an einer Hausfassade oder unterhalb dem Strassennamen signalisiert sind.

Etwas sehr spezielles erleben wir in Guanajuato. Ein grosser Teil des Verkehrs wird in Tunnels unterhalb der Stadt geführt unter Ausnützung von alten Flussbetten und Bergwerksschächten. Weil es dort auch Kreuzungen und Verzweigungen gibt und das Navi keinen Satellitenempfang mehr hat, irren wir auf der Suche nach dem Hotel mal ober- und mal unterirdisch umher. An einer ganz engen Stelle müssen wir sogar beide Aussenspiegel einklappen, um die Durchfahrt zu schaffen. Wir lassen uns trotzdem nicht entmutigen, weil das „Balcon del Cielo“ aus dem Zimmer eine traumhafte Panoramasicht über die Stadt bieten soll. Letztendlich werden wir fündig und stellen mit Freude fest, dass es die Mühe wert war.


Guanajuato

2012-01-12 to 2012-01-13

Und wieder eine hinreissend attraktive Kolonialstadt, welche selbstverständlich ebenfalls zum Weltkulturerbe der Unesco zählt. Sie liegt auf 2'000 M.ü.M. in einem engen Gebirgstal und und dehnt sich auf alle Seiten die steilen Berghänge hoch. Nebst den farbenfrohen Häusern sind auch noch viele sehenswerte Gebäulichkeiten aus der spanischen Kolonialzeit erhalten geblieben. In den umliegenden Bergen musste während über 250 Jahren, wie in den anderen legendären Silberstädten, die Urbevölkerung in den Minen unter Einsatz ihres Lebens die Edelmetalle abbauen, was der spanischen Krone und der Kirche immense Gewinne bescherte. Die koloniale Vergangenheit und der historische Wert sind im wundenschönen Guanajuato auf Schritt und Tritt zu spüren. In der 160'000 Einwohner zählenden Stadt sind heute nebst dem Tourismus drei Universitäten mit 25'000 immatrikulierten Studenten aus aller Welt nebst vielen temporären Sprachstudenten von grosser wirtschaftlicher Bedeutung.


Guanajuato - Tequila

2012-01-14 to 2012-01-15

Auf der Rückfahrt nach Mazatlan von unserer Rundreise zu den Silberstädten drängt sich ein Halt in Tequila quasi auf. Schliesslich ist dieser Schnaps, hergestellt ausschliesslich aus der blauen Agave, auch in Europa in den letzten 20 Jahren sehr populär geworden. Wir nehmen an einer 3-stündigen Führung der berühmten Destillerie José Cuervo teil und lernen viel über die Aufzucht und Pflege der Agaven auf der Plantage, bis sie nach 8 – 10 Jahren geerntet werden können. Nach der Besichtigung der Brennerei folgt der anstrengenste Teil, die Degustation der verschiedenen Qualitäten im Fasskeller. Vom einfachen weissen Tequila, welcher vor allem für Mixgetränke wie Margaritas verwendet wird, kämpfen wir uns durch bis zu den dunkelbraunen, welche bis zu 9 Jahre in französischer Eiche ausgebaut werden.


Tequila - Tepic - Mazatlan

2012-01-16 to 2012-01-17

Auf der Ruta de Tequila fahren wir nordwestwärts weiter, vorbei an Agaven-Plantagen und vulkanischen Landschaften. Vor Tepic ändert sich dies und jetzt säumen grosse Zuckerrohrfelder die Strasse. Weil es bis Mazatlan noch zu weit ist, legen wir in Tepic nochmals einen Halt ein. Die bereits 1531 von den Spaniern gegründete Stadt mit 330'000 Einwohnern ist nach den wunderschönen und gepflegten Silberstädten eine einzige Enttäuschung. Hinter der Plaza mit der Kathedrale ist man bereits in der nächsten Querstrasse umgeben von Dreck und Gestank. So fällt uns die Weiterfahrt am nächsten Morgen zu unserem Trailer in Mazatlan leicht.


Mazatlan - Celestino Gasca

2012-01-18 to 2012-01-24

Nach der erlebnisreichen 14-tägigen Rundreise ins Innere Mexikos gönnen wir uns erst mal 3 Tage Entspannung in Mazatlan. Alsdann fahren wir ein Stück weiter nordwärts nach Celestino Gasca, wo es uns Mitte Dezember, trotz der haarsträubenden Zufahrt auf dem letzten Kilometer, ausgezeichnet gefallen hat. Die ärgsten Löcher auf der Sandpiste sind inzwischen aufgefüllt worden und wir geniessen im idyllischen Villa Tortuga RV Park drei herrliche Tage am einsamen Sandstrand. Wir können uns auch mal nützlich machen, indem wir frisch geschlüpfte Meeresschildkröten auf ihrem beschwerlichen und gefährlichen Weg ins Meer begleiten, damit sie nicht gleich von Möven und anderen Vögeln schon am Strand gefressen werden.


Celestino Gasca - Los Mochis - Alamos

2012-01-25 to 2012-01-26

Nach 3 erholsamen Tagen in Celestino Gasca geht es in nächster Zeit gemütlich wieder nordwärts zurück in die USA, weil wir am 23. Februar von Las Vegas für ein paar Wochen in die Schweiz fliegen werden. In Los Mochis übernachten wir ganz alleine auf einem 100-plätzigen Campground. Am nächsten Tag geht es dann weiter nach Alamos, der nördlichsten der alten Silberstädte. Die kleine Stadt mit 25'000 Einwohnern ist eines von insgesamt 35 „Pueblo Magico“. Der Zufall will es, dass die ganze Woche ein grosses Musik-Festival in Alamos stattfindet zu Ehren von Alfonso Ortiz Tirado, einem berühmten Arzt und Tenor, welcher hier 1893 geboren wurde. Von Opern bis Pop stehen jeden Tag verschiedene Veranstaltungen auf dem Programm. Und auf den Strassen und in den Gassen ist ebenfalls viel los mit Strassenmusikanten und Gauklern.


Alamos

2012-01-27

Die Ende des 17. Jahrhunderts gegründete Stadt hat viel von ihrem kolonialen Reiz über die Jahrhunderte bewahrt. Auf kopfsteingepflasterten Gassen spazieren wir vorbei an grossen Villen mit Rundbögen und bewachsenen Innenhöfen im andalusischen Stil. Vieles ist in den letzten Jahrzehnten restauriert und zu Hotels und Pensionen umfunktioniert worden.

Auf einer grossen Bühne bei der Kirche schauen wir kurz der argentinischen Band „Opera Prima Rock“ bei den letzten Vorbereitungen für das abendliche Gratiskonzert zu. Der Soundcheck jedenfalls ist vielversprechend und wir merken sofort, dass da absolute Profis am Werk sind.

Pünktlich zu Beginn um 21.30 sind wir wieder vor Ort und der Platz ist bereits rammelvoll und die etwa 1'000 Stühle natürlich schon besetzt. Wie vermutet ist es eine Tribute-Band der legendären Queen und unsere hohen Erwartungen nach den Proben am Nachmittag werden sogar noch übertroffen. Obwohl wir fast 2 Stunden in der Menschenmenge stehen müssen, halten wir begeistert bis zum letzten Ton durch. Leider kommt der perfekte Sound auf den mit unserer kleinen Kamera aufgenommenen Clips nicht voll zur Geltung.


Alamos - San Carlos

2012-01-28 to 2012-02-03

Uns zieht es nochmals an die Sea of Cortes, ein letztes Mal Ozean für längere Zeit. Es hat uns vor 2 Monaten so gut gefallen in San Carlos, dass sich ein erneuter Besuch regelrecht aufgedrängt hat. Bei Tagestemperaturen von 25-30 Grad und einer bezaubernden Landschaft lassen wir es uns nochmals eine Woche lang gut gehen mit Dolce far niente. Auch was vom Meer täglich fangfrisch auf den Teller kommt, rechtfertigt den Aufenthalt. Wobei wir inzwischen erfahren mussten, dass wie in Thailand auch hier viele der verlockenden Camarones aus Zuchtfarmen kommen.

Viel mehr los als vor Weihnachten ist auch jetzt nicht in San Carlos. Viele Residenzen und Appartments stehen immer noch leer. Die Warnungen der US-Behörden und die schlechte Presse zur Sicherheitslage in Mexiko zeigen Wirkung. Die amerikanischen Pensionäre überwintern im Süden der USA und getrauen sich nicht mehr über die Grenze. Nachdem wir jetzt seit 3 Monaten in Mexiko unterwegs sind dürfen wir festhalten, dass vieles übertrieben dargestellt und unnötig Angst verbreitet wird. Auf den 7'000 Km bis in die Mitte von Mexiko und zurück haben wir auf 15 Campgrounds und in 9 Hotels übernachtet. Wir sind nicht betrogen oder beraubt worden und haben uns nirgends auch nur einen Moment unsicher oder bedroht gefühlt.


San Carlos - Hermosillo

2012-02-04 to 2012-02-05

Von jetzt an entkommen wir bis nach Las Vegas der Wüste nicht mehr. Zuerst durch die Sonora-Wüste, welche flächenmässig fast so gross wie Deutschland ist, und dann die Mojave. In Hermosillo, der Hauptstadt des Bundesstaates Sonora, bleiben wir 2 Tage. Weil Hedy Geburtstag hat, habe ich im Internet nach einem würdigen Lokal für diesen Anlass gesucht. Leicht ist in Mexiko ja nicht, etwas gehobenes mit Tischtuch und Stoffservietten etc. zu finden. Ich bin auf ein Restaurant namens Swiss Haus gestossen, welches seit 22 Jahren vom Mexiko-Schweizer Bernardo Bieri geführt wird und wohl das Exklusivste ist, was Hermosillo zu bieten hat. Die Symbiose aus mexikanischer und schweizerischer Küche ist perfekt und Einrichtung, Service sowie Ambiente sind auf hohem Niveau, was die Geburtstagsfeier zum Erfolg werden lässt.

Hermosillo ist in einem wahnwitzigen Tempo gewachsen. Hatte sie anno 1900 noch 14'000 Einwohner, so waren es 1990 bereits 450'000 und heute nahezu 800'000. Zum grossen Teil ist dies darin begründet, dass sich in den letzten Jahrzehnten viele internationale Firmen, insbesonders amerikanische, angesiedelt haben wie zum Beispiel die Ford Motor Company, welche eine grosse Produktionsstätte errichtet hat. Ob hier wohl Arbeitsplätze sind, welche heute in den USA schmerzlich vermisst werden?


Hermosillo - Magdalena de Kino

2012-02-06

Nächste Station ist der kleine Ort Magdalena de Kino. Den etwas speziellen Namenszusatz verdankt die Stadt dem Tiroler Jesuiten Eusebio Francisco Kino, welcher im späten 17. Jahrhundert in Sonora und im Süden Arizonas 24 Missionsstationen gegründet hat. Er war einer der wenigen zu jeniger Zeit, welcher die Zwangsarbeit in den Silberminen und die Versklavung der indigenen Bevölkerung durch die Spanier kritisiert und angeprangert hat.

Zum exakt 7ten Mal übernachten wir mutterseelenallein auf einem Campground.


Magdalena de Kino - Tucson AZ

2012-02-07 to 2012-02-09

Nach 3 wunderschönen und abwechslungsreichen Monaten in Mexico geht es wieder zurück in die USA. Wir sagen „Adios Mexico“ und „hasta luego“, weil wir zurückkommen werden. Zuerst müssen wir jedoch 30 Km vor der Grenze noch eine Kontrollstation des Militärs passieren, an welcher alle Fahrzeuge nach Drogen durchsucht werden. Die jungen Soldaten nehmen es äusserst genau, öffnen jeden Kasten, schauen in den hintersten Winkel und klopfen die Wände nach versteckten Hohlräumen ab. Wegen dem Drogenschmuggel in die USA muss man dies wohl oder übel über sich ergehen lassen und auch Verständnis dafür haben. Den Jungs ist es eher unangenehmer als uns und sie machen ihren Job rücksichtsvoll und sind sehr freundlich.

Am Grenzübergang in Nogales stehen wir zuerst 30 Minuten in der Kolonne, was bei Einreisen aus Mexiko in die USA wenig ist. Wie fast alle Fahrzeuge werden auch wir vom Zoll inspiziert. Der Beamte interessiert sich nur für den Kühlschrank, Tiefkühler und die Küchenschränke. Wir waren vorgewarnt, dass die meisten landwirtschaftlichen Produkte nicht eingeführt werden dürfen. Im Kühlschrank findet er vakuumverpackten Salami, welchen er konfisziert, weil darin Schweinefleisch enthalten ist. Eigentlich lachhaft, aber wir ärgern uns nicht über solche Kleinigkeiten und sind froh, dass wir nach 5 Minuten weiterfahren können. Um Probleme zu vermeiden, hatten wir keine Frischprodukte und fast nichts Alkoholisches mehr, sodass wir in Tucson damit beschäftigt sind, die Läden abzuklappern. Auf dem Einkaufszettel stehen auch einige Dinge wie Käse oder Wurstwaren, weil sich fast nur einheimische Produkte finden liessen, welche unsere Gaumen nicht entzückt hatten.


Tucson - Buckeye - Parker AZ

2012-02-10 to 2012-02-11

Anstatt auf direktem Weg nach Las Vegas entscheiden wir uns für Strassen, die wir bisher noch nicht befahren haben. Von Tucson geht es zuerst in nordwestlicher Richtung bis Gila Bend und dann nordwärts nach Buckeye, wo wir uns zur Nachtruhe betten. Am nächsten Tag dann westwärts bis Quartzsite und von dort wieder nordwärts nach Parker an den Colorado River. Nach 1'000 Kilometern durch die Sonora Wüste erscheint im ersten Moment der Anblick eines Gewässers fast unwirklich. Gemächlich schlängelt sich hier der Colorado durch eine prächtige, felsige Landschaft. Wen wunderts, dass die Ufer beidseitig mit Ferienhäusern und Campgrounds belegt sind. Uns gefällts auch und wir bleiben 4 Tage beim Parker Dam beziehungsweise Lake Havasu.


Parker AZ

2012-02-12 to 2012-02-14

Der 1934-1938 errichtete Parker Dam staut den Colorado zum 72 Km langen Lake Havasu. Ein erheblicher Teil der erzeugten Energie wird für die Pumpen verwendet, welche den Süden Kaliforniens sowie über das 540 Km lange Central Arizona Projekt die Mitte und den Süden Arizonas mit Wasser versorgen. Benötigt wird das kostbare Nass von der Landwirtschaft sowie den ständig wachsenden Städten Phoenix und Tucson. Im weiteren ist der Lake Havasu dank der zauberhaften Umgebung ein sehr beliebtes Freizeit- und Feriengebiet.


Parker - Lake Havasu City AZ

2012-02-15 to 2012-02-16

Wir fahren weiter und legen nach kaum einer Stunde Fahrzeit in Lake Havasu City erneut einen Stopp ein für 2 Tage. Wie in Parker am Colorado verbringen auch in Lake Havasu City viele Pensionierte ihren Lebensabend. Der gepflegte Ort ist eine erst 1963 entstandene Planstadt und infolge des Tourismus ist die Bevölkerung inzwischen auf 56'000 angewachsen. Dank moderner Infrastruktur, angenehmem Klima und den landschaftlichen Reizen zählt Lake Havasu City zu den 100 Top-Wohnadressen der USA.


Lake Havasu City - Las Vegas

2012-02-17

Die letzte Etappe mit 250 Km vor unserem Flug nach Basel und wir sind wieder einmal in Las Vegas. Geändert hat sich seit dem letzten Besuch nicht viel. Nach wie vor gehen die Lichter in 24 Stunden nie aus, obwohl die Besucherzahlen stark rückläufig sind wegen der Wirtschaftskrise. Nach der Ankunft in Vegas müssen wir zuerst einen Campground finden, auf dem wir Truck und Trailer während unserer Abwesenheit parken können. Wir entscheiden uns für das Oasis RV Resort, welches zentral gelegen und erst noch nicht weit vom Airport weg ist. Das Resort verfügt über eine eingehagte und verschlossene Storage-Zone, wo wir unser Home abstellen und beruhigt verreisen können.


Red Rock Canyon, Las Vegas

2012-02-18

Eine halbe Autostunde westlich von Las Vegas besuchen wir den sehr sehenswerten Red Rock Canyon. Das Naturschutzgebiet ist eine verlockende Abwechslung zur pulsierenden Touristenmetropole. Verschiebungen in der Erdkruste haben Gesteine aus verschiedenen Epochen der Erdgeschichte übereinander geschichtet. Versteinertete Dünen, Kalksteine und rot-weiss-gelbe Sandsteine faszinieren nicht nur Geologen sondern auch uns.


Las Vegas

2012-02-19 to 2012-02-23

Der Countdown läuft und die Nervosität steigt. Um ordentlich auszusehen haben wir noch den Coiffeur aufgesucht und ein paar Einkäufe gemacht. Mit den verwaschenen und verfransten Klamotten dürfen wir uns nicht zeigen. Hier spielt das keine Rolle, weil die meisten Amis auch so rumlaufen in ihrer Freizeit. Dafür sind sie dann bei festlichen Gelegenheiten schnell „overdressed“. Gebucht haben wir einen Flug via Frankfurt nach Basel. Ob wir wie geplant 17.30 h dort eintreffen ist noch fraglich. Das Vorfeld-Personal in Frankfurt ist im Streik und täglich werden über 200 Flüge gestrichen. Alle paar Stunden schauen wir im Internet, ob unser Flug nach Basel gecancelt ist oder nicht. Eigentlich ist dies unsinnig, da wir ja doch nichts ändern können daran und im dümmsten Fall mit dem Zug nach Basel fahren müssen. Im Flieger oder spätestens nach der Landung in Frankfurt wissen wir es dann genau.

Nachtrag: Inzwischen ist der Streik unterbrochen worden und die Parteien sind an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Ende gut, alles gut.


Greetings from Basel

2012-02-24 to 2012-04-25

Warm Greetings to our North American friends from our hometown Basel.


Basel - Las Vegas

2012-04-26

Pünktlich und wohlbehalten landen wir nach 11¾-stündigem Flug in Las Vegas. Unser Home finden wir so vor, wie wir es vor 9 Wochen verlassen haben. Nur die 3 Batterien des Trailers sind leer. Wieder am Strom angeschlossen werden sie wohl schnell ihre Leistung wieder bringen. Das nächste Mal werden wir den Hauptstecker rausziehen, damit auch der letzte kleine Stromfresser nichts mehr von den Batterien saugen kann.

Bevor wir nordwärts aufbrechen, bleiben wir noch ein paar Tage in Las Vegas um uns zu erholen. Wie bei jedem Besuch in unserer alten Heimat waren die letzten 14 Tage recht stressig. In den ersten Wochen geht es immer ziemlich gemächlich zu und her und gegen Ende werden wir mit Einladungen zum Mittag- oder Abendessen förmlich überschwemmt. Zudem kommen wir in Hektik, weil wir dieses und jenes noch nicht erledigt haben. Aber wir wollen uns nicht beklagen, weil wir jetzt wieder ganz lange Ferien haben. Und die 2 zugelegten Kilos um die Hüften sollten mit etwas mehr Bewegung und weniger Essen und Trinken auch wieder verschwinden. Allen nochmals ganz herzlichen Dank für die Gastfreundschaft sowie Speis und Trank.


Las Vegas

2012-04-27 to 2012-04-29

In der zweiten Nacht werden wir um 2 Uhr unliebsam aus dem Schlaf gerissen. Der Gas-Detektor schlägt mit einem äusserst unangenehmen Piepsen Alarm. Nach Studium des Manuals lösen wir den Self-Check aus und die Warnleuchte wechselt nach dem Test wieder auf grün. Ab ins Bett und nach weiteren 2 Stunden der nächste Alarm. Das Gerät scheint eine Störung zu haben und so reisse ich wutentbrannt die Sicherung heraus. Dabei benehme ich mich im Halbschlaf noch ungeschickter als sonst und berühre einen Kabelanschluss an einer anderen Sicherung, was ein paar beängstigende Funken auslöst. Ich erschricke zwar gehörig, kann jetzt aber friedlich weiterschlafen. Am nächsten Morgen stellen wir dann fest, dass der vollautomatische Dachventilator wohl etwas abbekommen und den Geist aufgegeben hat. Wie immer muss sowas am Wochenende passieren und mit der Reparatur müssen wir uns halt bis am Montag gedulden.


Las Vegas

2012-04-30

Die Werkstatt des Campingworld ist komplett ausgelastet und wir können den Trailer erst am Freitag bringen. Da wir auch noch neue Reifen brauchen sowie ein paar Checks vor der nächsten grossen Reise bis nach Kanada fällig sind, bleiben wir halt notgedrungen noch einige Tage länger. Ist auch nicht weiter schlimm, weil in Las Vegas Tag und Nacht etwas los ist und es uns kaum langweilig wird hier. Von 24° bei der Ankunft ist der Thermometer bis heute auf 35° geklettert. Wie bin ich doch froh, dass ich „nur“ den Ventilator und nicht die Klimaanlage vermurkst habe.


Las Vegas

2012-05-01 to 2012-05-04

Die Tage im crazy Las Vegas gehen wie im Flug vorbei. Zudem treffen wir am Montag bei Campingworld noch ein „u huere“ gemütliches Ehepaar aus Goldau, Rolf und Marlis. Zwei mal gehen wir mit ihnen zum Nachtessen und ein Amerikaner würden sagen, „we had a great time together“. Wir wünschen den beiden eine tolle letzte Ferienwoche in New York und einen angenehmen Flug. Am Freitag morgen früh bringen wir dann unser Home zu Campingworld. Um 17.00 Uhr sind endlich alle kleinen Reparaturen ausgeführt und der Trailer ist neu bereift. Wir sind bereit für den Treck nach Canada.


Las Vegas - Valley of Fire NV

2012-05-05

Wir müssen nochmals zurück zu Campingworld. Der neue Wasseranschluss singt in den höchsten Tönen, sobald wir einen Wasserhahn aufdrehen. Nachdem auch dies behoben ist, fahren wir 100 Km westwärts in den Valley of Fire Statepark und stationieren uns im Atlatl Rock Campground. Die Sandsteinformationen im Park und auch rund um den Campground schillern bei Sonnenschein in allen Rot- und Brauntönen. Bei Sonnenuntergang ist es bereits mucksmäuschen-totenstill, bis eine Nachbarin virtuos auf einer Flöte indianische Melodien zu spielen beginnt. Und die Hänge der umgebenden Sandsteinmonumente reflektieren ihr Flötenspiel. Was für eine mystische Stimmung in dieser grandiosen Szenerie.


Valley of Fire - Springdale UT

2012-05-06

Nach dem Valley of Fire führt der Weg wieder durch steppenartige Wüstenlandschaften. In Mesquite dann die letzten Casinos, bevor es über die Staatsgrenze nach Arizona geht. Einzige Abwechslung in der eintönigen Landschaft bietet die Durchquerung der Virgin Mountains durch tiefe Schluchten. Nach 50 Km sind wir in Utah und schon bald zeigen sich die imposanten Berge des Zion Nationalparks. Beim Parkeingang in Springdale stationieren wir uns für die Exkursionen in den Park.


Zion Nationalpark

2012-05-07

Der im Sommer für den öffentlichen Verkehr gesperrte Scenic Drive schlängelt sich entlang dem Virgin River auf dem Grund des Zion Canyons. Wir lassen uns deshalb mit dem Gratis-Shuttle bis zum Endpunkt „Temple of Sinawava“ bringen. Von dort wandern wir in Richtung „The Narrows“, den berühmten Sandsteinwänden. Wir kommen jedoch nur bis zu Verengungen mit steilen Wänden, welche keinen Uferweg mehr zulassen. Jetzt ginge es zu Fuss durch den Virgin River weiter. Obwohl der Fluss momentan relativ wenig Wasser führt, verzichten wir auf dieses nasse und kalte Erlebnis und kehren um.


Zion Nationalpark East

2012-05-08

Geplant hatten wir, den Park über den Ost-Eingang in Richtung Bryce Canyon wieder zu verlassen. Diesem Vorhaben stehen jedoch zwei sehr alte Tunnels im Weg, welche zu schmal und zu niedrig sind für grössere Campingfahrzeuge. Wir lassen deshalb den Trailer im Campground stehen und fahren nur mit dem Chevy in den Ostteil des Parks und wieder zurück nach Springdale. Gelohnt hat sich der Ausflug vor allem wegen der sehr unterschiedlichen Geologie und einer erneut atemberaubenden Natur. Statt steilen Felswänden sehen wir hier einen riesigen Tafelberg aus weissem Sandstein mit vertikalen und horizontalen Furchen sowie farbenprächtige versteinerte Dünen.

Geschätzte 60 % der Bevölkerung Utah’s sind Mormonen. Viel merken wir nicht davon, ausser bei den restriktiven Alkoholgesetzen. Den Mormonen ist der Konsum von Alkohol verboten und der Verkauf von Wein und Spirituosen erfolgt, so paradox dies scheinen mag, durch staatliche Liquor Stores. Das Feierabendbier heute nachmittag im Gartenrestaurant wird nur gleichzeitig mit einer Mahlzeit serviert. Eine Portion Guacamole mit Tacos für 4 USD reicht aus und die Bierchen wird geliefert. Kein Problem für uns, weil wir seit Mexiko Guacamole lieben.


Springdale - Panguitch UT

2012-05-09

Notgedrungen müssen wir wegen den Tunnels einen Umweg von 80 Km in Kauf nehmen und den Zion nordwestlich umfahren. Positiv dabei ist, dass wir uns dadurch auch noch den westlichen Zipfel des Zion, die Kolob Canyons, anschauen können. Von da weg geht es auf Nebenstrassen durch landwirtschaftlich genützte Ebenen und über Bergketten nach Panguitch nahe dem Bryce Canyon.


Bryce Canyon

2012-05-10

Bryce Canyon ist eigentlich gar kein Canyon sondern eine Abbruchkante des Colorado-Plateaus. Die Erosion durch Wind, Wasser und Eis hat natürliche Amphitheater geschaffen mit bis zu 60 Meter hohen bizarren Felsnadeln. Das grösste dieser Amphitheater ist Bryce Canyon mit einer Länge von 19 km und einer Breite von 5 Km. Entlang dem 18 Meilen langen Scenic Drive am Rand des Plateaus geniesst man von mehr als einem Dutzend Aussichtspunkten ein unvergessliches Panorama.

Mormonische Siedler auf der Suche nach geeignetem Land für Ackerbau und Viehzucht waren in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Weissen, welche sowohl Zion als auch Bryce Canyons entdeckten. 150 Jahre später verzeichnen Bryce Canyon über 1 Mio und Zion sogar über 2,5 Mio Besucher pro Jahr.


Cedar Breaks National Monument

2012-05-11

Das Gegenstück zum Bryce Canyon ist auf der Westseite des Markagunt-Plateaus das Cedar Breaks National Monument. Wenn auch nicht so bekannt wie Bryce Canyon, so verirren sich doch über eine halbe Million Besucher pro Jahr hierher. Von unserem Stellplatz in Panguitch steigt die Strasse kontinuierlich an, bis wir nach 50 km am Hangabbruch des Plateaus stehen auf 3225 M.ü.M. Die bizarren Sandstein-Erosionen ähneln sehr denjenigen im Bryce Canyon. Fast noch beeindruckender als das Panorama sind für uns die Kiefern-, Fichten- und Espen-Wälder auf dieser Höhe. Da wir am höchsten Punkt der Umgebung sind können wir nicht feststellen, wo denn hier die Baumgrenze wäre.


Panguitch - Torrey UT

2012-05-12

Heute hatte unser Chevy einen äusserst anstrengenden Tag. Die 200 Km auf der UT-12, einem Scenic Byway, hatten es in sich. Ein ständiges rauf und runter zwischen 1700 und als Krönung über 2923 M.ü.M. So hoch sind wir mit unserem Home hintendran noch nirgends gewesen. Aber unsere 365 Esel haben auch dies bravourös geschafft, auch wenn sie ab und zu gekeucht haben und Wasser- und Öltemperatur beängstigend hoch waren. Wie ist es doch schön hier zu reisen, auch wenn man mal nur mit nur 50 km/h bergauf fährt. Man wird nicht zum Verkehrshindernis, weil die Gegend seit Las Vegas fast unbesiedelt ist und nur einige wenige Touristen auf den Strassen unterwegs sind.

Die Strapazen für unseren Chevy und auch für den Fahrer, welcher immer vorausschauend die Geschwindigkeit, wenn es mal wieder steil bergab ging, rechtzeitig mit der Motorbremse reduzieren und die 9 Tonnen mit Köpfchen abbremsen musste, waren es mehr als wert. Die Auszeichnung „Scenic Byway“ ist für die UT-12 mehr als angebracht. Es ist eine sehr abwechslungsreiche Panorama-Fahrt über 200 km, wie es wohl nicht viele gibt.


Capitol Reef Nationalpark - Cathedral Valley

2012-05-13

Der Capitol Reef NP bietet verschiedene Strecken für Exkursionen im Park an. Als erstes entschliessen wir uns, ins Cathedral Valley zu fahren. Für den 60 Meilen Round-Trip auf Gravel-Roads wird 4x4 empfohlen. Kein Problem, da ist unser Chevy dabei. Allerdings stinkt es mir nach etwa 10 Meilen langsam aber sicher. Entweder fahren wir im tiefen Sand und der Wagen schlingert in den Spuren hin und her, oder der Strassenbelag besteht aus naturgegebenen Steinen, nur nicht so gleichmässig verlegt wie ein mittelalterliches Kopfsteinpflaster. Nur selten erlaubt der Belag ein Tempo von 50 – 60 km/h. Wir beraten uns und entscheiden, mal bis zum Temple of Sun weiterzufahren. Dort angekommen haben wir fast 20 Meilen hinter uns und wählen nun die Vorwärts-Strategie. Könnte ja gut sein, dass die restlichen 40 Meilen komfortabler sind. Leider ist dem nicht so, Etwa genau in der Mitte der Strecke geht es steil über einen Berg. Die Fahrbahn ist jetzt derart ausgewaschen, dass der steinerne Untergrund noch besser zur Geltung kommt. Nicht genug damit liegen auf der Strasse auch noch jede Menge loser Steine in der Grösse von Kokusnüssen. Etwa 3 Km geht es oft nur noch im Schritttempo vorwärts. Nachdem wir auch dies hinter uns haben geht es relativ zügig in Richtung Hauptstrasse. Kaum einen Kilometer davor noch ein kleiner Schock, weil die Strasse an einem Bach endet. Wir meinen zuerst, dass wir falsch gefahren seien und sehen dann, dass die Strasse 80 Meter flussabwärts am anderen Ufer weiterführt. Da wir vom Ufer aus die Untiefen nicht sehen, muss sich Hedy opfern und den Bach durchwaten, um die optimale Stelle für die Durchquerung zu erkunden (siehe Video).


Capitol Reef Nationalpark

2012-05-14

Capitol Reef National Park ist ein Teil einer sich über 160 km erstreckenden, gigantischen gekrümmten Falte in der Erdkruste. Diese ist vor 65 Millionen Jahren infolge tektonischen Plattenverschiebungen entstanden, gleichzeitig wie das Colorado Plateau. Das aus mehreren Hochebenen bestehende Plateau erstreckt sich über das Vierländereck Utah, Arizona, New Mexico und Colorado. 8 Nationalparks, 14 National Monuments und viele andere Schutzgebiete befinden sich auf dem Plateau, welches fast so gross wie Deutschland ist.

Heute nehmen wir es gemütlicher und fahren auf geteerten Strassen, mit Ausnahme von ein paar kleinen Abstechern in Seitencanyons. Entlang dem Fremont River ist es üppig grün und ein starker Kontrast zur umgebenden Wüste. Bereits 700 n.Chr. lebten hier Indianer der Fremont-Kultur und bauten auch Mais, Bohnen und Kürbisse an.

Die anschliessende Fahrt auf dem Scenic Drive ist einmal mehr umwerfend schön. Mit einmal mehr meine ich, dass nach mehreren Wochen umgeben von Sandstein-Monumenten irgend wann und ganz langsam ein Déjà-vu-Erlebnis aufkommt.


Torrey - Blanding UT

2012-05-15

Über 300 Km von einer Panorama-Strasse zur nächsten und keinen Moment langweilig. So macht Reisen Spass durch eine derartige Bilderbuch-Landschaft. Nur einige der Highlights unterwegs waren der nördliche Teil des Lake Powell, Hog Springs, Glen Canyon, Colorado River, White Canyon und Natural Bridges National Monument. Überwältigt von den Eindrücken dieses Tages fallen wir in Blanding müde aber glückselig ins Bettchen.


Blanding UT - Durango CO

2012-05-16

Heute verlassen wir nach 10 eindrücklichen Tagen den südlichen Teil Utah’s. Kaum in Colorado eingefahren, ändern sich Farben und Landschaft schon nach wenigen Kilometern fast schlagartig. Beim Anblick der Berge und der Vegetation in den zu den Rocky Mountains gehörenden San Juan Mountains wird es uns schon fast ein wenig heimelig, weil sie an Alpen-Täler erinnern.


Durango CO

2012-05-17 to 2012-05-18

Durango liegt auf fast 2'000 M.ü.M. und wurde 1880 von einer Eisenbahn-Gesellschaft gegründet als Versorgungsstützpunkt für die in den umliegenden San Juan Mountains befindlichen Bergbau-Städtchen und deren Minen. Der Ort mit 17'000 Einwohnern macht einen gepflegten Eindruck ohne speziell aufzufallen. Mit Ausnahme vielleicht des Dampf-Lokomotiven-Zuges, welcher Durango mit Silverton verbinden. Dieses Vergnügen wollen wir uns auch gönnen und warten jedoch bis am Samstag auf besseres Wetter. Schliesslich wollen wir auch etwas haben von der Fahrt und im Open-Air-Wagon sitzen. Und so paradox das Rauchverbot in diesem Zug mit der qualmenden Lok auch sein mag, für uns Paffer sollten sich im Rauch und Russ der Dampflok die Entzugserscheinungen in Grenzen halten.

Für Abwechslung im Ort sorgt mit über 50 Teilnehmern die Trans-America Challenge von New York nach Alaska, welche in Durango für eine Nacht Halt macht. Meist spleenige Engländer, sogar Lord and Lady from „anywhere“, sowie ein paar Kontinental-Europäer, beeindrucken mit ihrem Mut, diese Herausforderung mit ihren Oldtimern anzutreten.


Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad

2012-05-19

Die Durango & Silverton Narrow Gauge Railroad überwindet auf 45 Meilen eine Höhendifferenz von 850 Metern. Die Schmalspurbahn ist seit der Eröffnung 1882 ununterbrochen in Betrieb, eine Seltenheit für Dampfeisenbahnen. Erbaut wurde sie für den Transport von silber- und goldhaltigem Gestein von den San Juan Mountains nach Durango zur Weiterverarbeitung. Seit einigen Jahrzehnten befördern die Dampfloks fast nur noch Touristen mit bis zu 3 Zügen pro Tag nach Silverton und wieder zurück. Die abenteuerliche Streckenführung führt meist sehr nah dem Animas River entlang durch eine schöne Canyonlandschaft.


Durango - Ouray CO

2012-05-20

Dass Colorado ein Bergstaat ist, bekommen wir heute zu spüren. Von knapp 2'000 M.ü.M. in Durango über zwei 3-tausender-Pässe nach Silverton auf 2'840 M.ü.M. Und dann auf dem spektakulären Highway 550 kurz vor dem Tagesziel Ouray noch der Red Mountain Pass mit 3'358 M.ü.M. Dies ist nur knapp 100 Meter tiefer als die Bergstation der Jungfraujoch-Bahn und bedeutet neuen Höhen-Rekord für unser fahrbares Home..

Die Strecke Silverton–Ouray wird auch Million-Dollar-Highway genannt. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist umstritten und es gibt dazu nur einige sich widersprechende Storys.

Ouray ist ein sehr netter Fleck umgeben von markanten Felsmassiven. Der Alpen-ähnlichen Landschaft verdankt der Ort seinen Beinahmen „little Switzerland“. Und tatsächlich erinnert uns Ouray ein wenig an Kandersteg oder Lauterbrunnen.


Ouray - Gunnison CO

2012-05-21

Hochebenen mit Ranchland inmitten von grünen Hügeln oder felsigen Bergketten prägen die heutige Etappe. Beim Stausee „Blue Mesa Reservoir“ schlagen wir das Nachtlager auf. Wir sind auf 2'300 M.ü.M., was nur leicht über der Colorado-Durchschnittshöhe liegt.

Der tiefste Punkt in Colorado ist bereits auf über 1'000 Metern und insgesamt soll es weit über 50 Berggipfel mit über 4'000 Metern und etwa 1'500 mit über 3'000 Metern geben.


Gunnison - Canon City CO

2012-05-22

Es wäre ja ruhig und erholsam am Blue Mesa Reservoir, aber wir haben noch einen langen Weg bis nach Kanada vor uns. Und das WiFi hält auch nicht, was der Campground-Besitzer verspricht. Aber das kennen wir ja zur Genüge. So fahren wir halt weiter und unterwegs nach Canon City ergibt sich für unseren Trailer schon wieder ein neuer Höhenrekord. Über den Monarch Pass kommen wir auf 3'448 M.ü.M. und das sind nur noch 6 Meter tiefer als die Bergstation der Jungfraujoch-Bahn.

Wegen den rund um die kleine Stadt verstreuten 13 Gefängnissen hat Canon City den Spitznahmen „Prison Capital“. Nicht dass die 16'000 Einwohner besonders kriminell wären. Es sind alles State- und Federal-Prisons. Warum gerade hier so viele errichtet wurden, entzieht sich unserer Kenntnis.

Bei Canon City befahren wir noch einen Bergkamm, Skyline Drive genannt. Beidseits der schmalen Strasse geht es steil den Hang runter. Hedy ist infolge ihrer Höhenangst am Anschlag, aber ich kann unmöglich wenden und muss die Strecke zu Ende fahren. Die Arme ist nicht mal in der Lage, von diesem einmaligen Ritt auf dem Berggrat Fotos zu schiessen. Ende gut, alles gut, beim Nachtessen bei einem französischen Koch aus dem Chablis ist der Appetit bei ihr jedenfalls wieder da.


Royal Gorge Bridge

2012-05-23

Die Royal Gorge Bridge überquert in 321 Metern Höhe den Arkansas River. Von der Stadt Canon City 1929 als Touristenattraktion erbaut, war es bis 2003 die höchste Brücke der Welt. Ein Fussmarsch über die 5 Meter breite Brücke und vor allem der Blick in die tiefe Schlucht ist beeindruckend. Eine gute Sicht auf Brücke und Schlucht bietet sich auch von der parallel zur Brücke verlaufenden Seilbahn. Ebenfalls eindrucklich ist die sehr steile Abfahrt mit einer Standseilbahn zum Flussbett und der Blick nach oben.


Canon City - Colorado Springs - Pikes Peak 4301 M.ü.M.

2012-05-24 to 2012-05-25

Von den 100 Kilometern nach Colorado Springs haben wir weder ein einigermassen gelungenes Picture noch etwas spezielles zu berichten.

Umso mehr war der nächste Tag ein Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes. Noch nie waren wir auf einem 4’000er und dann gleich auf 4'301 M.ü.M. Der Einstieg erfolgte auf 2286 M.ü.M. und vor uns lagen 19 Meilen und 2015 Höhenmeter. Nach etwa 35 Minuten hatten wir es geschafft, standen am höchsten Punkt der Umgebung und genossen die Rundumsicht. Wie war das möglich fragen sich wohl einige. Ganz einfach, es führt eine gut ausgebaute Strasse, welche seit letztem Jahr sogar durchgehend asphaltiert ist, auf dem Gipfel.

Auf dem Peak war es empfindlich kalt und es wehte ein kräftiger Wind. Wir waren froh, dass wir die dicken Jacken mitgenommen hatten. Mit dem Atmen hatten wir trotz Raucherlungen keine Probleme, aber nach einer Viertelstunde wurde es uns beiden ganz leicht schwindlig. Wir nahmen deshalb den Abstieg mit unserem Sherpa „Chevy“ in Angriff.

Auf Strassenschildern und Broschüren wird eindrücklich darauf hingewiesen, wegen der Länge der Abfahrt und der Steilheit einen tiefen Gang einzulegen. Etwa in der Mitte des Berges glauben wir unseren Augen nicht zu trauen. Da wird doch an einem Kontrollposten die Felgentemperatur gemessen. Und siehe da, jeder Zweite muss das Fahrzeug auf der Seite abstellen und die Bremsen abkühlen lassen. Uns gratuliert der Ranger und wünscht einen schönen Nachmittag. Ich kann es mir nicht verkneifen und sage ihm, dass wir aus den Alpen kommen und deshalb wissen, wie man bergabwärts Auto fährt. Ich sage ihm aber nicht, dass wir keine asphaltierte Strasse in den Alpen kennen, welche auch nur auf 3000 M.ü.M. führen würde.


Colorado Springs CO

2012-05-26 to 2012-05-27

Erst 1871 gegründet zählt Colorado Springs heute über 400'000 Einwohner. Auf 1800 M.ü.M. gelegen an den Ausläufern der Rocky Mountains im Westen und den Great Plains im Osten ist es eine der beliebteren und exklusiveren Wohnregionen der USA.

Abgesehen von einem eher kleinen Zentrum mit modernen, hochgeschossigen Gebäuden ist der Rest der Stadt geprägt von vielen schönen Parks und baumgesäumten Strassen und Plätzen. Grosser Beliebtheit nicht nur bei den Touristen sondern auch bei den Einheimischen erfreut sich der am Stadtrand gelegene „Garden of Gods“ mit seinen teilweise bizarren Sandstein-Formationen.


Colorado Springs - Estes Park CO

2012-05-28

Mitten durch Denver, der grössten Stadt Colorado’s, fahren wir nach Estes Park zum Osteingang des Rocky Mountain Nationalparks. Dem Abhängen des Trailers folgt eine erste Erkundung der Umgebung bis zum niedlichen Dörfchen Glen Haven. Da die Köchin heute arbeitsfrei hat, geht es zum Nachtessen ins altehrwürdige Stanley-Hotel in Estes Park.


Rocky Mountain Nationalpark

2012-05-29

Auf der Trail Ridge Road fahren wir an den Westeingang des Parks zum Grand Lake und zum Granby Lake. Die Strasse führt bis auf 3700 M.ü.M. durch eine zauberhafte alpine Landschaft. Bei über 3 Millionen Besuchern pro Jahr erübrigen sich viele Worte zu den Naturschönheiten des Parks. Nach knapp 100 Km sind wir beim Granby Lake und entschliessen uns, statt die gleiche Strecke wieder zurück, um den Park herum nach Hause zu fahren. So kommen wir vorbei an Winter Park, über den Berthoud Pass, durch die Casino-Orte Central City und Black Hawk wieder in Estes Park an. Eine sehr kurzweilige Fahrt durch eine abwechslungsreiche Gegend. Zu Hause angekommen sind wir sehr erstaunt, weil der Tageszähler 320 Km anzeigt.


Allenspark - Boulder - Louisville - Estes Park

2012-05-30

Nach dem grossen Trip gestern gibt es heute einen kürzeren Ausflug zum Ostteil des Rocky Mountain Nationalparks. Erneut fühlen wir uns in dieser Landschaft heimelig, weil sie uns ein wenig an die Alpen erinnert. Den Rückweg fahren wir via Boulder, welches eine der grössten und anerkanntesten Universität im Westen der USA beherbergt. Zu den 100'000 Einwohnern kommen in der Semesterzeit noch 25'000 Studenten. Die anmutende Innenstadt mit Fussgängerzonen, alten Gebäuden und vielen Strassencafes, Kneipen und gediegenen Restaurants ist schon fast europäisch. Boulder ist aber auch eine Freizeit- und Sportlerstadt. Wegen der Höhe von 1'600 M.ü.M. kommen viele Spitzensportler hierher ins Trainingslager.


Estes Park CO - Cheyenne WY

2012-05-31 to 2012-06-01

Für ein paar Wochen nehmen wir von den Rocky Mountains Abschied. In nächster Zeit werden wieder meist die „Great Plains“, die schier endlose Prärie, das Landschaftsbild prägen. Wir fahren bis zur Hauptstadt des Bundesstaates Wyoming mit dem klangvollen Namen Cheyenne. Dabei werden Erinnerungen an legendäre Western geweckt, aber leider ist nichts mehr davon zu spüren. Die Wild-West-Romantik ist längst verflogen und nicht einmal die von lokalen Künstlern gestalteten 17 überdimensionierten Cowboy-Stiefel ändern etwas daran. Cheyenne soll auch heute noch das Zentrum der Viehzucht sein und den Übernamen „Cowboy Capital“ haben. Wir sehen jedenfalls nicht mal im Saloon einen echten Cowboy. Es sitzen wohl nur noch die Viehhändler in der Stadt, welche die Rinder gar nicht mehr in Augenschein nehmen, weil sie die Ware schon längst über Futures an der Börse verkauft haben.

Mit nur 60'000 Bewohnern ist Cheyenne bereits die grösste Stadt in Wyoming. Dies ist leicht zu erklären, weil Wyoming mit 568'000 Einwohner der bevölkerungsärmste und am dünnsten besiedelte Bundesstaat der USA ist.


Cheyenne WY – Gering NE – Scotts Bluff National Monument

2012-06-02

Viel hält uns nicht zurück in Cheyenne und so fahren wir weiter zu den Zwillingsstädten Scottsbluff und Gering in Nebraska. Mit dem Scotts Bluff National Monument bietet sich hier eine kleine visuelle Abwechslung in der sonst eher eintönigen Prärie. Die Sandstein-Klippe war für die Siedler eine wichtige Wegmarke auf ihrem Treck durch die Prärie in den Westen. Und ein englisches Wort haben wir gleich auch noch gelernt. Der Trapper Scott war nicht etwa, wie wir angenommen hatten, ein begnadeter Bluffer beim Pokern. Bluff bezeichnet im englischen eine Klippe und Scott verstarb angeblich 1828 hier.

Nebraska liegt inmitten der riesigen Prärie und ist einer der bedeutensten Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte in den USA. Touristische Highlights finden sich auch nach ausgiebiger Suche kaum und böse Zungen behaupten sogar, dass Nebraska dadurch auffalle, dass wenig auffallend sei.


Gering NE - Hill City SD

2012-06-03

Nicht dass Nebraska oder die Prärie hässlich wären. Die Eintönigkeit verlockt aber auch nicht dazu, öfters einen Halt einzulegen. Oder fast nur, wenn die Blase entleert werden möchte. Nach einem kleinen Abstecher zur Chimney Rock National Historic Site vergeht eine Stunde abwechselnd durch Halbwüste oder Farmland bis Alliance. Hier gibt es mal etwas kulturelles und wir schauen uns Carhenge an, eine der wenigen Sehenswürdigkeiten auf 200'000 km² Nebraska. Inspiriert von Stonehenge hat ein Einheimischer 1987 innert wenigen Tagen unter Mithilfe von Verwandten aus 38 alten Autos ein etwas spezielles Kunstwerk geschaffen. Die Stadtoberen waren wenig begeistert und wollten die Bulldozer vorbeischicken. Auf Proteste der Bevölkerung mit dem Argument, dass es im Umkreis von 100 Meilen nichts sehenswertes gäbe, liessen sich die Behörden umstimmen und zonten das Areal um.

Nach 220 Km Prärie seit Gering überlegen wir uns, ob wir wirklich wie geplant hier in Chadron NE übernachten wollen. Wir entschliessen uns, 180 km weiter in die Nähe des Mount Rushmore in South Dakota zu fahren. Je näher wir den Black Hills kommen, umso mehr war der Entscheid richtig beim Anblick der grünen Wiesen und Kiefernwäldern.


Black Hills

2012-06-04

Die Black Hills sind ein 4'000 km² grosses Gebiet und es liegt rund 1'000 Meter höher als die umgebende Prärie. Die vorwiegend mit Pinien dicht bewaldete Bergkette ist aus der Ferne betrachtet schwarz, weshalb sie bereits von den Sioux Indianern diesen Namen erhielt. Auffallend ist die grosse Anzahl von Campgrounds und Resorts in den Black Hills. Vor allem bei Familien mit Kindern scheint die Region als Feriendestination sehr beliebt zu sein.


Mount Rushmore SD

2012-06-05

Wohl jeder hat die in Fels gehauenen Köpfe mit den 4 zur Zeit der Erstellung berühmtesten Präsidenten schon einmal auf einem Bild oder in einem Film gesehen. Doch die wenigsten wissen wohl, dass sich dieses kolossale Kunstwerk in South Dakota befindet. Es zeigt die 18 Meter hohen Köpfe von George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Der Bildhauer Gutzon Borglum wurde während der Bauzeit von 1927 -1941 von insgesamt 400 Helfern und Arbeitern bei seinem Lebenswerk unterstützt. Kurz vor Vollendung verstarb er und sein Sohn beendete in den folgenden Monaten die Arbeit. Die geplante Erweiterung bis auf Taillenhöhe wurde nicht mehr ausgeführt.


Crazy Horse Monument

2012-06-06

Ein gigantisches Monument ist 14 Kilometer vom Mount Rushmore entfernt seit 1948 am Entstehen. 10 Millionen Tonnen Granit sind seither weggesprengt worden und fertiggestellt ist erst das Gesicht des Häuptlings Crazy Horse. Wenn es in diesen Tempo weitergeht, dauert es nochmals 100 Jahre. Aber dann könnte es das grösste Kunstwerk seiner Art mit 195 m Länge und 172 m Höhe sein.


Hill City - Badlands-Nationalpark - Murdo SD

2012-06-07

Äusserst attraktiv auf dem Weg durch die Prärie ist der kleine Umweg nach der Ortschaft Wall durch den Badlands-Nationalpark. Als Badlands werden enge und tiefe Errosionsrinnen in trockenen Gebieten bezeichnet. Es gibt sie an verschiedenen Orten der Welt und der Name kommt wohl daher, dass die Verwitterungslandschaft für die Siedler unbrauchbar war. Faszinierende geologische Formationen und dazwischen die grösste geschützte Grasprärie der USA entzücken uns auf den 50 km durch den Park. Leider wird das faszinierende Farbenspiel durch eine aufziehende schwarze Gewitterfront brutal unterbunden.


Murdo SD

2012-06-08

Wir bleiben noch einen Tag in Murdo und besuchen das Pioneer Auto Museum. Seit 1954 hat die Geisler-Family hier einiges zusammengetragen aus den letzten 100 Jahren. Vom Kindervelo über Motorräder, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und über 250 Personenwagen steht alles in vollgepferchten Baracken oder offenen Unterständen. In ihrer Kollektion finden sich einige Raritäten, leider jedoch ist das meiste in unrestauriertem Zustand.


Murdo - Mobridge SD

2012-06-09

Hauptwirtschaftszweig in South Dakota ist Getreideanbau und Rinderhaltung. Im flachen Gelände Getreide und wenn es zu uneben ist Rinder, Pferde und auch mal Bisons. So präsentiert sich die Gegend seit Nebraska auf den letzten 1'000 Kilometern mit wenigen Ausnahmen sehr eintönig.

In Pierre, der Hauptstadt und mit 14'000 Einwohnern bereits eine der grösseren Städte des Bundesstaates South Dakota, müssen wir natürlich nur schon des Namens wegen einen Halt einlegen. Nicht dass der Ort hässlich wäre, aber ausser dem State Capitol finden wir nichts sehenswertes. Leicht frustriert fahren wir weiter bis nach Mobridge, welches immerhin in einer reizenden Graslandschaft am Missouri River gelegen ist.


Mobridge SD - Bismarck ND

2012-06-10

Am Bild beidseits der Strasse ändert sich nichts. Auch North Dakota ist ein Agrarstaat und hat weniger als 4 Einwohnern pro Km² wie auch South Dakota. Die Einwohnerzahl ist aktuell mit 670'000 tiefer als anno 1930, weil Hochschulabgänger mangels höher qualifizierten Arbeitsplätzen zur Abwanderung gezwungen sind.

Bei Cannon Ball ist ein Pow-Wow im Gange. Leider können wir mit unserem grossen Ding nicht parkieren, aber für ein paar schnelle Fotos reicht es gerade noch. Ein Pow-Wow ist ein Treffen verschiedener Indianerstämme zur Pflege von Kontakten und der indianischen Kultur. Das war auch schon die einzige Abwechslung auf den Landstrassen in North Dakota auf dem Weg nach Bismarck.


Bismarck ND

2012-06-11 to 2012-06-12

Bismarck ist die Hauptstadt von North Dakota und mit 61'000 Einwohnern nach Fargo die zweitgrösste Stadt im Bundesstaat. Hier ist nicht einmal das State Capitol sehenswert. Die Biederkeit des Gebäudes passt aber irgendwie zu North Dakota. Immerhin ist es mit 74 Metern das höchste Gebäude im Bundesstaat und schon von weitem sichtbar.

Bei der Ankunft sahen wir zufällig noch den Abschluss einer Classic Car Show auf der Main Street. Das war es dann schon an Fun und Action für die nächsten 2 Tage. Nach der langen Reise durch die Prärie hätten wir von der Hauptstadt eines Bundesstaates erwartet, dass sich wenigstens kulinarisch in Form eines netten Lokals mit einem kreativen Koch etwas anbieten würde. Weit gefehlt. Die im Internet, in Reiseführern und beim Fahren durch die Stadt gesichteten rund 60 Restaurants sind ausnahmslos Kettenbetriebe. Nicht mal die politische Elite scheint höhere Ansprüche ans Essen zu stellen. Immerhin gibt es ein Hibachi, hier als Japanese Steakhouse bezeichnet, welche wegen der Show des Kochs bei den Amerikanern beliebt ist.


Bismarck - Belcourt ND

2012-06-13

Jetzt geht es zügig nordwärts Richtung Canada auf der US-83. In Rugby bemerken wir aufgrund eines unscheinbaren Steinmonuments, dass wir uns am geographischen Zentrum von Nordamerika befinden. Bei dieser Gelegenheit schauen wir in unser Logbuch und stellen fest, dass wir uns, ohne riesige Umwege gemacht zu haben, seit Las Vegas bereits wieder um 4'000 Kilometer fortbewegt haben.

In Dunseth zeigt sich an einem Kunstwerk aus Auto-Felgen, dass wir in den Turtle-Mountans angelangt sind. Hier übernachten wir dann auf dem Parkplatz eines Indianer-Casinos in Belcourt. Dies ist zwar gratis, aber trotzdem nicht billig, weil wir 3-mal soviel verspielen, wie der Standplatz wert war.


International Peace Garden

2012-06-14

Ein kurzer Trip heute bis zum Grenzübergang nach Kanada. Zwischen den beiden Grenzposten ist der Eingang zum 1932 gegründeten International Peace Garden. In diesem 946 Hektaren grossen Park auf der Grenze zwischen dem Bundesstaat North Dakota und der Provinz Manitoba übernachten wir im Campground vor dem morgigen Grenzübertritt. Entweder sind wir zu früh dran oder die Natur zu spät. Vieles liegt noch brach oder ist erst vor kurzem angepflanzt worden. Wir können aber erahnen, wie prachtvoll es in etwa einem Monat aussehen wird.


Peacegarden - Brandon MB

2012-06-15 to 2012-06-16

Wieder einmal ein äusserst angenehmer Grenzübertritt. Ein netter Schwatz mit der Beamtin, Stempel in den Pass, und das war es dann auch schon. Wir fahren bis nach Brandon, welches mit etwas mehr als 50'000 Einwohnern bereits die zweitgrösste Stadt der Provinz Manitoba ist. Mehr als gute Einkaufsmöglichkeiten, um die Vorratskammer aufzufüllen, bietet der aber Ort nicht.


Brandon MB - Saskatoon SK

2012-06-17 to 2012-06-20

Das Wetter macht es mir leicht oder zwingt mich dazu, wie man es nimmt, gleich ein paar Tage zusammenzufassen. Wenige Kilometer nach Brandon biegen wir links ab auf den Yellowhead-Highway. Die dicke Wolkendecke macht die Prärie-Landschaft auch nicht attraktiver. Die Niederschläge werden immer heftiger und bei Yorkton gehen wir runter vom Highway in einen Campground. Seit dem 10. November in Puerto Penasco nehmen wir erstmals wieder einen Regenschirm in die Hand. Bevor wir im Schlamm versinken, fahren wir am nächsten Morgen aus dem Campground nach Saskatoon. Mit über 200'000 Einwohnern ist es die grösste Stadt der Provinz Saskatchewan. Saskatoon macht auf den Besucher einen sauberen und sympathischen Eindruck. Aber auch bei Sonnenschein und damit in einem besseren Licht betrachtet wäre Saskatoon mangels Sehenswürdigkeiten kaum einen Umweg wert.


Saskatoon SK - Lloydminster - Cold Lake AB

2012-06-21 to 2012-06-22

Weiter nordwärts verlassen wir langsam die Prärie und fahren vorbei an borealen Nadelwäldern oder saftigen Wiesen mit weidendem Alberta Beef. Nur ab und zu eine kleinere Ortschaft wie Lloydminster, wo wir übernachten. Am nächsten Tag geht es weiter nach Cold Lake am gleichnamigen See. Seit mindestens einem Jahr haben wir nirgends vorreserviert und immer einen Platz gefunden. Wegen dem Wochende und dem endlich schönen Wetter in dieser Region sind sogar die zwei sehr grossen Campgrounds am See bereits am Freitag nachmittag voll. Auch in der weiteren Umgebung findet sich nichts und wir stellen uns bereits darauf ein, zum ersten Mal auf einem Walmart-Parkplatz zu nächtigen. Da sehen wir beim Tourist Office noch einen von der Hauptstrasse her abgesperrten Platz, welcher der Stadt gehört und offiziell geschlossen worden sei. Von der Seite her kommen wir über einen holperigen Weg rein und stellen erfreut fest, dass Wasser und Strom noch nicht abgestellt worden ist. Wir bleiben 3 Tage, werden weder weggeschickt noch kommt jemand zum Einkassieren vorbei.


Cold Lake AB

2012-06-23 to 2012-06-24

Nebst dem Tourismus sind die Air Force Base und die Ölindustrie die bedeutensten Arbeitgeber der Region. Cold Lake befindet sich am Südost-Zipfel des riesigen Athabasca-Ölfelds. Auf der mehr als 3-fachen Fläche der Schweiz und einem geschätzten Vorrat von 1,7 Billionen Barrels befinden sich hier ein Drittel der weltweiten Ölsand-Vorkommen. Die Produktion ist aufwändiger als die herkömmliche Förderung und ökologisch sehr umstritten. Die Meinungen gehen extrem auseinander von völlig unbedenklich bei den meisten Einheimischen bis zur irreparablen Zerstörung des Ökosystems bei den Umweltschützern. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Am Samstag und Sonntag sind wie bei Betty und Andy zum Nachtessen eingeladen. Andy war viele Jahre auf der Canadian Air Force Base in Lahr stationiert. Als passionierter Curler hat er oft in Arlesheim und anderen Hallen in der Schweiz gespielt. Thank you so much for your hospitality.


Cold Lake - Athabasca - Edmonton - Hinton AB

2012-06-25 to 2012-06-27

Viel zu berichten von diesen 3 Tagen gibt es nicht, obwohl wir von Cold Lake westwärts bis nach Hinton immerhin 700 km gefahren sind. Nach der 1. Übernachtung in Athabasca bieten sich am nächsten Tag in Acheson am Rand von Edmonton immerhin spezielle Einkaufsgelegenheiten. Der Sunterra Market hat Produkte der Valbella Gourmet Foods wie Bündnerfleisch oder Rohessspeck im Angebot. Valbella stellt in Canmore (nahe Banff) mit Schweizer Metzgern das gesamte Sortiment einer CH-Metzgerei her und erst noch in Top-Qualität. Da lässt man locker die nordamerikanischen „Futter-Stationen“ links liegen. Den Vorrats-Speicher aufgefüllt geht es auf dem Yellowhead-Highway weiter in Richtung Rocky Mountains bis nach Hinton. Je näher wir den Rockies kommen, desto dichter bewaldet ist die Gegend. Schon bald nach Edmonton sieht man nur noch selten einen Landwirtschaftsbetrieb oder ein kleines Dorf.


Hinton - Jasper AB

2012-06-28

Nun geht es für die nächsten 2 Wochen in die berühmten kanadischen Rockies. Leider macht uns das Wetter gar keine Freude. Bereits seit Wochen ist viel Regen gefallen und zusammen mit der Schneeschmelze sind die Seen kurz vor dem Überlaufen. Wir hoffen auf die Richtigkeit der Wetterprognosen, welche von Tag zu Tag weniger Regen und mehr Sonnenschein versprechen.

Der Kontakt mit der grossen weiten Welt wird für diese Zeit etwas schwierig, das heisst wir sind kaum zu erreichen. In den Nationalparks gibt es nur die Park-Campgrounds, welche meist wunderschön gelegen, jedoch nur über eine rudimentäre Infrastruktur verfügen. Wir werden deshalb in Jasper, Lake Louise und Banff nach WiFi-Hotspots Ausschau halten müssen.

Die Plätze in den Campgrounds in Jasper und Lake Louise haben wir dank einem Hinweis von Andy vor einer Woche gebucht. In der Ferienzeit und erst recht an Wochenenden sind die freien Plätze schnell weg. Und dann wird es problematisch, weil Campen am Strassenrand oder Parkplätzen von der Parkverwaltung nicht toleriert wird. Und aus dem Park geschickt zu werden, ist alles andere als lustig. Die 4 zusammenhängenden Nationalparks Jasper, Banff, Yoho und Kootenay sind nämlich flächenmässig halb so gross wie die Schweiz.


Miette Hot Springs

2012-06-29

Da es in den nächsten Tagen sonniger werden sollte, verschieben wir die Seilbahn auf den Mt. Whistler und den Bootstrip auf dem Manigle Lake auf später. Eigentlich ist heute der richtige Tag etwas zu unternehmen, bei dem man sowieso nass wird. Da River-Rafting nichts für uns ist, bleiben nur die Hot Springs. Bei der Fahrt durch das reizvolle Fiddle Valley zeigt sich wider Erwarten öfters mal die Sonne und wir werden beim entspannenden Bad in der Miette Hot Springs nicht von oben auch noch nass. Das minerallienreiche Wasser sprudelt hier mit 54° aus der Quelle und muss auf 39° gekühlt werden, bevor es in die Pools geleitet wird.


Athabasca Falls, Mount Whistler

2012-06-30

Für den laufenden Tag waren gestern Exkursionen zum Mount Whistler und Maligne Lake ausgebucht. Für diese Jahreszeit üblich und auch nicht verwunderlich, wenn man sich die Besucherzahlen vor Augen hält. Beim Jasper NP sind es über 2 Mio und beim Banff NP sogar über 5 Mio pro Jahr. Für die Erstbesucher von Kanada’s Westen sind die Rockies quasi ein Muss.

Um nichts zu verpassen, hatten wir deshalb für heute den Tramway und für übermorgen die Bootsfahrt gebucht.

Nach einem Abstecher zu den Athabasca Falls und vorbei am Mount Edith Cavell haben wir bezüglich Wetter immer noch auf eine Wende zum besseren gehofft. Leider vergebens und bei der nachmittäglichen Bergfahrt auf den Mount Whistler ärgern wir uns über die Wetterfrösche und uns selbst. Oben angekommen haben wir nach 5 Minuten vom trüben Panorama genug gesehen. Aber weil jedermann vorgebucht hat, kommt jede Kabine gefüllt oben an und wir dürfen für die Talfahrt eine knappe Stunde anstehen. Und für dieses Erlebnis haben wir auch noch soviel ausgegeben, wie eine sehr gute Flasche Wein im Restaurant gekostet hätte. Da hätten wir wenigstens Sonne im Glas gehabt, aber dann vielleicht auch eine trübe Sicht.


Jasper AB, Canada Day

2012-07-01

Zwei Mal haben wir den Canada Day bereits verpasst, dieses Jahr hat es geklappt. Der Anlass startet in Jasper mit der in Nordamerika quasi obligatorischen Parade durch das Zentrum. Nebst musikalischen Gruppierungen präsentieren sich dabei die Behörden, Vereine und andere zu Fuss, beritten oder auf dekorierten Wagen der Bevölkerung. Anschliessend finden den ganzen Tag verschiedenste sportliche und musikalische Veranstaltungen für Jung und Alt statt sowie BBQ und Beer Garden. Immer wieder bewundern wir die Freude und den Stolz der Einheimischen, wenn sie unaufgefordert und spontan „Happy Birthday Canada“ rufen. Mit erst 145 Jahre Jahren ist Kanada noch eine recht junge Nation. Einzige erkennbare Gemeinsamkeit zu einer 1. August Feier ist das Feuerwerk. Und die 1. August-Reden unserer Politiker wären sowieso das letzte, welches wir vermissen würden.


Jasper AB, Maligne Lake

2012-07-02

Zu den schönsten Fleckchen im Jasper Nationalpark gehört der Maligne Lake. Er bietet dem Besucher bei schönem Wetter ein wahres Postkartenpanorama. Der langgestreckte türkisblaue Gletschersee mit der winzigen Insel „Spirit Island“ in der Mitte ist ein sehr beliebtes Motiv für Maler und Fotografen. So richtig zur Geltung kommt alles natürlich nur bei entsprechenden Lichtverhältnissen. Und da haben wir mit der vor 3 Tagen gebuchten und alles andere als billigen Bootstour erneut Pech. Kein Sonnenstahl dringt durch die dichte Wolkendecke.


Jasper - Lake Louise

2012-07-03

Der 230 Km lange Icefield Parkway von Jasper nach Lake Louise ist eine der schönsten Panorama-Strassen der Welt. Entlang der Bergkette der Rocky Mountains reiht sich ein tüskisfarbener See an den anderen. In ihrem Wasser spiegeln sich die dunklen Nadelwälder und die gezackten Gipfel der umliegenden Berge. An den Hängen und zwischen den Bergen riesige Gletscher und an den Bergflanken stürzen sich Wasserfälle ins Tal.

Auf all dies müssen wir heute verzichten. Statt besser wie prognostiziert ist das Wetter von Tag zu Tag schlechter geworden. Und ausgerechnet heute erwarten uns die miesesten Bedingungen mit dichten Wolken, Nebel und heftigem Regen. Weil alles ausgebucht ist und wir vorreservieren mussten, gibt es auch keine Möglichkeit, die Abfahrt zu verschieben. Auch eine spätere Ankunft und Übernachtung unterwegs geht nicht, weil es auf der langen Strecke nur kleine Campgrounds für Zeltler hat.

In der Mitte der Strecke befindet sich der Athabasca Glacier, eine Zunge des riesigen Columbia-Icefields, welches eine Fläche von 325 km² bedeckt und bis zu 350 Meter dick ist. Busähnliche Fahrzeuge mit Big-Foot-Reifen bringen die Touristen auf den Gletscher. Wir waren vor Jahren in den Ferien schon mal oben. Gerne wären wir nochmals gegangen, aber Regen, Kälte und die trübe Sicht machen uns den Verzicht leicht. Als Trostpflaster bekommen wir dafür später beim Bow Lake aus kurzer Distanz einen jungen Grizzly vor die Linse.


Lake Louise-Yoho NP-Takakkaw Falls-Emerald Lake

2012-07-04 to 2012-07-05

Lake Louise ist eigentlich ein unscheinbarer Ort mit etwa einem Dutzend Hotels, Lodges oder Inns und dazugehörendem Restaurant, einer Einkaufsmall mit 5 Läden sowie 3 Tankstellen. Wegen dem bezaubernden See und den berühmten Ski-Weltcup-Pisten am Merlin Ridge ist der Ort weltberühmt. Von Seiten der Regierung und der Park-Verwaltung wird jegliche Expansion zum Schutz der Natur unterbunden. Die Bevölkerungszahl bewegt sich unterhalb von 1'000 Einwohnern. Wie in Jasper ist auch hier die Wohnsitznahme nur für im Dorf Erwerbstätige möglich.

Das Wetter ist fast stündlich besser geworden, sodass wir Ausflüge in den benachbarten Yoho-Nationalpark, zum Emerald Lake und vieles mehr unternehmen können.


Bow Lake - Peyto Lake

2012-07-06

Strahlend blauer Himmel und wir fahren deshalb 40 Kilometer zurück auf dem Icefield Parkway bis zum Bow Lake. Was für ein Anblick beim Vergleich mit den Bildern von vorgestern. Auf der Rückfahrt noch ein Abstecher zum Peyto Lake, Herbert Lake und weiteren faszinierenden Seen.


Lake Louise - Moraine Lake

2012-07-07

Es ist Wochenende und durch Lake Louise wälzt sich eine unglaubliche Blechlawine. Lake Louise ist ein Muss für alle Reise-Veranstalter und auch für die Individual-Touristen. Ab Freitag kommen dann noch die Weekend-Ausflügler aus Calgary und Edmonton. Der riesige Parkplatz ist schnell besetzt und dann wird mindestens einen Kilometer hangabwärts im Graben der schmalen Strasse parkiert. Das gleiche gilt auch für den nahe gelegenen Moraine Lake. Und dabei gibt es in der Region Dutzende von Gletscherseen, die nicht minder bewundernswert sind.


Banff

2012-07-08 to 2012-07-09

Wir verschieben uns eine knappe Autostunde weiter nach Banff, einem ausgesprochen hübschen Ort inmitten einer beeindruckenden alpinen Landschaft. Mit Ausnahme des 1888 errichteten Fairmont Banff Springs Hotels sieht man keine überdimensionierten Hotelpaläste und Betonbunker. Die Verwendung natürlicher Materialien und Farben sowie die Anzahl Stockwerke scheint reglementiert zu sein. Ob Sommer- oder Wintertourismus, Banff muss mit dieser grandiosen Umgebung, den endlosen Wäldern und klaren Seen, sowie allen erdenklichen Sportmöglichkeiten keinen Vergleich mit den berühmten Stationen in den Alpen scheuen. Allerdings entspricht auch das Preisniveau demjenigen von Zentren wie Zermatt oder St. Moritz.


Banff

2012-07-10

Wahrscheinlich ist auch der hinterste Winkel in dieser Region noch einen Besuch wert, aber speziell empfehlenswert ist bei schönem Wetter die Fahrt mit der Seilbahn von Banff auf die Spitze der Sulphur Mountains. Der phantastische Blick auf Banff und den Bow River, die Gipfel der Rockies und die Täler rundherum ist umwerfend.


Banff

2012-07-11 to 2012-07-12

Nach der Erschliessung des Westens durch die Eisenbahn wurden durch die Canadian Pacific Railway Company, wie an vielen anderen attraktiven Orten auch, in Lake Louise und Banff Hotels für die zahlungskräfige Kundschaft gebaut. Das jetzige Hotel wurde nach einem verheerenden Brand 1926 im Stil eines schottisches Castle wieder aufgebaut. Schon bald nach der Eröffnung der prestigeträchtigen Häuser in Banff und Lake Louise badeten wohlhabende Gäste in den heissen Quellen, erfreuten sich an den vielen Tieren und der Bergwelt oder erklommen die Gipfel mit Schweizer Bergführern.


Banff - Calgary

2012-07-13

Es zieht uns nach Calgary, der momentanen Hauptstadt der Cowboys und nach Angaben der Veranstalter grössten Freiluft-Veranstaltung der Welt. An einer 1886 erstmals durchgeführten Landwirtschafts-Ausstellung wurde ab 1912 auch noch ein Rodeo durchgeführt. Daraus ist in den einhundert Jahren seit der ersten Stampede ein Event mit 1,5 Millionen Besuchern entstanden. Zum landwirtschaftlichen Teil sind in den Jahren noch andere Ausstellungen, Konzerte und ein Rummelplatz auf dem riesigen Gelände dazugekommen. Der Anlass dauert 10 Tage und jeden Nachmittag findet eine Rodeo-Show und Abends das Rangeland Derby statt. Wir hatten vor 2 Monaten Glück, dass wir die letzten 2 freien Nächte in einem Campground im Umkreis von 20 Km um Calgary ergattern konnten. Und gleichzeitig auch noch die letzten Tickets, wenn auch nur im äussersten Sektor der Tribüne, für die 2 Veranstaltung buchen konnten.


Calgary Stampede, Rangeland Derby

2012-07-14

Am Abend geht es voller Erwartungen ans Rangeland Derby. Höhepunkt sind zweifellos die Planwagen-Rennen. Wir fühlen uns vom horrenden Tempo her an das Wagenrennen in Ben Hur erinnert. Nur dass hier mit fairen Mitteln um den Sieg gekämpft wird. Nach dem Finalrennen wird von einem Monster-Traktor eine grosse Bühne zentral vor die Zuschauertribüne gezogen. Die kommenden eineinhalb Stunden bieten für alle etwas. Zuerst eine Show mit Akrobatik und Gesang von und für Kinder. Dann folgt eine hochklassige und farbenprächtige Zirkusvorführung im Stile des Cirque du Soleil. Den Abschluss bildet dann ein Country-Rock-Konzert mit dem Höhepunkt eines fantastischen Feuerwerks im Rhythmus der Musik. Leider hat es in der Mitte der Show angefangen zu regnen und wir haben nur einen winzig kleinen Schirm bei uns. Ein Stativ haben wir auch nicht bei uns und so lassen sich natürlich keine brauchbaren Nacht- und Feuerwerksbilder schiessen. Aber trotz verwackelten und unscharfen Pictures und dem Regen war es ein ganz toller Abend.


Calgary Stampede, Rodeo

2012-07-15 to 2012-07-16

Sonntag nachmittag steht das berühmte Rodeo auf unserem Programm. Sicher ein einmaliges Erlebnis für jeden, der noch nie ein Rodeo besucht hat. Die einzelnen Wettbewerbe stammen aus dem Arbeitsalltag eines Cowboys, mit Ausnahme wohl des Bullenreitens. Heute ist Finaltag und die Sieger der einzelnen Disziplinen erhalten einen Check über 100'000 Dollar. Soviel lässt sich an keinem anderen Rodeo verdienen. Umso härter wird gekämpft um jede Zehntelsekunde, die sich der Reiter länger auf dem Rücken des Pferdes oder des Bullen halten kann. Auch heute beginnt es wieder und erst noch immer heftiger zu regnen. Die Akteure scheint der Schlamm nicht zu stören und wir Zuschauer haben trotz Regen viel Spass am Gebotenen.

Am Montag stört uns der Regen nicht mehr. Wir bleiben zu Hause, möchten relaxen und ich ärgere mich masslos über das WiFi. Es lässt sich kaum eine Verbindung aufbauen und wenn, so etwa nach 20 – 50 Versuchen, ist dann mal eine Seite da. Kurzes Hurra und erneute Wut, da beim Klick auf die nächste Seite die Verbindung bereits wieder unterbrochen ist. Und dies nach 2 Wochen in den Nationalparks ohne Internet.


Olds AB

2012-07-17 to 2012-07-18

Wenn wir in Calgary sind, zieht es uns wegen ganz besonderen Erinnerungen nach Olds. Vorgestern vor 3 Jahren sind wir hier angekommen und haben nach dem für uns geeigneten Truck und Trailer gesucht und die letzten Vorbereitungen für unsere Reise getroffen. 14 Tage später war es dann soweit und wir konnten einen blitzsauberen Start hinlegen. Jedes Mal freuen wir uns auch, Beat und Clivia sowie ihre Jungs zu treffen, welche uns vor dem Start mit Rat und Tat hilfreich zur Seite gestanden sind. Sie haben enorm viel dazu beigetragen, dass die 2 RV-Greenhorns gut ausgerüstet und mit dem nötigen Wissen versehen auf die Strasse gelassen werden konnten. Das Wiedersehen wird mit einer typischen Schweizer-Spezialität, einem Fondue Chinoise gefeiert.


Olds - Waterton Nationalpark

2012-07-19 to 2012-07-20

Mit fast 400 km machen wir einen grossen Gump südwärts an die Grenze zur USA. Dort befindet sich ein weiteres Juwel der Kanadischen Rockies, der Waterton Lakes Nationalpark. Er schliesst an den Glacier Nationalpark auf der anderen Seite der Grenze an. 1932 wurden sie zum ersten International Peace Park und 1995 gemeinsam zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Da der Park etwas abgelegen und keine Hauptverkehrsachse in der Nähe ist, betragen die Besucherzahlen ein Bruchteil derjenigen des Banff oder Jasper NP. Dies macht den Park jedoch noch attraktiver.

Nach dem Parkeingang kurz vor Waterton Village befindet sich eines der meistfotografierten Hotels Kanadas. Das auf einer Anhöhe vor einer traumhaften Kulisse gelegene Prince of Wales Hotel ist eines der legendären Eisenbahnhotels im Westen Kanadas. Bei Zimmerpreisen von 250-300 Dollar entfallen etwa 2 Drittel auf das atemberaubende Panorama. Dies, weil die Zimmer keine 100 Dollar wert sein sollen, da sie weder über A/C, TV, Radio, Internet, Minibar noch sonst eine Errungenschaft der letzten Jahrzehnte verfügen. Pech für diejenigen, welche einen verregneten Aufenthalt haben.


Waterton NP, Red Rock Canyon + Cameron Lake

2012-07-21

Der Waterton NP ist der kleinste der kanadischen Nationalparks und so sind die Highlights schnell erreichbar. Eines ist sicher der Red Rock Canyon mit den eisenhaltigen roten Felsen, umgeben von einer malerisch grünen Vegetation. Ein weiteres ist die Fahrt durch subalpine Wälder zum idyllischen Cameron Lake.

Wie leicht sich Wildlife und Tourismus in die Quere kommen, zeigt folgende Episode. Wir halten auf einer kleinen Holzbrücke an, um die wilde Flusslandschaft zu fotografieren. Da kommt uns ein Schwarzbär entgegen, welcher gerne trockenen Fusses ans andere Ufer gelangen würde. Vermutlich weil der Motor noch läuft, verlässt ihn 3 Meter vor unserem Auto der Mut und er kehrt um. So schnell gibt ein Bär nicht auf und er versucht es noch zweimal, an uns vorbei auf die andere Seite zu kommen. Nach dem dritten Mal gibt er auf und geht das Bord runter und watet durch den Bach ans andere Ufer.


Waterton NP, Waterton Lake

2012-07-22

Namensgebend und Mittelpunkt des Parks ist der elf Kilometer lange Waterton Lake. Eine sehr beliebte und lohnenswerte Sache bei schönem Wetter ist die Bootsfahrt ans andere Ende des Sees. Dort angekommen führt zwar keine Strasse weiter, die 2 US-Ranger lassen jedoch nur US- und Canadien-Citizens die USA betreten. Mitten durch den See verläuft die Grenze zwischen Kanada und den USA. Der Grenzverlauf ist sehr gut erkennbar an einer breiten Schneise durch den Wald beidseits des Sees. Festgelegt im Grenzvertrag zwischen den zwei Nationen muss dieser Streifen periodisch abgeholzt werden.


Waterton - Jaffray BC

2012-07-23 to 2012-07-24

Die nächsten 2 Nächte sind wir auf dem Campground eines Golfplatzes in Jaffray im Süden der Kootenay Rockies. In Nordamerika trifft man öfters auf Golfplätze mit angrenzendem RV-Park. Fast ausnahmslos sind sie grosszügig und hübsch angelegt am Rande des Golfplatzes und genauso gepflegt wie diese. Viele Golfer verbringen auf solchen Plätzen die Weekends oder sogar ihre Ferien. Die Bewegungsmuffel unter ihnen schätzen auch, dass der Golfcart direkt vor der Türe steht und kein Schritt zuviel gemacht werden muss. Auch als Nicht-Golfer ist man fast immer Willkommen auf diesen Plätzen.


Jaffray - Kimberley BC

2012-07-25 to 2012-07-26

Seit Wochen kein auch nur halbwegs brauchbares WiFi in den Campgrounds und auch das Handy-Netz ist löchriger als ein Emmentaler. Ausserhalb von grösseren Ortschaften hilft nur ein Satelliten-Telefon. Und gerade jetzt in der Ferienzeit wären Vorreservationen, vor allem für die Wochenenden, ungemein wichtig. So bewegen wir uns halt auf gut Glück vorwärts und stehen wieder einmal frustriert in einem Campground-Office in Kimberley. Statt den gewünschten 5 Nächten hat es für uns nur einen Platz bis am Samstag. Da wäre zwar das 26 noch frei, aber nur für maximal 25 Foot-Trailer. Wir buchen halt mal die 3 Nächte und beim Reinfahren sehen wir, dass die 26 unbesetzt ist. Ergo begutachten wir schnell, von welcher Seite und Fahrtrichtung es machbar sein könnte. Wir sehen nur eine Möglichkeit und versuchen es gleich. Auf dem letzten Drücker schaffen wir es wirklich. Mit stolzgeschwellter Brust gehe ich zurück ins Office und ich bluffe bei der jungen Lady, dass die Einfahrt zwar sehr eng, aber für einen erfahrenen 5th-Wheeler auch mit einem 34 Foot-Trailer keine unlösbare Challenge sei.

Bei unserem Besuch vor 14 Jahren wurde Kimberley noch als Oberbayern in den Rockies vermarktet. Das scheint vorbei zu sein. Selbst am Wochenende schlendern nur einige wenige Touristen über das „Platzl“. Und die 3 Gasthöfe am Platzl haben nebst ein paar bayerischen auch die nordamerikanischen „Spezialitäten“ auf der Karte.

Ein kulinarischer Lichtblick in rustikalem Ambiente bietet das „Old Bauernhaus“ leicht ausserhalb auf dem Weg zum Skiresort. 2 junge Deutsche haben das über 350-jährige Bauernhaus aus der Umgebung von München demontiert und 1989 hier wieder aufgebaut.


Kimberley, Fort Steele

2012-07-27 to 2012-07-28

Ab 1864 Goldgräberstadt, in den 1890ern bedeutende Silber-, Blei- und Kohlefunde, ab 1910 Geisterstadt und seit 1969 ein Museum. Das ist die Geschichte von Fort Steele in geraffter Form. Zum Niedergang kam es ab 1898, als die erwartete Bahnstation der Canadian Pacific Railway nicht hier, sondern in der noch unbedeutenden Siedlung Cranbrook errichtet wurde. Die Gründe für die kurzfristige Linienänderung lagen bei den durch Spekulanten in die Höhe getriebenen Grundstückpreisen in Fort Steele sowie Bestechung und Erpressung.

Auch hier hat sich seit unserem Besuch 1998 baulich nichts verändert. Kein Gebäude ist dazugekommen und die Besucherzahlen scheinen schwer rückläufig zu sein.


Kimberley BC

2012-07-29 to 2012-07-31

Ganz Nahe dem Zentrum von Kimberley muss unbedingt „Nina’s Hillside Garden“ besucht werden. Nina aus dem Tirol und Roland aus Ins im Berner Seeland sind schon viele Jahre pensioniert und haben hier ein Bijou von einem Gartencafé errichtet. Um ihr das Heimweh zu nehmen, hat er den steilen Hang mit selbst geschreinerten Chalets, Wasserfällen und Teichen verziert. Mit viel Enthusiasmus bewirten sie in den Sommermonaten und nur über Mittag ihre Gäste in einem paradiesischen Garten. Es gibt nur ein einziges täglich wechselndes Menu und dass dieses Anklang findet zeigt sich daran, dass der Rekord bei 120 Portionen liegt.

Morgens und Abends trifft man in den Grünanlagen und Vorgärten in Kimberley immer wieder auf Rehe und Hirsche. Was für die Besucher toll ist, ist für die Bewohner zur Plage geworden. Sie müssen sich einhagen, um ihren Garten zu schützen. Da sich das Wild nicht mehr vertreiben lässt und auch schon aggressiv geworden ist, sind im Frühjahr 200 Stück zum Abschuss freigegeben worden. Gebracht habe es anscheinend nichts, weil gleich die nächsten „Asylanten“ gekommen seien.


Fairmont Hot Springs, Spruce Grove

2012-08-01 to 2012-08-03

Seit Tagen wissen wir schon, dass der Campground ab heute ausgebucht ist. Da keine Stornierungen eingetroffen, sind müssen wir weiterziehen. 100 Km weiter in Fairmont Hot Springs finden wir im Spruce Grove ein superschönes Plätzchen an einer idyllischen Flusslandschaft. Leider auch wieder nur für 2 Tage aber mit der grossen Hoffnung, dass in diesem grossen Campground sonst etwas frei wird.


Fairmont Hot Springs Resort

2012-08-04 to 2012-08-07

Einen Tag konnten wir im Spruce Grove noch verlängern, dann mussten wir dislozieren ins Hot Springs Resort. Da auch dieser Platz so gut wie ausgebucht ist sowie wegen einem unflexiblen Buchungssystem müssen wir fast jeden Tag den Standplatz wechseln. Immerhin verfügt auch dieser Campground über Cable-TV-Anschlüsse, sodass wir nichts von der Olympiade in London verpassen. Seit wir in Kimberley weg sind, haben sich die Rückenschmerzen (siehe Bericht 18.08.) verstärkt und die dort erhaltenen Schmerzmittel sind so gut wie wirkungslos. Am Freitag halte ich es nicht mehr aus und wir fahren ins 25 Km entfernte Invermere ins District Hospital. Nach geschlagenen 3 Stunden bekomme ich endlich die heiss ersehnte Spritze und 4 Morphin-Tabletten. Ich sitze oder liege nur im Trailer rum und kann Hedy bei der täglichen Disloziererei nicht helfen. Ist nicht weiter schlimm, unsere Nachbarn kümmern sich rührend um sie und gehen sogar mit zum neuen Platz und schliessen alles wieder an.

Fairmont Hot Springs hat nur ein paar Hundert Einwohner. Als Feriendomizil ist es sehr bekannt wegen den heissen Quellen und den 3 Golfplätzen. Auch ich quäle mich hoffnungsvoll in kleinen Schritten und 4 Pausen die 50 Meter vom Auto bis ins 40° warme Wasser. Die Hoffnung ist schon bald verflogen und ich muss aus dem Wasser. Eisbeutel wären wohl das Richtige gewesen.


Fairmont Hot Springs Resort

2012-08-08 to 2012-08-10

Daniel + Yvonne mit ihrem Landrover Defender haben wir erstmals in Utah/Arizona und dann in Mexico in Puerto Penasco erneut getroffen. Während wir uns mehr westwärts orientieren, denken sie schon ein wenig an die Heimkehr und sind ostwärts unterwegs. Auf ihrem Weg nach Fernie machen sie spontan einen Umweg und besuchen uns für 2 Tage in Fairmont. Unsere Stimmung hebt sich markant, da wir in letzter Zeit nichts unternehmen und keine Abwechslung hatten. Ich lasse die Schmerzmittel weg, nehme zur Feier des Tages ein Glas Wein zum Essen und statt Tee genehmige ich mir einen Espresso und mit Daniel noch einen (oder waren es zwei?) Grappa. Jedenfalls schlafe ich ganz ordentlich und fühle mich so gut wie seit Tagen nicht mehr.


Fairmont Hot Springs - Golden - Yoho NP

2012-08-11 to 2012-08-12

Jetzt hat es für uns nur noch Platz im „Overflow“. Das sind Plätze ohne jegliche Anschlüsse und da wir hier in einem luxuriösen Resort sind, kosten auch diese immer noch CAD 30.— pro Nacht. Damit ist der Moment gekommen, um uns durch das Columbia Valley nordwärts nach Golden zu verschieben.

Bei Golden mündet der noch junge Kicking Horse River in den Columbia River und von den Rocky Mountains her kommt der Trans-Canada Highway. Auf diesem fahren wir als Sonntagsausflug in den Yoho Nationalpark bis nach Field und wieder zurück nach Golden. Den östlichen Teil von Field bis Lake Louise haben wir vor 5 Wochen von der anderen Seite her befahren. Die grandiose Bergwelt entlang der Flusslandschaft des Columbia River ist einfach traumhaft. Zurück in Golden möchten wir am liebsten umdrehen und dieses Panorama gleich nochmals geniessen.


Golden - Revelstoke BC

2012-08-13

Westwärts nach Revelstoke auf dem Trans-Canada Highway erwartet uns die nächste Panoramafahrt. Es geht durch den Glacier Nationalpark mit seinen 400 Gletschern und Eisfeldern. Und mitten drin über den berühmten Rogers Pass. 1886 wurde er von der Canadian Pacific Railway erschlossen, aber erst 1962 kam auch noch das Asphaltband des Highways den Pass hoch. Er ist zwar nur 1'323 Meter hoch, aber im Winter liegt alles unter einer über 2 Meter hohen Schneedecke und ist geschlossen, mit Ausnahme des Highways und der Eisenbahnstrecke. Infolge der heftigen Schneefälle sind Lawinen an den steilen Berghängen sehr häufig. Die Armee löst mit 105mm-Haubitzen kontrollierte Lawinen aus, um diese Gefahren für den Strassenverkehr zu beseitigen.


Revelstoke BC

2012-08-14 to 2012-08-15

Revelstoke ist eine nette Kleinstadt mit rund 7'000 Einwohnern am Columbia River zwischen den beiden langgestreckten Stauseen Revelstoke und Arrow Lake. Die alpine Umgebung bietet lohnenswerte Ausflugsmöglichkeiten in alle Richtungen. Mit dem neu errichteten Mountain Resort mit 52 Pisten sowie Heliskiing ist nun auch ein Winterangebot für die Touristen vorhanden.


Mount Revelstoke Nationalpark

2012-08-16 to 2012-08-17

Mount Revelstoke ist einer der kleinsten und trotzdem vielfältigsten Nationalparks dank seinen verschiedenen Vegetationsstufen. Vom Highway führt die kurvenreiche Strasse 26 Kilometer bis auf fast 2'000 M.ü.M. den Berg hinauf. Zuerst durch einen dichten, feucht-kühlen Regenwald und dann durch subalpine Nadelwälder. Auf dem Gipfelplateau erwarten den Besucher um diese Jahreszeit Hochgebirgsblumenwiesen in allen Farben und kleine Seen in tundraähnlicher Umgebung. Auch die Aussicht auf die umliegenden Bergketten und den Columbia River ist beeindruckend.


Warum nur heisst der untere Teil des Rückens "Kreuz"???

2012-08-18

Ein Leser unseres Blogs hat es bemerkt, dass wir nun schon 3 Jahre unterwegs sind und hat uns gratuliert. Wir waren darauf vorbereitet, dieses Ereignis gebührend zu feiern. Aber dann ist uns dies kräftig vermiest worden. Seit über 3 Wochen plagt mich ein Nerv, welcher mir von der Wirbelsäule in der Kreuzgegend bis in den Unterschenkel höllische Schmerzen bereitet hat. Tagelang wusste ich nicht wie Sitzen oder Liegen. Nur unter grössten Anstrengungen und Schmerzen konnte ich mich bis zur Toilette bewegen. Dank immer stärkeren Medikamenten hat der Schmerz nach und nach nachgelassen und ich konnte auch wieder gut schlafen. Dafür sind dann die Magenschmerzen vom Medikamenten-Mix gekommen. Seit einer Woche geht es mir ganz passabel und handicapiert bin ich nur noch beim Stehen. Nach etwa 50 Schritten muss ich mich hinsetzen und dem Nerv Zeit geben, sich wieder zu beruhigen. Die Schmerzmittel konnte ich vor 3 Tagen absetzen und nehme jetzt nur noch entzündungshemmendes und muskellockerndes Zeugs. Weitergehende Untersuchungen wie MRI oder CT können erst gemacht werden, wenn die Entzündung abgeklungen und sich der Nerv beruhigt hat. Zwei Mal war ich jetzt in der Physiotherapie und die Therapeutin meint, dass ich Geduld haben müsse und es noch 2 Monate bis zur vollständigen Heilung dauern könne.

Erschwert wurde meine Situation dadurch, dass wir uns in einer dünn besiedelten Region befinden und Spezialärzte nicht immer und überall verfügbar sind. Als weiteres mussten wir mehrmals mit unserem Trailer umziehen, weil Reservationen vorlagen und der Campground am nächsten Tag ausgebucht war. So ist immerhin Hedy endlich zum Fahren mit dem Trailer hintendran gekommen und sie hat es sehr gut gemacht.

Letztendlich sind diese Unpässlichkeiten der Grund, weshalb seit 4 Wochen keine neuen Berichte erschienen sind. Ich konnte mich nicht konzentrieren, weil meine Gedanken ganz woanders waren. Vermisst hat uns in der fernen Heimat aber kaum jemand. Die eh schön spärlichen Kontakte sind nicht häufiger geworden.


Revelstoke - Nakusp BC

2012-08-19 to 2012-08-20

Südwärts geht es nun dem Upper Arrow Lake entlang, bis die Strasse an der Shelter Bay zu Ende ist. Eine Autofähre bringt uns zur Galena Bay ans gegenüberliegende Ufer. Die Überfahrt ist kostenlos, weil dem Staat die Finanzierung der Fähre billiger kommt als Bau und Unterhalt einer Brücke. Am 232 km langen und oft nur wenige hundert Meter breiten Arrow Lake sind insgesamt 3 staatliche Fähren in Betrieb. Weiter fahren wir dann am Ostufer bis nach Nakusp. Das beschauliche Kleinstädtchen mit seinem hellen Sandstrand am klaren Wasser des aufgestauten Columbia River ist für viele ein Geheimtipp.


Nakusp - Sandon - Kaslo BC

2012-08-21

Bei Nakusp verlassen wir den Arrow Lake und durchqueren in südöstlicher Richtung die Selkirk Mountains bis nach Kaslo am Kootenay Lake. Unterwegs werfen wir einen kurzen Blick auf die Geisterstadt Sandon, einer ehemaligen Bergwerksstadt. Ende 19. Jh. soll es die grösste Stadt nördlich von San Francisco und westlich der Rocky Mountains gewesen sein. Heute stehen nur noch einige wenige Häuser, der Rest ist Naturkatastrophen zum Opfer gefallen.


Kaslo BC

2012-08-22

Kaslo ist idyllisch gelegen in den Bergen am Westufer des Kootenay Lake. Stolz des Ortes ist die „SS Moyies“, der letzte noch erhaltene Heckraddampfer dieser Baureihe. Von 1898 bis 1957 gehörte er zu einer Dampfer-Flotte, welche die Bergwerke und kleinen Ortschaften am Ufer des 100 km langen Sees versorgten.


Kaslo - Nelson BC

2012-08-23

Eine kurze Reise heute entlang dem Kootenay Lake ans Ende des Westarms nach Nelson. Die Stadt im victorianischen Stil gefällt uns auf den ersten Blick und wir buchen gleich für 4 Tage. Seit Wochen fahren wir nun westlich der Rocky Mountains durch verschiedene Täler in den Bergketten der Columbia Mountains. Dabei fällt immer mehr auf, dass wir kaum einen Ort kennengelernt haben, dessen Geschichte nicht mit dem Fund irgend eines Minerals beginnt. In den meisten Fällen war der Boom aber schon nach wenigen Jahren vorbei. Wichtigere Wirtschaftszweige in dieser Region sind heute Forstwirtschaft und Tourismus.


Nelson BC

2012-08-24 to 2012-08-26

Seit wir vor 6 Wochen Calgary verlassen haben, ist Nelson der erste Ort, der auch etwas städtisches an sich hat. Und seit letztem Jahr ist auch die 10'000 Einwohner-Grenze überschritten. Einige sind vielleicht deswegen zugewandert, weil Nelson für seine liberale Politik bekannt ist. So ist zum Beispiel der Verkauf von Marijuana in Coffee Shops geduldet. Dies erklärt uns dann auch die hippigen Typen im Strassenbild, welche man in dieser Provinzstadt eher nicht erwarten würde.

Rund 350 Gebäude aus der Boomzeit des Bergbaus sind in den letzten Jahren liebevoll restauriert worden. Mittelpunkt der lebhaften Stadt ist das denkmalgeschützte Zentrum um die Baker Street.


Nelson - Rossland BC

2012-08-27

Ungeplant stoppen wir für eine Nacht in Rossland in den Monashee Mountains. Das charmante Städtchen gefällt auf den ersten Blick, obwohl die Main Street momentan eine riesige Baustelle ist. Rossland ist bekannt für tolle Pulverschnee-Abfahrten von den umliegenden Gipfeln und im Sommer ist es die Mountain-Bike Hauptstadt Kanadas.


Rossland - Christina Lake BC

2012-08-28 to 2012-08-30

Durch eine bergige und dichtbewaldete Landschaft fahren wir bis zum Christina Lake, dem wärmsten Badesee Kanadas. Er ist etwa so gross wie der Walensee und die Durchschnittstemperatur liegt im Juli bei 23 Grad. Weit weg von einer grösseren Stadt ist der See auch in den Schulferien nicht sehr stark belebt und die touristische Infrastruktur ist bescheiden. Genau richtig für Leute, welche Ruhe suchen und keinen Rambazamba brauchen.


Christina Lake - Osoyoos BC

2012-08-31

150 Km westwärts der US-Grenze entlang und die Vegetation wird immer wüstenähnlicher. Verantwortlich dafür ist der letzte Ausläufer des niederschlagsarmen Grossen Beckens, welches weite Teile im Westen der USA umfasst. Der südliche Teil des Okanagan Valleys beim Osoyoos Lake ist deshalb extrem trocken und heiss. In den Sommermonaten steigt das Quecksilber regelmässig über 30 Grad und der Rekord liegt bei 42 Grad.

Bei der Einfahrt ins Tal offenbart sich ein überwältigenden Blick auf die Kleinstadt Osoyoos und den gleichnamigen See.


Osoyoos BC

2012-09-01 to 2012-09-03

Das milde Klima sowie die bezaubernde Landschaft haben den Lake Osoyoos in den letzten Jahrzehnten zu einer sehr beliebten Feriendestination sowie Alterssitz für Pensionäre gemacht. Aber auch dem Obst- und Weinbau behagen das warme Wetter im ganzen Okanagan Valley. Auf das vielfältige Wassersport-Angebot verzichten wir gerne und widmen uns lieber dem Besuch von ein paar Winerys. Nebst den guten Tröpfchen sind sie auch wegen der meist grandiosen Aussicht über die Weinberge und den See besuchenswert. Würde der Winzer auch noch französisch sprechen, kämen wir uns vor wie im Lavaux.


Osoyoos - Penticton BC

2012-09-04

Am Wochenende sind die Schulferien zu Ende gegangen und über die Hälfte der Feriengäste ist weg. Merken würde man es auch an den Campground-Gebühren, welche sich fast halbiert haben. Wir verschieben uns ein Stückchen talaufwärts nach Penticton, welches auf einem 6 km langen Landstreifen zwischen dem Okanagan Lake und dem Skaha Lake liegt. An letzterem plazieren wir uns direkt am sauberen Sandstrand und geniessen das schöne Wetter bei angenehmen 25 - 28°.


Penticton BC

2012-09-05 to 2012-09-08

Nicht nur wir fühlen uns sehr wohl hier. Auch die Salish-Indianern scheinen Gefallen an diesem Flecken zwischen den 2 Seen gefunden zu haben.

Penticton heisst in ihrer Sprache nämlich „Platz zum immer Bleiben“.

Der zentral gelegene Ort ist der Hub für Weintouristen, welche im Umkreis von einer Autostunde 88 Winzer besuchen können.

Und wie überall, wo es Weinberge und Winzer hat, ist auch hier das kulinarische Angebot äusserst vielfältig. Wir begegnen kreativen Küchenchefs sowie diversen europäischen Bäckereien und Metzgereien.

Nach den sehr dünn besiedelten Gegenden der letzten Wochen erscheint uns das Okanagan Valley bereits stark bevölkert. Der Eindruck täuscht sehr, da auf der halben Fläche der Schweiz nur leicht mehr als 350'000 Menschen leben. Dazu kommen dann je nach Saison noch zig-tausend Touristen.


Penticton - Kelowna BC

2012-09-09

Nächster Halt in Kelowna nach nur 80 Km seit Penticton. Das enorme Bevölkerungswachstum der letzten Jahrzehnte im Okonagan zeigt sich gut am Beispiel dieser Stadt. Innert 50 Jahren hat sich die Bevölkerung mehr als verzehnfacht auf 120'000 Einwohner und Kelowna ist zur grössten Stadt zwischen Calgary und Vancouver geworden. Das Ergebnis darf sich sehen lassen. Wir treffen auf eine grosszügig angelegte, saubere und moderne Metropole.


Kelowna BC

2012-09-10 to 2012-09-13

In der Mitte des Tales gelegen ist Kelowna auch der wirtschaftliche und kulturelle Mittelpunkt des Okanagan Valleys. Uns interessieren vor allem die Winerys. Viele verfügen über ein Restaurant mit Sonnen-Terrasse, von welchen man eine traumhafte Sicht über Weinberge und See geniesst. Solche besuchen wir mit Vorliebe, weil ihr Rebensaft inmitten der Rebberge und dem einzigartigen Panorama gleich noch besser schmeckt.


Kelowna - Vernon BC

2012-09-14

Lumpige 200 Km seit Osoyoos und wir steuern bereits den 4. Campground im Okonagan an. Muss wohl daran liegen, dass uns dieses Tal ganz speziell gefällt und wir uns so richtig wohl fühlen. Am Swan Lake, einem von 3 warmen Seen in Vernon’s näherer Umgebung, finden wir ein lauschiges Plätzchen. Die vielen Enten verhalten sich gesittet und vor allem ruhig und so nehmen wir Abstand von „foie gras de canard“ zur Vorspeise.

Entlang den Seen herrschen dank intensiver Bewässerung ideale Bedingungen für Obst-, Gemüse- und Weinanbau. Die übrigen unbewässerten Flächen sind prärieartiges, ausgetrocknetes Grasland. In den Medien vernehmen wir in diesen Tagen immer wieder, dass die Feuerwehr wegen brennenden Feldern ausrücken musste.


Vernon BC

2012-09-15

Der Ort Vernon ist auch bekannt wegen seinen bis zu 100 Meter langen Murals. Die etwa 26 imposanten Wandgemälde stellen Szenen dar aus der Geschichte der Region.

Das Okanagan Valley wird auch als Tessin Kanadas bezeichnet. Dazu muss aber bemerkt werden, dass das Okanagan, was Sonnenscheinstunden und Niederschlagsmengen betrifft, das Tessin übertrifft. Nebst dem vielfältigen Freizeit- und Sportangebot am und auf den Seen finden sich im Valley auch noch über fünfzig 18-Loch-Golfplätze und in der kalten Jahreszeit locken 4 grosse Wintersport-Resorts die Touristen in die umliegenden Berge.


Vernon - Salmon Arm BC

2012-09-16

Nach mehr als 2 Wochen verlassen wir das Okanagan Valley mit der Hoffnung, dass wir wohl nicht das letzte Mal hier gewesen sind. Bei Salman Arm fällt uns am Trans-Canada-Highway neben einem Ahornblatt ein Schweizerkreuz auf. Wir halten an und sehen, dass sich hier Andy & Lisa Züst mit ihrem „Viewpoint RV Park & Cottages“ (http://www.viewpointrv.ca/home/general-information-d/) ein Bijou aufgebaut haben. Wir bleiben für 3 Nächte und beim Anschliessen des Trailers an Strom, Wasser etc. bestaunen wir die vorhandenen Installationen. Da fällt wieder einmal der krasse Unterschied zwischen nordamerikanischem und schweizerischem Handwerk auf.


Salmon Arm, Sicamous, Sushwap Lakes

2012-09-17 to 2012-09-18

Der Shuswap Lake ist ein sich über mehrere hundert Kilometer erstreckender See mit 4 schmalen Armen in der Gestalt des Buchstabens H. Die Umgebung ist wieder merklich grüner als im Okanagen und der See ist umgeben von dunklen Wäldern. Die Region ist sehr bekannt und beliebt bei Hausboot-Kapitänen. Das Städtchen Sicamous nennt sich gar Hausboothauptstadt der Welt. Da wir in Europa auch schon Hausboote-Ferien gemacht haben, bestaunen wir die Dimensionen der Boote. Das grösste soll 28 Meter lang, 7,5 Meter breit und Unterkunft für 30 Personen bieten. Bekanntlich ist in Nordamerika alles etwas grösser als in Europa und hier sogar um den Faktor 3. Um so ein schwimmendes Haus zu steuern genüge eine Driver’s License, um in den Genuss der Instuktion durch das Werftpersonal zu kommen und dann abzulegen.


Kamloops BC

2012-09-19 to 2012-09-21

Westwärts dem South Thompson River entlang weichen die grünen Wälder einer wüstenähnlichen Vegetation mit trockenen Sträuchern und verdorrtem Grasland. Kamloops selber dehnt sich inmitten einer sonnenverbrannten Westernlandschaft die braunen Hügel hoch. Die 85000 Einwohner zählende Stadt ist heute der bedeutenste Industrieort der Region und wichtiger Verkehrsknotenpunkt.


Merritt BC

2012-09-22 to 2012-09-23

Weiter Richtung Vancouver bis nach Merritt, der ersten Siedlung nach 100 Kilometern durch eine öde, unwirtliche Gegend.

Trockene Wälder auf den Hügeln und braunes Gras im Tal prägen das Landschaftsbild. Am zweiten Tag fahren wir ein Stück zurück auf der Alternativroute 5A bis zum Nicola Lake. Der See bringt gleich etwas Farbe und Leben in die Halbwüste.


Hope BC

2012-09-24 to 2012-09-25

Bevor wir zur Pazifikküste fahren, bleiben wir noch für 2 Nächte in Hope. Die 6000 Einwohner zählende Kleinstadt liegt am Zusammfluss des Coquilhalla mit dem mächtigen Fraser River, umgeben von den steilen Cascade und Coast Mountains. Warum der Ort so heisst und ob sich die Hoffnung der Stadtgründer erfüllt hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Ein attraktiver Spaziergang bietet sich an zu den Othello Quintette Tunnels. Die spektakuläre Strecke wurde 1911-1916 von der Kettle Valley Railway erstellt. 5 Tunnels und diverse Brücken mussten aufwendig durch die Granitfelsen des Coquilhalla-Canyons gebaut werden. Geröll- und Schneelawinen verschütteten die Strecke immer wieder, worauf sie 1959 stillgelegt wurde.


Hope - Vancouver BC

2012-09-26

Nach Hope beginnt das sogenannte Lower Mainland mit dem Ballungsraum Metro Vancouver und seinen inzwischen 2’3 Millionen Einwohnern. Das starke Wachstum infolge Zuwanderung, insbesondere aus Asien, setzt sich unvermindert fort. Es ist eine der am schnellsten wachsenden Metrolpolregionen Nordamerikas und immer öfters hört man in der Öffentlichkeit mehr Chinesisch als Englisch. Auffallend ist bei jedem Besuch, dass die Verkehrsprobleme eher noch zugenommen haben trotz intensiver Bautätigkeit. Der Bau neuer Strassen und der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel scheinen dem Bevölkerungswachstum immer hinterher zu hinken.


Vancouver BC

2012-09-27 to 2012-09-30

Trotz den vielen negativen Begleiterscheinungen von Megacitys kommen wir immer wieder gerne nach Vancouver.

Die einmalige Lage in der Pazifikbucht mit den schneebedeckten, in weniger als einer Stunde erreichbaren Coast Mountains im Hintergrund. Der grösste Hafen Kanadas und Tor zu Asien. Vom regenreichen, milden Klima begünstigte Parks und Grünanlagen sowie einem umfassendem Sport- und Erholungsangebot. Ein vielfältiges Mosaik aus Wasserwegen, Brücken, alten Backsteinbauten neben glänzender Glas- und Stahlarchitektur in Form vieler imposanter Gebäulichkeiten. Eine multikulturelle und ethnische Vielfalt wie kaum irgendwo. Und nicht zu vergessen, das facettenreiche kulinarische Angebot. All dies und vieles mehr machen den Reiz Vancouver’s aus, der uns und viele andere auch immer wieder hierher zieht.


Vancouver - Victoria BC

2012-10-01

Wunderschönes Wetter für die Überfahrt mit der Autofähre nach Vancouver Island, aber unser Tag ist es trotzdem nicht. Es fängt damit an, dass wir einen Tick zu spät zum Fährterminal kommen. Hunderte von Autos verschwinden im Bauch des Schiffes und genau bei uns wird gestoppt und wir dürfen mehr als 2 Stunden auf die nächste Überfahrt warten. In Nanaimo angekommen geht es zügig auf der Autobahn Richtung Victoria. Bis der Verkehr auf beiden Spuren 40 Kilometer vor unserem Ziel abrupt zum Stillstand kommt. 200 Meter weiter vorne sehen wir die nervösen Lichter von Feuerwehr- und Polizeifahrzeugen. Ein Baum liegt quer über der Autobahn, aber in 20 Minuten soll er weggeräumt sein. Schön wär’s, wenn der Baum nicht auch noch eine Stromleitung heruntergerissen hätte. Somit verzögert sich alles, weil das Elektrizitätswerk zuerst den Strom abschalten muss. Alle Fahrzeuge dürfen jetzt wenden und auf der inzwischen gesperrten Autobahn in falscher Richtung zur nächsten Einfahrt zurückfahren. Übrig bleiben nebst den Einsatzkräften ein Sattelschlepper und Holzer’s. Für den Trucker und uns reicht die Breite der Strasse nicht zum Wenden. Nach eineinhalb Stunden ist es soweit und wir haben nun für eine Weile die Autobahn für uns alleine. Im Campground angekommen ist es nun stockfinstere Nacht und zum allerersten Mal in mehr als 3 Jahren müssen wir uns bewaffnet mit der Taschenlampe installieren und die Anschlüsse suchen. Aber der erlebnisreiche Tag ist damit noch nicht zu Ende. Um 23.00 Uhr bricht ein Plastikteil der Wasserspülung am WC. Beim Betätigen der Spülung spritzt jetzt das Wasser statt in die Schüssel an der Rückseite der Schüssel raus. Aller guten Dinge sind drei und wir können nun beruhigt in die Heia.


Victoria BC

2012-10-02 to 2012-10-09

Wenn wir uns in Vancouver wohl fühlen, so fühlen wir uns in Victoria nach mehreren Besuchen sogar richtiggehend heimisch. Mit 2'000 Stunden Sonnenschein und 700 Milimeter Regen hat Victoria ein mildes, fast mediterranes Klima. Die Sommer sind trocken und warm und dank der Pazifikbrise nicht zu heiss. Mild und schneearm sind die Winter, in denen der Regen fällt. Dies lässt fast ganzjährig die Blumen blühen und die üppigen Gärten und Parks spriessen.

Victoria ist die Hauptstadt von British Columbia und Sitz der Provinzregierung. In der Stadt leben 80'000 Einwohner und im Grossraum 330'000. Dies ist bereits fast die Hälfte der Bevölkerung von Vancouver Island, welche nur einen knappen Viertel kleiner als die Schweiz ist. Man pendelt zwischen kosmopolitischer Grossstadt und biederem Kleinstadtflair. Und das britische Erbe zeigt sich nicht nur im Namen der Stadt, sondern auch von der Architektur bis zu vielen kleinen Dingen des täglichen Lebens.


Victoria BC - Port Angeles WA

2012-10-10

Wir verabschieden uns von Victoria, aber nicht für allzu lange. Rechtzeitig zur Opening-Ceremonie am 30. März der Herren-Curling-Weltmeisterschaft werden wir im Stadium sein.

Nachdem wir inzwischen jede Fährverbindung zwischen Vancouver Island und dem Festland Kanadas kennen, gibt es nur noch eine Variante. Und zwar vom Inner Harbour Victoria mit der Autofähre nach Portland im US-Bundesstaat Washington. US-Immigration und Zoll muss schon in Victoria passiert werden, bevor es auf die Fähre geht. Die Beamten sind wieder einmal äusserst nett und nach einigen wenigen Fragen bekommen wir wiederum ein 6-Monats-Visa. Nach Ankunft in Port Angeles will man noch unsere Vorratskammer inspizieren. Der zuständige Agricultur-Officer ist aber bereits anderweitig beschäftigt und einen freien Parkplatz gibt es auch nicht mehr. Gut für uns, da wir deshalb ohne Inspektion durchgewunken werden.


Olympic Nationalpark

2012-10-11

Die USA, vertreten durch Port Angeles auf der Olympic Peninsula im Bundesstaat Washington, begrüssen uns mit einem unfreundlichem, fiesen Wetter. Tiefhängende, dunkle Wolken und Nebelschwaden vom Meer her lähmen unsere Unternehmungslust gehörig. Bis wir auf die Idee kommen, dass wir im Olympic Nationalpark auf fast 1'600 M.ü.M. kommen und vielleicht über der trüben Suppe sind. Und siehe da, bereit auf 500 M.ü.M. strahlender Sonnenschein und ein unglaubliches Panorama.

Der von der Unesco zum Weltnaturerbe ernannte Park ist so einzigartig, wie auch widersprüchlich. Die gegensätzlichsten Klimazonen liegen eng beieinander, weshalb von 3 Parks in einem gesprochen wird. Mit 4'000 mm Niederschlag im Jahr die feuchtesten Wälder des Kontinents neben trockenen Berghängen und gegen 60 aktiven Gletschern. Bevölkert wird der 3'734 km² grosse Park von Elchen, Hirschen, Schwarzbären, Pumas und an den Küstenstreifen Seehunden. Wegen der Abgeschiedenheit der Halbinsel gibt es einige endemische Arten, nur hier vorkommende Tiere und Pflanzen.


Port Angeles WA - Castle Rock WA - Eugene OR - Bandon OR - Eureka CA

2012-10-12 to 2012-10-15

Wir haben es nachgezählt und sind auf 6 Tage gekommen. Und wenn wir einen vergessen haben so sind es vielleicht auch 7 oder 8. Aber ganz sicher nicht mehr. Gemeint sind Regentage seit unserer Rückkehr aus der Schweiz am 26. April in Las Vegas. Wir hatten 5½ Monate lang unglaubliche Wetterverhältnisse und waren immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aber jetzt ist Schluss mit unserem Dussel. Egal in welche Richtung wir blicken, auf Hunderte von Kilometern ist für die nächste Zeit nur Kälte und Regen angesagt. Damit ist der Zeitpunkt für eine grosse Verschiebung gekommen wie bei den Zugvögeln, welche ebenfalls Richtung Süden unterwegs sind. Etwa 1'500 Km weiter im Napa-Valley sind Temperaturen über 30° prognostiziert. Zudem könnte jetzt auch noch die Traubenlese in vollem Gange sein. Die schönste Zeit, um eine Weinregion zu besuchen. Also Home anhängen, Maschine starten und nichts wie los.

Nach Übernachtungen in Castle Rock und Eugene biegen wir westwärts ab Richtung Oregons Küste. Stark beeinträchtigt hat uns das miese Wetter in den 3 Tagen durch Washington und Oregon nicht, weil es kaum etwas speziell sehenswertes gab. Ganz im Gegensatz dazu dann die Küste von Bandon nach Eureka am 4. Tag. Trotz der trüben Sicht können wir auch wegen den vielen View Points erahnen, was dieser Küstenschnitt unter besseren Bedingungen zu bieten hätte. Die letzten Kilometer vor Eureka führt die Küstenstrasse durch den Redwood National Park zwischen bis zu 2'000 Jahre alten Giganten. Der höchste Baum der Welt mit 115 Metern soll hier stehen.


Eureka - Willits - Napa CA

2012-10-16 to 2012-10-17

Inzwischen sind wir im Norden von Kalifornien angelangt und es ist schon spürbar wärmer geworden. Nach Eureka verlassen wir die Schnellstrasse und fahren 53 Kilometer auf der parallel verlaufenden „Avenue of the Giants“ durch den Humboldt Redwoods State Park. Die nur hier in Nordkalifornien und Südoregon wachsenden Küstenmammutbäume sind bei der Holzindustrie sehr beliebt und bis 1920 waren bereits fast 90% abgeholzt. Mit der Gründung von 3 Stateparks in den 1920er-Jahren und dem Nationalpark 1968 konnte im letzten Moment noch ein grösseres Stück Wald vor den Motorsägen geschützt werden.

In Willits übernachten wir und am nächsten Tag fahren wir durch das Mendocino County und Sonoma County nach Napa, vorbei an vielen gepflegten Weinbergen. Angekommen in Napa und aus dem gekühlten Auto gestiegen müssen wir uns zuerst leichter kleiden. 32 Grad hatten wir schon lange nicht mehr und morgen sollen es sogar noch mehr sein.


Napa Valley

2012-10-18 to 2012-10-21

Das Napa Valley liegt im Herzen der kalifornischen Weinbaugebiete. Im fruchtbaren Tal und an den sanften Hügeln finden sich über 250 Weingüter entlang den zwei Hauptverkehrsadern zwischen den Städten Napa und Calistoga. Die 56 Km durch das malerische Tal sind nicht nur für Weinliebhaber ein Erlebnis. Mit pingelig gepflegten Rebgärten, aussergewöhnlicher Architektur bis zurück ins 19. Jh., Kunstsammlungen, gastronomischen Highlights und vielem mehr wird auch Biertrinkern oder Abstinenzlern etwas geboten.

Die Erntezeit neigt sich dem Ende zu und bis auf die Cabernets sind fast alle Trauben in den Gärtanks oder schon im Fass. Die Natur habe dieses Jahr ihr Bestes gegeben, sagt man uns. Um den Absatz anzukurbeln, wird der Jahrgang von den Weinbauern gerne schön geredet, aber 2012 soll es hier im Napa auch wahr sein. In den Wineries ist neben der Lese auch sonst viel los. Die Tasting-Rooms sind überall sehr gut frequentiert und freie Plätze am Tresen oder in den Restaurants sind schnell wieder besetzt. Wobei zu erwähnen ist, dass die Degustationen, im Gegensatz zu vielen anderen Weinregionen, nicht kostenlos sind. Angeboten werden meist verschiedene Kombinationen von 3 – 5 Weinen, einem sogenannten Flight. Ab einem bestimmten Einkaufsvolumen werden die Degustationskosten angerechnet. Für uns liegt wegen der Rückfahrt mit dem Auto nicht mehr als ein Flight drin. Zudem meint man es öfters gut mit uns und schenkt uns über den gewählten Flight hinaus noch andere Weine ein.

Sehr speziell ist die Preisgestaltung. Viele der Weine kennen wir inzwischen von unseren Einkäufen in Liquor Stores oder Grossverteilern. Schnell stellen wir fest, dass die Preise massiv höher sind. Günstiger wird es erst, wenn man Club-Member der entsprechenden Winery wird und so von einem Rabatt von 30 % profitieren kann. Im Jahresbeitrag sind dann auch noch Events auf dem Weingut enthalten, was letztendlich nur für Ansässige interessant sein kann und nicht für Durchreisende wie wir.


Napa- Visalia - Bakersfield - Pomona CA

2012-10-22 to 2012-10-25

Genug gegessen und getrunken in den vergangenen 5 Tagen im Napa Valley. Wir müssen weiter, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen wie Rebstöcke. Zudem hat Kalifornien eine Nord-/Süd-Ausdehnung von über 1'200 Km und der Weg zu unserem Ziel führt alles andere als geradeaus in den Süden. Und am 3. Tag geht es im Grossraum Los Angeles zum Etappenziel Pomona nur noch kriechend vorwärts. Wohl nirgends in Nordamerika sind die Highways derart überlastet wie in LA.

Am Tag vorher hatten wir noch ein Derby mit Campingworld in Bakersfield. Campingworld ist wohl der grösste Händler von Campingfahrzeugen mit grossen Läden und Werkstätten, verteilt über die ganzen USA. Schon mehrmals haben wir erlebt, dass kleinere Betriebe nichts an Lager haben und Ersatzteile zuerst bestellen müssen. Obwohl wir mit Campingworld in Las Vegas schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben, geben wir ihnen nochmals eine Chance. Grund des Besuches ist unsere Klimaanlage, welche zwar bläst, aber weder kühlt noch heizt. Irgendwie haben wir es befürchtet, dass das Freon wegen einem Leck weg ist und die Anlage ersetzt werden muss. Wie erhofft hat Campingworld dank seiner Grösse ein Gerät an Lager und montiert uns dieses auch gleich auf dem Dach. Abends im Campground wird es kühl und wir können die neue A/C testen. Dass nur Aussenluft reingeblasen wird und es drinnen noch kühler wird, überrascht uns nicht wirklich. Am nächsten Tag stellen die „Techniker“ fest, dass das neue Gerät trotz Zusage und Verrechnung der entsprechenden Kosten über keine Heizpumpe verfügt. Damit wir nicht in Bakersfield ausharren müssen, können wir alles so arrangieren, dass die richtige A/C in die Filiale in San Marcos bei San Diego geliefert wird und am nächsten Montag Nachmittag auf unserer Durchreise ausgetauscht wird. Wir sind sehr gespannt, ob dies klappen wird.


Pomona - Escondido CA

2012-10-26 to 2012-10-28

Wir verschieben uns nochmals 200 km südwärts bis Escondido und bleiben 3 Nächte. Unterwegs verlassen wir bei Calimesa kurz die I-10 wegen George’s Market. Hier haben wir vor fast 2 Jahren ausgezeichnete deutsche Charcuterie und Wurstwaren eingekauft. Dies ist wohl die letzte Gelegenheit für eine Weile, zu einer knackigen Wurst, einem feinen Leberkäse oder Lyoner zu kommen.

Jetzt sind wir schon sehr nahe an San Diego und der mexikanischen Grenze. In ein paar Tagen überqueren wir diese und es ist an der Zeit, sich Gedanken zu machen, was noch vorgekehrt oder eingekauft werden sollte. Eigentlich fehlt es an nichts in Mexiko, aber halt nicht immer in der gleichen Ausführung wie gewünscht. Statt Knorr Spargel- oder Steinpilzsuppe liegt im Regal der Grossverteiler nun Knorr Azteka-Suppe oder Sopa de Fidelio, natürlich mexikanisch gewürzt. Beispiele für gleiche und doch nicht gleiche Produkte gibt es auf diesem riesigen Kontinent viele. Der beste Tomatensaft kommt von Heinz und den gibt es nur in Kanada, obwohl Heinz ein weltweites Vertriebsnetz hat. Meine Lieblings-Erdnüsse sind die Redskin von Planters und die finden sich nur in den USA, obwohl Planters auch in Kanada und Mexiko präsent ist, aber halt nicht mit den Redskins. Deshalb ist auf langen Reisen die Vorratsplanung wichtig oder wir müssen uns mit etwas ähnlichem zufrieden geben.


Escondido - Mission Bay San Diego

2012-10-29 to 2012-10-31

Auf dem Weg nach San Diego müssen wir noch bei Campingworld in San Marcos die Aircondition ersetzen lassen. Das bestellte Gerät ist eingetroffen, aber statt einer Stunde sind wir nach 4 Stunden noch nicht abfahrbereit. Das Gerät will nicht heizen und die Leute machen uns einen ziemlich hilflosen Eindruck. Wahrscheinlich haben sie noch nie eine A/C gesehen, welche nicht nur kühlen, sondern auch noch heizen kann, weil man solche Geräte hier im warmen Süden nicht braucht. Man vermutet einen defekten Thermostaten, was ich jedoch sehr bezweifle. Letztendlich stellen die Jungs fest, dass das alte Steuergerät nicht kompatibel zu dieser neuen Anlage ist und auch noch ersetzt werden muss. Jetzt endlich funktioniert alles wie es sollte und wir sind froh, dass alles durch die Garantie abgedeckt und wir losfahren können und es keine Diskussion zur allfälligen Fakturierung der Leerläufe geben kann.

Wir bleiben noch 3 Nächte in San Diego für die letzten Besorgungen und Einkäufe vor dem Grenzübertritt. Die Autoversicherung für Mexiko ist schnell abgeschlossen und die Einkäufe erledigt, so dass noch Zeit bleibt, das attraktive San Diego zu geniessen.


San Diego - Tecate - Ensenada B.C.

2012-11-01

Der kürzeste Weg würde über Tijuana nach Mexico führen. Aber davon raten uns alle ab, weil es der chaotischste Grenzübergang auf der Welt sei. Und tatsächlich ist es den Umweg über Tecate wert. Auf der amerikanischen Seite stehen nur ein paar wenige Häuser. Dort parkieren wir, weil es auf der anderen Seite kaum Parkplätze haben soll, und gehen zur mexikanischen Immigration, um uns das Visa geben zu lassen. Als nächstes stellen wir erschreckt fest, dass wir nur via US-Immigration zurück zu unserem Truck kommen. Auf massiv vergitterten Wegen, vergleichbar mit einem Raubtierkäfig, geht es zum Gebäude der Einreisebehörde. Wir befürchten schon, dass wir das übliche Prozedere über uns ergehen lassen müssen. Aber wir können uns erklären und man lässt uns formlos wieder in die USA rein. Wir fahren über Schwellen und Poller zu den mexikanischen Zöllnern, bis uns ein Rotlicht stoppt. Nach ein paar Sekunden schaltet die Ampel auf Grün und wir sind ohne den Pass zu zeigen oder eine Frage zu beantworten in Mexiko.

Nun geht es bei wenig Verkehr auf der MEX-3 nach Ensenada. Unterwegs fahren wir durch das Valle de Guadalupe, wo 80 % des mexikanischen Weins hergestellt werden. Hier im Norden Mexikos auf der Baja befinden sich die ältesten Weinanbaugebiete des amerikanischen Kontinents. Bereits im 16. Jahrhundert brachten die spanischen Konquistadoren Weinreben mit in die neue Welt. Den Anbau übernahmen fortan die Ordensmitglieder in ihren Missionen. In den letzten Jahrzehnten stiegen sowohl Quantität wie Qualität an, aber die produzierten Mengen sind immer noch sehr bescheiden. Die Mexikaner bevorzugen Bier, Tequila und Mezcal und im Export sind sie gegenüber den Weinen aus Kalifornien oder Chile und Argentinien chancenlos. Oberhalb einem Rebberg befindet sich seit einigen Monaten ein ganz spezielles Hotel, das Endemico mit seinen „Cabins in the Sky“. Die 20 Ecolofts genannten Einheiten sind locker im felsigen Hanggelände verteilt zu einem architektonischen Kunstwerk.


Ensenada - Vicente Guerrero - Catalina - Guerrero Negro

2012-11-02 to 2012-11-04

Mit unserem Bericht sind wir wieder einmal grausam im Rückstand. Genau gesagt sind es inzwischen 1'373 Km. Wir sind nämlich bereits seit ein paar Tagen in La Paz angelangt, fast am südlichen Ende der Baja California. Aber alles der Reihe nach.

Mit 1200 Km Länge ist die Baja California grösser als die Apennin-Halbinsel Italiens und sogar doppelt so gross wie Florida. Strassen-Kilometer von der US-Grenze bis nach Cabo San Lucas sind es sogar 1'600. Von den etwa 3 Millionen Bewohnern leben über 80% im Norden an der Grenze zur USA. Insbesonders auf den 1'373 Strassen-Kilometern zwischen Ensenada und La Paz finden sich nur noch kleinere Ortschaften. Und zwischen El Rosario und Guerrero Negro gibt es auf 318 Km nicht einmal eine Tankstelle.

Bei der Übernachtung in Vicente Guerrero wären wir alleine gewesen auf dem Campground, wenn da nicht noch ein Deutsch-/Französisches Pärchen mit ihrem kleinen Louis angekommen wäre. In den nächsten Tagen werden wir ihnen noch mehrmals begegnen, weil die MEX-1 die einzige Nord-/Süd-Verbindung ist und das Angebot an Campgrounds bescheiden ist. Die nächste Nacht verbringen wir mitten in der Wüste auf der Rancho Santa Inez bei Catavina und als Nachbarn haben wir, wen überrascht es, wiederum Thomas, France und Louis. Catavina kann kaum als Ortschaft bezeichnet werden, da es nur eine Ansammlung von ein paar kleinen Backsteinhäusern ohne Strom ist. Eindrücklich ist die Stille der Wüste und nach dem Sonnenuntergang präsentiert sich ein Sternenhimmel wie in einem Planetarium, weil die nächste Stadt mit ihren störenden Lichtern Hunderte von Kilometern entfernt ist.

Zu Guerrero Negro schreiben wir dann nach dem Neujahr etwas, wenn wir wieder nordwärts fahren und Tausend oder noch mehr Grauwale in der Bucht überwintert. Hoffentlich auf diesen Winter.


Guerrero Negro - Santa Rosalia - Loreto BCS

2012-11-05 to 2012-11-07

Wir bleiben noch einen Tag in Guerrero Negro und im späteren Nachmittag tauchen wiederum Thomas und France im Campground auf. Sie haben gestern einen Abstecher zur Bahia de Los Angeles unternommen und sind nach einer Nacht wieder weitergezogen.

Zu einer richtigen Wüste gehört natürlich auch eine Oase. Diese finden wir nach der Weiterfahrt von Guerrero Negro in San Ignazio und schon haben wir auch Thomas und France wieder an unserer Seite. Und erneut im Campground in Santa Rosalia. Der Ort ist wegen seinen französischen Einflüssen interessant. Nach der Entdeckung von Kupfervorkommen im Jahre 1868 wurden diese durch eine französische Gesellschaft von 1884 – 1954 abgebaut. Die Franzosen beeinflussten die Bebauung des Ortes mit für Mexico untypischen, aneinander gebauten Holzhäusern. Ein Zeuge aus dieser Zeit ist auch die aus Stahl errichtete Kirche Santa Barbara. Sie wurde von Gustave Eiffel für die Weltausstellung 1889 in Paris entworfen. Nach der Weltausstellung wurde sie demontiert und 1894 von der französischen Minengesellschaft gekauft, per Schiff um Kap Horn hierher gebracht und 1895 wieder aufgebaut. Gespannt waren wir auf die Panaderia el Boleo, eine 1901 gegründete französische Bäckerei. Leider hat sich die Backkunst im Laufe der Jahrzehnte in Luft aufgelöst. Baguette gibt es nach wie vor, aber sie haben weder optisch noch geschmacklich auch nur die kleinste Ähnlichkeit mit ihrem französischen Vorbild.

Nach Santa Rosalia fahren wir weiter nach Loreto und Thomas und France wollen an die Bahia Concepcion. Der Abschied ist kurz weil wir sicher sind, ihnen unterwegs oder spätestens im einzigen Campground in La Paz wieder zu begegnen.


Loreto BCS

2012-11-08

Wir stehen auf dem schönsten Campground bisher auf der Baja und bleiben deshalb noch einen Tag. Loreto ist mit 12'000 Einwohnern die einzige Stadt im Umkreis von 300 km. Gegründet wurde sie 1697 von Jesuiten als Mission und sie ist somit die älteste spanische Siedlung in Kalifornien. Sehenswert ist der restaurierte Ortskern aus der spanischen Kolonialzeit.

Zwei Zeltler im Camp fragen nach unseren Reiseplänen und ob wir sie nach La Paz mitnehmen könnten. Romain aus Bordeaux und Luigi aus Kalabrien sind uns symphatisch und wir willigen spontan ein. Allerdings mit der Einschränkung, dass wir in Ciudad Constitucion noch eine Übernachtung einlegen, was sie aber nicht stört.


Loreto - Ciudad Constitucion - La Paz BCS

2012-11-09 to 2012-11-10

Wir fahren weg von Loreto mit unseren zwei Backpackern und bereits in Ciudad Insurgentes sehen wir bei einem kleinen Restaurant einen uns inzwischen sehr bekannten Camper. Nachdem wir alle miteinander bekannt gemacht haben, werden wir noch von einem Landsmann angesprochen. Daniel aus Gland VD ist am Abfahren der Strecke und Trainieren für die Baja 1000 und hat zwei Probleme. Ein Zugfahrzeug für der Transport der Rennwagen hat einen Getriebeschaden und einer seiner Helfer muss dringenst nach Wisconsin fliegen. Kaum sind wir da kommt telefonisch die Bestätigung, dass ein neues Getriebe von einem anderen Rennteam hierher gebracht werde. Und Thomas nimmt morgen seinen Kollegen mit nach La Paz. Und schon ist Daniel die grössten Sorgen los und kann sich hoffentlich wieder auf das Rennen konzentrieren. Wir geben ihm die GPS-Koordinaten des Campgrounds und er wird morgen 10.00 Uhr seinen Kumpel bei uns abladen.

In Ciudad Constitucion legen wir einen letzten Stopp vor La Paz ein und veranstalten im Campground ein BBQ. Wir sind eine illustre Gesellschaft mit einer Marketing-Fachfrau aus Paris, einem Anti-Korruptions-Consultant aus München, einem Informatiker aus Bordeaux, dem Juristen aus Kalabrien und uns zwei wackeren Eidgenossen. Kommuniziert wird in fünf Sprachen, aber für alle verständlich, wenn auch nur halbwegs, ist nur Englisch.

Pünktlich auf die Minute am nächsten Morgen, wie es sich für einen Schweizer doch gehört, fährt Daniel mit seinem Kollegen vor. Wir versprechen ihm, dass wir am 16. im Ziel in La Paz mit Schweizer Fähnchen anwesend sein werden. Ist für uns Ehrensache, dass wir den vermutlich einzigen Landsmann an der Baja 1000 gebührend empfangen werden.

In La Paz angekommen könnten sich ab morgen unsere Wege trennen, weil alle ausser uns zweien in den nächsten Tagen mit der Fähre aufs Festland wollen.


Playa Tecolote

2012-11-11

Weil Thomas heute Geburtstag hat, lädt uns France zu einem tollen Frühstück ein. Unsere Begleiter der letzten Tage zieht es alle an den Playa Tecolote im Norden von La Paz, beliebt bei den Windsurfern wegen den starken Winden. Zudem kann am Strand campiert werden, kostenlos aber ohne Anschlüsse wie Strom und Wasser. Behagt uns weniger, aber da wir sowieso mal an diesen Beach fahren wollten, machen wir es jetzt als Sonntagsausflug. Was dann kommt gehört in die Kategorie Pleiten, Pech und Pannen. Thomas fährt am Strand rückwärts um zu wenden. Leider ein wenig zu schnell und zu unvorsichtig und schon hat der Trailer den 90°-Winkel zum Zugfahrzeug unterschritten und diesem die Heckscheibe eingedrückt. Bis die 1000 oder noch mehr Splitter in mühseliger Handarbeit aus dem Auto beseitigt sind, vergeht mindestens eine Stunde. Nachdem dies geschafft ist, will Thomas vom Beach weg an ein etwas windstilleres Plätzchen in den Dünen. Doch der Strand lässt unseren Pechvogel Thomas nicht gehen. Er bleibt im Sand stecken und beim Versuch sich zu befreien, gräbt er sich nur noch mehr ein. Aber bald sind 4 hilfsbereite Mexikaner mit ihrem 4x4 und gut ausgerüstet mit Schaufeln und langem Seil da. Nach 3 Versuchen haben sie es noch nicht geschafft und daher laufe ich zu einem Saurer 2DM, welcher mir aus meiner Dienstzeit beim Militär noch sehr gut in Erinnerung ist. Es ist das „Hüsli“ von Rico und Monika aus Baden. Wie vermutet wäre dies keine grosse Aufgabe für ihren 2DM, zumal dieser auch noch über eine Seilwinde verfügt. Inzwischen haben es die Mexikaner jedoch im 4. Anlauf geschafft und Thomas steht mit Truck und Trailer wieder auf festem Untergrund. Diesen Geburtstag wird er sicher nicht so schnell vergessen. Nach einem längeren Schwatz mit Rico und Monika fahren wir zurück nach La Paz mit der grossen Vermutung, dass sich auch unsere Wege nochmals kreuzen werden.


La Paz

2012-11-12 to 2012-11-15

La Paz ist mit einer Viertelmillion Einwohnern die grösste Stadt des Bundesstaates Baja California Sur und der erste wirtschaftlich bedeutende Ort seit Ensenada. Eines der höchsten Durchschnittseinkommens Mexikos hat in den letzten 20 Jahren zu einer enormen Zunahme der Bevölkerung geführt. Stark zum Wachstum beigetragen hat der Tourismus, speziell der Ökotourismus. Zahlreiche Inseln im Golf von Californien, wie die Espiritu-Santos-Inselgruppe in der Bucht von La Paz, stehen als Bio-Reservate unter dem Welterbe-Schutz der Unesco.

Obwohl der Konquistador Hernan Cortes bereits 1535 auf dem heutigen Stadtgebiet einen Ort namens Santa Cruz gründete, ist nichts historisches aus der Kolonialzeit der Spanier zu entdecken. Attraktivster Teil von La Paz ist die Uferpromenade, Malecon genannt. Hier befinden sich die guten Restaurants und hier treffen sich auch die Touristen aus aller Welt.

Nach einer stürmischen Nacht am Playa Tecolote haben Thomas und France genug Wind gehabt und kommen wieder zu uns auf den RV Park in La Paz. Luigi und Romain haben sie in einem Hostel in der Stadt abgeladen, von wo die beiden, sobald sie aufs Festland möchten, den öffentlichen Bus zur Fähre nehmen können. Am nächsten Tag verlassen uns auch France und Thomas in Richtung Cabo und Santos Todos. Jetzt kommen ein paar ruhigere Tage für uns ohne Action, bis dann am Freitag die ersten Teilnehmer der Baja 1000 eintreffen werden.


La Paz / Baja 1000

2012-11-16 to 2012-11-17

Bedeutenstes Ereignis auf der Baja California ist wohl die seit 45 Jahren jährlich stattfindende Baja 1000. Neben Paris-Dakar ist es die härteste und längste Wüsten-Rallye. Über 300 Teilnehmer auf 2 oder 4 Rädern kämpfen sich auf über 1100 Meilen von Ensenada nach La Paz durch die Wüste. Der Sieger sitzt dieses Jahr in eine 4x4-Renner und schafft es in nicht ganz 20 Stunden. Auf unseren Landsmann Daniel warten wir am Ziel vergeblich. Im Internet sehen wir, dass er den Posten bei 900 Meilen noch passiert hat. Was anschliessend geschah finden wir nicht mehr heraus.


La Paz - Los Barriles BCS

2012-11-18 to 2012-11-20

Nachdem die Baja 1000 beendet ist, zieht es uns bei diesem warmen Wetter wieder ans Meer.

Im East Cape RV Park in Los Barriles finden wir ein schönes Plätzchen nahe am Pool. Um den ist man jetzt wirklich froh, weil sich die Temperatur um die 30° bewegt und es sich wegen der hohen Luftfeuchtigkeit wie 35° anfühlt.

Am 20. November wird zur Erinnerung an die mexikanische Revolution von 1910 der „Dia de la Revolucion“ gefeiert. Ein geschichtsträchtiger Tag für die Mexikaner und daher ist im 1’000-Seelen-Ort auch alles was laufen kann auf den Beinen. Besonders reizend sind die Kinder in ihren farbenprächtigen Kostümen als Bauern oder Guerilleros.


Los Barriles BCS

2012-11-21 to 2012-11-23

Im Campground treffen wir ein schweizerisch/englisches Paar, Brigitte und Peter. Sie sind seit 9 Jahren auf Achse und leben seit einem Jahr hier in Los Barriles. Wir erzählen den zweien, dass wir in La Paz ein Paar aus Baden mit einem 2DM (www.tipitapa.ch) angetroffen haben. Am nächsten Tag kommt Peter vorbei und berichtet, dass er den 2DM in der Seitenstrasse zum Stand gesehen habe. Wir haben es ja in La Paz schon vermutet, dass sich unsere Wege nochmals kreuzen werden.

Am Donnerstag feiern die Amerikaner Thanksgiving und traditionell gibt es zum Hauptgericht den hässlichsten aller Vogel. Alle etwa 80 Campbewohner nehmen teil und bringen eine Vorspeise, Beilage oder Dessert mit. Wie es sich für Amerikaner gehört ist im Nu alles weggeputzt und was nicht gegessen wurde verschwindet in einem Plastikbeutel zum Aufwärmen morgen im Microwave.

Am nächsten Tag trifft man sich zum Dinner bei Peter’s und Brigitte’s Bistro Bus. Peter ist gelernter Koch, hat 30 Jahre in der Schweiz gearbeitet, und kocht für ein bescheidenes Entgeld jeden Freitag Vorspeise und Hauptgericht auf Voranmeldung. Wir können Monika und Rico, die 2DM-Crew, zur Teilnahme motivieren. Nach dem Essen haben dann auch die Gastgeber Zeit, sich gemütlich an den Tisch zu setzen. Brigitte und Monika beaugapfeln sich intensiv bis sie zur Überzeugung gelangen, dass sie sich schon mal begegnet sind. Über 30 Jahre zurückgeblättert werden sie fündig. Sie haben den gleichen Jahrgang, sind im gleichen Quartier oder sogar der gleichen Strasse in Zürich aufgewachsen und kennen sich von Jugendtreffs und Discos. Es fallen Namen und schon haben sie auch noch gemeinsame Bekannte aus dieser Zeit. Hoffentlich kommt jetzt nicht noch ein Freund zum Vorschein, den die eine der anderen ausgespannt hat. Nichts dergleichen zum Glück. Die zwei freuen über das Wiedersehen und werden sicher in Kontakt bleiben.


Los Barriles BCS

2012-11-24 to 2012-11-26

Entlang dem Südost-Ende der Baja California finden sich fast unberührte, kilometerlange Sandstrände zwischen La Ribera und San José del Cabo. Sie sind nicht erschlossen oder dann nur mit Geländefahrzeugen erreichbar. So verfügt auch der Nationalpark Cabo Pulmo nur über eine 19 Meilen lange, strapaziöse Zufahrt, abwechselnd auf Geröll oder Sand. Dahinter steckt sicher auch die Absicht der Parkverantwortlichen, das sensible Ökosystems des Marine-Parks durch erschwerten Zugang vor dem Massentourismus schützen zu wollen. Cabo Pulmo ist das nördlichste Korallenriff im östlichen Pazifik. Zugleich ist es mit einem geschätzten Alter von 20'000 Jahren das älteste von nur 3 Korallenriffs an der Westküste Nordamerikas. Die 8 Korallenfinger bieten über 800 Arten von Meeresbewohnern einen geschützten Lebensraum.


Los Barriles - Cabo San Lucas BCS

2012-11-27

Nun geht es zum südlichsten Punkt der Halbinsel Baja California. Unterwegs überqueren wir den Wendekreis des Krebses und sind somit in den Tropen angelangt. Diese Jahreszeit mit Temperaturen zwischen 20 + 30°C sind genau das richtige für uns. Die Sommermonate von Juni – Oktober mit Spitzenwerten von über 40° wären zu schweisstreibend.

Wir plazieren uns im Trailerpark Vagabundos del Mar, nur wenige Schritte vom Pool entfernt. Dort befindet sich auch das gleichnamige Restaurant, welches unter den Top Ten von etwa 250 Restaurants in Cabo San Lucas figuriert.

Wahrscheinlich war dies die letzte Dislokation mit unserem Home im 2012. Wir sind viel gereist in den letzten Monaten und gönnen uns nun ein paar erholsame Ferienwochen. Zudem habe ich jetzt Gelegenheit, mit meinen Rücken-/Ischias-Beschwerden regelmässig eine Physiotherapie aufzusuchen.


Cabo San Lucas - Sun, fun and nothing to do

2012-11-28 to 2012-12-04

Cabo San Lucas ist bei Marlin-Hochseefischern seit den 1950er-Jahren sehr bekannt. Die Ferienregion Los Cabos ist jedoch erst nach Fertigstellung des Transpeninsular-Highways 1974 entstanden. Federführend war die mexikanische Tourismusbehörde und US-Investoren. Mit dem Ausbau des Airports 1980 und der Eröffnung von Fluglinien zu amerikanischen und kanadischen Grossstädten nahm die Besucherzahl weiter rasant zu. Inzwischen hat sich mit fast 1 Mio Hotelübernachtungen pro Jahr Los Cabos nach Acapulco, Cancun und Puerto Vallarta zum viertgrössten Badeort in Mexiko entwickelt. Da nur Direktflüge zu nordamerikanischen Destinationen angeboten werden, finden nur wenige Touristen aus Europa und Asien den Weg an die Südspitze der Baja California. Irgendwie schade, da wir auf den 32 Km zwischen Cabo San Lucas und der Schwesterstadt San José del Cabo 43 grosse Hotelanlagen zählen von der Mittelklasse bis zum Luxusresort. Sie locken mit traumhaften Sandstränden, unglaublichen 360 Sonnentagen und einer klimatisch vorteilhaften Lage am Zusammenfluss von Pazifik und Sea of Cortez. Es ist selten extrem heiss oder kalt und der Tages-Jahresdurchschnitt beträgt 26°.


Cabo San Lucas - San José del Cabo

2012-12-05 to 2012-12-11

Cabo San Lucas und die Schwesterstadt San José del Cabo zählen je etwa 70'000 Einwohner. Bevor sie für den Tourismus ab 1974 erschlossen wurden, waren es nicht viel mehr als 1'000. Die neu geschaffenen Arbeitsplätze verschafften vielen zugezogenen Mexikanern vom Festland eine Existenz. Ganz im Gegensatz zu Cabos San Lucas, wo sich kein über 40 Jahre altes Gebäude finden lässt, hat San José del Cabo einen kleinen Stadtkern in kolonialem Stil. Dieser wird auch gepflegt, wie wir anhand der Bautätigkeit bei unserem Besuch feststellen konnten. Der Spaziergang durch die Stadt macht doppelten Spass, weil wir eine French Bakery finden. Und der Bäcker erst noch ein waschechter Franzose ist und sein Metier versteht.

Eine von vielen Attraktionen an dieser Küste ist Schwimmen mit Delphinen sowie eine Show mit den üblichen Dressurnummern. Über Sinn oder Unsinn derartiger Angebote lässt sich streiten. Den Delphinen jedenfalls scheint es Spass zu machen, aber vielleicht auch nur, weil es ständig eine Belohnung gibt. Wir dürfen ihnen auch ein paar kleine Fische verfüttern und dies ist kaum etwas Verwerfliches, da die in Gefangenschaft geborenen Flipper nie lernen konnten sich selbst zu ernähren.


Cabo San Lucas

2012-12-12 to 2012-12-18

Auffallend rund um das Hafenbecken sind die Hundert oder noch mehr Souvenir- und Schmuckläden. Man fragt sich, für wen die wohl da sind bis man in der Bucht die Kreuzfahrtschiffe sieht. Bis zu 3 riesige Schiffe pro Tag ankern hier und Tausende von Kreuzfahrern strömen dann in die umliegenden Gassen. Zu einem gewissen Teil sind sie auch verantwortlich für das Preisniveau in den attraktiven Restaurants entlang der lebhaften Marina. Aber bereits ab der übernächsten Strasse in Richtung Stadt gehen die Preise wieder kontinuierlich runter in Richtung mexikanischem Level. Das Essen schmeckt dort genau so gut und man ist erst noch der Meute von agressiven Kellnern am Hafen entgangen, welche die Leute fast gewaltsam in ihr Lokal bugsieren wollen. Nach einer Stunde spazieren, vorbei an Restaurants und Souvenirläden, haben wir jedesmal mindestens 50 neue Freunde. Amigo hier, Amigo da und wir sagen fortlaufend No Gracias, wir haben schon gegessen, wir sind nicht durstig und wir brauchen auch sonst nichts. Aber wir ärgern uns nicht deswegen. Jeder gibt sein Bestes um Überleben zu können und den vermeintlich reichen Touristen eine Ware oder Dienstleistung zu verkaufen. Jedenfalls ist uns dies immer noch wesentlich sympathischer als die Bettler in Europa oder USA/Kanada, welche zu nichts mehr fähig oder bereit sind als die hohle Hand hinzuhalten.


Cabo San Lucas, Pedregal

2012-12-19 to 2012-12-23

Cabo San Lucas ist für superreiche Amerikaner ein sehr beliebter Ort für Ferien- oder Zweitwohnsitze. Das Pedregal genannte Felsgebirge im Westen der Stadt bietet Gutbetuchten traumhafte Lagen. Bereits im Talboden eingezäunt und von Securitys bewacht befinden sich beidseits dieses Berges Hunderte von Luxus-Villen. Die Hänge sind derart steil, dass keiner dem anderen die atemberaubende Sicht entweder am Westhang auf den Pazifik oder am Osthang auf den Hafen und die Bucht nimmt. An den allerbesten Lagen ist die freie Sicht sogar auf beide Seiten gewährleistet. Beim Durchblättern von Hochglanzbroschüren der Makler schätzen wir, dass es ebensoviele freistehende Objekte für über 4 Mio gibt wie solche für unter 2 Mio. Die meisten Besitzer dieser Traumvillen kommen aus Kalifornien und die Prominenz aus Hollywood sei extem stark vertreten.


Feliz Navidad

2012-12-24


Cabo San Lucas - Festtage

2012-12-25 to 2013-01-01

Den Weihnachtsabend haben wir zu Hause bei einem .................., Fondue Chinoise natürlich (was denn sonst) verbracht.

Sylvester zu zweit in trautem Heim nur mit uns zwei Alten ist uns aber doch zu langweilig. So halten wir in den 3 Wochen vorher Ausschau und entscheiden uns letztendlich für das Hacienda Cocina y Cantina mit Beachfront-Dining. Das Restaurant befindet sich in einem Luxus-Resort, in dessen Anlage man nur als Resident oder auf Voranmeldung eingelassen wird. Bei Tripadvisor steht das Restaurant, wohlverstanden von über 700 Gästen bewertet, auf dem 1. Platz von 252 Lokalen in Cabo und dementsprechend kostet halt auch das Neujahrs-Dinner. Aber was soll’s, schliesslich ist nur einmal im Jahr Sylvester und man gönnt sich sonst ja nichts. Auch der für Mexiko sehr hohe Preis von 75 USD plus 11% Tax und 15% Tip für den 4-Gänger weckt hohe Erwartungen bei uns. Recht schnell kommt es uns aber vor wie in Schweizer Restaurants an Festtagen. Die Lokale sind bumsvoll und was aus der Küche kommt ähnelt einer Massenabfertigung. Dies kommt uns in den Sinn und wir stellen unseren Entscheid schon vor dem 1. Gang in Frage. Da wird weder ein Brötchen noch Butter, und erst recht nicht ein Amuse Bouche aufgetischt. Rückblickend auf die 4 Teller war einzig die Suppe mit den Langustinos richtig gut. Im 2. Gang hätte wirklich alles in den Tamales versteckt sein können, und sollte es wirklich Hummer gewesen sein, so ist es schade darum, weil wir nichts dergleichen im Gaumen verspürt haben. Das Rack of Lamb im Hauptgang war perfekt grilliert, lag aber auf einem Beet von rohem Gemüse; eher etwas für Karnickel. Und vom Dessert reden wir nicht. 08.15 und schon am Nachmittag auf dem Teller angerichtet. Den Abend lassen wir uns deswegen aber nicht versauen. Zu oft schon haben wir im Leben derartiges erlebt. Wir verziehen uns nach dem Kaffee an die Marina unters Volk. Hier fühlen wir uns wohler, weil auch viele Gäste in der Hacienda nicht auf unserer Wellenlänge waren. Zu aufgepeppte und aufgedonnerte Schickeria in Designer-Kleidern, direkt aus dem Beauty-Salon und mit Kontakten zu Schönheits-Chirurgen.

Genau eine Minute zu früh sind wir wieder am Beach und geniessen das zeitlich etwas kurze, aber tolle Feuerwerk an der Bucht. Dann verlagern wir uns in eine der vielen offenen Bar’s hinter der Marina und schauen gemütlich dem bunten Treiben im Vergnügungsrevier zu. Um 2 Uhr Morgens das erste Feilschen im neuen Jahr um den Preis mit dem Taxifahrer und ab in die Heia.


Cabo San Lucas, El Arco

2013-01-02 to 2013-01-04

Wahrzeichen von Cabo San Lucas und meistbesuchte Sehenswürdigkeit ist „El Arco“. Die 62 Meter hohe bizarre Felsformation ist der südlichste Punkt der Halbinsel Baja California. An seinem Ende vermischt sich die warme Sea of Cortes mit dem kalten Pazifik. Bei Ebbe kann man vom Playa del Amor dem Strand entlang zum markanten Bogen und untendurch spazieren. Den richtigen Zeitpunkt hätten wir schon, aber es steigen nur wenige aus den Wassertaxis oder Glasbodenbooten, weil es keinen Steg hat und das Meer sehr unruhig ist. Auch wir lassen es bleiben, da wir nicht in den Kleidern bis zu den Hüften im Wasser stehen möchten. Nach dem Bootstrip ist höchste Zeit für den Apero und da haben wir keine Lust, zuerst in den Campground zum Kleiderwechsel zu fahren.


Cabo San Lucas - Todos Santos BCS

2013-01-05

Nach mehr als 5 Wochen Los Cabos ist eine Verschiebung überfällig. Nicht dass es uns nicht gefallen hätte, aber es gibt ja auch noch viele andere reizende Flecken auf der Baja. Raus aus der Stadt und wir sind wie auf einen Schlag wieder in diesem riesigen Kaktus-Garten. Und fahren auf der mit grossem Abstand besten Strasse auf der Baja. Fragt sich nur für wie lange. Schon vor unserem Ziel Todos Santos ist Schluss mit entspannter Fahrerei und es wird wieder sehr eng. Aber schon bald wird dank den Tourismus-Förderprojekten die Strasse von La Paz bis Cabo San Lucas wohl durchgehend 4-spurig sein. Nachdem wir die holprige Zufahrt zum Campground schadlos überstanden haben, geht es zu einer ersten Erkundung der Umgebung, dann ist der Feierabend-Drink fällig und der Hunger kommt auch schon. Auf Empfehlung von Landsleuten gehen wir in eine optisch recht primitive Pizzeria. Wahrscheinlich hätten wir uns da nie reingetraut und das wäre schade gewesen, da die Pizza ausgezeichnet geschmeckt hat.


El Pescadero + Los Cerritos

2013-01-06

Nördlich und südlich von Todos Santos finden sich kilometerlange, zum Teil fast unberührte Strände. Wegen den hohen Wellen sind sie für Schwimmer eher weniger geeignet, dafür von den Surfern umso mehr geliebt. Vom Massentourismus ist diese Gegend noch verschont geblieben. Ein paar kleinere Hotels sowie Casitas an der Playa der kleinen Ortschaften Los Cerritos und El Pescadero und das war es dann schon fast.


Todos Santos BCS

2013-01-07

Todos Santos wurde 1723 als Missionsstation von einem Jesuiten-Pater gegründet. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt dank dem Zuckerrohr-Anbau und 8 Raffinerien ihre Blütezeit. Der wirtschaftliche Niedergang nach dem 2. WK wegen dem Preiszerfall des Zuckers hielt an bis in die 1990er Jahre, als amerikanische Künstler Todos Santos als Oase der Ruhe entdeckten und hierher zogen. Viele alte Gebäude sind inzwischen restauriert worden und beherbergen Galerien, Restaurants und natürlich Souvenirshops.


Todos Santos - Los Barriles BCS

2013-01-08

Wir wären gerne noch ein paar Tage in Todos Santos geblieben, die drei Campgrounds verlocken uns aber nicht dazu. Beim ersten in Pescadero kommen wir nicht mal rein, weil die Einfahrt zu eng ist. Der zweite im Norden von Todos Santos ist nur über eine 6 km lange Rumpelpiste erreichbar und hat erst noch keine Stromanschlüsse. Bleibt noch der zu Fuss vom Zentrum erreichbare „El Litro“. Der Wifi-Guru der Besitzerin sei leider verstorben, deshalb nix Internet. Und da werde ich ab den 2. Tag kribelig, ab dem 3. Tag gereizt und dann unausstehlich. Und jetzt kommt seit mindestens 24 Stunden auch kein Litro, zu deutsch kein Liter Wasser aus der Leitung. Jetzt reicht’s aber und wir hängen den Trailer an.

Die Situation ist hier auf der Baja die gleiche wie letzten Winter auf dem Festland. Weil die meisten Amerikaner Angst haben wegen den Drogenbanden und nicht mehr kommen, ist die Auslastung vieler RV-Parks auch in der Hochsaison sehr schlecht. Als Konsequenz fehlen bei über der Hälfte der Campgrounds die Mittel für Unterhalt und Investitionen. Und so verlottert, verwildert und bröckelt alles munter vor sich hin. Wir fahren nach Los Barriles, wo wir im November schon mal waren und wir uns wohlgefühlt haben.


Los Barriles BCS

2013-01-09 to 2013-01-14

Jetzt sind wir für eine Woche in Los Barriles und relaxen nochmals, bevor wir uns auf den langen Weg zurück in die USA machen. Und hier hat es auch einen gepflegten Campground mit allem Drum und Dran. Nur das WiFi dürfte etwas mehr Speed haben. Aber das kennen wir ja zur Genüge, weil es auch in den USA und Kanada oft derart langsam ist, dass uns die Füsse und das Gesicht gleich auch noch einschlafen.

Von unserem Aufenthalt her im November kennen wir bereits einige Leute im Resort und im Dorf und so sind wir bei der Ankunft bereits akklimatisiert. Und mit Brigitte und Peter können wir wieder einmal so reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Wie jeden Freitag Abend kochen sie in ihrem Bistro Bus auf Voranmeldung für die Campbewohner ein Dinner. Inzwischen finden ihre köstlichen Spezialitäten aus aller Welt derart Anklang bei den Leuten, dass sie aus Platzgründen die Teilnehmerzahl auf 41 Personen beschränken mussten. Es gibt halt doch noch Nordamerikaner, welche eine gehobene Cuisine zu schätzen wissen oder jetzt bei Peter’s Küchkünsten auf den Geschmack gekommen sind. Wie er nach dem Essen aus seiner Küche kommt, gibt es einen kräftigen Applaus für ihn.

Am Wochenende findet die traditionelle Veranstaltung „Lord of the Wind Showdown“ statt. Um diese Jahreszeit weht meistens ein sehr kräftiger Nordwind und wir sind sehr froh, dass es nicht im Dorf und schon gar nicht in unserem Campground derart „choutet“ wie an der Playa.


Los Barriles - La Paz BCS

2013-01-15 to 2013-01-16

Wir reissen uns los von Los Barriles und von Brigitte und Peter und ab jetzt müssen wir wohl oder übel 1600 km auf der gleichen Strasse, weil es keine andere gibt, wieder zurück in die USA fahren. Als Alternative hätten wir mit der Fähre aufs Festland übersetzen können. Aber von dort kennen wir die Strasse nordwärts in die Staaten ebenfalls. Vor La Paz geniessen wir ein letztes Mal für eine Weile die MEX-1 als Autobahn. Nach La Paz bis ganz im Norden der Baja California, also während etwa 1'350 km, ist die Strasse zwar in gutem Zustand, die Fahrspur jedoch nur ein paar Zentimeter breiter als die Lastwagen oder unser Trailer. Am Mittwoch wird in La Paz nochmals gross eingekauft und die Vorräte aufgefüllt. Auch die grossen Einkaufszentren wie Walmart oder Mega sucht man vergebens bis in Ensenada.


La Paz - Ciudad Constitucion BCS

2013-01-17

Auf dem Weg nach Ciudad Constitucion geht es durch 200 km öde Wüstenlandschaft mit Sträuchern und Kakteen bis zum Abwinken. Bis auf zwei winzig kleine Dörfer eine unbewohnte Gegend. Spielt keine Rolle, weil ich mich ja auf die schmale Strasse konzentrieren muss. Mit 45'000 Einwohnern ist Ciudad Constitucion die grösste Stadt zwischen La Paz und Ensenada. Auf den nun folgenden 1'150 Km werden wir nur noch auf 3 Städte mit einer Bevölkerungszahl von 10'000, 11'000 und 25'000 treffen.


Puerto San Carlos

2013-01-18

Ciudad Constitucion bietet dem Besucher rein gar nichts, nicht mal eine Tourist-Info. Hier ist aber der Abzweiger ins 60 Km entfernte Puerto San Carlos an der Magdalena Bay. Und weil sich in dieser Lagune von Januar bis März die Grauwale paaren und die Geburt der Kälber stattfindet, möchten wir eine Bootstour buchen. So fahren wir halt hin und finden auch sofort den uns in Todos Santos empfohlenen Enrique Soto. Für heute sind wir bereits zu spät dran, weil die Wale kurz nach Sonnenaufgang am aktivsten seien. Zurück nach Constitucion, früh ins Bett und morgen mit den Hühnern aufstehen.


Magdalena Bay, Whale Watching

2013-01-19

***** UNBEDINGT VIDEOCLIPS ANSCHAUEN *****

Ein neuer Rekord mit 170 Pictures und 8 Videoclips innert 2½ Stunden. Gibt das wieder Arbeit heute Abend.

Doch alles der Reihe nach. Den Wecker höre ich nicht, aber etwas später Hedy aus dem Bett jucken. Ich überlege mir, für was ich mitten in der Nacht aufstehen soll. Whale Watching haben wir doch schon ein paar Mal gemacht und keinen einzigen Wal gesehen oder dann in 200 oder mehr Metern Entfernung eine Schwanzflosse während 2 Sekunden. Ich schlafe wieder ein bis sie mich anbrüllt, noch 20 Minuten bis zur Abfahrt. Das reicht samt Dusche und einem Kaffee und kurz nach Sonnenaufgang sind wir pünktlich in Puerto San Carlos bei Enrique. Mit einem kleinen Boot fahren wir zusammen mit einem Pärchen aus North Dakota raus und sind nach 45 Minuten nahe am Eingang vom offenen Meer in die Lagune. Wir haben tolles Wetter mit einer sehr guten Sicht erwischt. In alle Richtungen sehen wir immer wieder die Fontänen der ausatmenden Grauwale. Unser Guide schätzt, dass etwa 40 Tiere in der Bucht anwesend seien. Einige schwimmen an uns vorbei und wir sind zufrieden, weil das schon viel näher ist als bei früheren Bootstouren. Doch jetzt geschieht Unglaubliches. Ein etwa 20 Jahre altes Weibchen findet Gefallen an uns und schwimmt in allen Lagen um unser Boot, dreht sich, macht Rollen, geht untendurch und kommt auf der anderen Seite wieder hoch. Bei aller Begeisterung ist es uns anfangs schon ein wenig mulmig, weil wir im Grössenvergleich zu diesem Koloss in einer Nussschale sitzen. Das Boot schaukelt und wir fragen uns, ob sie es berührt hat oder die enorme Wasserverdrängung schuld daran ist. Mehrmals legt sie sich seitlich ans Boot, und jeder von uns Fünfen kann sie mindestens einmal betatschen. Gegen Ende der Show werden bei ihr als Folge der Morgengymnastik auch die Därme aktiv. Das Wasser verfärbt sich und für eine Weile stinkt es gewaltig. Aufgrund ihres Gewichtes von 30 Tonnen dürften es wohl 50 – 100 Kilos gewesen sind. Nach mehr als einer Stunde verliert sie dann doch das Interesse an uns und zieht weiter. Weiss der Teufel, warum sie so lange bei uns war. Sie hatte weder ein Junges noch einen Lover bei sich. Dies sind die zwei Gründe, welche die Weibchen in die Lagunen ziehen. Und an mir lag es hoffentlich auch nicht. Ich habe zwar zugenommen, seit ich nicht mehr rauche. Aber soviel doch auch wieder nicht.


Ciudad Constitucion - Loreto BCS

2013-01-20

Von Ciudad Constitucion geht die MEX-1 wieder zur Ostseite an den Golf von Kalifornien. Vorher fahren wir bei Ciudad Insurgentes noch durch eines der wenigen landwirtschaftlich genutzten Gebiete auf der Baja. Eines der Wenigen deshalb, weil es fast überall am notwendigen Nass fehlt. Die Halbinsel ist schliesslich eine der niederschlagsärmsten Gegenden der Welt.

Bevor wir zur Ostküste kommen, durchqueren wir die Gebirgskette der Sierra de la Giganta. Auf der Fahrt südwärts im November haben wir die Faszination dieser markanten Gipfel nicht erkannt. Lag wohl an den Lichtverhältnissen oder wir waren noch nicht ganz wach an diesem Tag.


Loreto

2013-01-21 to 2013-01-22

2 Tage bleiben wir in der ältesten Stadt auf der Baja, weil sie uns sympathisch ist, und auch weil der Campground höheren Anforderungen genügt. Ausflüge führen uns nach Nopolo und Puerto Escondido. Letzteres liegt in einer sehr reizenden Bucht, 28 Km von Loreto entfernt. Im weiteren Einzugsgebiet dieses Hafens befindet sich weder eine grössere Ortschaft noch ein Industriebetrieb. Etwa 50 Hektaren sind bereits parzelliert und schachbrettartig sind auch schon grosszügige, breite Strassen asphaltiert worden. Bei den Anlegestellen für Boote steht ein nicht unattraktiver Zweckbau, allerdings kaum zu einem Drittel belegt. Im weiteren noch ein paar kleinere, nicht vollendete Bauten. In Google Earth sehe ich, dass sich seit 2006 nicht mehr viel bewegt hat. Leider finde ich nicht heraus, wessen Geld hier verlocht wurde aber ich vermute, dass es Steuergelder waren.

In der neuen Ortschaft Nopolo ist ein paar Kilometer von Loreto entfernt eine Retortenstadt entstanden. Hunderte von eigentlich adretten Häuschen und Wohnungen warten sehnlichst auf einen Käufer aus dem Gringo-Land. Eines von vielen überzogenen Spekulationsprojekten in Mexiko.


Loreto - Santispac, Baya Concepcion

2013-01-23

Nochmals ein Stück durch die Sierra de la Giganta zur Baja Concepcion. An dieser riesigen Bucht befinden sich unzählige schöne Sandstrände mit primitivem Camping. Dies hindert aber viele Nordamerikaner nicht daran, hier ohne Strom- und Wasseranschluss zu überwintern. Unterwegs wieder einmal ein Kontrollposten des Militärs. Gefragt wird immer nach Waffen und Sprengstoff. Ob wohl je einer diese Frage mit ja beantwortet hat, fragen wir uns. Normalerweise werden wir, spätestens nachdem wir den Pass gezeigt haben oder Suiza gesagt haben, durchgewunken. Dieses Mal möchten die jungen Burschen überall reinschauen. So wie sie das Innenleben unseres Trailers bestaunen ist schnell klar, dass nicht nach Waffen gesucht wird, sondern der Wunderfitz befriedigt werden muss. Wir gönnen ihnen das Vergnügen


Santispac, Baya Concepcion - Mulegé

2013-01-24

Eine Nacht am Playa Santispac reicht uns und wir fahren ein paar Kilometer weiter nach Mulege. Null Problemo ein paar Tage ohne Strom und Wasser. Dank grossem Wassertank und genug Batterien wären wir ja soweit autonom. Wenn nur die Internet-Sucht nicht wäre.

Unser Camping-Reiseführer für Mexico empfiehlt in Mulege die Hacienda de la Habana mit einem der besten Restaurants auf der Baja. Unglücklicherweise ist die Ausgabe dieses Buches 4 Jahre plus ein paar Hurricans alt. Vor allem der letzte im Oktober 2012 war verheerend und hat einige Häuser und Strassen weggeschwemmt. Und von der Zufahrt auf einer guten Naturstrasse zur Hacienda kann keine Rede mehr sein. Aber wir schaffen auch diese 3½ Kilometer und sind auf einem sehr schönen Platz, haben WiFi und ein tolles Restaurant vor der Haustüre.


Mulege BCS

2013-01-25

Auch im Städtchen sind die Schäden, welche Hurrican Paul angerichtet hat, entlang dem jetzt wieder harmlosen Rio de Santa Rosalia noch sehr gut sichtbar. Dank dem Umstand, dass dieser Fluss ganzjährig Wasser führt, ist in dieser Wüstengegend diese Oase entstanden mit üppiger Vegetation und Obst- und Gemüseplantagen.

Der Ort trägt den offiziellen Titel „Heroica Mulegé“, weil die Einheimischen im Amerikanisch-Mexikanischen Krieg 1846-48 der Belagerung durch die amerikanischen Truppen stand hielten und die Belagerer in die Flucht schlagen konnten.


Mulege - Santa Rosalia

2013-01-26

Eine sehr kurze Etappe, da wir bereits nach 50 Km den nächsten Campground ansteuern. Es ist unser letzter Stopp am Golf von Kalifornien beziehungsweise der Sea of Cortes. Und zudem haben wir uns vor 3 Monaten zu wenig Zeit genommen für Santa Rosalia. Hier wurde bis 1954 von einer französischen Bergbaugesellschaft in grossem Stil Kupfer abgebaut. Jetzt sieht es so aus, als wenn wieder gefördert würde. Wahrscheinlich ist es mit dem extrem hohen Kupferpreis wieder rentabel geworden. Speziell sind die über 100-jährigen aneinander gebauten Holzhäuser. Das Holzbrett als Aussenwand ist gleichzeitig die Innenwand beim Nachbarn. Und umgekehrt. Da muss man sich zurückhalten und nur ganz leise über die Nachbarn schimpfen.

Auf dem Weg zum Nachtessen im Städtchen meldet der Bordcomputer zu wenig Luftdruck hinten links. Super, wir haben einen schleichenden Plattfuss. Llanterra’s finden sich überall in grosser Zahl entlang den Hauptstrassen, weil die Reifen abgefahren werden, bis der letzte Gummi von der Karkasse ist, was zwangsläufig zu vielen Reifenpannen führt. Es ist bereits finstere Nacht und es steht schon einer dort mit dem gleichen Problem. Aber auch uns soll noch geholfen werden, obwohl 2 Frauen auf den Reifen-Spezialisten warten zum Wegfahren in die Stadt. Nachdem wir an der Reihe sind findet sich im Wasserbad die Undichtigkeit schnell. Ein spitziger Stein hat sich durch die Karkasse gebohrt. Selbstverständlich kann der Mexikaner alles flicken und unser Helfer vulkanisiert das Loch, sodass auch dieser Reifen nicht weggeschmissen werden muss. Ich erzähle diese belanglose Geschichte nur um zu zeigen, wie günstig Dienstleistungen in Mexiko sind. Für die etwa halbstündige Arbeit verlangt der gute Mann 50 Peso, das sind exakt 4 US-Dollar. Hoch anständig, dass er bei Gringos keinen anderen Tarif anwendet und deshalb gebe ich ihm noch 2 Dollar für das Feierabend-Cerveza.


Santa Rosalia - Guerrero Negro BCS

2013-01-27

Eine Ortschaft mit 2'000 und eine mit 500 Einwohnern. Und eine Million oder noch mehr Kakteen. Damit ist schon alles erzählt von den 230 Km zum Tagesziel Guerrero Negro. Halt, wir haben die Seiten gewechselt. Sind von der Ost- zur Westküste der Halbinsel gekommen.

Den Abend verbringen wir gemütlich bei einem Chinoise. Aber zum Feiern habe ich eigentlich wenig Lust, ausser dass mir ab jetzt die AHV jeden Monat Batzeli überweist.


Guerrero Negro / Laguna Ojo de Liebre

2013-01-28 to 2013-01-30

In insgesamt 4 Buchten an der Westküste der Baja trifft man von Januar bis März auf Grauwale. Am grössten ist die Chance in der Ojo de Liebre. Die Bucht ist Teil des Biosphärenreservats „Reserva de la Biosfera El Vizcaino“. Deren Direktion gibt bekannt, dass zur Zeit 834 Grauwale in der Bucht anwesend seien, nämlich 486 Erwachsene, vorwiegend Weibchen, und 348 Neugeborene. Nach dem grandiosen Trip vor 10 Tagen ist es fast selbstverständlich, dass wir noch ein Whale-Watching unternehmen. Wann hat man wieder derartige Voraussetzungen. Wir warten einen sonigen Tag ab los geht es. Schon vom Ufer aus sieht man in allen Richtungen die Fontänen der ausatmenden Meeressäuger. Nach 10 Minuten sind wir mit dem Boot schon mittendrin. Einige beachten uns kaum und schwimmen achtlos an uns vorbei. Wieder andere tauchen ab und verschwinden. Zum Glück für uns gibt es noch eine 3. Kategorie. Sie kommen bis ans Boot, wie wenn sie uns begrüssen möchten und präsentieren uns ihr Baby. Erneut ein unvergessliches Erlebnis.


Guerrero Negro - Vicente Guerrero - Punta Banda

2013-01-31 to 2013-02-02

Noch 750 Km bis zur US-Grenze. Wir nehmen es gemütlich und legen eine Übernachtung in Vicente Guerrero sowie zwei kurz vor Ensenada in Punta Banda ein. Auf den ersten 360 Km geht es durch den einsamsten und kargsten Teil der Baja California. Nach Vicente Guerrero ist dann fertig Kaktus und die Farbe der Landschaft wechselt langsam von grau zu grün. Es folgen niederschlagsreichere Gegenden mit grossflächigen Landwirtschaftzonen. Von Punta Banda aus unternehmen wir Ausflüge zum Meeres-Geysir „La Bufadora“ und in die grosse Hafenstadt Ensenada.


Punta Banda - Tecate

2013-02-03 to 2013-02-04

Nach Ensenada führt die MEX-1 auf einer eindrucksvollen Küstenstrasse vorbei an gehobenen Badeorten für Amis. Bei El Descanso verlassen wir die Küste, durchqueren einen felsigen Gebirgszug und umgehen so die gefürchtete Millionenstadt Tijuana. Weil wir bis zum Abflug in Las Vegas noch ausreichend Zeit haben, bleiben wir gleich 2 Nächte. Ganz gemütlich können wir so noch ein paar Einkäufe mexikanischer Spezialitäten wie Salsa, Tacos, Tequila usw. machen.


Tecate B.C. - El Centro CA

2013-02-05

Heute gilt es Abschied zu nehmen von Mexiko. Leicht fällt uns dies nicht. Zum 2. Mal waren wir nun für 3 Monate hier und wir haben uns immer und überall sehr wohl gefühlt und keinerlei Probleme gehabt. Angenehme klimatische Bedingungen, liebenswürdige Menschen und eine abwechslungsreiche Küche. Was will man mehr.
Am Zollübergang erwartet uns eine mehrere hundert Meter lange stehende Kolonne. Aber schneller als befürchtet sind wir am Checkpoint, der Beamte wirft einen kurzen Blick in unseren Trailer, und wir sind in den USA. Durch die Ansa Borrego Desert, einer photogenen, felsigen Wüstenlandschaft, fahren wir zum Tagesziel El Centro. Der Ortsname widerspiegelt sowohl die mexikanische Vergangenheit wie auch die Gegenwart, da die Mehrheit der Stadtbewohner Latinos sind.


El Centro - Earp CA

2013-02-06 to 2013-02-07

Höhepunkt auf der Fahrt nach Earp sind die Imperial Sand Dunes. Unzählige Badeorte weltweit wären froh, wenn sie solche Sanddünen hätten. Und hier werden sie genutzt, um mit Motocross-Maschinen, Quads oder irgendwelchen sonstigen 4-Rad-getriebenen Fahrzeugen darin rumzublochen.
Wie eine Oase in der Wüste folgt alsbald Earp am Colorado River. Auf den 50 Km von Parker bis Havasu City überwintern Tausende von Campern aus dem Norden. Auch wir könnten es einige Monate im Winter an dieser traumhaften Flusslandschaft aushalten.


Earp CA - Las Vegas NV

2013-02-08 to 2013-02-13

Samstag, 09.02.13 – Mittwoch, 13.02.13 Las Vegas NV
Letzte Etappe und wir sind wieder einmal in einer der pulsierendsten Städte der Welt. Im Gegensatz zu früheren Zeiten hat sich seit dem Besuch vor einem Jahr optisch kaum etwas verändert. Viele Projekte liegen weiterhin in der Schublade und an den Grossbaustellen bewegt sich nichts mehr. Und so modert vieles vor sich hin als hässliche Bauruine. Die Wirtschaftskrise hat Las Vegas besonders schwer getroffen. Sowohl rückläufige Besucherzahlen wie auch tiefere pro Kopf Ausgaben haben die Bautätigkeiten für längere Zeit gestoppt.


Notebook-Crash

2013-02-14

Seit 10 Tagen streikt mein Notebook. Alle Bemühungen, das Ding wieder zum Laufen zu bringen, schlugen fehl. Das allermeiste ist zum Glück gesaft. Dummerweise aber die Bilder von Anfangs Jahr bis zum 3. Februar nicht. Morgen fliegen wir nach Basel und ich bin zuversichtlich, dass wir auch diese irgendwie noch vom Disk holen können. Dann könnten die Berichte der letzten 14 Tage erstellt werden, sofern ich überhaupt dazu komme. Wir sind nur 4 Wochen in der Region und jedes Mal geht die Zeit viel zu schnell vorbei. Wir hoffen, dass wir möglichst viele unserer Freunde und Bekannten treffen können, einige sicher bereits nächste Woche an der Basler Fasnacht.  HASTA LUEGO.


Basel - Las Vegas

2013-03-14 to 2013-03-15

Nach dem fast 12-stündigen, ruhigen Flug sind wir pünktlich in Las Vegas gelandet. Beim Abflug vor einem Monat zog eine Kaltfront mit Tagestemperaturen von unter 10° C über Las Vegas. Jetzt ist es genau umgekehrt mit für diese Jahreszeit rekordverdächtigen 32°. Wir werden uns ganz gewiss schnell mit T-Shirt und kurzen Hosen anfreunden.
Unser Home finden wir so vor, wie wir es verlassen haben. Nachdem wir alles wieder in Betrieb genommen haben und am nächsten Morgen Kühlschrank und Tiefkühler bereit zum Auffüllen sind, geht es zum Grosseinkauf bei Whole Foods, Trader Joe’s, 99¢ only, Vons und der German Bakery (gute Brote, Bretzel und Super-Bienenstich). Mir reicht es für längere Zeit mit „Lädele“. Im Gegensatz zu mir könnte Hedy am nächsten Tag gleich wieder, weil ihr das Shoppen in den USA noch mehr Spass macht als zu Hause. Kann ich ihnen behilflich sein? Haben sie alles gefunden, was sie gesucht haben? Wie geht es ihnen heute? Vielen Dank Frau Holzer für Ihren Einkauf bei uns. Bitte beehren sie uns bald wieder. Dürfen wir Ihre Waren zum Auto bringen? Auch wenn es von oben angeordnete Floskeln sind, so erfreut uns die Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft des Personals doch jedes Mal von neuem.


Las Vegas

2013-03-16 to 2013-03-20

Inzwischen habe ich mir notgedrungen ein neues Notebook gegönnt. Das Alte hat sich verabschiedet und das Zeitliche gesegnet. Immerhin konnte ich noch alle Daten vom Disk runterholen. Von XP zu Windows 8 hat sich vieles verändert und ich verplemperle Stunden, um mich mit den neuen Funktionalitäten zurecht zu finden. Einiges gelingt ganz und gar nicht auf Anhieb, wie der Import meines riesigen Adressbuches und den alten Mails aus einer antiken Version ins Outlook 2013. Und somit habe ich auch die Entschuldigung geliefert, weshalb ich mit unserem Reisebericht derart im Rückstand war. Um Missverständnissen vorzubeugen: Windows 8 und das neue Office sind ganz und gar nicht übel, nur gewöhnungsbedürftig.
Unseren Aufenthalt in Las Vegas verlängern wir um ein paar Tage, weil es so angenehm warm ist hier. Wir müssen erst am 28. in Victoria BC sein und dort erwarten uns Temperaturen unterhalb von 10° C. Also nochmals ausgiebig Wärme tanken.


Las Vegas - Ely NV

2013-03-21

Nun ist es an der Zeit, das sonnige und warme Las Vegas zu verlassen, sonst werden die Tagesetappen immer länger. Schliesslich wollen wir in einer Woche in Victoria auf Vancouver Island sein. Seit Tagen verfolgen wir die Wetterberichte der neuralgischen Punkte unterwegs. Wir sind eigentlich zu früh dran und müssen schauen, dass wir Schnee und Eis auf den Strassen nordwärts aus dem Weg gehen können. Jede Route auf dem Weg nach British Columbia führt im Norden der USA auch durch bergige Gegenden. Und um einen Temperatursturz und das erneute Auspacken der Winterklamotten kommen wir auch nicht herum. Von 28° C in Vegas auf -9° im Norden Nevada’s auf 2‘000 M.ü.M. soll es heute gehen.
Wir fahren fast 500 Km auf der US-93, dem Grand-Basin-Highway bis Ely. Obwohl als Scenic-Byway beschildert, ist es eine ziemlich trostlose Fahrt durch eine langweilige Wüstenlandschaft.


Ely NV - Jeroma ID

2013-03-22

Übernachtet haben wir im Campground eines Casinos. Diese sind in der Regel extrem günstig oder sogar gratis. Die Betreiber kalkulieren damit, dass die Camper ins Casino kommen und am Spieltisch oder an den Automaten noch was liegen lassen.
Mit -9° C war die Nacht für uns rekordverdächtig kalt und wir sind glücklich, eine Unterbodenheizung zu haben, welche auch das Einfrieren der Tanks verhindert. Jetzt kann nur noch Ärger verursachen wenn man vergisst, am Abend den Wasserschlauch abzuhängen und zu entleeren.
Die 450 Km bis nach Twin Falls in Idaho waren genau so langweilig wie der Tag zuvor. Bis auf einen kleinen Schneesturm in Jackpot NV, kurz vor der Grenze zu Idaho, bot sich keinerlei Abwechslung in der öden und bis auf ein paar primitive Hütten unbewohnten Wüste. Bis auf einige wenige Richtungsänderungen geht es immer schnurgerade aus, soweit das Auge reicht. Schon nach einer Stunde gehen mir langsam die Jalousien runter. Und neben mir wird fortlaufend gegähnt, da es weder etwas zum Navigieren noch zum Photografieren gibt.


Jerome - Meridian ID - Hermiston OR

2013-03-23 to 2013-03-24

Allmählich lassen wir die Wüste hinter uns und das Panorama wird etwas abwechslungsreicher. In Meridian gibt es nahe der Hauptstadt Boise nochmals eine Übernachtung in Idaho. Am nächsten Tag fahren wir durch zum Teil gebirgige Gegenden in Oregon mit schönen Winterlandschaften.


Hermiston OR - Everett WA

2013-03-25

Kurzweilige 400 km vom Nordosten Oregons in die Seattle-Area. Der Südosten des Bundesstaates scheint sehr fruchtbar zu sein. Riesige Flächen mit Obstplantagen, Gemüse und auch Weinbau erfreuen unsere Augen. Eine knappe Autostunde vor Seattle sind wir erneut im Winter angekommen. Im Skigebiet Snoqualmie liegt noch reichlich Schnee und die Bahnen sind teilweise noch in Betrieb. Wir nächtigen in Everett und fahren natürlich die paar Kilometer zu den Boeing-Werken um zu sehen, was da so rumsteht. Tatsächlich ist das Rollfeld überfüllt mit Dutzenden der neuen 787 Dreamliner, aber auch anderen Jets. Für die überhitzenden Batterien ist noch keine Lösung gefunden und deshalb können die Flieger nicht ausgeliefert werden und müssen am Boden bleiben.


Everett WA - Surrey BC

2013-03-26

Es ist ein Grenzübergang auf dem Tagesprogramm und da weiss man nie so genau, was einem erwartet. Bei all den vielen herumstehenden Uniformierten ziehen wir wieder einmal die Niete. Die Asiaten überschwemmen langsam aber sicher die Westküste und jetzt nehmen sie bereits als Zöllner die Einreisenden in Empfang. Unser junger Chinese ist so etwas von unwirsch und unfreundlich, dass mir die Galle hochkommt und Hedy mich besänftigen muss. Nachdem er mit einer Kollegin zusammen eine halbe Stunde lang unseren Truck und Trailer inspiziert hat kommt er zurück, wirft mir Pässe und Autoschlüssel hin mit einem kaum hörbaren „Thanks“, wendet sich ab und läuft davon. Wie gerne hätte ich ihm doch gesagt, dass er nicht hierher passe und zurück ins Reich der Mitte verfrachtet werden müsste.


Vancouver BC

2013-03-27

Wir hätten auch von Port Angeles in Washington die Fähre nach Victoria nehmen können. Wie magisch zieht es uns aber einmal mehr nach Vancouver, genauer gesagt in den Granville Island Market. Die vielen kleinen Verkaufsstände in den ehemaligen Fabrikhallen üben einen ganz speziellen Reiz auf uns aus. Nur an ganz wenigen Orten in Nordamerika findet man eine derartige Vielfalt an Feinschmecker-Spezialitäten aus der alten Welt.


Vancouver - Victoria BC

2013-03-28 to 2013-03-29

In Tsawwassen im Süden von Vancouver gehen wir auf die Fähre und 1¾-Stunden später auf Vancouver Island in der Swartz Bay wieder an Land. Eine kurze Fahrt und wir sind auf unserem reservierten Platz in der Westbay Marina. Als wir im Oktober letzten Jahres die Reservation gemacht haben, waren noch genau 2 Plätze verfügbar. Derart beliebt ist dieser Campground an der lebhaften und berühmten Bucht von Victoria.
Der Freitag wäre zwar Karfreitag und somit ein Feiertag. Für uns gibt es aber einiges zu tun, wie Chevy vom Wüstenstaub und Dreck der letzten 4‘000 Km seit Cabo San Lucas befreien, grosse Wäsche und diverse Besorgungen. Schliesslich wollen wir ab morgen Samstag den Rücken frei haben, um die Curling-WM unbeschwert geniessen zu können. Zuerst lassen wir uns aber am Freitag Abend in der Curlinghalle die Eröffnungsparty und Vorstellung der Teams nicht entgehen. Mit einer tollen Band und einem begeisterungsfähigen Publikum bekommen wir einen ersten Vorgeschmack auf die kommenden 9 Tage.


Victoria BC, Curling-WM

2013-03-30 to 2013-03-31

Die Eröffnungsfeier hat unsere Erwartungen vollauf erfüllt. Einzig der Zuschaueraufmarsch war enttäuschend schwach. Dafür hat uns der Einmarsch der grandiosen 27 Pipes und 9 Drums wieder einmal Gänsehaut beschert.
Anschliessend fand die erste Runde statt und unserem Team aus Adelboden gelang der Start ins Turnier mit einem überzeugenden Sieg gegen Russland. Am nächsten Morgen dann im Spiel gegen Norwegen eine nicht zwingende Niederlage. Im Abendspiel zeigten sich die Jungs wieder von ihrer besten Seite und bezwangen die USA klar.
Leider funktioniert im Campground das WiFi nicht und das Problem soll auch in den nächsten 2 Wochen nicht behoben werden. Wütend lasse ich dem Management durch die 2 Girls im Office ausrichten, dass heutzutage sogar in Afrika fast überall ein Hotspot verfügbar ist. So bleibt uns nichts anderes übrig, als ab und zu nach einem Internet-Cafe Ausschau zu halten. Wobei zu sagen ist, dass ich mir die Restaurants lieber nach anderen Kriterien aussuche.


Victoria BC, Curling-WM

2013-04-01 to 2013-04-02

Schwarzer Montag für die Swiss-Boys. Am Nachmittag verlieren sie zuerst gegen Kanada und im Abendspiel gegen Schottland. Am nächsten Morgen erneut eine Niederlage mit dem letzten Stein, dieses Mal gegen die Schweden. Einerseits fehlt manchmal das erforderliche Quäntchen Wettkampfglück oder es mangelt ein wenig an WM-Erfahrung. Nicht verwunderlich, da unser Team das Jüngste der 12 Teilnehmer ist und seine erste WM spielt. Gegen Finnland im Abendspiel kommen sie mit einem souveränen Auftritt wieder auf die Erfolgsspur.


Victoria BC, Curling-WM

2013-04-03 to 2013-04-04

Unsere Jungs geben sich noch nicht geschlagen und kämpfen tapfer um den Einzug in die Playoffs. Zuerst schlagen sie am Mittwoch die bisher überraschend starken Dänen. Leider verlieren sie alsdann, wiederum in der Endphase des Spiels, gegen die hier in Victoria ebenfalls gross aufspielenden Chinesen.
Am Donnerstag sind wir auf Schützenhilfe der Kanadier angewiesen, welche die Schweden schlagen sollten, damit wir den Einzug in die Playoffs schaffen können. Die Adelbodner zeigen nochmals, was sie drauf haben, und schlagen die Japaner und anschliessend die Tschechen. Leider reicht dies nicht, weil die Kanadier gegen Schweden verlieren und die Round Robin auf dem für sie enttäuschenden 4. Rang beenden. Unser Team belegt den 7. Rang, punktegleich mit dem Fünftplazierten. Damit scheiden sie aus dem Turnier aus, haben sich mit diesem Resultat aber die Qualifikation für die Olympiade in Sotchi verdient. Summa summarum haben wir eine Schweizer Mannschaft gesehen, welche noch etwas Lehrgeld bezahlen musste, aber zweifellos über das Potential verfügt, ganz vorne bei den Grossen mitzuspielen.


Victoria BC, Curling-WM

2013-04-05 to 2013-04-07

Schottland, Schweden, Dänemark und Kanada haben sich für die Playoffs qualifiziert. Hätte Kanada im letzten Round-Robin-Game die Schweden geschlagen, hätten diese mit unseren Adelbodnern und weiteren 3 Teams, also insgesamt 5 punktegleichen Mannschaften, in mehreren Tiebreaks um den 4. Playoff-Platz fighten müssen. Somit waren bereits nach der Round-Robin die Plätze verteilt.
Am Samstag schlagen die viertplazierten Kanadier im zweiten Playoff zuerst Dänemark und dann Schottland im Semi-Final und ziehen in den Final gegen die Schweden ein. Diese haben im ersten Playoff gegen die Schotten gewonnen und sich so direkt für den Final qualifiziert. Nach 3 Ends führen die Schweden mit ihrem heute überragend aufspielenden Skip Niklas Edin bereits mit 4:1. Sie verwalten diesen Vorsprung geschickt und ohne einen gravierenden Fehlstein zum Schlussresultat von 8:6. Die Kanadier spielen unter ihrem gewohnten Level und verlieren den Final diskussionslos und zu Recht. Das faire Publikum würdigt den neuen Weltmeister mit einer Standing-Ovation.
Für uns geht eine ziemlich anstrengende Woche zu Ende. Zwischen 6 und 9 Stunden Curling pro Tag und Abends die Partys im Patch 16 zerren an den Kräften. Die nächsten Tage bleiben wir noch in Victoria und relaxen.


Victoria BC

2013-04-08 to 2013-04-15

Eine Woche ist vorbei und wir sind immer noch in Victoria. Immerhin sind wir inzwischen von der Westbay Marina zum Fort Victoria RV Park umgezogen, weil wir hier ein akzeptables WiFi haben. Es fehlt uns einfach etwas, wenn wir nicht skypen, 10vor10 gucken und die europäischen Höhenflüge des FCB sowie andere Dinge verfolgen können.
So wie es zur Zeit aussieht, bleiben wir auch noch eine Weile auf Vancouver Island. Die Wetterprognosen für unsere Weiterreise in östlicher Richtung verheissen nichts Gutes. Noch hat sich der Winter in den Rocky Mountains nicht verabschiedet. „Good for us“, dass Victoria eine unserer Lieblingsstädte ist.


Victoria BC

2013-04-16 to 2013-04-19

Stürmische Winde, starker Regen und dann wieder frühlingshafter Sonnenschein. Ein ständiges meteorologisches Up and Down. Auch hier gibt es das berüchtigte „April-Wetter“. Um startklar zu sein, wenn sich die Sonne mal länger als nur ein paar Stunden zeigt, gehen wir morgen auf die Fähre und warten in Vancouver auf das Startzeichen für die Durchquerung der Canadian Rockies. Eilig ist die Sache jedoch nicht, wie wir in den letzten Tagen in den News gesehen haben. In den Prärie-Provinzen soll die Schneeschmelze zu Überschwemmungen geführt haben, welche auch die Hauptverkehrsachsen wie den Trans-Canada beeinträchtigen sollen.


Victoria - Vancouver BC

2013-04-20 to 2013-04-21

Nach über 3 Wochen auf Vancouver Island geht es mit der Fähre durch die Strait of Georgia zurück auf’s Festland. Wir bleiben noch einen Tag in Vancouver, weil wir nicht durchfahren können, ohne den Granville Island Market mit den vielen Delikatessen besucht zu haben. Dann fahren wir auch noch zu einer deutschen Metzgerei in North Vancouver, welche wir bei unserem letzten Besuch im Herbst entdeckt haben. Nebst in Nordamerika noch nie Gesehenem wie Blut- und Leberwürsten liegen auch noch dicke, weisse Würste in der Auslage, welche haargenau aussehen wie ……….. Wir fragen die Verkäuferin, wie diese Wurst heisse und kommen aus dem Staunen nicht heraus, als uns die Chinesin erläutert, dass dies eine St. Galler-Bratwurst sei, welche aus Kalbfleisch hergestellt werde. Wenn sie so schmeckt wie sie aussieht, dürfen wir uns freuen. Sie kommt mir gerade recht zur Einweihung unseres neuen Weber-Holzkohlen-Grills.


Vancouver - Chilliwack BC

2013-04-22

Wir verschieben uns wieder ein Stückchen ostwärts, aber nur bis Chilliwack, weil wir dort noch einen grossen RV-Händler besuchen wollen. Ein Pneu unseres Trailers ist auf einer Seite schon wieder komplett abgefahren. Da scheint etwas an der Spur nicht zu stimmen. Man weist uns jedoch weiter an einen Fahrwerksspezialisten im Städtchen. Statt erst am Freitag lassen sie sich erweichen und wir bekommen einen Termin bereits morgen um 08.15 Uhr. Für uns noch fast in der Nacht aber es muss sein. Safety first.


Chilliwack BC

2013-04-23

Wie nicht anders zu erwarten nach den fast 4 Jahren intensiver Nutzung finden die Spezialisten nebst Spur neu einstellen sowie Fetten und Oelen auch noch anderes wie z.B. Stossdämpfer ersetzen. Weil nicht alle Teile an Lager sind, müssen wir morgen nochmals kommen. Die Rechnung wird vierstellig ausfallen, aber wir haben ein gutes Gefühl, dass hier seriös und fachmännisch gearbeitet wird. Man sieht es auch bereits an der Ordnung in der Werkstatt. Anhand der Zertifikate an der Wand sehen wir, dass wir es mit 3 Brüdern namens Martens zu tun haben. Darauf angesprochen erzählen sie uns, dass ihre Grossmutter nach dem 1. WK ausgewandert und bereits ihr Vater in Kanada zur Welt gekommen sei. Deutsch haben sie natürlich nicht mehr gelernt zu Hause aber die deutschen Tugenden sind auch in der 3. Generation und nach fast 100 Jahren Nordamerika noch vorhanden. Muss wohl an den Genen liegen.


Chilliwack - Kelowna BC

2013-04-24

Die letzten Ersatzteile sind eingetroffen und bis die Grube frei ist fahren wir noch schnell zum Reifen-Händler, um den abgefahrenen Reifen zu ersetzen. Auf die Hauptstrasse und bei der 2. Ampel rechts. Ich biege ab und schon geht das Drama los. Mit Sirenengeheul und dem in allen Farben blinkenden Christbaum auf dem Dach wendet einer direkt auf der Kreuzung und scheint mich im Visier zu haben. Ich biege noch links ab in den Hof der Fountain Tire und habe nun die Gewissheit, dass er es auf mich abgesehen hat, weil er schon hintendran ist. Ich kurble die Scheibe runter und frage den Officer betont freundlich, was ich falsch gemacht habe. Ich bin beruhigt. Es ist zum Glück nichts Schlimmes. Ich habe „nur“ die Sicherheitsgurten vergessen. Er nimmt meinen Führerausweis und die Insurance-Confirmation und geht zu seinem Wagen. Er wird wohl im Computer schauen, ob sonst noch was gegen mich vorliegt und mir dann einen Vortrag über die Wichtigkeit der Gurten halten und uns mit „safe travel“ gehen lassen. Denkste!
Der Kerl kommt zurück mit einem Bussenzettel und mir bleibt ohne Übertreibung die Spucke weg. 220 Dollar und bei Bezahlung innert 30 Tagen „nur“ 167 Dollar. Als ich mich wieder gefasst habe versuche ich mich herauszureden. Schliesslich waren es ja nur 500 Meter. Für ihn sind es aber nicht 500 Meter sondern einen halben Kilometer. Mir gehen da die Argumente aus. Ich sage weder auf Wiedersehen noch wünsche ich ihm einen schönen Tag und stecke das Ticket in den Hosensack. Nachdem er weg ist und die Wut langsam nachlässt, schaue ich mir den Busszettel genauer an. Nebst Ort und Vergehen steht mein Name und Geburtsdatum drauf, keine Adresse, Fahrzeug Chevy, aber kein Nummernschild. Dann ist noch die Nummer meines Führerausweises notiert und beim Staat steht „SW“. Ich bin nahe einem Lachkrampf. Wünsche den Behörden von British Columbia auf diesem Weg viel Spass beim Inkasso der Busse in SWeden.
Wieder bestens gelaunt fahren wir für den Finish nochmals kurz zu green acres und dann schnell weg von Chilliwack durch zum Teil noch winterliche Landschaften nach Kelowna.


Kelowna BC

2013-04-25 to 2013-04-28

Das Okanagan Valley ist eine unserer Lieblingsregionen in Nordamerika. Bei diesem milden Klima übers ganze Jahr, der bezaubernden Seenlandschaft, den Gemüse- und Früchteplantagen und nicht zuletzt den vielen Weingütern muss man sich einfach wohlfühlen. Einzig Negatives im Moment ist das Auf und Ab beim Wetter. Von 25° bei der Ankunft ging es runter bis auf 11°. An eine Weiterreise ist auch deshalb nicht zu denken, weil in den Rockies und im Kootenay schon wieder Schneefall und Eisregen angesagt ist. Wir passen uns den Temperaturen an und geniessen hoffentlich das letzte Mal für längere Zeit ein Käse-Fondue.


Kelowna - Revelstoke BC

2013-04-29

Extremeres April-Wetter gibt es kaum noch. Auf den 220 Km nach Revelstoke meinen wir mehrmals in ein Unwetter zu fahren und schon ist wieder Sonnenschein und die bedrohlich dunkle Wand ist nicht mehr vor sondern hinter uns. Einige Schneeflocken und auch mal ein kurzer Eisregen aber sonst herrscht eitel Sunshine.


Revelstoke - Radium Hot Springs BC

2013-04-30

Auf die Wetterprognosen ist weiterhin wenig Verlass und wir fahren weiter bis nach Radium Hot Springs. Hier wollen wir vor Ort startklar sein, um einen sonnigen Tag zu erwischen für die Fahrt durch den Kootenay Nationalpark nach Banff.


Radium Hot Springs BC - Banff AB

2013-05-01

Wir fahren los und es zeigt sich, dass die Wetterprognose zu optimistisch war. Ist für den Tourismus auch besser so, könnten böse Zungen behaupten. Jedenfalls ist es unterwegs durch den Kootenay NP nicht leicht sondern meist bewölkt. Die Szenerie ist trotzdem überwältigend. Wir werden sicher einige Tage in Banff bleiben und können ja nochmals zurück in den Park. Und dank dem Nationalpark-Jahrespass kostet uns dies auch nichts.


Banff Nationalpark

2013-05-02 to 2013-05-03

Zum 4. Mal sind wir nun im Banff Nationalpark und es war noch nie so angenehm wie jetzt in der Zwischensaison. In den Monaten Juli/August sind die Highlights wie zum Beispiel Lake Louise hoffnungslos überlaufen. Obwohl die Parkplätze riesengross sind findet man keinen Platz mehr und nicht genug damit, stoppen fast im 2-Minuten-Takt grosse Busse und spucken Tausende von Touristen aus, vor allem solche mit Schlitzaugen.
Vor einer Woche ist noch 20 Zentimeter Neuschnee gefallen und die meisten Seen sind noch gefroren und teilweise sogar noch begehbar. Aber bei diesen sonnigen und warmen Tagen geht es sehr schnell und der Winter ist endgültig besiegt. Auch der Grizzly ist abgemagert aus dem Winterschlaf erwacht und streift hungrig auf der Suche nach irgend etwas essbarem umher. Wir sehen auch viele andere Tiere wie Wapiti-Hirsche, Rotwild, Dickhornschafe und kleine Nager, welche sich alle am frühlingshaften Wetter erquicken wie wir zwei.


Banff Nationalpark

2013-05-04 to 2013-05-05

Das schöne Wetter und die traumhafte Natur halten uns zurück und wir verlängern im Campground bis am Montag. Banff NP ist zusammen mit den 3 angrenzenden Nationalparks Jasper, Kootenay und Yoho flächenmässig halb so gross wie die Schweiz. Da gibt es genug zu sehen und zu unternehmen in dieser einzigartigen Landschaft. Bereits die Panorama-Sicht aus dem Trailer ist umwerfend und so schmecken die St. Galler-Bratwürste erst recht köstlich.


Banff Nationalpark

2013-05-05

Ich finde zum letzten Bericht noch ein paar Bilder auf der Kamera, welche einfach zu schön sind, um nicht publiziert zu werden.


Banff - Olds AB

2013-05-06

Wir verlassen den Nationalpark und in Canmore stoppen wir wie immer bei der Valbella Meat. Bezüglich Qualität nimmt es dieser Betrieb auch nach über 30 Jahren noch immer mit jeder Schweizer Metzgerei auf. Wir füllen Tiefkühler und Kühlschrank auf mit Wurstwaren, Bison- und Bündnerfleisch, Rohessspeck und anderem. Bis Quebec sollte es reichen, da sich auf den nächsten 2‘000 Kilometern durch die Prärie ausser guten Steaks nur selten Delikatessen finden lassen.
Nach Canmore wird der Wald immer dünner und die Bäume immer kleiner. Und schon sind wir in der eintönigen und fast endlos scheinenden Prärie. Und jedes Mal erscheint es uns bei der Einreise in Alberta, dass noch mehr Ölpumpen und Erdgasförderanlagen auf den Feldern installiert worden sind. Da ist es nicht verwunderlich, dass Alberta die reichste kanadische Provinz ist und es nicht nötig hat, eine Umsatzsteuer zu erheben wie die anderen Provinzen.


Olds AB

2013-05-07 to 2013-05-08

Hier sind wir vor fast vier Jahren zu unserer langen Reise gestartet, welche unsere sicher nicht kleinen Erwartungen in jeder Beziehung erfüllt und vielfach sogar übertroffen hat. Irgendwie fühlen wir uns jedes Mal ein klein wenig heimisch in Olds. Dies liegt auch an unseren damaligen Hosts und Freunden Beat und Clivia, mit welchen wir uns täglich zu einem guten Glas Malbec treffen.
Und dann hat unser treues Zugfahrzeug wieder einmal einen grossen Service und neue Finken verdient. Um uns nicht zu schämen in der Chevy-Vertretung nach den vielen Kilometern seit Mexico und all dem Wüstenstaub fahren wir zuerst durch eine Waschstrasse. So eine ultra-moderne Anlage haben wir noch nie gesehen. Da blinkt es links und rechts in rot oder grün und man weiss immer, welches Programm gerade ausgeführt wird oder was man tun muss. Nach Anfeuchten, Shampoo und Spühlen kommt eine unglaublich dicke Schicht von blau-grünem Schaum auf das Fahrzeug. Im Wageninnern riecht es (nicht unangenehm) aus einer Mischung aus Marzipan und orientalischem Harem. Jetzt geschieht eine Weile gar nichts und dann blinkt es links zum Wegfahren und das Tor öffnet sich. Draussen steht Hedy und krümmt sich vor Lachen. Aus dem Tankstellenshop kommt eine Angestellte und teilt uns mit, dass die Kollegin die Anlage „reseten“ werde und wir nochmals reinfahren sollen. Ums Gebäude rum und die Kollegin kommt uns schon entgegen mit der schlechten Botschaft, dass nichts mehr zu machen sei und der Service-Techniker angefordert werden müsse. Wir verlangen die 14 Dollar zurück und müssen auf die gegenüberliegende Strassenseite zu einer manuellen Waschstrasse. Bis wir dort angelangt sind, stoppt alles unterwegs und guckt uns komisch an. Wenigstens hat der grosszügig aufgetragene Schaum den Schmutz so aufgeweicht, dass nach dem Abspritzen mit dem Hochdruckreiniger das Auto tiptop sauber ist.


Sundre AB, First Choice

2013-05-09

Wir können nicht weg von Olds, ohne wie letztes Jahr im Nachbardorf Sundre die Metzgerei First Choice besucht zu haben. Ursula und Roman Staub, ein junges Ehepaar aus der Ostschweiz mit 3 kleinen Kindern, haben hier ihren Lebenstraum mit der eigenen Metzgerei verwirklicht. Mit dem Verkaufswagen besuchen sie im Sommer die Farmer Markets der Region und bringen so ihre Produkte unter die Leute. Wirtschaftlich immer bedeutender ist für Roman seit der Betriebsaufnahme jedoch die Tätigkeit als Störmetzger geworden. Immer mehr Leute misstrauen dem industriell hergestellten Food und wollen beim Fleisch wissen, woher es kommt und wie es gehalten wurde. Sie kaufen gleich ein ganzes Rind bei einem ihnen bekannten Rancher und Roman zerlegt, portioniert und verpackt das Fleisch dem Wunsch des Kunden entsprechend und produziert ihnen auch Würste etc. Im weiteren gehören auch viele Jäger zu seinen Kunden und bringen ihm das erlegte Wild zur Weiterverarbeitung. Wir können uns anhand der 20 Rinder im Kühlraum davon überzeugen, dass er mehr als genug zu tun hat. Und diese kleine Erfolgsstory ist auch wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, dass sich ein guter Berufsmann aus der Schweiz sowohl in Kanada wie auch in den USA eine vielversprechende Existenz aufbauen kann.


Olds - Oyen AB

2013-05-10

Und nun soll es in den nächsten Tagen zügig ostwärts gehen. Auf den Trans-Canada-Highway wollen wir nicht, der ist uns zu eintönig. Und den Yellowhead-Highway im Norden haben wir auch schon befahren. Deshalb ist es naheliegend, dass wir eine Route dazwischen wählen. Von Olds aus machen wir zuerst einen kleinen Umweg über Innisfail zum Buffalo Jump Provincial Park. Nach 15 Kilometern auf einer Nebenstrasse ist der Asphalt zu Ende und Schotter angesagt. Da wir seit der Abzweigung kein Schild gesehen haben und uns das Navi auch nicht helfen kann, werden wir unsicher und wenden. Schliesslich gibt es in Nordamerika noch viele Klippen, über welche die Indianer auf der Jagd seit Jahrtausenden die Büffel getrieben haben. Auf der AB-9 fahren wir alles schnurgerade aus bis kurz vor die Grenze zu Sasketchewan. Ausser grossen Farmen und ab und zu einem sehr kleinen Dorf ist die Strecke nicht minder eintönig wie der Trans-Canada Highway. Nach über 300 Km der erste Campground und dort bleiben wir dann auch für die Nacht.


Oyen AB - Yorkton SK

2013-05-11

Heute geht es wiederum alles geradeaus ostwärts durch die öde Prärie mit riesigen Farmen und Viehzuchtbetrieben. Die Landwirte machen auf uns auch heute keinen wohlhabenden Eindruck, wenn wir uns die eher bescheidenen Wohnhäuser und den Umschwung anschauen. Zwar sehen wir einen meist modernen Maschinenpark, jedoch keine teuren Autos, Motorräder oder sonstiges.
Wiederum könnten wir mit jedem Verkehrsteilnehmer einen kurzen Schwatz halten, weil wir nur selten einem begegnen. Da wir seit Tagen kein Internet hatten und es auf dieser Strecke auch kein Tourist-Office gibt, sind wir nicht informiert bezüglich Campgrounds. Dies rächt sich immer mehr. Am späteren Nachmittag schauen wir uns in Punnichy nach einem Nachtlager um. Den Platz müssen wir im Dörfchen zuerst suchen und dann enttäuscht feststellen, dass er wegen gravierender Unebenheit nicht brauchbar ist. Weitere eineinhalb Stunden und 6 klitzekleine Dörfer später findet sich auch im 4‘500 Seelen-Dorf Melville kein brauchbarer Standplatz für die Nacht und wir fahren nochmals weiter. Nach über 7 Stunden reiner Fahrzeit und mehr als 600 Kilometern ist es 20.30 Uhr, kurz nach Sonnenuntergang, und wir verdrücken uns in Yorkton auf den Parkplatz des Casinos. Ausser uns zwei Deppen fährt wohl kein Camper diese Strecke.


Yorkton SK - Hnausa MB

2013-05-12

Wir bleiben Richtung Osten stur auf der SK-8 beziehungsweise nach Überquerung der Provinzgrenze von Saskatchewan nach Manitoba auf der MB-5 und MB-17. Als kleine Abwechslung sehen wir in den Dörfern öfters orthodoxe Kirchen, erkennbar an den Zwiebeltürmen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts sind viele Ukrainer und Südrussen, vor allem Duchoborzen, in dieser Region eingewandert, weil sie in ihrer alten Heimat aus politischen und religiösen Gründen diskriminiert oder vertrieben wurden.
Vorbei am Lake Manitoba fahren wir bis zum Lake Winnipeg nach Hnausa. Entlang dem See ist eine gewisse touristische Infrastruktur vorhanden, jedoch sind die Campgrounds noch geschlossen. Der Besitzer lässt uns trotzdem rein, kann uns aber nur den Stromanschluss anbieten. Die Nächte seien immer noch zu kalt, um das Wasser-Leitungsnetz in Betrieb zu nehmen. Wir glauben ihm dies sofort, weil wir den Lake Winnipeg bereits gesehen haben. Der über 400 Km lange See ist flächenmässig mehr als halb so gross wie die Schweiz und noch immer mit einer dicken Eisschicht überzogen. Ein extrem harter und langer Winter mit viel Schnee und nun sei die Natur etwas 3-4 Wochen in Rückstand, berichtet er uns.


Hnausa - Winnipeg MB

2013-05-13 to 2013-05-14

Südwärts nach Winnipeg und somit in einer urbanen Gegend und erst recht am Trans Canada Highway wird die Qual mit der allabendlichen Suche nach einem Campground zu Ende sein. Winnipeg, Hauptstadt der Provinz Manitoba, ist zwar eine ganz nette und saubere Stadt, einen grösseren Umweg ist sie jedoch nicht wert. Ausser wenn ein Curling-Grossanlass hier stattfindet.
Sehr bemerkenswert ist, dass von den 1,2 Millionen Einwohnern Manitobas 730‘000 beziehungsweise 60% im Grossraum Winnipeg leben. Und dabei ist Manitoba flächenmässig grösser als Frankreich. Da hätte es doch ausserhalb von Winnipeg nicht nur für Duchoborzen noch unendlich viel Platz!!!


Winnipeg MB - Dryden ON

2013-05-15 to 2013-05-17

Kurz nach Winnipeg findet die Prärie doch noch ein Ende und wir sind in Ontario angekommen. Jetzt säumen wieder Wälder die Strasse und schon bald kommt ein See nach dem andern. 250'000 sollen es insgesamt sein in Ontario und dies auf der 3-fachen Fläche von Deutschland. Nach 335 Km reicht es uns für heute und wir biegen ab in einen Campground am Trans Canada Highway. Wir staunen nicht schlecht, als wir in der Einfahrt eine Schweizer-Fahne sehen und dann noch ein grosses geschnitztes Namensschild „Fam. Wittwer“. Walle aus der Lenk kommt uns bereits entgegen und schon hat sich alles aufgeklärt. Er und Eliana sind seit 19 Jahren hier und haben sich ein Bijou von Campground aufgebaut. In den nächsten Tagen müssen einige Flaschen Rotwein aus unseren Kellern dran glauben. Irgendwie müssen wir uns das regnerische Wetter ja erträglicher machen.


Dryden ON

2013-05-18 to 2013-05-19

Nach 3 Tagen war die Weiterfahrt eingeplant. Aber bei diesem Scheisswetter bringt das nichts. Ein weiterer Grund zum bleiben sind „Wittwer’s“ und die gemeinsamen Nachtessen mit den guten Weinen. Und dann auch die Eishockey-WM, welche wir dank Cabel-TV verfolgen können. Am Samstag der siegreiche Halbfinal unserer Eisgenossen gegen die USA und am Sonntag der leider verlorene Final gegen Gastgeber Schweden.


Dryden ON

2013-05-20 to 2013-05-21

Es regnet nonstop und dies auch durchgehend auf den 350 Km bis Thunder Bay. Wir verschieben deshalb die Abreise auf den Dienstag und dann nochmals auf den Mittwoch. Das miese Wetter verschönern wir uns durch gemeinsamen Abende mit Walle, Eliana und ihrer reizenden Tochter Stephanie. Mit einem guten Diner und flüssiger Sonne ist das Sauwetter nur noch halb so schlimm.


Dryden – Kakabeka Falls ON

2013-05-22

Und endlich scheint die Sonne wieder und der Thermometer geht zügig aufwärts. Vorbei an Wäldern und Seen und Seen und Wäldern fahren wir bis zu den Kakabeka Falls, kurz vor Thunder Bay. Der harte Winter mit den enormen Schneemassen widerspiegelt sich auch hier. Es fehlt nur noch ganz wenig, und der Kaministiquia River tritt über die Ufer.
Zweieinhalb Monate ist es her, dass ich mir ein neues Notebook kaufen musste. Inzwischen komme ich mit dem Kachel-Zeugs von Windows 8 ganz gut zurecht, konnte meine über 300 Kontakte in Outlook, wenn auch nur jeden einzeln und nicht als ganzes, einfügen wie auch alle alten Mails. Auch die Programme sind benutzerspezifisch angepasst und nun dies.Ich Tolpatsch stosse ungeschickt mein volles Rotweinglas um und der Rebensaft ergiesst sich unglücklicherweise genau auf die Tastatur und ins Innere meines Notebooks. Sofort drehe ich das Gerät, um den Malbec wieder auslaufen zu lassen. Ist aber schon zu spät und mein Notebook ist bis auf den blinkenden Ein-/Aus-Schalter klinisch tot.


Kakabeka Falls/Thunder Bay ON

2013-05-23

Nach einer unruhigen Nacht mit Alpträumen von an Alkoholvergiftung gestorbenen Computern fahren wir hoffnungsvoll zu einem „PC Doctor“ in Thunder Bay und übergeben noch hoffnungsvoller mein Notebook. In der Zwischenzeit schauen wir uns Thunder Bay, schön gelegen am Lake Superior, ein wenig an. Letztes Mal ist uns gar nicht aufgefallen, dass der Ort einen ganz netten Stadtkern hat.
Vor Feierabend dann die grosse Ernüchterung beim PC-Heini. Jetzt ist auch noch die Chefin da und erklärt mir, dass das Gerät nicht reparierbar beziehungsweise zu neuem Leben zu erwecken sei. Die Schuld schiebt sie auf im Rotwein enthaltenen Zucker. Auf dem Harddisk seien keine Ordner-Strukturen erkennbar und die Files seien auch nicht lesbar. Die Profis schlagen vor, über Nacht ein Wiederherstellungs-Programm laufen zu lassen und die Dateien alsdann auf USB-Sticks zu kopieren. Ich bin so ziemlich am Boden zerstört, weil die Bilder der letzten 3 Wochen sowie je eine grosse Excel- und eine Word-Datei mit Reise-Aufzeichnungen nicht zeitnah gesichert sind.


Kakabeka Falls/Thunder Bay ON

2013-05-24

Wir schauen uns nochmals die Kakabeka Falls von beiden Seiten an. Unglaubliche Wassermengen stürzen jetzt nach der Schneeschmelze zu Tal. Am späteren Nachmittag dann ohne grössere Erwartungen aber immer noch mit der Hoffnung auf ein Wunder erneut zur P.C. Medic in Thunder Bay. Das Recovery-Tool ist mit der Arbeit immer noch nicht zu Ende. Gut, dass uns ein Fixpreis von CAD 90.— zugesagt wurde. Ich will es einfach nicht wahrhaben und lasse mir auch von der Chefin bestätigen, dass die Files nicht nur ihren Namen, sondern auch das Erstellungsdatum verloren haben. Da kann ich mich ja freuen wie auf die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen, bis ich meine etwa 300 Bilder der letzten 3 Wochen gefunden habe. Morgen früh sollte die Wiederherstellung beendet sein und mir steht nochmals eine unruhige Nacht bevor.


Kakabeka Falls – Neys ON

2013-05-25

Beim Vorbeifahren in Thunder Bay hole ich mir die Alkohol-Leiche und zwei USB-Sticks mit den Daten ab. Ich kann es kaum erwarten, heute Abend einen ersten Blick auf das Werk der PC-Heinis zu werfen.
Wiederum eine tolle Landschaft auf der Fahrt entlang dem Lake Superior, aber ich kann es gar nicht so richtig geniessen, weil meine Gedanken woanders sind.
In Neys angekommen sind auf den Sticks fortlaufend nummeriert und mit gestrigem Datum versehen unglaubliche 143'346 Files in 481 Ordnern. Gut, dass wir schon 300 Km von Thunder Bay weg sind. Ich würde ihnen wohl das Notebook mit Anlauf auf den Tisch legen und ihnen sagen, dass sie sich die Sticks in den Allerwertesten schieben können. Auf jeweils 300 Files in den Ordnern finde ich zwischen 0 und 2 der gesuchten Mai-Pictures. Die Word-Datei finde ich gar nicht und von den 6 grössten Excel-Files ist ausgerechnet die aktuelle für 2013 zerstört und nicht lesbar. Ich pendle hin und her zwischen Wut und Verzweiflung. Aber mir bleibt ja noch ein winzig kleiner Strohhalm. Ich starte mein noch nie so sehnsüchtig vermisstes Notebook und könnte nach wenigen Sekunden Jubelschreie ausstossen, wenn mich Hedy nicht bremsen würde. Der „Hangover“ scheint überstanden zu sein, da auf dem Bildschirm das HP-Logo erscheint. Aber nein, das darf ja nicht wahr sein. Ausgerechnet jetzt muss ein Windows-Update in mehreren Schritten und in einer gefühlten Ewigkeit ausgeführt werden. Nicht genug damit erfolgt anschliessend auch noch ein automatischer Neustart der Kiste. Wenn das nur gut geht. Super, er fährt erneut hoch und schon kommt der nächste Schreck. Ich sollte mein Passwort eingeben, aber das Keyboard funktioniert nicht. Nachdem ich auch diese Klippe umschifft habe folgt sofort ein erster Blick auf die Harddisk. Es ist alles noch da und auch lesbar. Blitzschnell den Stick reinschieben und die vermissten Files kopieren.


Neys – Batchawana Bay ON

2013-05-26 to 2013-05-27

Der Trans Canada Highway 17 führt uns über weite Strecken dem Nordufer des Lake Superior entlang. Die gesamten 700 Km zwischen Thunder Bay und Sault Ste. Marie sind fast unbesiedelt. Eigentlich unbegreiflich, bei so einer beindruckenden und abwechslungsreichen Landschaft. Wir bleiben eine 2. Nacht an der Batchawana Bay, weil das Wetter nicht zur Weiterfahrt verlockt und ich den Rückstand aufarbeiten kann, welcher durch mein verkatertes Notebook entstanden ist.


Batchawana Bay – Spragge ON

2013-05-28

Erste grössere Ortschaft seit Thunder Bay ist Sault Ste. Marie und wir nutzen beim Vorbeifahren die Gelegenheit und stoppen beim Future Shop, einem sehr grossen EDV-Händler. Der Alkohol-Exzess hat bei meinem Notebook zu einer Verweigerung des Inputs via Tastatur geführt. Der Laden führt eine riesige Auswahl an Keyboards und ich entscheide mich für ein kabelloses Schweizer Fabrikat, wohl wissend, dass auch dieses in Fernost hergestellt wurde. Abends dann Frust und auch Wut auf mich Blödmann, dass ich Logitech blindlings vertraut habe und den Inhalt nicht im Shop kontrolliert habe. In der Schachtel fehlt der USB-Stecker für den kabellosen Betrieb. Alles weitere zum heutigen Tag ist schnell erzählt. Das Wetter zeigt sich von seiner schlechteren Seite. Ohne dass wir heute viel gesehen hätten, haben wir den Lake Superior hinter uns gelassen und sind bereits beim Lake Huron angelangt. Der zweitgrösste der sogenannten Grossen Seen ist flächenmässig immer noch fast eineinhalb Mal so gross wie die Schweiz.


Spragge – Providence Bay/Manitoulin Island

2013-05-29 to 2013-05-30

Von Spragge fahren wir ostwärts bis Espanola und dann südwärts und über eine Swing Bridge nach Little Current auf Manitoulin Island im Lake Huron. Es ist nicht einfach eine von 30‘000 Inseln im Lake Huron, sondern die weltweit grösste Insel in einem Binnengewässer. Wir durchqueren die reizende Insel, bis wir endlich am südlichen Ende einen Campground finden mit „WiFi on site“. Und dabei war jeder unterwegs mit Preisen von über CAD 40.-- pro Nacht alles andere als bescheiden.
Von hier aus machen wir bei wieder einmal sonnigem Wetter eine kleine (200 km) Insel-Erkundungsfahrt. Mit nur 4 Einwohnern pro km² und fast unberührter Natur herrschen auf Manitoulin Island beinahe paradisische Zustände. Allerdings eher nur für Leute, welche nicht auf ein regelmässiges Erwerbseinkommen angewiesen sind. Uns scheint es, dass die Landwirte ein bescheidenes Dasein fristen und wer vom Tourismus lebt muss auch schauen, dass er bei dieser kurzen Saison über die Runden kommt. Andere Verdienstmöglichkeiten gibt es kaum.


Providence Bay – Tobermory ON

2013-05-31

Auf der Überfahrt zur Bruce Peninsula möchten wir für die 250 Dollar eigentlich etwas mehr sehen als 2 Stunden lang Nebel. Immer wieder studieren wir hoffnungsvoll die Wetterprognosen. Aber es lässt sich nicht ändern und ein paar Tage warten wollen wir auch nicht. Also los zum Hafen und auf die Nachmittags-Fähre. Und ganz so schlimm ist es mit der Sicht ja auch nicht und vielleicht haben wir Schwein und es macht noch mehr auf. Aber kaum vom Pier abgelegt sind wir auf dem See in sturmsdickem Nebel und eine der Hauptbeschäftigungen auf der Kommando-Brücke ist die Betätigung des markdurchdringenden Nebelhorns.


Tobermory ON

2013-06-01 to 2013-06-02

Der Wettergott hat ein klein wenig Erbarmen mit uns und hält die dicke Wolkendecke am Nachmittag für 3 Stunden zurück. Wir nehmen das Angebot dankend an und fahren kurzerhand die paar Kilometer in den Bruce-Peninsula-Nationalpark. Die Wanderung durch diesen kleinen NP ist sehr abwechslungsreich mit der wilden Felsküste und den knorrigen Bäumen. Kaum zu Hause angelangt beginnt es wieder zu regnen. Am nächsten Tag setzen wir keinen Fuss vor die Tür, weil es uns zu nass und zu kalt ist. Immerhin regnet es nur leicht und es besteht keine Überschwemmungsgefahr wie in Mitteleuropa. Die dortige Situation können wir dank gutem WiFi in der SRF-Tagesschau oder 10vor10 mitverfolgen.


Tobermory/Fathom Five National Marine Park

2013-06-03

Endlich wieder einmal ein strahlend blauer Himmel. Dick eingepackt, weil es 8° kalt ist, gehen wir mit dem Ausflugsschiff in den Fathom Five National Marine Park. Sehr fotogen sind die unbewohnten, dicht bewaldeten Inseln und Inselchen und ihre teilweise zerklüfteten Küsten. Wie schon am Lake Superior staunen wir auch hier am Lake Huron über das glasklare Wasser. Dank dem können Schiffswracks, wie der 1895 bei Tobermory gesunkene Schoner Sweepstakes von der Wasseroberfläche aus betrachtet werden.


Tobermory – Port Elgin ON

2013-06-04

Der Westküste der Bruce-Halbinsel entlang fahren wir via Sauble Beach bis Port Elgin. In den Ferienmonaten sind die feinen Sandstrände am Lake Huron sehr beliebte Destinationen. Grössere Hotelanlagen sehen wir keine, dafür viele Campingplätze mit zum Teil Hunderten von Stellplätzen sowie kleineren Familien-Hotels und Cottages. Auf den Fotos in den Broschüren ist der Strand jedenfalls fast so bevölkert wie in Rimini. Gleich anschliessend landeinwärts wird quasi jeder Hektar landwirtschaftlich genutzt. Das topfebene und fruchtbare Land scheint prädestiniert für grossflächigen Getreideanbau.


Port Elgin – Goderich – Port Elgin

2013-06-05

Charakteristisch für die schmucken Ortschaften in dieser Region sind die roten Backsteingebäude im Stadtkern. Gegründet wurden diese Kleinstädte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ihre Namen deuten meist auf schottische Auswanderer. Insofern speziell ist Goderich, weil die amtierende britische Queen den Ort als hübscheste Stadt Kanada’s bezeichnet haben soll. Allerdings hat weder sie selbst noch sonst ein regierender Monarch jemals Goderich mit einem Besuch beehrt.


Port Elgin – Waubaushene ON

2013-06-06 to 2013-06-07

Toronto und auch die Niagara Falls lassen wir aus und steuern direkt dem Algonquin Provincial Park zu. Beides kennen wir schon von Ferienreisen und zudem ist Niagara zumindest auf der kanadischen Seite immer mehr zu einem riesigen Rummelplatz à la Disney und der Wasserfall zum Nebendarsteller verkommen. Sonst fällt dem Schreiberling nichts ein, ausser über das triste Wetter zu jammern. Halt, da war unterwegs in Collingwood noch eine Swiss/Canadian Bakery mit exquisiten Crème-Schnitten, Vanille-Cornets und anderen köstlichen Schleckereien.


Waubaushene – Dwight ON

2013-06-08

Nach einer niederschlagsreichen Nacht sind wir am Morgen wieder einmal froh um den 4×4, dank dem wir unser Häuschen problemlos aus dem aufgeweichten Boden auf festen Untergrund bekommen. Von unterwegs gibt nichts Aufsehenerregendes zu berichten, ausser dem Spaziergang durch das schmucke Provinzstädtchen Huntsville. In Dwight vor dem Algonquin PP übernachten wir und hoffen, dass wir beim nunmehr bereits dritten Besuch des Parks mal sonnige Verhältnisse antreffen werden.


Dwight – Alonquin Provincial Park ON

2013-06-09

Das Wetter ist nicht gerade berauschend, aber die Aussichten für die nächsten Tage sind es noch weniger. Also los und in der Mitte des Parks stationieren wir uns in einem schönen Campground im Wald am reizenden Mew Lake, einem von 2‘456 Seen.
Der Algonquin Provincial Park verzeichnet etwa 750‘000 naturverbundene Besucher jährlich, was uns im Moment als sehr viel erscheint. Erst in Relation zu seiner Fläche erkennen wir, dass in Mitteleuropa auf äquivalenten 7‘725 km² über 1,5 Millionen Menschen leben müssen. Der Park beherbergt rund 3‘000 Elche, 2‘000 Schwarzbären, 30‘000 Biber und von uns geschätzt eine Trilliarde Moskitos und Black Flies (Kriebelmücken). Letztere sind besonders heimtückisch. Sie sind kaum grösser als 2 Milimeter, man hört sie nicht im Anflug und den Einstich spürt man oft erst am nächsten Tag. Mit der Dämmerung werden diese Blutsauger aktiv und ausgerechnet heute ist es dieses Frühjahr erstmals warm genug am Abend, um draussen zu essen.


Alonquin PP – Gracefield QC

2013-06-10

Wir müssen den Park fast fluchtartig verlassen. Einerseits, weil uns die verdammten Viecher nicht in Ruhe frühstücken lassen wollen. Andererseits, weil wir sicher auch noch einige im Trailer hatten, welche sich nachts an uns verköstigt haben. Offensichtlich hatten die Blutsauger mehr Gefallen an Hedy als an mir. Am schlimmsten erwischt hat es sie hinter dem rechten Ohr mit mehreren Einstichen innerhalb von 2 Zentimetern. Ein grosser Fleck ist stark geschwollen und sie kann den Kopf nur eingeschränkt drehen. Hilfe bekommt sie aber erst nach 80 Kilometern in Barry’s Bay, der ersten Ortschaft mit über 1‘000 Einwohnern. Die Apothekerin hat die entzündungshemmende Salbe und Anti-Allergie-Tabletten griffbereit. Scheinen beliebte Medikamente in dieser Region und dieser Jahreszeit zu sein.
Alsdann überqueren wir die Provinzgrenze zu Quebec und übernachten in Gracefield. Und schon beginnen die Verständigungsprobleme. Den leutseligen Campingwart verstehen wir sowohl in seinem Quebecois wie auch in Englisch nur sehr lückenhaft.


Gracefield – Senneterre QC

2013-06-11

Die verabreichten Medikamente haben schnell gewirkt und Hedy geht es bereits wieder ganz gut. Wir haben uns für eine nördliche Route bei der Durchquerung von Quebec entschieden, weil wir die Ost/West-Verbindungen im Süden schon in beide Richtungen befahren haben. Obwohl wir noch unglaublich weit weg vom nördlichen Ende der Provinz Quebec sind, ist bereits am Hwy 117 zwischen Grand Remous und Lac Simon auf einer Strecke von 220 Kilometern nicht eine einzige Ortschaft zu finden. Pro Stunde kreuzen uns maximal 30 Fahrzeuge, mehr als ein Drittel davon sind schwerbeladene Holzlaster.
Auf dem Campingplatz in Senneterre werden wir am späteren Nachmittag schon sehnlichst erwartet und freudig begrüsst. Schwärme von Mücken fallen über uns her und wollen sogar in Mund, Nase und Ohren eindringen. Jetzt wissen wir, warum wir als Imker verkleidete Leute gesehen haben. In rekordverdächtiger Zeit schliessen wir Strom und Wasser an und fliehen in den Trailer. Mit jeder Türöffnung sind unvermeidbar auch einige der Blutsauger drin. Im Laufe der Zeit kommt aber jeder mal bei uns vorbei und wir können ihn liquidieren. Richtig wütend werden wir erst, wenn der Quälgeist beim Todschlag einen Blutfleck hinterlässt, was leider öfters vorkommt als uns lieb ist. Es bedeutet, dass er uns bereits erwischt hat, ohne dass wir etwas gespürt haben. Mit den vereinzelt noch anfliegenden Viechern werden wir locker fertig und können das Nachtessen unbeschwert geniessen. Irgendwann so nach 9 Uhr wird es immer ungemütlicher. Zu jedem, den wir umbringen, kommen einige zur Beerdigung. Irgendwo muss ein beschädigtes oder zu grobmaschiges Gitter oder ein kleiner Spalt sein. Mindestens 100 haben wir zerdrückt und immer noch schwirren mindestens nochmals so viele umher. Wir trauen dem Dampfabzug nicht und verstopfen ihn mit Tüchern ebenso wie bei der Wasserleitung im WC, welche von unten durch ein nicht abgedichtetes Loch im Boden nach oben führt. Aber es gibt Dutzende von Möglichkeiten beziehungsweise Schlupflöcher, weshalb wir kurz vor der Verzweiflung sind.
Zu unserem Glück entspannt sich sich die Lage langsam dank der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit. Wir nehmen an, dass sich die Plagegeister irgendwo verstecken und bei Tagesanbruch mit neuem Elan wieder aktiv werden. Wir müssen dies auf uns zukommen lassen und genehmigen uns erst mal einen Espresso und einen grossen Single Malt und ziehen dann die Decke weit über die Ohren.


Senneterre – Chibougamau QC

2013-06-12

Es kam wie erwartet. Mit Anbruch des Tages ist Schluss mit Schlafen. Hedy ist schon nicht mehr im Bett und auch im WC und im Wohnzimmer ist sie nicht. Wird wohl draussen am Paffen sein. Wütend schlage ich um mich auf alles was herumschwirrt. Nachdem ich das erste Gefecht des Tages gewinne ist Hedy immer noch nicht aufgetaucht. Bleibt nur noch der Chevy, und dort finde ich sie dann auch. Einige Zeit hatte sie hier ihre Ruhe, aber nun finden auch immer mehr Blutsauger einen Weg ins Wageninnere. Zurück im Trailer ist es inzwischen 05.30 und wir konstatieren, dass heute Morgen keiner mehr einen Zugang ins Innere unseres Homes ausser über die kurz geöffnete Tür gefunden hat. Erleichtert trotz den teilweise blutenden oder eitrigen Einstichen der letzten Nacht geniessen wir den Morgenkaffee und machen gemütlich unsere Morgentoilette. Nach dieser turbulenten Nacht haben wir keine Lust auf Frühstück zu Hause und sind bereits vor 8 Uhr im Dorf und lassen uns das Petit Déjeuner dort servieren. In der Zwischenzeit hat auch das Haushaltwaren-Geschäft die Türe geöffnet und unser Wunsch nach einem grossen Moskito-Netz erfüllt sich. Somit steht, zumindest was die Moskitos und Black Flies betrifft, einem sorgenfreien Schlaf nichts mehr im Wege.
Um 12 Uhr, wenn wir üblicherweise aus dem Campground fahren, haben wir heute bereits 250 km zurückgelegt. Je näher wir Chibougamau kommen, weichen die Laub- und Nadelwälder einem borealen Nadelwald mit dünnen und kurzstämmigen Bäumen.


Oujé-Bougoumou QC

2013-06-13

Westlich von Chibougamau besuchen wir ein Dorf der Cree-Indianer mit 725 Einwohnern. Es ist einer von insgesamt 615 vom kanadischen Staat anerkannter Indianer-Stämme der First Nations. Nach mehreren Zwangsumsiedlungen im 20. Jahrhundert wegen entdeckten Rohstoffen, Wasserkraftprojekten oder anderen Gründen hat ihnen die Regierung 1992 hier ein Dorf errichtet. Mitten drin steht ein bemerkenswertes Museum zur Kultur der Cree.
Auffallend ist die Sauberkeit im ganzen Dorf. Wir haben schon anderes gesehen in Indianer-Siedlungen, wo es rund um die Häuser ausgesehen hat wie auf einer Müllhalde.


Chibougamau – St-Félicien QC

2013-06-14 to 2013-06-15

Von Chibougamau, mit 7‘600 Einwohnern grösste Stadt im nördlichen Québec, führen nur noch ungeteerte Strassen in die Einsamkeit des Nordens. Da ziehen wir die Zivilisation vor und fahren zum Lac-Saint-Jean. Zuerst sind aber genau 191 km Wald zu durchqueren, ohne auch nur ein einziges bewohntes Haus zu sehen. Umso mehr los ist dann am Lac-Saint-Jean, welcher fast doppelt so gross wie der Bodensee ist. Rund um den See alle paar Kilometer ein herausgeputztes Dorf oder Kleinstädtchen und dazwischen gepflegte Bauernhöfe. Mindestens 25 Campingplätze mit mehreren Tausend Stellplätzen bekunden, dass die Region sehr beliebt ist bei den Erholungssuchenden aus Montreal und Québec-City.


St-Félicien – Alma QC

2013-06-16 to 2013-06-18

Von St-Félicien verschieben wir uns auf die andere Seeseite nach Alma. Von hier aus unternehmen wir einige Exkursionen in der Region. Allerdings mit meteorologisch bedingten Einschränkungen. Wir dürfen uns seit Wochen glücklich schätzen, wenn sich die Sonne ab und zu mal für 2 oder 3 Stunden am Tag zeigt. Zum Ärger von uns Spätaufstehern kann das auch Morgens sein.
Von lieben Nachbarn sind wir darauf aufmerksam gemacht worden, dass am 24. Juni so etwas wie der Québecer Nationalfeiertag gefeiert wird. Da dieser auf einen Montag fällt, seien wegen dem verlängerten Wochenende die meisten Campings ausgebucht. Nach unserer Grobschätzung wären wir da ja zum genau richtigen Zeitpunkt für die Festivitäten in Quèbec-City genau am richtigen Ort. Sofort kümmern wir uns darum und versuchen auf allen Wegen, in und rund um Québec ein Plätzchen pour notre Maison zu finden. Die Antwort auf unsere Anfrage ist immer dieselbe: nous sommes complet.
Mit jeder Absage rückt der Walmart-Parkplatz näher und das gleich für 2 oder 3 Nächte.


Alma - Shawinigan QC

2013-06-19

Wir fahren weiter nach Shawinigan, reizend gelegen am Rivière Saint-Maurice. Wegen den grossen Flusskraftwerken wird die Stadt „Cité de l'Énergie“ genannt.
Nichts spektakuläres unterwegs und somit die Gelegenheit, nach einer Woche Quèbec etwas über dessen Bewohner zu schreiben. Dass sie anders sind als die übrigen Nordamerikaner zeigt sich in vielen Dingen. Schon nach wenigen Kilometern zum Beispiel an ihrem Fahrstil. Nicht gerade wie Südeuropäer, aber doch um einiges hitziger und weit weniger defensiv als in anderen Regionen benehmen sie sich im Strassenverkehr. Nach wenigen Tagen sticht auch sehr angenehm ins Auge, dass ungleich mehr weibliche Wesen als anderswo attraktive Figuren haben. Aber auch die Männer und erst recht die Jugendlichen schleppen wesentlich weniger Fett mit sich rum. Auffallend im weiteren, wie wenig Fast-Food-Betriebe wie McDonalds und Konsorten entlang den Strassen stehen. Honi soit qui mal y pense (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Schauen wir in unsere Nachbarschaft, so sehen wir kaum Leute, welche den ganzen Tag mit einer Cola- oder Bier-Dose in der Hand herumlaufen. Die Québecer genehmigen sich dafür schon vor dem Essen ein Glas Weiss- oder Rotwein. Sie fahren zur Essenszeit auch nicht mit dem Auto weg und kommen kurz darauf mit einer Styropor-Box für jedes Familienmitglied zurück. Ihr Tisch ist dafür reich gedeckt mit Pfannen und Schüsseln mit Salat, Gemüse und anderem.
Letztendlich ist es einfach so, dass kaum eine andere Einwanderer-Nation soviel von ihrer Kultur bewahrt hat wie die Franzosen in Québec und dies über 4 Jahrhunderte, nachdem die ersten Siedler ankamen.


Parc national de la Mauricie

2013-06-20

Die 62-Km-Fahrt durch den nahe bei Shawinigan gelegenen La-Mauricie-Nationalpark erfüllt unsere Erwartungen leider erneut nicht wie schon im 2010. Wir haben den Park aus unseren Ferien 2003 in toller Erinnerung. Aber da hatten wir wohl Sonnenschein und nicht diese dicken Wolken vor der Sonne. Deshalb sind die dichten Wälder und die Seen etwas gar farblos und dementsprechend auch unsere Fotos.
Einen Aufsteller haben wir heute aus anderem Grund. Vor der Wegfahrt zum Park stoppen wir beim Office wegen einem Gedankenblitz. Bei 156 Standplätzen könnte es ja sein, dass jemand seine Reservation storniert hat. Und genau im richtigen Moment laufen wir ins Büro und haben einen Platz übers verlängerte Wochenende mit dem Fête nationale du Québec. Nicht ungern verschieben wir den Walmart-Parkplatz einmal mehr auf ein anderes Mal.


Trois-Rivières QC

2013-06-21

Am frühen Nachmittag endlich wieder einmal ein beinahe wolkenloser Himmel und wir sitzen sofort ins Auto und fahren nach Trois-Rivières am Sankt-Lorenz-Strom. Die Stadt ist zu diesem Namen gekommen, weil sich der Rivière Saint-Maurice vor seiner Mündung in den Sankt-Lorenz in 3 Flussarme teilt. Erst 1634 wurde sie, 26 Jahre nach Quebec, als zweite Stadt in Neufrankreich gegründet.
Es scheint, als ob sich die Leute nach Sonnenschein gesehnt hätten. Jedenfalls sind die Boulevard-Restaurants bereits um 3 Uhr sehr gut besucht. Wir haben überhaupt den Eindruck, dass nicht mehr viele am Arbeiten sind und sich die meisten bereits ins Wochenende verabschiedet haben.


Shawanigan QC

2013-06-22 to 2013-06-23

Nur kurz war die Freude und schon ist es wieder trist und grau und gleich über das gesamte Wochenende. Für Spaziergänge im Städtchen reicht es gerade und das ist nicht einmal uninteressant. Zumindest, was die Architektur im ältesten Stadtteil mit zum Teil über 100-jährigen Häusern betrifft. Auf den ersten Blick staunt man ob den wuchtigen Feuertreppen bei den meist 2 oder 3-stöckigen Gebäuden. Auf den zweiten Blick realisieren wir erst, dass diese Häuser gar kein Treppenhaus im Innern haben und der Zugang zu den oberen Stockwerke nur via diese Metalltreppen möglich ist. Und auf den dritten Blick finde ich es völlig daneben, weil die ganze Umgebung sehen kann, wenn ich der attraktiven Nachbarin zu vorgerückter Stunde noch einen Besuch abstatte!
Vom Fête nationale du Québec bekommen wir nichts mit, nicht mal ein kleines Feuerwerk. Das scheint nur in der Hauptstadt der Provinz gefeiert zu werden.


Shawinigan - Québec City

2013-06-24 to 2013-06-25

Von Shawinigan steuern wir direkt zum Rivière Saint-Laurent und dann am Nordufer auf dem „Chemin du Roi“ in Richtung Québec City. Königlich ist vielleicht gar etwas übertrieben, aber eine abwechslungsreiche Fahrt durch recht dicht besiedeltes Gebiet mit vielen kleinen Städtchen und unglaublich grossen Kirchen ist es auf jeden Fall. Auf dem Campground angekommen, müssen wir zuerst die Kleider wechseln. Je näher wir Québec gekommen sind, umso wärmer wurde es. Wir haben es im voraus im Wetterbericht gesehen aber nicht so recht glauben können. 28° C und wegen der hohen Luftfeuchtigkeit soll es sich sogar anfühlen wie 38°. Soll uns recht sein. Schliesslich haben wir wochenlang und meist auch tagsüber heizen müssen.
Am nächsten Tag ist es sogar noch wärmer und wir machen uns früh auf den Weg in die Stadt. Das sommerliche Wetter soll morgen schon wieder zu Ende sein, weil in Tief im Anflug ist. Wir schlendern durch die Altstadt und sind einmal mehr hingerissen vom Charme und der Atmosphäre dieser im Jahre 1608 gegründeten Stadt. Sie könnte in Nordfrankreich liegen und wäre auch dort ein Touristenmagnet.
Als erstes zieht es uns in die rue Saint-Jean wegen den Boulangeries und Epiceries mit ihrem verlockenden Angebot an französischen Spezialitäten. Und dann ist schlendern durch die Gassen der Unterstadt „Basse Ville“ angesagt. Darauf freuen wir uns bei jedem Besuch von Québec aufs Neue und auch auf das verdiente Bierchen oder ein Glas Sauvignon Blanc in einem der vielen einladenden Bistros.


Québec City

2013-06-26 to 2013-06-27

Folgendes haben wir nicht selber gemessen, sondern bei den Wetterfröschen gelesen. Ein Sturz von 29° C auf 12° bezw. von gefühlten 39° auf 9°, und das erst noch am Tageshöchst Mitte Nachmittag. Und man glaubt es kaum, es ist Ende Juni und wir heizen schon wieder. Nicht genug damit regnet es auch noch fast pausenlos. Und die Wasserpfützen rund um den Trailer werden immer grösser. Und jedes Mal, wenn wir im Internet auf die Wetterseite klicken, ist wieder ein neues Tief auf dem Weg zu uns. Am Mittwoch setzen wir keinen Fuss vor die Türe, weil auch noch ein stürmischer Wind die Regentropfen in die Waagrechte zwingt. Am Donnerstagnachmittag liegt immerhin ein Spaziergang in der rue Saint Louis ohne Regenschirm, aber mit warmer Jacke drin.


Québec City

2013-06-28 to 2013-06-29

Und noch ein kalter und regnerischer Tag. Ich fahre Hedy zur Wiederauffrischung der Kopfbehaarung mit dem Farbkübel zu einer teuren Service-Station für Ladys und dann schliessen wir uns für den Rest eines erneut versch….... Tages im warmen Trailer ein.
Am Samstag ist es schooooooon wieder kalt, aber immerhin trocken. Winterlich gekleidet trotzen wir diesen Widerlichkeiten und bummeln durch die verwinkelten Gassen von Vieux Québec. Abends dann das Highlight des Tages im Vieux Port, eine 1-stündige von der Stadt Québec offerierte grandiose Vorführung des Cirque du Soleil.


Chûte Montmorency

2013-06-30

Einfach phänomenal, die Wetterprognose stimmt nicht. Wir nutzen die Situation und fahren zum Chûte Montmorency. Mit 83 Metern ist er beachtliche 30 Meter höher als die wesentlich berühmteren Niagara-Fälle. Wir haben einen guten Zeitpunkt für unseren Besuch erwischt. Im Parc de la Chûte-Montmorency findet heute ein Treffen mit 1200 Oldtimer statt. Bei dieser Gelegenheit realisieren wir wieder einmal, was in Nordamerika liebevoll gehegt und gepflegt alles noch rumfährt aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Bei uns wären die meisten dieser Karossen schon vor langer Zeit in der Schrottpresse gelandet. Anschliessend geht es zurück nach Québec in das Quartier Vieux Port, wo man die gemütlichen Bistros mit kulinarisch hochstehendem Angebot nicht suchen muss.


Québec City, Canada Day

2013-07-01

Schon früh machen wir uns auf den Weg in die City, um der täglich um 10 Uhr stattfindenden Wachtablösung des 22. Regiments in der Zitadelle beizuwohnen. Zu Hunderten sind die Touristen um 09.30 bereits unterwegs den Berg hoch, um oben angelangt am Ticketschalter zu erfahren, dass heute wegen dem Canada Day die Aufführung ausfällt. Weder auf der Homepage der Citadelle, noch im Tourist Office oder sonstwo ist darauf hingewiesen worden. Wie gut, dass ich aus Bequemlichkeit nicht gelaufen, sondern mit dem Chevy hochgefahren bin. Denen würde ich jetzt aber den Basler-Marsch blasen oder noch besser pfeiffen. Der Grund sei, dass wegen dem Canada Day das Regiment um 11.15 von der Zitadelle zum l’Hôtel-de-Ville abmarschiere. Damit sind wir besänftigt und machen uns auch auf den Weg dorthin. Unterwegs bleibt noch genügend Zeit für ein gemütliches Breakfast mit allem Drum und Dran. Enorm viele Leute sind um diese frühe Tageszeit bereits in den Gassen der Stadt unterwegs, aber auf dem Place de l’Hôtel-de-Ville sind es nicht mehr als anderswo. Vielleicht war die mangelnde Information Absicht, um den kleinen Platz nicht zum Überlaufen zu bringen. Mir ist es recht so, weil ich weniger kämpfen muss um einen guten Standort zum Fotografieren. Anschliessend ist flanieren durch die malerischen Gassen angesagt, bis es mal Zeit zum Entspannen ist. Zum ersten Mal geniessen wir die überwältigende Rundsicht auf die Stadt vom Restaurant L’Astral im Loews Hotel aus 182 Metern. Wir wundern uns, weshalb wir nicht schon bei einem früheren Besuch der Stadt hier oben waren.
Das einzig reizvolle für heute in der City wäre für uns nur noch das Feuerwerk. Aber wir wissen nicht, wie wir die verbleibenden mehr als 4 Stunden totschlagen sollen. Das Wetter schlägt um, Hunger und Durst haben wir nicht, immer mehr kommt die Müdigkeit und so fällt der Entscheid leicht, nach Hause zu fahren.


Québec City - Rivière-du-Loup

2013-07-02 to 2013-07-03

Wir würden es problemlos noch lange in Québec City aushalten. Aber irgendwann muss man sich losreissen, wenn man noch anderes auf der Agenda hat. Am Südufer des Sankt-Lorenz fahren wir bis Rivière-du-Loup. Nach Québec wird der Fluss breiter und nach der Ile d’Orleans sind es bereits 10 Kilometer. Ab jetzt vermischt sich der Rivière-Saint-Laurent mit dem Salzwasser des Atlantiks.
Auf dem einige Hundert Meter breiten Küstenstreifen bis zur ersten Hügelkette wechseln sich nahtlos mittelgrosse Landwirtschaftsbetriebe und gefällige Dörfer ab. So geht es auf der alten Küstenstrasse Route 132 bei sehr wenig Verkehr zügig vorwärts bis Rivière-du-Loup, dem ersten Städtchen nach über 200 Kilometern.


Rivière-du-Loup - Rimouski QC

2013-07-04 to 2013-07-05

Wir kommen nur 100 km weiter bis nach Rimouski. Schuld ist die Umgebung mit dem reizvollen Parc National du Bic sowie dem Pointe-au-Père. Dort befindet sich ein informatives Museum, welches an den Untergang des Dampfschiffes „Empress of Ireland“ 1914 an dieser Stelle mit 1‘012 Toten erinnert. Im weiteren ist auch das vor ein paar Jahren stillgelegte U-Boot Onondaga die Krabbelei durch das Innere wert. Und dann dürfen wir uns auch wieder am Wetter erfreuen. Mit der Wegfahrt in Quebéc ist es innert kurzer Zeit immer besser geworden und jetzt können wir endlich wieder draussen essen. Da wir inzwischen am Atlantik angelangt sind, drängen sich natürlich die maritimen Delikatessen auf, zumal sie wegen dem Überangebot billiger als Fleisch sind. Für ein Pfund Hummer bezahlen wir CAD 9.90 gekocht und CAD 7.90 lebend. Wir entscheiden uns für die gekochte Variante, weil wir das Pfeiffen ausser an der Basler Fasnacht eigentlich verabscheuen.


Rimouski - Matane QC

2013-07-06

Sehr weit kommen wir auch heute nicht, weil wir einen fast 2-stündigen Stop für einen Spaziergang durch den Jardin de Métis einlegen. Die Erwartungen sind hoch, auch aufgrund des gesalzenen Eintrittspreises von CAD 35.— für uns zwei. Aber Hedy meint, dass es einer der schönsten botanischen Gärten Nordamerikas und deshalb den Besuch wert sei. Er ist harmonisch eingebettet in einen alten Wald. Gleichwohl kann ich mich nach kaum 200 Metern schon nicht mehr zurückhalten, lästere über den Preis und bezeichne den Park zum Missfallen meiner Holden als Altweiber-Garten, weil etwa die Hälfte der Pflanzen verblüht und verwelkt sind. Vielleicht ist auch das Wetter der letzten Wochen Schuld daran und ich tue den Gärtnern Unrecht. Auf dem Weg zum Parkplatz ist aber auch Hedy inzwischen zur Einsicht gelangt, dass der Park das Geld nicht wert war.


Matane - Mont-Saint-Pierre QC

2013-07-07

Inzwischen sind wir geographisch gesehen auf der Gaspé-Halbinsel, von den Quebecern Gaspésie genannt, angelangt. Sie ist etwa ein Viertel kleiner als die Schweiz und hat etwa 120‘000 Bewohner. Diese wohnen ausschliesslich entlang einem schmalen Küstenstreifen. Das Innere der Halbinsel ist sehr bergig, dicht bewaldet und unbesiedelt.
Die Route 132 schlängelt sich über die immer steiler ins Wasser abfallenden Klippen von Bucht zu Bucht. In jedem Einschnitt liegt ein fotogener Ort mit 2 oder 3 Dutzend bunten Holzhäuschen, einer Kirche, fünf Hydranten und einem Café.


Mont-Saint-Pierre - Gaspé QC

2013-07-08

Auf dem spektakulären Küstenstreifen, welcher gerade genug Platz bietet für kleine Siedlungen, fahren wir fast bis zum östlichen Ende der Halbinsel. Den äussersten Zipfel mit dem Parc national de Forillon wollen wir dann morgen von Gaspé aus erkunden. Gaspé, 15‘000 Einwohner, Hauptstadt und Namensgeber der Halbinsel, macht auf den Besucher einen nüchternen und uninteressierten Eindruck.


Parc national de Forillon

2013-07-09

Die paar Kilometer zurückzufahren bis Rivière-au-Renard und dann in den Parc national de Forillon sind es wert. Dies nicht nur wegen dem mit 38 Metern höchsten Leuchtturm Kanadas in Cap-des-Rosiers. Der Park selbst bietet mit bis zu 200 Meter hohen Klippen sensationelle Foto-Sujets. Auch lassen sich 200 Vogelarten beobachten und mit genügend Geduld und etwas Glück sieht man im Ozean sogar Wale. Und wem die verschiedenen Trails zu anstrengend sind, der kann sich in einem detailgetreu rekonstruierten Fischerdorf des frühen 19. Jh. die Zeit vertreiben.


Percé QC

2013-07-10 to 2013-07-12

Nirgends in der Gaspésie hat es auch nur annähernd so viele Touristen wie in Percé. Schuld daran ist ein 450 Meter langer und 88 Meter hoher Kalksteinfelsen, welcher sich in der halbmondförmigen Bucht äusserst fotogen dem Besucher präsentiert. Wie zur Steigerung seiner Attraktivität hat er auch noch ein durch Erosion entstandenes, 30 Meter hohes Tor durch den Fels zu bieten. Bei Ebbe kann man trockenen Fusses über eine Sandbank zum Felsen laufen. Den Gezeitenwechsel sollte man aber tunlichst im Auge behalten. Ein weiterer touristischer Anziehungspunkt ist die vorgelagerte und unter Naturschutz stehende Ile Bonaventure mit 250‘000 Seevögeln.


Percé - Carlton-sur-Mer QC

2013-07-13 to 2013-07-14

Hinter Percé wendet sich die Route 132 wieder gen Westen. Als Kontrast zur oft schroffen Nordküste treten die Berge zusehends in den Hintergrund und da und dort entsteht sogar wieder Platz für Landwirtschaft. Auch das Klima wird milder und im Sommer sogar überraschend warm. Nicht von ungefähr benannte der Entdecker Jacques Cartier diese Bucht „Baie des Chaleurs“ (Bucht der Hitze). Damit erklären sich auch die vielen Hotels und Campgrounds entlang dieser Küste. Und auch uns gefällt‘s. Seit wir vor 2 Wochen Quebec City verlassen haben, ist es immer sonniger und wärmer geworden. Inzwischen sind wir bei über 30 Grad angelangt und wegen der hohen Luftfeuchtigkeit fühlt es sich sogar wie fast 40 Grad an. Dank unserer effizienten A/C schlafen wir aber wie Murmeltiere im Hochgebirge.


Carleton-sur-Mer QC - Shippagan NB

2013-07-15 to 2013-07-16

Vermehrt treffen wir an der Südküste der Baie des Chaleurs auf akadische Siedlungen. Die Akadier sind Nachkommen französischer Auswanderer aus dem Poitou, der Bretagne und der Normandie im 17. Jahrhundert. Nach dem Verlust aller Überseeterritorien in Nordamerika an die Briten in der Mitte des 18. Jh. weicht ihre Geschichte sehr stark von derjenigen der Québecer ab. Auch ihre Dialekte unterscheiden sich stark von denjenigen der Québecer. Für uns sind sie erfreulicherweise etwas besser verständlich.
1755 verweigerten sie den Treueschwur auf die englische Krone und wurden deshalb von den Briten zusammengetrieben, nach Frankreich deportiert oder zur Flucht in andere Gebiete genötigt. Teilweise zogen sie bis nach Louisiana, welches dazumal von den Spaniern besetzt war. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte gelang es einigen wieder, in das historische Akadien zurückzukehren.
Ihre Häuser und der Umschwung sind sehr farbenprächtig, allerdings auf die 3 Farben blau/weiss/rot beschränkt. Alles nur erdenkliche, von Telefonmasten über Gartenstühle bis zum gesamten Haus wird in den Farben der Tricolore bemalt. Auch der fünfzackige Akadier-Stern darf nirgends fehlen. Die britischstämmigen Nachbarn sind da einiges zurückhaltender und lassen es mit einer kleinen Fahne der Provinz New Brunswick oder derjenigen Kanada’s bewenden.


Shippagan - Shediac NB

2013-07-17 to 2013-07-18

Wir fahren weiter der Akadier-Küste entlang bis nach Shediac, der selbsternannten Hauptstadt des Lobsters. Dank dem Überangebot ist er hier bereits ab CAD 5.99 pro Pfund zu haben. Dies ist weniger als Poulet kostet. Unglaublich, aber uns soll es recht sein, zumal die Viecher genauso köstlich sind wie der schweineteure bretonische Hummer.
Diese Region soll nördlich von Virginia die wärmste an der Ostküste sein mit Wassertemperaturen bis 24°. Am flachen Strand ist es jedenfalls „seichwarm“ wie zu Hause in der Badewanne.


Pictou NS

2013-07-19 to 2013-07-21

Von Shediac nach Pictou regnet es durchgehend ganze 250 Km lang. So kommt die Kamera zu einem nicht unverdienten Ruhetag. Am nächsten Tag schwitzen wir bereits wieder heftig bei 32° beziehungsweise gefühlten 39°. Wir fahren ins Nachbarstädtchen New Glasgow, wo Highland Games stattfinden. Der Anlass ist etwas provinziell, zeigt aber doch eindrücklich, dass die Schotten ihr Brauchtum 250 Jahre nach der Einwanderung immer noch intensiv pflegen. Und wir kommen, weit weg vom zurzeit stattfindenden Basel-Tattoo, auch zu einem klitzekleinen Tattoo.
Das an sich nette New Glasgow hinterlässt einen etwas traurigen Eindruck. Ein geschätztes Viertel der Gewerberäumlichkeiten im Zentrum stehen leer und sind zur Miete oder zum Verkauf ausgeschrieben. Die gesamte Region scheint auch bei der Betrachtung der Wohnhäuser und deren Zustand schon bessere Zeiten erlebt zu haben.


Halifax NS

2013-07-22 to 2013-07-25

Die Wetterprognose für die nächsten Tage sieht gar nicht rosig aus. Wir fahren trotzdem weiter, weil sich in der Peripherie einer grösseren Stadt noch eher etwas unternehmen lässt. Die Metropolregion Halifax hat 400‘000 Einwohner, was 40 % der Bevölkerung der Provinz Nova Scotia entspricht. Wir stationieren uns ausserhalb der Stadt in Upper Sackville in einem bewaldeten Campground. Es regnet tagelang und rund um den Trailer bilden sich riesige Pfützen. Zwei Tage setzen wir deshalb keinen Fuss vor die Türe. Und auch sonst schaffen wir es kaum, trockenen Fusses die wenigen Meter vom Trailer zum Auto zu bewältigen. Zwei Mal nutzen wir ein paar niederschlagsfreie Stunden und fahren in die City, aber Nebel und tief hängende Wolken machen auch aus dieser sehr attraktiven Stadt ein trostloses Nest. Dies stört aber nicht weiter beim Shoppen, dem Besuch der „Alexander Keith’s Brewery“, einer der ältesten Brauereien in Nordamerika, sowie einem Nachtessen in einer feinen Trattoria.


Halifax - Sherbrooke NS

2013-07-26 to 2013-07-27

Es ist ein unglaubliches Privileg, so frei zu sein wie wir und sich die Himmelsrichtung nach Lust und Laune aussuchen zu können. Etwas vergleichbares besitzen wohl nur die Vögel. Allerdings ist es ein wertloses Gut, wenn in jeder Richtung auf Hunderten von Kilometern tagelang nur Regen angesagt ist. Wir entscheiden uns für Sherbrooke im Osten, weil sich im früheren Nachmittag die Wolken lichten und sich die Sonne zeigen sollte.
Tatsächlich öffnet sich auf dem Weg dorthin um 2 Uhr für einige Minuten die Wolkendecke. Das war es dann auch schon für die nächsten 24 Stunden. Bei Sherbrooke hätten wir einen einmalig schönen Platz am St. Mary’s River. Aber wir haben nicht viel davon, da es auch am 2. Tag entweder seicht oder heftig windet.


Sherbrooke - Antigonish NS

2013-07-28 to 2013-07-29

Geschlagene 2 Stunden studieren wir Wetterprognosen, Reiseziele und Routen, bis wir uns endlich für etwas entscheiden können. Sherbrooke beheimatet ein sehr attraktives Museumsdorf, welches aber um 5 Uhr schliesst. Wenn dann die letzten Touristen weggefahren sind, ist das Dorf wie ausgestorben. Nur 60 Km weiter liegt Antigonish, eine beschauliche, kleine Universitätsstadt mit guten Restaurants und einem stimmungsvollen Irish Pub. Dort ist Abends etwas los, wenn die Iren mit ihren Instrumenten kommen und in wechselnder Besetzung heimische Folksongs in Perfektion zum Besten geben. Dazu ein irisches Bier oder ein Whisky und schon ist das Wetter Nebensache und die Stimmung wieder top.
Auf dem Weg nach Antigonish hat sich übrigens die Sonne mal für einige Minuten zwischen den Wolken gezeigt. Eigentlich ein Ärgernis, weil uns damit für einen kurzen Moment vor Augen geführt wird, was uns an landschaftlichen Reizen entgeht.


Antigonish - Louisbourg NS

2013-07-30 to 2013-07-31

Nichts neues mit den tief hängenden Wolken und dem Nebel bei der Überquerung des Canso Causeways auf die Cape Breton Islands und bis zum Tagesziel Louisbourg. Am nächsten Tag dann endlich wieder einmal strahlender Sonnenschein für die Besichtigung des Fortress of Louisbourg. Das Fort wurde von den Briten 1758 erobert und in den folgenden Jahren geschleift. Damit war die Präsenz der Franzosen in Nordamerika so gut wie beendet. Ab 1961 ist die Festung zu einem Viertel der damaligen Grösse durch Parks Canada wieder aufgebaut worden und ist heute eine der Hauptsehenswürdigkeiten in Nova Scotia. Und weil wir nun auch stimmungsmässig mitten im 18. Jahrhundert angelangt sind, gehen wir Abends ans Beggar’s Banquet. Ob in den Schenken vor 250 Jahren auch Hummer und Snow Crab serviert wurde, bezweifeln wir. Egal, uns schmeckt es jedenfalls ausgezeichnet. Und der Klamauk in den seinerzeitigen Kleidern ist dank den dargebotenen Liedern und den mitwirkenden Darstellern ganz unterhaltend.


Louisbourg - Dunvegan NS

2013-08-01

Auf’s Geratewohl fahren wir los nach Inverness. Unterwegs bei Little Narrows ist das Asphaltband, wie schon mehrfach erlebt, ohne Vorankündigung zu Ende. Zum Glück hat es aber eine Fähre, welche uns für bescheidene CAD 5.50 ans andere Ufer bringt. Der Bras d’Or Lake ist ein 80 km langer und 30 km breiter Salzwassersee im Innern der Kap-Breton-Insel und er ist durch 2 natürliche Kanäle mit dem Meer verbunden.

In Inverness haben wir nach langer Zeit wieder einmal einen vollen Campground angesteuert. Selber schuld. Man sollte in der Ferienzeit Reservationen machen, aber das schränkt halt die Spontanität stark ein. Wir haben aber Glück und kommen nur 13 km weiter in Dunvegan unter.

Die Ortsnamen in der Region deuten unmissverständlich auf schottische Siedler. Sie kamen mehrheitlich nach der Eroberung von Louisbourg durch die Engländer und der folgenden Deportation und Vertreibung der Akadier. Quasi nachrückend flohen dann etwa 50‘000 gälischsprechende Schotten hierher, weil sie von Grossgrundbesitzern zu Gunsten der flächendeckenden Einführung der Schafzucht gewaltsam aus ihren angestammten Gebieten im schottischen Hochland vertrieben wurden. Die gälische Sprache ist hier im öffentlichen Leben immer noch präsent, obwohl sie nur noch von 500 – 1000 zumeist alten Leuten gesprochen wird. Auf den Ortsschildern steht immer auch noch der gälische Ortsname. Gälisch ist eine keltische Sprache und ist eng verwandt mit Irisch. Habe ich alles auch nicht gewusst, beweist aber wieder mal, dass Reisen bildet!!!


Dunvegan - Havre Boucher - Ile Madame

2013-08-02 to 2013-08-03

Und in Port Hood rennen wir schon wieder an. Und dies schon am Freitag, wegen einem banalen Pferderennen im Ort. Jetzt kann uns nur noch die Tourist Information helfen. In keiner Provinz ist man derart gut betreut wie in Nova Scotia. Viele Gastgewerbebetriebe sind mit der Tourist-Info vernetzt. Zeigt das System ausgebucht an, wird trotzdem als „Double Check“ angerufen und nachgefragt. Und so wird auch für uns ein hübscher Campground in Havre Boucher gefunden. Alsdann folgt die Frage nach den Reiseplänen und ob sie für uns weitere Reservationen machen dürfe. Wenn man mehrmals die Tourist-Info Nova Scotia in Anspruch genommen hat spürt man, dass dies keine Höflichkeitsfrage ist. Die hier anwesenden 5 Damen am Desk möchten offensichtlich mit vielen Buchungen am Ende des Tages etwas Zählbares vorweisen können, um ihren Job zu sichern.
Seit 4 Tagen haben wir nichts mehr zu klönen. Eitel Sonnenschein und nur ab und zu leicht bewölkt bei angenehmen Temperaturen. Ein guter Grund für eine samstägliche Ausfahrt auf die beschauliche Isle Madame. Sie ist über einen Damm und Brücke mit dem Festland verbunden. Nach der Vertreibung der Akadier anno 1758 kehrten einige Familien in späteren Jahren wieder zurück auf die Insel. Mit einem Anteil von 2 Dritteln der aktuell 4‘300 Bewohner ist Isle Madame erneut akadisches Territorium geworden.


Havre Boucher - Spencer's Island NS

2013-08-04 to 2013-08-05

Bevor wir ans Scallop-Festival in Digby fahren, machen wir auf dem Weg dorthin noch einen grösseren Umweg. Verantwortlich dafür ist der Old Shipyard Beach Campground auf Spencer’s Island. Hier waren wir vor 3 Jahren schon und haben diesen Platz ganz besonders in unser Camper-Herz geschlossen wegen seiner sensationellen Lage an der Bay of Fundy. Mit dem gewaltigen Tidenhub von bis zu 12 Metern bietet kaum ein anderer Campground ein vergleichbares Naturschauspiel. Auch wenn es in diesen Tagen „nur“ um die 8 Meter sind, ist dies immer noch sehr eindrücklich. Bei Ebbe ist das Wasser 400 Meter und bei Flut nur noch 15 Meter vom Trailer entfernt.


Spencer's Island - Grand Pré NS

2013-08-06 to 2013-08-07

Etwas widerwillig lösen wir uns von diesem hinreissenden Campground auf Spencer’s Island und umrunden anschliessend das Minas Bassin, östlicher Ausläufer der Bay of Fundy. In Grand Pré, am Beginn des 126 km langen Annapolis Valley, bleiben wir 2 Nächte. Das fruchtbare Ackerland und das milde Klima machen das Annapolistal zu einer hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Gegend. Auch einige Weinbaubetriebe finden sich an den Hügeln des Tales, wobei der höchste nur 260 Meter hoch ist. Vier Wineries schauen wir uns aus der Nähe an, aber nur bei der Domaine de Grand Pré steigen wir aus dem Auto. Wir nehmen teil an einer kurzen Führung und degustieren anschliessend einige Weine. Uns überraschen Traubensorten wie Seyval, Castel, Léon Millot und anderen, welche uns völlig unbekannt sind. Aber das wichtigste ist, dass sie unserem Gaumen zusagen, wobei es im internationalen Vergleich bei weitem noch keine absoluten Spitzenweine sind. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, weil erst seit 35 Jahren im Annapolis Valley Weintrauben angepflanzt werden.


Grand Pré - Digby NS

2013-08-08 to 2013-08-10

Nun fahren wir der Küste entlang auf dem Evangeline Trail nach Digby. Die reizvolle Landschaft kommt nicht so recht zur Geltung, weil der Himmel seit langer Zeit wieder einmal stark bewölkt ist. Aber rechtzeitig zur „Scallop Days Parade“ am Samstag zeigt sich die Sonne wieder. Und so lohnt sich dann auch noch ein kurzer Trip zum sehenswerten Bear River.


Digby NS

2013-08-11 to 2013-08-13

Eine Classic-Car-Show im Dorf am Sonntag, Ausflüge zum Digby Neck und mit der Fähre nach Long Island und Brier Island und die 5 Tage gehen wie im Flug vorbei. Und jeden Abend viel Spass beim gemeinsamen Nachtessen mit Maja und Kurt, welche wir vor 3 Jahren hier kennengelernt haben. Seit 4 Jahren leben sie nun schon glücklich und zufrieden in Digby und haben sich gut eingelebt und viele neue Freunde gefunden.


Digby - Shelburne NS

2013-08-14

Nach Annapolis Royal zweigen wir ab zur Südküste Nova Scotias. Auf den Besuch des Kejimkujik Nationalparks und der geplanten Übernachtung im Park verzichten wir wegen dem trüben Wetter. In Shelburne bleiben wir auch nur eine Nacht, weil wir den Ort schon von früher kennen. Zudem ist bis auf die restaurierte Uferpromenade der Rest des Ortes seither noch baufälliger geworden. Immerhin findet sich mit der Charlotte Lane ein äusserst empfehlenswertes Restaurant mit Schweizer Küchenchef, welcher einiges mehr zu bieten hat als nur die traditionellen Schweizer Gerichte.


Shelburne - Hunts Point NS

2013-08-15

Alles der anmutigen Südküste entlang auf dem Lighthouse Trail bis nach Hunts Point bei Liverpool. Dieser Küstenabschnitt ist bekannt für seine weissen Sandstrände. Allerdings finden wir keinen und am Wetter kann es auch nicht liegen, da eitel Sonnenschein herrscht. Egal, die liebliche flache Küste und die malerischen kleinen Ortschaften bieten genug fürs Auge.


Hunts Point - Lunenburg NS

2013-08-16 to 2013-08-17

Wir bleiben auf dem Lighthouse Trail entlang der Küste, obwohl die Strasse, sofern man sie überhaupt so bezeichnen kann, wie so oft in Nova Scotia eine reine Zumutung ist. Im Gegensatz zu den Hauptstrassen sind die Nebenstrassen mehrheitlich in einem erbärmlichen Zustand. Unebenheiten in alle Richtungen sowie jede Menge Löcher und Risse im Asphalt verunmöglichen auch nur einen kurzen Blick von der Fahrbahn weg. Und der uralte Flickenteppich, Resultat jahrzehntelanger notdürftiger Ausbesserungen, sorgt für weitere Holprigkeiten. Dazu kommt noch die Sorge um die Möbel und den Inhalt, wenn bei 15 Meter Länge auf jedes der 8 Räder unterschiedliche Kräfte einwirken und Truck und Trailer, selbstverständlich nicht synchron, kleinere Bocksprünge vollführen. Was für eine Wohltat, wenn ein Abschnitt mit einem neueren Belag kommt. Leider währt die Freude immer nur ganz kurz, weil nach ein paar Hundert Metern bereits wieder Schluss ist mit der Herrlichkeit für die nächsten x-Kilometer.

Das farbenprächtige Lunenburg entschädigt uns dann vollumfänglich für die beschwerliche Anfahrt. Auch beim zweiten Besuch ist und bleibt der Ort wegen seiner Einmaligkeit einer der attraktivsten in Kanada.


Lunenburg - Upper Sackville / Halifax

2013-08-18 to 2013-08-21

Es folgen die letzten 120 Kilometer mit unserem Häuschen für eine Weile. Wir stationieren uns ausserhalb von Halifax in Upper Sackville. Hier können wir in der Storage-Zone des KOA-Campgrounds unsere Kutsche an einem sicheren Ort einstellen und beruhigt nach Basel fliegen. Die folgenden 3 Tage sind wenig erbaulich, da sie mit eher lästigen Tätigkeiten verbunden sind. Putzen, Waschen, Tanks entleeren und desinfizieren, Kühlschrank und Tiefkühler abtauen, Resten aufessen, Glas- und Petflaschen recyceln (ja, das gibt’s in Canada), letzte Besorgungen machen, Haare schneiden, Koffern packen, mehrmals Dokumente kontrollieren, sich am E-Checking grün und blau ärgern, bis endlich das Ticket aus dem Drucker kommt, letzte Mails beantworten und erste Termine vereinbaren, und so fort. Bis wir uns dann heute Abend entspannt im Flieger zurücklehnen und bei einem Cüpli überlegen können, was wir alles vergessen haben und was wir doch für Dödel’s sind! Egal, freuen wir uns auf einen schönen Flug, eine pünktliche Landung am Donnerstagnachmittag auf dem EAP Basel und die vielen Wiedersehen.


Basel - Halifax - Upper Sackville

2013-09-19 to 2013-09-20

Wie im Flug sind die 4 Wochen „Heimaturlaub“ vergangen und wir sitzen bereits wieder im Flieger. Nach einem ruhigen Flug ab Frankfurt und hervoragend verköstigt landen wir fast pünktlich bei Einbruch der Dunkelheit in Halifax. Wir werden mit „Altweiber-Sommer“-Wetter und 23° begrüsst. Bis wir im Campground angelangt sind, ist es schon stockfinstere Nacht. Truck und Trailer, unser „Home“, finden wir im Storage wohlbehalten vor. Jetzt müssen wir nur noch umparkieren, ohne einem der vielen Bäume zu nahe zu kommen, alles anschliessen, die Systeme in Betrieb nehmen und dann geht es schon bald in die Heia. Am nächsten Tag steht primär Einkaufen auf dem Programm. Letztendlich sind Kühlschrank und Tiefkühler gähnend leer und möchten wieder befüllt werden. Ein wenig Zeit bleibt aber doch noch, einer unserer Lieblingsstädte einen kurzen Besuch abzustatten.


Upper Sackville NS - Saint John NB

2013-09-21

Wir müssen uns auf den Weg machen, weil in 3 Tagen „our Friend Mark from Seltisberg“ in Boston landen wird. Wir spulen auf dem Highway gleich mal 420 Km runter und sind schon im Laufe des Nachmittags in Saint John in New Brunswick. Es bleibt uns genug Zeit, der Innenstadt mit seinen schönen alten Gebäuden wieder einmal einen Besuch abzustatten.


Saint John NB - Newport ME

2013-09-22

Über 300 Km und vorne, hinten, links und rechts nur Wald. Dass er sich herbstlich in allen Farbtönen verfärbt sehen wir kaum, weil es bis kurz vor Newport ohne Unterlass regnet oder manchmal sogar wolkenbruchartig giesst.

Einzige Abwechslung unterwegs, allerdings der eher unangenehmen Art, ist der Grenzübergang Canada/USA in St. Stephen. Man trifft nur selten im Leben auf unfreundlichere Leute als die Beamten der US-Immigration. Mit einer unglaublichen Überschätzung der Attraktivität ihres Staates gehen sie bei jedem Einreisenden stur davon aus, dass er oder sie für ewige Zeiten in den USA bleiben wolle. Wie wenn diese Nation das gelobte Land wäre. Und dies auch noch ungeachtet dessen, dass rund 50 Millionen ihrer Einwohner nur dank Essensmarken oder Suppenküchen vom Verhungern verschont bleiben. Wir erwischen einen typischen Vertreter dieser Spezies und bereuen zudem, an einem Sonntag hierher gekommen zu sein. Es ist sehr wenig los und die Beamten langweilen sich offensichtlich. Der mürrische Officer lässt sich unendlich viel Zeit, in unserem Trailer herumzustöbern und jeden Schrank und Schublade zu durchwühlen. Drei ebenfalls unterbeschäftigte Kollegen müssen auch noch reinschauen und sich so die Zeit totschlagen. Nach fast einer Stunde mit der Faust im Sack haben wir den erforderlichen Stempel im Pass und dürfen gnädigst in die USA einreisen.


Newport - Portland ME

2013-09-23

Spätestens beim ersten Tanken kommt Freude auf, weil der Liter Diesel nur noch rund 1 Franken kostet. Benzin bleifrei sogar nur noch etwa 90 Rappen. Und die Freude hält an beim Einkauf in der Grocerie. Fast alles ist wesentlich billiger als in Canada und erst recht als in der Schweiz. Heute sind wir erneut am Atlantik angelangt und geniessen zum Nachtessen in Portland einen der berühmten Maine-Lobsters. Umgerechnet auf Kilo und Franken werden sie lebendig oder gekocht in den Läden für weniger als 10 Franken angeboten. Und im Restaurant kostet ein hochwertiges Stück Fleisch mehr als 1½-Pfund Lobster. Da muss man doch einfach zugreifen beziehungsweise zubeissen. Wobei dies auch nicht richtig ist, da er so zart ist, dass man die Beisserchen eigentlich gar nicht braucht. Aber auch für jene, welche keinen Gefallen an Krustentieren finden, ist die grösste Stadt in Maine und alte Hafenstadt Portland einen Besuch wert. Nicht umsonst legen auch Kreuzfahrtschiffe hier an.


Portland ME - Salisbury MA

2013-09-24

Eine letzte kurze Etappe der Küste entlang und wir sind vor Ort, um Morgen Nachmittag Mark in den USA Willkommen zu heissen. Unterwegs nach Salisbury schauen wir uns noch das malerische Hafenstädtchen Portsmouth an. Es ist einer der unzähligen Orte in den 6 Neuengland-Staaten mit einem wohltuend britisch geprägten Stadtkern. In den New England Staaten begann Anfangs 17. Jahrhundert die Kolonialisierung und hier befindet sich gewissermassen die Geburtsstätte der Vereinigten Staaten.


Salisbury MA / Mark übernimmt die Redaktion

2013-09-25

Nachdem wir Mark bei der Cruise America willkommen geheissen haben in den New England States, installieren wir uns gemeinsam im Campground in Salisbury. Ab jetzt habe ich als Redaktor 11 Tage Ferien. Nach viel gutem Zureden hat Mark diesen Job übernommen. Dafür schon mal im voraus ein "Thank you very much". Da er mütterlicherseits noch viele Verwandte in den USA hat, welche seine Reise mit uns verfolgen möchten, wird er seine Tagesberichte auch noch ins Englische übersetzen.


Hello from Mark

2013-09-25

For all of you, who might not know me yet: My name is Mark, I come from Seltisberg in Switzerland and Hedy and Peter are valued friends of mine since many years. For the third time after Florida and California, I have the privilege again to spend some days with the two of them „on the road“, this time to experience the „Indian Summer“. Well, of course I have to do some work to gain this privilege and therefore it’s not „Hedy and Peter goes West“ anymore, but „Hedy, Peter and Mark go New England“ for the next 10 days and I will gladly report my impressions to you on this page the way I experience them. Right at the beginning, please excuse my English and especially all my grammatical mistakes. Swiss German is still a bit easier for me to speak and write!

Für diejenigen, die mich noch nicht kennen: Ich heisse Mark, komme aus Seltisberg in der Schweiz und bin schon seit Jahrzehnten mit Hedy und Peter befreundet. Zum dritten Mal nach Florida und Kalifornien darf ich nun ein paar Tage mit den beiden „on the road“ verbringen, diesmal um den „Indian Summer“ zu erleben. Natürlich muss ich dieses Privileg abarbeiten und daher heisst es für rund 10 Tage nicht mehr „Hedy and Peter goes West“, sondern „Hedy, Peter and Mark go New England“ und ich darf Euch an dieser Stelle einige Eindrücke aus meiner Sicht schildern.

After the usual bustle before leaving home I have had a nice and quiet flight to Boston with Swiss Airlines yesterday and after about 8 hours I arrived a little bit ahead of schedule, which proved to be a enormous advantage because two other wide bodies landed just after me and therefore I could walk through immigration and customs within no time, which I had never before experienced on my many previous visits to the USA. My cousin Bob Lemons picked me up ant the airport and after a ½ hour drive I was very warmly welcomed at his home in Andover.

Nach dem üblichen Abreise-Gstürm habe ich gestern einen angenehmen Swiss-Flug nach Boston erlebt, wo ich nach knapp 8 Stunden etwas zu früh angekommen bin, was sich als Vorteil erwiesen hat, da 2 weitere Grossraum-Jets erst direkt nach mir gelandet sind und ich dadurch wie durch ein Wunder praktisch durch die Immigration und Gepäckausgabe spazieren konnte. Das ist mir so vorher bei x Reisen nach den USA noch nie passiert. Mein Cousin Bob Lemons hat mich am Flughafen abgeholt und ½ Stunde später war grosse Begrüssung in seinem Heim in Andover.

Today at noon Bob drives me to the RV-Rental Station in Tyngsborough were I pick up my little Camper. Since Bob made all rental arrangements for me directly with the company (everything was sold out since months from Switzerland!), I once again am a bit ahead of my schedule and take the opportunity to do some first shopping of the essentials, till Hedy and Peter also arrive in Tyngsborough and after a big hug we immediately transfer to our first campground in Salisbury on the boarder to New Hampshire. In the evening, we are invited to Robin and Bob’s home in Andover for a sumptuous dinner „New England Style“ with a huge roast from the oven, mashed potatoes and many more tasty side dishes.

Heute gegen Mittag bringt mich Bob zur RV-Vermietstation nach Tyngsborough, wo ich mein Camperli übernehme. Da Bob mir den RV direkt in den USA reserviert hat (aus der Schweiz war bereits Monate vorher bei keiner Vermietungsgesellschaft mehr etwas zu bekommen!), bin ich sogar etwas früh dran und erledige die ersten Einkäufe, bis auch Hedy und Peter in Tyngsborough eintreffen und wir nach herzlicher Begrüssung sogleich an unseren ersten Standort nach Salisbury  an der Grenze zu New Hampshire dislozieren. Abends sind wir bei Robin und Bob in Andover zu einem wunderbaren Essen „New England Style“ mit einem riesigen Roast aus dem Ofen sowie Mashed Potatoes und umfangreichen Beilagen eingeladen.


Salisbury MA (Rockport – Newburyport MA)

2013-09-26

After finally getting installed in my new home on wheels we do a first sightseeing tour to the region. We experience lovely little villages with old houses looking as they would have been directly imported from old England and of course we stop at one of the many ice-cream parlors to taste a  delicious ice-cream cone. In the evening once again we are invited by the Lemons family to enjoy a fantastic Lobster dinner. Thank you so much once again for your great hospitality!

Nachdem ich mein rollendes Zuhause fertig eingerichtet habe, machen wir einen Ausflug in die Gegend. Liebenswürdige kleine Städchen mit alten Häusern, die geradewegs aus England importiert sein könnten, laden zum gemütlichen Bummeln ein und dazu gibt es noch ein feines Glacé im Cornet. Am Abend dürfen wir nochmals die Gastfreundschaft der Familie Lemons bei einem feinen Lobster-Essen geniessen. Thank you so much once again for your great hospitality!


Salisbury – Portland ME

2013-09-27

Today we finally get started for our tour and we transfer about 90 miles up north to Scarborough in Maine, where we check in to a lovely campground at a little lake. En route accompanied by beautiful sunshine, we already get first glimpses of the beginning „Indian Summer“ moving into the region. New England is famous for this „Spectacle to all senses“, in which for a couple of weeks in autumn the already spectacular countryside is changing to a breathtaking palette of colors no artist from this world could create with a paintbrush. Following our path, little picturesque fisherman’s villages mach up with sophisticated holiday resorts at the sea and opulent homes in typical New England style. After a stroll through Portland, the largest city in the state of Maine, we close our first day with a night cap in a Irish pub.

Heute geht unsere Tour endgültig los und wir verschieben uns rund 130 km nordwärts nach Scarborough in Maine, wo wir einen wunderschönen Campground an einem idyllischen See finden. Schon auf der Fahrt der Küste entlang erhalten wir bei strahlendem Sonnenschein die ersten Eindrücke des beginnenden „Indian Summer“. New England ist für dieses Sinnes-Spektakel berühmt, bei dem sich die ohnehin schon äusserst reizvolle Landschaft für ein paar Wochen im Herbst in eine betörende Farbenpracht verwandelt, wie es kein irdischer Künstler zu malen im Stande wäre. Entlang unseres Weges wechseln sich hübsche, kleine Fischerdörfer mit mondänen Badeorten und prachtvollen Villenquartieren im New England Stil ab. Ein Bummel durch Portland, der grössten Stadt im Bundesstaat Maine, mit Einkehr in einem irischen Pub rundet unseren ersten Tag „on Tour“ ab.


Portland – North Conway/Mt. Washington

2013-09-28

Traveling on, we are now leaving the coast and head West into the White Mountains to North Conway, New Hampshire. From there we are doing the “must do” trip up to Mount Washington. With an elevation of 6’288 feet (1’917 meters) it is the highest point in the Northeast of the USA. The mountain is famous for its extreme weather conditions. As for instance, in 1934 in a storm, the strongest wind gusts ever were registered here (besides of Tornados) worldwide (!) with a speed of 231 miles (372 km). And the temperatures often drop down to arctic degrees. But different to Hedy and Peter’s first visit to the summit 3 years ago, when they were almost blown from the top and nearly froze to death, we enjoy bright sunshine at comfortable T-shirt temperatures and a beautiful view in all directions. But not only the mountain is impressing. To drive up and down the Mount Washington Auto Road is just as spectacular and already after the first couple of turns one can tell, which drivers normally use their cars only on Sundays to stroll along six-lane interstate highways. Especially the guests from Far East are at their limit with their rental cars and quite a few end up in the ditch and have to get pulled out by the omni-present road safety teams. For Peter, this is all peanuts and he maneuvers his big Chevy truck precisely like a Swiss watch just centimeters next to the precipice (and this without barriers on the road side!!!).

On the other side, Hedy and my pulse rises quite noticeable and we close our eyes  from time to time and instinctively lean inside to the centre of the car…

Auf unserem weiteren Weg verlassen wir nun die Küste und fahren landeinwärts in die White Mountains nach North Conway in New Hampshire. Von dort unternehmen wir den obligaten Ausflug auf den Mount Washington. Mit 6‘288 Fuss (1‘917 Meter) ist es die höchste Erhebung im Nordosten der USA. Der Berg ist berühmt für seine Wetterkapriolen. So wurde hier im Jahre 1934 in einem Sturm mit 372 km/h (231 Miles)  die stärksten je gemessenen Windböen weltweit mit Ausnahme von Tornados registriert. Auch die Temperaturen bewegen sich sehr oft im arktischen Bereich. Aber im Gegensatz zu Hedy und Peter‘s erstem Besuch auf dem Berg vor 3 Jahren, wo sie fast vom Gipfel geweht wurden und halb erfroren sind, erleben wir bei schönstem Wetter angenehme T-Shirt Temperaturen und eine herrliche Weitsicht in alle Himmelsrichtungen. Doch nicht nur der Berg ist beeindruckend. Ebenso spektakulär ist die Auf- und Abfahrt auf der Mount Washington Auto Road, wo sich punkto Fahrkönnen die Spreu vom Weizen schon nach den ersten Kurven schnell trennt und speziell die Touris aus Fernost mit ihren Mietwagen etwelche Mühe bekunden und auch mal vom bergeigenen Entpannungsdienst aus dem Strassengraben gezogen werden müssen. Für Peter ist das Ganze natürlich Peanuts und er steuert seinen Riesen-Chevy in Profimanier zentimetergenau an den Abgründen entlang (ohne hinderliche Leitplanken!!!). Bei Hedy und mir steigt der Puls allerdings merklich an und wir schliessen hin und wieder die Augen und lehnen uns instiktiv Richtung Fahrzeugmitte…


North Conway NH

2013-09-29

After our mountain climbing experience from yesterday, we decide to take it easy today and do a relaxed visit to a huge Outlet shopping Mall. Of course this is Hedy’s world and Peter immediately get’s outfitted new from top to bottom. During this process, Peter receives two very nice new shirts, both labeled with his standard dress size “M” for medium. Back at the campground, the surprise is quite big: One of the shirts fits perfectly, but the other – although clearly marked with “M” – is at least size XXL! Well, the only solution left is driving back to the Mall and exchange. The seller of course at first denies the possibility of a mistake and only after comparing with other shirts he can be convinced of the mistake!

In the evening I get spoiled by Hedy and Peter’s world famous Roastbeef, grilled to perfection over the open campfire and served with Hedy’s homemade Potato-Gratin. A culinary dream I already had the pleasure to enjoy on my trips with them in former years!

Heute nehmen wir es nach der gestrigen „Bergtour“ etwas gemütlicher und erholen uns bei einem Einkaufsbummel durch ein riesiges Outlet Center. Hier ist natürlich Hedy in ihrem Element und Peter wird sogleich von Kopf bis Fuss neu eingekleidet. Allerdings sind die Massangaben offenbar mit Vorsicht zu geniessen. So bekommt Peter zwei sehr schöne Hemden, beide klar und deutlich in seiner Standard-Grüsse „M“ für medium angeschrieben. Beim anprobieren auf dem Campground ist die Ueberraschung gross: Das eine Hemd passt wie angegossen, dass andere aber – obwohl ebenfalls klar mit „M“ ettiketiert dürfte eher Grösse XXL aufweisen! Da hilft nur eines: zurück zum Outlet und umtauschen. Dabei schliesst der Verkäufer anfänglich natürlich jeglichen Fehler aus und lässt sich erst durch Anprobe vor Ort vom Gegenteil überzeugen!

Am Abend werde ich von Hedy und Peter mit ihrem weltberühmten Rindsfilet am Stück, gebraten über dem offenen Lagerfeuer und serviert mit feinstem Kartoffelgratin verwöhnt. Ein kulinarischer Traum, den ich wie schon anlässlich meiner vorjährigen Touren mit den beiden geniessen darf!


North Conway – Lincoln NH

2013-09-30

Today, we head further West to the Franconia Notch State Park. Small provincial roads take us through a varied landscape. Woods alternate with Farmland and small and midsized rivers flow into lovely little lakes. The Trees are now showing  their most beautiful autumn dresses and provide a color spectacle in fiery red, yellow, green and all shades of brown. After about 2 hours and many photostops we arrive in Lincoln near Woodstock in New Hampshire, were we get installed on the Country Pumpkins Family Campground. It really seems to be a family campground, because first thing, we are welcomed by a large family of gooses, who are chattering around our two RV’s, hoping to get invited to join us for a nice meal. Of course we come to the desire and therefore have good company for the entire stay. In the afternoon, we do a sightseeing tour into the Franconia Notch State park and once more are overwhelmed by the fantastic colors of the Indian Summer. In winter, the Park area is also a famous ski region with many chairlifts, gondolas and a large aerial tramway. Although many ski slopes are artificially chopped into the woods down the hills like tapeworms but limited to just a few hillsides on a small area. This evening we call it a day with a fine beer served at a so called “Micro Brewery”, a family owned small brewery with its own specialties. (Please note MOVIE)

Heute geht unsere Reise weiter Richtung Westen zum Franconia Notch State Park. Der Weg führt uns auf kleinen Provinzstrassen durch abwechslungsreiche Landschaften. Wälder wechseln sich ab mit landwirtschaftlich intensiv genutzten Feldern und zwischendurch ergiessen sich kleine und grössere Bäche und Flüsse in liebliche Seen. Die Bäume zeigen sich nun im vollsten Herbstkleid und bieten ein Farbspektakel in intensivstem Rot, Gelb, Grün und allen Brauntönen. Nach rund 2 Stunden und etlichen Fotostops erreichen wir Lincoln bei Woodstock in New Hampshire, wo wir uns auf dem Country Pumpkins Family Campground einrichten. Es scheint wirklich ein Familien-Campground zu sein, werden wir doch sogleich von einer grossen Gänsefamilie begrüsst, die sich schnatternd um unsere RV’s gruppieren und darauf hoffen, von uns zum Essen eingeladen zu werden. Das machen wir natürlich gerne und so haben wir fortan während unseres ganzen Aufenthaltes nette Gesellschaft. Am Nachmittag unternehmen wir eine Rundfahrt in den Franconia Notch State Park und geniessen nochmals die überwältigende Farbenpracht des Indian Summer. Der Park ist im Winter aber auch ein sehr beliebtes Skigebiet mit etlichen Gondelbahnen und Sesselliften und einer grossen Kabinen-Seilbahn. Zwar sind die Pisten wie riesige Bandwürmer in die Waldhänge hineingeschlagen, beschränken sich aber auf relativ wenige Berge und kleinen Raum. Heute beschliessen wir den Tag mit einem Bier in einer sogenannten Micro-Brewery, einer privaten Mini-Bierbrauerei mit eigenen Spezialitäten. (Bitte MOVIE beachten)


Lincoln NH - Burlington VT

2013-10-01

In the morning we receive a wakeup call from our friends, the goose family. Time for breakfast! Locking out from my bed up front through the driver’s window, I have a direct view of a little river happily splashing its way through the woods. Pure nature of the finest kind! After our breakfast-brunch, we start our longest shift up to now traveling from Lincoln to Burlington in Vermont at the shores of Lake Champlain, 180 km (110 miles to the West. As usual we experience beautiful landscapes, but the roads eventually need a little bit of a refit – road constructions for miles and traffic jams alternate with shaker-like bumpy roads (making the milk in my Fridge almost turn to whipped cream). Of course, I have to restore the interior of my little camper reaching our final destination of the day. But in a miraculous way, the driver and the vehicle survive the ordeal quite save and without grumbling. On the other hand we are rewarded for our torture with a visit en route at the factory headquarters of my favorite ice-cream makers, Ben & Jerry’s in Waterbury, Vermont. On a interesting tour through the factory, we get to know everything about the two founding fathers and how the ice-cream is made out of milk, whipped cream, liquid sugar and several natural flavor additives like caramel, all kinds of fruit, nuts etc. The result is what we all love so much, a wonderful licking experience! Ben and Jerry are two typical guys representing the roaring late sixties, who live after the motto “why should I do something, if it is not fun?” and found a small ice-cream manufactory in a converted old gas station in Burlington back in 1978. Their creed is to produce the best ice-cream under strict ecological principles and at the best possible working conditions for all employees. Very quickly, their products are known beyond the borders of Vermont all over the country and larger product sites are being build nationwide. After the ice-cream has conquered the whole world, the two friends sell the company to the Unilever group for well over 300 milion $ under the condition, that the principles set up at the beginning for the business management has to be respected also in the future. Of course, the final degustation can’t be left out and we have the privilege to taste a sample of a new mix, which is not even on the market yet – we hope, not for long anymore… In the evening we visit an Italian restaurant and enjoy a excellent Pizza served by Lexi, a very pretty waitress who, with her most charming smile could easily pass as the twin sister of Julia Roberts.

Am Morgen werden wir von unseren Freunden, der Familie Gans geweckt. Zeit für’s Frühstück! Wenn ich von meinem Bett nach vorne aus der Fahrerkabine schaue, blicke ich direkt auf einen friedlich dahin plätschernden kleinen Bach. Natur pur vom Feinsten! Nach dem Frühstücks-Brunch folgt die bisher grösste Verschiebung unserer bisherigen Tour von Lincoln nach Burlington in Vermont am Ufer des Lake Champlain, 180 km (110 miles) westwärts. Wie üblich erleben wir traumhafte Landschaften, aber auch etwas erholungsbedürftige Strassen – Baustellen und Staus wechseln sich ab mit schüttelbecher-artigen Rüttelpisten (die Milch im Kühlschrank wird beinahe zu Schlagrahm) und ich darf mein Camperli am Ziel wieder neu einräumen. Aber wie durch ein Wunder überstehen Fahrer und Fahrzeug die Tortur heil und ohne zu murren. Dafür werden wir unterwegs mit dem Besuch am Stammsitz meiner Lieblings-Glace, Ben & Jerry’s in Waterbury, Vermont belohnt. Auf einer interessanten Tour durch die Fabrik erfahren wir alles über die beiden Gründerväter und wie die Glace aus den Milch- Zucker- Rahm- und diversen natürlichen Geschmackszusätzen wie Karamel, Früchten, Nüssen etc. zu dem wird, was wir alle lieben: eine herrliche Schleckerei! Ben & Jerry sind zwei typische Spät-Sechziger, die nach dem Motto leben: „Warum etwas tun, wenn es keinen Spass macht“ und gründen 1978 eine kleine Glace-Manufaktur in einer umgebauten alten Tankstelle in Burlington. Ihr Credo ist es, die beste Glace nach ökologischen Grundsätzen und unter bestmöglichen Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter herzustellen. Schnell wird ihre Glace über die Grenzen von Vermont hinaus landesweit bekannt und grössere Produktionsstätten werden gebaut. Nachdem die Glace die ganze Welt erobert hat, verkaufen die beiden Freunde im Jahre 2000 das Unternehmen für über 300 Mio $ an den Unilever-Konzern unter der Auflage, dass die Grundsätze der Firmenführung weiterhin respektiert werden. Natürlich darf für uns die abschliessende Degustation nicht fehlen und wir geniessen eine Kostprobe einer neuen Mischung, die noch gar nicht auf dem Markt erhältlich ist. Wir hoffen, nicht für mehr lange… Abends leisten wir uns beim Italiener eine hervorragende Pizza. Bedient werden von Lexi, einer sehr charmanten Waitress, die mit ihrem bezaubernden Lächeln problemlos die Zwillingsschwester von Julia Roberts sein könnte.


Burlington - Roundtrip Lake Champlain

2013-10-02

First, a couple of words about our stage point Burlington, Vermont: The city was founded in 1763 and with about 42’000 inhabitants it’s the largest city of the State of Vermont. The city hosts a University and Colleges and therefore there are lots of restaurants, bistros and cozy bars. There is a very picturesque walking zone in the heart of the city with one boulevard café after the other. The city became rich with the trade of wood, since Lake Champlain served as perfect transport facility, especially after the Champlain-Canal was opened in 1823, which made it possible to log wood and ship goods all the way from New York City to Montreal and vice versa.

And for all fans of winter sports: Burlington is also the home of the Burton Snowboard company, one of the world’s leading producers of snowboards and equipment.

Today, we do a tour around Lake Champlain. It is the sixth largest fresh water lake within the USA and with a length of approx. 130 miles and a width of approx. 15 miles it covers about 800 square miles. On the other hand, it lays only about 90 feet above sea level. The Frenchman Samuel de Champlain discovered and explored the lake with its approx. 80 islands in the year 1609 and immediately annexed the territory for the French crown. It is said, that a sea-monster similar to the one in Loch Ness in Scotland is living in the lake, but unfortunately we can’t spot it during our roundtrip….

With the car-ferry, we transfer from Charlotte to Essex in the State of New York on the other side of the lake. We follow the shoreline up North. Not far from here in the Adirondack and Green Mountains are the villages of Lake Placid (host venue of the Winter Olympics in 1932 an 1980) as well as the scenic villages of North Pole and Santa’s Village. In Plattsburgh, an Air Force Base, as you can tell from the bomber planes exhibited in a park in the center of the city, we head east and after another short ferry-ride we get to South Hero on Grand Isle. We pass large farms and stately villas and over a dam we get back into the State of Vermont and then return to Burlington.

Zuerst noch ein paar Worte zu unserem Etappenort Burlington, Vermont: Die Stadt wurde 1763 gegründet und ist mit ca. 42‘000 Einwohnern die grösste Stadt des Staates Vermont. Sie ist Heimat einer bekannten Universität und von Colleges, daher gibt es unzählige Restaurants, Bistros und heimelige Bars. Sehr hübsch ist die Fussgängerzone im Zentrum, wo sich ein Boulevard-Cafe an das andere reiht. Reich geworden ist die Stadt durch den Holzhandel, wobei der Lake Champlain als idealer Transportweg galt, insbesondere, nachdem mit der Eröffnung des Champlain-Kanals im Jahre 1823 eine durchgehende Wasserstrasse zwischen New York City und Montreal erstellt wurde.

Und für die Wintersport-Fans: In Burlington ist auch der Hauptsitz und die Produktionsstätte von Burton Snowboards, einer der weltweit führenden Hersteller von Snowboards und Equipment.

Heute machen wir eine Rundfahrt um den Lake Champlain. Es ist der sechst-grösste Binnensee der USA und weist mit einer Länge von 200 km und einer Breite von 23 km eine Fläche von 1‘269 km2 auf. Dabei liegt er nur 30 Meter über dem Meeresspiegel. Der Franzose Samuel de Champlain entdeckte und erforschte den See mit seinen rund 80 Inseln im Jahre 1609 und annektierte das Gebiet sogleich für die französische Krone. Angeblich wohnt im See, ähnlich wie im Loch Ness in Schottland, ein Seeungeheuer. Dieses bekommen wir aber auf unserer Rundfahrt leider nicht zu sehen. Mit der Fähre setzen wir von Charlotte über ans andere Ufer nach Essex im Bundesstaat New York. Dem Seeufer entlang fahren wir nordwärts. Nicht weit von hier befinden sich in den Adirondack Mountains und Green Mountains bekannte Resort-Orte wie Lake Placid, Austragungsort der Winterolympiade 1932 und 1980, aber auch North Pole und Santa’s Village. In Plattsburgh, einer Airforce-Basis, wie die ausgestellten Bomber mitten im Stadtpark beweisen, drehen wir wieder ostwärts und nach einer weiteren kurzen Überfahrt per Fähre gelangen wir nach South Hero auf Grand Isle. Die Weiterfahrt führt uns vorbei an grossen Farmen und herrschaftlichen Villen und über einen Damm wieder in den Staat Vermont. Dann geht es zurück an unseren Ausgangspunkt in Burlington.


Burlington - Manchester VT

2013-10-03

In Burlington, we have reached the most northern point of our Tour , because from now on, we have to think of returning back towards the renting station of my brave (but with 6 years on its shoulders and about 148’000 miles on the meter a bit over aged) little camper and therefore, we head back south today and cover approx. 130 miles. Once again, we enjoy perfect weather conditions with bright sunshine and therefore, we decide not to use the highways, but travel mostly on smaller country streets following the Green Mountain National Forest, although the road conditions, as reported before, often remind us of a trip in our wash tumbler at home. But as compensation, we are rewarded once again with a fantastic firework of colours. It is amazing, that compared to our trip up north just some days ago, the landscape in the south also is glowing in all colours by now.. In Dorset close to Manchester, Vermont, we stop for our night’s rest.

In Burlington haben wir den nördlichsten Punkt unserer Rundreise erreicht, denn nun müssen wir bereits wieder an die Rückkehr Richtung Abgabeort meines braven (aber mit 6 Jahren auf dem Buckel und rund 148‘000 Meilen auf dem Tacho doch schon merklich in die Jahre gekommenen) Camperlis denken und so legen wir heute rund 200 km Richtung Süden zurück. Wieder geniessen wir strahlendes Wetter und entschliessen uns daher, die Highways auszulassen und möglichst auf Landstrassen entlang des Green Mountain National Forest unterwegs zu sein, obwohl der Strassenzustand wie früher beschrieben öfters an die Reise im hauseigenen Tumbler erinnert. Dafür werden wir nochmals mit fantastischen Farbspielen belohnt. Es ist erstaunlich, wie die Wälder seit unserer Fahrt nach Norden vor ein paar Tagen nun auch gegen Süden in allen Farben leuchten. In Dorset bei Manchester legen wir unseren nächsten Etappenhalt ein.


Manchester VT- Sturbridge MA

2013-10-04

Tonight it rained. Well nothing unusual, if not for the fact, that it is the first rain we experience since we started our trip 9 days ago! This can’t spoil our good mood. Since we have another long transfer on our schedule for today, we decide to travel on the highways for once and therefore take it real easy with sleep in and a sumptuous breakfast/brunch first before we hit the road. This gives me the opportunity to write a few notes and give you a beginners view of the life travelling with a camper:

Why would I do something crazy like that? Wouldn’t it be much more comfortable to travel from one place to another in the comfort of a rental car and just check in to one of the many motels en route in the afternoon or evening? At least, that’s what I thought before I started my first tour with Hedy and Peter 4 years ago. But someone with this in mind does not know anything about the incredible freedom and unbound awareness, “life on the road” has to offer. One travels from destination to destination, from one beautiful sight to the next attraction without the stress of unpacking or packing the suitcase all the time, without being bound to an exact route plan and most important, without any pressure of a fixed time schedule. Like a snail, one travels in a easy going way, but always has its own home equipped with all the necessities for life on hand. A quick pit stop to grab a cool drink? No problem, the fridge is well stocked and the drinks bought at the supermarket are much cheaper than purchasing them out of the hotel room minibar. In need to “hurry for little boys” quickly? The onboard toilet is right behind the wheelhouse. Tired? No problem! The next Wal-Mart with its huge parking lots is just around the corner and instead of an uncomfortable driver’s seat you can take your half hour power nap in your own cozy bed. And if you happen to sleep in too long, you are welcome at Wal-Mart to stay overnight on the premises and be the first in the morning to grab a fresh baked croissant for breakfast. Of course, you will find more space in a hotel room or a holiday apartment, but what else do you need other than a bed, a sofa with a club table, a kitchenette and of course a toilet and shower? And especially the incredible feeling of freedom and independence! Someone who has experienced this once, can well understand Hedy and Peter’s philosophy: “Don’t dream your live away, but live your dreams!“. Why not spend a week “on the road” with the two of them once? I can highly recommend it to all of you! So much for the fun life of a new born camper enthusiast!

OK, to make a long story short, today we take the fastest (highway-) route and drive on for another 130 miles in rainy weather to Sturbridge in Massachusetts. By the way, arriving at our destination, the sun is laughing for us again!

Heute Nacht hat es geregnet. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Aber es ist dies der erste Regen seit Beginn unserer Reise vor 9 Tagen! Dadurch erleidet unsere gute Stimmung aber keinerlei Abbruch. Da wir ohnehin eine weitere längere Etappe vor uns haben, beschliessen wir, uns für einmal auf den Highways zu verschieben und nehmen es daher am Morgen mit Ausschlafen und einem ausgiebigen Frühstück-Brunch sehr gemütlich. Bei dieser Gelegenheit vielleicht ein paar Eindrücke eines Laien aus dem Camper-Leben:

Warum tue ich mir das an? Wäre es nicht viel bequemer, mit einem Mietwagen von Ort zu Ort zu fahren und Mittags oder Abends einfach in einem der unzähligen Motels einzuchecken? So dachte ich wenigstens vor meiner ersten Tour mit Hedy und Peter vor 4 Jahren. Aber wer so denkt, kennt die unglaubliche Freiheit und Ungebundenheit, die einem das Leben „on the road“ bietet, nicht. Man reist von Ort zu Ort, von Sehenswürdigkeit zu Attraktion, ohne den Stress des Koffer Ein- und Auspackens, ohne genau vorgegebene Route und vor allem ohne Zeitdruck und fixem Fahrplan. Wie eine Schnecke geht man es zwar gemütlich an, hat aber sein Häuschen immer dabei und damit auch alles, was man sonst zum Leben braucht. Ein kleiner Pausenstop mit Lust auf eine kühle Erfrischung? Kein Problem, der Kühlschrank ist voll und der Inhalt vom Supermarkt kostet einen Bruchteil der Drinks aus der Hotel-Minibar. Eine kleine Auszeit weil man zwischendurch mal „für kleine Jungs“ muss? Die bordeigene Toilette ist direkt hinter dem Fahrerhaus. Müde? Kein Problem: das nächste Wal-Mart Shoppingcenter mit Riesenparkplatz liegt gleich um die Ecke und statt eines unbequemen Fahrersitzes nimmt man den halbstündigen Power-Nap im eigenen Körbchen! Und wenn man verschläft, darf man bei Wal-Mart auch mal auf dem Parkplatz gratis übernachten und bekommt dadurch am Morgen als erster gleich die frischesten Brötchen zum Frühstück. Natürlich ist das Platzangebot nicht zu vergleichen mit einem Motelzimmer oder gar einer Ferienwohnung, aber was braucht man mehr als ein grosses Bett, ein Sofa mit Clubtisch, eine Kitchinette und natürlich eigene Toilette und Douche? Und vor allem das unglaubliche Gefühl von Freiheit und Ungebundenheit! Wer das einmal erlebt hat, versteht Hedy und Peter’s Philosophie ganz genau: Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume!“. Wie wär’s mal mit einer Woche „on the road“  mit den beiden? Ich kann es allen nur wärmstens empfehlen!

Soviel zum lustigen Camperleben.


Old Sturbridge Village MA

2013-10-05

Today, we stay stationed at the Quinebaug Cove Campground, although we have bad or even no internet access. On the other hand, the location is quite idyllic once again at the shores of a little lake and the village of Sturbridge is only about 5 miles away. And also the weather is on our side again with a laughing sun.

Sturbridge is known for its authentic open air museum, quite similar to the Ballenberg country museum in Switzerland or the Eco-Musée in the Alsace in France. In many contemporary buildings of all kind, who have been build up again here on site or reconstructed after old plans, life in New England of the 17th to the 19th century is being shown. All actors are costumed in contemporary dresses and demonstrate the handicraft of the past times with lots of enthusiasm. Of course, they explain in detail, what they are doing and we learn a lot about the hard bread of making a living for a blacksmith or a sawmill employee but also how kids attended basic school classes and how they were thought. By the way, shortly after founding the United States of America, the states of New England had the highest education rate of the States. As for the 19th century 4 out of 5 inhabitants of New England already had basic knowledge of writing and reading and even basic Arithmetic’s were thought in school. The main reason for this fact probably was the circumstance, that the immigrants, who founded many of the first communities and cities, came from all over Europe. It’s quite understandable, that shotguns and revolvers were more important to survival than schoolbooks, the further west one was heading…

On our way back to the campground we pay a visit to another “Micro-Brewery” for our pre-dinner aperitif and this time I enjoy a light beer with real blueberries dancing up and down the glass. Quite an interesting creation! For dinner, I once more get spoiled by Hedy and Peter offering an excellent “Fondue Chinoise”.

Heute bleiben wir auf dem Quinebaug Cove Campground, obwohl wir schlechte bis gar keine Internet-Anbindung haben. Dafür ist die Lage wieder an einem See recht idyllisch und das Städtchen Sturbridge ist nur 5 Meilen entfernt. Und auch das Wetter ist mit lachender Sonne wieder auf unserer Seite.

Sturbridge ist bekannt für sein authentisches Freiluft-Heimatmuseum, ähnlich wie wir es in der Schweiz von Ballenberg oder vom Ecomusée im Elsass kennen. In etlichen zeitgenössischen Gebäuden aller Art, die hier zum Teil original wieder aufgebaut oder nach alten Bauplänen originalgetreu nachgebaut wurden, wird das Leben in New England des 17. bis 19. Jahrhunderts live aufgezeigt. Alle Darsteller sind originalgetreu gekleidet und gehen mit viel Enthusiasmus ihren „damaligen“ Tätigkeiten nach. Natürlich erklären sie dabei genau, was sie gerade tun und wir lernen viel über das harte Brot eines Schmiedes oder Sägereiarbeiters, aber auch, wie es in einer Grundschule zu und her ging. Übrigens war New England kurz nach der Gründung der USA die Region mit dem höchsten Bildungsniveau des Landes. So konnten im 19. Jahrhundert bereits 4 von 5 Bewohner schreiben und lesen und sogar Grundbegriffe der Arithmetik gehörten zum Schulplan. Ausschlaggebend dafür war wohl der Einfluss der ersten Einwanderer aus allen Gegenden Europas, die hier die ersten Siedlungen auf dem neuen Kontinent gründeten. Verständlich, dass weiter westlich das Schiesseisen zum Überleben lange Zeit wichtiger war als das Schulbuch...

Auf dem Heimweg zum Campground kehren wir zum Feierabend-Drink wieder mal in einer „Micro-Brewery“ ein und ich geniesse ein Leichtbier mit ganzen lustig auf- und abtanzenden Blueberries drin. Ganz nette Kombination! Abends werde ich von Hedy und Peter dann noch mit einem feinen Fondue Chinoise verwöhnt.


Sturbridge - Littleton MA

2013-10-06

Unfortunately, today our round trip comes to an end. To get my little camper ready for handing it back to the rental station and pack my luggage for my ongoing trip, we do one more transfer of about 60 miles to Littleton, MA. But first, I experience a nice surprise getting up in the morning. While sneaking through my still dark camper, my feet get soaked in water! The solution of the puzzle: the whole night it was raining and obviously my roof leaks. To make matters worse, it is dripping out of the headlamp mounted in the middle of my “living room”! That means, not to turn on that light to prevent all fuses to get blown. My bath towel becomes to be the floor soaker. Fortunately the flood is not too heavy and we decide to hold out till the next day for the agreed date of return without calling an armada of plumbers.

The afternoon I spend finally getting my reports updated and in the evening we are once again invited to Robin and Bob’s house in Andover for dinner. This time we get served an original New England Turkey “Halloween”-Style – a dream!

Heute endet leider unsere Rundreise. Um mein Camperli in der Nähe der Vermietstation in Ruhe rückgabefertig zu machen und meinen Koffer für die Weiterreise zu packen, verschieben wir nochmals rund 90 km nach Littleton. Zuerst aber erlebe ich beim Aufstehen eine nette Überraschung: Beim Tappen durch meinen noch abgedunkelten Camper bekomme ich im wahrsten Sinne des Wortes nasse Füsse. Des Rätsels Lösung: die ganze Nacht hat es geregnet und offenbar ist das Dach undicht. Zu allem Uebel tropft es ausgerechnet aus der Deckenlampe im Zentrum des Wohnraums. Also dort ja kein Licht machen. Mein Frottee-Tüchlein dient ab sofort als Bodenlumpen. Zum Glück hält sich die Flut in Grenzen und wir beschliessen, bis zum nächsten Morgen zum vereinbarten Abgabetermin durchzuhalten.

Den Nachmittag verbringe ich damit, meine Reports endlich à jour zu bringen und am Abend sind wir wieder bei Bob und Robin zum Znacht eingeladen. Diesmal wird uns ein Original New England Turkey (Truthahn) Halloween-Style serviert. Ein Gedicht!


Littleton - Tyngsborough MA

2013-10-07

Today’s wakeup call is already at 6 am in the morning, since the final cleanup work as is: emptying and rinsing the Grey- and Black water tanks, emptying all the many shelves and drawers, clean the toilet and shower etc., has to be done. The floor is whipped whet at this occasion by Hedy, since the water is still happily dripping from the ceiling. Right on time at 10.45 am we arrive in Tynsborough and Lisa, the Manager takes a good look at the wet mess. She does not argue with us a bit, apologizes to us many times and offers me a price reduction of 200 $ for the inconvenience. I gladly accept since we experienced 9 beautiful sunny days before and therefore my anger remains rather limited.

In the afternoon, we do a small shopping tour and Peter offers his reliable Chevy a minor service with oil change. In the evening we travel to Andover once more to see my cousin Bob, where I will spend the night before heading on to my next destination Indianapolis tomorrow. We all decide to end our fantastic tour through New England with an opulent Teppanyaki-party at a Japanese restaurant.

Well, my friends, now I hand the keyboard back over to Peter and I hope, that I did not get you bored too much with my impressions of New England.

I want to thank Robin, Bob, Kathie and Robby thoroughly for their great hospitality and my special thanks go to my Guides, Chefs de cuisine, Pathfinders and Guardian Angels Hedy and Peter for the unforgettable days, I had the privilege once again to spend with them “on the road”! I sure hope that it will not be the last time!

Heute ist bereits um 06.00 Uhr Tagwache, da die letzten Aufräumarbeiten wie Grey- und Blackwater-Tanks leeren und spülen, X Kästchen und Schubladen räumen, Dusche und Toilette putzen etc. erledigt werden müssen. Den Boden zieht Hedy für mich gleich nass auf, da es immer noch munter von der Decke tropft. Pünktlich um 10.45 Uhr treffen wir in Tyngsborough ein und Lisa, die Managerin sieht sich die Bescherung an. Sie fackelt nicht lange, entschuldigt sich mehrmals und gewährt mir einen Nachlass von 200 $ für die gehabten Umtriebe. Ich akzeptiere gerne, da wir ja die ersten neun Tage nur eitel Sonnenschein erlebten und der Ärger daher in Grenzen blieb.

Am Nachmittag machen wir noch eine kleine Shoppingtour und Peter spendiert seinem Chevy einen kleinen Service mit Oelwechsel. Abends fahren wir alle nochmals nach Andover zu meinen Cousin Bob, wo ich bis zu meiner Weiterreise Morgen Quartier beziehe. Wir beschliessen, unsere fantastische New England Tour alle zusammen in einem japanischen Steakhouse mit einem opulenten Teppanyaki-Dinner zu feiern.

Somit gebe ich das Keyboard wieder an Hedy und Peter zurück und hoffe, dass ich Euch mit meinen New England Eindrücken nicht zu sehr gelangweilt habe.

Robin, Bob, Kathie und Robbie danke ich ganz herzlich für die herzliche Gastfreundschaft und ganz besonders bedanke ich mich bei meinen Guides, Chefs de Cuisine Pfadfindern und Schutzengeln Hedy und Peter für die unvergesslichen Tage, die ich mit ihnen wieder „on the road“ erleben durfte! Ich hoffe, es war nicht das letzte Mal!


Littleton - Charlemont MA

2013-10-09

Auch wir hoffen sehr, dass dies nicht der letzte Besuch von Mark auf unserer Tour gewesen ist. Jetzt ist er weg und ich vermisse ihn bereits, weil ich mir wieder das Hirn zermartern muss mit den Reiseberichten. Nur schon deshalb darfst Du sofort wieder kommen. Ich bedanke mich bei ihm auch im Namen unserer Leser, welche sicher Gefallen gefunden haben an dieser Rotation. (Wahrscheinlich wünschen sie mich jetzt zum Kuckuck oder in die Prärie).

Zuerst schieben wir einen Ruhetag ein, zumal die Regenfront nicht zum Reisen verleitet. Am nächsten Tag dann wieder strahlender Sonnenschein und wir verschieben uns 125 km westwärts nach Charlemont. Je weiter wir uns von der Küste entfernen ins Landesinnere, umso dünner wird die Besiedlung. Unendliche Wälder und ab und zu eine kleine Ortschaft prägen das Landschaftsbild.


Charlemont MA – Plattekill NY

2013-10-10

Auf den 265 km in südöstlicher Richtung wechselt der Stand der sogenannten Foliage, der Verfärbung des Laubes, je nach Höhe, Himmelsrichtung des Hanges oder der Baumarten fortlaufend. Die Intensität der Farben und die Vielfalt gegenüber europäischen Wäldern hat zwei Gründe. Einerseits soll es in Nordamerika etwa 700 zusätzliche Arten von Laubbäumen geben. Andererseits ist der Zucker-Ahorn der am häufigsten vorkommende Baum Neuenglands. Dessen Blätter verfärben sich von grün nach gelb, orange, rot und braun. Sein einzigartiges, leuchtendes Scharlachrot lässt sich in diesem Farbspektrum und Leuchtkraft im europäischen Wald nicht finden.


Plattekill NY

2013-10-11

Und schon hat der Government Shutdown auch uns erreicht. Wir machen eine Rundfahrt in der Umgebung mit dem geplanten Besuch von ein paar National Historic Sites. Und überall hängt am geschlossenen Tor das Schild „today closed“. Danke an dieser Stelle auch von unserer Seite an das unfähige und vertrottelte Polit-Establishment in Washington. Wir trösten uns mit dem Culinary Institute of America in Hide Park. Das imposante Gastronomie-College mit weiteren Standorten in Kalifornien und Texas bildet jährlich Tausende von Köchen, Bäckern und Patissiers aus. Hoffentlich lernen die Studierenden hier mehr als nur die Zubereitung eines Hamburgers „perfect as you like it“.


Plattekill NY – Elverson PA

2013-10-12

Heute ziehen wir sogar Profit aus dem Government Shutdown. Weil die Beamten nach Hause geschickt worden sind, ist das Kassenhäuschen an der “Delaware Water Gap National Recreation Area” geschlossen und niemand da, um die Durchfahrtsgebühr von USD 7.-- durch den schönen Park zu kassieren.

Jeder Bundesstaat der USA hat seine eigenen Gesetze und unterscheidet sich auch darin, wie er ihnen Beachtung verschafft. Als Beispiel diene uns das Schreiben von SMS am Steuer, welches auch im Bundesstaat New York anscheinend ein weit verbreitetes Übel ist. Jugendlichen Lenkern wird auf Warnschildern mit empfindlichen Geldbussen und Punkteabzug bei der Driving-License gedroht. Alle anderen Fahrer werden dazu aufgefordert oder ermuntert, ihre SMS doch auf dem in x-Meilen kommenden Rastplatz zu schreiben. Und schon wird eine “Rest Area” zum “Text Stop” mutiert.


Elverson PA

2013-10-13 to 2013-10-15

Ganz zufällig haben wir diese Route und den Standplatz in Elverson nicht gewählt. Nur ein paar Meilen von hier wohnen unsere Freunde Andy, Lisa und Sohn Dylan, welche wir vor 3½-Jahren letztmals besucht haben. Da gibt es natürlich viel zu erzählen. Brandaktuell of course der Government Shutdown. Andy hat bereits am folgenden Tag das Ausbleiben vieler Stammgäste und einen empfindlichen Umsatzrückgang in seinem Restaurant registriert. Die Beschäftigten des Valley Forge National Historic Parc sowie einer weiteren Bundesbehörde im Ort lassen sich bereits am Tag 2 des Shotdowns nicht mehr bei ihm blicken. Es ist erschreckend, wie viele Leute nicht einmal für einige Tage eine finanzielle Reserve haben. Bleibt der “paycheque” am Freitag aus, sind sie innert wenigen Tagen bereits reif für die Suppen-Küche.


Elverson - Lancaster PA

2013-10-16 to 2013-10-18

Wir dislozieren nur 50 km weiter nach Lancaster. Im gleichnamigen County leben über 50’000 Amish People, zu deutsch Amische. Sie wanderten ab 1736 aus Süddeutschland und der Schweiz nach Pennsylvania aus und sie sind sehr stark in der Landwirtschaft verwurzelt. Viele sprechen noch heute untereinander Pennsylvaniadeutsch, ein pfälzisch gefärbter Dialekt. Für uns sind höchstens einzelne Wörter, aber keine ganzen Sätze verständlich. Wie die mit ihnen ideologisch verwandten und ebenfalls hier ansässigen Old Order Mennonite lehnen sie jeglichen technischen Fortschritt weitgehend ab.

Dass wir hier in Lancaster 3 Tage rasten liegt auch daran, unsere Freunde Dottie und Bill English wieder einmal zu sehen. In einem Texas Roadhouse geniessen wir mit ihnen unglaublich saftiges und zartes Dallas-Filet. Die Zeit vor und nach dem Essen gehört unseren bisherigen Erlebnissen in Nordamerika und unseren weiteren Reiseplänen.


Lancaster PA - Front Royal VA

2013-10-19

Am Morgen zieht noch ein Amischer mit Ross und Wagen durch den Campground und bietet seine Backwaren feil. Alsdann brechen wir auf und fahren 250 km in südwestlicher Richtung bis nach Front Royal VA, am Eingang zum Shenandoah Nationalpark. Gestartet in Pennsylvania durchqueren wir unterwegs noch Maryland und West-Virginia und landen zum Schluss in Virginia. Bei der flächenmässigen Grösse der US-Bundesstaaten sind 4 am gleichen Tag ein eher seltenes Ereignis. Leider macht uns das Wetter auch heute keine Freude. Wie so oft in den letzten Tagen ist es stark bewölkt. Wir hoffen, dass sich da noch was ändert und wir mit Sonnenschein den Shenandoah-Nationalpark durchfahren können.


Front Royal – Shenandoah NP – Staunton VA

2013-10-20

Petrus meint es gut mit uns und bietet einen wolkenlosen Himmel für die Durchquerung des Shenandoah-Nationalparks. Wäre auch jammerschade gewesen, das Panorama auf dem 170 km langen Skyline Drive auf der Kuppe der Blue Ridge Mountains zu verpassen. An 71 Aussichtspunkten bietet sich immer wieder ein grandioser Blick über dichtbewaldete Bergkämme oder in das breite Shenandoah Valley. Mit der Zeit fahren wir nur noch bei jedem 2., dann bei jedem 3., dann bei jedem 4. und so fort raus. Sonst wären wir ja in der Dunkelheit noch auf dem Skyline Drive und sehen würden wir eh nichts mehr.


Staunton VA

2013-10-21

Heute steht nichts spezielles auf dem Tagesprogramm, aber wenigstens die paar Kilometer ins Städtchen Staunton fahren wir mal kurz. Bietet auch nichts umwerfendes, ausser dass Woodrow Wilson, 28. US-President von 1913 – 1921, in dieser Kleinstadt geboren wurde. Nicht mal ein originelles Pub oder eine Micro-Brewery für das Feierabend-Bier finden wir. Ergo zurück nach Hause und sich selber bedienen am Kühlschrank.


Staunton – Natural Bridge VA

2013-10-22

Nachdem wir für die Brotresten vom Frühstück dankbare Abnehmer gefunden haben, geht es wieder in die Höhe und weiter südwärts auf dem Bergkamm der Blue Ridge Mountains. Das Landschaftsbild entspricht weitgehend demjenigen von vorgestern, nur dass die Farben weniger zur Geltung kommen wegen der starken Bewölkung.

In Natural Bridge angekommen beschleicht uns irgendwie das Gefühl, vor einer Touristenfalle zu stehen. Die Sicht auf die Natural Bridge wird geschickt verhindert mit Wänden und Absperrungen. Nächstes Ärgernis ist der Zugang, welcher durch einen mehr als nur riesigen Souvenir-Shop führt. Der schlechte Eindruck wird weiter verstärkt durch unsaubere Toiletten-Räume aus den 1950er-Jahren. Und die 2 Bediensteten am Ticket-Schalter, welche uns eine gehörige Weile ingnorieren und mit jemandem belangloses Zeugs quatschen, geben uns endgültig den Rest. Bei 21 Dollar pro Person verzichten wir unter diesen Umständen leichten Herzens und fahren weiter.


Natural Bridge – Fancy Gap VA

2013-10-23

Heutiger Flop ist der anvisierte Campground in Meadows of Dan. Nachdem wir bereits in den letzten 3 Tagen trotz entsprechender Reklame kein auch nur halbwegs akzeptables WiFi hatten, wird hier der Vogel abgeschossen. Die nette Dame verkündet uns freundlichst, dass sich der Hotspot hier im Office befinde. Das Büro ist jedoch gleichzeitig auch noch Küche sowie Esszimmer der alten Lady. Und alles ist komplett überstellt vom Boden bis zu jeglichen Abstellflächen mit unnützem Zeugs. Wir verlassen die Räumlichkeiten der Messie-Lady schleunigst und kehren zurück auf den Blue Ridge Parkway. Weil es nur wenige Campgrounds hat in dieser Region müssen wir notgedrungen einen 30 Km Umweg nach Fancy Gap in Kauf nehmen. Dafür können wir uns Abends mit 10vor10 und anderen Sendungen aus der alten Heimat auf dem Laufenden halten!


Fancy Gap - Martinsville Speedway VA

2013-10-24

Noch ein letztes Stück auf dem Blue Ridge Mountain Parkway durch die traumhaften herbstlichen Wälder und dann runter ins Tal. Uns zieht es nach Martinsville an den dortigen Speedway und der Kontrast zu den letzten Tagen könnte kaum grösser sein. Von der Stille abgelegener Wälder zu hochgezüchteten Hi-Tech-Motoren, von wohlriechendem Wald zum Gestank von Benzin und Gummi sowie von der Einsamkeit zu den krach-resistenten Motorsport-Freaks. Aber wir lieben halt die Nascar-Rennen und wissen deshalb genau, auf was wir uns da einlassen. Gleichzeitig mit uns reist heute auch der ganze NASCAR-Tross an. Nebst den Campern für das Personal und den Luxusbussen der Fahrer und Manager rollen auch noch geschätzte 300 Sattelschlepper an. Im kleinen Infield der Strecke haben nur 50 davon Platz und der Rest muss ausserhalb im Grünen parkieren. Rund um die Rennstrecke wird auf Wiese und Acker campiert und Abends lodern riesige Feuer. Die meisten Fans haben permanent eine Bierbüchse in der Hand und das nächste Sixpack in Griffweite. Wir sind nicht unglücklich darüber, dass die Temperatur im Laufe des Abends gegen den Gefrierpunkt sinkt und somit schon vor Mitternacht ringsherum Ruhe einkehrt. Bis auf das lästige Surren der Generatoren, auf dessen Strom gewisse Camper anscheinend auch Nachts nicht verzichten können.


Martinsville Speedway VA

2013-10-25

Heute stehen Trainings sowie Qualifying für die Truck Series am Samstag und den Sprint Cup am Sonntag auf dem Programm. Warum die höchste Nascar-Kategorie Sprint-Cup heisst, wissen wir immer noch nicht. Meist werden 500 Runden oder 500 Meilen gefahren. Weil der Martinsville Speedway mit einer Länge von nur 847 Metern der kürzeste und auch langsamste Kurs ist, werden hier 500 Runden (rund 265 Meilen) gefahren. Aber auch so dauert das Rennen des Sprint-Cups in Martinsville immer einiges mehr als 3 Stunden und sollte der Safety-Car öfters zum Einsatz kommen, können es auch locker mehr als 4 Stunden sein.


Martinsville Speedway VA

2013-10-26

Der Tag beginnt gar nicht gut. Da wir auf der grünen Wiese weder Strom- noch Wasser-Anschlüsse und erst recht keine Verbindung zur grossen weiten Welt haben, fahren wir vor dem Rennen zu McDoof zum Frühstück. Dank „Free WiFi“ möchten wir kurz unsere Mails checken und die News unserer Zeitungen lesen. Anscheinend noch nicht ganz wach habe ich das Stromkabel vergessen und muss nochmals 5 Km zurück zum Trailer fahren. Wieder bei McDoof steht nach 3 abstinenten Tagen der Befriedigung meines Informations-Hungers nichts mehr im Wege. Denkste! Stromkabel eingesteckt und es passiert rein gar nichts. Nicht mal ein winzig kleines Lämpchen will leuchten. Ob das wohl Nachwirkungen des Rotwein-Desasters sind (siehe Bericht vom 22. Mai)? Sei es wie es wolle, wir sind in einem kleinen Städtchen mit 15‘000 Einwohnern und es ist Wochenende. Geniessen wir NASCAR und kümmern uns nächste Woche in einem grösseren Ort um dieses Problem. Und vielleicht war ja gar kein Strom auf dem Brüstungskanal oder das Notebook fährt plötzlich wieder hoch wie auch schon. An diesen Strohhalmen klammere ich mich und versuche, das Wochenende mit den Nascar-Rennen unbeschwert zu geniessen.


Martinsville Speedway VA

2013-10-27

Auch heute ein kurzer Schock nach dem Aufstehen. Nach 3 Tagen sind unsere Trailer-Batterien leer. Die wichtigsten Systeme wir Kühlschrank, Tiefkühler, Warmwasser-Heizung etc. schalten zwar automatisch auf Gas-Betrieb um, aber ein klein wenig Strom brauchen sie halt trotzdem. Ich hänge den Chevy an und lasse den Motor laufen und das Problem ist gelöst. Zwei Mal eine halbe Stunde im Tag reicht, um die notwendige Energie auf die Batterien zu bekommen. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht dabei, da meine Nachbarn ihre Generatoren nonstop 24 Stunden laufen lassen.

Das Sprint-Cup-Rennen dauert fast 4 Stunden und ich denke keine einzige Sekunde an mein vermaledeites Notebook. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist immer etwas los auf dem Track. 18 Mal kommt der Safety-Car raus und die Führung im Rennen wechselt noch öfters. Unglaubliche 38 von 43 Startern schaffen es bis ins Ziel trotz zum Teil recht deformierten Karosserien wegen Drehern und den vielen „Schubsern“, weil brutal Stossstange an Stossstange gefahren wird. Gewinner ist übrigens Jeff Gordon. Wichtig für uns ist einzig, dass Jeff mit Chevy unterwegs war und nicht mit einer japanischen Reisschüssel!


Martinsville VA – Charlotte NC/Fort Mill SC

2013-10-28

Der Nascar-Tross ist bereits weg als wir aufstehen, und bis auch wir reisebereit sind, ist die Wiese schon fast leer. Unterwegs nach Charlotte NC kreisen meine Gedanken immer mehr um mein Notebook. Im Campground südlich von Charlotte angekommen suche ich im Internet sofort nach einem PC-Doctor. Mir sticht eine Firma im Norden der Stadt ins Auge, weil die Inhaber 2 Brüder namens REDWINE sind. Wenn das kein gutes Omen für mein Rotwein-verseuchtes Notebook ist.


Charlotte NC/Fort Mill SC

2013-10-29

Guten Mutes machen wir uns auf den Weg zu den „Redwine-Brothers“. Anwesend im Laden sind jedoch nur zwei sehr junge, nicht unsympathische flaumbärtige Jungs. Nach kurzer Zeit steht fest, dass das Motherboard infolge Kurzschluss schlapp gemacht hat. Einen Ersatz gibt es anscheinend in Charlotte nicht ab Lager und muss über das Internet bestellt werden und dauert erst noch 3 Tage. Schon leicht angesäuert stimme ich der Bestellung widerwillig zu. Weit kommen wir aber nicht, da mein Motherboard bei HP USA nicht bestellt werden kann, da es aufgrund der Serien-Nummer eine Swiss-Edition ist. Angesichts der Möglichkeit, dass mein rotwein-geschädigtes Notebook mir auch zukünftig weiteren Ärger bescheren könnte, muss ich mich notgedrungen zum Kauf eines Neuen durchringen. Vom PC-Doctor Arman, meinem Helfer in dieser schweren Zeit, lasse ich mich noch kurz beraten bezüglich Produkt und Systemanforderungen. Auf seine Empfehlung fahren wir zu „Best Buy“ und kaufen ein ASUS-Notebook.


Charlotte NC/Fort Mill SC

2013-10-30 to 2013-10-31

Die Ereignisse der letzten 2 Tage sind nicht einfach zu erzählen. Es sind so viele Dinge geschehen, dass sie kaum noch rekonstruierbar sind. Angefangen hat alles mit Outlook und der Verbindung zu Bluewin. Inzwischen sind 6 Stunden gestern und nochmals 6 Stunden heute vergangen und nichts geht mehr. Im späteren Nachmittag trifft ihr Chef, ein etwa 30-jähriger Schlitzauge ein, welcher die Jungs zurecht weist, dass in diesem Laden jedes Problem gelöst werde. Sie diskutieren dann über Aufsetzen von Windows 7, neue Partitionierung der Festplatte, Eingriffe in die BIO’s und andere grobe Dinge. Mir wird Angst und Bang, obwohl mir mehrmals versichert wird, dass der gestrige Zustand jederzeit wieder hergestellt werden könne. Um halb 8 Uhr abends reicht es mir endgültig und ich ziehe den Kerlen quasi den Stecker raus. Die Jungs empfehlen mir, unter Wahrnehmung meiner Rückgaberechte, dieses Gerät bei Best Buy zurückzugeben. Dass dies so einfach sein soll kann ich nicht glauben, fahre aber trotzdem gleich hin. Inzwischen ist es bereits weit nach 20.00 Uhr und ich schildere dem Kundendienst-Mitarbeiter in 3 Sätzen, was vorgefallen ist. Und schon kommt die Frage, ob ich wieder das gleiche Produkt möchte oder ein anderes. Obwohl ja nicht restlos sicher ist, dass das ASUS-Gerät eine Macke hatte oder sonst jemand, nehme ich mir einen ACER und hoffe inbrünstig, damit mehr Glück zu haben.


Charlotte/Fort Mill SC – Augusta GA

2013-11-01 to 2013-11-02

Mit meinem neuen Notebook nochmals zum PC-Doktor zu fahren, dazu verspüre ich nicht die geringste Lust. Einerseits bin ich nicht restlos davon überzeugt, dass wir wirklich ein Hardware-Problem hatten. Andererseits habe ich für ein paar Tage die Nase voll von Office, Windows 8 und ganz generell von Bill G. und seinen Produkten. Ganz die Finger davon lassen kann ich aber doch nicht. Und bis auf Outlook und die Anbindung zu meinen alten Dateien funktioniert das meiste schon bald. Was noch fehlt sind vor allem meine Kontakte und die alten Mails. Da bin ich immer noch am Suchen des richtigen Kabels, um die alte Harddisk mit einem USB-Kabel anzuschliessen. (war halt wieder einmal mehr nicht ganz alles gesichert). Und so verschieben wir uns ein Stück weiter in Richtung Subtropen.

Am zweiten Tag fahren wir ins Zentrum von Augusta, mit fast 200‘000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt von Georgia. Aus dem geplanten Spaziergang wird aber nichts. Wir steigen nicht mal aus dem Auto, derart deprimierend ist die Situation. Die Innerstadt ist entvölkert und mindestens jede zweite Lokalität steht leer. Die Sache ist schon derart hoffnungslos, dass die Objekte nicht einmal mehr zur Vermietung oder zum Verkauf angeschrieben sind. Das tägliche Leben mit den Läden, Restaurants und den Gewerbebetrieben spielt sich ausserhalb der City entlang den Zufahrtsstrassen ab.


Augusta – Nicholls GA - Perry FL

2013-11-03 to 2013-11-05

Um den Rückstand in meinen Berichten, entstanden wegen meinen Notebook-Ärgerlichkeiten, zu verkürzen, fasse ich gleich 3 Tage zusammen. Viel zu berichten gibt es von den zurückgelegten 500 Km eh nicht. Unendlich viel Wald und ab und zu landwirtschaftlich genutzte Flächen, vor allem die für die Südstaaten typischen Baumwollfelder. Erwähnenswert wäre noch die Übernachtung im idyllischen General Coffee State Park in Nicholls. Im weiteren anzumerken ist, dass die Temperatur wie gewünscht von Tag zu Tag kontinuierlich steigt. Muss auch so sein, wir sind schliesslich gestern in Florida angekommen.


Perry - Port Richey - Bradenton FL

2013-11-06 to 2013-11-07

Kurzer Schock, als wir uns zur Weiterfahrt bereit machen wollen. Ein Plattfuss am Trailer. Der hilfsbereite Campground-Besitzer holt gleich seinen Kompressor und pumpt den Reifen auf. Alsdann realisieren wir, dass das Ventil undicht ist. Aber auch hier wird uns geholfen. Er düst in seine Werkstatt und kommt mit einem Ventil zurück und ersetzt es gleich. Dankbar verabschieden wir uns und nach weiteren 250 Km stoppen wir in Port Richey. Die Fahrt hierher auf der US-19 war landschaftlich weitgehend eintönig und das Herausfordernste war der Kampf gegen das Einschlafen am Steuer. Die einzige Abwechslung bestand darin, dass gelegentlich die ersten Palmen den Weg säumten.

Nach Port Richey sieht die Sache heute wieder ganz anders aus. Je näher wir dem Grossraum Tampa kommen, umso drastischer nimmt der Verkehr zu, und das Risiko für ein kurzes Nickerchen sinkt auf Null. Diese Hektik und Drängelei ist sehr untypisch für Nordamerika und wir kommen uns schon fast vor wie in Europa. Ursache für den unamerikanisch-aggressiven Fahrstil dürfte wohl am extremen Verkehrsaufkommen in der Tampa Bay Area mit über 4 Mio Einwohnern sowie einem hohen Anteil an Latinos liegen.


Bradenton FL

2013-11-08

Einige Leute klicken doch noch auf unsere Webpage und schauen nach, wo wir gerade sind, und ob man uns nicht vielleicht treffen könnte. So vor einiger Zeit Hedy’s ehemalige Arbeitskolleginnen Trix und Claudia und vor 3 Tagen auch noch Marcel Plattner, ein Kollege und ehemaliger Gegner auf dem Eis in der Curling-Halle Arlesheim. Wir sind von beiden nur wenige Meilen entfernt und haben nach einigen Mails erstmals nach langer Zeit wieder Termine in unserer Agenda.

Zuerst bekommt unser Trailer aber noch neue Reifen verpasst, weil mir 2 Ventile weiterhin Sorgen bereiten und auch, weil die Profiltiefe den kritischen Punkt langsam unterschritten hat.

Dann geht es gute 30 Km nach Sarasota, wo wir im Internet französische und deutsche Metzger und Bäcker ausfindig gemacht haben. Wir sind so hingerissen ob den vielen Delikatessen, dass wir doch glatt das fotografieren vergessen.


Bradenton FL

2013-11-09 to 2013-11-10

Mit Marcel + Evi und Peter + Silvia gehen wir am Samstag zum Nachtessen in die „Anna Maria Oyster Bar“ und am Sonntag ins „Joto Japanese Steakhouse“. Beide Male werden wir nicht enttäuscht. Trotzdem wir in einer sehr touristischen Region sind, geben wir für das ausgezeichnete Dinner samt Wein nur 30 – 35 USD pro Kopf aus.

Zwischendurch kehren wir mal hier oder dort ein, um Flüssigkeit zu ersetzen. Schliesslich ist es auch Abends noch über 20° warm und die Luftfeuchtigkeit offenbart uns, dass wir in den Subtropen sind.


Bradenton FL

2013-11-11

Beim Einkaufen im Winn-Dixie geschieht etwas, worauf ich schon mehr als 2 Jahre gewartet habe. Ich war vor langer Zeit beim Rückwärtsfahren in einen Metallpfosten geknallt und habe mir dabei die Stossstange leicht zerbeult. Da mir über kurz oder lang vielleicht jemand hinten rein fahren möchte, habe ich nichts unternommen. Jetzt ist es endlich geschehen, weil mich der Gegenüber auf dem Parkinglot übersehen hat. Ich war jedoch ganz klar zuerst draussen, bereits in Wegfahrrichtung, und es gibt auch keine Diskussion über die Schuldfrage. Die amerikanischen Gepflogenheiten in so einem Fall kenne ich nicht, aber ich vertraue meinem Kontrahenten, dass er morgen früh seine Versicherung alarmieren wird.

Und dann treffen wir endlich Trix + David und Claudia + Roland. Nach dem Löschen des grössten Durstes an der Beach Bar gehen wir zum Stonewood Grill und lassen uns mit einem schönen Stück Fleisch verwöhnen. Bei uns zu Hause vor dem Trailer genehmigen wir uns zum Abschluss dieses anstrengenden Tages noch einen oder zwei „Absacker“.


Bradenton - Tampa, Centro Ybor

2013-11-12

Kaum aus dem Bett meldet sich der Versicherungsexperte und will sich doch tatsächlich die verbeulte Stossstange anschauen. 2 Stunden später ist er bei uns und erkennt sofort die vorbestandene Beschädigung. Aus diesem Grund will er nur den Ersatz durch eine gebrauchte und nicht durch eine neue Stossstange übernehmen. Damit können wir leben. Wir fahren sofort in die nächste Chevrolet-Vertretung und schauen, dass die Stossstange sofort bestellt und morgen ersetzt werden kann.

Da wir noch nie im Zentrum von Tampa waren, ist es jetzt endlich an der Zeit, dies nachzuholen und „Centro Ybor“ zu besuchen. Der Stil der Häuser mit den Balkonen im 1. Stock erinnert uns ein wenig an New Orleans. Aber sonst ist im nicht gerade kleinen Quartier rein gar nichts los. Man könnte fast jeden auf der Strasse einzeln mit Handschlag begrüssen.

Abends dann ein letztes Nachtessen mit Plattner’s and Friends, bevor sie morgen nach Orlando fahren. Zum Abschied genehmigen wir uns im Hurricane Hank’s noch einen Goodnight- und einen Goodbye-Drink.


Bradenton FL

2013-11-13

Gestern und heute war noch ein Hin- und Her mit der Versicherung. Usus ist anscheinend, dass man die Rechnung der Garage selber bezahlt und anschliessend einen Check von der Versicherung erhält. Nur wohin soll in unserem Fall dieser Check zugestellt werden. Letztendlich schaffen wir es, dass die Versicherung den Check auf die Garage ausstellt. Wie wir unseren Chevy nach 1½-Stunden in Empfang nehmen, folgt die heutige Überraschung. Wir haben doch einen „brand-new-bumber“ bekommen, weil kein gebrauchter vorrätig war. Ich freue mich, dass ich ab jetzt beim Anblick der Stossstange nicht mehr ständig an mein Rencontre mit diesem blöden Pfosten erinnert werde.

Mit Trix + David, Claudia + Roland treffen wir uns zuerst bei ihnen zu Hause zu einem gepflegten Apero und fahren alsdann ins Samurai Japanese Steakhouse. Bevor sie am Freitag nach Hause fliegen, ist Teppanyaki doch genau das richtige. In Basel gibt es das Sakura am Bahnhof nicht mehr und dort hat man schon vor vielen Jahren für ein gleichwertiges Dinner-Menu mehr als doppelt so viele Batzeli abgeladen.


Bradenton - Arcadia - Florida City

2013-11-14 to 2013-11-16

Nun ist es auch für uns Zeit, die Tampa Area in Richtung Süden zu verlassen. Nach einer Woche mit reichlich Sonnenschein ziehen von hier weg bis in den südlichsten Teil Floridas dicke, schwarze Wolken auf. Unterwegs bleiben wir 2 Nächte in Arcadia. Warum gerade 2 Nächte in dieser langweiligen Gegend, darüber verspüre ich absolut keine Lust etwas zu schreiben. Hedy wird es bei nächster Gelegenheit gerne zu erzählen wissen.

Die 400 Km bis in die Region Miami wären wohl auch bei sonnigem Wetter nicht wesentlich attraktiver. Wälder, Zuckerrohrfelder und riesige Orangenplantagen prägen alle paar Meilen das Landschaftsbild von neuem.

In Florida City angekommen quartieren wir uns im Southern Comfort RV Resort ein. Hier waren wir schon vor 4 Jahren und wer weiss, vielleicht hat es uns wegen deren Tiki-Bar erneut hierher gezogen.


Homestead Speedway

2013-11-17

Wir sind gestern doch noch wie ursprünglich geplant hier angekommen, um heute auf dem 6 Km entfernten Homestead Speedway das letzte Rennen des NASCAR- Sprint-Cups zu verfolgen. Nach 36 Wettbewerben in dieser Saison fällt heute die Entscheidung, wer NASCAR-Champion 2013 wird. Die Führenden sind nur durch einige wenige Punkte getrennt und nach einem äusserst spannenden Rennen schafft es Jimmie Johnson zum sechsten Mal in seiner Karriere, Ende Saison zuoberst auf dem Podest zu stehen. Natürlich freut uns sein Triumph, da er mit einem Fahrzeug mit symbolisiertem Schweizer-Kreuz unterwegs war, einem CHEVROLET.


Florida City/Miami

2013-11-18 to 2013-11-21

Bei der ersten Fahrt ins Zentrum von Miami realisieren wir, dass wir vor 4 Jahren wetterbedingt eigentlich gar nicht viel von der Stadt gesehen hatten. Dies möchten wir in den nächsten Tagen nachholen, was aber nicht einfach ist. Wir sind in Florida City etwa 1 Stunde von Downtown, Miami Beach oder Key Biscayne entfernt stationiert und müssen jeweils den richtigen Zeitpunkt für die Fahrt in die Stadt erwischen. Strahlend blauer Himmel und kaum 2 Stunden später rabenschwarz und schon giesst es wie aus Kübeln. So erleben wir mehrmals am Tag up and down und das einzig beständige sind Temperaturen gegen 30° und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit.

Miami ist eine pulsierende Metropole mit vielen Gesichtern. Bedeutendes Wirtschafts- und Finanzzentrum, grösster Hafen für Kreuzfahrtschiffe, unzählige mondäne Yachthäfen, aufgeschüttete Inseln ohne Zugang für Normalsterbliche und vieles mehr, wie das Strand- sowie das berüchtigte Nachtleben von Miami Beach. Aber auch viele prunklose Quartiere wie Little Havanna oder Little Haiti, wo fast nur spanisch gesprochen wird, sind sehenswert.


Florida City/Miami

2013-11-22 to 2013-11-24

Miami Beach ist das Mekka der Reichen und Schönen. Sonntag Nachmittag, strahlender Sonnenschein, und auf der dem Festland vorgelagerten Insel geht der Verkehr nur noch im Kriechgang vorwärts. Dies stört die wenigsten, da man auf dem Ocean Drive fährt um zu sehen und noch mehr um gesehen zu werden. Wobei man mit einem Porsche oder einer Corvette kaum noch auffällt. Zu viele italienische und englische Hightech-Boliden stehlen allen anderen die Show. Wem dieser Trubel nicht behagt, für den gibt es unzählige ruhigere und nicht minder schöne Parks und Promenaden in und um Miami.


Florida City

2013-11-25 to 2013-11-27

Etwas Gutes hatten die häufigen Regenfälle der letzten Tage doch. Ich konnte endlich ein Kabel finden, um den alten Disk mit meinem neuen Notebook über den USB-Anschluss zu verbinden. Damit konnte ich auch noch die letzten nicht gesicherten Dateien retten und auch meine Kontakte und alten Mails ins Outlook importieren. Und der alte Disk ist ab jetzt für die Backups nutzbar.

Im Weiteren haben wir uns sehr intensiv mit der Planung der nächsten 3 Monate beschäftigt. Nur in Florida herumzulungern ist uns zu langweilig. So haben wir uns dafür entschieden, 19 Jahre nach unserer Ferienreise durch Kuba den bald einzigen kommunistischen Staat nochmals zu besuchen. Wir sind sehr gespannt, was sich seither verändert hat. Vermutlich weit weniger, als überall sonstwo auf diesem Planeten.


Miami - Cancun - Havanna

2013-11-28

Weit weniger als eine Flugstunde von Miami weg liegt Havanna. Wegen den Restriktionen der Amerikaner müssen wir jedoch den Umweg via Cancun in Mexiko auf uns nehmen. Und der Tag fängt schon richtig toll an. Schon vor 6 Uhr sind wir auf den Beinen, räumen alles zusammen und parkieren unser Home um in die Storage-Zone. Vom Campground-Office haben wir uns gestern den Shuttle zum Airport reservieren lassen. Wie vereinbart stehen wir pünktlich um 07.50 beim Office. Wir haben genügend Zeitreserve, aber nach 15 Minuten wird es uns doch ungemütlich. Ich rufe an und mir wird erklärt, dass der Shuttle um 07.15 Uhr beim Office war und dann wieder weggefahren sei. Ein anderes Fahrzeug sei nicht in unserer Umgebung und wir sollen ein Taxi nehmen. Ach wie gut, dass ich mir noch 2 Taxi-Nummern von der Office-Lady habe geben lassen. Nützt aber auch nichts, da bei beiden der Telefonbeantworter kommt. Es ist heute Thanksgiving und niemand scheint Lust zum Arbeiten zu haben. Auch das Office bleibt heute geschlossen. Wenigstens finde ich auf einem Anschlagsbrett eine Emergency-Number. Eine Mitarbeiterin des Campgrounds nimmt ab und zuerst kann oder will sie uns nicht helfen. Sie erbarmt sich dann doch und ruft nach ein paar Minuten wieder zurück. Ihr Mann sei in einer halben Stunde bei uns und würde uns zum Airport bringen. Da wir gestern das E-Ticket ausgedruckt haben, müsste es uns zeitlich noch reichen. Wie unser Helfer erscheint, geht es endlich los auf Reise. Schon bald zeigt sich wieder einmal, dass die Welt doch ein grosses Dorf ist. Kurt stammt aus der Region Lörrach und wir können wieder einmal so wie der Schnabel gewachsen ist. Auf Duty-free und einen gemütlichen Kaffee müssen wir verzichten, weil bereits Boarding angesagt ist. In Cancun angekommen werden unsere Nerven erneut strapaziert, weil einige Flieger fast gleichzeitig gelandet sind. Wir verlieren viel Zeit bei der Emigration und dann erneut am Baggage-Claim. Wie wir beim Zoll vorbei wollen, muss ich noch auf einen Knopf drücken. Das Pech verfolgt uns. Eine rote Lampe leuchtet und der Zufallsgenerator hat uns ausgewählt. Obwohl wir ja gleich wieder ausreisen aus Mexiko, was ich auch leicht säuerlich den Beamten erkläre, werden unsere Koffer und das Handgepäck durchwühlt. Wie wir dann endlich aus dem Terminal kommen, sehen wir gerade noch, wie der Shuttle-Bus zum Terminal 2 wegfährt. Auf der Leuchttafel sehen wir, dass der nächste in 30 Minuten kommt. Super, wenn noch 80 Minuten bis zum Abflug bleiben. Aber auch hier kommt Hilfe. Ein Disponent ruft uns gleich ein Taxi. Ich frage vorsichtshalber, wie viel diese geschätzten 2 Kilometer denn kosten. 20 US-Dollar seine Antwort. Ich kann mich kaum fassen, aber der Kerl zeigt uns ganz cool einen gedruckten Tarif. Uns bleibt keine Wahl und es reicht uns gerade noch rechtzeitig zum Check-in. Dort knöpft man uns noch je 25 Dollar für Flughafen-Gebühren ab. Als eine der wenigen Gesellschaften sind diese Taxen bei der Cubana de Aviacion nicht im Ticketpreis enthalten. Wie wenn noch nicht genug wäre, kommt nochmal einer und will je 25 Dollar für kubanische VISA-Formulare. Kurz darauf ist Boarding angesagt und der Flieger kann anscheinend sogar früher als nach Flugplan starten. Als erste wird eine etwa 70-köpfige Gruppe ehemaliger Genossen aus Polen aufgerufen. Das dauert derart lange, bis alle platziert und ihr Handgepäck verstaut haben, dass sich der Start um eine halbe Stunde verspätet. In Havanna angekommen warten wir dann am Baggage-Claim eine gefühlte Ewigkeit und wir befürchten, dass unser Gepäck noch in Cancun oder sonstwo ist. Uns würde nichts mehr wundern. Endlich kommt es doch noch auf dem Förderband. Rassig geht es jetzt durch den Zoll und wir sind endlich in Kuba angekommen. Da der kubanische Peso im Ausland nicht gehandelt wird, müssen wir zuerst an einen Bankomaten kommen. Nach längerer Suche finden wir den endlich im Geschoss oberhalb der Ankunftshalle und er spuckt sogar die gewünschten Noten aus. Ich könnte jetzt noch 2 Kapital zu Shuttle, Unterkünfte und Tourist-Office schreiben, da unsere Buchung über Internet nicht bestätigt wurde. Langer Rede, kurzer Sinn. Nach einer verlorenen Stunde besteigen wir in bereits finsterer Nacht genervt ein Taxi und lassen uns zur Casa Colonial 1751 chauffieren. Roberto und seine Frau empfangen uns herzlich. Dumm nur, dass sie wie geahnt von der Agentur keine Reservation bekommen haben und zudem ausgebucht sind. 2 Telefonate und 5 Minuten später sind wir für die nächste Zeit untergebracht. Die ersten 2 Nächte auf der gegenüberliegenden Strassenseite bei seinem Schwager William und seiner reizenden Frau Carmen. Und anschliessend 3 Häuser weiter bei Migda und Fernando, Onkologe am Uni-Spital. Ein anstrengender Tag geht seinem Ende entgegen und wir haben uns den ersten Mojito und die Languste auf dem Balkon der Paladar Sevillas über der Calle Obispo redlich verdient.


Havanna Vieja

2013-11-29 to 2013-11-30

Havanna empfängt uns mit tropischem Regen. Nachts ging es los und mit vereinzelten Unterbrüchen giesst es fast 2 Tage lang wie aus Kübeln. Ein vermeintliches Ende erwartend, laufen wir von unserer Casa los. Sehr weit kommen wir nicht und schon sind wir gezwungen, ins El Floridita zu flüchten. Eigentlich wollten wir ja diesen Touristenschuppen meiden, weil alles 2 bis 3 Mal so teuer ist wie andernorts. Der Grund für die Berühmtheit dieses Lokals liegt darin, dass es eine von Ernest Hemingway’s Stammkneipen war. Hier genehmigte er sich auf seinen Spaziergängen die Daiquiris, wobei sein Rekord bei 13 Doppelten gelegen haben soll.


Havanna Vieja

2013-12-01 to 2013-12-02

Der Tropenregen lässt langsam nach und vereinzelt zeigt sich die Sonne wieder. Wir waren sehr gespannt, wie sich Havanna seit unseren Ferien 1994 verändert hat. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick nur sehr wenig. Ganze Stadtteile wie Havanna Vieja (Old Havanna) sehen fast unverändert desaströs und teils einsturzgefährdet aus. Auch der Zustand der Verkehrswege hat sich kaum verbessert. Kraterartige Löcher in der Strasse und dann wieder Schutthaufen erschweren die Durchfahrt durch die engen Gassen. Positiv hingegen fällt auf, dass die öffentlichen Plätze und die darum liegenden Prachtbauten beinahe wieder in altem Glanz erstrahlen. Auch entlang der Uferstrasse, Malecon genannt, ist vieles auch Dank den Geldern der UNESCO renoviert worden. Leider kommt für einige der zum Teil mehrere Hundert Jahre alten Bauten jede Hilfe zu spät und sie werden irgendwann einstürzen. Eine rege Bautätigkeit auf privater Basis lässt sich in vielen Gassen der Altstadt feststellen. Die Zahl der zugelassenen Arten von privaten Betrieben ist von Raul Castro bis heute auf über 200 gestiegen. An den Fassaden bröckelt es munter weiter, aber im Innern sind Handwerker am Herrichten von Restaurants, Bars, Läden und Dienstleistungsbetrieben. Und schon blüht neues Leben aus den Ruinen.


Havanna Vieja

2013-12-03 to 2013-12-04

Wenn einem Mann nicht die aus jedem Restaurant und Bar ertönende, stimmungsvolle Musik oder die faszinierenden Kubanerinnen den Kopf verdrehen, dann aber ganz sicher das rollende Oldtimer-Museum. Abertausende von meist amerikanischen Modellen aus den 1950er-Jahren oder älter kurven nach wie vor durch Havanna. Von der bilderbuchmässigen Hochglanz-Karosse bis zum durchgerosteten Schrotthaufen bieten sich massenhaft Fotomotive.

Ein trauriges Kapitel ist die Anbindung ans World-Wide-Web. Partei und Regierung tun sich sehr schwer damit, dass die Bürger auch von anderswo Informationen erhalten und sperren, wo sie nur können. Im privaten Bereich gibt es sozusagen noch keine Internet-Anschlüsse (ausser für E-Mail-Verkehr). Ausgenommen sind berufliche Notwendigkeiten zwecks Informationsbeschaffung oder Weiterbildung, wie zum Beispiel bei Ärzten. Beim Provider sind aber regime- und systemkritische Webseiten blockiert. Die Übertragungsraten spotten ebenfalls jeder Beschreibung. Im Hotel Florida kaufe ich am Dienstag für 6 CUC (fast 6 Franken) eine Stunde bei der staatlichen Telefongesellschaft. Nach 15 Minuten bin ich nach 4 Versuchen noch nicht auf meinem Mail-Account und einzig 3 Zeitungsartikel haben es bis auf mein Display geschafft.

Eigentlich hatten wir vor, am Mittwoch ein Auto zu mieten und uns auf eine grössere Kuba-Tour zu begeben, wenn uns da nicht etwas sehr unerfreuliches dazwischen gekommen wäre. Im Hotel Saratoga können wir endlich unsere Mails lesen. O Schreck lass nach. Zu Hause in unserer Ferienwohnung im Elsass ist eingebrochen worden. Zum Glück für uns kümmern sich unsere lieben Freunde Christiane und Romain um Alles, und wir müssen nicht in den nächstbesten Flieger sitzen.


Havanna Vieja

2013-12-05 to 2013-12-07

Die Einbruchsschäden sind gering und die Unordnung in der Wohnung hält sich im Rahmen. Die Einbrecher haben nur nach Schmuck und Bargeld gesucht und da war bei uns nicht viel zu finden. Ärgerlich ist vor allem der Papierkrieg mit Behörden und Versicherung, mit welchem unsere Freunde nun konfrontiert sind. Wir können nun weiterplanen und beschliessen, übermorgen mit einem Mietauto unsere Kuba-Rundfahrt zu starten. Im Hotel Florida bekommen wir am Touri-Desk nach einigem Hin- und Her und vielen Telefonaten ein Auto bestätigt. Mit dem Voucher können wir übermorgen um 11 Uhr im Hotel Saratoga den Wagen übernehmen.

So wie es mit dem Mietwagen nicht einfach war, so geht es uns erneut mit einem Bettchen über die Feiertage. Nebst Touristen kommen anscheinend auch viele Exil-Kubaner zum Feiern nach Hause zu ihren Verwandten. Nach 4-maligem Anrennen bei im Internet recherchierten Casa Particulares geben wir es auf und wenden uns an die Tourist-Info. Die geduldige Dame hat beim etwa 8. Mal Erfolg und wir nehmen gleich einen Augenschein. Bisher sind wir gut gefahren in den Casa Particulares, der kubanischen Variante von B&B. Die Zimmer sind immer sehr sauber und mit A/C, TV und eigenem Bad. Man gehört sofort zur Familie und bekommt so viel mehr mit vom kubanischen Alltag wie in einem anonymen Hotelzimmer.

Am Samstag sind wir rechtzeitig zur Fahrzeug-Übernahme im Hotel Saratoga. Der Chef der Autovermietung bittet uns um 5 Minuten Geduld und anschliessend machen er und seine Mitarbeiterin immer hektischer ein Telefonat nach dem anderen. Nachdem er uns weitere 2 Mal um 5 Minuten gebeten hat kommt er mit der bitteren Nachricht, dass bei all seinen Stationen in Havanna kein Auto verfügbar sei, weder heute, noch morgen, noch in einer anderen Fahrzeug-Kategorie. Johanna von der Agencia San Cristobal habe zwar mit ihnen telefoniert, die Reservation aber nicht abgeschickt. Mit ein paar bösen Bemerkungen zu den administrativen Verhältnissen in Kuba begeben wir uns zum Hotel Florida. Unterwegs bemerke ich noch zu Hedy, dass es mich nicht wundern würde, wenn Johanna inzwischen verduftet wäre. Und tatsächlich, ihr Pult in der Hotelhalle ist blitzblank aufgeräumt und niemand weiss, ob sie heute nochmal kommen wird. Schnurstracks gehen wir zum Hauptsitz dieser Agencia an der Plaza San Francisco. Der Big Boss ist am Samstag natürlich nicht da und seine Stellvertretung gibt sich grosse Mühe, mich zu besänftigen. Ihre Johanna sei unschuldig und um dies zu beweisen, zeigt sie mir auf ihrem Bildschirm unsere Buchung. Ob diese auch abgeschickt und beim Empfänger angekommen ist, kann ich nicht nachprüfen. Weit wichtiger ist, dass sie nach wenigen Telefonaten einen Wagen für uns gefunden hat. Auf der anderen Seite der Plaza sollen wir uns direkt bei Cubacar an Jean-Pierre wenden. Der ist fast breiter als gross und es ist Lunch-Time. Er verspricht uns einen Wagen für 11 Uhr morgen und von Mietvertrag will er jetzt nichts wissen, der Hunger ist anscheinend zu gross.


Havanna - Cienfuegos

2013-12-08

Dieses Mal klappt alles wie am Schnürchen und Jean-Pierre hat sogar zwei Autos zur Auswahl. Wir nehmen den Geely, weil er erst 77 Km gefahren ist. So müssen wir auch keine grosse Zustandsprüfung machen. Das Fahrzeug ist ein chinesisches Fabrikat, wird aber hoffentlich 2‘000 Km durchhalten.

Etwas schwierig gestaltet sich, die richtige Strasse aus der 2 Millionen-Stadt zur Autopista zu finden. Gefühlsmässig fahren wir in südöstlicher Richtung und begegnen auf den 15 Km sage und schreibe 2 Schildern. Sogar an Kreiseln mit 6 Zufahrten hängt nicht ein einziger Wegweiser. Nach zweimaligem Verfahren sind wir auf der Ringstrasse um Havanna und von da an ist es ganz einfach. Die vor Jahrzehnten erstellte „Autopista National“ durchquert die Insel von West nach Ost. Bis zur Ausfahrt Cienfuegos nach etwa 200 Km ist sie immer 3 oder 4-spurig, dabei würde bei diesem Verkehrsaufkommen eine Spur in jede Richtung genügen und je 2 Spuren wären bereits Luxus. Fidel konnte halt nicht erahnen, dass auch 54 Jahre nach der Revolution sich erst ganz wenige Kubaner ein Auto leisten können!

Cienfuegos war im 19. Jahrhundert das Zentrum der Zuckerindustrie. Die Plantagen wurden dank florierendem Sklavenhandel im Hafen der Stadt laufend mit neuen Arbeitskräften versorgt. Vom Reichtum der Stadt zeugen noch heute die Prachtbauten im Zentrum sowie die pompösen Villen der Zuckerbarone am Ozean.


Cienfuegos - Trinidad

2013-12-09

Der Küste entlang führt unser Weg weiter nach Trinidad. Neben den Altstadtkernen von Havanna, Camagüey und Cienfuegos gehört auch Trinidad zum Weltkulturerbe der UNESCO. Nächstes Jahr feiert sie das 500-jährige Jubiläum der Stadtgründung. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt mit dem Zuckerboom ab dem 17. Jahrhundert bis zur Abschaffung der Sklaverei im Jahre 1886. In dieser Zeit beherrschten die Zuckerbarone dank den billigen Arbeitskräften den Zuckermarkt. Nachweislich wurden ab 1531 bis 1886 1,3 Millionen Westafrikaner zur Zwangsarbeit nach Kuba gebracht.

Bei einem Spaziergang auf dem sehr holperigen Kopfsteinpflaster, vorbei an den farbenfrohen Häusern, fühlt man sich wie in die frühe Kolonialzeit zurückversetzt.


Trinidad - Sancti Spiritus - Camagüey

2013-12-10

Wir fahren durch das wunderschöne Valle de los Ingenios, das seinen Namen von den fast 50 Zuckermühlen ableitet, welche im 19. Jahrhundert hier in Betrieb waren. Sehr sehenswert dann im Dorf Manacas Iznaga das Nationaldenkmal „Torre de Iznaga“. Der siebenstöckige Turm ist 50 Meter hoch und diente der Beaufsichtigung der Sklaven auf der grössten Zuckerpantage Kubas.

Den hübschen Altstadtkern von Sancti Spiritus haben wir zu Fuss schnell einmal erkundet. Da wir noch früh dran sind, entscheiden wir uns für die Weiterfahrt nach Camagüey und bleiben dann gleich 2 Nächte dort.


Camagüey

2013-12-11

Camagüeys Altstadt ist die zweitgrösste nach der von Havanna und wird zu Recht als koloniales Schmuckstück bezeichnet. Leider finden nur wenige Touristen den Weg hierher in die verwinkelten Gassen und schön restaurierten Plätze. Beim Schlendern durch die sauberen und malerischen Strässchen fällt uns die rege Bautätigkeit auf. In ganzen Strassenzügen bleibt ausser der Fassade nicht mehr viel stehen. Emsig arbeiten Handwerker und richten Lokalitäten her für Läden, Gaststätten und Dienstleistungsbetriebe. Es scheint fast so, als das über kurz oder lang absehbare Ende des Sozialismus hier eine regelrechte Aufbruchsstimmung auslösen würde.


Camagüey - Santiago de Cuba

2013-12-12 to 2013-12-13

Nun sind wir am für uns östlichsten Punkt, in Santiago de Cuba angekommen. Weiter östlich ist nur noch Guantanamo, aber das lassen wir aus. Den US-Marinestückpunkt kann man nicht besuchen und das schöne Bauernmädchen aus dem Volkslied „Guantanamera“ ist wohl schon vergeben. Santiago de Cuba gilt als Wiege der Revolution und ist mit einer halben Million Einwohner die zweitgrösste Stadt Kubas. Alle revolutionären Ideen für die diversen Befreiungskriege hatten hier ihren Ursprung.

Am Freitagabend wollen wir vor der morgigen Abreise auf dem Nachhauseweg den seit 2 Tagen fälligen Bargeldbestand aufstocken. Ohne Bares kommt man nämlich nicht weit. Mit Ausnahme von internationalen Hotels geht so gut wie nichts mit Kreditkarten. Aber der verflixte Kasten will nichts auszahlen. Hedys Karte will er sogar behalten. Und dabei wissen wir doch ganz genau, dass man nur zu Schalteröffnungszeiten an den Bankomaten gehen sollte. Aber mit wütendem Rumdrücken auf den Knöpfen kommt die Karte dann doch raus und wir verschieben diese Aktion auf morgen.


Santiago de Cuba - Guardalavaca

2013-12-14 to 2013-12-15

Als erstes suchen wir uns einen Bankomaten, um endlich zu Pesos zu kommen, und den leeren Tank vor der Abfahrt zu füllen. Und erneut bricht der Kasten nach Eingabe des gewünschten Betrages die Aktion ab. Auch mit der Euro-Karte haben wir keinen Erfolg und mit US-Karten muss man es gar nicht erst versuchen. Anscheinend sei die internationale Leitung unterbrochen. Jetzt sehen wir alt aus und beginnen, nach Barem in CHF, USD, CAD und EUR zu suchen, welches wir in CUC umwechseln könnten. Dabei kommen in einer von Hedys Geldbörsen CUC im Wert von 200 USD zum Vorschein. Normalerweise werde ich wütend, wenn sie Geld irgendwo „versorgt“ und es dann nicht mehr weiss. Aber dieses Mal erfreut und erleichtert mich dieser Fund und ich schimpfe nicht mit ihr.

Nach den verschiedenen alten Kolonialstädten der letzten Tage zieht es uns an die Strände der Nordküste. Dort, wo auch die meisten Touristen in den grossen Resorts anzutreffen sind. Zu Hause werden sie dann von Kuba erzählen, aber die wenigsten von ihnen haben das wahre Kuba auch gesehen.

Zuerst geht es für 2 Nächte nach Guardalavaca. An einem dieser feinsandigen, weissen Strände der Bahia de Bariay landete 1492 Christoph Kolumbus auf der Suche nach dem indischen Subkontinent. Wo genau der Landungsort in der weiten Bucht war, ist nicht überliefert. Mehrere Orte der Bahia de Bariay reklamieren ihn mit Denkmälern für sich. Von Kolumbus in Briefen festgehalten ist hingegen sein erster Eindruck: „das ist das schönste Land, das menschliche Augen je gesehen haben“.


Guardalavaca – Cayo Coco

2013-12-16 to 2013-12-18

Von Guardalavaca brausen wir weiter auf Nebenstrassen durch immergrüne Landschaften. Ausserhalb der Ortschaften ist das Verkehrsaufkommen sehr gering, sodass wir mit 75 km/h gut vorwärtskommen, auch wenn die Strassen in Kuba oft in bedenklichem Zustand sind. Mit kratertiefen Löchern, frei herumlaufenden Haustieren jeglicher Grösse oder jählings aus dem Nichts auftauchenden Velofahrern, Reitern oder Traktoren ist jederzeit zu rechnen. Weil es so rassig vorwärts geht, überspringen wir eine Station und fahren 490 km durch bis nach Cayo Coco. Dafür bleiben wir dann gleich 3 Nächte hier. Und Freude herrscht auch sonst. Das Hotel der spanischen Melia-Gruppe überrascht uns mit einem ziemlich schnellen Wifi. Ob Kabel- oder Wireless-Verbindungen, alles was wir bisher in den drei Wochen angetroffen haben, war eine reine Zumutung und mit 6 USD oder mehr pro Stunde erst noch teuer.

Die Inseln Cayo Guillermo und Cayo Coco sind durch einen 17 km langen, künstlichen Damm mit dem Festland verbunden. Wenn wir richtig gezählt haben, stehen den Urlaubern insgesamt 11 Resorts zur Auswahl. Allen gemein ist, dass sie sehr grosszügig angelegt sind, ein ziemlich umfassendes Dienstleistungsangebot haben und alle dem „all inclusive“-Konzept huldigen. Dies bringt mit sich, dass sich ausserhalb dieser weit verstreuten Ferienanlagen keinerlei gastgewerbliche Angebote etablieren konnten. Ausser dem Flughafen haben wir auf den 2 Inseln ein Delphinarium, eine Tankstelle, ein bescheidenes Restaurant, eine kleine Bank und ein Centro Commercio mit 3 Souvenirläden vorgefunden. Wehe, man hat sich bei der Wahl seines Feriendomizils geirrt.


Cayo Coco - Santa Clara

2013-12-19 to 2013-12-20

Kuba hat eine West-Ost-Ausdehnung von 1‘250 Kilometern und wo man hinschaut ist es grün und fruchtbar. Je nach Pflanze wären 2 bis 3 Ernten im Jahr möglich. Bedenklicherweise liegen jedoch rund 50% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche brach. Und das marode Transportsystem trägt das Seinige dazu bei. 30% der Produkte verderben anscheinend unterwegs, bis sie endlich im Laden oder auf den Märkten angelangt sind. Auch nach mehreren gescheiterten Agrarreformen ist die Versorgung der Bevölkerung völlig von Importen abhängig. Man redet von unglaublichen 70 – 80% der Lebensmittel, welche eingeführt werden müssen. Und dabei ist Kuba mit der halben Bevölkerungsdichte wie die Schweiz sicher nicht überbevölkert.

In Santa Clara dreht und wendet sich alles um den Helden der Stadt, Che Guevara. Ihm und seinen Rebellen gelang es mitten im Ort, an einer Stelle wo sich Hauptstrasse und Zuglinie treffen, einen gepanzerten Zug des Batista-Regimes zur Entgleisung zu bringen. Dank den erbeuteten Waffen und der Munition sowie der Verstärkung durch übergelaufene Soldaten konnte alsdann die entscheidende Schlacht der Revolution gewonnen werden. Der verhasste Diktator Batista verliess nach 26-jähriger Terror-Herrschaft bereits 2 Tage später unter Mitnahme der Staatskasse die Insel in Richtung USA. Zu Ehren des kubanischen Lieblingsrevolutionärs wurde 1987, 20 Jahre nach seiner Ermordung in Bolivien, ein riesiger Platz angelegt mit Statue, Mausoleum und einem kleinen Museum zu seinem Leben.


Santa Clara - Havanna

2013-12-21

Nun geht es auf der Autopista National über die Feiertage wieder zurück nach Havanna. Noch ein letzter Stopp im Osten der Stadt beim Castillo de los Tres Santos Reyes. Das Fort wurde ab 1589 zum Schutz der Hafeneinfahrt vor Piraten errichtet. Und dann ist es Zeit, nach 2‘600 gefahrenen Kilometern unseren Geely zurückzubringen. Er hat uns über Stock und Stein beziehungsweise tiefe Löcher und sonstige Unebenheiten wohlbehalten durchs Land kutschiert. Allerdings wird man dieses chinesische Billigprodukt in 60 Jahren ganz sicher nicht mehr auf den Strassen Kubas antreffen wie die heute noch fahrbaren amerikanischen Oldtimer aus den 1950ern.


Havanna

2013-12-22

Die Bevölkerung Kubas hat sich in den letzten 100 Jahren ungefähr verfünffacht. Um die Wohnungsnot einzudämmen, entstanden um die Städte neue Vororte mit Plattenbauten nach ostdeutschem Vorbild. Mangels Bauqualität und fehlendem Unterhalt sind diese Bauten in einem erbärmlichen Zustand und teilweise bereits nicht mehr bewohnbar. Abrissbirne und Bagger wären da ein Glücksfall für das Landschaftsbild. Im weiteren wurden nach der Revolution 1959 in Havanna Altstadtvillen und Palazzos in kleinere Apartments unterteilt. Wo ursprünglich eine Familie wohnte, konnten so zum Teil ein Dutzend und mehr Familien einquartiert werden. Oft wurden dabei in den über 5 Meter hohen Räumen Zwischendecken eingezogen, die Raumflächen mittels Zwischenwänden reduziert und zusätzliche Treppen eingebaut. Auf den Flachdächern liessen sich ohne grossen Aufwand nochmals ein paar Räume errichten. Bis die Statik nicht mehr mitspielte und das Gebäude einstürzte. Seit dem Kollaps des Ostblocks hat sich die Wohnsituation aufgrund der ausbleibenden Wirtschaftshilfe und der Staatsverschuldung erneut verschärft. Auf unserer Reise durch die Insel haben wir nur sehr selten ein Wohngebäude gesehen, welches nach 1990 erstellt wurde. Mehrere Generationen müssen sich deshalb gezwungenermassen eine Wohnung teilen. Zu dieser Misere beigetragen hat auch die Landflucht, weil es in der Landwirtschaft kein Auskommen und keine Perspektiven gibt.


Havanna / Visa

2013-12-23

Da es bei der Einreise nur 1-Monats-Visas gibt, müssen wir uns um die Verlängerung kümmern. Die zuständige Behörde ist im Stadtteil Vedado in einer ehemals herrschaftlichen Villa untergebracht. Viele grosse Räume mit jeweils 1 – 4 Schreibtischen, an denen unfreundliche, nur spanisch sprechende Beamtinnen in khakifarbenen Uniformen sitzen. Wie so oft auf den Strassen ist auch hier rein gar nichts beschriftet und man muss sich durchfragen. Am richtigen Ort angelangt nimmt man unsere Pässe, legt sie auf ein leeres Pult und befiehlt Hinsetzen im Warteraum. Ich bleibe jedoch im Gang stehen und bewache unsere Pässe, bis wir aufgerufen werden. Zu unserer Überraschung will die Beamtin partout eine Unterkunfts-Reservation oder Quittung sehen. Sie weigert sich auch, unsere Casa Particular anzurufen und sich meine Angaben bestätigen zu lassen. Nun lupft es mir den Hut. Schliesslich bin ich nicht als Bittsteller hier. Mit Händen und Füssen und ein paar spanischen Brocken versuche ich ihr klar zu machen, dass wir kurz davor sind, vor dieser unsäglichen Bürokratie zu flüchten und mit dem nächsten Flug nach Cancun zu fliegen. Die mexikanischen Beamten würden uns mit einem sehr freundlichen Bienvenido Turista begrüssen und uns innert einer Minute ein 6-Monats-VISA erteilen. Nützt alles nichts und wir müssen uns ein Taxi nehmen und in der Casa die „Recibo“ holen. Wieder zurück geht alles wieder von vorne los mit Pass abgeben und warten. Und dann kommt es noch dicker. Auf der Recibo steht nur mein Name und Hedys Name nicht. Sie will uns doch tatsächlich nochmals zurück in die Casa zur Vervollständigung der „Recibo“ schicken. Ich verlange nun von ihr, dass ich den „Commandante“ sprechen wolle. Nachdem dieses Wort gefallen ist, redet sie nicht mehr mit mir und würdigt mich auch keines Blickes mehr, bis nach 3 Minuten ihre Kollegin/Chefin frei ist. Diese ist zu unserem Glück etwas beweglicher und mit einem Telefon in die Casa kann die Sache erledigt werden. Nun kann sie das riesenlange Formular endlich fertig ausfüllen. Mit einer Fotokopie der Pässe wäre die Sache in einem Bruchteil der Zeit zu machen gewesen. Aber so ein neumodisches Gerät sehen wir in keinem der vielen Büros. Damit ist unser Hürdenlauf aber noch immer nicht zu Ende. Die Gebühr von je 25 CUC muss auf der Bank einbezahlt werden und dafür bekommt man dann eine Marke, welche wiederum auf dieses ominöse Formular geklebt wird. Bei der ersten Bank gibt es diese Marken nicht und die zweite öffnet erst um 13.00 Uhr. Als wir ein paar Minuten nach der Mittagspause wieder bei der Bank sind, stehen draussen etwa 30 Personen an und drinnen ist die Schlange noch länger. Inzwischen sind wir schon so abgestumpft wie Kubaner, ärgern uns nicht mehr und lachen nur noch. Zurück auf der Inmigracion ein letztes Mal warten bis wir an der Reihe sind und dann haben wir nach über 3 Stunden unsere Visa-Verlängerung. Hedy hält mich davon ab, beim Abschied zur Beamtin noch „no mas Kuba“ zu sagen.

Nächstes Ärgernis ist das Internet und wir laufen mit Laptop von Hotel zu Hotel. Die Zeit reicht mir nicht, um alle Internet-Erlebnisse zu schildern. Im Moment habe ich zwar eine Verbindung, die kann aber jeden Moment wieder unterbunden sein. Wie jedes Jahr haben wir eine Neujahrs-Mail mit einem passenden Bildchen versandbereit. Selbstverständlich nicht zu viele Empfänger in einer Mail. Nützt aber alles nichts, es geht nicht mal die kleinste Mail raus. Ob vielleicht der Regierung unsere Mütze nicht gefällt!

So müssen wir halt auf diesem Weg Euch allen wunderschöne Festtage und einen guten Rutsch ins 2014 wünschen.


Havanna / Weihnachten in Kuba

2013-12-24 to 2013-12-25

Weihnachten hat in Kuba nicht den gleichen Stellenwert wie in den anderen katholisch geprägten Nationen Lateinamerikas. Zwar steht in den Wohnungen der Altstadt fast durchwegs ein farbenprächtiges Bäumchen. Wir wissen dies, weil sich hinter der Eingangstür ausnahmslos gleich das Wohnzimmer befindet. Abends ist es früh dunkel und man sieht beim Schlendern durch die Gassen auch ungewollt durch die wegen der Abkühlung überall offenstehenden Fenster und Türen in die ebenerdigen Wohnzimmer rein. Jedoch war Kuba bis 1992 ein atheistischer Staat und noch heute bezeichnen sich über 50 % der Bevölkerung als konfessionslos. Ergo hören wir nirgends Weihnachtslieder, sondern wie immer Rumba, Son und Salsa. Und in den Tagen vorher auch keine Spur von Hektik und Konsumorgie in den Einkaufsstrassen und Geschäften. Bei diesen dürftigen Budgets bleibt nicht viel übrig für Geschenke unter dem Tannenbaum. Und bei uns gibt es auch nichts, weil wir es nur rumschleppen müssten. Ein festliches Nachtessen mit Filet Mignon und Languste reicht völlig.


Havanna / Kubanische Küche

2013-12-26 to 2013-12-27

Die kubanische Küche ist eher einfach gehalten und wird höheren kulinarischen Ansprüchen nicht gerecht. Sie ist eine Verschmelzung von spanischen, afrikanischen und kreolisch/karibischen Einflüssen. Grundlage sind fast immer Reis, schwarze oder rote Bohnen sowie frittierte Bananen. Nebst Knoblauch und Zwiebel finden auch verschiedenste Gewürze und Kräuter Anwendung. Leider trifft man aber selten auf ein Gericht, welches man als gut  abgeschmeckt, rassig oder sogar als scharf bezeichnen könnte. Am häufigsten werden Hühner- und Schweinefleisch verzehrt. Auch Rindsfleisch ist erhältlich, jedoch von geringer Qualität und deshalb meist zäh. Obwohl die Insel von fischreichen Gewässern umgeben ist, sind die Kubaner keine ausgesprochenen Fischliebhaber. Am meisten geschätzt werden die verführerischen Fischgerichte von den Touristen an den Küsten. Speziell beliebt sind Langusten, welche auf den Speisekarten für 12 CUC oder sogar noch weniger angeboten werden. Alles vorherig Geschriebene bezieht sich natürlich nicht auf die guten Touristenhotels, in welchen den Gästen internationale Gerichte auf hohem Niveau serviert werden.


Havanna / Kuba's Bildungs- und Gesundheitssystem

2013-12-28 to 2013-12-29

Ganz alles ist am kubanischen Sozialismus natürlich auch nicht verdammenswert. So sind Bildungs- und Gesundheitssystem schon seit Jahrzehnten vorbildlich und halten einem Vergleich auch mit den bestentwickelten Staaten Stand. Nebst der kostenlosen, neunjährigen Schulpflicht wird Studenten der Universitätsbesuch durch staatliche Stipendien ermöglicht. Die Analphabeten-Rate ist nicht höher als in den Industriestaaten. Das Gesundheitswesen steht weit über demjenigen der anderen lateinamerikanischen Länder. Bis auf einen geringen Betrag für die Medikamente ist alles kostenlos, sogar die Abtreibung. Kinderlähmung, Malaria und Krankheiten wie Masern und Röteln sind so gut wie ausgerottet. Die Säuglingssterblichkeit liegt unterhalb derjenigen der USA. Und die Lebenserwartung ist sogar höher als in Deutschland. An den kubanischen Zigarren und am Rum wird dies wohl kaum liegen.


Havanna, Sylvester

2013-12-30 to 2013-12-31

Die gehobeneren Restaurants bieten allesamt ein Sylvester-Menu mit darin eingeschlossenen Getränken und Unterhaltung. Wie überall an Festtagen sind die Preise für das Gebotene auch hier ziemlich übersetzt. Aber was bleibt einem übrig, wenn man nicht in einer Imbissbude oder Kaschemme feiern will. Attraktivster Ort  wäre sicher die abgesperrte Plaza de la Catedral inmitten einer ergreifenden Kulisse alter Kolonialbauten und einmaligem Ambiente. Aber auch der Preis von CUC 150.-- pro Person (etwa 135 Franken) ist für Kuba exorbitant für ein 4-Gang-Menu mit einigen inbegriffenen Getränken, internationalem Showprogramm und Orchester. Wir entscheiden uns für einen Drittel dieses Preises für die Dachterrasse des Hotels Ambos Mundos, von wo aus wir eine tolle Rundumsicht auf Altstadt und Hafeneinfahrt geniessen können. Mit uns kommen Hilde und Mario, ein aufgestelltes Paar aus der Region Köln/Düsseldorf, welche wir vor 12 Tagen in Santa Clara kennengelernt und per Zufall heute in der Calle Obispo erneut getroffen haben. Auf dem Weg dorthin gehen wir den Weg via Plaza de Catedral, um einen Blick auf den festlich geschmückten Platz mit den über 100 Esstischen zu werfen. Die geschätzten 500 Gäste stehen bereits beim Eingang bereit und die Kellner sind am Rotieren, weil vor ein paar Minuten noch ein paar Regentropfen gefallen sind. Es waren nicht die Letzten an diesem Abend und wir sind heilfroh, nicht an der Balustrade der Terrasse zu sitzen, sondern etwas zurückversetzt im gedeckten Teil. Beim dritten Mal um etwa 22.30 Uhr, als das Hauptgericht aufgetragen ist, kommt es etwa 10 Minuten lang gleich kübelweise runter. Wer draussen sitzt, muss unters Dach flüchten und den Teller stehend ausessen. Wie wird es jetzt erst auf der Plaza de la Catedral zu- und hergehen. Auf dem Rückweg sehen wir etwa 2 Dutzend Paare auf der Tanzfläche. Der Rest des Platzes ist menschenleer, die festlich gedeckten Tische und Stühle sind platschnass, und die grossen Wasserpfützen sind noch das Harmloseste. Da haben sehr viele die 150 CUC vorzeitig abgeschrieben und auf Nachspeise, Champagner um Mitternacht und Show verzichtet. Wir verdrücken uns in eine unserer Lieblingsbars mit guter Musik in der Calle Obispo für einen Absacker, beziehungsweise den ersten Mojito im neuen Jahr.


Havanna

2014-01-01 to 2014-01-02

Das neue Jahr gehen wir gemütlich an mit einem kleinen Spaziergang und dem erneuten Ärger mit den lahmen Internet-Verbindungen in den Hotels, welche mir heute nicht mal den Outlook-Mail-Transfer ermöglichen. Am zweiten Tag machen wir dann endlich die schon lange geplante Havanna-Tour mit einem Oldtimer-Cabriolet. Logisch, dass wir uns für einen Chevrolet entscheiden, und zwar einen wunderbar hergerichteten mit Jahrgang 1953. Für runtergehandelte 25 CUC ist diese einstündige Rundfahrt ein preiswertes Vergnügen.


Havanna - Vinales

2014-01-03

Wir mieten uns für 2 Wochen ein Auto und dieses Mal führt die Reise zuerst in den Osten der Insel. Man gibt uns wiederum eine chinesische Reisschüssel namens Geely. Dieses Mal aber nicht ein brandneuer, sondern einer mit 48‘000 km auf dem Buckel. Wäre an sich noch nicht viel, aber es ist alles derart billig an diesem Wagen, dass es bereits überall scheppert und lottert. Mit dem Wetter haben wir auch Pech. Gestern noch strahlender Sonnenschein und heute regnerisch und trüb. So gibt es eben wenig zu sehen und darüber zu schreiben und wir fahren auf direktem Weg ins Zentrum der Region Pinar del Rio, ins kleine Städtchen Vinales.


Vinales

2014-01-04

Den ganzen Tag regnet es Bindfäden und wir kommen nicht aus dem Haus bis zum Nachtessen. Einige Bildchen für den heutigen Bericht finde ich trotzdem. Entlang allen Hauptstrassen auf der Insel finden sich immer wieder grosse Tafeln mit sozialistischen/revolutionären Sprüchen. Längst zu Durchhalte-Parolen verkommen, glauben wohl auch die hartgesottensten Parteifunktionäre kaum noch daran. Das Land befindet sich seit dem Zusammenbruch des Ostblocks in einer postsozialistischen Ära. Wie alles hier geht auch die Umstellung auf eine freie Marktwirtschaft nur sehr langsam von statten. Wichtig scheint, dass die Führungsriege auf Ökonomen und Wirtschaftsfachleute hört und aus den Fehlern gelernt hat, welche in den ehemaligen Bruderstaaten geschehen sind. Einige gebildete Kubaner haben wir gefragt, was nach den Castro-Brüdern käme, wer die Nummer 2 hinter Raul sei, ob plötzlich aus dem Nichts ein neuer „Maximo Lider“ auftauche oder wieder einmal ein Diktator die Macht übernehme. Keiner wusste eine Antwort darauf. Alles sei möglich, nur hoffentlich nicht die Exil-Kubaner mittels amerikanischer Unterstützung.


Valle de Vinales

2014-01-05

Einem Gemälde gleich präsentiert sich die Landschaft im Valle de Vinales, einem Weltnaturerbe der UNESCO. Zweifellos eine oder sogar die schönste Gegend Kubas. Beeindruckend die imposanten Kalksteinhügel, welche wuchernd grün bewachsen sind und in ihrem Innern gewaltige, teils begeh- oder sogar schiffbare Höhlen aufweisen. Auf den fruchtbaren roten Talböden mit den schönen Königspalmen wird insbesondere Tabak angebaut. Die hiesigen „Campesinos“ in ihren palmblattgedeckten Hütten müssen auf Elektrizität verzichten, weil die Stromleitungen die Bilderbuch-Landschaft verschandeln würden. Allerdings sehen wir neben einigen dieser doch sehr ärmlichen Bauernhäuschen zu unserem riesigen Erstaunen für einmal etwas richtig fortschrittliches in Form von Solarpanels.


Vinales - Santa Maria del Mar/Playa del Este

2014-01-06

Für die Fahrt nach Varadero entscheiden wir uns für eine nördliche Route via La Palma und Bahia Honda. Schon bald sind wir fast alleine unterwegs und immer mehr leuchtet es uns ein weshalb. Die Strasse ist in einem erbärmlichen Zustand mit riesengrossen und tiefen Löchern. Alle paar Hundert Meter eine Vollbremsung bis zum Stillstand und auf der ganzen Strassenbreite einen Weg zwischen den Gräben finden wird für weite Strecken der heutigen Etappe zum „Muss“, wollen wir nicht ein abgebrochenes Rad riskieren. Das Gouvernement hat offenbar nicht viel im Budget für diese kleinen Dörfer mit ihren armseligen Bauern. Dazu passt auch, dass wir fast mehr Ochsen-Gespanne als Traktoren sehen. Nach etwa 200 Km sind wir nach 6-stündigem Kampf mit der Landstrasse im Osten von Havanna, der Playa del Este angelangt. Der 12 Kilometer lange Sandstrand ist ein sehr beliebtes Wochenend-Ausflugsziel für die Einwohner von Havanna. 18 Kilometer östlich der Hauptstadt gelegen wird sie auch Badewanne der Habaneros genannt. Da es schon spät ist und bald die Nacht anbrechen wird, verzichten wir auf die Weiterfahrt. Die meisten Unterkünfte an diesem Küstenabschnitt sind für Kubaner gedacht, aber unser Reiseführer empfiehlt in Santa Maria del Mar für internationale Gäste unter der Rubrik „Komfortabel“ das „bestausgestattete“ Hotel Club Atlantico. Der Autor hat diese Bruchbude vermutlich vor 20 Jahren das letzte Mal besucht. Seither ist ausser Flachbildschirmen in den Zimmern kaum noch etwas investiert worden. Das plattenbau-ähnliche Gebäude ist auf bestem Weg zum Abbruchobjekt. Den Vogel schiesst aber das „all-inclusive-Buffet“ ab. Als wir in der Mitte der Essenszeit erscheinen, sieht das noch vorhandene Angebot nebst einigen nicht abgeräumten leeren Platten derart unappetitlich aus, dass uns der Hunger gleich vergeht. Und der Wein kann uns auch nicht besänftigen, den nehmen wir zu Hause zum Kochen, wenn überhaupt. 100 CUC (=USD) für 2 Personen wären ja nicht viel gewesen, aber wenn Speis und Trank keine zehn CUC wert sind, war es halt doch viel zu teuer für das Gebotene.


Santa Maria del Mar - Varadero

2014-01-07

Nichts hält uns zurück im Club Atlantico an den Playas del Este. Nicht einmal das Wetter. Immerhin lässt der stürmische Wind und der Regen im Laufe des Tages auf dem Weg nach Varadero nach und ab morgen ist für die nächsten Tage eitel Sonnenschein prognostiziert. Damit sollte unserer Ferienwoche (haben wir uns doch auch mal verdient) nichts mehr im Wege stehen. Wir haben im Melia Varadero gebucht, wo wir vor 19 Jahren schon einmal unsere Ferien verbracht haben. Beruhigt stellen wir bei der Ankunft fest, dass das Hotel seinen guten Level weitgehend behalten hat und nicht auf dem Weg zur Ruine ist wie dasjenige gestern in Santa Maria del Mar.


Varadero

2014-01-08 to 2014-01-09

Varadero hat 7‘000 Einwohner und mehr als doppelt so viele Hotelzimmer. Viel hat sich nicht verändert seit 1994, ausser dass in lockerem Abstand voneinander nun Hotels bis ans Ende der 20 Kilometer langen Halbinsel gebaut wurden oder im Bau sind. Am Ende der Halbinsel ist auch ein grosser Yachthafen am Entstehen mit Hotels und Appartementhäusern rings herum. Die ausschliesslich ausländischen Investoren setzen offensichtlich auf ein weiteres Wachstum dieser Destination. Vielleicht kommen ja die Amis schon bald wieder nach Kuba und dann haben sie goldrichtig investiert. Alle Hotels verkaufen sich wie fast überall in der Karibik als „all-inclusive“-Resorts. Damit bleibt nicht mehr viel übrig für andere Anbieter, welche ebenfalls etwas verdienen möchten am Touristenboom. Dementsprechend trist zeigt sich die kleine Ortschaft Varadero am Ausgangspunkt zur Halbinsel mit einigen wenigen Restaurants und Bars sowie den obligaten Souvenirständen.

Viel ist nicht mehr los nach den Neujahrstagen und das Hotel ist sicher nicht einmal halbvoll. Am stärksten vertreten sind momentan die Russen und Ukrainer, weil der 7. Januar das Russisch-Orthodoxe Weihnachtsfest ist. Ausnahmsweise fallen sie nicht so negativ auf wie sonst, weil sie dank dem „all-inclusive“ nicht so mit den Rubeln um sich schmeissen und prahlen können.


Varadero

2014-01-10

Auch in Varadero finden sich 2 Plaza Comercial, in welchen in der ausserhalb Kubas nicht handelbaren Touristenwährung CUC bezahlt wird. Flächenmässig ist der Laden einiges grösser als diejenigen in Havanna, hat aber das gleiche bescheidene Sortiment an Importwaren. Da der Shop massiv überdimensioniert ist, werden die Regale meterweit mit dem gleichen Artikel aufgefüllt. Jeder Dorfladen im hintersten Seitental der Alpen hat eine grössere Auswahl. Und jeder Lebensmittel-Grossverteiler hat sowohl in Europa als auch in Nordamerika mindestens das Hundertfache im Angebot. Aber für den Kubaner ist der Laden noch immer paradiesisch, da er im staatlichen Laden für seine Moneda Nacional nur einige wenige lebensnotwendigen Artikel und ein paar rationierte Grundnahrungsmittel, massiv subventioniert vom Staat, gegen Bezugsschein (Libreta) erhält.

Es gäbe ja noch soviel zu berichten und unser Aufenthalt in Kuba nähert sich seinem Ende. Zum Beispiel zu den 2 Währungen. Der Moneda Nacional, in welcher (immer noch die grosse Mehrheit) der Kubaner als Staatsangestellter bezahlt wird und womit er Miete, Strom, Telefon und die oben erwähnten überlebensnotwendigen Dinge bezahlen kann. Der Gegenwert seines staatlichen Lohnes beträgt je nach persönlicher Situation etwa 25 – 40 CUC bezw. USD. Pro Monat natürlich. Auf der anderen Seite die zur Zeit Privilegierten, welche im Tourismussektor Arbeit gefunden haben oder sich in einer der etwa 200 Tätigkeiten oder Wirtschaftszweigen selbstständig machen durften. Damit ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entstanden, in völligem Widerspruch zum sozialistischen Gedankengut. Weil für Leute mit akademischer oder höherer Ausbildung noch keine privatwirtschaftlichen Betätigungsmöglichkeiten freigegeben wurden, laufen dem Staat immer mehr Hochqualifizierte davon. Selbst der Kofferträger im Hotel verdient dank der Bezahlung in CUC und den Trinkgeldern mehr als ein Chefarzt oder ein Universitätsprofessor.


Varadero

2014-01-11 to 2014-01-13

Wir lassen es uns so richtig gutgehen mit süssem Nichtstun. Die Temperatur bewegt sich tagsüber bei angenehmen 25 -30 Grad. Das Wasser ist im Pool wie auch am sehr flachen und sauberen Sandstrand sogar für mich Heissduscher nicht zu kalt. Enorm wichtig für unser Wohlbefinden ist natürlich das kulinarische Angebot. Erfreut dürfen wir feststellen, dass die Speisen sowohl am sehr abwechslungsreichen Buffet wie auch in den gepflegten Spezialitätenrestaurants auf hohem Niveau sind. Trotzdem ist nach über 20 Jahren nicht mehr ganz alles 5-Sterne würdig. Aber gute 4 Sterne sind auch nicht schlecht. Und zum zweiten Mal innert 6 Wochen Kuba haben wir ein brauchbares WiFi. Wäre ein Bonuspunkt wert.


Varadero - Havanna

2014-01-14

Unser Kuba-Aufenthalt nähert sich mit grossen Schritten seinem Ende zu. Zuerst müssen wir uns aber noch nach Havanna verschieben. Weggefahren in Varadero kommen wir ausserhalb der Ortschaft kaum noch aus dem Staunen. Nicht nur der makelloseste Strassenbelag in ganz Kuba, auch noch ein 5 Meter breiter, grüner Mittelstreifen mit manikürten Rabatten und hübschen Palmen musste es sein. Und dies über etwa 20 Kilometer. Dieses viele Geld hätte man gescheiter in etwas Nachhaltigeres investiert. Aber dem ankommenden Feriengast auf dem International Airport Varadero soll halt ein tadelloser erster Eindruck von seinem Ferienparadies vermittelt werden. Für viele wird es auch zum letzten und bleibenden Eindruck, weil sie ihr Resort während den Ferien nie verlassen haben. Noch ein Stopp in der netten Provinzhauptstadt Matanzas sowie in Cojimar, bekannt geworden durch Hemingway’s Novelle „der alte Mann und das Meer“. Und schon sind wir wieder dort, wo wir vor 7 Wochen gestartet sind, in der Casa der reizenden Carmen und ihrem Gatten William.


La Habana

2014-01-15

Letzte fotografische Impressionen von „La Habana“, bevor wir uns morgen mit vielen positiven, aber auch ein paar negativen Erlebnissen vom bald letzten verbliebenen sozialistischen Staat verabschieden.


Havanna - Cancun - Miami

2014-01-16

Den Hinflug noch in bester schlechter Erinnerung hoffen wir, dass wir heute mit weniger Stress zurück nach Miami kommen. Pünktlich ist die Maschine der Cubana startbereit, aber dann verzögert sich der Start aus unerfindlichen Gründen. Dann wird noch eine Schlaufe geflogen und der Andockplatz ist auch noch nicht frei und schon ist eine halbe Stunde von den 2¼-Stunden bis zum Anschlussflug weg. Da es keinen Transit gibt, müssen auch wir das Emigration-Prozedere über uns ergehen lassen. Es sind anscheinend quasi gleichzeitig einige Grossraumflieger gelandet und der riesige Saal mit den über 20 Schaltern ist proppenvoll. Ein Schalter ist für die Mexikaner und da stehen nur 4 Personen an. Die nette Beamtin hat Verständnis für uns und stempelt uns durch. Hilft uns letztendlich auch nicht weiter, weil wir jetzt eine geschlagene Stunde am Baggage-Claim auf unsere Koffer warten müssen. Alsdann werden am Zoll noch die Koffer aller Einreisenden geröntgt und jetzt müssen wir nur noch zum Terminal 3 kommen. Shuttle ist natürlich keiner da, wenn man ihn braucht, und so bleibt uns nichts anderes als ein Taxi zu nehmen. Wohlwissend, dass wir nur noch in den Flieger kommen, falls der Abflug verspätet sein sollte. Dem ist aber nicht so aber wir haben trotzdem Dussel. In 2 Stunden fliegt nochmals eine Maschine der American Airlines nach Miami und 2 freie Sitze für uns hat es auch noch. Spät am Abend treffen wir in Florida City ein und stellen freudig und erleichtert fest, dass in unserem Home noch alles so ist, wie wir es Ende November verlassen haben.


Florida City/Miami

2014-01-17 to 2014-01-18

Als Wichtigstes steht jetzt Einkaufen auf dem Programm, da im Kühlschrank und im Tiefkühler gähnende Leere herrscht. Und Freude macht es erst noch, weil wir in Miami Läden mit deutschen Wurstwaren und anderen leckeren Dingen sowie französische Bäcker mit herrlichem Epi und Rustique-Baguette gefunden haben. Wir packen gleich Brote für mehr als 2 Wochen in den Tiefkühler, weil wir bei der Durchquerung der Südstaaten Alabama, Mississippi und Louisiana diesbezüglich keine grossen Erwartungen haben.


Miami / Ringling Bros. and Barnum & Bailey

2014-01-19

Seit Jahren werfen wir periodisch einen Blick auf den Tournee-Plan von Ringling Bros. and Barnum & Bailey. Jetzt endlich kreuzen sich unsere Wege in Miami und dies wollen wir uns nicht entgehen lassen. Es ist der wohl berühmteste Circus in Amerika und seit über 100 Jahren werben sie mit „The Greatest Show on Earth“. Um es kurz zu machen, der Slogan ist ein Witz. Der Zirkus will mit seinem Familienprogramm Jung und Alt etwas bieten und dies gelingt über weite Strecken nicht. Nebst hervorragenden Artistik-Nummern und einer guten Raubtier-Dressur sehen wir schwache Pferde-, Elefanten- und Pudelnummer. Letztere kommt nicht mal bei den Kleinsten an, genauso wie die Clownereien zwischen den Nummern. Alles in allem ist uns der Circus Knie und erst recht der Cirque du Soleil tausend Mal lieber.


Florida City - Sebring - Citra - Chattahoochee FL

2014-01-20 to 2014-01-23

Ich bin wieder einmal stark im Rückstand mit meinen Berichten. Und weil wir nicht viel erlebt haben unterwegs und die Gegend auch nicht viel hergibt, fasse ich gleich 4 Tage zusammen. Wir haben beschlossen, dass wir uns zügig durch die Südstaaten nach Texas verschieben wollen. Die erste Etappe führt zur Hälfte einem Kanal entlang. Hedy sieht mehrmals Alligatoren im Wasser, ich kann nur nirgends anhalten, um ein Foto von den Viechern zu machen. Übernachtet wird in Sebring, wegen der berühmten Rennstrecke ein Mekka für Rennsportbegeisterte. Die Volkszählung 2010 ergab für Sebring 10‘491 Einwohner, ein durchschnittliches Haushaltseinkommen von USD 30‘319 und eine Armutsquote von 22%. Erwähnenswert wäre noch, dass 28 unterschiedliche Konfessionen mit 69 Kirchen präsent sind. Die Stadt kann stellvertretend für unzählige andere Orte betrachtet werden im sogenannten „Bibelgürtel“, welcher quer durch die Südstaaten verläuft. Seit jeher ist die Armut im Südosten weit verbreitet und oft überlebt ein Viertel der Bevölkerung nur dank Lebensmittelmarken und Suppenküchen, da auch das viele Beten den Magen nicht füllt.

Am nächsten Tag nehmen wir nicht den Florida Turnpike I-95, sondern die US-27, um etwas mehr zu sehen von Floridas Innerem als auf der Schnellstrasse Richtung Norden. Den Entscheid bedauern wir mit der Zeit, weil wir uns über mehr als 100 Kilometer durch den relativ dicht besiedelten Grossraum Orlando kämpfen müssen mit Querstrassen und Ampeln alle 500 – 1000 Meter.

Nochmals eine andere Landschaft am dritten Tag. Der Kompass zeigt inzwischen Richtung Westen und wir fahren durch unbewohnte Gegenden und beidseits der Strasse nichts als Wald und nochmals Wald. Letztendlich bin ich froh, als wir nach über 300 einschläfernden Kilometern das Tagesziel Chattahoochee bei Tallahassee erreicht haben. Weil wir in den 3 Tagen sehr weit gekommen sind, bleiben wir hier 2 Nächte und ruhen uns aus. Seit wir in Florida City weggefahren sind, ist es immer kälter geworden. Eine für diese Gegend ungewohnte Kältewelle zieht vom Golf von Mexiko über die Südstaaten. Nachts geht es sogar runter bis zum Gefrierpunkt.


Chattahoochee FL - Gauthier MS - New Orleans LA

2014-01-24 to 2014-01-25

Es geht weiterhin darum, die um diese Jahreszeit eher eintönigen Südstaaten Alabama, Mississippi und Louisiana zügig zu durchqueren. Nach einer weiteren kalten Nacht in Gauthier MS wundern wir uns am nächsten Tag, woher der viele Sand auf den Brücken kommt. Nach der 4. Brücke ist der Zwanziger gefallen. Da derart tiefe Temperaturen nur ganz selten vorkommen, hat der Strassen-Unterhaltsdienst kein Streusalz zur Verfügung. Man behilft sich deshalb mit Sand von den nahegelegenen Dünen. Nach der Grenze zum Bundesstaat Louisiana stoppen wir an der Tourist-Info, um uns mit Karten und sonstigem Informationsmaterial einzudecken. Dabei erfahren wir, dass die Hauptverkehrsachsen westwärts bei Baton Rouge gesperrt sind. Vereisung von Brücken sowie Strassen auf Stelzen durch Sumpfland haben vergangene Nacht zu sehr vielen Unfällen geführt. Ob die Highways im Laufe des Nachmittags wieder geöffnet werden, ist noch nicht sicher. Kurzerhand beschliessen wir deshalb, anstatt New Orleans zu umfahren, dort die Nacht zu verbringen. Schliesslich ist das French Quarter und die tollen Jazz-Lokale jederzeit einen Besuch wert.


New Orleans - Lafayette LA

2014-01-26

Es ist wieder etwas wärmer geworden und alle Strassen sind wieder ohne Behinderungen befahrbar. Allerdings sehen wir im Internet, dass es übermorgen bereits wieder empfindlich kalt werden soll. Die nächste Kältewelle über die Südstaaten kündigt sich an. Ergo zügig weiter westwärts.


Lafayette LA - Houston TX

2014-01-27

Die Wetterprognose verspricht für Morgen und Übermorgen von Houston TX bis in den Norden Floridas über eine Entfernung von 1‘500 Km Temperaturen unter Null Grad und partiell sogar tagsüber Eisregen. Da Lafayette ein Provinznest ist, wollen wir nicht 3 Tage hier verbringen. Also auf den Highway und die 370 Km abspulen. In Houston angekommen folgt die grosse Ernüchterung. Der grosse, noch im Stadtgebiet von Houston liegende Campground, ist an einem gewöhnlichen Montag ausgebucht. Ein Anruf zum nächsten RV Park bringt auch nichts ausser Warteliste. Der Grund liegt darin, dass viele Camper aus dem Norden, wo es noch kälter ist, hierher flüchten. Wir suchen im Internet und im Navi nach Alternativen und ich mache mir auch schon Gedanken darüber, wie es wohl ist, auf einen Walmart-Parkplatz Geburtstag zu feiern. Aber dieser Kelch geht an uns vorbei, da der Campground-Host eine Stornierung erhält und wir mal für 2 Nächte ein Plätzchen mit Strom und allem Drum und Dran haben. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Alle, die an mich gedacht haben, und für die vielen guten Wünsche zum Wiegenfest.

Damit ist auch das Geburtstags-Dinner gerettet, welches wir in einem japanischen Teppanyaki geniessen. Motto für heute ist Udo Jürgen’s Song: „mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, mit 66 Jahren, da hat man Spass daran“. Und wie sieht dieser Spass bei mir aus? Ich beisse mir an einem Bissen butterzartem (kein Witz) Texas-Rindsfilet fast einen halben Backenzahn weg. Fängt ja gut an …………..


Houston TX

2014-01-28

Die lokalen News-Sender haben nur ein Thema heute. Fast pausenlos wird zu den Aussenposten geschaltet und über die Verhältnisse vor Ort berichtet. Tiefste Temperatur bei uns war -3 Grad und irgendwann in der Nacht und nochmals am späteren Vormittag ein leichter Eisregen. Im TV erfahren wir, dass Hunderte von Flügen annulliert wurden, die meisten Schulen und viele Behörden und Ämter geschlossen sind sowie von weiteren meteorologisch bedingten Beeinträchtigungen. Am medialen Interesse sieht man, dass derartige Verhältnisse im Süden der USA etwas Aussergewöhnliches und Seltenes sind. Weil bei uns das WiFi nicht funktioniert, fahren wir zu Panera Bread. Dort ist es ebenfalls gratis, aber die Atmosphäre (sprich Geruchsimmission) ist wesentlich angenehmer als bei McDoof. Dann noch in den Supermarkt, wo wir die gewünschte Fondue-Mischung finden und ab nach Hause in die warme Stube.


Houston TX

2014-01-29 to 2014-01-31

Unglaublich, wie schnell sich das Wetter ändern kann. Im Laufe des Tages haben wir einen strahlend blauen Himmel über uns und endlich wieder eine angenehme Temperatur. Die Freude währt allerdings nicht lange. In der nächsten Nacht kommt vom Westen her der nächste Wintersturm. Da Houston am Golf vom Mexiko liegt, ist es eine feuchte Kälte und sie fühlt sich wesentlich tiefer an als die gemessenen Werte. In den folgenden 2 Tagen ist es zappenduster unter einer dicken Wolkendecke und saukalt. Da anerbietet sich ein Besuch des Houston Space Centers mit viel Interessantem zur Geschichte der bemannten Raumfahrt. Und sonst bleiben bei diesem eiskalten Wind nur Besichtigungen aus dem Auto oder ein ganz kurzer Spaziergang und schnell wieder zurück auf den warmen Sitz.

Houston ist viertgrösste Stadt der USA mit 2,1 Mio Einwohnern auf einer Fläche in der Grösse des Kantons Luzern. In der Metropolregion Houston leben sogar rund 6 Millionen. Abgesehen von einem relativ kleinen Geschäftszentrum mit architektonisch schönen Wolkenkratzern ist der Rest der Stadt in die Breite und nicht in die Höhe gebaut worden. Land ist ja zur Genüge vorhanden in Texas. Von der einen Seite der Stadt zur anderen sind es geschätzt mindestens 50 Kilometer. Dank gut ausgebauten Schnellstrassen und Highways ist dies ausserhalb der Rush Hour je nach Tages- oder Nachtzeit in weniger als einer Stunde zu bewältigen.


Houston - Austin TX

2014-02-01 to 2014-02-02

Bei weiterhin misslichen Wetterverhältnissen fahren wir weiter nach Austin, der Hauptstadt von Texas. Nach Alaska ist Texas der zweitgrösste Bundesstaat der USA, flächenmässig gleich gross wie Deutschland, Italien und die Schweiz zusammen. In Texas sei alles gleich nochmals „bigger and better“ als anderswo, wird erzählt. Die Texaner würden in anderen Dimensionen denken, was sich nicht nur an der Grösse der Steaks im Teller zeigen müsse, sondern zum Beispiel auch an ihrem State Capitol, welches höher gebaut wurde als dasjenige in Washington DC. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung im Jahre 1888 war es das siebthöchste Gebäude der Welt. Wir bleiben über das Wochenende und das Zentrum der City ist wegen der aktuellen Kälte so gut wie ausgestorben. Selbst in der berühmten Old Pecan Street mit ihren vielen Bars und Musiklokalen sitzt man fast alleine am Tresen. Am meisten Leute sehen wir in einer Nebenstrasse, wo über Hundert Obdachlose an der Suppenküche für etwas Warmes anstehen.


Austin - San Antonio TX

2014-02-03

Bei weiterhin winterlichen Temperaturen fahren wir 2 Stunden weiter bis nach San Antonio, mit 1,3 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt in Texas. Weil wir nicht weit von der City stationiert und früh dran sind, gibt es eine erste kurze Exkursion. Dabei fällt uns schnell auf, dass wir nur wenige Städte in Nordamerika gesehen haben, die sich dem Besucher derart sauber und gepflegt präsentieren. Einmalig ist der River Walk, eine Flusspromenade, welche zwischen 1920 und 1930 zwecks Regulierung des San Antonio River erstellt wurde. Dank anschliessenden Verschönerungen als Beschäftigungsprogramm in der Weltwirtschaftskrise wurde dieser River Walk zu einer mehrere Kilometer langen Touristenattraktion, welche auch von den Einheimischen rege genutzt wird.


New Braunfels / Gruene

2014-02-04

Gestern um die Mittagszeit hatten wir 3 Grad und heute sind es 22 Grad. Lange dürfen wir uns aber nicht freuen daran, weil für morgen bereits der Wintersturm Nika angekündigt wird. Wir nutzen deshalb das tolle Wetter und fahren ins 35 Kilometer entfernte New Braunfels. Der Ort wurde 1845 vom Mainzer Adelsverein für deutsche Auswanderer gegründet. Ganz hübsch ist der Ortsteil Gruene, der zum Historic District ernannt wurde. Viel Germanisches ist aber auch hier nicht mehr vorhanden, zu unserem Leidwesen nicht mal ein akzeptabler deutscher Bäcker oder Metzger.


San Antonio TX

2014-02-05 to 2014-02-06

Wie prognostiziert und leider auch eingetroffen, dürfen wir heute wieder die warmen Sachen anziehen. Trotz Sonnenschein und strahlend blauem Himmel frieren wir uns einen ab, vor allem im Boot auf dem idyllischen Kanal durch die Innenstadt von San Antonio. Dann kann uns nur noch die Flucht ins British Pub und ein wärmendes Irish Coffee retten. Die Lebensgeister wieder geweckt gehen wir ins Saltgrass Steakhouse, wo wir mit Avocado Crab Stack als Starter und dann einem zarten und saftigen Texas-Rindsfilet Hedy‘s Geburtstag feiern.

Am nächsten Tag kommt es mit einer dicken Wolkendecke und saukaltem Wind nochmals schlimmer. Kurz auf den „Tower of the Americas“, wo wir die Stadt von oben und geschützt von Wind und Wetter betrachten können. Aber auch das bringt bei dieser eingeschränkten Sicht nicht viel. Mit 228 Metern war dieses Bauwerk bis 1996 der höchste Aussichtsturm der USA, übertrumpft anschliessend vom Stratosphere Tower in Las Vegas.


San Antonio - Fredericksburg TX

2014-02-07

Mit mulmigen Gefühlen fahren wir in San Antonio bei -1 Grad weg. Alternativen, ausser weiss Gott wie lange abzuwarten, haben wir keine, weil für die nächsten Tage nichts Besseres zu erwarten ist. Unterwegs auf dem Highway kommt es dann noch dicker, da es im Laufe des Nachmittags im Widerspruch zu den Prognosen der Wetterfrösche noch kälter wird. Damit haben wir nun genau diese Strassenverhältnisse, welche wir mit unserem 6-Tonnen-Heim hintendran seit jeher unter allen Umständen meiden wollten. Ich fahre deshalb noch konzentrierter als sonst, vor allem über Brücken und Viadukte, und wir kommen unbeschadet in Fredericksburg an.


Fredericksburg TX

2014-02-08

Nach den Mexikanischstämmigen stellen die Deutschen mit 11,5 % die grösste Gruppe an Einwanderern in Texas. Ein gutes Beispiel für die Besiedlung von Texas ist der Ort Fredericksburg, welcher ab 1846 von Auswanderern, insbesondere aus dem Westerwald, bevölkert wurde. Sie haben sich vom Beginn weg abgesondert und weiterhin ihre Sprache und Brauchtum gepflegt. Im Dorfmuseum treffen wir ein 91 bezw. 93 Jahre altes Ehepaar, deren Gross- bezw. Urgrossvater hierher ausgewandert sind. Sie waren noch nie in Deutschland und umso überraschender für uns ist, dass sie ein immer noch sehr gut verständliches Deutsch mit nur ganz wenigen Anglizismen sprechen. Von ihnen erfahren wir einige interessante Dinge, zum Beispiel, dass bis zum 2. Weltkrieg Deutsch die Umgangssprache im Dorf, in der Schule und auch in der Kirche war. Dies ging sogar soweit, dass mexikanische und schwarze Arbeitnehmer im Gemeindegebiet Deutsch lernen und sprechen mussten. Mit Ausbruch des 2. Weltkriegs war Deutsch fortan verpönt und wird heute fast nur noch von der Vorkriegsgeneration gesprochen. Leider haben sich auch Bäcker, Metzger und die Gaststätten allzu sehr angepasst. Auch wenn mit „authentisch German“ geworben wird, ist nicht mehr viel Wahres daran. Am ehesten noch im Biergarten mit den importierten deutschen Bieren.


Fredericksburg - Fort Stockton TX

2014-02-09

4½ Stunden oder 420 Kilometer bis Fort Stockton und ausser für die 2 Rauch- und Pipi-Pausen auf einem Rastplatz wird weder das Gas- noch das Bremspedal berührt. Damit ist eigentlich schon alles erzählt. Quasi unbewohnte und eintönige Prärie und Halbwüsten, fast kein Verkehr auf der Strasse und unendliche Langeweile. Aber halt, da ist noch was. Anstatt immer nur über das Wetter zu schimpfen muss doch erwähnt werden, dass uns wie gestern ein strahlendblauer Himmel erfreut.


Fort Stockton TX – White’s City NM / Carlsberg Cavern NP

2014-02-10

Zu früh gerühmt, das Wetter hat schon wieder gedreht. Auf dem ganzen Weg bis zum Carlsberg Cavern Nationalpark sehen wir die Sonne nicht. Nach kurzer Installation im Campground machen wir uns sofort auf den Weg in den Untergrund der Höhlen. So wie die Indianer die Höhlen schon seit über tausend Jahren als Schutz vor der Witterung aufgesucht haben, schätzen auch wir heute die Windstille und die wärmere Temperatur als an der Oberfläche. Wesentlich leichter für uns ist der Abstieg, da es inzwischen einen Lift für die Überwindung der Höhendifferenz von 230 Metern bis zur ersten Höhle gibt. Bis heute sind über 30 Meilen unterirdischer Korridore mit mehr als 85 Höhlen bekannt. Teilweise haben sie die Dimension einer Kathedrale. Obwohl wir nur einen sehr kleinen Teil des Höhlensystems zu sehen bekommen sind wir tief beeindruckt und meinen, dass die Carlsbad Cavern nicht nur einen Besuch im Vorbeifahren sondern einen grösseren Umweg wert sind.


Carlsberg Cavern NP – Las Cruces NM

2014-02-11

Anscheinend war die vergangene Nacht bitterkalt. Den Wasserhahn habe ich dank der Aussendusche mit heissem Wasser schnell aufgetaut. Den hart gefrorenen Wasserschlauch lege ich ins heisse Wasser der Duschwanne und schon kommen Eiswürfel aus dem Schlauch, wie aus einer Eiswürfel-Maschine. Um die Mittagszeit fahren wir bei -1 Grad weg und vertrauen dem Wetterbericht, dass es von jetzt an stündlich wärmer werden soll. Das Gegenteil ist der Fall, weil wir eine Bergkette überwinden müssen. Auf 1700 M.ü.M. haben wir sturmsdicken Nebel und -4 Grad. Zum Glück geht es nach einigen Kilometern wieder runter in die Wüste und von da an haben wir bis zum Tagesziel Las Cruces eitel Sonnenschein.


Las Cruces / Mesilla NM

2014-02-12

Die Stadt Las Cruces liegt inmitten des breiten Rio Grande Tales. Grösster Arbeitgeber ist die 30 Km östlich gelegene White Sands Missile Range, ein Testgelände der US-Army für Raketen und Drohnen. Auf diesem Gelände wurde am 16.07.1945 die erste Atombombe gezündet. Geplant war für heute ein Ausflug in das Naturschutzgebiet White Sands National Monument. Dummerweise ist der Park für unbestimmte Zeit geschlossen, weil am vergangenen Freitag ein Testflug der Army mit einer Drohne „gecrasht“ ist. Jetzt soll uns nur noch jemand erklären, was die Army neben einem Naturschutzgebiet oder auch umgekehrt verloren hat.

Weil Las Cruces nichts speziell Ansehnliches bietet, besuchen wir das angrenzende Kleinstädtchen Mesilla. Der hübsche Historic District rund um die Plaza mit den gepflegten Adobe-Häusern zieht viele Touristen an. Im 19. Jahrhundert war es ein Vergnügungszentrum mit vielen Bars und Glücksspiel, was auch Outlaws wie „Billy the Kid“ anzog. 1881 wurde er hier vom Gericht zum Tode verurteilt und 3 Monate später auf der Flucht in Fort Sumner hinterrücks erschossen.


Las Cruces / Alamogordo NM

2014-02-13

Ende Mai 2010 fiel uns im Campground in Antigonish, Nova Scotia, ein Mercedes-Expeditionsfahrzeug auf, beschriftet mit „Mogge.ch on tour“. Mit so einem Namen müssen dies doch Basler sein. Aber am nächsten Tag mussten wir weg, ohne dass wir die Besitzer von Mogge getroffen hätten. Von da an schauen wir von Zeit zu Zeit in ihren Blog. Nach vielen Monaten waren sie endlich aufgeschaltet unter www.mogge.biz.  Unter all den vielen Reiseberichten, in welche wir sporadisch oder regelmässig reinschauen, lesen wir seither Esther’s Berichte am liebsten. Sie schreibt locker von der Leber weg und ihr süffiger Stil beschert uns immer wieder viel Spass und beste Unterhaltung beim Lesen.

Fast 4 Jahre hat es nun gedauert, bis wir endlich gleichzeitig in der gleichen Region unterwegs sind. Vor ein paar Wochen haben sie ihre Pläne geändert und entschieden, dass sie im Süden der USA in Richtung Ostküste fahren wollen. Da wir in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind, stiegen die Chancen, dass sich unsere Wege endlich kreuzen. Gestern um Mitternacht schaue ich noch kurz in ihren Blog und stelle mit Schrecken fest, dass sie heute durch Las Cruces gefahren sind. Das darf doch nicht wahr sein! Zum Glück sehe ich trotz vorgerückter Stunde und 2 Grappas noch, dass sie bei Home Depot in Alamogordo das Nachtlager aufgeschlagen haben. Ich lasse sofort eine Mail raus, dass wir um die Mittagszeit bei ihnen sind und sie mit der Wegfahrt noch zuwarten sollen. Heute Morgen, kurz vor unserer Abfahrt, erreicht uns sogar noch die Antwort, dass sie auf uns warten. Eine gute Stunde später sind wir bei ihnen und werden von Esther aus Birsfelden und Erich aus Küttigen herzlich begrüsst. Wir haben uns so viel zu erzählen, dass die Stunden wie im Fluge vergehen. Kurz vor Sonnenuntergang dislozieren wir noch auf den Truck Stopp PP und plaudern unermüdlich weiter. Esther lässt es sich nicht nehmen und zaubert ein köstliches kaltes Plättchen auf den Campingtisch und Erich lässt sich auch nicht lumpen und holt das Beste aus seinem Weinkeller. Und wir quatschen und quatschen und um 22.00 Uhr machen wir uns endlich auf den einstündigen Heimweg durch die finstere Wüste. Es würde uns sehr freuen, sie im April in Deutschland zu treffen und sonst halt irgendwann und irgendwo.


Las Cruces - Albuquerque NM

2014-02-14

Erneut 375 Km durch die schier endlose Wüste, und die Schöne haben wir immer noch nicht gesehen. Spass beiseite, auch die Einöde hat ihren Reiz.Erwähnenswertes unterwegs ist die 1‘700-Seelen-Gemeinde Hatch, welche wegen ihrem extrem-scharfen Chili bei „very-hot-Lovers“ wohlbekannt ist.

Das Tagesziel Albuquerque ist mit über einer halben Million Einwohnern bereits die grösste Stadt im extrem dünn besiedelten Bundesstaat New Mexico. Nebenbei erwähnt ist New Mexico fast so gross wie Deutschland und seit 1912 der 47. Bundesstaat der USA. Dies wissen aber noch lange nicht alle Amerikaner. Hotels bekommen zum Beispiel vor der Anreise Anfragen, ob man einen Pass benötige oder ob die Auto-Versicherung auch für New Mexico Deckung gewähre! Bekannt ist Albuquerque insbesondere wegen seinem jährlich im Oktober stattfindenden, weltweit grössten Ballon-Festival mit rund 750 Heissluftballonen.


Albuquerque NM

2014-02-15

Wenn man schon hier ist, sollte man unbedingt der Old Town einen Besuch abstatten, sofern man den Adobe-Baustil liebt. Wir kümmern uns aber auch um das Kulinarische und finden eine Schweizer Bäckerei und einen Deutschen Metzger, beide mit grosser Auswahl an „Gutiguti“. Unser Chuchichäschtli ist für die nächsten Tage wieder gut bestückt. Der Hammer trifft uns jedoch bei „Whole Foods“, wo wir nach 4½-Jahren Nordamerika zum allerersten Mal NÜSSLI-SALAT (in DE Feldsalat) sehen, und erst noch jung und zart.


Albuquerque – Bloomfield NM - Bisti/De-Na-Zin Wilderness

2014-02-16 to 2014-02-17

270 eher langweilige Kilometer durch Wüsten, Halbwüsten oder Prärien. Oft wissen wir es auch nicht, weil sich auf der langen Fahrt durch den Südwesten der USA die Vegetationszonen ab und zu ändern und wir keine Botaniker sind. Wesentlich abwechslungsreicher ist dann der nächste Tag mit der Fahrt durch die Bisti/De-Na-Zin Wilderness. Es ist sogenanntes Badland, Canyons, Schluchten und Hoodoos, welche durch leicht verwitternde Gesteine und offene Böden in ariden Gebieten entstehen.


Bloomfield NM – Page AZ

2014-02-18

Heute sind es fast 400 Kilometer durch Arizona bis nach Page am Lake Powell. Im Gegensatz zu den letzten 4 oder 5 eher eintönigen Etappen wird die Fahrt wesentlich kurzweiliger wegen den immer häufigeren Sandstein-Monumenten am Wegesrand. Wir bleiben gleich 5 Tage hier in Page, weil die Region einige Naturwunder bietet. Zudem wird das Wetter von Tag zu Tag besser mit viel Sonnenschein, aber weiterhin kalten Nächten.


Horseshoe Bend

2014-02-19

Ein Kommentar zu den Fotos ist eigentlich überflüssig. Die Sicht vom Rand des Plateaus, 300 Meter runter auf den Colorado River, ist schlicht atemberaubend (MOVIE anschauen). Unglaublich, was dieser Fluss hier geschaffen hat.


Lower Antelope Canyon

2014-02-20

Und schon folgt das nächste Highlight, der Antelope Canyon. Teilweise etwas steil und sehr eng, aber einzigartig. Nach jeder Krümmung erleben wir einen „Oh-Effekt“. Man kann sich fast nicht sattsehen am Zusammenspiel der Formen und Farben.

Beim Ausgang aus dem Canyon treffen wir 4 Jungs aus Buus BL, welche mit einem Motorhome unterwegs sind. Abends sind sie im gleichen Campground wie wir und wir verbringen mit Ihnen einen feuchtfröhlichen Abend mit viel Leergut am anderen Morgen. Wir freuen uns schon darauf, sie am nächsten Mittwoch in Las Vegas beim Japaner zum Teppanyaki nochmals zu treffen.


Antelope Canyon Boat Tour + Glen Canyon National Recreation Area

2014-02-21

Je nach Wasserstand ist der Antelope Canyon vom Lake Powell her etwa 2 Kilometer schiffbar, bis es dann zu Fuss weitere 3 Kilometer bis zum Lower Antelope Canyon geht, wo wir gestern waren. Wir haben noch nicht genug von diesen durch Wind und Wasser geschaffenen Felsformationen und machen deshalb eine Bootstour. Das tiefblaue Wasser des Lake Powell steigert noch die eh schon grandiose Sicht. Anschliessend fahren wir dem Lake Powell entlang und dann etwa 25 Km und zurück auf einer ruppigen Gravelroad in die Glen Canyon National Recreation Area. Dort erwartet uns wieder ein komplett anderes Landschaftsbild.


Page AZ / Lake Powell

2014-02-22

Der Lake Powell ist der zweitgrösste Stausee der USA. Seit der Fertigstellung des Staudammes 1963 ist der See zu einer sehr beliebten Feriendestination geworden. Zur Zeit ist es sehr ruhig im Ort mit fast keinen Touristen. In den Sommermonaten soll es aber nur so wimmeln von Feriengästen und Ausflüglern. Wir glauben dies auch sofort, wenn wir all die vielen Boote im Wasser oder in den Trockendocks entlang den Ufern des Sees sehen. Speziell fallen uns Tausende von Hausbooten auf, welche einmal mehr europäische Dimensionen bei weitem sprengen und Platz für bis zu 18 Personen bieten. Der Stausee war letztmals 2001 voll. Nach niederschlagsarmen Jahren und intensiver Wasserentnahme aus dem Colorado River (u.a. für Las Vegas) sank der Pegel des Lake Powell zeitweise um bis zu 50 Meter. Dies entspricht rund zwei Dritteln des ursprünglichen Wasservolumens.


Page AZ - Mesquite NV

2014-02-23

Inzwischen befinden wir uns in der Mojave-Wüste und heute ist die Fahrt sogar recht kurzweilig, dank den abwechslungsreichen Gebirgszügen und unterschiedlichsten Felsformationen. In Mesquite, an der Grenze von Nevada gelegen, gefällt es uns und wir bleiben für eine Nacht. Wie immer realisiert man auch ohne Schilder und Touristen-Info sofort, dass man in Nevada angekommen ist, weil auf den ersten Metern bereits das erste Casino winkt. Der Tourismus boomt in Mesquite, was sich an einigen Casinos sowie neun zum Teil sehr luxuriösen Golfplätzen zeigt. Parallel dazu hat sich die Zahl der Einwohner von 1‘871 im Jahre 1990 auf über 19‘500 im Jahr 2013 mehr als verzehnfacht innert von 23 Jahren.


Mesquite - Las Vegas NV

2014-02-24

Auch das letzte Stück durch die Wüste bis nach Las Vegas erfreut das Auge des Reisenden mit seinen landschaftlichen Reizen. Vorbei am Valley of Fire und durch die Lake Mead National Recreation Area lassen sich immer wieder andere geologische Formationen bewundern. Und dann sind wir schon zum 4. Mal in Las Vegas. Bekanntlich hasst man Las Vegas oder man liebt es. Uns fasziniert es jedes Jahr aufs Neue, aber nach ein paar Tagen ziehen wir jeweils gerne wieder weiter.


Las Vegas NV

2014-02-25 to 2014-03-02

Heute fliegen wir weg von Las Vegas und hoffen, am Montag frühabends pünktlich auf dem Euroairport zu landen. Grosse Stricke haben wir in den letzten Tagen nicht mehr zerrissen. Das Highlight war sicher, dass wir die 4 Jungs aus Buus nochmals getroffen haben und mit ihnen insbesondere beim Japaner am Teppanyaki viel Spass hatten. Obwohl die Stadt mehr als genug Ablenkung bietet, sind wir gedanklich doch schon sehr in der alten Heimat. Letzte Besorgungen, die Koffer packen und sich mehrmals fragen, ob wir auch wirklich nichts vergessen haben. Jaja, das Alter. Anyway, wir freuen uns, Familie und Freunde wiederzusehen und natürlich auch auf die Basler Fasnacht.


Basel - Frankfurt - Las Vegas

2014-04-22

Zurück von unserem Heimaturlaub sind wir nach 11½-stündigem Flug wohlbehalten in Las Vegas angekommen. Passend zur Vergnügungsmetropole kamen wir wegen heftigen Winden in den Genuss eines Rollercoaster-Anflugs. Es war aber noch nicht so schlimm, dass wir der Cabine-Crew das vorzügliche Essen wieder zurückgegeben hätten. Ein einziges Ärgernis war dann einmal mehr die Immigration, wo wir 1½ Stunden inmitten von Hunderten von Passagieren gestanden sind. 28 Schalter in dem riesigen Saal, und die Hälfte davon war unbesetzt. Man weiss ja lange im voraus, wieviele Maschinen heute ankommen werden und die Behörde sollte doch in einem zivilisierten Land in der Lage sein, sich organisatorisch darauf vorzubereitet. Freuen durften wir uns dann im Oasis RV Resort, wo wir unser Home im Storage unbeschädigt vorfanden. Nach Dislokation auf einen Standplatz und Inbetriebnahme aller Systeme ging es zum Grosseinkauf. Und schon bald danach war Zeit für ein kleines Nachtessen und schon gingen bei uns die Läden runter.


Las Vegas NV

2014-04-23 to 2014-04-25

Einmal mehr zieht uns Las Vegas für einige Tage in seinen Bann. Jedes Mal wieder eine neue Attraktion, und wie es sich gehört für eine Stadt wie LV, muss natürlich  alles bisherige übertroffen werden. Dieses Mal ist es ein Riesenrad (High Roller), welches mit 167 Metern das weltweit grösste sein soll. Ob es den Fahrpreis von $ 25 Tagsüber und $ 35 Nachts auch Wert ist, darf bezweifelt werden. Etwa 500 Meter zurückversetzt vom Strip und umgeben von zum Teil höheren Gebäuden, wird die Sicht über Las Vegas und den Strip kaum besonders aufregend sein. Für dieses Geld gibt es ein paar Drinks in der Bar des Stratosphere Tower auf 260 Metern und dazu gratis den Genuss eines sagenhaften Panoramas.


Las Vegas – Death Valley/Furnace Creek CA

2014-04-26

Aus allen Richtungen sind wir in den letzten Jahren nach Las Vegas zu- und wieder weggefahren. Nur nie durch das berühmte Death Valley. Heute schaffen wir es endlich und bereuen es auch keinen Moment. Zwei Haupttäler, das Death und das Panamint Valley sind seit 1933 ein National Monument und seit 1994 ein Nationalpark in der Grösse von einem Drittel der Schweiz. Es ist eine der trockensten Gegenden und mit gemessenen 56,7° im Jahre 1913 hält das Tal den Hitzerekord dieses Planeten. Da sind wir richtig froh, dass es jetzt nur 28° sind, weil bei 56° unsere Aircondition sicher überfordert gewesen wäre. Bei der Fahrt durch das Death Valley bewegt man sich über weite Strecken unterhalb dem Meeresspiegel und beim Badwater Basin ist mit 85,5 Metern der tiefste Punkt erreicht. Einmal mehr fasziniert uns, wie schön doch auch eine Wüste sein kann.


Scotty’s Castle – Death Valley/Furnace Creek CA

2014-04-27

Wir besuchen noch einige weitere Sehenswürdigkeiten des Nationalparks. Nicht nur geologische, wie den Artist Drive, die Mesquite Sanddünen oder den Titus Canyon. Auch Scotty’s Castle schauen wir uns kurz an, aber nur von aussen. Ein Superreicher hat sich hier in den 1920ern ein etwas kitschiges Schlösschen gebaut. Die Story dazu ist sehr amüsant, sprengt aber den Rahmen dieses Blogs bei weitem.


Death Valley – Mono Lake/Lee Vining CA

2014-04-28

Über einen ruppig steilen Pass, welcher das Kühlwasser fast zum Kochen bringt, fahren wir ins Panamint Valley. Tröstlich, dass wir nicht die einzigen sind, welche mit geöffneter Haube den Motor abkühlen lassen. Alsdann verlassen wir den Death Valley Nationalpark und kommen ins Owens Valley. Nach Lone Pine ändert sich das Landschaftsbild markant. Rechterhand die White Mountains und linkerhand die 640 km lange Bergkette der Sierra Nevada mit 13 Viertausendern. Es ist der längste und höchste Gebirgszug der USA. Die schneebedeckten Gipfel und die Kiefernwälder bis zur Baumgrenze auf 3‘000 Metern erinnern uns ein klein wenig an die kanadischen Rockies. Die niederschlagsreiche Sierra Nevada deckt den kalifornischen Wasserbedarf zu mehr als 3 Vierteln.

In Lee Vining bleiben wir 2 Tage am eindrücklichen Mono Lake und möchten von hier aus in den Yosemite NP fahren. Seit 1941 wurde immer mehr Wasser über ein Aquäduktsystem und Pipelines aus dem abflusslosen Mono-Becken nach Los Angeles geleitet. Mit dem Absinken des Pegels stieg der Salzgehalt des Sees auf mehr als das Doppelte der Ozeane. Nach einer Reihe langwieriger Prozesse wurde die Wasserentnahme im Jahre 1994 begrenzt und Restwassermengen festgelegt. Seitdem steigt der Pegel langsam wieder an.


Yosemite – Mammoth Mountain – Mono Lake/Lee Vining

2014-04-29

Aus dem geplanten Ausflug in den Yosemite Nationalpark wird leider nichts. Die einzige Strasse durch den Park ist nach 19 Kilometern beim Eingang zum Park gesperrt, weil der 3031 Meter hohe Tioga-Pass noch nicht geräumt ist. Hängt damit zusammen, dass die Sierra Nevada weltweit zu den Regionen mit dem höchsten Schneefall gehört. Die eindrücklichen Rekorde für den Gebirgszug stehen bei 1,7 Metern Schneefall an einem Tag, 9.9 Metern innerhalb eines Monats und 22 Metern in einem ganzen Winter.

Wir tragen es mit Fassung und finden schnell eine Alternative, weil die Gegend rund um den Park enorm viel zu bieten hat. Die schönen Bergseen, Wälder sowie die einladenden Wintersportanlagen wecken in uns Erinnerungen an die heimatlichen Alpen. Zum Abschluss des Tages bestaunen wir noch die Kalktuff-Türme am Südufer des Mono Lakes.


Mono Lake/Lee Vining CA – Winnemucca NV

2014-04-30

Bald nach der Wegfahrt in Lee Vining zweigen wir ab auf eine 20 km lange Stichstrasse den Berg hoch zur Ghost Town Bodie. Auf den letzten 5 Kilometern erwartet uns eine Schotterpiste der ganz üblen Art. Zum Glück hat es noch einen Ausstellplatz, wo wir den Trailer abhängen und stehen lassen können. Bodie gilt als eine der besterhaltenen Geisterstädte der USA. Nachdem 1876 eine ergiebige Goldader gefunden wurde, stieg die Einwohnerzahl innert 4 Jahren von 30 auf 10‘000 Einwohner. Wegen sinkenden Profiten in den Minen und gefallenem Goldpreis ging es nach 1880 fast ebenso rasant wieder runter. Die Goldgräbersiedlung überlebte mit einigen wenigem Einwohnern noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts. Als Folge eines Grossbrands 1932 stehen heute nur noch etwa 170 Häuser. Im Innern der Gebäude sieht es teilweise so aus, als seien die ehemaligen Bewohner gerade erst gegangen.

Das war dann auch schon das Highlight des Tages. Zurück auf dem Highway folgen fast 400 Kilometer durch die nicht endend wollende Wüste Nevadas.


Winnemucca NV – Homedale ID

2014-05-01 to 2014-05-02

Bevor wir Nevada endgültig verlassen, noch ein letzter Stopp in McDermitt vor der Grenze zu Oregon. Wie bei jedem Grenzübergang steht auch hier auf den ersten Metern Nevada‘s ein Casino. Manchmal hatten wir den Eindruck, dass Nevada mehr Glücksspielautomaten als Einwohner hat. Da es für längere Zeit die letzte Chance auf den grossen Gewinn ist, machen auch wir nochmals ein paar Dollar locker. War wieder nichts! Wir trösten uns damit, dass es auch noch andere Arten von Glück gibt. Alsdann verlassen wir Nevada, aber die schier endlose Wüste lassen wir immer noch nicht hinter uns. Im Galopp geht es auf völlig unbewohnten 200 Km im Südosten von Oregon durch eintönige Wüsten und Steppen. Vor dem nächsten Bundesstaat Idaho kommt endlich wieder Farbe in die Landschaft. Wir geniessen das saftige Grün und bleiben noch eine 2. Nacht am Snake River.


Homedale – McCall ID

2014-05-03

Wir umfahren Boise, die Hauptstadt von Idaho, und biegen in den Scenic Byway 55 ab. Die Strecke ist bergig und kurvenreich, und wir kommen deshalb nur langsam vorwärts. Im Gegensatz zum Highway werden wir dafür mit einer reizenden Wald- und Flusslandschaft entschädigt.


McCall – Lewiston ID

2014-05-04

Auf Nebenstrassen fahren wir weitere 300 km nordwärts durch die bezaubernden Täler des Salmon und des Clearwater Rivers. Die schneebedeckten Gipfel in der Ferne lassen bei uns eine Vorfreude auf die Rocky Mountains aufkommen.


Lewiston – Coeur d’Alene ID

2014-05-05 to 2014-05-06

In bunter Folge wechseln sich heute grosse Agrarflächen und dichte Nadelwälder ab. Via St. Maries fahren wir dem Lake Coeur d’Alene entlang zum gleichnamigen Ort, welcher ein beliebtes Urlaubsziel ist. Mit nur 45‘000 Einwohnern ist Coeur d’Alene bereits die grösste Stadt im Norden des sehr dünn besiedelten Bundesstaates Idaho.


Coeur d’Alene ID – Kimberley BC

2014-05-07 to 2014-05-08

Die letzten 170 Km in den USA für eine Weile durch eine liebliche Landschaft und wir sind an der kanadischen Grenze. Dieses Mal haben wir Glück und haben es mit einem sehr freundlichen Officer zu tun. Ein kurzer Blick in die Pässe, ein netter Schwatz zu unserer Reise, und schon sind wir in Kanada. Weniger erfreulich dann die nächsten zwei Erlebnisse. Haben wir in der Vergangenheit fast keine Verkehrsunfälle gesehen, so sind es heute innert wenigen Kilometern gleich zwei. Schon kurz nach der Grenze liegt ein Sattelschlepper im Graben. So wie es aussieht Glück im Unglück und nur Sachschaden. Tragisch dann 45 Km vor Cranbrook, wo 6 Fahrzeuge vor uns der Fahrer eines Mietwagens aus unbekannten Gründen auf die linke Seite kommt. Der Fahrer des Sattelschleppers, welcher in gleicher Richtung wie wir unterwegs ist, versucht noch so weit wie nur möglich nach rechts auszuweichen. Reicht jedoch nicht und der Personenwagen fährt auf der Fahrerseite unter sein Hinterrad. Alsdann überschlägt es den Pw und er kommt total zerstört auf dem Dach liegend im Strassengraben zum Stillstand. Bis die Rettungskräfte aus Cranbrook eintreffen, vergeht eine halbe Stunde und auf beiden Seiten staut sich eine Riesenkolonne. Inzwischen räumen Freiwillige die vielen Fahrzeugteile von der Fahrbahn weg. Leider ist aber niemand da, welcher dem schwer verletzten Fahrer helfen könnte. Am nächsten Tag müssen wir in der Zeitung lesen, dass der Fahrer verstorben ist und seine Ehefrau mehr Glück hatte und nur leicht verletzt wurde.

In Kimberley bleiben wir 2 Nächte. Der Ort war einmal „Bayern in Kanada“ mit Lederhosen und allem was dazugehört, aber seit vielen Jahren wird dieses Brauchtum von den Tourismusverantwortlichen nicht mehr gepflegt. Man setzt seit dem Bau eines Alpine Resorts mehr auf den Wintersport-Tourismus.


Kimberley BC – Banff National Park

2014-05-09 to 2014-05-11

Einmal mehr zieht es uns in den Banff National Park. Wer einmal hier war, kommt bestimmt immer wieder. Der Park bietet dem Besucher zu jeder Jahreszeit ein unvergessliches Naturerlebnis. Wohl deshalb steigt auch die Besucherzahl von Jahr zu Jahr auf inzwischen über 5 Millionen jährlich. Für die Parkverwaltung wird es immer schwieriger, Massentourismus und Naturschutz in Einklang zu halten. Ebenfalls ein Problemfall ist die im Park gelegene Stadt Banff wegen ihrem rasanten Wachstum. Die Behörden hatten deshalb vor einigen Jahren beschlossen, dass nur hier Wohnsitz nehmen kann, wer auch einen Arbeitsplatz im Ort hat. Bereits nach wenigen Jahren hat dies zu einem deutlichen Bevölkerungsrückgang geführt.

Kaum angekommen auf dem Tunnel Mountain Campground in Banff meldet sich der Winter zurück mit heftigem Schneefall. Das ist doch ein guter Grund, uns ein Fondue zu genehmigen, nachdem wir im Liquor Store auch noch den dazu unverzichtbaren Kirsch gefunden hatten. Dank dem Schnee präsentiert sich uns der Park in den folgenden Tagen im märchenhaften Winterkleid.


Banff National Park – Calgary AB

2014-05-12 to 2014-05-14

Wir haben uns ein Stück weiter verschoben nach Calgary, einer der am schnellsten wachsenden Städte in Nordamerika. Hatte die Stadt vor 40 Jahren noch eine Bevölkerung von 160‘000, so sind es heute bereits mehr als 1,2 Millionen in der Metropol-Region. Mehr als ein Drittel der gesamten Einwohner der Provinz Alberta, welche flächenmässig grösser als Frankreich ist, leben hier. Man sieht das Wachstum auch optisch. Jedes Mal, wenn wir hierher kommen, ist wieder ein neuer Stadtteil oder Vorort aus dem Boden gestampft worden.


Calgary AB

2014-05-15 to 2014-05-18

Manch einer wird sich wohl fragen, weshalb wir so lange in Calgary und nicht in den nur 80 Km entfernten, faszinierenden Rocky Mountains sind. Dies lässt sich leicht begründen. Wir wollen unseren Truck und Trailer eintauschen gegen etwas Kleineres. Nach bald 5 Jahren in Nordamerika ist es Zeit für eine Veränderung, oder auch eine neue Herausforderung. Wir verraten für den Moment nur so viel, dass wir den Kontinent wechseln wollen und dazu ein konventionelles, nicht zu grosses Motorhome benötigen.

Die vergangenen Tage haben wir deshalb mit Surfen und Abklappern der Händler verbracht. Im Gegensatz zu unserer Ankunft im 2009 stehen nicht mehr so viele Fahrzeuge bei den Dealern, was auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Region hinweist. Schon bald haben wir trotzdem unser neues „Wohlfühl-Home“ gefunden, allerdings war dieses Modell in Calgary bereits ausverkauft. Eines war jedoch in Vancouver noch zu haben, und gestern ist es hierher überführt worden. 3-jährig und mit erst 55‘000 Kilometern sieht es zumindest optisch noch sehr neuwertig aus und wir vollziehen ohne lange zu zaudern den Deal. Wozu wir einen neuen Camper brauchen und wohin es uns zieht, verraten wir später.


Calgary - Olds AB

2014-05-19 to 2014-05-20

Unser neues fahrbares Zuhause können wir erst übermorgen übernehmen, da noch die Zulassung für Alberta fehlt und die Werkstatt noch die üblichen Checks vor der Auslieferung durchführen muss. Wir fahren in der Zwischenzeit für 2 Nächte an den Ausgangspunkt unserer beinahe 5-jährigen Reise, besuchen unsere Freunde Beat und Clivia Graf, schliessen eine neue Versicherung ab und posten die ersten Einrichtungsgegenstände. Auf dem Campground in Olds stehen neben uns Jochen und Edi, welche über Weihnachten/Neujahr 2011 in Mazatlan, Mexiko, schon einmal auf dem Platz neben uns standen. Anstatt zu Entrümpeln plaudern wir stundenlang mit ihnen und mit Graf’s. Es gibt ja auch gar viel zu erzählen und vor lauter Quasseln vergessen wir wieder einmal das Erinnerungsfoto zu schiessen.


Olds - Calgary - Olds AB

2014-05-21 to 2014-05-22

Gestern Nachmittag und heute war Zügeln angesagt. Da hat sich was angesammelt in den 5 Jahren. Wir hatten auch gar viele Schränke, Schubladen und Stauräume und zudem ist eines von uns zweien ein Messie, ich sage aber nicht wer. Jedenfalls müssen wir uns einschränken, was den Platz betrifft. Wir haben im Motorhome rund ein Drittel weniger zur Verfügung, aber es musste so sein, sonst könnten wir unsere Reisepläne ab Herbst nicht realisieren. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

Am späteren Nachmittag haben wir es geschafft und uns einen spritzigen Sauvignon Blanc mit Klaus genehmigt. Er ist mit seinen Eltern als 4-jähriger von Berlin nach Quebec ausgewandert und jetzt Filialleiter bei Go West. Wir haben ihn schon gekannt, weil er uns vor 5 Jahren bei Guarantee RV Truck und Trailer instruiert und übergeben hat. So leicht kann man sich im riesigen Nordamerika wieder begegnen. Dann kommt der Abschied, welcher uns alles andere als leicht fällt. Unfallfrei und abgesehen von 3 Reifenpannen und einem verdreckten Abgasfilter auch pannenfrei, sind wir kreuz und quer durch Nordamerika gefahren. Am Schluss waren es fast 100‘000 Km mit dem Trailer hintendran und nochmals 70‘000 Km ohne Trailer. Eine verdrückte Träne, ein wehmütiger Blick zurück und weg sind wir, auf zu neuen Zielen.


Olds - Lake Louise AB

2014-05-23 to 2014-05-24

Gestern mussten wir uns erholen vom Zügeln und der Putzerei. Das ging auf die Knochen. Wir sind uns das Arbeiten halt nicht mehr so gewöhnt. Heute fahren wir weiter zu unseren Lieblingsparks in Nordamerika. Wir werden in den nächsten 10 Tagen nochmals Banff, Yoho, Glacier und den Jasper National Park besuchen. Der 1‘500 Km Roundtrip ist gleichzeitig auch ein Test unseres neuen Winnebago-Motorhomes. Sollte was nicht in Ordnung sein, könnten wir in Calgary Go West und Klaus noch auf die Pelle rücken, bevor wir uns gut gerüstet ostwärts verschieben werden.


Lake Louise AB - Revelstoke BC

2014-05-25

Nach Lake Louise fahren wir aus dem Banff NP in den Yoho NP. In den höheren Lagen ist es immer noch sehr winterlich, was sich am Lake Wapta unschwer erkennen lässt. Überhaupt lässt das Wetter bei uns gar keine Freude aufkommen. Was noch frustrierender ist, es soll auch in den nächsten Tagen kaum besser werden. Die schönen Berge sind wolkenverhangen, es rieselt aus dem Nebel und auf dem Rogers Pass ist es auch noch saukalt.


Revelstoke - Salmon Arm BC

2014-05-26

Ganz kurz blinzelt heute ab und zu die Sonne zwischen den dicken Wolken hervor. Wir fahren nur 1½ Stunden und stoppen in Salmon Arm an der populären Ferienregion Shuswap Lake. Hier übernachten wir auf dem ViewPoint RV Park bei Andy + Lisa Züst (www.viewpointrv.ca). Alles piekfein gepflegt und an allen Installationen ersieht man augenblicklich, dass hier ein Schweizer Handwerker im Einsatz ist. Mit dem gemütlichen Pärchen gibt es wiederum viel zu berichten von den Erlebnissen der letzten 2 Jahren und der Abend geht wie im Flug vorbei. Auch Lisa ein grosses Lob. Ihre Guetzli sind einmalig gut.


Salmon Arm – Clearwater BC/Wells Gray Provincial Park

2014-05-27

Die Wetterfrösche haben sich geirrt. Meist sonnig heute, macht die Reiserei doch einfach mehr Freude. Über das unattraktive Kamloops fahren wir dem North Thompson River entlang bis Clearwater. Dort zweigen wir ab in den Wells Gray Provincial Park ins Wells Gray Golf Resort und RV Park. Mitten in der Natur an einem lauschigen Bach wäre es eine Wucht hier, wenn nur der Regen nicht wäre.

Dafür freuen wir uns nach 4 Reisetagen an unserem neuen Home. Alles funktioniert bestens bis auf die Armaturen-Beleuchtung. Die Sicherung ist o.k.; folglich muss ich irgendwo gedreht haben, aber wo? Finden wir auch noch heraus. Nicht der Rede wert ist hier in Nordamerika der Benzinverbrauch. Aber nach europäischen Massstäben säuft er wie ein L…….!


Clearwater – Valemount BC

2014-05-28 to 2014-05-29

Unter anderem wegen den attraktiven Wasserfällen gondeln wir noch ein Stück weiter in den Provincial Park hinein. Alsdann geht es zurück ins Thompson Valley. Rund 200 Km fahren wir dem North Thompson River entlang durch eine fast unbewohnte Gegend. Bis auf 2 sehr kleine Ortschaften gehört alles dem Wald und seinen Bewohnern. Sonnenschein und Regen wechseln sich den ganzen Tag im Halbstunden-Takt ab.


Valemount BC - Jasper AB

2014-05-30

Weiterhin sehr wechselhaftes Wetter auf der Fahrt nach Jasper. Ab morgen sollte es deutlich besser werden. Hoffentlich. Wäre doch jammerschade, wenn uns auch dieses Mal der einmalige Icefield Parkway durch Nebel und Regen vermiest würde. Es reicht uns schon, dass der Mount Robson, höchster Gipfel der kanadischen Rockies, sich auch dieses Mal in den Wolken versteckt.

Die Funktionalität der Armaturenbrett-Beleuchtung habe ich inzwischen kapiert. Dafür ist heute morgen der Motor nicht angesprungen, weil die Batterie nach 3 Sekunden bereits keinen Pfus mehr hatte. Sonderbar, da die Batterie in den Vortagen keinerlei Anzeichen von Schwäche gezeigt hat. Zum Glück kann ich auf die Wohnteil-Batterien greifen. Hat wunderbar funktioniert und die Maschine ist augenblicklich gestartet. Wir fahren 3 Km ins Dorf zum Bäcker und beim Starten des Motors liefert die Auto-Batterie nach dieser kurzen Strecke schon wieder volle Power. Sehr sonderbar!


Jasper - Icefields Parkway - Rocky Mountain House AB

2014-05-31

Wir erwischen einen traumhaften Tag für die Fahrt auf dem 230 km langen Icefields Parkway durch die Hochgebirgswelt der Rocky Mountains. An einem sonnigen Tag ist es eine der faszinierendsten Panoramastrassen der Welt. Eindrückliche Berggipfel, spektakuläre Wasserfälle, strahlende Seen und gewaltige Gletscher wechseln sich in bunter Folge. Höhepunkt und Pflichtprogramm für alle Touristen ist das Columbia Icefield. Vom Parkway aus sichtbar ist nur eine Zunge des Athabasca-Gletschers. Riesige „Snowcoaches“ bringen die Besucher trockenen Fusses auf den Gletscher. Dort angekommen bietet sich ein kleiner Spaziergang auf dem ewigen Eis an. Fast immer verziehen sich einige nach wenigen Schritten wieder zurück in den Bus, weil sie sich mit Shorts und Flip-Flops vergriffen haben. Bei einer Fläche von 325 km² und einer Dicke von bis zu 365 m ist das Columbia Icefield die grösste Ansammlung von Eis südlich des Polarkreises. Obwohl sich die Gletscher auch hier zurückziehen, ist immer noch mehr als genug da, um jedem Nordamerikaner einen Eiswürfel in der Grösse eines Kubikmeters zu geben. Bevor wir den Parkway Richtung Rocky Mountain House verlassen, dürfen wir noch in aller Ruhe einem Schwarzbären beim Grasfressen zuschauen.


Olds - Calgary AB

2014-06-01 to 2014-06-04

Warum die Batterie keinen Saft mehr hatte, ist inzwischen auch geklärt. Im Gegensatz zum Chevy ist der Zigarettenanzünder bei Ford nach Abziehen des Zündschlüssels weiterhin unter Strom. Schuld war also das Navi, welches trotz Abstellen des Displays innert 2 Tagen die Batterie entleert hat.

Zu meinem Erstaunen meldet sich heute meine Beifahrerin ans Steuer. Sie fühlt sich sofort pudelwohl, macht es auf den 120 Km nach Olds richtig gut und ich habe auch nichts zu bemängeln. Damit geht unsere Testfahrt dem Ende entgegen. Montag und Dienstag stöbern wir in den Läden in Olds nach Einrichtungsgegenständen, um den vorhandenen Platz in unserem Motorhome optimaler auszunützen. Am Mittwoch sind wir dann bei Klaus in Calgary, um 3 kleinere Mängel beheben zu lassen. Bis auf einige grössere Dinge, wie ein 110V/220V-Stromwandler oder ein hydraulischer Wagenheber, welche wir aus preislichen Gründen in den USA kaufen werden, wären wir dann bald gerüstet für neue Abenteuer.

Für die Camping-Freaks noch einige Daten zu unserem Motorhome. Es ist ein Winnebago (Name eines Indianerstammes am Lake Michigan) auf einem Ford E450-Chassis. Die Abmessungen betragen Länge 8.48 m, Breite 2.58 m, Höhe 3.43 m und ein enormes Leergewicht von 5,3 Tonnen. Typisch amerikanisch wird an nichts gespart. Europäer bringen bei etwas kleineren Motorhomes nur 3 Tonnen auf die Waage. Man verpasst diesem Schwergewicht einfach einen grossvolumigen Motor, in diesem Fall ein 6,8 Liter V10 mit 305 PS. Der Benzinverbrauch interessiert die Wenigsten. Ist im Land der anscheinend unerschöpflichen Energiereserven auch kaum der Rede wert.


Claraspital Basel

2014-06-05 to 2014-06-18

Endlich wieder ein Bericht von uns nach 14 Tagen ohne Aktualisierung. Sehr viel hat sich ereignet in dieser Zeit. Aber alles der Reihe nach. Am 4. Juni haben wir unser Motorhome bei Go West geparkt und sind von Calgary weggeflogen, aber nicht etwa nach Brasilien an die Fussball-WM. Das wäre auch zu schön gewesen im Gegensatz zu dem, was mir bevorstand. Im August letzten Jahres wurde bei mir ein lokal begrenztes, kleines Karzinom diagnostiziert und eine erneute Biopsie im März dieses Jahres vereinbart. In diesen 5 Monaten hatten sich dann die Werte massiv verschlechtert und auf eine hohe Tumoraktivität hingewiesen. Urplötzlich war nach diesem Befund akuter Handlungsbedarf entstanden. Nach intensiven Recherchen im Internet und Rücksprache mit unserem Hausarzt, welcher unser grosses Vertrauen geniesst, war der nicht einfache Entscheid gefallen. Noch vor dem Abflug nach Las Vegas im April habe ich einen OP-Termin vereinbart und die Flüge nach Basel gebucht. Dass wir dies nirgends kommuniziert haben und jetzt quasi nach Basel beziehungsweise ins Claraspital geschlichen sind, hat einen plausiblen Grund. Meine Mutter ist über 90 und diese Sache hätte sie zu sehr belastet und ihr nur schlaflose Nächte beschert. Und das Risiko, dass sie es in diesen 7 Wochen bis zur OP von irgendwo her vernimmt, war mir zu gross.

Frühabends am 5. Juni sind wir in Basel gelandet und bereits am nächsten Morgen fanden im Claraspital die präoperativen Untersuchungen statt. Wegen den Pfingsten durfte ich am gleichen Abend wieder nach Hause und musste am Pfingstmontag-Abend wieder einrücken. Am nächsten Morgen wurde dann in einer 4½-stündigen Operation der Übeltäter im Unterleib entfernt. Nach Aussagen der Ärzte war der Eingriff ein voller Erfolg. Nachdem ich gestern auch noch vom letzten Schlauch befreit wurde, darf ich heute das Spital nach 10 angespannten Tagen verlassen. Zwecks Rekonvaleszenz und Nachkontrollen müssen wir noch 5 Wochen hier bleiben, bevor wir am 23. Juli zurück nach Calgary fliegen und unsere Reise fortsetzten können. Ich bin dem Ärzteteam unsagbar dankbar, dass alles derart gut verlaufen ist. Ich habe Hunger und Durst, kann mit Lust essen und trinken, das Verdauungssystem funktioniert und ich bin „dicht“ und brauche keine Windeln! Einzig die Narbe mit den 20 Klammern schmerzt noch etwas, was aber nach dem Absetzen der Schmerzmittel vorgestern normal ist. Mobil sind wir auch und wer uns treffen möchte erreicht uns via E-Mail, Skype oder 079 211 20 36.


Frankfurt - Calgary - Olds AB

2014-07-23

Nach der erfreulichen Abschlussuntersuchung vorgestern hat mir der Urologe grünes Licht für die Weiterreise gegeben. Als positiv denkender Mensch hatte ich den Flug natürlich schon lange vorher gebucht. Nach einem ruhigen Flug ab Frankfurt mit starkem Rückenwind unterwegs sind wir 40 Minuten früher als geplant in Calgary gelandet. Unser lieber Freund Klaus hat bereits im Airport auf uns gewartet und uns zu Go West gefahren. Dort staunten wir nicht schlecht, als wir unser Motorhome sahen. Frisch gewaschen, Propan und Wasser aufgetankt, Kühlschrank und Tiefkühler bereit um gefüllt zu werden, Batterien geladen sowie Reifendruck und anderes bereits überprüft. Dank Klaus mussten wir nur noch die Koffer verstauen und schon waren wir startklar für die knapp einstündige Fahrt nach Olds zu Clivia und Beat.

Viel zu schnell gingen die 7 Wochen in Basel vorbei. Herzlich bedanken möchte ich mich für die unzähligen Genesungswünsche und die Anteilnahme in diesen für mich nicht einfachen Tagen. Ein riesiges Dankeschön geht auch an Dr. Zellweger und seinem Team im Claraspital, welche mich hervorragend verarztet und gepflegt haben. Zu guter Letzt bedanken wir uns bei Freunden und Bekannten für die vielen Einladungen und Treffen, welche wir sehr genossen haben, auch wenn es für uns in den letzten 2 Wochen vor Abreise wie jedes Mal sehr stressig war. Aber jetzt haben wir ja wieder genügend Zeit, uns zu erholen.


Olds – Calgary – Okotoks AB

2014-07-24 to 2014-07-26

Nachdem wir gut geschlafen haben, steht der erste Grosseinkauf auf dem Progamm. Abends treffen wir uns dann mit unseren Freunden Clivia, Beat und Jonathan zu einem Tisch-BBQ. Wegen dem kalten Wind müssen wir uns ins Haus verziehen und leider auf die farbenfrohe Umgebung mit den blühenden Rapsfeldern im Abendlicht verzichten.

Am nächsten Morgen wollen wir weiterfahren, aber es windet und stürmt fürchterlich. Ich gehe nur 50 Meter aus dem Mobi zum Office, um einen Tag zu verlängern. Den Rest des Tages bleiben wir drinnen, schauen 10vor10 und Donnschtig-Jass. Hedy ist dieser Ruhetag mehr als recht, da sie sich völlig entkräftet fühlt. Die Reise oder die Zeitverschiebung oder beides hat sie geschafft und sie pennt fast den ganzen Tag. Unglaublich, nachdem sie die vorige Nacht und auch die folgende Nacht durchgeschlafen hat.

Am Freitag zeigt sich die Sonne wieder und wir fahren zuerst nach Sundre. Dort möchten wir bei einem jungen Ostschweizer Metzger wie in den letzten 2 Jahren Olma-Würste und andere Schweizer Spezialitäten posten. Leider ist niemand da und wir müssen unverrichteter Dinge weiterziehen. Nächste Station ist Go West in Calgary. Wir haben den Bettüberwurf, welcher zum Inventar gehört und von Klaus bestellt werden musste, vergessen mitzunehmen. Kaum dort angekommen wird mir hundeübel. Es fängt an mit starkem Schwindel, dann folgt ein Pfeiffen im Ohr und kurz danach hänge ich am Spülbecken. Das Morgenessen ist bereits verdaut und in 5 Anläufen würge ich etwa 2 dl Tee hoch. Ich lege mich für eine Stunde hin und schon geht es mir wieder etwas besser. Hedy empfiehlt Salzstangen, was ich gehorsam befolge und dazu noch ein paar Schlücke Coke. Kaum 10 Minuten später kommt auch dies wieder hoch. Ich muss mich abermals völlig abgekämpft hinlegen. Nach einer weiteren Stunde bin ich soweit reisefähig, dass wir uns um ein Nachtlager kümmern können. Da wir inzwischen spät dran sind, fährt Hedy nur noch 50 km aus der Stadt raus südwärts nach Okotoks. Und dann geschieht das, was wir uns schon öfters spasseshalber prophezeit haben, aber noch nie zur Realität wurde. Nach 5 Jahren müssen wir erstmals auf einem Walmart-Parkplatz übernachten. Der einzige Campground in Okotoks war voll. An beliebten Orten und schönem Wetter kann dieser Fall in der Ferienzeit und erst noch an einem Freitag oder Samstag leicht eintreten.


Okotoks – Fort McLeod – Lethbridge AB

2014-07-27 to 2014-07-28

Unglaublich, aber auf dem Walmart-Parkplatz war es die ganze Nacht ruhig und wir haben tief und lange geschlafen. Da wurden wir schon öfters für 40 Dollar oder mehr von einem nahe gelegenen Highway die ganze Nacht mit dem Lärm der 40- oder 60-Tönner geplagt. Und was fast noch wichtiger ist, mir geht es wieder gut. Scheint irgend ein lästiger Virus gewesen zu sein.

In Nanton stoppen wir kurz an einem sehr provinziellen Flugzeug-Museum. Der Eintritt ist frei, aber am Begrüssungsdesk erwartet man eine „Donation“ von 10 Dollar pro Person. Wir geben zusammen 10 Dollar, was immer noch mehr als einem Dollar pro Flieger entspricht.

Primäres Ziel heute ist der Head-Smashed-In Buffalo Jump, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Schon vor 6‘000 Jahren trieben hier die Indianer die Büffel über die Ebene, bis sie dann über die 11 Meter hohe Klippe in die Tiefe stürzten. An deren Fuss wurden die Tiere dann zerlegt und verwertet, und das Überleben des nächsten Winters war damit für den Stamm gesichert. Im 19. Jh. verliessen die Blackfoot-Indianer die Gegend. Entweder wurden sie von den Siedlern vertrieben oder diese hatten ihnen bis dahin sämtliche Büffel in der Prärie abgeknallt.

Inzwischen ist es schon fast wieder zu heiss geworden und wir bleiben 2 Tage auf einem netten Campground in Lethbridge, bevor es dann über die Grenze in die USA gehen wird.

Lethbridge hat zwar mehr als 80‘000 Einwohner, macht aber den Eindruck eines verschlafenen Provinznestes. Einzige Sehenswürdigkeit ist der Lethbridge Viadukt. Erbaut zwischen 1907 und 1909 ist diese Stahlbrücke über den Oldman River mit einer Länge von 1623 Metern und einer Höhe von 95,7 Metern die grösste Brücke ihrer Art.


Lethbridge AB - Havre MT

2014-07-29

Mit gemischten Gefühlen geht es der US-Grenze nach Montana entgegen. Im voraus weiss man nie genau, was aktuell an Gemüse, Früchten und Fleisch importiert werden darf, und wie tolerant der Zöllner ist. Aber wir haben Glück und werden von einer sehr netten Beamtin empfangen, welche die obligate Frage nach Waffen stellt und sich dann nur noch für unsere Reisepläne interessiert. Begeistert wünscht sie uns alles Gute und schon sind wir in den USA. Wir fahren südwärts auf der Interstate-15 bis Shelby und biegen links ab auf die Montana-2. Alles sieht gleich aus wie auf dem Trans-Canada-Highway 250 km nördlich von hier. Topfebenes Farmland so weit das Auge reicht. Nach 2 Stunden reicht es uns und wir platzieren uns auf einem Campground neben einem kleinen Casino in Havre.

Oft erkennt man erst an den Casinos in den Ortschaften, dass man sich in einem Indianerreservat befindet. Durch ein vom US-Kongress 1988 verabschiedetes Gesetz ist es den Indian-Nations erlaubt, in ihrem Stammesterritorium ein Casino zu betreiben.


Havre - Wolf Point MT

2014-07-30

Auch ohne die verspielten Dollars im angrenzenden Casino war der Campground mit 42 Dollar sackteuer. Nicht genug damit haben wir gestern auch nicht bemerkt, dass sich hinter einer 2 Meter hohen Wand ein Rangierbahnhof befindet. Um halb 5 Uhr startet doch tatsächlich ein Idiot seine Diesellok und um halb 8 Uhr fährt er endlich weg. Lokführer sind offensichtlich noch mehr bedeppert als Trucker.

Von den über 300 Km bis Wolf Point gibt es nichts Triftiges zu berichten. Farmland und eintönige Prärie bis zum Horizont. Ab und zu mal ein Nest mit einigen wenigen Häusern. Wolf Point ist dann mit knapp 3‘000 Einwohnern bereits eine beachtliche Ortschaft im Bundesstaat Montana, welcher flächenmässig grösser als die Bundesrepublik Deutschland ist, aber nur 1 Million Einwohner hat. Auf dem Campground ausserhalb von Wolf Point werden wir von einem alten, sehr freundlichen und hilfsbereiten Indianer begrüsst. So etwas ist hier nicht selbstverständlich, da man als Weisser von den Ureinwohnern oft misstrauisch und abweisend behandelt wird. Verübeln kann man es ihnen aber nicht, da sie von den ab dem 19. Jh. eingewanderten Siedler sowie der Regierung zu oft bestohlen und betrogen worden sind.


Wolf Point MT – Theodore Roosevelt NP North

2014-07-31

Unser sympathischer Campground-Häuptling erzählt uns, dass wir in 100 Km ab Williston in eine Boom-Region kommen würden. Motel-Preise von 120 USD pro Nacht seien die Regel. Tatsächlich nimmt der Verkehr nach Williston unübersehbar laufend zu und in Watford City, dem Service-Zentrum der Ölindustrie, sind alle Zufahrtsstrassen verstopft mit grossen LKW und Sattelschleppern, welche Maschinen, Geräte und Material hierher bringen. Beidseits der Überlandstrassen sind je gleich 2 Spuren im Bau, um die Verkehrssituation zu verbessern. Überall sind Zuliefer-Betriebe, Baracken-Siedlungen und Trailer-Camps für die Arbeiter am Entstehen. Auch eine Pipeline ist quer durch die Prärie im Bau. Seit das Fracking rentabel geworden ist, herrscht Goldgräberstimmung. Nicht weiter verwunderlich, da das Bakken-Oilfield über grössere Reserven verfügt als Saudiarabien.

Wir sind froh, dass wir diese hektische Region hinter uns lassen und uns in den ruhigen Nordteil des Theodore Roosevelt Nationalparks verziehen können. Übernachtet wird im Park an einem idyllischen Plätzchen am Fluss, wo wir am nächsten Morgen den Bisons beim Morgenspaziergang zuschauen können.


Theodore Roosevelt NP South / Medora

2014-08-01

Der dreiteilige Nationalpark zeichnet sich aus durch seine von Erosion geprägte Landschaft, dem sogenannten Badland. Der Park ist ebenfalls bekannt für seinen Tierreichtum. Mehrmals treffen wir auf kleine Herden von freilebenden Bisons und einmal sogar auf eine Gruppe der seltenen Mustangs. In Medora, einem kleinen Touristenort am Südeingang des Parks, bleiben wir für eine Nacht in einem privaten Campground, weil ich wieder einmal WiFi brauche.


Medora - Jamestown - Fargo ND

2014-08-02 to 2014-08-03

Ich fasse 2 Tage zusammen, derart ereignisarm ist die Fahrt durch  die einförmige Prärie. Erst gegen Fargo beziehungsweise der Grenze zu Minnesota ändert sich die Vegetation. Nach einer Woche und gefahrenen 2‘000 Km in karger und trockener Landschaft werden wir uns ab Morgen an Wäldern und Seen erfreuen können.

Fargo ist mit nur 110‘000 Einwohnern bereits die grösste Stadt im sehr dünn besiedelten North Dakota. Gegründet wurde sie 1871 und benannt nach dem Unternehmer William Fargo. Dieser war zusammen mit Henry Wells einer der Pioniere bei der Erschliessung des Westens im 19. Jahrhundert auf dem Gebiet von Post-, Transport-, Bahn- und Finanzdienstleistungen. Nebst anderen Unternehmen waren sie die Gründer von Wells Fargo und American Express.


Fargo ND - Walker MN

2014-08-04 to 2014-08-05

Minnesota wird auch als Finnland der USA bezeichnet. Auf der fünffachen Fläche der Schweiz hat es 11‘842 Seen mit einer Grösse von über 4 Hektar. Und der Rest ist Wald, zumindest auf den ersten 250 Km. Ausser Forstwirtschaft und Tourismus ist im Norden von Minnesota nicht viel los. Fast zwei Drittel der Bevölkerung leben in der Metropolregion Minneapolis und Saint Paul. Wir geniessen die gute Waldluft in fast heimischer Umgebung und schieben noch einen Ruhetag ein auf dem hübschen Campground in Walker. Einzig Negatives sind wegen dem vielen Wasser die lästigen Viecher, welche uns mit beissen oder stechen ärgern.


Walker - Tower - Grand Portage MN

2014-08-06 to 2014-08-07

Egal ob Haupt- oder Nebenstrassen, in Minnesota sind geschätzte zwei Drittel davon eine Tortur für Fahrzeug und Insassen. Und so verwundert es uns nicht, dass sich Minnesota vor 3 Jahren als erster US-Bundesstaat für zahlungsunfähig erklärte und 22‘000 Bedienstete in unbezahlten Urlaub schickte. Immerhin entschädigt uns die liebliche Landschaft etwas für die Strapazen. Nach einer Übernachtung in Tower fahren wir weiter zu unserem Ziel für die nächsten Tage, dem Lake Superior. Es ist der grösste Süsswassersee der Welt mit der zweifachen Fläche der Schweiz. Wie wir bei Little Marais den Hügel runterfahren haben wir den Eindruck, ans Meer zu kommen, weil wir nicht bis zum gegenüber liegenden Ufer sehen. Alsdann fahren wir nordwärts dem See entlang bis an die kanadische Grenze nach Grand Portage. Wir sind im Reservatsgebiet der Ojibwe und im dortigen Campground schüttelt die Indianerin im Office nur den Kopf. Der Platz sei komplett ausgebucht, weil ab Morgen ein Pow-Wow stattfinde, ein kulturelles Treffen befreundeter Indianerstämme. Auch meine Frage nach einem Platz ohne Anschlüsse oder einem Overflow wird mit Kopfschütteln beantwortet. Unser Retter naht in Form eines älteren Herrn, welcher sich leise mit der Angestellten unterhält. Und siehe da, urplötzlich hat die Squaw sogar 2 freie Plätze. Uns scheint, dass sie sich diese für Stammesbrüder frei halten wollte.


Grand Portage - Grand Marais MN

2014-08-08 to 2014-08-09

Es ist Ferienzeit und dies soll auch für uns gelten. Erst recht nach den Löchern und Querfugen, welche nur schon vom Lärm her an Bahntrassen erinnern, brauchen wir Entspannung. Zuerst steht aber noch etwas Kulturelles auf dem Tagesprogramm, der Besuch des Grand Portage National Monuments. Es ist eine Gedenkstätte zur Geschichte der Urbevölkerung, des Pelzhandels und dem ab 1784 hier aufgebauten Umschlagsplatz der North West Company. Danach muss aber ein netter Platz für unser Home am See gefunden werden. 60 Km weiter südlich in Grand Marais, einem kleinen Touristenörtchen, möchten wir 2 Tage bleiben. Dem steht entgegen, dass die 250 Plätze allesamt ausgebucht seien. Wir markieren Verzweiflung und die Angestellte bekommt Bedauern mit uns und ruft den Manager an. Und schon erhalten wir einen schönen Platz mit allem Drum und Dran. Anscheinend hält man sich immer noch ein paar Plätze frei für „Special Guests“.


Grand Marais - Duluth MN

2014-08-10 to 2014-08-12

Wir müssen dem See entlang bis an dessen westlichem Ende in Duluth fahren, bis wir endlich ein freies Plätzchen finden. Alles unterwegs war entweder belegt oder hat uns nicht gefallen. Der Indian Point Campground belohnt uns dafür mit einem Park mit alten Bäumen und ist sehr ruhig gelegen. Wir hören nicht viel mehr als das Geschnatter der mehrmals täglich vorbeifliegenden Wildgänse.

Duluth ist einer der bedeutendsten Binnenhäfen mit Zugang zum Atlantik über den 2‘000 Km entfernten Sankt-Lorenz-Strom. Verschifft werden insbesondere Kohle, Eisenerz, Öl, Holz und Getreide. Berühmtester Sohn der Hafenstadt ist Robert Allen Zimmerman, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Bob Dylan.


Duluth - Cloquet MN

2014-08-13

Ab und zu muss natürlich auch wieder mal gewaschen werden. Etwa jeder dritte Campground hat eine Laundry, in welcher beinahe ausnahmslos alles blitzblank und die Maschinen auch innen sehr sauber sind. Nun wollte es der Zufall, dass wir in den letzten 3 Wochen immer auf Campgrounds ohne Waschsalon waren und der Wäscheschrank langsam leer wurde. Wir fahren deshalb nur 35 Km weiter auf einen KOA und legen einen Waschtag ein. Wobei mein Beitrag sehr gering ist. Ausser zum Leintuch zusammenlegen bin ich nicht zu gebrauchen.


Cloquet - Crosby MN

2014-08-14

Heute wollen wir nach Brainerd, weil dort auf dem Raceway eine Dragster-Veranstaltung der Top-Liga stattfindet. Wir wollten dies schon lange sehen, waren aber immer zur falschen Zeit vor Ort. Nach 5 Jahren klappt es endlich, diese nirgends so populären Beschleunigungsrennen wie in den USA gegen die Zeit zu besuchen. Wegen dem Grossaufmarsch der Besucher sind logischerweise alle Campgrounds in und um Brainerd schon ein Jahr im voraus ausgebucht. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als 25 Km zurück zu fahren nach Crosby, wo wir bei der Vorbeifahrt einen ruhigen Municipalpark am See entdeckt hatten.


Crosby - Brainerd MN

2014-08-15

Dass die Campgrounds in Brainerd schon lange ausgebucht sind, wundert uns nicht. Campieren innerhalb des Raceway kostet von DO-MO 225 und von FR-MO 200 USD. Pro Kopf wohlverstanden und ohne Strom- und Wasseranschluss. Im Preis enthalten ist zwar der Eintritt ins Gelände, aber noch kein Sitzplatz. Den braucht man, um überhaupt Sicht auf den Track zu haben. Der Tribünenplatz kostet dann pro Kopf nochmals 25 USD pro Tag. In der Camping-Zone soll es fast rund um die Uhr „Rambazamba“ inklusive Live-Bands geben. Somit dürfte Schlafen auch mit Ohropax nur schwer möglich sein. Wir wollen uns nicht so weit festlegen und kaufen nur mal Tickets für die Qualifikationen am Freitag. Aber auch dies ist alles andere als billig. 20 für das Day-Parking, je 40 für den generellen Eintritt und nochmals je 25 USD für einen Sitzplatz auf der Tribüne. Da wir anscheinend Exoten sind mit dem Wunsch, unser Motorhome ins Day-Parking zu stellen, kommen die zwar sehr hilfsbereiten, aber äusserst schlecht instruierten Offiziellen ins Rotieren. Da wird rumtelefoniert, wir werden an ein anderes Kassenhäuschen geschickt und landen am Schluss im Headquarter. Der Manager bringt uns dann die Tickets persönlich auf den Parkplatz und entschuldigt sich immerhin 3 Mal für die Umtriebe.

Die Beschleunigungs-Orgie über die Viertel-Meile ist schlichtwegs unglaublich. Man muss es einmal Live gesehen haben. Genauso wie der Hanneggschuss am Lauberhorn bei weitem nicht das Tempo und die Dynamik im Fernsehen vermittelt, wie wenn man direkt an der Strecke steht. Die mit dem energiereichen Nitromethan betriebenen Motoren leisten für einige Sekunden bis zu 10‘000 PS. Nach dem Aufleuchten der grünen Ampel schiessen die Dragster ohne Übertreibung wie aus der Kanone geschossen los. Nach 0,8 Sekunden wird bereits eine Geschwindigkeit von 160 km/h erreicht. Nach einem tödlichen Unfall 2008 ist die Renndistanz der Nitro-Klasse von einer Viertelmeile auf 1000 Fuss (304,8 Meter) verkürzt worden. Diese Strecke wird von der höchsten Kategorie, den Top-Fuel-Dragstern, in weniger als 4 Sekunden bewältigt mit einer Endgeschwindigkeit von über 500 Km/h. Auf den Fahrer wirken sowohl beim Beschleunigen wie auch beim Abbremsen mittels Bremsschirmen Kräfte von 6 g. Auf uns wirkt „nur“ der infernalische Lärm beim Start von 150 dB, weshalb wir zusätzlich noch mit den Fingern auf die Ohrpfropfen drücken müssen.

Wie schon gesagt, einmal muss man es gesehen haben. Ein Nascar-Rennen ist wesentlich spannender und sagt uns mehr zu. Wir verzichten deshalb auf die morgigen Qualifikationen und den Final am Sonntag und verziehen uns mangels Alternativen auf den Walmart-Parkplatz, wo wir sehr gut schlafen.


Brainerd - Red Wing MN

2014-08-16

Nun müssen wir uns wieder vorwärts bewegen, weil wir noch einen weiten Weg bis an die Ostküste vor uns haben. Vorbei an Minneapolis und St. Paul reicht es uns nach 350 km für heute und wir versuchen, in Red Wing ein Nachtlager zu finden. Hoffnungslos, da heute Samstag ist. Somit landen wir erneut auf einem Walmart-Parkplatz. Man glaubt es kaum, aber es ist ausgesprochen ruhig und wir schlafen 8 Stunden am Stück.


Red Wing MN - Dubuque IA

2014-08-17

Wir entscheiden uns gegen den Highway und nehmen den Scenic Byway US-61 dem Mississippi entlang. Der Strassenbelag ist weiterhin meist in desolatem Zustand, aber die reizende Flusslandschaft kompensiert dies. Einen Teil der Strecke fahren wir auf dem linksseitigen Ufer des Flusses in Wisconsin. Bei Marquette überqueren wir den Mississippi erneut und sind erstmals im Bundesstaat Iowa. Nachdem wir vor 2 Jahren Nebraska, South Dakota und North Dakota durchquert hatten realisierten wir, dass wir bei 48 Bundesstaaten angelangt waren. Logisch, dass wir auch den letzten zwei noch unsere Aufwartung machen wollten. Nach Minnesota in den letzten Tagen und Iowa heute haben wir es geschafft.


Dubuque IA - Preoria IL

2014-08-18

Wir haben schon gestern gestaunt und heute erneut ob den Anbauflächen von Soja und Mais. Soweit das Auge reicht ist auch der kleinste Flecken damit bepflanzt. Nicht umsonst wird Iowa als „The Corn State“ bezeichnet (Corn ist der amerikanische Name für Mais). Despektierlich könnte man auch sagen, Iowa ist die Popcorn-Tüte der Amerikaner. Wobei von den riesigen Mengen auch vieles zu Tierfutter verarbeitet oder raffiniert und als Ethanol dem Benzin beigemischt wird.

Wir bleiben auf dem Scenic Bayway, auch Great River Road genannt, dem Mississippi entlang. Nette Kleinstädtchen säumen den Weg und nach Davenport überqueren wir die Grenze zu Illinois. Bei Gladstone verlassen wir den Mississippi dann endgültig in östlicher Richtung bis nach Preoria in Illinois.


Preoria IL - Crawfordsville IN

2014-08-19

Nach Minnesota und Iowa mangelt es offensichtlich auch in Illinois an den notwendigen Finanzen für den Unterhalt des Strassennetzes. Wir erinnern uns zurück an Mexiko, wo wir und unser Gefährt nur selten so malträtiert wurden. Illinois ist schon seit Jahren so gut wie pleite und muss sich das Geld für die Bezahlung der Rechnungen und der Staatsbediensteten öfters auf dem Kapitalmarkt beschaffen. Unsere Wegfahrt auf dem Campground verzögert sich wegen einem heftigen Gewitter derart, dass wir bei Panera Bread statt des Frühstücks nur noch Lunch serviert bekommen. Weil wir seit Tagen kein WiFi hatten bleiben wir trotzdem. Alsdann ist Kilometerfressen angesagt auf der Interstate 74 bis nach Crawfordsville in Indiana.


Crawfordsville IN - Brookville OH

2014-08-20 to 2014-08-21

Nach der Durchquerung von Indianapolis verlassen wir die Interstate und fahren auf der parallel verlaufenden US-40, einer als National Road bezeichneten, geschichtsträchtigen Strasse. Sie ist eine der allerersten Ost-West-Verbindungen und führt durch malerische historische Ortschaften. In Brookville sind wir bereits im nächsten Bundesstaat. Ohio hat den Beinamen „The Mother of Presidents“, weil 7 von 44 US-Präsidenten in diesem eher kleinen Bundesstaat geboren wurden. Im Campground schüttet es die ganze Nacht bis in die frühen Mittagsstunden, weshalb wir noch einen Tag anhängen. Das gibt mir die Gelegenheit, unsere Homepage wieder à jour zu bringen dank dem guten WiFi.


Brookville OH - Washington PA

2014-08-22

In der BAZ lesen wir, dass der Ölpreis im Sinkflug ist. Hier in den USA wirkt sich dies dank dem Fracking vielleicht noch mehr aus als anderswo. Vor 5 Tagen haben wir in Iowa umgerechnet auf Liter und Franken für Bleifrei 80 Rappen bezahlt. Und vorgestern in Indiana sogar nur noch knapp 70 Rappen. Da schmerzt es auch nicht mehr so sehr, dass bei unserem durstigen Ford-Motor nichts geht unter 25 Liter auf 100 Kilometer.

Wir erleben einen ereignisarmen Tag, ausser einem 12-stündigen Dauer-Wolkenbruch von 11 Uhr Nachts bis 11 Uhr am nächsten Morgen. Dann begeben wir uns wieder auf die National Road US-40 und sind schon bald enttäuscht. Statt schmucken Städtchen wie gestern ein eintöniges Allerlei und alle 500 Meter ein Rotlicht. Nach Columbus, der Hauptstadt von Ohio, zweigen wir dann ab auf die Interstate 70. Nun geht es in wieder flottem Tempo vorwärts bis nach Washington. Nicht D.C. sondern Pennsylvania. Da muss man immer wieder aufpassen, weil gewisse Namen sehr beliebt waren zur Gründerzeit. Wohl keiner so sehr wie der erste Präsident, nach welchem in 34 Bundesstaaten eine Ortschaft benannt wurde nebst unzähligen Countys, Bergen und Flüssen. Da kommt den Präsidenten der letzten Jahrzehnte bei weitem nicht mehr so viel Ehre zuteil und verdient hätten sie es ja auch nicht!


Washington - Georgetown - Elverson - Bechtelsville - Pottstown PA

2014-08-23 to 2014-08-26

Seit unserem ersten Besuch in Pennsylvania vor 5 Jahren ist der Zustand der Strassen noch schlechter geworden. Nur ganz ganz selten fahren wir auf einem Belag, der in den letzten Jahren erneuert worden ist. Bereits bei etwa der Hälfte aller Brücken musste das Gewichtslimit aus statischen Gründen reduziert werden. Auch Pennsylvania ist halt einer dieser Bundesstaaten mit einem riesigen Schuldenberg. Nach zwei eher eintönigen Fahretappen mit meist trübem oder regnerischem Wetter sind wir in der Region Pottstown angelangt und möchten meinen alten Rondo-Weggefährten Andy besuchen. Der ist jedoch weder am Sonntag noch am Montag telefonisch oder per E-Mail erreichbar. Am Dienstag klappt es dann, wir können den zu ihm bestellten 110/220 Volt-Stromwandler einladen und verbringen zusammen einen gemütlichen Grill-Abend bei schwülem Wetter auf seiner Veranda. Ob es am Bier liegt, dem Sauvignon blanc, oder weil es so viel zu erzählen gibt, jedenfalls vergessen wir einmal mehr das Erinnerungsfoto. Gut für uns, dass wir gleich in seiner Garageneinfahrt übernachten können.


Pottstown PA - Millersville MD

2014-08-27 to 2014-09-02

Nach den auch kulinarisch öden Präriestaaten und denen des mittleren Westens finden sich nun wieder Läden wie Wegmans oder Trader Joe mit einem tollen Angebot an feinen Dingen. Wir müssen uns aber sehr zurückhalten beim Einkauf, weil Vorräte aufbrauchen und Kühl- und Tiefkühlschrank leer essen angesagt ist. Nach den letzten 200 Km in den USA für längere Zeit sind wir in Millersville, nahe am Hafen von Baltimore angelangt. Was machen wir hier überhaupt? Ganz einfach, nach 5 Jahren Nordamerika suchen wir neue Abenteuer auf einem anderen Kontinent. Wohin soll es gehen? Süd- und Mittelamerika beziehungsweise die Panamericana war schon lange unser Traum. Deshalb verschiffen wir am 4. September unser Home von Baltimore nach Buenos Aires. Vorher ist aber noch einiges zu planen und zu erledigen. Flüge, Hotels und Mietwagen müssen gebucht werden. Und unser Fortbewegungsmittel soll nochmals von einer Ford-Werkstatt durchgecheckt werden. Aber ausser dem fälligen Oelwechsel ist nach gefahrenen 9‘000 Kilometern seit der Übernahme noch alles in bestem Zustand. Bei dieser Gelegenheit lassen wir uns auch beraten, was für Ersatz- und Verschleissteile wir für unsere lange Reise vorsichtshalber mitnehmen sollen, zum Beispiel Keilriemen, diverse Filter und ein zweiter Reservereifen. Um von der Reederei nicht zurückgewiesen zu werden, müssen insbesondere Räder und Unterboden sauber sein. Und so vergehen die Tage mit planen, organisieren und die letzten nützlichen Dinge einkaufen wie im Flug. Apropos Flug, während unser Motorhome auf dem Weg nach Buenos Aires ist, fliegen wir am 8. September nach Basel. See you soon!!!


Baltimore - Easton MD

2014-09-03 to 2014-09-04

Die letzten 2 Tage waren wir mit Aufräumen, Putzen und Packen beschäftigt. Einerseits die Koffern für die Reise nach Basel und andererseits sämtliche persönlichen Dinge für die Schiffsreise unseres Homes nach Buenos Aires. Bei der Fahrzeugabgabe im Hafen wird streng kontrolliert, dass der Wohnteil leer ist mit Ausnahme von Campingausrüstung und Küchenutensilien. Sämtliche persönlichen Dinge müssen in die Stauräume im Unterboden. Aus uns nicht verständlichen Gründen dürfen diese verschlossen werden und keiner will diese inspizieren. Also verpacken wir Kleider und alles von einem gewissen Wert und sind froh über unsere grossvolumige „Unterwelt“. Zum Schluss versperren wir Fahrkabine und Wohnteil mit unserer in Plastik gehüllten Matratze. Wir haben schon davon gehört, dass im Hafen oder auf dem Schiff nicht nur Schränke und Schubladen durchsucht wurden, sondern auch noch die Toilette trotz abgestelltem Wasser benutzt wurde. Der Papierkram beim Schiffsagenten ist schnell erledigt und dann fährt der angeheuerte Escort unser Motorhome ins Hafengelände und übergibt die Schlüssel der Fahrerkabine. Ins Hafengelände darf immer nur eine Person und so ist für uns Warten angesagt. Nach eineinhalb Stunden kommt der Escort bereits zurück mit den abgestempelten Papieren und den Wohnteil-Schlüsseln. Nachdem wir von anderen Reisenden gehört hatten, dass sie 4 Stunden warten mussten, bis sie endlich an der Reihe waren, hat sich dieser Escort-Service für uns gelohnt. Anschliessend fährt uns dieser Herr Müller, welcher vor 51 Jahren vom Bodensee hierher ausgewandert ist, zum Airport Baltimore-Washington, wo wir für die restlichen 5 Tage ein Mietauto gebucht haben. Dort steht für uns ein Jeep Grand Cherokee bereit. Bestellt haben wir zwar keinen SUV, aber für 46 Franken pro Tag, alles inklusive, wollen wir nicht meckern. Damit werden wir die uns mehrfach empfohlene Chesapeake-Bay umrunden. Zuerst aber noch ein kurzer Abstecher in das hübsche und geschichtsträchtige Hafenstädtchen Annapolis, welches nach gewonnenem Unabhängigkeitskrieg 1783 für 9 Monate die Hauptstadt der USA war. Alsdann fahren wir über die imposante Chesapeake Bay Bridge auf die 300 km lange Delmarva-Halbinsel zu unserem Nachtlager in Easton.


Easton - Ocean City MD

2014-09-05

Durch reizvolle Landstriche und herausgeputzten Kleinstädten fahren wir heute auf die Westseite der Halbinsel nach Ocean City. Das beliebte Feriendomizil für den Mittelstand liegt auf einer 16 km langen und sehr schmalen Insel, welche bald restlos überbaut ist. Nebst den 8‘000 Einwohnern wird Ocean City in der Ferienzeit von bis zu 350‘000 Urlaubern bevölkert. Appartement- und Ferienhäuser, über 100 Hotels und 400 Restaurants nebst Rummelplätzen und sonstiger touristischer Infrastruktur halten uns nicht länger zurück als für eine Nacht.


Ocean City MD - Yorktown VA

2014-09-06

Der Abschied von Ocean City ist uns nicht schwer gefallen. Via das nette Städtchen Berlin sind wir schon bald in Virginia angelangt. Von dort fahren wir zum Südende der Delmarva-Halbinsel und über die/den eindrückliche Chesapeake Bay Bridge-Tunnel. Das 37 Km lange Bauwerk mit 3 Brücken und zwei je 1,7 Km langen Tunnels ist eine der weltweit grössten Brücken-Tunnel-Konstruktionen. Im hübschen Örtchen Yorktown finden wir direkt am Wasser einer Nebenbucht der Chesapeake Bay ein geruhsames Hotel mit einem nahegelegenen guten Fischrestaurant.


Yorktown VA - College Park MD

2014-09-07

Über Tappahannock, Fredericksburg und quer durch Washington DC gondeln wir nach College Park. Hier sind wir für den morgigen Flug nach Basel nur noch 40 Km vom Baltimore-Washington International Airport entfernt. Falls kein Fehler in den Excel-Formeln steckt, ist dies unsere 1‘558ste Nacht in Nordamerika und für längere Zeit auch die letzte.


Baltimore - Frankfurt - Basel

2014-09-08 to 2014-09-09

Wir können es gemütlich nehmen, da der Flug erst am späteren Abend zu unserem Heimaturlaub startet. Es bleibt auch genügend Zeit, uns soweit dies überhaupt möglich ist, noch hübscher zu machen. Da dies verständlicherweise schnell erledigt ist, fahren wir nochmals in den Hafen des hübschen Annapolis und genehmigen uns ein Zvieri. Im Airport angekommen und den Cherokee abgegeben verzögert sich der Start wegen einem defekten Wetter-Radar um 3 Stunden. Letztendlich kommen wir dann nach Mitternacht doch noch vom Boden weg. Jammerschade nur um das vorzügliche 4-Gang-Menu, weil uns der Appetit um ein Uhr Nachts komplett abhanden gekommen ist.

Inzwischen sind wir bis zur Publikation dieser letzten 5 Berichte schon seit 5 Wochen in unserer alten Heimat. Einerseits waren wir mit den vielfältigsten Dingen beschäftigt. Andererseits waren wir schon vor dem Abflug in Baltimore gedanklich bereits in Süd- und Mittelamerika. Letzten Endes habe ich es doch noch vor dem Flug nach Rio geschafft, die letzten Berichte ins Internet zu stellen.


Basel - Frankfurt - Recife - Rio de Janeiro

2014-10-21

Ziemlich müde sind wir kurz nach Mitternacht im Hotel in Rio angekommen. Und wie wir es uns nach der langen Reise gemütlich machen möchten, wird uns der Spass vergeigt wegen einem Zimmer zum hässlichen Innenhof anstatt der Sicht auf die Copacabana. Unverzüglich fahren wir wieder runter an die Reception und zeigen unsere Bestätigung der Expedia mit der „Sea View“ und der Concierge zeigt uns seine mit der Buchung der Expedia eines Standardzimmers. Da lässt sich um diese Zeit nichts mehr machen, zumal das Hotel laut Concierge ausgebucht sei. Ist nicht weiter tragisch, da wir auch ohne Meersicht sehr gut schlafen werden. Für den ersten Caipirinha ist es inzwischen zu spät geworden. Holen wir morgen doppelt nach.


Rio de Janeiro

2014-10-22

Ausgeschlafen und ausgehungert stürzen wir uns an das reichhaltige Frühstücksbuffet. Alsdann reklamieren wir auch noch bei der Chefin de Reception wegen der falschen Zimmerkategorie. Sie will zuerst Rücksprache mit der Direktion nehmen und verspricht, sich bald zu melden. Bereits 10 Minuten später klingelt das Telefon und wir dürfen umziehen. Mindestens 4 Mal entschuldigt sie sich für unsere Unannehmlichkeiten und belastet uns die Minibar des Vorabends nicht. Und dabei hat das Internetportal den Fehler gemacht und nicht das Hotel. Das nennen wir Gastfreundschaft. Grosse Stricke zerreissen wir heute noch nicht, zumal sich uns Rio stark bewölkt präsentiert. Wir begnügen uns mit einem ausgedehnten Spaziergang der Avenida Atlantica entlang und durch die Avenida Nossa Senhora de Copacabana wieder zurück. Unterwegs genehmigen wir uns, wie es sich in Rio gehört, die ersten Caipirinhas.


Rio de Janeiro

2014-10-23

Prächtiger Sonnenschein und wir machen uns schnell auf den Weg zum Cristo Retendor. Bis wir uns durch das Verkehrschaos gekämpft haben und endlich auf dem Corcovado sind, ziehen bereits wieder Wolken vom Meer her über die Stadt und vernebeln die Sicht. Trotzdem ist das Panorama atemberaubend und einmalig. Auf dem 710 Meter hohen Berg breitet das 38 Meter grosse Wahrzeichen von Rio schützend seine Arme aus. Selbstironisch wird erzählt, sollte dieser Jesus einmal seine Arme verschränken, würden die Cariocas endlich zur Arbeit fahren. Nach der Besichtigung einiger anderer Sehenswürdigkeiten sind wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf dem Zuckerhut. Leider kommen wir auch da nicht auf unsere Kosten, weil die Wolkendecke am Horizont zu dick ist.

Vor 31 Jahren war ich letztmals in Rio und ich bin erstaunt, wie wenig sich die Stadt verändert hat und ich mich sofort wieder zurecht finde. Die Strassen Rios sind immer noch permanente Rennstrecken und es wird um jeden Meter gefightet. Auch Fussgängerstreifen sind noch lange kein Grund, den Fuss vom Gas zu nehmen. Kräftig hupen reicht, um die lästigen Strassenüberquerer zu einem Spurt um ihr Leben zu zwingen.


Rio de Janeiro

2014-10-24

Heute nehmen wir die U-Bahn, weil man damit viel schneller vorwärts kommt als mit Bus oder Taxi. Wir wandern durch die Stadtteile Cinemania, Centro und Lapa, bis uns die Füsse den Dienst versagen wollen. Dann besteigen wir ein Taxi und fahren damit nochmals zum Zuckerhut. Redet man allgemein von den Kindern von Ayrton Senna, wenn Brasilianer am Steuer sitzen, so haben wir jetzt wohl den Vater von ihm erwischt. Der alte Herr rast ebenfalls wie vom Teufel verfolgt und wir sind froh, heil das Ziel erreicht zu haben. Wobei noch zu bemerken wäre, dass wir in den 5 Tagen erstaunlicherweise keinen einzigen Unfall gesehen haben. Auf dem Pao de Acucar angelangt ist die an sich überwältigende Aussicht erneut beeinträchtigt wegen Hochnebel.


Rio de Janeiro

2014-10-25

Es ist frühlingshaft warm, etwa 30°, und dicht bewölkt. Dies hindert die Cariocas jedoch nicht daran, das Wochenende am Strand zu verbringen. Abgesehen von den Surfern getraut sich kaum jemand ins Meer, da das Wasser um diese Jahreszeit für Brasilianer noch zu kalt ist. Wir bummeln unzählige Kilometer den Stränden Copacabana und Ipanema entlang bis nach Leblon, wo wir uns ein erfrischendes Bier redlich verdient haben. Alsdann überkommt uns die Bequemlichkeit und wir nehmen die U-Bahn zurück zur Copacabana.


Rio de Janeiro - Buenos Aires

2014-10-26

Zum Glück ist uns die Unpünktlichkeit der Brasilianer und das stetige Verkehrschaos bekannt. Wir haben deshalb bei der Bestellung des Airport-Shuttles eine Stunde Zeitreserve eingeplant. Prompt kommt der Kleinbus eine halbe Stunde zu spät und holt dann bei zwei anderen Hotels noch weitere Fahrgäste ab. Kaum aus dem Quartier stecken wir im schönsten 4-spurigen Stau. Nach 15 Minuten können wir abbiegen und dann geht es ohne weitere Behinderungen zügig zum Airport. Nach einem 3-stündigen Flug landen wir planmässig in Buenos Aires und nehmen das Taxi zum Hotel. Da Emirates ein Nachtessen serviert hat, benötigen wir nur noch einen Schlummertrunk für die notwendige Bettschwere.


Buenos Aires

2014-10-27

Um 9 Uhr in der Früh treffen wir einen Geldwechsler in unserem Hotelzimmer. Aus einem simplen, aber lukrativen Grund führen wir einen grossen Betrag an Bargeld mit uns. Die argentinische Nationalbank setzt die Wechselkurse aus finanzpolitischen Gründen zu tief an. Zur Anwendung kommen diese offiziellen Kurse in allen Banken und auch beim Einsatz der Kreditkarte. Profitieren lässt sich seit langer Zeit mit Bargeld in ausländischen Währungen, da die „Cambios“ einen um 30% besseren Wechselkurs bieten. In den letzten 3 Monaten hat sich die finanzielle Lage Argentiniens nochmals verschlechtert, weil ein hochbetagter Richter in New York zu Gunsten von 3 Geier-Fonds entschieden hat. Zur vollständigen Rückzahlung von Anleihen samt Zinsen verknurrt steht Argentinien nach 2001 erneut vor einem Staatsbankrott und einer neuen Währung. Die Sparer flüchten deshalb insbesondere in den US-Dollar, welcher seither mit einem Aufschlag von bis zu 70% über dem offiziellen Kurs gehandelt wird. Für uns sind dies paradiesische Zustände. Für die Hafengebühren mit allem Drum und Dran können wir wählen, ob wir 1‘600 US-Dollar oder 14‘000 Pesos bezahlen. Für unsere 1‘600 USD bekommen wir aber über die Gasse 22‘400 Pesos und haben somit 8‘400 Pesos gespart. Andersrum gerechnet kostet uns die Einfuhr 1‘000 anstatt 1‘600 US-Dollar.

Da der Hunderter der grösste Geldschein ist, haben wir nun ein etwa 10 cm dickes Peso-Bündel. Mit einem Teil davon gehen wir zu Fuss zur Plate Logistics, welche uns die Papiere für die Auslösung des Motorhomes im Hafen von Zarate erstellt. Mit den Formularen spazieren wir alsdann ein paar Blocks weiter zur Reederei wegen ein paar Stempeln. Dann wieder zurück zur Plate und von dort zur Bank, um die 14‘000 Pesos einzuzahlen. Nun erhalten wir bei Plate die erforderlichen Papiere für den Zoll und die Hafenbehörden. Wir wissen nicht, wie wir diesen 3-stündigen Papierkrieg ohne die Hilfe von Maria bewältigt hätten. Sie wird unseren Motorhome-Tross die nächsten 6 Monate begleiten und wir werden sicher noch öfters froh um ihre Dienste und Sprachkenntnisse sein. Morgen geht es dann mit ihr in den Hafen von Zarate und wir können es kaum erwarten, ob an unserem Motorhome noch alles dran und drin ist!


Zoll Campana - Hafen Zarate

2014-10-28

Früh aufstehen ist heute angesagt, weil wir um 07.30 wegfahren müssen, damit wir um 09.00 Uhr in Campana beim Zoll sind. Es überrascht uns nicht wirklich, dass der unselige Papierkrieg heute seine Fortsetzung findet. Unzählige Kopien unserer Papiere, nerv-tötende Formulare und immer wieder Unterschriften von irgendwem sind erforderlich und dazwischen ist Warten und nochmals Warten angesagt. Nicht genug damit fällt auch noch der Strom aus und schon ist es Zeit für die Mittagspause der Beamten. Dann ist auch noch unsere Agentin für mehr als eine Stunde verschwunden und wie sie endlich wieder erscheint, sind unterdessen den Zöllnern weitere Fragen in den Sinn gekommen. Wie viele Zylinder der Motor hat, wo das Motorhome gebaut wurde, wieviel die Verschiffung nach Buenos Aires gekostet hat und so fort. Der Wunderfitz dieser Staatsdiener kennt keine Grenzen. Um 14.30 haben wir endlich die Papiere, um ins Hafengelände in Zarate fahren zu dürfen. Und der Amtsschimmel wiehert munter weiter. Von Büro zu Büro und hier noch ein Formular und da noch eine Unterschrift. Um 16.30 will einer der Zöllner noch unser Motorhome sehen. Ich darf nicht mit und er fährt mit der Agentin weg und wie sie nach 15 Minuten zurückkommen ist er erzürnt, weil der Wohnteil abgeschlossen war. Er davon läuft davon und ich verstehe nur noch etwas von “Manana“. Die Agentin rennt ihm nach und schafft es, ihn zur erforderlichen Unterschrift zu bewegen. Nachdem wir bei der nächsten Baracke den Security-Check bestanden und die temporäre Zutrittsberechtigung mit Foto bekommen haben, dürfen wir weiter ins Innere des Geländes vorstossen bis zur letzten Schranke und sehen auf 50 Meter endlich endlich unser Home. Natürlich muss auch hier nochmals ein Stempel zum Einsatz kommen und dann warten wir nur noch darauf, dass einer das Fahrzeug rausfährt, weil ich dies nicht selber machen darf. Nach insgesamt 8 Stunden ist es dann soweit und ich bekomme auf der anderen Seite der Schranke Auto und Schlüssel, selbstverständlich erst nachdem ich auch hier noch ein Formular unterschrieben habe. Letztlich sind wir trotz all den Widrigkeiten glücklich und zufrieden, weil nichts beschädigt und nicht eingebrochen worden ist.


Buenos Aires - Montevideo

2014-10-29 to 2014-10-30

Fast die ganze Nacht hat ein Gewitter das Nächste abgelöst. Am Morgen sehen wir dann beim Frühstück im TV die Schäden der letzten Nacht mit überfluteten Strassen und umgestürzten Bäumen. Und es regnet den ganzen Tag weiter. Wir gehen nur kurz raus zu Buquebus, um die Fähre nach Montevideo zu buchen.

Am nächsten Tag macht uns das Wetter wieder Freude für den Trip in die Hauptstadt Uruguays. Die Schnellfähre bringt uns mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 Knoten (75 km/h) über den Rio de la Plata. Im Hotel angekommen ist es schon dunkel und Zeit für Apero und Nachtessen in einem der Lokale im faszinierenden Mercado del Puerto. Wir erkennen schnell, dass die Uruguayer ebenso Karnivoren sind wie die Argentinier. Die Beilagen zum Hauptgericht haben mehr dekorativen Charakter. Wir fügen uns und bestellen auch ein Stück Fleisch vom Holzfeuer, allerdings das Kleinste auf der Speisekarte.


Montevideo

2014-10-31

Ihren Namen erhielt die Stadt bei der Gründung 1724 von einem 132 Meter höhen Hügel. Dem vielversprechenden Klang erliegen auch wir und sind leicht enttäuscht, aber selber schuld, weil wir uns nicht auf diese Stadt vorbereitet haben. Montevideo bietet dem Besucher einerseits nur sehr wenige Sehenswürdigkeiten. Und andererseits ist vieles in einem desolaten Zustand. Nur sehr wenige Gebäude sind jünger als 30 Jahre. Sehr viele sind jedoch alt oder sogar uralt und massiv renovationsbedürftig. Auf einer 2-stündigen Stadtrundfahrt sehen wir keine 10 Baukräne, ganz selten ein eingerüstetes Haus oder eine Strassenbaustelle. Seit Jahrzehnten fehlen sowohl dem Staat wie auch den Privaten und der Wirtschaft die Mittel für Investitionen. Uruguay ist ein Sozialstaat nach europäischem Vorbild mit einem aufgeblähten Staatsapparat, welcher ein Viertel aller Arbeitnehmer beschäftigt.

Über die Hälfte der Bevölkerung Uruguays lebt im Grossraum Montevideo. Scherzhaft wird Uruguay deshalb als Stadt mit ein paar Bauernhöfen im Hinterland bezeichnet.


Montevideo

2014-11-01

Ein Tag anstatt zwei hätten für Montevideo eigentlich vollauf gereicht. Wie wir für die Rückreise nach Buenos Aires im Hafen einchecken wollen, kommt es noch schlimmer. Die Fähren laufen heute nicht aus dem Hafen wegen den starken Winden. Wir müssen uns dem Schicksal fügen und gehen zurück zum Hotel. Nächster Schock, das Hotel ist für heute Nacht ausgebucht. Man findet für uns aber zum Glück schnell ein Bettchen in einem nahegelegenen neuen Boutique-Hotel. Bedingt durch den Regen und den stürmischen Winden ist der Tag für uns so gut wie gelaufen. Widerwillig müssen wir abends trotzdem aus dem Hotel, um irgendwo die Stimmung mit einem gediegenen Dinner zu verbessern.


Montevideo - Buenos Aires

2014-11-02

Es stürmt weiterhin und unsere Befürchtung, dass die Fähre auch heute nicht verkehrt, wird zur Tatsache. Es zeigt sich jedoch ein passabler Ausweg für uns. Zuerst mit dem Bus 180 km im Regen nach Colonia. Und von dort mit der Fähre in 1 Stunde über den inzwischen viel schmaleren Rio de la Plata. Gibt uns die Gelegenheit, noch etwas mehr von Uruguay zu sehen. Eine eher eintönige, flache Landschaft und noch mehr Armut.

In Buenos Aires giesst es ebenfalls ununterbrochen. Nach dem Hotelbezug nehmen wir deshalb das Taxi zum sonntäglichen Antiquitätenmarkt in San Telmo. Innert kurzer Zeit sind wir wegen dem böigen Wind schon nass bis zu den Knien. Wir beschliessen den Spaziergang abzubrechen und suchen Schutz in einem der vielen, hübschen Restaurants von San Telmo.


Buenos Aires

2014-11-03 to 2014-11-04

Regen und Wind prägen auch den Montag und fesseln uns fast den ganzen Tag ans Hotel. Am morgen früh sind die letzten Panamerikaner von Frankfurt her eingetroffen und müssen zuerst noch den Papierkrieg mit dem Schiffsagenten überstehen. Abends gehen wir gemeinsam Nachtessen und stellen mit Freude fest, dass wir in eine aufgestellte und fidele Gruppe geraten sind.

Am Dienstag endlich wieder Sonnenschein und wir dürfen auf die Stadtrundfahrt. Dabei realisieren wir schnell, dass Buenos Aires eine sehr attraktive Grossstadt ist. Grosszügige Boulevards, viele gepflegte Parks mit Denkmälern, historische Monumentalbauten und hübsche Wohnvierteln machen Buenos Aires zur besuchenswerten Metropole. Wegen ihren zahlreichen Neobarockbauten wird BA oft als Paris Südamerikas bezeichnet. Abends steht dann die fast obligate Tango-Show auf dem Programm. Da Tanzen nichts so sehr mein Ding ist, wir von den vielen Besichtigungen müde sind und auch die Show nicht unseren Erwartungen entspricht, sind wir etwas enttäuscht und kämpfen gegen den Schlaf. Das junge Ensemble tanzt für unseren Geschmack zu akrobatisch und das Orchester spielt auch nicht den Tango, welcher bei uns populär ist.


Buenos Aires - Areco - Escobar, 208 km

2014-11-05

Heute startet unser Panamericana-Abenteuer, worauf wir uns schon lange gefreut haben. Dazu erst ein Vorwort, weshalb wir uns für eine begleitete Tour entschieden haben. Vor etwa 3 Jahren sind wir auf Seabridge aufmerksam geworden, welche spezialisiert ist auf derartige Reisen auf allen Kontinenten. Reiseberichte im Internet und Gespräche unterwegs mit anderen Langzeit-Campern waren durchwegs positiv, weshalb uns bald klar wurde, dass diese Art, Süd- und Zentralamerika zu bereisen das Richtige für uns ist. Zumal wir nicht Spanisch können und ich handwerklich sehr unbegabt bin und bei einem Defekt am Motorhome schnell aufgeschmissen bin. Das Motto von Seabridge lautet „Jeder für sich und doch nicht alleine. Dies bedeutet, dass nicht im Konvoi gefahren wird und alle sich den Tag selbst gestalten können. Vor einem Fahrtag findet ein Briefing statt mit Routenvorschlag, Sehenswertem unterwegs sowie den Koordinaten für den nächsten Übernachtungsplatz. Die meisten der 16 Länder verfügen über keine Infrastruktur für Camper. Übernachtet wird oft in Hotelanlagen, Parkplätzen von Einkaufszentren oder einsam am Strand. So können wir auch gut schlafen im Bewusstsein, an einem ungefährlichen Standort zu stehen. Die Tourguides fahren morgens als letzte los und verfügen über die notwendigen Kontakte in den bereisten Ländern bei technischen oder medizinischen Problemen. Im weiteren stehen zahlreiche Ausflüge und Exkursionen auf dem Programm. Wir müssen uns nicht darum kümmern, wann und wo Zug, Bus oder Schiff abfahren. Alles wird uns abgenommen und wir können ganz bequem den Tag geniessen. Auf eigene Faust organisiert wäre diese Tour auch nicht annähernd in 6 Monaten zu bewältigen.

Die Gruppe muss früh raus und ihre Fahrzeuge im Hafen von Zarate abholen. Wir können länger schlafen und erschrecken nach dem Morgenessen. Im TV sehen wir, dass infolge der tagelangen Regenfälle in San Antonio de Areco, unserem ersten Übernachtungsplatz, der Fluss über die Ufer getreten ist. Da wir wissen, dass der Campingplatz am Fluss liegt, rechnen wir mit dem Schlimmsten. Bald darauf ruft uns Jeanette an und bestätigt unsere Befürchtungen. Es muss umdisponiert werden und wir treffen uns heute Abend auf dem Jumbo-Parkplatz in Escobar. Wir fahren trotzdem zuerst nach San Antonio de Areco, weil wir unterwegs nirgends unseren Propan-Tank auffüllen konnten. Dort sehen wir dann, wie die Landschaft grossflächig unter Wasser steht. Die Routen-Änderung bringt auch etwas Positives mit sich. Für unseren ersten Grosseinkauf ist der Jumbo mit seinem umfangreichen Angebot goldrichtig gelegen. Hat man etwas vergessen, was uns oft passiert, so sind es nur ein paar Schritte zur Erfüllung unserer Wünsche.


Escobar - Azul, 344 Km

2014-11-06

Wegen der gestrigen, notgedrungenen Änderung der Route geht es heute zuerst wieder in Richtung Buenos Aires. Nach der Durchquerung südlicher Stadtbezirke mit den obligaten Staus geht es zügig südwärts durch die Pampa. Sie erstreckt sich vom Rio de la Plata süd- und westwärts und Buenos Aires ist deswegen auch eine Stadt in der Pampa. Schon bald sind wir auf der Ruta 3, welche uns die nächsten 3‘300 km bis nach Ushuaia führen wird. Überall werden wir bestaunt, wie wenn wir von einem anderen Planeten kommen würden. Da es in Argentinien kaum Campingfahrzeuge gibt, erregen wir enormes Aufsehen. Wir und unsere Womos werden fotografiert, man winkt uns zu, man klatscht, es werden Daumen gehoben und wenn es zur versuchten Konversation kommt, verstehen wir immerhin „Felicitacion“. Die Landschaft bis zum Tagesziel Azul ist ganz nett, aber sehr eintönig. Zum Nachtessen sind wir von den Organisatoren im Restaurant eingeladen.


Camping Azul

2014-11-07

Wir bleiben noch einen Tag im Camping Azul. Dies schafft uns allen die Möglichkeit, unsere Fahrzeuge nach der Schiffspassage gemütlich ein- und umzuräumen. Müde von der Plackerei speisen wir im gediegenen Camping-Restaurant. Mit Salat zur Vorspeise, Hauptgericht Fisch oder Fleisch, Mineralwasser und einer feinen Flasche Malbec verprassen wir dabei unglaubliche 34 Franken.


Azul - Monte Hermoso, 345 Km

2014-11-08

Südlich von Buenos Aires ist die Pampa das landwirtschaftliche Zentrum des Landes, dominiert von der viel gerühmten Viehzucht. In dieser endlosen Grassteppe lässt man den Rindern genügend Zeit zum Gedeihen, bis sie als saftige und zarte Steaks auf unseren Tellern landen. Dieser Teil Argentiniens ist mit Ausnahme von Buenos Aires erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts besiedelt worden. Zuerst musste in der sogenannten „Wüstenkampagne“ für weitere auswanderfreudige Europäer Platz geschaffen werden, indem man zwischen 1850 und 1880 die hier seit x-Tausend Jahren ansässigen indigenen Völker bestialisch ausgerottet hat.

Von unterwegs gibt es heute kaum etwas zu erzählen. Stundenlang sieht es immer gleich aus. Spannung kommt erst auf am Strand von Monte Hermoso. Gleich 4 von uns bleiben im Sand stecken. Zum Glück haben wir ein Expeditionsfahrzeug MAN Unicat mit 3 Achsen und Allrad unter uns. Der zieht uns raus wie ein Messer aus weicher Butter.


Monte Hermoso - El Condor, 431 Km

2014-11-09

In Bahia Blanca, mit 300‘000 Einwohnern die grösste Stadt für längere Zeit, vertrödeln wir einige Zeit mit Stöbern im Walmart. Halb so schlimm, weil wir auf der Ruta 3, welche sich bisher in einem guten Zustand gezeigt hat, diese lange Tagesetappe mit einem 80er-Schnitt bewältigen können. 130 km nach Bahia Blanca überqueren wir den Rio Colorado und sind im argentinischen Teil Patagoniens, Patagonia Argentina genannt, angekommen. Zum megagrossen  Patagonien gehört auch noch das Archipel Feuerland, weshalb wir mehr als einen Monat in dieser faszinierenden Landschaft verbringen werden. Ganz besonders freuen dürfen wir uns über das frühlingshafte Wetter der letzten Tage mit bis zu 28 Grad. Übernachtet wird heute wiederum am Meer, jetzt aber auf einer Steilklippe mit fantastischem Ausblick zusammen mit geräuschvollen Felsensittichen.


El Condor - Puerto Piramides, 526 Km

2014-11-10

Dies ist die zweitlängste Etappe auf unserer Reise. Da der Strassenbelag weiterhin ausgezeichnet ist, (weit besser als viele Strassen in den USA), dem geringen Verkehrsaufkommen und auch weil meine Co-Pilotin sich mal ans Steuer drängt um mich zu entlasten, haben wir es in 6¼ Stunden reiner Fahrzeit locker geschafft. Ein einziger Click unterwegs am Auslöser der Kamera hätte heute gereicht. Nichts als einförmige Steppe den ganzen Tag. Umso erfreulicher dann der Anblick der hübschen Bucht von Puerto Piramides auf der Halbinsel Valdes, wo wir 3 Nächte verbringen werden.


Puerto Piramides, Nationalpark Peninsula Valdes

2014-11-11

Die Halbinsel Valdes ist ein Paradies für Tierliebhaber. Auf der 200 km langen Rundfahrt auf einer akzeptablen Schotterpiste sehen wir Seelöwen, See-Elefanten, Magellan-Pinguine, Gürteltiere, Guanakos, Nandus und in weiter Ferne sogar Orkas. Trotz den 4 Stunden Fahrzeit war dies ein sehr lohnenswerter Ausflug. Nach der staubigen Strecke schmeckt das Bier jetzt doppelt so gut.


Puerto Piramides, Whale Watching

2014-11-12

Wir können wieder einmal ausschlafen, da die Whale-Watching-Tour erst um die Mittagszeit losgeht. Vom Strand abgelegt sehen wir schon nach kurzer Zeit bereits die ersten Südkaper der Familie Glattwale. Die bis zu 18 Meter langen Weibchen bringen in dieser relativ warmen Bucht ab dem Monat Juni ihre Jungen zur Welt. Bei der Geburt sind sie bereits 5 – 6 Meter lang. Ab Mitte Dezember ziehen die Glattwale dann wieder in die Antarktis.


Puerto Piramides – Puerto Madryn – Gaiman, 176 Km

2014-11-13

Eine kurze Tagesetappe, weil wir in Trelew stoppen, um das Museo Paleontologico zu besuchen. Es gilt weltweit als eines der besten seiner Art. Berühmt ist es auch wegen der in Patagonien gefundenen Dinosaurierknochen. Sie gehörten einem Riesenvieh mit 42 Metern Körperlänge und geschätzten 76 Tonnen Gewicht. Weltrekord! Die Führung mit Erläuterungen zu den gefundenen Fossilien und den Epochen der Erdgeschichte ist etwas einschläfernd. Jüngere Knochen mit Fleisch dran sind uns eigentlich lieber. Nachdem wir unsere Womos im Camp in Gaiman parkiert haben, spazieren wir zum Ty Te Caerdydd Teehaus und geniessen die britische Gepflogenheit des nachmittäglichen Tees mit Kuchen. Der Ort ist Ende des 19. Jh. von Walisern gegründet worden. Das in einem wunderbaren Garten gelegene Teehaus weist mit Stolz darauf hin, dass Lady Diana, Prinzessin von Wales, hier 1995 Tee geschlürft habe. Die Tasse ist in einer Vitrine zu besichtigen, vermutlich ungewaschen!


Gaiman – Caleta Olivia, 482 Km

2014-11-14

Wir spulen Kilometer runter und kämpfen die ganze Strecke gegen den fast orkanartigen Wind aus dem Landesinnern. Nebst der geringen Niederschlagsmenge ist dieser immerwährende Wind charakteristisch für den Osten Patagoniens. Einem Kollegen reisst er beim Aussteigen die Türe aus der Hand und wuchtet den Bolzen aus einem Türscharnier. Immerhin kann er die Türe soweit flicken, dass sie wieder schliesst und er damit bis zur Werkstatt in Ushuaia fahren kann. Grandios unser heutiger Stellplatz auf einer Klippe mit einer Kolonie von mehreren Hundert Seelöwen in nächster Nähe. Zum Glück weht der Wind vom Landesinnern in Richtung Meer. Wüsste gerne, warum diese Tiere trotz mehrmaligem Baden am Tag derart stinken.


Caleta Olivia – Puerto Deseado, 210 Km

2014-11-15

Nachdem wir mit Abstechern bereits über 2’000 km hinter uns haben, sind es nur noch etwa 1’500 km bis zum südlichsten Punkt unserer Reise. Die Landschaft wird immer kärglicher und unfruchtbarer. Die Schönheit Patagoniens müssen wir uns zuerst verdienen. Aber dann werden wir im Osten Schlag auf Schlag mit Highlights belohnt. Der Thermometer kennt auch nur noch eine Richtung, je näher wir der Antarktis kommen. In Puerto Deseado sind es am späteren Nachmittag gerade noch 10 Grad. Dafür haben wir nach einer Woche endlich wieder einmal ein brauchbares Internet.


Puerto Deseado

2014-11-16

Bei strahlendem, aber kühlem Wetter unternehmen wir eine Bootsfahrt auf dem Rio Deseado. Die extrem dünne Besiedlung Patagoniens und der sehr geringe Tourismus im Osten lassen der Tierwelt grosse Lebensräume. Dies dürfen wir auch heute wieder konstatieren und erfreuen uns deswegen an verschiedenen Vogelarten und einmal mehr einer Seelöwen-Kolonie. Und dann tümmeln sich auch noch einige Delfine im Fluss. Sie sind aber so agil, dass man immer zu spät auf den Auslöser der Kamera drückt.


Puerto Deseado - Puerto San Julian, 387 Km

2014-11-17

387 km und keine Ortschaft am Weg. Nicht mal eine winzig kleine. Die trockene und windige Gegend verlockt auch niemanden, in diesen unwirtlichen Landstrich zu ziehen. Und so gibt es auch nichts zu berichten von unterwegs. Wir übernachten wiederum direkt am Meer in Puerto San Julian. Der 6‘000 Einwohner zählende Ort mit dem natürlichen Hafen bekam seinen Namen vom portugiesischen Seefahrer Ferdinand Magellan, welcher 1520 als erster hier im Hafen anlegte und überwinterte. Alsdann wurde der Hafen zum beliebten Ankerplatz auf der Kap Hoorn-Route.


Puerto San Julian - Magellanstrasse, 493 Km

2014-11-18

Zum Glück fahren wir immer noch auf guten Asphaltpisten, da sehr viel ansteht heute. Bereits kurz nach 7 Uhr fahren wir weg und am Ziel sind wir 6 Stunden am Steuer gesessen. Zuerst kam aber noch der 1. Grenzübertritt von Argentinien nach Chile. Wir sind erstaunt, wie speditiv dies vor sich geht. Nach 40 Minuten haben wir es samt Fahrzeug-Ausfuhr in Argentinien und Einfuhr in Chile geschafft. Jetzt müssen wir nur noch auf die Fähre für die halbstündige Überquerung der Magellanstrasse. Dies bedeutet jedoch eineinhalb Stunden warten, da bereits viele Busse und LKW’s anstehen. Bevor es soweit ist, mache ich noch das Personal und andere Anwesende auf den Überhang unseres Motorhomes und der Gefahr des Aufschlagens aufmerksam. Man winkt und winkt mich vorwärts und verpasst, die Hinterräder rechtzeitig zu unterlegen oder mich über die Walkie-Talkies zu informieren. So kommt es wie es kommen muss, ich liege hinten auf und muss quasi mit Murks wieder zurückfahren. Nicht genug damit klappt es auch beim 2. Versuch erneut nicht und zu guter Letzt nochmals beim Entladen am anderen Ufer. Als Resultat dieser missglückten Verschiffung hat sich vom Druck von unten beim Kastenaufbau etwas verschoben, sodass die hintere Stauraumklappe nicht mehr in den Rahmen passt und nicht geschlossen werden kann. Gelegenheit zur Reparatur gibt es erst in Ushuaia. Dort werde ich jedoch hintenanstehen müssen, weil bereits 3 Kollegen mit Fahrzeugschäden angemeldet sind.


Magellanstrasse - Tolhuin, 369 Km

2014-11-19

Die Magellanstrasse ist eine 570 Km lange Meerenge zwischen dem Festland und der Insel Feuerland. Sie verbindet den Atlantik mit dem Pazifik und ist an der engsten Stelle 3,5 Km breit. Wir fahren 180 Km, die Hälfte davon Schotter-Piste, durch den chilenischen Teil Feuerlands. Den Grenzübertritt nach Argentinien schaffen wir erneut in 40 Minuten. Wieder Asphalt unten den Reifen sind die restlichen 180 Km nach der holperigen Piste ein reines Vergnügen. Nach Rio Grande erblicken wir seit langem wieder einmal Bäume und sogar Schneeberge in der Ferne. Campiert wird in Tolhuin am reizenden Fagnano-See. Der Campingplatzbesitzer ist ein unterhaltsames Unikum und eine Kreuzung aus Künstler und Altstoffhändler. Wir werden mit Chorizo und Steaks verwöhnt und zum Ausklang dieses schönen Abends wird auch noch ausgiebig getanzt.


Tolhuin - Ushuaia, 126 Km

2014-11-20

Eine kurze, aber wegen den vielen Fotostopps zeitlich doch längeren Fahrt bei strahlendem Sonnenschein. Wir sind fasziniert von der Landschaft mit bizarrem Wald, schönen Seen und den schneebedeckten letzten Ausläufern der Anden. Nach Überquerung des Garibaldi-Passes haben wir schon bald darauf den herrlichen Blick auf das an einem Berghang liegende Ushuaia.

3 unserer Kollegen mit früheren Terminen sind immer noch in der Werkstatt, aber geschehen ist nicht viel, weil noch nicht alle benötigten Spezialisten eingetroffen sind. Eine kleinere Arbeit wird noch heute ausgeführt und die anderen bekommen neue Termine für „Manana“. Wir werden auf 20.00 Uhr morgen Abend bestellt!!! Zum Nachtessen lassen wir uns mit King Crab verwöhnen, worauf wir uns schon lange gefreut haben. Ihr Äusseres unterscheidet sich zwar stark von den uns bekannten Königskrabben in Alaska, ihr Inneres schmeckt jedoch genauso gut


Ushuaia, Nationalpark Tierra del Fuego

2014-11-21

Heute haben wir wieder das für Ushuaia fast ganzjährig typische Wetter, kalt und feucht. Wir gehen trotzdem auf eine kleine Wanderung in den Parque Nacional Tierra del Fuego. Erfreulicherweise zeigt sich zwischendurch die Sonne, womit sich die Visite der abwechslungsreichen Landschaft gelohnt hat.

Pünktlich sind wir in der Werkstatt, aber der Schlosser erscheint erst mit eineinhalb Stunden Verspätung. Wir finden uns damit ab, da dies für Südamerikaner immer noch pünktlich ist. Eusebio kriecht unter unser Home und stellt Erschreckendes fest. Die Schweissnähte an mindestens 6 Stützen und Querstreben vom Rahmen des Kastenaufbaus zum Chassis sind gebrochen. Der Aufbau hat sich in der Quersicht auf beiden Seiten geneigt und in der Mitte gehoben. Deshalb passte das Tor nicht mehr in den Rahmen. Und schon ist Eusebio wieder weg, weil er zu Hause das Werkzeug holen muss. Unsere Geduld wird wieder auf die Probe gestellt. Um 22.30 ist er wieder da und beginnt auch schon bald mit der Arbeit. Kurz vor Mitternacht fahren wir mit unseren Guides Jeanette und Maria zum Nachtessen. Gut für uns, dass die Argentinier einen anderen Tagesablauf pflegen und wir deshalb um 1 Uhr sogar noch etwas Warmes zwischen die Zähne bekommen. Um 3 Uhr betten wir uns und kurz darauf ist es ruhig. Auch Eusebio scheint sich aufs Ohr gelegt zu haben.


Ushuaia

2014-11-22

Statt wie vereinbart kommt Eusebio wiederum mit eineinhalb stündiger Verspätung um 12.30 und zeigt uns weitere 4 gebrochene Schweissnähte und verbogene oder gebrochene Träger. Insgesamt sind es nun zehn 4-Kantrohre, welche ersetzt werden müssen. 10 Minuten später ist er bereits wieder verschwunden und kreuzt erst um 14.15 wieder auf. Trotz allem müssen wir  geduldig und vertrauensvoll mit ihm umgehen, weil wir weder Weiterfahren können noch Alternativen für die Reparaturen haben. Wir müssen uns ablenken und nehmen das Taxi ins Stadtzentrum. Nach dem abendlichen Briefing im Camp gehen wir dem Ärger zum Trotz fein Essen. Zurück kurz vor Mitternacht ist Eusebio fleissig am Eisen zuschneiden und Schweissen. Er versichert uns, dass wir Morgen losfahren können. Die ungefähre Uhrzeit lässt er sich aber nicht entlocken. Um ein Uhr legen wir uns ins Bett und Eusebio ist begreiflicherweise auch müde und entspannt sich auf den Rücksitz seines Autos.

Das am Beagle-Kanal gelegene Ushuaia hat sich in den letzten 30 Jahren vom verschlafenen Nest zu einer lebhaften Stadt mit vielen in- und ausländischen Gästen gewandelt. Geschäftstüchtig wurde das „Ende der Welt“ und „südlichste Stadt der Welt“ vermarktet. Bei so viel Tourismus kommt kein Gefühl mehr auf, am Ende der Welt angelangt zu sein. Man kommt ja auch nicht deswegen, sondern der spektakulären Landschaft, den Outdoor-Möglichkeiten und dem Ausgangspunkt zur Antarktis wegen.


Ushuaia - Grenzposten Chile, 300 Km

2014-11-23

Bereits um Viertel nach 6 legt unser Bolivianer los. Wir haben die Illusion, dass er in etwa 2-3 Stunden fertig ist. Am Schluss ist es fast 20.00 Uhr und wir sind froh, dass wir noch heute wegfahren können und nicht noch eine 3. Nacht in der Werkstatt verbringen müssen. Insgesamt 16 Träger und Querstreben hat er entfernt und mit dickeren Rohren ersetzt. Viel Zeit hat er gebraucht, weil er schon fast perfektionistisch arbeitet und immer nach dem Optimalen strebt. Das kommt auch uns zu Gute, obwohl die Ungewissheit und Warterei an den Nerven zerrt. Aus der Werkstatt gefahren merken wir schon auf den ersten Metern den Unterschied zu vorher. Der Aufbau ist stabiler als zuvor und wir verspüren Schlaglöcher und dergleichen viel weniger. Wir müssen annehmen, dass beim Kauf in Calgary bereits Schweissnähte gebrochen waren. Müde, aber glücklich ob dem guten Ende, spulen wir bei einbrechender Nacht die heutigen 300 Km runter. Kurz vor dem Übernachtungsplatz noch 14 Kilometer Schotterpiste mit üblen Löchern und ein Grenzübertritt. Obwohl Mitternacht inzwischen deutlich überschritten ist, sind die Beamten verblüffender weise sowohl auf argentinischer wie auch auf chilenischer Seite noch sehr wach. Wir haben in je 10 Minuten den Papierkram hinter uns und kurz vor 2 Uhr nachts können wir uns zufrieden ins Körbchen legen.

Mit der Wegfahrt in Ushuaia beginnt unser Panamerica-Abenteuer erst richtig. Hier beginnt eine der berühmtesten und mit 25‘000 Km eine der längsten Strassen der Welt. Sie verbindet Feuerland mit Alaska und durchquert fast alle Klimazonen.


Grenzstation Chile - Fähre Magellanstrasse, 192 Km

2014-11-24

Die ganze Strecke der Hinfahrt nach Ushuaia müssen wir wieder zurück fahren samt den 80 Km Schotterpiste, weil die Alternativstrecke via Porvenir noch schlechter sein soll. Langsam an Schotterstrassen gewohnt machen wir noch einen 30 Km Abstecher zum Parque Pinguine Rey. Hier hat sich vor 6 Jahren eine kleine Kolonie von Königspinguinen angesiedelt. Von den 500 Km entfernten Falkland-Inseln (Las Malvinas für die Argentinier) sind sie aus unerforschten Gründen hier gestrandet. Ihren Namen tragen sie zu Recht. Hoch aufgerichtet und mit steifem Rücken watscheln sie in kleinen Schritten majestätisch durch die Gegend.

Zum Ende des Tages folgt als Zückerchen die Überfahrt mit der Fähre ans Nordufer der Magellanstrasse bei stürmischem Wind. Wir alle haben aus den Fehlern der Ein- und Ausfahrt auf die Fähre vor einer Woche gelernt und schaffen es dieses Mal ohne Aufschlagen des Hecks unseres Motorhomes am Boden.


Fähre Magellanstrasse - Punta Arenas, 186 Km

2014-11-25

Über weite Strecken fahren wir entlang der Magellanstrasse durch eine völlig unbewohnte Gegend bis nach Punta Arenas. Dabei kämpfen wir vom ersten bis zum letzten Meter gegen die unglaublichen Windböen, welche uns von der Strasse drücken wollen. Da bei einem Grenzübertritt viele Frischprodukte konfisziert würden, ist in Punta Arenas zuerst ein Grosseinkauf fällig um die Vorratskammer wieder aufzufüllen. Uns fällt auf, dass die Preise mit Ausnahme von Importprodukten deutlich höher sind als in Argentinien. Benzin ist sogar 40% teurer. Der erste Eindruck bei der Fahrt ins Stadtzentrum deutet auf einen höheren Wohlstand als in den anderen Orten auf Feuerland und Patagonien hin. Viele Prachtsvillen zeugen vom früheren Reichtum der Schafzuchtbarone und der Händler an dieser ehemals sehr bedeutenden Schifffahrtsroute. Die Kehrseite dieses wirtschaftlichen Wachstums der Stadt ist der barbarische Umgang mit der indigenen Bevölkerung. Sie wurden von den Zuwanderern Ende des 19. und Anfangs des 20. Jahrhunderts fast vollständig ausgerottet. Einige wurden nach Europa gebracht und in Grossstädten wie wilde Tiere in Käfigen zur Schau gestellt. Nach einer Führung durch das Museum der Salesianer-Mission zur Geschichte der Region und der Ureinwohner ist es höchste Zeit, sich ein Pisco-Sour zu genehmigen. Über den Ursprung dieses süffigen Getränks streiten sich die Peruaner und die Chilenen.


Punta Arenas – Puerto Natales, 231 Km

2014-11-26

Der Kampf gegen den Sturmwind geht in die nächste Runde. Inzwischen haben wir erfahren, dass die aktuelle Windgeschwindigkeit zwischen 60 und 100 Km/h beträgt. Auch 150 Km/h sei nicht aussergewöhnlich in Patagonien, aber darauf können wir gut und gerne verzichten. Puerto Natales ist eine kleine Hafenstadt am Ültima-Esperanza-Fjord, welche erst 1911 gegründet wurde. Die Gemeinde Natales ist flächenmässig grösser als die Schweiz und hat rund 20‘000 (zwanzigtausend) Bewohner, wovon 90% in der Stadt leben. Dies als Beispiel für die extrem dünne Besiedlung Patagoniens.


Puerto Natales – Nationalpark Torres del Paine, 145 Km

2014-11-27

Ein toller Tag in einer einzigartigen Landschaft mit imposanten Bergen, Gletschern, Fjorden, azurblauen Seen und smaragdgrünen Wäldern. Im Mittelpunkt des Nationalparks stehen die 3 nadelartigen Granitberge „Torres del Paine“. Alles wunderbar, wenn nur diese Zufahrt und die Pisten im Park nicht in einem derart miserablen Zustand wären. Viele Abschnitte müssen wir im Schritttempo fahren wegen nur wenige Zentimeter auseinanderliegenden, harten Querrillen über die ganze Strassenbreite. Einen einzigen „Grader“ sehen wir einen 500 Meter langen Abschnitt bearbeitend und denken uns dabei, dass der Fahrer wegen den noch fehlenden 51,5 Kilometer genug Arbeit bis zur Pensionierung hat. Regelrecht abgezockt fühlen wir uns, nachdem wir nach etwa 20 Km beim Parkeingang pro Kopf 30 US-Dollar berappt hatten, die Piste eher noch schlechter wurde und sich die Infrastruktur im Park als bescheiden zeigte.


Nationalpark Torres del Paine

2014-11-28

Nebst Relaxen steht für die Wanderfreunde eine 2-stündige Tour auf den Mirador el Condor an. Aber auch für die Kondore ist heute kein Flugwetter und sie bleiben in ihren Nestern wie ich. Trotz hohen Bergen auf allen Seiten sind wir die stürmischen Winde noch immer nicht los. Immerhin werden die Wanderer mit einer prächtigen Aussicht belohnt. Wie gerne würden wir doch endlich ein Lagerfeuer anzünden und ein saftiges Stück Fleisch auf den Grill legen.


NP Torres del Paine – Laguna Amarga, 35 Km

2014-11-29

Woher wir gekommen sind, geht es die gleiche Folter-Strecke wieder zurück. Für heute allerdings nur ein Teil davon bis zum Stellplatz an der Laguna Amarga. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so langsam unterwegs gewesen zu sein. Für die 35 Km errechne ich eine Netto-Fahrzeit von unglaublichen 2¼ Stunden. Auf den 18 Km-Abstecher unterwegs, natürlich auch auf Wellblechpiste, zur Laguna Azul verzichten wir deshalb. Und auch den Spaziergang zum Wasserfall Salto Grande lassen wir fahren wegen dem orkanartigen und kalten Wind.


Laguna Amarga – Estancia Librun, 217 Km

2014-11-30

Der Wind hat uns sanft in den Schlaf gewiegt. Im Laufe der Nacht wurde er aber immer heftiger und rüttelte unanständig an unserem Motorhome, was uns immer wieder aus dem Schlaf riss. Früh aufgestanden stehen noch die letzten 20 Km Horrorpiste an, bevor wir wieder Asphalt unter die Reifen bekommen. Weil es von hier aus keine Strasse nordwärts gibt, müssen wir die Grenze nach Argentinien überqueren und zuerst 124 Km westwärts in Landesinnere Patagoniens fahren. Weg von der abwechslungsreichen Landschaft der Andenausläufer plagt uns wieder das gewohnte Bild der langweiligen Steppe. Ab Esperanza sind wir wieder nordwärts unterwegs bis zum Tagesziel Estancia Librun. Hier dürfen wir an einer sehr informativen Führung zur Schafzucht in Patagonien teilnehmen.  Diese Estancia ist für patagonische Verhältnisse mittelgross und trotzdem unglaubliche 60‘000 Hektar gross. Oder 600 km² oder 20 auf 30 km Seitenlänge oder um es noch besser zu veranschaulichen, flächenmässig grösser als der Kanton Baselland. Weil die Böden derart karg und die Pflanzenwelt deswegen sehr kümmerlich ist, braucht ein Schaf bis zu 5 Hektar, um überleben zu können. Nach der Besichtigung der Estancia wird uns ein delikates Nachtessen mit Lamm vom Grill und vielen guten Beilagen aufgetischt.


Estanzia Librun – Perito Moreno – Punta Banderas, 255 Km

2014-12-01

Als Entschädigung für die 5’500 km seit Buenos Aires mit der meist einförmigen Pampa durch Patagonien und Feuerland gibt es heute ein Top-Highlight mit dem 254 km² grossen Perito-Moreno-Gletscher im Parque Nacional los Glaciares. Seine Gletscherzunge endet im Lago Argentino auf einer Breite von rund 5 Kilometern und einer Höhe von bis zu 77 Metern über der Wasserfront. Es ist einer der ganz wenigen Gletscher, welcher infolge des Klimawandels nicht schrumpft, sondern sogar noch um einen Meter pro Tag wächst. Immer wieder brechen (kalben) Stücke bis zur Grösse von Mehrfamilienhäusern mit Getöse weg. Diese beeindruckende Gletscherlandschaft ist in einer derartigen Form nur an den Polen und in Grönland zu finden.


Punta Banderas – Lago Argentinos – El Calafate, 47 Km

2014-12-02

Wir wollen mehr sehen von dieser unglaublichen Gletscherwelt und besteigen deshalb, für mich als Morgenmuffel schon früh an Morgen, einen grossen Katamaran für eine 5-stündige Fahrt auf dem Lago Argentino, dem grössten See Argentiniens. Er ist etwa dreimal so gross wie der Bodensee und bietet ein phantastisches Panorama mit Dutzenden von Gletschern an den Berghängen. Höhepunkte sind der riesige Upsala- und der Spegazzini-Gletscher. Entzückt bestaunen wir auch die vielen azurblauen Eisberge im See, wie von Künstlerhand geschaffene Skulpturen.

Das hübsche Städtchen El Calafate ist das Tourismuszentrum des Nationalparks Los Glaciares. Nach der Errichtung des Parks ist die Einwohnerzahl von ehemals 100 auf demnächst 20‘000 gestiegen. Seit der Park 1981 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde, strömen von Jahr zu Jahr immer noch mehr Touristen aus aller Welt hierher.


El Calafate – El Chalten, 216 Km

2014-12-03

Wir verabschieden uns von der himmlischen Gletscherlandschaft und steuern die nächsten Höhepunkte unserer Reise an. Der Ort El Chalten ist erst 1985 gegründet worden und lebt ausschliesslich vom stark zunehmenden Tourismus. Gefördert wurde diese Erschliessung von der argentinischen Regierung, weil man wegen Grenzstreitigkeiten mit Chile so seinen Anspruch auf dieses Territorium untermauern will. Anziehungspunkte sind die Bergmassive des Cerro Torre und des Fitz Roy. Seit die 90 Km lange Zufahrtsstrasse asphaltiert ist, finden sich nicht nur Bergsteiger und Trekker, sondern auch gewöhnliche Touris wie wir im netten Dörfchen ein.

Der erste Blick auf El Chalten mit dem dahinter liegenden Fitz-Roy-Massiv ist traumhaft. Im Mittelpunkt steht majestätisch der 3406 Meter hohe Granitberg Fitz Roy. Wegen den glatten und steilen Granitwänden sowie den extremen und unberechenbaren Wind- und Wetterverhältnissen scheitern die meisten Besteigungsversuche. Jede Seite und jede Route zum Gipfel ist im höchsten alpinistischen Schwierigkeitsgrad eingestuft.


El Chalten

2014-12-04 to 2014-12-05

Hedy fährt um 04.30 mit Kollegen zu einer Anhöhe ausserhalb des Dorfes in der Hoffnung auf einen schönen Sonnenaufgang mit einer wolken- und nebelfreien Sicht auf den Fitz Roy. Als ich ihre Fotos betrachte ärgere ich mich schon ein wenig über meine Faulheit. Die Frühaufsteher sind mit einer zauberhaften Sicht auf das Bergmassiv belohnt worden. Beginnend mit den ersten Sonnenstrahlen am Gipfel des Fitz Roy erstrahlt innert 10 Minuten das gesamte Massiv in einem glühenden und schon fast kitschigen Rot. Weitere 10 Minuten später ist das Spektakel vorbei und der Granitriese zeigt sich im ursprünglichen Grau.

Leider steckt der obere Teil des weiter von El Chalten entfernten Cerro Torre in den zwei Tagen immer in den Wolken. Auch dieser Berg stellt an die Alpinisten die allerhöchsten Anforderungen. Unter Bergsteigern gilt er als einer der schwierigsten, wenn nicht sogar als schwierigster Gipfel der Welt. Erstmals nachweislich bestiegen wurde er erst 1974.

Das Wetter pendelt im Stundentakt zwischen Sonnenschein und Regen hin und her. Wir geniessen die 2 Ruhetage trotzdem und genehmigen uns zwischendurch ein süffiges Pilsner in der gemütlichen Dorfbrauerei.


El Chalten – Gobernador Gregores, 292 Km

2014-12-06

Nach diesem sehr attraktiven Landstrich müssen wir gezwungenermassen wieder zurück in die öde und windige Pampa. Auch auf chilenischer Seite verbindet die berühmte Carretera Austral den Norden Chiles nicht mit dem chilenischen Teil Patagoniens. Verhindert wird dies durch das patagonische Inlandeis und jede Menge an Fjorden, Seen und Bergen. Reisende oder Strassentransporte sind deshalb zu einem grossen Umweg via Argentinien gezwungen. Unser treuer Reisebegleiter ist auch heute der stürmische Wind. Weiteres Ungemach wartet mit 90 Km Schotterpiste auf uns, welche wegen dem schlechten Zustand 4 Stunden Fahrzeit kosten. Und, man glaubt es kaum, auf den fast 300 Km bis Gobernador Gregores liegt nicht eine einzige auch noch so kleine Ortschaft. Auch das Etappenziel passt, trotz dem schön klingendem Namen, in diese langweilige Landschaft. Und so wundern wir uns zu guter Letzt auch nicht, dass wir im Ort kein brauchbares WiFi finden, um wieder einmal unsere Mails abzuholen und uns über das Weltgeschehen zu informieren.


Gobernador Gregores – Los Antiguos, 421 Km

2014-12-07

Abgesehen von Abstechern bewegen wir uns auf der berühmten Ruta Nacional 40 vorwärts, welche das gesamte Land über 5‘200 Km von Nord nach Süd durchquert. Wir fahren und fahren und kommen einfach nichts ans Ende von Patagonien. Nicht weiter verwunderlich, da nur schon der argentinische Teil mehr als doppelt so gross ist wie die BRD. Erschwerend kommt heute dazu, dass der eh schon orkanartige Westwind von Tag zu Tag noch einen Zacken zugelegt hat. Teilweise müssen wir runter auf 55 Km/h, um nicht im angrenzenden Kiesbett zu landen. Vermutlich erwähne ich diese Winde deshalb fast täglich, weil wir noch nie im Leben, weder zu Fuss noch im Auto, derart kämpfen mussten, nicht weggeblasen oder umgeworfen zu werden. Gegen Ende der heutigen Fahrt kommt endlich wieder etwas Couleur in die Natur. Zuerst bringt Eisenerz mit seinem Rostrot Farbe ins triste Grau der Böden. Und am tiefblauen Lago Buenos Aires entzücken uns sattgrüne Bäume und Sträucher. Wir nächtigen in Los Antiguos, einem unscheinbaren, gefälligen Badeort an diesem See.


Los Antiguos – Gobernador Costa, 414 Km

2014-12-08

Bereits haben wir 7‘000 Kilometer seit Buenos Aires zurückgelegt und das Ende der Steppe kommt langsam in Sicht. Noch 3 Etappen, dann sind wir in der oft so bezeichneten argentinischen Schweiz. Wir sind sehr gespannt. Mit dieser Vorfreude werden wir auch noch die letzten paar hundert Kilometer runterspulen. Freudig realisieren wir unterwegs, dass auf der Ruta 40 seit letztem Jahr wieder einige Abschnitte asphaltiert wurden und es heute anstatt den angesagten 90 nur noch 37 Kilometer Schotter sind. Dies verkürzt unsere Fahrzeit um 2 bis 3 Stunden. Um die gewonnene Zeit sind wir kurzzeitig froh. Bis wir die Abdeckung der Boiler-Heizung öffnen und was sehen wir? Jede Menge Sand und Staub. Der nächste Ruhetag nach dem stürmischen Patagonien wird wohl flöte gehen. Entstauben und Entsanden ist angesagt, weil der Wind auch durch die noch so kleinste Ritze Dreck reingeblasen hat. Übrigens haben wir vorgestern den vor der Verschiffung in den USA ersetzten Luftfilter des Motors erneut auswechseln müssen. Dies sagt schon genug aus über diese staubige Gegend.


Gobernados Costa – El Bolson ARG, 345 Km

2014-12-09 to 2014-12-10

Wenn wir das Tourbuch nicht völlig verkehrt gelesen haben, sollten wir heute das Ende der Pampa erreichen. Und tatsächlich sehen wir nach der halben Tagesstrecke in der Ferne die ersten Schneeberge. 100 Km später erfreuen sich unsere Augen am satten Grün der Bäume und Sträucher sowie dem kräftigen Blau des Lago Puelo. In der hauptsächlich vom Tourismus lebenden Kleinstadt El Bolson bleiben wir für 2 Nächte. Der nette Ort ist ein beliebtes Reiseziel für Rucksacktouristen und Hippies. Auch viele Künstler und Alternative haben sich in dieser liberalen Gemeinde angesiedelt. Es finden sich auch eine Reihe von Biobauern, welche das milde Klima und die fruchtbaren Böden zu nutzen wissen.

Den zweiten Tag in El Bolson verbringen wir mit Ausruhen und Staub wischen. Und inwendig spülen wir uns noch das letzte Sandkorn runter mit dem mundigen Cerveza der kleinen, aber feinen Campingplatz-Brauerei.


El Bolson – San Carlos de Bariloche ARG, 135+67 Km

2014-12-11

Die 135 Km bis Bariloche geraten zu einer buchstäblichen Panoramafahrt. Die Vegetation wird immer üppiger und blühende Lupinen und Ginster säumen das Strassenbord. Wir sind im Frühling des patagonischen Nordwestens angelangt und dürfen bei Tagestemperaturen bis 25° die Winterklamotten hoffentlich endgültig verstauen.

Nach dieser Farbenpracht gerät die Einfahrt im armseligen Osten der über 100‘000 Einwohner zählenden Stadt zu einem kleinen Schock. Umso schöner ist dann der Westen von Bariloche mit alpenähnlichen Häusern aus Holz und Stein sowie gepflegten Gärten. Wir entschliessen uns spontan, am Camping vorbei weiter auf den 50 Km-Rundkurs nach Liao Liao zu fahren. Ein weiser Entscheid, da die Landschaft einfach umwerfend schön ist. Wir begreifen schnell, weshalb San Carlos de Bariloche am Fuss der Anden als Schweiz von Argentinien bezeichnet wird und über eine Million Besucher pro Jahr empfängt. Der Unterschied zu unseren heimischen Seen besteht im Wesentlichen darin, dass nicht rings herum alles überbaut ist und der See noch nicht zum überbeanspruchten Freizeitpark verkommen ist. Die Krönung des Tages erwartet uns abends mit einem 7-Gang-Menu im Butterfly, dem wohl besten Lokal von Bariloche. Jeder Teller ist ein Gedicht und mit den 6 dazu passenden Weinen bezahlen wir umgerechnet 65 Franken pro Kopf. Halb geschenkt.


San Carlos de Bariloche ARG

2014-12-12

Weil wir etwas faul sind, nutzen wir den Sessellift auf den Cerro Campinario. Was unten schon bilderbuchhaft aussieht, ist von oben mit einer 360°-Rundsicht noch überwältigender. Zurück in Bariloche schauen wir uns den drittbedeutendsten Touristenort in Argentinien bei einem gemütlichen Spaziergang etwas genauer an. Als erstes auffallend sind die unzähligen Chocolatiers mit Preisen meist höher als in der Schweiz. Als weiteres gibt es ein umfangreiches Angebot an ausgezeichneten Restaurants und einige davon haben sogar Käsefondue auf der Speisekarte. Ob dies wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Schweizer Alpinen während vielen Jahren hier ihr Vorsaison-Training durchgeführt haben?


San Carlos de Bariloche ARG

2014-12-13

Wir geniessen noch einen Ruhetag in dieser bezaubernden Region. Schreiben Postkarten an die ganz alten Semester und hoffen, dass die Festtagswünsche dieses Jahr, nicht wie im Vorjahr von Kuba aus verschickt, erst im folgen Juni eintreffen werden. Und die Köchin bekommt schon wieder frei, weil das Campingplatz-Restaurant einen jungen Koch hat, welcher für wenig Geld kreative und schmackhafte Gerichte auf den Tisch bringt.

San Carlos de Bariloche wurde 2011 beim Ausbruch des Vulkans Puyehue in Chile schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Stadt und die Umgebung lagen unter einer 20 Zentimeter dicken Ascheschicht. Der Tourismus kam total zum Erliegen und viele Geschäfte gingen in dieser Zeit Pleite. Glücklicherweise hat sich die Natur schnell wieder erholt und die Touristen strömen bereits wieder in Massen hierher.


San Carlos de Bariloche ARG – Osorno CHI, 263 Km

2014-12-14

Unsere Weiterreise führt durch weitere hübsche Feriendörfer in dieser attraktiven Landschaft. Nach der Ausreise aus Argentinien geht es über den Paso Cardenal Samoré. Wir sehen den Vulkan Puyehue, welcher 2011 ausgebrochen ist und für die Asche beidseits der Strasse und die abgestorbenen Bäume verantwortlich ist. 38 Km später sind wir am chilenischen Zoll und es wird erstmals ungemütlich. Heute wollen es die Chilenen wissen und durchwühlen sämtliche Fahrzeuge. Die Passagiere von Reisebussen müssen ihre Koffern auf Tische legen und durchwühlen lassen. Bei Kollegen von uns werden nicht nur die Schränke innen, die unteren Stauräume, sondern auch noch die Box auf dem Dach inspiziert. Wie wir diesem Treiben aus der Warteschlange zuschauen entschliessen wir uns, dem Zöllner quasi etwas vor die Füsse zu werfen. Wir holen die nicht tolerierten Sachen teilweise aus unseren Verstecken und platzieren sie zuvorderst im Kühlschrank. Wie erwartet nimmt er uns eine Zwiebel, zwei Tomaten, Kartoffeln und einen grünen Salat weg. Weil wir so ehrlich waren und auf seine Frage spontan Gemüse deklariert hatten, schaut er ab jetzt nicht mehr so genau hin und übersieht unseren Honig, die Eier, den Salami und die Leberwurst.

Nach weiteren 100 Km durch eine voralpenähnliche Landschaft sind wir für 2 Nächte nahe bei Osorno auf dem Gelände von Armin Schmid aus Oberstaufen im Allgäu. Als Braumeister mit vielen Stationen, unter anderem auch bei Feldschlösschen in Rheinfelden, hat er sich hier seine eigene Brauerei mit einem herzigen Restaurant aufgebaut. Natürlich gibt es auf der Speisekarte, von unseren nördlichen Nachbarn wie immer als lecker bezeichnet, viele deutsche Spezialitäten wie Leberkäs, Spätzle, Sauerkraut oder Kasseler und Schweinshaxen. Zur Abwechslung wieder einmal etwas Deftiges und mein Küchentiger hat schon wieder 2 freie Tage.


Lago Llanquihue - Osorno CHI

2014-12-15

Der geplante Flug um den Volcano Osorno musste gestern abgesagt werden wegen Kumulus-Wolken, und weil die Piloten auf Sicht fliegen. Heute ist wieder nichts, weil der Vulkan in einer dichten Wolkendecke steckt. Also fahren wir in ein 10 Kilometer entferntes Auto-Museum mit 80 seltenen Oldtimern. Dort rennen wir gleich nochmals an, weil das Museum wegen einem Todesfall geschlossen ist. In Frutillar, einem beliebten Ausflugsort am Lago Llanquihue wird spaziert und etwas gegen das Magenknurren unternommen. Wir staunen ob den vielen deutschen Namens- und Firmenschildern. Alles Nachkommen von Auswanderern aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Einige Wörter, wie zum Beispiel Kuchen, sind in den spanischen Dialekt der Region eingegangen. Alsdann besuchen wir in Nueva Braunau einen deutschstämmigen Metzger. Von deutscher Tradition, wie sie auf dem Firmenschild steht, ist in seinem Sortiment aber nicht mehr viel zu sehen.


Osorno – Conaripe CHI, 200 Km

2014-12-16

Unsere Wegfahrt verzögert sich, weil wir vielleicht doch noch zu unserem Flug um den Vulkan Osorno kommen könnten. Nach eineinhalb Stunden und einigem Hin und Her kommt die gute Nachricht, dass sich die Wolken verziehen und wir uns auf den Weg machen sollen. Nachdem auch noch der Pilot eingetroffen ist, starten wir um 11 Uhr in einem 4-Plätzer zu einem einstündigen Rundflug. Es wäre jammerschade gewesen, wenn wir nach dem Aufstehen gleich weggefahren wären. Die Sicht auf den 2652 Meter hohen und bis weit nach unten schneebedeckten Vulkan ist traumhaft. Auch die umgebende Seenlandschaft ist bezaubernd. Und unser Pilot findet immer einen Weg zwischen den Wolken und bringt uns heil wieder nach unten. Nach diesem Erlebnis würdigen wir schmählich die reizenden Gegenden bis zum Übernachtungsplatz in Conaripe am Lago Calafquén gar nicht mehr richtig.


Conaripe – Pucon CHI, 60 Km

2014-12-17

Nur einige wenige Kilometer bis zum nächsten Standplatz und wir nutzen die freie Zeit, um unterwegs in Villarrica ausgiebig zu shoppen. Und immer wieder bietet sich heute dank dem tollen Wetter ein phantastischer Blick auf den noch aktiven Vulkan Villarrica (2847 M.ü.M.) In Pucon logieren wir nahe am malerischen Lago Villarica.


Pucon CHI

2014-12-18

Wir trödeln rum und machen auf Abwarten. Und siehe da, kurz nach Mittag lichten sich die Wolken und wir machen uns auf den Weg zum Volcan Villarica. Die Strasse führt bis in die Mitte des Vulkans auf 1425 M.ü.M. zu den Ski- und Sesselliften. Auf halbem Weg ist aber Schluss mit Asphalt und wir quälen uns den Berg hoch auf einer miesen Schotterpiste. Dort angekommen haben wir eine klare Sicht auf den schneebedeckten Kegel des Vulkans. Hangabwärts sieht es weniger gut aus. Wegen Wollken und Nebel ist die Sicht auf Pucon und den hübschen See sehr getrübt.


Pucon – Chillan CHI, 362 Km

2014-12-19

Ein mühsamer Fahrtag, weil es auf den ersten 200 Km ohne Unterbruch regnet. Wir möchten uns aber keinesfalls beschweren darüber, weil dies der erste Regentag seit Buenos Aires ist. Im Verlaufe des Nachmittags hellt es langsam wieder auf. Photos ausser von einem unbedeutenden kleinen Wasserfall haben wir deshalb nicht. Glanzpunkt des Tages ist deshalb die Vina Chillan in Bulnes. Ruedi Rüesch aus dem Thurgau zeigt uns stolz, was er seit seiner Auswanderung im Jahre 1999 hier aufgebaut hat. Nach der ausführlichen Besichtigung seines Weinguts und der anschliessenden Degustation, sind wir von der Reiseleitung zum Nachtessen mit Weinbegleitung eingeladen.


Chillan – Santiago de Chile CHI, 446 Km

2014-12-20

Auch auf der Fahrt zur Hauptstadt Chiles regnet es bis am frühen Nachmittag ausgiebig. Dies hindert die Chilenen aber nicht, etwas Gas wegzunehmen. Da und dort sieht man das Resultat dann auf oder neben den Strassen. Kurz vor Santiago machen wir noch einen Abstecher zum Weingut Santa Rita mit seinem Spitzenrestaurant und einem besuchenswerten Museum. Wenn der gekaufte Wein so gut wie das Weingut gepflegt ist, dürfen wir uns auf das Entkorken freuen. Der geplante Übernachtungsplatz in der Stadt ist vor kurzem geschlossen worden. In der kurzen Zeit liess sich nichts Besseres finden als ein grosser Parkplatz in einem heruntergekommenen Quartier. Das Positive dabei ist, dass wir das Zentrum zu Fuss erreichen können. Santiago liegt in einem Talkessel mit 50 Km Durchmesser auf 520 M.ü.M. zwischen den Küstenkordilleren im Westen und den Anden im Osten. 8 Millionen und damit fast die Hälfte der chilenischen Bevölkerung leben in Ballungsraum Santiago. In der weiteren Umgebung liegen zahlreiche noch aktive Vulkane. Die Stadt ist in der Vergangenheit von mehreren schweren Erdbeben betroffen worden.


Santiago de Chile

2014-12-21

Zu Fuss, mit der Metro und einer Standseilbahn erkunden wir von 9 bis 22 Uhr die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Historische Bauten aus der spanischen Kolonialzeit finden sich nur ganz wenige da Santiago, wie der Rest des Landes, regelmässig von schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Es gibt wohl nichts, was man unbedingt gesehen haben müsste. Aber ganz reizlos ist die Stadt mit ihren vielen empfehlenswerten Restaurants, grosszügig angelegten Parks und den umliegenden Bergketten nun auch wieder nicht. Zudem ist es eine der wenigen Metropolen, von denen aus das Meer ebenso schnell erreichbar ist wie Wintersportgebiete. Im Umkreis von 100 Kilometern findet man beliebte Badeorte wie auch zahlreiche Skigebiete in den Anden. Im quirligen Mercado Central nehmen wir das Mittagessen ein. Anschliessend lassen wir uns mit der Standseilbahn auf den Cerro San Cristobal ziehen. Wir geniessen die seltene Gelegenheit einer klaren Sicht auf die Stadt und die Bergketten. Die Kessellage in Kombination mit den Industrie- und Autoabgasen verursacht häufig Smog, weil je nach Wetterlage oft tagelang kein Luftaustausch stattfindet. Laut WHO ist die Luftqualität in Santiago eine der schlechtesten der Welt.


Santiago de Chile – Uspallata ARG, 248 Km

2014-12-22

Nach Santiago steigt die Strasse schon bald immer steiler an am Paso Los Libertadores bis auf 3209 M.ü.M. Wir haben das sehr seltene Glück, dass wir den Gipfel des Aconcagua, mit 6962 M.ü.M. höchster Berg ausserhalb des Himalayas, wolkenfrei sehen können. Kurz nachher sind wir beim Gemeinschaftszoll Chile/Argentinien angelangt. Bis wir durch sind, kostet uns dies zusammengezählt etwa gleich viel Zeit wie bei den 5 bisherigen Grenzübertritten zwischen diesen zwei Ländern. Weil wir über 3,05 Meter hoch sind, müssen wir uns in die rechte Spur einordnen mit den Bussen. Davon hat es vor uns 6 Stück und bei jedem müssen die etwa 50 Passagiere aussteigen, ihre Koffern röntgen und ihr Handgepäck von einem Zöllner durchwühlen lassen. Bei jedem Bus dauert dieses Prozedere etwa eine halbe Stunde. Nach fast 4 Stunden haben wir es geschafft und können endlich weiterfahren. Auf den folgenden Kilometern vergessen wir unseren Ärger mit den Zöllnern rasch beim Anblick einer umwerfenden Gebirgslandschaft.


Uspallata – Mendoza ARG, 137 Km

2014-12-23

Die dramatische Felslandschaft findet auf dem Weg nach Mendoza ihre Fortsetzung. Wie wir aus den Bergen in die Ebene kommen, sehen wir auch schon die ersten Reben. Argentinien ist innert 30 Jahren fast aus dem Nichts zum sechstgrössten Weinproduzenten geworden. Mehr als 70% davon stammt aus der Region Mendoza. Diese Entwicklung verdankt man insbesondere der ursprünglich in Frankreich beheimateten Malbec-Traube, welche nirgends so gut gedeiht wie hier. Der Hauptort Mendoza hat außer wunderschönen Platanenalleen und vielen Parks wenig Sehenswertes zu bieten, denn die Stadt wurde 1861 durch ein Erdbeben völlig zerstört. Wegen der Sommerhitze von teils über 40 Grad sind alle Strassen der Stadt beidseitig mit schattenspendenden Platanen bepflanzt.


Mendoza ARG

2014-12-24

Damit wir auch gebührend degustieren können, fahren wir mit einem Bus ins 30 Km entfernte Weingut Ruca Malen. Dort erwartet uns ein unglaublich kreatives und köstliches Mittagessen mit exquisiten Weinen zu jedem der 6 Gänge. Gesättigt geht es im späteren Nachmittag zurück auf den Campingplatz. Und schon bald war es Zeit, den Weihnachts-Abend vorzubereiten. Jeder bringt eine Vorspeise oder ein Dessert mit und Jean-Paul und ich haben sich zum Grillen gemeldet. Aber nach dem opulenten Mittagessen und den vielen Köstlichkeiten auf dem Vorspeisen-Buffet legen uns nur noch knapp die Hälfte etwas auf unseren Grill. Egal, es hat allen geschmeckt und wir hatten einen phantastischen Abend mit einer super tollen Stimmung. Eingestimmt wurden wir von unseren Engeln Janette und Maria, welche bisherige Ereignisse oder Eigenheiten jedes Mitreisenden in Gedichtform zum Besten gaben. Noch einen drauf setzte dann unser Hans, welcher als Weihnachtsmann, mit Pony mangels Esel aufmarschierte, und mit einer launigen Weihnachtsansprache aufwartete. Ein gutes Zeichen wohl, dass sich keiner trotz der morgigen langen Fahretappe vor Mitternacht verabschiedet hat.


Mendoza – Provinzpark Ischigualasto, 466 Km

2014-12-25

Eine sehr lange Etappe, aber wir kommen dank guten Strassen flott voran und auch Fotostopps erübrigen sich in der eintönigen Landschaft. Einzige Abwechslung unterwegs ist der Wallfahrtsort Difunta Correa mit einer skurrilen Ansammlung von kleinen Kapellen und Häuschen. Zu Tausenden pilgern die Argentinier hierher und bringen der Difunta Correa Wasserflaschen oder auch Nahrungsmittel mit. Die Legende besagt, dass sich Maria Antonia Deolinda y Correa 1841 mit ihrem Säugling in die Wüste begab, um ihren von spanischen Soldaten verschleppten Mann zu finden. Tage später wurde sie verdurstet aufgefunden. Wie durch ein Wunder hatte das Kind an der Mutterbrust überlebt. Wir übernachten beim Eingang zum Provinzpark Ischigualasto und dürfen dann als erste rein, wenn sich morgen das Tor öffnet.


Provinzpark Ischigualasto – Nationalpark Talampaya, 81 Km

2014-12-26

Früh am Morgen starten wir zu einer 40-Km-Rundfahrt durch den Parque Provincial Ischigualasto. Wegen der extremen Trockenheit wird es auch Vallee de la Luna (Mond-Tal) genannt. Der Park besticht mit seiner wüstenhaften Landschaft und den von der Erosion geschaffenen, skulpturartigen und kuriosen Gesteinsformationen. Die karge Vegatation beschränkt sich auf Kakteen und niedere Büsche. Alsdann fahren wir 80 Km weiter in den Parque Nacional Talampaya. Gemeinsam mit dem PP Ischigualasto ist er im Jahre 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Auf der 3-stündigen Bustour bestaunen wir auch hier, was die Natur für Kunstwerke geschaffen hat. Speziell imposant die roten Felswände, fossilführende Gesteine und mehrere archäologische Fundstätten mit Petroglyphen.


NP Talampaya – Grenzposten Argentinien, 316 Km

2014-12-27

Wer Steine und Felsen liebt, kommt heute auf seine Kosten. Andernfalls Gas geben und durch. Bis auf wenige Ausnahmen ist alles unterwegs staubtrocken und wüstenartig öd. Wir fahren bis zum argentinischen Zoll und erledigen die Ausreiseformalitäten. In kaum 10 Minuten ist dies erledigt und wir fahren 27 Kilometer weiter zum Übernachtungsplatz. Die lange und extrem hohe Überquerung des Paso de Agua Negra nach Chile sparen wir uns auf für morgen.


Grenzposten Argentinien – Vicuna CHI, 213 Km

2014-12-28

Ein Tag der Superlative mit der Überquerung der Anden. Es fängt schon damit an, dass ich schon um 05.00 Uhr geweckt werde. Um 05.30 Uhr füge ich mich dem Schicksal, beziehungsweise den Aufforderungen meiner besseren Hälfte, und krieche unter der Bettdecke hervor. Genau um 06.20 Uhr, wie das erste Sonnenlicht ins Tal dringt, fahren wir los auf 2975 M.ü.M. Ab jetzt ist für die nächsten 124 Kilometer Schotter unter den Rädern. Nach knapp 2 Stunden und 44 Kilometern sind wir auf der Passhöhe des „Paso de Agua Negra“ angelangt auf für uns unglaublichen 4‘767 M.ü.M. Sogar ich bin jetzt froh, dass wir sehr früh weggefahren sind, weil wir um diese frühe Zeit noch alleine unterwegs waren und ein Kreuzen auf der argentinischen Seite des Passes oft nicht möglich war. Auf der Passhöhe verläuft auch die Grenze zwischen Argentinien und Chile. Weitere 80 Kilometer oder 3 Stunden später sind wir am chilenischen Zoll auf 2104 M.ü.M. Die einzigartige Bergwelt, die wir auf den 124 Kilometern bestaunen durften, übertrumpft fast alles. In dieser euphorischen Stimmung lassen wir uns auch von den chilenischen Zöllner nicht in Rage bringen. Obwohl keine 20 Fahrzeuge vor uns sind, dauert das Einreiseprozedere geschlagene 2¼ Stunden, bis wir endlich durch sind. Die letzten 85 Kilometer bis Vicuna sind wieder asphaltiert. Noch nicht richtig aus den Anden raus, stehen bereits die ersten Reben entlang der Strasse und an den Hängen. In Vicuna sind wir auf 633 M.ü.M. angelangt und somit heute zuerst 1792 Meter in die Höhe und dann 4134 Meter wieder runter gekommen. Und dies ohne Kopfschmerzen, Schwindel oder sonstige Beschwerden.


Vicuna CHI

2014-12-29

Das beschauliche Kleinstädtchen Vicuna ist Zentrum der chilenischen Pisco-Produktion. Im Gegensatz zum italienischen Grappa, welcher aus Trester destilliert wird, dient fermentierter Traubenmost zur Herstellung von Pisco. Er ist das Nationalgetränk sowohl von Chile wie auch von Peru. Der Ursprung des Namens Pisco ist strittig und war schon Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen zwischen Chile und Peru. Beliebtestes Mixgetränk ist in beiden Ländern der Pisco Sour. Davon haben wir uns in letzter Zeit bereits einige zum Apero genehmigt. Aufgrund der meist sehr klaren Tage und Nächte befinden sich bei Vicuna mehrere astronomische Observatorien. Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir deshalb mit dem Bus 10 Km zum Mamalluca-Observatorium. Wir bekommen eine allgemeine astronomische Einführung und dürfen auch durch das Teleskop schauen. Die Sache ist eher langweilig und die Installationen scheinen uns veraltet zu sein. Da wären wir doch lieber zum Pisco Sour gegangen. Genug davon genossen sieht man auch Sterne.


Vicuna – Guanaqueros CHI, 120 Km

2014-12-30

Wir verschieben unser Home ein kleines Stück weiter nach Guanaqueros an die gleichnamige Meeresbucht. Natürlich stoppen wir kurz vorher in La Serena und Coquimbo, wo wir erstmals seit Santiago wieder grosse Supermärkte vorfinden und ausgiebig shoppen können. Auch der farbenprächtige Hafen mit dem lebhaften Fischmarkt in Coquimbo ist uns ein Spaziergang wert. Übernachtet wird an einem gepflegten Campingplatz am Strand.


Guanaqueros – Bahia Ingles, Caldera CHI, 440 Km

2014-12-31

Wir müssen von Bahia Ingles das kurze Stück bis nach La Serena wieder zurück fahren. Nordwärts dann aus der Stadt raus sind wir nach wenigen Kilometern in einer Halbwüste und bald darauf in einer staubigen Sandwüste. Die folgenden fast 400 Km ändert sich nichts mehr an der öden Landschaft. Trotz Gegenwind drücken wir deshalb ohne Rücksicht auf den Benzinverbrauch ein letztes Mal im alten Jahr kräftig aufs Gaspedal, um noch rechtzeitig unseren Beitrag zum Buffet zuzubereiten. Erfreulich dann nach diesen trockenen Gegenden, dass wir am Wasser in einem hübschen Campingplatz Sylvester feiern können. Jeder leistet einen Beitrag zum guten Gelingen und bringt etwas Feines mit. Einzig die Temperatur spielt nicht mit. Hatten wir in letzter Zeit immer angenehm warme Abende, so fällt der Thermometer ausgerechnet heute auf 18° runter. Wir ziehen alle eine warme Jacke an und lassen uns die Stimmung deswegen nicht verderben.


Bahia Ingles – NP Pan de Azucar CHI, 133 Km

2015-01-01

Die Wüste kann auch richtig schön sein. Dies wird uns heute auf der kurzen Fahrt zum Nationalpark Pan de Azucar mehrfach vor Augen geführt. Es fängt an mit noch nie gesehenen Felsen mit Kugelgranit. Dabei handelt es sich um schalenförmig gegliederte Kugeln, welche mit dem Muttergestein so stark verbunden sind, dass sie nur in Ausnahmefällen aus diesem herausgelöst werden können. Im Weiteren entzücken uns bizarre Felsformationen, Lavafelder, Kakteen und vieles mehr nach jeder Biegung. Auch der Übernachtungsplatz in einer idyllischen Meeresbucht passt zum Bild dieses Tages. (Als einzig Negatives wäre zu erwähnen, dass ich schon wieder kein WiFi habe und von Tag zu Tag kribbliger werde.)


NP Pan de Azucar – La Portada CHI, 395 Km

2015-01-02

Vom Pazifik weg fahren wir auf der Ruta 5 einen weiten Weg durch die Atamaca-Wüste und wieder zurück ans Meer bei Antofagasta. Die staubige Fahrt ist erneut sehr abwechslungsreich und dann muss ich auch mal die Hauptverkehrsachsen in Chile loben. Deren Zustand ist meistens besser als in vielen EU-Ländern und erst recht als in fast allen US-Bundesstaaten. Und da das Verkehrsaufkommen ausserhalb der grossen Städte sehr gering ist, kommen wir zügig voran. Vor Antofagasta stoppen wir selbstverständlich bei der 11 Meter hohen Skulptur „Mano del Desierto“. Sie ist vom Bildhauer Mario Irarrázabal erstellt worden und soll ein Mahnmal sein, mit den Umweltsünden aufzuhören, damit nicht der gesamte Planet zur Wüste wird. Auf einer Steilklippe bei Antofagasta treffen wir wieder auf unsere Reisegruppe. Die Sicht ist spektakulär, besonders auf das Naturmonument „La Portada“.


La Portada – San Pedro de Atacama CHI, 342 Km

2015-01-03

Für eine Woche geht es nun weg vom Meer, tief in die Atacamawüste. Sie ist 1200 km lang und eine der trockensten Landschaften der Erde. Im Jahresmittel fällt nur ein Fünfzigstel der Niederschläge des Death Valley in den USA. An einigen Wetterstationen ist seit deren Erstellung sogar noch nicht ein einziger Tropfen Regen registriert worden. Mit 105‘000 km² nimmt sie fast einen Siebtel der Fläche von Chile ein. Bedeutende Orte sind die Hafenstadt Antofagasta, die Bergbaustadt Calama und die Oase San Pedro de Atacama, Treffpunkt der Atacama-Touristen aus aller Welt. Von hier aus bieten sich Exkursionen in alle Himmelsrichtungen an. Wir bleiben 5 Tage bezw. 6 Nächte hier, unternehmen Ausflüge oder faulenzen. Und auch unseren fleissigen Pferdchen unter der Motorhaube haben ein paar Ruhetage verdient.


San Pedro de Atacama CHI

2015-01-04

Inmitten der alten indigenen Wüstensiedlung hat die spanische Kolonialverwaltung Ende des 16. Jh. ihr Verwaltungszentrum errichtet. Rund um die Plaza des Armas mit Kirche und Rathaus zeigt sich das für diese Zeit typische rechtwinklige Strassenmuster. In den einstöckigen, weissen Lehmhäuschen reihen sich ein Restaurant, Boutique oder Tourveranstalter an den anderen entlang der Av. Caracoles und ihren Querstrassen. Tagsüber ist es im Zentrum sehr ruhig und beschaulich. Dies ändert sich abends schlagartig mit den zurückkehrenden Ausflüglern. Trotz massiv höheren Preisen als anderswo ist in den etwa 20 Restaurants oft mit Wartezeiten zu rechnen.


San Pedro de Atacama CHI - Uyuni BOL

2015-01-05

Schon seit Wochen wird über die 3-Tages-Tour zum Salar de Uyuni geredet. Es ist zweifelsohne ein Höhepunkt unserer Reise und alle freuen sich auch darauf. Einige müssen jedoch aus gesundheitlichen Gründen wegen den Höhen von über 5000 Metern oder den bis zu 10 Stunden pro Tag in hart gefederten Geländefahrzeugen passen. Einer davon bin leider ich, weil sich in letzter Zeit ab und zu mein Ischiasnerv unliebsam bemerkbar gemacht hat. Deshalb muss ich aus Vernunftgründen verzichten und Hedy soll mir dafür schöne Bilder und die Berichte der nächsten 3 Tage für unseren Blog mit nach Hause bringen. Und nun zu ihren Erlebnissen:

Morgens um halb acht fuhr unsere 23-köpfige Gruppe ab unserem Campground mit einem Bus zur chilenischen Grenze. Wir waren die ersten und somit wurden wir auch sehr schnell abgefertigt und konnten dann die 2000 Höhenmeter bis zur bolivianischen Grenze auf 4480 M.ü.M. unter die Räder nehmen. Dort stiegen wir dann in 6 Toyota Land Cruiser um. Fuhren über Schotterpisten durch das südliche Altiplano bei bewölktem Wetter und auch teilweisem Regen, vorbei an Lagunen und kleinen Dörfern bis Uyuni, wo wir das erste Mal auf 3675 M.ü.M. übernachteten.


Uyuni - Salar de Uyuni – Villa Alota BOL

2015-01-06

Am zweiten Tag strahlte uns die Sonne wieder an. Zuerst fuhren wir zum Eisenbahnfriedhof, Cementerio de los Trenes, einem Zeugnis der Eisenbahngeschichte Boliviens. Hier rosten zahlreiche alte Dampfloks und Waggons ihrer vollständigen Auflösung entgegen. Weiter über Colchani, einem Zentrum der Salzgewinnung, wo wir die ersten aus Salzziegelsteinen gebauten Häuser sahen. Dann erreichten wir das eigentliche Ziel unseres dreitägigen Ausflugs, den Salar de Uyuni. Der See ist mit 10582 km2 der grösste Salzsee der Erde. In ihm lagert das möglicherweise weltweit grösste Lithiumvorkommen. Der See ist bis zu 72 Meter tief und die Salzkruste ist 2 - 7 Meter dick. Unser Mittagessen nahmen wir auf der traumhaft schönen Insel Incahuasi ein. Eine von mehreren Inseln auf dem See mit 3720 Säulenkakteen, die teilweise über 1200 Jahre alt sind. Der weitere Weg führte uns zurück über Uyuni nach Villa Alota, wo wir in der „Alojamiento Urkupina“ übernachteten. Sowohl die Unterkünfte, wie auch die Restaurants entlang der Strecke, sind allesamt sehr einfach und spartanisch, so auch diese Lodge.


Villa Alota BOL – San Pedro de Atacama CHI

2015-01-07

Der dritte Tag, unser Rückreisetag, führte uns vorbei an den Lagunen Hedionda, Chiarota, Hondo, durch den Canyon de Inca, den National Park Eduardo Avaroa mit der Laguna Colorada, Geiser de Sol de Mañano, Salar de Chalviri mit einer Hotspring, dem Desierto de Dali, der Laguna Verde und zurück über den Zoll von Bolivien. Weil der jüngste unserer 6 Driver in einem Canyon die falsche Ausfahrt nahm und sich dann in der Wüste verirrte, verloren wir mit Suchen und Warten mehr als 2 Stunden. Am Grenzübergang stiegen wir wieder in den Bus um, der uns zurück auf 2450 M.ü.M nach San Pedro de Atacama brachte. Vor dem Dorf mussten wir noch die chilenische Zollkontrolle über uns ergehen lassen, bevor wir um 21.00 Uhr, zwar hundemüde, aber mit einem Rucksack voller einmaliger Erlebnisse, im Campingplatz eintrafen.

Fazit: Über 1000 km auf einer oft brutalen Schotterpiste, drei Reifenpannen und sonstige kleinere Reparaturen. Eine phantastische Landschaft zwischen 3400 und 5088 m.ü.M. Trotz der Kargheit der Gegend viele Tiere wie Flamingos, Vicunas, Lamas und andere Wüstenbewohner beobachtet. Von der Erosion geschaffene bildschöne Steinformationen, traumhafte Lagunen und vielfarbige Wüsten. Die unvergesslichen Erlebnisse waren Jedem unserer Gruppe die Strapazen der Tour und der primitiven Unterkünfte wert.


San Pedro de Atacama – Iquique – Humberstone CHI, 555 Km

2015-01-08 to 2015-01-09

Nach 6 herrlichen Tagen in San Pedro de Atacama müssen wir uns wieder einen grossen Schritt vorwärts bewegen. Der erste Teil bis Tocopilla am Pazifik ist sehr eintönig und ermüdend. Von da an zeigt sich die Wüste von ihrer attraktiven Seite mit bezaubernden Küstenlandschaften. In Iquique, einer netten Hafenstadt und beliebtem Badeort mit kilometerlangen Stränden, stossen wir auf die ankommenden Teilnehmer der Dakar-Rallye. Auf der Plaza im Stadtzentrum werden Fahrzeuge und Fahrer dem Publikum vorgestellt. Die Stimmung gefällt uns und wir würden gerne noch länger bleiben. Aber die bald untergehende Sonne und die noch 50 Km bis zum Übernachtungsplatz zwingen uns dann doch zur Weiterfahrt. Dies ist aber nicht so leicht zu bewerkstelligen. Das GPS lockt uns in Einbahnstrassen und im Kreis herum im Zentrum, aber nie auf die richtige Ausfahrtstrasse in Richtung Humberstone. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf der Küstenstrasse dem Stadtzentrum zu entfliehen und uns nach mehr als 10 Km neu zu orientieren in die gewünschte Himmelsrichtung. Inzwischen ist nach dem Benzintank auffüllen bereits die Nacht angebrochen. Auf einer noch nicht ganz fertiggestellten Autobahn geht es zuerst rassig vorwärts. Nach 50 Km fahren wir jedoch am Camping auf der linken Seite vorbei und können nicht da rüber, weil es mehrere Kilometer weit keine Ausfahrt gibt. Auf provisorischen Strassen, Umleitungen und nicht ausgeschilderten Naturstrassen schaffen wir es irgendwie, zu unseren Reisekameraden zu stossen. Ihnen allen ist es nicht besser ergangen, nur dass sie noch bei Tageslicht die Irrfahrt hinter sich bringen konnten.


Humberstone – Arica CHI, 287 Km

2015-01-10

Bevor wir weiterfahren, wollen wir natürlich noch das UNESCO-Weltkulturerbe Humberstone besichtigen. Das Salpeterwerk beschäftigte in seinen besten Zeiten über 3‘000 Mitarbeiter. Ab 1872 wurde Salpeter (Natriumnitrat) gefördert, aus welchem Sprengstoff und Düngemittel hergestellt wurde. Da die Gewinnung von Salpeter sehr lukrativ war, kam es zwischen 1879 und 1884 zum Salpeterkrieg zwischen Bolivien, Chile und Peru. Auch dank amerikanischer Unterstützung gewann Chile diesen Krieg und konnte so sein Staatsgebiet enorm ausweiten. Grosser Verlierer war Bolivien, welches seinen Zugang zum Pazifik verlor und zum Binnenstaat wurde. Mit der Entdeckung synthetischen Düngers brach der Salpeter-Markt zusammen und Humberstone wurde 1961 geschlossen. Der Ort wurde daraufhin wie auch andere Salpeterwerke in der Atacama-Wüste zur Geisterstadt. Über 50 Jahre später präsentieren sich die einsturzgefährdeten Gebäulichkeiten in der fast surrealen Umgebung sehr fotogen. Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Langweilige 4 Stunden durch die graue Wüste, bis wir am Meer im lebhaften Arica eintreffen, wo gerade ein Volksfest in Vorbereitung ist. Leider können wir nicht daran teilnehmen, weil sich unser Übernachtungsplatz einige Kilometer ausserhalb der Stadt befindet.


Arica – Putre CHI, 156 Km

2015-01-11

Für die nächsten mehr als 2 Wochen geht es weg vom Ozean zurück ins Altiplano, einer Anden-Hochebene auf durchschnittlich 3600 M.ü.M. Vom Titicaca-See erstreckt sich das abflusslose Altiplano 1000 km südwärts und ist flächenmässig etwa 4 Mal so gross wie die Schweiz. Bereits nach wenigen Kilometern haben wir, abgesehen von vereinzelten Oasen, die Zivilisation verlassen. Die Strasse schraubt sich den Berg hoch bis nach Putre, nahe der bolivianischen Grenze.


Putre CHI – La Paz BOL, 365 Km

2015-01-12

Nochmals über 1000 Höhenmeter und nach 80 Kilometer sind wir an der chilenisch/bolivianischen Grenzstation auf 4670 M.ü.M. angelangt. Der Schneefall der letzten Nacht hat diese traumhafte Gebirgslandschaft noch märchenhafter gemacht. Nebst einmalig schönen Vulkanen und Seenlandschaften begegnen uns auch viele Tiere am Wegesrand. In knapp 2 Stunden haben wir die Ausreise aus Chile und die Einreise nach Bolivien hinter uns. Nach 8 Grenzübertritten haben wir uns langsam damit abgefunden, dass es mit dieser Bürokratie nicht schneller zu schaffen ist. Die folgenden 250 km auf Höhen zwischen 3800 und 4200 Metern sind dann eher langweilig. Dies ändert sich dann schlagartig bei El Alto, welches bis 1985 ein Stadtteil von La Paz war. Seither ist der Ort infolge der Landflucht bis auf fast 1 Mio Einwohner angewachsen. Ausgedehnte Elendsviertel und industrielle Kleinbetriebe, für welche es im wohlhabenderen La Paz keinen Platz mehr hat, prägen das Stadtbild. Nachdem wir das Verkehrschaos in der am schnellsten wachsenden Stadt Südamerikas überstanden haben, geht es 800 Meter steil bergab auf 3300 Meter in den Hof des Hotels Oberland.


La Paz BOL

2015-01-13

Die konstitutionelle Hauptstadt von Bolivien ist Sucre. Sie beherbergt jedoch nur den obersten Gerichtshof. Regierung, Parlament und alle anderen Institutionen haben ihren Sitz in La Paz. Wie fälschlicherweise oft als solche bezeichnet ist La Paz somit nicht die höchstgelegene Hauptstadt, sondern nur der höchstgelegene Regierungssitz der Welt. Die Stadt erstreckt sich in einem Talkessel bezw. Canyon zwischen 3100 und 4100 M.ü.M. Im Gegensatz zu allen anderen Städten, wo die Reichen oben und die Armen unten wohnen, ist es in La Paz gerade umgekehrt. Der Grund liegt darin, dass es oben deutlich kälter ist als im Talboden. Nachdem auch die steilsten Hänge bis zuoberst überbaut sind, entstanden im Talboden immer mehr ultramoderne Hochhäuser. Sie verdecken oft die noch vorhandenen kolonialen Bauten oder diese mussten den Neubauten sogar weichen. Für viele Besucher ist La Paz mit ihren einzigartigen Kontrasten eine der faszinierendsten Städte Südamerikas. Beeindruckend für uns ist, wie in diesen extremen topographischen Verhältnissen eine Grossstadt mit 800‘000 Einwohnern entstehen konnte. Zu einer Lieblingsstadt ist sie für uns jedoch in dieser kurzen Zeit nicht geworden. Verkehrschaos, Umweltverschmutzung und die sozialen Gegensätze irritieren uns zu sehr.


El Camino de la Muerte (Todesstrasse)

2015-01-14

Der Camino de la Muerte (auch Carretera de la Muerte, Ruta de la Muerte oder Yungas-Strasse genannt) verbindet über 65 Km den Regierungssitz La Paz mit Corioco im Amazonas-Regenwald. Seit ihrem Bau in den 1930er Jahren hat sie jährlich 200 bis 300 Todesopfer gefordert und galt deshalb als gefährlichste Strasse der Welt. Senkrechte Abhänge meist ohne Leitplanken, tropische Regenfälle und Nebel, Steinschlag und Erdrutsche, Strassenschäden und eine Fahrbahnbreite von teilweise weniger als 4 Metern charakterisieren diese Todesstrasse. Durchschnittlich stürzten früher 2 Fahrzeuge pro Monat in die Tiefe. Bei Youtoube sind einige haarsträubende Szenen bei Kreuzungsmanövern und dergleichen zu sehen. Seit 2006 die Umfahrungsstrasse eröffnet wurde, hat sie ihre ehemalige Gefährlichkeit weitgehend verloren. Jetzt verkehren fast nur noch kleine Touristenbusse und Mountainbiker und erst noch alle in der gleichen Richtung.


La Paz – Copacabana BOL, 162 Km

2015-01-15

Wir benötigen volle 2¼ Stunden für 39 Kilometer, bis wir endlich La Paz und El Alto hinter uns gelassen haben. Insbesondere die Abertausenden von Minibussen und Sammeltaxis verstopfen mit ihrer Drängelei alle Strasse und blockieren jede Kreuzung.

Am Titicaca-See wartet mit der Fähre über den Estrecho de Tiquina das nächste Abenteuer auf uns. Die Boote sind alles andere als vertrauenserweckend und es ist auch schon vorgekommen, dass eines gekentert ist. Nach 20 Minuten sind wir schadlos am gegenüberliegenden Ufer angelangt und schaffen es sogar, trotz inexistenten Rampen ohne Aufschlagen des Hecks von Bord zu kommen. Nun dürfen wir auf der Weiterfahrt wieder entspannt den bezaubernden Titicacasee bewundern. Zwischen Bolivien und Peru gelegen, ist er rund 15 Mal so gross wie der Bodensee. Auf einer Höhe von 3800 Metern gelegen ist es das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer. Am malerischen Wallfahrtsort Copacabana stossen wir dann gemeinsam auf die geglückte Seeüberquerung an.


Copacabana BOL – Puno PER, 153 Km

2015-01-16

Viele gläubige Bolivianer kommen täglich nach Copacabana, um ihr neues Fahrzeug von einem Geistlichen segnen zu lassen. Autos und LKWs werden mit Blumen geschmückt und mit Weihwasser und Bier übergossen. Vermeintlich reicht dies aus, um auf bolivianischen Strassen alle Vorschriften und Signalisationen zu ignorieren. 8 Kilometer nach der Wegfahrt steht wieder ein Grenzübertritt an. In rekordverdächtigen 1½ Stunden sind wir in Bolivien ausgereist und in Peru eingereist. Dem Titicacasee entlang fahren wir durch eine von Ackerbau und Viehzucht geprägte Landschaft bis nach Puno. Die ersten Eindrücke vermitteln uns das Bild, dass die Bevölkerung nicht wohlhabender als diesseits der Grenze ist. Da wir früh dran sind, gönnen wir unserem Womo einen Oelwechsel in Puno. Dies wird samt dem Drehen eines Reifens gleich auf der vielbefahrenen und gefährlichen Strasse ausgeführt.


Puno – Sillustani PER, 39 Km

2015-01-17

Zuerst machen wir heute eine Bootstour zu den schwimmenden Inseln der Uros. Die reinblütigen Uros sind im letzten Jahrhundert ausgestorben. Ihre Nachkommen vermarkten diese Kultur mit grossem Geschick. Auf den etwa 50 Inseln leben noch immer ein paar Dutzend Familien. Regelmässig muss von oben Schilf ergänzt werden, da es unten langsam verrottet. Mit dem Schilf werden auch Häuser und Boote gebaut sowie kunsthandwerkliche Arbeiten für den Verkauf an Touristen angefertigt. Sogar gegessen wird das Totora-Schilf. Die Uros lebten während Jahrhunderten auf diesen Inseln und konnten sich so vor den kriegerischen Colla und Inka der Unterwerfung entziehen.

Im Campingplatz konnten wir am Morgen noch dem Liebesspiel der Alpakas zuschauen. Wie wir von den schwimmenden Inseln zurückkehren, versucht ein Neugeborenes auf die Beine zu kommen. Nach einer Weile kommt die ganze Herde vorbei, um den Neuankömmling zu beschnuppern.

Auf der kurzen Fahrt bis Sillustani legen wir noch einen Halt ein bei einem typischen regionalen Bauernhof. Die Familie gibt uns einen Einblick in ihr bescheidenes Leben und bietet Eigenprodukte zur Verkostung an. In Sillustani können noch bis zu 12 Meter hohe Chullpas, steinerne Grabtürme aus dem 15. Jh. vom Volk der Calla bestaunt werden. Logischerweise ist unsere Aufnahmefähigkeit nach diesem voll beladenen Tag stark eingeschränkt und unsere Sinne sind mehr auf Pisco Sour und dergleichen ausgerichtet.


Sillustani – Cusco PER, 377 Km

2015-01-18

Ein landschaftlich reizvoller Fahrtag, meist auf über 3500 Metern über Meer auf der Altiplano-Hochebene. Höchster zu überquerender Punkt heute ist der Pass „Abra La Raya“ mit 4338 Metern. Wir freuen uns täglich, wie unser 6-Tönner ohne spürbaren Leistungsverlust wegen der dünnen Luft die Berge hochkraxelt. Ganz im Gegensatz dazu unsere Kollegen mit den modernen Dieselmotoren von Iveco und Mercedes. Inzwischen hatte in den letzten Tagen jeder unserer Kollegen Probleme infolge verstopfter Diesel-Partikelfilter, kurz DPF genannt, und dem Computer, welcher die Motorenleistung massiv reduziert. Weil keine Fahrzeuge mit diesen modernen Euro-Norm-Motoren aus Europa hierher geliefert werden, finden sich auch keine Werkstätten mit dem notwendigen Know-how, da auf dieser Höhe der Benziner im Vorteil ist. Der niedrige Flammpunkt machts möglich, dass auch bei geringem Sauerstoffgehalt noch genügend Kraft vorhanden ist. Seit der Euro-Norm 5 hingegen werden mittels DPF die Feinstoffpartikel herausgefiltert. Sobald der DPF mit diesen gesättigt ist, wird automatisch ein Brennvorgang eingeleitet, der aber bei Sauerstoffmangel in der Höhe zur Verstopfung der Filterwaben führen kann und zu einer massiven Leistungseinbusse führt. Konsequenz: der DPF muss ausgebohrt werden.

Für Abwechslung unterwegs sorgen die kleineren Ortschaften mit farbenprächtigen Märkten im Zentrum.


Cusco PER

2015-01-19 to 2015-01-20

Cusco wurde um das Jahr 1200 vom ersten Inka-Herrscher gegründet und war von da an die Hauptstadt des Inkareiches. Der Name Cusco bedeutet „Nabel der Welt“, weil es Mittelpunkt des Inka-Imperiums war. Ab 1533 wurde Cusco von den goldhungrigen Spaniern bis auf die Grundmauern zerstört. Mit den Steinen der Inka-Tempel und Paläste wurden koloniale Kirchen gebaut. Erneut zerstört wurde Cusco 1650 durch ein Erdbeben, welchem nur die erdbebensicheren Grundmauern der früheren Inka-Gebäude widerstanden. Wir sind auf Anhieb vom kolonialen Glanz dieser Stadt begeistert. Aufgrund der historischen Bedeutung als älteste, ständig bewohnte Stadt des Kontinents, ist sie auch eines der interessantesten Ziele in Südamerika. Zentrum ist die Plaza de Armas mit der Kathedrale und der Jesuitenkirche, beide im 16. Jh. erbaut, und den schönen Arkaden. Von der Plaza ausgehend entzücken uns die verwinkelten und teils steilen Gassen.


Aguas Calientes PER

2015-01-21

Cusco ist auch Ausgangspunkt für den Besuch von Machu Picchu. Der Durchschnittstourist fährt an einem Tag hin und nach 2 Stunden in der Anlage wieder zurück nach Cusco. Wir genehmigen uns dafür 2 Tage mit Übernachtung in Aguas Calientes. Weil die Bahnstrecke ab Cusco nach einem Erdrutsch immer noch nicht wiederhergestellt wurde, müssen wir bis Ollantaytambo den Bus nehmen. Von dort fahren wir mit Perurail durch das zerklüftete Tal des Rio Urubamba zum Tagesziel, welches nicht ans Strassennetz angeschlossen ist. Der Ort wird auch als Machu Picchu Pueblo bezeichnet und ist mit seinen halbfertigen Gebäuden aus Zement und Beton an Hässlichkeit nur schwer zu überbieten. Einzig die vielen Restaurants sind sehr hübsch und gemütlich gestaltet.


Aguas Calientes – Machu Picchu – Cusco PER

2015-01-22

Die Übernachtung in Aguas Calientes sollte den entscheidenden Vorteil haben, dass man frühmorgens auf dem Berg ist, bevor die Tagestouristen die Anlage überschwemmen. Wir besteigen deshalb bereits um 06.15 einen der vermeintlich ersten Busse. Eine halbe Stunde später am Endziel angelangt müssen wir leicht frustriert zur Kenntnis nehmen, dass vor uns schon 20 Busse hochgefahren sind und bereits gegen 1000 Besucher anwesend sind. Zudem regnet es heftig und der Nebel will sich auch nicht verziehen. Nach 2 Stunden zeigt sich endlich die Sonne und die spektakuläre Lage auf einem Granitfelsrücken zwischen 2 Berggipfeln kommt imposant zur Geltung. Wir verstehen, weshalb für viele Besucher Südamerikas diese Inka-Stadt der Höhepunkt ihrer Reise ist. Wie schön, dass die Existenz von Machu Picchu den einfallenden Spaniern verborgen geblieben ist.


Cusco PER

2015-01-23

Nach den letzten zwei ziemlich anstrengenden Tagen nehmen wir es etwas gelassener heute. Am Nachmittag zieht es uns aber nochmals in die betörende Altstadt von Cusco. Auf den gepflegten Plazas, engen Gassen und reizenden Innenhöfen spürt man die geschichtsträchtige Vergangenheit förmlich. Auf dem Mercado Central werden wir dann wieder in die Gegenwart geholt.

Was das Klima betrifft, können wir auf dieser langen Reise nicht überall die ideale Jahreszeit erwischen. In Bolivien und Peru ist Januar und Februar Regenzeit. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es ununterbrochen regnet. Vereinzelte kurze Regenschauer oder auch mal ein heftiges Gewitter abends beeinträchtigen unsere Reise nicht wirklich.


Cusco – Quebrada Linda PER,, 281 Km

2015-01-24

Ausser ein paar Fotos kommt heute nichts aus der Redaktion. Der Rückstand mit den Reiseberichten ist auf 10 Tage angewachsen. Unser Programm ist dicht gedrängt und uns bleibt momentan neben Besichtigungen und der Fahrerei kaum noch freie Zeit.


Quebrada Linda – Nasca PER, 372 Km

2015-01-25

Eine kurvenreiche Fahrt auf einer Hochebene, wovon 150 Km auf über 4000 Metern zurückgelegt wurden. Drei Mal sind wir sogar auf über 4500 Meter gewesen. Nach 7 Stunden reiner Fahrzeug sind wir vom Hochland runter auf 585 Meter über Meer in der Nasca-Wüste angekommen.


Nasca PER

2015-01-26

Die erst 1924 aus dem Flugzeug entdeckten Nasca-Linien entstanden nach früheren Forschungen in der Nasca-Periode zwischen 200 v.Chr. und 600 n.Chr. Heute ist erwiesen, dass die ältesten Figuren bereits zwischen 800 v.Chr. und 200 v.Chr. in der Paracas-Periode entstanden sind. Wissenschaftlich gesehen gibt es zu diesen Geoglyphen oder Scharrbildern unzählige Interpretationen. Auf einer Fläche von 500 km² sind inzwischen über 2000 Figuren mit einer Länge von bis zu 20 km entdeckt worden. (Weitere Infos unter http://de.wikipedia.org/wiki/Nazca-Linien).

Am Nachmittag statten wir noch dem Nasca-Friedhof Chauchilla und dem Acueducto Cantallo einen Besuch ab. Die Toten wurden in prachtvolle Tücher gewickelt und in sitzender Stellung im trockenen Wüstenboden begraben. Die extreme Trockenheit mumifizierte die Toten. Teilweise sind sie noch heute gut erhalten. Die in Hockstellung befindlichen, durch die gleich bleibenden Temperaturen gut erhaltenen Mumien innerhalb der Sarkophage blicken in Richtung Osten und damit in Richtung Sonnenaufgang, vermutlich weil die aufgehende Sonne Symbol für das Leben und infolge auch für das Leben nach dem Tod ist.


Nasca – El Carmen PER, 259 Km

2015-01-27 to 2015-01-28

Die nächsten Tage wird uns die Wüste nicht mehr loslassen. Aber jede Wüste hat auch reizende Oasen wie El Carmen. In der Albergue Nuaranjapo lassen wir es uns 2 Tage gut gehen. Es fehlt uns an nichts ausser, wie fast immer in den letzten Wochen, ein einigermassen brauchbares Wifi. Am ersten Abend tritt am Pool eine Band auf und spielt rhythmische, afro-peruanische Musik. Die Tänzerinnen und die Show begeistern auch mich. Erst recht, da ich ja heute Geburtstag feiere und sowas in der Wüste nicht erwarten konnte.


El Carmen – Lima PER, 206 Km

2015-01-29

Ereignislose 200 Km den Sanddünen entlang. Vor Lima säumen riesige Geflügelfarmen unseren Weg. Anders als die Argentinier und Chilenen, welche sich hauptsächlich von Rindfleisch ernähren, lieben die Peruaner Fische und Geflügel. Beim Anblick dieser Zucht- und Mastbetriebe werden wir beim Einkauf zukünftig doppelt aufpassen, Eier von glücklichen Hühnern zu bekommen.


Lima PER

2015-01-30 to 2015-01-31

Die Bevölkerungszahl von Lima samt Vororten hat sich in den letzten 50 Jahren verachtfacht von 1 auf 8 Millionen. Die Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung soll etwa 50 und in Ost-West-Richtung 40 Kilometer betragen. Mit der rasanten Zuwanderung waren die Stadtbehörden seit jeher überfordert, was sich insbesondere an einem fast inexistenten öffentlichen Transportsystem und der Infrastruktur bei der Wasser- und Stromversorgung sowie der Müllbeseitigung krass zeigt. Arbeitswege von 4 Stunden pro Tag seien absolut nichts Aussergewöhnliches. Auch wir bekommen dies zu spüren, weil wir vom Stadtrand bis ins Zentrum mit dem Tour-Bus eineinhalb Stunden brauchen. Lohnenswert trotzdem, weil das Stadtzentrum mit der Plaza de Armas und San Martin ein UNESCO-Weltkulturerbe ist. Auch die Bezirke Miraflores und Barranco gefallen uns sehr. Letztendlich ist all dies aber nur ein sehr kleiner Teil einer überbevölkerten, verdreckten und stinkenden Grossstadt, in welcher zwei Drittel in Elendsvierteln in der Peripherie leben. Nachdem wir nach dem Studium des Routenplans etwas enttäuscht waren, nur 2 Tage in Lima zu stehen, fällt uns die Weiterreise nach dem Gesehenen nicht schwer.


Lima – Caral PER, 253 Km

2015-02-01

Erneut ein eintöniger Wüstentrip. Wir müssen früh weg, weil wir am Nachmittag die Ruinen der ältesten bekannten Stadt auf dem amerikanischen Kontinent ansehen wollen. Zuerst müssen wir aber durch den Verkehrsmoloch von Lima. Vermutlich weil Sonntag ist, kommen wir recht flüssig voran. Trotzdem wir uns einmal gewaltig verfahren, sind wir nach 2 Stunden und 75 Km am Rand der letzten Vorstadt angelangt.

Caral umfasst eine Fläche von 60 Hektar und besteht aus zwei kreisförmigen in den Boden eingesenkten Flächen. Begrenzt wird die Siedlung durch sechs flache, pyramidenförmige Erhebungen, von denen die größte 160 m lang, 150 m breit und 18 m hoch ist. Zeitlich reiht sich Caral in die bekannten Ursprungszentren der menschlichen Zivilisation neben Mesopotamien, Ägypten und Indien ein, ohne jedoch annähernd den Stellenwert dieser Hochkulturen zu erreichen.


Cabral – Huanchaco PER, 423 Km

2015-02-02

Ein langer Fahrtag. Immerhin bekommen wir nicht nur Sand zu sehen, sondern entlang den Flüssen, welche aus den Anden durch die Wüste in Richtung Pazifik strömen, viel Zuckerrohr- und andere Anbauflächen. Und zur weiteren Abwechslung sogar ab und zu den Ozean.


Huanchaco PER, 62 Km

2015-02-03

Es steht bereits früh am Morgen Kultur auf dem Tagesprogramm. Zuerst Chan Chan, Hauptstadt des Chimu-Reiches und erbaut um 1300 n.Chr. auf einer Fläche von 28 km². Wahrscheinlich war sie zur damaligen Zeit die grösste Siedlung in Südamerika und eine der grössten der Welt, die aus Lehm errichtet wurde. Ihre Einwohnerzahl wird auf 60‘000 geschätzt und sie war sehr wohlhabend an Gold, Silber und keramischen Kunstgegenständen. Nachdem die Spanier das Inkareich erobert hatten, blieb von der Chimu-Kultur nicht mehr viel übrig. Und was die Spanier nicht zerstörten, schafft die Klimaveränderung und El Nino mit verheerenden Regenfällen. Anschliessend besuchen wir noch die Ausgrabungsstätten Huaca de la luna und Huaca del sol aus der Moche-Kultur. Zum Abschluss noch ein kurzer Spaziergang im farbenprächtigen Zentrum von Trujillo.


Huanchaco – Pimentel PER, 231 Km

2015-02-04

Je weiter wir in den Norden Perus kommen, desto armseliger und schmutziger werden die Siedlungen. Und die Müllberge entlang den Strassen und sogar im Mittelstreifen in Ortschaften werden immer grösser. Der Wind sorgt zudem dafür, dass Plastiksäcke und dergleichen in der ganzen Landschaft verteilt werden und Bäume und Sträucher „verzieren“. Auch unsere Übernachtungsplätze sind mangels Alternativen knapp an der Grenze des Zumutbaren. Man kann dem Dreck und Gestank kaum entfliehen. An Tankstellen müssen wir nach Wasseranschlüssen suchen, um den Tank wieder aufzufüllen. Und unser Generator kommt fast täglich zum Einsatz, da wir uns nirgends an einer Steckdose anschliessen können. Wir trösten uns damit, dass ab Ecuador alles gepflegter und sauberer werden soll.


Pimentel – Tucume PER, 50 Km

2015-02-05

Nur wenige Kilometer heute, dafür aber viel Kulturelles. Zuerst der Besuch des „Museo Tumbas Reales de Sipan“, einem echten Weltklassemuseum. Die Entdeckung der Grabstätten des Herrschers von Sipan im Jahre 1987 ist eine der bedeutendsten archäologischen Funde des 20. Jh. Leider ist fotografieren auch ohne Blitz im Museum strengstens verboten. Dann geht es zu den „Pyramiden von Tucume“, der grössten Ansammlung von Pyramiden aus ungebrannten Lehmziegeln. Zu sehen sind die spärlichen Überreste von 26 grossen Pyramiden, entstanden um 1100 n.Chr. Insgesamt sollen sich 260 Stück auf dem 220 Hektar grossen Areal befinden. Die Bezeichnung Pyramiden ist wenig treffend, da es sich bei den grossen Exemplaren mehr um Tempelberge für religiöse Rituale handelt. Nach all den Besichtigungen der letzten Tage habe ich für eine Weile genug alte Steinen und Lehmhaufen besichtigt.

Wir können nun zum gemütlichen Teil des Tages übergehen, Hedy’s Geburtstag zu feiern. Wir übernachten auf dem Parkplatz des Pyramiden-Museums, und da auch im weiteren Umkreis kein Ort mit einem netten Restaurant zu finden ist, muss zu Hause gefeiert werden. Wir laden die Mitreisenden zum Apero ein und jubilieren gemeinsam. Dabei vergessen wir einmal mehr, den Anlass fotografisch festzuhalten.


Tucume PER – Macara ECU, 387 Km

2015-02-06

Wir durchqueren die letzten 300 Km der Sechura, eine der trockensten Wüsten unseres Planeten. Je näher wir der ecuadorianischen Grenze kommen, umso üppiger wird die Vegetation. Wir sind im Regenwald angekommen. Die Ausreise aus Peru und Einreise in Ecuador ist in wenigen Minuten erledigt. Was dann abläuft mit der Einfuhr unserer Fahrzeuge, ist ein Drama in mehreren Akten. Wie wir um halb Vier eintreffen, sind erst 4 Motorhomes abgefertigt. Der einzige zuständige Beamte ist heillos überfordert. Auch der Drucker will plötzlich nicht mehr. Ein Kollege von uns empfiehlt Ein- und Ausstecken. Siehe da, das Gerät druckt wieder. Aber nur 2 Seiten und dann ist die Tintenpatrone leer. Jetzt muss im nahegelegenen Macara eine neue Patrone beschafft werden. Wir holen die Stühle aus dem Motorhome und machen es uns mit Galgenhumor gemütlich. Wir sind etwa an 10. Position und nach 2 Stunden sind weitere 4 Fahrzeuge im Computer erfasst, haben aber mangels Tinte die Papiere noch nicht. Zu allem Übel stolpert Hedy über ein 15 cm aus dem Boden ragendes Armierungseisen und verletzt sich an der linken Hand. Nun macht der Reiseleiter Druck und der Chef des Zollamts erscheint vor Ort und verspricht sofortige Massnahmen. Eine speditive Beamtin werde helfen, dass die Fahrzeugdaten zügig im Computer erfasst würden. In Vierergruppen werden wir in die Oficina in die Stadt eskortiert. Unglaublich, aber die Dame ist noch langsamer als der Kerl an der Grenze. Mit EINEM Finger tippt sie auf der Tastatur. Dabei schaut ihr der Chef über die Schultern. Eine dritte Beamtin holt dann den Ausdruck im Drucker im oberen Stock. Manchmal muss sie 3 Mal laufen, bis die etwa 15 Felder richtig ausgefüllt sind. Nebst Tippfehlern, der Verwechslung von Kilos und Tonnen, sind auch noch 3 Schweizer als Österreicher erfasst worden. Um halb Neun, nach exakt 5 Stunden, haben wir endlich die Papiere. Draussen ist es schon lange dunkel und wir fahren nur noch 2 Kilometer zum Übernachten an eine stillgelegte Tankstelle. Hedy’s Hand ist inzwischen dick geschwollen. Da besteht morgen Handlungsbedarf.


Macara – Loja ECU, 184 Km

2015-02-07

Im kleinen Spital des Ortes hat es zwar ein Röntgengerät, heute Samstag ist aber der Radiologe nicht da. Wir müssen es in Loja, einer grösseren Stadt versuchen. Unterdessen habe ich für USD 8.-- unser Motorhome waschen lassen. Schon auf den ersten Metern in Ecuador stellen wir eklatante Unterschiede zu Peru fest. Die Häuser und die Umgebung sind gepflegt, es liegen keine Müllberge entlang den Strassen und gefahren wird wesentlich disziplinierter und rücksichtsvoller. Das Drängeln und die permanente Huperei kennt man hier nicht. Von 400 M.ü.M. geht es rauf in den ecuadorianischen Regenwald auf 2‘040 M.ü.M. In Loja angekommen geht Maria als Dolmetscherin mit Hedy ins Spital. Nach 2½ Stunden kommt sie mit eingeschienter Hand zurück. Der Mittelhandknochen des kleinen Fingers ist angerissen. Mit der Schiene muss sie sich nun 3 Wochen abfinden und dann muss erneut geröntgt werden.


Loja – Cuenca ECU, 218 Km

2015-02-08

Wir geniessen die faszinierende Fahrt durch ein andines Hochlandbecken und gondeln durch nette Bergdörfer wie Saguaro. Die Einheimischen hier sind bekannt für ihre speziellen Trachten und Kopfbedeckungen. Es handelt sich um Indigene aus der Region des Titicacasees, welche von den Inkas hierher verschleppt worden sind. Sie unterscheiden sich deshalb gänzlich von den anderen Bewohnern dieser Gegend. In Cuenca, mit über 300‘000 Einwohnern die drittgrösste Stadt Ecuadors, können wir in einer topmodernen Mall wieder einmal nach Herzenslust shoppen.


Cuenca ECU

2015-02-09

Cuenca wird uns aus zweierlei Gründen in Erinnerung bleiben. Einerseits die sehenswerte Altstadt, welche 1999 auf die Unesco-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Andererseits der Diebstahl-Versuch von Hedys Rucksack in der Kathedrale. Sie legt den Sack neben sich kurz auf den Boden, um die Jacke auszuziehen. Ein etwa 25-Jähriger spricht sie an und fummelt mit einem Uralt-Handy herum. Ich höre noch etwas von Universität und mir kommt die Sache irgendwie nicht geheuer vor. Als sie dann noch einen Schritt vortreten soll, geht alles blitzschnell. Sie realisiert, dass der Rucksack weg ist und schreit. Ich stürze mich auf den Fotografen und kann ihn mit aller Kraft zupackend am Kittel festhalten. Zum Glück ist unser einsneunzig-Uwe nicht weit weg und kommt mir zu Hilfe. Trotzdem kann sich der wendige Kerl befreien und wegrennen. Uwe mit seinen langen Beinen hat ihn beim Kirchenausgang aber wieder eingeholt, stellt ihm von hinten das Bein, und überwältigt ihn erneut. Bis ich bei ihm bin, ist der Bursche bereits aus einem Ärmel geschloffen und schon hat Uwe nur noch nur den Kittel in der Hand. Da ich nur noch 2 Schritte entfernt bin gelingt es mir ebenfalls, ihn von hinten zu foulen. Er landet ausgestreckt auf allen Vieren sehr hart auf dem Steinboden und ich denke schon, dass wir ihn jetzt endgültig haben. Weit gefehlt, er ist blitzschnell wieder auf den Beinen und in den vielen Leuten vor der Kirche untergetaucht. Wir stehen da mit dem Kittel und dem Schlüsselbund, den er beim zweiten Sturz verloren hat. Noch schlechter ergeht es dem eigentlichen Dieb. Aufgeschreckt durch Hedys Schrei und weitere Rufe wird er vor der Kirche von Passanten überwältigt. Schnell ist die Polizei da und legt ihn in Handschellen. Er fleht bei Hedy und unseren Guides um Gnade und dass er Frau und Kinder zu ernähren habe. Die Umstehenden fordern jedoch eindringlich, dass er nicht laufen gelassen werden darf und der gerechten Strafe zugeführt werden soll. Er wird dann zusammen mit Hedy und Maria in ein Polizeiauto verfrachtet. Auf dem Polizeiposten angekommen warten bereits die Angehörigen von ihm und das Gejammer geht von neuem los. Nachdem die Deliktsumme als gering eingestuft wird, da nichts Wertvolles im Rucksack war, geht es zurück ins Polizeiauto und ins Gericht zu einem Schnellverfahren. Im Gericht lungern bereits Arbeit suchende Anwälte herum. Einer übernimmt die Verteidigung des Diebes und einer Vertritt die Interessen von Hedy. Die beiden Anwälte einigen sich nach Rücksprache mit ihren Klienten auf eine Umtriebsentschädigung von USD 100.-- für Hedy. Dem stimmt der Richter zu und auferlegt dem Ganoven im Weiteren, sich von Hedy fern zu halten und sie nicht zu belästigen. Die Tat wird im Strafregister eingetragen und der Dieb wird auf freien Fuss gesetzt. Wäre die Beute mehr wert gewesen als einen halben ecuadorischen Durchschnittsmonatslohn, wäre eine Gefängnisstrafe ausgesprochen worden. Von dem her gesehen hat er Glück gehabt, dass nicht eine Kamera oder sonst etwas Wertvolles im Rucksack war. Trotz diesem unerfreulichen Erlebnis hat uns Cuenca sehr erfreut, speziell der quirlige Mercado und der hübsche Blumenmarkt. Ein Muss ist auch das Museo del Sombrero. Dabei handelt es sich um ein Museum, Geschäft und Fabrik in Einem, wo auch der berühmte Panama-Hut hergestellt wird. Er hiess schon immer so und hat seinen Namen nur deshalb, weil er früher via Panama exportiert wurde.


Cuenca – Banos ECU, 354 Km

2015-02-10

Eigentlich hätte der Tag auf diesem Abschnitt der Panamericana zur Panoramafahrt werden sollen. Alexander von Humboldt hat die Strecke „Strasse der Vulkane“ getauft. Wegen Wolken und Nebel sehen wir einzig und nur ganz kurz den 5016 Meter hohen und noch aktiven Tungurahua vor Banos. Die Fahrt bis auf 3545 Meter durch Täler und Hochebenen, die von den West- und Ostkordilleren eingerahmt werden, ist trotzdem eindrücklich. Selbst an den steilsten Hängen bis auf 4000 Meter, wo wegen der Steilheit Traktoren und auch Ochsen längst nicht mehr hinkommen, wird noch Ackerbau betrieben. Es ist unglaublich, was für ein hartes Leben diese Bergvölker haben.


Banos ECU

2015-02-11

Wir bleiben noch einen Tag in Banos, welches am Fuss des Tungurahua liegt. Gelegentliche Eruptionen sind nichts Aussergewöhnliches bei diesem sehr aktiven Vulkan. Schon öfters mussten Dörfer und 1999 sogar die 22‘000 Einwohner von Banos evakuiert werden. Die gefällige Stadt lebt fast ausschliesslich vom Tourismus dank den Thermalquellen und dem ganzjährig angenehmen Klima. Ferner macht auch die Lage als „Tor Amazoniens“ den Reiz des Ortes aus. Bei der Einfahrt haben wir ein Swiss Bistro gesehen, in welchem es gute Schweizer Spezialitäten geben soll. Weil auch das regnerische und kühle Wetter dafür spricht, lassen wir uns zu einem Käsefondue verführen. Das Gruyere-Emmentaler-Raclette-Fondue schmeckt wie zu Hause und wir können kaum glauben, dass dieser Käse in Ecuador hergestellt worden ist. Auch auf das obligate Gläschen Kirsch dazu müssen wir nicht verzichten.


Banos - Ahuana ECU, La Casa del Suizo, 158 Km

2015-02-12

Heute geht es ins Tiefland und damit schon wieder in eine andere Klimazone, dem tropischen Regenwald. Von den steilen Hängen kommen öfters spektakuläre Wasserfälle runter. Auch sonst ist es sehr nass. Immer wieder kurze Regenfälle und eine hohe Luftfeuchtigkeit, was für die momentane Regenzeit auch normal ist. Beim Rio Napo parken wir unsere Motorhomes und besteigen amazonastypische, schmale Boote, welche uns zur Casa del Suizo bringen.


La Casa del Suizo

2015-02-13 to 2015-02-14

Die 3 Tage Faulenzen tun uns richtig gut nach den ermüdenden Reisetagen und den vielen Exkursionen der letzten Wochen. Die Casa del Suizo ist traumhaft gelegen, leicht erhöht über dem Rio Napo. Sie ist in zweiter Generation in Schweizer Besitz, allerdings ist der Eigentümer nur zwei Mal im Jahr hier anzutreffen. Was das Kulinarische betrifft, gibt es rein gar nichts zu meckern. Die Buffets für die 3 Mahlzeiten pro Tag sind sehr abwechslungsreich und schmackhaft. Einziger Wermutstropfen ist, dass halt Regenzeit ist, und es mehrmals am Tag wie aus Kübeln giesst. Wir nehmen nur an einem kurzen Ausflug zum Schmetterlingsgarten und dem Besuch einer Quechua-Familie teil. Den Rest der Zeit verbringen wir nebst Relaxen mit der Aufarbeitung unserer Pendenzen wie Mails beantworten, Fotos aussortieren und beschriften sowie unseren Blog aktualisieren.


Ahuana, La Casa del Suizo – Quito ECU, 228 Km

2015-02-15

Nach 3 entspannenden Tagen im tropischen Regenwald hat uns die Strasse wieder. Es geht rauf und runter und höchster Punkt ist der Papallacta-Pass mit 4058 M.ü.M. Die Fahrt ist mühsam und langweilig, weil es oft regnet und wir kaum etwas von der reizenden Landschaft sehen. Die Berge und Vulkane sind permanent in den Wolken oder im Nebel.


Quito ECU

2015-02-16

Quito ist eine der ältesten Städte Amerikas und eine klassische Kolonialstadt mit strenggegliederten Strassenzügen um einen zentralen Platz. Die Altstadt mit einer Fülle von sehenswerten Gebäuden ist von der UNESCO bereits 1978 zum Weltkulturerbe erklärt worden. Mit 2850 Metern ist sie die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Auch die Ausdehnung ist beeindruckend. In einem Anden-Becken erbaut ist Quito in Nord-Süd-Richtung etwa 45 Km lang und nur 5-6 Km breit. Auf der Stadtrundfahrt fahren wir auch auf den Panecillo, dem Hausberg von Quito. Von hier aus geniessen wir einen faszinierenden Blick auf die langgezogene Stadt. Anschliessend geht es an den Äquator, wo wir das Mittagessen einnehmen. Wir haben es immer wieder verschoben, aber einmal muss man es einfach probieren. Tatsächlich schmeckt es ähnlich wie Kaninchen, nur dass äusserst wenig Fleisch an den Knochen ist. Die Rede ist von der Landesspezialität Cuy, gegrillten Meerschweinchen. Wir können es abhaken, ein zweites Mal wird es nicht geben. Dann folgt der obligate Schritt über den Äquator, an einer mit GPS errechneten Teilung der zwei Hemisphären. Viel präziser als das beeindruckende Denkmal, welches 100 Meter neben dem Äquator liegt, weil sich die Franzosen im 18. Jh. verrechnet haben. Unglaublich, aber bereits die Inkas konnten den Äquator genauer bestimmen.


Quito ECU

2015-02-17

Heute haben wir das seltene Glück, den 5897 Meter hohen Cotopaxi zu erblicken. Er ist einer von insgesamt 14 zum Teil noch aktiven Vulkanen rund um Quito. Mit der Teleferico lassen wir uns auf 4100 Meter transportieren und geniessen die einmalige Sicht auf die 2-Millionen-Stadt. Ein ausgedehnter Spaziergang durch die Altstadt rundet unseren Tag ab.


Quito – Ibarra ECU, 193 Km

2015-02-18 to 2015-02-19

Aus Quito raus nordwärts rollt der Verkehr wider Erwarten sehr flüssig. Am Ende der Stadt verzweigt die Autobahn in Richtung Aeropuerto und Panamericana. Letztere ist urplötzlich versperrt, ohne dass eine Umleitung oder sonstwas signalisiert wäre. Uns bleibt nur, weiter in Richtung Aeropuerto zu fahren. Wir kommen kaum aus dem Staunen, was für diesen neuen Flughafen ausserhalb der Stadt und der Zubringer-Autobahn für Erdbewegungen notwendig waren. Da sind halbe Hügel abgetragen und die Hänge betoniert worden. Nach dem 15-Km Umweg finden wir beim Flughafen doch den richtigen Weg, um wieder auf die Panamericana zu kommen. Von da an fahren wir durch eine abwechslungsreiche Landschaft, sehen den wolkenfreien Vulkan Imbabura und spazieren durch die quirligen Städte Cayambe und Otavalo. Am Kratersee Cuicocha wollen wir mit 5 Fahrzeugen vor dem Hotel übernachten. Nachdem dies zuerst okay war, schickt uns der Manager des Hotels eine halbe Stunde später weg, obwohl wir hier im Restaurant Nachtessen würden. Er will den Parkplatz für eventuell noch eintreffende Hotelgäste frei halten. Ohne zu zögern stehen wir auf und fahren weiter zum Übernachtungsplatz des nächsten Tages in Ibarra. Dort werden wir vom deutschen Ehepaar Patricia und Hansjörg herzlich willkommen geheissen. Am nächsten Tag regnet es fast pausenlos, was uns zum Nichtstun verdammt. Nachdem in der einbrechenden Dunkelheit auch noch die letzten 5 Kollegen eingetroffen sind, welche wegen kleineren oder grösseren Problemen seit gestern in Quito in der Werkstatt waren und auch dort übernachten mussten, dürfen wir gemeinsam das köstliche Barbecue von Patricia und Hansjörg geniessen. Der regnerische und kühle Abend zwingt uns, nochmals die Winterkleider auszugraben, was uns aber die prima Stimmung nicht vermiest.


Ibarra ECU – Pasto COL, 237 Km

2015-02-20

Kurz vor der Grenze füllen wir noch den Benzintank randvoll. In Ecuador kostet das Benzin nur rund 40 US-Cents pro Liter und Diesel sogar nur 27. Die Ausreise aus Ecuador und Einreise in Kolumbien ist in wenigen Minuten erledigt. Die Einfuhr der Motorhomes hingegen geht erneut äusserst schleppend voran. Dieses Mal dauert es 2½ Stunden, bis die wenigen Daten im Computer sind und wir das erforderliche Dokument in Händen haben. Erfreut dürfen wir schon bald feststellen, dass es auch in Kolumbien in den Ortschaften sehr sauber ist und kein Müll herumliegt. Auch winken uns viele Leute zu oder heben die Daumen hoch. Fahren tun sie aber genauso halsbrecherisch wie die Ecuadorianer und Peruaner. Sie scheinen mehrere Schutzengel zu haben. Da wird im sturmdicken Nebel ohne eingeschaltetes Licht überholt, und jeder zweite Entgegenkommende hat ebenfalls kein Licht. Noch bedenklicher, dass sogar die Polizei ohne Licht fährt. Wir sehen alle paar Hundert Meter auf den bergigen und sehr kurvenreichen Strassen der letzten Tage Überholmanöver, dass uns die Haare zu Berge stehen. Und wer jetzt glaubt, der Fahrer sei nach glückhaften Vermeidung einer Frontalkollision für eine Weile geschockt, irrt gewaltig. Bereits in der nächsten unübersichtlichen Kurve ist er bereits wieder auf der linken Fahrbahn.


Pasto – Popayan COL, 248 Km

2015-02-21

Um 8 Uhr in der früh zeigt sich uns kurz der noch aktive Vulkan Galeras. 10 Minuten später ist er bereits wieder in den Wolken. Wir durchfahren heute eine der schönsten Strecken Kolumbiens. Es ist eine fast menschenleere Landschaft mit steilen Hängen und tief eingeschnittenen Flusstälern, in die die kurvenreiche Panamericana eintaucht. Am Ende des langen Fahrtages steigt die Strasse aus dem Flusstal wieder an, bis wir nach 5½ Stunden reiner Fahrzeit Popayan auf 1835 M.ü.M. erreichen.


Popayan COL

2015-02-22

Mit einer Chiva, einem im ländlichen Kolumbien noch immer verbreiteten öffentlichen Transportmittel, fahren wir zuerst zu einer 250-jährigen Hazienda und dann in die Altstadt von Popayan. Sie bietet einen ganz speziellen Reiz mit ihren schneeweissen Kolonialbauten und den Strassenlaternen. Nach Cartagena soll es die zweitschönste Kolonialstadt Kolumbiens sein. Der Massentourismus hat Popayan noch nicht erreicht, was sich wohltuend an der geringen Anzahl von Boutiquen und Souvenirläden zeigt.


Popayan – Alcala COL, 331 Km

2015-02-23

Heute kommen wir wieder einmal recht zügig voran. Die Strassen durch das Cauca-Tal sind gut ausgebaut mit fast nur noch langgezogenen Kurven. Streckenweise ist die Panamericana autobahnähnlich angelegt. Eine hohe Aufmerksamkeit ist trotzdem ratsam, weil auch Radfahrer, Eselkarren und dergleichen sie nutzen. Vorsicht ist auch bei den sogenannten „trenes caneros“, Sattelschlepper mit bis zu 5 Anhängern, geboten. Sie transportieren das grossflächig angebaute Zuckerrohr vom Feld zu den Raffinerien. Die rollendenden Ungetüme haben einen irre langen Bremsweg, weshalb man ihnen am besten den Vortritt gewährt. Die Schnellstrasse hat aber ihren Preis. 5 Mal werden wir von einer Mautstelle gestoppt und blättern total 20 Dollar hin. Ein stolzer Betrag wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Kolumbianer pro Arbeitstag weniger verdient.


Valle del Cocora

2015-02-24

Obwohl wir eigentlich um jeden Ruhetag froh sind, nehmen wir an der 10-stündigen Busfahrt ins Valle del Cocora mit vielen Exkursionen unterwegs teil. Dieses Tal ist für seine immergrüne Landschaft bekannt, in welcher die Quindio-Wachspalme vorkommt. Sie gedeiht nur in den Zentralanden in Kolumbien und gilt mit Stammeslängen von bis zu 60 Metern als höchste Palmenart der Welt. Sie hat ein sehr langsames Wachstum, kann mehrere hundert Jahre alt werden und ist infolge der sich stark ausbreitenden Landwirtschaft gefährdet. Einen ausgedehnten Halt legen wir im farbenreichen Salento ein. Das kleine Städtchen widerspiegelt die typische Architektur der Kaffeezone Kolumbiens.


Alcala COL, Kaffee-Finca

2015-02-25

Kolumbien ist der viertgrösste Kaffee-Produzent der Welt. Der Besuch einer Finca drängt sich deshalb auf, zumal wir uns mitten im Anbaugebiet befinden. Auf dem Spaziergang durch die Plantage werden wir anschaulich in den Prozess vom Setzling über die Früchte am Strauch bis zum schmackhaften Kaffee in der Tasse eingeführt.


Alcala – La Pintada COL, 201 Km

2015-02-26

Der Tag ist schnell erzählt. Es geht weiterhin in den Anden-Kordilleren rauf und runter auf kurvenreichen Strassen. Mit einem Schnitt von fast 50 km/h kommen wir in Anbetracht der Topografie doch recht flott voran. Zum Schluss der Etappe geht die Strasse runter auf 625 M.ü.M. an den Rio Cauca. Entlang des Flusses bieten die Einheimischen Wagenwäsche von Hand an. Viele LKW-Fahrer machen davon Gebrauch und so lassen auch wir unser Home für 10 USD gründlich waschen.


La Pintada – Buenavista COL, 389 Km

2015-02-27

Wegen dem sehr langen Fahrtag auf kurvenreichen Bergstrassen und der Durchquerung der Millionenstadt Medellin müssen wir früh aufstehen. Es fällt mir ausnahmsweise leicht, weil ich schon vor 6 Uhr hellwach bin und ich es nicht mehr länger aushalte im Bett. Unser Übernachtungsplatz ist nur 100 Meter von einer dicht befahrenen Strasse mit enormem LKW-Verkehr entfernt. Um halb 7 Uhr fahren wir los, kommen den Umständen entsprechend gut voran und haben nach 100 Km und 2½ Stunden Medellin hinter uns. Danach erklimmen wir nochmals die Berge bis auf 2‘800 Meter, bis wir dann runter in die karibische Tieflandebene auf Meereshöhe kommen. Wir sind in den Tropen angelangt und werden uns schnellstmöglich an die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnen müssen. Ab jetzt werden wir froh sein, dass wir ein Ami-Motorhome mit Generator und Klimaanlage haben.


Buenavista – Cartagena de Indias COL, 347 Km

2015-02-28

Es steht nochmals eine lange Etappe auf dem Programm. Aber da wir uns ausschliesslich im Tiefland bewegen, kommen wir zügig voran. Zum Schluss kämpfen wir uns durch den Verkehrsmoloch Cartagenas und sind um 16.00 am Ziel im Hotel Caribe angelangt. Mangels Campingplatz sowie der Hitze gönnt sich die Gruppe Ferien von den Ferien in einem schönen Hotel am Meer. Vorgestern haben wir erfahren, dass die Fährgesellschaft kurzfristig den Fahrplan geändert hat. Statt zweimal verkehrt sie nur noch einmal wöchentlich nach Panama. Unsere Buchung für den 5. März ist hinfällig und wir haben die Wahl zwischen dem 3. oder 10. März. Da die Betreiber der Fähre in finanziellen Schwierigkeiten stecken wird befürchtet, dass der Betrieb sogar ganz eingestellt werden könnte. Bis auf 2 Gegenstimmen beschliesst die Gruppe deshalb, bereits am 3. März zu verschiffen. Um eine Verschiffung kommen wir nicht herum, weil die Panamericana zwischen Kolumbien und Panama auf eine Länge von rund 100 Km unterbrochen ist. Bis dato sind verschiedene Projekte aus Naturschutz- und vielen anderen Gründen gescheitert. Auch wäre der Bau durch das sumpfige und bergige Regenwaldgebiet sehr kostspielig. Wir müssen uns somit für eine der schönsten Kolonialstädte Lateinamerikas mit 2 statt 4 vollen Tagen abfinden. Nach Einbruch der Dunkelheit fahren wir mit einer Party-Chiva in die Altstadt. Die Musik und die zirkulierenden Rum- und Colaflaschen sorgen schnell für Stimmung im Bus. Beim späteren Nachtessen und dem Flanieren durch die Gassen bekommen wir einen ersten Eindruck von der karibisch geprägten Lebensfreude der Einheimischen.


Cartagena de Indias COL

2015-03-01

Cartagena ist zweifellos eine der attraktivsten Städte Lateinamerikas und ein architektonisches Juwel aus der Kolonialzeit. Die Altstadt mit dem 11 Km langen Festungsring ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe. Die in den letzten Jahren komplett renovierte Altstadt ist schon als Ganzes eine einzige Sehenswürdigkeit. Nach der Gründung 1533 avancierte Cartagena schnell zum wichtigsten Hafen der Spanier an der Karibikküste und Handelsplatz für Waren und afrikanische Sklaven. Hier wurde auch das geraubte Gold, Silber und Edelsteine aus dem Norden Südamerikas gelagert, bis es die Galeeren nach Spanien bringen konnten. Diese Schätze zogen deshalb Piraten an wie ein Magnet. Nach verschiedenen Belagerungen und Plünderungen bauten die Spanier mit Hilfe von Sklaven einen Befestigungsring mit einer Reihe von Forts und dem imposanten Castillo de San Felipe. Diese Festung war die grösste, welche die Spanier in irgendeiner ihrer Kolonien errichtet hatten. Sie galt als unangreifbar und wurde auch niemals eingenommen. Der bedeutendste Truppenaufmarsch geschah 1740 unter dem Kommando von Admiral Vernon mit 186 Schiffen und 18‘000 Mann. Nach 3-monatiger Belagerung sahen die Engländer die Hoffnungslosigkeit ein und zogen ab. Die einmalige Schönheit Cartagenas zieht unweigerlich massenhaft  Touristen an, obwohl die Preise der Restaurants und Hotels auf europäischem Niveau sind.


Cartagena de Indias COL

2015-03-02

Abwechslung vom Bummeln durch die autofreie Altstadt bietet der Stadtstrand von Bocagrande, um sich von der tropischen Hitze und Luftfeuchtigkeit zu erfrischen. Wenn die Hochhäuser rings herum nicht wären, könnte man sich an diesem sehr sauberen Strand wie auf einer Karibikinsel fühlen. Zum Nachtessen anerbieten sich mit allerdings überrissenen Preisen unzählige hervorragende Restaurants auf den lebhaften Plätzen und engen Gassen der Altstadt. Das karibisch geprägte Nachtleben ist legendär, leider bekomme ich wegen dem nur sehr kurzen Aufenthalt zu wenig davon ab!

Am Nachmittag hat Hedy um 15 Uhr einen Termin in einer Klinik, um die Schiene zu entfernen und die Hand zu röntgen. Bald darauf ist sie bereits wieder im Hotel, weil die Radiologin nicht anwesend ist. Neuer Termin ist 17 Uhr und um 18 Uhr drudelt dann die Radiologin vermutlich von der Siesta ein. Ende gut, alles gut, der Bruch des Mittelhandknochens ist gut verheilt. Nur die Beweglichkeit ist nach den 3 Wochen in der Schiene noch eingeschränkt. Mit ein wenig Fingerturnen wird sich auch dies schnell bessern.


Cartagena de Indias COL – Colon PAN, 8 Km

2015-03-03

Wie gerne wären wir doch noch einige Tage in Cartagena geblieben. Es hätte noch einiges zu erkunden und zu geniessen gegeben. Aber wir müssen weg, die Fähre wartet. Um 11.15 h sind wir vor der Hafeneinfahrt und müssen zuerst unsere Fahrzeuge desinfizieren lassen. Das Ganze ist wie ein schlechter Witz, für den wir auch noch 35 US-Dollar bezahlen müssen. Zumal bei einigen nur eine Seite besprüht wird und die Andere vergessen geht. Dann ist Warten angesagt bis wir um 15.45 zur Zollinspektion vorfahren können. Zum Glück hat es einen schönen Park mit frei laufenden exotischen Tieren und einem netten Restaurant. Bei der Inspektion mit unzähligen herumschwirrenden Beamten reisst mir beinahe der Geduldsfaden. Wir müssen unsere Staufächer ausräumen und mit Drogenhunden wird innen und aussen herumgeschnüffelt. Dann ist erneut warten angesagt, bis wir mit unseren Papieren für Ausreise und Ausfuhr des Motorhomes sowie Check-in fürs Schiff uns von Schalter zu Schalter durchgekämpft und alle erforderlichen Stempel haben. Um 19.30 können wir endlich auf die Fähre fahren und um 20.30 legt sie dann mit eineinhalb Stunden Verspätung ab. Obwohl die Reederei alle unsere Fahrzeugdaten bei der Buchung übermittelt bekam, können im allerletzten Moment zwei unserer Kollegen nicht aufs Schiff, weil deren Fahrzeuge zu schwer sind. Die Entladestation in Colon erlaubt nur ein Gewicht von maximal 6 Tonnen. Wir haben Glück, dass wir nicht danach gefragt werden, weil wir vermutlich auch mehr auf die Waage bringen würden. Für die Zwei zurückgebliebenen hat die Sache nebst dem Ärger auch massive finanzielle Konsequenzen. Sie müssen am 8. März den monatlichen Autoverlader nach Colon nehmen, das Fahrzeug im Hafen abgeben und dann nach Panama fliegen. 4 Tage später können sie ihr Motorhome im Hafen von Colon wieder in Empfang nehmen. Nebst all diesen Umtrieben und dem Umstand, dass fremde Leute das Auto bewegen und tagelang darin herumwühlen könnten, ist dieser Transport auch noch exorbitant teuer. Die Frachtrate basiert auf Kubikmetern und wird bis Hamburg berechnet, auch wenn das Fahrzeug bereits 18 Stunden später in Colon entladen wird. Zusätzlich fallen noch Kosten für Hotel und Flug nach Panama für 2 Personen an. In unserem Fall hätte nur schon die Fracht 5‘870 US-Dollar gekostet, plus Hotel und Flug. Wir waren deshalb hoch erfreut, als im Oktober dieses Kombi-Fähr-Kreuzfahrtschiff den Betrieb auf dieser Strecke aufgenommen hatte. Samt einer 2-Bett-Kabine kamen wir mit 890 US-Dollar sozusagen fast geschenkt nach Panama.


Cartagena de Indias COL – Colon PAN, 10 Km

2015-03-04

Nach einer schönen Hafeneinfahrt in Colon geht der Ärger mit den Beamten von neuem los. Um 14.30 ist das Schiff am Pier festgebunden und es dauert mehr als dreiviertel Stunden, bis die knapp 50 Fahrzeuge vom Schiff sind. In Kanada oder den USA wäre eine Fähre mit 500 Fahrzeugen in der halben Zeit entladen worden. Die entartete Bürokratie treibt uns auch hier fast zum Wahnsinn. Einzig unsere zwei gemütlichen Bündner lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie lassen Ländlermusik laufen und  legen ein Tänzchen auf den Pier. Um 19.30, fünf Stunden nach dem Anlegen, ist auch der letzte von uns abgefertigt und kann losfahren. Da es bereits stockdunkel ist, fahren wir nur noch 10 Kilometer zur Übernachtung auf den Parkplatz des Hotels Melia. Dort muntert uns im Restaurant das reichhaltige Buffet wieder auf.


Colon – Panama City PAN, 78 Km

2015-03-05

Vom Norden Panamas, der karibischen Küste, fahren wir zur gegenüberliegenden Küste an den Pazifik, genauer gesagt zum Golf von Panama. Hier ist der schmalste Teil der mittelamerikanischen Landbrücke zwischen den 2 Kontinenten. Unterwegs können wir wieder einmal in einer riesigen Mall mit Hunderten von Läden ausgiebig shoppen. Wir nehmen es sehr gemütlich, auch weil wir uns hier abkühlen können von der Bruthitze draussen. In einem Vorort Panama Citys stehen wir wieder einmal auf einem öden öffentlichen Parkplatz. Immerhin finden wir 200 Meter weiter am Panamakanal das Restaurant des Yachtclubs mit ausgezeichneter Küche. Ich bekomme das zarteste und saftigste Rindsfilet seit Monaten aufgetischt.


Panama City – Santa Clara PAN, 108 Km

2015-03-06

Auf der Stadtrundfahrt werden wir zuerst an den Panamakanal zur Miraflores-Schleuse gefahren. Das gigantische Bauwerk ist in vielerlei Hinsicht sehr beeindruckend. Zwischen dem Baubeginn 1881 durch die Franzosen und nach mehrjährigem Unterbruch bis zur Fertigstellung 1914 durch die Amerikaner verloren 28‘000 Arbeiter ihr Leben durch Malaria, Gelbfieber und Arbeitsunfälle. Unglaublich, wie wenig vor nur 100 Jahren ein Menschenleben Wert war. Nächster Hingucker ist der Blick auf die Skyline der City, welche gleich an amerikanische Grossstädte erinnert. 8 der 10 höchsten Gebäude Lateinamerikas befinden sich hier und 22 Wolkenkratzer sind über 200 Meter hoch. Als Folge der liberalen Steuerpolitik des Landes hat sich Panama seit Ende der 1970er Jahre zu einem international bedeutenden Finanz- und Offshore-Zentrum entwickelt. In kaum einem anderen Ort der Welt finden sich mehr Bankniederlassungen. Konträr dann der Spaziergang durch die nicht sonderlich attraktive Altstadt, der Casco Viejo. Einige historische Gebäude sind hervorragend restauriert worden. Andere wiederum sind in bedenklich baufälligem Zustand. Nachdem der Stadtrundgang fast nur noch an Souvenirshops vorbeiführt, klinken wir uns um 15 Uhr aus und nehmen ein Taxi zum Parkplatz. Hier wollen wir jedoch nicht nochmals eine Nacht bleiben und fahren deshalb noch eineinhalb Stunden weiter zu einem netten Campingplatz in Santa Clara.


Santa Clara PAN

2015-03-07

Etwa die Hälfte hat es uns gleichgetan und der Rest trifft erst heute in Santa Clara ein. Wir haben richtig entschieden und können nun einen geruhsamen Tag am fast menschenleeren Strand und in der hübschen Campinganlage geniessen.


Santa Clara – Playa las Lajas PAN, 288 Km

2015-03-08

Erneut fahren wir zu einem traumhaften Pazifikstrand. Die Fahrt dauert jedoch einiges länger als gedacht. Zwar treffen wir auf keine nennenswerten Steigungen, enge Kurven oder viel Verkehr, aber von entspanntem Fahren kann trotzdem keine Rede sein. Auf über 100 Km ist der Strassenbelag in kurzen Abständen massiv eingebrochen. Wir kommen nicht schneller voran als auf einer schlechten Schotterpiste. Die sich nebenan im Bau befindlichen zwei zusätzlichen Fahrspuren wären schon seit Jahren kein Luxus gewesen.


Playa las Lajas PAN

2015-03-09 to 2015-03-10

Nachdem gestern Nachmittag die Wochenendler abgereist sind, haben wir den kilometerlangen flachen Sandstrand für uns alleine. Es ist zwar über 35 Grad am Schatten und sehr feucht, aber vom Ozean weht meist ein angenehmes Lüftchen. Um den zwei Nachzüglern aus Panama mehr Zeit zu geben, wieder zur Gruppe zu stossen, bleiben wir alle noch einen Tag. Niemand murrt deswegen, weil der Strand paradiesisch und das Wasser badewannenwarm ist. Und weil es so schön ist, überspringen wir die nächste Etappe und bleiben mit der Hälfte der Gruppe nochmals einen Tag hier. Auch der dritte Sonnenuntergang bei einem kühlen Drink oder zwei ist ein glückseliges Erlebnis.


Playa las Lajas – David PAN, 108 Km

2015-03-11

Auf dem Programm dieser kurzen Etappe steht eine Führung durch die renommierteste Rumbrennerei Panamas an. Wir haben schon so viele Destillerien besucht, weshalb wir auf diese verzichten. Wie wir dann von den anderen vernehmen, dass sie mit Canapés und anderen Köstlichkeiten, und erst noch kostenlos, bewirtet wurden, bereuen wir es doch ein wenig. Die komplette Strecke heute ist eine einzige Baustelle. Da werden zwei zusätzliche Fahrspuren gebaut, wie schon vor 3 Tagen auf der Strecke von Santa Clara nach Las Lajas. Schlichtwegs rätselhaft für uns bei diesem schwachen Verkehrsaufkommen.


David PAN – Playa Dominical CR, 189 Km

2015-03-12

40 Km nach David stehen wir um 9 Uhr an der Grenze zu Costa Rica. Geduldsam lassen wir den Amtsschimmel mit Heerscharen von herumwuselnden Beamten wiehern. Nach 2½ Stunden haben wir es geschafft und reisen in Costa Rica ein. Wie schon in Panama fällt uns auf, dass bei weitem nicht mehr so halsbrecherisch gefahren wird wie in Südamerika. Costa Rica gilt als eines der fortschrittlichsten Länder Lateinamerikas. 90% des Energiebedarfs werden aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt. Nachdem vor 30 Jahren noch 80% des Regenwaldes gerodet war, ist heute bereits wieder über 50% des Landes bewaldet. Über das Land verteilt finden sich 26 Nationalparks und 27% der Fläche Costa Ricas steht unter Naturschutz. Im Laufe des Nachmittags platzieren wir uns für eine Nacht an einem pazifischen Palmenstrand. Das Thermometer klettert bis auf 37 Grad und noch grausamer ist die extreme Luftfeuchtigkeit. Nicht mal das Baden im Meer kühlt uns ab, weil das Wasser mit 31,7 Grad badewannenwarm ist.


Playa Dominical – San José CR, 211 Km

2015-03-13

Von Meereshöhe führt die Strasse steil und kurvig ins Talamanca-Gebirge bis auf 3’340 Meter. Dann geht es wieder runter ins Valle Central mit der Hauptstadt San José auf rund 1‘000 Meter. Die Stadt hat zwar „nur“ etwa 350‘000 Einwohner, im Ballungsraum leben jedoch über 1,6 von 4,3 Millionen Costa Ricanern. Im Tal bei Cartago angelangt stecken wir bereits fest im Verkehrsmoloch. Das Navi führt uns mitten durch das Zentrum von San José, im Stop and Go durch einspurige Strassen. Immerhin wissen wir jetzt, dass San José, wie auch die anderen Städte Costa Ricas, nicht speziell anziehend ist. Devisenbringer für das Land ist der Ökotourismus wegen der hohen biologischen Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Costa Rica gehört zu den 20 an Biodiversität reichsten Ländern der Erde mit zwölf unterschiedlichen Vegetationszonen. Nach 2½ Stunden haben wir uns durch die Metropole gekämpft und sind bei Anbruch der Dunkelheit endlich am Übernachtungsplatz angelangt. Negativ aufgefallen ist uns heute, dass Costa Rica leicht veramerikanisiert ist wie kein Land bisher. So sind zum Beispiel fast alle US-Fastfood-Ketten mit ihren Futterstationen in grosser Zahl präsent.


Vulkan Poás + Waterfall Gardens

2015-03-14

Quer durch Costa Rica gibt es in den Cordilleras eine Vielzahl noch aktiver aber auch erloschener Vulkane. Zu einem der attraktivsten, dem Poás, fahren wir mit dem Bus hoch. Wir haben das Glück, dass weder Wolken noch Nebel die Sicht auf den Kratersee trüben. Anschliessend spazieren wir durch den Waterfall Garden und bekommen dort einen Eindruck von der artenreichen Flora und Fauna Costa Ricas.


San José – Nuevo Arenal CR, 182 Km

2015-03-15

Wir fahren durch eine reizende Berglandschaft mit einem Nebelwaldgebiet auf 1‘800 Metern. Durch nette Städtchen wie La Fortuna und vorbei am Vulkan Arenal gelangen wir an den gleichnamigen See. Bei der Pequena Helvetica (kleine Schweiz) wollen wir 3 Nächte bleiben in der Hotelanlage Las Héroes. Dazu morgen mehr. Zuerst fahren wir aber noch 13 Kilometer weiter zu einer deutschen Bäckerei und geben eine grosse Brotbestellung auf für kommenden Mittwoch. Beim Vorbeifahren wollen wir unseren Tiefkühler mit gutem Brot auffüllen. In den letzten Wochen sind wir diesbezüglich nicht gerade verwöhnt worden.


Nuevo Arenal CR, Pequena Helvetica

2015-03-16 to 2015-03-17

Der Arenal-See ist in den 1970er Jahren aufgestaut worden. An ihm liegt in einmaliger Lage das Hotel/Restaurant Las Héroes. Franz Ulrich aus Hergiswil ist 1963 als 22-Jähriger ausgewandert und mit 28 Dollar im Sack in Costa Rica angekommen. Schnell fand er einen Job beim grössten Kaffeeproduzenten und arbeitete sich dort mit Fleiss hoch. Nach einigen Jahren machte er sich selbständig im Kaffeeexport und erzielte Umsätze bis zu 50 Mio Dollar im Jahr. 1989 fand er zurück zu den Wurzeln seines Grossvaters, erwarb 190 Hektar Land und errichtete am See einen Landwirtschaftsbetrieb mit aktuell 127 Kühen. Bereits 1991 erstellte er noch ein Hotel/Restaurant und später kamen weitere Bauten dazu. Die Attraktion ist eine 4 Kilometer lange Schmalspurbergbahn mit 2 Tunnels und Brücken. Sie führt den Berg hoch zum einzigen Drehrestaurant zwischen Mexiko und Kolumbien. Später kamen noch eine Kapelle und weiteres dazu. Zu dieser Landschaft fühlte er sich mit seiner costa-ricanischen Frau hingezogen, weil ihn der See an den Vierwaldstättersee erinnerte, als die Hänge noch nicht verbaut waren. Da die einheimische Küche nicht gerade das Nonplusultra ist, lassen wir uns gerne von den Schweizer Spezialitäten auf der Speisekarte verführen.


Nuevo Arenal – NP Santa Rosa CR, 155 Km

2015-03-18

Richtig gemütlich und erholsam war es im Pequena Helvetica, der kleinen Schweiz. Aber leider müssen wir weiterziehen dem Lago Arenal entlang. Wie wir vom See abbiegen über einen kleinen Hügel, sind wir innert wenigen Metern in einer anderen Klimazone. Wir erschrecken fast, wie wir aus der üppigen Vegetation in die trockene, savannenartige Landschaft kommen. Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Die Hälfte der Strecke ist eine einzige Baustelle und wir wechseln unzählige Male die Seite auf Schotterstrecken, weil zwei zusätzliche Fahrspuren im Bau sind. Umso wohler fühlen wir uns dann im Nationalpark Santa Rosa mit seinen knorrigen Bäumen, wo wir einen gemütlichen Abend mit Grillieren geniessen können.


NP Santa Rosa CR – Granada NIC, 156 Km

2015-03-19

Ein ereignisreicher Tag, nicht nur wegen dem Grenzübergang von Costa Rica nach Nicaragua. In der relativ kurzen Zeit von 2½ Stunden sind wir in einem der ärmsten Länder Lateinamerikas eingereist. Seit der Unabhängigkeit 1821 haben Bürgerkriege, Korruption, Vetternwirtschaft und Naturkatastrophen das Land immer wieder zurückgeworfen. Und bei jedem Umsturz oder militärischen Aktion waren die USA finanziell oder logistisch aus wirtschaftlichen und imperialen Gründen beteiligt. 1984 sind die USA vom internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen militärischen und paramilitärischen Aktionen in und gegen Nicaragua zu einer Entschädigung von 2,4 Milliarden US-Dollar verurteilt worden. Der Betrag ist bis heute nicht bezahlt, weil sie den Gerichtshof für unbefugt erklärt hatten, obwohl sie selbst Richter an den Gerichtshof entsendet hatten.

Nach dem Zoll geniessen wir die Fahrt durch eine abwechslungsreiche Landschaft, vorbei an Windparks, Kuhherden und dem majestätischen Vulkan Concepcion. Der Tag wird abgerundet mit einer romantischen Kutschenfahrt durch Granada. Die Stadt ist reich geworden durch Gold- und Silberfunde und zu sehen sind etwa 200 gut erhaltene koloniale Gebäude.


Granada – Esteli NIC, 204 Km

2015-03-20

Kurz nach der Wegfahrt in Granada machen wir noch einen Abstecher und fahren zum Vulkan Nindiri im Nationalpark Volcan Masaya. Der Blick vom Kraterrand in den gigantischen Schlund ist eindrücklich, obwohl wir wegen dem Rauch nicht bis nach unten sehen. Durch dünn besiedelte Gegenden mit einer bedauernswerten Landbevölkerung fahren wir bis Esteli. Dort besichtigen wir die grösste Cigarrenfabrik Nicaraguas. Der Geschäftsführer persönlich macht die Führung und vermittelt uns enorm viele grundlegende Details zur aufwendigen Herstellung einer erstklassigen Cigarre. Insgesamt 200 Arbeitsschritte sind notwendig und die besten Sorten werden erst 8 Jahre nach Ernte der Tabakblätter ausgeliefert.


Esteli NIC – Tegucigalpa HON, 267 Km

2015-03-21

Viel zu schnell für uns fahren wir durch die mittelamerikanischen Länder und stehen schon wieder an einem Grenzübergang. Dort ist schon Geduld angesagt, bevor wir überhaupt auf dem Zollgelände angelangt sind. 300 Meter vor der Grenze drängen LKW auf der engen Bergstrasse links an der stehenden Kolonne vorbei und blockieren damit den Gegenverkehr. Es dauert fast eine halbe Stunde, bis sich der Knoten wieder gelöst hat. In dieser Zeit ist Hedy zur Ausreise gelaufen und hat schon Mal die Ausreisestempel in die Pässe bekommen. Im Vergleich zu anderen Grenzübergängen geht es heute recht zügig voran und nach 2¼ Stunden sind wir durch. Weiter geht es nach Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras. Was wir bei der Durchfahrt durch die Millionenstadt zu sehen bekommen bestätigt die erhaltenen Informationen, wonach Tegucigalpa touristisch nur wenig zu bieten hat. Und auf die heillos verstopften Strassen und den Anblick der Elendsviertel verzichten wir gerne.


Tegucigalpa – Pulhapanzak HON, 153 Km

2015-03-22

Honduras ist nach Haiti das ärmste Land Lateinamerikas. Das  Bruttoinlandsprodukt beträgt lediglich 2,6% desjenigen der Schweiz bei einer fast gleich hohen Bevölkerungszahl. 70 – 80% der Einwohner leben deshalb an oder unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosenrate liegt offiziell bei etwa 5%, tatsächlich sind es aber 40%. Das hohe Bevölkerungswachstum von 2,8% pro Jahr verstärkt die Landflucht und lässt die Elendsviertel der Städte zunehmen. 41% der 8 Mio Einwohner sind jünger als 15 Jahre, was auf die hohe Fruchtbarkeitsrate von 3,7 Kinder pro Frau zurückzuführen ist. Obwohl der Bildungs- und Erziehungssektor der grösste Einzelposten im Staatshaushalt ist, sind 28% Analphabeten und 50% der Kinder haben keinen Grundschulabschluss. Dieser schlechte Ausbildungsstand führt zu einem Mangel an Fachkräften, was die Entwicklung des Landes in allen Bereichen behindert und ausländische Investoren abschreckt.

Wir fahren heute 3 Stunden durch üppig grüne Landschaften und armselige Dörfer zum Cataratas Pulhapanzak, wo wir im Park übernachten.


Pulhapanzak – Santa Rita HON, 217 Km

2015-03-23

Die vielfältige Landschaft mit ihrer verführerischen Natur machen auch den heutigen Tag abwechslungsreich. Dazwischen müssen wir leider in Dörfern und Kleinstädten oft auch die erschreckende Armut zur Kenntnis nehmen. In El Puente spazieren wir durch eine Maya-Anlage mit neun Tempeln. Dies ist unser erster Kontakt mit der hoch entwickelten Kultur der Mayas.


Copán Ruinas

2015-03-24

Copán war eine der bedeutendsten Stadtstaaten der Maya in der Zeit von 250 – 900 n.Chr. Ihre Blütezeit erlebte sie im 8. Jahrhundert, als geschätzte 25-30‘000 Mayas hier lebten. Ab dem 10. Jh. entvölkerte sich die Stadt aus nicht restlos geklärten Gründen und im 13. Jh. war das Tal menschenleer. Copán ist eine der wichtigsten Maya-Ausgrabungsstätten und einmalig wegen den filigranen Steinmetzarbeiten und den Stelen, die es in dieser Form in den anderen Maya-Städten nicht gibt.


Santa Rita HON – Costa del Sol SLV, 358 Km

2015-03-25

Auf den letzten 200 Km in Honduras quälen uns und unser Home der miserable Strassenbelag. Kaum hat man auf 60 Km/h beschleunigt, muss man wieder in die Eisen steigen wegen Löchern von einem Meter Durchmesser und bis zu 15 cm Tiefe. Noch schlimmer ist es, wenn die Krater im Schatten liegen oder mit Wasser gefüllt und erst im letzten Moment erkennbar sind. An der Grenze zu El Salvador hangeln wir uns gelassen von Schalter zu Schalter. Nach all den vielen Grenzübergängen bringen uns die langsamen Beamten und die ausufernde Bürokratie inzwischen nicht mehr auf die Palme. Nach 2½ Stunden haben wir alle notwendigen Stempel und Dokumente und können wegfahren Richtung Pazifik. Dann ist nochmals viel Geduld und Nerven notwendig, bis wir uns im Verkehrsmoloch durch San Salvador gekämpft haben. Nachdem wir morgens bereits um 06.30 h weggefahren sind, treffen wir kurz vor Sonnenuntergang um 18.00 h endlich am schönen Strand der Costa del Sol ein.


Costa del Sol SLV

2015-03-26

Mit kleinen Ausflugsbooten fahren wir in der Lagune der Costa del Sol den Mangrovenwäldern entlang. Viele der kleinen Inseln sind von bis zu 100 Familien bewohnt. Sie leben hauptsächlich vom Fischfang und was die Natur sonst noch hergibt. Und dies ist bei diesen klimatischen Bedingungen nicht wenig. Erst seit ein paar Jahren haben sie Strom und damit auch einen besseren Kontakt zur Aussenwelt bekommen. Noch finden nur sehr wenige Touristen den Weg hierher und wir konnten viel mitbekommen von ihrem bescheidenen, aber glücklichen Leben. Erste Anzeichen von einem langsam aufkommenden Tourismus sind einige einfache Restaurants auf Pfählen in der Lagune. In einem davon geniessen wir einen frisch gefangenen und auf einheimische Art zubereiteten köstlichen Weissfisch.


Costa del Sol – Santa Ana SLV, 173 Km

2015-03-27

Dieser Fahrtag ist mit 140 Km zwar kurz, aber mit Abstechern und Exkursionen unterwegs halt doch wieder lang. Einen ersten Besuch statten wir Joya de Cerén ab, einem präkolumbianischen Dorf der Maya. Es wird oft als Pompeji Amerikas bezeichnet und blieb unter der Vulkanasche erstaunlich gut erhalten. Da man in den Häusern keine Knochen fand geht man davon aus, dass die Bewohner im Gegensatz zu Pompeji noch rechtzeitig fliehen konnten. Beim Übernachtungsplatz angekommen fahren wir noch 3 Km weiter nach Chalchuapa und besichtigen die Ausgrabungsstätte Tazumal. Der Name bedeutet „Ort, an dem die Opfer verbrannt wurden“. Tazumal ist die wichtigste und am besten erhaltene Maya-Stätte von El Salvador. Dann ist aber genug für heute und wir stellen uns in den Parque Acuatico Galicia in skurriler Umgebung von halbverrosteten Anlagen eines Vergnügungsparks.


Santa Ana SLV – Antigua GTM, 193 Km

2015-03-28

Ganze 4 Stunden verplempern wir am Grenzübergang El Salvador zu Guatemala. Und wie fast immer ist der Flaschenhals die Einfuhr unserer Fahrzeuge. Ein einziger Uraltcomputer mit einem schläfrigen Beamten davor ist im Einsatz. Zum Glück gibt es heute nicht auch noch einen Stromausfall, was  in diesen Ländern öfters vorkommt. Nächste Herausforderung ist der Verkehrsmoloch von Guatemala City. Auch dies schaffen wir, abgesehen von einem kleinen navigatorischen Fauxpas mit Umkehren durch ein schäbiges Quartier, fast problemlos. Der erste Eindruck von Guatemala, was die Bevölkerung betrifft, ist durchwegs überwältigend. Sie sind sowas von freundlich und fröhlich wie auch in den vorhergehenden Mittelamerikanischen Staaten. Da haben wir immer wieder Mühe, die wohlstandsverwöhnten Schweizer mit ihren frustrierten Gesichtern zu verstehen.


Antigua, Semana Santa

2015-03-29

Dieser Tag ist ein ganz spezielles Highlight unserer Reise. Die von den Spaniern übernommene Tradition der „Semana Santa“ in der Karwoche wird auch hier ausgiebig zelebriert. Täglich finden Prozessionen der Bruderschaften statt, startend in ihrer jeweiligen Kirchgemeinde. Auch wenn man nicht religiös ist, muss man sich dieses katholische Brimborium zu Gemüte führen. Nur schon die prächtigen Blumenteppiche auf den 400-jährigen Kopfsteingassen sind den Besuch wert. Um 11.00 h startet die Prozession aus der Kirche La Merced. Tausende nehmen im Kostüm ihrer Bruderschaft, als römische Legionäre, oder in einer Musikkapelle daran teil. Bedeutendstes Requisit sind die Pasos, eine tischförmige Konstruktion mit Christus- und Marienfiguren. Die grössere der 2 Pasos wird von über 80 Trägern geschultert, welche regelmässig abgelöst werden müssen. In schaukelndem Schritt geht es ganz langsam mehrere Kilometer durch die Altstadtgassen und zurück in die Kirche. Auch an Weihrauch wird nicht gespart. Man sieht ihn sogar auf unseren Bildern, riecht ihn aber zum Glück nicht. Erst um Mitternacht, nach genau 13 Stunden, ist der Zauber mit dem Einmarsch in die Kirche beendet.


Antigua GTM

2015-03-31

Antigua ist eine der touristischen Hauptattraktionen Guatemalas und deshalb auch ausserhalb der Karwoche einen Besuch wert. Die nur noch 35‘000 Einwohner zählende ehemalige Hauptstadt wurde mehrmals von schweren Erdbeben betroffen, letztmals 1976. Zahlreiche halbzerstörte Barockkirchen und Ruinen erinnern noch heute an die verschiedenen Naturkatastrophen. La Antigua Guatemala, so lautet der richtige Name, ist bekannt für seine barocke Kolonialarchitektur und gehört deswegen zum UNESCO-Weltkulturerbe.


Antigua – Rio Dulce GTM, 303 Km

2015-03-31 to 2015-04-01

Wir warten die Rush-Hour ab und fahren erst um 09.00 h in Antigua weg. Wie sich zeigen wird ein weiser Entscheid. Eineinviertel Stunden später liegt nach KM 45 Guatemala City bereits hinter uns. Die Strassen sind heute in recht gutem Zustand. Und trotzdem schaffen wir nur einen Schnitt von knapp über 50 km/h. Viele Kleinstädte mit ihren schlafenden Polizisten (Schwellen) bremsen uns fortlaufend. Am Rio Dulce stehen wir für 2 Nächte wieder an der Karibik.

Am zweiten Tag steht eine Bootsfahrt auf dem Rio Dulce an, wo sich das süsse Flusswasser mit dem Salzwasser des Golfs von Honduras vermischt. Wir lassen uns faszinieren von Flora und Fauna dieses tropischen Paradieses und dem genügsamen Leben seiner Flussbewohner.


Rio Dulce – Tikal GTM, 264 Km

2015-04-02

Über weite Strecken kommen wir heute zügig voran wie schon lange nicht mehr. Unverhofft folgen dann aber wieder Abschnitte ähnlich einer Kraterlandschaft. Kurz vor dem Tagesziel machen wir noch einen Abstecher nach Flores. Der kleine Ort liegt auf einer Insel im See Petén Itzá und ist durch einen künstlichen Damm mit dem Festland verbunden. Der farbenfrohe Ort bietet sich uns förmlich an für einen kühlen Drink am Wasser.


Parque Nacional Tikal GTM

2015-04-03

Da wir mit unseren Motorhomes bereits mitten im Park stehen, können wir zu Fuss in die antike Stadt schreiten. Tikal war eine der bedeutendsten Städte in der klassischen Maya-Periode (3. bis 9. Jh.). Sie liegt in den Regenwäldern im nördlichen Guatemala. Anhand von Keramikfunden konnte festgestellt werden, dass Tikal bereits um 900 v.Chr. von den Mayas besiedelt wurde. Im 2. Jh. n.Chr. begann die eigentliche städtische Entwicklung mit dem Bau von Tempeln, Stelen und Palästen. Der zentrale Bereich von Tikal, welcher 16 km² einnimmt, weist über 3‘000 Bauten auf. An die 10‘000 Gebäude, insbesondere in den Aussenbezirken, sind noch nicht ausgegraben. Auf dem Höhepunkt der Macht von Tikal im 8. Jh. war die Stadt von mindestens 50‘000 Menschen bewohnt.


Tikal GTM – San Ignacio BLZ, 120 Km

2015-04-04

Nach 7 Tagen verlassen wir Guatemala bereits wieder. Land und Leute haben uns begeistert und wir hätten ihre Gastfreundschaft gerne länger genossen. Am Hauptgrenzübergang zwischen Guatemala und Belize sind wir überrascht, dass wir so gut wie keine LKW’s und Busse vor uns haben. Zwischen den 2 Ländern scheint es keine nennenswerten Handelbeziehungen zu geben, vermutlich wegen jahrzehntealten Grenzstreitigkeiten. Flaschenhals ist einmal mehr der Papierkram mit der Fahrzeugeinfuhr, aber in weniger als 2 Stunden sind wir im einzigen zentralamerikanischen Staat, in dem Englisch Amtssprache ist. Dies rührt daher, dass Belize bis zur Unabhängigkeit 1981 eine britische Kolonie mit dem Namen British Honduras war. Seither ist Belize Mitglied des Commonwealth und Staatsoberhaupt ist die britische Königin Elisabeth II als Königin von Belize. Auf dem flächenmässig nur halb so grossen Land wie die Schweiz leben nur rund 335‘000 Menschen.


San Ignacio – Corazal BLZ, 253 Km

2015-04-05

Zum Glück fahren wir auf einer Hauptachse durch Belize, weil nur etwa 575 Km des Strassennetzes asphaltiert sind. Viel Zeit lassen wir uns für den Besuch des sehenswerten Belize Zoo. Beispielhaft ist die Tatsache, dass kein Tier extra für den Zoo gefangen wurde. Es sind entweder ausgesetzte, verstossene oder aus illegaler Haltung befreite Tiere. Alle sind in Belize heimisch und viele davon vom Aussterben bedroht. Die Anlage ist beispielhaft in die tropische Vegetation eingebunden. Anschliessend machen wir noch einen kurzen Abstecher nach Belize City. Das Zentrum der mit 70‘000 Einwohner grössten Stadt ist an einem Sonntag wie ausgestorben. Einzig ein paar etwas zwielichtige Personen lungern herum. Es ist uns nicht wohl und wir verzichten deshalb auf den geplanten Spaziergang und fahren weiter zum Übernachtungsplatz an der Karibik.


Corazal BLZ – Paamul MEX, 304 Km

2015-04-06 to 2015-04-07

Wenige Kilometer nach Corazal stehen wir bereits um 08.15 Uhr an der Grenze. Die Ausreise aus Belize ist in wenigen Minuten geschafft. Das „Bienvenido a Mexico“ vor der Grenzstation müssen wir uns zuerst verdienen. Bis das Fahrzeug eingeführt und die staatliche Versicherung abgeschlossen ist, dauert es fast 3 Stunden. Noch schlimmer kam es für den Letzten unserer Gruppe. Weil der Computer den Geist aufgab, musste er sich noch weitere 2 Stunden gedulden. Wie wir dann endlich losfahren können, fühlen wir uns sofort ein klein wenig heimisch, nachdem wir ja schon zweimal drei Monate in Mexiko verbracht haben.

Den nächsten Tag lassen wir relaxed angehen und geniessen den schönen Karibik-Strand. Nicht mal das versprochene, aber meist nicht funktionierende WiFi im Campground und im Restaurant, kann uns da noch ärgern.


Playa del Carmen - Tulum - Paamul MEX, 131 Km

2015-04-08

Wir fahren nur kurz nach Playa del Carmen, weil wir von einer französischen Bäckerei gehört haben. Gute Gelegenheit, um den Tiefkühler aufzufüllen. Wir verlassen den Ort schnell wieder, weil er sich mit riesigen Hotelkomplexen und Freizeitanlagen kaum von anderen grossen Badeorten für den Massentourismus unterscheidet. Erwähnenswert ist nur, dass Playa del Carmen anno 1970 nur 200 Einwohner hatte und heute sind es über 200‘000. Da sehen wir uns lieber eines der wichtigsten Kulturdenkmäler Mexikos und meistbesuchte Maya-Stätte an. Beindruckend ist die Anlage durch ihre einmalige Lage über dem türkisfarbenen Meer. Tulum ist die einzige Maya-Stadt, welche direkt am Ozean erbaut wurde. Ruinen, Strand und Meer verbinden sich zu einer harmonischen Einheit. Auch die Leguane scheinen sich hier wohl zu fühlen. Zu Hunderten sonnen sie sich auf den antiken Steinen.


Paamul – Pisté MEX, 201 Km

2015-04-09

Durch dünn besiedelte Gegenden fahren wir weiter zu den nächsten Maya-Ruinenstätten. Einzige grössere Stadt unterwegs ist Valladolid mit einem sehenswerten kolonialen Stadtkern. Auf der Strecke sehen wir immer wieder Abzweigungen zu Cenotes. Im Bundesstaat Quintana Roo sind mehr als 1‘000 dieser Kalksteinlöcher bekannt. Entstanden sind sie durch den Einsturz einer Höhlendecke. Sie sind bis zu 100 Meter tief und mit Süsswasser gefüllt.


Pisté – Chichén Itzá – Uxmal MEX, 204 Km

2015-04-10

Da wir auf dem Parkplatz der Ausgrabungsstätte übernachtet haben, können wir um 08.00 h als erste in die Anlage. Dies hat den Vorteil, dass um diese Zeit die Hitze noch erträglich ist und die Tagestouristen erst später die Anlage überschwemmen. Angeblich sollen es 2 Mio Besucher pro Jahr sein. Chichén Itzá weist eine Besiedlungsgeschichte von annähernd 2‘000 Jahren auf. Die monumentalen Bauwerke sind allerdings erst für die spätklassische Maya-Zeit um 750 n.Chr. nachzuweisen.

Anschliessend fahren wir weiter nach Uxmal zur nächsten Maya-Stadt. Bereits um 15.00 Uhr sind wir auf dem Übernachtungsplatz beim Eingang zur Tempelanlage angelangt. Da wir so früh dran sind entschliessen wir uns, den für Morgen geplanten Rundgang schon jetzt in Angriff zu nehmen. Uxmal war der mächtigste Stadtstaat im Westen Yucatans. Obwohl wir in der letzten Zeit schon so viele „alte Steine“ gesehen haben, sind wir aufs Neue tief beeindruckt von der Architektur und der Baukunst der Mayas.


Uxmal – Campeche MEX, 190 Km

2015-04-11

Weil wir Uxmal bereits gestern besucht haben, können wir es heute gemütlich angehen. Dank dem guten Strassenzustand sind wir bereits am frühen Nachmittag in Campeche. Es bleibt uns viel Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang durch den historischen Stadtkern mit den gepflegten kolonialen Gebäuden. Schatten suchend wechseln wir öfters die Strassenseite. Die Sonne brennt erbarmungslos und das Thermometer zeigt 38° an. Kaum gelöscht haben wir schon wieder Durst und müssen einkehren.


Campeche – Palenque MEX, 376 Km

2015-04-12

Die ersten 130 Km führt die Strasse dem Golf von Mexico entlang, vorbei ein einsamen Stränden und kleinen Dörfern. Bei Sabancuy zweigen wir dann ab ins Landesinnere. Egal ob am Ozean oder am Etappenziel in Palenque im tropischen Regenwald, am Klima ändert sich nichts. Wir sind immer auf oder knapp über Meereshöhe und die 38° und vor allem die extreme Luftfeuchtigkeit plagen uns. Kaum aus dem Auto fühlen wir uns wie in einer Sauna, der Schweiss tropft und in kürzester Zeit ist das T-Shirt durchgeschwitzt. Nicht mal der Pool im Park sorgt für Abkühlung, weil ihn die Sonne auf Badewannentemperatur aufgeheizt hat.


Palenque MEX

2015-04-13 to 2015-04-14

Zu Fuss von unserem Nachtlager erreichbar erkunden wir die Ruinen der ehemaligen Mayametropole Palenque. Sie ist vom Tieflanddschungel umgeben und liegt im Bundesstaat Chiapas. Bisher wurden erst etwa 5% der Bauten freigelegt. Der Rest ist noch vom Dschungel überwachsen. Im 6. Jh. entwickelte sich Palanque zur lokalen Grossmacht. Da es nach dem Jahr 814 keine Anzeichen einer weiteren Besiedlung gibt, scheint die Stadt eines der ersten grossen Zentren gewesen zu sein, das dem allgemeinen Kollaps der Maya im südlichen Tiefland zum Opfer fiel.


Palenque – Villahermosa MEX, 161 Km

2015-04-15

Nach 2½ Stunden sind wir um die Mittagszeit bereits am Etappenziel Villahermosa. Entgegen der wörtlichen Übersetzung „schöne Stadt“ soll sie kein attraktives Touristenziel sein. Wir lassen deshalb das Zentrum weg und verdrücken uns in der Peripherie in einen Burger King. Anders als sonst gefällt uns dieses Lokal heute sehr, weil wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder einmal ein schnelles Internet haben. Bis wir unsere Mails beantwortet haben, einen Flug in die Schweiz gebucht, unseren Blog aktualisiert und uns noch kurz über das Weltgeschehen informiert haben, sind wie im Flug 4 Stunden vergangen.


Villahermosa – Veracruz MEX, 445 Km

2015-04-16

Eine lange Tagesetappe, aber wir schaffen dank Autobahn die ersten 315 Km mit einem Schnitt von 90 km/h. Dann wollen wir doch noch etwas anderes sehen und biegen ab auf Überlandstrassen. Obwohl der Asphalt in einem erbärmlichen Zustand ist, bereuen wir den Entscheid nicht. Vorbei an riesigen Zuckerrohrfeldern werden wir gebremst von Traktoren mit 6 vollbeladenen Anhängern. Auf dem Weg in die Raffinerie ziehen sie wegen ihrer Länge, dem Schleichtempo und dem Gegenverkehr eine Kolonne ungeduldiger Autofahrer hinter sich her. Nach 12 Km in dreiviertel Stunden haben wir auch dies sowie einige hundert Meter Morast bei der Raffinerie überstanden. Insbesondere die Provinzstadt Tlacotalpan ist entzückend und die beschwerliche Fahrt wert. Das farbenreiche und herausgeputzte Zentrum ist ein UNESCO-Weltkulturerbe, das vom Tourismus noch kaum entdeckt worden ist. Nicht mal unsere Tour-Guides haben davon gewusst.


Veracruz – San Pedro Cholula MEX, 330 Km

2015-04-17

Vom Golf von Mexiko geht es ins mexikanische Hochland bis auf 2600 M.ü.M. Dank der guten Autobahn sind wir bereits nach viereinhalb Stunden am Ziel angelangt. Cholula ist mit über 120’000 Einwohnern wegen dem grossen Bevölkerungswachstum der letzten Jahrzehnte zu einem Vorort der Millionenstadt Puebla geworden. Die Stadt war schon weit vor Christi Geburt besiedelt und war seit 725 n.Chr. ein bedeutendes spirituelles Zentrum. Bei Ankunft der Spanier lebten bereits über 100‘000 Menschen hier. Ein Drama sondergleichen kam über die  Stadt und deren Bewohner, als die Spanier im Oktober 1519 ankamen. Von gefangen genommenen und gefolterten Priestern erfuhr der Eroberer Hernán Cortés, dass eine Streitmacht aus Tenochtitlan unterwegs sei und einen Hinterhalt plane. Er lud daraufhin die Oberschicht der Stadt zu einem Abschiedsfestmahl ein und liess sie dann von seinen Soldaten ermorden. Anschliessend zogen die Soldaten mit befreundeten Indios durch Cholula und massakrierten wahllos die Bevölkerung und brandschatzten die gesamte Stadt. Mehrere Tausend Einwohner fielen diesem Blutrausch zum Opfer.


Puebla / San Pedro Cholula MEX

2015-04-18

Zuerst erkunden wir heute das historische Zentrum von Cholula. Die Arkaden rund um den Zocalo gehören zu den längsten in Mexiko. Beindruckend ist auch die berühmte Pyramide von Cholula, eine der grössten jemals gebauten Pyramiden. Sie liegt weitgehend noch unter Erdreich und auf der obersten Plattform haben die Spanier mit Trümmersteinen von Tempelbauten die Kirche Santa Maria de los Remedios erbaut. Anschliessend nehmen wir uns ein Taxi und fahren zum 15 Km entfernten Zocalo von Puebla. Gegründet wurde diese Stadt erst 1531 von den Spaniern. Geplant zur Überwachung des Handelswegs zwischen Veracruz und Mexico City, lief sie dem benachbarten Cholula innert wenigen Jahren den Rang ab. Uns begeistert der Reichtum an kolonialzeitlichen Bauten in der schachbrettartig angelegten Stadt und das pure mexikanische Leben rund um den Zocalo, weshalb wir zum Nachtessen noch bleiben und die tolle Stimmung geniessen.


San Pedro Cholula – Tepotzotlan MEX, 267 Km

2015-04-19

Um in das Hochtal zu gelangen, in dem Mexico-City liegt, müssen wir über einen 3100 Meter hohen Pass. Unterwegs machen wir noch einen kurzen Abstecher zu den berühmten „Atlanten von Tula“, in Stein gemeisselte Kriegerstatuen in der ehemaligen Hauptstadt der Tolteken. 3 Nächte bleiben wir 45 Km nördlich von Mexico-City in Tepotzotlan.


Teotihuacán MEX

2015-04-20

Mit dem Bus fahren wir zu einer der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstädte Amerikas. Zwischen 100 und 650 n.Chr. war Teotihuacán kulturelles, wirtschaftliches und militärisches Zentrum Mesoamerikas. Zur Blütezeit hatte die Stadt etwa 200‘000 Einwohner und war zu dieser Zeit eine der grössten der Welt. Die Dimensionen und die Architektur ihrer Bauwerke sind so überwältigend, dass man Teotihuacán „den Ort wo die Zeit begann“ oder „Stadt der Götter“ nannte. Obwohl wir in den letzten Wochen bald genug von Ruinenstädten bekommen haben, wäre es schade gewesen, diesen einmaligen Ausflug auszulassen.


Mexico City

2015-04-21

Auf einer Stadtrundfahrt mit dem Bus lernen wir eine Stadt voller Kontraste kennen. Mexico City ist eine Mixtur aus aztekischer Geschichte, spanischer Vergangenheit und aufregendem mexikanischen Heute. Das Angebot an Sehenswürdigkeiten durch die Jahrhunderte ist überwältigend und wir haben leider nur einen Tag Zeit dafür. Mit über 150 Museen, 100 Galerien und 71 Theatern könnte man auch längere Zeit hier verweilen. Trotz Smog, höllischem Verkehr und Strassenlärm, ist Mexico City atemberaubend, und dies nicht nur wegen der gesundheitsschädlichen Luftverschmutzung. Auf 2‘240 Meter gelegen hat die Hauptstadt Mexikos geschätzte 25 Mio Einwohner und wegen der anhaltenden Landflucht werden es täglich noch mehr.


Mexico City – Guadalajara, 525 Km

2015-04-22

In grossen Schritten nähern wir uns dem Ende unserer begleiteten Panamericana-Reise. In zehn Tagen ist es soweit, aber wir haben noch 2300 Km vor uns. Eine der längsten Etappen bewältigen wir heute und nach fast 7 Stunden sind wir am Ziel angelangt. Um sich in der Millionenstadt umzusehen bleibt keine Zeit mehr und wir sind auch viel zu müde dazu. Es geht nicht nur uns so. Auch unsere Mitreisenden sehnen sich dem Ende entgegen, um ein paar geruhsame Tage an einem schönen Ort zu verbringen.


Guadalajara – San Blas/Aticama MEX, 299 Km

2015-04-23 to 2015-04-24

Heute sind wir sogar 11 Stunden unterwegs. In Tequila ist aber noch ein Grosseinkauf und eine ausgedehnte Führung durch die Tequila-Brennerei Casa Herradura angesagt. Haben wir zwar vor 3 Jahren bei José Cuervo bereits gesehen, ist aber auch ein zweites Mal sehenswert.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir nach der Durchquerung Mexikos wieder einmal am Pazifik. Zum Glück dürfen wir noch einen Tag an einem schönen Platz auf einer Klippe am Meer verbringen. Wir fahren nur kurz ins Städtchen und checken unsere Mails in einem Internet-Cafe. Den Rest des Tages ist Nichtstun angesagt.


Aticama – Mazatlan MEX, 316 Km

2015-04-25 to 2015-04-26

Vom tropischen Regenwald mit vielen Mango-Plantagen führt unser Weg ins trockene und staubige Landesinnere und wieder ans Meer in Mazatlan. Die quirlige Stadt mit der mehrere Kilometer langen, sauberen Strandpromenade ist ganz nett für einen Kurzaufenthalt. Viele Mittelständler aus dem Norden Amerikas verbringen hier jedoch ihre Ferien und Rentner sogar den ganzen Winter. Wir dürfen noch eine zweite Nacht bleiben, was uns die Möglichkeit gibt, durch die kleine Altstadt und einen Strandabschnitt zu flanieren.


Mazatlan – Los Mochis MEX, 410 Km

2015-04-27

Die Strecke von Mazatlan nordwärts in die USA sind wir vor 3 Jahren schon gefahren und so wussten wir von vornherein, was uns da erwartet. Ein eintöniger Fahrtag durch topfebenes Gelände mit landwirtschaftlichen Grossbetrieben beidseits der Strasse.


Los Mochis – Guaymas MEX, 357 Km

2015-04-28

Nochmals ein glanzloser Fahrtag, unterbrochen immer öfters von Polizei- und Militärkontrollen, je näher wir den USA kommen. Man winkt uns aber meist durch oder hält uns kurz an, um uns „buen viaje“ zu wünschen. Umso schöner ist es dann am Übernachtungsplatz beim Hotel Playa de Cortes. Zumal wir abends von der Reiseleitung zu einem Abschlussbankett in der reizenden Hotelanlage eingeladen sind.


Guaymas – San Carlos MEX, 15 Km

2015-04-29

Unser Reiseplan sah vor, dass wir in den letzten 4 Tagen ab Mazatlan über 1‘300 Km durch den Nordwesten Mexikos rasen. Ich habe deshalb bei der Reiseleitung interveniert und vorgeschlagen, auf der gegenüber liegenden Seite der Bucht noch einen Tag einzuschieben. Hier waren wir vor 3 Jahren und können es deshalb wärmstens empfehlen. Meinem Anliegen wird entsprochen und die Gruppe bereut es nicht, als sie in San Carlos eingetroffen ist. Die Landschaft mit den bizarren Felsformationen und malerischen Buchten muss man unbedingt gesehen haben, wenn man schon in Guaymas ist. Der gepflegte Ort ist vom Tourismus noch nicht überrollt worden und bietet nebst einer hübschen Marina auch einige sehr gute Restaurants mit fangfrischen Köstlichkeiten aus dem Meer.


San Carlos – Magdalena de Kino MEX, 321 Km

2015-04-30

Eine unspektakuläre Fahrt durch eine eher einförmige Wüstenlandschaft, unterbrochen nur durch riesige Felder mit Gemüse- und Früchteplantagen. Vor Hermosillo finden wir zum Glück die richtige Umfahrung, um dem Verkehrsmoloch der Industriestadt zu entgehen. Die von der Reiseleitung auf den Navi’s installierte Karte war wie schon in den letzten Tagen völlig unbrauchbar.


Magdalena de Kino MEX – Tombstone AZ, 208 Km

2015-05-01

Der zwanzigste Grenzübertritt seit Argentinien stellt uns in Nogales nochmals vor eine gehörige Geduldsprobe. Die Ausreise aus Mexiko ist in wenigen Minuten erledigt. 20 Kilometer später stehen wir in einer mehrspurigen Kolonne vor dem US-Zoll. Beamte stehen oder sitzen zwar genügend rum, genau wie in Süd- und Mittelamerika, aber nur die wenigsten arbeiten auch. Kommt uns so vor, wie wenn sie im Bummelstreik wären. Nach zweieinhalb Stunden können wir endlich zum Einreisebeamten und dann wird noch unser Motorhome inspiziert. Der unwirsche Kerl findet im Kühlschrank eine Avocado und will uns mit 300 Dollar büssen, weil wir seine Frage nach Gemüse und Früchte verneint hätten. Als er von der Entsorgung zurückkommt macht er auf grosszügig und lässt uns für dieses Mal ungeschoren ziehen.

Mit der Ankunft in Tombstone endet nach pannenfreien 29‘000 Kilometern unsere begleitete Panamerika-Reise. Wir haben in relativ kurzer Zeit unglaublich viel gesehen und erlebt. Alles konnten wir nicht verarbeiten, weil die Zeit und Musse dafür gefehlt hat. Vielleicht können wir dies nachholen, wenn wir unsere 5‘000 Bilder in aller Ruhe nochmals anschauen.

Abends findet im Big Nose Kate’s Saloon die Abschiedsparty statt. Die Reiseleitung spendiert ein paar grosse Whiskys, was die gute Stimmung noch weiter anheizt. Schon bald wird zu Country- und Westernmusic getanzt, bis alle todmüde ins Bett fallen.


Tombstone AZ

2015-05-02

Heute gilt es Abschied von der Gruppe zu nehmen. Die Hälfte fährt bereits weg mit unterschiedlichen Reisezielen. Leicht fällt es den meisten nicht, da wir eine tolle Stimmung und einen harmonischen Zusammenhalt hatten. Viele sind zu Freunden geworden und werden sicher in Kontakt bleiben und sich irgendwo und irgendwann wieder treffen. Da wir gestern wegen dem Zeitverlust am Zoll erst spät angekommen sind, schauen wir uns das touristische Wildwest-Städtchen erst heute an. Abends geniessen wir mit einigen ebenfalls Dagebliebenen ein saftiges und zartes Western-Steak.


Tombstone – Tucson AZ, 145 Km

2015-05-03

Auch wir fahren heute weg, aber nur 145 Km bis nach Tucson. Im Campground treffen wir uns mit 9 Amigos unserer Gruppe. Wir organisieren ein BBQ und laden dazu auch Gloria und Bruce ein. Ihn haben wir vor fast 5 Jahren in St. Pierre, einer kleinen französischen Insel südlich von Neufundland, kennengelernt. Bruce ist viel herumgekommen in Nordamerika und hat uns immer wieder mit guten Reisetipps versorgt. Kaum sitzen die zwei am Tisch, werden sie bereits mit Fragen zu Routen und Sehenswürdigkeiten in den USA bombardiert. Später folgen politische und gesellschaftliche Themen zu den USA, was für uns Europäer ebenfalls hochinteressant ist. Unterbrochen werden unsere Diskussionen durch einen kurzen, aber heftigen Regenschauer vor dem Essen. Dies haben wir bereits gestern beim Apero in Tombstone erlebt und es soll für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich in Arizona sein.


Tucson AZ

2015-05-04

Und wieder verlassen uns 5 Freunde und es bleiben nur noch 6 kleine Negerlein in Tucson. Wir geniessen es, dass der Gruppenzwang weg ist, und wir wieder selber entscheiden können, ob wir wegfahren oder noch bleiben wollen. Erneut lassen wir uns beim x-ten Abschiedsessen etwas einfallen. Wir entscheiden uns für Japanisch, was wir seit Monaten nicht mehr bekommen haben. Unsere 4 Begleiter kannten Teppanyaki nicht und sind sowohl von der Koch-Show wie von der Qualität und Zubereitung hell begeistert.


Tucson AZ – Las Vegas NV, 648 Km

2015-05-05

Dies ist wohl die längste Strecke, die wir je an einem Tag gefahren sind. Wir kommen auf dem Highway derart gut vorwärts, dass wir uns entscheiden, den geplanten Übernachtungsstopp auszulassen und gleich bis nach Las Vegas durchzufahren. Im Oasis RV Park treffen wir nochmals unseren lieben Freund Hans aus Köln, welcher sein Motorhome hier stehen lassen und am Freitag nach Hause fliegen muss. Seine Frau Doris ist aus gesundheitlichen Gründen bereits vor einem Monat von Cancun aus heimgeflogen. Leider ist die ärztliche Diagnose nicht gut, sodass er sich entschieden hat, ebenfalls für ein paar Wochen nach Hause zu fliegen.


Las Vegas NV

2015-05-06 to 2015-05-07

3 Tage bleiben wir in Las Vegas und beschäftigen uns mit Putzen, Aufräumen, Shoppen im Outlet und für mich noch den überfälligen Coiffeurbesuch. Im Laufe der Nachmittage zieht es uns natürlich auf den Strip. Wie bei jedem LV Besuch muss ich einmal zum Nachtessen ins Mon Ami Gabi im Paris Las Vegas. Und wie immer bestelle ich Steak und Frites, serviert mit einer sagenhaften Café de Paris und einmaligen, fein geschnittenen und sehr knusprigen Pommes. Auch Hans schmeckt es derart gut, dass er am nächsten Abend gleich nochmals hin will.


Las Vegas – Tonopah NV, 360 Km

2015-05-08

Wir verabschieden uns von Hans und drücken die Daumen, dass er seine US-Pläne zusammen mit Doris baldmöglichst verwirklichen kann. Dann machen wir uns startklar und finden tatsächlich noch eine Strasse von oder nach Las Vegas, die wir noch nicht gefahren sind, die US-95. Sie führt durch die Mojave-Wüste in nord-westlicher Richtung. Der vorherrschende Farbton heute ist grau in grau. Einzige Abwechslung auf der 4-stündigen Fahrt sind zwei heruntergekommene Ortschaften, welche schon wesentlich bessere Zeiten erlebt haben. Nachdem es schon in Las Vegas für diese Jahreszeit recht kühl war, wird es unterwegs immer noch kälter. Wir müssen die seit Patagonien nicht mehr gebrauchten Winterklamotten hervorkramen. Zum Glück funktioniert die seit Monaten nicht in Betrieb genommene Heizung noch, weil die Temperatur nachts fast auf den Gefrierpunkt absinkt.


Tonopah NV – Lee Vining CA, 215 Km

2015-05-09

Heute zeigt die Wüste ihr hübsches Gesicht. Und ich muss nicht mehr gegen das Einschlafen ankämpfen wie gestern. Weil sich der Winter nochmals zurückgemeldet hat, präsentieren sich die angrenzenden Gebirgsketten wie verzuckert. Je näher wir dem Mono Lake kommen, umso winterlicher wird die Landschaft. Wir geniessen dies ganz besonders, weil wir auf der Reise durch Süd- und Mittelamerika den Winter quasi übersprungen haben.


Lee Vining – South Lake Tahoe CA, 198 Km

2015-05-10

Nun kommen wir schon zum dritten Mal am Yosemite Nationalpark vorbei und können ihn erneut nicht durchfahren, weil es vorgestern heftig geschneit hat und der Tioga-Pass (3000 M.ü.M.) deshalb geschlossen ist. Übermorgen wird er eventuell wieder geöffnet, aber so lange wollen wir nicht warten. Wir fahren deshalb weiter durch reizende Landschaften bis zum Lake Tahoe.


South Lake Tahoe – Lee Vining CA, 194 Km

2015-05-11

Im Visitor-Center erfahren wir, dass der Tioga-Pass wieder befahrbar ist. Wir konsultieren den Wetterbericht und entscheiden uns kurzerhand, dass wir umkehren und einen vierten Anlauf in den Yosemite-Nationalpark riskieren wollen. Für den halben Weg zurück finden wir eine von uns noch nicht befahrene Strasse durch abwechslungsreiche Landschaften. Im Nu sind wir dank den guten Strassen und dem sehr geringen Verkehr wieder in Lee Vining am Mono Lake.


Yosemite Nationalpark, 198 Km

2015-05-12

Ein strahlend blauer Himmel begrüsst uns nach dem Aufstehen und wir sind glücklich, dass wir gestern am Lake Tahoe wieder gewendet und zurückgefahren sind. Der Yosemite ist nach dem Yellowstone der zweitälteste Nationalpark der USA. Wir sind überwältigt von dem, was die Natur hier geschaffen hat. Da wundert man sich nicht mehr über die mehr als 3,5 Mio Besucher pro Jahr. Letztmals haben wir vor 33 Jahren den Park durchquert, können uns aber an fast nichts mehr erinnern. Ausser, dass wir im August vor einem Restaurant ausserhalb des Parks im Mietauto schlafen mussten, weil im Umkreis von 50 Meilen beidseits der Parkeingänge kein freies Bett zu haben war. Jetzt sind wir in der Vorsaison hier, haben sogar ein Bett, und müssen trotzdem aus dem Park. Die Campgrounds sind bereits jetzt auf viele Wochen voraus bereits ausgebucht und die Ranger kennen kein Pardon und schicken gnadenlos alle weg, welche ausserhalb der Campingplätze auf Parkplätzen oder am Strassenrand übernachten wollen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als diesen einmaligen Park zu verlassen und 30 Kilometer nach dem Parkeingang auf einem privaten Campground unser Nachtlager aufzuschlagen.


Yosemite NP – Auburn CA, 220 Km

2015-05-13

Wir lassen die Interstate und US-Highways aus und suchen uns Scenic Highways aus. Dank dem geringen Verkehrsaufkommen kommen wir auch hier recht flott vorwärts und sehen erst noch viel mehr Interessantes bei der Fahrt über Land und durch die Ortschaften. Aber auch Nachdenkliches wie den Pegelstand von grossen Stauseen. Kalifornien leidet zunehmend unter Wasserknappheit infolge niederschlagsarmen Jahren verbunden mit einem grossen Bevölkerungswachstum sowie extensiver Landwirtschaft. Vielerorts sind die Quellen versiegt und die Bevölkerung muss mit Zisternenwagen versorgt werden. Längerfristig hilft es da auch nicht viel, dass immer noch tiefer gebohrt wird, um neue Grundwasservorkommen zu erschliessen.


Auburn – Canyondam CA, 313 Km

2015-05-14 to 2015-05-15

Wir vermeiden nach Möglichkeit die Highways und fahren auf Scenic Byways durch den Norden der Sierra Nevada. Nur ein sehr kleiner Teil dieses 640 Km langen und 80-130 Km breiten Hochgebirgszugs liegt in Nevada, der Rest in Kalifornien. Diese Region widerspricht dem gängigen Bild der meisten Touristen, welche Kalifornien mit Grosstädten an der Küste und „Sun and Fun“-Badeorten am Pazifik gleichsetzen. Kalifornien ist grösser als die BR Deutschland und extrem vielfältig, auch was Klima- und Vegetationszonen betrifft. Hier in der Sierra Nevada könnten wir 13 Gipfel mit über 4200 Meter finden und noch vor ein paar Tagen durchquerten wir die riesengrossen Sonora- und die Mojave-Wüste im Südosten von Kalifornien.

Nach 7 Fahrtagen und 1‘700 Kilometern seit Las Vegas haben wir uns einen Ruhetag in Canyondam redlich verdient.


Canyondam CA – Klamath Falls OR, 409 Km

2015-05-16

Es geht weitere 400 Km nordwärts durch herrliche Nadelwälder. Eine traumhafte Fahrt und es kommt uns so vor, wie wenn wir bereits im nördlichen BC oder im Yukon wären. Einziger Wermutstropfen ist der Lassen Volcanic Nationalpark, den wir nicht durchfahren können, weil die Strasse noch geschlossen ist.

Vielleicht interessieren sich einige für den aktuellen Benzinpreis in den USA. Schon vor dem Grenzübertritt aus Mexiko waren wir sehr gespannt, wie sich dieser verändert hat seit wir im letzten Herbst die USA verlassen haben. Am günstigsten konnten wir den Tank unseres durstigen Motorhomes in Tucson Arizona auffüllen mit umgerechneten 63 US-Cents pro Liter. Von da an stieg der Preis von diesen 2.40 Dollar pro Gallone bis auf 4.60 Dollar in der Wüste Nevadas. Dann ging es zum Glück wieder kontinuierlich runter und aktuell bezahlen wir in Oregon um die 3 Dollar. Das ist immer noch einiges weniger als einen Franken pro Liter. Generell gilt, dass man die Augen offen halten muss. Wir sahen öfters sogar innerhalb von Ortschaften Preisunterschiede von 10%, und noch mehr von einem Bundesstaat zum nächsten.


Klamath Falls – Crater Lake NP - Oakridge OR, 277 Km

2015-05-17

Der Wetterbericht für heute verspricht nichts Gutes und wir kommen gerade noch rechtzeitig beim Crater Lake im gleichnamigen Nationalpark an, bevor eine dicke Wolkendecke aufzieht. Nach der letzten Eruption vor etwa 7700 Jahren hat sich die Caldera mit Regen- und Schneeschmelzwasser gefüllt. Der See hat weder Zu- noch Abflüsse und die Wasserqualität ist die beste in ganz Nordamerika. Sehr beeindruckend ist das tiefblaue und klare Wasser, welches sich in einem Zeitraum von 250 Jahren austauscht. Mit einer horizontalen Ausdehnung von 8 mal 9,6 Kilometern ist dieser Lake grösser als der Thunersee und mit einer Tiefe von 594 Metern der zweittiefste See Nordamerikas.

Auf der Weiterfahrt brocken wir uns wieder einmal etwas Abenteuerliches ein. Das Navi lässt uns im Stich und irgendwo im Wald entscheiden wir uns falsch. Die Strasse wird immer enger und plötzlich ist sie nicht mehr geteert und wird zum Waldweg. Da unser Motorhome doppelt so lang wie der Weg breit ist, liegt Wenden nicht drin. So fahren wir halt auf gut Glück weiter und nach etwa 5 Kilometern und mehr als einer halben Stunden könnten wir wenden. In der Hoffnung, dass bald wieder Asphalt kommt, entscheiden wir uns für Weiterfahren. Nach fast 2 Stunden und 25 Km sind wir auf der anderen Seite des Hügels und haben wieder Teer unter den Reifen. Und sind natürlich auch glücklich darüber, dass wir in diesem gottverlassenen Wald nicht mit einer Panne stehen geblieben sind.


Oakridge – Woodburn OR, 316 Km

2015-05-18 to 2015-05-19

Heute passen wir besser auf, dass wir nicht einen Waldweg erwischen. Erneut sind wir in beinahe unberührten Wäldern fast alleine unterwegs. Allerdings nur beinahe unberührt, weil in einem Waldabschnitt Holzfäller am Werk sind und wir ein paar beladene Laster kreuzen. Wie wenig die Strasse befahren wird zeigt sich daran, dass sich vielerorts das Moos auf dem Asphalt ausbreiten kann. Nachdem sich das Wetter erneut verschlechtert hat mit tiefliegenden Wolken und Regen bleiben wir noch einen Tag in Woodburn, bevor wir zum Mount St. Helens fahren wollen.


Woodburn – Mount St. Helens WA, 308 Km

2015-05-20

Zwei Mal sind wir in den vergangenen Jahren hier vorbei gekommen und beide Male war der Vulkan von Wolken umhüllt. Heute haben wir freie Sicht auf den beeindruckenden Krater und die zerstörte Landschaft vom letzten Ausbruch am 18. Mai 1980. Damals rutschte nach einer Serie von Erdbeben der gesamte nördliche Berggipfel hangabwärts, womit der Berg 401 Meter Höhe verlor und die Gipfelhöhe seither nur noch 2‘549 Meter misst. Der Erdrutsch und die nachfolgenden Eruptionen verwüsteten 500 km² und 57 Menschen kamen ums Leben. Gaswolken und Asche wurden 18 Km hoch bis in die Stratosphäre geschleudert. Auf eine Entfernung von bis zu 30 Km vom Vulkan knickte die Druckwelle Bäume mit einem Stammdurchmesser von 2 Metern wie Grashalme. Der Mount St. Helens ist Teil des pazifischen Feuerrings und weist eine besonders grosse Explosionsenergie auf. Zur Übernachtung fahren wir wieder 80 Kilometer talabwärts. Nicht weil wir vor einem Ausbruch Angst hätten, sondern weil es im Park keine Campingplätze gibt.


Mount St. Helens – Anacortes WA, 351 Km

2015-05-21

Wir bleiben den Scenic Byways treu und fahren nur ein kurzes Stück Interstate auf der Umfahrung von Seattle. Das Wetter ist wie in den letzten Tagen sehr wechselhaft. Mal schwitzen wir und eine Stunde später ziehen wir im Freien wieder die Jacke an. Die Landschaft ist weiterhin reizend, aber ohne spezielle Highlights. In Anacortes möchten wir 2 oder 3 Tage bleiben, bekommen aber nur einen Platz für eine Nacht. Wir haben nicht realisiert, dass am kommenden Montag Memorial Day ist, und bei diesen verlängerten Wochenenden sind die Campgrounds oft ausgebucht.


Anacortes – Lynden WA – Richmond/Vancouver BC, 90+50 Km

2015-05-22 to 2015-05-27

Notgedrungen müssen wir weiterziehen und hoffen, dass wir in Lynden im KOA unterkommen, obwohl Freitag ist. Wegen der nur kurzen Strecke sind wir bereits am frühen Nachmittag da und ergattern so noch den letzten freien Platz.

Inzwischen ist das Wetter noch schlechter geworden und nach 2 Tagen haben wir genug von Regen und Kälte. Wir fahren deshalb über die Grenze nach Kanada ins vorläufige Endziel in Richmond/Vancouver. Der Grenzübertritt ist so easy wie noch fast nie. Der Zöllner hat 10 Jahre in Deutschland gelebt und freut sich richtig, wieder einmal deutsch sprechen zu können. Nichts wird gefragt oder kontrolliert und ich bedaure ein wenig, dass wir nicht noch eine oder zwei Flaschen eines alten Single Malt mitgenommen haben. Dies deshalb, weil Alkohol wie auch Tabakprodukte in Kanada massiv teurer sind als in den USA.

In den letzten 3 Tagen können wir uns nun, Wetter hin oder her, ganz gemütlich auf den Heimflug vorbereiten. Putzen und Packen ist nicht gerade unsere Lieblingsbeschäftigung, aber jetzt muss es sein. Dann gehen wir auch noch zum Reifenhändler und verpassen unserem fahrbaren Home 6 neue Reifen. Nach 45‘000 Km, zum Teil über Stock und Stein und dies ohne Plattfuss, hat sich unser Winnebago neue Finken redlich verdient. Und schon ist Mittwoch und Zeit für den Abflug. Wir kommen am Donnerstag am späteren Nachmittag in Basel an und freuen uns auf die vielen Wiedersehen.


Flug Basel-Frankfurt-Vancouver

2015-07-01

Viel zu schnell ging unser „Heimat-Urlaub“ vorbei. Wenn wir so lange von zu Hause weg sind, liegt jeweils einiges an Papierkram auf dem Tisch, welcher auf Erledigung wartet. Auch 11 Arzt- und Zahnarzt-Termine standen in der Agenda wegen Nachkontrollen und Checks, um unbesorgt wieder längere Zeit dem Nomadenleben zu frönen. Viele schöne Stunden durften wir mit unserer grossen Verwandtschaft und Freunden verbringen. Leider hat uns die Zeit nicht gereicht, um uns bei allen zu melden. Wir haben Euch nicht vergessen und holen dies nächstes Jahr nach.

Ab Frankfurt genossen wir auf dem langen Weg nach Vancouver einen sehr ruhigen Flug über einer dichten Wolkendecke. Rechtzeitig vor Grönland lichteten sich die Wolken und uns bot sich aus 11‘000 Metern eine atemberaubende Sicht auf Fjorde, Berge und Gletscher. Und schon war die Herrlichkeit wegen Wolken wieder vorbei bis kurz vor Vancouver, wo wir einen schönen Anflug über der Stadt bei strahlend blauem Himmel hatten. Aktuell haben wir sommerliches Wetter mit Temperaturen um die 30°.


Vancouver BC

2015-07-02 to 2015-07-04

Die 3 Tage in Vancouver verbringen wir mit Vorbereitungen für die Weiterreise und Einkaufen. Kühlschrank und Tiefkühler sind gähnend leer und unterbeschäftigt. Weiter nordwärts nimmt mit der dünnen Besiedlung auch das Warenangebot rapide ab, weshalb jetzt Handlungsbedarf besteht. Ein Muss ist so oder so der quirlige Granville Island Public Market mit seinem tollen Angebot an Spezialitäten aus aller Welt. Wir packen knuspriges Brot für 14 Tage in den Tiefkühler, decken uns ein mit mitteleuropäischer Charcuterie, Käse und französischen Pâtés. Selbstverständlich sind diese importierten Köstlichkeiten sehr teuer. Dies relativiert sich aber wieder, weil man in der kanadischen Wildnis nur wenig Gelegenheit findet, Geld auszugeben.


Vancouver - Yale BC

2015-07-05

Anno 1791 segelte der erste spanische Kapitän an der Küste des heutigen Vancouvers entlang. Auf dem Landweg kam der erste Europäer, der Pelzhändler Simon Fraser, im Jahr 1808 in diese Gegend. Offiziell gegründet wurde die Stadt Vancouver erst 1886. Nachdem 1887 die Eisenbahn vom Westen her ihren Betrieb aufnahm, wuchs Vancouver rasant von 5‘000 auf 100‘000 Einwohner im Jahr 1900. In den letzten Jahrzehnten ist eine enorm multikulturelle Gesellschaft entstanden infolge massiver Zuwanderung von Asiaten, insbesondere Hongkong-Chinesen und Indern aus dem Punjab. Inzwischen stellen die Chinesen einen Bevölkerungsanteil von 30% und weitere 15% stammen aus anderen asiatischen Ländern.

Bei der Wegfahrt aus Vancouver machen wir noch einen Abstecher nach North Vancouver. Dort haben wir vor Jahren die deutsche Metzgerei Black Forrest (www.bfmeats.ca) entdeckt. Deren umfangreiches Angebot reicht bis zur echten St. Galler-Bratwurst und ist mehr als nur einen Umweg wert.


Yale - Salmon Arm BC

2015-07-06 to 2015-07-09

Von Yale fahren wir dem Fraser River entlang. Der vermeintliche Nebel an den Hängen über den Wäldern entpuppt sich bald als Rauch. Die lang anhaltende Trockenheit hat in den letzten 10 Tagen im Westen Kanadas zu Hunderten von Waldbränden geführt. Zum Glück konnte die Feuerwehr alle Brände im Fraser und Thompson Valley löschen. Sonst hätten wir einen riesigen Umweg zu unseren Freunden Lisa und Andy nach Salmon Arm fahren müssen. Mit ihnen verbringen wir 4 gemütliche Tage am reizenden Shuswap Lake bei Temperaturen bis 38°. Gerne opfern wir mit ihnen auf dem Grill 4 unserer Olma-Würste der Black Forrest Metzgerei.


Salmon Arm - Lac la Hache - Horsefly Lake BC

2015-07-10 to 2015-07-15

Nach einer Übernachtung am Lac la Hache, wo wir uns bei einem österreichischen Auswanderer echtes Wienerschnitzel und Brathendl zu Gemüte führen, besuchen wir einmal mehr Monika und Stephan in ihrem Kleinod Cariboo Country Inn & Double C Ranch. Unsere Panamericana-Freunde Monika und Otto sind am Vortag schon angereist. Gemeinsam geniessen wir 5 herrliche Tage am abgelegenen Horsefly Lake. Nach den anstrengenden letzten Monaten haben wir uns ein paar Ferientage verdient. Die Idylle und Ruhe an diesem entlegenen See ist genau das Richtige zum Entspannen für uns. Da stört uns auch das wechselhafte Wetter nicht. Im 2-Stundentakt wechselt es von Sonnenschein zu Regenschauern. Und so kommt es, dass wir am letzten Abend wegen dem nass-kalten Wetter drinnen essen müssen. Nach mehreren Monaten darf Hedy wieder einmal ein Fondue-Chinoise auf  den Tisch zaubern und die Stimmung ist gerettet.


Horsefly Lake - Quesnel – Prince George BC, 357 Km

2015-07-16 to 2015-07-17

Wir reissen uns los vom bezaubernden Horsefly Lake, weil wir diesen Sommer noch weiter in die Wildnis des Nordens wollen. In Quesnel finden wir endlich einen Reifenservice, welcher uns gleich am nächsten Morgen die Spur einstellen kann, da seit langem ein Reifen einseitig abläuft. Dies werden wohl Nachwirkungen der südamerikanischen Holperpisten sein. Seit wir in Vancouver neue Reifen montiert haben, war unser Motorhome entweder zu hoch, der Lift zu schwach, oder wir hätten tagelang auf einen Termin warten müssen. Quesnel und Prince George sind Hochburgen der Holzindustrie. Ständig kreuzen uns vollbeladene Holzlaster. Aus optischen und anderen Gründen, lassen die Holzfäller entlang der Strasse 100 oder mehr Meter stehen. Sofern die behördlichen Auflagen betreffend Wideraufforstung eingehalten werden, hat der Kahlschlag auch eine gute Seite. Überalterte Wälder sind viel stärker von Schädlingen wie dem Borkenkäfer befallen.


Prince George - Chetwynd – Dawson Creek BC, 380 Km

2015-07-18 to 2015-07-19

Durch dicht bewaldete Gegenden fahren wir auf dem Hart Highway weiter nach Dawson Creek. Hier beginnt der Alaska Highway, den wir bereits vor 4 Jahren befahren haben. Wir wollen deshalb weiter ostwärts gehen, um auf den Mackenzie Highway zu gelangen. Vorher füllen wir noch unsere Vorräte auf, weil wir bis Yellowknife  keinen Supermarkt finden werden.


Dawson Creek BC – Grimshaw - High Level AB, 485 km

2015-07-20 to 2015-07-21

Zuerst 215 Km ostwärts bis Grimshaw und dort biegen wir ab auf den Mackenzie Highway. Dieser ist nebst dem Liard und dem Dempster Highway nach Inuvik die einzige Strassenverbindung in die Northwest Territories. Dank gutem Strassenzustand kommen wir flott voran und fahren eigentlich weiter als geplant. Die ersten 300 Km dominieren Wälder oder riesige Farmen mit Anbau von Raps und anderem Getreide. Bald nach Manning sind wir fast alleine unterwegs. Links und rechts 50 Meter Gras und dann Wald und nichts als Wald. Die letzten 2 Stunden bis zum Tagesziel sehen wir zwei Ansammlungen von ein paar Häusern, welche nicht mal als Dorf bezeichnet werden können. Weil es am nächsten Tag nur regnet und es auch wieder viele Kilometer bis zum nächsten Camping sind, bleiben wir noch einen Tag in High Level.


High Level AB – Hay River NWT, 334 Km

2015-07-22

Landschaftlich ändert sich heute nicht viel, nur dass die Bäume immer kleiner werden, je weiter wir in den Norden kommen. Immerhin locken uns zwei attraktive Wasserfälle unterwegs zu einem kurzen Spaziergang. Nach 200 Km überqueren wir die Grenze von Alberta in die Northwest Territories. Dieses Territorium wird wie Yukon und Nunavut offiziell von einem von der kanadischen Bundesregierung bestimmten Commissioner regiert und ist weniger autonom als die Provinzen. Die Northwest Territories sind fast 4 Mal so gross wie die BR Deutschland und haben nur etwa 44‘000 Einwohner, davon sind fast die Hälfte Ureinwohner. Nebst Englisch und Französisch gibt es weitere 9 Amtssprachen mit zum Teil nur ein paar Hundert Sprechern. In Hay River, mit 3‘700 Einwohnern bereits die zweitgrösste Gemeinde der NWT, übernachten wir am Great Slave Lake. Dessen Name hat nichts mit Sklaverei zu tun und beruht auf einem phonetischen Missverständnis. Namensgebend war das Indianervolk der Slavey, was gleich ausgesprochenen wurde wie das englische „Slave“.


Hay River – Yellowknife NWT, 491 Km

2015-07-23 to 2015-07-25

Nach 1’200 Kilometern seit Dawson Creek durch eine zwar sehr schöne, letztendlich aber eintönige Landschaft, sind wir in der Hauptstadt der Northwest Territories angekommen. Mit knapp 20‘000 Einwohnern leben hier fast die Hälfte der Bevölkerung der NWT. Ab 1938 wurde in der Region in diversen Minen in grossem Stil Gold abgebaut. 2004 schloss die letzte Mine infolge fallendem Goldpreis und steigenden Produktionskosten. Als Segen für die Region erwiesen sich Diamantenfunde im Jahre 1991 im Norden von Yellowknife, was zu einem neuerlichen wirtschaftlichen Boom führte. Inzwischen sind 4 Minen in Betrieb, dank denen Kanada wertmässig zum drittgrössten Diamantenproduzenten aufgestiegen ist. Yellowknife liegt am malerischen grossen Sklavensee inmitten einer rauen und zugleich schönen Waldlandschaft. An Sehenswürdigkeiten bietet die Stadt nicht gerade viel, macht aber einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Sehr empfehlenswert ist der informativen und gut dargebotenen Geschichte wegen ein Besuch im Northern Heritage Centre. Im weiteren sehen wir erfreulicherweise in der City, nicht wie in anderen Städten im Norden, verwahrloste oder betrunkene Inuits oder Indianer, welche in Parks herumliegen oder Touristen anbetteln.


Yellowknife - Fort Providence - Blackstone Territorial Park - Toad River BC

2015-07-26 to 2015-07-28

Nun sind wir wieder auf dem Alaska Highway, nach 1’100 km auf dem Mackenzie und dann dem Liard Highway. Davon waren 400 Km Sand- oder Schotterpisten, auf welchen wir uns dank guten Wetterbedingungen meist mit 70 – 80 km/h fortbewegen konnten. Nach regenreichen Tagen wird die Strasse sicher morastig und nur schwer passierbar für Motorhomes. Wie der Hinweg nach Yellowknife ist auch der Rückweg auf dem Liard sehr monoton. Keine grössere Erhebung und schon gar keine Berge. Eine verlockende Abwechslung wäre nur schon eine Herde von Waldbisons. Seit einer Woche werden wir häufig mit Warnschildern an der Strasse auf die Gefahren einer Begegnung mit dem grössten nordamerikanischen Säugetier hingewiesen. Und dann kreuzen endlich zwei kleine Bisonherden unseren Weg.


Toad River - Watson Lake - Whitehorse YT, 750 Km

2015-07-29 to 2015-08-03

Was für eine Wohltat für Auge und Sinne nach der letzten Woche. Die Fahrt auf dem Alaska Highway, entlang imposanten Bergketten und reizenden Seen und Flüssen, berauscht uns einmal mehr. Der Schilderwald in Watson Lake scheint seit dem letzten Besuch noch mehr gewachsen zu sein. Entstanden ist er 1942 durch einen heimwehkranken Soldaten, welcher sein Ortsschild an einen Baum genagelt hat. Schätzungen zufolge sollen es inzwischen 50‘ bis 70‘000 Schilder sein. Mehrmals begegnen wir unterwegs auch Bisons. Sie wissen die modernen Verkehrswege ebenfalls zu nutzen. Laufen mitten auf der Strasse, wie wenn diese für sie gebaut worden wäre. In Whitehorse warten bereits unsere Panamericana-Freunde Doris und Hans auf uns. Da es abends schnell kalt wird, ist ein echtes Schweizer-Käsefondue im Wolf’s Den neben dem RV Park gerade das Richtige für uns. Wie wir mitten im Geniessen sind, laufen Meia und Peter völlig unerwartet ins Lokal. Wir haben uns viel zu erzählen seit Mexiko bis weit nach Mitternacht. Nachdem unsere Freunde weitergefahren sind, bleiben wir noch bis Dienstag, weil die Werkstatt zwei kleinere Reparaturen erst am Montag ausführen kann. Uns gibt dies Zeit, ohne Stress einige Pendenzen zu erledigen und Wäsche und Motorhome zu waschen. Wobei wir für letzteres mehr als 3 Stunden brauchen, bis die betonharten Krusten vom Liard Highway aufgelöst und alle Insektenleichen entfernt sind.


Whitehorse YT - Skagway AK, 158 Km

2015-08-04 to 2015-08-05

Wetterbedingt hätten wir keinen schöneren Tag für die Fahrt auf dem Klondike Highway und über den White Pass erwischen können. Das Highlight des Tages bietet sich uns mit dem Farbenspiel im zauberhaften Emerald Lake. Unterwegs kommen wir zum ersten, aber nicht letzten Grenzübergang dieses Monats zwischen Kanada und Alaska. Mit der obligaten Frage nach Waffen und dem Verlust von 2 Tomaten und einer Peperoni sind wir innert 5 Minuten eingereist. Mit der Ruhe und Besinnlichkeit dieser Landschaft ist es in Skagway schlagartig vorbei. Von Mitte Mai bis Mitte September legen an den meisten Tagen gleich 4 Kreuzfahrtschiffe am frühen Morgen im Hafen an. 10‘000 Kreuzfahrer strömen dann in das 1‘000-Seelen Dorf, welches ab 1886 das Eingangstor zum Klondike-Goldrush war. Mussten die Goldgräber damals noch mehrere hundert Kilo an Gerätschaften und Lebensmittel über den White Pass schleppen, um an das begehrte Gold zu kommen, so haben es die Kreuzfahrer heutzutage viel einfacher. Unzählige Bijouterien an der Main Street warten täglich auf die zahlungskräftige Kundschaft der schwimmenden Hotels.


Skagway - Haines AK

2015-08-06 to 2015-08-08

In Luftlinie sind es nur 25 Kilometer bis nach Haines. Auf dem Landweg wären es jedoch fast 600 Kilometer. Da sind die 149 Dollar für die einstündige Fährfahrt gut investiert. Uns zieht es natürlich wie vor 4 Jahren erneut an den Chilkoot River, wo um diese Jahreszeit die Lachse flussaufwärts zu ihren Laichplätzen gelangen möchten. Nebst natürlichen Hindernissen stehen diesem Ansinnen auch noch die Bären im Weg. Dieses Mal müssen wir uns fast 4 Stunden am Fluss gedulden. Aber dann erscheint eine Grizzly-Mama mit 2 Jungen und der Tag ist für uns gerettet. Und wie vor 4 Jahren findet auch dieses Jahr am Samstagabend im Campground ein Crab-Potluck statt. Jeder bringt etwas mit, Salat oder Nachspeise, und die Besitzerin serviert frisch gefangene Dungeness-Crabs für 10 Dollar. In den Viechern stecken in Beinen und Zangen derart viel köstliche Muskelmasse drin, dass wir mit einer Krabbe pro Kopf bereits gesättigt sind.


Juneau AK

2015-08-09

Mit einem schnellen Katamaran fahren wir durch den Lynn Canal in 2 Stunden nach Juneau, der Hauptstadt von Alaska. Sowohl auf dem Hin- wie auch Rückweg sehen wir einige Wale, Delphine und Seelöwen. Wie viele Orte am Alaska Panhandle hat Juneau keine Strassenanbindung und ist nur per Schiff oder Flugzeug erreichbar. Gegründet wurde die Stadt nach Goldfunden im Jahre 1880 und 1900 wurde sie zur Hauptstadt Alaskas erkoren. Die tolle Lage am Gastineau Channel und das farbenreiche Zentrum locken viele Besucher an. Täglich legen im Sommer auch Kreuzfahrtschiffe im Hafen an, deren Passagiere wohltuend die City beleben als Kontrast zum parlamentarischen und behördlichen Mief.


Haines AK - Kluane Lake YT - Beaver Creek - Tok - Grîzzly Lake AK, 800 Km

2015-08-10 to 2015-08-12

70 Kilometer nach Haines reisen wir von Alaska wieder in Kanada ein. Weitere 70 Kilometer später verlassen wir British Columbia und sind erneut in den Yukon Territories. Am dritten Tag reisen wir kurz nach Beaver Creek wieder in die USA beziehungsweise Alaska ein. Das Strassennetz ist hier im Norden scheint ohne Rücksichtnahme auf Landesgrenzen bilateral zwischen den USA und Kanada ausgehandelt und errichtet worden zu sein. Für Abwechslung auf den rund 800 Km in den 3 Tagen sorgt nicht nur die durchwegs faszinierende Landschaft, sondern auch das Wetter. Dichte Regenwolken wechseln sich teils mehrmals täglich mit strahlend blauem Himmel ab. Am Pickhandle Lake schauen wir am Ende einer Baustelle kurz nach links zu einem Ausstellplatz am See. Wen sehen wir dort? Ina und Mario, unsere Berliner von der Panamerica-Tour. Bei Kaffee und Kuchen reden wir über das seither Erlebte und im Nu sind 3 Stunden rum.


Grizzly Lake - Valdez AK, 300 Km

2015-08-13 to 2015-08-14

Nach einer Übernachtung am bezaubernden Grizzly-Lake biegen wir bei Glennallen ab auf den Richardson Highway nach Valdez. Dies ist wohl die letzte asphaltierte Strecke, die wir in Alaska bisher noch nicht befahren haben. Und einmal mehr staunen wir darüber, dass fast ausnahmslos alle Strassen Alaskas dem Reisenden ein umwerfend schönes Panorama bieten. In Valdez angekommen warten bereits Barbara und Kurt, ebenfalls Panamericana-Freunde, im Bayside RV Park auf uns. Statt sich unterwegs zu kreuzen, haben sie ihre Abreise um einen Tag verschoben, um mit uns zum Nachtessen zu gehen und einen gemütlichen Abend zu verbringen.

Valdez liegt am Prince William Sound. Ringsherum um den Fjord erheben sich imposante Berge mit etwa 15 Gletschern. Bekannt in der Weltöffentlichkeit wurde Valdez erstmals 1964 wegen dem zweitstärksten je gemessenen Erdbeben, welches durch den nachfolgenden Tsunami den Ort fast komplett zerstört hat. Ein zweites Mal 1989 durch die Havarie der Exxon Valdez, bei der 42 Millionen Liter Rohöl in die Bucht flossen. Zum Glück sehen wir von der Umweltkatastrophe nichts mehr. Zumindest die Lachse strömen zu Abertausenden wieder zu ihren Laichplätzen in die in den Fjord mündenden Bäche. Der sogenannte Salmon-Run ist ein grausames Naturschauspiel. Den nach dem Laichen langsam verendenden Lachsen hacken die Möven bereits die Augen aus. Scheint für diese eine Delikatesse zu sein. Auch die Bären haben es jetzt leicht, ihren Hunger zu stillen. Sie müssen auf der Nahrungssuche keine weiten Wege gehen oder stundenlang im Bach stehen und können sich so an einem einzigen Laichplatz den Bauch vollschlagen. Dies macht es für uns zur Glückssache, an der richtigen Stelle zu verweilen. Zusammen mit anderen Schaulustigen warten wir vergebens 4 Stunden bis zum Eindunkeln. Die sich in der Umgebung befindliche Grizzly-Mama mit ihren 4 Jungen will sich nicht zeigen. In der Regel haben Weibchen 2 – 3 Junge und gleich 4 sind eher selten.


Valdez - Chitina - Delta Junction AK, 622 Km

2015-08-15 to 2015-08-16

Bevor wir Valdez verlassen, fahren wir nochmals ein Stück der Bucht entlang zu den Laichplätzen. Den Grizzly finden wir erneut nicht aber immerhin präsentiert sich ein Schwarzbär mit seinen 3 Jungen. Alsdann fahren wir bis Chitina, von wo aus wir am nächsten Tag auf der McCarty Road in den Wrangell-St.-Elias-Nationalpark und zur ehemaligen Kupfermine und heutigen Geisterstadt Kennicott möchten. Sehr weit kommen wir allerdings nicht. Nach 27 Kilometern hört nach der Kuskulana Bridge der Asphalt auf und wir holpern über eine pickelharte, waschbrettähnliche Piste. Nach 35 Minuten und gefahrenen 10 Kilometern hört für uns der Spass auf. Vor uns wären noch 60 Kilometer und wieder zurück. Wir wenden und fahren via Copper Center auf den Richardson Highway in Richtung Delta Junction.


delta Junction - Tok - Chicken AK, 305 Km

2015-08-17 to 2015-08-19

Wir haben die Winterklamotten hervorgekramt. Es regnet ständig und nachts ist es empfindlich kalt. Glücklicherweise haben diese Motorhomes eine gute Heizung. In Tok legen wir einen Ruhetag ein, um besseres Wetter abzuwarten. Am nächsten Tag fahren wir bis nach Chicken um bereit zu sein, den „Top oft the World“ bei Sonnenschein zu befahren. Chicken ist eine ehemalige Goldgräberstadt mit heute noch 17 Einwohnern. In der Region sind im Sommer immer noch einige Goldsucher in Minen und Bächen am Werk, so dass man annehmen kann, dass sich die Mühe immer noch lohnt. Wir verkriechen uns in den Saloon, einem der wenigen noch erhaltenen Gebäude aus der damaligen Zeit, wo man das Wetter draussen bei einem Drink vergessen kann.


Chicken AK - Dawson City YT, 184 Km

2015-08-20 to 2015-08-21

Es hat sich gelohnt, dass wir zugewartet haben. Im Gegensatz zu früheren Jahren haben wir im dritten Anlauf, dieses Mal in östlicher Richtung, nur wenig Bewölkung und viel Sonne. Die Strasse, meist nicht asphaltiert aber in gutem Zustand, führt uns auf Bergkämmen mit traumhaftem Blick auf bewaldete Flusstäler und Tundra-Landschaften. Nach 150 Bilderbuch-Kilometern geht es den Berg hinunter und mit der Gratis-Fähre über den Yukon-River nach Dawson City. Mit 40‘000 Einwohnern war Dawson 1898 beim Klondike-Goldrausch die grösste Stadt nördlich von Seattle und westlich von Winnipeg. Viele Gebäude sind in den letzten Jahren liebevoll restauriert worden und locken immer mehr Touristen mit Mietwagen oder Camper hierher.


Dawson City - Carmacks - Whitehorse YT, 536 Km

2015-08-22 to 2015-08-24

Nach den Panorama-Fahrten der letzten 3 Wochen sind die zwei Etappen auf dem Klondike-Highway eher eintönig. Dies hängt ein wenig auch mit der Wetterlage zusammen. Meist ist eine dicke Wolkendecke über uns. Zur Ablenkung gibt es mehrmals täglich einen kurzer Regenschauer und später wieder ein paar Kilometer mit Sonnenschein. Da es ab übermorgen meist sonnig sein soll, verschieben wir den Trip zum Atlin Lake und bleiben noch einen Tag in Whitehorse.


Whitehorse YT - Atlin BC, 180 Km

2015-08-25 to 2015-08-26

Das Warten hat sich wieder einmal gelohnt und wir dürfen die Fahrt nach Atlin bei Sonnenschein geniessen. In Atlin angekommen fragen wir uns, weshalb wir noch nie hier gewesen sind. Vielleicht, weil wir mal was gelesen oder gehört haben, dass die 95 Km-Sackgasstrasse in schlechter Zustand sei. Dem ist aber nicht oder nicht mehr so. Noch finden nur wenige Touristen den Weg hierher und das ist auch gut so. Die abgeschiedene Lage der ehemaligen Goldgräbersiedlung am 145 Kilometer langen See mit glasklarem Wasser lädt ein zum Entspannen und Träumen. Zudem steht unser Motorhome traumhaft schön auf einer schmalen Landzunge in den See und dies zwingt uns direkt, noch einen Tag zu bleiben.


Atlin BC - Nugget City YT - Iskut BC - Stewart BC - Hyder AK, 1000 Km

2015-08-27 to 2015-08-29

Der Winter kommt mit grossen Schritten und die Blätter der Laubbäume werden von Tag zu Tag gelber. Das Quecksilber steigt nicht mehr über 12 Grad und nachts sind es sogar nur noch 5 Grad. Es regnet über hunderte Kilometer an der Pazifikküste und weiter südlich in Vancouver wird von überschwemmten Strassen und Stromausfällen berichtet. Nach 3 Tagen sind wir in Hyder angekommen und jetzt regnet es sogar ununterbrochen. Bären sehen wir an den Laichplätzen dieses Jahr keine mehr. Der Ranger meint, dass sie sich bereits vollgefressen hätten. Wir fahren zurück vom View Point und wenige hundert Meter später bleibt ein Schwarzbär vor unserem Fahrzeug mitten auf der Strasse eine halbe Minute lang stehen und sieht sich um. Wir begreifen die Situation erst, als 2 Junge aus dem Gebüsch kommen, für welche die Bärenmama fürsorglich die Strasse zur sicheren Überquerung blockiert hat. Und einen Kilometer später sehen wir gleich noch einen, wie er sich zu einem Verdauungsschläfchen hinlegt.


Hyder AK - Hazelton BC - Fort Fraser - Prince George, 700 Km

2015-08-30 to 2015-09-03

Geplant waren 3 Tage in Hyder, aber der Wettergott vermiest uns dies. Es giesst 24 Stunden am Tag und die Prognose für die nächsten Tage verspricht keine Besserung. Da es im Landesinnern zumindest nicht mehr regnen soll, fällt uns der Entscheid zur Weiterfahrt leicht. Und siehe da, nach der ersten Etappe beglücken uns in Hazelton sogar ein paar Sonnenstrahlen. Nach einem weiteren Stopp in Fort Fraser haben wir uns in Prince George mit Panamericana-Freunden verabredet. Annemie und Günter sind nordwärts und wir südwärts unterwegs. Gemeinsam gehen wir zwei Mal gepflegt Essen in Prince George. Leider fehlen uns die Fotos dieser zwei Tage, weil mir im Taxi die Kamera aus der Tasche der Windjacke gerutscht ist. Der nächste Fahrgast hat damit rumgespielt und auf der Suche nach Englisch nicht nur alle Einstellungen verändert, sondern auch gleich noch alle Bilder gelöscht. Deshalb haben wir nur noch ein Bild vom „Absacker“ des 2. Abends bei Annemie und Günter in ihrem luxuriösen MAN-Unicat. Immerhin haben wir die Kamera wieder und zum Glück machen wir jeden oder jeden zweiten Tag eine Kopie auf das Notebook.


Prince George - Tete Jaune Cache - Jasper, 420 Km

2015-09-04 to 2015-09-05

Auf dem Yellowhead-Highway fahren wir zwischen den Cariboo- auf der rechten und den Rocky Mountains auf der linken Seite durch eine faszinierende Gebirgslandschaft. Auf den Gipfeln liegt bereits der erste Schnee. Nicht verwunderlich, dass auch im Tal bei uns das Thermometer nachts nahe an den Gefrierpunkt kommt. In Tete Jaune Cache übernachten wir in einem reizenden Campground mit heimeligem Restaurant am Fraser River und geniessen ein Lobster-Dinner. Erster Höhepunkt des nächsten Tages ist die Vorbeifahrt am imposanten Mount Robson. Angekommen in Jasper fahren wir noch die Umgebung ab und sehen erstmals aus nächster Nähe Wapiti-Hirsche. Sie haben sich am Annette Lake an die Touristen gewöhnt und ergreifen nicht mehr die Flucht vor diesen Eindringlingen in ihr Refugium. Mit einem Gewicht der Männchen von bis zu 450 Kilogramm und einer Schulterhöhe von 1,5 Metern ist der Wapiti deutlich schwerer und grösser als der mit ihm verwandte Rothirsch in Europa. Was für ein einmaliger Anblick für uns, als wir nach Weibchen mit ihren Jungtieren auch noch ein Männchen mit einem kolossalen Geweih, halb versteckt im Gebüsch, in aller Ruhe fotografieren können.


Jasper - Nordegg - Rocky Mountain House AB - Olds, 480 Km

2015-09-06 to 2015-09-09

Nach einer Nacht in Jasper fahren wir wetterbedingt bereits wieder weiter, südwärts auf dem faszinierenden Icefields Parkway durch den Jasper Nationalpark. Vor Lake Louise biegen wir links ab auf den David Thompson Hwy, übernachten in Nordegg und ein weiteres Mal in Rocky Mountain House. Nun haben wir die Rocky Mountains hinter uns und sind in der Prärie angekommen. Riesige Getreidefelden und mitten drin Ölpumpen säumen nun unseren Weg. So wie es aus dem Gebirge runter gegangen ist in die Ebene Albertas, fiel auch der Benzinpreis. Von 1.39 Dollar, und vereinzelt in British Columbia oder im Yukon sogar noch mehr, ist er in Rocky Mountain House auf noch 0.98 kanadische Dollar gefallen. Dank dem tiefen Ölpreis und dem starken Franken kostet uns der Sprit nun weniger als 75 Rappen pro Liter. Der Preiszerfall auf dem Weltmarkt trifft die Provinz Alberta mit ihren tiefen Steuersätzen und 0% Sales-Tax hart, weil ein grosser Teil der Einnahmen aus den Bohrlizenzen stammt. Wegen Unrentabilität ist die Förderung des mit hohen Produktionskosten verbundenen Frackings vielerorts bereits eingestellt worden. Beim Besuch unserer Freunde Clivia und Beat in Olds, mit welchen wir 2 wundervolle Abende verbringen durften, erfuhren wir viel Informatives aus erster Hand zur aktuellen Situation in ihrer Provinz. Die ehemals reichste Provinz Kanadas leidet unter steigender Arbeitslosigkeit, Haushaltsdefiziten und massiver Verschuldung.


Olds - Calgary - Banff Nationalpark, 258 Km

2015-09-10 to 2015-09-13

Auf dem Weg in den Südwesten der Provinz fahren wir noch in Calgary bei Go West vorbei, dort wo wir im Mai letzten Jahres unseren Truck und Trailer gegen ein Motorhome eingetauscht haben. Wir sind bass erstaunt, dass der Hof leer ist. Unser erster Gedanke ist, dass der Standort Calgary geschlossen wird. Eine Mitarbeiterin klärt uns aber auf, dass trotz bevorstehendem Saisonende noch alle Fahrzeuge ausgemietet und unterwegs seien. Der Tourismus boomt dank dem tiefen Kurs des kanadischen Dollars, welcher im Vergleich zum US-Dollar, dem Euro und dem Schweizer Franken in den letzten 3 Jahren 20% und mehr seines Wertes verloren hat wegen den tiefen Rohstoffpreisen. Auch von Campgroundbesitzern erfahren wir, dass diese Saison umsatzmässig die Beste seit vielen Jahren gewesen sei.

Weil wir in der Ferne die verlockende Gebirgskette der Rocky Mountains bereits sehen und der Wetterbericht hervorragend ist, hält uns nichts mehr in Calgary zurück. In Banff treffen wir abends unseren Panamericana-Freund Hans mit seiner Tochter Christiane. Er lädt uns zu einem vorgezogenen, exquisiten Geburtstagsessen ins „Le Beaujolais“ ein. Leider kann er die 4 Tage bis zu seinem Geburtstag nicht bleiben, weil er auf schnellstem Weg sein Motorhome an die Ostküste zur Verschiffung nach Hamburg bringen muss. Seine Frau Doris hat in Köln einen Rückfall und ist erneut schwer erkrankt. Am nächsten Morgen müssen wir uns bereits wieder verabschieden, mit den besten Genesungswünschen unsererseits an Doris und „safe travel“ für Christiane und Hans. Wir geniessen die nächsten 2 Tage den Park bei traumhaftem Wetter, welches auch viele Wochenend-Ausflügler angezogen hat. Beim Moraine Lake finden wir keine Parkgelegenheit und ich fahre im Kreis rum, bis Hedy wenigstens ein paar Fotos vom See geknipst hat. Bei der Abzweigung nach Lake Louise quält sich eine Blechlawine den Berg hoch, woraus wir schliessen müssen, dass der dortige Parkplatz ebenfalls hoffnungslos überfüllt sein wird. Ist alles nur halb so schlimm, weil es im Park noch unendlich viele schöne Seen und Plätze gibt, die vom Massentourismus links liegen gelassen werden. Letztlich sind die 4 aneinander liegenden Nationalparks Banff, Jasper, Kootenay und Yoho zusammen halb so gross wie die Schweiz.

Am dritten Tag regnet es wieder und wir verziehen uns am frühen Nachmittag in eines dieser Pubs mit den vielen Bildschirmen an den Wänden. Netterweise wechselt man für uns bei einem den Kanal auf das US-Open. Weil es auch in New York regnet, wird der Beginn des Finals fortlaufend verschoben. Wir überbrücken die Wartezeit dank dem guten Wifi locker und nach 3 Stunden geht es endlich los. Weil sich der Match in die Länge zieht und spannend ist, bleiben wir noch zum Nachtessen. Der Rest ist bekannt. Roger hat mehr als doppelt so viele Breakchancen wie Djokovic, nutzt diese aber nicht und verliert.


Banff AB - Revelstoke BC - Nakusp, 370 Km

2015-09-14 to 2015-09-16

Nachdem wir in Banff den Regentag ausgesessen und mit Roger mitgefiebert haben, fahren wir auf dem Trans-Canada-Highway weiter durch den Yoho-Nationalpark. Auf Abzweigungen tiefer in den Park rein verzichten wir, weil es kalt und stark bewölkt ist. In Revelstoke bleiben wir regenbedingt zwei Nächte, was sich aus weiser Entscheid herausstellt. Am nächsten Tag bekommen wir dann viel Sonnenschein entlang dem Arrow Lake. Der riesige Stausee, welcher sich harmonisch in die Landschaft einfügt und nicht als etwas von Menschen geschaffenes erscheint, wird gespiesen vom Columbia River, ist 232 Kilometer lang und an einigen Stellen nur einige Hundert Meter breit. Wegen den stark bewaldeten Steilhängen bis in den See finden sich nur wenige ebene Flächen, weshalb das Tal nur sehr dünn besiedelt ist. Dementsprechend ist auch das Verkehrsaufkommen äusserst gering, weswegen die Finanzierung von drei Gratis-Fähren dem Staat günstiger kommt als den Bau und Unterhalt von Brücken. Bei Shelter-Bay nutzen wir die erste Fähre ans Ostufer und übernachten in Nakusp, mit 1‘600 Einwohnern wohl grösstem Ort entlang dieses langen Sees.


Nakusp - Vernon - Kelowna BC, 250 Km

2015-09-17 to 2015-09-25

50 Kilometer nach Nakusp fahren wir erneut auf eine kostenlose Fähre, welche uns wieder ans Westufer des Arrow Lakes bringt. Richtung Okanagan-Valley nimmt die Besiedlungsdichte dann unübersehbar zu. Zuerst Landwirtschaft und dann mit Vernon und Kelowna zwei urbane Zentren. Aus der Halbwildnis kommend erschrecken wir, sehen es aber schnell in der richtigen Relation. Das Tal ist 175 Kilometer lang, flächenmässig halb so gross wie die Schweiz und weist etwa 350‘000 Einwohner auf. Wegen dem aussergewöhnlich warmen und milden Klima ist diese Region bei Rentnern und Touristen gleichermassen hochgeschätzt. Da sind wir ja gleich doppelt gemoppelt am richtigen Ort angelangt. Nach einer Nacht in Vernon bleiben wir gleich eine Woche in Kelowna. Wir fühlen uns wie bei vorherigen Besuchen hier erneut heimisch bei Tagestemperaturen um die 20 Grad und europäischen Restaurants, Bäckereien und Metzgereien.


Kelowna - Penticton BC, 75 Km

2015-09-26 to 2015-10-03

Weit sind wir nicht gekommen und fahren in Penticton bereits wieder in einen Campground. Wie schon in der Vorwoche besuchen wir wiederum einige Winerys, bekommen allerdings von der aktuellen Lese nicht viel mit. Die Beeren werden frühmorgens geerntet und um diese Zeit träumen wir noch. Macht nichts, weil wir den Traubensaft ja eh lieber ausgebaut im Glas haben. Per Zufall erfahren wir auf einem Weingut mit Schweizer Besitzern, dass eine langjährige geschäftliche Kontaktperson von Hedy mit seinem Bruder auf Besuch bei der hier lebenden Schwester ist. Da gibt es natürlich gegenseitig viel zu berichten an zwei Nachmittagen und Abenden. Aber auch sonst fühlen wir uns hier pudelwohl, geniessen diese Obst- und Weinbau-Region, und aus den geplanten drei werden es schlussendlich acht Nächte.


Penticton – Keremeos - Osoyoos BC , 100 Km

2015-10-04 to 2015-10-05

Die Stecke nach Osoyoos entlang dem gleichnamigen See kennen wir bereits. Zudem ist die Tagesetappe äusserst kurz und wir machen deshalb einen kleinen Umweg via Keremeos ins Similkameen-Valley. Es ist hier genauso staubtrocken wie in Okanagan-Valley und die Reben und Obstplantagen gedeihen nur dank intensiver Bewässerung. Die Obsthändler entlang der Strasse scheinen sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen mit verlockenden Verkaufsständen, um die Durchreisenden zum Anhalten zu bewegen. Mit ein paar rostigen Oldtimern und der Vielfalt an Farben und Formen der Kürbisse beisst jeder Tourist Mal an und fährt rechts ran. In Osoyoos finden wir ein herrliches Plätzchen am See und bleiben, weil es so schön und so sonnig und so warm ist noch einen weiteren Tag. Und können uns auch noch einen Tag mehr auf den Grenzübertritt in die USA mit mürrischen Beamten freuen, welche immer die gleichen dämlichen Fragen stellen. Eine davon ist immer diejenige nach Waffen. Wie wenn schon jemand diese saublöde Frage mit Ja beantwortet hätte. Ausser vielleicht einem Indianer, welchem erst jetzt in den Sinn kommt, dass er noch Pfeil und Bogen im Kofferraum hat. Und die Geistesgestörten mit Schnellfeuergewehren, Pistolen und mehreren Schachteln Munition erwischt man hier auch nicht. Und wenn würden sie bereits hier ihr Massaker starten und nicht erst in einem College oder Einkaufszentrum.


Osoyoos BC - Leavenworth WA, 270 Km

2015-10-06 to 2015-10-08

Nach wenigen Kilometern sind wir schon an der US-Grenze und die Einreise läuft wider Erwarten sehr erfreulich ab. Der Officer ist echt nett mit uns, sieht im Pass, dass wir von Alaska her noch ein gültiges Visum haben, und weist uns an, 100 Meter weiter links zu parkieren für die Inspektion des Motorhomes. Kaum richtig geparkt, kommt ein ebenfalls höflicher Beamter, welcher in unseren Kühlschrank schauen möchte. Dies kostet uns zwei Tomaten und eine Zitrone. Mehr will er nicht sehen und wir können mit diesem Verlust gut leben. Somit wären wir in den USA eingereist und könnten weiterfahren. Wenn da nicht der Ablauf unseres Visums wäre. Also gehen wir zurück zur Immigration, wo wir unser Anliegen einer erneut zuvorkommenden Beamtin vortragen können. Wir erklären ihr, dass es am 4. Februar noch kalt ist in der Schweiz und wir gerne noch etwas mehr Spielraum für dem Rückflug hätten. Sie unterbricht mich, fragt wann und wie lange wir in den letzten 12 Monaten in den USA waren und ob wir gerne ein neues Visum für 6 Monate hätten. So sollte es doch immer sein. Mal ein Officer, dem wir nicht erklären müssen, dass wir einen wenn auch nur kleinen Beitrag zur US-Economy leisten, indem wir unsere Rente hier verprassen.

Nun sind wir in Washington, dem nordwestlichsten Bundesstaat der USA. Auf den Nummernschildern steht „Evergreen State“, aber „Nevergreen“ wäre im Norden von Washington passender. Auffallend krass ist der Übergang von einer prosperierenden Gegend Kanadas in eine Armutsregion. Die Hälfte der Gebäude, Bauernhöfe und Gewerbebetriebe eingeschlossen, ist nicht mehr wert als eine Schachtel Zündhölzer.

250 Kilometer weiter in Leavenworth sieht es endlich wohlhabender aus. Das 2‘000-Seelen-Dorf lebt ausschliesslich vom Tourismus und verzeichnet pro Jahr 2 Millionen Besucher. Nach der Schliessung des bedeutenden Güterverladebahnhofs stand der Ort vor dem wirtschaftlichen Ruin. Ohne dass ein diesbezüglicher historischer Hintergrund bestanden hätte, bauten die Einwohner ab 1960 den Ort zu einem bayerischen Bergdorf um. Übers ganze Jahr finden volkstümliche Feste statt und die Besucher kommen in Scharen. Sie schätzen offenbar die deftige Küche und das Bier aus den grossen Krügen zu bayerischer Volksmusik.


Leavenworth - Silver Creek - Long Beach WA - Tillamook OR, 700 Km

2015-10-09 to 2015-10-11

Seit dem Okanagan-Valley haben wir meistens Schmuddelwetter und wir verschieben uns deshalb in diesen 3 Tagen zügig an die vielgepriesene Oregon-Coast. Nach 2 Tagen sind wir an der Küste in Long Beach angelangt. Einzige Gemeinsamkeit mit dem berühmten Long Beach in Los Angeles ist nur der Name. Passend zur kargen Gegend bis hierher und den Behausungen ihren Bewohnern ist dies ein Badeort für Leute mit kleinem Budget. Am dritten Tag erreichen wir Oregon und das Wetter verbessert sich stündlich. Der erste Eindruck von dieser Küste ist vielversprechend und macht uns neugierig auf die folgenden 500 Kilometer.

Zum Schluss noch das Neueste zum Benzinpreis seit unserer Abreise aus den USA Ende Mai. Umgerechnet auf Liter und Rappen kostet Bleifrei (hier Regular genannt) in Washington und Oregon noch zwischen 55 und 70 Rappen. Die happigen Preisunterschiede können wir uns nicht erklären. Mal hat in einer Ortschaft jede Tankstelle den genau gleichen Preis bis auf die dritte Nachkommastelle. Und dann wundern wir uns andernorts wieder über das Rauf und Runter mit Unterschieden von bis zu 20% innerhalb von wenigen Meilen. Grundsätzlich am günstigsten ist es meist bei Grossverteilern mit eigener Tankstelle, welche die Kunden in ihre Läden locken mit zusätzlichen Rabatten von ein paar Cents pro Gallone. Vielleicht erleben wir es noch, dass Benzin wegen der Wasserknappheit im Südwesten der USA billiger ist als Trinkwasser.


Tillamook - Newport - Florence - Ophir - Gold Beach OR, 450 Km

2015-10-12 to 2015-10-17

Pro Tag kommen wir kaum 100 Kilometer weit. Dies würden wir normalerweise in eineinhalb Stunden schaffen, brauchen dafür aber 5 – 6 Stunden. Der Grund liegt an der faszinierenden Küstenlandschaft und einem ständigen Ohh und Ahh vom Beifahrersitz, verbunden mit dem ultimativen Wunsch, sofort rechts ranzufahren. Leider oder zum Glück ist dies leicht machbar ohne den Verkehr zu behindern dank den vielen Ausbuchtungen und View Points. Dann folgt ein kurzer Spaziergang an die Klippe, klick, klick, klick……., was mir dann Abends wieder viel Arbeit beschert mit Aussortieren und Beschriften der Fotos. Genug gemeckert. Es lohnt sich wirklich sich die Zeit zu nehmen, diese schroffen Steilküsten, die sauberen Strände und Hunderte oder noch mehr von aus dem Meer aufragenden pittoresken Felsen in aller Ruhe zu bestaunen.


Gold Beach OR - Crescent City CA - Arcata, 94 + 116 Km

2015-10-18 to 2015-10-19

Am Gold Beach sitzen wir noch zwei Nebeltage aus, bis auch das Wetter wieder goldig ist. Die Bilder der südlichen Oregon Coast zeigen, dass sich das Warten gelohnt hat. Immer noch der Küste entlang durchqueren wir am nächsten Tag den Redwood-Nationalpark. Der 1968 gegründete NP schützt noch den Rest eines ehemals flächendeckenden gemässigten Regenwaldes, nachdem bereits über 90% abgeholzt waren. Die bis zu 100 Meter hohen und über 2‘000 Jahre alten Küstenmammutbäume waren wegen ihrer Witterungsbeständigkeit sehr begehrt für Hausbau, Bahnschwellen und in den Erzminen. Leider regnet es heftig wie beim ersten Besuch vor drei Jahren. Als wir dies der Rangerin im Visitorcenter erzählen, meint sie trocken, dass es ohne diese vielen Niederschläge hier keinen Regenwald geben würde. Wie wenn wir null Ahnung von Botanik hätten.


Arcata - Hat Creek - Lassen Volcanic NP - Paradise CA, 341 + 273 Km

2015-10-20 to 2015-10-21

Wir verlassen die Küste ostwärts und fahren durch das Tal des Trinity Rivers. Wieder eine komplett andere Vegetation und wir erfreuen uns an der abwechslungsreichen, bergigen Landschaft. Das Nachtlager schlagen wir an einem niedlichen Tümpel in einer Waldlichtung bei Hat Creek auf. Letztes Jahr im Mai konnten wir den Lassen Volcanic NP nicht durchqueren, weil die Strasse bis auf 2‘600 M.ü.M. führt und wegen Schneefall gesperrt war. Aber heute werden wir mit einem strahlend blauen Himmel belohnt. Der Park erstreckt sich rund um den 3‘189 Meter hohen Lassen Peak, einem der grössten Lavadom-Vulkane. Die Erde rund um den Lassen ist vulkanisch aktiv, was sich an kochenden Schlammlöchern und heissen Quellen zeigt. Lassen ist eines der weltweit wenigen Gebiete, in dem alle vier Hauptformen von Vulkanen vorhanden sind. Der letzte schwere Ausbruch fand vor 100 Jahren statt mit einer Asche- und Gaswolke bis auf 10‘000 Metern und Verwüstungen durch Lava sowie Schlammlawinen im Umkreis von 40 Kilometern.


Paradise - Winters CA, 262 Km

2015-10-22

Seit 2011 herrscht in weiten Teilen Kaliforniens die schwerste Dürre seit 1200 Jahren, was sich durch Baumringanalysen nachweisen liess. Die Ursache liegt in der Kombination von geringen Niederschlägen und überdurchschnittlich hohen Temperaturen in den letzten 4 Jahren. Dazu kommt ein Bevölkerungsanstieg um 10 Millionen innert 25 Jahren sowie eine Zunahme der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Halbleere Stauseen haben wir schon einige gesehen, aber heute sind wir echt geschockt beim Anblick des Oroville Lakes. Der See ist so gut wie leer und mehrere Dutzend grosser Hausboote liegen demnächst auf Grund. Die nachfolgende Strecke ist komplett ausgedorrt bis nach Hamilton City, wo wir auf die CA-45 abbiegen. Während unglaublichen 130 Kilometern schliesst sich nun nahtlos auf topfebenem Gelände eine Farm an die andere an. Sie reichen beidseits der Strasse fast bis zum Horizont und sind mit Getreide, Obst sowie Mandel- und Baumnussbäumen bepflanzt. Zur Bewässerung ihrer Plantagen müssen die Farmer immer tiefer bohren, um noch an Grundwasser zu gelangen.


Winters - Napa CA, 55 Km

2015-10-23 to 2015-10-28

Nachdem wir in den letzten Tagen quasi Kilometer gefressen haben, ist es wieder Zeit für eine Ruhepause. Unsere Passion für Weinbaugebiete dürfte inzwischen ja bekannt sein. Und dafür ist das Napa und die umliegenden Valleys mit ihren pikfein gepflegten Winerys genau das Richtige für uns. Wegen dem fantastischen Herbstwetter mit 28° und der Nähe zu San Francisco und Sacramento haben wir infolge dem vielen Verkehr und den vollen Parkplätzen bei den Weingütern schon bald den Verleider und verschieben weitere Exkursionen auf die Tage nach dem Wochenende. Einmal mehr staunen wir über die exorbitant hohen Preise, welche auch die Einheimischen nicht von einem Besuch mit Degustation abhält. Auch wir erliegen dem Reiz in dieser verlockenden Umgebung und lassen uns den Beerensaft schmecken. Für einen sogenannten „Flight“ mit 3 Gläsern berappen wir 39 Dollar bei Mumm. Da ist das Ambiente der lieblichen Umgebung im Preis grosszügig eingerechnet, würden wir doch für fast das gleiche Geld bei Safeway 3 Flaschen bekommen. Zum Glück haben wir dies am Vortag bemerkt, weil im Winery-Shop die Flasche 24 Dollar kostet und bei Safeway nach allen Rabatten nur noch 13.75. Bei der Domaine Carneros by Taittinger kommt es noch gesalzener. Dort lassen wir 48 Dollar liegen, allerdings mit einer Schale köstlicher Mandeln, welche sogar nachgefüllt wird. Was soll‘s, man gönnt sich ja nicht jeden Tag solche Extravaganzen.


Napa - Belmont - Grass Valley CA, 118 + 263 Km

2015-10-29 to 2015-10-31

Nach 6 herrlichen Tagen im Napa verschieben wir uns weiter nach Belmont, einem Vorort von San Francisco. Dort besuchen wir Jenny und Berni, einem in jungen Jahren ausgewanderten Münchensteiner. Von ihrem Haus an traumhafter Lage haben sie ein 180°-Panorama auf Belmont und die San Francisco Bay. Am nächsten Tag lädt er uns ein in sein Ferienhaus auf einer grossen Waldparzelle in Grass Valley. Bei einem Tagesausflug präsentiert er uns die landschaftliche Schönheit der Sierra Nevada und einige ehemalige Goldgräberstädtchen. Wir begreifen, dass er sich oft aus der städtischen Hektik von San Francisco in diese Oase der Ruhe begibt.


Grass Valley CA - Reno NV, 151 Km

2015-11-01 to 2015-11-03

Wir bedanken uns bei Berni für drei unvergessliche Tage und ziehen weiter, weil eine Schlechtwetterfront aufzieht. Kaum in Reno angekommen wird es kalt und beginnt heftig zu regnen. Den ganzen nächsten Tag und die Nacht geht es ununterbrochen so weiter. Als sich der Nebel mal kurz verzieht sehen wir, dass es fast bis zum Talboden geschneit hat. Auf allen Highways von hier nach Las Vegas sind über 2‘000 Meter hohe Pässe zu überqueren. Im Wetterbericht wird auch für den nächsten Tag vor Eis und Schnee auf diesen Strassen gewarnt. Das müssen wir mit unserem 6-Tönner nun wirklich nicht haben, zumal wir keine Schneeketten haben. Notgedrungen bleiben wir halt noch eine dritte Nacht in Reno.


Reno - Tonopah - Las Vegas NV, 391 + 351 Km

2015-11-04 to 2015-11-05

Das Wetter bessert sich und wir machen uns auf den Weg nach Las Vegas. Allerdings können wir nicht die geplante Route ostwärts auf der I-50 nehmen wegen Schnee und Eis auf den über 2‘000 Meter hohen Pässen. Südwärts auf der I-95 sind wir nach kurzer Zeit in der Wüste, welche uns auf den folgenden 1‘500 Kilometern bis an die mexikanische Grenze nicht mehr loslassen wird. In Tonopah auf 1800 M.ü.M. erleben wir eine eisig kalte Nacht. Dies nehmen wir gerne hin, weil wir tagsüber immer weniger dicke Wolken und einen strahlend blauen Himmel über uns haben. An der Strecke liegen nur ein paar armselige Ortschaften. Eine davon ist Goldfield, eine 1902 gegründete ehemalige Goldgräberstadt. Bereits 1906 hatte Goldfield 30‘000 Einwohner und war zu dieser Zeit die grösste Stadt in Nevada. Heute leben noch etwa 250 Leute im Ort, welcher sich dem Durchreisenden als Synthese aus Geisterstadt, Museumsdorf und Schrottplatz präsentiert.


Las Vegas NV

2015-11-06 to 2015-11-09

Raus aus der schier endlosen Wüste und rein in die Glitzerwelt von Las Vegas. Grösser könnten die Gegensätze kaum sein. Und wie jedes Jahr nimmt uns dieses Vergnügungsparadies für ein paar Tage in seinen Bann. Am attraktivsten für uns ist der Las Vegas Boulevard abends wegen dem Lichtermeer. Dieses Mal gönnen wir uns den abendlichen Spaziergang auf dem Strip nur einmal, weil es nach dem Sonnenuntergang um 17.00 Uhr bereits recht kühl wird.

Nach Ankunft in Las Vegas kontaktieren wir Lisa und Andy. Sie wollten sich am 1. November von Salmon Arms BC gemütlich südwärts verschieben. Zu unserer Überraschung sind sie bereits in Las Vegas eingetroffen. Nach 2 Nächten auf dem Circus-Circus RV Park verschieben wir uns zu ihnen auf einen Campground im Norden der Stadt. Bezahlt hatten wir zwar bereits für 3 Nächte, aber Ärger mit dem meist nicht funktionierenden WiFi und kaputten Waschmaschinen sowie dem unmotivierten Personal im Office ermuntern uns zum sofortigen Wegzug. Zudem musste ich mich beherrschen, um den jungen Pärchen im Office nicht eine düstere Zukunft als „Homeless“ zu prophezeien. Solche verarmten Leute sieht man in LV in grosser Zahl an Rotlichtern und dort, wo es viele Touristen hat. Einige unter ihnen sind so ehrlich, dass sie auf dem grossen Karton nicht schreiben, dass sie Hunger hätten, sondern ein Bier brauchen.


Las Vegas NV - Quartzsite AZ, 397 Km

2015-11-10 to 2015-11-11

Fast genau auf den Tag vor 3 Jahren haben wir auf der Baja California Monika und Rico erstmals getroffen. In LV schauen wir wieder einmal in ihre Homepage und was sehen wir, sie sind ebenfalls in Las Vegas. Auf unsere Mail folgt postwendend die Antwort, dass sie bereits weg sind und jetzt in Quartzsite auf uns warten wollen. Seit wir sie das letzte Mal getroffen haben, sind sie umgezogen von ihrem Saurer 2DM mit Infanterie-Anhänger, getauft auf “Hüsli“, in einen Eagle-Coach namens „Villa“. Gemeinsam stehen wir 2 Nächte ohne Anschlüsse einsam in der Wüste. Weil wir uns viel zu erzählen haben, geht die Zeit wie im Flug vorbei. Der 2DM steht, für Military- oder Oldtimer-Fans vielleicht von Interesse, jetzt in Quartzsite und kann für wenig Geld erworben werden.


Quartzsite - Tucson AZ, 379 Km

2015-11-12 to 2015-11-14

Je näher wir Tucson kommen, gehen die Benzinpreise immer weiter runter auf einen neuen Tiefststand seit dem Grenzübertritt von Kanada in die USA. In Tucson kostet Benzin Bleifrei fast nur noch so viel wie in der Schweiz. Für 1.90 Dollar fliesst allerdings gleich eine Gallone (3,785 Liter) in den Tank. Umgerechnet auf den Liter sind das noch mickrige 50 Rappen. Für gewisse Amerikaner erst recht kein Grund mehr, den Motor beim Verlassen des Fahrzeugs zum Einkaufen oder sogar beim Tanken abzustellen.

Da wir in Kürze nach Mexiko wollen, lassen wir in einer Ford-Vertretung noch einen Ölwechsel und eine grosse Inspektion machen. Alles okay bis auf einen kleinen Ölverlust beim Differenzial. Am nächsten Morgen sind wir wie vereinbart um 09.00 Uhr in der Werkstatt aber wir glauben es kaum, die einzige Ford-Garage in dieser grossen Stadt hat die Dichtung, auch Simmering genannt, nicht an Lager und muss diese in Kalifornien bestellen. Auf unsere Reisepläne angesprochen meint der Disponent cool, dass wir unbesorgt nach Mexiko fahren könnten. Wir sollten einfach alle 1000 Meilen den Ölstand im Differenzialgetriebe kontrollieren. Da überschätzt der gute Mann meine technischen Fähigkeiten gewaltig und weiss nichts von meiner Unlust, unter ein langes Motorhome zu robben und mir dreckige Hände zu machen. Um unbeschwert durch Mexiko zu fahren beschliessen wir deshalb, auf die Dichtung zu warten.

Kaum waren wir bei Ford vorgefahren, stand auch schon unser Freund Bruce da. Wir hatten ihm geschrieben, dass wir einen Termin in der Werkstatt hätten. Da es nur eine Ford-Garage in Tucson gibt, war es leicht für ihn, uns dort zu überraschen. Während die Mechaniker sich um das Leck kümmerten, fuhr er mit uns zum preisgünstigsten Liquor-Store in Tucson. Die kundenfreundliche Kassiererin animiert mich dazu, noch eine vierte Flasche des ausgewählten chilenischen Carménères zu nehmen. Jede zweite Flasche koste nämlich nur noch 5 Cents. Was wieder mal zeigt, dass man nie ausgelernt hat beim Einkaufen in den USA und die Angebote gut anschauen muss. In diesem speziellen Fall konnten wir auch nichts falsch machen, da wir diese Santa Rita Winery in Chile besucht und deren Wein verkostet hatten. Anschliessend fährt Bruce mit uns noch zu Costco, wo man nur mit der Kundenkarte einkaufen kann, ähnlich wie im CC in der Schweiz. Zum Nachtessen fahren uns Bruce und Gloria in eine Pizzeria, die diesen Namen auch verdient. Nicht pflutterweich und 2 Zentimeter dick, sondern dünn und knusprig.


Tucson - Bisbee AZ, 212 Km

2015-11-15 to 2015-11-17

Mitte nächster Woche sollte der Simmering eintreffen und so lange wollen wir nicht in Tucson herumlungern. Bruce empfiehlt uns den Besuch von Bisbee, einem ehemaligen Bergwerksort. 1880 wurden reiche Kupfer-, Gold- und Silbervorkommen entdeckt. Mit rund 500 nachgewiesenen Mineralien gehörte Bisbee weltweit zu den mineralreichsten Fundgebieten. In fast 100 Jahren wurden 4 Millionen Tonnen Kupfer und viele Tonnen weiterer Mineralien abgebaut. 1975 wurde die letzte Mine mangels Rentabilität geschlossen und die Queen-Mine zum Besucherbergwerk umgebaut. Bis wir allerdings den Ort und die Umgebung erkunden können, müssen wir einen 36-stündigen Wintereinbruch zu Hause aussitzen. Wegen dem Schneeregen und der Affenkälte gehen wir nur noch kurz für ein paar Minuten raus, um den Göttern ein Rauchopfer zu bringen. Nach einer Nacht mit 5 Grad unter Null ist uns der Wettergott wieder wohl gesinnt.


Bisbee - Willcox AZ, 227 Km

2015-11-18

Von der Ford-Vertretung haben wir die Mitteilung bekommen, dass der Simmering eingetroffen sei. Allerdings müsse der einzige Lift für schwere Fahrzeuge zuerst repariert werden. Wieviel Zeit dies benötige wisse man nicht und einen neuen Termin könne man uns jetzt deshalb nicht geben. Wir verlängern unseren Ausflug und fahren zum Chiricahua National Monument. Dort staunen wir über die skurrilen Felsformationen. Winde und Wasser wuschen über Millionen von Jahren das weiche Gestein aus dem festeren heraus, bis nur noch unzählige emporragende Gesteinsformationen übrigblieben.


Willcox – Saguaro NP East - Tucson AZ, 182 Km

2015-11-19 to 2015-11-22

Via Saguaro Nationalpark, welcher seinen Namen von einem Kandelaberkaktus erhalten hat, geht es zurück nach Tucson.

Nach weiteren nichtssagenden Mails fahren wir am nächsten Tag um 1 Uhr zur Ford-Vertretung, um uns Klarheit zu verschaffen. Zu unserer grossen Überraschung nimmt man unser Motorhome augenblicklich auf den Lift zur Reparatur. Und dies erst noch, bevor wir den Disponenten böse angeschaut, geschweige denn unseren Unmut geäussert haben. Wir hoffen nur, dass dies nicht ein Belastungstest für den Lift mit unserem 6-Tönner ist. Und dass das Werkstattteam qualifizierter ist als das Backoffice. Da hühnern nämlich etwa ein Dutzend Leute gestresst umher und machen uns den Eindruck, nachdem wir keinen Termin bekommen haben und nun bereits zum zweiten Mal gleich auf den Lift fahren konnten, dass es da an Organisation und Planung mangle. Kurz vor 5 Uhr können wir wegfahren, nachdem wir die Rechnung beglichen haben. Mit fast 4 Stunden in der Werkstatt plus Material haben wir einiges mehr befürchtet als 325 Dollar.

Die nächsten 2 Tage bereiten wir uns vor auf Mexico und planen die ersten Übernachtungsplätze. Bis zur nächsten grösseren Stadt ist es ein weiter Weg. Wir bunkern deshalb viele Dinge, die wir in Mexiko, wenn überhaupt, nur in grösseren Citys finden wie zum Beispiel Chemie für die Toilette, Lieblings-Dusch- und Körperpflegezeugs, ähnliches auch für Motorhome und Haushalt. Natürlich wird auch der Tiefkühler vollgestopft mit Brot für die nächsten 3 Wochen, da uns Tortillas und schwarze Bohnen zum Frühstück nicht glücklich machen. Das ist aber auch fast das einzige, was uns an der mexikanischen Küche nicht begeistert.


Tucson - Douglas AZ, 215 Km

2015-11-23

Vor dem Grenzübergang nach Mexiko übernachten wir in Douglas, da die Grenzregion auf der mexikanischen Seite wegen dem Drogen- und Menschenschmuggel in die USA als relativ unsicher gilt. Zudem gibt es nach dem Grenzort Agua Prieta auf den ersten 150 Kilometern weder eine Ortschaft noch einen Campground. In Tombstone schauen wir uns den Friedhof an, welcher einiges über die grässliche Vergangenheit dieses Ortes nach dessen Gründung anno 1879 erzählt. Abscheulich viele Menschen wurden in dieser gesetzlosen Zeit erschossen, gehängt oder gelyncht, bis Recht und Ordnung einkehrten und Arizona 1912 zum 48. Bundesstaat der USA wurde.


Douglas AZ – Nuevo Casas Grandes CHIC, 236 Km

2015-11-24

Einmal mehr ist es schon fast eine Freude, die  Grenzformalitäten hinter sich zu bringen und in Mexiko einzureisen. Die Beamten sind vom ersten Moment an sehr freundlich und wir fühlen uns gleich willkommen im Land. Im Nu haben wir ein Visum für 6 Monate und die Inspektion beschränkt sich auf einen kurzen Blick ins Innere unseres Motorhomes, wohl nur um zu sehen, wie diese fahrbare Casa von innen aussieht. Und schon sind wir in Mexiko und die Leute winken uns zu, sogar die Trucker. Dies vielleicht auch deshalb, weil wir unser Motorhome vorne und hinten mit „Suiza“ beschriftet haben, um uns von den Amerikanern abzugrenzen, welche im Norden Mexikos nicht sonderlich beliebt sind.

Manch einer wird sich fragen, weshalb reisen die zwei überhaupt nach Mexiko. Dieses Land ist doch kriminell und gefährlich. Sicher sieht die ländervergleichende Statistik der einem Gewaltdelikt zum Opfer gefallener Personen für Mexiko schlecht aus. Zieht man aber die Anzahl getöteter Personen aus Bandenkriegen und Schiessereien mit Polizei und Militär ab, ist Reisen in Mexiko nicht gefährlicher als in Europa oder Nordamerika. Dieses faszinierende Land zu meiden, wäre deshalb eine Sünde. Wir freuen uns deshalb sehr, in den nächsten 3 Monaten auf eindrückliche Landschaften, Traumstrände, eine über 3000-jährige Geschichte mit mehreren Hochkulturen und auf die Gastfreundschaft der Mexikaner.


Nuevo Casas Grandes – Chihuahua CHIC, 302 Km

2015-11-25

Auf den über 500 Kilometern seit der Grenze sind wir noch keinem einzigen Camper begegnet. Alle anderen fahren wohl der Küste entlang, wo sich überall Plätze an sauberen Sandstränden finden lassen. Am späteren Nachmittag sind wir in Chihuahua, welches wegen der rasanten Bevölkerungszunahme dank ausgelagerten US-Industriebetrieben demnächst zur Millionenstadt wird. Den ersten Platz im Zentrum brauchen wir gar nicht erst anzufahren, weil unser Motorhome zu gross ist. Und der zweite im Süden der Stadt ist seit kurzen geschlossen. Uns bleibt kaum was anderes übrig, als bei der angrenzenden Pemex-Tankstelle zwischen Lastern zu übernachten. Der befürchtete Lärm mit zu- und wegfahrenden LKW’s hält sich aber in Grenzen und wir schlafen recht gut.

Vor der Pemex haben wir aber noch bei einer Bank gestoppt und Pesos gezogen. Gleich nebenan befand sich ein topmoderner Supercenter, welchen wir auch von innen anschauen wollen und nehmen gleich einige Lebensmittel mit:

3 kg Orangen, 1 kg Kartoffeln, 2 Tomaten, 2 Avocados, 12 Eier, 4 Yoghurt-Drinks, 1 Glas Mayonnaise, 5 Liter Mineral ohne Gas

Auf dem Weg zum Motorhome rechne ich die bezahlten 127 Pesos um und zweifle an meinen Kopfrechnen-Künsten. Macht nichts, dafür gibt es im Internet ja gute Währungsrechner. Nachdem diese auf das gleiche Resultat kommen, vergewissere ich mich, dass alle Artikel gescannt und auf dem Kassenzettel sind. Dem ist so und ich rechne die Pesos im Währungsrechner nochmals um in Franken sowie in Dollar. Es hilft kein Drehen und Wenden, das Ergebnis ist immer ein Betrag von rund 8 (acht) Franken oder 8 (acht) US-Dollar. Fazit 1: ich kann noch Kopfrechnen, Fazit 2: Mexico ist ein Paradies für arme Rentner aus Europe und aus Nordamerika.


Chihuahua - Hidalgo del Parral - Bermejillo - Saltillo, 795 Km

2015-11-26 to 2015-11-29

Die letzten 3 Nächte haben wir in Motel-Anlagen übernachtet, weil es auf dieser Strecke einfach keine Campgrounds gibt. Immer mehr müssen wir uns eingestehen, dass unsere Streckenwahl für einmal nicht das Gelbe vom Ei war. 1‘300 Kilometer seit dem Grenzübertritt sind wir nun durch die Sonora- und jetzt die Chihuahua-Wüste gefahren. Schon oft haben wir unglaublich schöne Wüsten durchquert, aber die letzten 4 Tage war die Wüste wirklich wüst und langweilig. (Nicht mal ein Kamel kreuzt unseren Weg!!!) In Saltillo legen wir einen Ruhetag ein und schauen uns das Zentrum der ältesten Stadt Nordmexikos an. Wegen den grossen Betriebsstätten der Automobilindustrie wird Saltillo auch das „Detroit“ Mexikos genannt. Sehenswert ist das alte Stadtzentrum dieser Industriestadt nicht wirklich, aber immerhin eine Abwechslung zur tagelangen Fahrerei durch die öden Wüsten. Im Centro fahren Busse durch alle Gassen, aber wir finden den Richtigen nicht, welcher uns zurück zum Hotel bringt. Selbst ein Busfahrer kann uns nicht sagen, wo die Busstation für den 10er ist. Halb so schlimm, die Taxis sind ja spottbillig. Der Taxifahrer kann es fast nicht fassen, dass jemand aus der Schweiz seine Heimatstadt besucht und parliert pausenlos, wovon wir aber nur das wenigste verstehen. Nach 6 Kilometern im Hotel angekommen, stehen 33 Pesos (2 Franken) auf dem Taxameter. Wir wollen nicht den Eindruck von knausrigen Schweizern hinterlassen und verzichten auf das Herausgeld von 7 Pesos (45 Rappen). Er bedankt sich mehrmals, sodass wir annehmen müssen, dass er noch nicht oft ein derart grosszügiges Trinkgeld bekommen hat.


Saltillo - Zacatecas, 373 Km

2015-11-30 to 2015-12-02

Richtung Zacatas nähern wir uns dem Ende der Chihuahua-Wüste. Mit Agaven und Yuccas wird die Wüstenvegetation langsam üppiger und auch optisch anregender. In Zacatecas müssen wir wegen der Grösse unseres Motorhomes am Stadtrand bleiben und mangels Alternativen erneut auf einem lärmigen Hotelparkplatz übernachten. Das Hotel nutzt die Situation gnadenlos aus und verlangt unverschämte 350 Pesos pro Nacht. Vielerorts gibt es für dieses Geld in Hotels oder Motels ein Doppelzimmer. Trotzdem lassen wir es uns nicht nehmen, diese einmalige Stadt nach 4 Jahren nochmals zu besuchen. Zacatecas ist die ehemals reichste der mexikanischen Silberstädte, was sich auch heute noch an der Architektur im Zentrum widerspiegelt. Um mir Arbeit zu ersparen und mich nicht unnötig zu wiederholen verweise ich auf die Blogs vom 4. und 5. Januar 2012: (www.getjealous.com/blog.php?action=showdiaryentry&diary_id=2685543&go=hedy_and_peter)


Zacatecas - Guanajuato, 325 Km

2015-12-03 to 2015-12-05

Eigentlich wären wir ja gerne noch länger im faszinierenden Zacatecas geblieben, aber wegen dem LKW-Verkehr mit Oropax zu schlafen und dafür über 20 US-Dollar zu berappen, widerstrebt uns doch zu sehr. So fahren wir halt weiter nach Guanajuato, der nächsten legendären und bezaubernden Silberstadt in Zentralmexiko. Angesichts der engen Gassen und Tunnels unter der Stadt müssen wir uns auf einem Campingplatz am Stadtrand platzieren. Einmal mehr sind wir mutterseelenalleine auf einem grossen und sehr ruhigen Platz, wo wir auch unser Schlafmanko wieder aufholen können. Mit den Einheimischen zusammen fahren wir jeweils im Bus in die Stadt und nach exquisiten Nachtessen in stimmigen Lokalen mit dem Taxi wieder nach Hause. Weitere Eindrücke von Guanajuato finden sich in unseren Reiseberichten vom 11. – 13. Januar 2012.


Guanajuato GTO – Patzcuaro MIC, 256 Km

2015-12-06 to 2015-12-07

Wir machen einen Umweg via Morelia nach Patzcuaro, weil uns dies von anderen Travelern wärmstens empfohlen wurde. Vorbei an Landwirtschaftsflächen und der reizenden Laguna Cuitzeo ist die Fahrt recht abwechslungsreich. In Patzcuaro logieren wir, einmal mehr ganz alleine, auf einem riesigen Camping auf einer Anhöhe mit Sicht auf die Stadt und den gleichnamigen See. Patzcuaro wurde bereits 1324 vom Volk der Purépechas gegründet und wurde 2002 von der mexikanischen Tourismusbehörde zu einem „Pueblo Magico“ ernannt. Der Ort besticht mit seinen weinroten und weissen Fassaden und den roten Ziegeldächern und ergänzt sich harmonisch mit den kopfsteingepflasterten Gassen. Das Zentrum wird geprägt durch koloniale Bauten, Villen und mit Blumen geschmückte Innenhöfe. Geschäfte sehen wir nur wenige im Zentrum und mangels ausländischen Touristen auch keine teuren Boutiquen und dergleichen. Das Leben spielt sich in den mit Verkaufsständen vollgestopften Gassen ab, wo alles nur Erdenkliche zum Verkauf angeboten wird. Wie wir am zweiten Abend nach dem Nachtessen mit dem Taxi zum Campground fahren, stehen wir vor einem grossen verschlossenen Eisentor. Das Restaurant und weitere Gebäude sind weit weg vom Tor und unser Hupen und Rufen ist deshalb wirkunglos. Der Taxifahrer weiss noch eine andere Zufahrt, muss aber wieder in die Stadt und von der anderen Seite den Berg hoch. Auch hier versperrt uns wieder ein Eisentor den Weg. Und ausgerechnet heute haben wir entgegen sonstigen Gepflogenheiten weder ein Prospekt noch eine Visitenkarte bei uns. Also wieder in die Stadt und dort bekommt der Taxifahrer in einem Restaurant die Telefonnummer und ruft gleich an. Wieder oben angekommen ist dem Platzwart die Sache sehr peinlich, aber wir nehmen es ihm nicht übel. Er hat Licht gesehen in unserem WoMo und deshalb pflichtbewusst die Tore geschlossen. Um Einbrecher abzuhalten haben wir wie meistens das Licht brennen lassen und sind daher mitschuldig an der einstündigen Irrfahrt.


Patzcuaro MIC – Queretaro - San Miguel de Allende GTO, 321 Km

2015-12-08 to 2015-12-10

Heute werden unsere Reisepläne in Santiago de Queretaro leicht zerzaust. Nachdem wir im 2012 nur für 2 Nächte hier waren, möchten wir die koloniale Altstadt nun etwas genauer erkunden. Leider sind die 3 Stellplätze des in Gehdistanz zur Altstadt liegenden Hotels Flamingo bereits besetzt. Nichts wie weiter zum zweiten Camping am nördlichen Stadtrand. Nächste Enttäuschung, die Besitzer des Motels haben diesen kürzlich geschlossen. Nebst Pemex-Tankstelle bleibt uns als Alternative nur, trotz anbrechender Nacht noch 60 Km zu fahren bis nach San Miguel de Allende. Dort wissen wir von einem RV-Park ausserhalb der Stadt, wo wir dann auch Unterschlupf finden für die nächsten 3 Nächte. Am übernächsten Tag fahren wir dann nochmals nach Queretaro, aber nicht für Sightseeing, sondern wegen den Shoppingcentern in der Peripherie dieser Grossstadt. Zum Lunch suchen wir natürlich das vor 4 Jahren entdeckte Café Moser auf, wo wir unseren Tiefkühler wieder einmal auffüllen können mit Gipfeli und Brot nach Schweizer Rezepten.


San Miguel de Allende GTO

2015-12-11

Heute verschieben wir uns an den Rand des historischen Stadtkerns von San Miguel de Allende. Vor längerer Zeit haben wir vorgebucht und der Besitzer machte uns noch per Mail darauf aufmerksam, dass maximal 26 Foot (= 8 Meter) lange Fahrzeuge die enge Zufahrt in den Campingplatz bewältigen können. Von anderen Campern hatten wir gehört oder gelesen, dass sie die Fassade der gegenüberliegenden Häuser, parkierte Autos oder den Baum bei der schwierigen Einfahrt gestreift hätten. Hedy machte sich deswegen grosse Sorgen aber ich wusste sie zu beruhigen mit dem Argument, dass die 26 Foot für Amis gelten würden. Und wenn die es schaffen, dann würde ich auch mit 28 Foot die Kurve noch kriegen. Dank Navigationshilfe von Hans, dem Campingbesitzer, sowie dreimaligem Vorwärts und Zurück sind wir ohne Schaden anzurichten im Platz. Inzwischen haben sich in der Gasse die Autos gestaut und wir sind erstaunt ob der Geduld der Mexikaner und dem ausbleibenden Hupkonzert. Leider hat Hedy in ihrer Nervosität vergessen, ein Foto dieses Manövers zu schiessen.

Nach der Reise von Alaska bis in die Mitte Mexikos haben wir auch mal Ferien verdient. Wir werden 3 – 4 Wochen hierbleiben in dieser faszinierenden Kolonialstadt mit dem Titel Unesco-Weltkulturerbe. Und endlich sollte ich auch Zeit und Musse finden, unseren Blog zu aktualisieren. Entweder hatten wir kein oder ein lausiges Internet oder ich hatte schlicht und einfach wie BR Ueli „kei Luscht“.


San Miguel de Allende, Virgen de Guadalupe

2015-12-12

Kaum angekommen in SMA bereits die erste Fiesta. Um Mitternacht wurde das Fest der „Virgen de Guadalupe“, dem bedeutendsten Marienheiligtum Mexikos, lautstark gestartet. Etwa 200 Meter entfernt von unserem Stellplatz ist die Iglesia de San Antonio. Punkt 24 Uhr werden eine halbe Stunde lang von Hand alle Glocken geläutet. Nicht genug damit, wird auf dem Kirchplatz und in den Gassen auch noch richtig lautes Feuerwerk gezündet. Um 1 lässt der Lärm langsam nach und wir können endlich einschlafen. Morgens um 6 Uhr ist es mit der Ruhe bereits wieder vorbei. Junge Männer sind schon wieder auf dem Kirchturm und ziehen erneut eine halbe Stunde lang wie verrückt an den Seilen. Am Nachmittag folgt dann die farbenprächtige Prozession und Abends ein schönes Feuerwerk. Anschliessend werden wir von Bands beglückt, welche wie in Mexiko üblich das Letzte aus Verstärkern und Lautsprechern herausholen. Wir befürchten schon, dass unser Schlafmanko weiter zunehmen wird. Zu unserem grossen Erstaunen ist es aber präzis um 24 Uhr schlagartig ruhig.


San Miguel de Allende GTO

2015-12-13 to 2015-12-16

Wir haben uns sehr schnell eingelebt und fühlen uns sauwohl in dieser farbenprächtigen und lebhaften Stadt. Sie ist 1542 von einem Franziskaner gegründet worden und hat rund 70‘000 Einwohner. Um diese Jahreszeit sind wegen dem milden Klima und den tiefen Lebenshaltungskosten noch ein paar Tausend nordamerikanische Rentner da, welche hier ein Haus oder eine Wohnung besitzen. Die gut erhaltenen Kirchen, Kolonialbauten und Wohnhäuser innerhalb der Stadtmauern sind überwiegend im 17. und 18. Jahrhundert erbaut worden und strahlen in kräftigen Gelb- und Rottönen. Weil SMA keinen Flughafen hat und 650 Kilometer vom nächsten Strand entfernt liegt, finden nur wenige internationale Touristen den Weg hierher. Grossmehrheitlich kommen die Besucher aus den Millionenstädten Mexico City und Guadalajara. Deshalb finden sich so gut wie keine Fastfood-Ketten und Luxus-Boutiquen. Der Ort konnte so seinen natürlichen Charme einer alten mexikanischen Kolonialstadt bewahren.


San Miguel de Allende GTO

2015-12-17 to 2015-12-23

Zu Fuss sind wir in 15 Minuten vom Campingplatz im Zentrum beim Jardin Allende und der Parroquia de San Miguel Arcangel (Kathedrale) aus dem 17. Jh. im gotischen Stil. Trotz Kopfsteinpflaster und sehr schmalen Gehsteigen ist das Schlendern durch die Gassen ein Vergnügen. Um den historischen Charakter der Stadt zu bewahren, sind Reklametafeln oder Leuchtreklamen verboten. Lediglich ein kleines Schild mit dem Namen des Restaurants oder Ladens sind erlaubt. Durch viele Gassen sind wir schon mehrmals spaziert und entdecken immer wieder in einem Hinterhof oder auf einer Dachterrasse ein reizendes Speiselokal, eine Bar, ein Künstleratelier oder eine Boutique. Fast ausschliesslich stammen die Handarbeiten und Kunstgegenstände aus der Region und gottlob nicht aus Fernost. Die Inhaber oder Angestellten sind immer sehr freundlich ohne Aufdringlichkeit oder Verkaufsaggressivität. Im späteren Abend sitzen wir meistens auf dem Camping mit anderen Schweizern und Deutschen gemütlich zusammen bei einem Schlummertrunk oder auch zweien.


San Miguel de Allende GTO

2015-12-24 to 2015-12-28

Von Tag zu Tag sind immer mehr Besucher in die Stadt geströmt. Die Stimmung ist überall mehr fröhlich als besinnlich, und dies ist auch gut so. Vielerorts spielt die Musik und es wird gesungen und getanzt. Nachdem wir schon zu Hause wegen Massenabfertigung, überhöhten Preisen und lausigem Service Restaurantbesuche an Fest- und Feiertagen vermieden haben, halten wir es auch hier so. Wir feiern Heiligabend ausgiebig mit Camperkollegen bis weit nach Mitternacht. Das Festessen holen wir dann am 29sten nach.

Die Tagestemperaturen bewegen sich seit wir in SMA sind zwischen 22 und 28 Grad. Weil wir auf 1900 M.ü.M. sind, kühlt es nachts massiv ab, was uns gut schlafen lässt.


San Miguel de Allende GTO, ZUMO

2015-12-29

Heute haben wir unser Weihnachtsessen nachgeholt. Leicht fiel uns die Wahl nicht bei über 300 Restaurants in der Stadt. Schnell durften wir feststellen, dass wir uns mit dem ZUMO richtig entschieden hatten. Die erste Überraschung war die Managerin Cindy, welche aus St. Stephan in der Lenk kommt. Souverän leitet sie die junge Crew, welche sowohl in der Küche wie im Service mit viel Enthusiasmus und grosser Aufmerksamkeit brilliert. Der 35-jährige Küchenchef Gabriel Ferrant ist in seiner Karriere schon viel in der Welt herumgekommen. Diese Erfahrungen zeigen sich eindrücklich in seinen kreativen Tellern mit köstlichen Gerichten aus ziemlich allen kulinarisch hochstehenden Ländern. Wir entscheiden uns für das 7-Gang-Degustationsmenu. Null Problemo für den Chef, dass Lachs mein unliebster Fisch ist. Für mich macht er einen herrlichen Thunfisch mit Sesamkruste. Genug geschrieben, die Bilder offenbaren mehr als tausend Worte. Eine solche Gaumenfreude hat natürlich ihren Preis und mancher wird sich nach den Bildern fragen, was dieses lukullische Erlebnis wohl gekostet hat. Offen und ehrlich weil Weihnachten ist: umgerechnet 50 US-Dollar oder Franken pro Person plus Trinkgeld. Das Allerbeste, was wir für diesen Betrag je serviert bekommen haben.


San Miguel de Allende GTO

2015-12-30 to 2016-01-05

Höhepunkt unserer letzten Woche in SMA ist der einzigartige Übergang ins neue Jahr im Zentrum der Stadt. Allerdings beginnt der Abend nicht nach Wunsch. Wir machen uns früh auf den Weg und möchten dem Anlass entsprechend gepflegt speisen gehen. Die meisten Restaurants sind jedoch bereits ausgebucht. Zudem machen sie sich die Gunst des Anlasses zu Nutze und bieten Menus an, welche an jedem anderen Abend kaum die Hälfte kosten würden. Letztlich ergattern wir in einem argentinischen Bistro doch noch den zweitletzten freien Tisch und bekommen einen feinen 4-Gänger serviert. Kostet aber genau gleich viel wie der exquisite 7-Gänger vor 2 Tagen im ZUMO. Dann folgt der Verdauungsspaziergang durch die Gassen und um 23 Uhr kämpfen wir uns durch die Menschenmassen auf dem Jardin Allende vor der Kathedrale. Auf einer grossen Bühne heizt eine hervorragende Band die Begeisterung an mit einem breiten Potpourri nach dem Motto, für jede Generation etwas. Nach dem Einläuten des neuen Jahres mit den grossen Glocken der Parroquia und dem Abbrennen der Wunderkerzen folgt ein prächtiges Feuerwerk. Wir geniessen die fröhliche Stimmung noch für eine Weile unter den vielen Menschen auch deshalb, weil wir nirgends Betrunkene oder Pöbeleien gesehen haben. Auf dem Heimweg möchten wir noch zu einem Schlummertrunk einkehren. Aber bei jeder Bar macht sich ein Türsteher breit, welcher 250 Pesos Eintritt pro Person kassieren will. Da spielen wir nur wegen einem einzigen Drink nicht mit. 500 Meter weiter ist alles wie sonst und wir bekommen den Cuba libre für 50 Pesos (3 Franken).


San Miguel de Allende GTO - Santa Elena JAL, 276 Km

2016-01-06

Noch selten waren wir 4 Wochen am gleichen Ort. Zweimal haben wir die Abreise verschoben, aber jetzt müssen wir fahren, obwohl wir es auch noch länger in dieser faszinierenden Stadt aushalten würden. Von der Ausfahrt aus dem Camping haben wir nun sogar Bilder, welche die enge Gasse gut dokumentieren. Es ist ein Murks um jeden Millimeter, aber wir schaffen es ohne Kratzer. Dann geht es ostwärts meist durch Landwirtschaftsgebiete und kleinere Orte. 20 Kilometer vor dem Tagesziel leitet uns das Navi auf holprige Naturstrassen und durch kleine Dörfer auf Kopfsteinpflaster mit vielen Löchern. Die Strassen, die das Navi anzeigt, hat es noch nie gegeben und wir suchen uns einen Weg in Richtung der angezeigten Fahne. Nach einer Stunde haben wir es geschafft und Charly’s Restaurant gefunden. Wie wir dann erfahren, wäre die Zufahrt via Atotonilco el Alto asphaltiert, aber unser dämliches Navi weiss wieder einmal von nichts.


Santa Elena JAL, Charly's Restaurant

2016-01-07 to 2016-01-09

Den Tipp haben wir von anderen Travelern bekommen und es zeigt sich schnell, dass sich die mühsame Anfahrt gestern gelohnt hat. Charly ist vor 24 Jahren ausgewandert und hat sich hier ein kleines Bijou aufgebaut (http://www.charlys-bungalows.com/public/de/infos/charly.html). Es sind noch weitere Schweizer sowie Deutsche anwesend und wir haben es äusserst lustig und urgemütlich. Und so werden aus der geplanten Übernachtung deren vier. Zudem werden wir in Charly’s Restaurant vorzüglich verköstigt für kleines Geld. Zum Schluss ein Ratschlag für andere Camper. Wer im Restaurant speist, muss für den Stellplatz mit Strom- und Wasseranschluss nichts bezahlen.


Santa Elena JAL – Puerto Vallarta JAL, 419 Km

2016-01-10

Nach fast 3 Monaten durch Wüsten, Hochplateaus und Gebirge zieht es uns an den Pazifik. Eine lange Etappe steht uns bevor und wir sind morgens wie meistens spät dran. Zuerst kommen wir flott vorwärts und sogar die 25 Kilometer durch die Millionenstadt Guadalajara auf der Stadtautobahn schaffen wir in einer halben Stunde. Werktags braucht man dafür die zwei- bis dreifache Zeit. Nach Guadalajara biegen wir ab auf die MEX-70, eine Landstrasse, welche uns durch schönere Landschaften führt als die Autobahn via Tepic. Es geht rauf und runter durch gebirgige Gegenden und ab und zu haben wir auch noch einen Sonntagsfahrer vor uns. Und so kommt es, dass wir bei Dunkelheit in Puerto Vallarta ankommen. Zum Glück leitet uns das Navi dieses Mal auf direktem Weg zum gepflegten Tachos Trailerpark. Dort sind wir von Quebecern umzingelt, weil diese wegen dem tiefen kanadischen Dollar als Folge der massiv gesunkenen Rohstoffpreise vermehrt in Mexiko überwintern anstatt im teuren Florida.


Puerto Vallarta JAL

2016-01-11 to 2016-01-12

In Puerto Vallarta treffen wir Edi und Jochen, welche über die Festtage vor 4 Jahren auf dem Camping in Mazatlan neben uns standen und erneut rein zufällig im Mai 2014 in Olds, Alberta. Inzwischen sind sie hier sesshaft geworden und wir dürfen von ihren Ortskenntnissen profitieren. Sie führen uns in den 2 Tagen zu den Sehenswürdigkeiten, wobei sich diese ziemlich auf die malerische Uferpromenade und die kilometerlangen Sandstrände beschränkt. Bis in die 1940er-Jahre war PV eine Fischersiedlung mit 10‘000 Einwohnern. Dank dem Tourismus ist die Stadt seither auf 250‘000 Einwohner gewachsen und hinter Cancun zum zweitgrössten Badeort in Mexiko geworden. Sehr beliebt ist PV auch bei Pensionären aus dem kalten Norden des Kontinents, welche sich hier ein Haus oder ein Appartement gekauft haben. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Edi und Jochen für ihre Gastfreundschaft und das tolle Sightseeing.


Puerto Vallarta JAL – Miramar NAY, 138 Km

2016-01-13 to 2016-01-14

Wir fahren dem Pazifik entlang und stoppen bereits wieder in Miramar/San Blas. Im April letzten Jahres waren wir auf der Panamericana-Tour bereits einmal hier. Uns entzückt die üppige tropische Vegetation und auch die erholsame Ruhe erneut, weil wir so gut wie die einzigen Touristen an diesem Küstenabschnitt sind. Auf ein Bad im Meer verzichten wir, weil das Wasser zu kalt ist für Warmduscher.


Miramar NAY – Mazatlan SIN, 304 Km

2016-01-15 to 2016-01-17

Wenn wir in den News von Schneestürmen und dergleichen lesen, geniessen wir es erst recht, dem Winter entflohen zu sein. Faulenzen bei Tagestemperaturen von 25 – 28 Grad und strahlend blauen Himmel ist doch so schön. Am Punta Cerritos Beach bei Mazatlan, wo wir vor 4 Jahren längere Zeit standen, bleiben wir 3 Nächte. Es wird nicht die letzte reizende Destination sein, die wir in den nächsten Wochen nochmals besuchen werden.


Mazatlan – Topolobambo SIN, 425 Km

2016-01-18

Es zieht uns in Richtung Baja California, wo wir im Februar noch Freunde von der Panamericana-Tour treffen werden. Auf dem Weg zum Fährhafen durchqueren wir während fast 400 Kilometern auf Meereshöhe schier endlose Getreide- und Gemüse-Anbauflächen. Am späteren Nachmittag sind wir im Hafen und finden noch genügend Platz auf der nächsten Fähre. Wir haben uns für die LKW-Fähre entschieden, weil man auf dieser im Fahrzeug bleiben kann und nicht in eine Kabine dislozieren muss. Um 8 Uhr beginnt langsam die Beladung und um 11 Uhr heisst es Leinen los. Wie wir aus der Bucht in die offene See kommen, beginnt es leicht zu schaukeln. Aber nach wenigen Minuten hat uns der Wellengang bereits in den Schlaf gewiegelt.


Topolobambo SIN – La Paz BCS – Los Barriles, 147 Km

2016-01-19 to 2016-01-21

Pünktlich zum Sonnenaufgang biegt das Schiff ab in die Bahia La Paz und legt nach 9 Stunden im Hafen von La Paz an. Wir haben erfreulicherweise gut geschlafen, weil auf unserem Deck keine Laster mit laufenden Kühlaggregaten waren. Die Entladung läuft zügig, obwohl das Schiff nur von hinten beladen werden kann und deshalb alle auf dem Deck wenden müssen. Fast mehr Zeit kostet uns die Militärkontrolle bei der Hafenausfahrt, weil kurz vor unserer noch eine zweite Fähre angelegt hat und sich ein dreispuriger Stau gebildet hat. Den Truckern wird die Ladung inspiziert und bei uns ein kurzer Blick ins Innere geworfen, mehr nur um den Wunderfitz zu stillen. Nun fahren wir zur Playa Tecolotes, aber der kräftige Wind ist was für die Surfer und nichts für uns. Wir fahren wieder zurück und an La Paz vorbei nach Los Barriles. Der sehr gepflegte Campground hat uns schon vor 3 Jahren begeistert und wir bleiben daher 3 Nächte.


Los Barriles – Cabo San Lucas BCS, 113 Km

2016-01-22 to 2016-01-25

Auf dem Weg nach Cabo San Lucas steht in San José del Cabo der ersehnte Besuch der dortigen French Bakery zuoberst auf dem Tagesprogramm. Wir ergänzen unsere Brotvorräte und können auch den Mandelgipfeln und Meringue nicht widerstehen. Weiter der Küste entlang sind auf den 32 Kilometern zwischen den zwei Städten bald alle Strandabschnitte mit Hotels und Appartementhäusern überbaut. Erneut sehr abstossend auf uns wirken die Bauruinen von pleitegegangenen Spekulanten der letzten Immobilienkrise, welche nach wie vor die schöne Landschaft verschandeln. Im touristischen Zentrum von Cabo San Lucas müssen wir leider konstatieren, dass alles erneut teurer geworden ist. Rund um die Marina sind inzwischen alle Preise in US-Dollar angeschrieben und auf amerikanischem Niveau angelangt. Den Kreuzfahrern sei gedankt, welche fast täglich zu Tausenden von den Schiffen strömen und die Stadt überschwemmen. Die fiesesten Abzocker sind jedoch die Taxifahrer. Mit einer Dreistigkeit sondergleichen verlangen sie von uns 40 Dollar für eine Strecke von etwa 3 Kilometern bis zum Campingplatz, für welche wir noch in keiner Stadt in Mexiko mehr als 4 Dollar berappen mussten. Ich meine mich verhört zu haben und vergewissere mich, dass ich wirklich Dollar und nicht Pesos verstanden habe. Angewidert laufen wir 200 Meter weiter zu den nächsten Taxis. Diese wollen „nur noch“ 12 Dollar, was aber immer noch das 3 bis 4-fache des Üblichen ist. Aber da der Heimweg durch eine unbewohnte und dunkle Gegend führt, nehmen wir diese gaunerhafte Forderung ungern zwar, aber trotzdem an. Als Trost für uns ist es im Los Vagabundos Trailer Park noch wie früher. Gutes Essen zu moderaten Preisen, aufmerksame Bedienung und eine tolle Stimmung.


Cabo San Lucas - El Pescadero - La Paz - Ciudad Constitucion, 379 Km

2016-01-26 to 2016-01-30

Gemütlich gondeln wir in dieser Woche nordwärts unseren Panamerica-Freunden entgegen. Teils sind sie bereits vom Heimaturlaub zurückgekehrt und aus den USA auf dem Weg auf die Baja. Andere werden in den nächsten Tagen landen und ihnen folgen. Da es nur eine asphaltierte Nord-Süd-Verbindung gibt, kennen wir die meisten Hotspots bereits von der Baja-Reise vor 3 Jahren. Stört uns aber keineswegs, weil man diese bezaubernde Halbinsel auch mehrmals bereisen kann. Nebenbei erwähnt ist sie flächenmässig grösser als die Apenninen-Halbinsel, hat jedoch nur 1 Million Einwohner. Weil es auf den folgenden 1‘400 Km bis Ensenada keine grossen Einkaufszentren gibt, stopfen wir unterwegs in La Paz unsere Vorratsschränke und den Kühlschrank nochmals voll.


Ciudad Constitucion - Loreto BCS, 265 Km

2016-01-31 to 2016-02-02

Wir durchqueren einen der schönsten Abschnitte der Baja, die Sierra de la Giganta. Ebenso faszinierend die anschliessende Fahrt entlang der Küste der „Sea of Cortez“, auch „Gulf of California“ genannt. Im hübschen Städtchen Loreto bleiben wir 3 Tage und Hedy füllt die Waschmaschinen. Letzte Gelegenheit für eine Weile, die Schränke mit frischer Wäsche aufzufüllen.


Loreto - Santa Rosalia - San Ignacio - Guerrero Negro, 428 Km

2016-02-03 to 2016-02-05

Entlang der Bahia Concepcion finden sich in den Buchten traumhaft schöne Stellplätze am Ufer oder auf Sandbänken. An der Playa El Requeson bemerken wir aus grosser Distanz einen VW-Camper am Strand. Wie wir näher kommen, sehen wir am Heck zwei rote Benzinkanister. Das können nur Martha und Guido sein. Mit ihnen konnten wir uns terminlich nicht absprechen, weil sie seit vielen Tagen kein Internet hatten. Spontan entscheiden sie sich, mit uns wieder nordwärts bis Guerrero Negro zu fahren, wo wir uns am 5. Februar mit Rita und Jean-Paul verabredet hatten. Nach Übernachtungen in Santa Rosalia und San Ignacio treffen wir in Guerrero Negro ein und Rita und Jean-Paul sitzen bereits beim Lunch. Zu unserer grossen Freude sind Gabi und Fred auch schon da, welche es in nur 4 Tagen von Los Angeles bis hierher geschafft haben. Wir feiern ausgiebig das Wiedersehen sowie Hedy’s Geburtstag.


Guerrero Negro – Ojo de Liebre BCS 36 Km, Ojo de Liebre – Vizcaino BCS 88 Km

2016-02-06 to 2016-02-08

Auf einer ruppigen Sandpiste fahren wir 24 Km durch die weltweit grösste Saline zur Meersalzgewinnung zur Laguna Ojo de Liebre. Vom Strand aus sehen wir bereits den Blas der Wale. Abends wird grilliert und gebechert unter einem grandiosen Sternenhimmel. Früh am nächsten Morgen fahren wir mit einem Boot los und sind bereits nach 10 Minuten mitten unter den Grauwalen. Laut Bulletin des Biosphärenreservats sollen sich aktuell über 1‘200 Erwachsene und über 800 Jungtiere in der Bucht aufhalten. Wir sind alle überwältigt und wissen kaum, wohin wir schauen sollen. Erstmals sehen wir Männchen, welche um die Gunst eines Weibchens kämpfen. Es geht wild zu und her und wir müssen deshalb auf Distanz bleiben. Guido hat mir nettenweise einige seiner Bilder zur Verfügung gestellt, welche wesentlich besser als unsere sind. Auf einem ist unschwer ein imponierender Penis zu erkennen, was wohl auf eine attraktive Wal-Lady schliessen lässt. Ergriffen von diesem einmaligen Naturschauspiel fahren wir nach dem Lunch weiter nach Vizcaino, wo wir 2 Nächte auf einem hübschen Platz bleiben.


Vizcaino - Santa Rosalia 163 Km, Santa Rosalia – Santispac 69 Km, Santispac – El Requeson 22 Km

2016-02-09 to 2016-02-12

Als wir vom Einkaufen in Santa Rosalia zu unseren Wohnmobilen kommen, gibt es das nächste freudige Wiedersehen. Barbara und Kurt haben nach ihrer Ankunft in Las Vegas tüchtig Gas gegeben und bei der Vorbeifahrt unsere parkierten Fahrzeuge entdeckt. Nach einem Spaziergang durch die ehemalige Bergbaustadt ist beim Apero sofort entschieden, dass wir gemeinsam ein paar Ruhetage an der wunderschönen Bahia Conception verbringen wollen. Weil eine Bucht schöner als die andere ist, bleiben wir eine Nacht am San Lucas Cove, zwei in Santispac und noch eine in El Requeson. Jeden Morgen kommen Fischer vorbei und bieten fangfrische Fische und Camarones an, welche wir abends grillieren und mit diversen Salaten mit Hochgenuss verspeisen. Auch Tranksame ist mehr als reichlich auf dem Tisch. Jeder greift in seine Schatztruhe mit dem Resultat, dass das Sortiment kaum Wünsche eines Barbesuchers offen lässt. Und der Gesprächsstoff geht uns ebenfalls nicht aus, nachdem wir uns im Mai letzten Jahres nach Ende der Panamericana-Tour in Tombstone getrennt und alle ihre eigenen Reiseerlebnisse hatten.


El Requeson – Vizcaino BCS 246 Km, Vizcaino – Bahia de los Angeles B.C., 294 Km

2016-02-13 to 2016-02-15

Nach mehr als einer Woche zusammen mit unseren Panamericana-Freunden müssen wir uns schweren Herzens von ihnen trennen, da wir in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. Wir trösten uns mit der Gewissheit, dass es spätestens in Europa zu einem Wiedersehens-Treffen der „Panamericanos“ kommen wird. Nach zwei Übernachtungen in Vizcaino fahren wir von der MEX-1 einen 66-Km-Abstecher zur Bahia de Los Angeles. Auch diese Bucht ist wunderschön, aber das war es dann auch schon. Das Dorf ist ziemlich verwahrlost und verarmt. Seit Jahren fehlt mangels Gästen das Geld, um die Tourismus-Infrastruktur zu unterhalten. Ein Teufelskreis, weil jetzt erst recht nur noch ganz Wenige kommen, und dies trotz neu erstellten Asphaltstrassen.


Bahia de los Angeles – San Quintin B.C., 347 Km

2016-02-16 to 2016-02-17

Wir verzichten auf den geplanten Ruhetag an der Bahia de Los Angeles und fahren wieder zurück zur MEX-1. Erneut entzückt uns die spektakuläre Landschaft des Valle de los Cirios und die Catavina-Wüste mit ihren Riesen-Kakteen und den gewaltigen Gesteinsbrocken. Eine nächste Augenweide folgt mit der Durchquerung der Sierra de Rosario. In einem netten Campingplatz bei San Quintin hängen wir noch einen Tag an wegen dem guten WiFi. Dank dessen bekommen wir vieles mit von der Basler Fasnacht, geniessen den Cortège bei SRF und bei Tele-Basel die Schnitzelbänggler aus dem Kohlmann’s. Am zweiten Abend lassen wir uns zum Abschluss unserer Mexiko-Reise im angrenzenden Restaurant mit einem feinen Lobster verwöhnen.


San Quintin - Ensenada - Tecate B.C. - Lake Morena - Borrego Springs CA, 460 Km

2016-02-18 to 2016-02-21

Nach einer letzten Nacht in Mexiko führt unser Weg durch das liebliche Weinbaugebiet des Valle de Guadalupe zum Grenzübergang Tecate. Einmal mehr sind wir froh, diesen Zoll gewählt zu haben. Weil es auf dieser Strecke nur sehr wenig Verkehr hat, stauen sich vor uns nicht Hunderte von Fahrzeugen, wie wir es an anderen Grenzübergängen von Mexiko in die USA schon erleiden mussten. Nach 10 Minuten und dem Verlust von einer Orange, einer Grapefruit, einem Apfel und einem Pfund Kartoffeln sind wir durch. Nach einer Übernachtung am Lake Morena befinden wir uns am folgenden Tag bereits wieder in einer Wüste, der Anza-Borrego, einem Teil der Sonora-Wüste.

Rückblickend auf die letzten 3 Monate müssen wir konstatieren, dass wir uns erneut äusserst wohl gefühlt haben in Mexiko. Es war unser vierter Besuch und zusammengezählt haben wir dieses Land 10 Monate lang bereist. Auf den insgesamt 26‘000 zurückgelegten Kilometern haben wir unglaublich viel erlebt und gesehen. Bis 3‘000 v.Chr. zurückreichende Zeugnisse verschiedener Hochkulturen, architektonisch beeindruckende Zentren aus der Kolonialzeit sowie wundervolle Landschaften und Vegetationszonen von Wüste bis Regenwald. Davon zeugen auch die 33 Auszeichnungen der UNESCO an Weltkulturerbe- und Weltnaturerbe-Stätten in Mexiko. Nicht vergessen werden wir auch die Bevölkerung Mexikos, welche uns stets freundlich und hilfsbereit begegnet ist. Auch wenn wir mutterseelenalleine an einem Übernachtungsplatz waren oder durch halbdunkle Gassen nach Hause spaziert sind, nie haben wir uns unsicher oder sogar bedroht gefühlt. Würde man die Mordopfer der Drogenkämpfe aus den Statistiken filtrieren, wäre Mexiko für Touristen wahrscheinlich nicht gefährlicher als viele Regionen in Europa oder Nordamerika.


Borrego Springs – Banning CA, 170 Km

2016-02-22

Nachdem wir die Anza-Borrego-Wüste hinter uns gelassen haben, geht es bis auf 1900 M.ü.M. hoch in die San Jacinto Mountains. Ein erfreulicher Kontrast zur Wüste sind die faszinierenden Wälder mit Ponderosa-Kiefern. Die Gegend ist ein beliebtes Rückzugs- und Ausflugsgebiet, um der sommerlichen Hitze der Sonora-Wüste zu entfliehen. Und dann geht es schon wieder steil den Berg runter in die nächste Wüste nach Banning.


Banning – Cathedral City CA, 92 Km

2016-02-23 to 2016-03-02

Der Weg zum Tagesziel ist nicht mehr weit und deshalb liegt noch ein Abstecher nach Calimesa drin. Bei einem deutschen Metzger decken wir uns ein mit feinen Würsten und anderen Leckereien. In Cathedral City haben wir uns im Outdoor Resort mit Käthy und Urs aus Wallbach verabredet, welche wir letzten Sommer in Yellowknife kennengelernt haben. Sie nehmen uns mit zu Schweizer-Auswanderern aus Vancouver, welche die Wintermonate hier in ihrem Zweitwohnsitz verbringen. Das Tal ist im Winter sehr belebt mit Stammgästen aus dem kalten Norden Amerikas. Wir haben interessante Gespräche, werden kulinarisch sehr verwöhnt, und möchten uns bei dieser Gelegenheit für die Gastfreundschaft nochmals herzlich bedanken.

Das 72 Km lange Coachella Valley umfasst 9 Städte und die bekanntesten sind Palm Springs und Indian Wells. Die Gegend gilt als eine der wohlhabendsten in den USA, was sich auch an den über 200 Golfplätzen und um diese herum gebauten Luxus-Resorts zeigt. Diese haben oft weit über 1‘000 Wohneinheiten, sind alle ummauert und nur mit Zutrittsberechtigung betretbar. Entlang der Hauptverkehrsachsen durch das Tal ist einfach alles sehr gepflegt bis luxuriös. Zwar sind fast die Hälfte der Bevölkerung Hispanic, welche man überall als Dienstleister, Handwerker, Kellner, Verkäufer, Gärtner etc. antrifft. Wohnen müssen sie aber ausserhalb, sauber abgetrennt von den Schönen und Reichen. Das tönt jetzt etwas despektierlich, aber die erste Wohngegend für die Klasse der Werktätigen haben wir erst fast am Ende des Tales in Indio gesehen. Uns scheint, dass der Mittelstand den kleinsten Bevölkerungsanteil stellt.

Wir ziehen wieder einmal ein paar Ferientage ein und bleiben 9 Tage in einem pikfeinen Trailer-Park in Cathedral-City. Ist natürlich alles andere als billig, aber es gibt in diesem Tal nun mal nichts Schlichteres. Egal welcher Campground, schon bei der Reservation per Telefon wird nach dem Jahrgang des Wohnmobils gefragt. Beim Eingangstor folgt noch die visuelle Begutachtung. Wer mit einem schäbigen oder schmutzigen Camper vorfährt, kann gleich wieder wenden und weiterfahren.


Cathedral City – Joshua Tree NP 90 Km, Joshua Tree NP– Twentynine Palm CA, 143 Km

2016-03-03 to 2016-03-05

Der Joshua Tree National Park ist ein Beweis dafür, dass es auch schöne Wüsten gibt. Seinen Namen hat er von einem seltsam anmutenden Baum, welcher nicht etwa ein Palmengewächs oder Kaktus ist, sondern eine Palmlilie, auch Yucca genannt, aus der Familie der Spargelgewächse. Soviel zur Botanik. Ein weiteres Merkmal des Parks sind die hinreissenden und spektakulären Gesteinsformationen, welche in Jahrmillionen durch Erosion entstanden sind. Wir wären gerne noch eine weitere Nacht im Park geblieben. Aber die Wochenendausflügler sind am Freitag um die Mittagszeit bereits da und alle Campgrounds sind schon ausgebucht. Bleibt uns nichts anderes übrig, als den Park zu verlassen und ausserhalb mit Twentynine Palms Vorlieb zu nehmen. Um wegen dem Wochenende nicht nochmals anzurennen, verschieben wir die Weiterfahrt nach Las Vegas und bleiben noch einen weiteren Tag. Es bleibt uns ja noch genügend Zeit bis zum Rückflug nach Basel.


Twentynine Palms CA – Las Vegas NV, 275 Km

2016-03-06 to 2016-03-13

Die letzte Etappe vor dem Heimflug führt durch die Mojave-Wüste und ist nicht mehr so abwechslungsreich wie der Vortag. Ausser dass es vor Amboy bei einem ausgetrockneten Salzsee immer dunkler wird und wir uns in Richtung eines Sandsturms bewegen. Auf dem Beifahrersitz kommt Nervosität auf, welche ich hundsgemein mit der Bemerkung nach „Wenden“ noch zu verstärken weiss. Zum Glück habe ich mich nicht anstecken lassen, weil der Spuk nach 10 Kilometern zu Ende war. Je näher wir Nevada kommen wird das Wetter immer schöner und bei den ersten Casinos erwartet uns ein strahlend blauer Himmel. Am zweiten Abend in Las Vegas treffen wir uns zum Nachtessen nochmals mit Käthy und Urs aus Wallbach, welche auf dem Weg nach Vancouver in LV einen Stopp einlegen. Der Tradition verpflichtet gehen wir ins „Mon Ami Gabi“ und ich bestelle wie immer Steak und Frites mit einer zusätzlichen Portion der himmlischen „maitre d’hotel butter“.

Die nächsten Tage plagt mich ein hartnäckiger Husten. Mit den ständigen Temperaturwechseln der letzten 2 Wochen, einem Maximum von 35° in Cathedral City und jetzt nachts nur noch 4° habe ich mich erkältet. Ich schlucke und lutsche alles, was die Hausapotheke hergibt, um für den Flug am Sonntag wieder fit zu sein. Schliesslich möchte ich nicht erleben, wie mir im Airport am Security-Check der Hustensirup weggenommen wird. Im weiteren verbringen wir die Tage grösstenteils mit Putzen und Aufräumen. So einiges hat sich in den letzten 6½ Jahren angesammelt. Da ich beeinträchtigt bin, nimmt Hedy die Sache selbst zur Hand. Ist auch gut so für den Hausfrieden, weil es keine Diskussionen darüber gibt, ob seit Jahren nicht benutzte Sachen entsorgt oder doch noch aufbewahrt werden sollen. Vieles werden wir auch jetzt schon mitnehmen und zu Hause lassen, um beim nächsten Rückflug nicht Übergepäck zu haben.

Während ich mich zu Hause auskuriere, verbringt Hedy noch zwei volle Nachmittage bis zum Sonnenuntergang im nahe gelegenen Outlet. Ich werde nie begreifen, wie man Spass haben kann beim stundenlangen Wühlen in Regalen und Kleiderständern. Endgültig Spassfaktor unter 0 verschaffen mir dann die Belastungen auf der Kreditkarte.

Nun sitzen wir bereits in der Lounge und mir geht es wieder besser. Wir warten auf Boarding und freuen uns auf die vielen Wiedersehen. See you soon


Basel - Frankfurt - Las Vegas NV

2016-04-21

Die 5½-Wochen Heimaturlaub gingen rasend schnell vorbei und wir sind bereits wieder in der Wüste Nevadas bei 35° C angekommen, allerdings mit einer für uns eher ungewohnten 3-stündigen Verspätung. In Frankfurt war die Maschine beladen und startklar, als der Captain eine halbstündige Startverzögerung wegen noch nicht ersetzten 2 Positionslichtern verkündete. Die Defekthexe trieb jedoch weiter ihr Unwesen und hatte sich dafür die Klimaanlage ausgesucht. Bis der Übeltäter gefunden und der fehlbare Sensor ausgetauscht war, vergingen weitere 2½ Stunden. Immerhin wurden wir in dieser Zeit mit Champagner bei Laune gehalten. Im Wissen, dass nach Erreichung der Flughöhe ein 4-Gang-Menu serviert wird, waren wir natürlich mit leerem Magen eingestiegen. Ziemlich ausgehungert hat uns dann das verspätete Menu umso besser gemundet. Obwohl ich in der Regel bei Tagflügen nicht schlafen kann, hat es mich nach dem Dessert (oder nach dem Cognac?), übermannt. Irgendwie waren die letzten zwei Wochen mit 2 Einladungen pro Tag zu anstrengend. Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten. Ab jetzt steht aber nichts mehr in der Agenda ausser URLAUB.


Las Vegas NV

2016-04-22 to 2016-04-27

Der Bundesstaat Nevada ist flächenmässig fast so gross wie Italien, hat aber nur etwa 2,9 Millionen Einwohner. Davon leben zwei Drittel in der Metropolregion Las Vegas. Innert 30 Jahren hat sich die Bevölkerung mehr als vervierfacht. Seit 2012 sind wir nun zum vierten Mal hier und jedes Mal ist LV noch mehr gewachsen mit neuen Quartieren. Kehrseite dieses enormen Wachstums ist der Lake Mead, aus welchem die Stadt 90% ihres Wasserbedarfs deckt. Gespiesen durch den Colorado River, ist der Höchststand dieses Stausees seit 1983 um 40 Meter gesunken. Mittelfristig können nur einige niederschlagsreiche Jahre den Pegel anheben und die Versorgung von Las Vegas sicherstellen. Sorgen deswegen macht sich augenscheinlich niemand. Es wird mit Grünflächen, Wasserspielen, Swimming-Pools etc. Wasser verbraucht, wie wenn der Wasserhahn nie versiegen könnte. Zwei Mal haben wir im Campground verlängert und schon ist eine Woche vorbei. Wir haben relaxt, Kühlschrank etc. wieder aufgefüllt, und die Weiterreise nordwärts grob geplant. Dazwischen blieb natürlich auch noch genug Zeit, auf dem für uns immer wieder faszinierenden Las Vegas Strip zu flanieren. Da und dort konnten wir wie immer nicht widerstehen, mit einem Dollarschein unser Glück zu testen. Summa summarum haben wir weder gewonnen noch verloren, gehören aber trotzdem zu den Gewinnern, weil in etwa 9 von 10 Fällen das Casino triumphiert.


Las Vegas – Echo Bay / Overton NV, 160 Km

2016-04-28

Uns zieht es nochmals in das faszinierende Valley of Fire, eine gute Autostunde von Las Vegas entfernt. Nachdem wir uns ausgiebig um das Auffüllen unserer Vorräte gekümmert haben, samt obligatem Besuch der German Bakery, kommen wir erst am späteren Nachmittag im State Park an. Trotz Werktag und Nebensaison sind die zwei Campgrounds bereits ausgebucht. Uns bleibt nichts anderes übrig, als wieder 30 Kilometer zurückzufahren und an der Echo Bay am Lake Mead zu übernachten. Ist jedoch nicht weiter ärgerlich, weil wir schlafen können an diesem abgelegenen Platz wie Murmeltiere. Wir realisieren wieder einmal, dass Las Vegas nie schläft und nonstop, egal wo man ist, ein gewisser Geräuschpegel hörbar ist. Und hier ist es noch fast ruhiger als auf einem Friedhof. Dabei kommt mir in den Sinn, dass ich noch nie eine letzte Ruhestätte gesehen habe in Las Vegas. Wahrscheinlich wird man, wenn das letzte Stündchen geschlagen hat, von der Spielhölle verschluckt oder still und leise ins Paradies geholt.


Echo Bay – Valley of Fire State Park NV, 84 Km

2016-04-29

Wir machen uns noch vor dem Morgenessen auf die Socken, um heute einen Übernachtungsplatz im Valley of Fire Campground zu bekommen. Die Lerchen sind bereits weg und wir können uns einen schönen Platz aussuchen. Uns begeistern die 150 Millionen Jahre alten Sandsteinformationen einmal mehr. Einfach unglaublich, was die Natur für Meisterwerke geschaffen hat. Allerdings hätten wir dies eventuell auch hingekriegt, wenn wir so viel Zeit zur Verfügung gehabt hätten! Als Nachbarn haben wir zwei nette Aargauer, Iris und Jasper, mit welchen wir beim Grillplausch einen gemütlichen Abend verbringen.


Valley of Fire State Park – Ely NV, 396 Km

2016-04-30

Im Gegensatz zu gestern eine monotone Wüstenfahrt auf dem Great-Basin-Highway. Statt warmen Rottönen dominiert grau in grau mit dunkelgrünen Sträuchern die Landschaft. Wir befinden uns im Grossen Becken, einem abflusslosen Einzugsgebiet von der Grösse Frankreichs. Abgesehen von Salt Lake City, Reno und noch ein paar kleineren Städten ist der Rest so gut wie unbesiedelt.


Ely – Fallon NV, 430 Km

2016-05-01

Dieser Abschnitt des Highways US-50 wurde 1986 vom Life-Magazin zur „loneliest road in America“ gekürt. Seither hat sich kaum etwas geändert, speziell was die Einsamkeit betrifft. Uns begegnen auf der 5-stündigen Fahrt kaum mehr als 100 andere Verkehrsteilnehmer. Einzige Ablenkung sind zwei trostlose Minenstädte aus dem ausgehenden 19. Jh. Wenn wir uns nicht verzählt haben, fuhren wir an 2 Tankstellen, 4 Restaurants, 2 Mini-Casinos, 2 Motels, 3 Shops und einem Streifenwagen vorbei.


Fallon NV – Pyramid Lake, 126 Km

2016-05-02

Nach eineinhalb Stunden sind wir bereits beim Pyramid Lake und können uns nicht mehr losreissen. Die Natur entschädigt uns für die zwei doch eher öden Vortage. Wir platzieren uns für die Nacht ganz alleine leicht erhöht am Pyramid Lake mit Panoramablick. Nach Sonnenuntergang ist Totenstille und über uns strahlt ein Sternenhimmel wie in einem Planetarium.


Pyramid Lake – Lakeview OR, 353 Km

2016-05-03

Und immer noch sind wir im sogenannten Grossen Becken und die Fahrt ist nicht unterhaltsamer als vorgestern auf der „loneliest road“. Wüste, Steppen und Salzseen und nicht viel mehr Lebewesen als auf dem Mond. Einzig 3 Ansammlungen von ein paar schäbigen Häusern, welche nicht mal als Dorf bezeichnet werden können. So fast alleine unterwegs auf der Strasse gehen einem zuweilen dieses oder jenes durch den Kopf. Wie wäre es zum Beispiel, wenn die USA die Verantwortung übernehmen würden für die Auswirkungen ihrer Aussenpolitik und Militäreinsätze der letzten Jahrzehnte. Im Grossen Becken hätte es nutzbare Flächen für mehrere Millionen Flüchtlinge! Nur ein paar Tausend wären bereits eine nette Geste, auch gegenüber den Europäern.


Lakeview – La Pine OR, 241 Km

2016-05-04 to 2016-05-05

Seit gestern sind wir in Oregon, flächenmässig gleich gross wie Grossbritanien, hat aber nur 4 Millionen Einwohner. Davon leben die allermeisten im Westen des Bundesstaates. Der Osten ist äusserst spärlich besiedelt. Dies lässt sich gut veranschaulichen anhand des Lake Counties, welches wir gestern und heute nordwärts durchfahren haben. Das County ist halb so gross wie die Schweiz und zählt knapp 8‘000 (in Worten achttausend) Einwohner. Ich erwähne es nochmals, da hätte es doch komfortabel Platz für ein paar Tausend Syrer oder Iraker. Die halbwüsten-, steppenartige Landschaft mit Nadelwäldern in höheren Lagen ist zweifellos nicht gerade das fruchtbarste Land auf Erden, gäbe mit Ausnahme von Öl aber immer noch mehr her als die Sandwüsten in Syrien und Irak. Aber lassen wir das. Es wird nicht soweit kommen, egal wer im nächsten November ins Weisse Haus einziehen wird.

In La Pine angekommen wollen wir noch kurz zum Newberry National Vulcanic Monument (Newberry Crater) fahren. Bei der Abzweigung steht ein grosses Hinweisschild, „road in winter closed“. Muss uns nicht weiter kümmern, wir sind ja bereits mitten im Frühling. 20 Kilometer später versperrt eine Schranke die Weiterfahrt. Da sind die zuständigen Beamten wohl noch nicht aufgewacht aus ihrem Winterschlaf. Wir bleiben noch einen weiteren Tag in La Pine, um auf besseres Wetter zu warten.


La Pine – Bend OR, 165 Km

2016-05-06 to 2016-05-07

Von La Pine wollen wir eine grosse Schlaufe fahren auf dem Cascades Lakes Scenic Byway und um den Mount Bachelor rum nach Bend. An der Tourist-Info fahren wir Deppen ohne anzuhalten vorbei, was sich rächen wird. Wir wundern uns immer mehr, warum wir fast alleine unterwegs sind und machen Sprüche von wegen gesperrter Strasse wie vorgestern. Nach 80 Kilometern ist fertig lustig. Die Strasse ist tatsächlich gesperrt und nirgends unterwegs war dies signalisiert. Wir finden zum Glück eine Abkürzung und müssen nicht die ganze Strecke bis La Pine zurückfahren. Wieder auf dem Highway ist es dann nicht mehr weit bis Bend, mit 80‘000 Einwohnern der grösste Ort auf den letzten 2‘000 Km seit Las Vegas. Wir hängen in Bend noch einen Tag an und geniessen das inzwischen wieder warme Wetter. Erstmals seit LV finden wir mal was anderes als diese Fastfood-Futterstellen und gehen abends zum Mexikaner.


Bend – Mitchell OR, 182 Km

2016-05-08

Was für ein toller und abwechslungsreicher Tag. Zuerst der Smith Rock State Park, in welchem uns die Tuffstein-Felsen (vulkanisches Eruptivgestein) beeindrucken. In der Ferne glänzen die „Three Sisters“, drei Vulkangipfel der Kaskadenkette, welche sich über 1‘100 Km von British Columbia bis zur Sierra Nevada in Kalifornien erstrecken. Dann geht es durch eine sattgrüne Landschaft, Hügel rauf und runter. Krönender Abschluss ist das „John Day Fossil Beds National Monument“. Der Park besteht aus drei Teilen und erstreckt sich über 100 Km im Flusstal des John Day River. Nach Fossilien ist es uns nicht, aber den Teil mit den „Painted Hills“ lassen wir uns nicht entgehen.


Mitchell – Welches OR, 333 Km

2016-05-09

Erneut ein kurzweiliger Fahrtag, allerdings auch etwas anstrengend und lang. Wir fahren alles auf einsamen Nebenstrassen über unzählige Hügel und einer Kurve nach der anderen. Aber die anmutige Landschaft entschädigt uns. Vereinzelt säumt mal eine kleine Ranch oder ein schäbiges Dorf unseren Weg. Genau genommen waren es 3 Dörfchen und ein Städtchen mit 6‘500 Einwohnern innert 6 Stunden. Das Wetter spielt auch mit und so werden wir noch mit einer schönen Sicht auf die Vulkangipfel Mount Jefferson und den noch aktiven Mount Hood belohnt.


Welches – Salem OR, 137 Km

2016-05-10 to 2016-05-11

Wir nähern uns langsam der Küste Oregons in immer dichter besiedelte Gegenden. Weit kommen wir heute nicht, weil wir mehrere Stopps einlegen. Zuerst der berühmte Oregon Garden, dann die Wandmalereien in Silverton sowie der Ort Mount Angel, zu Deutsch Engelberg. Namensgebend waren Benediktiner aus Engelberg, welche 1881 aus Engelberg hierher kamen und ein Kloster gründeten.

Wir bleiben einen weiteren Tag in Salem, der Hauptstadt des Bundesstaates Oregon. Sie liegt mitten im Willamette Valley und gilt als eine der fruchtbarsten Agrarregionen der Erde. Angebaut werden vor allem Gemüse, Beeren und Reben. Seit 1960 hat der Weinbau sprunghaft zugenommen und Oregon ist inzwischen zweitgrösster Produzent nach Kalifornien.


Salem - Woodburn - McMinnville OR, 104 Km

2016-05-12 to 2016-05-15

Unser nächstes Ziel ist einen Katzensprung von Salem entfernt. In Woodburn ist neben dem Campground eine Ford-Vertretung und ich benutze die Gelegenheit, unserem fahrbaren Heim ein verdientes Wohlfühlprogramm zu spendieren. Einmal mehr verblüffen mich die Werkstattpreise. Grosser Service für unsere 10-Zylinder-Maschine, alle Filter ersetzen, Getriebeöl-Wechsel etc., und ich komme davon mit 415 Dollar. Dann kommt Freitag der 13., des einen Glück, des anderen Pech. Angrenzend an den Campground ist ein grosser Premium-Outlet. Nach x-Stunden der Glückseligkeit kommt meine Liebste mit voller Einkaufstasche zurück. Und für mich hat es nichts in der Tasche ausser VISA-Belastungen. Nach 3 Nächten in Woodburn fahren wir weiter nach McMinnville, wo uns ein Museum erwartet. Genau das richtige bei diesem regnerischen Wetter momentan.


McMinnville OR, Evergreen Aviation & Space Museum

2016-05-16

Howard Hughes war eine schillernde Persönlichkeit, dessen Leben unter dem Titel Aviator mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle verfilmt wurde. Hughes bekam 1942 von der Regierung den Auftrag, einen Material- und Truppentransporter für bis zu 750 Soldaten zu entwickeln. Speziell diffizil zu erfüllen war die Auflage, dass keine kriegswichtigen Werkstoffe, z.B. Metalle, verwendet werden durften Seine Ingenieure konstruierten deshalb das Flugboot „Hughes H-4 Hercules“ grösstenteils aus Holz. Bis heute ist es das Flugzeug mit der grössten Spannweite und der grössten Flügelfläche, grösser als beim Jumbo Jet oder der A380. Angetrieben wurde der Riesenvogel von acht 28-Zylinder-Triebwerken mit je 3‘000 PS. 1947 fand der erste Testflug mit Howard Hughes persönlich am Steuer statt. Während einer Meile flog er 20 Meter über der Wasseroberfläche. Weil die Budgets längst aufgebraucht waren und das Militär nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr an diesem Fluggerät interessiert war, wurde das Projekt sang- und klanglos begraben. Wegen dem verwendeten Fichtenholz bekam die H-4 den Übernamen „Spruce Goose“ (Fichtengans). Die Original-Spruce Goose ist der Mittelpunkt der Ausstellung und macht deshalb das Evergreen-Museum speziell sehenswert. Interessant in diesem Zusammenhang ist sicher auch, dass die Hughes Aircraft Company auch andere Flugzeuge für die Air Force entwickelte und zu Beginn des Krieges nur 4 festangestellte und am Ende des Krieges über 80‘000 Mitarbeiter hatte.


McMinnville OR - Cathlamet WA, 191 Km

2016-05-17 to 2016-05-18

Weil Oregon keine Sales Tax erhebt und auch die Steuersätze für Benzin, Alkohol und Tabak tief sind, füllen wir vor dem Übertritt nach Washington noch die Wein- und Spirituosenvorräte auf. In Cathlamet, gelegen an der Mündungs-Bucht des Columbia River, sind wir nach 3 Monaten und 4‘000 Kilometern wieder am Pazifik angelangt. Das Wetter ist momentan sehr launisch und wir können auch nicht ausweichen, weil es im Landesinnern nicht besser ist. In Cathlamet sitzen wir deshalb einen Regentag aus und hoffen auf Besserung für die Weiterfahrt entlang dieser reizenden Küste.


Cathlamet – Hoquiam - La Push WA, 212+237 Km

2016-05-19 to 2016-05-21

Weiter geht es der Küste entlang und ein Museumsbesuch ist gerade das richtige bei diesem Scheisswetter. Das liebevoll gepflegte Kutschenmuseum in Raymond zeigt viele seltene Exponate aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Am nächsten Tag dürfen wir uns über ein paar Stunden Sonnenschein freuen, bevor vom Pazifik her die nächsten dunklen Wolken aufs Festland kommen und uns an diesem eigentlich schönen Strand in La Push für einen weiteren Tag festhalten.


La Push - Sekui - Sequim WA, 158 + 109 Km

2016-05-22 to 2016-05-24

Wir fahren weiter auf der US-101, welche die Olympic Peninsula umrundet. Weil gerade mal für kurze Zeit keine Wolken vom Pazifik aufziehen, machen wir noch einen kleinen Umweg nach Cape Flattery, dem nordwestlichsten Punkt der USA (ohne Alaska). Besiedelt ist diese Halbinsel nur an den Küsten, und dies auch nur spärlich. Der grösste Teil mit den Olympic Mountains im Zentrum ist als Nationalpark und weitere Schutzgebiete ausgewiesen. Die Region ist eine der niederschlagsreichsten der USA. Die Indianer mieden das Gebiet um den Mount Olympus, weil der Berg als Wohnort  des Donnervogels galt, welcher Blitze und Regen erzeugen konnte. Bevor wir die USA verlassen und auf Vancouver Island verschiffen, bleiben wir noch 2 Nächte in Sequim, 20 Km vom Fährhafen entfernt. Da die meisten Dinge günstiger als in Kanada sind, wird nochmals gross eingekauft und der Tank gefüllt. Beim Alkohol muss ich mich zurückhalten und die erlaubte Menge nicht zu stark überziehen. Noch fast jedes Mal hat ein Zöllner unser WoMo inspiziert, manchmal sogar so akribisch, als könnten wir ihm zu einem Karriereschritt verhelfen.


Sequim – Port Angeles WA – Victoria BC, 48 Km

2016-05-25

Wir haben uns einen sonnigen Tag für die eineinhalbstündige Überfahrt ausgesucht. Als eines der ersten Fahrzeuge kommen wir auf die Fähre, was sich noch als vorteilhaft erweisen wird. Das Verkehrsaufkommen auf dieser Route ist bescheiden im Gegensatz zum Fährverkehr zwischen Vancouver und Victoria, wo riesige Fähren pausenlos hin und her schippern. Im Inner Harbour in Victoria angelegt, kommen wir als eines der ersten Fahrzeuge vom Schiff. Da die eh schon sehr kleine Hafenanlage im Umbau ist, kann die Fähre wegen dem Rückstau von den Zollhäuschen nicht entladen und neu beladen werden. Gut für uns. Der Beamte muss sich beeilen und beschränkt sich auf die Passkontrolle, stellt seine Standardfragen und wir sind durch. Hätten wir dies doch nur im vornherein gewusst. Platz für noch eine Kiste Wein wäre vorhanden gewesen und auch in unserer Hausbar hätte sich ein weiterer Single Malt gut gemacht. Alsdann fahren wir sofort zu unserem Lieblingsplatz, dem kleinen West Bay Marina RV Park. Wir haben Dussel und bekommen nach einer Nacht im Overflow ab morgen ein Plätzchen, müssen nach 3 Tagen aber nochmals dislozieren. Stört uns keineswegs, weil die Lage an der Bucht einzigartig ist und uns das Wassertaxi von hier an jede Station in der Bucht bringt.


Victoria BC

2016-05-26 to 2016-06-01

Victoria ist und bleibt auch nach dem x-ten Besuch eine unserer Lieblingsstädte Nordamerikas. Keine Stadt in Kanada und vielleicht sogar ausserhalb den Britischen Inseln ist derart britisch. Deutlich sichtbar z.B. bei der Architektur, der Musik und erhalten gebliebenen kulturellen Traditionen wie der „tea time“. Der von uns nicht so geschätzten britischen Küche können wir aus dem Weg gehen dank einem grossen Angebot an ausgezeichneten Spezialitätenrestaurants aus aller Welt.

Wir bleiben eine ganze Woche in Victoria, dies auch weil wir noch Platz gefunden haben auf dem kleinen West Bay Marina RV Park, den wir erstmals 1997 besucht und lieb gewonnen haben. Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang ist in dieser kleinen Bucht enorm Action auf dem Wasser mit den ein- und ausfahrenden Schiffen, Wassertaxis und Wasserflugzeugen. Und wer weiss, vielleicht ist unterhalb der Wasserlinie auch noch einiges los, aber spionierende U-Boote fremder Staaten interessieren uns heute nicht.


Victoria – Nanaimo BC, 250 Km

2016-06-02

Von Victoria fahren wir erstmals westwärts nach Port Renfrew und von dort quer durch die Insel auf die andere Seite nach Duncan. Der Tourismus-Slogan der Kleinstadt lautet „The City of Totem“, eine Reminiszenz an die Kultur der First Nations. Auf einem Spaziergang schauen wir uns einige der Totempfähle an. Auf die restlichen der 80 über den Stadtkern verteilten Totems verzichten wir wegen aufkommender Langeweile. Mutmasslich sind wir auch zu phantasielos, um die dargestellten Geschichten oder die verschlüsselten Botschaften zu verstehen. Inzwischen ist es zu spät geworden für die Verschiffung bei Tageslicht auf das Festland. Wir übernachten deshalb in der Nähe des Fährhafens in Nanaimo.


Nanaimo – Tsawwassen – Delta BC, 18 Km

2016-06-03

Wir sind einmal mehr fasziniert, in welchem Tempo diese grossen Fährschiffe entladen und wieder beladen werden. Auf 2 Ebenen und 4 Spuren werden über 250 grössere und kleinere Fahrzeuge speditiv ins Innere des Schiffes zu einen geeigneten Platz kommandiert. Kaum eine halbe Stunde nach dem Anlegen heisst es schon „Leinen los“. So natürlich nicht, aber ich weiss nicht wie dieses Kommando auf Englisch heisst.

Reserviert hatten wir einmal mehr nicht. Am Kassenhäuschen, wo das Motorhome zuerst vermessen wird, meint der Officer, dass es uns kaum auf die nächste Fähre reichen würde. Wie sich der riesige Platz vor der Fähre entleert und ins Schiff strömt, finden wir uns langsam damit ab, hier noch 3 Stunden auf die nächste Fähre warten zu müssen. Wäre insofern nicht so tragisch, weil das Gelände über WiFi verfügt und ich endlich unsere Homepage aktualisieren könnte. Schlussendlich kommen wir quasi auf dem letzten Drücker als Zweitletzter doch noch rein. Wieder Asphalt unter den Reifen gehen wir auf den erstbesten RV Park, zünden die Holzkohlen an, und legen den Lobster auf den Rost.


Vancouver BC

2016-06-04 to 2016-06-06


Vancouver BC

2016-06-07 to 2016-06-10


West Vancouver - Harrison Hot Springs - Princeton BC, 132 + 179 Km

2016-06-11 to 2016-06-15


Princeton – Logan Lake BC, 149 Km

2016-06-16 to 2016-06-17


Logan Lake – Cache Creek BC, 73 Km

2016-06-18 to 2016-06-19


Cache Creek – Lillooet BC, 108 Km

2016-06-20 to 2016-06-21


Lillooet – Lone Butte BC/Horse Lake, 195 Km

2016-06-22 to 2016-06-24

Trotz der atemberaubenden Umgebung am Fraser River anerbietet sich Lillooet trotzdem nicht für einen längeren Aufenthalt. Wir fahren deshalb weiter nordwärts an den romantischen Horse Lake. Dort lässt es sich gut warten auf unsere Panamericana-Freunde Rita und Jean-Paul. Nach ihrem Heimaturlaub sind sie mit grossen Schritten von Las Vegas kommend bereits in Vancouver eingetroffen. Wir freuen uns auf ein paar gemeinsame Tage mit den Zweien.


Horse Lake BC

2016-06-25 to 2016-06-27

Freudiges Bienvenidos zwischen Panamericanos. Rita und Jean-Paul sind am Horse Lake  eingetroffen und erst noch zur richtigen Tageszeit, um die 17 Uhr Apero-Tradition wieder aufleben zu lassen. Wir geniessen 3 Ferientage mit viel Sonnenschein und warmen Abenden. Der Grill ist im Dauereinsatz, zumal sie von der Black Forest Metzgerei in Vancouver Olma-Würste und andere Köstlichkeiten mitgebracht haben.


Lone Butte – Horsefly BC, 159 Km

2016-06-28 to 2016-06-30

Mit unseren Freunden verschieben wir uns ein Stück nordwärts zum ebenfalls reizenden Horsefly Lake. Einmal mehr besuchen wir Monika und Stephan auf ihrem Campground. Monika ist im gleichen Dorf wie Hedy aufgewachsen und so ist für Gesprächsstoff gesorgt. Das Wetter meint es weiterhin gut mit uns und wir können bis spät in die Nacht gemütlich am Lagerfeuer sitzen.


Horsefly – Williams Lake BC, 82 Km

2016-07-01

Heute Freitag ist Canada Day, Nationalfeiertag der Kanadier. Gleichzeitig findet in Williams Lake die 4-tägige Stampede statt, das grösste Rodeo in British Columbia. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Das Festgelände und das ganze Drumherum sind an der Calgary Stampede zwar um ein mehrfaches grösser, aber die Wettbewerbe für die Cowboys sind in Williams Lake genauso hochklassig. Auch die Eintrittspreise sind provinziell und betragen ein Bruchteil dessen, was wir in Calgary berappt haben. Alles in allem bis zu diesem Zeitpunkt ein toller und erlebnisreicher Tag. Von da an nur noch erlebnisreich!

Unser WoMo hatten wir 10 Kilometer südlich auf einem Campground stationiert und sind mit Jean-Paul zur Stampede gefahren. Wie wir nach einem Schlummerbier um 11 Uhr im  Camping zu unserem Platz rollen, sehen wir im Scheinwerferlicht schon von weitem, dass die TV-Antenne hochgefahren ist. So sind wir sicher nicht rumgefahren und sofort ist klar, dass da was nicht koscher ist. Ich schaue sofort ins Innere des Campers und alles scheint in Ordnung zu sein. Dann behändige ich die Taschenlampe, laufe um unser Womo und sehe eine Person auf dem Dach, welche sich duckt. Auf unsere energische Aufforderung hin klettert ein Angehöriger der First Nation die Treppe runter. Schnell ist klar, dass er auf wackligen Beinen steht und nicht davonlaufen kann. Hedy rennt zum Campingwart um die Polizei zu alarmieren. Jean-Paul kann den Indianer alleine in Schach halten und ich klettere aufs Dach um zu sehen, was er da oben angerichtet hat. Beim WC-Ventilator ist das Plexiglas zerstört und beim zweiten Ventilator ist die Mechanik vermurkst. Zudem ist die Antenne massiv verbogen und muss ersetzt werden. Wie wir auf die Polizei warten, nimmt der Ganove noch eine Dose Bier aus dem Sack und schüttet auch diese noch hinter die Binde, bevor ihm der Sheriff diese wegnehmen wird. Nach etwa 20 Minuten ist der Streifenwagen da und die Handschellen klicken. Unser Ganove will sich lallend rausreden, dass wir den Schaden selber angerichtet hätten. Auf die Frage, was er denn auf dem Dach verloren habe, verlässt ihn die Phantasie und er schwafelt nur noch etwas von illegaler Festnahme. Der Sheriff klärt ihn auf, dass er erstens nicht mit Alkohol rumlaufen dürfe und zweitens, da betrunken, für eine Nacht in die Ausnüchterungszelle müsse. Uns fragt der Sheriff, ob wir Anzeige erstatten wollen. Die Verhandlung würde in etwa einem Jahr stattfinden und wir müssten vor Gericht erscheinen. Wir verzichten und verlangen von ihm nur, dass die Sache protokolliert wird wegen der Versicherung.


Williams Lake – Prince George BC, 255 Km

2016-07-02 to 2016-07-03

Nachdem wir mit einem Single Malt den mitternächtlichen Ärger runtergespült hatten, schliefen wir wunderbar. Für was so ein Whisky doch gut ist! Um ja keine Frist zu verpassen, senden wir noch vor dem Frühstück der Versicherung eine E-Mail mit einer Beschreibung der Vorkommnisse. In Williams Lake sind wegen der Stampede alle Geschäfte geschlossen. Da Regen angesagt ist, fahren wir deshalb weiter nach Prince George, der nächsten grösseren Stadt. Eine Viertelstunde vor Ladenschluss an einem Samstagnachmittag sind wir bei Fraserway und sind beinahe gerührt ob der Hilfsbereitschaft des Personals. Auf mein Lob wird uns entgegnet, dass dies doch selbstverständlich sei bei den prognostizierten Niederschlägen dieses Wochenendes. Der Mechaniker hat zum Glück die Plexi-Dachluke an Lager und das Übrige kann er provisorisch zurechtbiegen.

Am Sonntag regnet es wirklich nur ein Mal. So ist wieder einmal Hausdienst angesagt. Abends fahren wir ins Zentrum zu einem würdigen Abschiedsessen beim Japaner. Rita und Jean-Paul verlassen uns morgen in Richtung Alaska. Wir wünschen gute Reise und dass sie viele Bären vor die Linse bekommen.


Prince George BC

2016-07-04 to 2016-07-10

Bei Fraserway repariert man uns die Schäden mit Ausnahme der TV-Antenne, welche nicht an Lager ist. Prince George ist das Versorgungszentrum für den dünn besiedelten Norden der Provinz BC. Obwohl zu Tausenden Camper unterwegs sind, und jeder so eine Antenne auf dem Dach hat, ist keine vorrätig in dieser Stadt mit 80‘000 Einwohnern. Eigentlich geht so eine Antenne auch nie kaputt und besoffene Indianer auf Camperdächern scheinen eine Ausnahme zu sein. Bleibt uns nichts übrig als zu warten, bis nach einer Woche das ersehnte Ding eintrifft. Langweilig wird es mir nicht dank dem Sachbearbeiter der Versicherung, dem Namen nach ein Ceylonese, welcher mich täglich mit Mails und Formularen eindeckt. Ende Woche habe ich nach Abzug des Selbstbehalts ein Guthaben von $296, welches ich mir hart verdienen musste. Zu guter Letzt ist eine Überweisung auf unser kanadisches Bankkonto technisch nicht möglich. Schadensregulierungen sind nur per Bankcheck möglich, den ich nun an die Adresse von Freunden zugestellt bekommen sollte.

Wetterbedingt haben wir in Prince George nichts verpasst, weil es in dieser Woche im Umkreis von Hunderten von Kilometern mehr Regen als Sonnschein gab.


Prince George - Mackenzie - Fort St. John - Grande Prairie - Lesser Slave Lake AB, 1150 Km

2016-07-11 to 2016-07-16

Viel weiter in den Norden als bis zum kleinen Sklavensee wollen wir dieses Jahr nicht mehr. Wir werden in den nächsten Wochen einige Lieblingsplätze in British Columbia und Alberta ein vielleicht letztes Mal besuchen. Im September möchten wir dann unser Motorhome verkaufen und das Kapitel Amerika abschliessen (bevor die Grenze zu Mexiko geschlossen wird!!!) Das soll jetzt aber nicht heissen, dass wir sesshaft werden. Wir werden in der Schweiz nach einem geeigneten Wohnmobil Ausschau halten und damit Europa und wer weiss vielleicht auch noch andere Kontinente bereisen. Der Reisevirus hat uns immer noch fest im Griff.

Nach 4 Fahrtagen sind wir am Lesser Slave Lake angelangt, wo wir uns bei schönem Wetter drei Tage entspannen. Erst Tage später realisieren wir, dass wir hier den 7. Jahrestag unserer Amerikareise verpasst haben. Wegen dem Wochenende ist viel los auf diesem riesigen Gelände mit den vielen Bootsanlegestellen. Wir sind sehr erstaunt, dass sich die Lärmimmissionen in Grenzen halten und die grossvolumigen Motoren der Boote und Scooter erst weit draussen auf dem 97 Km langen See aufgedreht werden. Rücksichtnahme pur ist die uns bisher nicht bekannte Nachbarin, welche mit einem Glas selbst gemachter Konfitüre vor unserer Türe steht. Sie entschuldigt sich für den Lärm, den die Kinder ihres Besuches nachmittags verursacht hätten. Und dabei haben wir weder etwas gesehen, geschweige denn etwas gehört von diesen Kindern.


Lesser Slave Lake - Whitecourt - Edmonton - Gull Lake AB, 680 Km

2016-07-17 to 2016-07-20

Nach dem Lesser Slave Lake ändern wir den Kurs in Richtung Süden. Weiter nordwärts durch den Yukon nach Alaska wollen wir jetzt nicht mehr. Einerseits, weil wir letztes Jahr im hohen Norden waren und andererseits, weil der aktuelle Kilometer-Stand mit 130‘000 unseres erst 5-jährigen Motorhomes ein Handicap bei einem Verkauf sein soll. In Edmonton übernachten wir am Rand der Stadt. Die spärlichen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt der Provinz Alberta konnten wir bei zwei früheren Visiten bereits abhaken. Ebenfalls nur „little History“ bei einem Dorf mit 263 Einwohnern im Jahre 1881 und 878‘000 im Jahre 2014. Sehr viel zu diesem rasanten Wachstum haben die Erdölfunde ab Ende der 1940er-Jahre beigetragen.

Beim Gull Lake bleiben wir 2 Nächte auf einem niedlichen Campground mit Minigolf. Ich begreife jetzt noch nicht, weshalb ich nur hauchdünn gewonnen habe. Die Fotos zeigen doch markante Unterschiede beim Abspiel. Einerseits meine fast professionelle Tiger-Woods-Haltung und anderseits meine Liebste, welche den „Club“ wie eine Kochkelle schwingt.


Gull Lake - Olds - Cochrane - Longview AB, 377 Km

2016-07-21 to 2016-07-25

Nach der Ölindustrie ist der Agrarsektor der bedeutendste Wirtschaftszweig Albertas. Nebst Weizen werden auch riesige Flächen mit Raps angebaut. Dieser steht aktuell in voller Blüte und macht die Landschaft mit seinem satten Gelb zu einer Augenweide. Gemäss Aussagen Einheimischer soll zu unserem Erstaunen fast aller Raps als Speiseöl und nicht als Biodiesel Verwendung finden. In Olds schwelgen wir, was doch eher selten vorkommt bei uns, in Nostalgie. Wir besuchen unsere ersten Freunde auf dem Kontinent, die „Graf-Family“, bei welchen vor fast genau 7 Jahren unsere Amerika-Reise begann. Und weiter geht es an Calgary vorbei nach Cochrane und Longview. Zwischen den zwei Ortschaften sehen wir nach intensivem Ausschau halten endlich die ersten Elche.


Longview – Kananaskis Village AB, 156 Km

2016-07-26

Vor vielen Jahren waren wir in den Ferien schon mal vom Norden kommend ein kurzes Stück bis zum Kananaskis Village gefahren. Dieser Teil der Canadian Rockies ist uns in bleibender Erinnerung geblieben. Höchste Zeit deshalb, den 64 Km langen Kananakis Trail zu befahren. Die Szenerie dieser Bergwelt ist fast ebenso atemberaubend wie die berühmten Jasper- oder Banff-Nationalparks weiter nördlich. Mit dem wohltuenden Unterschied, dass das Kananaskys Country vom Massentourismus bisher verschont geblieben ist. Keine verstopften Strassen, überfüllte Parkplätze, Busladungen mit Schlitzaugen und mittags bereits „Full“-Schilder an den Campgrounds. Am Upper Kananaskis Lake sehen wir endlich die ersten Bären in diesem Sommer, und erst noch ein Grizzly mit einem Jungen. Aus 20 Meter Entfernung können wir ihnen eine Viertelstunde lang zusehen, wie sie sich die reifen Beeren schmecken lassen. Wir übernachten in einem niedlichen Provincial-Park im Wald. Ringsherum werden Nachtessen vorbereitet und die Kinder sind am Spielen. Plötzlich hallt ein Schrei durch den Wald: „Bär Bär“. Nur ein paar Sekunden später rennt ein Grizzly 15 Meter hinter unserem WoMo vorbei aus dem Campground. Augenblicklich ist Totenstille im Wald. Niemand getraut sich noch aus seinem Camper, bis nach einer halben Stunde eine Rangerin auftaucht. Ausgerüstet mit Funk und Antenne versuchen nun die Ranger von verschiedenen Standorten aus den Bär zu orten um sicher zu sein, dass er wirklich die Flucht ergriffen hat.


Kananaskis - Canmore - Kootenay Nationalpark - Radium Hot Springs - Golden BC, 420 Km

2016-07-27 to 2016-07-31

In den 5 Tagen fahren wir durch Gegenden, die wir irgendwann bereits einmal bereist haben. Aber der Reiz des Kootenay NP oder des Tals des Columbia Rivers ist so immens, dass sie immer wieder eine Reise wert sind. Erstmals in diesem Jahr bekommen wir so richtig zu spüren, dass Ferienzeit ist. Obwohl es im Tal des Columbia Rivers weit mehr als ein Dutzend Campgrounds gibt, sind diese auch unter der Woche ausgebucht. Der tiefe Kurs des kanadischen Dollars beschert der Tourismusindustrie auch in diesen Regionen Rekordumsätze dank den Individualtouristen aus Europa und den USA.


Golden - Revelstoke - Lake Revelstoke BC, 192 Km

2016-08-01 to 2016-08-06

Nach Golden führt unser Weg einmal mehr über den berühmten Rogers Pass nach Revelstoke. Dort treffen wir Andy und Lisa, welche vor über einem Jahr ihren Campground in Salmon Arm verkauft haben und nun wie wir das Nomadenleben geniessen. Wir besuchen nochmals die Attraktionen der Umgebung wie den Revelstoke Nationalpark oder das im Winter sehr beliebte Revelstoke Mountain Resort. Nach 3 Tagen fahren wir mit Andy und Lisa an den 130 Km langen Lake Revelstoke, wo wir für 2 Tage die Stille an einem abgeschiedenen Flecken am so gut wie unbewohnten See geniessen.


Lake Revelstoke - Salmon Arm - Sun Peaks - Clearwater - Tête Jaune Cache BC, 670 Km

2016-08-07 to 2016-08-11

Ganz gemütlich fahren wir in 5 Tagen nach Tête Jaune Cache. Abgesehen von Grossstädten kommen wir nach Revelstoke erstmals in Kanada in einen veritablen Verkehrsstau in Gotthard-Dimension wegen eines Unfalls. In unserer Richtung sind es nur 7 Kilometer und in knapp einer Stunde sind wir durch. Auf der Gegenseite jedoch stehen die Autos zum Teil zweispurig auf einer Länge von 23 Kilometern. Aber sonst schaffen wir dank geringem Verkehrsaufkommen netto ohne Foto-Stopps und Rauchpausen meistens 80 – 90 Kilometer pro Stunde und erst noch völlig stressfrei. Ohne den Fahrer zu überfordern liegen da auch noch Umwege wie in ein Seitental des Thompson Rivers zum Ski-Resort Sun Peaks drin. Der Ferienort ist von Kamloops, der nächsten grösseren Stadt, nur 50 Kilometer entfernt. Aufgebaut erst in den letzten 25 Jahren wirkt das Dorf dank seinem Baustil nett und sauber, aber leider etwas steril. Zumal es trotz Ferienzeit und einem vielfältigen Sommerangebot fast wie ausgestorben ist und diverse Restaurants und Läden geschlossen sind. Da gefällt es uns dann am Clearwater Lake mit seinem einmalig schönen Seerosenteppich viel besser. In Tête Jaune Cache treffen wir wieder einmal Rita und Jean-Paul, welche von ihren Alaska-Trip zurückkehren. In ihrem Schlepptau bringen sie noch Meggi und Ruedi aus Buchs mit, welche wir auf der Panamericana kennengelernt haben.


Tête Jaune Cache - Jasper - Columbia Icefield - Lake Louise - Canmore - Banff - Canmore AB, 593 Km

2016-08-12 to 2016-08-16

Wir haben ausgesprochenes Wetterglück und dürfen zusammen mit unseren Freunden den wohl schönsten Teil der Rocky Mountains in voller Pracht bestaunen. Den Spass vermiesen uns nur die unzähligen Tourbusse, welche die Hotspots vor allem mit asiatischen Touristen überschwemmen. Von Jahr zu Jahr sind es immer mehr geworden und aktuell hat Banff die 5 Mio Besucher-Grenze überschritten. Inzwischen sind auch die Japaner und Chinesen bereits mit Miet-Campern unterwegs. Die Campgrounds sind ausgebucht und wir müssen in Jasper, beim Columbia Icefield und auch in Lake Louise im Overflow campieren. Wir finden uns damit ab, bauen eine Wagenburg, zünden den Grill an und haben jeweils einen stimmungsvollen Abend inmitten dieser faszinierenden Bergwelt. Beim Abzweig zum Moraine Lake ist die Strasse wegen dem grossen Andrang gesperrt und in Lake Louise sind selbst die grossen Parkplätze voll und die Zufahrt gesperrt. Wie wenn wir es geahnt hätten, haben wir unsere Freunde in unseren Camper verfrachtet. Sie waren noch nie hier und so kann ich sie nahe beim See abladen, 5 Kilometer runter ins Tal fahren und sie zur vereinbarten Zeit wieder abholen. Dank dem wir schon einige Male hier waren, kennen wir einige ebenfalls sehr schöne Flecken ohne Massentourismus wie den Lake Winnemanka, wo uns die Schlitzaugen nicht dauernd vor der Linse stehen. Nachdem wir auch in Banff in keinem Campground mehr unterkommen, müssen wir uns 25 Kilometer südlich ausserhalb des Parks in Canmore stationieren. Am nächsten Tag fahren wir zur Erkundung von Banff und Umgebung die kurze Strecke nochmals hoch. Und dann verlassen uns Meggi und Ruedi in Richtung Yellowstone.


Canmore - Calgary - Olds AB, 240 Km

2016-08-17 to 2016-08-19

Wir begleiten Rita und Jean-Paul nach Calgary. Sie haben seit einigen Tagen immer mehr Probleme mit dem Anlasser und finden keine Werkstatt, die diesen reparieren kann, will oder darf. Die Chrysler/Fiat-Vertretung in Calgary vermittelt ihnen immerhin einen Hinterhof-Autoelektriker. Man glaubt es kaum, aber der Inder löst ihr Problem. Allerdings benötigt er noch ein Ersatzteil und bis dieses da ist fahren wir nach Olds, weil in Calgary und Umgebung wegen einem grossen Country-Festival alles ausgebucht ist. Dies gibt uns auch die Gelegenheit, bei unseren Freunden Clivia + Beat den inzwischen eingetroffenen Check der Versicherung für den Einbruchsschaden in Williams Lake abzuholen.


Olds - Crowsnest Pass - Kimberley - Nelson BC, 766 Km

2016-08-20 to 2016-08-22

Rita und Jean-Paul haben uns in Richtung Ostküste verlassen und wir sind wieder alleine unterwegs. In dieser Woche zeigt sich bis zum Okanagan Valley wieder einmal, dass der Mensch ein Herdentier ist. Wir fahren durch einsame Täler fast ohne Verkehr und müssen zwei Mal die Fähre über einen See benutzen, weil die Strasse zu Ende ist. Ein wohltuender Gegenpol zu den von Touris überquellenden Nationalparks. Auf der Fähre über den Kootenay Lake kommen wir ins Gespräch mit einem Ehepaar aus St. Gallen. Bei der Verabschiedung am gegenüberliegenden Ufer tauschen wir die Visitenkarten aus. Er schaut meine Karte an und bemerkt trocken, da stehe ja sein Name drauf. Ich kann es kaum glauben und lasse mir dies mit seinem Pass bestätigen. Tatsächlich heisst er auch Peter Holzer, der erste in 68 Jahren mit gleichem Namen. Logisch, dass wir uns in Nelson treffen und gebührend darauf anstossen.


Nelson - Burton - Vernon BC, 356 Km

2016-08-23 to 2016-08-25

Die letzten zwei Etappen bis Vernon führen durch abwechslungsreiche Landschaften mit schönen Wäldern, Seen und Wiesen. Im Okanagan-Valley ändert sich dieses Bild schlagartig. Alles, was nicht intensiv bewässert wird, ist verdorrt und es herrscht grosse Waldbrandgefahr, fast wie immer um diese Jahreszeit. Kaum angekommen ist am Hang hinter unserem Campground ein Feuer ausgebrochen. Dank frühzeitiger Erkennung ist die Feuerwehr schnell zur Stelle und hat mit zwei Löschhelikoptern den Brand rasch unter Kontrolle. Zum Nachtessen haben wir uns mit zwei ehemaligen Arbeitskolleginnen von Hedy verabredet. Sie machen auf ihrer Ferienreise durch BC für eine Nacht in Vernon halt und wir nutzen die Gelegenheit zu einem gemütlichen Abend.


Vernon - Kelowna BC, 56 Km

2016-08-26 to 2016-08-29

Wir fahren im Okanagan-Valley eine Stunde südwärts und freuen uns auf ein geruhsames Wochenende in Kelowna. Nach Ankunft im Campground will ich kurz die Mails checken und schon fängt der Ärger an, weil sich mein Notebook trotz mehreren Versuchen nicht mit dem Internet verbinden will. Da dies sonst überall funktioniert hat, hüte ich mich, an meinen Einstellungen irgendwas zu verändern. Es kommt aber noch schlimmer, da sich urplötzlich fast gar nichts mehr starten lässt. Sämtliche Windows-Applikationen und Office-Programme reagieren nicht mehr. Nicht mal beim Klick auf die Icons unten rechts wie Lautsprecher, Energie oder den Virenscanner bewegt oder öffnet sich etwas. Weder eine Fehlermeldung noch der entnervende Ratschlag von Microsoft, einen Freund zu fragen, erscheint auf dem Bildschirm. Nach 3 Monaten mit Windows 10 frage ich mich, was den besser geworden ist gegenüber Windows 7 oder 8. Inzwischen habe ich es natürlich schon mit Shutdown oder Restart versucht. Zwecklos wie auch der 8-Sekunden-Druck auf die On-/Off-Taste. Ganz kurz ein schwarzer Bildschirm und schon habe wieder den erstarrten Desktop vor mir. Der Kiste den Saft wegnehmen und die Batterie rausnehmen geht auch nicht, weil man nicht an sie rankommt. Ein erster Lichtblick ist das Auffinden des alten Internet-Explorers, welcher sich oh Wunder starten lässt. Da ich inzwischen, weiss der IT-Teufel warum, mit der grossen weiten Welt verbunden bin, kann ich nach Reparatur-Tools und dergleichen suchen. So verbrate ich über das Wochenende x-Stunden und bin am Montagmorgen frustriert und gleich schlau wie am Freitagnachmittag. Kurz vor der Suche nach einem PC-Doktor stosse ich in einer Fachzeitschrift noch auf ein Diagnose-Tool und lasse auch dieses noch über meinen Rechner laufen. Was letztendlich geholfen hat weiss ich nicht, jedenfalls liess sich die Kiste neu starten und alles läuft wieder. Bis zum nächsten Absturz!!!


Kelowna - Osoyoos BC, 196 Km

2016-08-30 to 2016-09-01

Da wir die Strecke zwischen Kelowna und Osoyoos entlang dem Okanagan und dem Osoyoos Lake bereits recht gut kennen, wählen wir mit Highway 33 eine östliche Route. An den 129 Km bis Rock Creek liegt etwa in der Mitte eine trostlose Ortschaft mit 121 Einwohnern. Sonst links und rechts nur Wald, als einzige Ablenkung auch mal abgebrannt. Besser vorbereitet hätten wir uns diesen Umweg ersparen können. Erst ab Rock Creek bis zum Osoyoos Lake auf dem Crowsnest Highway wird die Fahrt kurzweiliger mit einer tollen Aussicht zum Schluss vom Anarchist Mountain auf den Osoyoos Lake.


Osoyoos - Merritt - Lillooet BC, 400 Km

2016-09-02 to 2016-09-05

Wir verabschieden uns endgültig vom Okanagan Valley, wo wir uns immer wieder heimisch gefühlt haben. Vielleicht deshalb, weil es oft als Tessin Kanadas bezeichnet wird. Sicher auch, weil wir dank europäischen Bäckereien und Metzgereien Vorratskammer und Tiefkühler für einige Zeit mit Leckerbissen auffüllen konnten. Das Similkameen Valley ähnelt über weite Strecken einer Halbwüste. In Keremeos, der selbst ernannten Früchte-Hauptstadt Kanadas, decken wir uns noch mit Früchten und Gemüse ein. Das vielfältige Angebot an Kürbissen nutzen wir jedoch nur für einige Fotos. Nichts wissend von einem verlängerten Wochenende müssen wir bis Merritt fahren, um in einem Campground noch den letzten freien Platz zu bekommen. Am nächsten Tag fahren wir durch das landschaftlich reizvolle Nicola Valley und dann entlang Thompson und Fraser River nach Lillooet. Dort bleiben wir 3 Nächte auf einem sehr gepflegten 4-plätzigen Campground bei Marlies und Axel, gastfreundlichen Auswanderern aus Mecklenburg-Vorpommern. An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön für den Elch-Braten, welchen wir inzwischen mit Hochgenuss verspeist haben.


Lillooet - Whistler - Squamish BC, 202 Km

2016-09-06 to 2016-09-10

Nach Lillooet gondeln wir 100 Km gemächlich auf der einsamen Duffey Lake Road nach Pemberton und von dort auf dem Sea-to-Sky Highway nach Whistler, einem der renommiertesten Skigebiete Nordamerikas. Seit unserem letzten Besuch vor genau 5 Jahren hat sich so gut wie nichts verändert. Wahrscheinlich müssen nun die gewaltigen Investitionen für die Winterolympiade 2010 amortisiert und die Schulden abgebaut werden. Die ab 1962 auf dem Reissbrett entstandene Ortschaft mit dem autofreien Zentrum ist zwar hübsch anzuschauen, macht auf uns aber immer noch einen etwas sterilen Eindruck. Nach 2 meist stark bewölkten Tagen fahren wir 70 Km weiter nach Squamish, welches wir bisher immer durchfahren haben. Das inzwischen wieder besser gewordene Wetter ermöglicht uns, mit der vor zwei Jahren in Betrieb genommenen Sea-to-Sky-Gondola in die Höhe zu entschweben. Wir geniessen die grandiose Aussicht auf den Howe Sound und die Coast Mountains.


Squamish - Vancouver, 54 Km

2016-09-11 to 2016-09-15

Trotz der ungebremsten Zuwanderung und den damit verbundenen sozialen Problemen, der Umweltbelastung und den verstopften Verkehrswegen fasziniert uns Vancouver immer wieder aufs Neue. In der Metropolregion Vancouver mit 2,5 Mio Einwohnern ist eine multikulturelle Gesellschaft entstanden mit einem grossen Anteil an Asiaten. In einigen Stadtteilen sollen diese bereits in der Mehrheit sein. Uns kommt es manchmal akustisch oder visuell vor wie in Shanghai. Insbesondere wegen der hohen Lebensqualität, dem milden Klima und der schönen Lage zwischen Pazifik und Coast Mountains belegt Vancouver regelmässig einen Spitzenplatz unter den weltweit beliebtesten Wohnorten.


Vancouver - Victoria BC, 84 Km

2016-09-16 to 2016-09-22

Die letzten Wochen sind wir wie auf einer Abschiedstournee im Westen Kanadas unterwegs gewesen. So kommen wir nicht umhin auch Victoria, eine unserer Lieblingsstädte, ein vielleicht letztes Mal zu besuchen. Im Gegensatz zum Multi-Kulti-Vancouver konnte Victoria seinen britisch/viktorianischen Touch weitgehend bewahren. Keine Grossstadt-Hektik und trotzdem lebhaft. Wir fühlen uns wie immer sauwohl hier und bleiben deshalb gleich eine Woche.


Victoria - Parksville BC, 170 Km

2016-09-23 to 2016-09-27

Wir reissen uns los von Victoria und fahren nordwärts nach Parksville. Dort haben wir uns mit Hedy’s Cousine Lisbeth und Ehemann Leo verabredet, welche auf Vancouver Island Ferien machen. Leider zeigt sich der Herbst von seiner garstigen Seite mit Regen und einem kalten Wind. Zwangläufig müssen wir auf Grillieren und Lagerfeuer verzichten und es uns drinnen gemütlich machen. Es sollte aber wieder besser werden und dann wollen wir mit Lisbeth und Leo für ein paar Tage in den Norden fahren.


Parksville - Telegraph Cove/Knight Inlet, 325 Km

2016-09-28 to 2016-09-29

Der Wetterbericht verspricht viel Sonnenschein und wir fahren deshalb nach Telegraph Cove im Norden von Vancouver Island. Am folgenden Morgen brauchen wir nach langer Zeit wieder einmal den Wecker. Für meine Empfindungen schon mitten in der Nacht muss ich raus aus dem warmen Bett, weil das Schiff bereits um 07.15 zum Knight Inlet ausläuft. Kurz nach dem Ablegen zeigt sich am Horizont die Sonne und ich muss bereits jetzt eingestehen, dass sich das frühe Aufstehen gelohnt hat. Auf der Fahrt durch die bergige Inselwelt sehen wir Delphine, Seelöwen, Humpback- und andere Wale. Nach 2 Stunden sind wir im Knight Inlet, einer noch weitgehend unberührten Wildnis, angelangt. Aus nächster Nähe können wir Ottern, Seeadler und insgesamt 7 Grizzlys beobachten. Nach kurzweiligen 8 Stunden sind wir mit überwältigenden Eindrücken wieder zurück im Hafen von Telegraph Cove.


Telegraph Cove - Quadra Island, 215 Km

2016-09-30 to 2016-10-02

Nach dem ereignisreichen Tag im Knight Inlet fahren wir mit Sonnenschein wieder südwärts nach Campbell River und mit der Fähre auf Quadra Island. Bereits am nächsten Tag macht sich der Herbst wieder unangenehm bemerkbar mit viel Regen. In den folgenden Tagen zeigt sich immer mal wieder die Sonne, leider jeweils nur kurz bis die nächsten Regenwolken vom Pazifik eintreffen.


Quadra Island - Parksville BC, 133 Km

2016-10-03 to 2016-10-04

Lisbeth und Leo verlassen uns Richtung Festland. Wir legen noch einen Stopp ein in Parksville, um unserem treuen fahrbaren Home in einer Ford-Vertretung noch ein letztes Wohlfühlprogramm zu spendieren. Und einmal mehr wundern wir uns, was dieser 140‘000 Km-Service kostet. Exakt 110 CAD, was etwa 83 CHF entspricht. Wir werden uns zu Hause schnell damit abfinden müssen, dass 6 Liter Motorenöl wechseln schon mehr kostet.


Parksville - Surrey BC, 89 Km

2016-10-05 to 2016-10-09

Immer mehr Nostalgie kommt bei uns in den letzten Wochen auf, so auch heute mit der wohl letzten Fährpassage zwischen Vancouver Island und Vancouver. Wir fahren gleich in den ersten Campground in Surrey im Süden von Vancouver und starten die ersten Entrümpelungsaktionen. Dazwischen besuchen wir Jutta von Ambassador RV um die letzten Fragen zur Fahrzeugübergabe zu klären. Wir haben uns schon vor längerer Zeit dazu entschieden, ihr unser Motorhome in Konsignation zu übergeben. Alternative wäre gewesen, dass wir das Motorhome zum Verkauf ausgeschrieben hätten mit der Konsequenz, dass wir eventuell wochenlang in der Peripherie einer Grossstadt gestanden wären, um auf Kaufinteressenten zu warten. Ganz zu schweigen von Ärger, den wir mit den Schnäppchenjägern gehabt hätten. Auch die letzte Shoppingtour liegt bereits hinter uns. Die restliche Zeit in diesen 4 Tagen verbringen wir in der warmen Stube. Das nass-kalte Wetter lockt uns nicht mehr als unbedingt nötig ins Freie.


Caravan Salon Bern

2016-10-28

Auf der Suche nach einem neuen fahrbaren Heim ist der Caravan Salon in Bern gerade das Richtige, um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Schon schnell sind wir vom Angebot überfordert, weil sich die europäischen Modelle in Technik und Ausstattung komplett von den Nordamerikanischen unterscheiden. Zum Glück treffen wir noch Freunde von der gemeinsamen Reise durch Süd- und Mittelamerika, welche uns wertvolle Tipps geben können. Abends, mit „Birewegge-Fiess“ und voller „Harddisc“ haben wir immerhin einen Favoriten. Ein Carthago könnte uns auf unseren weiteren Reisen glücklich machen. Eine weitere Erkenntnis ist, dass wir uns mit einem 3.5-Tönner nicht anfreunden können. Nach 7 Jahren in einem sogenannten „Big Rig“ würden wir uns sehr beengt fühlen. Da werden wir uns halt wohl oder übel um den Ausweis C1 (bis 7.5 Tonnen) kümmern müssen.


Alfa Romeo Giulietta

2016-11-03

Inzwischen sind wir bereits seit 2 Wochen zu Hause. Aus Gründen der Mobilität war in dieser Zeit das Dringendste die Suche nach einem fahrbaren Untersatz. Da wir in den vergangenen 7 Jahren jeweils nur ein paar Wochen pro Jahr in der Schweiz verbrachten, kam uns ein Mietauto günstiger. Heute konnten wir nun unseren kleinen Flitzer in Empfang nehmen. Als bekennender Alfisti seit 50 Jahren ist mir die Wahl leicht gefallen.


Theorie-Prüfung

2017-01-12

Der erste Teil zur Erlangung des C1-Ausweises ist auf Anhieb geschafft. Leicht war es allerdings nicht, da ich ordentlich büffeln musste. Unzählige neue Signale und Verkehrsvorschriften sind in den letzten 50 Jahren, ob sinnvoll oder nicht, von der Obrigkeit erfunden worden. Und nur mit logischem Denken liess sich auch nicht jede Frage richtig beantworten. Zudem betrafen keine 20% der Fragen mich als künftigen Lenker eines Wohnmobils. Der Rest bezog sich auf schwere Arbeitsfahrzeuge, Feuerwehrfahrzeuge, Gesellschaftswagen, grosse Landwirtschaftsfahrzeuge etc. Und zu all denselben die erlaubten Masse und Gewichte, Zuladung und wie sie gesichert werden muss, Achsbelastungen, Anhänger und so fort. Nicht genug damit, wurde auch noch nach Nacht- und Sonntagsfahrverboten, Arbeits- und Ruhezeit und andere mich nicht berührende Vorschriften abgefragt. In der Zwischenzeit ist uns aber noch genug Zeit geblieben, einige faszinierende Weihnachtsmärkte in der Region zu besuchen.


CMT Stuttgart

2017-01-17 to 2017-01-18

Der Frühling naht und uns fehlt noch das fahrbare Heim. An einer der grössten Camping-Messen Europas müssen wir uns nun für ein Modell entscheiden. Erneut treffen wir Amigos von der Panamericana, welche als erfahrene Camper mit europäischen Modellen uns kompetent beraten. Wir schauen uns nochmals alle in Frage kommenden Womos an und bleiben wie bereits in Bern bei Carthago. Zu unserem grossen Missfallen müssen wir erfahren, dass das Carthago-Werk in Aulendorf DE für 2017 ausgebucht ist. Zwar stehen auf der Messe oder bei Händlern noch einige wenige Carthago chic s-plus I 50 rum, aber gefrustet sind wir trotzdem nach dem ersten Tag. Alle sind zwar gut ausgerüstet mit vielen Optionen, einiges davon brauchen wir aber nicht und andere für uns wichtige Dinge für längere Reisen fehlen. Zum Glück finden wir am zweiten Tag einen Händler, welcher noch einen freien Bauplatz mit Liefertermin Mitte Mai hat. Nun können wir nach Wunsch konfigurieren und sind happy.


Juhui, Fahrprüfung bestanden

2017-03-01

Der zweite Teil fiel mir wesentlich leichter als die Theorie-Prüfung. Wäre auch beschämend gewesen, wenn ich nach 250‘000 Km in Übersee mit viel grösseren und schwereren Fahrzeugen durchgerasselt wäre. Nun fehlt uns nur noch unser Carthago, um wieder die Räder rollen zu lassen.


Offroad-Messe Bad Kissingen DE

2017-06-13 to 2017-06-17

Wegen dem Lieferverzug unseres Carthagos stellt uns der Händler netterweise ein Mietmobil zur Verfügung, damit wir am Panamericanos-Treffen an der grössten Offroad-Messe in Europa teilnehmen können. Es ist das erste Meeting 2 Jahre nach unserer gemeinsamen Reise durch Süd- und Mittelamerika. Da gibt es natürlich viel zu erzählen von seitherigen Reise-Erlebnissen.


Freude herrscht

2017-07-12 to 2017-07-18

Mit 2-monatiger Verspätung haben wir endlich in Röttenbach unser Womo in Empfang genommen. Am nächsten Tag haben wir dank speditiven Beamten am Zoll in weniger als einer Stunde die Ausfuhr D und Verzollung CH hinter uns gebracht. Bereits eine Woche später konnten wir das Womo in der Motorfahrzeugkontrolle zur technischen Überprüfung vorführen und 2 Tage später die CH-Nummernschilden anbringen. Nun fehlen noch ein paar kleinere Installationen sowie Einräumen des Hausrats. Dann kann uns nichts mehr aufhalten.


Moyenmoutier F

2017-08-11 to 2017-08-13

Wir sind wieder zur Gattung „Homo Caravanicus“ mutiert. Wegen der verspäteten Auslieferung reicht es dieses Jahr nicht mehr, wie geplant bis ans Nordkap zu fahren. Ohne festen Plan starten wir zu einer mehrwöchigen Testfahrt in Richtung Ostsee und lassen alles Weitere auf uns zukommen. Einen ersten Stopp legen wir in den Vogesen ein bei Irene und Pius, welche wir ein erstes Mal im November 2009 in South Carolina getroffen haben. Seit ein paar Jahren betreiben sie einen sehr schönen und empfehlenswerten Platz in Moyenmoutier. (http://camping-vosgina.com/de/home/)


Moyenmoutier F, Camping Vosgina

2017-08-14 to 2017-08-18

Inzwischen sind auch noch Rita und Jean-Paul aus Oberwil bei uns eingetroffen auf dem Camping Vosgina. Zusammen geniessen wir 4 geruhsame Tage bei guten Essen und Trinken und zwischendurch klopfen wir nach guter Schweizer Sitte einen bodenständigen Jass.


Metz F

2017-08-19 to 2017-08-20

Nach einer Woche Erholung in den reizenden Vogesen zieht es uns in urbane Zonen. Wir stoppen im geschichtsträchtigen Metz, der Hauptstadt der früheren Region Lothringen. Am Ufer der Obermosel stehen wir für zwei Nächte in Gehdistanz zur Altstadt. Über die Flussinseln, der Zitadelle vorbei und zur Kathedrale Saint-Etienne und weiter durch die Viertel zieht sich die wechselhafte Chronik der letzten 2‘000 Jahre anhand ihrer Baustile wie ein roter Faden durch Metz. Als eine der grössten Städte Galliens hatte die Stadt im 2. Jh. 40‘000 Einwohner und war damit grösser als Paris.


Ville de Luxembourg

2017-08-21 to 2017-08-22

Als Sitz und Tagungsort verschiedener EU-Institutionen ist Luxemburg stark multikulturell geprägt. Die Hauptstadt des Grossherzogtums ist jederzeit einen Besuch wert. Sehr sehenswert ist die Altstadt und die Überreste der Festung aus dem 16. bis 18. Jh., welche in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Ein echter Zungenbrecher ist die Sprache (Lëtzebuergesch), welche von 70% der Bevölkerung als Muttersprache angegeben wird. Wir verstehen nur hin und wieder ein einzelnes Wort dieser moselfränkischen Sprachvarietät des Westmitteldeutschen. Erfreulicherweise können die Meisten nebst Hochdeutsch und/oder Französisch oft auch noch Englisch.


Renkum/Wolfhetze NL - Oyten D - Lüneburg D

2017-08-23 to 2017-08-25

Bevor wir Luxemburg verlassen füllen wir noch den Tank randvoll. Bei einem Preis von 97 Cents pro Liter Diesel eine freudige Sache. Durch Belgien und die Niederlande fahren wir in 3 Tagen in die berühmte Lüneburger Heide. Leider sind wir etwas zu früh dran, weil das Heidekraut noch nicht richtig blüht. Sehr sehenswert dafür ist die nur 50 Km südöstlich von Hamburg entfernte Kreisstadt Lüneburg. Uns beeindrucken die für die Nord- und Ostseeregion bis ins 12. Jahrhundert zurückreichenden Gebäude der sogenannten Backsteingotik.


Ostseebad Kühlungsborn D

2017-08-26 to 2017-08-27

Erst als wir den ersten Plattenbau erblickt und uns 2 Trabis gekreuzt haben nehmen wir wahr, dass wir in Mecklenburg-Vorpommern und damit in der ehemaligen DDR sind. Sehr gepflegte Dörfer, kaum Industrie, dafür grossflächiger Anbau von Getreide dominieren die Landschaft. Im Ostseebad Kühlungsborn stehen wir für 2 Tage erstmals in unserem Leben an der Ostsee. Der erste Eindruck ist nicht übel, der Strand ist sauber und feinsandig. Auf den zweiten Blick vermissen wir aber einiges. Liegt es etwa an den fehlenden Palmen, der mangelnden Wärme, den coolen Drinks oder für mich an den exotischen Schönheiten?


Stralsund - Heringsdorf D

2017-08-28 to 2017-08-29

Weiter führt unser Weg ostwärts durch Mecklenburg-Vorpommern. Neben dem weiterhin sonnigen Wetter erfreuen uns hübsche Dörfer und Kleinstädte wie Stralsund. Nach der Wende wurde die historische Altstadt umfassend saniert und 2002 mit der Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe belohnt.


Darlowo - Danzig PL

2017-08-30 to 2017-09-01

Dass wir in der Ortschaft Swinoujscie die Grenze zu Polen überquert haben, bemerken wir nur am schlagartig schlechteren Strassenbelag und den ärmlichen Behausungen. Erste Aufgabe ist die Beschaffung von Zloty. Das vielleicht einzig gute am Euro ist, dass man als Vielreisender nicht ständig Geld umwechseln muss. Polen ist zwar seit 2004 EU-Mitglied, hat aber seine eigene Währung behalten. Somit ist für uns Kopfrechnen angesagt, aber nur ganz kurz und wir können den Rechner wieder abstellen. Dies, weil wir schnell konstatieren, dass Restaurants, Dienstleistungen und die meisten Lebensmittel kaum halb so viel wie in der Schweiz kosten.

Sehr lohnenswert sind Exkursionen durch die Altstadt von Danzig. Die Stadt war nach dem 2. Weltkrieg zu über 80% zerstört. Nach dem Krieg wurde mit Wiederaufbau und originalgetreuer Rekonstruktion der historischen Gebäude begonnen. Dafür ernteten die polnischen Restauratoren und Bauleute für ihre fachmännische Arbeit auch viel internationales Lob.


Mikolajki - Rydzewo - Suwalki PL- Kaunas Litauen

2017-09-02 to 2017-09-05

Die letzten 3 Tage in Polen führen uns durch die masurische Seenplatte. Leider macht uns das Wetter seit Danzig keine Freude mehr und die zweifellos schöne Landschaft kommt nicht zur Geltung.

Erste Station in Litauen ist Kaunas, mit rund 300‘000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt des Landes. Wir fahren mit dem Bus zur Altstadt, aber darauf hätten wir auch verzichten können. Vieles ist in baufälligem Zustand oder sogar einsturzgefährdet. Gelohnt hat es sich aber trotzdem, weil wir mit dem Restaurant zum Nachtessen eine sehr gute Wahl getroffen haben. Insgesamt bezahlen wir in diesem urigen Restaurant für zwei richtig gute Hauptgerichte (siehe Bilder), einer Flasche chilenischem Carménère und 2 Espressi unfassbare 33 Euros. Bei einem solchen Preis-/Leistungsverhältnis bleiben im Camper die Pfannen unbenutzt.


Riga Lettland

2017-09-06 to 2017-09-08

Nach nur einer Nacht verlassen wir Litauen bereits wieder. Wir werden auf dem Rückweg länger bleiben. Auf der Fahrt nach Riga besichtigen wir das imposante Barockschloss Rundãles. Es wurde auf Veranlassung der russischen Zarin Anna Iwanowna zwischen 1735 und 1740 erbaut und nach dem Vorbild von Versailles gestaltet. Seit Danzig hat der Herbst Einzug gehalten. Es ist oft stark bewölkt, regnerisch und kalt geworden. In Riga bleiben wir 3 Nächte und hoffen auf besseres Wetter. Zur Hauptstadt Lettlands haben wir viel Positives gelesen und gehört, sind aber vielleicht wegen zu grosser Erwartungen leicht enttäuscht. Da wüssten wir noch einige Städte, die wir eher zum UNESCO-Weltkulturerbe erheben würden. Sogar in der Altstadt reihen sich verschiedenste Baustile vom Mittelalter bis zur Neuzeit bunt gemixt nebeneinander.


Estland

2017-09-09 to 2017-09-13

Estland als kleinster der baltischen Staaten ist flächenmässig nur wenig grösser als die Schweiz, hat jedoch nur 1,3 Mio Einwohner. Davon leben knapp ein Drittel in der Hauptstadt Tallinn. Der Rest des Landes ist sehr dünn besiedelt. Viel Wald und kleinere Landwirtschaftszonen dazwischen prägen das Landschaftsbild. Kulturelles und wirtschaftliches Zentrum ist Tallinn am Finnischen Meerbusen der Ostsee. Gut für uns, dass die Hochsaison vorbei ist, weil in dieser Zeit bis zu 7 Kreuzfahrtschiffe täglich anlegen und die Altstadt überschwemmen. Der historische Stadtkern aus dem Mittelalter ist weitgehend noch urtümlich erhalten und gefällt uns wesentlich besser als Riga. In den Aussenbezirken zeigen sich entweder modernste Geschäfts- und Wohnviertel oder die Tristesse ehemaliger Sowjet-Staaten.


Vilnius LT

2017-09-14 to 2017-09-17

Wir haben in Tallinn für dieses Jahr den nördlichsten Punkt erreicht, durchqueren zügig Lettland und bleiben 3 Tage in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Unterwegs erneut nur kleinere Landwirtschaftsbetriebe und viel Wald. In diesen sehen wir öfters Leute mit Körben oder Taschen durch die moosbewachsenen Wälder streifen. Scheint ein Schlaraffenland für Pilzliebhaber zu sein. Zu diesen zählen wir uns auch, haben aber kein Vertrauen in unsere Pilzkunde. Wir kaufen daher die Eierschwämmchen auf dem Markt oder im Supermarkt. Zu Preisen zwischen 3.50 und 4.00 Euros (wohlverstanden pro Kilo). In Vilnius zwingt uns erneut ein Hudelwetter-Tag zu Hause an der Wärme zu bleiben. Dann hat Petrus aber Erbarmen und gönnt uns wieder einmal Sonnenschein. Nutzen wir gerne zu einer ausführlichen Besichtigung der Altstadt und einer Fahrt mit dem Hop-On Hop-Off Bus durch die Aussenbezirke. Vilnius ist mit über 500‘000 Einwohnern die grösste Stadt des Baltikums und gefällt uns sehr. Die Altstadt zählt zu den grössten und besterhalten Europas.


Trakai - Augustow - Warschau PL

2017-09-18 to 2017-09-19

Unterwegs nach Warschau machen wir in Trakai einen Spaziergang zur Inselburg „Trakai Castle“ aus dem 14. Jahrhundert. Die Burg ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Litauen. Anschliessend passieren wir die Grenze zu Polen und übernachten in Augustow. Am nächsten Morgen fahren wir im Sonnenschein los und sind in Warschau schon wieder in einem Tief. Natürlich nicht ein Stimmungstief, sondern ein meteorologisches Tief.


Warschau PL

2017-09-20 to 2017-09-21

Wir sitzen erneut zu Hause einen Regentag aus. Am nächsten Tag fahren wir mit dem Hop On Bus beide Routen ab. So sind wir immerhin nicht dem Wind und dem Nass von oben ausgesetzt. Ganz Warschau lag 1945 fast komplett in Schutt und Asche. Es ist sehr beeindruckend für uns, wie der historische Teil Warschaus, die Altstadt und die Neustadt,  in den folgenden Jahren wieder originalgetreu aufgebaut worden sind. Deswegen sind der Stadtkern zu Recht 1980 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden.


Posen PL

2017-09-22 to 2017-09-24

Wie gehabt locken uns auch in Posen Regen und Kälte am ersten Tag nicht aus der warmen Stube. Als Positivum dürfen wir festhalten, dass unser WoMo inzwischen den Dichtigkeitstest mit Bravour bestanden hat! Für die Stadtbesichtigung am nächsten Tag kommt immerhin der Regenschirm nicht zum Einsatz. Sehr sehenswert ist das Zentrum mit dem Alten Markt und dem Alten Rathaus, welches 1550-1560 von einem Tessiner Architekten im Renaissancestil umgebaut und um ein Stockwerk erhöht wurde. Es zählt heute zu den wertvollsten Baudenkmälern der Renaissance in Mitteleuropa.


Potsdam D

2017-09-25 to 2017-09-28

Seit drei Wochen bestimmen attraktive Städte unsere Reiseroute, weil auch die schönste Landschaft bei diesem Wetter reizlos ist. Nun sind wir in Potsdam gestrandet, einer über Jahrhunderte sehr geschichtsträchtigen Stadt. Von 1416 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war Potsdam im Besitz der Hohenzollern. Ab 1701 war sie Residenzstadt der preussischen Könige und späteren Kaiser bis zur Abdankung im Jahr 1918 von Wilhelm II. Mit der Ausrufung der Republik endete das Königreich Preussen. Das historische Vermächtnis reflektiert sich auch in zahlreichen prunkvollen Schlössern und Parkanlagen in Potsdam und Umgebung.


Bad Klosterlausnitz - Bamberg D

2017-09-29 to 2017-10-01

Nach einer Übernachtung in Bad Klosterlausnitz kommen wir auf das Wochenende nach Bamberg. Nicht gerade ideal, weil der Ort trotz dem nasskalten Wetter rappelvoll ist mit Touristen von überall her. Um 18.00 Uhr finden wir bereits keine 2 Plätze mehr in einem Restaurant, was uns dazu zwingt, draussen zu essen. Die lokalen Spezialitäten haben uns trotzdem geschmeckt und unsere Laune wurde deswegen auch dank lustigen Tischnachbarn nicht getrübt. Die Bamberger-Altstadt ist der grösste unversehrt erhaltene historische Stadtkern in Deutschland. Etwa 140 Hektar davon sind wegen der einzigartigen frühmittelalterlichen Grundstruktur einer mitteleuropäischen Stadt in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden. Am Sonntag sehen wir uns den schönen Ort vom Wasser aus an auf einer Schifffahrt durch die Altstadt. Für einmal haben wir das Wasser unter und nicht über uns!!!


Triefenstein/Lengfurt - Bingen am Rhein D

2017-10-02 to 2017-10-05

In Triefenstein sitzen wir wieder einmal einen Regentag aus, was Hedy die Gelegenheit gibt, in die Rolle der Waschfrau zu schlüpfen. Muss ab und zu auch sein. Im Weiteren planen wir die Route der Heimreise und rufen unsere Panamericana-Freunde Annemie und Günter in Bingen an. Wir haben Glück und die Vielreiser sind zu Hause und laden uns spontan zu einem Besuch bei ihnen ein. Sie empfehlen uns einen Campingplatz am Rhein, wo wir uns sogleich heimisch fühlen, zumal Bingen ebenfalls an einem Rheinknie liegt. Nach einem Crémant d’Alsace bei uns werden wir von Annemie bei ihnen zu Hause kulinarisch verwöhnt. Am nächsten Tag müssen wir wegen Regen und Sturmwind auf den Besuch des berühmten Weinortes Rüdesheim am gegenüberliegenden Ufer verzichten. Wir trösten uns mit einem Spaziergang und einem Museumsbesuch, bevor wir von Günter und Annemie zu einem feinen Nachtessen in einer Weinstube eingeladen werden. Herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft.


Speyer D - Wallbach - Basel

2017-10-06 to 2017-10-08

Auf der Weiterreise bleiben wir noch eine Nacht auf dem Stellplatz des Technik Museums in Speyer. Nicht nur das Museum ist einen Besuch wert, sondern auch die Altstadt mit dem berühmten Speyrer Dom, der weltweit grössten noch erhaltenen romanischen Kirche und deswegen ein UNESCO-Weltkulturerbe. Vorletzter Halt ist Wallbach, wo wir von Käthy und Urs, welche wir 2015 in Yellowknife/Kanada kennengelernt haben, zu einem köstlichen Nachtessen mit edler Tranksame eingeladen sind. Und schon sind wir nach 2 Monaten wieder zu Hause. Wir bringen unser WoMo zu einem Carthago-Händler, um 4 kleine Garantiemängel zu beheben. Sehr befriedigt und glücklich dürfen wir nach diesen 6‘500 gefahrenen Kilometern festhalten, dass wir alles richtig gemacht haben. Wir würden unseren Carthago in der haargenau gleichen Konfiguration wieder bestellen. Nun sind wir für etwa 4 Wochen zu Hause und dann geht es den Zugvögeln hinterher ab in den warmen Süden.


St. Blaise NE - St. Marcel d'Urfe - Sourzac

2017-11-08 to 2017-11-10

Nach schönen herbstlichen Wochen zu Hause ist es nun nass und kalt geworden. Also nichts wie weg in den wärmeren Süden. Bis zu den Festtagen möchten wir in Spanien und Portugal die Winterkleider im Schrank lassen. In Neuchâtel holen wir unsere E-Bikes ab, welche wir am Caravan-Salon in Bern bestellt hatten. In drei Etappen durchqueren wir Frankreich, ohne uns länger an einem Ort aufzuhalten wegen der Kälte. Im Zentralmassiv liegt auf 1‘000 M.ü.M. sogar Schnee, aber glücklicherweise nur noch neben der Strasse. Alle Campingplätze sind geschlossen und wir müssen auf Stellplätzen ohne jegliche Infrastruktur übernachten. In Sourzac, einem Dorf mit 1‘100 Einwohnern, stehen wir neben der festungsartigen Kirche aus dem 15. Jh. Am Morgen des 11.11. (Martini) erleben wie ein sehr spezielles Schauspiel. Die Dorfprominenz trifft sich ordensgeschmückt mit Fahnen und 4 Musikanten am Kriegerdenkmal. In diversen Ansprachen wird den gefallenen und verwundeten Dorfbewohnern des 1. Weltkriegs gedenkt. „N’oubliez jamais"!


San Sebastian - Leòn

2017-11-11 to 2017-11-13

Um schneller vorwärts zu kommen und das garstige Wetter hinter uns zu lassen, haben wir durch Frankreich die Autobahnen benutzt. An Spaniens Grenze zählen wir zusammen und kommen auf empörende 162 Euros. Nicht dass wir Schweizer die Durchreisenden ebenfalls schröpfen sollten, aber etwas mehr dürften wir für die Benutzung unserer Autobahnen ebenfalls verlangen. Nach San Sebastian steigt der Thermometer fast stündlich um 1 Grad und die Fahrt durch den Norden Spaniens bei strahlend blauem Himmel verschafft uns Vorfreude auf die kommenden Wochen. In Leòn, der ehemaligen Hauptstadt des Königreichs Leòn, bleiben wir 2 Nächte auf einem Stellplatz nahe der verlockenden Altstadt.


Guimarães

2017-11-14 to 2017-11-15

Es geht weiter auf modernen Autobahnen zu akzeptablen Maut-Gebühren. Auch in Portugal wie schon durch Spanien gilt Tempomat rein und nur noch das Lenkrad bedienen bis zur Ausfahrt. Oft sehen wir weder vor noch hinter uns ein anderes Fahrzeug. Noch unbegreiflicher ist, dass viele Abschnitte sogar 3-spurig sind. Ermöglicht hat diesen Irrsinn die EU mit Fördermitteln. Wir fragen uns, ob wir uns ob den hoffnungslos überlasteten Verkehrsachsen in der Schweiz ärgern sollen oder schämen müssen. Wie bereits in Leòn machen wir auch in Guimarães etwa 10‘000 ermüdende Schritte in der Altstadt. Guimarães war die erste Hauptstadt Portugals und gilt als Wiege der Nation. Das historische Zentrum gehört seit 2001 zum Unesco-Weltkulturerbe.


Porto

2017-11-16 to 2017-11-17

13 Jahre nach dem letzten Besuch hat uns Porto augenblicklich wieder in seinen Bann gezogen. Besonders die Sicht vom Duero auf die Uferpromenade Cais de Ribeira ist umwerfend schön. Das Altstadtviertel erstreckt sich über steile, enge Gassen und ist dicht bebaut. Nur wenige Gebäude sind renoviert und der Rest ist in marodem Zustand. Oft ist nur das Erdgeschoss durch Geschäfte oder Restaurants genutzt und die oberen Stockwerke sind nicht mehr bewohnbar. An den Fassaden bröckelt es beängstigend und uns kommen Erinnerungen an Havanna Vieja hoch. Dieser morbide Charme trägt viel zur Einzigartigkeit von Porto bei.


Nazaré - Lissabon P

2017-11-18 to 2017-11-22

Nach Porto bleiben wir 2 Tage in Nazaré in einem schönen Camping mit guter Infrastruktur. Ein Waschtag ist angesagt und auch unsere Homepage muss endlich aktualisiert werden. Dann stürzen wir uns ins quirlige Lissabon, wo sich seit unserem letzten Besuch kaum etwas verändert hat. An den Fassaden der Altstadt-Gebäude brockelt es munter weiter. Die einstmals reiche Seefahrer- und Kolonialnation lebt vor sich hin im vergangenen Ruhm der Entdeckerzeit (und den EU-Milliarden). Trotz den hässlichen Seiten Lissabons faszinieren uns die geschichtlichen Überbleibsel und das Lebensgefühl der Einwohner. Genau wie Rom ist auch Lissabon auf 7 Hügeln gebaut. Dem Rauf und Runter entgehen wir oft, indem wir den Hop-On/Hop-Off-Bus intensiv nutzen. Oder das absolute Muss eines Lissabon-Besuches, die 90-jährige Strassenbahn, Eléctrico genannt, welche sich in den Hügeln durch engste Gassen zwängt.


Armacao de Pera - Albufeira - Manta Rota P

2017-11-23 to 2017-11-29

Nach der lebhaften Hauptstadt Portugals touren wir eine Woche lang durch die Algarve. Drei verschiedene Standorte und uns bietet sich überall das gleiche Bild. Die Badeorte entlang der reizenden Küste sind so gut wie ausgestorben. Die touristische Infrastruktur ist im Winterschlaf und mindestens jedes zweite Restaurant oder Bar ist geschlossen. Einzig die Campingplätze sind sehr gut belegt mit Rentnern aus dem kalten Norden. Auch das Wetter ist nicht gerade berauschend. Zwar zeigt das Thermometer um die 20°, aber es weht meist ein kalter Wind.


Sevilla E

2017-11-30 to 2017-12-01

Wir verlassen die aktuell unwirtliche Algarve und stürzen uns in die vitale Hauptstadt Andalusiens. Hier findet sich die Wiege des Flamencos, aber auch der weltberühmt gewordenen Tapas. Hunderte von Tapas-Bars locken mit ihren kleinen, mediterranen Köstlichkeiten. Auch wir können ihnen nicht widerstehen und stärken uns öfters bei unseren ausgedehnten Spaziergängen durch die verwinkelten Gassen. Sevilla verfügt über eine der grössten Altstädte Europas und ist voller Zeugnisse vielfältiger Kulturen und Epochen. Unzählige monumentale Bauwerke zeugen von der glanzvollen Vergangenheit, welche bis zu den Phöniziern und Römern zurückreicht. Kurzum, Sevilla ist eine Reise wert.


Sevilla - Ronda - Marbella E

2017-12-02 to 2017-12-04

Auf der „Red de Carreteras de Andalucia“ tuckern wir durch eine reizende Berglandschaft mit dem Ziel „Costa del Sol“. Unterwegs möchten wir Ronda besuchen, eines der schönsten der sogenannten weissen Dörfer Andalusiens und auch bekannt wegen der aussergewöhnlichen Lage auf einem Felsplateau. Unser Vorhaben müssen wir schnell begraben, weil wir nicht berücksichtigt haben, dass ein Feiertag ist. Nicht einmal in der Peripherie des Stadtkerns können wir unser WoMo parkieren. Dafür entzückt uns dann die Weiterfahrt durch die gebirgige Serrania de Ronda. Wie wir den Berg runter kommen zur Costa del Sol ist Schluss mit freudigen Anblicken. Bis in die Hänge der Küstengebirge ist auch die kleinste Parzelle zubetoniert. Seit den 1960er-Jahren sind die Ortschaften dieser eigentlich attraktiven Küste zusammengewachsen zu abschreckenden Städten. Zum Wegschauen tragen auch die vielen unfertigen Ferienanlagen bei, welche das Platzen der Spekulationsblase vor 10 Jahren hinterlassen hat.


Marbella - Granada E

2017-12-05 to 2017-12-07

Keineswegs schwer fällt uns der Abschied von Marbella. Es geht wieder vom Meer weg in die „Montes de Malaga“. Wie schon in anderen Provinzen staunen wir wieder einmal ob den mit Olivenbäumen bepflanzten Flächen. Würde uns nicht wundern, wenn es in Spanien pro Einwohner ein x-faches an Olivenbäumen geben würde. Schon von weitem strahlen hinter Granada die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Drei Tage bleiben wir in dieser Stadt mit ihrem grossen historischen Erbe. Bis 1492 n.Chr. war sie während 781 Jahren unter Herrschaft der Mauren. Viele Bauwerke wie das UNESCO-Weltkulturerbe der Alhambra zeugen von dieser islamisch-arabischen Epoche. 18 Jahre nach dem ersten Besuch der Alhambra stehen wir vor einer geschlossenen Kasse. Wir haben uns schlecht informiert und nicht realisiert, dass die Besucherzahl limitiert ist und die Tickets schon Tage im Voraus reserviert werden müssen. Aber auch sonst bietet Granada viel Sehenswertes und Abwechslungsreiches. Und da wären auch noch Hunderte von originellen Tapas-Bars.


Roquetas de Mar - Puerto de Mazarron - Bétera - Benicasim E

2017-12-08 to 2017-12-15

Nach Granada führt unser Trip an die Costa Tropical. Jetzt sehen wir, woher unser Gemüse und die Früchte im Winter herkommen. Dutzende von Kilometern der Küste entlang sind die Ortschaften von Treibhäusern umzingelt. Flächendeckend wird jeder auch nur halbwegs ebene Quadratmeter genutzt. 4 Mal wechseln wir in diesen 8 Tagen den Übernachtungsplatz und erleben immer das gleiche. In dieser Jahreszeit ist nirgends etwas los und auf den sehr gut belegten Campings mit den Veteranen herrscht nach Sonnenuntergang eine Stimmung wie auf einem Friedhof.


Barcelona E

2017-12-16 to 2017-12-18

Kurzum, ohne auf die wohl allen bekannten Highlights Barcelonas einzugehen, ist diese Stadt alleweil einen Besuch wert. Überraschenderweise wahrnehmen wir nichts von der angestrebten Abspaltung der Provinz von Spanien und den von Madrid angeordneten Parlamentswahlen in 3 Tagen. Die vereinzelten Flaggen Kataloniens auf den Balkonen hängen sicher nicht erst jetzt im Wind. Leider ist es ziemlich kalt und windig. Aus zwei Touren auf dem luftigen Hop-On/Hop-Of-Bus resultieren zwar viele Impressionen, aber bei mir auch eine leichte Erkältung. Nicht genug damit vertun wir uns auch mit einem besuchten Restaurant. Eine der ältesten Gaststätten, sehr originelles Cache, in einem uralten Gebäude und sehr beliebt bei Barcelona-Besuchern. Leider aber eine Touristenfalle mit übersetzten Preisen für mittelmässiges Food. Eigentlich suchen wir in jedem Land nach Lokalen, in welchen die Einheimischen einkehren. In Spanien nicht einfach, weil wir uns einfach nicht an die Essenszeiten der Spanier gewöhnen können. Deren Lokale öffnen kaum vor 21.00 Uhr, die Vorspeise kommt frühestens 22.00 Uhr auf den Tisch und Dessert sowie Kaffee dann nach Mitternacht. Wir halten uns zukünftig wieder an die Tapas-Bars, welche rund um die Uhr kleine Köstlichkeiten zu sehr gutem Preis/Leistungsverhältnis servieren.


Leucate - Saint-Paul-Trois-Château - Beaune

2017-12-19 to 2017-12-23

Die letzten 4 Etappen auf dem Nachhauseweg bereiten wenig Fahrspass. Nach den Pyrenäen ist es stark bewölkt und weiterhin sehr windig. In einer Baustelle erwischt mich eine heftige seitliche Böe. Unser WoMo versetzt um fast einen Meter und ich zerstöre 2 Kunststoff-Poller. Zum Glück für uns bleiben nur die Poller auf der Strecke. In Beaune bleiben wir 2 Tage und geniessen zum Abschluss dieser Reise die französische Gastronomie. Obwohl wir in Portugal und Spanien keineswegs schlecht gespiesen haben, sind und bleiben bei uns die Franzosen nebst den Italienern immer noch der Referenzwert an Gaumenfreuden.

Lange bleiben wir nicht zu Hause, da unsere nächste Reise bereits am 13. Januar startet. Wir werden nach Johannesburg fliegen und von dort während 2 Monaten mit einem Mietwohnmobil Südafrika, Botswana und Namibia bereisen. Diese rund 10‘500 Km werden sicher abwechslungsreicher und abenteuerlicher als die Iberische Halbinsel. Wir freuen uns riesig darauf und werden natürlich sporadisch in unserem Blog berichten.


Johannesburg

2018-01-14

Via London sind wir nach 11-stündigem Flug gut angekommen in Johannesburg. Den Umweg über London und die British Airways haben wir gewählt, weil wir schon unzählige Male mit einem Jumbo und noch nie mit der A380 geflogen sind. Der Riesenvogel ist es Wert gewesen, der Bordservice der British Airways jedoch nicht. In Johannesburg erwarteten uns 23° und am Nachmittag stieg der Thermometer sogar auf fast 30°. Die Stadt ist erst 1886 gegründet worden und heute leben 4,5 Millionen Menschen in dieser Metropolregion. Der erste Eindruck ist nicht berauschend, weil Johannesburg kaum etwas Sehenswertes zu bieten hat. Einen schönen Einstieg in die Tierwelt Südafrikas bietet sich uns dann in den ersten zwei Nächten in einer Lodge ausserhalb der Stadt, wo wir von Zebras, Gnus, Affen, Antilopen und Pfauen begrüsst werden. Als ich erste Fotos schiessen will fehlt meine Pocket-Kamera. Ich Depp habe diese im Taxi liegen gelassen und die Reception meint, dass der Fahrer kaum so nett ist und diese bringen wird.


Pretoria

2018-01-15

Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet starten wir zu einer Bustour nach Pretoria, der Hauptstadt Südafrikas. Als erstes besuchen wir das 61 Meter hohe Voortrekker-Monument. Wir erfahren viel Geschichtliches zu den Pionierrouten der europäischen Einwanderer und dem Krieg der Buren gegen die Zulu. Mittelpunkt Pretorias ist der Platz Kerkplein mit einigen historischen Gebäuden. Im Zentrum des Platzes steht das Standbild des ehemaligen Präsidenten Paul Kruger. Auf den ersten Blick würde man meinen, dass es Winston Churchill darstellt, aber die dicke Zigarre fehlt. Von den Union Buildings mit dem imposanten Nelson-Mandela-Denkmal geniessen wir die Aussicht auf die Stadt. Lange halten wir es jedoch nicht aus, weil die Sonne erbarmungslos brennt und wir Schutz im Schatten suchen müssen.


Johannesburg – Sabie, 350km

2018-01-16

Nun geht es richtig los, worauf wir sehnsüchtig gewartet haben. Wir übernehmen bei Bobo Campers nach speditiver Übergabe unsere Wohnmobile und fahren anschliessend zum nächsten Supermarkt für den ersten Grosseinkauf. Einige Kilometer weiter suchen wir in einer grossen Mall nach Ersatz für unsere Kamera. Fast alles ist im Überfluss da, nur das Angebot an Elektronik ist bescheiden. Das positive daran ist, dass uns der Kauf-Entscheid bei nur 4 Kameras im Sortiment umso leichter fällt. Wir verlieren trotzdem eineinhalb Stunden, bis im Lager die Schachtel, das richtige Zubehör, die passende Memory-Card gefunden und der Papierkram mit Garantie und Bezahlung erledigt ist. Der grosse Laden ist zwar klimatisiert, aber alle bewegen sich wie bei 45° Grad im Schatten. Ab jetzt können wir wieder unsere selbst geschossenen Bilder ins Internet stellen. Um noch vor dem Eindunkeln am Übernachtungsplatz einzutreffen, muss ich nun ordentlich Gas geben. Fällt mir nicht schwer und wir kommen dank guten Fernstrassen flott voran. Bald fällt uns auf, dass wir noch nie in einem Land waren, in welchem die Höchstgeschwindigkeiten derart exakt eingehalten werden. Wir sehen zwar nicht viel Polizei unterwegs, aber wenn, dann mit einer Laserpistole in der Hand. Überall lauern sie im Versteckten und kennen kein Erbarmen. Nur schon bei einem 1 Km/h zu viel wird abkassiert.


Sabie – Blyde River Canyon, 130km

2018-01-17

Eigentlich ein kurzer, gemütlicher Fahrtag, aber schon bald kam es anders. Nach dem Abstecher zu Pilgrim’s Rest, einer ehemaligen Goldgräberstadt, ging es wieder zurück über einen kleinen Pass. Urplötzlich schliff die Kupplung und wir kamen auf dem letzten Zack noch auf die Passhöhe. Bergab dann kein Problem und auf den letzten 3 Kilometern quälten wir uns zum Städtchen Graskop. Beim ersten Stoppschild kamen wir fast nicht mehr vom Fleck und glaubten einen Moment lang, anschieben zu müssen. 300 Meter später parkten wir dann bei einem Restaurant. Unsere Befürchtungen mit Übernachtung im Hotel und Warten auf ein Ersatz-Wohnmobil waren zum Glück unbegründet. Schon bald war der Mechaniker da und stellte sofort fest, dass die Kupplungsscheibe gebrochen ist. Auf der Strasse kroch er unter das WoMo und ersetzte diese innert 3 Stunden und wir konnten erleichtert weiterfahren. Es folgte eine Panoramatour entlang dem Blyde River Canyon mit spektakulären Aussichten.


Blyde River Canyon – Skukuza (Krugerpark), 180km

2018-01-18

Heute kommen wir in den weltberühmten Kruger Nationalpark. Mit 20‘000 km² ist er fast halb so gross wie die Schweiz. Am späten Nachmittag gehen wir mit offenen Geländewagen auf die erste Pirschfahrt. Und schon offenbart sich uns die breite Palette der afrikanischen Tierwelt. Nebst vielen grösseren und kleineren Tieren treffen wir bereits auf 4 der sogenannten „Big Five“. Wir sind überwältigt, wie viele Tiere auf freier Wildbahn unseren Weg kreuzen.


Skukuza – Lower Sabie (Krugerpark), 220km

2018-01-19

Wir fahren weiter durch den Park dem Sabie River entlang auf guten Asphaltstrassen. Das Tempo ist auf 50 km/h limitiert und dies macht auch Sinn. Immer wieder kreuzen Tiere unseren Weg und zudem gilt es links und rechts der Strasse Ausschau zu halten. Eine Herde Elefanten ist unübersehbar, aber ein Leopard auf einem Baum ist nur schwer zu entdecken. Viele Aussichtspunkte und Wasserlöcher zwingen uns immer wieder, einen Stopp einzulegen und die Landschaft und die Tierwelt optisch zu geniessen.


Lower Sabie – Letaba (Krugerpark), 80km

2018-01-20

Auf Pirschfahrt im eigenen Fahrzeug zum nächsten Camp bekommen wir wiederum jede Menge Tiere vor die Kamera. Darunter auch einen Leoparden, womit wir das erhoffte Ziel jedes Kruger-Besuchers erreicht hätten, die „Big Five“ zu erspähen (Elefant, Nashorn, Wasserbüffel, Löwe, Leopard). Abgesehen von der Tierwelt ist auch die typisch afrikanische Landschaft hinreissend. Die dritte Nacht im Krugerpark stehen wir in Letaba, dem wohl schönsten Camp im Park.


Letaba – Polokwane, 270km

2018-01-21

Mit vielen unvergesslichen Eindrücken von Flora und Fauna verlassen wir heute den Kruger Nationalpark. Ab halbem Weg zum Tagesziel gleicht das Landschaftsbild immer mehr dem Schwarzwald. Nur die andersfarbigen Leute entlang der Strasse erinnern uns daran, dass wir in Afrika sind. Zwischen Abfahrt im Campground und Ankunft am nächsten Camp sehen wir keinen einzigen Weissen. In Polokwane stecken wir in einem veritablen Stau fest. Unsere Route nach Navi führt an einem Stadion vorbei, und dort scheint ausgerechnet jetzt ein wichtiges Spiel angepfiffen zu werden. Alle Zufahrtsstrassen sind hoffnungslos verstopft und unser Navi hat Probleme, für uns einen alternativen Weg zum Campingpark zu finden. 


Polokwane ZA– Francistown BW 480km, Francistown BW – Kasane BW 500km

2018-01-22 to 2018-01-23

Heute ging es von Südafrika über die Grenze nach Botswana. Auf beiden Seiten waren die Beamten sehr speditiv und in kurzer Zeit waren die Stempel in den Pässen und das Wohnmobil eingeführt. Botswana ist flächenmässig grösser als Frankreich, hat aber nur etwas mehr als 2 Mio Einwohner. Dank Bodenschätzen, insbesondere Diamanten, gehört das Land zu den reicheren Ländern Afrikas. Am nächsten Tag waren wiederum happige 500 Km zu bewältigen, was aber wie gestern mit 100-120 Km pro Stunde kein Problem war dank sehr geringem Verkehrsaufkommen und gutem Strassenbelag. Bis dann urplötzlich und ohne Vorwarnung ein Abschnitt mit Riesenlöchern kam, denen nicht mehr auszuweichen war. Wie alle anderen unserer Gruppe bin auch ich mit hohem Tempo in so ein Pothole gekracht. Glück im Unglück, dass es dem Reifen nichts gemacht hat und „nur“ die Felge eine ordentliche Delle abbekam. Letztlich haben die 2 Fahrtage mit fast 1‘000 Km Sinn gemacht, weil wir in der staubtrockener Savanne keine weiteren nennenswerten Erlebnisse hatten, ausser Viechern, welche mitten auf der Strasse stehen blieben.


Kasane / Chobe Nationalpark

2018-01-24

Bereits um 06.00 Uhr (für mich mitten in der Nacht) ging es offenen Geländewagen auf eine erste Pirschfahrt in den Chobe Nationalpark. Der Park gilt als artenreichstes und landschaftlich attraktivstes Schutzgebiet im südlichen Afrika. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, haben wir uns doch an einer Vielzahl von Tieren erfreuen dürfen. Am späteren Nachmittag unternahmen wir eine Bootstour auf dem Chobe River, der die Grenze zu Namibia bildet. Erneut bekamen wir wiederum viele Tiere vor die Linse, einige entwischten uns aber blitzschnell, bevor wir den Auslöser drücken konnten.


Kasane BW – Victoria Falls ZW, 80km

2018-01-25

Gleich nach Kasane stehen wir am Grenzübergang nach Simbabwe. Die Simbabwer arbeiten „zügig afrikanisch“ mit schwer zu durchschauender Bürokratie. Es geht von Schalter zu Schalter und manchmal auch wieder ein Feld zurück. Nach etwas mehr als einer Stunde haben wir es geschafft und dürfen uns auf die Victoria Fälle freuen. Um 11 Uhr startet der Helikopter zu einem Rundflug über die Fälle. Der Blick von oben auf den mächtigen Sambesi River ist überwältigend. Den Tag lassen wir ausklingen mit einer Sunset Cruise auf dem Sambesi. Wir lassen die wundervolle Landschaft langsam an uns vorbeiziehen und geniessen die Abendstimmung zu kleinen Häppchen und Drinks „à discretion“.


Victoria Falls

2018-01-26

Heute wandern wir den Victoria Falls entlang. Auf einer Breite von 1,7 km stürzt der mächtige Sambesi über 110 Meter in die Tiefe einer 50 Meter weiten Schlucht. Ein gigantisches Schauspiel und erst noch sehr erfrischend. An einigen der Aussichtspunkte ist die Gischt derart stark, dass wir so nass sind, wie wenn wir samt Kleidern in einen Pool gesprungen wären. Zum krönenden Abschluss des Tages geniessen wir im berühmten Victoria Falls Hotel ein stilvolles und gaumenerfreuendes Dinner.


Victoria Falls – Gweta BW, 470km

2018-01-27

Die Rückfahrt nach Botswana und Abfertigung an der Grenze erfolgt sehr speditiv. Lachhaft ist einmal mehr die Desinfektion der Reifen. Ob die langsame Fahrt durch das Becken mit einer mehr als trüben Flüssigkeit noch Wirkung zeigt, scheint uns sehr fraglich. Noch alberner ist das Tunken aller Schuhe in einem kleinen Becken. Selbstverständlich verneinen wir den Besitz weiterer Schuhe. Abends in der Baobab Lodge in Gweta gibt es etwas zu feiern. Mehr für die Gruppe als für mich, da ich mich alles andere als wie 70 fühle. Aber es ist Usus bei Seabridge Reisen, dass bei Geburtstagen der Jubilar seine Reisekumpane zum Umtrunk einlädt. Letztlich zieht sich der Apero als Folge der tollen Stimmung in die Länge und nach einem feinen Nachtessen geht die Feier an der Lodge-Bar weiter. Kurzum ein würdiges Fest meines 70sten in einer einmaligen Umgebung.


Gweta BW – Maun BW, 220km

2018-01-28

Nichts mit Ausschlafen nach der Geburtstags-Fete. Es geht flink weiter nach Maun, wo eine kleine Cessna zu einem Rundflug in das Okavango Delta auf uns wartet. Ein Naturwunder par Excellence. Der Okavango ist ein gewaltiger Fluss, der nicht ins Meer mündet, sondern in einem riesigen Delta in der Kalahari versickert oder unterwegs verdunstet. Das Okawango Delta ist mit über 20‘000 km² das grösste Binnendelta dieses Planeten. Mir fehlt der Mut, die junge, hübsche Pilotin nach der Anzahl ihrer Flugstunden zu fragen. Kurz nach dem Abheben und konstanten 500 Fuss über Boden hat sie mein Vertrauen in ihre Flugkünste verdient. Derzeit führt der Okowango nur wenig Wasser. Die Flut der Regenzeit erreicht das Ende des Deltas bei Maun erst 4 Monate später am Ende der nächsten Trockenzeit. Einige Tiere sehen wir trotzdem, leider aber mit der Kamera nicht einzufangen.


Maun BW – Buitepos NA, 520km

2018-01-29

Die längste Tagesetappe unserer Reise führt uns auf dem Trans Kalahari Highway über die Grenze nach Namibia. Die 500 Km bis zur Grenze bieten keine Höhepunkte und wir kommen flott voran. Abseits der Strasse ist alles sehr karg und fast unbewohnt. Einzig eine Kleinstadt und ein paar kleine Dörfer während diesen 5 Stunden. Aufzupassen gilt es einzig auf die grossen Haustiere, welche die Unart haben, im letzten Moment noch die Fahrbahn zu kreuzen oder in der Mitte stehen zu bleiben. Die Grenzabfertigung verläuft unerwartet zügig bis auf die Einstufung für die Strassennutzungsgebühr. Die mürrische Beamtin lässt nicht mit sich diskutieren und drückt mir zu ihrer Rechtfertigung den Tarif in die Hand. Daraus geht erneut klar hervor, dass wir nicht zur Kategorie der Busse mit über 25 Sitzplätze, sondern der PW’s bis 3.5 Tonnen gehören. Aber auch jetzt rückt sie nicht von ihrer abstrusen Argumentation ab und beharrt auf den umgerechnet 53 statt 28 Dollar. Auch der Hinweis, dass wir bisher in Südafrika, Botswana und Simbabwe an der Grenze mit einem herzlichen Welcome begrüsst worden seien, beeindruckt sie nicht. Wir kapitulieren, bezahlen und verlassen den Schalter wortlos mit einem bösen Blick auf sie. Abends auf der Zelda Guestfarm können wir einer Tierfütterung beiwohnen. Verletzte Tiere oder Waisenkinder werden hier aufgepäppelt und später wieder in die Freiheit entlassen.


Buitepos NA – Windhoek NA, 280km

2018-01-30

Namibia war von 1884 – 1915 unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika eine Kolonie des Deutschen Reiches. Vielerorts trifft man noch heute auf Relikte aus dieser Zeit. Erstaunlicherweise sprechen viele Namibier noch Deutsch sowohl als Mutter- als auch als Zweitsprache. Im Supermarkt kommen wir kaum aus dem Staunen beim Anblick der Produkte aus Deutschland und sogar aus der Schweiz. Alles vorhanden bis zum Thomy-Senf, Maggi-Würze und Aromat. Wir stehen ausserhalb von Windhoek auf dem Gelände des WoMo-Vermieters Bobo-Campers. Diese günstige Gelegenheit nutzen alle, um die ersten Schäden an den Fahrzeugen beheben zu lassen. Statt wie erwartet eine andere Felge zu montieren, kommt bei uns der grosse Hammer zum Einsatz! Abends werden wir von den Köchen des dazugehörenden Trans-Kalahari-Inn auf der Terrasse mit einem exzellenten „Braai“ verwöhnt.


Windhoek NA

2018-01-31

Seit der Gründung der Hauptstadt Namibias anno 1890 ist die Bevölkerung inzwischen auf 350‘000 angewachsen. Das Zentrum macht uns einen modernen und sauberen Eindruck. Anders sieht es in der Peripherie mit den Wellblechhütten aus, wo ganze Familien auf ein paar Quadratmetern leben müssen. Nach einer Stadtrundfahrt hält uns nichts mehr ab von einem Besuch im skurrilen Joe's Beerhouse. 


Windhoek – Waterberg NA, 310km

2018-02-01

Weiter führt die Reise zum geschichtsträchtigen Hügel Waterberg, an welchem 1904 die grösste Schlacht zwischen deutschen Truppen und den Herero stattfand. Ein Denkmal und ein Soldatenfriedhof erinnern an diese unrühmliche Kolonialzeit. Abends besuchen uns verschiedenste Tiere auf dem Campingplatz, wo es auch wieder einmal einen Geburtstag zu feiern gibt.


Waterberg – Tsumeb NA, 270km

2018-02-02

Auf dem Weg zum Etosha Nationalpark füllen wir im Supermarkt in Otjiwarongo unsere Vorräte für die nächsten 3 Tage auf. Übernachtet wird im Minenort Tsumeb in der Anlage des luxuriösen Kupferquelle Resorts. Wir geniessen unser Camperleben mit einem BBQ und einem feinen Tropfen.


Tsumeb – Namutoni (Etosha Park), 130km

2018-02-03

Kurz nach Tsumeb ein Zwischenstopp am Lake Otjikoto, wo die Deutschen Truppen 1915 ihre Waffen versenkt haben, damit sie nicht in die Hände der Engländer gelangten. Schon bald stehen wir am „Lindequist Gate“, unserem Eingangstor in den 22‘270 km² grossen Etosha Park. Ab jetzt ist für die nächsten 3 Tage Schluss mit Asphalt. Die Gravelroad ist mal ganz passabel und dann auch mal wie ein Waschbrett. Und bei dieser Rüttelei sollten wir auch noch nach Tieren Ausschau halten. Wir hoffen darauf, bei all den vielen Wasserlöchern da und dort zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Verschiedenste Tiere sehen wir bereits unterwegs zum ersten Camp. Beim Apero ist dort bereits mächtig für Stimmung gesorgt wegen einer hochgiftigen Baumschlange. Nach grossen Bemühungen gelingt es einem Parkwächter, diese zu behändigen und weit weg wieder auszusetzen.


Namutoni – Halali (Etosha Park), 120km

2018-02-04

Der Weg zum nächsten Camp ist wie eine Pirschfahrt. Und schon erspähen wir 3 Geparde, ein Weibchen mit 2 Halbwüchsigen. So einmalig deren Anblick aus kurzer Distanz auch ist, stimmt er uns traurig. Das Weibchen humpelt schwer und hat vermutlich den linken Vorderpfoten gebrochen. Nach wenigen Schritten setzt sie sich jeweils wieder hin und ihr Nachwuchs weicht keinen Zentimeter von ihrer Seite. Ob verängstigt oder beschützend können wir nicht wissen. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass sie von der Mutter bereits gelernt haben Beute zu schlagen. Und so geht es weiter von einem zum nächsten Wasserloch. Leider herrscht momentan im Gegensatz zum Krüger oder Chobe im Etosha Park regelrechte Trockenheit. Viele Wasserlöcher sind bald ausgetrocknet, weshalb sich die grossen Herden wohl anderswo im riesigen Park (mehr als halb so gross wie die Schweiz) aufhalten. Und so ist auch abends am beleuchteten Wasserloch beim Camp nichts mit Live-Kino.


Halali – Okaukuejo (Etosha Park), 100km

2018-02-05

Der Tag fängt phantastisch an und endet noch besser. Kurz nach Wegfahrt sichten wir einen schlafenden Löwen. Wir warten geduldig, dass er sich endlich bewegt. Auch auf meinen lauten Zuruf „Herr Leu ans Telefon“ öffnet er nur kurz die Lider und pennt müde und vermutlich satt gefressen weiter. Nach mehr als einer halben Stunde erhebt er den Kopf und präsentiert sich uns als Prachtexemplar eines jüngeren Männchens. Den Rest des Tages sehen wir viele Zebras, Giraffen, Impalas, Orix und vieles mehr. Nur keine grossen Tiere wie Elefanten, Nashörner oder Wasserbüffel. Abends im Okaukuejo Camp feiern wir ausgiebig Hedy’s runden Geburtstag. Und auf dem Stimmungshöhepunkt folgt noch ein Highlight obendrauf. Wie bestellt defilieren beim Sonnenuntergang 30 Elefanten würdevoll in kurzer Distanz an unserem Festplatz vorbei. Wir sind überwältigt und Hedy meint, ein schöneres und würdigeres Geburtstagsfest als dieses hätte es nicht geben können.


Etosha National Park – Omaruru NA, 560km

2018-02-06

Wir nehmen einen Umweg von 250 Km in Kauf, um ein Dorf der Himba zu besuchen. Der Stamm ist ein mit den Herero verwandtes Nomadenvolk von Viehzüchtern, Jägern und Sammlern. Das etwa 16‘000 Menschen umfassende Volk lebt im Norden Namibias und im Süden Angolas. Sie leben auch heute noch vergleichsweise unberührt von der europäischen Zivilisation in materiell einfachen Verhältnissen. Wir bekommen einen sehr lehrreichen Einblick in ihr Alltagsleben und ihre Traditionen. Ohne aufdringlich zu sein bieten sie zum Schluss selbsthergestellte Schnitzereien und Armbänder zum Kauf an. Mit uns auf die Tour kam die Leiterin einer privaten Stiftung, welche die Dorfschule für die Himba-Kinder finanziert. Die befürchtete Touri-Show und der Nepp bewahrheiteten sich zum Glück nicht. Nächster Stopp war das Restaurant „The Farmhouse in Outjo. Die einheimische farbige Wirtin spricht zu unserem Erstaunen sehr gut deutsch. Wie sich schnell herausstellt, ist sie mit einem Schweizer verheiratet. Abends in Omaruru im River Guest House beim Namibia-Deutschen Eckhard steht schon wieder ein Geburtstagsfest an. Langsam aber sicher wird das ständige Feiern anstrengend.


Omaruru – Omandumba NA, 50km

2018-02-07

Den Tag gehen wir gemütlich an, das Tagesziel ist nicht weit entfernt. Auf sehr holpriger Piste quälen wir unser Wohnmobil zu einem Dorf der San (Buschmänner), welche auch heute noch im Einklang mit der Natur leben. Allerdings gehen die Meisten der ca. 40‘000 San in Namibia dem traditionellen Jagen und Sammeln nicht mehr nach. Auf einer Führung durch ihr Dorf zeigen sie uns, von welchen Früchten sie leben, ihre alten Heilmethoden mit Kräutern und wie man mit 2 Ästen Feuer erzeugt. Inmitten der zu Granit und Basalt erstarrten Gesteinsformationen schlagen wir unser Nachtlager auf. Ein Naturplatz wie zu Adam und Eva’s Zeiten, allerdings mit neumodischem Luxus in Form einer nach oben offenen Dusche und Toilette. Da uns Wissen und Können abhandengekommen ist, wie man mit Speer oder Pfeil und Bogen jagen kann, legen wir ein im Supermarkt erjagtes Stück Fleisch auf den Grill.


Omandumba – Swakopmund NA, 280km

2018-02-08

Aus dem Hochland verlieren wir kontinuierlich an Höhe, bis wir in Swakopmund auf Meereshöhe sind. Nach der staubtrockenen Hitze der letzten Tage tut uns die kühle Meeresbrise richtig gut. Der beliebte Badeort Swakopmund ist von Deutschen gegründet worden, was bis heute nachwirkt in Form von vertrauten Strassennamen, Geschäften und Restaurants. Im Rest Camp alte Brücke erwartet uns das Gegenteil zu den Sanitäranlagen im Dorf der Buschmänner. Statt eine für alle hat hier jeder Stellplatz sein eigenes WC, Dusche, Grill und Abwaschbecken. Soviel Komfort für Camper haben wir noch auf keinem Kontinent erlebt.


Swakopmund / Namib-Wüste

2018-02-09

Mit Tommy, einem alten Wüstenfuchs, gehen wir auf eine Living Desert Tour in die Namib-Trockenwüste. Meisterhaft überzeugt er uns davon, dass und wie die Wüste lebt. Die Namib ist die älteste Wüste und zugleich einer der unwirtlichsten Orte dieses Planeten. Trotz Tagestemperaturen von deutlich über 50°, Nachttemperaturen von unter 0°, jahrzehntelangen Trockenperioden und häufigen Sandstürmen hat es eine ganze Reihe von Lebewesen geschafft, sich anzupassen und hier heimisch zu werden. Wir könnten wohl tagelang herumlaufen und würden keinen Skorpion, Schlage, Eidechse, Käfer oder sonst etwas entdecken. Tommy sieht vom Fahrersitz aus anhand der Spuren im Sand oder kleinen Löchern, was für ein Lebewesen sich hier vor der Gluthitze im Sand eingegraben hat. Die lehrreichen 5 Stunden gehen wie im Flug vorbei. Abends geniessen wir im Pier-Restaurant „The Tug“ ein feines Nachtessen bei einem prächtigen Sonnenuntergang.


Swakopmund NA

2018-02-10

Mit einem Katamaran schaukeln wir uns in der Bucht von Walvis Bay zu Seerobben und Delfinen. Mit Fischhäppchen lockt der Kapitän eine Robbe und mehrere Pelikane aufs Boot. Sehr touristische Angelegenheit und trotzdem amüsant. Abends treffen wir zum Nachtessen im Brauhaus Tina und Udo, welche mit uns auf der Panamericana unterwegs waren. Udo ist in Namibia aufgewachsen und lebt seit 30 Jahren in Deutschland. Wir hatten ihm einen Gruss aus seiner alten Heimat geschickt und der Zufall wollte es, dass er zurzeit hier ist auf Besuch bei seinem Vater.


Swakopmund – Solitaire NA, 270km

2018-02-11

Wir haben bei Walvis Bay den Trans Kalahari Highway verlassen und überquerten unterwegs den Wendekreis des Steinbocks, welcher die Tropenregion unseres Planeten markiert. Nach einigen Kilometern auf einer Salzstrasse dürfen wir uns durch Namibia auf kostenlose Massagen freuen. Die nächsten Tage werden wir erbarmungslos durchgeschüttelt auf 1‘700 Km Schotterpisten durch Wüsten und karge Landschaften. Von der Küste weg steigt die Temperatur rapide an auf über 35° Celsius. Die Route durch den Kuisib Canyon und dem Gaub Pass ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und nach weniger als 4 Stunden sind wir bereits am idyllischen Wüsten-Camp in Solitaire angelangt.


Solitaire – Sesriem NA, 90km

2018-02-12

Nach einer Besichtigung des Sesriem Canyons sind wir bereits um die Mittagszeit im Sesriem Rest Camp angelangt. Bald darauf geniesst Hedy einen 70-minütigen Rundflug über die Dünenlandschaft der Namibwüste. Ich lasse dies aus, da ich bereits genug Sand gesehen habe und diesen nicht auch noch von oben sehen muss.


Sesriem – Duwisib NA, 180km

2018-02-13

Tagwache ist bereits um 05.30 Uhr, damit wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang im 60 Km entfernten Sossusvlei sind. In einer Salzpfanne eingebettet erheben sich mit bis zu 380 Metern die höchsten Sanddünen der Welt. Auf den letzten 50 Kilometern bis zum Tagesziel ist Action angesagt. Infolge ergiebigen Gewittern an den Vorabenden haben sich in den Senken kleine Seen gebildet. Wir  fragen uns, wie lange es noch dauern wird, bis einer unserer Gruppe stecken bleibt. Kaum ausgesprochen hat sich der Erste im Schlamm festgefahren. Der Kollege hat den im südlichen Afrika herrschenden Linksverkehr wohl zu ernst genommen. Zwei Freiwillige durchwaten die  Pfütze und stellen fest, dass der Untergrund in der Mitte am kompaktesten ist. Mit Schieben und Ziehen werden die Gestrandeten befreit und alle kommen heil in Duwisib an.


Duwisib – Aus NA, 230km

2018-02-14

Vor der Wegfahrt schauen wir uns noch das skurrile Schloss Duwisib von innen an. Der Artillerie-Offizier Hansheinrich von Wolf heiratete nach Beendigung seiner Dienstzeit bei der Deutschen Schutztruppe in Namibia eine vermögende Amerikanerin. 1908 liess er mitten in der Wüste diese Festung mit Türmen und Zinnen im Stil des europäischen Mittelalters bauen. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst und fiel 1916 in Frankreich. Seine Frau kehrte nie mehr nach Namibia zurück und verkaufte das Schloss nach dem Krieg. Heute ist es im Besitz des Staates und verfügt nach einem Umbau über ein Restaurant und 5 Gästezimmer. Kaum weggefahren steckt schon das erste Wohnmobil in einer 300 Meter langen Schlammpassage fest. Zu unserer aller Glück organisiert der Campingbesitzer einen Grader, welcher schon nach kurzer Zeit vor Ort ist und die Strecke so gut wie möglich planiert. Die nächsten 3 kommen durch und schon steckt wieder einer fest und der Grader kommt erneut zum Einsatz. Wer nicht mutig mit hohem Tempo reinfährt, schafft es nur bis in die Mitte.


Aus – Lüderitz NA, 130km

2018-02-15

Entlang der Namibwüste mit ihren endlosen Sanddünen kommen wir nach Lüderitz am kühlen Atlantik. Unterwegs besichtigen wir die Geisterstadt Kolmanskop (Kolmanskuppe) im Diamanten-Sperrgebiet. Nachdem 1908 zwei Eisenbahnarbeiter zufällig den ersten Diamanten gefunden hatten, brach innert kurzer Zeit das Diamantenfieber aus. Es entstand in dieser trostlosen und lebensfeindlichen Umgebung eine Bergwerksiedlung mit 400 Einwohnern. Da ausser viel Sand und Diamanten rein gar nichts vorhanden war, musste die gesamte Infrastruktur aus Deutschland hergeschafft werden. Das Wasser und alles zum täglichen Leben Notwendige musste aus dem 1000 Km entfernten Kapstadt herantransportiert werden. Dank dem Reichtum der Bewohner war letztlich jeglicher Luxus vorhanden, der damals für Geld zu bekommen war. Kolmanskop galt als reichste Stadt Afrikas, war jedoch ein Paradies auf Zeit. Die Diamanten waren bald abgebaut und 1930 wurde die Förderung eingestellt. Die Bewohner verliessen den Ort und überliessen ihn der Wüste, bis in den 1990er Jahren erhaltenswerte Gebäude restauriert wurden und das Museumsdorf entstand.


Lüderitz NA, 40km

2018-02-16

Die vom Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz im Jahre 1883 gegründete Hafenstadt hat 12‘500 Einwohner und lebt hauptsächlich von Fischfang und Tourismus. Im gepflegten Stadtkern sind zahlreiche Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit erhalten geblieben. Ein kurzer Ausflug führt uns zum Diaz Point, wo der Seefahrer Bartolomeu Diaz im 15. Jahrhundert ein Kreuz aufstellte, um das Land für die portugiesische Krone zu beanspruchen. Wir stehen für 2 Nächte auf der Klippe an der Lüderitzerbucht und werden vom kräftigen Wind in den Schlaf geschaukelt.


Lüderitz – Keetmanshoop NA, 370km

2018-02-17

Wir fahren landeinwärts durch eine raue Wüstenlandschaft nach Keetmanshoop und stehen auf einer Farm mitten in einem einmaligen „Köcherbaumwald“. Der Campingplatzbesitzer hat 3 Geparden und wir können deren Fütterung beiwohnen. Beim Nachtessen bekommen wir unerwünschten Besuch von einem frechen Warzenschwein.


Keetmanshoop – Fish River Canyon NA, 200 Km

2018-02-18

Ein paar Kilometer vom Camp entfernt hat die Natur mit dem “Devil’s Playground“ ein Phänomen hingezaubert. Es scheint, als hätten Riesen mit grossen Felsbrocken Lego gespielt. Nächster Halt ist Naute-Kristall, wo wir zu einer Schnapsprobe eingeladen sind. Die Namibia-Deutschen Kathrin und Michael brennen hier aus Datteln, Granatäpfeln und Kaktusfeigen hochwertige und exportfähige Schnäpse. Krönender Abschluss unserer Reise durch Namibia ist der Fish River Canyon, welcher auch als Grand Canyon Afrikas bezeichnet wird. Mit einer Tiefe von bis zu 550 Metern ist er der zweitgrösste Canyon der Erde und wir sind sehr beeindruckt. Im nahegelegenen Canyon Roadhouse übernachten wir in einem Mix aus Museum und Schrottplatz.


Fish River Canyon – Springbok ZA, 340 Km

2018-02-19

Nach 3 Wochen in Namibia und 1’700 Km auf Schotter kommen wir zurück in die Republik Südafrika und haben wieder Asphalt unter den Rädern. Nach Überquerung des Oranje-River wird die Landschaft wieder grüner. Und unser Wohnmobil bekommt in Springbok seine ursprüngliche Farbe zurück. 4 fleissige Kerle schruppen und polieren ihn auf Hochglanz und dies für umgerechnet 12 Franken.


Springbok – Lambert’s Bay ZA, 400 Km

2018-02-20

In Clanwilliam besuchen wir die weltberühmte Teefabrik Rooibos und verkosten einige Sorten davon. Der Rooibos (Rotbusch) wächst sonst nirgendwo auf der Erde und wird als Tee verkauft, obwohl er kein Teein enthält. Dann geht es weiter Richtung Atlantik nach Lambert’s Bay. Das beliebte Touristenstädtchen ist das Zentrum des Hummer- und Langustenfangs. Wir lassen uns dies natürlich nicht entgehen und geniessen sie fangfrisch im Restaurant für weniger Geld aus zu Hause ein einfacher Wurstsalat kosten würde.


Lambert’s Bay – Melkbosstrand ZA, 320 Km

2018-02-21

Wir fahren der Küste entlang durch hübsche Fischer- und Urlaubsorte bis nach Melkbosstrand, einem Kapstadt vorgelagerten Badeort. Wobei das Baden im Meer nichts für Warmduscher ist. Auch im Hochsommer steigt die Wassertemperatur wegen dem kalten Beluga-Strom selten über 13°. Zudem bläst oft noch eine steife Meeresbrise und macht den Strandaufenthalt endgültig ungemütlich. Stört uns nicht weiter, da wir die nächsten 3 Tage ein dichtgedrängtes Programm in der Kap-Region haben.


Kapstadt ZA

2018-02-22

Auf eigene Faust erkunden wir Kapstadt mit dem Hop-On Hop-Off Bus und entscheiden uns wegen der schlechten Wetterprognose für die nächsten 2 Tage kurzfristig für die obligate Seilbahnfahrt auf den 1087 Meter hohen Tafelberg. Wie sich zeigen wird ein weiser Entscheid, da sich die Wetterfrösche leider nicht geirrt haben und unsere Gruppe sowohl morgen wie auch übermorgen nicht in diesen Genuss kommt. Die 52 Km lange Bergkette und die Sicht auf die Stadt und die Tafelbucht ist grandios und trägt viel dazu bei, dass Kapstadt zu Recht als eine der schönsten Metropolen bezeichnet wird.


Kapstadt ZA

2018-02-23

Bei einer Stadtrundfahrt kommen wir zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und haben mit Dean einen sehr kompetenten und unterhaltsamen lokalen Guide. Wir besuchen das malerische Malaienviertel „Bo Kaap“, Signal-Hills mit toller Aussicht, das historische Stadtzentrum und „Company’s Garden“, das grüne Herz der Stadt.


Kaprundfahrt

2018-02-24

Die Rundfahrt zum Kap der guten Hoffnung führt vorbei an traumhaften Küsten, an den farbigen Strandhütten von St. James und zu der putzigen Pinguinkolonie am Boulders Beach. Der afrikanische Pinguin ist direkt verwandt mit den Magellan-Pinguinen in Südamerika.

Das sturmumtoste Kap ist wie erwartet gut besucht, aber trotzdem wird standesgemäß am fotogenen Kap-Schild angestoßen. Mit der Zahnradbahn geht es die letzten Meter nach oben zum alten Leuchtturm, von dem man einen herrlichen Blick über das Kap hat. Die Annahme, dass hier der atlantische und der indische Ozean aufeinander treffen, ist nicht korrekt, erst 200km weiter östlich am Cape Agulhas findet dieser Zusammenfluss statt. Auch ist es nicht der südlichste sondern der südwestlichste Punkt Afrikas.


Melkbosstrand – Stellenbosch ZA, 70km

2018-02-25

Nicht weit entfernt von Kapstadt lädt uns die berühmte Weinregion zum Degustieren ein. Wir besuchen 3 Weingüter und sind sehr beeindruckt, weil eines schöner und gepflegter als das andere ist. Wir geniessen die Tour mit dem Bus und können so sorgenfrei die durchs Band weg guten bis sehr guten Tropfen verkosten. Zum Abschluss des Ausflugs flanieren wir noch durch Stellenbosch, der zweitältesten Stadt Südafrikas.


Stellenbosch – Hermanus ZA, 225 Km

2018-02-26

Nach wenigen Kilometern legen wir beim Weingut Boschendal bereits den ersten Stopp ein. Für eine Degustation ist es für uns noch zu früh, aber ein währschaftes Frühstück soll es sein. 20 Kilometer weiter bereits der nächste Halt beim sehenswerten Franschhoek Motormuseum. Der Umweg zur Küste führt uns durch herrliche Weinbaugebiete und über Pässe, von denen aus wir einen herrlichen Blick über die Gegend und teilweise bis ans Meer haben. Alsdann befahren wir die Küste entlang einer der schönsten Strecken Südafrikas.


Hermanus – Cape Agulhas ZA, 165 Km

2018-02-27

Unser Frühstück geniessen wir heute in Hermanus, einem sehr beliebten Ferienort am Westkap. Via das schmucke Dorf Elim, bekannt wegen seinen reetgedeckten Häusern, erreichen wir den südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents. Hier liegt auch die geographische Grenze zwischen dem atlantischen und dem indischen Ozean. Die Gewässer um Kap Agulhas gelten wegen der Riffe, Felsen und dem hohen Wellengang als sehr gefährlich. Schon viele Seefahrer haben hier ihr Schiff verloren.


Cape Agulhas – Mossel Bay ZA, 280 Km

2018-02-28

Einen ersten Zwischenstopp legen wir in Swellendam ein, der drittältesten Stadt des Landes, mit einigen historischen Gebäuden im kapholländischen Stil. Im weiteren besichtigen wir im Drostdy Freilichtmuseum ein Anwesen von 1747. Dann geht es nach Mossel Bay, einem ebenfalls geschichtsträchtigen Ort. Hier wollte anno 1488 der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz auf der Suche nach einem Seeweg von Europa nach Indien seine Wasservorräte auffüllen. Im nach ihm benannten Museum bestaunen wir den originalgetreuen Nachbau seiner Karavelle Sao Cristovao, mit welcher er als erstem Europäer die Südspitze Afrikas umsegelte.


Mossel Bay – Oudtshoorn ZA, 90 Km

2018-03-01

Die Wegfahrt verzögert sich wegen einem Plattfuss. Zum Glück einem schleichenden, was mir noch knapp die 5 Km-Fahrt zum Spezialisten ermöglicht. Ursache war in Riss in der Lauffläche zwischen den Profilen. Für weniger als 10 Euros wird der Riss vulkanisiert und wir können weiterfahren. Mossel Bay ist das westliche Eingangstor zur weltbekannten Garden Route. Leider bekommen wir landschaftlich nicht viel geboten, weil es sehr stark bewölkt ist. Aber wir dürfen uns nicht beklagen, hatten wir doch in den vergangenen Wochen fast ausschliesslich sonniges Wetter. Im Umland von Oudtshoorn gibt es rund 400 Straussenfarmen. Ein guter Grund, uns zum Nachtessen ein Stück Straussenfilet auf den Grill zu legen. Zur Nachspeise kredenzt die Reiseleitung Bananen vom Grill mit Amarula-Likör. Dieser wir aus der Frucht des gleichnamigen Baumes destilliert und schmeckt nach leicht fruchtigem Karamell. Geschmacklich sehr ähnlich dem irischen Whisky/Sahne-Likör Baileys und ebenso süffig.


Oudtshoorn – Knysna, 140 Km

2018-03-02

In einer Straussenfarm erwarten uns die Langhälse bereits neugierig. Nebst vielen wissenswerten Informationen zu diesen flugunfähigen Vögeln folgt auf der Führung durch die Gehege eine lustige Show mit den Besuchern. Um das Tier noch besser kennenzulernen, wird dann zum Lunch feines Straussensteak serviert. Da die Fahrstrecke heute kurz war, steuern wir in der Knysna-Lagoon noch ein paar sehenswerte Aussichtspunkte an. Aber auch unser Übernachtungsplatz an der felsigen Bucht ist sehr anziehend.


Knysna – Tsitsikamma National Park, 130 Km

2018-03-03 to 2018-03-04

An der hübschen Waterfront in Knysna gibt’s Frühstück mit Egg Benedict für mich und fangfrischen Austern für Hedy. Unseren Austern-Liebhabern schmecken sie derart gut, dass sie zu Hause keine mehr essen werden. Nach diesem noblen Start in den Tag fahren wir weiter nach Plettenberg Bay, dem beliebtesten Badeort Südafrikas mit seinem sauberen und feinen Sandstrand. Tagesziel ist der Tsitsikamma NP, welcher mit seiner fantastischen Küstenlandschaft glänzt. Wir bleiben einen zweiten Tag und geniessen den Blick in die tosende Brandung. Mit Ausdauer und etwas Glück können wir Delfine beim Wellenreiten sehen. Zudem verschafft mir dieser Ruhetag endlich die Möglichkeit, meinen Rückstand in unserem Blog etwas zu reduzieren.


Tsitsikamma – Addo Elephant Park, 275 Km

2018-03-05

Bei Port Elizabeth verabschieden wir uns vom Indischen Ozean. Danach geht’s ins Landesinnere zum Addo Elephant Nationalpark. Vom Südlichen Eingangsgate nehmen wir die Pirschfahrt auf und steuern die Wasserlöcher an. Der 1‘640 Km² grosse Park wurde 1931 errichtet zum Schutz der 11 letzten überlebenden Elefanten, welche noch nicht zum Opfer von Elfenbeinjägern und Farmern geworden waren. Mittlerweile leben hier nebst vielen anderen grossen und kleinen Tieren wieder über 500 Dickhäuter. Ohne Übertreibung bekommen wir weit über Hundert von ihnen aus meist kurzer Distanz vor die Linse.


Addo Elephant Park – Graaff-Reinet, 230 Km

2018-03-06

Graaff-Reinet ist die 4. älteste Stadt Südafrikas und mit über 200 erhaltenen Gebäuden im kapholländischen und viktorianischen Stil eine Perle Südafrikas. Die Kleinstadt hat bis heute ihren gründerzeitlichen Charme bewahrt und bietet die meisten nationalen Denkmäler Südafrikas an einem Ort. Nicht entgehen lassen wir auch den Rundgang durch den Obesa Cactus Nursery. Seit 1968 werden hier Kakteen gezüchtet und inzwischen sollen es in diesem einzigartigen Garten deren 6‘700 sein. Der Erbauer ist ein etwas verschrobener, aber nicht unsympathischer „Alt-Hippie“. Seine Meinung zu Donald Trump tut er schon beim Eingang unverhohlen mit eindeutigen Schildern kund.


Graaff-Reinet – Gariep Dam, 265 Km

2018-03-07

Von Graaff-Reinet fahren wir auf einer landschaftlich interessanten Route zum Gariep Dam. Hier wird der Oranje River zum grössten Stausee Südafrikas gestaut. Am See befindet sich unser Camp in einem schmucken Resort, wo die Reiseleitung einen sehr speziellen Wettbewerb veranstaltet. Je 6 Zweier-Teams werden beauftragt, ein Straussenei in möglichst kurzer Zeit zu öffnen. Kein leichtes Unterfangen, da die Schale 2-3 Millimeter dick und extrem hart ist. Gewonnen hat das Team, welches sich im Baumarkt eine Säge gekauft hatte. Ein Ei hat das gleiche Gewicht wie 24 Hühnereier und dementsprechend werden die Omeletten riesig und wir alle werden satt von den 6 Strausseneiern. Zu unserer Verblüffung haben wir alle weder einen optischen noch einen geschmacklichen Unterschied zu einer Hühnerei-Omelette feststellen können.


Gariep Dam – Golden Gate National Park, 500 Km

2018-03-08

Eine letzte lange Etappe, aber wir sind schon früh am Tagesziel dank guten Strassen und sehr wenig Verkehr. Bereits die Zufahrt zum Golden Gate Nationalpark begeistert uns mit seinen orangefarbenen Sandsteinfelsen. Wir stehen malerisch unterhalb von imposanten Felswänden. Kaum steht der Apero auf dem Tisch ist nicht der Bär, sondern der Pavian los. Kommt doch ein richtig grosses Exemplar hinter einem Camper hervor in unsere Richtung gerannt, macht einen Sprung auf unseren Tisch, schnappt sich einen grossen Sack Pommes-Chips, und schon ist er blitzschnell mit seiner Beute im Wald verschwunden. Wir erholen uns schnell von diesem Schock und geniessen unsere Drinks. Genau so lange, bis zu einem fürchterlichen Donnerschlag. Da wir keinen Blitz gesehen haben, muss er in unserer nächsten Umgebung eingeschlagen haben. Wir sitzen nun im Dunkeln und haben auch bis zur Abreise am nächsten Morgen noch keinen Strom. Das anschliessende heftige Gewitter treibt uns endgültig in unsere Camper, wo wir erstmals auf dieser Reise nicht in Gesellschaft mit unseren Kumpels das Nachtessen verspeisen.


Golden Gate National Park – Heidelberg, 325 Km

2018-03-09

Nun steht uns der Abschied von Afrika kurz bevor. Letzte Station vor dem Heimflug von Johannesburg ist das Städtchen Heidelberg. Trotz dem verlockenden Namen gibt es dort kaum etwas Sehenswertes, was uns am Nachmittag genug Zeit verschafft, das Wohnmobil für die Rückgabe vorzubereiten und die Koffer zu packen. Bei Allen kommt in den Kühlschränken und Staufächern noch einiges an Ess- und Trinkbarem zum Vorschein. Alles wird zubereitet und gemeinsam werden die Resten aufgegessen und die letzten Flaschen ausgetrunken.


Heidelberg – Johannesburg / Rückflug, 100 Km

2018-03-10 to 2018-03-11

Trotz Massenkarambolage auf der Autobahn und einer baustellenbedingten Verengung von sechs Spuren auf eine sind wir pünktlich um 10 Uhr bei Bobo-Campers. Die Rückgabe der Fahrzeuge ist in kurzer Zeit erledigt und die Gruppe kann den Bus für die Stadtrundfahrt besteigen. Dieses Mal nicht in die Innenstadt wie nach der Ankunft, sondern durch Randbezirke mit Elendsvierteln wie Soweto. Obwohl seit dem Ende der Apartheit 1994 ein schwarzer Mittelstand entstanden ist, leben immer noch Millionen unter erbärmlichen Verhältnissen. Die Tierschützer bei uns würden Sturm laufen, wenn wir Haustiere halten würden in diesen wenige Quadratmeter grossen Wellblechbuden. Das Mittagsessen nehmen wir in Soweto bei einem schwarzen Gastwirt ein, welcher den Aufstieg aus der Armut geschafft hat. Begonnen hat er mit der Bewirtung von 4 Gästen an seinem Küchentisch und nach mehreren Anbauten besitzt er nun ein grosses Restaurant mit mehreren Gasträumen. Nach der Ankunft auf dem Airport geht eine erlebnisreiche Reise zu Ende. Unser Fazit fällt durchwegs positiv aus. Grandiose Landschaften, eine einmalige Tierwelt und freundliche Menschen bleiben in unseren Erinnerungen haften. Nirgends haben wir uns unsicher gefühlt und die vereinzelte Bettelei haben wir in anderen Ländern schon viel aggressiver erlebt. Die A380 der British Airways steht bereits bereit und nach einem angenehmen und ruhigen Flug landen wir pünktlich in London. Nachdem ich nach der Ankunft in Johannesburg meine Kamera liegen gelassen hatte, kann ich jetzt noch Bilder vom Innern des Riesenvogels nachliefern. Die Bestuhlung mit den versetzten Sesseln und hochziehbaren Jalousien sieht aus wie Käfighaltung. Für Einzelreisende mag diese Abschottung behaglich sein, aber nicht für Paare. Immerhin lässt sich der Sitz komplett flach ausfahren, sodass wir beide nach 6 Stunden tiefem Schlaf ausgeruht das Frühstück geniessen können. Für kurze Zeit sind wir nun zu Hause und werden am 27. März nach Las Vegas fliegen an die Curling-Weltmeisterschaft der Herren.


Hésingue – Alsfeld / Eudorf, 434 Km

2018-05-11

Wir waren schon seit Wochen richtig kribbelig, endlich wieder mit unserem WoMo in die Ferne zu schweifen. Vor allem bei diesem sehr frühen frühlingshaften Wetter der letzten Wochen war die Reiselust kaum mehr auszuhalten. Nun ist es heute endlich soweit und wir starten in Richtung Norden. Via Hamburg wollen wir durch Dänemark, den Süden Schwedens und dann von Stockholm mit der Fähre nach Turku schippern. Weiter nach Helsinki und von dort über die russische Grenze nach St. Petersburg. Durch die Karelien in Richtung Murmansk und über die Grenze nach Norwegen. Nördlichstes Ziel ist das Nordkap und von dort auf die Lofoten und dann weiter der norwegischen Küste entlang südwärts. Da dies unsere erste Skandinavien-Reise ist sind wir freudig gespannt, was wir unterwegs sehen und erleben dürfen. Die erste Nacht stehen wir in einem kleinen Dorf auf einem hoteleigenen Stellplatz. Dieser ist kostenlos, wenn man im gemütlichen Restaurant isst.


Alsfeld - Hamburg, 394 Km

2018-05-12 to 2018-05-13

Wie befürchtet ist der am besten gelegene Stellplatz in Hamburg bereits proppenvoll wegen dem Auffahrt-Wochenende. Notgedrungen gesellen wir uns der Strasse entlang zu den anderen, welche ebenfalls zu spät eingetroffen sind. Am nächsten Morgen erfahren wir vom Bus-Fahrer, dass Hamburg den 829. Geburtstag seines Hafens feiert. Da sind wir ja gerade im richtigen Moment hier. Schon am frühen Nachmittag ist viel Volk entlang der Elbe unterwegs. Dutzende von Imbiss-Ständen erinnern uns an die Basler Herbstmesse, nur dass hier statt meiner geliebten St. Galler-Bratwurst diese bei den Deutschen sehr beliebte Curry-Wurst auf dem Grill liegt. Ich gebe mir einen Ruck und mache endlich einen Versuch. Fazit: abseits von  Curry und Indien, aber übel ist sie wirklich nicht. Zum Abschluss der Feierlichkeiten findet noch eine Auslaufparade mit historischen Schiffen und ohrenbetäubenden Schiffssirenen statt.


Hamburg - Kolding DK, 251 Km

2018-05-14

Natürlich könnten wir noch länger in der Hansestadt Hamburg mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten bleiben. Aber das schöne Reisewetter verlockt uns zur Weiterfahrt nordwärts. Schon bald überqueren wir die Grenze nach Dänemark und bleiben für eine Nacht im Yachthafen von Kolding. Erster Schock sind die CHF 26 für einen Stellplatz ohne Infrastruktur für Camper ausser WC und Dusche. Immerhin werden wir besser schlafen können als die letzten 2 Nächte in der lärmigen Quartierstrasse in Hamburg. Dann kommen unsere Fahrräder zum Einsatz für einen kurzen Trip in die provinzielle Altstadt. Und schon ist es Zeit für ein gemütliches Feierabendbier. Wie  wir genüsslich ein Carlsberg in einem Boulevard-Restaurant geniessen, werfen wir einen Blick in die Karte. Da werden unsere hohen Gastronomie-Preise in der Schweiz locker überboten. Je CHF 21 für einfache Gerichte wie einen Caesar-Salat, ein Tuna- oder Club-Sandwich, oder sogar CHF 26 für einen Bacon-Burger. Und bei den Weinpreisen wird es uns vor dem ersten Schluck schon schwindlig. Da werden wir zwangsweise unsere Pfannen öfters schmutzig machen wie andernorts.


Kolding – Odense DK, 73 Km

2018-05-15

Über die Lillebaeltsbro-Brücke überqueren wir den kleinen Belt auf die Insel Fünen. Tagesziel ist Odense, mit 178‘000 Einwohnern die drittgrösste Stadt in Dänemark. Vieles in Odense erinnert an den berühmtesten Sohn der Stadt, den Märchendichter Hans Christian Andersen. Nebst einigen historischen Bauten erspähen wir auch noch einige sehr attraktive Riegelbauten, so wie sie auch im Elsass sehr verbreitet sind.


Odense – Roskilde DK, 157 Km

2018-05-16

Wir verlassen Fünen über die Storebaelt-Brücke nach Seeland, der grössten Insel der Ostsee. Das imposante Bauwerk über den Grossen Belt ist rund 18 Km lang und kostenpflichtig. Ein Einheimischer berichtet uns, dass die Brücke nach nur 10 Jahren dank der Maut bereits amortisiert war. Dem Mann glauben wir aufs Wort, nachdem wir rund 100 Franken brennen durften. Das waren gewiss die teuersten 18 Kilometer auf all unseren Reisen. Nahe von Roskilde möchten wir noch das Schloss Ledreborg besichtigen. Leider ist der Zutritt zum Schlossgelände wegen den Vorbereitungen für einen Grossanlass zurzeit gesperrt. Wir befriedigen unser Kulturbedürfnis mit dem Dom zu Roskilde, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Erbaut wurde der Sakralbau zwischen 1170 und 1280 und zählt zu den bedeutendsten Bauten der sogenannten Backsteingotik. In Mausoleen und später angebauten Grabkapellen sind hier 38 dänische Könige und Königinnen beigesetzt worden. Für unsere heutige Ruhestätte finden wir ein einsames Plätzchen direkt an der Ostsee.


Roskilde – Kopenhagen DK – Malmö S, 95 Km

2018-05-17 to 2018-05-18

Unter keinem guten Stern steht unser Besuch von Kopenhagen. Nach weniger als einer Stunde sind wir zwar bereits beim im Stellplatzführer gefundenen Platz angelangt. Dort vernehmen wir, dass dieser Stellplatz geschlossen worden sei und der Ersatz auf der gegenüberliegenden Strassenseite noch nicht fertig erstellt sei. Ein hilfsbereiter Herr lotst uns netterweise auf einen ebenfalls zentral gelegenen Platz. Wildes Camping sei in Kopenhagen verboten und die Bussgelder seien exorbitant hoch. Bei diesem Platz jedoch schaue die Polizei grosszügig weg. Wohl fühlen wir uns trotzdem nicht, zumal es sich um nichts mehr als einen Parkplatz auf Schotter neben einer Grossbaustelle handelt. Die zentrale Parkuhr gibt uns dann den Rest. Tagespauschale gibt es nicht und die Stunde kostet 4 Franken. Da könnten wir uns ja gleich ein Hotelzimmer für die 96 Franken nehmen. Wir finden aber im Internet noch einen Platz im Norden der Stadt am Meer. Die Lage wäre super, wenn nur die Wohnmobile nicht schon kreuz und quer stehen und sich gegenseitig blockieren würden. Nun haben wir endgültig genug und verzichten auf Meerjungfrau, das Tivoli und weitere Attraktionen. Wir quälen uns durch den Grossstadtverkehr auf die andere Seite der Stadt auf die Autobahn nach Schweden. Dabei überqueren wir den Öresund über ein 16 Km langes und imposantes Bauwerk mit Tunnel, künstlicher Insel und Hochbrücke. Nach der gestrigen Storebaelt-Brücke kann uns heute die Maut nicht mehr schocken. Mit 112 Franken bewegt sie sich im Rahmen einer Überfahrt mit der Fähre. In Malmö, mit 312‘000 Einwohnern die drittgrösste Stadt Schwedens, finden wir auf Anhieb einen schönen Platz am Meer. Ins besuchenswerte Zentrum sind es 5 Kilometer und so kommen unsere Bikes am nächsten Tag wieder einmal zum Einsatz. Dank einem dichten Netz an Radwegen in und um die Stadt alles easy und stressfrei.


Malmö – Helsingborg S, 80 Km

2018-05-19

Weit kommen wir heute nicht und schon legen wir den nächsten Stopp ein. Im lebhaften Yachthafen von Helsingborg bekommen wir den drittletzten freien Platz und erst noch mit toller Aussicht. Und die hübsche Innenstadt ist in Gehdistanz. Nach dem Auffüllen unserer Vorräte unterwegs und einem sehr feinen Nachtessen in Marias Tapasbar frohlockt unser Geldbeutel. Falls uns der erste Eindruck nicht täuscht, ist das Preisniveau spürbar erträglicher als in Dänemark.


Helsingborg S – Helsingør DK – Helsingborg S

2018-05-20

Für einen kurzen Ausflug kehren wir nochmals nach Dänemark zurück. Über die schmalste Stelle des Öresunds schippern wir mit der Fähre in 20 Minuten von Helsingborg nach Helsingør und später wieder zurück. Der malerische Ort ist vor allem bekannt wegen der Festung mit Schloss Kronborg, welche seit dem Jahre 2000 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Bekannt ist das Schloss zudem auch als „Hamletschloss“, weil William Shakespeare die Handlung seines Schauspiels „Hamlet“ hier ansiedelte. Im weiteren glänzt Helsingør mit dem nationalen Schifffahrtsmuseum und dem wichtigsten maritimen Fundus Dänemarks. Nach der Rückfahrt nach Helsingborg kehren wir in einem Pub ein, wo wir den Final der Eishockey-Weltmeisterschaft verfolgen können. Schweden – Schweiz inmitten lautstarker Schweden ist schon etwas Spezielles und wir verhalten uns ganz unauffällig, zumal unsere Eisgenossen kurz vor einer sportlichen Sensation stehen. Trotz aufopferndem Kampf reicht es am Schluss doch nicht und sie verlieren im Penalty-Schiessen.


Helsingborg – Gränna S - Örebro S, 280 + 191 Km

2018-05-21 to 2018-05-22

Zwei Tage cruisen wir auf Schwedens Überlandstrassen, und hätten dies schon eher tun sollen. Man bekommt einfach mehr mit als auf der Autobahn. Zudem sind auch diese Strassen in sehr gutem Zustand und das Verkehrsaufkommen ist äusserst gering. Wir sehen viel mehr mit von der lieblichen Landschaft im Wechsel mit gepflegten Bauernhöfen und hübschen Dörfern. Und hätten auf der Autobahn doch glatt das überaus sehenswerte Wasserschloss in Vadstena aus dem 16. Jahrhundert verpasst. Und auch die kleine Bäckerei in Gränna mit ihrem rustikalen Brot und der köstlichen Patisserie.


Örebro S

2018-05-23

Örebro ist nicht gerade ein bekanntes touristisches Highlight, aber zweifellos einen Besuch wert. Trotz 120‘000 Einwohner wirkt sie auf sympathische Art überschaubar und ein wenig provinziell. Hauptattraktion ist das burgähnliche Wasserschloss aus dem 14. Jahrhundert. Nebst weiteren schönen Gebäuden in der Altstadt ist der Svampen (der Pilz) quasi ein Muss. Der Wasserturm bietet von der Plattform auf 52 Metern eine grandiose Rundumsicht auf die Stadt. Zur Erkundung von Örebro haben wir wiederum unsere Drahtesel gesattelt. Wie bereits in Dänemark macht uns das Fahrradfahren auch in Schweden immer mehr Spass. Die Verkehrszeichen werden beherzigt, Fussgängern wird der Vortritt gewährt, in Fussgängerzonen wird das Fahrrad geschoben und nicht Slalom im Renntempo gefahren, Stoppsignale werden befolgt, Vortritt wird nicht erzwungen und keiner ist farbenblind an Lichtsignalanlagen. Wen wundert es da, dass niemand, wirklich niemand, ob jung oder alt, einen Velohelm trägt. Scheint bei diesem Verkehrsverhalten nicht notwendig zu sein!


Örebro – Västerås - Uppsala S, 102 + 87 Km

2018-05-24 to 2018-05-25

Västerås hätten wir auch umfahren und gleich nach Uppsala ziehen können. Die Stadt bietet dem Gast nicht viel Interessantes. Ganz anders dann am nächsten Tag die quirlige Universitätsstadt Uppsala. Inzwischen sind wir bereits 2 Wochen unterwegs und hatten ausser ein paar Regentropfen eines Morgens nur strahlend blauen Himmel und Temperaturen über 20 Grad. Die Tage sind immer länger geworden und Sonnenaufgang ist schon um 4 Uhr und Untergang erst kurz vor 22 Uhr. Stromanschlüsse nutzen wir nicht mehr, da unsere Solarpanels so viel Strom liefern, dass wir sogar noch ins Festnetz einspeisen könnten.


Uppsala – Stockholm S, 81 Km

2018-05-26 to 2018-05-27

Der Wäscheschrank leert sich nach und nach und es ist wieder einmal ein Waschtag angesagt. Eigentlich waren wir in den letzten Tagen meistens an Kanälen oder Bächen stationiert, aber Hedy weigert sich stur, die Wäsche wie ihre Urahninnen am Bach zu waschen. Zum Glück für den Hausfrieden finden wir einen Camping mit Waschmaschine und Tumbler, bleiben aber nur für eine Nacht, weil der Platz zu weit weg ist von der City. Am nächsten Morgen steuern wir einen zentraleren Platz an, welcher im ACSI-Campingführer 2018 aufgeführt ist. Wir folgen blöderweise wieder einmal blindlings unserem Navi, welches uns kreuz und quer durch die Innenstadt lotst. Fussgängerzonen, Radwege, enge Baustellen, Umleitungen, Fahrverbote und Sackgassen fordern uns. Zwischendurch sinkt der Adrenalinspiegel auch, immer wenn ich einen Bus vor mir habe. Dann weiss ich, dass ich nicht stecken bleiben kann und rückwärts fahren oder wenden muss. Endlich am gewünschten Stellplatz angelangt, schockt uns unübersehbar ein Parkverbotsschild für Wohnmobile an der Strandvägen-Promenade. Fotos von dieser unerwünschten City-Tour gibt es leider keine, weil Hedy zu sehr damit beschäftigt war megakonzentriert aufzupassen, dass ich keinen Mist baue. Zum nächsten Stellplatz ignorieren wir dann das Navi, fahren eine eigene Route nach Stadtplan und kommen stressfrei ans gewünschte Ziel.


Stockholm S

2018-05-28

Wir fahren mit der U-Bahn ins Zentrum und besteigen als erstes den Hop-On Hop-Off, um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Wir sind erstaunt, durch wie viele Strassen der Innenstadt wir gestern mit unserem Wohnmobil schon gefahren sind. Einen Stopp legen wir zum Besuch des Vasa-Museums ein. Das legendäre Kriegsschiff sank bereits bei seiner Jungfernfahrt im Jahre 1628. 333 Jahre später wurde die Vasa vom Grund des Stockholmer Ström geborgen und restauriert. Nach Beendigung der Bus-Tour zieht es auch uns aufs Wasser zu einer 2-stündigen Schifffahrt unter Stockholms Brücken. Insgesamt 53 sowie einige Tunnels verbinden die 14 Inseln, auf denen Stockholm gebaut ist. Nach einem abschliessenden Bummel durch die reizenden Gassen der Altstadt (Gamla Stan) haben wir uns ein feines Nachtessen redlich verdient.


Stockholm S

2018-05-29

Als erstes heute besichtigen wir das imposante Schloss des schwedischen Königs in der Altstadt. Es ist zwar der Amtssitz der Royals, wird aber von diesen nur noch zu repräsentativen Zwecken genutzt. Gustav und seine Familie bewohnen seit 1982 den Südflügel von Schloss Drottningholm. Dieses wird auch als „schwedisches Versailles“ bezeichnet, was wir uns nicht entgehen lassen wollen und das Boot dorthin besteigen. Allein schon die riesigen Gärten rund um das Schloss sind den Ausflug wert. Wie das Königsschloss in der Stadt ist auch das Innere von Drottningholm mit weniger Prunk und Protz ausgestattet, als wir es in anderen Ländern schon gesehen haben. Die schwedischen Könige waren entweder ärmer oder genügsamer als andere europäische Monarchen. Zur Schluss nochmals ein Spaziergang durch das malerische Gamla Stan. Damit neigt sich unsere Schweden-Reise dem Ende zu. Wir sind begeistert von Land und Leuten und würden jederzeit wieder kommen. Unsere Schwedischen Kronen sind wir auch losgeworden, was nicht einfach war. Vor 14 Tagen wollten wir 5‘000 Kronen ziehen, der Bankomat genehmigte uns aber nur 2‘000 (CHF 230). Schon bald waren diesem knausrigen Automaten sogar dankbar. Selbst kleine Beträge wie ein Getränk im Restaurant kann sehr oft nur mit Karte bezahlt werden. Schweden könnte der erste Staat sein, in welchem das Bargeld abgeschafft wird.


Stockholm S – Turku FIN, 22 Km (+ 200 Km auf See)

2018-05-30

Bereits um halb 6 Uhr musste ich aus dem warmen Bettchen, weil die Fahrplanmacher der Fähre nach Turku kein Verständnis für Langschläfer haben. Wer mich kennt weiss, dass alles vor 8 Uhr wie schwere Körperverletzung ist und bestraft werden müsste. Pünktlich um 07.30 legt die Fähre ab und nach 11 Stunden im finnischen Turku wieder an. Die ruhige Fahrt zwischen den unzähligen Inseln, Schären genannt, ist sehr abwechslungsreich. Insgesamt hat Schweden unglaubliche 221‘800 Inseln. Finnland kann da nicht mithalten, brilliert aber mit über 187‘000 Seen, weshalb es als Land der tausend Seen bezeichnet wird.


Turku - Helsinki FIN

2018-05-31 to 2018-06-01

Landschaftlich hat sich auf der ersten Etappe in Finnland kaum etwas verändert. Wälder und Wiesen soweit das Auge reicht. Seit dem Norden Deutschlands, durch Dänemark und Südschweden, sind wir während 1‘500 Kilometern nur einmal ganz kurz auf 220 M.ü.M. gekommen. Ist für uns Bewohner der bergigen oder im Tiefland zumindest hügeligen Schweiz etwas gewöhnungsbedürftig. Mit Hop-On Bus und per Schiff verschaffen wir uns am nächsten Tag  einen ersten Eindruck der finnischen Hauptstadt, welche erst 1550 gegründet wurde und lange unbedeutend blieb.


Helsinki FIN

2018-06-02 to 2018-06-03

Mit der 5 Minuten vom Campingplatz entfernten U-Bahn fahren wir nochmals ins Zentrum. Viel alte Bausubstanz ist leider nicht erhalten geblieben wegen Bränden und kriegerischen Ereignissen zwischen den Schweden und den Russen. Erst 1917 wurde Finnland unabhängig und Helsinki zur Hauptstadt erkoren. Ein Spaziergang entlang der Bucht ist trotzdem attraktiv und lohnenswert. Den folgenden Tag nutzen wir zur Vorbereitung unserer 25-tägigen Russland-Reise. Da wir weder Russisch sprechen können noch des kyrillischen Alphabets mächtig sind, haben wir uns zu einer Gruppenreise mit Seabridge entschieden. Zudem sind die Einholung der Visa und die Einfuhr des Fahrzeugs sehr kompliziert und zeitaufwändig. Die Reiseprofis von Seabridge nehmen uns all diesen Papierkram ab und verschonen uns von der russischen Bürokratie. Im weiteren sind wir ja mit Seabridge bereits die Panamericana und dieses Jahr im südlichen Afrika sehr zufrieden gewesen.


Helsinki FIN – Wyborg RUS, 242 Km

2018-06-04

In 2½ Stunden haben wir die Ausreise Finnland und Einreise Russland hinter uns gebracht. Wir sind vorgewarnt worden, dass das russische Prozedere auch 6 Stunden dauern könne. Abgesehen von den für uns unlesbaren Schildern in kyrillischer Schrift nehmen wir kaum wahr, dass wir die EU verlassen haben. Erst als wir zum Tanken halten spüren wir im Geldbeutel, dass wir in Russland angekommen sind, weil der Liter Diesel umgerechnet nur noch 0.61 Euro-Cents kostet. Erste Station ist Wyborg, eine im Mittelalter bedeutende Handelsstadt. Gegründet von Schweden war Wyborg abwechselnd mal in finnischem, russischem oder deutschem Besitz. Ein kurzer Spaziergang im Zentrum reicht um zu sehen, dass die Stadt schon bessere Zeiten erlebt hat. Die meisten Bauten sind stark sanierungsbedürftig und auf den Strassen muss man Slalom um die Löcher fahren.


Wyborg – St. Petersburg RUS, 157 Km

2018-06-05

Dank guter Autobahn sind wir schon früh in St. Petersburg und dürfen zu einer Stadtrundfahrt mit Bus und anschliessend einer Bootstour durch die Flüsse und Kanäle aufbrechen. Der erste Eindruck ist schlichtwegs überwältigend. Von 4‘000 Palästen, Schlössern, Denkmälern und anderen Prunkbauten sind deren 2‘300 von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft. In dieser Vielfalt ist St. Petersburg nur noch mit Venedig vergleichbar. Gegründet wurde St. Petersburg erst im Jahre 1703 von Zar Peter dem Grossen und war von 1714 mit einem kurzen Unterbruch bis 1918 die Hauptstadt Russlands. Die Stadt hat heute grosse finanzielle Probleme, all diese Bauten zu unterhalten und teilweise besteht sogar grosser Renovationsbedarf. St. Petersburg hat 5 Mio Einwohner und ist die zweitgrösste Stadt Russlands und weltweit die nördlichste Millionenstadt.


St. Petersburg RUS

2018-06-06

Recht früh am Morgen geht es per Bus bereits los, um in den 3 Tagen auch nur einen kleinen Teil dieser einmaligen Stadt zu erkunden. Erstes Ziel ist die Eremitage, der ehemalige Winterpalast. In einem Teil der 350 Räume werden auf 57‘000 m² etwa 65‘000 Exponate ausgestellt, darunter Werke von Da Vinci, Tizian, Rubens, Rembrand und vielen anderen grossen Meistern. Insgesamt verfügt das Kunstmuseum über fast 3 Millionen Objekte, ein grosser Teil davon aus der Zarenzeit. Diese Eindrücke noch nicht verarbeitet geht es bereits weiter mit einem Tragflächenboot auf der Newa nach Peterhof. Das Schloss Peterhof mit seinen prächtigen Gärten und Wasserspielen ist an Prunk kaum noch zu überbieten.


St. Petersburg RUS

2018-06-07

Heutiger Höhepunkt ist der Katharinenpalast, erbaut zwischen 1751 und 1756. Was Pracht und Protz betrifft, ist dieser auch nicht bescheidener ausgefallen als die anderen Residenzen der Zaren. In diesem Palast befindet sich auch das berühmte Bernsteinzimmer, in welchem aber leider nicht fotografiert werden darf. Das Original ist seit dem 2. Weltkrieg unauffindbar, aber auch der Nachbau ist handwerklich sehr beeindruckend. Unterwegs legen wir auch heute da und dort einen Stopp ein, um die Bauwut der Zaren zu bestaunen.


St. Petersburg - Sortavala RUS, 286 Km

2018-06-08 to 2018-06-09

Es gäbe noch unglaublich viel in St. Petersburg zu erkunden, aber wir müssen weiter. Zudem waren wir nach den 3 Tagen kaum noch aufnahmefähig mit dem vollgepackten Programm an Kultur und Geschichte. Lästig war leider die Unmenge an Touristen, vor allem Chinesen, welche sich überall nach vorne drängeln und mir dann vor dem Objektiv stehen. Durch die Aussenquartiere von St. Petersburg sehen wir dann, wie die 5 Millionen Einwohner nicht in den vielen Palästen sondern in riesigen Überbauungen mit hässlichen Wohnsilos untergebracht sind. Weiter geht es auf der A121, welche auf Dutzenden von Kilometern verbreitert wird und die Fahrbahn durch die Baustellen sehr holperig ist. Wir beziehungsweise unser WoMo überstehen auch dies und machen am nächsten Tag einen schönen Ausflug auf dem Ladoga-See zur Klosterinsel Walaam. Das russisch-orthodoxe Kloster wurde im Zuge der Christianisierung gegründet und beherbergte im 19. Jahrhundert zeitweise über 3‘000 Mönche. Sehr streng wird beim Zutritt zum Kloster auf die Kopfbedeckung geachtet. Frauen müssen und Männer dürfen nicht. Warum dies so ist, soll laut Antwort der Klosterführerin in der Bibel stehen. Der Ladoga-See ist der grösste See Europas und nur schon die Fläche seiner Inseln übertrifft die Wasserfläche des Bodensees. Mit seiner Nord-Süd-Länge von 220 Km und West-Ost zwischen 80 und 120 Km würde der See 45% der Schweiz bedecken.


Sortavala – Kinerma RUS, 201 Km

2018-06-10

Inzwischen sind wir in Karelien, einer Teilrepublik der Russischen Föderation. Sie ist über 4 Mal so gross wie die Schweiz, hat aber nur 650‘000 Einwohner. Ein Drittel davon lebt erst noch in der Hauptstadt Petrosawodsk, womit der Rest Kareliens extrem dünn besiedelt ist. Einen Stopp mit kurzer Bootsfahrt legen wir am Marmor-Canyon ein, wo seinerzeit viel Marmor für die Paläste in St. Petersburg abgebaut worden ist. Am Übernachtungsplatz im Karelischen Dorf Kinerma leben noch genau 5 Personen. Mangels Arbeitsplätzen sind in den letzten Jahrzehnten alle anderen weggezogen oder verstorben. Wegen der Kulisse mit den attraktiven ur-karelischen Holzhäusern ist derzeit ein Filmteam anwesend. Mit vielen Komparsen werden einige Szenen für einen Film über den Sowjetisch-Finnischen Krieg 1939/40 gedreht. War sehr interessant, da wir uns frei bewegen und so die Produktion hautnah verfolgen konnten. Selbstverständlich nur hinter dem Kameramann, ausser wir wären als potentielle Filmstars entdeckt worden, was aber leider nicht der Fall war.


Kinerma – Petrosawodsk/Uja RUS, 139 Km

2018-06-11

Stur ostwärts fahren wir heute an den riesigen Onega-See nach Petrosawodsk, der Hauptstadt der Republik Karelien. Von dort brauchen wir mehr als eine Stunde für die letzten 30 Kilometer bis zum Stellplatz in Uja. Wie so oft ist nichts im Budget übrig für den Unterhalt der Nebenstrassen. Zum Nachtessen werden wir von unseren Reiseleitern mit einem schmackhaften Schaschlik (marinierte Fleischspiesse vom Grill) überrascht. Aber zuerst kommen noch rassige Schweinswürstchen auf den Tisch. Die russischen Metzger brauchen sich nicht hinter ihren westeuropäischen Kollegen zu verstecken. Einfach toll.


Uja RUS

2018-06-12 to 2018-06-13

Erneut besteigen wir ein Hochgeschwindigkeits-Tragflügelboot der Marke Woschod. Hergestellt werden diese seit 1973 auf der Krim und erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h. Allerdings nur bei ruhiger See, sonst wird der Betrieb eingestellt. Ziel ist die Klosterinsel Kischi, ein UNESCO Weltkulturerbe. Mit 80 teils hier wieder aufgebauten Holzbauten aus der Umgebung hat sich Kischi zu einem Freilichtmuseum entwickelt. Das spezielle an der karelischen Holzbaukunst besteht darin, dass keine Nägel und Schrauben verwendet wurden. Am nächsten Tag steht nichts im Programm und wir entspannen uns in der malerischen Umgebung am Onega-See.


Petrosawodsk - Powenez RUS, 220 Km

2018-06-14 to 2018-06-15

Heute kennt der Kompass nur eine Richtung und zwar zum nördlichen Ende des Onega-Sees. Da wir auf der Hauptachse nach Murmansk unterwegs sind, macht uns der Strassenbelag wieder richtig Freude. Am folgenden Tag zeigt uns der Direktor des regionalen Museums von Medwezhegorsk die Sehenswürdigkeiten der Region. Zuerst den Weissmeerkanal, welcher auf 230 Kilometern mittels 19 Schleusen die Verbindung vom Onega-See zum Weissen Meer herstellt. Erbaut wurde dieser Kanal innert 22 Monaten 1931-1933 auf Anordnung von Stalin. Auf Maschinen und Stahl wurde weitgehend verzichtet und Zwangsarbeiter mit Pickel und Schaufel eingesetzt. Die Schätzungen schwanken von 25‘000 bis 250‘000 Arbeitern, welche während der Bauzeit ihr Leben verloren haben sollen. Wie viele andere Kanäle hat auch dieser wirtschaftlich keine Bedeutung mehr wegen der Verlagerung der Transporte auf die Strasse. Nächste Station ist ein Waldstück mit Massengräbern aus der Stalinzeit. Über 8‘500 politische Gegner und Regimekritiker sind in diesem Wald ohne Gerichtsverfahren kurzerhand erschossen und verscharrt worden. Wir sind etwas erstaunt aber auch erfreut darüber, dass Russland nach dem Ende der Sowjetunion an der Aufarbeitung der unrühmlichen Vergangenheit arbeitet und hier eine Gedenkstätte errichtet hat. Zum Abschluss des lehrreichen Tages zeigt uns der Direktor sein hübsches Museum verbunden mit erstklassigen Erläuterungen zur langen Geschichte der Karelen.


Powenez – Belomorsk RUS, 239 Km

2018-06-16 to 2018-06-18

Wir sind zwar noch 300 Km vom Polarkreis entfernt, die Sonne geht aber nur noch 2½-Stunden unter und richtig finster wird es bereits nicht mehr. Der Weg führt uns durch dichte Wälder und die bunte Seenlandschaft Nordkareliens. Für 3 Nächte stehen wir in Belomorsk am Weissen Meer. Unsere Guides lassen sich fortlaufend etwas einfallen, um uns Russland näher zu bringen. Nachdem wir schon die verschiedensten Wodkas verkosten konnten, stehen nun die einheimischen Liköre bereit für uns. Nur einer ist knapp geniessbar, alle anderen schmecken uns sehr gut. Am zweiten Tag steht eine 4-stündige Schifffahrt und wieder zurück auf dem Weissen Meer zum Inselarchipel Solowezki an. Auf der Hauptinsel Bolschoi Solowezki gründeten Mönche im Jahr 1429 das gleichnamige Kloster. Im 18. Jahrhundert wurde dieses von den russischen Zaren zur Festung und Staatsgefängnis ausgebaut. Nach Gründung der Sowjetunion liess Lenin die klösterlichen Einrichtungen zu einem Arbeitslager für politische Gegner umfunktionieren. Die Insel wurde zur Keimzelle des berüchtigten Gulags und beherbergte bereits 1931 über 70‘000 Häftlinge. Inzwischen ist die Horrorinsel wieder den russisch-orthodoxen Mönchen übergeben worden und für Touristen geöffnet.


Belomorsk – Kandalakscha RUS, 403 Km

2018-06-19 to 2018-06-20

Zum Glück haben wir vor Tagen noch einen Grosseinkauf getätigt. Der Norden Kareliens ist abgesehen von winzigen Siedlungen etwa alle 100 Km beinahe unbesiedelt. Wir sind im Revier von Elchen und Bären, nur bekommen wir leider keine zu sehen. Dafür plagen uns gefühlte Zig-Millionen von Mücken in Ufernähe der Gewässer. Unterwegs überqueren wir erstmals in Europa den Polarkreis. Da es von unterwegs sonst nichts Erwähnenswertes gibt, einige Worte zum Sortiment in russischen Einkaufszentren. Sie weisen ohne Übertreibung die Dimension eines Super-Walmarts in den USA aus. Wir staunen über das Warenangebot aus allen Herren Ländern und Kontinenten. Beispielsweise Spirituosen und Weine aus allen namhaften Regionen Europas sowie aus Chile, Argentinien, Südafrika, Australien und sogar den USA. Viele davon finden sich auch bei Grossverteilern zu Hause und eher zu einem höheren Preis als hier. Auch sehr viele russische Flaschen stehen im Regal, nur können wir auf dem Etikett weder Traubensorte, noch ob er trocken oder süss ist, erkennen. Dasselbe mit Brotaufstrich. Ist das jetzt Margarine oder Butter und ist es gesalzen oder nicht. Fast hilflos stehen wir vor Flaschen, Dosen und Tüten unterschiedlichster Grössen und Farben und möchten gerne wissen, ob der Inhalt Milch, Rahm oder sonst ein Milchprodukt ist und von welchem Tier. Oft hilft uns glücklicherweise die Google-Übersetzer-App, welche uns die gewünschte Information von der fotografierten Packung übersetzt.


Kandalakscha – Kirowsk RUS, 139 Km

2018-06-21 to 2018-06-22

Unsere nächste Station ist die Bergbaustadt Kirowsk auf der Halbinsel Kola. Diese ist flächenmässig mehr als doppelt so gross wie die Schweiz und reich an verschiedenen Bodenschätzen. Die abgebauten Erze werden unmittelbar vor Ort verhüttet, was zu erheblicher Luftverschmutzung und schwermetallvergifteten Böden in der Sowjetzeit geführt hat. Inzwischen gibt man der Umwelt etwas mehr Sorge und viele dieser Betriebe wurden stillgelegt und verschandeln nun als Industrieruinen die Landschaft. Wir besichtigen das sehenswerte Mineralienmuseum sowie einen der nördlichsten botanischen Gärten. Erstmals seit dem Norden Deutschlands bekommen wir auf Kola wieder Berge zu sehen, an welchen wie schon tags zuvor in Kandalakscha Skigebiete erschlossen wurden.


Kirowsk – Murmansk RUS, 215 Km

2018-06-23

Weiter geht es stur nordwärts auf der Kola-Halbinsel nach Murmansk, einer bedeutenden Hafenstadt und Hauptstützpunkt der russischen Nordflotte. Mit über 300‘000 Einwohnern ist sie weltweit die nördlichste Grossstadt.


Murmansk RUS

2018-06-24

Wir besichtigen im Hafen den atomgetriebenen Eisbrecher Lenin, welcher 1959 in Betrieb genommen wurde. Im Jahre 1989 wurde die Lenin ausser Dienst gestellt und zum Museumsschiff umfunktioniert. Eine sehr interessante Führung, da man nur in polaren Zonen einen Eisbrecher zu sehen bekommt. Nach einem verspäteten Hochzeitstag-Essen in einem feudalen Lokal starten wir zu einer Rundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten von Murmansk. Nebst dem modernen Zentrum erschrecken uns einmal mehr die Plattenbauten der russischen Vorstädte, welche zwar noch bewohnt sind, aber bereits nach wenigen Jahrzehnten fast sehnsüchtig auf die Abrissbirne zu warten scheinen. Abends werden wir von der Reiseleitung in die Stadt zum Nachtessen eingeladen. Nach einem Schlummertrunk in einer Rock and Roll Bar kommen wir deutlich nach Mitternacht bei Sonnenschein zurück zum Stellplatz.


Murmansk RUS

2018-06-25

Wir fahren mit dem Taxi von unserem Stellplatz beim Hotel Ogni etwa 8 Kilometer ins Zentrum von Murmansk, was uns nicht einmal 3 Euro kostet. In einem Einkaufscenter profitieren wir ein letztes Mal von den günstigen Preisen in Russland. Zum Nachtessen haben sich unsere Guides einmal mehr etwas ganz spezielles ausgedacht. Unter Anleitung der Chefköchin des Hotels bereiten wir uns Königskrabben mit Knoblauch-Mayonnaise und Gemüse zu. Natürlich wird der Kochkurs zum Riesenspass und als Krönung verspeisen wir mit Hochgenuss diese arktische Delikatesse.


Murmansk RUS

2018-06-26

Am letzten Tag in Russland wird ausgeschlafen nach den anstrengenden Nächten. Dann folgen Vorbereitungen für die Ausreise, Waschen und Putzen, Gasflaschen auffüllen für kleines Geld und letzte Einkäufe tätigen. Abends sind wir eingeladen zum Abschiedsessen im Hotel Ogni. Auch bei diesem Anlass stellen unsere Guides ein letztes Mal ihren Ideenreichtum unter Beweis mit lustigen Gags und Präsenten. Zwischen Trinksprüchen und Dankesworten an Reiseleitung und Teilnehmer wird selbstverständlich das Wodka-Glas ständig wieder aufgefüllt. Der Ober-Knüller war dann die russische Militärmütze, dunkelblau für die Frauen und schwarz für die Männer. Ein gelungener Ausklang einer erlebnisreichen Reise mit durchwegs sehr sympathischen und geselligen Mitreisenden, welchen wir sehr gerne irgendwann und irgendwo unterwegs wieder begegnen würden.


Murmansk RUS – Kirkenes N, 233 Km

2018-06-27

Die letzten 200 Kilometer führen durch eine reizlose Landschaft, unterbrochen von Umweltschäden durch die Erzgewinnung und Verhüttung bei der Ortschaft Nikel. Bei 2 Militärposten schaut man in unser Fahrzeug und überzeugt sich davon, dass wir keinen Russen nach Norwegen entführen. Der Grenzübergang nach Norwegen verlangt uns wieder einmal viel Geduld ab. Vor dem russischen Zoll heisst es warten, bis sich die Schranke hebt und jeweils 3 Fahrzeuge ins Zollgelände gelassen werden. Ausreisestempel im Pass und Fahrzeugexport geht noch relativ zügig, aber dann wird es krass nervig. Wiederum warten, bis einer der Zöllner sich Zeit für uns nimmt. Von vorne bis hinten und von oben bis unten wird alles durchsucht. Des Beamten einziges Wort in Englisch, nämlich „open“ müssen wir uns mehrmals anhören. Mit der Taschenlampe schaut er in jedes Fach und sucht auch noch nach Hohlräumen. Dazwischen stellt er Fragen zu eingekauften Waren sowie Alkohol und Tabak. Besondere Beachtung schenkt er auch unseren Medikamenten und will Arztrezepte sehen. Dienen können wir ihm damit nicht und deshalb ruft er noch einen Kollegen, welcher Spezialist sei, und dieser studiert die Packungsbeilagen. Irgendwann haben wir dann diesen Irrsinn überstanden und fragen uns noch heute, weshalb alle in unserer Gruppe bei der Aus- und nicht bei der Einreise derart kleinlich kontrolliert worden sind. Besänftigt werden wir dann bei der norwegischen Zöllnerin, welche sich mit einem kurzen Blick ins Innere unseres Womos begnügt und uns dann willkommen heisst und gute Fahrt wünscht. Und dies obwohl zum Beispiel Alkohol das Dreifache und Zigaretten sogar das Sechsfache kosten in Norwegen. 10 Kilometer nach der Grenze kommen wir in Kirkenes an und leiden abends mit unseren Fussballern, welche mit Ach und Krach gegen Costa Rica ein Unentschieden erreichen und damit für den Achtelfinal qualifiziert sind.


Kirkenes – Bugøynes N, 197 Km

2018-06-28

Von einem Teil unserer Reisegruppe haben wir uns bereits gestern verabschiedet, weil sie sich bereits wieder südwärts durch Finnland oder Schweden auf die Reise machen oder schon bald wieder zu Hause sein müssen. Die anderen fahren eine ähnliche Route durch Norwegen wie wir und da und dort werden wir uns sicher wieder begegnen. Kirkenes ist eine kleine Hafenstadt und nördlicher Wendepunkt der Hurtigruten-Schiffe. Damit die Zufahrt im Winter gewährleistet ist muss das zugefrorene Varangerfjord von Eisbrechern frei gemacht werden. Nach einigen Besorgungen machen wir uns westwärts auf den Weg nach Bugøynes, einem malerischen Fischerdorf. In der örtlichen Fish-Factory kaufen wir 3 Kilogramm King-Crab, welche wir mit Rita und Jean-Paul selber zubereiten und genussvoll verspeisen.


Bugøynes – Mehamn N, 265 Km

2018-06-29

Es geht heute weiter westwärts und beim Laksefjord nordwärts zum 71. Breitengrad. Nach anfänglich prächtigem Wetter den faszinierenden Fjorden entlang wird der Himmel immer dunkler. In Mehamn ist es dann dicht bewölkt und ein starker und kalter Wind sperrt uns im warmen Womo ein. Somit ist leider nichts mit Mitternachtssonne. Sehr schade, da Mehamn beinahe auf der Höhe des Nordkaps liegt. 


Mehamn – Lakselv N, 213 Km

2018-06-30

Der Norden Norwegens ist extrem dünn besiedelt und demzufolge ist auch das Verkehrsaufkommen gering. Auffallend ist zudem, dass etwa jeder Dritte Strassenbenutzer ein Camper ist. Norwegen scheint eine sehr beliebte Destination für Wohnmobilisten zu sein. Bis jetzt können wir dies nur bestätigen. So abwechslungsreich wie die Fjord-Landschaften ist auch das Wetter. Mehrmals am Tag wechselt es von strahlendem Sonnenschein zu dichter Bewölkung oder sogar heftigem Regen.


Lakselv – Hammerfest N, 171 Km

2018-07-01 to 2018-07-02

Nach 35 Km machen wir einen Abstecher zur kleinen Halbinsel Trollholmsund im Porsanger-Fjord. Einer alten samischen Sage zufolge sind die kuriosen Felsformationen aus Kalkstein versteinerte Trolle. Die später folgende Abzweigung zum Nordkap ignorieren wir und fahren direkt nach Hammerfest. Täglich strömen in der Hochsaison Tausende von Touristen per Schiff oder Bus zum Nordkap, bezahlen einen hohen Eintrittspreis für diesen nicht speziell sehenswerten Ort, nur um einmal dort gewesen zu sein. Und nur einige Wenige haben das Glück, die ersehnte Mitternachtssonne erleben zu dürfen, weil das garstige Wetter dies selten ermöglicht. Das Absurde daran ist, dass das Nordkap weder der nördlichste Punkt Europas, noch der nördlichste Punkt des europäischen Festlands ist. Die drei Kilometer westlich des Nordkaps gelegene Landzunge Knivskjellodden auf der Insel Magerøya ist der nördlichste Punkt Europas. Den nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes findet man weiter östlich mit dem Kinnarodden auf der Nordkinnhalbinsel. Hammerfest nennt sich stolz die nördlichste Stadt Europas. Grösster Arbeitgeber mit 350 Mitarbeitern ist das Snøhvit-Konsortium, welches auf der Insel Melkøya die grösste Erdgasverflüssigungsanlage Europas errichtet hat. Die Fabrik ist ein Symbol für den Aufbruch der Energie-Industrie in die Arktis.


Hammerfest – Alta N, 149 Km

2018-07-03

Nach 2 Tagen im sympathischen Hammerfest ziehen wir weiter nach Alta. Am Nachmittag erdulden wir im Fernsehraum des Campings das klägliche Ausscheiden unserer Tschütteler im Viertelfinale. Und dies erst noch umgeben von jubelnden Schweden. Den gediegenen Abend in einer regionstypischen Grill-Hütte lassen wir uns aber deswegen nicht vermiesen. Sehr bemerkenswert in Alta ist die 2013 eingeweihte Nordlichtkathedrale, welche mit Titanplatten verkleidet ist. Das Innere der Kirche ist sehr stilvoll von renommierten Künstlern gestaltet worden.


Alta – Burfjord N, 110 Km

2018-07-04

Vor der Wegfahrt von Alta unternehmen wir noch eine kleine Wanderung durch das Alta Freilichtmuseum. Dieses zeigt jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Felsritzungen, welche 1972 entdeckt wurden und auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes stehen. Insgesamt wird die Anzahl der Petroglyphen im Gebiet Alta auf etwa 4‘000 geschätzt. Nach knapp 2 Fahrstunden schlagen wir am herrlichen Burfjord unser Nachtlager auf.


Burfjord – Storfjord N , 222 Km

2018-07-05

Wir fahren von einem Fjord zum nächsten und eines ist noch schöner als das andere. Einfach traumhaft. Auf einem kurzen Umweg nach Holmenes Gård, einem Dorf der Samen, fahren wir mangels Signalisation daran vorbei. Glück im Unglück, weil wir kurz darauf vor einer schmalen Holzbrücke stehen, welche auf 2 Tonnen beschränkt ist und uns zum Wenden zwingt. Die Samen sind ein indigenes Volk im Norden Skandinaviens und wurden frühen Lappen genannt. Bei solch traumhaften Umgebungen übernachten wir natürlich erneut direkt an einem Fjord und geniessen den Sonnenschein bis nach Mitternacht.


Storfjord – Tromsø N, 103 Km

2018-07-06 to 2018-07-07

Kurze Fahrt heute und schon sind wir in Tromsø, der Stadt mit dem Beinamen „Pforte zum Eismeer“. Von hier starteten Polar-Forscher wie Amundsen oder Nansen ihre Expeditionen zum Eismeer und zur Arktis. Wegen dichter Bewölkung mit vereinzeltem Regen können wir uns in den zwei Tagen in Ruhe den Sehenswürdigkeiten der Stadt widmen. Eine davon ist die Eismeerkathedrale, nördlichste Kathedrale der Welt. Sehr besuchenswert ist das Polarmuseum mit vielen Exponaten und Erläuterungen zu den Polarexpeditionen der Norweger. Dann ist die Zeit gekommen, uns mit der Kultur der Biere zu beschäftigen. Der Besuch der Ølhallen (zu Deutsch Bierhalle) ist sozusagen ein Muss. Die urige Kneipe der Mack-Brauerei bietet rekordverdächtige 67 verschiedene Biere frisch vom Zapfhahn. Bier heisst auf Norwegisch Øl. Ob der Ursprung der deutschen Redewendung „die Kehle ölen“ wohl in den skandinavischen Ländern liegt?


Tromsø – Gratangsbotn N, 209 Km

2018-07-08

Wir verabschieden uns von Tromsø und fahren durch das Tal Lavangsdalen und den Fjorden Ramfjorden und Balsfjorden zurück auf die E06. Einmal mehr lassen wir uns faszinieren von den Fjorden, felsigen Küsten und Bergen. In Gratangsbotn schauen wir uns noch das kleine Museum mit antiken Fischerbooten an.


Gratangsbotn – Harstad N, 102 Km

2018-07-09

Den Astafjorden entlang geht unsere Reise durch nette Fischerdörfchen weiter nach Harstad. Die anziehende Hafenstadt auf der Insel Hinnøya ist auch Anlegestelle der Schiffe der Hurtigruten. Harstad ist das Zentrum der Erdöl- und Erdgasförderung in Nordnorwegen. Sehenswert ist die Trondenes Kirche, nördlichste mittelalterliche Steinkirche aus dem Jahre 1434.


Harstad – Sortland N, 91 Km

2018-07-10

Mit kleinen Tagesetappen cruisen wir weiter durch die mitreissende Fjord- und Insellandschaft. Viele der Inseln sind durch Brücken oder Tunnels verbunden. Zwischen Refsnes und Flesnes benutzen wir erstmals in Norwegen eine Fähre, welche uns in 20 Minuten ans gegenüberliegende Ufer bringt. Die 10‘400 Einwohner des Tagesziels Sortland leben hauptsächlich von Fischfang und der Weiterverarbeitung der Fische.


Sortland – Bleik N, 104 Km

2018-07-11

Bevor es auf die Lofoten geht machen wir noch einen Abstecher nordwärts auf die Inselgruppe der Vesterålen bis zur Insel Andoya, bekannt für traumhafte, fast karibisch weisse Sandstrände. Die Reise der zerklüfteten Küste entlang ist eine Panorama-Fahrt, bis uns im Norden Nebel und Wolken die Freude trüben.


Bleik – Maurnes N, 103 Km

2018-07-12

Vom Stellplatz in Bleik fahren wir noch ein paar Kilometer nach Andenes ans Nordende der Insel Andoya. Andenes ist bei Touristen beliebt wegen den Walsafaris und Hochseeangeltouren. Von dort führt unser Weg wieder südwärts auf der Ostseite der Insel zurück bis Maurnes am Sortlandsundet.


Maurnes – Stokmarknes N, 41 Km

2018-07-13

Nicht mal eine Fahrstunde und wir stoppen zum Besuch des interessanten Hurtigruten-Museums. Seit 1893 verkehren die Hurtigrutenschiffe als reine Frachtschiffe und versorgten die Küstenregionen mit Fracht und Post. Mittlerweile sind moderne Kombischiffe im Einsatz, welche auch Passagiere zu den 36 Küstenstädten bringen. Für die rund 2000 Kilometer von Bergen bis Kirkenes benötigen die Schiffe 11 Tage. Nun kann uns nichts mehr zurückhalten, wenigstens für einen kurzen Trip ein Hurtigruten-Schiff zu besteigen. Um 15 Uhr geht es los und um 18.30 Uhr sind wir gerade rechtzeitig zum Nachtessen in Svolvær, der Hauptstadt der Lofoten. Der Höhepunkt war unterwegs die Einfahrt in den Trollfjord, welcher an der engsten Stelle nur 70 Meter breit ist. Um 22 Uhr legt das Schiff wieder ab und um 01.30 Uhr sind wir zurück in Stokmarknes. 200 Meter von der Anlegestelle steht unser Camper beim Museum, wo wir nach einem Schlummertrunk unter die Bettdecke kriechen können. Wie auch an den anderen Abenden sind wir trotz dem langen Tag nicht richtig müde, weil die Sonne um diese Jahreszeit nicht untergeht. 


Stokmarknes – Lyngvær N, 86 Km

2018-07-14 to 2018-07-15

In Melbu bringt uns die Autofähre in 25 Minuten nach Fiskebøl. Damit haben wir Vesterålen verlassen und sind nun auf den Lofoten. In den malerischen Fischerorten Kabelvåg und Henningsvær lassen wir uns zwangsläufig zu einem ausgedehnten Spaziergang verleiten. Leider ist das Wetter nicht mehr wechselhaft wie in den letzten Tagen. Nun verdecken Wolken und dicker Nebel permanent die Sicht auf die umliegenden markanten Berge. In Lyngvær sitzen wir noch einen regnerischen und nebligen Tag aus im Camper. Für Abwechslung sorgt einzig das hochklassige Finalspiel der Fussball-WM, welches unsere westlichen Nachbarn verdient gewinnen.


Lyngvær – Eggum N, 72 Km

2018-07-16

Wir haben genug von Regen und Nebel und treten die Flucht an westwärts zur Nordküste der Insel Vestvågøy. Diese ist die zweitgrösste von den 80 Inseln der Lofoten. Die meisten dieser Inseln sind durch Brücken oder Tunnels an den engeren Stellen miteinander verbunden. Und wenn nicht, dann bringen Fähren meist mehrmals täglich Passagiere und Fahrzeuge ans andere Ufer. Schon bald zeigt sich, dass wir uns heute Morgen richtig entschieden haben. Strahlender Sonnenschein und nur noch einige Schafswölkchen begrüssen uns in Eggum. Bis spät in die Abendstunden können wir wieder einmal draussen sitzen. Wegen dem umwerfend schönen Rundumpanorama wird Eggum absolut zu Recht als einer der schönsten Plätze im Norden Skandinaviens gerühmt. Wie gut, dass wir schon um die Mittagszeit hier angekommen sind. Es reicht gerade noch für einen der letzten freien Plätze und von da an verstopfen fortlaufend bis spät in die Abendstunden Camper das schmale Strässchen und müssen letztlich frustriert wieder weiterziehen.


Eggum – Ramberg N, 88 Km

2018-07-17

Heute sind wir nur wenige Kilometer gefahren und trotzdem haben wir viel gesehen. Als erstes kurz nach Wegfahrt in Borge das Vikingmuseum. Bei einer Ausgrabungsstätte kann der Besucher lehrreich ins Leben der Wikinger eintauchen. Weiter ging es entlang prächtigen Fjorden und farbenfrohen Fischerdörfern. Unsere besondere Aufmerksamkeit verdiente das grandiose Nusfjord, eines der ältesten und besterhaltenen Fischerdörfer im Norden. Das in einem kleinen, von Felsen geschützten Naturhafen eingebettete Dorf ist aufgeführt auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste. In den liebevoll restaurierten Holzbauten wird das frühere Arbeiten und Leben der Fischer anschaulich demonstriert. In Ramberg finden wir erneut einen Stellplatz mit überwältigender Umgebung. Die letzte Nacht auf den Lofoten haben wir auch noch das Glück, dank klarer Sicht die Mitternachtssonne zu erleben.


Ramberg – Bodo N, 56 Km

2018-07-18 to 2018-07-19

Wir kosten die Lofoten aus bis zum westlichen Ende mit dem kürzest möglichen Namen für eine Ortschaft, nämlich „Å“. Ganztags haben wir traumhaftes Wetter und eine ebenso traumhafte wundervolle Landschaft. Wir geniessen die Fahrt in vollen Zügen bis zum Fährhafen in Moskenes, wo uns die Fähre in 3½ Stunden nach Bodo bringen sollte. Dort erfahren wir, dass die 16-Uhr-Fähre wegen technischem Defekt ausfällt. Wir holen Tisch und Stühle raus auf den Pier und überbrücken die Zeit bis zum nächsten Fährschiff um 21 Uhr, wie es sich für Eidgenossen gehört mit einem bodenständigen Jass. Leider sind mit der Ankunft des Schiffes in Moskenes auch dicke Wolken aufgezogen. Von den markanten Felseninseln unterwegs bekommen wir deshalb nur knapp die Umrisse zu sehen. Nach Mitternacht kommen wir in Bodo an und legen uns gleich im nächstgelegenen Camping nach einem Schlummertrunk in die Federn. Am nächsten Morgen haben sich die Wolken noch nicht verzogen. Wir nutzen den Regentag zu einem 3-stündigen Besuch des sehr interessanten Norwegischen Luftfahrtmuseums.


Bodo - Tjongsfjorden N, 192 Km

2018-07-20

Aufgeweckt von Sonnenschein und einem strahlend blauem Himmel setzen wir uns zügig in Bewegung. Man weiss hier am Meer ja nie, wie lange dies anhält, bis die nächsten Wolken ankommen. Erster Halt bereits nach einer halben Stunde beim Saltstraumen. Alle 6 Stunden drängen hier 400 Millionen Kubikmeter Wasser in diese Meerenge. Die dadurch entstehenden Wirbel bewirken ein wahres Naturschauspiel. Dann geht weiter einmal mehr durch aufwühlende Landschaftsformen bis zum Svartisengletscher. Dieser ist 370 Quadratkilometer gross und verfügt über 60 Gletscherzungen. An seiner dicksten Stelle soll er unglaubliche 600 Meter dick sein. Dann noch eine 15-minutige Fährfahrt und wir sind in Tjongsfjorden, wo wir auf einem Stellplatz mit einem sagenhaften Rundumpanorama übernachten.


Tjongsfjorden - Møsjoen N, 202 Km

2018-07-21

Schon kurz nach der Wegfahrt in Tjongsfjorden benutzen wir auch heute eine Fähre, welche uns in einer Stunde von Jektvik nach Kilboghamn befördert. Unterwegs unterschreiten wir den Polarkreis und damit ist Schluss für dieses Jahr mit Mitternachtssonne. Weiter führt unser Trip an Fjords mit erneut imposanten Gebirgen vorbei zur Industriestadt Mo I Rana. Im Quartier Moholmen vertreten wir uns etwas die Füsse und beäugen die zahlreichen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Kurz darauf sind wir bereits in Møsjoen und platzieren uns nahe der Altstadt. Deren Herz schlägt entlang des nostalgischen Strassenzuges Siøgata mit rund hundert alten Holzhäusern am Fjordufer aus dem 18. Jahrhundert.


Møsjoen – Valøy N, 273 Km

2018-07-22

Wir fahren einfach mal drauflos und in Valøy angekommen haben wir Kilometer auf dem Zähler wie schon lange nicht mehr. Durchs Landesinnere erfreuen uns statt Fjords zur Abwechslung malerische Flüsse, Wasserfälle und Seen, meist dem Fluss Namsen entlang. Die hübsche Landschaft unterwegs erinnert uns fortlaufend an British Columbia.


Valøy – Trondheim N, 162 Km

2018-07-23

Trübes Wetter und Fotos in schwarz/weiss bis wir in Trondheim sind. Dort wird es im Laufe des Nachmittags immer besser und wir können wieder einmal die Fahrräder besteigen und in die Innenstadt radeln. Trondheim ist von Kriegszerstörungen verschont geblieben und verfügt daher über viele sehenswerte alte Bauwerke. Eines davon ist der Nidarosdom, dessen älteste Teile aus dem 12. Jahrhundert stammen. Die Hauptfassade ist kunstvoll gestaltet mit prachtvoll gehauenen Statuen mit biblischen Motiven. Bei der alten Stadtbrücke „Gamle Bybro“ entzücken uns die fotogenen Speicherhäusern entlang des Flusses Nidelva. Diese alten Holzhäuser stehen teilweise seit dem 18. Jahrhundert auf ihren Pfählen im Wasser.


Trondheim – Kristiansund N, 206 Km

2018-07-24 to 2018-07-25

Der stahlblaue Himmel verführt uns nochmals zu einer Radtour ins Zentrum von Trondheim. Als Folge des morgendlichen Sonnenstandes können wir einige der gestern geschossenen Bilder gleich wieder löschen, insbesonders diejenigen von den malerischen Speicherhäusern am Fluss. Wie so oft schlägt das Wetter kurz nach Wegfahrt in Richtung Kristiansund wieder um und wir quälen uns durch milchsuppenähnliche Gegenden. Erst in Kristiansund hellt es leicht auf und wir können die reizende Hafenstadt am nächsten Tag mit dem Drahtesel erkunden.


Kristiansund – Molde N, 148 Km

2018-07-26

Unsere Wege mit Rita und Jean-Paul haben sich heute getrennt. Sie wollen schneller als wir an die Ostsee nach Dänemark oder Deutschland kommen und wir möchten noch etwas ausgiebiger Norwegen bereisen. Speziell die gemütlichen Grill- und Jassabende mit ihnen werden wir vermissen. Wir befahren heute die erst 1989 eröffnete Atlantikstrasse (Atlanterhavsveien), welche 2005 zum „norwegischen  Bauwerk des Jahrhunderts“ gekürt worden ist. Oft wird diese Strecke auch als schönste Autoreise der Welt bezeichnet. Und wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir diese Route bei stahlblauem Himmel befahren dürfen. Das Tagesziel Molde wird wegen dem milden Klima als Stadt der Rosen bezeichnet. Verantwortlich dafür ist ein Ausläufer des Golfstroms, weswegen neben Rosen auch noch diverse andere Pflanzen hier wachsen, obwohl ihre Wachstumsgrenze südlicher enden würde.


Molde – Ålesund N, 121 Km

2018-07-27 to 2018-07-28

Das Inselhüpfen geht weiter über unzählige Brücken und durch Tunnels und heute sogar zweimal auf eine Fähre. In Ålesund warten wir auf dem Stellplatz im Zentrum zuerst auf einen freiwerdenden Platz. Dutzende nach uns müssen wieder wenden und anderswo ihr Glück suchen. Das faszinierende an Ålesund ist nicht nur ihre idyllische Lage auf den drei Inseln Heissa, Nørvøya und Aspøya umgeben von Fjorden, sondern vielmehr das spezielle Stadtbild. Bei einem Grossbrand im Jahre 1904 wurden 850 Holzhäuser komplett zerstört und 10‘000 Menschen obdachlos. Der Wiederaufbau der ehemaligen Altstadt in den folgenden Jahren erfolgte zum Grossteil im damals zeitgemässen Jugendstil. Heute begeistern die Besucher die farbenfrohen Häuser mit kleinen Erkern und Türmen sowie Fenster in Rundbögen und kunstvollen Ornamenten.


Ålesund – Isfjorden N, 146 Km

2018-07-29

Im Laufe des Nachmittags sind wir bereits in Isfjorden. Wir misstrauen den Wolken und verschieben die spektakuläre Fahrt über den Trollstigen auf Morgen. Auf das Wort „Troll“ stösst man in geographischen Bezeichnungen oder man sieht diese Zwergen ähnlichen Figuren mit der überdimensionierten Nase in Vorgärten oder bei Souvenirshops. Der Troll ist ein Kobolt der nordischen Mythologie und kommt auch oft in Märchen vor.


Isfjorden – Trollstigen - Valldal N, 85 Km

2018-07-30

Wie gut, dass wir in Isfjorden wetterbedingt mit der Weiterfahrt zugewartet haben. Das wildromantische Isterdalen ist durch den berühmten Trollstigen und den anschliessenden Trollstigveien bekannt geworden. Die Strasse windet sich bei einer Steigung 12 Prozent durch 11 enge Haarnadelkurven von 0 auf 852 Meter. Das Kreuzen von breiteren Fahrzeugen ist oft nur bei den Ausweichbuchten möglich. Bei uns kommen Erinnerungen auf an frühere Zeiten, als die Strassen vieler Alpenpässe noch ebenso schmal waren. Und wie damals kommen unerfahrene Lenker ins Schwitzen, bleiben stehen und blockieren die Strasse, obwohl sie auf der rechten Seite noch einen halben Meter Platz hätten. Ein unvergesslicher Genuss für uns ist die Fahrt wegen der atemberaubenden Gebirgslandschaft bis zum Übernachtungsplatz in Valldal am Norddalsfjord trotzdem.


Valldal – Geiranger N, 32 Km

2018-07-31

Mit der Fähre über den Norddalsfjord und dann noch über einen Pass und schon sehen wir von weit oben den Geirangerfjord mit zwei Kreuzfahrtschiffen in der Bucht. In den Sommermonaten  überschreitet die Zahl der Touristen die Einwohnerzahl von Geiranger locker. Am frühen Abend legen die schwimmenden Hotels ab, der Spuk ist vorbei und Ruhe kehrt ein im Dorf. Wegen dem düsteren Wetter verschieben wir die geplante Schifffahrt auf dem Fjord auf Morgen.


Geiranger N

2018-08-01

Beim Fjord-Ausflugsschiff steht bereits eine Horde Kreuzfahrer zum Einstieg bereit. Egal, die Fähre nach Hellesylt fährt eine längere Strecke und ist erst noch günstiger. Die Freude trüben einzig die an Bord fahrenden Reisebusse mit Japanern. Das Gerangel auf dem überfüllten Sonnendeck um noch freie Stühle überstehen wir schadlos. Wir wollen aber nicht in das Gejammer anderer Reisenden einstimmen. Auch wir sind letztlich ein Teil dieses Massentourismus, welcher die Hotspots schonungslos überrollt. Auf der Rückfahrt sind die Schlitzaugen weg und wir können unbehindert die Fjordufer mit den hohen, steilen Felswänden und den Wasserfällen bestaunen.


Geirangen – Loen N, 116 Km

2018-08-02

Aus dem Geirangerfjord geht es wieder steil den Berg hoch mit vielen Haarnadelkurven. Bei einem kurzen Halt an der Djupvasshytta kommen wir mit Aargauern ins Gespräch. Und plötzlich stoppen unsere Panamericanafreunde Hans und Doris neben uns. Bei ihrer letzten Positionsmeldung vom Vortag waren sie noch am Atlanterhavsvegen und nun bereits hier und sehen uns fast zufällig bei der Vorbeifahrt. Gemeinsam befahren wir dann die „Gamle Strynefjellsvegen“, eine Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellte Strasse durchs Gebirge. Gebaut für Pferd und Kutsche ist sie noch heute sehr eng und etwa 20 Kilometer sind nicht asphaltiert. Für das nur unwesentlich schnellere Vorwärtskommen wie die Reisenden anno dazumal werden wir durch die Schönheit dieser wilden und fast unberührten Landschaft mehrfach entschädigt. Abends wird es in Loen spät, bis wir mit Hans und Doris all unsere Reiseerlebnisse ausgetauscht haben.


Loen - Førde N, 110 Km

2018-08-03

Wir müssen uns leider schon wieder von Hans und Doris verabschieden, weil sie wegen einem wichtigen Termin in Köln grössere Tagesetappen zurücklegen müssen. Auch wir fahren ein Stück weiter, aber nach 2 Stunden reicht es uns. Dauerregen und manchmal sogar wie aus Kübeln veranlassen mich, rechts ranzufahren und zu warten bis der Wasserhahn zugedreht wird. Und die grau-in-grau-Bilder von unterwegs konnte ich auch gleich in den Kübel verschieben.


Førde – Djuvik N, 126 Km

2018-08-04

Der Himmel ist weiterhin sehr trüb, aber nette Orte an der Route verlocken uns dazu, sich dieses oder jenes anzuschauen. So wie das Kviknes Hotel, der grösste Holzbau in Norwegen. Oder die von einer englischen Lady gesponserte St. Olav Church in Balestrand. Kurioserweise untersteht sie dem Erzbischof von Gibraltar und in der Sommersaison werden von englischen Priestern anglikanische Messen gehalten.


Djuvik – Norheimsund N, 155 Km

2018-08-05

So wie die Witterung ist auch die heutige Fahrt, nämlich sehr vielfältig. Gleich zwei Sehenswürdigkeiten bieten sich in Vik an. Die Kirche Hopperstad wurde um das Jahr 1130 errichtet und ist somit eine der ältesten der 30 noch existierenden authentischen Stabkirchen. Kaum einen Kilometer weiter nochmals ein denkmalgeschützter Sakralbau. Die um 1170 erbaute Kirche von Hove ist das älteste Steingebäude der Provinz Fylke. Einmal mehr verzichten wir auf das Innere der beiden Kirchen. Fast überall werden Eintrittsgebühren von 50 – 100 Kronen (5 – 10 Euro pro Person) erhoben, was uns die 5-minutige Kulturbefriedigung nicht wert ist. Den Rest der Strecke durch Stølsheimen fesseln uns die herrlichen Alpweiden und Sennerhütten, Wasserfälle und Wintersportorte.


Norheimsund – Bergen N, 73 Km

2018-08-06

Als erstes machen wir vom Stellplatz aus einen Morgenspaziergang zum Steinsdalfossen. Das Besondere an diesem Wasserfall ist, dass der Wanderweg hinter den herunterstürzenden Wassermassen durchführt. Der Rest der Etappe ist schnell erzählt. Die Strecke ist sehr bergig und wir fahren ohne Übertreibung durch etwa 20 Tunnels. Und zwischen diesen Röhren ist es leider ebenso trüb und grau. Über den Westen Skandinaviens hält sich seit Tagen hartnäckig ein Tief. Und der Rest Europas leidet unter einer Bruthitze und Dürre. Wünschbar für alle wäre irgendetwas dazwischen.


Bergen N

2018-08-07 to 2018-08-08

Die lebhafte Hansestadt Bergen ist mit 280‘000 Einwohnern die zweitgrösste Stadt Norwegens. Mit 248 Regentagen (Stand 2005) ist sie die niederschlagsreichste Grossstadt Europas. Der Beliebtheit bei den Norwegenbesuchern tut dies jedoch keinen Abbruch. Täglich liegen in der Hochsaison gleich mehrere grosse Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Durch die Grösse der Stadt und den vielen Exkursionsmöglichkeiten tummeln sich immerhin nicht Tausende auf der Fläche von zwei Fussballfeldern wie in kleinen Hafenstädten. Um uns einen Überblick zu verschaffen entern wir zuerst den Hop-On-Hop-Off-Bus. Weil die Sonne gerade so schön scheint, steigen wir bei der Station der Garaventa-Standseilbahn aus und lassen uns auf den Hausberg Floyen hochfahren. Der Blick aus der Vogelperspektive auf das Fjord und die Stadt ist grandios. Den Rest des Nachmittags spazieren wir durch die herrliche Altstadt Bryggen. Die farbenprächtigen und leicht schiefen Lagerhäuser am Hafen wurden ursprünglich im 14. Jahrhundert von deutschen Kaufleuten errichtet. Begünstigt durch die norwegische Holzbauweise wurde das Hafenviertel mehrmals durch Brände komplett zerstört. Jedes Mal wurde Bryggen nach den originalen Plänen wieder aufgebaut und 1979 als Beispiel hanseatischer Baukunst in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Beim Schlendern durch den Fischmarkt können wir den dargebotenen Köstlichkeiten natürlich nicht widerstehen und setzen uns deshalb zum Nachtessen. Am zweiten Tag machen wir uns etwas früher als sonst auf den Weg ins Zentrum, weil das Hop-On-Ticket noch für eine beschränkte Zeit gültig ist. Nach der Bustour spazieren wir nochmals durch die engen Gassen von Bryggen bis uns der Wettergott zwingt, zu einem Bier einzukehren.


Bergen – Ølen N, 197 Km und Ølen – Stavanger N, 103 Km

2018-08-09 to 2018-08-10

Die Erlebnisse dieser zwei Fahrtage ist schnell erzählt. Es regnet konstant und wir schauen besorgt den Wetterbericht an. Dieser ist sehr ernüchternd, weil es die nächsten 7 Tage auf unserer geplanten Route bis Oslo 24 Stunden täglich regnen soll. Wir überlegen uns ernsthaft, auf dem kürzest möglichen Weg nach Dänemark zu flüchten. Letztlich entscheiden wir uns, mal bis Stavanger zu fahren und dort eine Entscheidung zu treffen.


Stavanger N

2018-08-11

Wir trauen nach dem Aufwachen unseren Augen nicht, weil die Sonne scheint. Den Wetterfröschen verzeihen wir gerne ihre gestrige Fehlprognose und machen nach dem Frühstück die Fahrräder startklar. Die Hafenstadt Stavanger hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Herstellung von Ölsardinen spezialisiert. Somit ist klar, weshalb der Dosenöffner das Wahrzeichen dieser Stadt ist. Stavanger ist ein schöner und gepflegter Ort mit netten alten Holzbauten am Hafenbecken Vägen. Sehr gut gefallen hat uns auch die Altstadt „Gamle Stavanger“ aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit 173 idyllischen, weissen Holzhäusern. 


Stavanger - Egersund N, 104 Km

2018-08-12

Die Strecke führt heute durch die landschaftlich reizvolle Region Jæren. Sie präsentiert sich in einem für Norwegen untypischen Landschaftsbild. Gleich nach Stavanger ist es teils eben oder dann flachwellig, aber alles unterhalb von 100 M.ü.M. Die Strasse säumen schöne Bauernhöfe, weidende Kühe und Schafe. Schaut man sich die kleinen Felder mit den Steinhecken an entsteht der Eindruck, in Südengland zu sein. Bevor wir zu einem ruhigen Stellplatz an einer einsamen Bucht fahren machen wir noch einen Streifzug durch Egelsund. Das Städtchen mit kleinem Hafen macht einen etwas verschlafenen Eindruck, imponiert uns aber mit gut erhaltenen historischen Holzbauwerken.


Egersund – Flekkefjord N, 81 Km

2018-08-13

Weit kommen wir heute nicht, da uns das malerische Städtchen Flekkefjord zurückhält. Besonders sehenswert ist Hollenderbyen, ein holländisches Stadtviertel mit reizvollen Holzhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Es erinnert an die Zeit, als von hier Holz nach Holland verschifft wurde.


Flekkefjord – Kristiansand N, 173 Km

2018-08-14

Wir erreichen Kap Lindesnes, den südlichsten Punkt des norwegischen Festlands. An der kahlen, felsigen Küste steht der älteste Leuchtturm von 1655. Auf Nebenstrassen durch kleine Küstenorte fahren wir nun ostwärts bis zur Hafenstadt Kristiansand, der fünftgrössten Stadt Norwegens. Dort irren wir auf dem Weg zum Stellplatz durchs Quartier, weil uns das Navi immer in die gleiche Sackgasse leiten will und dann auf der Suche nach einer anderen Zufahrt in einen Radweg. Letztlich schaffen wir es auf eigene Faust, das Viertel zu umfahren und den Stellplatz von der anderen Seite her kommend zu finden.


Kristiansand – Risør - Larvik - Oslo, 464 Km

2018-08-15 to 2018-08-17

In drei Etappen verschieben wir uns gemächlich nach Oslo, wo wir uns erstmals nach fast 3 Monaten im Stop-and-Go durch Grossstadtverkehr bis zum Campingplatz quälen müssen. Nirgends unterwegs wollten wir in den vergangenen 3 Tagen weiter verweilen. Einerseits wegen dem unbeständigen Wetter. Und andererseits, weil die Ortschaften bei uns allmählich einen „déjà vu“-Effekt auslöst haben. Holzhäuser im mehr oder weniger gleichen Baustil und oft ein Quartier ganz in Weiss. Alles sehr gepflegt und nett anzuschauen, aber irgendwann nur noch eine Wiederholung von bereits Gesehenem.


Oslo N

2018-08-18 to 2018-08-19

Die Regengüsse zwingen uns dazu, wieder einmal einen Tag zu Hause auszusitzen und auf Besserung zu warten. Wie die Bilder zeigen, kommt am nächsten Tag der erhoffte Sonnenschein. Mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus verschaffen wir uns als erstes einen Überblick von Oslo. Auf der Museumsinsel Bygdøy besuchen wir das Wikingerschiff-Museum, in welchem drei restaurierte Schiffe aus dem 9. Jahrhundert zu bestaunen sind. Dann folgt ein langer Spaziergang durch das sehr sehenswerte Museumsdorf „Norsk Folkemuseum“ mit 150 historischen Gebäuden aus allen Landesteilen. Den Tag lassen wir am lebhaften Hafenbecken ausklingen, wo Betrieb herrscht wie bei einem Volksfest.


Oslo N

2018-08-20

Mit Bus und U-Bahn fahren wir zuerst zum Holmenkollen mit der berühmten Skischanze und dem erstklassigen Skimuseum. Leider wird das an sich herrliche Panorama über die Stadt und den Fjord durch dichte Wolken getrübt. Zurück beim Hafen fahren mit der Fähre nochmals zur Museumsinsel Bygdøy. Im Kon-Tiki-Museum sind nebst viel Wissenswertem zu Thor Heyerdahls waghalsigen Fahrten seine originalen Abenteuerschiffe ausgestellt. Gleich daneben lockt auch das Fram-Museum, in welchem die Polarschiffe von Friedtjof Nansen zu bestaunen sind. Damit endet unser Oslo-Programm, obwohl die Stadt noch weitere beachtenswerte Museen beherbergen würde. Trotz dem vielfältigen kulturellen Angebot hat sich der bereits bei der ersten Busfahrt entstandene zwiespältige Eindruck nicht verflüchtigt. Oslo ist wegen der starken Zuwanderung in den letzten Jahrzehnten zu einer Boomtown geworden. Inzwischen lebt jeder dritte Einwohner Norwegens im Ballungsraum Oslo. Zu grossen Teilen dominieren hypermoderne Bauten von Stararchitekten das Stadtbild. Uns fehlen geschichtsträchtige Bauten oder Stadtteile, welche bei uns schon beim ersten Anblick einen Wow-Effekt auslösen würden. Damit rangiert Oslo bei uns im hinteren Drittel der europäischen Hauptstädte bezüglich Attraktivität und Anziehungskraft.


Oslo – Frederikstad N, 93 Km

2018-08-21

Unsere letzte Station in Norwegen ist die gut erhaltene Festungsstadt Frederikstad, welche im 17. Jahrhundert die wichtigste Festung des Landes war. Die Stadt ist zweigeteilt in einen alten und einen neuen Teil durch die Glomma, dem mächtigen und längsten Fluss Norwegens. Mit der kostenlosen Fähre setzen wir, da alles sehr weitläufig ist, mit den Fahrrädern über den Fluss. Allerdings wird uns der Spass durch die alten Gassen etwas vermiest, weil das jahrhundertealte Kopfsteinpflaster unseren Allerwertesten malträtiert. Zurück auf der anderen Flussseite erkunden wir auch die Neustadt und genehmigen uns an der reizenden Uferpromenade ein letztes Feierabendbier in Norwegen. In nächster Zeit wird uns dieses noch besser munden, weil wir, ob kleine Flasche oder vom Zapfhahn, nicht mehr 8 – 10 Euro aufwerfen müssen.


Frederikstad N – Marstrands S - Göteborg S, 265 Km

2018-08-22 to 2018-08-23

Auf dem Weg nach Göteborg legen wir noch einen Stopp ein in Marstrands. Das kleine Eiland gilt als lebendigste Insel Schwedens. Es ist das Segler-Mekka mit den meisten Gastliegeplätzen des Landes in seinem Yachthafen. Wahrzeichen der Insel ist die Festung Carlsten, welche lange Zeit als Gefängnis diente. Jeder fünfte Insasse soll seinen Aufenthalt nicht überlebt haben. Am nächsten Tag geht es als erstes zu Iveco Göteborg. Erst vor kurzem hatten wir bemerkt, dass der rechte Vorderreifen auf einer Seite bald kein Profil mehr hat. Wir vermuten, dass dies Nachwehen von den russischen Schlaglöchern sein könnten. Unerklärlicherweise ist Iveco nicht in der Lage, die Spur neu einzustellen. Sie geben uns die Adresse eines Reifenhändlers, aber dieser hat für unseren Carthago nur Reifen mit Spikes an Lager. So sehr wie wir uns auch wohl fühlen in Schweden, bleiben bis der Schnee kommt wollen wir nun doch nicht. Weitervermittelt zum nächsten Reifenheini scheint man uns helfen zu können. Sie können die Spur einstellen und haben erst noch den passenden Reifen an Lager. Morgen um 14.00 Uhr hat man Zeit für uns.


Göteborg S – Frederikshavn DK, 22 Km

2018-08-24

Ernüchterung kurz nach Ankunft beim Reifenservice. Sie haben mich gestern nicht nach dem Gewicht unseres Womos gefragt und wie ich dieses beiläufig erwähne, entsteht bei den Jungs Nervosität. Als dann auch noch der Chef eintrifft ist schnell klar, dass das Risiko zu gross ist und wir eine LKW-Werkstatt aufsuchen müssen. Drinnen im Womo beraten wir uns, was wir nun unternehmen wollen. Wie bereits gestern Nacht regnet es auch jetzt wieder wie aus Kübeln. Wir schauen die Wetterprognose und auch den Fährplan an. Mit einer gewissen Verleiderlaune fahren wir kurzentschlossen zum Fährhafen. Es reicht uns gerade noch auf die 16.00 Uhr Fähre nach Frederikshavn in Dänemark. Noch im Hafen lichtet sich im Widerspruch zur Prognose die Wolkendecke. Es ist zu spät für eine Umkehr, da wir bereits unterwegs in den Bauch des riesigen Schiffes sind. Vom Sonnendeck, heute eher Regendeck, ergibt sich ein schöner Ausblick aus der 9. Etage auf Göteborg. 


Frederikshavn – Aalborg DK, 70 Km

2018-08-25 to 2018-08-26

Gestern Abend nach 3½ Stunden Fahrt mit der Fähre sind wir im nördlichen Jütland angekommen. Nach dem Frühstück haben wir mit dem Rad das Wesentliche der kleinen Hafenstadt Frederikshavn bereits gesehen. Wir fahren daher ein kleines Stück weiter nach Aalborg, wo wir dann für 2 Nächte bleiben. Auf Anhieb gefällt uns die weitläufige Altstadt mit einigen schmucken Gebäuden aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Auch das Wetter macht uns zumindest für den Moment Freude, womit sich unserer schneller Abschied von Schweden gelohnt hätte.


Aalborg – Ringkøbing DK, 223 Km

2018-08-27

Wie oft in der letzten Zeit ist auch heute der Scheibenwischer wieder sehr oft im Einsatz. Mit einem kleinen Fährschiff überqueren wir den Thyborøn-Kanal. Angekommen in Ringkøbing scheint zum Glück die Sonne. Wäre auch jammerschade gewesen, weil sonst die Meisterwerke der Künstler aus aller Welt des Sandskulpturenfestivals nicht die verdiente Beachtung gefunden hätten.


Ringkøbing - Rømø DK, 172 Km

2018-08-28 to 2018-08-29

Meist der Küste entlang fahren wir ein grosses Stück weiter bis zur südlichsten dänischen Wattenmeerinsel. Rømø liegt nur drei Kilometer nördlich vom berühmten Sylt. Mit seinem kilometerbreiten befahrbaren Sandstrand ist sie eine beliebte Feriendestination. Für Ruhesuchende bietet sie einen angenehmen Kontrast zum mondänen Treiben auf der Nachbarinsel Sylt. Mit dem Fahrrad haben wir in Kürze die nur 16,8 km lange und 5,7 km breite Insel ausgekundschaftet. Vorherrschend sind abseits den Touristenstränden die Heidelandschaften und die landestypischen lauschigen Häuser mit den Reetdächern (Schilfrohr). Wir platzieren uns an einem idyllischen Weiher und gönnen uns eine erholsame Auszeit.


Layout Getjealous

2018-08-30

Wie ich gestern unsere Homepage aufgerufen hatte meinte ich zu träumen. Seit 9 Jahren publiziere ich meine Reiseberichte und Fotos bei „Getjealous“ und so gut wie nichts hat sich seither geändert. Das Layout war inzwischen derart verstaubt dass ich annehmen musste, die Betreiber dieses Reiseportals hätten das Interesse daran verloren. Deswegen hatte ich mir schon Sorgen gemacht, wie ich die inzwischen 1‘600 Berichte und fast 10‘000 Fotos mit verkraftbarem Aufwand in ein anderes Portal transferieren könnte. Und nun diese Überraschung. Ganz besonders gefällt mir, dass die Fotos einiges besser zur Geltung kommen als bisher. Zudem lassen sie sich mit einem Klick massiv vergrössern und erst noch mit besserer Auflösung. Doch wie bei jedem Update zeigen sich nebst klaren Verbesserungen auf den ersten Blick auch liebgewonnene Funktionalitäten, welche nicht mehr verfügbar oder verschlimmbessert wurden. Zum Beispiel ist das Auffinden älterer Berichte nur noch mit mühsamem Scrollen oder dem Suchen mit Stichworten möglich. Auch ist auf der Map die Nachverfolgung der Reiseroute nicht mehr möglich sowie das Klicken auf den dazugehörigen Bericht. Ich hoffe deshalb sehr, dass noch Nachbesserungen folgen werden.


Rømø DK – Sylt D, 48 Km

2018-08-31 to 2018-09-04

Nachdem wir nur noch wenige Kilometer von Sylt entfernt sind nutzen wir die Gelegenheit, auch noch der bei den Deutschen sehr beliebten Urlaubsinsel einen Besuch abzustatten. Innert 40 Minuten bringt uns die Autofähre von Rømø auf die Insel der High Society und Promis. Obwohl die Nachsaison bereits angebrochen ist, sind immer noch viele Sonnen- oder Vergnügungshungrige anwesend. Am besten sehen wir dies an beliebten Restaurants und Campingplätzen, welche gut belegt oder sogar ausgebucht sind. Nicht auszudenken, wie es hier wohl in der Ferienzeit aussieht, wenn man sich nicht schon im Voraus festgelegt und gebucht hat. Heute hat die Insel noch 17‘700 Einwohner, aber über 60‘000 Gästebetten. Viele Einheimische mussten umsiedeln wegen den für Deutschland rekordhohen Grundstückpreisen und Mieten. Deshalb pendeln täglich 4‘500 Personen vom Festland per Zug oder Fähre an ihre Arbeitsplätze. Als Anziehungspunkte können wir nur die klimatischen Verhältnisse, den breiten Sandstand, welcher sich auf 40 Kilometern über die gesamte Westküste erstreckt, sowie das Sehen und Gesehen werden ausmachen. Für uns bietet sich nicht viel auf Sylt, da uns Badeorte nach kurzer Zeit schon langweilen. Trotzdem bleiben wir dem schönen Wetter wegen 5 Tage, jedoch leicht enttäuscht, weil wir weder als schön noch als reich taxiert werden. Selber schuld. Der Beauty-Salon nutzt nichts mehr, aber wenn wir mit einem Ferrari vorgefahren wären, hätten sich die Poller in der Zufahrtsstrasse zum In-Lokal Sansibar auch für uns gesenkt.


Hörnum – Husum D, 152 Km

2018-09-05

Genug „Dolce far niente“, wir nehmen wieder Asphalt unter die Räder. Zurück geht es wieder auf dem gleichen Weg wie wir gekommen sind. Sylt ist nur durch einen Bahndamm mit dem Festland verbunden und der Autozug nimmt uns nicht mit, da unser Camper zu gross ist. Mit der Fähre müssen wir deshalb wieder zurück auf die dänische Insel Rømø und dann auf dem 9 Kilometer langen Damm aufs Festland. 60 Km später überqueren wir wieder die Grenze nach Deutschland und fahren zur kleinen Hafenstadt Husum. Hier staunen wir über den Tidenhub, weil bei unserer Ankunft die Schiffe im Hafen auf Grund liegen und 2 Stunden später wieder Wasser unter dem Kiel haben.


Husum – Oldendorf – Cuxhaven - Wilhelmshaven - Weener D, 477 Km

2018-09-06 to 2018-09-09

In Oldendorf nähe Hamburg sind wir bei Anke und Jürgen eingeladen, welche im Januar mit uns in der Südafrika-Reisegruppe unterwegs waren. Nach einem gemütlichen Abend mit dem Austausch unserer Reiseerlebnisse und den zukünftigen Zielen fahren wir weiter mit Stopps in den Nordsee-Häfen Cuxhaven, Wilhelmshaven und Weener. Richtig gefallen hat uns eigentlich nur das ostfriesische Weener mit dem bunten Hafen im Zentrum. Beeindruckt waren wir von den abertausenden von Windrädern entlang der sehr windigen Nordseeküste oder sogar draussen im Meer. In der eher eintönigen Landschaft sind sie optisch immerhin weniger störend wie auf den Bergkämmen in der Schweiz.


Weener D – Sneek NL, 185 Km

2018-09-10 to 2018-09-11

Wir fahren ein Stück weiter in die Niederlande nach Sneek, einem beliebten Ziel für Wassersportler. Vor vielen Jahren hatten wir hier im Urlaub ein Hausboot übernommen und die friesischen Kanäle unsicher gemacht. Wahrzeichen von Sneek ist das 1613 erbaute Wassertor, ein in seinem Stil einzigartiges Gebäude in den Niederlanden. Leider ist das Wetter sehr trüb, was den netten Ort farblos erscheinen lässt. Für das Nachtessen haben wir uns auf ein indonesisches Restaurant gefreut, und auch eines gefunden in Sneek. Wir haben uns schlecht informiert und stehen vor der verschlossenen Türe, weil heute Ruhetag ist. Gefrustet beschliessen wir kurzerhand, auch Morgen noch in Sneek zu bleiben. Im internationalen Vergleich spielt die holländische Küche nicht in der ersten Liga. Das schmackhafteste bieten nach unserem Dafürhalten die indonesischen Restaurants und dort die „indonesische Reistafel“, ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit. Dabei werden Schüsseln mit verschiedenen Sorten an Fleisch, Fisch und Gemüse aufgetragen und alles ist unterschiedlich zubereitet und gewürzt. Selbst Wikipedia würdigt ihr einen Artikel und bezeichnet sie als Kronjuwel der nationalen Küche.


Sneek – Alkmaar NL, 106 Km

2018-09-12 to 2018-09-13

Nach einem kleinen Umweg zur netten Kleinstadt Bolsward fahren wir über den zur Landgewinnung und als Sturmschutz 1931 vollendeten, 32 Kilometer langen Abschlussdeich (holländisch Afsluitdijk). Eigentlich ist es nicht ein Deich sondern ein Damm, welcher die Zuiderzee und das Binnengewässer Ijsselmeer trennt. Im Laufe des Nachmittags treffen wir in Alkmaar ein und radeln gleich ins Zentrum. Nach einem ersten Blick ist klar, dass wir unseren Aufenthalt um einen Tag verlängern müssen. Die reizende Altstadt entzückt uns mit ihrem Netzwerk aus alten Strässchen und den künstlich angelegten Wasserwegen, sogenannten Grachten. Der strahlend blaue Himmel am nächsten Tag macht uns das Bummeln und die obligate Grachtenfahrt noch attraktiver.


Alkmaar NL – Antwerpen B, 213 Km

2018-09-14

Bevor wir von Alkmaar wegfahren lassen wir die Gelegenheit nicht aus, den jeden Freitag stattfindenden Käsemarkt zu besuchen. Seit 1622 werden am Morgen die Laibe auf dem Marktplatz ausgebreitet und um 10.00 Uhr ertönt die Glocke als Startsignal. Nun laufen die Käseträger mit jeweils 8 Laiben à 13 Kilogramm auf hölzernen Tragbahren zur Waage. Der Käse wird ausgiebig geprüft, gewogen und dann machen die Käufer ihr Angebot. Ein schützenswertes Brauchtum, das als einzigem Ort in Holland nur noch hier in Alkmaar gepflegt wird und deswegen auch viele Touristen anlockt. Nach diesem tollen Auftakt des Tages fahren wir weiter nach Antwerpen in Belgien. Dort erwarten uns einige heikle verkehrstechnische Aufgaben. Kilometerlange Grossbaustelle. Einzige Brücke (oder Tunnel???) beschränkt auf 3,5 Tonnen. Keine Umleitung signalisiert. Hinweisschilder, wenn überhaupt, nur noch in Flämisch. GPS ist noch mehr überfordert wie wir. Leitet uns durch engste Wohnquartiere immer wieder zurück zur Baustelle. Die Anwohner gucken uns an, wie wenn wir von einem anderen Planeten kämen. Uns reicht es und wir wollen nur noch weg von Antwerpen zurück auf die Autobahn. Auch in diese Richtung keine Signalisation und die GPS-Susi hilft uns erneut nicht. Inzwischen hat Hedy im Internet einen zweiten Stellplatz gefunden. Nun will mich Susi durch ein weniger als 2 Meter breites Tor auf einen Spazierweg in einen grossen Stadtpark locken, wie wenn unser Navi im Fussgänger-Modus wäre. Erfreulicherweise finden wir auf der anderen Seite des Parks dann die richtige Zufahrt und können uns endlich den mehr als verdienten Feierabend-Apero eingiessen.


Antwerpen B

2018-09-15

Nachdem wir gestern doch noch einen Übernachtungsplatz gefunden haben, können wir uns heute den Sehenswürdigkeiten des Zentrums von Flandern widmen. Antwerpen ist eine der wenigen zentraleuropäischen Grossstädte mit einem weitgehend erhaltenen historischen Stadtkern. Aus der Blütezeit der Stadt (Spätmittelalter, Renaissance und Barock) sind noch viele sehenswerte Bauwerke vorhanden. Beispielsweise die Liebfrauenkathedrale aus dem 11. Jh., deren filigraner Turm auf der UNESCO-Weltkulturerbe gelistet ist. Uns macht das Flanieren durch die Gassen und über die geschichtsträchtigen Plätze viel Spass, auch wegen dem pulsierenden Leben und den unzähligen Boulevard-Restaurants, welche den ganzen Tag über gut besetzt sind. Unbekannt war uns bis dato, wie tief der Graben zwischen den Wallonen und den Flamen ist. Nirgends sehen wir irgendeine Beschriftung in Französisch. Grüssen oder sprechen wir jemanden auf Französisch an, bekommen wir entweder keine Antwort oder dann auf Englisch oder Flämisch.


Antwerpen B – Givet F – Chamery F, 163 + 167 Km

2018-09-16 to 2018-09-17

Kurz nach Antwerpen sind wir in der Region Wallonien und fühlen uns wegen dem Baustil und den Ortsbildern bereits wie in Frankreich. Entlang der Maas führt unser Weg durch reizende Flusslandschaften der belgischen Ardennen. Kurz nach dem Überqueren der Grenze zu Frankreich erspähen wir in Givet einen hübschen Stellplatz am Fluss. Wir staunen einmal mehr über die Gastfreundschaft der französischen Ortschaften gegenüber den Wohnmobil-Touristen. Vielerorts finden sich einladende gemeindeeigene Plätze für eine kleine Gebühr oder sehr oft sogar kostenlos. Allein die Aussicht zum gegenüberliegenden Ufer und die Spiegellungen im Wasser wären uns ein paar Euros wert gewesen. Wir honorieren dies jeweils und kaufen nicht im Grossverteiler sondern beim lokalen Bäcker und Metzger ein oder berücksichtigen ein Restaurant im Dorf zum Nachtessen.

Am nächsten Tag verschieben wir uns nach Reims und finden in dieser Grossstadt auf Anhieb keinen Übernachtungsplatz mit Wohlfühlfaktor. Wir fahren deshalb ein paar Kilometer raus aus der Stadt nach Chamery. Sogar dieses kleine Weinbauerndorf bietet den Campern einen kostenlosen Stellplatz am Fuss des Weinbergs.


Chamery – Reims F, 16 Km

2018-09-18

Wir unternehmen nochmals einen Versuch und landen auf dem Parkplatz des Stade de Reims, dem lokalen Fussballclub. Der folgende Ausflug in die Stadt ist nicht gerade berauschend. Sicher besuchenswert sind die als UNESCO-Weltkulturerbe gelisteten Basilica Saint-Remi und die imposante Kathedrale Notre-Dame de Reims. Letztere war über viele Jahrhunderte die Krönungsstätte aller französischen Könige. Ferner ist Reims eines der zwei wichtigsten Zentren der Champagner-Herstellung. Leider sind die Tore der meisten Erzeuger verschlossen und öffnen sich nur auf Voranmeldung.


Reims – Epernay F, 103 Km

2018-09-19

Wenn wir schon mal in der Champagne sind, dann wollen wir auch so viele Route des Vins abfahren wie möglich. Nach einigen Ortschaften sind wir ernüchtert, da sie sich nicht von armen Bauerndörfern andernorts unterscheiden. Kaum zu glauben, dass hier ein Luxusgetränk hergestellt wird. Auch sehen wir keine Schilder mit „Degustation“ oder „Vente“ wie in anderen Weinbauregionen. Alles wirkt steril, verschlossen oder sogar abweisend. Wir wundern uns im Laufe des Tages immer weniger, weshalb wir kaum anderen Touristen begegnen. Am meisten vermissen wir aber die erhabene Stimmung, auf der Terrasse eines Weinguts mit Sicht auf die Rebstöcke zu sitzen und glücklich und zufrieden einen guten Tropfen zu geniessen.


Epernay F

2018-09-20

Epernay ist das zweite Zentrum der Champagne. In der Avenue de Champagne reihen sich die pompösen Anwesen der berühmten Produzenten. Auch hier gewähren einige nur Zutritt auf Voranmeldung oder sie bieten Keller-Touren mit Degustation zu überrissenen Preisen an. Wir machen uns schlau über die Besitz- und Vertriebsverhältnisse der Region mit dem Resultat, dass auf 33‘500 Hektar Anbaufläche 14‘000 Weinbauern pro Jahr 385 Millionen Flaschen produzieren. Die grossen Champagnerhäuser besitzen nur etwa 10% der Anbaufläche, bringen aber 2 Drittel des produzierten Champagners auf den Markt. Sie müssen deshalb den grössten Teil der Trauben zukaufen. Das restliche Drittel wird von selbstvermarkenden Winzern und Winzergenossenschaften vertrieben. Um der Abhängigkeit von den Winzern zu entgehen, bieten die grossen Marken bereits über eine Million Euros für einen Hektar Grand-Cru-Lage.


Epernay – Châlons-en-Champagne F, 53 Km

2018-09-21 to 2018-09-22

Bevor wir Epernay verlassen besichtigen wir noch Champagne Mercier, umsatzmässig der grösste Champagnerproduzent. Mit einem Zug geht es 30 Meter unter der Erdoberfläche durch einen Teil der 18 Kilometer in die in Kalkfelsen getriebenen Stollen. In diesen werden etwa 20 Millionen Flaschen gelagert. Eine sehr eindrückliche Führung mit anschliessender Degustation, an welcher ich mich zurückhalte, da ich ja noch fahrtauglich sein muss. Wir legen eine Flasche in den Kühlschrank und fahren ein kleines Stück weiter bis nach Châlons-en-Champagne. Dort bleiben wir einen weiteren Tag, da uns die Weiterfahrt bei Regen und Wind nicht zusagt. Den 45‘000-Seelen-Ort ohne etwas wirklich Sehenswürdiges haben wir mit dem Fahrrad in kurzer Zeit besichtigt. Einzig der Stadtlauf am späteren Abend bringt etwas Leben in die ansonsten reizlose Stadt.


Châlons-en-Champagne – Langres F, 171 Km

2018-09-23

Auf Nebenstrassen fahren wir durch das Département Haute-Marne nach Langres, welches ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im römischen Fernstrassennetz war. Der Ort ist von einer fast durchgehenden Stadtmauer umgeben. Innerhalb dieser Mauer sind die meisten Gebäude zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert errichtet worden. Viele davon sind baufällig, was vermutlich auch mit dem Bevölkerungsschwund in den letzten 40 Jahren um einen Drittel auf heute noch 7‘800 Einwohner zusammenhängt. Doch trotz diesen Zerfallserscheinungen ist das Städtchen einen Stopp wert.


Langres – Héricourt F, 133 Km

2018-09-24 to 2018-09-28

Wir geben im Navi die IVECO-Vertretung in Héricourt ein, weil wir an unserem Carthago die Spur immer noch nicht neu justieren lassen konnten. Etwa 50 Km vor dem Ziel beginnt die Elektronik zu spuken. Nach und nach leuchten immer mehr Warnanzeigen auf und die Armaturen werden zum kitschigen Weihnachtsbaum. Nicht genug damit, erscheinen auf dem Display im 5-Sekunden-Takt immer mehr obskure Meldungen wie Anhänger defekt, obwohl wir nicht mal eine Anhängerkupplung haben. Wenige Kilometer vor der Ausfahrt blinken auch noch alle Positionen auf dem Schaltknüppel und ich kann nicht mehr schalten. Zu guter Letzt reduziert der Computer auch noch die Motorleistung. Ich atme tief durch, als ich bei der Ausfahrt bereits das IVECO-Logo der Werkstatt erblicke. Schnell eilt ein Mechaniker mit dem Diagnose-Gerät herbei und, oh Schreck, die Bordelektronik liefert ihm keine Daten. Inzwischen ist es kurz vor Feierabend und da eh keiner weiter weiss entschliessen wir uns, im Garagengelände zu übernachten. Am nächsten Morgen (Dienstag) ruft der Werkstattchef die Iveco-Hotline an und bittet um Unterstützung. Mit der Störungssuche können sie jedoch erst morgen beginnen, da die Werkstatt für heute ausgebucht ist. Da sich die Sache in die Länge ziehen kann, rufen wir den TCS an. Schnell wird bestätigt, dass wir dank ETI-Schutzbrief Anrecht auf einen Mietwagen haben. Allerdings dauert es 5 Stunden vom ersten Anruf bis wir Bescheid bekommen, dass bei Europcar in Montbéliard ein Fahrzeug für uns reserviert ist. Es sieht so aus, wie wenn sie das günstigste Fahrzeug in der Region gesucht hätten.

Am folgenden Tag (Mittwoch) ruft uns der Werkstattchef an, dass man seit morgen früh an der Arbeit sei, aber noch kein Resultat vorweisen könne. Am Abend bekommen wir dann auch noch einen Anruf aus Italien. In gebrochenem Deutsch erklärt uns die Signora, dass die Elektronik nicht mit dem Fahrzeug kommuniziere. Man werde die Werkstatt bei der Suche nach dem Problem unterstützen.

Am späteren Freitag-Nachmittag dann der erlösende Anruf, dass unser Womo repariert ist und nach einer 76-Km-Testfahrt keine Probleme mehr aufgetreten seien. Ursache war ein Kabelstrang, welcher an der Karosserie gescheuert ist und zu einem Kabelbruch geführt hat. Da die Europcar-Mietstation in Montbéliard um 18.00 Uhr schliesst, müssen wir die Abholung auf Montag verschieben.


Héricourt F – Gelterkinden, 154 Km

2018-10-01

Nach viereinhalb Monaten und 13‘600 Kilometern steht nun auch unser WoMo für einige Wochen wieder auf dem Abstellplatz in Gelterkinden. Die letzte Etappe verlief reibungslos, alles funktioniert bestens und dies bedeutet, dass alle Drähte wieder an der richtigen Stelle angeschlossen sind. Wir kommen zurück von dieser langen Reise mit unzähligen Erlebnissen und vielfältigen Eindrücken aus den bereisten 9 Ländern. Einige Wochen bleiben wir nun zu Hause, bis wir den Zugvögeln hinterher in den Süden fahren werden.


Immer noch zu Hause

2018-10-02 to 2018-10-31

Inzwischen steht fest, dass wir der kalten Jahreszeit entfliehen und nach Spanien und dann vielleicht auch noch nach Marokko fahren wollen. Nach einem verdienten Wohlfühlservice und kleinen Garantiearbeiten wäre auch unser Carthago für eine längere Reise startklar. Unsere Abreise hat sich aber leicht verzögert wegen Herbststürmen und erstem Schneefall auf unserer geplanten Route südwärts. Höhepunkt in den letzten Wochen war der 95ste Geburtstag meiner Mutter. Sie ist für ihr Alter noch sehr rüstig und vor allem auch geistig fit und auf dem Laufenden zu den Tagesaktualitäten. Die Hoffnung ist gross, dass wir mit ihr auch noch den 100sten feiern dürfen. Immer wieder bereichernd sind auch spontane oder verabredete Treffen mit Panamericana-Freunden wie in Weil am Rhein oder am Caravan-Salon in Bern. Langweilig ist es uns auch nicht geworden, weil zurzeit die berühmte Basler Herbstmesse stattfindet, welche seit 1471 ununterbrochen viele Besucher aus Nah und Fern anlockt.


Gelterkinden – Lausanne, 213 Km

2018-11-14

Endlich sind wir soweit, die nächste Tour anzutreten. Aber bis wir alles eingeräumt und verstaut haben, ist der Nachmittag bereits angebrochen. Vor dem Eindunkeln reicht es uns gerade noch bis nach Lausanne. Das trübe und unfreundliche Herbstwetter unterwegs mit Hochnebel bis zum Genfersee erleichtert uns die Abreise sehr. Jetzt kann es fast nur besser werden für unser Gemüt.


Lausanne – Saint-Paul-Trois-Château F, 394 Km

2018-11-15

Immer wieder die gleichen schwierigen Entscheidungen auf dem französischen Strassennetz. Soll man auf oft schlecht unterhaltenen Nebenstrassen fahren, durch enge Dörfer und Kleinstädte kurven, einen Kreisel nach dem anderen und nervende Schwellen alle hundert Meter ertragen. Oder doch die Peage nehmen, auf welcher es wegen den horrenden Preisen sehr wenig Verkehr hat. Um rassig vorwärts zu kommen entscheiden wir uns für letzteres, Tempomat rein und nur noch lenken. Nach Chambéry ist auch der Hochnebel weg und der strahlend blaue Himmel vermittelt uns das ersehnte Ferienfeeling. Wir übernachten an der Stadtmauer der Altstadt von Saint-Paul-Trois-Château und lassen uns in einem altehrwürdigen Gemäuer kulinarisch verwöhnen.


Saint-Paul-Trois-Château – Sigean/Aude F, 239 Km

2018-11-16 to 2018-11-17

Auch heute geht es flott vorwärts bis nach Sigean, wo wir uns einen ruhig gelegenen Campingplatz ausgesucht haben. Wir ahnen, dass wir hier zwei Nächte bleiben müssen, da wegen der Erhöhung der Dieselpreise Strassenblockaden angekündigt sind. Tatsächlich sehen wir am nächsten Morgen auf der 500 Meter entfernten Autobahn A9 Montpellier-Barcelona in beiden Richtungen nur noch einen Bruchteil des gestrigen Verkehrsaufkommens. Ein Luzerner Ehepaar neben uns versucht es trotzdem. Beim ersten Kreisel fahren sie wieder zurück auf den Platz, weil die Strassen von Demonstranten blockiert sind. Alles halb so schlimm, weil Weiterfahren wegen dem pausenlosen Regen auch kein Spass gewesen wäre. Wir heben unsere Stimmung an mit einem moitié-moitié-Fondue.


Sigean F - Creixell E - Valencia E, 318 + 297 Km

2018-11-18 to 2018-11-19

Wer noch nie in einem Camper übernachtet hat, kennt dieses Feeling nicht. Wir liegen unter der warmen Decke in unseren Bettchen und hören den Regen auf dem Dach. Dieses Gefühl von Geborgenheit und der einhergehende Wohlfühlfaktor sind unbeschreiblich schön. Letzte Nacht hatten wir jedoch zu viel von diesem Geräusch auf unserem Dach. Es goss ununterbrochen wie aus Kübeln und wir schliefen dementsprechend unruhig. Am nächsten Morgen fuhren weiter bis Creixell und dann nach Valencia. Wetterbedingt alles auf der kostenpflichtigen Autobahn. Mit etwa 20 Cents pro Kilometer ist diese nicht billiger als die Péage in Frankreich. Dafür kommen wir flott vorwärts und ich berühre von einem Pausenhalt zum nächsten kein einziges Mal auf diesen zwei Etappen das Gas- oder Bremspedal.


Valencia E

2018-11-20 to 2018-11-21

Bei der drittgrössten Stadt Spaniens sind wir letztes Jahr einfach vorbeigefahren. Dem klangvollen Namen erliegend bleiben wir dieses Mal für 2 Tage. Um es kurz zu machen, Valencia ist keinen Umweg wert. Städte wie Madrid, Barcelona, Granada, Sevilla etc. haben mehr zu bieten. Das eindrücklichste ist die Ciudad de las Artes y las Ciencias (Stadt der Künste und der Wissenschaften). Das moderne Wahrzeichen der Stadt liegt im trockengelegten Flussbett des Turia und ist ein kultureller architektonischer Gebäude- und Parkkomplex. Entworfen von den berühmten Architekten Santiago Calatrava und Félix Candela besteht es aus Oper- und Musikpalast, dem grösstes Aquarium Europas, Museum der Wissenschaften, botanischem Garten und einem IMAX 3-D-Kino.


Valencia – Javea E, 138 Km

2018-11-22 to 2018-11-25

In Javea besuchen wir die Schwester einer ehemaligen Arbeitskollegin von Hedy. Doris und Franz haben 5 Jahre lang ähnlich wie wir ganz Nordamerika bereist, bevor sie hier in Javea sesshaft geworden sind. Seit 2010 sind wir schriftlich mit Ihnen in Kontakt und jetzt hat ein Treffen endlich geklappt. Täglich unternehmen sie mit uns einen Ausflug an der Costa Blanca und zwischendurch haben wir uns gegenseitig sehr viel von unseren Reiseerlebnissen zu erzählen. Wir verabschieden uns nach vier unterhaltsamen Tagen von den zweien mit einem „Muchas Gracias“ für ihre Gastfreundschaft.


Javea - Guardamar - Beas de Granada - Estepona - Tarifa (total 777 Km)

2018-11-26 to 2018-12-03

Nach 3 Zwischenstopps sind wir in Tarifa, der südlichsten Stadt des europäischen Festlands und in Sichtweite von Marokko angekommen. Nur noch 14 Kilometer trennen uns in der Strasse von Gibraltar vom afrikanischen Kontinent. Wir haben uns mit Elisabeth und Armin verabredet, welche von ihrer Marokko-Reise zurückkehren. Wir kennen uns von der gemeinsamen Reise im südlichen Afrika anfangs dieses Jahres. Von Ihnen bekommen wir noch viele wertvolle Ratschläge zu unserem Marokko-Trip. Einige Zeit nehmen auch noch die Vorbereitungen mit Einkäufen, Auffüllen der Tanks mit Propan und AdBlue und anderes in Anspruch. Zudem drängen uns die angenehmen Tagestemperaturen um die 20 Grad nicht zur Weiterreise.


Tarifa E – Martil MA, 93 Km

2018-12-04

Ohne Reservation fahren wir zum Fährhafen in Algeciras. Wir gehen davon aus, dass um diese Jahreszeit die Schiffe kaum ausgebucht sind. Ab der Einfahrt zum grossen Hafengelände stehen Dutzende von wild fuchtelnden Schleppern mit Formularen in der Hand und rennen auf uns zu. Wir ignorieren sie bis wir plötzlich verunsichert sind, zu welcher Fährgesellschaft und Destination wir abzweigen sollen und stoppen dann bei einem dieser zwielichtigen Helfer. Für die 2 Zettel für die Einreise in Marokko und Mithilfe beim Ausfüllen will er uns 20 Euros abknöpfen. Auf den ersten Blick ersehen wir, dass die Formulare nebst Arabisch auch in Französisch und Englisch gehalten sind. Wir lehnen dankend ab und finden den richtigen Ticketschalter auf eigene Faust. Es reicht uns gerade noch als Letzte auf die 12.00 Uhr Fähre. Dort bekommen wir dann das Einreiseformular gratis und ein marokkanischer Zöllner macht uns auch gleich den Stempel in unsere Pässe. Am neuen Hafen ausserhalb von Tanger kommen wir natürlich auch als Letzte von der Fähre. Trotzdem sind wir nach Prüfung unserer Personalien durch die Polizei und die Einfuhr unseres Wohnmobils in etwas mehr als einer halben Stunde durch. Der Zollinspektor fragt nur nach Waffen und Drohnen und schon sind wir in Marokko. Auf den ersten Kilometern haben wir noch nicht den Eindruck, dass wir in Afrika gelandet sind. Alles macht einen sauberen und gepflegten Eindruck. Nach den ersten Ortschaften verändert sich dieses Bild etwas wegen armseligen Bauten und vereinzeltem Müll am Strassenrand. Nach 60 Kilometern fahren wir mitten in Martil auf einen ordentlichen Campingplatz mit guter Infrastruktur. Endgültig angekommen im islamischen Marokko sind wir bei Sonnenuntergang, als der Muezzin lautstark zum Gebet aufruft. Wir sehen weder eine Moschee noch ein Minarett. Ergo müssen die Lautsprecher sehr leistungsstark sein. Wir können nur hoffen, dass der Muezzin verschläft und uns bei Sonnenaufgang nicht aus den Federn schreit mit seinem Gebrüll.


Tetouan MA

2018-12-05

Wie befürchtet weckt uns bei Tagesanbruch der Muezzin. Nach 2 Minuten hat er seine Botschaft verkündet und wir sind schnell wieder im Reich der Träume. Nach dem Frühstück spazieren wir zum Markt in Martil. Wir sind schnell durch und beschliessen, mit dem Taxi in die 12 Kilometer entfernte Grossstadt Tetouan (500‘000 Einwohner) zu fahren. 7 Dirham (70 Euro-Cents) kostet diese Fahrt im Sammeltaxi und losgefahren wird erst, wenn die 7 Plätze besetzt sind. Nach Adam Riese wären dies 49 Dirham für ihn und wir fragen einen Fahrer, wieviel die Fahrt nur mit uns Zweien koste. Er nennt 60 Dirham und nur wegen einer Differenz von einem Euro verzichte ich auf eine Preisverhandlung und steige ein. Beim sehenswerten Palais Royal, einem der vielen Paläste von Mohammed VI, lädt er uns aus und wir gehen zu Fuss weiter in die angrenzende Medina. Da nur wenige Touristen Tetouan besuchen, gilt die Altstadt mit ihren noch ursprünglichen Gassen zu einer der schönsten Medinas Marokkos. Deswegen ist sie auch zu einem UNESCO-Weltkulturerbe gekürt worden. Ungestört können wir uns bewegen und kein einziger Händler spricht uns an oder will uns in sein Geschäft locken. Zweimal werden wir von einem „Fremdenführer“ willkommen geheissen in Marokko und bekommen eine Tour in verschiedenen Sprachen angeboten. Beim Dritten Nein von uns verabschieden sie sich jeweils freundlich und wünschen uns einen schönen Aufenthalt. Zu gross ist bei den Einheimischen der Respekt oder sogar die Angst vor der überall präsenten „Brigade Touristique“, welche von Mohammed VI geschaffen wurde, um den Tourismus anzukurbeln und das ehemals schlechte Image des Landes zu verbessern. Zweimal setzen wir uns in ein Strassen-Café, aber erst nachdem unsere Frage nach einer Toilette für Damen bejaht wurde. Überwältigt von den vielen Eindrücken und müde fragen wir für die Rückfahrt einen Taxifahrer nach dem Preis für eine Einzelfahrt. Er nennt 30 Dirham (3 Euros für 12 Km!!!) und ich versichere mich, dass dies für die Fahrt und nicht pro Person gilt. Ohne danach zu fragen nimmt er an, dass wir in Martil auf dem Campingplatz sind und fährt uns vors Eingangstor. Da er so anständig war, gebe ich ihm 35 Dirham. Er strahlt und bedankt sich fast überschwänglich.


Martil – Quazzane MA, 178 Km

2018-12-06 to 2018-12-07

Wir bleiben einen weiteren Tag in Martil, machen einen Ausflug mit dem Fahrrad dem etwa 5 Kilometer langen Sandstrand entlang und staunen über die enorme Bautätigkeit. Ein mehrstöckiges Appartementhaus neben dem anderen und die bereits erstellten sehen noch wie unbewohnt aus. Wer soll und wird diese Objekte kaufen? Tags darauf fahren wir weiter der Küste entlang und biegen dann ab ins bergige Landesinnere. Es geht rauf und runter von einer Kurve zur nächsten. Das Verkehrsaufkommen ist sehr gering, sodass ich gut den vereinzelten Asphaltschäden ausweichen kann. In Quazzane stationieren wir uns auf einem Campingplatz mit guter Infrastruktur und fühlen uns gleich willkommen. Inhaber und Personal an Reception und Restaurant sind alle sehr aufmerksam und herzlich. Im Reiseführer wird das Restaurant empfohlen und dies ist ein Grund, erstmals die marokkanische Küche zu verkosten. Aus je 4 Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts können wir für 8 Euro unser Menu zusammenstellen. Nachdem wir auf den Märkten kisten- oder sackweise Gewürze gesehen und gerochen haben sind wir konsterniert. Die Qualität der Produkte ist soweit gut, aber wir vermissen Salz und Würze. Langweiliger als jede Spitalküche, es kann nur besser werden.


Quazzane MA

2018-12-08 to 2018-12-09

Medina ist die arabische Bezeichnung für die Altstadt nordafrikanischer Städte. Hedy macht in diejenige von Quazzane per Bus mit anderen Schweizern und Deutschen auf dem Campingplatz eine Bustour. Der Ort ist eine der heiligsten Städte des Landes. Ich bleibe zu Hause, weil ich mich stark erkältet habe und mich geschwächt fühle. Schuld bin ich wohl selber, weil bei Sonnenuntergang die Temperatur massiv sinkt und ich nicht rechtzeitig zur warmen Jacke gegriffen habe. Das erfreuliche in der Medina von Quazzane ist, dass man hier nicht von Schleppern und aufdringlichen Verkäufern belästigt wird.


Quazzane – Fès MA, 143 Km

2018-12-10

Nach dem Aufstehen holen wir uns ein letztes Mal im Camping-Restaurant das täglich offerierte Brot und die marokkanische Crêpe ab. Sie sieht eher aus wie Fladenbrot und schmeckt vorzüglich. Die heutige Etappe führt durch eine abwechslungsreiche, grüne Landschaft südwärts. Bis auf eine Ausnahme ist auch heute der Strassenbelag in akzeptablen Zustand. Durch das waldreiche Rifgebirge, vorbei an Stauseen, Obstplantagen, Olivenhainen, und schon sind wir am Rand der drittgrösste Stadt Marokkos.


Fès MA

2018-12-11 to 2018-12-13

Fès ist die älteste der vier Königsstädte und hat über eine Million Einwohner. Gegründet wurde sie im Jahre 789 und ihre Altstadt ist von einer einstmals 22 Kilometer langen Stadtmauer befestigt. In den rund 9‘000 engen und verwinkelten Gassen trifft man auf das ursprüngliche Leben wie in kaum einer anderen arabischen Medina, weswegen diese in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Auf dem Camping werden wir von einem deutsch sprechenden Reiseführer angesprochen, ob wir uns zu einer Führung mit einem Deutschen und einem Österreicher anschliessen möchten, da dies gemeinsam zu viert günstiger käme. Wir nehmen das Angebot an und werden um 14.15 abgeholt. Erster kurzer Stopp beim Königspalast und dann bei einer Töpferei. Der Weg von der Werkstatt nach draussen führt durch einen riesigen Shop. Ich erkläre dem Guide, dass wir mitgekommen sind um die Altstadt zu erkunden und nicht unsere Zeit in Geschäften verplempern wollen. Um uns die lokale Handwerkskunst näher zu bringen, lasse sich dies nicht vermeiden und wir seien frei, ob wir etwas kaufen wollten oder nicht. Zu Fuss geht es nun in die Medina und nach wenigen Metern sind wir froh, einen Führer in diesem Labyrinth zu haben. Wir nähern uns dem Gerberviertel und dies macht sich in unseren Nasen immer unangenehmer bemerkbar. Beim Eingang zu einem Lederhändler bekommen wir einen Strauss Pfefferminzblätter, steigen mehrere Treppen hoch und geniessen vom Balkon eine tolle Sicht auf die Gerbungs- und Färbungsbecken. Dank dem Pfefferminz vor den Nasen ist der Gestank noch knapp zu ertragen. Wir haben Bedauern mit den Arbeitern, welche barfuss mit kurzen Hosen in der stinkenden Brühe aus Kalk und Taubenkot waten. Der Ladenbesitzer versucht uns zu beschwichtigen, dass bei diesem noch mittelalterlichen Arbeitsprozess keine Chemikalien zum Einsatz kämen. Auch gefärbt werde nur mit pflanzlichen Mitteln; Mohn für die Rotfärbung, Indigo für Blaufärbung und Safran für Gelbfärbung. Dass dieser Job gesundheitlich unbedenklich sei, nehmen wir ihm trotzdem nicht ab. Nach Metallziselierer, Tuchweberei, Naturheilmittel etc. endet unsere Shoppingtour und wir haben uns nichts aufschwatzen lassen. Unser Guide fragt, ob er uns zum Camping fahren soll, oder wir in der Medina essen möchten. Unsere zwei Mitreisenden sind spontan für Bleiben und wir schliessen uns ihnen an. Wir werden in ein sehr schönes Restaurant (Palais de Meridines) geführt. Beim Blick in die Menukarte gehen wir bei den hohen Preisen davon aus, etwas kulinarisch Hochwertiges zu bekommen. Leider war dem nicht so. Ein derartig mittelmässiges Essen hätten wir in anderen Lokalen für 10 statt für 30 Euros pro Person (ohne Getränke) bekommen. Wieder zu Hause sehe ich bei Tripadvisor diesen Abzockerschuppen als 209ten von 212 bewerteten Restaurants klassiert. Ein zweites Mal wird uns dies nicht mehr passieren.


Fès – Azrou – Midelt MA, 216 Km

2018-12-14 to 2018-12-15

Zwei Tage haben wir noch in Fès auf besseres Wetter gewartet und sind dann in Richtung Südost aufgebrochen. Das erste Nachtlager schlagen wir in Azrou in einer Anlage im Disneystil auf. Ein reicher Saudi soll 5 Mio Euros gespendet haben für den Aufbau dieses Resorts. Neben einem Camper-Ehepaar aus Zug und einem Engländer sind wir die einzigen Gäste auf dem Campingplatz und im Hotel. Je weiter wir am nächsten Tagen fahren wird die Landschaft immer karger und die Bevölkerung und die Behausungen der hier ansässigen Berber immer armseliger. Sie leben von einigen wenigen Schafen, Ziegen, Hühnern und dem Wenigen, welches ihr Pflanzgarten in dieser unwirtlichen Gegend hergibt. In Midelt sind wir dann nur noch zu zweit auf dem Camping. Die Frau des Campingwarts serviert uns in unser Womo eine wohlschmeckende Suppe und eine rassig gewürzte Tajine. Dies ist unser bisheriger Höhepunkt der marokkanischen Küche.


Midelt – Errachidia – Hassi Labied MA, 279 Km

2018-12-16 to 2018-12-17

Die weiterhin abwechslungsreiche Fahrt führt uns durch den mittleren Atlas. Kurvenreiche Pässe, Steinwüsten, teils halbverfallene Lehmdörfer und palmengesäumte Flusslandschaften in bunter Folge. Nirgends unterwegs begegnen wir einem Camper. Wahrscheinlich sind alle auf Plätzen am Atlantik geblieben. Sowohl in Errachidia wie auch in der Kasbah Mohayut sind wir sogar die einzigen Gäste. Irgendwann haben wir genug von dieser Einsamkeit am Rande der Sahara.


Hassi Labied – Erg Chebbi, 85 Km

2018-12-18 to 2018-12-20

Wir entfliehen der einsamen Kasbah Mohayut und fahren entlang der vom Wind geformten Dünenlandschaft via Merzouga bis ans Ende der Strasse in der Dattelpalmenoase Taouz nahe der algerischen Grenze. Anschliessend schauen wir uns auf der Rückfahrt die Kasbah Sahara Garden an. Sie ist uns vor zwei Tagen am Strassenrand in Rich von einem umtriebigen, sechssprachigen Berber namens Lahcen (www.discoveraroundmorocco.com) empfohlen worden. Tatsächlich sind wir hier nicht die einzigen Camper und fortlaufend kommen auch noch Gruppen, welche von hier aus zu Dromedar-Touren in die Dünen starten. Lahcen bietet von hier aus geführte Touren, Offroad-Fahrtrainings, Rallyebegleitung und vieles mehr an. Er macht uns einen guten Preis für eine 4-stündige 4x4-Dünentour. Die am nächsten Tag ankommenden Carmen und Remo aus dem St. Galler-Rheintal schliessen sich uns an, wollen jedoch mit dem eigenen Womo fahren. Lahcen ist skeptisch, ob sie mit ihrem Mercedes Sprinter mithalten können. Nachdem Remo uns locker folgen kann, sucht sich Lahcen schwierigere Passagen aus. Drei Mal geht es gut und bei vierten Mal bleibt Remo dann tatsächlich im Sand stecken und muss zur Schaufel greifen. Aber trotz diesem kleinen Missgeschick haben wir einen Riesenspass gehabt und Hunger auf eine marokkanische Pizza bekommen. Zum Sonnenuntergang besteigt Hedy noch ein Dromedar und erstürmt eine grosse Düne.


Erg Chebbi – N’Kob MA, 248 Km

2018-12-21 to 2018-12-22

Eigentlich wollten wir noch einen Zwischenstopp einlegen, sind dann aber durchgefahren bis N’Kob. Vom ersten bis zum letzten Kilometer nur langweilige Wüste und die wenigen Orte unterwegs glichen sich wie ein Ei dem anderen. In N’Kob haben wir uns mit Esther verabredet, welche wir vor fast 5 Jahren in Alamogordo, New Mexico USA, erstmals getroffen haben und seither in Kontakt geblieben sind. Sie hat auf unsere Festtagsmail reagiert und uns mitgeteilt, dass sie ebenfalls mit ihrem Camper in Marokko unterwegs ist. Da gab es seit dem letzten Treffen einiges zu „tratschen“ von unseren Reiseerlebnissen, weshalb wir drei Tage in der gemütlichen Auberge Camping Bassou geblieben sind.


Merry Christmas and a Happy New Year

2018-12-23

Wir wünschen unseren Blog-Lesern und ihren Familien frohe Festtage und alles Liebe & Gute für 2019.

PS. Unsere Festtagsmail hat zu Irritationen und Rückfragen geführt, weil wir in dicken Jacken vor Rentieren sitzen. Tatsächlich ist es so, dass wir tagsüber tolles Wetter mit gefühlten Temperaturen von 25 Grad haben. Allerdings wird es nach dem Sonnenuntergang bis im Laufe des Vormittags empfindlich kalt. Deshalb sind wir auf dem Foto "eingemummelt".


N’Kob – Zagora - Agdz MA, 111+100 Km

2018-12-24 to 2018-12-25

Weiter geht es durch eine staubtrockene und unbesiedelte Wüstenlandschaft. Dies ändert sich erst bei der Abzweigung ins Vallée Drâa, wo wir bis nach Zagora fahren. Endlich einmal ein Fluss, welcher um diese Jahreszeit auch noch Wasser führt. Nun reihen sich dem kostbaren Nass entlang die Ortschaften mit unzähligen Kasbahs. Leider lässt man diese Lehmburgen immer öfters verfallen und baut stattdessen Neues in Backstein oder sogar Beton. Eine fatale Entwicklung, weil die Touristen genau wegen dieser ursprünglichen Lehmarchitektur dieses Tal besuchen. Am folgenden Tag fahren wir die 60 Km wieder zurück, was bei diesem attraktiven Tal des Drâa ein erneuter Genuss ist. Dann noch ein kurzes Stück westwärts bis Agdz, wo wir endlich unsere Alkoholvorräte wieder aufstocken können.


Agdz – Ait Benhaddou MA, 107 Km

2018-12-26

Zwischen Agdz und Quarzazate überqueren wir den Tizi-N Tinififft-Pass und sind tief beeindruckt, was für Meisterwerke die Natur hier geschaffen hat. So erstaunt es auch nicht, dass in dieser Umgebung zahlreiche bekannte Bibel- und Monumentalfilme gedreht worden sind. Mehrere Filmstudios haben sich in den letzten Jahrzehnten in Quarzazate angesiedelt samt ägyptischen oder babylonischen Kulissen aus Styropor. Auch benötigte Komparsen sind im Überfluss vorhanden und müssen nicht neu eingekleidet werden, weil die älteren Einheimischen noch so angezogen sind und aussehen wie zu biblischen Zeiten. Nach Besichtigung der Kasbah Taourirt, einkaufen und Geld ziehen in dieser mit 75‘000 Einwohnern grössten Stadt seit langem, fahren wir noch einige Kilometer weiter bis Ait Benhaddou. Der Ort ist als Unesco-Weltkulturerbe gelistet als einer von 9 in Marokko. Die sechs eng ineinander verschachtelten Kasbahs am steilen Hang eines Aussichtshügels sind gottlob erst zur Hälfte verfallen. Nebst vielen Touristen sind auch die Filmemacher oft hier anzutreffen.


Ait Benhaddou – Tikirt MA, 131 Km

2018-12-27

Wir brechen auf zu einer grandiosen Rundfahrt, welche uns über Pässe bis auf 2‘200 M.ü.M. und durch tief eingeschnittene Flusstäler führt. Dem Flusslauf der Ounila entlang reihen sich die ärmlichen Berberdörfer mit zerfallenden Lehmbauten. Die Strasse ist erst vor wenigen Jahren asphaltiert worden und sogar eine Stromleitung führt durch das Tal. Aber die Armut zeigt sich uns daran, dass wir fast keine Autos in den Dörfern sehen und nur ganz wenige Häuser eine Satelliten-Schüssel auf dem Dach haben. Auf jedem noch so kleinen, halbwegs ebenen Stück Land, teilweise auch terrassiert, wird Gemüse für den Eigenverbrauch angepflanzt. Ausserhalb der Dörfer begegnen uns die Frauen, welche Brennholz und Futter für die Haustiere einsammeln und mühsam auf dem Buckel nach Hause tragen. Die Männer sitzen derweil vor ihrem Haus oder im Café beim Plaudern und Tee trinken. Der zweite Teil der Fahrt ist weniger eindrucksvoll, abgesehen von den schneebedeckten Gipfeln des hohen Atlas. Weil wir wegen der teils sehr engen und kurvenreichen Strasse nur 30 km/h schaffen, kommen wir erst am späteren Nachmittag wieder in der Nähe des Ausgangspunktes an. 


Tikirt – Tata - Sidi Ifni MA, 294 + 345 Km

2018-12-28 to 2018-12-29

Wir brauchen eine Luftveränderung und geben deshalb unseren Pferdchen unter der Motorhaube die Sporen. In zwei grösseren Etappen verschieben wir uns an den Atlantik ins ehemals spanische Fischerstädtchen Sidi Ifni. Die Fahrt führt entlang malerischen Palmenoasen, kleinen Wüstendörfern und durch von tiefen Tälern durchzogene Hochebenen des Antiatlas. Am nächsten Tag setzt sich die Wüsteneinsamkeit fort, da wir nur selten einem anderen Fahrzeug begegnen. Je näher wir dem Meer kommen, ändert sich die Vegetation zu stacheligen Kakteen. Der Wandel setzt sich fort zu grünen Wiesen, Feldern und Wäldern. Wir haben nun das Sandmeer verlassen und geniessen die frische Meeresbrise an der felsigen Küste.


Sidi Ifni MA

2018-12-30 to 2019-01-01

Wir haben uns über Neujahr auch ein paar Ruhetage verdient und bleiben drei Tage in Sidi Ifni. Zu Fuss und per Fahrrad erkunden wir das Städtchen und finden das erste Restaurant seit vier Wochen, welches keine Tajine und Couscous in verschiedenen Varianten auf der Menukarte hat. Der Chef und die Köche müssen in Frankreich gewesen sein. Wir geniessen ein Dreigangmenu, welches schön angerichtet und raffiniert gewürzt ist. Und dann trifft auch noch Esther ein, mit welcher wir den Silvester feiern. Wie es sich für traditionsbewusste Schweizer gehört natürlich bei einem Fondue Chinoise. Vor einer Woche haben wir bei einem Metzger ein ganzes Rindsfilet gekauft. Da es frisch geschlachtet und noch nicht abgehangen war, hat mein Küchentiger dieses in Öl eingelegt und täglich gewendet. Das Resultat war berauschend, ein butterzarter Hochgenuss.


Sidi Ifni – Aglou Plage MA, 70 Km

2019-01-02

Wir lassen den südlichsten Punkt dieser Reise hinter uns und fahren der steilen Atlantikküste entlang nordwärts. Niedliche Buchten, kleine Sandstrände und markante Felsen in bunter Folge. Dazwischen leider auch einige hässliche Ferien- und Appartementsiedlungen für Gäste mit schmalem Budget.


Aglou Plage – Tiznit MA, 18 Km

2019-01-03

Das war vermutlich die kürzeste Etappe unserer Reise. Beim Anblick der noch komplett erhaltenen, sechs Kilometer langen Stadtmauer aus Stampflehm, entschliessen wir uns spontan, gleich auf dem Camping an der Mauer für eine Nacht zu bleiben. Der Ort bietet einen Blick auf das noch weitgehend authentische Leben einer marokkanischen Kleinstadt. Mangels Massentourismus können wir uns unbehelligt von Schleppern und aufdringlichen Verkäufern durch den Souk bewegen.


Tiznit – Tafraoute MA, 114 Km

2019-01-04

Die ersten 20 Kilometer führen uns durch reizloses, fast flaches Land vorbei an ausgetrockneten Flussläufen. Dann steigt die Strasse steil an in die fantastische Bergwelt des Antiatlas. Die Sicht auf die Gipfel und in die Täler wird immer dramatischer. Ab und zu klebt ein Dorf an einem Hang oder thront auf einer Anhöhe. Für eine Nacht bleiben wir in Tafraoute, inmitten von durch Wind und Wasser rund geschliffenen Felsformationen aus Granit.


Tafraoute – Agadir MA, 168 Km

2019-01-05

Freudig starten wir die nächste Etappe durch die wunderschöne Gebirgslandschaft des Antiatlas. Nicht nur wegen der engen und kurvigen Strasse schaffen wir kaum 30 Kilometer pro Stunde. Unzählige Fotostopps tragen auch noch dazu bei, dass wir nur sehr langsam vorwärts kommen. Und dann möchte auch noch der Fahrer öfters nicht nur auf die Strasse schauen, sondern anhalten und das Panorama geniessen. Beeindruckend sind auch die Siedlungen der Berber, welche teilweise wie Schwalbennester an den steilen Hängen kleben. Ein spezieller Hingucker ist die Ksar Tizourgane, ein Berberdorf mit etwa 50 Häusern auf einer Bergkuppe. Das befestigte Dorf aus dem 13. Jahrhundert ist nach der Jahrtausendwende restauriert worden und wird auch bewohnt. Befestigt waren diese Bergdörfer zum Schutz vor Überfällen von herumziehenden Nomaden oder verfeindeten Nachbardörfern oder Stämmen. Wie wir dann in die Vororte von Agadir kommen, geht es noch langsamer vorwärts. Fast eine Stunde brauchen wir für die 20 Kilometer bis zum Campingplatz in der Stadt, wenige Meter vom Atlantik entfernt.


Agadir MA

2019-01-06 to 2019-01-08

Die vor über 500 Jahren von portugiesischen Seefahrern gegründete Hafenstadt wurde 1960 durch ein verheerendes Erdbeben fast vollständig zerstört. Diese Naturkatastrophe geschah nur vier Jahre nach der Unabhängigkeit Marokkos von Frankreich. Dank internationaler Hilfe ist Agadir wieder aufgebaut worden und präsentiert sich heute als moderne Stadt mit der mehr als zehnfachen Bevölkerungszahl von anno dazumal. Der Kontrast zu den bisher besuchten Städten in Marokko ist eklatant. Die jüngeren Einheimischen kleiden sich meist westlich und die jungen Frauen zeigen sich mit offenen Haaren. Agadir hat sich entlang dem mehrere Kilometer langen und sauberen Sandstrand zu einer beliebten Feriendestination entwickelt. Angenehme Nebenerscheinung dieses Tourismus ist für uns, dass sich Hundert oder noch mehr Restaurants angesiedelt haben mit italienischer, französischer, asiatischer und sonstigen Küchen. Und alle haben auch ein grosses Angebot an Weinen und Spirituosen. Dies im Gegensatz und religiöser Konsequenz zu den marokkanischen Gaststätten. Allerdings sind auch die Preise in diesen Restaurant fast auf internationalem Niveau. Damit können wir leben, da wir den einheimischen Speisen Tajine und Couscous überdrüssig sind, welche im Landesinnern ohne Alternativen die Menukarte in verschiedenen Varianten zieren. Da die Stadt neu aufgebaut worden ist, sind auch die Verkehrswege mit breiten Boulevards angelegt worden. Wir können gefahrlos das Fahrrad benutzen zum Einkaufen oder sogar in der Dunkelheit ein gutes Restaurant zu besuchen. Dies machen wir zweimal und kehren gesättigt und zufrieden auf dem Drahtesel wieder nach Hause.


Agadir – Lakhnafif - Taroudant MA, 104 Km

2019-01-09 to 2019-01-11

Nach 3 Tagen haben wir von Agadir genug gesehen und können auch auf die internationale Küche der Restaurants locker verzichten. Unsere Vorräte sind aufgefüllt und meine Liebste schafft es ebenso gut, unserem verwöhnten Gaumen eine Freude zu bereiten. Nach einer Nacht auf der Biofarm einer deutschen Besitzerin mit idyllischem Campingplatz kurz vor Taroudant folgen zwei Nächte am Stadtrand. Der Kleiderschrank hat sich entleert und so ist es an der Zeit für einen Wasch- und Putztag. Es bleibt uns trotzdem noch Zeit für einen Besuch des über tausendjährigen Taroudant und der Medina innerhalb der gut erhaltenen Stadtmauer. Taroudant wird auch als „Klein-Marrakech“ bezeichnet, nur dass hier der Tourismus bei weitem nicht so unangenehm dominant ist. Auf dem Markt decken wir uns noch mit Vitaminen ein. Beim Metzger mit seinen aufgehängten Fleischstücken schweift unser Blick schnell wieder weg, sonst könnten wir zu Vegetariern werden.


Taroudant – Marrakech MA, 236 Km

2019-01-12

Nun geht es zum Hohen Atlas und über den nicht endend wollenden Tizi-n-Test-Pass. Geschätzte 500 Kurven machen sich mit der Zeit im Handgelenk spürbar, aber nach 6 Fahrstunden sind wir am Tagesziel. Ausser bei Ortschaften gibt es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, die Tafeln wären auch unnötig. Es gibt auch für PKW’s kaum gerade Strecken die lange genug sind, um auf über 60 Km/h zu beschleunigen. Zudem ist im oberen Teil das Kreuzen schwierig, da das Asphaltband seitlich stark abgebröckelt und nur noch maximal drei Meter breit ist. Aber dies alles ist absolut kein Grund zum Jammern und Klagen. Wir werden durch die phänomenale Gebirgslandschaft belohnt.


Marrakech MA

2019-01-13 to 2019-01-17

Wie Meknès, Fès und Rabat zählt Marrakech zu den Königsstädten Marokkos und ist wie die vorgenannten als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet. Vom Palais Royal bekommt man allerdings ausser der hohen Mauer rein gar nichts zu sehen. Sogar das Eingangstor zu fotografieren ist strengstens verboten und führt zu lautstarken Protesten der Palastwächter. Und die anscheinend einmalig schöne Medersa Ben Youssouf, eine Koranschule aus dem 16. Jahrhundert und heute ein Museum, ist leider wegen Renovation geschlossen. Innerhalb der Medina (Altstadt) gibt es noch genug zu sehen von 1001 Nacht wie sonst nirgends in Marokko. Das Schlendern durch die Souks, den grössten des Landes, beenden wir nach 2 Stunden kurz vor der Erschöpfung. Teilweise kommen wir uns in den engen Gassen vor wie in einem Ameisenbau. Und durch den Menschenauflauf zwängen sich noch massenhaft Motorräder, Eselskarren und Lastenträger. Ein Muss für jeden Besucher ist der Djemaa el Fna (arabisch: Versammlung der Toten), ein mittelalterliche Markt und Henkersplatz. Hier herrscht bis tief in die Nacht ein buntes Treiben mit Musik, Schlangenbeschwörern, Kunsthandwerkern, Gauklern und vielem mehr. Am besten gefallen und gemundet hat uns das riesige Sortiment an Fruchtsäften. Am späteren Nachmittag werden Dutzende von Imbissbuden herangekarrt und aufgebaut. Angeboten werden kulinarische Spezialitäten der Region von exotischen Delikatessen bis zum gekochten Schafskopf. Wir passen und entfliehen für einen Abend dem Rummel und gönnen uns im Royal Mansour bei Prunk und orientalischem Ambiente ein feines Essen.


Marrakech – Agadir - Taghazout MA, 262+31 Km

2019-01-18 to 2019-01-21

Nach einigen Tagen haben wir genug Exotik und Touristenrummel gehabt und verziehen uns in Richtung Atlantik. Damit es schneller geht nehmen wir die Autobahn, eine der wenigen vierspurigen Strecken in Marokko. Wie in Frankreich oder Spanien hat es auch hier fast keinen Verkehr, weil sie kostenpflichtig ist. Und die wenigen Fahrzeuge sind fast ausschliesslich Neuwertige der Oberklasse. Einige überladene Laster haben auch diese Schnellstrasse benutzt. Einer ist derart hoch und breit mit Heu oder Stroh beladen, dass rechts aussen die Sperren weggeräumt werden müssen, da er nicht zwischen den Kassenhäuschen an der Peage durchpasst. Als zwei Polizisten zum Fahrer kommen sind wir gespannt, was jetzt kommt. Nichts ausser einem kurzen Gespräch und der Chauffeur kann seine Fahrt fortsetzen. Scheint kein Verstoss gegen die Strassenverkehrsordnung zu sein, aber vielleicht sowas auch nicht. Eine Nacht bleiben wir erneut in Agadir, weil wir spät dran sind und am nächsten Morgen nochmals die französische Bäckerei/Patisserie überfallen wollen. Dann ziehen wir ein kleines Stück weiter auf eine Klippe mit toller Sicht auf die Küste. Wie alle Plätze am Meer ist auch dieser fast komplett besetzt, vor allem mit Franzosen. Die meisten von ihnen bleiben mehrere Monate am gleichen Platz und haben das wahre Marokko nicht gesehen. Um dies zu erleben, sollte man sich von der Küste weg ins Landesinnere begeben.


Taghazout – Imi Quaddar MA, 8 Km

2019-01-22 to 2019-01-23

Kaum sind wir weggefahren kommen wir an einem neuen, schönen Camping mit allem Drum und Dran direkt am Strand vorbei. Blinker raus und links rein. Und schon spaziert auch Rachid durch den Platz, mit dem wir bereits auf dem letzten Platz Kontakt hatten. Viele Camper lassen sich von ihm das Fahrzeug bemalen und ich weiss auch von einigen, wie tief sie dafür in die Tasche gegriffen haben. Hedy bedrängt mich schon wieder, dass sich doch so ein Marokko-Souvenir auf unserem Womo gut machen würde. Letztlich gebe ich nach mit dem Vorbehalt, dass es nur etwas Kleines sein darf und mir dies nicht mehr wert ist als 50 Euros. Rachid, welcher gut Deutsch kann, rechne ich vor, dass er bei seinen Preisen in einem halben Tag mehr verdiene als der Durchschnittsmarokkaner im ganzen Monat. Er lacht nur und findet dies auch richtig so, da er ein bekannter Künstler sei. Zudem verwende er Acrylfarbe, welche sehr dauerhaft sei. Bereits nach einer knappen halben Stunde ist das Meisterwerk vollendet und 50 Euros wechseln den Besitzer.


Imi Quaddar – Sidi Kaouki - Essaouira MA, 143+31 Km

2019-01-24 to 2019-01-25

Nach einem Zwischenstopp in Sidi Kaouki sind wir nun in Essaouira, einer mindestens 2700 Jahre alten Hafenstadt mit 85‘000 Einwohnern. Unterwegs hatten wir ein richtig lustiges, operettenhaftes Erlebnis mit zwei Polizisten. Im ganzen Land sind speziell vor Ortschaften Polizisten auf der Lauer, meist bewaffnet mit Laserpistolen. Zwischen fünfzig und einhundert Mal sind wir ohne anhalten zu müssen durchgewinkt worden. Da der Tourismus eine bedeutende Einnahmenquelle für das Land ist, legt der seit 1999 amtierende König Mohammed VI. grossen Wert darauf, dass Touristen nicht belästigt werden und keiner Beamtenwillkür ausgesetzt sind. Um Korruption und Bestechlichkeit zu unterbinden, sind in den letzten Jahren die Gehälter der Polizisten massiv erhöht worden. Auch liess er im Fernsehen Spots schalten, welche die Bevölkerung instruieren, wie man sich gegenüber Gästen aus anderen Kulturkreisen zu verhalten habe. Soviel zur Vorgeschichte.

Ich schliesse vor einem Dorf auf einen dieser überladenen und untermotorisierten Laster auf. Da er im Schleichgang die Steigung hochkriecht überhole ich trotz Sicherheitslinie, da ich ja Sicht auf die benötigte Überholstrecke habe. 300 Meter später tritt ein Uniformierter aus seinem Versteck und stoppt uns. Es folgt eine kurze Begrüssung.

Geben sie mir bitte ihr Permit.

Was habe ich falsch gemacht?

Sie wissen es schon. Schweres Vergehen. Zieht hohe Busse nach sich. Bitte parkieren sie da vorne rechts und kommen sie bitte zurück zu mir.

Ich folge seiner Anordnung und schon kommen vom Beifahrersitz die ersten Vorwürfe. Warum musstest du an dieser Stelle überholen und konntest nicht warten auf später. Jetzt haben wir den Dreck. Ich beschwichtige, dass man mich deswegen nicht verhaften wird und die allfällige Busse sicher einiges kleiner ausfällt als zu Hause.

Zurück beim Ordnungshüter begrüsst er uns beide sehr freundlich und sogar mit Handschlag. Ich versuche mich zu rechtfertigen, dass der Laster ja fast stillgestanden sei.

Ist ein schweres Vergehen. Gibt hohe Busse.

Wieviel?

400 Dirham (umgerechnet 40 Euros)

Soviel? Wie wäre es mit 200 Dirham ohne Quittung?

Dein Ausweis ist beim Kollegen im Streifenwagen. Rede mit ihm.

Auch vom zweiten Polizisten werden wir freundlich begrüsst. Er hat in der einen Hand meinen Ausweis und in der anderen den noch unbeschriebenen Bussenzettel. Gibt mir die Hoffnung auf einen Deal. Nach kurzem Small Talk zur Schweiz geht es zur Sache.

Ist ein schweres Vergehen. Gibt hohe Busse.

Ginge es nicht auch mit 200 Dirham ohne Quittung?

Ihr seid ja so nette Leute.

Inzwischen ist auch Polizist Nr. 1 bei uns und nickt zustimmend.

Einverstanden, ihr seid ja so nette Leute.

Ich übergebe ihm einen 200 Dirham-Schein und er steckt ihn in seine Tasche.

Ihr seid so nette, sogar sehr sehr nette Leute.

Polizist Nr. 1 nickt zustimmend.

Und nun geschieht Unglaubliches. Er greift in seine Tasche und drückt mir einen Hunderter in die Hand.

Am Schluss eine Verabschiedung wie unter Freunden. Es fehlte einzig noch, dass wir uns umarmt hätten.


Essaouira MA

2019-01-26 to 2019-01-27

Die kleine Küstenstadt wirkt optisch nicht wie andere marokkanische Städte. Einen portugiesischen Einfluss lassen die blau und weiss gestrichenen Häuser erkennen. Und die komplett erhaltene Altstadt innerhalb der imposanten Stadtmauer hat eine stark andalusische Prägung und ist ein UNESCO-Weltkulturerbe. Spass macht das Flanieren durch die Souks, weil man hier die Unsitte mit der zuerst harmlosen Einladung zum Tee und der anschliessenden aufdringlichen und endlosen Präsentation des Warenlagers nicht praktiziert. Ein Muss für jeden Besucher von Essaouira ist der malerische und betriebsame Fischerhafen, einer der bedeutendsten an der marokkanischen Atlantikküste. In den Werften werden noch heute auf die gleiche Art wie seit Jahrhunderten hölzerne Fischerboote gebaut. Auf dem Souk wollte mir Hedy noch ein Geburtstagsgeschenk kaufen. Ich habe dankend abgelehnt (mag diesen Tea Mix nicht!!!).


Essaouira – Bhibah - Safi MA, 49+83 Km

2019-01-28 to 2019-01-29

Unsere Route führt uns weiter nordwärts der Küste entlang. Der Strassenbelag ist recht holprig, aber die abwechslungsreiche Landschaft ist es uns wert. Nach einer ruhigen Nacht auf einem neuen Camping in den Dünen bei Bhibah fahren wir weiter zur Industriestadt Safi. Schon von weitem sind die riesigen Industriekomplexe zu sehen, in welchen Phosphat zu Dünger verarbeitet und im Hafen verschifft wird. Danach durch die „Strasse der Ölsardinen“, vorbei an endlosen Konservenfabriken, in welchen nebst Obst und Gemüse insbesondere Sardinen verarbeitet werden. Zum Glück für unsere Nasen riecht man im Camping nichts mehr davon.


Safi – Oualidia MA, 77 Km

2019-01-30 to 2019-02-03

Nach einem Bummel durch die Medina innerhalb der im 16. Jahrhundert von den Portugiesen errichteten Stadtmauer fahren wir weiter dem Atlantik entlang. Kleine Orte, einsame Strände, Steilküsten und Gemüsefelder in bunter Folge. Nach 3‘600 Kilometern in Marokko wollen wir es etwas gemächlicher angehen lassen und uns auch mal ein paar redlich verdiente Ferientage gönnen. Oualidia ist ein kleiner Badeort und sehr bekannt für seine Austern, Krabben, Langusten und Fische. Wir stationieren uns oberhalb des Dorfes mit grandioser Aussicht auf den wilden Atlantik, die Lagune und Gemüsefelder. Wir fühlen uns sauwohl hier und bleiben 5 Tage, auch weil wir neben uns nette Nachbarn haben. Anita und Markus aus Sursee sind seit über 10 Jahren Weltenbummler. Mit einem grossen BMW-Motorrad haben sie die Welt umrundet, alle Kontinente bereist, und sind nun mit einem Camper unterwegs. Im Vergleich zu den Abenteuern, welche sie erlebt haben, waren unsere Reisen fast wie eine Kaffeefahrt.


Qualidia – El Jadida MA, 85 Km

2019-02-04 to 2019-02-06

Wieder nur eine kurze Etappe auf der Küstenstrasse nordwärts. Unmengen an Gemüse beidseits der Strasse, abwechselnd Meerwassersalinen und kleine Strände säumen unseren Weg. Und schon erblicken wir bereits von weitem die riesige Industriezone von El Jadida um dem modernen Phosphathafen. Den Wald aus Hochspannungsmasten, thermischen Kraftwerken und stinkenden Industrieanlagen lassen wir fluchtartig hinter uns. Zu unserer Freude zeigt das GPS noch 13 Kilometer bis zum Camping auf der gegenüberliegenden Seite der 200‘000 Einwohner zählenden Stadt. Die nächsten 2 Tage sind wir mit den Fahrrädern unterwegs. Es zieht uns in die „Cité Portugaise“, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Die Altstadt und die portugiesischen Befestigungsanlagen aus dem 15. Jahrhundert sind die Ausflüge mehr als wert. Das interessanteste Bauwerk ist die unterirdische, rippengewölbte „Citerne Portugaise“, ein ehemaliges Waffenlager, welche später als Zisterne der befestigten Stadt genutzt wurde. Das spätgotische Gewölbe wird immer schöner, je mehr sich die Augen an das Dunkel gewöhnt haben.


El Jadida – Mohammedia MA, 143 Km

2019-02-07 to 2019-02-10

Es scheint so, dass nach dem Bau der modernen Autobahn kein Geld mehr in der Kasse war für den Unterhalt der übrigen Küstenstrassen. Deshalb wollen wir heute unser Womo nicht malträtieren und nehmen die Autobahn nach Casablanca. Dort gibt es leider weder einen Stellplatz noch einen Camping, weshalb wir weiterfahren müssen bis nach Mohammedia. Die ziemlich einzige Sehenswürdigkeit der grössten Stadt Marokkos ist die Hassan-II.-Moschee, welche wir uns dann doch nicht entgehen lassen wollen. Wir fahren deshalb am nächsten Tag mit dem Taxi 40 Kilometer bis ins Zentrum. Hier hat sich der Vater des amtierenden Herrschers für mehr als eine halbe Milliarde Euros ein Denkmal gesetzt. Entstanden ist die fünftgrösste Moschee der Welt und sie bietet in der Gebetshalle von 20‘000 Quadratmetern Platz für 25‘000 Gläubige. Mit einer Höhe von 210 Metern ist das Minarett das höchste religiöse Bauwerk. Nicht gespart worden ist auch bei Dingen wie einer Bodenheizung oder einem automatisch öffnenden Dach. Im Gegensatz zu allen anderen Moscheen darf sie gegen Entgelt auch von Ungläubigen betreten werden. Casablanca ist mit 3,5 Millionen Einwohnern die grösste Stadt Marokkos und mit den Vororten sind es sogar 7 Millionen. Wir staunen über die weiterhin ungebremste Bautätigkeit und wie gleich ganze Quartiere aus dem Boden gestampft werden. Aber auch die erschreckenden Konsequenzen der Landflucht mit erbärmlichen Wellblechsiedlungen, wie wir sie in ganz Marokko bisher noch nirgends gesehen haben.


Mohammedia – Mehdia MA, 130 Km

2019-02-11

Geplant waren heute 62 Kilometer bis zur Hauptstadt Rabat, und es wurden letztlich 130. Auf den im Reiseführer und im Internet gefundenen drei Stellplätzen ist inzwischen das Übernachten verboten. Und der einzige Campingplatz wird überbaut. Wir quälen uns kreuz und quer durch den Grossstadtverkehr bis wir entnervt kapitulieren und weiter nordwärts bis nach Mehdia fahren. Wir glauben es kaum, dort sind wir mutterseelenalleine auf dem Campingplatz. Aber wie wir den Tag Revue passieren lassen, wird uns einiges klar. Auf all den vielen Kilometern haben wir nur 2 Camper gesehen. Alle anderen waren wohl schlauer oder besser vorbereitet wie wir und haben Rabat gar nicht erst angesteuert.


Mehdia – Moulay Idris - Meknes, 142+44 Km

2019-02-12 to 2019-02-13

Wir fahren nochmals ins Landesinnere, weil wir auch noch die vierte der sogenannten Königsstädte besuchen wollen. Zunächst stationieren wir uns für eine Nacht in Moulay Idris und schauen uns am nächsten Morgen die Ortschaft an. Für die Marokkaner ist es ein Wallfahrtsort wegen dem sich hier befindlichen Grab des Staatsgründers Idris I. Bis weit ins 20. Jahrhundert durfte die Stadt nur von Moslems betreten werden. Das schöne Ortsbild an den beiden bebauten, steilen Hügeln lohnt den Besuch. Auf dem weiteren Weg legen wir einen kurzen Stopp ein in Volubilis, einer römischen Siedlung mit teils noch erhaltenen Monumenten aus der Antike. Leider haben spätere Herrscher den Marmor für ihre Prachtbauten im nahegelegenen Meknes hier geholt. Im Tagesziel Meknes lässt man uns auf einem bewachten Parkplatz an der Stadtmauer übernachten. Dank dessen ist der Weg in die Medina nur sehr kurz. Wir schauen uns einige Sehenswürdigkeiten an wie das berühmte Stadttor Bab Mansour und die Koranschule Bou Inania aus dem 14. Jahrhundert. In den Souks verweilen wir nur kurz, weil sich diese immer sehr ähnlich sind und wir diesbezüglich gesättigt sind. Da verweilen wir lieber auf einer Terrasse beim lebhaften Place el Hedim und schlürfen einen Berber Whisky (zuckersüsser Minzentee), welcher uns inzwischen ausgezeichnet schmeckt.


Meknes – Moulay Bousselham MA, 290 Km

2019-02-14

Weinbau in einem muslimischen Land kommt uns etwas sonderbar vor. Es kann aber auch als Zeichen der Toleranz und Offenheit der marokkanischen Gesellschaft gedeutet werden. Die besten Weine in Marokko werden in der Region Meknes gekeltert, weshalb sich der Besuch eines Winzers für uns regelrecht aufdrängt. Der Weinbau in Marokko geht bis auf die Phönizier zurück. Später brachten die Römer neue Rebsorten ins Land. Nach der Eroberung durch die Araber und der darauf folgenden Islamisierung kam der Weinbau völlig zum Erliegen. Erst ab 1912 in der Epoche des französischen Protektorats entstanden wieder Weingüter. Grösster Erzeuger heute ist der topmoderne „Celliers de Meknès“ mit einer Anbaufläche von 5‘000 Hektaren und über 30 Millionen abgefüllten Flaschen pro Jahr. Ihr Aushängeschild ist der „Château Roslane“, ein auch international prämierter Spitzenwein. Zum Weingut gehören ein Erstklasshotel und ein französisches Restaurant. Beim Pool geniessen wir einen Sauvignon blanc und werfen einen Blick in die Speisekarte. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen und wir möchten zum Nachtessen bleiben unter der Prämisse, dass wir auf dem Parkplatz übernachten dürfen. Nach einem längeren Telefonat des Restaurantleiters mit der Direktion kommt der frustrierende Bescheid, dass man dies aus Sicherheitsgründen nicht möchte. Mangels Camping in der Umgebung fahren wir deshalb weiter nach Moulay Bousselham ans Meer. Übrigens werden in Marokko über 50 Millionen Flaschen Wein abgefüllt und nur 10% davon wird exportiert. Die anderen 90% werden sicher nicht nur von den Touristen leergetrunken. Da werden auch einige Marokkaner ein Gläschen zu schätzen wissen. Schämen müssen sie sich deswegen nicht, da ihr König Besitzer einiger Weingüter sein soll.


Moulay Bousselham MA

2019-02-15 to 2019-02-20

Wir haben ein schönes Plätzchen an der reizenden Lagune von Moulay Bousselham. Der kleine Ort mit 15‘000 Einwohnern lebt vom Fischfang und dem Anbau von Erdbeeren für den Export nach Europa. Neben uns sind Anita und Markus, welche wir vor 2 Monaten in Azrou kennengelernt haben. Zwei Tage später stossen auch noch Nicole und Peter aus der Region Baden zu uns. Täglich kommen Fischer mit ihrem Fang vorbei oder wir gehen zum Nachtessen in eines der etwa zwölf Restaurants. Als Konsequenz der vergnüglichen Geselligkeit mit unseren Landsleuten und dem schönen Wetter bleiben wir eine ganze Woche hier.


Moulay Bousselham – Asilah MA, 94 Km

2019-02-21 to 2019-02-22

Langsam aber sicher müssen wir an den noch langen Heimweg denken, wenn wir die Basler Fasnacht nicht verpassen wollen. Im Hafenstädtchen Larache machen wir einen längeren Spaziergang, bestaunen die Festungsanlagen aus spanischer Zeit und die blau/weiss gestrichenen Häuser in den verwinkelten Gassen. Da uns der Campingplatz nicht zusagt, fahren wir noch eine Stunde weiter bis nach Asilah. Dort schauen wir uns am nächsten Tag die gut erhaltene Medina an mit ihren mediterran anmutenden Häusern und blitzsauberen Gassen. In der Vorstadt sehen wir etwas sehr seltenes in einem moslemischen Land, eine katholische Kirche aus der spanischen Protektoratszeit. 


Asilah MA – Tarifa E, 119 Km

2019-02-23 to 2019-02-24

Nach 11½ Wochen und 4‘750 gefahrenen Kilometern geht unsere Marokko-Reise zu Ende. Wir kehren heim mit einer Fülle an interessanten Begegnungen, Bildern von kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten sowie faszinierenden Landschaften. Die Gegensätze dieses Landes könnten kaum extremer sein. Auf der einen Seite moderne Küstenstädte, die sich kaum noch von südeuropäischen Städten unterscheiden, und deren junge Bevölkerung sich betont westlich gibt. Andererseits die ländlichen Regionen, wo man noch tief verwurzelt ist in jahrhundertealten Traditionen und Werten. Nach einer Überfahrt auf ruhiger See geht es auf ein Camping in Tarifa, wo wir noch einen Waschtag einlegen.


Tarifa – Jerez E, 126 Km

2019-02-25

Da wir einen Sherry zum Apero nicht verachten, und zudem direkt an der Altstadt einen Stellplatz finden, legen wir in Jerez de la Frontera einen Halt ein. Die Stadt bietet nichts speziell sehenswertes, mit Ausnahme der Sherry-Kellereien. In diesen findet man vor allem Briten, weil dieser gespritete Wein bei ihnen sehr populär ist und sie auch die grössten Abnehmer sind.


Jerez – Cordoba E, 232 Km

2019-02-26

Cordoba ist eine der bedeutendsten touristischen Sehenswürdigkeiten Spaniens. Die Mezquita-Catedral sowie das umliegende Altstadtviertel gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Gegründet von den Iberern, war die Stadt in ihrer wechselhaften Geschichte unter der Herrschaft der Römer, Westgoten, Byzantinern und Mauren. Im 10. Jahrhundert war Cordoba unter maurischer Herrschaft mit einer halben Million Einwohnern sogar eine der grössten Städte der Welt. Neben der römischen Brücke mit 16 Bögen sowie der Moscheekathedrale finden sich noch viele weitere Bauwerke aus diesen Epochen. Wir radeln durch eine der grössten noch erhaltenen Altstädte Europas, als wir von Freunden an die Côte d’Azur eingeladen werden. Wir verkürzen deshalb unseren Aufenthalt und werden Cordoba bei anderer Gelegenheit nochmals besuchen.


Cordoba – Villargordo del Cabriel - Cambrils E – St. Thibèry F - La Croix-Valmer F, 1'520 Km

2019-02-27 to 2019-03-03

In vier Etappen fahren wir zu unseren Freunden Christiane und Romain in die Nähe von Saint-Tropez. Hedy war noch nie hier und bei mir sind es etwa 40 Jahre her. In dieser langen Zeit hat sich so gut wie gar nichts verändert und schöner ist der Ort auch nicht geworden. Aber nach wie vor ist Saint-Tropez ein populärer Treffpunkt für die internationale Schickeria. Und schon müssen wir wieder weiterziehen, um noch die dringendsten Dinge vor den drei schönsten Tagen für die Basler (die Fasnacht) zu erledigen. Wir bedanken uns hier nochmals bei Christiane und Romain für ihre Gastfreundschaft in ihrem schmucken Ferienhaus und die tollen Ausflüge in der um diese Jahreszeit noch nicht überbevölkerten Côte d‘Azur.


La Croix Valmer – Lyon - Belfort F - Gelterkinden CH, 828 Km

2019-03-04 to 2019-03-06

Inzwischen sind wir nach fast 4 Monaten und vielen Erlebnissen und Impressionen wieder zu Hause angekommen. Es bleiben uns einige Tage, um uns um die wichtigsten Angelegenheiten zu kümmern und uns dann ins Getümmel der Basler Fasnacht zu stürzen. Und danach wird der Sommer geplant. Schliesslich gilt für uns weiterhin die Maxime: nach einer Reise ist vor einer Reise. Soviel sei jetzt schon verraten, es könnte eine von uns noch nie besuchte Region sein, nämlich der Balkan.


Gelterkinden – Cugniasco TI, 248 Km

2019-05-04

Seit genau 2 Monaten sind wir aus Marokko wieder zurück zu Hause. Mit dem sonnigen Frühlingswetter ist nun der Reisevirus bei uns wieder hyperaktiv geworden. Beschleunigt wird unsere Abreise durch die Wetterprognose vom Donnerstag mit Schneefall am Sonntag bis in die Niederungen. Kurz entschlossen erledigen wir am Freitag die letzten Einkäufe und Verabschiedungen und räumen unser WoMo ein. Am Samstag fahren wir los und kommen ohne Brummis auf der Strasse stressfrei im Tessin an. In Cugniasco haben wir uns mit Rita und Jean-Paul verabredet und wollen dann gemeinsam Venedig besuchen.


Cugniasco – Venedig I, 380 Km

2019-05-05

Der Entscheid, über das Wochenende nach Venedig zu fahren, war goldrichtig. Selbst durch die Metropolregion Mailand läuft es wie geschmiert dank spärlichem Verkehr mit gleichbleibender Geschwindigkeit und Tempomat. Und so sind wir schon früh im Camping in Fusina an der Lagune von Venedig. Von hier aus sind es mit dem Vaporetto nur noch 20 Minuten bis auf die Hauptinsel Venedigs.


Venedig, 1. Tag

2019-05-06

Wir waren gespannt darauf, ob uns Venedig nochmals derart faszinieren wird wie bei unserem ersten Besuch vor 32 Jahren. Und tatsächlich hat diese einzigartige Stadt für uns nichts von ihrem Reiz verloren. Dank der Anreise vor der Hochsaison ist der Touristenstrom an den Hotspots noch erträglich. Es sind auch nur drei Kreuzfahrtschiffe und am nächsten Tag sogar nur eines am Pier. Die Wartezeiten für Campanile oder Museen bewegen sich im Bereich von wenigen Minuten. So macht das Sightseeing Spass.


Venedig, 2. Tag

2019-05-07

Leider mussten Rita und Jean-Paul heute schon wieder nach Hause fahren wegen einem Todesfall in der Familie. Wir hoffen sehr, dass sich unsere Wege auf dem Balkan nochmals kreuzen werden in den nächsten Wochen.

Wir schippern mit dem Vaporetto den Canal Grande rauf und runter, geniessen die Aussicht vom Campanile, und lassen uns beim Flanieren durch die engen Gassen und den malerischen Kanälen einmal mehr vom schon fast morbiden Charme Venedigs verzaubern.


Venedig I – Portoruz SLO, 207 Km

2019-05-08 to 2019-05-10

Nach Triest überqueren wir die Grenze zu Slowenien. So gut wie nichts haben wir gewusst über diesen ehemaligen Gliedstaat Jugoslawiens und heutigem EU-Mitglied. Es ist halb so gross wie die Schweiz und hat rund 2 Millionen Einwohner. Der erste Eindruck überrascht uns. Moderne Bauten und eine gepflegte Infrastruktur, wie wir dies in einem südeuropäischen Staat nicht erwartet hätten. Und siehe da, der UN-Wohlstandsindikator führt Slowenien auf dem 25. Platz von 189 Ländern und damit besser klassiert wie alle anderen Mittelmeeranrainer mit Ausnahme von Frankreich und Israel.

Wegen heftigem Regen sind wir am ersten Tag zur Untätigkeit verdammt. Am nächsten Tag aber lacht die Sonne wieder für uns und wir besteigen unsere Radl und fahren nach Piran. Der anmutige Küstenort mit 18‘000 Einwohnern war Teil des venezianischen Imperiums vom 13. bis zum 18. Jahrhundert, was sich in der Architektur der Stadt noch erkennen lässt.


Portoruz - Funtana - Rovinj, 112 Km

2019-05-11 to 2019-05-14

Slowenien hat nur mit einer Küstenlänge von 46 Kilometern Anschluss ans Mittelmeer. Nach wenigen Kilometern auf der Strasse stehen wir daher bereits am Grenzübergang zu Kroatien und werden freundlich durchgewinkt. In Porec steuern wir nacheinander 3 Stellplätze aus den Campingführern für 2019 an. Der erste bietet haargenau das gleiche Ambiente und Infrastruktur wie der Parkplatz eines Einkaufscenters. Auf dem zweiten ist Übernachten untersagt. Und der dritte ist in einem Gelände mit grosser Tankstelle und Busbahnhof und kostet über 20 Euros pro Nacht. Wir machen das gleiche wie offensichtlich alle anderen Camper auch, nämlich nichts wie weg. Aber da wir mit einem Buschauffeur von Twerenbold Aarau eine Weile geplaudert haben, öffnet sich die Ausfahrtsschranke nur noch gegen Bezahlung. Wir sind noch nicht auf der Hauptstrasse, als Hedy die der Kreditkarte belasteten kroatischen Kuna umgerechnet hat mit dem Ergebnis von 9 Franken. Alsdann steuern wir in Funtana einen grossen Campingplatz mit eigenem Restaurant an. Hier fühlen wir uns willkommen dank gastfreundlichem Personal, einem sehr guten Dinner und dem zum Abschluss offerierten Grappa. Der erste negative Eindruck von Kroatien ist schon fast vergessen.

Somit wäre alles wieder im Lot, wenn nur das Wetter mitspielen würde. Es giesst und stürmt, dass wir kaum noch einen Fuss vor die Türe bekommen. Und die Wetterberichte prognostizieren auch für die nächsten 7 Tage keine Besserung. Trotzdem fahren wir nach zwei Nächten weiter nach Rovinj.

Am Nachmittag des zweiten Tages zeigt sich die Sonne wieder und wir radeln gleich in die Altstadt von Rovinji. Sie steht auf dem Hügel einer Landzunge und das Stadtbild weist auf die 500-jährige Herrschaft der Venezianer hin. Eng gedrängt stehen die Häuser in engen und verwinkelten Gassen. Heutige Stadtplaner nennen dies „verdichtetes Bauen“.


Rovinj – Pula HR, 48 Km

2019-05-15 to 2019-05-16

Unsere nächste Station ist Pula im Süden der istrischen Halbinsel. Im Jahre 177 v.Chr. wurde die Stadt von den Römern erobert und wurde zu einer der wichtigsten römischen Besitzungen an der Adria. Wahrzeichen ist das unter dem ersten römischen Kaiser Augustus erbaute Amphitheater. Mit 132 mal 105 Metern ist es das sechstgrösste antike Amphitheater. Verstreut in der Stadt finden sich weitere gut erhaltene Bauwerke wie der Augustustempel, Triumphbogen und Stadtore.

Nach dieser ausgedehnten Erkundung Pulas sind wir hungrig und freuen uns auf Kalbsfilet im Speckmantel mit grünen Spargeln. Für einen kurzen Moment lassen wir unseren Grill aus den Augen und schon ist unser Nachtessen weg. Eine der über dem Camping kreisenden Möven muss uns bestohlen haben. Nachdem wir uns von diesem Schock erholt haben, rettet mein Küchentiger die Situation mit einem ausgezeichneten Spargelrisotto.


Pula – Moscenicka Draga HR, 89 Km

2019-05-17 to 2019-05-19

Im kleinen Fischerdorf Moscenicka Draga angekommen reicht es am Nachmittag gerade noch für einen Spaziergang bei Sonnenschein. Die nächsten zwei Tage regnet es fast pausenlos. Einzige Aufmunterung ist das Nachtessen im benachbarten Restaurant des Campingplatzes mit 15 Gault-Millau-Punkten.


Moscenicka Draga – Krk HR, 96 Km

2019-05-20 to 2019-05-22

Trotz weiteren Regengüssen fahren wir ein Stück weiter auf die Insel Krk. Hier wollen wir geduldig das Tief über uns ergehen lassen, in welchem die gesamte Adriaregion steckt. Am dritten Tag ist es soweit und die Sonne lacht uns wieder an. Die Zeit ging trotzdem wie im Flug vorbei dank Apéros und guten Gesprächen mit geselligen Nachbarn, Birgit und Matthias aus dem Thurgau.


Krk – Baska HR – Novi Vinodolski HR, 169 Km

2019-05-23 to 2019-05-24

Wir hängen noch einen Tag an auf Krk und übernachten am südlichen Ende der Insel in Baska. Inzwischen haben wir auch wieder angenehmes Reisewetter. Alsdann fahren wir wieder aufs Festland und dort ein Stück zurück in die Region Rijeka zu einer Iveco-Vertretung. Seit Tagen haben wir ein „Tac-tac“-Geräusch, das je nach Radumdrehung langsamer oder schneller wird. Wir haben Glück und können gleich in der Werkstatt auf den Lift. Der Fahrwerkspezialist nimmt vorne rechts das Rad ab, zerlegt die Bremse und reinigt Bremsscheibe und Klötze. Nach einer Probefahrt das gleiche Prozedere vorne links. Erneut erfolglos. Nun geht es an die Hinterachs-Räder. Und schon wieder sind alle Bemühungen erfolglos. Nach fast 5 Stunden resignieren Werkstattchef und Mechaniker. Es sei sicher kein Sicherheitsrisiko, aber uns beruhigt dies nicht wirklich. Unsere Lust auf fangfrischen Fisch und Scampis hat uns der Werkstattflop jedoch nicht verdorben.


Novi Vinodolski – Senj - Plitvizer Seen, 132 Km

2019-05-25 to 2019-05-26

Weiter geht es auf kurvenreicher Strasse der zerklüfteten Küste entlang. Nach kurzer Zeit fahren wir an einem verlockenden Stellplatz direkt am Wasser vorbei und können nicht anders als schon wieder anzuhalten. Wir packen die Bikes aus und schauen uns das über 3‘000 Jahre alte Städtchen Senj an. Durch eine Bombardierung im zweiten Weltkrieg sind viele historische Bauten zerstört worden. Wahrzeichen und fast einzige wirkliche Sehenswürdigkeit ist die trutzige Uskokenburg Nehaj auf einem Bergrücken. Den Tag lassen wir ausklingen im Restaurant neben dem Camping mit einem fantastischen Abendrot.

Am folgenden Tag verlassen wir die Küste in Richtung Plitvizer Seen, nahe der Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Die Gegend ist nur dünn besiedelt und die wenigen Dörfer zeigen uns eine wenig begüterte Landbevölkerung. Wir staunen jedoch über die Sauberkeit und Ordnung in den Ortschaften und die ausnahmslos gepflegten Vorgärten. Vereinzelt sind auch noch Kampfspuren des Kroatenkrieges zu sehen, zerbombte Gebäude oder Einschusslöcher in Hausfassaden.


Nationalpark Plitvicer Seen

2019-05-27 to 2019-05-28

Wir müssen uns einmal mehr geduldig zeigen, weil es einen ganzen Tag lang pausenlos regnet. Aber Weiterfahren kommt nicht in Frage, da man ein UNESCO-Weltnaturerbe nicht so schnell links liegen lassen sollte und der Parkbesuch zudem als Muss einer Kroatienreise gilt. Am nächsten Morgen wecken uns Sonnenstrahlen und wir machen uns Hals über Kopf bereit, um noch den Shuttle-Bus zum Parkeingang zu erreichen. Kaum dort angekommen regnet es schon wieder. Zum Glück nur kurz und die nächsten Stunden können wir trockenen Fusses durch den Park und entlang den Seen wandern. In einem hügeligen Karstgebiet gelegen sind die kaskadenförmig angeordneten 16 oberirdischen Seen mit einem Höhenunterschied von 156 Metern ein einmaliges Naturspektakel. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die Seen und Wasserfälle vielen Karl-May-Filmen als Kulisse dienten, so auch dem „Schatz im Silbersee“.


Plitvicer Seen – Nin - Zadar HR, 252 Km

2019-05-29 to 2019-05-30

Bei einmal mehr unfreundlichem Wetter fahren wir zurück an die Küste. Ausserhalb von Nin parken wir unser Womo für diese Nacht und radeln in den 2‘700-Seelen-Ort. Überreste von Amphitheater, Forum und Tempel lassen die Stellung von Nin unter römischer Herrschaft erahnen. Viel davon ist nicht mehr zu sehen wegen späteren Eroberungen und Zerstörungen und Nin erlangte nie mehr das ehemalige Ansehen.

Nächster Stopp ist das weit über zweitausendjährige Zadar, welches in seiner Geschichte unzählige Besetzungen und Herrscherwechsel erleben musste. Der historische Stadtkern ist auf einer schmalen Landzunge gelegen. Innerhalb einer Festungsmauer finden sich gut erhaltene Bauwerke verschiedenster Stilrichtungen, vor allem aus venezianischen Zeiten.


Zadar – Sibenik - Trogir HR, 149 Km

2019-05-31

Abgesehen von lockenden Ausflügen ins Inland ist die dalmatinische Küste ein Magnet für Sonnenhungrige oder kulturell Interessierte wegen den vielen gut erhaltenen historischen Stadtkernen. Zum Planschen im Meer ist das Wasser noch zu kalt und die Sonne zeigt sich zu selten. Ergo halten wir uns an die alten Steine, legen auf dem Weg nach Trogir einen Halt ein und starten zu einer Fahrradtour in die reizende Altstadt von Sibenik.


Trogir HR

2019-06-01 to 2019-06-02

Die auf einer Insel liegende und teilweise von einer Stadtmauer umgebene Altstadt von Trogir zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie stellt den am besten erhaltenen romanisch-gotischen Komplex in ganz Osteuropa dar. Der historische Stadtkern mit einem Gewirr von verwinkelten Gassen, deren Breite mitunter nicht einmal zwei Meter beträgt, zwingt uns oft zum Schieben der Fahrräder. Erschwerend dazu kommt noch das Jahrhunderte alte grobe Kopfsteinpflaster und die Touristenströme.


Trogir – Split HR, 31 Km

2019-06-03 to 2019-06-05

Kaum weggefahren sind wir auch schon in der zweitgrössten Stadt Kroatiens und dem nächsten UNESCO-Weltkulturerbe. Dieses toppt alle bisher besuchten Stadtkerne an dieser Küste. Allerdings ist der erste Blick auf die Industriekomplexe und die hässlichen Wohnsilos der Vororte von Split noch wenig verheissungsvoll. Wie wir mit dem öffentlichen Bus vom Camping bei der Altstadt aussteigen, sind wir nach wenigen Schritten beeindruckt vom Diokletianpalast. Der römische Kaiser Diokletian hat diesen festungsartigen Palast mit zwei Meter dicken Mauern und Massen von 215 x 180 Metern in den Jahren 295 – 305 als Alterswohnsitz bauen lassen. Auf dem Mausoleum des Kaisers ist später die Kathedrale gebaut worden. Nach der Römerzeit entstand innerhalb der Mauern eine mittelalterliche Stadt mit Wohnbauten und Gewerbebetrieben.


Split – Zaostrag HR, 90 Km

2019-06-06 to 2019-06-09

Wir haben lange darauf warten müssen, aber jetzt haben wir endlich 30 Grad und 14 Stunden Sonnenschein. Ein paar Ferientage haben wir uns leidlich verdient und bleiben deshalb gleich vier Tage in einem kleinen Dorf mit spärlichem Tourismus. Zudem macht es uns keinen Sinn, jetzt schon nach Dubrovnik zu fahren, weil wir wegen den Pfingstfeiertagen eine Besucherschwemme befürchten. Seit einem Monat sind wir nun in Kroatien und staunen immer wieder über die öffentliche Sauberkeit. Noch in jedem Camping wurde der Abfall getrennt und die Behälter werden entleert bevor sie überlaufen. Wir haben noch keinen Aussichtspunkt oder Ausstellplatz mit Müll wie in anderen südeuropäischen Ländern gesehen. In den Ortschaften getrauen wir uns nicht mal, eine Kippe in den Strassengraben zu werfen. Und hier in Zaostrag staunen wir wieder einmal über den blitzblanken Strand und das glasklare Wasser. So sauber haben wir das Mittelmeer noch nirgends gesehen.


Zaostrag HR – Blagaj BIH, 86 Km

2019-06-10

Beim Morgenessen entschliessen wir uns spontan zu einen Abstecher nach Mostar in Bosnien-Herzegowina. Auf den ersten Metern zeigt sich schon der wirtschaftliche und ökologische Rückstand zu Kroatien. Abfälle am Strassenrand und in den Ortschaften weisen auf eine nicht oder nur rudimentär funktionierende Müllentsorgung hin. In Blagaj, elf Kilometer vor Mostar, finden wir einen familiengeführten Camping am idyllischen Flüsschen Buna. Sehr freundlich werden wir empfangen, eingewiesen und gleich zu einem Willkommensdrink eingeladen. Wir nehmen Platz am Wasser und das gewünschte Bier wird uns im Halbliter-Glas serviert. Kurz darauf folgen zwei Stück Torte. Das Glas noch halb voll kommen schon wieder zwei Krüge Bier. Jedes Mal mit der Bemerkung „geht aufs Haus“. Bei so viel Gastlichkeit fühlen wir uns fast verpflichtet, zum Nachtessen zu bleiben (siehe Speisekarte). Wir bereuen dies nicht, es schmeckt uns sehr gut. Zum Essen bestellen wir zwei Gläser Hauswein. Diese sind noch halb voll, als zwei weitere Gläser serviert werden und erneut „geht aufs Haus“. Zum Schluss auch noch der Kaffee „aufs Haus“. Eine derartige Freigiebigkeit haben wir noch kaum irgendwo erlebt. Einziges Ärgernis dieses Abends ist, dass bereits wenige Kilometer nach der Buna-Quelle Plastikflaschen und anderer Hausmüll an uns vorbeizieht in Richtung Meer.


Mostar BIH

2019-06-11

Mostar erlangte 1993 traurige Berühmtheit, als kroatische Streitkräfte das Wahrzeichen der Stadt, die Brücke „Stari most“ aus dem 16. Jh. über die Neretva, stundenlang gezielt unter Beschuss nahmen und zerstörten. Inzwischen ist die Brücke mit Unterstützung der UNESCO und Anderen originalgetreu wieder aufgebaut worden. 2005 wurden Brücke und Altstadt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Auf der östlichen Seite des Flusses, dem moslemischen Teil der Stadt, sind 25 Jahre nach dem Bosnienkrieg noch immer nicht alle Kriegsschäden beseitigt. Vielleicht ist dies als Mahnmal für sinnlose Kriege auch so gewollt. In die Stadt hat uns der Campingwart gefahren und zur vereinbarten Zeit wieder abgeholt. Auf dem Heimweg bietet er uns noch einen Abstecher zur Bunaquelle, eine der grössten und stärksten Karstquellen Europas. Durchschnittlich 43‘000 Liter pro Sekunde quellen aus einer Höhle am Fuss einer 200 Meter hohen Felswand. Wie der an der Rezeption angeschlagene Preis von 15 € zu verstehen ist hatten wir nicht gefragt. Gilt der Preis pro Person und auch für die Rückfahrt? Ich stecke unserem Fahrer mal 30 € entgegen und er nimmt nur 15. Dafür ist der gute Mann 50 Kilometer gefahren und war fast 2 Stunden für uns im Einsatz.


Mostar BIH – Orebic HR, 158 Km

2019-06-12 to 2019-06-14

Auf der Weiterfahrt südwärts durchqueren wir den nur 8 Kilometer langen Neum-Korridor. Dieser trennt den Staat Kroatien in zwei Teile und verschafft Bosnien-Herzegowina den einzigen Zugang zum Mittelmeer. Da BIH noch nicht EU-Mitglied ist, werden die Durchreisenden auf beiden Seiten relativ streng kontrolliert. Bei Ston biegen wir ab auf die Halbinsel Peljesac und stationieren uns auf der Südseite in Orebic. Die Einwohner der nur dünn besiedelten Halbinsel leben von Weinbau und Tourismus. Viele kommen nur deshalb hierher, um den auf der gegenüber von Orebic liegenden Ort Korcula auf der gleichnamigen Insel zu besuchen. Die Altstadt von Korcula ist eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte im Mittelmeerraum. In nur 15 Minuten bringt uns die Personenfähre in diesen sehr sehenswerten Ort. Alle Gassen führen sternförmig den Hügel hoch zur Kathedrale. Nach einigem Rauf und Runter bei drückender Hitze übermannt uns der Wunsch nach einem schattigen Plätzchen mit abkühlendem Wind vom Meer her und einem kalten Bier.


Orebic – Dubrovnik HR, 113 Km

2019-06-15 to 2019-06-18

Der bergigen Küste entlang erreichen wir Dubrovnik, Top-Destination fast aller Kroatien-Besucher. Das UNESCO-Weltkulturerbe mit dem Beinamen „Perle der Adria“ muss man gesehen haben. Der Reiz dieser Stadt hat leider wie bei allen Touristen-Hotspots auch negative Aspekte. Auch wenn seit diesem Jahr nur noch zwei Kreuzfahrtschiffe pro Tag anlegen dürfen, ist die Altstadt bereits jetzt noch vor der Hauptreisesaison stark frequentiert durch Besucher aus aller Welt. Das Chaos fängt schon auf der einzigen Zufahrtsstrasse zum Stadttor an. Die Reisecars müssen ihre Passagiere zügig aus- oder einladen und sofort wieder in die Peripherie fahren. Und das Preisniveau für gastronomische und andere Leistungen bewegt sich auf der Höhe des Markusplatzes in Venedig. Trotz allem fahren wir mit dem Linienbus jeden Tag vom Campingplatz zur Altstadt. Und jedes Mal entdecken wir wieder Einzigartiges in dieser kulturellen Schatztruhe und lassen uns fesseln von der Jahrhunderte alten Schönheit Dubrovniks. Dieses Ambiente ist dann auch die 10 Euros für den Halbliter-Krug Bier wert.


Dubrovnik HR – Bijela MNE - Petrovac, 158 Km

2019-06-19 to 2019-06-23

Nach 3 Tagen in Dubrovnik unter Abertausenden von Touristen sehnen wir uns nach einem einsameren Ort. Nach Überquerung der Grenze zu Montenegro werden wir in der Bucht von Kotor fündig und wollen für eine Nacht in der kleinen Küstenstadt Bijela bleiben. Im benachbarten Restaurant an der Strandpromenade ist ein sehr begabter Koch am Werk. Dies veranlasst uns zwangsläufig, noch einen weiteren Tag zu bleiben. Alsdann weiter der malerischen Küste entlang mit Aussicht auf malerische kleine Inseln lösen sich unsere Pläne in Luft auf. Die unter UNESCO-Schutz stehende historische Stadt Kotor ist hoffnungslos überlaufen. Selbst im Parkverbot würden wir nicht mal mit einen Smart noch Platz finden. Notgedrungen fahren wir weiter auf einen ruhig gelegenen Campingplatz nahe an einem zwei Kilometer langen Strand in Buljarica/Petrovac. Während die Küste Kroatiens seit Jahrzehnten eine beliebte Feriendestination für Sonnenhungrige ist, hinkt Montenegro noch etwas hinterher. Dabei sind die klimatischen und landschaftlichen Voraussetzungen dieselben wie an der gesamten Adria-Küste. Zunehmende Investitionen in die touristische Infrastruktur und das tiefere Preisniveau gegenüber Kroatien werden dies in absehbarer Zeit ändern, vermehrt leider aber auch den Massentourismus anlocken.


Petrovac MNE – Shkoder AL, 66 Km

2019-06-24 to 2019-06-26

Nach wenigen Kilometern sind wir schon wieder an einem Grenzübergang. Anders als bisher stehen wir dieses Mal eine Stunde lang in einer Kolonne. Die Albanischen Beamten schauen zwar nicht in die Fahrzeuge, lassen sich aber mit der Kontrolle der Personalien und Fahrzeugpapiere viel Zeit. Die ersten Kilometer in Albanien sind noch nicht berauschend. In den Ortschaften überlaufen die Müllcontainer, wie wenn die Müllabfuhr streiken würde. Skhoder ist das kulturelle Zentrum Nordalbaniens. Nachmittags hat die City wegen der Hitze einen verschlafenen Eindruck hinterlassen. Aber nach dem Sonnenuntergang ist auf den Boulevards und Strassencafés der Bär los. Mit dem anvisierten Camping am Stadtrand von Shkoder haben wir einen Volltreffer gelandet. Sehr gepflegt mit sauberem Pool und allem Drum und Dran. Und ohne Disco an der Poolbar bis weit nach Mitternacht wie andernorts. Seit drei Wochen haben wir tolles Wetter und die Temperatur ist inzwischen auf 35° gestiegen. Erstmals nach bald zwei Jahren sind wir richtig froh, dass unser Carthago eine Klimaanlage eingebaut hat. Ein Wohnmobil an der Sonne heizt sich rascher auf als ein Wohnhaus und dann sind es sofort noch ein paar Grad mehr als draussen.


Shkoder – Shengjin AL, 37 Km

2019-06-27

Der Strassenzustand in Albanien schwankt zwischen ordentlich gut und hundsmiserabel. Selbst auf neueren Autobahnen rumpelt es gelegentlich wegen Unebenheiten oder mangels Dehnungsfugen an Brücken. Sowohl auf Haupt- wie auf Nebenstrassen muss man immer auf Löcher im Belag oder fehlende Dolendeckel gefasst sein. Dann wären da noch frei laufende Tiere, Zweiradfahrer oder Eselskarren, gelegentlich sogar auf der falschen Fahrbahnseite. Nicht genug damit sorgt der Fahrstil der Albaner für weitere Adrenalinschübe und zwingt mich dazu, auch ständig nach hinten zu schauen. Vortritt hat derjenige, der ihn sich nimmt, auch an Kreiseln. Überholt wird mit Todesmut an den unmöglichsten Stellen. Verkehrsregeln oder Verbotsschilder gelten nur für die Anderen. Kurzum, es herrscht Anarchie auf den Strassen. Shengjin ist ein reizloser Low-Budget-Badeort. Hierher sind wir aber nur gefahren wegen dem Restaurant Rapsodia, welches in Reise- und Gastroführern als eines der besten in Albanien geführt wird. Wir nehmen das Menu Degustation mit einem Potpourri an albanischen Gerichten. Es werden in kurzen Abständen etwa 25 Kleinstportionen aufgetischt. Keines dieser Häppchen ist weder schlecht noch bleibt es in unserem Gedächtnis haften. Unsere leise Enttäuschung hält sich in Grenzen, da wir eine wesentlich höhere Rechnung erwartet haben und in der Schweiz für diesen Preis nicht viel mehr als einen Teller Pasta bekommen hätten.


Shengjin – Tirana AL, 74 Km

2019-06-28 to 2019-06-29

Wenn wir schon in der Nähe der Hauptstadt eines Landes sind, so besuchen wir diese auch. Im Fall von Tirana reichen dafür 3-4 Stunden samt Shopping und einem Drink in einem Strassencafé vollauf. Alles was halbwegs sehenswürdig ist, lässt sich bei einem Spaziergang um den riesigen Skanderbeg-Platz erkunden. Von den knapp 3 Millionen Einwohnern Albaniens wohnt rund ein Drittel hier. Die Einfahrt in die Stadt auf der Autobahn suggeriert den Eindruck einer modernen Grossstadt teils mit architektonisch sogar schönen Bauten. Tirana hat aber auch noch andere Gesichter. Hässliche Quartiere mit Wohnbauten aus kommunistischer Zeit und Industrieruinen. Bis 1985 war das Land während vier Jahrzehnten unter dem paranoiden Diktator Enver Hoxha nach aussen komplett abgeschottet. Je nach Quelle hat er zwischen 200‘000 und 750‘000 kleine Bunker zur Abwehr von potentiellen Invasoren bauen lassen. Trotz bedeutenden Schritten zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage ist Albanien immer noch eines der ärmsten Länder Europas.

Vom Camping ausserhalb Tiranas fährt uns ein Student mit seinem Taxi ins Zentrum und holt uns später wieder ab. Unterwegs erzählt er uns pausenlos viele interessante Dinge zu seiner Heimat. Ob in Städten oder auf dem Land ist uns aufgefallen, dass wir noch in keinem Land, nicht mal in Deutschland, so viele Mercedes gesehen haben. Mindestens jeder Fünfte hat einen Stern und nicht etwa alte, ausrangierte Karossen aus Westeuropa. Die meisten sind neuere Modelle und sehr oft sogar der S-Klasse. Unser Fahrer meint dazu, dass das Auto für die Albaner das bedeutendste Statussymbol sei. Und selbst für die heiratswilligen Frauen sei das Fahrzeug der Kandidaten ein gewichtiges Selektionskriterium.


Tirana – Berat- Vlora AL, 120 + 94 Km

2019-06-30 to 2019-07-01

Nächstes Ziel ist die als UNESCO-Weltkulturerbe gelistete Stadt Berat. Wegen ihrer Architektur wird sie als Stadt der tausend Fenster vermarktet. Irgendwie ist die Lust auf städtische Exkursionen verflogen, vermutlich auch wegen der derzeitigen Hitze. Wir geben uns mit einem kurzen Fahrradtrip ins Zentrum zufrieden und fahren am nächsten Tag wieder an die Küste. Badeorte hat es so gut wie in jeder Bucht und in den angesteuerten Campings hat es auch ohne Voranmeldung noch immer einen Platz für uns gehabt.


Vlora – Llogara-Pass - Himara AL, 63 Km

2019-07-02 to 2019-07-03

Wer weiter an der Küste südwärts fahren will wie wir kommt nicht darum herum, über den Llogara-Pass zu fahren. Dieser ist stellenweise eng und steil mit vielen Serpentinen. Schon kurz nach der Mitte steht bereits das erste Fahrzeug mit geöffneter Motorhaube am Strassenrand. Der Überhitzung des Motors vorzubeugen habe ich schon in der ersten Steigung die AC ausgeschaltet. Problemlos schaffen wir es bis zuoberst und ich werde für die Kurbelei am Lenkrad mit einer faszinierenden Landschaft belohnt. Linkerhand ein langgestrecktes Bergmassiv und rechts schweift der Blick nach unten auf die Albanische Riviera und in die Ferne bis nach Korfu.


Himara – Ksamil AL, 73 Km

2019-07-04 to 2019-07-07

Es wird uns viel Abwechslung geboten auf der nur 2-stündigen Fahrt heute. Ein schroffes Küstengebirge mit Serpentinen und viel Rauf und Runter. Landeinwärts eine fruchtbare Tiefebene mit Obst- und Gemüseanbau. Dann wieder faszinierende Sichten auf Buchten und kleine Inseln. Und immer wieder kleinere oder grössere Badeorte. In Ksamil, einem sehr lebhaften Touristenort, stationieren wir uns weit weg von Liegestühlen und Sonnenschirmen auf der Klippe am Rand der Ortschaft. Wir geniessen die Ruhe und die tolle Sicht auf die Bucht und bleiben deshalb drei Nächte.


Ksamil AL – Igoumenitsa - Plataria GR, 79 Km

2019-07-08 to 2019-07-14

Vor dem Grenzübertritt nach Griechenland wartet noch ein albanisches Schmankerl auf uns. Um einem sehr grossen Umweg zu entgehen gilt es, den Verbindungskanal des Butrintsees mit dem Meer zu überwinden. Dazu steht eine zerschrammte Blech-Ponton-Fähre im Einsatz, wie man sie am ehesten noch im tiefsten Afrika erwarten würde. Sie soll schon Tausende von Momos sicher auf die andere Seite gebracht haben. Wir riskieren es und glauben fest daran, dass sie nicht ausgerechnet heute auf die Seite kippt. Danach geht es über die Grenze nach Griechenland. Ein Blick des Zöllners in die Heckgarage, ob sich da nicht Asylanten versteckt haben, und wir sind in Hellas und somit kurz vor dem ersten Ouzo.

Der angesteuerte Camping bei Igoumenitsa gefällt uns ganz und gar nicht. Am nächsten Morgen nichts wie weg und wenige Kilometer weiter finden wir einen Flecken nach unserem Geschmack. Der familiengeführte Platz liegt an einem Privatstrand nur für die Campergemeinde. Auch das Restaurant besuchen wir gerne, weil die Oma die Kochkelle schwingt und authentische Gerichte serviert werden. Und da sind auch noch Luzia und Hans aus Rotkreuz, mit denen wir uns bestens verstehen und öfters mal das Glas zum Anstossen erheben. Und an die fabelhaften Bratwürste von ihrem Metzger in Hünenberg werden wir uns noch lange erinnern! Alles gute Gründe, ausnahmsweise eine Woche am gleichen Platz zu bleiben.


Plataria – Ioannina GR 100 Km

2019-07-15 to 2019-07-16

Wir reissen uns los vom reizenden Camping in Plataria und fahren landeinwärts nach Ioannina. Dessen Zentrum innerhalb einer Festungsmauer ist von engen Gassen und vielen alten Gebäuden aus osmanischer Zeit geprägt. Nachdem wir dies bereits am Nachmittag angeschaut haben, bleiben wir wetterbedingt noch einen weiteren Tag hier am Pamvotida-See. Kein Grund zu klagen, es ist der erste Regentag seit etwa sieben Wochen.


Ioannina – Kastraki - Meteora-Klöster, 111 Km

2019-07-17 to 2019-07-18

Unser nächstes Ziel ist eines der unzähligen Kulturdenkmäler Griechenlands. Hoch oben auf spitzigen Sandsteinfelsen thronen die weltberühmten Meteora-Klöster. Erbaut wurden die Frauen- und Männer-Klöster zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert. Von ursprünglich 24 sind derzeit 6 noch erhalten und werden auch bewohnt. Sowohl landschaftlich wie kulturell ist der Besuch ein absolutes Muss jeder Griechenlandreise. Wir fahren gleich zwei Mal den Berg hoch, zuerst mit dem Bus und dann nochmals mit dem Velo.


Kastraki GR – Kalishta NMK, 276 Km

2019-07-19 to 2019-07-21

Nach den Meteora-Klöstern befassen wir uns mit unserer Rückreise, da wir Anfangs September zu Hause sein wollen. Wir entscheiden uns, den Peloponnes für eine zweite Balkan-Reise aufzusparen. Der Kompass wird auf Norden gestellt und wir fahren bis zum Ohridsee. Fast 100 Kilometer führt unser Weg nochmals durch Albanien, bevor wir die Grenze zum Staat mit dem neuen Namen Nordmazedonien überqueren. Mit einem geschätzten Alter von 2 – 5 Millionen Jahren ist der Ohridsee einer der ältesten Seen der Erde. Für die Einheimischen ist der See ein sehr beliebtes Ausflugs- und Ferienziel. Erst recht jetzt über das Wochenende sind die vielen Strandbäder und Restaurants proppenvoll. Wir machen Ausflüge mit dem Drahtesel vorbei an pulsierenden Stränden nach Strupa und Ohrid. Die verbrannten Kalorien werden dann im familiengeführten Campingrestaurant mit schmackhaften Gerichten wieder ersetzt.


Kalishta – Skopje NMK - Vranje SRB, 201+93 Km

2019-07-22 to 2019-07-23

Den Kosovo müssen wir umfahren, da die Ausreise nach Serbien nur möglich ist, wenn auch die Einreise in den Kosovo via Serbien erfolgt ist. Wir stellen deshalb den Kompass von Nord auf Nord-Ost. Da diese Route an der Nordmazedonischen Hauptstadt Skopje vorbeiführt, schauen wir uns diese auch kurz an. Im Jahre 1963 machte ein verheerendes Erdbeben fast das gesamte Stadtzentrum dem Erdboden gleich und forderte 1070 Todesopfer und 3300 Schwerverletzte. Mit internationaler Hilfe wurde Skopje in den nächsten Jahren wieder aufgebaut. 2010 wurde ein Projekt zur Neugestaltung der Hauptstadt initiiert mit veranschlagten Kosten von 80 Millionen Euros. Entstanden sind in wenigen Jahren 20 Verwaltungsgebäude, Ministerien und Museen in einem pseudo-römischen Monumentalstil. Ferner wurden Denkmäler und Statuen errichtet und Persönlichkeiten der letzten 2500 Jahre zu mazedonischen Nationalhelden gemacht, was zu diplomatischen Verstimmungen mit den Nachbarländern geführt hat. Die Opposition bemängelte die Geldverschwendung für historischen Kitsch und mazedonisches Disneyland. 2017 wurde von der neuen Regierung das Projekt bei inzwischen aufgelaufenen Kosten von über 700 Millionen Euros gestoppt. Nach der Stadtbesichtigung fahren wir im Laufe des Nachmittags noch ein Stück weiter nach Vranje in Serbien.


Vranje SRB – Sofia BG, 189 Km

2019-07-24 to 2019-07-26

Nach einem Ruhetag am Camping-Pool in Vranje fahren wir über einen wenig frequentierten Grenzübergang nach Bulgarien. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt endlich die Erlösung in Form einer Autobahn. Wann immer möglich, sollte man auf Autobahnen und Hauptstrassen bleiben, da fast alle anderen Strassen in Bulgarien grottenschlecht sind. In Sofia findet sich nur weit ausserhalb der Stadt ein Übernachtungsplatz. Am Nachmittag des nächsten Tages fahren wir mit dem Taxi ins Zentrum und besteigen den Hop-On-Bus für eine einstündige Rundfahrt. Das war es dann auch schon. Kaum eine andere europäische Hauptstadt bietet derart wenige Sehenswürdigkeiten. Ein skurriler Hingucker für uns ist das Schienennetz der Strassenbahn (siehe Bilder). Vor wenigen Tagen haben wir zufällig gelesen, dass die Basler Verkehrsbetriebe den Unterhalt von Schienen und Weichen vernachlässigt haben soll und viele Strecken saniert werden müssten. Und nun kommt uns ein vor 2 Jahren von der BVB ausgeschaubtes Tram entgegen. Was dieses ehrwürdige „Basler-Drämli“ in seinen alten Tagen noch ertragen muss! Um nicht ganz vergebens die Stadt besucht zu haben schlendern wir noch durch die Markthalle und finden tatsächlich einige Delikatessen. Bei einer spanischen Bodega können wir nicht widerstehen und verköstigen uns mit feinen Tapas, bevor sich unser Taxifahrer auf Schleichwegen bemüht, die vielen Verkehrsstaus zum Stellplatz zu umfahren.


Sofia – Haskovo - Obsor BG, 236 + 285 Km

2019-07-27 to 2019-07-29

Nach einem Zwischenstopp in Haskovo, im Nachhinein unser schönster Campingplatz in Bulgarien, gelangen wir erstmals im Leben ans Schwarze Meer. Wir sind etwas enttäuscht und werden uns kaum nochmals hierher verirren. Die Adria-Küste mit dem türkisblauen Meer und dem mediterranen Charme hat uns wesentlich besser gefallen.


Obsor BG – Mamaia Nord RO, 251 Km

2019-07-30 to 2019-07-31

Wir steuern weiter nordwärts dem Schwarzen Meer entlang und schon sind wir in Rumänien. Es reiht sich auch hier ein Badeort an den anderen, unterbrochen nur durch Constanta, der wichtigsten Hafenstadt am Schwarzen Meer. Über den nahen Donauzugang öffnet sich hier ein komplett schiffbarer Binnenweg bis nach Rotterdam. Nach Constanta folgt mit Mamaia der Badeort für die wohlhabenden Rumänen und die Jeunesse Dorée. Aber bei weitem nicht alles ist exklusiv und mondän. Auf den etwa 13 Kilometern Sandstrand bis nach Novodari wechseln sich moderne Hotelanlagen ab mit Bauruinen oder lausig renovierten Billigbauten aus kommunistischen Zeiten. Mangels Investitionen ist die Zahl internationaler Touristen in den letzten Jahren stark geschrumpft auf weniger als 10%.


Mamaia Nord – Murighiol RO, 155 Km

2019-08-01 to 2019-08-02

Tagesziel ist das Biosphärenreservat Donaudelta. Vorher füllen wir in Tulcea noch die Vorräte auf. Zurück mit dem Einkaufswagen steckt eine Visitenkarte unter dem Scheibenwischer. Handschriftlich steht noch was geschrieben, aber obwohl Rumänisch eine romanische Sprache ist, verstehen wir kein Wort. Später tanken wir noch Diesel und sehen jetzt den Sinn der Visitenkarte. Hinten rechts, dort wo früher die guten Stossstangen waren, ist ein Sprung in der Kunststoff-Heckschürze. Die Camping-Besitzerin übersetzt uns, dass wir den Verursacher anrufen sollen. Dieser ist inzwischen in Bukarest und er entschuldigt sich zuerst für die verursachten Unannehmlichkeiten. Das angenehme Gespräch ergibt, dass man das europäische Unfallprotokoll auch in Rumänien kennt und wir dieses auf elektronischem Weg ausfüllen und einander übermitteln. Wie man sieht, gibt es überall auch rechtschaffene und anständige Leute.

Nach dem Wolgadelta ist das Donaudelta das zweitgrösste Flussdelta Europas und bedeckt eine Fläche von der Grösse des Kantons Bern. Nahe der Stadt Tulcea teilt sich die Donau in drei Flüsse, bevor sie ins Schwarze Meer mündet. Dieser 70 km lange Abschnitt ist ein Gewirr von Flüsschen, Inseln, Seen, Schilf, Teichen und Bächen. 72% des Deltas stehen unter Naturschutz und sind gelistet als UNESCO-Weltnaturerbe. Das Reservat beherbergt rund 5200 Tier- und Pflanzenarten. Hedy lässt sich dies nicht entgehen und geht um 06.00 Uhr auf eine 4-stündige Bootstour. Mich holen noch so viele Vögel und Frösche um diese Zeit nicht aus dem Bett.


Murighiol - Braila RO, 146 Km

2019-08-03

Vor Tagen ist uns aufgefallen, dass wir trotz aggressiver Fahrweise der Balkanesen und fast 5‘000 gefahrenen Kilometern noch keinen Verkehrsunfall gesehen haben. Heute war es dann doch soweit, jedoch zum Glück nur Blechschaden. Scheint das Resultat eines riskanten Überholmanövers gewesen zu sein. Unser Weg führt weitgehend durch Ebenen mit intensiver Landwirtschaft und kleinen Dörfern. Für eine Erhöhung des Adrenalinausstosses sorgte die Überquerung der Donau auf einer antiquierten Fähre mit schrottreifen Anlegestellen. Auf halben Weg zum geplanten Ziel reicht es uns für heute und wir biegen in Braila ab in einen Camping.


Braila – Berca RO, 155 Km

2019-08-04

Durch anmutige, ländliche Gegenden fahren wir nach Berca, wo uns ein Naturschauspiel erwartet. Die Schlammvulkane „Vulcanii Noroiosi“ sind ein geologisches und botanisches Schutzgebiet in der Grösse von 30 km². Statt Magma verschleudernde Vulkane stellen sich diese als gutmütige Verwandte heraus. Sie befördern nur Wasser, Sedimente und Methan-Gase an die Erdoberfläche. Man kann sich im ganzen Gebiet frei bewegen und muss einzig aufpassen, dass man nirgends im Schlamm stecken bleibt oder den Schuh verliert. Auch die Nase wird nicht gequält, weil kein Schwefel austritt wie bei Lava-Eruptionen.


Berca – Cheia - Busteni RO, 116+78 Km

2019-08-05 to 2019-08-06

Wir kommen in die Karpaten und nächtigen im kleinen Luftkurort Cheia auf einem netten Campingplatz. Recht mühselig zu befahren ist der hoffnungslos überlastete Bratocea-Pass wegen dem LKW-Verkehr Richtung Bukarest, da die Alternativroute zur Zeit für Laster gesperrt ist. Am Tag darauf fahren wir nach Busteni, um das imposante Schloss der rumänischen Adelsfamilie Cantacuzino zu besuchen. Das gleiche Ziel haben auch viele andere und wir haben die grösste Mühe, unseren Camper zu parkieren. Letztendlich sind wir so weit weg, dass wir froh um unsere Fahrräder sind. Leider kann man nur in Gruppen ins Schloss und Führungen finden nur in Rumänisch statt. Wir beschränken uns deshalb auf die Aussenansicht und den Schlosspark.


Busteni – Sinaia - Bran (Törzburg) RO, 61 Km

2019-08-07

Unser nächstes Ziel ist das schönste und neben der Törzburg das bekannteste Schloss Rumäniens. Zwischen 1873 und 1883 wurde Schloss Peles als Sommerresidenz für König Carol I. von Rumänien erbaut. Es ist ein romantisches Märchenschloss, stilistisch angelehnt an süddeutsche Renaissance-Schlösser, wie sie der aus Hohenzollern stammende König aus seiner Heimat kannte. Aussen wie innen ist es mit üppiger Ornamentik dekoriert, was man je nach Geschmack phantastisch oder kitschig finden kann. Ab 1899 liess Carol nur 300 Meter von Peles entfernt für seinen Neffen und Thronfolger Ferdinand I. Schloss Pelisor im Chaletstil errichten. Die nur 160 Zimmer des Schlosses Peles waren ja gar etwas beengend für zwei Familien des Hochadels. Nach einer erschöpfenden Führung fahren wir weiter nach Bran und trösten uns damit, dass wir uns in unserem Camper auf dem Weg ins Schlafgemach nicht verlaufen können.


Bran – Rasnov (Rosenau) RO, 22 Km

2019-08-08

Nach dem Frühstück radeln wir ins Städtchen zur Törzburg. Kein einfaches Unterfangen, weil sich der Verkehr Stossstange an Stossstange auf der Parkplatzsuche durch den engen Ort quält. Die Figur des Grafen Dracula ist der bekannteste Transsilvanier und für viele Touristen, speziell amerikanische, gehört ein Besuch dieses Schlosses zum Pflichtprogramm. Das Schloss ähnelt zwar dem in Bram Stokers Dracula beschriebenen Schloss des Vampirfürsten. Das historische Vorbild Draculas, der walachische Fürst Vlad III. Drăculea, hat es aber nie besessen und wahrscheinlich auch nie betreten. Um Touristen anzulocken, beanspruchen auch andere Orte in Siebenbürgen einen Bezug zu Drăculea, tatsächlich hat jedoch keiner eine historisch bewiesene Verbindung zu ihm. Als wir die Schlange am Kassenhäuschen sehen reicht es uns und wir kehren um zum Camping und fahren nur wenige Kilometer weiter nach Rasnov und besichtigen die dortige Bauernburg.


Rasnov – Brasov (Kronstadt) - Harman (Honigberg) RO , 38 Km

2019-08-09

Seit Mitte des 12. Jahrhunderts zogen deutschsprachige Kolonisten aus dem Mittelrhein- und Moselgebiet sowie Flandern nach Siebenbürgen bzw. Transsilvanien. Ihre Bezeichnung als „Sachsen“ geht wahrscheinlich auf ein Missverständnis zurück. Infolgedessen werden „Sachse“ und „sächsisch“ in Siebenbürgen bis heute synonym mit „Deutscher“ oder „deutsch“ verwendet. In den folgenden Jahrhunderten kamen weitere Migrationswellen aus dem deutschsprachigen Raum, insbesondere Protestanten während der Gegenreformation. Vor dem 2. Weltkrieg war die Zahl der Deutschstämmigen wieder auf fast 300‘000 gestiegen und hatte damit den Stand aus dem späten Mittelalter wieder erreicht. Bis 1948 stieg die Zahl der Rumäniendeutschen auf 345‘0000. Familienzusammenführungen, Kopfprämien der Bundesregierung ab 1967 an das kommunistische Regime für Ausreisewillige sowie die freie Ausreise nach der Grenzöffnung 1989 liess die Zahl der Deutschstämmigen auf weniger als 15‘000 schrumpfen. Es wird uns erzählt, dass die Deutschen eine geschlossene Gemeinschaft bildeten und die meisten von ihnen die rumänische Sprache nicht beherrschten.

Weit kommen wir heute nicht. Aber die Hinterlassenschaft der Deutschen mit ihren schmucken Bauerndörfer und den gut erhaltenen Stadtkernen ist es wert, sich Zeit zu lassen. Kronstadt war neben Hermannstadt während Jahrhunderten das geistige, religiöse und wirtschaftliche Zentrum der Siebenbürger Sachsen.


Harman – Sighisoara (Schässburg) RO,150 Km

2019-08-10

Ab dem 15. Jahrhundert wurden Kirchen mit einer massiven Mauer mit Wehrgängen und Wehrtürmen umgeben. Sie dienten der Dorf- oder Ortsbevölkerung als Rückzugs- oder Verteidigungsbau zum Schutz vor Überfällen und Plünderungen. In der Schweiz gibt es nur drei Kirchenburgen und eine davon ist in Muttenz. In Siebenbürgen dagegen 165 und sieben davon wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Erbaut und instand gehalten wurden sie, um sich gegen die wiederkehrenden Türkeneinfälle zu verteidigen. Nach Schlössern und Burgen der letzten Tage säumen heute die Kirchenburgen unseren Weg.


Sighissoara (Schässburg) RO

2019-08-11

Sighișoara (deutscher Name Schässburg) ist eine Gründung der Siebenbürgener Sachsen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Heute lebt nur noch eine sehr kleine Minderheit von Siebenbürgener Sachsen in der Stadt. Noch im Jahre 1930 bildeten sie die Mehrheit. Wirtschaftlichen Glanz erlangte die Stadt im Mittelalter durch ihre vielen Zünfte, die Handel und Handwerk förderten. Davon zeugen heute noch die teils prächtigen Zunfttürme und Basteien. Das einzigartige historische Zentrum ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.


Sighissoara - Cisnadioara RO, 132 Km

2019-08-12

Ohne danach zu suchen oder Umwege fahren zu müssen, kommen wir unterwegs nach Hermannstadt wiederum an vielen Kirchenburgen vorbei. Jede können wir nicht von innen anschauen, aber einige sind so anziehend, dass wir nicht anders können. So zum Beispiel die im Jahre 1323 erbaute Kirche im Bauerndorf Frauenkirch. Genau wie hier hängen an vielen dieser Kirchen Gedenktafeln an die gefallenen Mitbürger im 1. oder 2. Weltkrieg. Auffallend dabei sind sowohl die Vor- wie Nachnamen, welche darauf schliessen lassen, dass diese Dörfer damals fast ausschliesslich von Deutschstämmigen bewohnt waren.


Sibiu (Hermannstadt) RO

2019-08-13

Bevor wir Siebenbürgen verlassen, statten wir auch noch Hermannstadt, dem einstigen politischen Zentrum der Siebenbürger Sachsen, einen Besuch ab. Wie im Rest Siebenbürgens ist auch hier der Bevölkerungsanteil der Deutschstämmigen nur noch marginal. Von der EU wurde Hermannstadt zur europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2007 erkoren. Nach der Jahrtausendwende flossen deshalb stattliche Summen in Renovierung und Beseitigung der Kriegsspuren und des nach 40 Jahren Kommunismus vernachlässigten Unterhalts der historischen Substanz. Das Zentrum erstrahlt nun wieder im ehemaligen Glanz.


Cisnadioara – Timisoara RO - Szeged H, 296 +158 Km

2019-08-14 to 2019-08-15

Nach einer letzten Übernachtung in Timisoara fahren wir von Rumänien nach Szeged in Ungarn. Abgesehen vom üblen Zustand einiger Strassen hat uns Rumänien in jeder Hinsicht positiv überrascht. Speziell Siebenbürgen ist mehr als nur einen Umweg wert. Obwohl Rumänien und Ungarn EU-Mitglieder sind, stauen sich am Grenzübergang die LKW’s. Bei uns reicht das Schweizerkreuz auf der ID und wir können gleich wieder beschleunigen. Szeged war uns namentlich völlig unbekannt, obwohl es sich mit über 160‘000 Einwohnern um die drittgrösste Stadt Ungarns handelt. Ein kurzer Ausflug vom Campingplatz mit dem Velo zeigt uns ein sehr gepflegtes Stadtzentrum, vorwiegend im Jugendstil erbaut.


Szeged – Budapest H, 174 Km

2019-08-16 to 2019-08-18

Budapest, Hauptstadt Ungarns, ist mit 1,8 Millionen Einwohnern nach Wien die zweitgrösste Stadt an der Donau. Sie entstand erst 1873 als Folge der Zusammenlegung der bis dahin selbständigen Städte Buda, Pest und Óbuda. Mehrmals wurden Buda und Pest durch Mongolen, Osmanen sowie 1838 durch ein verheerendes Hochwasser mit 70‘000 Opfern fast vollständig zerstört und jedes Mal wieder aufgebaut. So auch nach dem II. Weltkrieg nach amerikanischen und britischen Luftangriffen, dreimonatiger Belagerung und Beschuss durch die Sowjetarmee, endend mit der Rückzug der Wehrmacht über die Donau und der Sprengung aller 8 Brücken als letzte Verzweiflungstat. Allein in dieser letzten Phase kurz vor Kriegsende verloren 38‘000 Zivilisten ihr Leben. Nach Wiederaufbau und Restaurierung präsentiert sich Budapest heute als lohnenswertes Ziel auch für ausländische Besucher. Da die Sehenswürdigkeiten in dieser grossen Stadt sehr verstreut sind, ist der Hop-On-Bus das geeignete Transportmittel für uns. Eine Empfehlung unsererseits ist auch die abendliche Fahrt auf der Donau, vorbei am beleuchteten Burgschloss und dem neogotischen Parlamentsgebäude, welches nach dem Vorbild der Westminster Abbey in London errichtet wurde.


Budapest H – Bratislava SK, 212 Km

2019-08-19 to 2019-08-20

Über einen kleinen Grenzübergang fahren wir in die Slowakei. Der Zustand der Strasse und Gebäulichkeiten spottet jeder Beschreibung, wie wenn die Behörden beidseits der Grenze nicht mehr dafür zuständig wären. Bratislava liegt am Dreiländereck mit Österreich und Ungarn und ist damit die einzige Hauptstadt der Welt, die an mehr als einen Nachbarstaat grenzt. Die Stadt ist geschichtlich und kulturell sehr interessant, auch wenn sie mit ihren Sehenswürdigkeiten nicht ganz mithalten kann mit benachbarten Hauptstädten wie Budapest oder Wien. Kulinarisch betrachtet bleibt uns Bratislava in bester Erinnerung, aber nicht wegen der slowakischen Küche. Nach eineinhalb Jahren können wir endlich wieder einmal in einem japanischen Teppanyaki-Restaurant speisen.


Bratislava SK – Wien A, 150 Km

2019-08-21 to 2019-08-24

Nun sind wir bereits in der dritten Hauptstadt angekommen, welche an der Donau liegt, und planen die Exkursionen der nächsten drei Tage. Unsere recht grossen Erwartungen werden noch weit übertroffen. Einfach unglaublich, was diese Stadt an Sehenswürdigkeiten und kulturellen Veranstaltungen zu bieten hat. Wir unternehmen das Möglichste im Wissen, dass wir irgendwann nochmals hierher kommen müssen. Das echte Wienerschnitzel und auch die Sachertorte haben wir jedoch nicht auf einen zukünftigen Besuch verschoben.


Wien – Salzburg A, 308 Km

2019-08-25 to 2019-08-26

Obwohl wir recht viele Städte in letzter Zeit besucht haben, können wir an Salzburg unmöglich einfach vorbeiziehen, zumal wir noch nie hier waren. Die Geburtsstadt von Wolfgang Amadeus Mozart lockt nicht nur wegen ihrem gefeierten Sohn Touristen aus aller Welt an. Die fürsterzbischöfliche Residenzstadt ist auch berühmt für ihre barocke Altstadt, die Festung Hohensalzburg, die Salzburger Festspiele und vieles mehr. Wir kommen wieder bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit.


Salzburg A – Übersee-Feldwies D , 57 Km

2019-08-27 to 2019-08-29

Nach dem stressigen Programm der letzten Wochen mit vielen Exkursionen in von uns erstmals besuchten Städten entspannen wir uns nun drei Tage am reizenden Chiemsee in einem charakteristischen bayrischen Dorf. Gar nichts zu tun haben wir aber nicht, da wieder einmal Putzen und Waschen fällig ist.


Chiemsee A – Wittenbach CH - Gelterkinden, 335+235 Km

2019-08-30 to 2019-09-01

Nach fast 4 Monaten, 15 besuchten Staaten und 8‘000 gefahrenen Kilometern sind wir nun für ein paar Wochen wieder zu Hause. Zuvor sind wir noch zwei Tage in Wittenbach bei St. Gallen geblieben. Mein ehemaliger Chef Giovanni und seine Gattin Silvia haben uns nach kurzfristiger Kontaktaufnahme spontan zu einem feinen Nachtessen eingeladen. Nicht genug damit, haben sie uns auch noch mit zahlreichen lokalen Delikatessen beschenkt. Tags darauf wurden wir auch noch von unseren Panamericana-Freunden Doris und Ruedi eingeladen. Bei ihnen wurden wir mit der von mir heiss geliebten Olma-Wurst vom Grill überrascht. Und Ruedi liess es sich nicht nehmen, uns mit dem Fahrrad zum etwa 7 Kilometer entfernten Camping zu begleiten, damit wir uns im dunklen Wald nicht verirren. Ein riesengrosses Dankeschön den St. Gallern für ihre Gastfreundschaft und die herzliche Bewirtung.

Nachdem die dringendsten Angelegenheiten zu Hause erledigt sind, kommt Traktandum Winter 2019/20 zur Debatte. Wo wollen wir bei angenehmen Temperaturen überwintern? Wir werden uns zu gegebener Zeit wieder melden.


Gelterkinden - Belfort - La Roche de Glun - Sigean - Lleida - Saragossa, 1418 Km

2019-11-15 to 2019-11-19

Es ist wieder einmal so weit und wir fahren den Zugvögeln hinterher in den Süden. Die letzten drei nasskalten Wochen ohne Sonnenstrahlen haben uns gereicht. Und auf besseres Wetter zu warten hatten wir die Geduld verloren. Der Scheibenwischer war daher bis in Südfrankreich im Dauereinsatz. Im Rhonetal zwischen Lyon und Valence lag sogar Schnee auf 150 M.ü.M., die Hautverkehrsachsen waren zum Glück aber gereinigt. Ab Narbonne, vorbei an den Pyrenäen und durch Katalonien zeigten sich erste Sonnenstrahlen. Allerdings sank die Temperatur kurz nach Sonnenuntergang auf den Gefrierpunkt. Wie gut, dass wir eine leistungsfähige Heizung im Womo haben. Nach vier Tagesetappen erreichten wir Saragossa und ich musste dringendst eine Klinik aufsuchen. Abgereist von zu Hause mit einer leichten Erkältung bekam ich über Nacht Schmerzen im Brustbereich und heftige Atemnot. In der Notfallstation nahm sich bereits nach einer halben Stunde eine nette Ärztin meinen gepeinigten Atemwegen an. Sie veranlasste EKG, Röntgen, Blutanalysen, Inhalationen und das übliche Zeugs. Nach fast 5 Stunden verliess ich die Klinik mit der von mir befürchteten Diagnose einer Bronchitis. Schnell zerstreuten sich an der Rezeption die Befürchtungen zum Limit der Kreditkarte. Bescheidene EUR 152 plus EUR 64 in der Apotheke für Medikamente und Inhalator.


Saragossa - Medinaceli - Trujillo - Gelves - El Puerto de Santa Maria E, 1054 Km

2019-11-20 to 2019-11-25

Meine Bronchitis zusammen mit dem scheusslichen Wetter lassen keine Stadtbesichtigungen zu, wie wir sie zum Beispiel in Saragossa gerne gemacht hätten. Also fahren wir in vier Etappen ans Mittelmeer, wo uns tagsüber 18° erwarten sollten. Bis kurz vor Cadiz sind wir in einem Tiefdruckgebiet und zwischen Trujillo und Sevilla giesst es fast pausenlos etwa 200 Km lang wie aus Kübeln. Nahe Cadiz in El Puerto de Santa Maria warten wir drei Tage auf die Überfahrt nach Lanzarote, da die Fähre nur Dienstags ablegt. Für uns wird die Reise einiges kürzer und schneller als für Christoph Kolumbus, welcher von Puerto de Santa Maria zu seiner zweiten Amerikaexpedition aufgebrochen war.


Cadiz – Arrecife - Costa Teguise

2019-11-26 to 2019-11-28

Ohne Vorbuchung fahren wir am frühen Nachmittag zum Fährterminal der Trasmediterranea und finden noch Platz auf der Fähre nach Lanzarote. Dusel hoch zehn nennt man dies, weil das nächste Schiff in einer Woche bereits ausgebucht ist. Wir beziehen unsere Kabine und fast pünktlich heisst es Leinen los. Kaum aus dem Hafen geht die Schaukelei ohne sichtbaren Wellengang bereits los. Für Seebären kein Problem, aber wir Landeier torkeln wie Besoffene durch die Gänge. Nur mühsam können wir einschlafen und wachen auch mehrmals auf. Um 23.00 Uhr am nächsten Tag nach 30-stündiger Fahrt legt die Fähre in Arrecife an und wir brausen los in die Nacht ohne konkretes Ziel. Dies daher, weil Lanzarote keine Camping- oder offiziellen Stellplätze anbietet. Nordwärts der Küste entlang kommen wir nach 10 Kilometern an einen grossen Parkplatz, auf welchem bereits einige Camper stehen. Hier verbringen wir eine ruhige Nacht und holen etwas vom Schlafmanko nach.

Am nächsten Morgen schauen wir uns dann bei Tageslicht an, wo wir gestern Nacht gelandet sind. Der Ort heisst Costa Teguise und ist ein landestypischer Badeort mit einer Vielzahl an Shops und Restaurants. Abseits von der Küste im Innern von Lanzarote werden wir zu gegebener Zeit sicher attraktivere Orte finden. Das wesentlichste für den Moment ist jedoch der strahlend blaue Himmel und 24°.


Lanzarote, 1. Inseltrip

2019-11-29

Die Kanarischen Inseln sind 1000 Kilometer vom spanischen Festland und 100 Kilometer von Marokko entfernt. Geologisch gehört die Inselgruppe zu Afrika und politisch zu Spanien. Entstanden sind die Inseln durch unterseeische Vulkanausbrüche. Am eindrücklichsten sichtbar ist dies auf Lanzarote infolge Vulkanismus bis in die Neuzeit. In den Jahren 1730 bis 1736 und 1824 veränderten Eruptionen aus 30 neuen Vulkankratern die Geologie der Insel komplett. In den Ferienorten an den Küsten bekommt man davon nicht allzu viel mit, weshalb wir uns für 3 Tage ein Auto mieten. Damit fahren wir kreuz und quer die Insel ab, was dank guten Strassen und kurzen Distanzen ein leichtes Unterfangen ist. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt nur 58 Kilometer und Ost-West nur 34 Kilometer.


Lanzarote, 2. Inseltrip

2019-11-30


Lanzarote, 3. Inseltrip

2019-12-01


Lanzarote

2019-12-02 to 2019-12-08

Nach 4 prächtigen Tagen hat sich die Wetterlage verschlechtert. Immer noch knapp 20°, aber ein kräftiger Wind aus Nordost treibt fortlaufend Wolken über die Insel. Und jede öffnet für einige Minuten die Schleusen. Diese kurzfristigen Wechsel zwischen Sonnenschein und Regenschauern erschweren unsere Outdoor-Aktivitäten. Und so passiert es halt, dass es uns beim Radeln erwischt und wir tüchtig geduscht werden. Unseren Standplatz haben wir zwei Mal gewechselt. Zuerst auf einen Parkplatz in Playa Honda beim Airport von Lanzarote und dann an die Lavaküste bei den Salinas de Janubio. In Playa Honda konnten wir noch einen Spezialisten finden, der unsere Satelliten-Schüssel neu justiert hat. Weil wir sehr weit im Süden sind, musste wegen der Erdkrümmung der LNB-Winkel verstellt werden. Gerade noch rechtzeitig, um unsere Ski-Asse in Lake Louise und Beaver Creek zu sehen.


Fuerteventura

2019-12-09 to 2019-12-14

Lanzarote und Fuerteventura liegen nur 11 Kilometer auseinander. Nach 30 Minuten legt die Fähre bereits an in Corralejo und wir suchen uns einen ersten ruhigen Stellplatz. Auch Fuerteventura bietet so gut wie keine Infrastruktur für Camper. Am nächsten Tag verschieben wir uns südwärts nach Caleta de Fuste. Wir nehmen uns auch hier ein Mietauto und erkunden die folgenden zwei Tage die Insel in alle Richtungen. Wirklich sehenswertes gibt es nicht allzu viel. Die zweitgrösste Insel der Kanaren ist sehr dünn besiedelt, niederschlagsarm und dementsprechend karg. Halbwüsten mit Tendenz zu Wüsten prägen das Landschaftsbild und der teils heftige Regen im Winter fliesst mangels Vegetation fast ungenutzt ins Meer ab. Die jährlich gut 2 Millionen Touristen kommen hierher wegen den langen, feinsandigen Stränden an der Ostküste oder den tollen Windbedingungen für Surfer. Die Auswüchse dieses Massentourismus sind unübersehbar wie an den spanischen Festlandküsten. Überdimensionierte Hotelkomplexe sowie Bauruinen als Überbleibsel der Wirtschaftskriese 2008/9 verschandeln da und dort die Landschaft. Da hat uns Lanzarote besser gefallen mit den schwarzen Lavafeldern, schneeweissen Dörfern und einer Höhenbeschränkung auf 2 Stockwerke.


Fuerteventura - Gran Canaria, Las Palmas

2019-12-15 to 2019-12-16

Auf die Fähre und ab auf die nächste Insel. Nach knapp 3 Stunden fahren wir in Las Palmas vom Schiff. Mit 380‘000 Einwohnern die grösste Stadt der Kanaren. Dass inzwischen finstere Nacht ist ginge noch. Aber das Navi leitet uns durch enge Gassen zum gewünschten Stellplatz. Die letzten 500 Meter sind für unseren Camper auf einer scheusslichen Schotterstrecke dann nicht mehr machbar. Alles wieder zurück durch die Gassen in den Süden der Stadt. Hedy muss zweimal aussteigen um sich zu vergewissern, dass ich mit dem ausschwenkenden Heck in der Dunkelheit nichts touchiere, weil Fahrzeuge bis in die Kurven parkiert sind und ich nicht ausholen kann. Mit dreimaligem Zurücksetzen schaffe ich dies ganz knapp ohne Schaden anzurichten. Am nächsten Tag wollen wir dann bei Tageslicht mehr sehen von Las Palmas, machen die Hop-On-Rundfahrt und einen ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt. Wir hätten uns dies auch ersparen können. Kaum etwas wirklich Sehenswertes, dicht bebaut bis hoch auf die umliegenden Hügel und verstopfte Strassen. Für uns keine Stadt, die wir gerne ein zweites Mal besuchen möchten.


Gran Canaria, 1. Inseltour

2019-12-17 to 2019-12-18

Wir verschieben uns 30 Kilometer südwärts an die Playa de Vargas, unterhalb des Airports. Dort übernehmen wir am folgenden Tag einen Mietwagen und fahren via Las Palmas in die Nordküste, welche dicht bewölkt ist. Alsdann biegen wir ab ins Innere der Insel und kurbeln auf kurvenreichen Strassen in die Höhe. Auf 1300 M.ü.M. sind wir über den Wolken und geniessen eine Sicht aus unserem Cinquecento fast wie aus einem Flieger. Der vulkanische Ursprung ist auch hier unübersehbar. Faszinierende Felsformationen, schroffe Hänge und tiefe Täler. Kaum ebene Flächen und die Dörfer kleben fast wie Schwalbennester an der Hängen. Gran Canaria ist nahezu rund mit einem Durchmesser von 50 Kilometern.


Gran Canaria, 2. Inseltour

2019-12-19

Heute fahren wir westwärts nochmals ins Inselinnere zum Pico de las Nieves. Bei strahlend blauem Himmel bestaunen wir erneut das zerklüftete Bergmassiv von spektakulären Aussichtspunkten aus. Auf dem Heimweg an die Westküste fahren wir südwärts via Maspalomas, um dort nach einem Stellplatz für die Weihnachtstage Ausschau zu halten.


Gran Canaria, 3. Inseltour

2019-12-20 to 2019-12-21

Wo immer möglich cruisen wir auf der Küstenstrasse rund um Gran Canaria. Damit haben wir das wesentlichste der Insel erkundet. Den Ciquecento geben wir mit gefahrenen 550 wieder ab. Mit 35 Franken, wohlverstanden insgesamt für die 3 Tage, war dies ein äusserst billiges Vergnügen. Wie dem Vermieter nach Bezahlung von Steuer und Versicherung noch etwas übrig bleibt, ist uns schleierhaft.


Gran Canaria, Maspalomas

2019-12-22 to 2019-12-25

Vor den Weihnachtstagen dislozieren wir an die Südspitze Gran Canarias nach Maspalomas. Der populäre Badeort ist erst ab 1960 geplant und verwirklicht worden, zusammen mit dem angrenzenden Playa del Inglés. Wir staunen, wie die Tourismusmaschinerie über die Festtage auf Hochtouren läuft. Die Gastronomiebetriebe sind von mittags bis abends durchgehend gut besucht und zur Essenszeit teilweise sogar ausgebucht. Einen Campingplatz für uns gibt es leider auch im weiteren Umkreis keinen. Wir stationieren uns in einer grosszügigen und ruhigen Parkanlage und werden von den Behördenvertretern weder behelligt noch vertrieben. Und wenn wir uns unter die sonnenhungrigen Urlauber mischen wollen, sind wir in einer Viertelstunden mit dem Fahrrad an der Strandpromenade. Heiligabend verbringen aber ganz gediegen zu Hause bei einem, wie könnte es auch anders sein, Fondue Chinoise.


Gran Canaria - Teneriffa

2019-12-26

Wir sind reif für die nächste Insel. Zuerst müssen wir aber vom Süden in den Nordosten Gran Canarias fahren, um auf die Fähre nach Teneriffa zu kommen. Wie immer bisher kommen wir ohne Reservation bereits aufs nächste ablegende Schiff. Angekommen nach nicht ganz zwei Stunden peilen wir einen Campingplatz in Punta del Hidalgo im Nordwesten Teneriffas an. Dort angekommen ist das Tor verschlossen und nirgends haben wir vorgängig im Internet etwas davon gelesen. Es reicht uns gerade noch bei Tageslicht einen ruhigen Parkplatz in der Kleinstadt Tegueste zu finden.


Teneriffa, Puerto de la Cruz

2019-12-27 to 2019-12-28

Nächstes Ziel ist die kleine Hafenstadt Puerto de la Cruz mit 30'000 Einwohnern. Dort angekommen zeigt sich ein ganz anderes Bild. Puerto de la Cruz ist mit umliegenden Gemeinden und Orten verschmolzen und zu einem Ballungsraum von 140‘000 Bewohnern angewachsen. Der auf diesem Inselteil auftretende, feuchte Nordost-Passat, sorgt für eine abwechslungsreiche Vegetation. Erkennbar an ausgedehnten Bananenplantagen, Rebbau und sonstigen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Zum bedeutendsten Wirtschaftsfaktor ist jedoch der Tourismus geworden. In der Altstadt und den Uferpromenaden ist auch mächtig was los. Wir sind zum Glück etwas abseits an einem stillen Plätzchen am Meer stationiert.


Teneriffa, Las Galletas

2019-12-29 to 2019-12-30

Nach 2 Nächten haben wir, mindestens bis Silvester, genug Rambazamba gehabt und verschieben uns an die Südküste. Ausserhalb von Las Galletas können wir auf einem der wenigen Campingplätzen auf den Kanaren wieder einmal geregelt ver- und entsorgen sowie dank Stromanschluss unsere Wohnraumbatterien so richtig vollladen. Unsere Exkursionswünsche ins Inselinnere müssen wir auf nächstes Jahr verschieben. Entweder sind keine Mietautos mehr verfügbar oder der Preis ist mehr als doppelt so hoch wie vor den Feiertagen.


Teneriffa, Silvester in Los Cristianos

2019-12-31

Im Hinblick auf den Jahreswechsel ist es uns nun doch wieder etwas zu eintönig in Las Galletas. Wir dislozieren deshalb nach Los Cristianos, eine der Touristen-Hochburgen in Teneriffa. Einfach unglaublich, wie viele Nordeuropäer über die Festtage hierher an die Wärme geflüchtet sind. Nach einem mongolischen Nachtessen gehen wir für einen Silvester-Drink noch in ein englisches Pub. Umgeben von Briten aus allen Teilen des Königreichs und guter musikalischer Unterhaltung werden wir stimmig zum Jahresende geleitet. Das Thema Brexit vermeiden wir natürlich, um unseren Tischnachbarn den Ausblick auf 2020 und die gute Laune nicht zu verderben.


Teneriffa, Los Cristianos

2020-01-01 to 2020-01-04

Wir bleiben noch einige Tage in einer ruhigen Zone am Rande von Los Cristianos. Einwohner hat der Ort nur 21‘500, aber vermutlich eine mehrfache Zahl an Hotelbetten und Appartements. Vom einstigen Fischerdorf ist nichts mehr stehen geblieben. Eine 16 km lange Uferpromenade mit vielen Badestränden verbindet Los Cristianos nahtlos mit den Nachbarorten Las Américas und Costa Adeje. Wir üben uns mit den Fahrrädern im Slalomfahren zwischen den Spaziergängern! Das Neujahrsdinner gönnen wir uns erst jetzt, weil wir schon in vielen Ländern schlechte Erfahrungen mit Menus an Festtagen gemacht haben. Zu oft erlebten wir eine Massenabfertigung in übervollen Lokalen zu übersetzten Preisen. Aus über 1‘000 Restaurants haben wir perfekt das Richtige ausgewählt (siehe Bilder).


Teneriffa, im Westen der Insel über das Teno-Gebirge

2020-01-05

Wir übernehmen den Mietwagen und machen einen ersten Ausflug in den Westen der Insel. Mit Ausnahme von Los Gigantes säumen keine hässlichen Ferienorte mehr unseren Weg. Wir erleben eine atemberaubende Fahrt über das Teno-Gebirge. Dieses ist durch viele tiefe Schluchten vulkanischen Ursprungs durchzogen, die steil zur Küste abfallen. Auf kürzester Entfernung sind oft Höhenunterschiede von mehr als 500 Metern zu bewältigen. Atemberaubend ist die Strecke auch wegen überforderten Touristen, welche in der Mitte der sehr engen Strasse durch unübersichtliche Kurven geschlichen kommen.


Teneriffa, Parque Nacional del Teide

2020-01-06

Der Küste entlang fahren wir an einigen Badeorten vorbei und biegen dann ab ins Inselinnere. Auf gut ausgebauter Strasse geht es auf über 2‘000 M.ü.M. durch den bezaubernden Parque Nacional del Teide. Wir können uns kaum sattsehen an der einzigartigen Vulkanlandschaft und die Kamera ist im Dauereinsatz. Und so erstaunt es auch nicht, dass der Park ein UNESCO-Weltkulturerbe ist, 2013 der meistbesuchte Nationalpark der EU war und an sechster Stelle unter den Nationalparks weltweit stand. In der Ferne sehen wir den Vulkan Pico del Teide, den wir an einem anderen Tag besuchen werden. Bevor die Nacht anbricht müssen wir uns von dieser faszinierenden Gegend losreissen und an die überbevölkerte Küste zurückkehren.


Teneriffa, Pico del Teide

2020-01-07 to 2020-01-08

Nachdem wir gestern unser WoMo wieder auf den Camping in Las Galletas gestellt haben, zieht es uns heute wieder ins Innere der Insel. Wir kommen bis auf 2350 M.ü.M. zur Talstation der Teleférico und dann ist Schluss, weil die Seilbahn ausgebucht ist. Wir hätten online reservieren sollen. Und so müssen wir uns begnügen mit der Sicht von unten auf den Pico del Teide. Mit einer Höhe von 3715 Metern ist der Vulkan die höchste Erhebung Spaniens. Gelohnt hat sich der Trip trotzdem und es ist gut möglich, dass wir nochmals hochfahren. Nächstes Mal aber mit Reservation der Teleférico.


Teneriffa, Santa Cruz de Tenerife und Taganana

2020-01-09

Zwar sind wir mit der Fähre im Hafen von Santa Cruz angekommen, aber gesehen haben wir von der Hauptstadt Teneriffas nicht viel. Dies wollen wir heute nachholen. Mangels Sehenswertem ist dies jedoch schnell abgehakt und wir fahren an die Nordküste ins Anagagebirge. Die auf dem Grad entlangführende Panoramastrasse lockt mit atemberaubenden Aussichten auf die steile und zerklüftete Küste. Zum Abschluss der Exkursion fahren wir noch die schmale Strasse mit 16% Gefälle nach Taganana runter.


Teneriffa, La Laguna

2020-01-10

Auch der ehemaligen Hauptstadt von Teneriffa, mit offiziellem Namen San Cristobal de La Laguna, statten wir einen Besuch ab. Im 15. Jahrhundert wurden die kanarischen Inseln von den Spaniern erobert und die Urbevölkerung unterworfen und versklavt. Städtebaulich ist der Einfluss der Spanier mit der Gründung und dem Aufbau von La Laguna sehr gut erkennbar. Die schachbrettartig angelegte Stadt glänzt heute mit einem kolonialen Flair. Kirchen, Klöster und Adelspaläste aus dem 16. und 17. Jahrhundert lassen die Universitätsstadt wie ein offenes Geschichtsbuch erscheinen.


La Gomera

2020-01-14

Heute müssen wir früh aus den Federn, um mit unserem Mietauto rechtzeitig die Fähre zur Nachbarinsel zu erreichen. La Gomera ist mit einem Durchmesser von 25 km die zweitkleinste Insel des kanarischen Archipels. Sie bezaubert mit wildromantischen Landschaften und einzigartiger Flora. Hierher zieht es eher Naturliebhaber und Wanderer als sonnenhungrige Badegäste. Trotz bescheidener Grösse bietet das wunderschöne Eiland viel Abwechslung mit bizarren Felsformationen, grossen Bananenplantagen, niedlichen Dörfern, Kiefer- und Lorbeerwäldern, Palmentälern, Kakteen, Agaven und vieles mehr. Nach gefahrenen 130 km kehren wir am späteren Nachmittag sehr zufrieden von diesem faszinierenden Trip zurück auf die Fähre, welche uns in 50 Minuten wieder nach Los Cristianos bringt.


Teneriffa, Nordküste und Parque Nacional del Teide

2020-01-16

Einmal mehr zieht uns die landschaftliche Schönheit Teneriffas in ihren Bann. Via Westküste an die Nordküste und von dort fahren wir nochmals durch den Parque Nacional del Teide. Etwas, das man öfters machen kann, ohne den „déjà vu“-Effekt zu erleben.

Am Samstag fliegen wir aus familiären Gründen für eine Woche nach Basel. Weitere Reiseberichte gibt es erst wieder nach unserer Rückkehr nach Teneriffa.


Teneriffa, Los Cristianos

2020-01-25 to 2020-02-02

Seit 2 Wochen sind wieder zurück auf den sonnigen Kanaren. Besorgte Leser unseres Blogs haben sich bereits Sorgen um uns gemacht. Sorry, aber wir haben die ersten Tage mit Hausarbeiten und Shoppen, aber noch mehr mit Faulenzen verbracht. Hatten wir in der Woche vor dem Abflug nach Basel noch eine „Kaltfront“ mit Tagestemperaturen von unter 20 Grad, so sind es jetzt wieder deutlich über 20 Grad. Genau so lieben wir es und deshalb sind wir ja auch hier. Nach ein paar Tagen haben wir erneut eine „Coche“ gemietet, was unseren Aktionsradius wesentlich vergrössert hat. Viel Neues zu erkunden auf der Insel gibt es allerdings nicht mehr, da wir die meisten Asphaltstrecken bereits abgefahren sind. Stationiert sind wir erneut am Rand der sehr touristischen Südküste. Einziger Pluspunkt dieses Standorts sind die rund tausend im Tripadvisor gelisteten Restaurants im Umkreis von wenigen Kilometern. Von A wie Afghanisch bis Z wie Zypriotisch findet sich für jeden Geschmack und jedes Budget ein geeignetes Lokal. Wir machen ausgiebig Gebrauch von diesem kulinarischen Angebot. Denn auch wer nicht viel tut, soll wenigstens gut speisen.


El Hierro

2020-02-03 to 2020-02-05

Wir lassen unseren Camper auf Teneriffa stehen und schaukeln in zweieinhalb Stunden mit dem Mietwagen auf der Fähre zur kleinsten der sieben Kanareninseln. El Hierro wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat und Geopark erklärt. Die abgelegene Lage und das Fehlen klassischer Strände machen die Insel zum Wohl der Natur für den pauschalen Massentourismus unattraktiv. Die 100 Kilometer lange Küstenlinie besteht zu 90 Prozent aus steilen Klippen. Beeindruckend ist trotz der geringen Grösse die landschaftliche Vielfalt, wie beispielsweise karge Lavawüsten, Nebelwald, Kiefernwälder, Obsthaine, grünes Weideland sowie Ananas- und Bananenplantagen. Nach drei abwechslungsreichen Tagen feiern wir nach der Rückkehr Hedy’s Geburtstag bei einem Fondue Chinoise.


Teneriffa, Las Galletas

2020-02-06 to 2020-02-09

Der Wäschekorb ist voll. Grund genug, um erneut den Camping Nauta in Las Galletas aufzusuchen. Die haben leistungsfähige Waschmaschinen und Tumbler, was leider nur selten der Fall ist. Ein freudiges Wiedersehen erleben wir mit Hanni und Hans-Rudolf in Candelaria. Sie waren 6 Monate lang mit uns in der Panamericana-Gruppe unterwegs. Auch nach 5 Jahren sind wir mit fast allen Mitreisenden noch in regem Kontakt und immer wieder kreuzen sich unsere Wege weit weg von der Heimat. Muss mal gesagt sein, dass Portale wie WhatsApp auch positive Aspekte haben können.


Puerto de la Cruz

2020-02-10 to 2020-02-11

Unsere Zeit auf den Kanaren geht dem Ende entgegen. Ein letztes Mal verschieben wir uns in den Norden von Teneriffa, wo auch der Fährhafen zum Festland ist. In Puerto de la Cruz treffen wir nochmals Hanni und Hans-Rudolf zum Pizza-Essen. Wie auf dem Foto unschwer zu erkennen ist, sind diese riesengross und kosten bescheidene 9 Euros. Hedy und ich schaffen zusammen nicht mal eine, obwohl sie uns ausgezeichnet schmeckt.


von Santa Cruz de Tenerife nach Huelva

2020-02-12 to 2020-02-14

Nur noch 10 Kilometer vom Fährhafen entfernt verbringen wir am Strand von San Andres den letzten Tag auf Teneriffa. Noch ein letztes Mal Sonne tanken und einen Sundowner geniessen, bevor es am nächsten Morgen auf die Fähre geht. In eher mühseligen 32 Stunden bringt sie uns nach Huelva. Die Kulinarik und das Unterhaltungsangebot sind natürlich in keiner Art und Weise mit einem Kreuzfahrtschiff zu vergleichen. Das im Kabinenpreis inbegriffene Buffet wäre aber ganz ordentlich, wenn nicht alle Gerichte lauwarm oder sogar kalt wären. Letztlich ist dies für uns aber nebensächlich. Wir sind schon heilfroh, dass sich der Atlantik friedlich zeigt und wir keine Tabletten gegen Seekrankheit schlucken müssen.


Huelva – Mazagon – Ronda E, 273 Km

2020-02-15 to 2020-02-16

Gestern sind wir erst nach Sonnenuntergang von der Fähre gekommen. Deshalb ging es zum Übernachten gleich in den erstbesten Camping. Am nächsten Morgen fuhren wir zügig nach Ronda, wo wir uns mit Hannelore und Michael aus Lörrach verabredet hatten. Die zwei kennen wir von der zweimonatigen Südafrikareise 2018, von welcher wir auf viele vergnügliche Abende mit den Zweien zurückblicken können. Auch jetzt haben wir uns vieles zu erzählen und bleiben deshalb noch einen weiteren Tag. Etwas Zeit bleibt uns auch noch, das auf einem steil abfallenden Felsplateau gelegene Ronda mit seiner phönizischen, römischen und maurischen Vergangenheit zu erkunden.


Ronda – Ubeda E, 335 Km

2020-02-17

Wir entscheiden uns, dieses Mal nicht der Küste entlang, sondern durch das Hinterland von Andalusien zu fahren. Schnell zeigt sich, dass dies ein kluger Entscheid war. Die Landschaft ist sehr agrarisch geprägt und abwechslungsreich mit den landestypischen weissen Dörfern, Reben, Mandel- und vor allem Olivenbäumen soweit das Auge reicht. Am Nachmittag reicht uns die Zeit noch, das reizvolle Ubeda zu besuchen. Die Stadt gilt als Wegbereiter der Renaissance und der Verbreitung humanistischer Ideen in Spanien und ist als Weltkulturerbe der UNESCO gelistet.


Ubeda – Requena - Granollers E, 311 + 437 Km

2020-02-18 to 2020-02-19

In zwei Tagesetappen durchqueren wir die autonomen Gemeinschaften Kastilien-La Mancha und Valencia im Landesinnern. La Mancha ist mit Abstand das grösste Weinanbaugebiet Spaniens, wirtschaftlich aber eine der ärmsten Regionen des Landes mit einer hohen Arbeitslosenrate. Nur dünn besiedelt und ohne erwähnenswerte Industriebetriebe haben wir die Strasse fast alleine für uns und kommen sehr flüssig und stresslos vorwärts. Da die Gegend auch touristisch gesehen reizlos ist, begegnen uns nicht einmal andere Wohnmobilisten. Bei Valencia kommen wir dann wieder an die dicht bevölkerte Küste und fahren noch bis Granollers, einem Vorort von Barcelona. Auf einen Tagesausflug mit „La Rambla“ am Abend verzichte ich dieses Mal, da wir sonst längere Tagesetappen fahren müssten, um am gewünschten Termin zu Hause zu sein.


Granollers E - Millau F - Thiel-sur-Acolin F - Belfort F - Gelterkinden CH, total 1218 Km

2020-02-20 to 2020-02-23

Inzwischen sind wir bereits seit einer Woche zu Hause und unsere treuen Leser vermuten uns immer noch in Frankreich. Wie immer nach monatelanger Abwesenheit stehen zuerst einige dringende Sachen zur Erledigung an und schon ist der Schlussbericht in Vergessenheit geraten und die letzten Fotos noch nicht bearbeitet. Nun wird auch diese Pendenz erledigt. Nach der Einreise in Frankreich bogen wir bei Beziers ab auf die A75, welche uns durch das „Massif central“ bis Clermont-Ferrand geführt hat. Im Gegensatz zur Strecke der Rhone entlang nach Lyon ist das Verkehrsaufkommen nur sehr gering, obwohl diese Autobahn kostenfrei ist. Auch die bergige Landschaft mit hübschen alten Dörfern und Kleinstädten gefällt uns besser als die mit LKW’s überlastete A7 durch das Rhônetal. Ganz sicher werden wir diese Strecke wieder einmal wählen, uns aber mehr Zeit nehmen und auf Nebenstrassen oder Route Nationale kurven. Erstmals fahren wir über das 2‘460 Meter lange imposante Viaduc de Millau. Mit einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 Metern ist dies das höchste Bauwerk Frankreichs. In Belfort haben wir dann noch die Tanks entleert und unser Womo winterfest gemacht. Für einige Wochen sind wir nun daheim und planen die nächste Reise. Wohin diese führt wissen wir noch nicht, da wir uns momentan auf Einschränkungen wegen der Ausbreitung des Corona-Virus gefasst machen müssen.


Kaiseraugst AG

2020-06-08 to 2020-06-17

Endlich können wir den Zündschlüssel wieder drehen und unseren Camper rollen lassen. 12 Wochen nach dem Lockdown durften nun auch die Campings wieder öffnen. Weshalb Dienstleister wie Kosmetik- oder Tattoo-Studios den Betrieb schon vor Wochen wieder aufnehmen konnten, begreifen wir immer noch nicht. Ist uns nun auch egal, wir können uns wieder frei bewegen und sind gesund und nicht infiziert. Als erstes fahren wir für 10 Tage nach Kaiseraugst auf einen reizenden Campingplatz direkt am Rhein. Hier freuen wir uns, dass wir von Freunden besucht werden. Selbstverständlich ohne Umarmungen und unter Beachtung der Social Distancing Regeln.


Susten/Leuk VS

2020-06-18 to 2020-07-02

Inzwischen sind auch die Grenzen zu unseren Nachbarn wieder geöffnet. Wir bleiben vorderhand aber noch in der Schweiz und fahren nach Jahrzehnten wieder einmal für 2 Wochen ins wunderschöne Wallis. Wir werden uns schon am ersten Tag wieder einmal bewusst, dass auch unsere Heimat unglaublich viel an landschaftlichen und kulturellen Höhepunkte zu bieten hat. Selbstverständlich stehen einige Ausflüge ins Goms und in Seitentäler auf dem Programm. Nach und nach treffen auch noch meine 4 Geschwister ein und wir geniessen die Zeit mit ihnen. Solche Kontakte konnten in den letzten 10 Reisejahren auch WhatsApp oder Skype nicht vollwertig ersetzen.


Crésuz FR

2020-07-03 to 2020-07-05

Nach dem spontanen Familientreff im Wallis folgt die schon länger terminierte Einladung meiner Schwester in ihr Ferienhaus im Greyerzerland. Statt hohen Bergen betört uns hier eine liebliche Landschaft mit ihren landestypischen Chalets. Nebst anderen Köstlichkeiten werden wir natürlich auch mit einem weltberühmten Greyerzer-Käse-Fondue verwöhnt. Es war sooooooooo schön mit euch und wir hoffen auf baldige Wiederholung.


Crésuz - Saint-Aubin - La Brévine - Villers-le-Lac - Besançon F

2020-07-06 to 2020-07-09

Wir cruisen ohne Hast durch den Schweizer und den Französischen Jura. Nebst Ausflügen per Fahrrad geniessen wir auch eine Bootstour auf dem romantischen Doubs. Wir könnten gerne noch länger in dieser Region verweilen, aber die Loire-Schlösser sind unser Ziel. Auch die von mir geliebte grüne Fee (Absinth) im Val de Travers kann mich nicht zurückhalten.


Besançon F

2020-07-10

Schon öfters haben wir Besançon umfahren. Sehr zu Unrecht, wie wir dies heute feststellen konnten. Auf einer Halbinsel, die in einer Schlaufe vom Doubs umflossen wird, liegt die Altstadt mit Bauwerken, welche bis in die Römerzeit zurückreichen. Julius Cäsar wählte diesen Ort 58 v.Chr. aus strategischen Gründen zum Bau einer Stadt und Stützpunkt aus. Wahrzeichen ist die vom berühmten Festungsbauer Vaubain im 17. Jahrhundert erbaute Zitadelle, welche als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet ist. Sie thront auf einem Felsen über der Stadt und ist 11 Hektar gross.


Besançon – Autun F

2020-07-11

Wir durchqueren das Burgund und verschieben die verlockenden Weindegustationen auf ein anderes Mal. Vom Stellplatz in Autun radeln wir noch in das Zentrum der niedlichen Kleinstadt, deren Geschichte bis in die Römerzeit zurückreicht. Auf den Campings und Stellplätzen kommen wir uns als Exoten vor. Wir sind beinahe die einzigen ausländischen Camper, welche sich nach Frankreich gewagt haben. Zum Thema Corona später etwas mehr!


Autun – Bourges F

2020-07-12

Nächste Station ist Bourges, dessen Geschichte sogar bei den Kelten anfängt. Vor der Eroberung durch Julius Caesar war Bourges mit 40‘000 Einwohnern eine der grössten Städte Galliens. Wie immer setzen wir uns auch hier in ein Boulevard-Restaurant zu einem kühlenden Drink hin. In den letzten Tagen waren wir angenehm überrascht über die Corona-Disziplin der Franzosen. Obwohl noch keine gesetzliche Pflicht existiert, tragen fast alle in Geschäften und sonstigen geschlossenen Räumen eine Maske. Fast überall stehen Desinfektionsmittel bereit und sogar Masken werden oft gratis abgegeben. Das Servierpersonal desinfiziert nach jedem Gast den Tisch und oft sogar auch die Speisekarte. Auch im Freien bewegen sich erstaunlich viele sowohl Junge wie Alte maskiert. Aber in dieser Open-Air-Bar kommen nach und nach die Yuppies von der Arbeit und alles rings herum umarmt und knutscht sich. Dieselbe Nachlässigkeit und Ignoranz wie in allen anderen Ländern.


Bourges – Chenonceaux F

2020-07-13 to 2020-07-14

Wir sind angekommen am Ziel dieser Reise, den Loire-Schlössern. Insgesamt 400 Schlösser und Burgen stehen entlang der Loire und ihren Nebenflüssen. Diese einmalige Ansammlung repräsentiert vom Mittelalter an alle Epochen der europäischen Kunstgeschichte. Wegen der Schönheit des Tales fand das höfische Leben bevorzugt hier statt. Im Zeitalter der Loire-Könige im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Politik weitgehend von hier aus bestimmt und nicht mehr in Paris. Unsere Tour beginnt mit einem der meistbesuchten und schönsten Schlösser. Das Wasserschloss Chenonceau steht am Ufer der Cher und überquert diesen durch eine später errichtete Erweiterung.


Chenonceaux - Azay-le-Rideau F

2020-07-15

Bedingt durch die Vielzahl an historischen Gebäuden gibt es  in nächster Zeit nur sehr kurze Tagesetappen. Oft reicht uns beim Vorbeifahren ein Fotostopp, weil wir nicht in jedem Schloss auch noch das Innere besichtigen können und wollen. Zumal sich die Inneneinrichtungen oft sehr ähneln oder auch für uns Laien erkennbar stilistisch aus verschiedenen Epochen stammen.


Azay-le-Rideau - Montreuil-Bellay F

2020-07-16

In der Hoffnung auf bessere Lichtverhältnisse haben wir den Besuch von Château d‘Azay-le-Rideau gestern verschoben. Unser Wunsch wurde nicht erhört, der Himmel ist auch heute Morgen wolkenverhangen. Die beeindruckende Schönheit dieses Wasserschlosses kommt trotzdem zur Geltung. Auf dem Weg zum Übernachtungsplatz kommen uns noch zwei weitere Schlösser vor die Linse. Im ganzen Tal der Loire brummt der Tourismus auch ohne die asiatischen Reisegruppen auf Hochtouren. Zu Hunderten strömen die Besucher in die Schlösser und Parks. Parkplätze und Campings sind fast voll. Und nach 19.30 h bekommt man in vielen Speiserestaurants ohne Reservation keinen Tisch mehr. Wir sind schon mehrmals froh gewesen, dass wir bei den Ersten waren und noch einen Platz ergattern konnten.


Montreul-Bellay – Angers F

2020-07-17

Klicke auf die Bilder um die Beschriftung zu sehen und dann kannst Du blättern….


Angers – Saumur F

2020-07-18

Klicke auf die Bilder um die Beschriftung zu sehen und dann kannst Du blättern….


Saumur – Villandry F

2020-07-19

Klicke auf die Bilder um die Beschriftung zu sehen und dann kannst Du blättern….


Villandry – Amboise F

2020-07-20

Der Stolz von Château de Villandry sind die wohl schönsten Gärten aller Loire-Schlösser. Auf den oberen Ebenen der Terrassenanlage werden Zierpflanzen und auf der untersten Gemüse und Salat angepflanzt. Zehn Gärtner sind ganzjährig damit beschäftigt, botanisch interessierte Besucher zu erfreuen. Letzte Station heute ist die hübsche Kleinstadt Amboise mit seinem imposanten königlichen Schloss auf einem Felsen.


Amboise – Blois F

2020-07-21

Klicke auf die Bilder um die Beschriftung zu sehen und dann kannst Du blättern….


Blois – Sully-sur-Loire F

2020-07-22 to 2020-07-23

Nun sind wir bereits auf dem Rückweg nach Hause und haben uns Château Chambord als Abschluss dieses kurzen Frankreich-Trips aufgespart. Wohl zu Recht gilt es als das prachtvollste aller Loire-Schlösser. König Franz I. liess es als Prunk- und Jagdschloss ab 1519 errichten. 25 Jahre später war das Bauwerk mit seinen 440 Räumen, 365 Feuerstellen und 84 Treppen bis auf Nachbesserungen vollendet. Genutzt wurde das Schloss von gelegentlichen königlichen Jagdgesellschaften und zu Repräsentationszwecken. Die meiste Zeit stand es leer und Franz I. verbrachte insgesamt nur wenige Wochen in Chambord. Eine Verschwendung der Staatsfinanzen wie bei seinen Vorgängern und Nachfolgern. Einiges bescheidener aber immer noch recht gross am Übernachtungsplatz das Château Sully-sur-Loire, welches wir gemütlich beim Feierabend-Bier bestaunen können.


Sully-sur-Loire – Flagey-Echezeaux F

2020-07-24 to 2020-07-25

An der schönen Côte-d’Or im Burgund besuchen wir Hedys Schwester und ihren Schwager in ihrem Ferienhaus. Am ersten Abend geniessen wir die burgundische Gastronomie. Am nächsten Tag fahren sie uns durch die teuersten Lagen des Burgunds mit einem Besuch eines befreundeten Weinbauers. Er lässt seine Weine im Keller und offeriert uns bei dieser Hitze spontan ein kühles Bier vom Fass. Wir sind ihm dankbar dafür. Abends wird grilliert und leider vergessen wir das Fotografieren mit Ausnahme eines Bildes des Grillmeisters. Herzlichen Dank an Therese und Marcel für ihre Gastfreundschaft und die grandiose Bewirtung.


Flagey-Echezeaux – Gray - Belfort - Gelterkinden

2020-07-26 to 2020-07-28

Auf dem Weg nach Belfort kommen wir in ein sintflutartiges Gewitter. Der Scheibenwischer ist überfordert und der Fahrspass ist weg. Wir biegen von der Hauptstrasse ab an einen Stellplatz an der Saone. Dort angekommen scheint bereits wieder die Sonne. Wir bleiben trotzdem und radeln in den gefälligen Ort Gray. Am nächsten Tag geht es nach Belfort, wo wir auf dem dortigen Stellplatz bei der Citadelle von der guten Infrastruktur und dem starkem Wasserdruck profitieren, um die Tanks zu spülen.

Inzwischen sind wir für einige Tage wieder zu Hause. Ein Arztbesuch, Behördenkram und ein Camper-Service stehen an. Das Allerdringendste aber ist ein neuer Smartphone für Hedy. Seit Wochen plagt sie mich tagtäglich mehrmals damit, dass das Gerät beim Telefonieren heiss wird wie eine Herdplatte. Ob es an der Batterie oder ihren Gesprächen liegt ist nun egal. Ab in den nächsten Shop, bevor sie sich die Finger verbrennt und ich den Haushalt übernehmen muss.

Und dann stellt sich die Frage nach unseren nächsten Reisezielen. Aufgrund der aktuell ungewissen Corona-Entwicklung kommen nur die umliegenden Länder der Schweiz in Betracht.


Sempachersee

2020-08-09 to 2020-08-16

Impressionen vom Sempachersee


Luzern, Verkehrshaus der Schweiz

2020-08-17 to 2020-08-18

Impressionen vom Verkehrshaus


Luzern

2020-08-19 to 2020-08-20

Impressionen aus Luzern


Rigi und Umgebung

2020-08-21

Impressionen vom Rigi


Nidwalden

2020-08-22 to 2020-08-24

Impressionen vom Kantonshauptort Stans


Klewenalp

2020-08-25

Impressionen von der Klewenalp


Luganersee

2020-09-07 to 2020-09-08

Nach nicht einmal 2 Wochen zu Hause macht sich der Reisevirus wieder immer stärker bemerkbar. Wie beim Corona gibt es auch bei diesem Virus noch keine Impfung oder Medizin. Wir entschliessen uns, für einige Wochen nach Norditalien zu fahren. Camping lässt sich sehr gut mit den Abstands- und Hygieneregeln vereinbaren. Die Distanz zu den Nachbarn beträgt 10 oder mehr Meter. Mit eigenem Bett, Küche, Dusche und Toilette sind wir völlig autonom. Damit sind wir nicht mehr gefährdet, als wenn wir zu Hause bleiben würden. Und Menschenansammlungen jeglicher Art gehen wir sowieso aus dem Weg. Die ersten zwei Nächte bleiben wir in der Nähe von Agno am Luganersee. Da wir das Tessin nur selten und wenn vor einer gefühlten Ewigkeit besucht hatten, erkunden wir mit einem Mietauto die Region Luganersee mit seinen reizenden Ortschaften.


Desenzano del Garda I

2020-09-09

Einen ersten Stopp in Italien legen wir am Südufer des Gardasees ein. Eine Fahrradtour führt uns nach Sirmione mit seiner imposanten Scaligerburg aus dem 13. Jahrhundert.


Lignano Sabbiadoro I

2020-09-10 to 2020-09-16

Bei strahlendem Wetter und bis zu 34° geniessen wir eine Woche „dolce far niente“ in Lignano. Der Ort erstreckt sich über etwa 8 Km entlang einem breiten Sandstrand. Der Adria-typische, auf Massentourismus ausgerichtete Badeort, ist wegen der kurzen Anreise vor allem bei Österreichern und Süddeutschen sehr beliebt. Kurz vor Saisonende ist nicht mehr viel los, aber das stört uns ganz und gar nicht. Einige Hotels und Restaurant haben bereits geschlossen oder wurden dieses Jahr gar nicht erst geöffnet. Hingegen ist der grosse Campingplatz Pino Mare fast ausgebucht. Und dies bei einem Nachsaison-Preis von 65 Euros für die Premium-Plätze in der ersten Reihe am Meer. Mit Luzia und Hans aus Rotkreuz, welche wir im Juli letzten Jahres in Griechenland kennengelernt haben, verbringen wir einige gesellige Stunden.


Venedig

2020-09-17 to 2020-09-19

Auf dem Rückweg von Lignano bringen wir es nicht über uns, ohne Stopp an Venedig vorbei zu fahren. Um die Stadt quasi für uns alleine zu haben, hätten wir ein paar Monate früher kommen sollen. Allerdings ist es immer noch angenehmer als letztes Jahr im Mai mit den Horden von Kreuzfahrern und asiatischen Reisegruppen. Abgesehen vom Markusplatz und dem Bereich Rialto-Brücke können wir sorglos unmaskiert durch die Gassen schlendern. Zwischendurch müssen wir uns auch mal stärken und das einmalige Ambiente sitzend geniessen. Kein Problem, die Restaurants sind nur mässig belegt und der Abstand zu den Nachbartischen ist genügend gross.


Bologna I

2020-09-20 to 2020-09-21

Unser nächstes Ziel sollte die Altstadt von Ferrara sein, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Leider stehen wir an den zwei Camperplätzen vor einem verschlossenen Tor. Dies obwohl die Plätze nach aktuellstem Campingführer sowie ihrer Homepage ganzjährig geöffnet sein sollten. Wir entschliessen uns zur Weiterfahrt nach Bologna, wo wir auch noch nie waren. Bekannt ist die Stadt für seine Arkaden, welche sich über 38 Km erstrecken und die Bevölkerung vor Sonne und Regen schützen. Wahrzeichen sind die schiefen „Due Torri“ im Zentrum der Stadt, welche im frühen 12. Jahrhundert gebaut wurden. Der kleinere ist 48 Meter hoch und hat an der Krone eine Neigung von 3,2 Metern. Der grössere war mit 97 Metern für lange Zeit das höchste Gebäude Europas. Von den im 12. und 13. Jahrhundert etwa 180 gebauten Türmen in Bologna sind 20 erhalten geblieben. Diese sogenannten Geschlechtertürme finden sich auch in anderen norditalienischen Städten und vereinzelt auch im nördlichen Alpenraum. Sie dienten einerseits der Verteidigung, andererseits auch der Demonstration von Reichtum und Macht einflussreicher Familien. Bekannt ist Bologna auch als eines der kulinarischen Zentren Italiens. Viele Köstlichkeiten kommen von hier, unter anderem die Mortadella. Spaghetti Bolognese hingegen findet sich auf keiner Speisekarte und sollte auch nicht bestellt werden, da man sich damit lächerlich machen könnte. Die Hackfleischsosse wird von den Italienern niemals mit Spaghetti, sondern mit frischen Tagliatelle gegessen.


Greve in Chianti + Siena

2020-09-22 to 2020-09-23

Wir biegen von der Autostrada ab auf die „Chiantigiana“, der Weinstrasse durch das Gebiet des Chianti Classicos. Die Gegend macht einen etwas ausdruckslosen Eindruck, was sicher auch mit dem regnerischen Wetter zu tun hat. In den Dörfern und Weinbergen ist noch keine Aktivität sichtbar, die Lese der Chianti-Trauben beginnt erst im Oktober. Am nächsten Tag besuchen wir nach 33 Jahren wieder einmal Siena. Die mittelalterliche Stadt hat nichts von ihrer Faszination eingebüsst. Es ist noch alles so wie in unserer Erinnerung. Ausser dass sich die Anzahl der Shops und Restaurants in den Gassen massiv erhöht hat.


San Gimignano I

2020-09-24 to 2020-09-25

Unsere Reise in Italien wird immer mehr zu einem Städte-Trip. Dies liegt daran, dass fast nur noch städtische Campings geöffnet sind und uns auch das garstige Wetter nicht in die Natur lockt. Alternativen entlang unserer Route bieten sich unzählige in Form von geschichtsträchtigen Ortschaften mit einem intakten, mittelalterlichen Stadtbild. Und genau so ein Ort liegt auch heute mit San Gimignano am Weg. Der historische Stadtkern ist als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet und besitzt noch 15 von einst 72 Geschlechtertürmen. San Gimignano wird deshalb auch „Manhattan des Mittelalters“ genannt.


Pisa I

2020-09-26 to 2020-09-27

Weil wir quasi daran vorbei fahren, legen wir noch einen Stopp in Pisa ein. Seit unserem letzten Besuch 1987 ist viel geschehen. Nach 13-jähriger Schliessung und umfangreicher Sanierung konnte die Neigung an der Spitze um 44 cm auf 3,9 Meter reduziert und der Untergrund stabilisiert werden. Damit sollte der über 800 Jahre alte Turm für die nächsten 300 Jahre gesichert sein. Wir verzichten dieses Mal auf die Besteigung. Nicht dass wir den Statikern misstrauen würden, aber die 251 Stufen bis zur Spitze schrecken uns ab.


Lucca + Torre del Lago Puccini I

2020-09-28 to 2020-10-01

Das BAG durchkreuzt unsere Reisepläne. Wir haben uns so sehr auf die Cinque Terre gefreut und ab heute ist ausgerechnet Ligurien als einzige Region Italiens auf die Liste der Corona-Risikogebiete gesetzt worden. Wir müssen deshalb umdisponieren und fahren von Pisa nur einige Kilometer weiter für eine Nacht nach Lucca. Das innerhalb einer komplett erhaltenen Befestigunganlage liegende historische Zentrum wird zum Ziel unseres nachmittäglichen Ausflugs mit dem Velo.

Beim Apero auf der Piazza beraten wir die nächsten Ziele. Hedy möchte nochmals ans nur 30 Kilometer entfernte Meer. Badeorte sind nicht mein Ding, aber nach einigem Hin und Her erfülle ich ihr den Wunsch. Weil ein Tief mit Regen und Wind über die Region zieht, verlängern wir den Aufenthalt auf drei Tage. Zwischendurch scheint sogar für eine oder zwei Stunden die Sonne, was wir für eine Fahrradtour in der Umgebung oder ins benachbarte Viareggio nutzen. Dabei immer den Himmel im Auge behaltend, um rechtzeitig umzukehren und um nicht begossen zu werden.


Parma I

2020-10-02

Von der Toscana fahren wir in die Emilia-Romagna nach Parma. Wegen den drohenden Unwettern halten wir uns sicherheitshalber an städtische Campings mit festem Hartbelag unter den Rädern und welche nicht an Gewässern gelegen sind. Die Fahrräder lassen wir in der Garage und nehmen den Bus in die sehenswerte Altstadt. Ob unser Stossgebet für besseres Wetter in der über 1000-jährigen Kathedrale wohl erhört wird?


Cremona I

2020-10-03 to 2020-10-04

Das Piemont muss noch auf uns warten. Die Horrorbilder in der Tagesschau und die Berichte in den Zeitungen veranlassen uns, nur bis nach Cremona zu fahren und dort zwei Tage zu bleiben. Weltberühmt wurde Cremona durch die Geigenbauerfamilien Amati, Guarneri und Stradivari. Beim Schreiben dieser Zeilen haben wir es bis ins Piemont geschafft und stehen nun in einem kleinen Dorf zwischen Asti und Alba. Dass wir Glück hatten mit unserem Abwarten wird uns von Nachbarn bestätigt. Nach den sintflutartigen Niederschlägen ist ihr Camper auf der Wiese eingesunken und musste von einem Traktor aus der misslichen Lage befreit werden.


Agliano Terme - Mango I

2020-10-05 to 2020-10-07

Von Tag zu Tag normalisiert sich die Wetterlage wieder. Wir besuchen die ersten Weingüter und davon hat es im Piemont unzählige. Einer der Stars im Barolo-Gebiet ist Giorgio Rivetti von „La Spinetta“. Vor etwa 20 Jahren genossen wir in einem Restaurant in Riehen einen Barbera von ihm und waren hingerissen. Kurz nach diesem önologischen Höhenflug wurde La Spinetta im 2001 vom Gambero Rosso, dem bedeutensten Weinführer Italiens, zum Weingut des Jahres erkoren. Bis dato haben seine Weine am drittmeisten aller Winzer Italiens die höchste Auszeichnung „Tre Bicchieri“ bekommen. Selbstverständlich stocken wir unsere Vorräte mit einigen Flaschen Nebbiolo, Barbera d’Alba und Barbera d’Asti auf. Den Barolo jedoch lassen wir im Regal stehen. Dreistellige Beträge für eine einzige Flasche liegen bei uns nicht drin.

Alsdann lockt uns das Weingut La Trava in Mango, welches 7 Stellplätze für Wohnmobile anbietet, was wir sehr gerne nutzen. Maria, die gastfreundliche Besitzerin, kredenzt uns ihr gesamtes Sortiment an Weiss-, Rot- und Süssweinen. Und zum Abschluss auch noch ihre Grappas. Ach wie gut, dass wir nicht mehr wegfahren müssen.


Alba I

2020-10-08 to 2020-10-11

Seit heute gilt in ganz Italien Maskenpflicht im Freien. Wir fahren trotzdem nach Alba an die Trüffelmesse, welche im Oktober und November an den Wochenenden stattfindet. Die Besucherzahl ist im Vergleich zu anderen Jahren sehr gering, was uns sehr entgegen kommt. Um es gleich vorwegzunehmen, der Feinschmecker in uns kommt voll auf seine Rechnung. Es sind nicht nur die weltberühmten weissen Trüffel, auch viele andere piemontesische Delikatessen werden auf der Messe und in den Altstadtgassen feilgeboten. Auf den ersten Blick sind die Preise abschreckend hoch. Für 100 Gramm um die 300 € für weissen und rund 60 € für den schwarzen Tartufo. Benötigt werden jedoch nur 5 – 15 Gramm, womit ein Teller Pasta mit weissem Trüffel im Restaurant nur unwesentlich mehr kostet wie ein gutes Fleisch- oder Fischgericht. Und wenn dann die Bedienung den Teller hinstellt und der himmlische Duft in meine Nase strömt, weiss ich schon vor dem ersten Bissen, dass ich richtig gewählt habe. Kurz und bündig, das Piemont ist ein Schlemmerparadies.


La Morra I

2020-10-12 to 2020-10-13

Wir reissen uns los von Alba und fahren nach La Morra, von wo wir mit dem Fahrrad umliegende Orte wie das berühmte Barolo erreichen können. Trotz den kurzen Distanzen nicht immer einfach, weil die Gegend hügelig und oft sogar sehr steil ist. Wir platzieren uns wiederum auf einem Weingut, sehen aber den ganzen Tag über keine Menschenseele. Die ganze Familie und ihre Helfer sind von Sonnenauf- bis untergang im Weinberg oder im Keller beschäftigt. Als letzte Rotweintrauben werden zurzeit die Nebbiolo gelesen für den Barolo, renommiertester und teuerster Wein Italiens.

Bekanntlich kann ich nicht kochen und liebe den Trüffel wahnsinnig. Hedy kocht ausgezeichnet, aber liebt den Trüffel nicht speziell. Also bleibt mir nur das Restaurant für meine kulinarische Befriedigung. Auf einem Ausflug nach Barolo gönne ich mir deshalb nochmals einen Teller Tajarin mit weissem Trüffel. Die Tajarin sind ebenfalls eine piemontesische Spezialität. In diese feinen Eiernudeln werden bis zu 40 Eigelb in ein Kilogramm Teig eingearbeitet. Mit Rücksicht auf meinen Cholesterinspiegel verzichte ich bis zum Ende der Woche auf das Frühstücksei.


Acqui Terme - Cannobio I

2020-10-14 to 2020-10-17

Wir hätten es noch eine Weile ausgehalten im Piemont. Aber wegen anstehenden Terminen müssen wir uns auf den Heimweg machen. Nach dem Besuch von Acqui Terme rasten wir noch zwei Tage in Cannobio am reizvollen Lago Maggiore. Rückblickend noch unser Fazit zum Verhalten der Bevölkerung in Zeiten der Corona-Pandemie. Wir dürfen festhalten, dass wir uns in Italien sicherer gefühlt als in der Schweiz. Seit dem 8. Oktober gilt im ganzen Land die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit. Vom ersten Tag an haben die Italiener sehr diszipliniert und lobenswert zu 99,9 % die verordneten Massnahmen befolgt. Sicher ist die Maske auf Fahrradtouren lästig, aber man gewöhnt sich daran.

Wie sieht unsere Planung für die nächsten Monate aus? Wegen den steigenden Infektionszahlen ändern fast täglich die Regeln für Ein- und Ausreisen, Risiko- und Sperrgebiete sowie Quarantänepflichten. An ein Überwintern auf den Kanaren mit dem Wohnmobil wie letztes Jahr ist nicht zu denken. Auch Destinationen am Mittelmeer sind zumindest für die nächsten Wochen oder sogar Monate ein No-Go. Bleibt uns nichts anderes übrig, als unser WoMo einzuwintern und auf bessere Zeiten zu warten.


Los Cristianos

2020-12-17 to 2020-12-18

Es ist wieder einmal an der Zeit für ein Lebenszeichen von uns. Nach wochenlangem tristem Grau, Nebel, Kälte und Regen haben wir uns kurzfristig entschieden, dem zu entfliehen. Irgendwann sehnt sich der Körper nach Sonne und Wärme. Wir sind deshalb nach Teneriffa geflogen und haben uns für dreieinhalb Monate ein Appartement gemietet. Ausgestattet mit allem notwendigen sind wir darin völlig autonom. Hier geniessen wir Tagestemperaturen von 20 – 24 Grad und können bereits das Frühstück auf dem Balkon mit Sonnenschein geniessen. Auch der tägliche Spaziergang auf der über 7 Kilometer langen Strandpromenade tut uns gut. Es sind bei weitem nicht so viele Touristen wir im letzten Winter hier, sodass das Abstandshalten kein Problem ist. Kurz nach unserer Ankunft sind die behördlichen Auflagen nochmals verschärft worden. Bewirtet werden darf in den Restaurants nur noch im Freien und zu den Nachbartischen ist ein Minimalabstand von 2 Metern einzuhalten. Nach jedem Gast werden Tisch, Sets und Speisekarten desinfiziert. Bis auf wenige Ausnahmen sind sowohl die Einheimischen wie auch die Touristen sehr diszipliniert. Negativ aufgefallen sind uns nur die Briten in ihren Pubs. Sitzen mit nackten Oberkörpern dicht gedrängt an Tischen oder stehen mit der Bierbüchse in der Hand herum. Um solche Lokale machen wir einen grossen Bogen. Wenn wir dieselbe Vorsicht walten lassen wie zu Hause hoffen wir, diesen bösen Spuk gesund zu überstehen.


Teneriffa zum 2ten

2020-12-19 to 2020-12-31

Endlich wieder einmal ein Bericht von uns werden einige denken. Aber die vielen Fotos misten sich nicht von selbst aus und beschriftet werden müssen sie auch noch. Eigentlich eine Arbeit für Regentage, aber die sind sehr selten auf Teneriffa. Uns geht es weiterhin sehr gut und wir fühlen uns sehr wohl hier. Die Corona-Massnahmen sind dank stark gesunkenen Inzidenzen gelockert worden. Restaurants dürfen nun auch im Innenbereich 50% der Tische bewirten und die Ausgangssperre gilt erst ab 23 Uhr. Wir setzen uns jedoch immer draussen an einen Tisch, wo es auch abends sogar ohne Heizstrahler noch angenehm ist. So auch am Silvester bei einem kreativen und exquisiten Menu. Tagsüber stehen Spaziergänge an der Küste oder Ausflüge mit dem Mietauto ins Inselinnere auf dem Programm.


Teneriffa zum 3ten

2021-01-01 to 2021-01-31

Teneriffa liegt auf dem 28. Breitengrad und somit auf gleicher Höhe wie Orlando in Florida, die Baja California von Mexiko oder der Süd-Sinai in Ägypten. Ganzjährige Tagestemperaturen von über 20° haben uns hierher gelockt. Im Verlaufe des Winters kommt es ab und zu vor, dass es am 3715 Meter hohen Pico del Teide oberhalb von 2000 Metern schneit. Für die Einheimischen ein sehr spezielles Schauspiel. Vor allem an Wochenenden sind dann die Zufahrtsstrassen den Berg hoch verstopft und teilweise nur noch im Einbahnverkehr befahrbar. Dies führt dazu, dass die Rückkehr an den Ausgangspunkt mit einem riesigen Umweg verbunden ist. Dies hält aber die Canarys nicht ab von einem Picknick mit der Familie im Schnee. Zweimal haben wir uns auch noch mit Hanni und Hans-Rudolf getroffen, mit welchen wir durch Süd- und Mittelamerika gereist sind. Zuerst an ihrem Zweitwohnsitz in Puerto de la Cruz und dann im Parque Nacional del Teide. Immer wieder erfrischend diese Treffen mit Panamericanos. Dann war wieder einmal mein Geburtstag zu feiern. Dafür haben wir uns für Teppanyaki entschieden und uns von japanischer Kochkunst verwöhnen lassen.


Teneriffa zum 4ten

2021-02-01 to 2021-02-28

Und schon wieder gibt es etwas zu feiern. Zu Hedy’s Geburtstag hat sie sich Sushi gewünscht. Lässt sich leicht erfüllen dank dem ausgezeichneten japanischen Restaurant im Nachbarort. Auf dem Tagesprogramm stehen immer wieder Ausflüge ins Inselinnere, wo uns die faszinierende Vulkanlandschaft jedes Mal aufs Neue begeistert. Inzwischen sind auch unsere Freunde Rita und Jean-Paul aus Oberwil eingetroffen. Zusammen mit Hanni und Hans-Rudolf sind wir nun schon 6 Panamericanos. Da und dort vereinbaren wir uns zu einer kleinen Wanderung verbunden mit einem feinen Essen. Wir fühlen uns weiterhin sauwohl auf der "Insel des ewigen Frühlings". 


Teneriffa zum 5ten

2021-03-01 to 2021-03-31

Vor einem Jahr mussten die Tickets für die Berg- und die Talfahrt zu einer fixierten Uhrzeit auf den Pico del Teide schon Tage im voraus im Internet gebucht werden. Da der Gipfel öfters in den Wolken oder nebelbehangen ist, haben wir dieses Risiko nicht auf uns genommen und verzichtet. Selbstverständlich hätte man auch zu Fuss den Vulkan erklimmen können. Aber bei einer Höhe von 3715 M.ü.M. übersteigt dies unsere Kondition bei weitem. Dieses Jahr war der Betrieb Corona-bedingt oder wegen zu viel Wind öfters eingestellt. Nun hat es nun endlich geklappt. Mangels Touristen konnten wir bei strahlendem Wetter ohne Voranmeldung gleich in die Kabine. Das Abwarten hat sich gelohnt, die Aussicht ist grandios. Von allen Ausflügen in diesem Monat sicher das Highlight. Nachdem die Region Basel noch immer tief im Lockdown ist, haben wir unseren Aufenthalt in Teneriffa verlängert und den Rückflug auf den 17. April umgebucht. Bis dann lassen wir es uns hier gutgehen und hoffen auf einige Lockerungen zu Hause nach den Ostern.


Rückblick auf Teneriffa

2021-04-01 to 2021-04-16

Die wirtschaftliche Lage der Kanaren ist düster, da massenhaft Arbeitsplätze direkt oder indirekt vom Tourismus abhängen. Ferienaufenthalter über die Ostern sind bei weitem nicht so viele wie in anderen Jahren gekommen und viele Rentner aus dem Norden sind inzwischen wieder nach Hause zurückgekehrt. Unzählige grosse Hotels, Restaurants sowie Läden sind schon seit Monaten geschlossen. Kurzaufenthalter für eine oder zwei Wochen kommen kaum noch. Angesichts der kostspieligen PCR-Test sowohl auf der Hin- wie auf der Rückreise sowie eventuellem Einkommensausfall infolge drohender Quarantäne nach der Rückkehr vergeht bei den meisten die Lust auf Sonne und Meer. Einige Zonen oder ganze Strassenzüge in den Touristenhochburgen sind daher wie ausgestorben. Bei San Andres liegen 7 grosse Kreuzfahrtschiffe vor Anker und warten auf bessere Zeiten. Von drohender Betriebsschliessung oder Jobverlust profitieren die noch verbliebenen Gäste. Wir haben den Eindruck, noch selten irgendwo derart als Kunde geschätzt worden zu sein. Von der Verkäuferin im Supermarkt bis zum Kellner im Restaurant geben sich alle grosse Mühe, mit Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft Stammkunden zu gewinnen.

Nach 4 Monaten sind wir nun wieder zu Hause, gerade rechtzeitig zur Eröffnung der Gartenwirtschaften. Wir machen unseren Camper startklar und hoffen darauf, bald ohne Corona-Restriktionen Fahrten innerhalb Europas riskieren zu können.


Tour de Suisse 1. Teil

2021-06-01 to 2021-06-27

Nach der Rückkehr aus Teneriffa mussten wir uns sehr lange zu Hause gedulden. Einerseits wegen den Corona-Restriktionen, andererseits wegen nicht endend wollenden Regenfällen. Sowohl Reisen wie auch Campen macht nur Freude, wenn sich die Sonne wenigstens hie und da mal zeigt. Nach 6 Wochen reicht es uns, bevor uns die Decke auf den Kopf fällt starten wir unseren Camper. Es kann nur noch besser werden und da Auslandreisen corona-bedingt nach wie vor nicht möglich sind, steuern wir nun heimische Destinationen an. Wie kaum ein anderes Land bietet die Schweiz bei kürzesten Distanzen eine Sehenswürdigkeit nach der anderen. Einiges haben auch wir noch nicht gesehen oder wissen es nicht mehr, weil es Jahrzehnte her ist. Die dazugehörigen Bilder publizieren wir insbesonders für unsere ausländischen Blog-Leser, um ihnen die Schönheiten unserer Heimat näher zu bringen.


Tour de Suisse Teil 2

2021-07-10 to 2021-07-22

Damit wir wieder in unsere Nachbarländer einreisen dürfen, lassen wir uns in Einsiedeln zum zweiten Mal piksen. Sowohl die erste wie die zweite Impfung haben wir ohne irgendwelche Nebenwirkungen erlebt. (Wir sind froh, dass bei uns die Vernunft gesiegt hat!!!). Dann besuchen wir Freunde am Lauerzersee, welche wir in Teneriffa kennengelernt haben. Weiter führt uns die kleine Tour de Suisse in die Ostschweiz, an Liechtenstein vorbei ins Bündnerland und durch den San Bernardino ins Tessin. Dann über den Nufenenpass ins Wallis und der Rhone entlang bis zum Genfersee und wieder nach Hause.


Corgignon – Troyes – Resson-le-Long – Beauvais – Amiens F

2021-07-27 to 2021-08-01

Nachdem wir nach der zweiten Impfung auch noch die 14-tägige Karenzfrist abgesessen haben, dürfen wir wieder frei herumreisen in Frankreich. 30 Jahre nach einer Ferienreise entscheiden wir uns nochmals für Normandie und Bretagne. Die ersten 730 Kilometer nordwärts schaffen wir in fünf Etappen. Wir kommen nicht rassiger vorwärts, weil uns immer wieder kulturell und geschichtlich interessante Ortschaften zu einem Stopp verführen. Macht nichts, wir haben Zeit. Sorgen wegen überfüllten Camping- und Stellplätzen haben wir uns bis jetzt vergebens gemacht. Überall hat es noch genügend freie Plätze. Dies liegt auch daran, dass wir so gut wie keinen Schweizern und Deutschen begegnen. Nebst den Franzosen haben einzig Belgier, Holländer und vereinzelt Luxemburger oder Spanier einen Frankreich-Trip gewagt.


Amiens - Morlay Ponthoile – Treport – Dieppe – Etretat F

2021-08-02 to 2021-08-07

Wir sind an der Küste der Normandie angekommen und das Wetter ist weiterhin garstig. Sonne, Regen und dunkle Wolken wechseln sich fast stündlich ab. Dies macht Velotouren schwer planbar, weil wir ja nicht nass werden möchten unterwegs. Wir steuern deshalb eher Ortschaften an, wo mich die Regentropfen zu einem Pastis im Bistro verführen können. Die Zahl der Camper hat jetzt an der Küste massiv zugenommen und an den Hotspots sind die schönen Plätze im Laufe des Nachmittags besetzt. Die bekanntesten Ausflugsziele sind nicht nur an den Wochenenden überlaufen. Am schlimmsten war es in Etretat und dies auch deshalb, weil die letzte Netflix-Serie «Lupin» hier gedreht wurde.


Honfleur – Bayeux – Ste. Marie-du-Mont – Barfleur – Hirel – Beaussais-sur-Mer F

2021-08-08 to 2021-08-14

Sommerliches Wetter mit entsprechenden Temperaturen ist weiterhin nicht in Sicht. Nur zwei Mal konnte ich für wenige Stunden die kurzen Hosen aus dem Schrank nehmen. Einen trostlosen Anblick bieten auch die schönen Sandstrände. Statt Sonnenanbeter zeigen sich nur einige wenige Spaziergänger, kälteresistente Wasserratten oder Wassersportler in Neopren-Anzügen im oder am Atlantik. Sehr gut besucht sind dafür die Restaurants sowohl in den Innenstädten wie auch in den Strandzonen. Mangels Reservation sind wir schon weggewiesen worden oder haben gerade noch einen der letzten Tische bekommen. Das erstaunliche dabei ist, dass in ausnahmslos jedem Lokal im Eingangsbereich das COVID-Zertifikat verlangt und gescannt wird. Und trotzdem sind viele Lokale zu den Essenszeiten ausgebucht, obwohl doch erst etwa die Hälfte doppelt geimpft ist.


Plougrescant – Clèder – Plouararzel – Douarnenez – Concarneau – Quiberon F

2021-08-15 to 2021-08-22

Weiterhin der Küste entlang sind wir nun fast am südlichen Ende der Bretagne angelangt. Und endlich nach fast 4 Wochen dürfen wir uns an sommerlichem Wetter erfreuen. Dies muss gefeiert werden und was wäre da angebrachter als ein bretonischer Hummer.


La Baule – Nantes – Saint-Nazaire – Ile de Noirmoutier F

2021-08-23 to 2021-08-29


La Rochelle – Ile de Ré – Châteauroux – Flagey-Echezeaux – Belfort - Gelterkinden

2021-08-30 to 2021-09-06


Sempacher- und Vierwaldstättersee

2021-09-12 to 2021-09-19

Nach ein paar Tagen zu Hause der nächste Trip zuerst an den Sempachersee und dann nach Luzern zum 3-tägigen Treffen mit unseren Panamericanos. Mehr als 6 Jahre sind es her, dass unsere gemeinsame Panamericana-Reise nach dem Grenzübertritt in die USA zu Ende gegangen ist. Und nun sind 13 von 20 Wohnmobile aus verschiedensten Regionen der Schweiz und Deutschlands im Lido Luzern eingetroffen. Das zeigt eindrücklich, mit was für einer großartigen und harmonischen Gruppe wir 6 Monate in Süd- und Mittelamerika unterwegs waren. Die anderen 7 wären wohl auch gekommen, wenn sie nicht zum Teil auf anderen Kontinenten unterwegs wären oder ihren Camper inzwischen verkauft hätten. Guido und Martha haben ein tolles Programm mit Rigi-Ausflug und Exkursionen in die Stadt organisiert. Die übrige Zeit verbringen wir mit geselligem Beisammensein und Auffrischen unserer Reiseerlebnisse.


Via Hünenberg in den Jura

2021-10-09 to 2021-10-20

Wir sind eingeladen zum 70. Geburtstag von Hans in einer Besenbeiz in Hünenberg. Ihn und seine Liebste Luzia haben wir auf einem Camping in Griechenland kennengelernt und waren seither stets in Kontakt. Ein würdiger Anlass mit exquisiten Speisen und Getränken, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Dann führt unser Weg nach Solothurn, Grandson, Estavayer-le-Lac, Saint-Ursanne und dem französischen Jura wieder zurück nach Hause.


Bad Krotzingen – Mainz - Köln

2022-06-06 to 2022-06-08

Nach der Rückkehr von Teneriffa Anfangs März hat uns an der Basler Fasnacht der Corona-Virus erwischt. Zum Glück aber nur mit sehr harmlosen Symptomen. Dann hatte Hedy einen Bandscheiben-Vorfall und 17 Sitzungen beim Physiotherapeuten. Nicht genug damit kam von den Medikamenten noch eine Darminfektion mit mehrtätigem Spitalaufenthalt dazu. Mit 2 – 4 Terminen pro Woche bei Ärzten und Physio war in diesen 3 Monaten nichts mit Nomaden-Leben. Nun ist sie wieder reisefähig und wir können den Camper starten in Richtung Schweden.

Bis wir alles eingeräumt und verstaut haben ist es bereits so spät, dass wir nur noch bis nach Bad Krotzingen kommen. Beim Aufwachen nach der ersten Nacht plagt uns ein sehr unangenehmer Geruch. Wir gehen der Sache nach und stellen fest, dass es in der Garage noch mehr stinkt und dass die Aufbau-Batterien warm sind. Wir gehen sofort vom externen Strom und entscheiden uns, zu einem Carthago-Händler in Mainz zu fahren. Die sind zwar sehr hilfsbereit, haben aber nur eine statt drei Batterien und auch keinen freien Termin in den nächsten Tagen für den Einbau. Man verspricht uns aber bis zum nächsten Morgen drei Batterien zu besorgen und einen Termin bei einem Auto-Elektriker zu organisieren. Alles klappt bestens und wir sind wie vereinbart um 10 Uhr mit den neuen Batterien bei 6 Polen in ihrer Werkstatt. Der Batterie-Schacht im Zwischenboden ist derart unzugänglich, dass sich der Mechaniker regelrecht verkrümmen muss beim Ausbau der alten und Einbau der neuen Energiespender. Nach einer Stunde ist die Sache erledigt und der Chef, ebenfalls ein Pole, verzichtet auf eine Bezahlung, weil er ebenfalls ein Wohnmobilist sei. Gerührt ab so viel Herzlichkeit sorge ich für einen Kasten Bier für seine Crew nach Feierabend.

Anschliessend fahren wir dem Rhein entlang und an der Loreley vorbei nach Köln.


Köln D

2022-06-09 to 2022-06-10

Für Köln haben wir uns zu einem Stopp entschieden, weil wir Doris und Hans besuchen dürfen, welche mit uns 2014/15 während 6 Monaten auf der Panamericana unterwegs waren. Zudem waren wir noch nie in Köln und mit Hans, einem waschechten Kölner, hätten wir keinen besseren Fremdenführer haben können. Wir erleben zwei intensive und interessierte Tage, finden aber ab und zu auch Zeit für ein entspannendes Kölsch. Bedeutendste Sehenswürdigkeit ist zweifellos der gotische Kölner Dom aus dem 13. Jahrhundert. Weitere historische Gebäulichkeiten finden sich leider nur noch sehr wenige, weil das Zentrum der Stadt 1945 zu 90% komplett zerstört war.


Köln - Tecklenburg - Stade - Kiel - Flensburg

2022-06-11 to 2022-06-16

...


Sonderborg - Kverndrup - Kopenhagen

2022-06-17 to 2022-06-21

Nachdem wir vor 4 Jahren kreuz und quer durch die Stadt gefahren sind und keinen Stell- oder Campingplatz in akzeptabler Distanz zur Innenstadt gefunden haben, sind wir genervt weitergefahren. Nun haben wir es nochmals versucht und 4 Kilometer vom Zentrum einen Übernachtungsplatz gefunden. Und es hat sich gelohnt. Kopenhagen fasziniert uns in jeder Hinsicht.


Ystad - Karlskrona - Kalmar

2022-06-22 to 2022-06-25

Die Hafenstadt Ystad im äussersten Süden Schwedens zählt mit seinen 300 Fachwerkhäusern zu den schönsten Orten des Landes.

Weiter geht die Reise der Ostsee entlang nach Karlskrona, wo wir 2 Nächte verbleiben. Der Ort wurde im 17. Jahrhundert zu einem bedeutenden Marinestützpunkte ausgebaut. Grosse Teile der Hafenanlagen stehen deshalb auf der UNESCO-Welterbeliste. Das Zentrum der Stadt wird von Meisterwerken schwedischer Barockarchitektur gesäumt.

Entlang der Smälandischen Küste führt unser Weg nun zu einer der ältestesten Städte Schwedens. Nebst dem hübschen historischen Zentrum glänzt Kalmar mit einem der besterhaltendsten Renaissanceschlösser Nordeuropas. In seiner Geschichte wurde das auf einer Halbinsel gelegene und befestigte Schloss 22-mal belagert, konnte aber nie erstürmt werden.


Insel Öland

2022-06-26

Von Kalmar aus führt eine 6 Kilometer lange Brücke auf die Insel Öland. Mit einer Länge von 137 Km und maximal 16 Km Breite ist es die zweitgrösste von insgesamt 221'800 Inseln in Schweden. Die Heidelandschaft mit kleinwüchsigen Bäumen und Sträuchern vor allem im Süden verströmt einen kargen Charme. Zahlreiche Sandstrände locken Urlauber und Wochenendausflügler vom Festland hierher. Glücklicherweise sind wir an diesem Sonntagnachmittag auf dem Weg nach Öland, sonst würden wir im Rückreiseverkehr in einem mehrere kilometerlangen Stau stecken. Typisch für Öland sind die Windmühlen, von denen es einst 2000 gab und heute noch 400 erhalten sind.


Berg – Göta-Kanal – Smedjebacken

2022-06-27 to 2022-06-28

Wir übernachten in der Ortschaft Berg, direkt bei der siebenstufigen Schleusentreppe und zwei anschliessenden Doppelschleusen. Die Anlage ist Teil des Göta-Kanals, einem Meisterstück der Ingenieure und der Schwedischen Armee. 58'000 Soldaten schaufelten und pickelten zwischen 1810 und 1832 einen 87 km langen Kanal, welcher ein Teil der 390 km langen Wasserstrasse quer durch Schweden ist und die Nordsee mit der Ostsee verbindet. 24 Jahre nach Vollendung nahm die Eisenbahn den Betrieb auf und der Kanal verlor seine wirtschaftliche Bedeutung. Heute ist der Kanal eine Touristenattraktion und wird in den Sommermonaten rege genutzt von Ausflugsschiffen und Freizeitbooten.


Falun - Gävle

2022-06-29 to 2022-06-30

Bei der Vorbeifahrt stoppen wir in Falun, einer ehemaligen bedeutenden Bergbaustadt. Ab dem 11. Jahrhundert wurde hier intensiv Kupfer abgebaut, bis 1992 die letzte Grube geschlossen wurde. Seit 2001 zählen Bergwerke und Arbeitersiedlung zum UNESCO-Weltkulturerbe. In den letzten Jahrzehnten ist Falun zum schwedischen Zentrum des Skisports geworden. Dann fahren wir weiter bis nach Gävle, einer netten Kleinstadt am bottnischen Meerbusen.


Sundsvall

2022-07-01 to 2022-07-02

Nach 200 Km Fahrt mit Sicht wie in einer Autowaschanlage, gelegentlicher Unterbodenwäsche wegen Wasserlachen und Maximaltempi auf der Autobahn von 60 – 70 km/h werden wir in Sundsvall mit Sonnenschein empfangen. Unsere Walliser-Panamerica-Freunde Vreni und Peter, welche südwärts unterwegs sind, haben es aus dem Norden mitgebracht. Wir geniessen mit ihnen zwei unterhaltsame Tage auf einem netten Campingplatz am Meer.

Sundsvall wurde wie viele andere Städte Schwedens von verheerenden Bränden heimgesucht, weil alle Häuser aus Holz gebaut waren. Beim 4. Grossbrand im Jahre 1888 wurde fast die gesamte Stadt vernichtet und 80% der Bevölkerung war obdachlos. Daraufhin durften nur noch Steinhäuser gebaut werden.


Umea - Jävre - Lulea

2022-07-03 to 2022-07-05

Sonnenschein, liebliche Landschaften, kein Verkehr (auf den Strassen). So macht das Reisen Spass.


Jockfall - Gällivare - Jokkmokk

2022-07-06 to 2022-07-08

Kaum im schwedischen Lappland angekommen kreuzt bereits das erste Rentier unseren Weg. Kurz darauf überqueren wir den Polarkreis. Siedlungen der hier ansässigen Samen sehen wir keine. Da müsste man wohl auf Schotterstrassen in abgelegene Gegenden fahren. Um einen Eindruck von ihrer Kultur zu erhalten, besuchen wir in Jokkmokk das sehenswerte Samen-Museum. 


Pitea - Vidsel - Sorsele - Blattnicksele

2022-07-09 to 2022-07-13

Seit Gällivare sind wir wieder südwärts unterwegs. Nadel-, Birken- oder Mischwälder, reizende Seen oder ein Wasserfall und gelegentlich eine kleine Siedlung. Mehr Abwechslung haben wir seit über 1'000 Kilometern nicht mehr. Selbst die Häuser haben fast alle den gleichen Farbton. Wer hingegen diese Einsamkeit liebt, Trecking- oder Kanu-Touren unternehmen oder Fischen und Jagen will, kommt hier sicher auf seine Kosten. 

Nach zwei unspektakulären Zwischenstopps landen wir am Sandsjön-See. Nur ganz selten haben wir in den letzten 3 Wochen Schweizer getroffen. Auf diesem Camping haben nun fast alle ein CH-Schild. Rührt daher, dass die Besitzer dieses schönen Platzes Schweizer sind. 


Vilhelmina – Östersund – Klövsjö

2022-07-14 to 2022-07-16

Es regnet fast pausenlos. Tagestemperatur maximal 10°. Gefühlt laut Wetterbericht noch einige Grad weniger. Dazu noch ein kalter, böiger Wind. Wir hocken nur noch im WoMo. Und heizen 24 Stunden am Tag. Im Umkreis von Hunderten von Kilometern das Gleiche. Wir flüchten aus diesem Tief und fahren in 3 Tagen fast 700 Kilometer südwärts. Hier zeigt der Thermometer immerhin 15°. Und ab und zu scheint sogar die Sonne. Die Gegend wird immer hügeliger und in Klövsjö treffen wir auf ein beliebtes Wintersportzentrum. Die Hügel sind jedoch keine 1'000 Meter hoch. Demzufolge sind zwischen Tal- und Bergstation nur 300 Höhenmeter. Abstossen und nach wenigen Minuten schon wieder abschwingen. Der Schwierigkeitsgrad ist teilweise trotzdem hoch, weil einige Pisten sehr steil sind.


Idre – Malung – Räda - Arvika

2022-07-17 to 2022-07-22

Wir kommen bis auf 30 km an die Grenze zu Norwegen und fahren durch Ferienregionen mit vielfältigen Angeboten für Sommer- wie auch für Winterurlaube. Im beschaulichen Ort Idre bleiben wir zwei Tage und sehen eine massive Bautätigkeit in Pisten und Infrastruktur.

Zum Wetter nur so viel, dass es täglich besser geworden ist und wir mit Freude und in kurzen Hosen wieder auf Fahrradtouren gehen können.

Der nächste Übernachtungsstopp war so nicht geplant, aber in Malung meinen wir unseren Augen nicht zu trauen. Nach 4 Wochen in einsamen, ruhigen Gegenden erleben wir einen brutalen Szenewechsel. Hier ist sprichwörtlich der Bär los. Jedes Jahr findet in dieser 5’000-Seelen-Ortschaft ein einwöchiges Musik- und Tanzfestival statt, welches 100'000 Besucher aus nah und fern anzieht. Jede Wiese ist voll belegt mit geschätzten total 3'500 Campern. Im Ort drehen amerikanische Strassenkreuzer aus den 50er- und 60er-Jahren pausenlos und mit viel Lärm ihre Runden. Ein Teil davon ist liebevoll gepflegt und die übrigen sind fahrende Schrotthaufen. Einzig die Lautsprecher in Disco-Dimension haben eventuell noch einen materiellen Wert.


Ärjang – Halden N – Tanum - Fjällbacka

2022-07-23 to 2022-07-27

Wir kommen wieder in die Grenzregion zu Norwegen und sehen die gleiche Situation wie in der Schweiz. Die Norweger überrennen die Einkaufszentren in Grenznähe, weil fast alles deutlich billiger ist als zu Hause. Auch die Camping- und Stellplätze sind gut belegt durch norwegische Wohnmobilisten. Wir wählen eine Abkürzung zur Nordsee und fahren 105 Kilometer durch Norwegen. Es erstaunt uns, dass wir an der Grenzstation weder einen Beamten noch ein offizielles Fahrzeug sehen, obwohl ja Norwegen nicht EU-Mitglied ist.

Nach zwei trüben Tagen geniessen wir dann in Fjällbacka wieder einen strahlend blauen Himmel. Der farbenprächtige Ort ist eines der beliebtesten Ausflugziele an der schwedischen Westküste mit zahlreichen Badestränden. Das ehemalige Fischerdorf ist in der Sommerzeit stark frequentiert. Wahrscheinlich ist ein Mehrfaches der knapp 1'000 Einwohner im oder am Wasser präsent. Einen Tisch in einem der besseren Speiserestaurants ergattert man nur mit rechtzeitiger Reservation. Auch Stellplätze sind bereits am frühen Nachmittag ausgebucht. Wir haben Glück und finden ausserhalb des Dorfes in Fahrraddistanz noch ein nettes Plätzchen zum Übernachten.


Hunnebostrand – Trollhättan - Göteborg

2022-07-28 to 2022-08-02

Immer wieder faszinieren uns die Schärenlandschaften entlang der südwestlichen Küste Schwedens. Diese kleinen oder auch grösseren Inseln entstanden in den Eiszeiten durch darüberliegende Eismassen, welche das Gestein abschliffen zu flachen, abgerundeten Formen. Weil sich der Wäscheschrank bedenklich entleert, halten wir seit Tagen Ausschau nach einem Camping mit Waschmaschine. So auch im malerischen Hunnebostrand, wo wir wiederum mit einem Stellplatz vorliebnehmen müssen. In Trollhättan ergattern wir dann den letzten freien Platz und können endlich einen Waschtag einschieben. Die Kleinstadt liegt am Göta-Kanal und nebst der Kanalschifffahrt ist ein trocken gelegter, 32 Meter hoher Wasserfall, sehenswert. Das Wasser der Göta wird komplett umgeleitet zu zwei Wasserkraftwerken. Als Spektakel für die Touristen werden im Juli und August um 15.00 Uhr während einer Viertelstunde die Tore geöffnet.

Göteborg haben wir vor 4 Jahren nur durchquert auf dem Weg zur Fähre nach Frederikshavn. Dieses Mal nehmen wir uns mehr Zeit und radeln 20 Km kreuz und quer durch die zweitgrösste Stadt des Landes mit über 500'000 Einwohnern. Unser Fazit fällt ernüchternd aus. Einen grösseren Umweg ist diese Stadt nicht wert.


Varberg – Falkenberg – Landskrona

2022-08-03 to 2022-08-06

Noch ein paar bildliche Impressionen von der Südwestküste Schwedens, bevor wir dieses für Reisemobilisten faszinierende Land nach eineinhalb Monaten morgen verlassen werden.


Dänemark

2022-08-07 to 2022-08-13

Dänemark ist flächenmässig knapp grösser als die Schweiz, hat aber nur 5,8 Mio Einwohner. Vom Staatsgebiet sind 55 % auf dem europäischen Festland und der Rest sind 1'419 Inseln (ohne Grönland und Faröer), wovon nur 74 dauerhaft bewohnt sind.

Von Malmö fahren wir über die berühmte Öresundbrücke, deren Brückenzoll fast so viel kostet wie die Überfahrt mit der Fähre. Anschliessend durchqueren wir in einer Woche den östlichen Teil Dänemarks über die Inseln Seeland, Lolland, Falster und einige kleine Inselchen. An den Ostseeküsten finden sich Dünen und lange Sandstrände. Demzufolge sind die Badeorte zu dieser Jahreszeit stark frequentiert und man muss früh am Tag ankommen, um noch einen Platz in einem netten Camping zu bekommen. Im Innern dieser Inseln dominiert intensive Agrarwirtschaft das Landschaftsbild. Mehr als die Hälfte der Landesfläche (Schweiz 35%) wird landwirtschaftlich genutzt und es werden hohe Exportüberschüsse erzielt.

Uns hat Dänemark in jeder Beziehung sehr gut gefallen und wir hätten auch noch länger bleiben können. Ein einziger Minuspunkt ist der ständige kühle Wind. Den schätzen aber die vielen Surfer und Kiter umso mehr.


Puttgarden – Grossenbrode – Lübeck

2022-08-14 to 2022-08-17

Wir verlassen Dänemark mit der Fähre von Rodby nach Puttgarden auf der Insel Fehmarn. Zwei Tage verbringen wir auf dieser kleinen Insel, welche von Landwirtschaft und Tourismus geprägt wird. Alsdann geht es über die Fehmarnsundbrücke wieder auf das europäische Festland bis nach Lübeck. Die Stadt liegt an einer Bucht der Ostsee und der Hafen ist einer der grössten deutschen Ostseehäfen. Lübeck gilt als Mutter den Hanse, einer Handelsvereinigung, welche seit dem 12. Jahrhundert bis in die Neuzeit für grossen Wohlstand unter den etwa 200 Mitgliedstädten gesorgt hat. Ein grosser Teil der Altstadt mit über 1'000 Profanbauten ist von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbe aufgenommen worden. Markant geprägt wird das Bild der Altstadt durch die sieben Backsteintürme der fünf Hauptkirchen. Im Strassenbild zeigen sich viele Beispiele der nordischen Backsteingotik und Backsteinrenaissance.


Celle – Steinhude – Papenburg

2022-08-18 to 2022-08-21

Nach Lübeck ist wieder einmal eine längere Etappe angesagt. Allerdings stehen wir von der 4½-stündigen Fahrt wegen einer Baustelle zwei Stunden in einem 8 Kilometer langen Stau. In Celle hebt sich unsere Laune schnell beim Anblick der pittoresken Altstadt. Sie ist von Zerstörungen im 2. Weltkrieg verschont geblieben und wir bestaunen die über 400 unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhäuser. Die Altstadt bildet ein sehenswertes und malerisches Ensemble aus vollständig erhaltenen Strassenzügen und Gassen.

Den nächsten Stopp legen wir im unspektakulären Steinhude ein am Steinhuder-Meer. Eigentlich ist es nur ein kleiner See, aber die skurrile Bezeichnung «Meer» ist in der niederdeutschen Sprache als Binnenmeer zu verstehen.

Papenburg ist bekannt durch die Kreuzfahrtschiffe bauende Meyer-Werft und die Stauung der Ems für die viel Publikum anziehende Überführung der Schiffe in die Nordsee. Die Stadt selbst vermittelt uns durch Windmühle, Kanäle und Ziehbrücken viel Vorfreude auf Holland.


Groningen - Zwolle

2022-08-22 to 2022-08-23

In den Niederlanden angekommen fahren wir bis nach Groningen. Die nächsten Tage wollen wir einige Stadtzentren erkunden, weil uns diese wegen den Grachten (künstlich angelegte Wasserwege) anziehen. Wir suchen uns jeweils einen Stellplatz in der Nähe der Altstadt und radeln dann kreuz und quer den Kanälen entlang und durch reizende Gassen. Das Radfahren erfordert von uns einiges mehr an Aufmerksamkeit als noch in Schweden. Dort waren die Ortschaften fast wie entvölkert und hier wuselt es nur so, vor allem von Radfahrern und Fussgängern. Die Erklärung ist einfach, die Bevölkerungsdichte pro km² ist 18-mal so hoch wie in Schweden und auch fast doppelt so hoch wie in der Schweiz. Am nächsten Tag durchstreifen wir Zwolle, etwas weniger bekannt wie andere Orte, aber ebenfalls besuchenswert.


Amersfoort – Leiden

2022-08-24 to 2022-08-25

Das "Déjà-vu" hat sich bei uns noch nicht eingestellt. Jeder Ort hat seinen besonderen Reiz und wir legen noch einen Halt ein in Amersfoort und Leiden. Auch kulinarisch wird unser Wunsch nach einem Lokal erfüllt, in welchem uns die gesuchte indonesische Reistafel serviert wird. Für holländische Kolonialisten in Java im 19. Jh. war dies ein Festessen und sie haben dieses Gericht in ihre ursprüngliche Heimat mitgebracht. Nebst Gemüsen besteht es aus Fleisch-, Fisch, Hähnchen- und Garnelen-Speisen. Jedes Schälchen ist unterschiedlich orientalisch gewürzt. Für unser Gusto ist es eindeutig das Beste, welches die holländische Küche zu bieten hat.


Hellevoetsluis – Noordwelle – Werendijeke

2022-08-26 to 2022-08-28

Genug Städtetrips für den Moment und wir fahren wieder an die Nordsee. Über Dämme führt die Strasse von Insel zu Insel. Ob natürlich oder künstlich angelegt können wir nicht erkennen. Beeindruckend sind die Bauwerke zum Schutz vor Hochwasser und Sturmfluten. Sie waren notwendig, weil ein Viertel der Niederlande unterhalb des Meeresspiegels liegt. Kilometerlange schöne Sandstrände und Dünen verlocken dazu, hier auf einem der riesigen Parkplätze abseits der Hauptstrasse direkt am Meer zu übernachten. Leider ist dies strikte untersagt und tatsächlich leeren sich im späteren Nachmittag die Plätze. Hunderte von Campern müssen nun ins Inland auf offizielle Campingplätze dislozieren. Wer nichts reserviert hat wie wir ist jetzt im Dilemma. Aber beim dritten Versuch haben wir Glück, weil kurz vor unserem Anruf eine Reservation annulliert worden ist. Am nächsten Abend die gleiche Misere. Aber das Glück ist uns erneut hold und wir kommen, abgelegen in einem kleinen Dorf auf dem Bauernhof eines betagten Ehepaares, zu einem wunderbaren Übernachtungsplatz für bescheidene 25 EUR.


Brügge

2022-08-29 to 2022-08-30

Wir fahren weiter nach Flandern, einem Gliedstaat des belgischen Bundesstaates. Gesprochen und geschrieben wird in diesem nördlichen Teil Belgiens die niederländische Standardsprache. Dies macht uns die Orientierung auch hier gelegentlich schwierig, weil sämtliche Beschriftungen und Hinweisschilder nur in Flämisch sind. Wir bleiben zwei Tage in Brügge, der Hauptstadt der Provinz Westflanderns. Da die Stadt in den letzten Jahrhunderten nie durch Kriege oder Feuersbrünste zerstört wurde, ist das mittelalterliche Stadtbild und die historischen Bauten sehr gut erhalten. Der Stadtkern wird zu den schönsten Europas gezählt und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Nach einer Bootstour auf den Kanälen zur Einstimmung und Orientierung sind auch wir fasziniert.


Brüssel

2022-08-31 to 2022-09-01

Die als Brüssel bezeichnete Metropole und Hauptstadt Belgiens mit 1,2 Mio Einwohnern besteht aus 19 unabhängigen Gemeinden. Die eigentliche Stadt Brüssel im Zentrum ist von 18 Gemeinden umgeben und eng mit diesen verwoben. Sie ist die dritte autonome Region mit einer deutlichen Mehrheit an französisch sprechenden Einwohnern. Das eigentliche Brüssel verfügt über eine sehenswerte, mittelalterliche Altstadt. Dazu viele pompöse Bauten aus dem 19. Jahrhundert, oft in Nachbarschaft zu architektonisch anspruchsvollen Gebäuden aus der Neuzeit in Beton und Glas.


Dinant

2022-09-02 to 2022-09-04

Nach dem hektischen Brüssel ist etwas Ruhe angesagt und so fahren wir in die Ardennen auf einen abgelegenen Campingplatz, wo wir 3 Tage bleiben. Per Fahrrad erkunden wir die Umgebung und besuchen auch die malerische Kleinstadt Dinant an der Maas. Bekanntester Bürger der Stadt ist Adolphe Sax, welcher in den 1840er-Jahren das Saxophon erfand.


Trier

2022-09-05 to 2022-09-06

Nach einer Nacht im Grossherzogtum Luxemburg machen wir einen kurzen Abstecher nach Trier. Im Jahr 16 vor Chr. von den Römern gegründet, beansprucht Trier den Titel, die älteste Stadt Deutschlands zu sein. Sechs noch gut erhaltene Bauwerke aus dieser Zeit sind von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet. Ebenso auch der Trierer Dom und die Liebfrauenkirche aus dem Mittelalter. Der kleine Umweg hat sich jedenfalls sehr gelohnt.


Luxemburg - Nancy F

2022-09-07 to 2022-09-08

Nach Trier fahren wir zurück nach Luxemburg und von dort dem Westufer der Mosel entlang durch das luxemburgische Weinbaugebiet. Nachdem wir noch den Tank aufgefüllt haben und spotbillige Zigaretten gekauft haben, geht es nach Frankreich. Und nun könnte der Eindruck entstehen, dass wir UNESCO-Welterbestätten abklappern. Dass Nancy dort mit dem Place Stanislas und zwei weiteren Plätzen in der Stadt von der UNESCO gelistet ist, erfahren wir erst vor Ort. Stanislaus I. war zwei Mal polnischer König und nach seiner zweiten Absetzung 1737 ernannte ihn sein Schwiegersohn Ludwig XV. zum Herzog von Lothringen. Mit seiner Bautätigkeit bis zu seinem Tod 1766 hat er der Nachwelt ein städtebauliches Meisterwerk hinterlassen. Aber auch der Rest der Innenstadt ist sehr sehenswert.


Saverne

2022-09-09

Als erstem Ort im Bas-Rhin, auch als Unterelsass bezeichnet, übernachten wir in der hübschen Kleinstadt Saverne. Herausragendstes Bauwerk ist Schloss Rohan, welches mit 140 Metern die längste klassizistische Schlossfassade in ganz Frankreich aufweist. Bauherr war der dem französischen Hochadel entstammende Edouard de Rohan. Dank seiner Abstammung wurde er bereits im jugendlichen Alter von 25 Jahren zum Titularbischof geweiht. Nach Erhalt der Kardinalswürde durch den Papst und der Ernennung zum Fürstbischof von Strassburg im Alter von 45 Jahren liess er sich dieses Schloss errichten. Nebst diesem Prachtsbau hat er der Nachwelt bei seinem Tod auch noch einen riesigen Schuldenberg hinterlassen.


Obernai - Ribeauvillé

2022-09-10 to 2022-09-11

Eigentlich wären wir von Saverne in knappen 3 Autostunden zu Hause. Aber die bezaubernde Elsässer-Weinstrasse und das schöne Herbstwetter verlocken zu sehr, die Heimkehr noch zu verschieben. Zumindest die bekanntesten Weinstädtchen kennen wir zwar alle schon, legen hier aber trotzdem immer wieder gerne einen Halt ein. Nicht nur wegen der lieblichen Landschaft, auch wegen den von uns geliebten Elsässer-Spezialitäten.

Das mittelalterliche Obernai wird von einer noch weitgehend erhaltenen Stadtmauer mit 30 Toren und Türmen umgeben. Und die gepflegten Fachwerkhäuser laden zum gemütlichen Flanieren ein.

Ribeauvillé glänzt mit unzähligen blumengeschmückten Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Auch hier wird der Spaziergang zum abwechslungsreichen Vergnügen. Und wenn uns Hunger und/oder Durst plagen, ist die nächste «Winstub» nur ein paar Schritte entfernt.


Riquewihr – Eguisheim

2023-08-01 to 2022-09-13

Nach 14 Wochen und 10'000 Kilometern geht auch diese Reise dem Ende entgegen. Die letzten zwei Tage geniessen wir noch das herrliche Herbstwetter im Elsass vor dem Wetterumsturz. Die Lese der Trauben ist überall in vollem Gange und dies ist die schönste Zeit, um diese reizenden Weinbauorte zu bereisen. Ein paar Wochen bleiben wir nun zu Hause und dann verschieben wir uns wieder südwärts. Irgendwohin, wo im Winter nicht geheizt werden muss und uns ein allfälliger Strom- und Gasmangel nicht so hart trifft!


NEWS

2023-08-01

Liebe Leser unseres Blogs

Seit einem Jahr dokumentieren wir unsere Reisen in einem anderen Reiseportal. Inzwischen haben wir dort auch alle früheren Reisen erfasst. Wir freuen uns, wenn Du dort mal reinschauscht.

www.polarsteps.com/peterholzer

Dear readers of our blog

For a year we have been documenting our trips in another travel portal. In the meantime, we have also recorded all previous trips there. We look forward to you checking in there.